Medizinische Parasitologie

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Medizinische Parasitologie
Medizinische Parasitologie
Was sind Parasiten?
Von den infektiologischen Disziplinen ist die Medizinische Parasitologie gewiss jene, deren
Aufgabenbereich die bunteste Vielfalt von Erregern umfasst. Strenggenommen sind zwar –
von den Prionen abgesehen - alle Erreger von Infektionen und Infestationen Parasiten, denn
alle – ob Viren oder Bakterien, Pilze oder Protozoen, Würmer oder blutsaugende Arthropoden
– existieren durch Energieraub (in der Regel Nahrungsraub), ohne ihren Wirt – in diesem Fall
den betroffenen Menschen – sogleich (d.h. während des Energieraubes) zu töten – auch wenn
sie eine Krankheit erregen, die letztlich oft genug zum Tod führt oder zumindest zum Tod
führen kann. Längst haben sich aber Virologie, Bakteriologie und Mykologie selbständig
gemacht, klar voneinander abgegrenzt und ein Sammelsurium – man möchte aus der Sicht der
Systema- tik geradezu sagen: eine Müllhalde – von Erregern und Überträgern hinterlassen,
die man in der Medizin als Parasiten (sensu stricto) bezeichnet und denen nichts anderes
gemeinsam ist, als dass es sich durchwegs um eukaryote, heterotrophe Organismen ohne
Zellwand handelt. Zu ihnen zählt man zahlreiche, sehr unterschiedliche OrganismenGruppen, die – traditionsgemäß, einen andern Grund gibt es jedenfalls für die ersten beiden
nicht - in drei großen Einheiten zu- sammengefasst werden: Protozoen, Helminthen,
Arthropoden.
Die Zellen vieler Parasiten, vor allem die unter den Protozoen zusammengefassten einzelligen
Organismen, besitzen über ihrer Zellmembran (= Zytoplasma-Membran) häufig dicke, mehrschichtige Auflagen hochmolekularer und als Antigene wirkender Substanzen. Diese Außenschichten sind indes nicht rigid, sondern in ihrer Form (mehr oder weniger) veränderbar; sie
werden als Glykokalyx bezeichnet.
Erreger von Infektionen oder Infestationen des Menschen:
Prionen = Proteine (vermutlich) ohne DNS oder RNS
Viren = DNS oder RNS + Proteine (+ Lipidhülle)
Bakterien (inkl. Chlamydien, Rickettsien,
Mycoplasmen) = Prokaryote (zumeist mit Prokaryote
Zellwand)
Nicht
lebende
Organismen
Lebewesen
Pilze = Eukaryote mit Zellwand
Protozoen Helminthen Arthropoden
Parasiten s.
Eukaryote
Zellwand
str. = Eukaryote
ohne
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Medizinische Parasitologie
Grundbegriffe der Parasitologie
Der Wirt
Der Endwirt
Wirte, in denen die sexuelle Phase der Reproduktion abläuft, werden Endwirte genannt.
Der Zwischenwirt
Wirte, in denen eine asexuelle oder unisexuelle Fortpflanzung stattfindet, nennen wir
Zwischenwirte.
Zwischenwirt von Plasmodium falciparum ist der Mensch, da die sexuelle Fortpflanzung in
der Stechmücke stattfindet.
Haupt- und Nebenwirt
Nach ihrer epidemiologischen Bedeutung unterscheiden wir Hauptwirte von Nebenwirten.
Hauptwirte sind die für den Parasiten bedeutendsten, Nebenwirte dagegen die
nebensächlichsten End- oder Zwischenwirte.
Fehlwirt und Gelegenheitswirt
Die Begriffe Fehlwirt und Gelegenheitswirt (akzidenteller Wirt) haben unterschiedliche
Bedeutung:
Im Fehlwirt gelingt es dem Parasiten nicht, sich normal zu entwickeln.
Gelegenheitswirte sind Wirte, die nur sehr selten befallen werden, in denen sich der Parasit
aber entwickeln kann.
Beispiele:
- Mensch für Dicrocoelium dendriticum
- Hund oder Katze als Endwirte für Echinococcus multilocularis
- Mensch als akzidenteller Zwischenwirt für Echinococcus multilocularis
Paratenischer Wirt oder Sammel- (Warte)wirt
Der Begriff paratenischer Wirt bezeichnet einen Wirt, der für die Entwicklung des Parasiten
nicht essentiell ist; daher auch der Name Wartewirt. Die ökologische Bedeutung liegt in der
Tatsache, dass Parasiten in paratenischen Wirten aggregieren; daher auch der Name
Sammelwirt.
Überträger
Überträger — auch Vektoren genannt — sind Ektoparasiten, die einen Parasiten von einem
Wirt auf den nächsten übertragen und in denen eine Vermehrung und/oder eine Entwicklung
stattfindet.
Reservoir
Reservoir bezeichnet die Gesamtheit aller infizierter Wirte, wobei vor allem langlebige,
tolerante Wirtsarten und -populationen geeignet sind.
Aus menschlicher Sicht sind Reservoirwirte Tiere, von denen Zoonosen übertragen werden
können.
