21. März 2015 Philharmonie in der Frauenkirche 2. Konzert 1 Ludwig van Beethoven »MISSA SOLEMNIS« Sebastian Weigle | Dirigent L‘UBA ORGONÁŠOVÁ . Marina Prudenskaya . Christian Elsner . RENÉ PAPE . MDR RUNDFUNKCHOR So 26. April 2015 | 18.00 Uhr Kreuzkirche 21 MÄRZ 2015 SAMSTAG 20.00 Philharmonie in der Frauenkirche 2. Konzert Dresdens Klang. zu Ostern »S O L AS ST U N D A N L E G E N D I E WA F F E N D E S L I C H T S « – Römer 13, 12 FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY (1809 – 1847) Sinfonie Nr. 2 »Lobgesang« B-Dur op. 52 MWV A 18 Sinfonie-Kantate nach Worten der Heiligen Schrift für Soli, Chor und Orchester Andante Sinfonia Maestoso con moto – Allegro – Maestoso con moto – Allegretto un poco agitato – Adagio religioso Allegro un poco agitato – Allegro assai agitato Chor und Sopran Allegro maestoso e molto vivace »Alles was Odem hat« – »Lobe den Herrn meine Seele« Allegro moderato maestoso – Animato – Allegro di molto – Molto più moderato ma con fuoco Kazuki Yamada | Dirigent Christina Landshamer | Sopran Katja Stuber | Sopran Steve Davislim | Tenor Philharmonischer Chor Dresden Gunter Berger | Einstudierung Duett, Sopran I und II, Chor »Ich harrete des Herrn« Rezitativ und Arie, Tenor »Saget es, die ihr erlöst seid« »Er zählet unsre Tränen« Allegro moderato Chor »Sagt es, die ihr erlöst seid« A tempo moderato Arie, Tenor »Stricke des Todes hatten uns umfangen« Chor »Die Nacht ist vergangen« Choral »Nun danket alle Gott« Duett, Sopran I und Tenor »Drum sing’ ich mit meinem Liede« Choral. Andante con moto – Un poco più animato – Andante sostenuto assai Schlusschor »Ihr Völker, bringet her dem Herrn Ehre und Macht« Allegro non troppo – Più vivace – Maestoso come I 1 »Lobgesang« – Text der Sinfonie-Kantate Sinfonia Rezitativ und Arie, Tenor Duett, Sopran I und II, Chor Maestoso con moto – Allegro Allegretto un poco agitato Adagio religioso Rezitativ Andante Ich harrete des Herrn, und er neigte sich zu mir Und hörte mein Flehn. Wohl dem, der seine Hoffnung setzt auf den Herrn! Wohl dem, der seine Hoffnung setzt auf ihn! (Psalm 40) Alles, was Odem hat, lobe den Herrn! Halleluja, lobe den Herrn! (Psalm 150) Saget es, die ihr erlöst seid durch den Herrn, Die er aus der Not errettet hat, Aus schwerer Trübsal, aus Schmach und Banden, Die ihr gefangen im Dunkeln waret, Alle, die er erlöst hat aus der Not. Saget es! Danket ihm und rühmet seine Güte! (Psalm 107) Allegro di molto Allegro moderato Lobt den Herrn mit Saitenspiel, Lobt ihn mit eurem Liede! (Psalm 33) Und alles Fleisch lobe seinen heiligen Namen. (Psalm 145) Alles was Odem hat, lobe den Herrn! Er zählet unsre Tränen in der Zeit der Not. Er tröstet die Betrübten mit seinem Wort. (Psalm 56) Saget es! Danket ihm und rühmet seine Güte! Saget es! Danket ihm und rühmet seine Güte. Molto più moderato ma con fuoco Chor Chor und Sopran Allegro moderato maestoso – Animato Arie, Tenor Allegro un poco agitato Lobe den Herrn, meine Seele, Und was in mir ist, seinen heiligen Namen! Und vergiß es nicht, was er dir Gutes getan. (Psalm 103) 2 Stricke des Todes hatten uns umfangen, Und Angst der Hölle hatte uns getroffen, Wir wandelten in Finsternis. (Psalm 116) Er aber spricht: Wache auf! Wache auf, der du schläfst, Stehe auf von den Toten, Ich will dich erleuchten! (Epheser 5,14) A tempo moderato Sagt es, die ihr erlöset seid Von dem Herrn aus aller Trübsal. Er zählet unsere Tränen in der Zeit der Not. Allegro assai agitato Wir riefen in der Finsternis: Hüter, ist die Nacht bald hin? Tempo I, moderato Der Hüter aber sprach: Wenn der Morgen schon kommt, So wird es doch