n r. 120 / h er b st 2013 Ern ä hrung [ 3 ] < Cornflakes und gesüsste Frühstücksflocken sind beliebter als gesunde Haferflocken – bewirken aber nur einen kurzfristigen Leistungsschub. haben einen deutlich tieferen BodyMass-Index (BMI) als jene, die manchmal, nur am Wochenende oder fast nie frühstücken. Zudem haben die Frühstück-Esser bei drei von fünf MotorikTests bessere Resultate erzielt als die anderen. Bei Kindern, welche auf die Mahlzeit am Morgen verzichten, leiden die Konzentration und die geistige Leistungsfähigkeit. Wer hingegen ausgewogen frühstückt, kann sich in der Schule richtig konzentrieren und damit besser lernen. Energiespeicher langanhaltend füllen Gesunder Start in den Tag Wer sich am Morgen ein ausgewogenes Frühstück gönnt, lebt besser – dies gilt für Erwachsene ebenso wie für Kinder. Doch was ist unter einem ausgewogenen Frühstück zu verstehen? Und wie sehen die Frühstückgewohnheiten von Schülerinnen und Schülern aus? Von Rahel Brönnimann Das Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages. Diese Aussage würden die Autoren einer kürzlich im Fachmagazin «Circulation»* erschienen Studie sicher unterschreiben: Sie haben herausgefunden, dass Männer, die das Frühstück auslassen, ein 27 Prozent höheres Herzinfarktrisiko haben als Männer, die mit einem Frühstück in den Tag starten. Doch nicht nur für Erwachsene, auch für Kinder ist ein ausgewogenes Frühstück massgebend für eine gute Gesundheit. Frühstück fördert Leistungsfähigkeit Primarschulkinder, die regelmässig frühstücken, sind motorisch leistungsfähiger als ihre Schulkameraden – und sie sind weniger dick. Dies hat letztes Jahr ein Forschungsteam der ETH Zürich* herausgefunden: Seit mehreren Jahren führen die Forscher Sporttests mit Zürcher Primarschulkindern durch und befragen sie zu ihren Ernährungsgewohnheiten. Die Forscher haben gezeigt: Kinder, die regelmässig mit einem Frühstück in den Tag starten, Doch was ist ein gesundes Frühstück? Kinder brauchen am Morgen Kohlenhydrate, um den Energiespeicher aufzufüllen – denn über Nacht werden die Kohlenhydratreserven in Leber und Muskulatur aufgebraucht. Allerdings füllen nicht alle Kohlenhydrate den Speicher langanhaltend: Weissbrot, gezuckerte Flöckli und FrühstückFlakes, aber auch süsse Brotaufstriche wie Marmelade oder Nougat bewirken nur einen kurzfristigen Leistungsschub. Damit die Kinder langanhaltend mit Energie versorgt werden, eignen sich Vollkornbrot oder Haferflocken besser: Sie enthalten Ballaststoffe, die langsam und regelmässig ans Blut abgegeben werden und das Kind langfristig mit Energie versorgen. Ergänzend zu den Kohlenhydraten sorgen Milchprodukte, Obst und Gemüse für ein ausgewogenes Frühstück: Ein Glas Milch, ein Joghurt oder ein Stück Käse füllen den Eiweissspeicher, eine Frucht oder ein Gemüse liefert dem Körper Vitamine und Mineralstoffe. Fortsetzung Seite 4 [ 4 ] n r. 120 / h er b st 2013 Wie regelmässig und was frühstücken Kinder? Die Mehrheit der von der ETH Zürich befragten Primarschulkinder frühstückt täglich – eines von vier Kindern jedoch nicht: 16.6 Prozent essen nur manchmal, 2.9 Prozent fast nie und 4 Prozent nur an Wochenenden Frühstück. Bei den jüngeren Kindern konnten kaum Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen festgestellt werden. Anders bei den älteren Schülern: Die schulärztlichen Untersuchungen der Stadt Bern zeigen, dass Mädchen deutlich häufiger auf die Morgenverpflegung verzichten als Jungen: In den letzten vier Jahren lag der Anteil an Achtklässlern ohne