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Beispiel:
- Ostafrikanische Schlafkrankheit: Von gesunden Reservoirwirten (Wildtieren) wird die
Schlafkrankheit durch Tse-Tse-Fliegen auf den Menschen übertragen.
Wirt-Parasitbeziehungen
Endoparasiten und Ektoparasiten
Je nach Lokalisation des Parasiten unterscheiden wir Endo- und Ektoparasiten.
Endoparasiten leben im Wirtsinneren. Sie besiedeln Hohlräume, Epithelien, das Blut wie auch
Gewebe verschiedener Organe.
Ihre Lokalisation ist:
1) extrazellulär (Giardia auf Darmepithel) oder
2) intrazellulär (Malariaerreger in Leberzellen und in roten Blutkörperchen)
Ektoparasiten leben auf derOberfläche des Wirtes. Sie ernähren sich von Hautsubstanzen oder
nehmen Blut oder Gewebeflüssigkeit auf.
Beispiele dafür sind blutsaugende Arthropoden wie etwa Stechmücken, Läuse oder Zecken.
Diese haben auch Bedeutung als Krankheitsüberträger (Malaria)
Fakultative und obligate Parasiten
Freilebende Lebewesen, die gelegentlich auch in einem Wirt gefunden werden, nennt
man fakultative oder Gelegenheitsparasiten. Beispiele dafür finden sich bei Bodennematoden,
die gelegentlich im Darm oder Hämocoel eines Käfers gefunden werden. Ihre Entwicklung
kann ohne parasitische Phase ablaufen.
Im Laufe der Evolution haben sich gewisse Nematoden auf eine parasitische Lebensweise
spezialisiert.
Obligate Parasiten: Ohne geeigneten Wirt ist eine Vermehrung oder Entwicklung nicht
möglich.
Lebenszyklus
Monoxener und Heteroxener Lebenszyklus
Monoxener Lebenszyklus: Parasiten mit direktem Lebenszyklus: monoxene Parasiten (= mit
einem Wirt) Beispiel: Giardia lamblia (Erreger der Lamblienruhr)
Heteroxener Lebenszyklus: Parasiten mit indirektem Lebenszyklusund obligatem
Wirtswechsel: heteroxene Parasiten (= mit mehreren Wirten) Beispiel: Plasmodium
falciparum (Erreger der Malaria)
Mechanismen der Wirtsschädigung
Parasiten schädigen ihre Wirte durch direkte Interaktionen wie Zellinvasion oder -adhärenz,
durch Toxine und Nahrungsentzug sowie durch Folgeerscheinungen von WirtParasiteninteraktionen, bei denen Zellen und Moleküle des angeborenen und adaptiven
Immunsystems und parasitäre Stoffwechselprodukte eine Rolle spielen.
Malaria (Plasmodium spp)
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Bei Plasmodium spp handelt es sich um den bedeutesten Einzeller der Tropen: den Erreger
der tödlichen Malaria tropica! Seine Endwirte sind Stechmücken (Anopheles-Arten) aus der
Familie der Culicidae. Beim Menschen vermehrt sich der Erreger mit ungeschlechtlichen
Fortpflanzung in der Leber (= exoerythrozytäre Schizogonie) und in den roten Blutkörperchen
(= erythrozytäre Schizogonie). Die Apicomplexa besitzen spezielle Organellen
("Apikalorgan"), die bei Invasionsprozessen eine wichtige Rolle spielen, ohne die der
komplexe Lebenszyklus nie durchlaufen werden könnte!
Die Genomgrösse beträgt ca. 30 Mio. Basenpaare und man schätzt, dass die 14 Chromosomen
ca. 5300 Gene tragen.
Lebenszyklus
Sporozoiten werden mit einem Stich in Mensch übertragen bei Malariamücke. Bei der
Blutmahlzeit injizierten Sporozoiten befallen nach kurzer Zeit Hepatozyten der Leber. Dort
verwandelt sich der Parasit in eine Gewebsform (Trophozoit), beginnt mit multiplen
Kernteilungen und vergrössert sich zum Leberschizonten (40-60 µm), der mehrere Tausend
Kerne enthalten kann (Vielkernstadium). Durch anschliessenden Aufbau von Zellwänden und
Organellen entstehen Merozoiten.
Nach der Leberschizogonie befallen die Merozoiten rote Blutzellen. Bei der aktiven Invasion
(innert ca. 20 Sekunden) spielen wiederum die apikalen Organellen eine wichtige Rolle. Die
Merozoiten (bei P. falciparum können auch mehrere pro Wirtszelle eindringen) wandeln sich
in junge Trophozoiten, so genannte Ringstadien, um. Durch Entwicklung und Wachstum
entstehen Schizonten mit 8 bis 32 Kernen. Die rote Blutzelle platzt, dabei kommt es zu
Fieber; die Inkubationszeit beträgt mindestens 9, meist 12-14 Tage, selten auch länger. Es
werden Merozoiten ausgeschwemmt, die wiederum neue Erythrozyten befallen können. Alle
Wirtszellen mit älteren Stadien sind wegen der Sequestrierung (Bindung an Endothelzellen
der Blutkapillaren) versteckt und entgehen damit der Zerstörung in der Milz.
