Analytische Chemie III

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AC III – Teil 4 Fröhlich
Martin Prießner
Analytische Chemie III - Teil 3 – Fröhlich
WS 2010/2011
N M R (Nuclear Magnetic Resonance) ist ein Phänomen, das beobachtet wird, wenn man
Kerne gewisser Atome in ein statisches Magnetfeld platziert und diese dann zusätzlich
einem zweiten, oszillierenden Magnetfeld aussetzt.
Ob dieses Phänomen bei Isotopen auftritt hengt davon ab ob das jeweilige Atom einen
Kernspinn besitz. Ist dies der Fall, so können sich, vereinfacht gesagt, die Kernspins dieser
im homogenen Magnetfeld in bestimmte und der Anzahl nach definierte Richtungen
orientieren (Quantelung des Kernspins).
Die Umorientierung der Kernspins zwischen diesen Niveaus, durch Aufnahme
elektromagnetischer Energie, bezeichnet man als Kernspinresonanz (engl. nuclear magnetic
resonance: NMR), sie verknüpft Kernspin und Magnetfeldstärke mit der Energie (E), aus der
direkt die Resonanzfrequenz (ν) abgeleitet werden
kann:
H - Magnetfeldstärke
p - Kernspin
E - Energie
h - Planck’sches Wirkungsquantum
ν − Frequenz
Die für den Chemiker interessante Information eines NMR Spektrums ist die chemische
Verschiebung, die es gestattet, verschiedene Atome des gleichen Atomtyps in einem
Molekülverband zu detektieren. D.h. Atome des gleichen Isotops haben mit unterschiedlicher
chemischer Umgebung ebenso unterschiedliche Resonanzfrequenzen.
Dies ist nur möglich da die Elektronen, die die chemischen Bindungen in Molekülen bilden,
Zusatzfelder erzeugen, welche Abhängigkeit von der chemischen Umgebung und
Funktionalität unterschiedlich stark sind.
Dieser Effekt wird Abschirmung/Entschirmung genannt. Aus diesem Grund variieren die
Resonanzfrequenzen der betrachteten Kernsorte für die einzelnen Atome im Molekülverband
in Abhängigkeit von deren chemischer Umgebung.
Positive Auswirkungen:
• Mechanismus- und Reaktivitätsbetrachtungen geläufigen induktiven und mesomeren
Effekten (+I, -I, +M, -M)
• Multiplizitätsanalyse und Frequenzabstand (= Kopplungskonstante J) von
Liniengruppen, die durch Wechselwirkung der Kernspins benachbarter Atome (=JKopplung) entstanden sind
Zusammengefasst liefert diese Methode Konstitutions-, Konfigurations- und
Konformationsaussagen, was ein unverzichtbares Werkzeug in der Strukturaufklärung ist.
Physikalische Grundlage:
In der klassischen Mechanik ist der Drehimpuls einer Masse proportional zum Drehmoment
(rotierender Kreisel). In ähnlicher Weise erzeugt ein kugelförmiger Atomkern (= Masse),
dessen Kernladung und Masse, zusammengesetzt aus Beiträgen der Protonen und
Neutronen, um eine Achse rotiert, unter der Voraussetzung, dass er einen Kernspin p (=
Drehimpuls) aufweist, ein magnetisches Moment µ (= Drehmoment).
Das Magnetische Moment µ und
Kernspin p sind über γ, das
gyromagnetische Verhältnis,
zueinander proportional. Dieses
γ ist eine Stoffkonstante, die für
der
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AC III – Teil 4 Fröhlich
Martin Prießner
jedes NMR-aktive Isotop einen
anderen Wert aufweist und letztlich, weil sie die Größe von µ festlegt, ein Maß für die
Empfindlichkeit des betrachteten Kernes ist. Sie stellt aber auch einen Faktor dar, der die
Resonanzfrequenzverhältnisse der einzelnen Isotope untereinander bestimmt.
Es lässt sich quantenmechanisch auf
Basis der Schrödinger- Gleichung zeigen,
dass nur gewisse Werte für den Kernspin
p erlaubt sind, dieser daher "gequantelt"
ist:
Die Quantelung des Kernspins p und somit des magnetischen Moments erfolgt über die
Kernspinquantenzahl I. Verschiedene Isotope sind durch unterschiedliche
Spinquantenzahlen charakterisiert.
Es gilt allgemein:
• I kann halbzahlig sein
• I kann ganzzahlig sein
• I kann Null sein
Die Halb- oder Ganzzahligkeit der
Kernspinquantenzahl I (nicht aber der
absolute Zahlenwert!) kann
jedoch aus der Gerad- bzw.
Ungeradzahligkeit der Protonen und
Neutronenanzahl (und aus den daraus
resultierenden Masse- und
Ordnungszahlen für ein Isotop) (Klammer weil ist nicht eindeutig)
abgeleitet werden.
Das magnetische Moment µ wird durch die
Kernspinquantenzahl I bestimmt:
Daraus ist auch ersichtlich, dass bei I = 0 (12C)
auch das magnetische Moment = 0 ist und somit auch keine Resonanz auftreten kann. Das
bedeutet, dass das magnetische Moment ebenso "gequantelt" ist, also sich nicht
kontinuierlich, sondern nur in „erlaubte" Richtungen orientieren darf.
Wird nun ein Atomkern in ein starkes, statisches Magnetfeld H0
gebracht, so erfolgt eine
Präzessionsbewegung des magnetischen Moments µ um die
Feldachse des Magnetfeldes H0.
Vereinfachte Formel:
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Die Einstellungsmöglichkeiten für das
magnetische Moment µz werden durch
die magnetische Quantenzahl m
beschrieben, die aus I wie folgt
entwickelt wird:
Die Anzahl der
Orientierungsmöglichkeiten von µz im
Magnetfeld H0 beträgt somit 2I+1. In
der organischen Chemie wichtige
Atome wie das Proton 1H oder das
Kohlenstoffisotop 13C sind Kerne mit
I=½ und weisen daher für µz mit m =
+½, -½ zwei Einstellungsmöglichkeiten (= zwei Energiezustände)
im angelegten Magnetfeld H0
auf. Für Deuterium mit I=1 gilt: m=-1, 0, +1.
Es besteht folgender Zusammenhang zwischen
der Magnetfeldstärke H0 und der Energie E:
Setzt man in diese Formel für µz, dem
Proportionalitätsfaktor zwischen Energie und
Magnetfeldstärke, die Beziehung zwischen µz
und γ ein, so ergibt sich:
Für Atome wie das Proton oder das Isotop 13C mit I = ½ berechnen sich
die Energien der beidenmöglichen Spinzustände wie folgt:
Diese Energie muss von außen zugeführt werden, um die Resonanz des
Atomkernes herbeizuführen bzw. wird von Atomkern abgegeben, wenn er von außen durch
z. B. einen Puls bestrahlt worden ist und nun vom angeregten in den Grundzustand
zurückkehrt.
Aus dieser graphischen Darstellung kann
zusammengefasst festgestellt werden:
• ohne H0-Feld kann kein
Kernresonanzexperiment stattfinden, weil keine
energetische Aufspaltung
zwischen den Spinzuständen gegeben ist.
• je größer das gyromagnetische Verhältnis γ ist,
desto größer ist die Empfindlichkeit des zu
vermessenden Atomkernes.
• steigendes H0-Feld erhöht mit größer
werdendem _E die Messempfindlichkeit. Somit
können geringere Substanzmengen auch
unempfindlicher bzw. NMR-isotopenarmer
Kerne vermessen werden. Aus diesem Grund geht der Trend zu immer stärkeren
Magnetfeldern.
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Die NMR Frequenzskala:
Die im energetisch tiefer liegenden Spinzustand
befindlichen Atomkerne können durch Bestrahlung
mit einer geeigneten Frequenz in den höheren
Energiezustand angeregt und somit detektiert
werden:
Eingesetzt in die Beziehung für die
Energiedifferenz ∆E gilt für die
Resonanzfrequenz ν0
(Larmorgleichung):
Daraus folgt:
• Jedes NMR-aktive Isotop besitzt bei gegebener Feldstärke eine definierte
Resonanzfrequenz.