Nacht sein; Wenn ihr schon fraget, So werdet ihr doch wiederkommen Und wieder fragen: Hüter, ist die Nacht bald hin? (Jesaja 21) Sopran Die Nacht ist vergangen! Choral Duett, Sopran I und Tenor Schlusschor Andante con moto Andante sostenuto assai Allegro non troppo Nun danket alle Gott Mit Herzen, Mund und Händen, Der sich in aller Not Will gnädig zu uns wenden, Der so viel Gutes tut; Von Kindesbeinen an Uns hielt in seiner Hut, Und allen wohlgetan. Drum sing’ ich mit meinem Liede Ewig dein Lob, du treuer Gott! Und danke dir für alles Gute, das du an mir getan! Und wandl’ ich in der Nacht und tiefem Dunkel, Und die Feinde umher stellen mir nach: So rufe ich an den Namen des Herrn, Und er errettet mich nach seiner Güte. Und wandl’ ich in Nacht, so ruf ich deinen Namen an, Ewig, du treuer Gott! Ihr Völker, bringet her dem Herrn Ehre und Macht! Ihr Könige, bringet her dem Herrn Ehre und Macht! Der Himmel bringe her dem Herrn Ehre und Macht! Die Erde bringe her dem Herrn Ehre und Macht! (Psalm 96) Un poco più animato Chor Allegro maestoso e molto vivace Die Nacht ist vergangen, Der Tag aber herbeigekommen. So laßt uns ablegen die Werke der Finsternis Und anlegen die Waffen des Lichts, Und ergreifen die Waffen des Lichts. (Römer 13,12) Lob, Ehr’ und Preis sei Gott, Dem Vater und dem Sohne, Und seinem heil’gen Geist Im höchsten Himmelsthrone. Lob dem dreieinen Gott, Der Nacht und Dunkel schied Von Licht und Morgenrot, Ihm danket unser Lied. Più vivace Alles danke dem Herrn! Danket dem Herrn und rühmt seinen Namen Und preiset seine Herrlichkeit. (1. Chronik 16,8-10) Maestoso como I Alles, was Odem hat, lobe den Herrn, Halleluja, lobe den Herrn! (Psalm 150) 3 Es werde Licht Felix Mendelssohns Sinfonie-Kantate »Lobgesang« op. 52 Mendelssohn kehrt zurück. Im Februar 1832, als die große, zwei Jahre und länger währende Reise allmählich zu Ende ging, schrieb Felix Mendelssohn seinem verehrten Kompositionslehrer Carl Friedrich Zelter einen Brief und schickte ihn als Vorboten seiner Heimkehr nach Berlin. »Wie ich jetzt nach all’ den Schönheiten, die ich in Italien und der Schweiz genossen hatte, nach allem Herrlichen, das ich gesehn und erlebt, wieder nach Deutschland kam, und namentlich bei der Reise über Stuttgart, Heidelberg, Frankfurt, den Rhein herunter bis Düsseldorf, da war eigentlich der Hauptpunct der Reise, dann da merkte ich, daß ich ein Deutscher sey und in Deutschland wohnen wolle, so lange ich es könne. Es ist wahr, ich kann da nicht so viel Schönheit genießen, nichts Herrliches erleben, aber ich bin da zu Hause. Es ist 4 kein einzelner von den Orten, der mich eben besonders fesselte, wo ich besonders gern leben möchte, es ist das ganze Land, es sind die Menschen, deren Charakter und Sprache und Gebräuche ich nicht erst zu lernen und mitzumachen und nachzumachen brauche.« Diesem Eingeständnis, das so wohltuend unbeschwert bleibt von Nationalromantik und patriotischem Pathos, schließt sich ein Satz an, der im Jahr 1832 noch gänzlich harmlos klang, um später erst, viel später, einen dunklen prophetischen Unterton zu erhalten. Mendelssohn schreibt: »Wenn die Leute mich einmal in Deutschland nirgend mehr haben wollen, dann bleibt mir die Fremde immer noch, wo es dem Fremden leichter wird, aber ich hoffe, ich werde es nicht brauchen.