Nach mehreren Wochen der erythrozytären Schizogonie entstehen die ersten Mikro- und
Makrogametozyten (Mikro- und Makrogamonten), welche die infektiösen Stadien für den
Endwirt, die Anophelesmücke, darstellen. Nach der Aufnahme von sexuell differenzierten
Gametozyten mit dem Blutmahl verwandeln sich diese Formen im Darm der Mücke in
Gameten. Nach der Befruchtung des Makrogameten entwickelt sich aus der Zygote der
längliche Ookinet (Grösse: 18 x 3 µm). Ookineten verlassen das Darmlumen und dringen in
das Mitteldarmepithel ein. Die erste meiotische Teilung beginnt im Darmlumen gleich nach
der Fertilisation während der Bildung des Ookineten. Die zweite meiotische Teilung wird erst
im Oozysten-Stadium vollendet. An der Darmaussenseite entwickeln sich grosse Oozysten,
die bis zu 10'000 (ca. 15 µm lange) Sporozoiten enthalten. Bricht die Oozyste auf, so
gelangen die Sporozoiten in die Hämolymphe der Mücke. Von dort dringen die Sporozoiten
in die Speicheldrüse ein. Sind Sporozoiten im Speichelausführgang angelangt, ist die Mücke
für den Menschen infektiös geworden. Dies ist frühestens 8 Tage nach der Infektion der Fall.
Die heute wirksamsten Kontrollstrategien sind:
1. Malariaepisoden frühzeitig zu erkennen und zu behandeln,
2. insektizidbehandelte Mückennetze der Bevölkerung zugänglich zu machen und
3. mit adaptierten Informations- und Kommunikationskampagnen die
Aufmerksamkeit in den betroffenen Bevölkerungsgruppen zu fördern.
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Vektorkontrolle
In den 50er Jahren wurde von der Weltgesundheitsbehörde ein Programm zur Ausrottung
(Eradikation) der Malaria durch den Einsatz von Massenchemotherapie (Chloroquin) und
Insektenbekämpfung (DDT) lanciert. Resistenzentwicklungen auf der Parasiten- wie auf der
Mückenseite führten zusammen mit finanziellen Problemen in vielen Gebieten zu einem
Misserfolg.
Der Vektorkontrolle, sei es mit Insektiziden gegen adulte Mücken oder mit
Umweltveränderungen (z.B. Entwässerung), biologischen Massnahmen (z.B. larvenfressende
Fische/Bewässerungssysteme) kann unter speziellen Bedingungen auch heute eine wichtige
Rolle spielen.
Behandlung von Malariaepisoden
Obwohl die rasche Diagnose und Behandlung von Malariaepisoden die wichtigsten Stützen
jedes integrierten Bekämpfungsprogramms darstellen, wurde die Forschung und Entwicklung
von neuen Malariamedikamenten in den letzten 10 Jahren von nahezu allen pharmazeutischen
Unternehmen systematisch abgebaut. Diese schwierige Situation scheint derzeit weitgehend
überwunden:
Durch die Verbindung von privaten und öffentlichen Anstrengungen des MMV-Programm
(Medicines for Malaria-Venture); Link zu Medicines for Malaria-Venture
Vorhandene Präparate werden in ihrer gezielten Anwendung optimiert. Artemisinin, das aus
der chinesischen Heilpflanze Artemisia annua isoliert wurde, und dessen Derivate u.a.
Artemether, Artesunat und Artether, wurden weiterentwickelt und werden im asiatischen
Raum gerade bei schweren, lebensbedrohenden sowie bei multiresistenten Malariafällen
erfolgreich eingesetzt. Derzeit laufen breit angelegte, von der WHO überwachte Versuche,
wie diese wichtigen Therapien in Afrika wirksam eingesetzt werden können. Das Wirkprinzip
der Artemisininderivate, die Endoperoxidase, wurde auf synthetischem Weg in neue
Pharmakophore eingesetzt. Es entstanden die Trioxalane, die derzeit in klinischen Studien
erprobt werden. Das eröffnet neue Horizonte für die Malariatherapie und reduziert die
Abhängigkeit von natürlich gewonnenen Artemisininderivaten. Afrika steht im Brennpunkt
der Malariabekämpfung, da es einerseits die grösste Malariabürde aufweist und andererseits
die Resistenz gegen das billige und weit eingesetzte Chloroquin bei 30-70% liegt; Chloroquin
kann in weiten Teilen zur Behandlung nicht mehr eingesetzt werden. Ausblicke für diese
schwierige Situation in Afrika bietet das Konzept der Kombinationstherapie. Damit die
vorhandenen Medikamente möglichst lange wirksam bleiben, d.h. sich keine entsprechenden
Resistenzen bilden, sollen bekannte, eingeführte Verbindungen mit Artemisinin-Derivaten
kombiniert verwendet werden.
xpositionsprophylaxe
Konkrete Wirkung zeigen sämtliche Programme, die den Einsatz von insektizidbehandelten
Mückennetzen auf Haushaltsebene propagieren. Nachdem grosse, kontrollierte Feldversuche
in Gebieten mit unterschiedlicher Endemielage gezeigt haben, dass insektizidbehandelte
Mückennetze die Morbidität und Mortalität von Malaria zwischen 20-50% reduzieren
können, steht nun eine Interventionsstrategie zur Verfügung, die die vorhandenen
Behandlungsstrategien optimal ergänzen kann.