• Die Verhältnisse der Resonanzfrequenzen der Kerne zueinander werden durch das
gyromagnetische Verhältnis γ festgelegt.
• Praktisch gesehen liegen bei den Feldstärken der verwendeten Magnete die
Resonanzfrequenzen für 1 H im Bereich von 60 - 90 MHz bei älteren Geräten mit
Elektromagneten, bis zum Bereich von 200 MHz bis 600 MHz bei Kryomagneten.
Analog für das 13C-Isotop bedeutet das einen Frequenzbereich von 15 – 150 MHz
(wegen γ (1H) : γ (13C) = 4 : 1). Das entspricht – mit dem
Rundfunkbereich verglichen – dem UKW- bis VHF-Bereich.
Die Resonanzfrequenzen NMR-aktiver Isotope stellen sich zueinander wie folgt dar:
Abschirmung Entschirmung:
Man setzt beim NMR-Experiment jedoch nicht alleine den isolierten Atomkern dem
Magnetfeld aus,
sondern gesamte Atome in einem Molekül. Somit werden also auch die den Atomkern
umgebenden
Elektronen, die für die chemischen Bindungen in den Molekülen verantwortlich sind, dem
externen,
statischen Magnetfeld H0 ausgesetzt.
Die Elektronen werden durch das
äußere Magnetfeld H0 in eine
Rotationsbewegung versetzt
(Induktionseffekt). Dieser
Elektronenstrom bewirkt aber
seinerseits wieder ein magnetisches
Feld. Die auf diese Weise entstehenden
Wechselwirkungen der
Bindungselektronen mit H0 verursachen
kleine magnetische Zusatzfelder, die
die jeweiligen Atomkerne in der
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AC III – Teil 4 Fröhlich
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Molekülstruktur gegenüber dem äußeren Feld umhüllen.
Je nachdem, ob diese Zusatzfelder dem externen Feld H0 direkt am Atomkern, dem Ort, an
dem die Kernresonanz stattfindet, entgegenwirken oder dieses verstärken, bezeichnet man
dieses Phänomen als Abschirmung oder Entschirmung.
Die Elektronendichte, die jeden Kern innerhalb eines Moleküls umgibt, variiert nun je nach
Atom- und Bindungstypen in der jeweiligen Struktur. In Abhängigkeit davon ändern sich auch
die durch Elektronen verursachten Zusatzfelder HZusatz und somit das jeweilig effektiv
wirksame Magnetfeld Heff an den einzelnen Kernorten: dieses Phänomen wird als die
chemische Verschiebung bezeichnet.
Die chemische Verschiebung:
Die chemische Verschiebung umfasst jenen Bereich, über den sich die Resonanzbedingung
eines Kernes unter dem Einfluss von Struktureigenschaften (wie z. B. Elektronendichten, Iund M-Effekte)
ausdehnt und somit die Aufnahme eines NMR-Spektrums für eine Kernsorte ermöglicht.
Um also beispielsweise bei 1H-NMR-Messungen die Resonanzbedingungen (die
Larmorgleichung ) für die Protonen des Moleküls zu erfüllen, müssen von "außen" größere
oder kleinere Energien (bzw. höhere oder niedrigerer Frequenzen) eingebracht werden, um
an den einzelnen Kernorten das für die Resonanzbedingung nötige Heff zu erreichen.
Somit kann die Resonanzbedingung für durch HZusatz elektronenbeeinflusste Atomkerne in
einem
Molekülverband wie folgt entwickelt werden:
•
HZusatz wird zur Vereinfachung als Teil des H0-Feldes dargestellt und mit σ die
Abschirmungskonstante eingeführt. Sie kann positiv oder negativ sein, je nach dem
ob das Zusatzfeld dem Hauptfeld entgegenwirkt oder dieses verstärkt (also
Abschirmung oder Entschirmung im Sinn der chemischen Verschiebung vorliegt).
•
Somit errechnet sich Heff durch einsetzen der obigen Beziehung:
•
Die "nukleare" atomspezifische Resonanzbedingung wird durch Ersatz von H0 durch
Heff zur "molekularen",
verschiebungsabhängigen
Resonanzbedingung:
(Beispiele für Chemische Verschiebung Siehe ab Seite 17)
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Die PPM – Skala:
Der Einfluss der durch die Elektronen
verursachten Zusatzfelder ist relativ gering,
so dass die
Abschirmungskonstanten für 1H im Bereich
σ = 10-5 und für 13C im Bereich σ = 10-4
liegen. Daraus
ergeben sich relativ kleine, jedoch mittels
NMR-Spektroskopie eindeutig detektierbare
Frequenzfenster, in denen sich die
Verschiebungsinformation (= das NMRSpektrum) präsentiert.
In absoluten Zahlen liegt daher die Resonanzfrequenz für das Proton bei einer Feldstärke
von ca. 23500 Gauss im Bereich von 100 000 000 bis 100 001 500 Hz und für 13 C im
Bereich von 25 000 000 bis 25 005 000 Hz.
Diese Zahlenwerte sind einerseits unhandlich groß, andererseits wären Verschiebungswerte,
die aus Messungen an NMR-Geräten unterschiedlicher Magnetfeldstärken resultieren,
wegen der Abhängigkeit der Resonanzfrequenz von H0 nicht vergleichbar.
Aus diesem Grund wurde für die chemische Verschiebung die geräteunabhängige und
dimensionslose Größe δ, als deren "Einheit" sich jedoch die Bezeichnung "ppm"
eingebürgert
hat, eingeführt.
Durch diese Formel wird mit Hilfe der Frequenz eines Standards die Verschiebung auf die
Magnetfeldstärke normiert. Man erhält gleiche Verschiebungen bei verschiedenen
Feldstärken.
Als Standard für 13C- und 1H-Spektren, der zugleich als Referenzpunkt für 0 ppm
verwendet wird, dient Tetramethylsilan (TMS).
Sowohl die Protonen als auch die Kohlenstoffatome im TMS sind durch die Elektronen aus
der Si-C Bindung besonders stark abgeschirmt und die Erfahrung zeigt, dass in praktisch
allen organischen Verbindungen die Wasserstoff- und die Kohlenstoffatome von den
Bindungselektronen der verschiedensten funktionellen Gruppen weniger abgeschirmt
werden als in TMS, d.h. allesamt größere, positive ppm-Werte aufweisen. Die meisten
gemessenen Substanzen sind daher entschirmter und spüren ein stärkeres Magnetfeld, die
Energiedifferenz zwischen den beiden Niveaus wird also größer, somit die detektierte
Frequenz höher. Nach Konvention schreibt man die ppm-Skala von rechts nach links, somit
markiert TMS am rechten Rand den Wert 0ppm, gemessene Substanzen kommen dann
weiter links, je weiter links, desto entschirmter (abziehende Gruppen, Anisotropieeffekt, etc.).
Berechnung von Hz aus Spektrum (wichtig für Kopplungskonstanten)
Zwei H-Signale seinen um 0,15ppm unterschiedlich, die Gerätefrequenz der Protonen sei
100 MHz. Aus der zuvor angegebenen Gleichung ergibt sich: 0,15 * 100 = 10 Hz
Eigenschaften von Spinsambles
Das NMR-Phänomen kann, wie in der Herleitung modellhaft am Einzelkern beschrieben,
jedoch beim Messen realer Proben, werden vieler Einzelspins (Spingruppen,
Spinensembles) interpretieren.
Platziert man eine Gruppe von Spins mit I = ½ im Magnetfeld H0, so kann sich jeder Spin in
zwei Richtungen orientieren, die man häufig als +½ und -½ oder als α und β bezeichnet.
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Das Resonanzexperiment besteht nun darin, Spins vom tieferen Energieniveau in das
höhere anzuregen und die absorbierte Energie über die zugehörige Frequenz zu messen
bzw. die Frequenzemission der Spins bei der Rückkehr in den Grundzustand zu detektieren.