« Die Leute in Deutschland: So weit musste es kommen, dass dieser Komponist, dass ausgerechnet Mendelssohn in seinem Vaterland nichts mehr galt; dass seine Musik, die einmal im Theater und Konzertsaal, im Männergesangverein und an den Klavieren der bürgerlichen Salons allgegenwärtig war, verschwinden und verstummen musste. Den Anfang markierte die berühmt-berüchtigte Polemik Richard Wagners, der 1850 (unter dem Pseudonym K. Freigedank) in einer Mischung aus Rassenwahn, Neid und Legendenbildung über Mendelssohn das hässliche Urteil fällte: »Dieser hat uns gezeigt, daß ein Jude von reichster spezifischer Talentfülle sein, die feinste und mannigfaltigste Bildung, das gesteigertste, zartempfindende Ehrgefühl besitzen kann, ohne durch die Hilfe aller dieser Vorzüge es je ermöglichen zu können, auch nur ein einziges Mal die tiefe, Herz und Seele ergreifende Wirkung auf uns hervorzubringen, welche wir von der Kunst erwarten.« Mit diesen Zeilen fand Wagner im Dritten Reich Eingang in das widerwärtige »Lexikon der Juden in der Musik«. In der Nacht zum 10. November 1936 wurde Mendelssohn vom Sockel gestürzt: Sein Denkmal vor dem (zweiten) Leipziger Gewandhaus wurde abgebrochen, zerstört, vernichtet. Und tags darauf wollte Sir Thomas Beecham mit einer Delegation des London Philharmonic Orchestra ebendort einen Kranz niederlegen! Dieser Akt der Verwüstung, diese Denkmalschändung war als symbolische Handlung nur das Vorzeichen eines unheilbaren Kultursturzes und Zivilisationsbruches. In der Erinnerung an eine Sommerreise durch Deutschland im Jahr 1933 fand der Schriftsteller Werner Bergengruen die ernüchternden Worte: »Jetzt erkenne ich, worin vorzüglich die Bedeutung dieser Reise für mich lag. Ich durfte die noch lebendige Kontinuität FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY geb. 03. Februar 1809, Hamburg gest. 04. November 1847, Leipzig Sinfonie Nr. 2 B-Dur op. 52 MWV A 18 – Sinfonie-Kantate für Soli, Chor und Orchester »Lobgesang« Entstehung: 1840 Uraufführung: 25. Juni 1840 mit dem Gewandhausorchester unter Leitung des Komponisten in der Thomaskirche zu Leipzig Spieldauer: ca. 65 Minuten Orchesterbesetzung: 2 Flöten 2 Trompeten 2 Oboen 3 Posaunen 2 Klarinetten Pauken 2 Fagotte Orgel 4 Hörner Streicher 5 der deutschen Geschichte anschauen und einen über die Zeiten hinwegtönenden Akkord vernehmen, bevor die Kluft aufgerissen wurde, die in alle Zukunft niemand mehr wird ausfüllen oder überspringen können.« Felix Mendelssohn lebte tatkräftig und bewusst in dieser »Kontinuität der deutschen Geschichte«, in einer Epoche, die wahrhaftig jenseits einer unüberbrückbar tiefen Kluft zu liegen scheint. »Er ist der Mozart des 19ten Jahrhunderts, der hellste Musiker, der die Widersprüche der Zeit am klarsten durchschaut und zuerst versöhnt hat«, schrieb sein Zeitgenosse und Weggefährte Robert Schumann. Ein Ausdruck höchster Wertschätzung, der gleichwohl unweigerlich in die Irre führte, wenn er Vorstellungen von einem heiteren Lebenskünstler weckte, dem die Inspiration nur so zugeflogen wäre, leicht und mühelos. Gerade das Gegenteil war der Fall. In Mendelssohns von Grund auf bürgerlichem Leben regierte ein striktes Arbeitsethos, ein fast übermenschliches Verantwortungsbewusstsein für das eigene 6 Werk, den Beruf, die Berufung. Als Komponist, Gewandhauskapellmeister und Gründer des Leipziger Konservatoriums verzehrte sich Mendelssohn in seinem Schaffen bis an den Rand der Selbstaufgabe. Zu den frei gewählten Pflichten gehörte für ihn die Sorge um die materiellen Lebensverhältnisse seiner Leipziger Musiker. Dem Freund Ignaz Moscheles erzählte er 1839 in einem Brief: »Mein Steckenpferd ist jetzt unser armes Orchester und seine Verbesserung. Ich habe ihnen mit unsäglicher Lauferei, Schreiberei und Quälerei eine Zulage von 500 Thalern ausgewirkt, und ehe ich von hier weggehe, müssen sie mehr als das Doppelte haben.