Institut für Physiologie und Pathophysiologie Diplomvorprüfung für Psychologie Physiologie in den für die Psychologie bedeutsamen Ausschnitten Klausur, Freitag 28.09.2007 Zeit: 120 Minuten Name Vorname Matr.Nr. A. Aufsatz Aus den folgenden beiden Themen wählen Sie bitte eines aus und verfassen darüber einen kleinen Essay. Verwenden Sie für die Bearbeitung nur die anhängenden leeren Seiten. Beachten Sie bitte, dass für die Beurteilung nicht nur die aufgezählten Fakten wichtig sind, sondern auch der Aufbau und die Logik sowie die sprachliche Prägnanz Ihrer Darstellung. Thema 1: Sommerurlaub: Sie liegen am Strand, dösen vor sich hin, die Sonne durchwärmt Ihren Körper. Plötzlich hören Sie Ihren Namen rufen, fahren hoch, um nach der Person zu sehen, die Sie ruft, im nächsten Moment wird es Ihnen „schwarz vor Augen“ und Sie müssen sich wieder hinlegen. Schildern Sie bitte, welche Vorgänge bei diesem kleinen Erlebnis in Ihrem Körper ablaufen. Denken Sie dabei an Wahrnehmungsvorgänge, zentralnervöse Reaktionen (z.B. auch solche, die im EEG sichtbar werden), hormonelle und autonome Veränderungen, aber verzichten Sie auf die Schilderung peripherer sensorischer und motorischer Vorgänge im Innenohr bzw. im Muskel. Thema 2: Bei einer Wanderung im Hochgebirge finden Sie einen Mann, anscheinend von einem Steinschlag getroffen, mit einer blutenden Wunde am Kopf bewusstlos vor. Sie verständigen die Bergrettung, lagern den Patienten fachgerecht und bleiben bei ihm. Nach wenigen Minuten erwacht er aus seiner Bewusstlosigkeit. Sie fragen ihn nach dem Unfallhergang, er kann sich aber weder an den Unfall erinnern noch daran, wie er auf diesen Berg gelangt ist. Er klagt nun aber über Schmerzen im rechten Bein und Sie erkennen, dass sein Knöchel verletzt ist. Beschreiben Sie bitte, welche besonderen (pathophysiologischen) Prozesse im Körper des Patienten während Ihres Gesprächs ablaufen. Denken Sie im Besonderen an Vorgänge des Bewusstseins und schildern Sie die theoretischen Hintergründe für Ihre Beurteilung des Patienten. Bitte geben Sie hier an, welches Thema Sie bearbeiten: ______ Physiologie in den für die Psychologie bedeutsamen Ausschnitten Klausur 28.09.07 Seite 2 B. Auswahlfragen (multiple choice) und Zuordnungsfragen 1. Welche Aussagen über die Eigenschaften von Nervenfasern sind richtig, welche sind falsch? 10 ▼ Bitte Antworten mit „R“ bzw. „F“ kennzeichnen Die Zellkörper der afferenten (sensorischen) Nervenfasern, die Arme und Beine innervieren, befinden sich in den Spinalganglien (Hinterwurzelganglien). Die Zellkörper der efferenten (motorischen) Nervenfasern, die Muskeln von Armen und Beinen innervieren, befinden sich in der grauen Substanz des Rückenmarks. Nervenfasern sind Fortsätze von Nervenzellen oder Sinneszellen, welche eine Erregung über größere Strecken (Millimeter bis Meter) leiten können. Die Erregungsleitung über größere Strecken funktioniert bei Nervenfasern nur, wenn in ihrer Membran spannungsgesteuerte Na+-Kanäle eingebaut sind. Nervenfasern können die Erregung in beide Richtungen leiten. Die Erregungsleitung ist umso langsamer, je dicker die Nervenfaser ist. Nervenfasern mit Markscheide (Myelinisierung) leiten die Erregung im Durchschnitt etwa doppelt so schnell wie Nervenfasern ohne Myelinisierung. Bei den myelinisierten Nervenfasern wird die Erregung nicht kontinuierlich fortgeleitet. Myelinisierte sensorische Nervenfasern ziehen ohne Umschaltung in der Hinterstrangbahn des Rückenmarks in das verlängerte Mark (Medulla oblongata). Unmyelinisierte sensorische Nervenfasern werden im Hinterhorn des Rückenmarks auf sekundäre Neurone umgeschaltet. 2. Welche Aussagen zum Kreislauf sind richtig, welche sind falsch? 