Frühstück und Znüni bei 15 bis 22.8 Prozent – bei den Mädchen lag dieser Anteil immer deutlich höher als bei Jungen. Was die Kinder bei der ersten Mahlzeit des Tages zu sich nahmen, unterschied sich stark: Über 70 Prozent der von der ETH befragten Schulkinder assen Brot mit Aufstrich – am liebsten Nutella, gefolgt von Konfitüre und Honig. Cornflakes (17.8%) und gesüsste Frühstücksflocken (17.8%) waren bei den Kindern beliebter als Müesli (12%). Zu Trinken gab es bei den Meisten Ovomaltine und Schokolade (28.8%), gefolgt von Milch (27.6%) und Wasser (23.3%). Znüni als Muntermacher Selbst wenn die Kinder täglich und ausgewogen frühstücken, darf ein Znüni in der grossen Pause nicht fehlen: Dieses verpasst den Kindern den nötigen Energieschub bis zum Mittagessen. Bei Kindern, die ausgiebig gefrühstückt haben, reicht eine kleine Zwischenmahlzeit – wer am Morgen mit leerem Magen zur Schule geht, sollte beim Znüni kräftiger zugreifen. Die Unterstufenlehrerein Evelyne Gubler erzählt: «Leider haben nicht immer alle Kinder ein Znüni dabei. Die Schülerinnen und Schüler, welche keines haben, klagen oft über Hunger – bereits vor der grossen Pause und anschliessend bis zum Mittagessen. Bei diesen Kindern beobachte ich einen Leistungseinbruch und auch einen Konzentrationsmangel.» Die grosse Mehrheit ihrer Klasse ist aber in der Regel mit Znünis wie Apfel, Banane, Rüebli, Sandwich, Müsli-Riegel, Vollkornsnacks oder einem Stück Brot ausgerüstet. Auch beim Thuner Mittelstufenlehrer Christoph Greuter bringen die meisten Schüler Znüni mit, allerdings in ganz unterschiedlichen Varianten: Von ausgewogenen und gesunden Znünis bis hin zu der vom Schüler selbst eingepackten Familienpackung Paprikachips beobachtet er alles. Bei den von der ETH befragten Schülern hatten drei Viertel ein Znüni dabei – die Mädchen öfter (81%) als die Jungen (69%). Mehr als ein Drittel der Kinder verpflegte sich mit einer Frucht, beliebt waren aber auch Sandwiches, Müsliriegel oder Gemüse. ^ Die Ernährungsscheibe für Kinder stellt fünf Ernährungsbotschaften mit praktischen Tipps bildlich dar. weist in diesem Fall die Ernährungsscheibe der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung. Die Scheibe zeigt auf einen Blick, worauf es bei einer gesunden Ernährung von 5- bis 12-jährigen Kindern ankommt. Ergänzend gibt es einen kurzen Begleittext für Eltern – dieser ist auf www.sge-ssn.ch in zehn Sprachen erhältlich. Ernährungsscheibe für Kinder Mit verschiedenen Projekten versuchen Gesundheitsorganisationen die Bevölkerung für eine genussvolle, aber ausgewogene Ernährung zu sensibilisieren. Ein bekanntes Hilfsmittel ist die Lebensmittelpyramide: Lebensmittel der unteren Pyramidenstufen werden in grösseren, solche der oberen Stufen in kleineren Mengen benötigt. Die Kombination der Lebensmittel im richtigen Verhältnis macht eine gesunde Ernährung aus. Für Kinder ist die Pyramide allerdings nicht immer das richtige Hilfsmittel, um eine ausgewogene Ernährung zu erklären – gute Dienste er- Weitere Informationen zu ausgewogener Ernährung sowie Unterlagen und Materialien finden Sie auf www.sge-ssn.ch oder www.suissebalance.ch. *Quellen: Cahill et al.:Prospective Study of Breakfast Eating and Incident Coronary Heart Disease in a Cohort of Male US Health Professionals, in: Circulation. 2013; 128: 337-343 Baldinger et al.: Swiss children consuming breakfast regularly have better motor functional skills and are less overweight than breakfast skippers, in: J Am Coll Nutr. 2012 Apr;31(2):87-93.