« Dieser praktische Idealismus, der unschwer das Goethesche Leitbild der vernunftgegründeten »Tätigkeit« erkennen lässt, verstärkte sich wechselseitig mit einem ausgesprochen preußischen Sinn und elitären Hang zu Führung und Verpflichtung: Wer, wenn nicht wir, soll es leisten? Mit Dankbarkeit war dabei nicht unbedingt zu rechnen. »Ich darf mich nicht einmal zurückziehen, sonst leidet die Sache, für die ich dastehe«, bekannte Mendelssohn seinem jüngeren Bruder Paul, »und doch möchte ich auch gerne sehen, daß sie nicht bloß meine Sache wäre, sondern die gute oder die allgemeine.« Der Enkel des Philosophen Moses Mendelssohn, Zögling der Berliner Singakademie, Initiator der Bach-Renaissance, ein bekennender Protestant und tätiger Repräsentant der aufstrebenden deutschen Bildungselite, der schon in jungen Jahren mit Hegel, den Humboldts und Goethe Umgang pflegte – Felix Mendelssohn Bartholdy gehörte zu den Schlüsselfiguren einer hoffnungsfrohen Zeit. In seinen Kompositionen wirken all diese Ideale fort: das christliche Bekenntnis, der historisch geprägte Formsinn, der Unternehmungsgeist, das poetische Gemüt. Aber selbstredend auch die strenge künstlerische Disziplin und Reflexion. »Res severa est verum gaudium« – dieses Seneca-Zitat prangte in hohen Lettern an der Stirnseite des Konzertsaals im Alten Leipziger Gewandhaus, Mendelssohns langjähriger Wirkungsstätte. »Wahre Freude ist eine ernste Sache«: Die 7 fundamentale moralische Ermahnung wurde zum Leitspruch im bürgerlichen Zeitalter, als Ernst, Fleiß und Strebsamkeit alle Lebensäußerungen bestimmten, auch die Freude an der Musik. Daran ließ Mendelssohn keinen Zweifel. In Wien kamen ihm die Einheimischen »so schrecklich liederlich und nichtsnutzig« vor, dass er sich selbst »wie ein Theolog unter ihnen ausnahm«. In Rom entsetzte sich der Komponist aus Deutschland über die italienischen Zustände, die ihm unwürdig, verlogen und frivol erschienen: »Sie haben eine Religion und glauben sie nicht, sie haben einen Papst und Vorgesetzte und verlachen sie, sie haben eine glänzend helle Vorzeit, und sie steht ihnen fern: da ist es kein Wunder, wenn sie sich nicht an der Kunst erfreuen, wenn ihnen sogar alles Ernstere gleichgültig ist.« Beinah überflüssig zu betonen, dass Mendelssohn auch und vor allem in künstlerischen Fragen keinen Spaß verstand und keine Kompromisse einging: »Ich nehme es mit der Musik gern sehr ernsthaft und halte es für unerlaubt, Etwas zu componiren, was ich 8 eben nicht ganz durch und durch fühle. Es ist, als sollte ich eine Lüge sagen; denn die Noten haben doch einen ebenso bestimmten Sinn wie die Worte – vielleicht noch einen bestimmteren.« »Alles, was Odem hat, lobe den Herrn«: So lautet der ganz bestimmte und durch und durch gefühlte Sinn der Noten, mit denen die Posaunen, vom übrigen Orchester wie in einem Responsorialgesang bestärkt, Mendelssohns »Lobgesang« eröffnen: einstweilen eine Geheimbotschaft in Tönen. Aber das musikalische Motto kommt später noch, im zweiten Teil dieser Komposition, buchstäblich zu Worte, wenn der Chor die Verse des 150. Psalms machtvoll intoniert und damit das Geheimnis der ersten Takte enthüllt: »Alles, was Odem hat, lobe den Herrn! Lobt den Herrn mit Saitenspiel, lobt ihn mit eurem Liede!