Impfung
Die Hoffnung der 70er und 80er Jahre, bald über eine Impfung zu verfügen, wurde bisher
leider nicht erfüllt. Ein Impfstoff wäre höchst willkommen und könnte als weitere wichtige
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Komponente in einem integrierten Bekämpfungsprogramm eingesetzt werden. Es ist
realistisch, an einen Impfstoff zu denken, denn:
1. Menschen, die in einem Endemiegebiet zahlreiche Malaria-Attacken überleben,
erwerben eine Semi-Immunität;
2. Die passive Übertragung von Serum semi-immuner Menschen auf nicht-immune
kann nicht-immune Menschen schützen.
3. Bestrahlte infektiöse Sporozoiten können im Menschen eine schützende
Immunantwort auslösen.
Jahrelange Forschungsarbeiten waren jedoch bisher nicht von grossem Erfolg gekrönt. Wohl
wurden unzählige, potentielle Antigene charakterisiert und in Tiermodellen als
Impfstoffkandidaten geprüft. Die Hoffnung und künftigen Forschungsanstrengungen liegen
derzeit in einem bereits klinisch getesten Impfstoff (RTS, S) und beim Weiterverfolgen der
im Tiermodell erfolgreichen DNS-Vakzinen. Die Erfahrungen aus den klinischen Versuchen
mit den ersten Malariaimpfstoffen führen uns auch dazu, die konventionelle Vorstellung der
Schutzwirkung eines Impfstoffes (normalerweise verlangen wir eine Wirksamkeit > 90%) bei
einem Parasiten wie Malaria aufzugeben. Die Berechnungen zeigen, dass selbst ein Impfstoff,
der bloss 50% wirksam ist, bereits eine kostenwirksame Intervention darstellt, wenn die
Impfung als Teil eines integrierten Programms verabreicht wird.
Giardia lamblia
Bei Giardia lamblia handelt es sich um einen parasitischen Flagellaten mit einem direkten
Lebenszyklus. Die Infektion erfolgt durch die per orale Aufnahme von Zysten. Angeheftet an
das Dünndarmepithel des Menschen vermehren sich die Trophozoiten. Häufig bleibt die
Infektion symptomlos. Wird der Erreger nicht eliminiert, kann es zu Darmbeschwerden und
Durchfall kommen. Giardia lamblia wird zu den urtümlichen Eukaryonten, den Archaezoa,
gerechnet. Dies deshalb, weil Lamblien weder Mitochondrien noch Peroxisomen haben und
weil ihre 16S ribosomale RNS wie auch viele ihrer Enzyme mit denen der Bakterien
verwandt sind. Eine "Golgi-ähnliche" Organelle ist — temporär in der Phase der Enzystierung
— nachgewiesen worden. Kürzlich wurden in Lamblien Gene (Heat shock protein
70/chaperonin 60) entdeckt, die Ähnlichkeiten mit mitochondrialen Genen aufweisen. Es
stellt sich die Frage, ob diese Gene von endosymbiontischen Vorfahren der Mitochondrien
übernommen wurden oder ob Diplomonadiden erst sekundär ihre Mitochondrien verloren
haben. Das Genom hat eine hohe Plastizität: Analysen haben eine stark variable Genomgrösse
von 12 bis 80 Mb bestimmt, die durch Heterogenität und unterschiedliche Zahl von
Chromosomen (8 - 50!) bedingt wird.
Lebenscyklus: Nach der per oralen Aufnahme und der Magenpassage schlüpfen im
Duodenum aus den 4-kernigen Zysten zwei Wachstumsformen (sog. Trophozoiten). Die
Stimuli zu dieser Exzystierung sind exogener Art (pH-Schock, Temperaturanstieg) und
endogener Natur: Aus zytoplasmatischen Vesikeln wird eine Cystein-Protease (Cathepsin B
Protease) ausgeschüttet. Cystein-Proteasen-Inhibitoren können die Exzystierung blockieren!
Die Vermehrung der Trophozoiten erfolgt durch Zweiteilung insbesondere im Jejunum
(Leerdarm). Ein sexueller Zyklus konnte bis heute nicht nachgewiesen werden. Diese
Flagellaten (Diplomonadida) mit 8 Geisseln haben einen bilateral-symmetrischen Bau. Sie
heften sich mit Hilfe einer ventralen Haftscheibe an die Oberfläche des Darmepithels. Diese
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Adhärenz wird durch eine Rezeptor-Ligand Interaktion (über eine Reihe von
Oberflächenmolekülen, sog. Adhäsine) gesichert. Die dorsale Seite des Parasiten dient zur
Aufnahme gelöster Nahrung mittels Pinozytose (kein Zytostom vorhanden!). Im Ileum
kommt es zur Enzystierung, welche durch für Lamblien schädliche Umweltbedingungen
ausgelöst wird. Dabei spielen nicht — wie wie bis vor kurzem angenommen — Gallensalze
und hoher pH eine entscheidende Rolle. Der Cholesterinmangel in Ileum und Colon
(Dickdarm) verhindert die Membranbiogenese des Trophozoiten.