10 ▼ Bitte Antworten mit „R“ bzw. „F“ kennzeichnen Etwa 85% des Blutvolumens befindet sich im kleinen Kreislauf. Beim Gesunden beträgt der maximale (systolische) Druck im großen Kreislauf in der Höhe des Herzens etwa 16 kPa (120 mmHg). Beim Gesunden beträgt der minimale (diastolische) Druck im großen Kreislauf in der Höhe des Herzens etwa 1,3 kPa (10 mmHg). Der Gesamtquerschnitt im Körperkreislauf ist am größten im Bereich der großen Arterien. Entsprechend dem Ohmschen Gesetz des Kreislaufs ist die Stromstärke (Blutvolumen/Zeit) direkt proportional dem gesamten peripheren Widerstand (TPR). In Ruhe ist die Blutmenge, die pro Herzzyklus durch die Muskulatur fließt, etwa gleich groß wie die Menge, die pro Herzzyklus durch die Nieren fließt. Der Strömungswiderstand eines Gefäßes ist umgekehrt proportional zum Quadrat seines Durchmessers. An den meisten Kapillaren ist die in das umliegende Gewebe filtrierte Menge an Flüssigkeit größer als die wieder in die Kapillaren resorbierte Menge. Typische Hinweise auf eine Insuffizienz (ungenügende Leistung) des linken Herzens sind Ödeme (Schwellungen) in den Beinen. Unmittelbar nach dem Übergang vom Liegen zum Stehen sinkt die Herzfrequenz. Physiologie in den für die Psychologie bedeutsamen Ausschnitten 3. Klausur 28.09.07 Welche Aussage über das Ruhemembranpotenzial einer Zelle ist richtig? Bitte nur eine Antwort ankreuzen. Seite 3 2 Beim Ruhemembranpotenzial 4. (A) ist der Ein- und Ausstrom von Ladungen ausgeglichen (B) ist die Zelle dauerhaft depolarisiert. (C) kann kein Aktionspotenzial ausgelöst werden.. (D) sind die Kaliumkanäle weitgehend geschlossen. (E) sind die spannungsgesteuerten Natriumkanäle offen. Welche Aussage zum optischen Apparat des Auges trifft zu? Bitte nur eine Antwort ankreuzen. 2 A) Die Hauptbrechkraft des Auges kommt durch die Linse zustande. B) Die Akkommodationsbreite (Veränderung der Brechkraft) beträgt beim jugendlichen Auge mehr als 10 Dioptrien. C) Bei Alterssichtigkeit (Presbyopie) steigt die Akkommodationsbreite. D) Bei Weitsichtigkeit (Hyperopie) ist die Brechkraft der Linse zu hoch. E) Bei Kurzsichtigkeit (Myopie) ist die Akkommodationsbreite zu niedrig. 5. Welche Aussage zur Funktion des Ohres trifft nicht zu? Bitte nur eine Antwort ankreuzen. 2 A) Das äußere Ohr ist durch das Trommelfell vom Mittelohr abgegrenzt. B) Das Mittelohr mit den Gehörknöchelchen ist für die Impedanzanpassung der Schalleitung in Luft und Innenohrflüssigkeit wichtig. C) Im Innenohr (Gehörschnecke) werden verschieden laute Töne an unterschiedlichen Orten der Basilarmembran abgebildet (Tonotopie). D) Die äußeren Haarzellen des Innenohrs verstärken mit ihren Bewegungen die Auslenkung der Basilarmembran. E) Die inneren Haarzellen des Innenohrs geben die Erregung an die afferenten Fasern des Hörnerven weiter. 6. Typisch für eine Schädigung des rechten parietalen Kortex (Scheitellappen) ist: Bitte nur eine Antwort ankreuzen. (A) Broca-Aphasie (motorische Sprachstörung) (B) Emotionale Störungen (C) Gedächtnisstörung (D) Linksseitiger Neglekt (E) Wernicke-Aphasie (Sprachverständnisstörung) 2 Physiologie in den für die Psychologie bedeutsamen Ausschnitten 7. 8. 9. 10. Klausur 28.09.07 Welche der folgenden Lernformen gehört zum assoziativen Lernen? Bitte nur eine Antwort ankreuzen. (A) Bewegungslernen (B) Habituation (C) Instrumentelle Konditionierung (D) Prägungslernen (E) Sensitisierung Welche Antwort über Östrogene (z.B. Östradiol) trifft nicht zu? Bitte nur eine Antwort ankreuzen. Seite 4 2 2 (A) Östrogene werden im Follikel aus Androgenen gebildet. (B) Östrogene steigern das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut. (C) Östrogene steigen im ersten Drittel der Schwangerschaft leicht an und fallen im letzten Drittel stark ab. (D) Eine Überproduktion an Östrogenen kann Minderwuchs verursachen. (E) Ein Mangel an Östrogenen kann Osteoporose verursachen. Welche Aussage zur Erregungsbildung und –leitung im Herzen trifft nicht zu? Bitte nur eine Antwort ankreuzen. (A) In den Zellen des Sinusknotens gibt es keine schnellen Na+-Kanäle (B) Die Erregungsbildung im Herzen wird über autonome Nerven moduliert. (C) Alle Anteile des Erregungsleitungssystems zeigen Spontandepolarisation. (D) Die Weiterleitung zwischen den Herzmuskelzellen erfolgt über Gap-Junctions. (E) Wenn alle Herzmuskelzellen gleichzeitig erregt werden, kommt es zu Herzrhythmusstörungen (Kammerflimmern). 