Leider befinden sich nicht alle Spins vor der Anregung im Grundzustand, was für die
Intensität des Resonanzsignals sehr günstig wäre, sondern es gilt für deren Verteilung auf
Grundzustand (N-) und angeregten Zustand (N+) die Boltzmann-Statistik :
Aus dieser Statistik kann die Zahl der sich im Grundzustand
befindlichen Spinns errechnet werden und es stellt sich heraus
dass dies nur eine sehr, sehr kleine Zahl ist. (Bsp: =>)
Das NMR-Experiment lebt also von einer sehr kleinen Populationsdifferenz, die man im
Verlauf der Messung behutsam behandeln muss. Verliert man durch zu starke Energiezufuhr
diesen minimalen Überschuß im Grundzustand, so gibt es nichts mehr anzuregen und in der
Folge kann kein Resonanzsignal detektiert werden (Sättigung des Spinsystems).
Es muss daher nach der Anregung des Spinsystems darauf geachtet werden, dass vor
einem neuerlichen Resonanzexperiment ausreichend lange gewartet wird, um durch
Rückkehr der auf β gehobenen Spins in den Grundzustand wieder das
Boltzmanngleichgewicht zu erreichen. Das dafür nötige Intervall wird als Relaxationszeit T1
bzw. longitudinale Relaxation oder Spin/Gitter-Relaxation bezeichnet
Im H0-Feld platzierte Spinpakete bzw. –ensembles (z. B. vom gleichen Proton in einem
Molekül stammend) lassen sich am einfachsten durch einen von den Spins generierten
Magnetisierungsvektor beschreiben, dessen Größe für das betrachtete Atom proportional zu
(N- - N+) ist. (Die Vektorsumme der Magnetisierungsvektoren aller Spinpakete eines
Moleküles bezeichnet man als Netto-Magnetisierung oder Überschußmagnetisierung Mz.)
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Entsprechend der Festlegung für das
NMR-Koordinatensysten ist dieser
Überschußmagnetisierungvektor Mz im
Zustand des Boltzmanngleichgewichtes
gemeinsam mit dem
H0-Feld in Richtung der z-Achse
orientiert.
Für die Wahl der Messparameter eines
Experimentes ist es auch wichtig, die
des zu messenden Isotops zu kennen.
NMREmpfindlichkeit
Kerne mit I = ½ sind bezüglich ihrer Resonanzfrequenzen und NMR-Spektren einfacher
interpretierbar, da sie mit –½ und +½ nur Grund- und angeregten Zustand aufweisen,
höherzahlige Spins weisen wesentlich komplexere Besetzungsschemata auf.
Angenehmerweise besitzen die wichtigen NMR-Kerne wie 1H, 13C, 15N, 19F, 29Si und 31P
einen Spin von I = ½
Gerätetechniken:
CW Aufnahmetechnik:
Die ersten NMR-Geräte für den Einsatz in
der Strukturaufklärung arbeiteten nach
dem CW
(=Continuous Wave)-Verfahren .
(veraltete Technik, nicht mehr oft
verwendet)
Ähnlich wie beim suchen eines
Radiosenders wird die Probe mittels einer
sich ändernden Frequenz gescannt
(frequency sweep) und an jenen
Positionen, an denen Resonanz mit der
chemischen Verschiebung eines Atomkernes auftritt (= ein Radiosender gefunden wird), wird
ein Signal detektiert und in aufgezeichnet.
Nachteile:
• Geringe Empfindlichkeit
• Großer Zeitbedarf (eine Messung: 5 – 20 min)
• Kein gutes S/N Verhältnis
Auch die computerunterstützte Addition von einzelnen, abgespeicherten Durchgängen zu
Verbesserung des Signal/Rausch(S/N)-Verhältnisses war nicht praktikabel da sich das
S/N-Verhältnis erst mit dem Quadrat der Zahl an Durchgängen verdoppelt. Des weiteren
kommt es bei Sweep-Zeiten von durchschnittlich 10 Minuten pro Durchgang zu ein
kontinuierlicher Felddrift, da das da das Magnetfeld über solch lange Zeiträume nicht
ausreichend stabil bleibt. Dies führt in der Folge auch zu einem „Wandern" des
spektroskopischen Fensters und die für S/NVerbesserung notwendiges punktgenaue
Addition der einzelnen Spuren („Signal auf Signal") wird unmöglich.
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FT – NMR Grundlagen
FT-NMR-Spektroskopie kann am besten mit einem Schlag (= Puls) auf ein Glockenspiel (=
Atome eines Moleküls) verglichen werden beidem alle Glocken (= Atome) gleichzeitig
angeregt werden. Der entstehende, exponentiell leiser werdende Klang (= Relaxationszeit),
der ein Interferenzsignal der einzelnen Glockenklänge ist, liefert ein Zeit/IntensitätsDiagramm (FID= Frequency Induced Decay). Durch Fourier-Transformation wird aus
dem FID ein Frequenz/Intensitäts- Diagramm (das NMR-Spektrum) erhalten, vergleichbar
damit, dass man aus dem gemeinsamen Glockenklang ermittelt, welche individuellen Klänge
( = Frequenzen der Atome, = chemische Verschiebungen) den einzelnen Glocken (Atomen
des Moleküls) zuzuordnen sind.
Die Detektion der NMR-Resonanzen des Moleküls läuft im Gegensatz zur CWSpektroskopie nicht kontinuierlich ab, sondern es werden alle Spins gemeinsam angeregt:
Dies erfolgt durch Bestrahlung der Probe mit einem sehr kurzen Hochfrequenzpuls (µsBereich), dessen Frequenz genau in das spektroskopische Fenster des Bereiches der
chemischen Verschiebungen des zu messenden NMR Isotops trifft.
FT – NMR Aufnahmetechnik
Durch Abstrahlen des Pulses von der Sendespule
auf die Probe, die sich gemeinsam mit der
Empfängerspule im sogenannten Probenkopf
befindet, induziert das Antwortsignal eine analoge
Spannung an der Empfängerspule, genannt FID
(Free Induction Decay): Hierbei handelt es sich
um ein Interferogramm, das aus den überlagerten
Resonanzfrequenzen der in den Grundzustand
zurückkehrenden Kernspins gebildet wird. Die
Länge des abgestrahlten Pulses entscheidet über
die spektrale Bandbreite, die durch den Puls
angeregt wird (Unschärferelation).
Der FID wird durch eine exponentielle Funktion gedämpft: das Signal wird schwächer, da die
angeregten Spins wieder in das Boltzmann-Gleichgewicht zurückkehren – dieser Vorgang
wird als Relaxation bezeichnet.
ACHTUNG: Wenn man vor dem neuerlichen Senden eines Pulses die Wiederherstellung
der
Boltzmannverteilung nicht abwartet, besteht die Gefahr der Sättigung des
Spinsystems (Mz = 0), dann ist keine Anregung und somit keine weitere
Signalakkumulation mehr möglich.
Das jeweils an der Empfangsspule gesammelte Signal (= Akquisition) wird nach AnalogDigital- Konversion (ADC) und gegebenenfalls einer Akkumulierung (Aufnahme und
Addition vieler Scans) zur Verbesserung des Signal/Rausch-Verhältnisses der weiteren
Verarbeitung zugeführt. Die wichtigste Nachbearbeitung ist die Fourier-Transformation (FT),
die das Zeit-Intensitäts-Signal in eine Frequenz- Intensitäts-Beziehung - das NMR-Spektrum
- überführt.
Bei neueren NMR-Maschinen erfolgen Frequenzerzeugung und –bearbeitung ab dem ADCSchritt digital, wodurch Störungseinflüsse von außen zum größten Teil verhindert werden
können.