Die Induktion zur Zystenbildung ist noch unklar. Zum Aufbau der komplexen Zystenwand
werden Enzystierungs-spezifische Vesikel gebildet. Zysten sind sehr resistent gegen
Umwelteinflüsse.
Die fäko-orale Übertragung erfolgt in erster Linie durch verschmutztes Trinkwasser. Auch die
mechanische Übertragung durch Fliegen ist beschrieben worden.
Medizinische Bedeutung: Schon van Leeuwenhook (1681) hat Lamblien beschrieben und als
Krankheitserreger gedeutet. Die jährliche Inzidenz wird weltweit auf 200 Millionen Fälle
geschätzt. Die Inkubationszeit beträgt zwischen einer und 10 Wochen. Viele Infektionen
verlaufen symptomlos. Man spricht in diesen Fällen von gesunden Zystenausscheidern. Diese
garantieren die Übertragung des Parasiten (im Stuhl können Milliarden von Zysten abgegeben
werden). Infektionen können zu chronisch-rezidivierenden Durchfällen und bei sehr starkem
Befall (insbesondere bei Kleinkindern) zu einer Beeinträchtigung der Resorption und zu
Anzeichen von Mangelernährung führen. In Ausnahmefällen (vgl. unter Immunologie)
können Infekte über ein Jahr persistieren. Virulenzfaktoren sind bis heute keine bekannt.
Darmzotten werden durch Entzündungsprozesse geschädigt. Mastzellen lassen sich in grosser
Zahl im Darmgewebe feststellen.
Trypanosoma spp
Trypanosoma brucei gambiense (Erreger der chronischen Form der afrikanischen
Schlafkrankheit, Zentral- und Westafrika)
Trypanosoma brucei rhodesiense (Erreger der akuten Form der afrikanischen
Schlafkrankheit, Ostafrika)
Die afrikanische Trypanosomose des Menschen ist eine durch Protozoen der Gattung
Trypanosoma hervorgerufene Parasitose. Die Parasiten werden durch Stechfliegen der
Gattung Glossina (Tsetse-Fliegen) auf den Menschen übertragen. Die Schlafkrankheit bedroht
60 Millionen Menschen in 36 Ländern Afrikas. Man geht davon aus, dass jährlich etwa
300’000-500’000 Menschen an einer der beiden Formen der Schlafkrankheit erkranken. In
einzelnen Gebieten wie dem Südsudan liegt die Prävalenz bei bis zu 25%. Jährlich sterben bis
zu 60‘000 Menschen daran (die Zahlen stammen von der WHO).
Die afrikanische Trypanosomose des Menschen kommt in zwei Formen vor, die von den
beiden Unterarten von Trypanosoma brucei verursacht werden:
Trypanosoma brucei gambiense ist in Zentral- und Westafrika verbreitet. Der Parasit
verursacht eine chronische Form der Krankheit, deren Verlauf jedoch nicht als gutartig
bezeichnet werden kann. Eine Person kann unter Umständen monate- und jahrelang infiziert
sein, ohne dass Symptome auftreten und die Krankheit ausbricht. Beim Auftreten der
Symptome ist die Krankheit bereits in einem fortgeschrittenen Stadium und schwierig zu
bekämpfen.
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Trypanosoma brucei rhodesiense kommt im östlichen und südöstlichen Afrika vor. Der
Parasit verursacht eine akute Erkrankung, die innerhalb weniger Wochen ausbricht. Diese
Form der Schlafkrankheit führt schnell zu klinischen Symptomen, was eine schnellere
Diagnose ermöglicht.
Trypanosomen enthalten ein einzelnes Mitochondrium. Die mitochondriale DNS ist in einer
Struktur konzentriert, die als Kinetoplast bezeichnet wird.