2 Ordnen Sie bitte den Organen in der der linken Liste die am besten passenden Funktionen in der rechten Liste zu, die durch das sympathische Nervensystem gesteuert werden. 6 Bitte jedem Organ nur eine Funktion zuordnen. (A) Herzsinusknoten (1) Erweiterung (B) Herzkammer (2) Verengung (C) Arteriolen (3) Sekretion (D) Bronchien (4) Kontraktionskraft (E) Schweißdrüsen (5) Katecholaminfreisetzung (F) Nebennierenmark (6) Schlagfrequenz A B C D E F Physiologie in den für die Psychologie bedeutsamen Ausschnitten 11. Seite 5 Ordnen Sie bitte den bezeichneten sensorischen Endigungen in der Haut aus Liste A die am besten passenden adäquaten Reize aus Liste B zu. Obwohl mehrere Antworten zutreffen können, bitte jeder sensorischen Endigung aus Liste A nur einen adäquaten Reiz aus Liste B zuordnen. 6 Liste A: sensorische Endigung Liste B: adäquater Reiz (A) Ruffini-Korpuskel (1) Druck (B) Pacini-Korpuskel (2) Berührung (C) Freie Nervenendigung (3) Haarbewegung (D) Merkel-Zell-Sensor (4) Spannung (E) Haarfollikel-Sensor (5) Wärme, Kälte (F) Meissner-Korpuskel (6) Vibration A 12. Klausur 28.09.07 B C D E F Ordnen Sie bitte jeder erblichen Erkrankung aus Liste A die entsprechende Ursache aus Liste B zu. 6 Liste A Liste B (A) Phenylketonurie (1) Translokation von Chromosomenstücken (B) Down-Syndrom (2) Autosomal-dominante Genmutation (C) Morbus Huntington (3) Alleiniges X-Chromosom (X0) (D) Chronisch-myeloische Leukämie (4) Verlust eines Chromosomenstücks (E) Turner-Syndrom (5) Verdreifachung von Chromosom 21 (F) Katzenschrei-Syndrom (6) Autosomal-rezessive Genmutation A 13. B C D E F Bezeichnen Sie bitte die genannten motorischen Strukturen, die bei der Planung und Ausführung einer Willkürbewegung aktiviert werden, mit den Ziffern 1-6 entsprechend der zeitlichen Reihenfolge ihrer Aktivierung: 3 Motorische Einheiten Assoziationsareale Limbisches System Primärer motorischer Kortex Prämotorischer u. supplementmotorischer Kortex Hirnstammkerne und Rückenmark Physiologie in den für die Psychologie bedeutsamen Ausschnitten Klausur 28.09.07 Seite 6 C. Freie Fragen, Lückentexte und Skizzen 1. NMDA-Rezeptoren und non-NMDA-Rezeptoren (auch AMPA- oder Kainat-Rezeptoren genannt) sind wichtige Rezeptorkanäle in zentralen Neuronen. Was sind die 2 wesentlichen Unterschiede zwischen den beiden Typen? 2 2. Nennen Sie bitte 6 wesentliche Unterschiede zwischen dem magnozellulären (M-Zellen) und dem parvozellulären System (P-Zellen) der Ganglienzellen im Auge 6 M-Zellsystem 3. P-Zellsystem Nennen Sie bitte drei Untersuchungsverfahren, mit denen man das Gehör für jedes Ohr überprüfen kann. 3 4. Nennen Sie bitte vier typische Symptome des Morbus Parkinson. 4 Physiologie in den für die Psychologie bedeutsamen Ausschnitten 5. Klausur 28.09.07 Seite 7 Ergänzen Sie bitte folgende Lücken: 5 Sinneseindrücke werden für Sekundenbruchteile im ________________________ Gedächtnis gehalten, in das _________________________ Gedächtnis gebracht und von dort durch Wiederholen in das __________________________ Gedächtnis und schließlich in das ________________________ Gedächtnis eingespeichert. Von dort kann auf die Gedächtnisinhalte _______________________ (schnell/langsam) zugegriffen werden. 6. Ergänzen Sie bitte folgende Lücken: 4 Die Riechinformation von der Nasenschleimhaut wird über den Riechnerven in den ________________________ geleitet, dort in den Glomeruli verarbeitet und über den/das _________________________ in den Neokortex projiziert, wo die ____________________ __________________________ stattfindet. 7. Beschreiben Sie bitte in Stichworten den Ablauf und das Ergebnis des dargestellten Dreischalen-Versuchs von Weber. 4 Physiologie in den für die Psychologie bedeutsamen Ausschnitten 8. Klausur 28.09.07 Seite 8 Benennen Sie bitte die beiden Neuronentypen in den Sprechblasen und die Vorgänge bei der Auslösung und der Ausführung des angedeuteten Haltereflexes. 6 9. Bezeichnen Sie bitte die beiden Hormone, deren Konzentrationenim Blutplasma beim Stillvorgang dargestellt sind. Wo befinden sich die Hormon produzierenden Zellen? 4