« Mendelssohn folgt dieser zweifachen Aufforderung, sein Lob ertönt instrumental und vokal, erst im Orchester, dann im Chor, weshalb er sein Werk auch (auf Anregung des Freundes Karl Klingemann) als »Eine Sinfonie-Kantate« veröffentlichte. Über den Bindestrich in diesem Namen ist von Anfang an ausgiebig gestritten worden. Tatsächlich reaktivierte Mendelssohn, als er den »Lobgesang« im Auftrag des Leipziger Gutenberg-Festes komponierte, als Beitrag zum 400. Jahrestag der Erfindung des Buchdrucks, die Skizzen zu einer gerade begonnen, noch unvollendeten B-Dur-Sinfonie. Aus diesen brachliegenden Entwürfen gewann er drei Sätze, programmatisch ergänzt um das Posaunenmotto der Einleitung: ein Lob des Herrn mit Saitenspiel und Bläserschall. Dieser ausdrücklich so genannten »Sinfonia« schließt sich die Kantate »nach Worten der Heiligen Schrift« an, der Lobgesang im Liede, musikhistorisch betrachtet eher ein Oratorium in der Händelschen Tradition. Oder die protestantische Antwort auf das Chorfinale aus Beethovens Neunter Sinfonie? Am 25. Juni 1840 dirigierte Mendelssohn in der überfüllten Leipziger Thomaskirche mit mehr als 500 Mitwirkenden die Uraufführung seines »Lobgesangs« op. 52 (die Zählung als »Zweite Sinfonie« entsprang dem Ordnungsbedürfnis der Nachwelt und wurde erst nach dem Tod des Komponisten festgelegt). Die vertonten Bibelworte umkreisen die Metaphorik von Tag und Nacht, den Sieg des Lichtes über die Finsternis, und bei den Leipziger Festtagen des Jahres 1840 wurde »das Licht« selbstverständlich mit dem Wort Gottes, der Gutenberg-Bibel und der reformatorischen Lehre identifiziert, die das Christentum aus der katholisch-mittelalterlichen »Finsternis« befreit habe. Licht und Lauterkeit aber strahlt auch die Komposition Felix Mendelssohns aus, des »hellsten Musikers, der die Widersprüche der Zeit am klarsten durchschaut und zuerst versöhnt hat«. Mag er den Widerspruch zwischen Sinfonie und Kantate auch nicht gänzlich überbrückt haben: in Mendelssohns »Lobgesang« erscheint die Welt so hell, versöhnt und lichtdurchflutet, wie sie seither kaum je wieder erblickt worden ist. Wolfgang Stähr 9 Kazuki Yamada | Dirigent wurde 1979 in Kanagawa / Japan geboren. Er studierte Dirigieren an der Tokyo National University of Fine Arts & Music. Im September 2009 gewann er den 51. Internationalen Wettbewerb für Junge Dirigenten in Besançon. Neben dem Grand Prix der Jury wurde er auch mit dem Publikumspreis ausgezeichnet. 2011 erhielt er mit dem Idemitsu Music Prize die bedeutendste Auszeichnung für junge Künstler in Japan. Heute lebt er mit seiner Familie in Berlin. Kazuki Yamada ist Erster Gastdirigent des Orchestre de la Suisse Romande in Genf. Mit Beginn der Spielzeit 2014 / 2015 übernahm er auch die Rolle als Principal Guest Conductor beim Orchestre Philharmonique de Monte-Carlo, zudem ist er Principal Conductor des Japan Philharmonic Orchestra. Schnell hat er sich im internationalen Konzertgeschehen einen Namen gemacht. So leitet er regelmäßig renommierte Orchester wie 10 das Orchestre de Paris, das City of Birmingham Symphony Orchestra, das Philharmonia Orchestra London und das Royal Stockholm Philharmonic Orchestra. Zu den Solisten, mit denen er arbeitet, gehören Emmanuel Ax, Boris Berezovsky, Gautier Capuçon und Håkan Hardenberger. In Japan hält Kazuki Yamada weitere Positionen: Er ist Music Partner des Sendai Philharmonic und des Ensemble Kanazawa sowie Music Director der Yokohama Sinfonietta. Seiner Leidenschaft für Chormusik folgend ist er überdies Music Director des Tokyo Philharmonic Chorus. Die Saison 2014 / 2015 wartet neben zahlreichen Wiedereinladungen mit Debüts beim Helsinki Philharmonic, beim RadioSinfonieorchester Stuttgart des SWR, bei der Tschechischen Philharmonie und beim Orchestre National de Lyon auf. Erstmals führen ihn Konzerte in die USA, wo er das Utah Symphony Orchestra leitet. Mit dem Orchestre Philharmonique de Monte- Carlo, dem Orchestre National du Capitole de