Lebenszyklus
Die infizierte Tsetse-Fliege überträgt bei einem Stich bis zu 20’000 metazyklische,
trypomastigote Trypanosomen in die Haut des Menschen. In der Nähe der Einstichstelle
vermehren sich die Parasiten, was zur Bildung einer entzündlichen Primärläsion (Schanker)
führen kann. Im Anschluss daran gelangen die Trypanosomen über das Lymphsystem in den
Blutkreislauf. Dort sind die trypomastigoten Blutformen (Länge: 15 bis 30 µm) zunächst
langgestreckt (slender), beweglich und teilungsaktiv. Alle 6 Stunden erfolgt eine
Verdoppelung der Population. Innerhalb kurzer Zeit wird so das Blut mit Trypanosomen
überschwemmt. Erregerzahlen von 6’000 pro Mikroliter Blut sind keine Seltenheit. Bei
Erreichen einer hohen Parasitendichte entwickeln sich die zunächst schlanken Formen zu
intermediären und anschliessend zu gedrungenen trypomastigoten Formen (short-stumpy)
weiter. Diese sind nicht mehr teilungsaktiv, aber infektiös für Tsetse-Fliegen. Die Fliegen
nehmen die Trypanosomen mit dem Blutmahl auf. Anschliessend differenzieren sich die
short-stumpy-Formen im Mitteldarm der Fliege zu langgestreckten „prozyklischen
Trypomastigoten“, die sich vermehren. Sie gelangen durch Wanderung ans Ende der
peritrophen Membran in den exoperitrophen Raum. Dort verlängern sie sich und sind
teilungsaktiv. Diese so genannten „mesozyklischen Formen“ durchdringen dann die
peritrophe Membran vor dem Proventrikel und wandern über Vorderdarm, Labrum und
Speichelgang in die Speicheldrüse. Hier entwickeln sie sich zu epimastigoten Formen. Diese
heften sich an die Mikrovilli der Drüsenzellen und teilen sich. Danach erfolgt die
Weiterentwicklung zu trypomastigoten metazyklischen
Verbreitung
Das Vorkommen der Krankheit ist vom Vorhandensein des Vektors abhängig. Tsetse-Fliegen
leben in Afrika südlich der Sahara zwischen dem 14. Nördlichen und dem 20. Südlichen
Breitengrad. Glossinen der palpalis-Gruppe, die T. brucei gambiense übertragen, sind an
feuchte Biotope wie die Regenwälder Westafrikas gebunden. Glossinen der morsitans-Gruppe
übertragen T. brucei rhodesiense und bevorzugen Savannenbiotope. Interessant ist die
Tatsache, dass weite Gebiete, in denen die Tsetse-Fliege vorkommt, dennoch frei von
Schlafkrankheit sind.
Leishmania spp.
Leishmanien sind Einzeller, die durch Schmetterlings- oder Sandmücken (Phlebotomen der
Familie Psychodidae) übertragen werden. Ihr Hauptverbreitungsgebiet liegt in den Tropen
und Subtropen. Dort sind sie Verursacher zahlreicher Erkrankungen wie Viszerale
Leishmaniose (Kala-Azar), kutane Leishmaniose (Orientbeule) sowie Haut- und
Schleimhautleishmaniosen ("Chiclero's Disease", "Espundia").
Lebenszyklus
Leishmanien werden durch weibliche Schmetterlingsmücken (Familie Psychodidae) der
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Medizinische Parasitologie
Gattungen Phlebotomus (Asien und Afrika) sowie Lutzomyia (Mittel- und Südamerika)
übertragen. Die Übertragung erfolgt durch den Stich einer infizierten Mücke bei der
Blutmahlzeit. Die promastigoten Stadien werden von Phagozyten wie beispielsweise
Makrophagen, dendritische Zellen oder Langerhans-Zellen aufgenommen. Dort werden sie
nicht zerstört, sondern wandeln sich in amastigote Formen um. Diese vermehren sich in der
parasitophoren Vakuole durch Zweiteilung, bis die Wirtszelle schliesslich platzt. Die
freigewordenen Amastigoten werden entweder erneut von Phagozyten phagozytiert oder von
einem geeigneten Vektor aufgenommen. Ebenso können infizierte zirkulierende
Makrophagen vom Vektor aufgenommen werden. Im Darm der Schmetterlingsmücke
wandeln sie sich zu promastigoten, begeisselten Stadien um, die sich durch Zweiteilung stark
vermehren. Schliesslich sind Vorderdarm und Stechrüssel der Mücke mit Promastigoten
angefüllt, die beim nächsten Blutmahl in einen Wirt übertragen werden.
Verbreitung
Die Leishmaniosen sind in über 88 Ländern der Tropen und Subtropen verbreitet. Darüber
hinaus kommen sie auch im Mittelmeerraum und in Mittelasien vor, während Australien frei
von Leishmanien ist. Die WHO schätzt, dass weltweit etwa 12 Mio. Menschen mit den
Erregern infiziert sind, jährlich kommen etwa 2 Mio. Neuerkrankungen dazu.
Die Verbreitung der Leishmaniose ist streng an das Vorkommen ihrer Vektoren, der
Schmetterlingsmücken, gebunden.
Die verschiedenen Formen der Leishmaniose haben vor allem in den tropischen und
subtropischen Ländern der Erde eine Bedeutung. Insgesamt sind weltweit mindestens 12 Mio.
Menschen mit Leishmanien infiziert. Die WHO geht davon aus, dass jährlich etwa 2 Mio.
Neuerkrankungen dazu kommen. Da die Leishmanien Zellen wie Makrophagen besiedeln,
können sie nur über eine zellvermittelte Immunantwort des Körpers, das heisst über eine
Aktivierung von Th1-Zellen bekämpft werden. Da beispielsweise HIV-Infizierte zuwenig
funktionsfähige T-Helferzellen haben, verläuft bei diesen Patienten eine Infektion mit
Leishmanien oft fatal. Ausserdem ist es möglich, dass bei AIDS-Patienten eine klinisch
latente Infektion mit Leishmanien ausbricht. Typische Befunde sind Knoten und Ulzera auf
der Zunge, im Ösophagus, Larynx, Magen, Rektum und der Lunge. Mit der weltweiten
Zunahme der AIDS-Fälle hat so auch die Leishmaniose als HIV-assoziierte Infektion eine
neue Bedeutung bekommen.