Der Vorteil der FT-NMR-Methode besteht darin, dass
• mit einem Anregungspuls gleichzeitig an allen Spinübergängen des betreffenden
NMR-Isotops Kernresonanz herbeigeführt wird,
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AC III – Teil 4 Fröhlich
•
•
•
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Martin Prießner
in einem nur wenige Sekunden dauernden Antwortsignal, dem FID, die gesamte
spektroskopische Information des Moleküls als Zeit/Intensitätsbild komprimiert
vorhanden ist,
wegen der kurzen Aufnahmezeit für ein Spektrum und der Stabilität der Kryomagnete
die Akkumulierung vieler Tausend Scans innerhalb weniger Stunden und ohne
Störungen möglich ist, was zu Spektren mit exzellentem Signal/Rausch-Verhältnis
führt und die Vermessung unempfindlicher Kerne problemlos ermöglicht,
der FID zur Signalverbesserung und zum Herausarbeiten gewünschter
spektroskopischer Information noch vor der Fourier-Transformation mit geeigneten
mathematischen Funktionen bearbeitet werden kann.
durch Einsatz wesentlich komplexerer Mehrpulsprogramme weitere Entwicklungen
wie die 2DNMR- Spektroskopie oder bildgebende Techniken wie das Magnetic
Resonance Imaging (MRI) ermöglicht wurden.
Elektromagnet- und Kyromagnetsysteme
Elektromagnetsysteme sind
zumeist in CW-Spektrometern
vorhanden. Vor der Zeit der
supraleitenden Systeme waren sie
die einzige Quelle zur Erzeugung
starker Magnetfelder im TeslaBereich, wie man sie für die
Kernresonanzspektroskopie benötigt,
um vernünftige Empfindlichkeiten zu
erzielen.
Das NMR-Messröhrchen (aus Glas,
meist 5 mm Durchmesser, ca. 15 cm
lang; Höhe des Messvolumes
an gelöster Probe ca. 3cm) befindet sich zwischen den Polschuhen. Die Magnetfeldlinien
des H0-Feldes (z-Achse) laufen quer durch das Röhrchen.
Folgende Nachteile erforderten die Abkehr von diesen Systemen:
• großes Gewicht im Tonnenbereich setzen oftmals spezielle Baulichkeiten voraus,
• zur Abführung der Wärmeentwicklung ist dauernde Wasserkühlung nötig,
• der Stromverbrauch ist enorm hoch und
• mit ca. 100 MHz Resonanzfrequenz bezogen auf 1H ist die Grenze für die
erzielbaren H0- Felder
• sehr früh erreicht.
Kryomagnete sind in Spulenform gewickelt. Der
dafür verwendete Draht ist aus supraleitenden
seltenen-Erde-Legierungen gefertigt (bspw.
Nb-Zr). Da die Supraleitung jedoch nur bei sehr
tiefen
Temperaturen stattfindet, muss sich die Spule
immer in vollem Umfang in flüssigem Helium
befinden.
Als Magnetbehälter dienen daher große,
hochevakuierte Doppelmantel-Dewargefäße (ca.
10-7 Torr), um die Verdampfungsverluste
möglichst gering zu halten. Im inneren Dewar,
gefüllt mit flüssigem Helium, befindet sich die
Magnetspule. Der äußere, den Heliumbereich
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AC III – Teil 4 Fröhlich
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umschließende Dewar enthält billigeren, flüssigen Stickstoff, um den Kryobereich möglichst
gut zu isolieren.
Bei der Installation solch eines Systems muss der Magnet erst einmal "geladen" werden: Die
Vakuumkammern werden evakuiert und das System wird stufenweise mit flüssigem
Stickstoff und flüssigem Helium auf die Sprungtemperatur für Supraleitung gebracht. Dann
wird mit einem Ladegerät die Spule auf die nötige Stromstärke geladen und somit das
Magnetfeld hochgefahren. Nach dem Abhängen des Ladegerätes bleibt die Spule wie ein
Permanentmagnet auf Feld.
Verliert der Magnet – sei es durch Heliumverlust oder auch durch andere Störungen wie
starke Erschütterung – auch nur partiell die Supraleitung, so entsteht eine Störstelle für die
Supraleitung in der Magnetwicklung. An dem sich dadurch bildenden elektrischen
Widerstand entlädt sich innerhalb sehr kurzer Zeit der gesamte fließende Strom. Dies ist mit
enormer Wärmeentwicklung verbunden, die Flüssiggase verdampfen in kürzester Zeit und
die Feldstärke geht verloren („Quench" eines Magneten).
Die hohen Kräfte und Belastungen während eines Quenchs können schwere Schäden am
Magnetsystem herbeiführen.
Das NMR-Röhrchen befindet sich bei Messungen mit einem Kryomagneten im inneren,
zylindrischen Volumen der Spule. Anders als beim Elektromagneten verlaufen die
Magnetfeldlinien des H0-Feldes (z-Achse) längs durch das Röhrchen.
Vorteile von Kryomagneten:
•
•
•
•
•
leichte Bauweise
keine Wasserkühlung nötig
einmal auf Feld gebracht, wird kein Strom mehr verbraucht
große Stabilität
hohe Feldstärken sind erreichbar: bis 900 MHz Resonanzfrequenz bezogen auf 1H
(2005)
Entwicklung der chemischen Verschiebung
Nach der Aufnahme, Digitalisierung und Akkumulierung der Daten liegt der FID als ein Satz
von Datenpunkten vor. Diese Funktion aus Zeit und Intensität wird durch die
Fouriertransformation in eine Frequenz/Intensitäts-Beziehung, das NMR-Spektrum,
übergeführt.
Dieser Vorgang soll an einem einfachen Beispiel veranschaulicht werden:
Wenn bspw. das Protonenspektrum von CHCl3 vermessen wird, so ist für das einzige
Wasserstoffatom ein Signal bei dessen chemischer Verschiebung zu erwarten. Die in das
H0-Feld gebrachten Chloroform-Moleküle richten ihr magnetisches Moment der chemischen
Verschiebung gehorchend in einer Präzessionsbewegung um das externe Magnetfeld aus.
Entsprechend der Boltzmannstatistik resultiert daraus eine durch das H-Atom-Ensemble des
CHCl3 verursachte Überschußmagnetisierung MZ, ebenfalls in Richtung H0 gerichtet. Diese
Magnetisierung ist mit der chemischen Verschiebung der Chloroform-Protonen markiert
(siehe Abbildung unten, (a) ).
Beim Start des NMR-Experimentes wird ein kurzer Hochfrequenz-Puls entlang der x-Achse,
also normal zum H0-Feld angelegt. Dessen Energie verursacht eine Auslenkung von MZ aus
der z-Achse in die x,y- Ebene: da elektromagnetische Strahlung ein Magnetfeld induziert - E
und H stehen ja miteinander in Beziehung - kann man die Pulsenergie entlang der xAchse auch als kurzfristigen Verursacher eines magnetischen Konkurrenzfeldes HPuls
normal zum H0 -Feld betrachten, dem nun Mz für die Dauer des Pulses in einer
Präzessionsbewegung folgt (Abbildung (b) ).
In der x,y-Ebene beginnt nun die Magnetisierung (jetzt als MX,Y vorliegend), die ja mit der
Resonanzfrequenz der Chloroform-Protonen markiert ist, mit der Frequenz der chemischen
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Verschiebung zu rotieren. Die Empfängerspule ist in diesem orthogonalen System an der yAchse platziert und "sieht" nun MX,Y mit der Kreisfrequenz der Chloroform-Verschiebung
"vorbeirotieren"
(Abbildung (c) ).
Dadurch wird im Empfänger
eine sinus-förmige Spannung
induziert, die als FID
(Frequency Induced Decay)
bezeichnet wird. Am Beispiel
des Chloroform- Wasserstoffs
weist die Sinuskurve die
Frequenz dessen chemischer
Verschiebung auf, gedämpft
durch eine Exponentialfunktion,
weil die nun aus dem
Boltzmanngleichgewicht
ausgelenkte Überschußmagnetisierung wieder nach MZ zurückkehrt (= relaxiert).
Bei komplexeren Molekülen ist der FID ein Überlagerung aus vielen Sinus- und CosinusFrequenzen, weil ja jeder Atomkern nach dem Puls aus Mz (in dem die magnetischen
Momente aller Atome der Struktur überlagert sind) in der x,y-Ebene seine chemischen
Verschiebung als Kreisfrequenz entwickelt.