Toulouse und dem Orchestre de Paris bringt er Arthur Honeggers »Jeanne d’Arc au bûcher« zur Aufführung. Christina Landshamer | Sopran Die gebürtige Münchnerin Christina Landshamer studierte an der Hochschule für Musik und Theater München bei Angelica Vogel sowie anschließend in der Liedklasse von Konrad Richter und in der Solistenklasse bei Dunja Vejzovi an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart. Christina Landshamer arbeitet regelmäßig mit Dirigenten wie Kent Nagano, Marc Albrecht, Marcus Creed, Manfred Honeck, Philippe Herreweghe, Ton Koopman, Nikolaus Harnoncourt, Sir Roger Norrington, Stéphane Denève, Pablo Heras-Casado, Christian Thielemann und Riccardo Chailly mit Orchestern wie dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, den Münchner Philharmonikern, dem Gewandhausorchester Leipzig, dem SWR Sinfonieorchester, dem Freiburger Barockorchester, dem Tonhalleorchester Zürich, mit der Tschechischen Philharmonie Prag, dem Orchestre des Champs Elysées und mit dem Montreal Symphony Orchestra zusammen. Neben ihren Opernprojekten sind wichtige Stationen in der Saison 2014 / 2015 eine Tournee mit dem Gewandhausorchester unter Riccardo Chailly mit Konzerten in Leipzig, beim Lucerne Festival und den London PROMS, Konzerte mit den Berliner Philharmonikern / Alan Gilbert, mit dem Netherlands Radio Philharmonic Orchestra / Philippe Herreweghe, dem NDR Sinfonieorchester / Thomas Hengelbrock, dem Chor des Bayerischen Rundfunks / Peter Dijkstra, Auftritte mit dem WDR Sinfonieorchester sowie dem Orchestre National de France / Daniele Gatti. 11 Katja Stuber | Sopran studierte an der Hochschule für Musik und Theater München bei Christian Gerhaher und schloss ihr Studium 2008 mit Auszeichnung ab. In München besuchte sie die Oratorien- und Liedklassen von Christoph Hammer, Juliane Banse und Helmut Deutsch. In Saarbrücken beendete sie im April 2011 ihr Meisterklassenstudium bei Ruth Ziesak ebenfalls mit Auszeichnung. Aktuell arbeitet sie mit Margreet Honig in Amsterdam. Im Sommer 2011 feierte sie ihr viel beachtetes Debüt bei den 100. Bayreuther Festspielen in einer Neuinszenierung von Richard Wagners Tannhäuser unter musikalischer Leitung von Thomas Hengelbrock. Seit der Spielzeit 2014 / 2015 ist die Sopranistin als neues Ensemblemitglied im Hessischen Staatstheater in Darmstadt. Als Konzert-Solistin musizierte Katja Stuber mit Orchestern wie dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem Bach- Collegium München, den Stuttgarter Philharmonikern, dem WDR Sinfonieorchester Köln, dem NDR Sinfonieorchester, dem Concertgebouw Kamerorkest und der Akademie für Alte Musik Berlin. Sie sang unter namhaften Dirigenten wie Peter Dijkstra, Hans-Christoph Rademann, Helmut Rilling und Lothar Zagrosek. Im Sommer 2013 war Katja Stuber zum ersten Mal bei den Salzburger Festspielen mit Mozarts »Requiem« zu Gast. Im Sommer 2015, diesmal in der Partie der »Bellinda« kehrt sie dorthin zurück. 2015 gibt sie zwei große Konzert-Debüts: »Yniold« in konzertanten Aufführungen von »Pelléas et Mélisande« mit Daniel Harding und dem Swedish Radio Symphony Orchestra in Stockholm und Köln und Nielsens 3. Sinfonie unter Herbert Blomstedt mit den Bamberger Symphonikern und dem Gewandhausorchester Leipzig. Eine erste Solo-CD mit Liedern von Schubert, Hindemith und Weill, zusammen mit dem Pianisten Boris Kusnezow, wird im Frühjahr 2015 erscheinen. Katja Stuber ist Stipendiatin der Organisation Yehudi Menuhin Live Music Now e.V., sowie des Deutschen Bühnenvereins. Steve Davislim | Tenor Der australische Tenor Steve Davislim begann seine musikalische Ausbildung als Hornist und studierte Gesang am Victorian College of the Arts und am Internationalen Opernstudio, Zürich. Von 1994 bis 2000 war er Ensemblemitglied am Opernhaus Zürich. Gastspiele führten ihn nach Athen, Neapel, Hamburg, Berlin, Dresden, Sydney, London/Covent Garden, Paris und an die Salzburger Festspiele. Ein Höhepunkt in der Karriere des Tenors war die Einladung der Mailänder Scala, an der Eröffnungspremiere 2005 den »Idomeneo« zu singen. 