Auch immunkompetente Patienten können schwer erkranken. Während bei den mukokutanen
und kutanen Leishmaniosen entstellende Ulzera mit zum Teil erheblichen
Gewebedestruktionen auftreten, endet eine unbehandelte viszerale Leishmaniose (Kala-Azar)
meist tödlich. Erschwerend kommt hinzu, dass es bis heute keine Chemoprohylaxe und
keinen Impfstoff gibt. Ausserdem zeichnen sich die vorhandenen Chemotherapeutika —
meist Antimonpräparate — durch viele Nebenwirkungen aus.
rophylaxe. Gegen die Leishmaniose gibt es bisher keine wirksame Chemoprophylaxe.
Deshalb ist die Expositionsprophylaxe entscheidend. Wirksam sind nur engmaschige, mit
Insektiziden imprägnierte Moskitonetze.
Therapie
Bei einer kutanen Leishmaniose, die spontan abheilt, ist eine Therapie – ausser bei der
disseminierten Form – nicht nötig. Als Chemotherapeutika gegen viszerale Leishmaniosen
werden Antimonpräparate (Glucantime oder Pentostam) verwendet, welche jedoch schlecht
verträglich sind. Neue Präparate sind liposomales Amphotericin B und als neuestes
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Medizinische Parasitologie
Medikament Miltefosine, das oral eingenommen werden kann.
Impfung
Die selbst heilende kutane Leishmaniose (Orientbeule) hinterlässt Narben. Die früher
praktizierte Form einer Inokulation mit Ulkusmaterial an einer nicht auf Anhieb sichtbaren
Stelle wird heute meist nicht mehr durchgeführt, da dadurch eine latente Infektion gesetzt
werden kann.
Obwohl einige Impfversuche mit mässigem Erfolg stattgefunden haben, gibt es derzeit keinen
zuverlässigen Impfstoff gegen Leishmaniosen.
Toxoplasma spp
T.gondii, der Erreger der Toxoplasmose, ist ein obligat intrazellulärer Gewebsparasit, welcher
weltweit verbreitet ist. Die Durchseuchung der Bevölkerung beträgt mit jedem
Lebensjahrzehnt etwa 10% mehr und ist bei einem Alter von 60-65 Jahren etwa bei 70%
angekommen. Der Hauptwirt (Endwirt) ist in unseren Breiten die Katze. Als Zwischenwirte
kommen viele Säugetiere wie Schwein, Rind, Schaf und Maus in Betracht. Der Mensch ist
nur ein Nebenwirt (akzidenteller Zwischenwirt).
T. gondii vermehrt sich in einem Zyklus mit mehreren Entwicklungsstufen:
1. Im Darm der Katze geschieht die geschlechtliche Vermehrung mit Bildung von Oozysten,
die durch den Kot in die Umwelt gelangt (enteroepitheliale Phase).
2. Diese Oozysten sporulieren etwa zwei Tage nach der Ausscheidung und werden dadurch
widerstandsfähig und infektiös (exogene Phase).
3. Werden die gebildeten Sporozysten oral aufgenommen, dringen sie durch die Darmwand
(extraintestinale Phase) und streuen hämatogen oder lymphogen vorwiegend in das RES und
in die Muskulatur. Hier vermehren sie sich intrazellulär durch ungeschlechtliche Zweiteilung.
Hierbei kommt es zum Platzen der Wirtszellen und Nekrosen. Durch die Abwehrmaßnahmen
des Wirtes kommt es zur Bildung von etwa 200µm großen Zysten.
Wenngleich dieser Infektionsweg auch für den Menschen möglich ist, spielt bei ihm die
Aufnahme von infektiösen Zysten aus nicht durchgegartem Fleisch die größere Rolle.
Es werden zwei verschiedene Arten der Toxoplasma-Infektion unterschieden:
Bei der Pränatalen Infektion können diaplazentar Erreger in den Fetus gelangen. Dies
geschieht, wenn sich die schwangere Frau während der Schwangerschafterstmalig mit
Toxoplasmen infiziert. Je später die Übertragung von der Mutter auf das Kind stattfindet,
desto geringer sind die zu erwartenden Schäden des Kindes; allerdings ist die Übertragung in
den späten Stadien der Schwangerschaft häufiger. Kommt es zu einer Infektion im ersten
Trimenon der Schwangerschaft resultiert es oft in einem Abort.
Bei der Postnatalen Infektion tritt die Erkrankung nach einer Inkubationszeit von 1 bis 3
Wochen nach oraler Aufnahme der Protozoen auf. Wenn es überhaupt zu Symptomen kommt,
manifestiert sich die Erkrankung meist in einer Lymphknoten-Toxoplasmose.