Die Fourietransformation
Auf den Punkt gebracht ist die Fouriertransformation die Konversion eines zeitabhängigen
Signals in ein frequenzabhängiges Spektrum. Da bei der Fouriertransformation die Zeit- in
die Frequenzdomäne übergeführt wird und t = 1/ν gilt, spricht man auch von einer
reziproken Transformation.
Durch Umformung der e-x-Funktion in einen sin/cosTerm erhält man einen realen und einen imaginären
Signalteil:
Das erhaltene Spektrum entspricht dem Realteil nach der Transformation, d.h. das Spektrum
besteht aus digitaler Sicht nur aus der Hälfte an Datenpunkten des ursprünglichen FID.
Der Imaginärteil wird nicht dargestellt, aber zur Phasenkorrektur des Spektrums benötigt.
Ein weiterer Vorteil der FT-NMR-Spektroskopie besteht darin, dass der FID vor der
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AC III – Teil 4 Fröhlich
Martin Prießner
Fouriertransformation mit geeigneten Funktionen mathematisch behandelt werden kann, um
z.B. das Signal/Rausch-Verhältnis oder die Auflösung (=getrennte Darstellung naher
Signale) zu verbessern.
Eine fallende Exponentialfunktion beispielsweise dämpft die späteren FID-Anteile, die
überwiegend Rauschen enthalten, verstärkt aber die "signalreiche" vordere FID-Sektion:
somit wird das
Signal/Rausch-Verhältnis verbessert. Der Einfluss der exp-Funktion auf die Linienbreite wird
verdeutlicht, wenn man die FT der exp-Funktion separat betrachtet.
Die Fourier-Transformierte einer Exponentialfunktion ist eine Lorentzfunktion:
Steil fallend – breite Lorentzfunktion
Langsam fallend – schmale Lorenzfunktion
Ein Nachteil: nach der Fouriertransformation muss man mit etwas schlechteren Linienbreiten
der Signale im NMR Spektrum rechnen (+dafür Empfindlichkeitsgewinn)
Die Behandlung des FID mit einer Gauß-Funktion hingegen wird zur Verbesserung der
Auflösung eng beisammenliegender Signale verwendet. Die Gauß-Kurve wird zu dessen
Verstärkung über den zeitlich späteren Teil des FID gelegt: Signale, die nur durch einen
kleinen Frequenzunterschied getrennt sind, beginnen im FID erst nach vielen Wellenzügen
mit einem detektierbaren Gangunterschied auseinanderzulaufen, die Gaußrechnung führt
diese Information über die Präsenz unterschiedlicher Frequenzen (= NMR-Resonanzen) der
Fouriertransformation zu. Die geringere Breite einer Gaußfunktion an der Basis gegenüber
einer vergleichbaren Lorentzfunktion steuert einen zusätzlichen, positiven Beitrag zur
verbesserten Darstellung getrennter Signale bei.
NMR-Spektrum
NMR-Spektren werden innerhalb einer von rechts nach
links ansteigenden ppm-Skala dargestellt. Im Falle der in
der Strukturaufklärung besonders wichtigen 1H- und 13CSpektren markiert die chemische Verschiebung von TMS
(Tetramethylsilan) den 0 ppm-Punkt. Das Aussehen und
die Nomenklatur einer Aufnahme wird in der folgenden
Abbildung anhand des
einfachen 1H-NMR-Spektrums von Essigsäurebenzylester
diskutiert.
Qualitative Auswertung
Betreffend die Korrelation zwischen der chemischen Verschiebung und elektronischer und
chemischer Umgebung der betrachteten Atomkerne gilt vereinfacht:
•
je mehr elektronenabziehende Funktionalitäten mit –I und/oder –M - Eigenschaften
einen betrachteten Atomkern umgeben, desto weiter wandert die Resonanzfrequenz
in Richtung Tieffeld (= Entschirmung/links): wegen der unterstützenden
Wechselwirkung des Elektronenfeldes mit dem H0-Feld muss für die Kernresonanz
von „außen" weniger Energie zugeführt werden
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AC III – Teil 4 Fröhlich
•
Martin Prießner
je mehr +I und/oder +M – Einflüssen der Kern ausgesetzt ist, desto kleinere ppmWerte (bei höherem, abgeschirmtem Feld) sind zu erwarten: das Elektronenverursachte Zusatzfeld wirkt dem H0-Feld entgegen, mehr Energie muss von „außen"
zugeführt werden, um die Resonanzbedingung am Kernort zu erfüllen.
Bezogen auf den Essigsäurebenzylester erklärt dies, dass die CH2-Gruppe (2 abziehende
Gruppen in der Nachbarschaft, davon ein elektronegatives Sauerstoffatom direkt gebunden)
mit 5 ppm wesentlich entschirmter ist als die CH3-Gruppe bei 2 ppm mit lediglich der
Carbonylgruppe als Substituent (in der der elektronegative Sauerstoff nicht direkt am
beobachteten Zentrum gebunden ist).
Anisotropieeinflüsse von funktionellen Gruppen (räumlich verschieden orientierte Ab- bzw.
Entschirmungsvektoren) können diese Effekte in die eine oder die andere Richtung
beeinflussen.
Quantitative Auswertung
Eine weitere Größe, die aus einem NMR-Spektrum abgelesen werden kann, ist das Integral
über die
Peakflächen. In der Protonenresonanz sind diese Integralwerte proportional zur Anzahl der
Wasserstoffatome, die den jeweiligen Signalen zugeordnet werden können.
Im NMR-Spektrum des Essigsäurebenzylesters gibt das Stufenintegral daher mit 52 mm : 21
mm : 32
mm die 5 aromatischen Wasserstoffe, die 2 CH2- und die 3 CH3-Protonen wider.
• Anzumerken ist, dass die Information aus dem Integral nur dann für die Bestimmung
der relativen Atomverhältnisse verwertbar ist, wenn im Beobachtungszeitraum (=
Akquisitionszeit ) alle Atome diese Information im gleichen Ausmaß abgeben: das
gilt eben nur für die ähnlich und relativ schnell relaxierenden Protonen. Im Fall der 13
C-Kerne, die zum Teil sehr langsam und vor allem unterschiedlich schnell relaxieren,
kann das Integral ohne spezielle Parametrisierung der Messsequenz nicht zur
direkten quantitativen Auswertung herangezogen werden
J-Kopplungen:
Kerne, die zu anderen NMR-aktiven Atomen (I <> 0) benachbart sind, "spüren" durch
Transport über die Bindungselektronen deren Kernspin-Einstellmöglichkeiten.
Das führt zu einer Signalaufspaltung, deren Multiplizität durch Anzahl N und Kernspin I der
Nachbaratome bestimmt wird:
Für Protonen mit I = ½ vereinfacht sich die Beziehung
zu:
N müssen magnetisch gleichwertige Nachbarn sein. Wird das betrachtete Atom von
verschiedenen, nicht gleichwertigen Atomen oder Atomgruppen umgeben, so gilt - wiederum
allgemein – folgende Produktfunktion:
Beispiel: Ph-CH2-CH2-CH2-Br, Multiplizität des mittleren CH2: (2+1)*(2+1) = 9
Beispiel: d6-DMSO
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AC III – Teil 4 Fröhlich
Martin Prießner
Verschiebung: ca. 35ppm+/-10ppm
Im 13C-Spektrum treten keine Kopplungen mit anderen 13C Kernen auf,
da die Wahrscheinlichkeit, dass zwei 13C-Kerne nebeneinander liegen
sehr gering ist. (Satellitensignale) Es treten aber Kopplungen mit D auf.
Allgemein gilt für Kopplungen mit Kernen mit der Kernspinquantenzahl
:
ℎ
= 2 + 1 … ℎ
ℎ
D hat ein von 1, somit ergeben sich 7 Linien, ein Septett.
Allgemein gilt für Kopplungen mit Kernen mit der
Kernspinquantenzahl :
ℎ. = 2 + 12 + 1, … ℎ
ℎ. ℎ
I für 19F: ½
I für D: 1
Keine Kopplung mit 13C, da zu selten. (2*2*1/2 +1)(2*1*1+1) = 9
Man erhält also 9 Linien die sich wie folgt aufspalten:
Die Kopplung mit D gäbe 3 Siguletts.