2008 und 2009 folgten Debüts in »Entführung aus dem Serail« an der MET, New York und an der Chicago Lyric Opera. An den Festspielen von Baden-Baden sang Steve Davislim 2009 unter Thomas Hengelbrock seinen ersten Max im »Freischütz«, am Grand Théâtre in Genf den Michel in Martinus »Julietta«, an der Semperoper in Dresden den Tito in »La clemenza di Tito« und, unter der Leitung von Christian Thielemann, den Flamand in »Capriccio«. Steve Davislim hat mit den renommiertesten Orchestern musiziert; u. a. mit dem Australian Chamber Orchestra, dem Melbourne Symphony Orchestra, dem Cleveland-, San Francisco- und Chicago Symphony Orchestra, den Sinfonieorchestern von Zürich, Wien, Turin, Madrid, Dresden, Paris, Rom, Brüssel, Lyon, dem BBC Symphony Orchestra, dem London Symphony und Philharmonia Orchestra, den Wiener Philharmonikern, den Berliner Philharmonikern, den Dresdner Philharmonikern, etc. 13 Kazuki Yamada 14 Christina Landshamer Katja Stuber Steve Davislim 15 Philharmonischer Chor Dresden Der Philharmonische Chor konzertiert regelmäßig mit der Dresdner Philharmonie unter Leitung derer Chef- und Gastdirigenten, pflegt Kooperationen mit anderen Ensembles und Orchestern und gastiert mit a-cappella-Programmen inner- und außerhalb Dresdens. Konzertreisen führten den Chor durch das In- und Ausland; Rundfunkmitschnitte und CD-Aufnahmen zeugen von Anspruch und Vielfältigkeit der Aufgaben des Ensembles. 1989 wurde der Chor mit dem Kunstpreis der Stadt Dresden ausgezeichnet. Die Chorchronik verzeichnet mehr als 500 Aufführungen mit etwa 150 verschiedenen chorsinfonischen Werken, Oratorien und konzertant aufgeführten Opern. Über 70 Komponisten aller Epochen sind vertreten. Im Mittelpunkt des Repertoires des Philharmonischen Chores steht auch künftig die klassisch-romantische Chorsinfonik, die ein 16 wesentlicher Bestandteil der Geschichte der Philharmonischen Chöre, aber zugleich auch eine immer wieder neu zu bewältigende Aufgabe für jeden Chorsänger ist. Auch die Begegnung mit neuem, noch unbekanntem Repertoire wird eine spannende Herausforderung für den Philharmonischen Chor sein. Der Philharmonische Chor probt zweimal in der Woche; die parallel dazu stattfindende Stimmbildung ist die Grundlage für ein hohes Leistungsvermögen. Gunter Berger | Einstudierung Prof. Gunter Berger, geb. 1962 in Greifswald, erhielt seine musikalische Ausbildung an der Hochschule für Musik »Franz Liszt« Weimar (Schulmusik), an der Hochschule für Musik und Theater »Felix Mendelssohn Bartholdy« Leipzig (Orchesterdirigieren) und bei den »Wiener Meisterkursen« im Internationalen Wiener Musikseminar. Nach dem Studium begann er seine Tätigkeit als Musikpädagoge und Chorleiteiter in Leipzig. Von 1990 bis 2011 war Gunter Berger Dirigent des MDR Kinderchores in Leipzig. Neben chorsinfonischer Konzerten gemeinsam mit dem MDR Orchester und MDR Chor, gehörten eigene Konzerte und zahlreiche Fernseh-, Rundfunk- und CD-Produktionen, sowie Konzertreisen im In- und Ausland zu seinen ständigen Aufgaben. Darüber hinaus leitete Gunter Berger verschiedene Erwachsenenchöre, wie den Gewandhauschor Leipzig und die Berliner Cappella. Von 2009 bis 2012 unterrichtete Gunter Berger das Fach Chorleitung an der Hochschule für Musik »Franz Liszt« in Weimar. Gunter Berger gehört dem Musikrat des Deutschen Chorverbandes an. Mit Beginn der Spielzeit 2012 / 2013 übernahm er die Leitung der Philharmonischen Chöre Dresden. 