Die Toxoplasmose äußert sich nicht zwangsläufig in klinischen Symptomen. Beim Gesunden
persistieren die Erreger lebenslang, ohne klinisch manifest zu werden. Nur bei schwerer
Immunschwäche können die persistierenden Zysten reaktiviert werden; so kommt es in etwa
20% aller AIDS-Patienten zu einer zerebralen Toxoplasmose. Kommt es jedoch bei der
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Medizinische Parasitologie
Erstinfektion zu einer Toxoplasmose, so äußern sich erste klinische Symtome nach einer
Inkubationszeit von 1-3 Wochen. Sie äußern sich in Symptomen eines "grippalen Infektes",
gel. Lymphknotenschwellungen und Exanthemen. Selten sind interstitielle Pneumonien oder
Myokarditis. Demgegenüber stehen bei intrauterinen Infektionen schwerere Erscheinungen
wie Hepatosplenomegalie, Meningoenzephalitis und Hydrozephalus internus im Vordergrund.
Außerdem treten Augenerkrankungen (Absiedelung in der Retina mit Chorioretinitis) auf.
Diagnostischer Nachweis geschieht meist über Serologische Testverfahren wie
Immunofluoreszens oder Enzymimmunoassay, da der Erregernachweis meist nicht gelingt.
Über den Titerverlauf und den Nachweis der verschiedenen Antikörperklassen (v.a. IgM)
lässt sich auch eine Aussage machen, ob die Infektion frisch oder innerhalb der letzten
Monate geschehen ist. Bei Immungeschwächten Patienten (AIDS) ist ein Antikörpernachweis
natürlich problematisch, so dass bereits entsprechende Zeichen in bildgebenden Verfahren
(Computertomografie -> hypodense Strukturen und perifokales Ödem, PCR, etc.)
diagnostisch gewertet werden..
Therapiert wird nur bei bestehender Symptomatik und bei einer Erstinfektion während
Schwangerschaft. Dann wird die Toxoplasmose mit einer Kombination aus Pyrimethamin
(nicht im ersten Schwangerschaftstrimenon) und einem Sulfonamid oder Clindamycin
behandelt. Viel wichtiger aber ist eine Prävention. Sie ist vor allem wichtig um eine
Erstinfektion bei bestehender Schwangerschaft zu verhindern. Schwangere sollten auf rohes
und nicht ausreichend erhitztes Fleisch (Hackfleisch!) verzichten (T. gondii ist hitzelabil) und
beim Umgang mit Katzen sollten einige Vorsichtsmaßnahmen ergriffen werden: Die
Katzentoilette sollte bei Möglichkeit von einem anderen Familienmitgliedtäglich gereinigt
werden.
Trichomonas spp
Trichomonas ist eine Gattung einzelliger, 4 bis 30 µm großer Lebewesen innerhalb
der Eukaryoten. Trichomonas spp. sind teilweise harmlose Kommensalen, einige Vertreter
sind jedoch Krankheitserreger bei Mensch und Tier.
Die birnenförmigen Vertreter der Protozoen haben vier nach vorn gerichtete Geißeln (1)
(Flagella) und eine nach hinten gerichtete Schleppgeißel (2). Die Geißeln sind
an Kinetosomen (3) verankert und von einer dreischichtigen Plasmamembran umhüllt. Die
Schleppgeißel ist als undulierende (gewellte) Membran ausgebildet. Am spitzen Ende des
Zellkörpers tritt ein Achsenstab aus der Plasmamembran aus (5). Da das Genom der
Trichomonaden in Form von Chromosomen in einem Zellkern (4) vorliegt, zählen sie zu
den Eukaryoten.
Trichomonaden
besitzen
keine Mitochondrien zur
Energiegewinnung
sondern
sogenannte Hydrogenosomen. Die Vermehrung erfolgt durch einfache Längsteilung,
unterschiedliche Entwicklungsformen wie bei anderen Protozoen kommen nicht vor.
Der Parasit wird nur durch direkten Kontakt übertragen (Schleimhautkontakt von Mensch zu
Mensch), sodass es sich um eine sexuell übertragbare Erkrankung handelt. Trichomonas
vaginalis kommt weltweit vor.
Trichomonas vaginalis bildet keine Cysten, jedoch Trophozoiten aus und wird ausschließlich
direkt von Wirt zu Wirt übertragen.
Aufgrund der anaeroben Lebensweise des Parasiten sind Nitroimidazole die Mittel der Wahl
zur Therapie (z.B. Metronidazol). Zu beachten ist die Mitbehandlung des Sexualpartners.
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Medizinische Parasitologie
Begriffen aus Grundanforderungen
Grundbegriffe der Parasitologie: Parasite, Endwirt, Zwischenwirt, Fehlwirt,
Haupt- und Nebenwirt, Sammelwirt, Überträger, Reservoir, Endoparasit, Ectoparasit,
fakultative Parasiten, obligate Parasiten, Monoxener und Heteroxener Lebenszyklus,
Mechanismen der Wirtsschädigung
Parasiten mit Lebenszyklus:
Plasmodium spp (Malaria)
Trypanosoma spp (Schlafkrankheit)
Giardia lamblia
Parasiten und Krankheit (ohne Lebenszyclus)
Leishmania spp (Leishmaniosis)
Toxoplasma gondii (Toxoplasmosis)
Trichomonaden
Extraanforderungen
Leishmania spp.
Toxoplasma gondii
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