Die doppelte Kopplung mit F gäbe ein Triplett.
In Summe spaltet das Signal also in 3 Tripletts auf (jedes der 3 Singuletts in ein Triplett, bzw.
das Triplett verdreifacht sich, je nach Betrachtungsweise). In Abhängigkeit von den
verschiedenen Kopplungskonstanten ergibt sich dann eine gewisse Verschiebung und
eventuelle Überlagerung etc.
Da nicht alle Hs vollständig deuteriert sein können, treten auch Restsignale im ProtonenSpektrum auf. Das einzelne Proton koppelt mit den benachbarten 2 D zu einem Quintett
(2*2*1+1).
Multipizitäts- und Intensitätsregeln sind nur streng gültig für Spektren 1. Ordnung.
Diese Art von Kopplung, die über die chemische Bindung transportiert wird, bezeichnet man
als Spin- Spin-Kopplung, skalare Kopplung oder J-Kopplung. Der Wert der
Kopplungskonstanten J wird in Hertz angegeben, die allgemeine Nomenklatur lautet:
Beispiele:
3JHH ist eine Kopplung zwischen Protonen über 3 Bindungen entsprechend z.B. folgendem
Strukturfragment: H-C-C-H, auch als vicinale Kopplung bezeichnet;
2JHH entspricht einem H-C-H- Fragment, auch als geminale Kopplung bezeichnet:
Beides sind Beispiele für HOMO-Kopplungen (zwischen Kernen gleicher Sorte)
4JCF ist eine Kopplung zwischen 13 C und 19F über 4 Bindungen, z.B: C-C-C-F Fragment;
dies ist ein Beispiel für eine HETERO-Kopplung; Kopplungen die über mehr als 3 Bindungen
Reichen, werden Häufig als longe-range-Kopplungen bezeichnet.
Es gilt:
• J wird mit der Anzahl der Bindungen, die die Kopplungspartner trennt, kleiner.
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AC III – Teil 4 Fröhlich
•
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Martin Prießner
J wird durch elektronische Einflüsse funktioneller Gruppen (I-, M-Effekte) und durch
den Bindungstyp (σ, π) beeinflusst.
J wird durch den Diederwinkel/Bindungswinkel der Kopplungspartner zueinander
beeinflusst.
(Karplus Beziehung).
J wird nicht durch H0 beeinflusst (Kopplungskonstante!).
miteinander in Kopplung stehende Kerne können über die gleich große
Kopplungskonstante, die, die gegenseitige Signalaufspaltung verursacht, leicht
identifiziert werden.
aus der Multiplizität der Signale kann auf die Anzahl der benachbarten
Kopplungspartner
geschlossen werden (wie aus den Gleichungen oben ersichtlich ist).
Kopplungen zwischen gleichen Kernspins werden als homonukleare Kopplungen, solche
zwischen verschiedenen NMR-aktiven Isotopen als heteronukleare Kopplungen bezeichnet.
Bei Spektren erster Ordnung gehorchen die Intensitäten der Multiplettlinien dem
Pascal’schen
Zahlendreieck:
Singulett (1),
Dublett (1 : 1),
Triplett (1 : 2 : 1),
Quartett (1 : 3 : 3 : 1).
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AC III – Teil 4 Fröhlich
Martin Prießner
Die folgenden Computersimulationen stellen Spektren
einer fiktiven Verbindung mit den Protonen A, B
und C dar; ein Strukturelement dieser Art könnte
beispielsweise durch 3 Protonen an einer Vinylgruppe,
die mit einem protonenfreien Rest R substituiert ist,
gegeben sein. Aus folgenden Ausgangsdaten werden
1H-NMR-Spektren bei verschiedenen Magnetfeldstärken („Gerätefrequenzen") simuliert:
Simulierte Geräte:
50 MHz (60 MHz - Geräte waren bis in die 80-iger Jahre als Routinegeräte im Einsatz)
100 MHz, 200 MHz bzw. 400 MHz (gegenwärtige Routinespektrometer)
600 MHz („High-end"-Spektrometer)
Die Frequenzen der Kerne, die in die Simulation eingehen, ergeben sich aus den
vorgegebenen ppm- Werten, die wegen der Normierung auf die "Gerätefrequenz" vom
Spektrometer unabhängig
sind, aus folgender
Formel:
Resonanzfrequenzen des ABC-Systems bei variierenden Magnetfeldstärken
Die Werte für das jeweilige v ergibt sich aus der
Multiplikation des ppm Wertes mit der
gemessenen Frequenz.
Wichtig zu beachten ist, dass bekannterweise J-Kopplungen Konstanten (daher auch als
"Kopplungskonstanten" bezeichnet) sind, die unabhängig gegenüber der Messfrequenz
sind. Dies ist auch einer der Hauptgründe, warum Messungen bei höheren Frequenzen
(neben gesteigerter
Empfindlichkeit) auch Vorteile bei der Interpretation der Multipletts von Spinsystemen mit
sich bringen.
Anhand der Simulationsergebnisse kann gezeigt werden, warum man in der NMR-Analytik
(gerade bei immer komplexer werdenden Strukturen aus dem Proteinbereich) zu höheren
Feldstärken (und damit größeren Messfrequenzen) tendiert: Die invarianten
Kopplungskonstanten erscheinen mit steigenden Feldstärken immer „kleiner" im Vergleich zu
den in Hertz größer werdenden Differenzen der chemischen Verschiebungen. Dadurch
vereinfachen sich überlappende, schwer interpretierbare Spinsysteme höherer Ordnung und
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AC III – Teil 4 Fröhlich
Martin Prießner
entflechten sich zu übersichtlichen Teilspinsystemen (oftmals 1. Ordnung/1st Order), die den
zugehörigen Protonen wesentlich leichter zuordenbar sind.
Dieser Effekt kann optisch anhand der Simulation des A,B,C-Spinsystems bei verschiedenen
Gerätefrequenzen beeindruckend gezeigt werden.
Die Ordnung eines Spektrums beschreibt grob gesagt die Komplexität der Signalsysteme. Je
mehr sich die Signalgruppen der einzelnen vermessenen Kerne überlagern und/oder
Abweichungen von den Intensitäten entsprechend dem "Pascal'schen" Dreieck auftreten
bzw. die Linienanzahl nicht 2nI+1 entspricht, desto höher ist die Ordnung des Spektrums.
"Erste Ordnung" ist dann gegeben, wenn die Resonanzfrequenzdifferenzen in Hz zwischen
betrachteten Protonen (in unserem Fall A, B und C) möglichst groß (ab einem Faktor > ca.
10) im Vergleich zu den J-Kopplungskonstanten zwischen den Kernen sind. Solche Systeme
werden auch AX Systeme genannt, wobei das X über die weite "Entfernung" vom A im
Alphabet den großen Resonanzfrequenzunterschied der beiden Kerne (HA und HX) anzeigt.
Dies gilt im vorliegenden Beispiel für Proton A und B (siehe Tabelle "Resonanzfrequenzen
des ABC-Systems bei variierenden Magnetfeldstärken"):
• bei 600 MHz Resonanzfrequenz ist mit ∆ (Hz) = 120 und mit JAB = 15 Hz diese
Vorgabe erfüllt.
• bei den Messfrequenzen 50 MHz und 100 MHz ist diese Bedingung mit _(Hz) = 10
bzw. 20 und mit JAB = 15 Hz bei weitem nicht erfüllt.
Ähnliches gilt für die anderen Protonen dieses Strukturelementes.
Im 1st-Order-Fall (AX-Fall) liefert beispielsweise die Kopplung eines Protons zu einem
benachbarten Wasserstoffatom als Signal ein Dublett mit der Aufspaltung J (in Hz), wobei
die chemische Verschiebung des Kernes das arithmetische Mittel aus den ppm-Werten der
beiden Linien des Dubletts darstellt (siehe δA in folgender Abbildung S.16).