17 GR O S S E K U N ST B R A U C H T G U T E FREUNDE WIR D A N K EN D E N FÖRDERERN DER DRESDNER PHILHARM ON IE Heide Süß & Julia Distler Förderverein Dresdner Philharmonie e.V. PF 120 424 01005 Dresden Telefon +49 (0) 351 | 4 866 369 Fax +49 (0) 351 | 4 866 350 [email protected] Impressum Dresdner Philharmonie Spielzeit 2014 | 2015 Postfach 120 424 · 01005 Dresden Chefdirigent: Prof. Michael Sanderling Ehrendirigent: Prof. Kurt Masur Erster Gastdirigent: Bertrand de Billy Grafische Gestaltung: www.victoriabraunschweig.de Druck: Elbtal Druck & Kartonagen GmbH · + 49 (0) 351 | 21 30 35 - 0 Blumen: Creativ Floristik Laubner GmbH Preis: 2,00 Euro Intendanz: Frauke Roth www.dresdnerphilharmonie.de Redaktion: Adelheid Schloemann Der Text von Wolfgang Stähr ist ein Originalbeitrag für dieses Heft. Bildnachweise: Titelfotos: Marco Borggreve; Bildarchiv d. Dresdner Philharmonie. Kazuki Yamada; Christina Landshamer; Gunter Berger: Marco Borggreve; Katja Stuber: Christine Schneider; Steve Davislim: Rosa-Frank.com; Philharmonischer Chor Dresden: Marko Kubitz. Hinweis: Wo möglich, haben wir die Inhaber aller Urheberrechte der Illustrationen ausfindig gemacht. Sollte dies im Einzelfall nicht ausreichend gelungen oder es zu Fehlern gekommen sein, bitten wir die Urheber, sich bei uns zu melden, damit wir berechtigten Forderungen umgehend nachkommen können. 20 Wir machen darauf aufmerksam, dass Ton- und / oder Bildaufnahmen unserer Aufführungen durch jede Art elektronischer Geräte strikt untersagt sind. Zuwiderhandlungen sind nach dem Urheberrechtsgesetz strafbar. Dresdens Klang. Die Musiker der Dresdner Philharmonie im heutigen Konzert Violine 1 Heike Janicke KV Dalia Schmalenberg KV Prof. Roland Eitrich KV Heide Schwarzbach KV Christoph Lindemann KV Marcus Gottwald KV Antje Becker KV Johannes Groth KM Annegret Teichmann KM Thomas Otto Eunyoung Lee Jiwon Lim** Violine 2 Markus Gundermann Cordula Fest KM Denise Nittel Steffen Gaitzsch KV Dr. phil. Matthias Bettin KV Andreas Hoene KV Andrea Dittrich KV Constanze Sandmann KV Dorit Schwarz KM Susanne Herberg KM Violoncello Matthias Bräutigam KV Victor Meister KV Rainer Promnitz KV Daniel Thiele KM Bruno Borralhinho Sophia Dimitrow** Oboe Undine Röhner-Stolle KM Prof. Guido Titze KV Trompete Andreas Jainz KV Georg Stucke** Klarinette Prof. Hans-Detlef Löchner KV Dittmar Trebeljahr KV Posaune Matthias Franz KM Dietmar Pester KV Peter Conrad KM Viola Christina Biwank KV Hans-Burkart Henschke KV Joanna Szumiel KM Tilman Baubkus Sonsoles Jouve del Castillo Harald Hufnagel Friederike Flemming Henriette Mittag Kontrabass Benedikt Hübner KM Norbert Schuster KV Thilo Ermold KV Rebecca Fröhlich** Fagott Philipp Zeller KM Prof. Mario Hendel KV Flöte Mareike Thrun KV Birgit Bromberger KV Horn Friedrich Kettschau KV Torsten Gottschalk Johannes Max KV Carsten Gießmann KM 21 Pauke Mathias Müller* Orgel Denny Wilke* * als Gast ** als Substitut Änderungen vorbehalten. Zum Erfrischen des Mundes – mit reinen Kräuterextrakten in Ihrer Apotheke Mundfrisch Pastillen und Bombastus®-Mundspray Ihr Apotheker berät Sie gern – auch zu unserem kompletten Sortiment. 22 Bombastus-Werke AG, Wilsdruffer Straße 170, 01705 Freital, Deutschland, Telefon: +49 351 65803-12, E-Mail: [email protected] 0812 Wenn man intensive Gespräche führt