Wegen der relativ großen ∆[δ]/J-Verhältnisse liegen die Signalgruppen voneinander separiert
(siehe
dazu das Gesamspektrum bei 600 MHz im Vergleich zu 50 MHz, 100 MHz ):
• zusammenhängende Spinsysteme können leicht erkannt werden
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AC III – Teil 4 Fröhlich
•
•
•
Martin Prießner
die Ableitung von Strukturelementen ist direkt aus den Multiplizitäten möglich.
die Intensitäten gehorchen näherungsweise (bis auf sogenannte "Dacheffekte"
zwischen koppelnden Signalgruppen) der Pascal´schen Verteilung (siehe Kapitel
"Die J-Kopplung")
die Linienanzahl der Kopplungsmuster folgt der (2nI+1)-Formel.
Spektren höherer Ordnung (AB-Fall) (z.B. bei niederen Feldstärken gemessen) führen aus
mehreren Gründen zu komplexeren, unübersichtlicheren und somit schwierig
interpretierbaren Spektren (das B symbolisiert die Nähe der Veschiebungen der betrachteten
Kerne):
• die Aufspaltung der Verschiebungen durch die J-Kopplung erfolgt, wie bei der
Auswertung gezeigt, unsymmetrisch - die Verschiebungspositionen der einzelnen
Kerne können nicht durch das arithmetische Mittel aus der Position der
Multiplettlinien beschrieben werden.
• Überlappungen und teilweises Zusammenfallen von Linien wegen ähnlicher _[d]/JVerhältnisse (z.B.: 100 MHz-Spektrum des ABC-Systems).
• zusätzlich erlangen bei tieferen Feldstärken andere als die (2nI+1)-EnergieÜbergänge an Bedeutung, das Erkennen von zusammengehörigen
Kopplungsmustern wird dadurch weiter erschwert (z.B.: 50 MHz-Spektrum des ABCSystems).
Während die chemische Verschiebung
der Protonen im AX-Fall bei 600 MHz
einfach aus dem Mittelwert der beiden
ppm-Werte der Linien f3 und f4 (z.B. für
den Kern A) ermittelt werden kann, muss
beim Vorliegen eines AB-System, wo
keine symmetrische Aufspaltung gegeben
ist, der Verschiebungswert wie folgt
berechnet werden:
Für obigen AB-Fall bedeutet das mit f1=6.30 ppm, f2=6.15 ppm, f3=6.05 ppm und f4 = 5.90
ppm und somit Z=6.10 ppm ein δA = 6.00 ppm (w.z.b.w).
Außerdem gilt für die Intensitäten I der Linien in einem AB-System (dadurch können bei
überlappenden Spinsystemen zusammengehörige Liniengruppen leichter erkannt werden):
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AC III – Teil 4 Fröhlich
Martin Prießner
An diesen Expansionen wird die Symmetrie des
Aufspaltungsmusters im Falle erster Ordnung bei
600 MHz den unsymmetrischen Subspektren im
Falle immer niedrigerer Messfrequenzen
gegenübergestellt.
Man sieht auch, dass das Spinsystem - als
Dublett eines Dubletts (auch dublettisches
Dublett) - bis zu 200 MHz visuell leicht als
zusammengehörig erfasst werden kann, was die
Interpretation von Spektren sehr erleichtert.
Bei tieferen Messfrequenzen jedoch wird das
Erkennen von zusammenhängenden
Multiplettmustern und daraus das Ableiten von
Strukturelementen (siehe auch die simulierten
Gesamtspektren) schon sehr schwierig bis
unmöglich (bei 50 MHz sind die Hz-Werte der Kopplungskonstanten teils schon
größer als die ∆[δ]-Werte der chemischen Verschiebungen!).
Abhängigkeit der chemischen Verschiebung:
•
Hybridisierung:
Typische Verschiebungsbereich
von Protonen: aliphatische 0 -4
Olefine 4-8, Aromaten noch
höher.
Für C13: aliphatische 0-100, Olefine 120-220 (zu diesem Bereich gehörten auch die
Aromaten dazu.) SP ist zwischen sp3
und sp2. Diese Tatsache hängt mit
der Alkinelektronik zusammen. Alkine
besitzen aufgrund ihrer
reifachbindung eine Elektronenwolke
um das Molekül was bedeutet, dass
die Hs an den Enden eher
abgeschirmt werden. (Zusätzlich
beeinflusst der Anisotropie-Effekt die
Abschirmung.)
• Anisotropie-Effekt:
Funktionelle Gruppen bilden räumlich verschieden orientierte Ab- bzw.
Entschirmungsvektoren. Diese Hoch- (Abschirmung) bzw. Tieffelder(Entschirmung)
beeinflussen das resultierende Magnetfeld, haben also einen Einfluss auf die chemische
Verschiebung. Durch Betrachtung dieser Anisotropieeinflüsse (magnetisch anisotrop =
unterschiedliche lokale Magnetfelder im Raum) können wir erklären, warum bestimmte
funktionelle Gruppen bei bestimmten ppm-Werten detektiert werden. Neben der Anisotropie
beeinflussen auch Mesomerie, Elektronegativität, sterische Einflüsse, H-Brücken,
Lösungsmittel, Konzentration und Temperatur die chemische Verschiebung.
Man kann grundsätzlich eine Abnahme der Elektronendichte (also zunehmende
Entschirmung zunehmende ppm-Werte) in der Reihenfolge: Alkane, Alkine, Alkene,
Aromaten feststellen. Durch einen Anisotropiekegel kann das lokale Magnetfeld anschaulich
dargestellt werden (+Abschirmung, -Entschirmung).
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AC III – Teil 4 Fröhlich
Martin Prießner
Bei Aromaten tritt der Ringstromeffekt auf, welcher ebenfalls ein magnetische
Anisotropieeffekt ist.
•
Elektronendichte:
•
Bei diesem Beispiel ist leicht zu
erkennen, dass die
Elektronendichte beim zentralen
Kohlenstoffatom mit der
zunehmenden Anzahl an OH
Gruppen (durch den Elektronenzug
vom O) verringert wird und dadurch eine Abschirmung stattfindet.
Elektonische Effekte:
In dieser Tabelle ist die
Auswirkungen von
Elektronenziehenden Gruppen
oder Elementen auf eine
Kohlenstoffkette dargestellt.
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AC III – Teil 4 Fröhlich
Martin Prießner
Durch den Mesomerieeffekt kommt es zu einer
gleichmäßigeren Verteilung der Ladung was sich
auf die ppm Werte dementsprechend auswirkt.
(+M – Abschirmung, -M Entschirmung)
Aromaten werden Stärker entschirmt als Aliphaten.
Durch das Einbauen von Methylgruppe
verliert die Verbindung seine Koplanarität (der
Bindungswinkel ändert sich) wodurch sich
ebenfalls die ppm Werte verändern.
Ein normales Aldehyd – H würde bei
10ppm sichtbar sein. Aufgrund eines
+M Effekts des Stickstoffs kommt es
jedoch zu einer Abschirmung und das
H erscheint bei 8ppm.
Warum besitzen die beiden
Methylgruppen unterschiedliche
Signale?
Die Erklärung dafür ist wieder im
Anisotropen kegel der vom O
ausgeht zu suchen. Die beiden
Methylgruppen werden zu langsam
gedreht (Wegen Mesomerer
Doppelbindung – Rotationsbarriere)
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AC III – Teil 4 Fröhlich
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und daher ist das c. Kohlenstoff-Atom abgeschirmter als das b.
Wenn man die Probe erhitzt wird die Rotationsbarriere durchbrochen wodurch die C-N
Bindung frei rotieren kann. Ab der sogenannten „Koaleszenztemperatur“ unterscheiden
sich die zwei Methylgruppen Signale im Spektrum nicht mehr und die ursprünglichen zwei
Signale fallen zusammen zu einem Singulett mit doppelter Intensität
+
Größenreihenfolge der Kopplungen:
Orto(3JHH)>Meta(4JHH)>Para(5JH)
Beispiel:
Das Ha ist aufgrund der Nähe zu den zwei Nitrogruppen am
meisten entschirmt. Dann folgt Hb und dann Hc.
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AC III – Teil 4 Fröhlich
Martin Prießner
So sieht das jeweilige
Spektrum für die
Verbindung aus.
Wenn die Protonen von CH2 durchdrehen können sind sie gleich. (Ketten: --CH2-CH2-CH2-- dabei sind jeweils die zwei H Atome symmetrisch und frei verdrehbar und deshalb ergeben
sie nur eine Verschiebung.
Wann sind solche H nicht äquivalent? Dann wenn es eine Umgebung gibt die eine solche
Asymmetrie verursacht. Wenn sie unterschiedlich sind Koppel sie auch (geminal)
miteinander.
Um Festzustellen, ob die Beiden Protonen einer –CH2– Gruppe gleich sind, substituiert man
gedanklich zuerst das ein, und dann das andere H durch ein D. Sind die beiden erhaltenen
Produkte gleich, so sind die beiden Protonen Homotop und geben ein Signal im Spektrum.
Bsp. Dichlormethan
Erhält man zwei Enantiomere (Bild zu Spiegelbild), so sind die Protonen enantiotop. Für den
Fall, dass die beiden Gebunden Atome kein Chiralitätszentrum haben (anderfalls wären die
Protonen diastereotop), sind die beiden Protonen gleich und geben ebenfalls ein Signal. In
chiralem Lösungsmittel geben sie jedoch 2 Signale. Bsp. Chlorfluormethan
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AC III – Teil 4 Fröhlich
Martin Prießner
Erhält man durch die Substitution zwei Diastereomere (nicht Bild zu Spiegelbild), so sind die
Protonen diastereotop. Die beiden Protonen sind nicht gleich und geben in der Regel zwei
Signale im Spektrum (unterschiedliche Verschiebung). Bsp. 1,2-Dibrompropan.
Zwischen den beiden diastereotopen Protonen kommt es zur Kopplung.
Enantiomere sind Stereoisomere chemischer Verbindungen, deren räumlichen Strukturen
sich zueinander exakt wie Bild und Spiegelbild verhält. Daher nennt man sie auch
Spiegelbildisomere.
Diastereomere sind Stereoisomere (chemische Verbindungen gleicher Konstitution aber
unterschiedlicher Konfiguration), welche sich – im Gegensatz zu Enantiomeren – nicht wie
Bild und Spiegelbild verhalten.
Karplus Beziehung
Die Karplus-Beziehung beschreibt den Zusammen zwischen der Kopplungskonstante und
dem Bindungswinkel der Kopplungspartner zueinander (Diederwinkel !).
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AC III – Teil 4 Fröhlich
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Sie ist Grundlage für das erschließen von geometrischen Strukturen.
Für eine J-Kopplung gilt folgende Nomenklatur:
3
$
"# ist eine Kopplung der Partner und % über Bindungen. Somit ist eine JHH-Kopplung
(vicinale Kopplung, 2J = geminale Kopplung) eine Kopplung zweier Protonen über 3
Bindungen. Solche Kopplungen treten beispielsweise in einer Alkylkette auf.
&'( &') &') …
Die einzelnen Kohlenstoffe bilden mit ihren 4 Bindungen ein Tetraeder, die Alkylkette kann
also aus verknüpften Tetraedern aufgefasst werden. Bei schneller Rotation erhält man für die
Kopplungskonstante einen Mittelwert. Geht man von drei gleich stark populierten staggeredKonformationen aus, so folgt für 60° 3,5Hz, für 180° 14Hz und für 300° 3,5Hz und als
Mittelwert somit 7 Hz. Mit Hilfe der Karplus-Beziehung können in der NMR-Spektroskopie
auch Konformationen aufgeklärt werden. (zB. Sesselkonformation von Cyclohexan)
Probenvorbereitung für Spektren:
Proben werden in Deuterierten
Solvens gelöst und in Röhrchen die
sich rotieren um gegeben um
eventuelle Inhomogenitäten
auszugleichen. (10 – 30mg).
DTMS Standard wird jetzt nicht mehr
dazugegeben sondern automatisch
eingezeichnet.
Wenn man die Probe rotiert (20Hz)
bekommt man
Rotationsseitenbanden. Wenn zu
langsam rotiert wird, werden diese
Banden deutlich sichtbar. Die
Geschwindigkeit der Rotation muss
so gewählt werden, dass die
Seitenbanden möglichst weit entfernen
und die Probe als gesamtes rotiert (es
sollen nicht nur Teile/Schichten rotieren
und es dürfen keine Wirbel entstehen)
Welche Störsignale können bei
Spektren entstehen?
Chloroform in Aceton. (D3C-CO-CHD2)
(Hexadeuteroaceton)
Das Restsignal des Standards welches
bei 0 ppm Sichtbar ist, bezieht sich auf
das markierte H in der Verbindung,
welche nicht vollständig deuteriert
wurde. Dieses liefert eine komplexere
Aufspaltung. (H mit 2 Nachbarn mit
spinn = 1 =>(2n + 1) = 5 Signale.)
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AC III – Teil 4 Fröhlich
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R sind die Rotationsseitenbanden
Da DMSO ist hygroskopisch ist, tritt Wasser als Signal bei (2,05) auf.
Man bekommt alle Signale die ein 1H Spektrum hat durch die C13
Satellitensingnale
Als Satellitensingnale bezeichnet man Kopplungssignale schwacher Intensität, die bei der
Kopplung von reichlich vorhanden NMR-aktiven Kernen (1H) mit sehr wenig vorhanden
NMR-aktiven Kernen (13C, 29Si, usw.) auftreten. Beim Chloroform CHCl3 koppeln die 13CKerne ganz normal mit den Protonen zu einem Duplett. Durch Entkopplung
(Breitbandentkopplung, etc.) können im 13C-Spektrum alle Kohlenstoffe als Singuletts
dargestellt werden. Es treten außerdem Kopplungen mit den Cl-Kernen auf, deren häufigsten
Isotope 35Cl und 37Cl eine Kernspinquantenzahl von 1,5 haben. Durch die Häufigkeiten von
ca. 25 und 75% kann man hierbei nicht von Satelliten sprechen. Solche Satellitensignale
treten aber im 1H-NMR-Spektrum auf. Bei der Kopplung des Protons mit den 1,1%
vorhandenen 13C-Kernen. Es ergeben sich somit 98,9% Singuletts und 1,1% Dupletts. Die
Kopplungssignale sind von geringer Intensität, wie zu erwarten.
Die einzelnen Integrale der Signale ergeben ein Verhältnis von ca. 0,5:99:0,5
Auch die sterische Geometrie hat Einflüsse auf die Kopplungskonstanten.
Bei diesem Beispiel ist klar
ersichtlich, dass sich die
Kopplungskonstanten abhängig
von der räumlichen Anordnung
ändern. So können ebenfalls die
Bindungswinkel berechnet werden.
(trans>cis)
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AC III – Teil 4 Fröhlich
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Bei diesem Beispiel erfolgt die Aufspaltung des Kopplungsmuster nach folgendem Prinzip:
beim CH3 sind alle 3 Hs identisch und wegen der Rechenregel (N+1) ergibt sich eine
Aufspaltung zum Triplett. Beim CH2 wird dieselbe Rechenregel verwendet und das ergibt ein
Quartett. Wegen dem –I- Effekt vom Brom, welcher sich noch stark auf CH2 (nur sehr
schwach auf CH3) auswirkt, ist das CH2 Signal etwas entschirmter. Da es sich bei dieser
Verbindungen um frei drehbare Bindungen handelt, stellt sich auch über die KarplusBeziehung eine mittlere Kopplungskonstante von 7Hz ein.
Wie entsteht Kopplung (Triplett/Quartett)?
Ein Atom wird durch die Spineinstellungsmöglichkeiten seiner Nachbaratome aufgespalten.
Bei dem kleinen Feldunterschiede, welche durch die Spinmöglichkeiten entstehen, kommt es
zu einer Aufspaltung. (siehe Pfeile) Da CH3 zwei Nachbarn besitzt sind 4 verschiedene
Spinnkombinationen möglich (2 sind davon gleich). Beim CH2 sind drei Nachbarn relevant
und deshalb entsteht eine Quartettaufspaltung (Siehe Pfeile).
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