KRIEBEL- UND STECHMÜCKEN KRIEBELMÜCKE (Simuliiden) Kriebelmücken sind jedes Jahr bei der Frühjahrsweide ein großes Problem. Sie verursachen gesundheitliche Schäden der Tiere und damit verbunden wirtschaftliche Verluste für den Betrieb. VORKOMMEN UND ENTWICKLUNG Die fliegenähnliche Kriebelmücke ist bis zu 5mm groß, dunkel gefärbt und kann grundsätzlich überall vorkommen. Im allgemeinen kommen 2-3 Generationen pro Jahr vor. Je nach Umweltbedingungen fliegt sie ab Mitte April bis Oktober. Die Weibchen legen ihre Eier auf Ufer- und Wasserpflanzen bzw. auf Steinen in fließenden Gewässern mit einem hohen Sauerstoffgehalt und einem leichten alkalischen pH-Wert ab. Die Eier müssen ständig Wasserkontakt haben, ansonsten würden sie austrocknen und die Larven könnten nicht schlüpfen. Nach ca. 8 Tagen schlüpfen die Larven. Die Larven können sich kriechend fortbewegen oder mit Hilfe von Spinnfäden im Wasser treiben lassen und heften sich in günstigen Nahrungsplätzen mit ihrem Hinterende an Steinen und Wasserpflanzen an. Durch die Fließgeschwindigkeit des Wassers können sie ihre Fangfächer (siehe Bild) ausbreiten und Nahrung aufnehmen. Abb. 2: Mehrere Larven der Kriebelmücke im Wasser Nach der Verpuppung der Larven kommt es schlussendlich bei warmer Witterung und sinkenden Wasserspiegel zu einem Massenschlupf der Mücken. Die gesamte Entwicklung der Kriebelmücke dauert 5-7 Wochen. Nach dem Schlüpfen erfolgt die Begattung durch die vom Blütensaft lebenden Männchen. Die Weibchen vieler Arten müssen allerdings Blut aufnehmen, um die Eier produzieren zu können. Dabei legen sie oft weite Strecken zurück (bis zu 3km). So ist es zu erklären, dass in manchen Gebieten große Mückendichten erreicht werden, die überfallsartig die Tiere befallen. KRANKHEITSERSCHEINUNG Abb. 1: Larve der Kriebelmücke mit Fangfächer Beim Stich wird ein Speicheltoxin übertragen. Dieses Gift vermindert die weißen Blutkörperchen (Leukopenie), hat eine Herz- und Kapillarschädigende Wirkung und verursacht örtliche Entzündungen. Klinisch weisen zahlreiche nadelstichartige Blutungen in der Haut, sowie Ödeme an der Unterbrust, Unterbauch, Euter, Schambereich sowie gelegentlich an Flotzmaul und Ohrmuschel auf Kriebelmücken hin. Außerdem werden folgende Symptome beobachtet: • Rückgang der Milchleistung • Beschleunigte Atmung • Stark erhöhter Puls • Rasselgeräusche in den Lungen • Abgeschwächte Pansentätigkeit • Schocksymptome In hochgradigen Fällen kommt es zu Herz- und Kreislaufversagen, Festliegen, Koma und Tod, schon innerhalb von 2-4 Stunden. AUTONOME PROVINZ BOZEN - SÜDTIROL PROVINCIA AUTONOMA DI BOLZANO - ALTO ADIGE Abteilung 22 - Land-, forst-, und hauswirtschaftliche Berufsbildung Ripartizione 22 - Formazione professionale agricola, forestale e di economia domestica 2 KRIEBEL- UND STECHMÜCKEN - BERGBAUERNBERATUNG VORBEUGUNG/BEKÄMPFUNG Zur Vorbeugung von Schäden müssen vor allem äußere Umstände beachtet werden. Vor allem müssen in den von Kriebelmückenbefall betroffenen Gebieten vermehrt die Weidetiere beobachtet werden. Wird eine Masseninvasion beobachtet, müssen die auf der Weide befindlichen Tiere sofort aufgestallt werden. Eventuell muss auf einen Weidegang verzichtet oder eine Nachtweide vorgezogen werden. Erkrankte Tiere müssen sofort vom Tierarzt behandelt werden. Wobei meistens ein Kreislaufmittel, Kalziuminfusionen und Antiallergika verabreicht werden. Akute Entzündungen im Rachen, Kehlgang und Kehlkopfbereich müssen ebenfalls sofort von einem Tierarzt behandelt werden, da akute Erstickungsgefahr droht. STECHMÜCKEN Für die Haustiere haben nur zwei Stechmückengattungen (Aedes und Culex) als Krankheitsüberträger eine Bedeutung. AEDES Die Eiablage der Weibchen erfolgt knapp ober dem Wasserspiegel von stehenden Gewässern. Die Entwicklungsdauer bis zum adulten Tier umfasst 10-15 Tage. Nach dem schlüpfen suchen sie Weidetiere zum Blutsaugen und führen bei Massenauftreten zu starken Belästigungen. In Ställen sind diese Stechmücken selten zu finden. Abb. 4: Eine Aedes Stechmücke Abb. 3: Eine Kriebelmücke Direkte Bekämpfungsmethoden, wie zum Beispiel Insektensprays usw. sind weniger empfehlenswert, weil sie eine geringe Wirkungsdauer besitzen und zu Rückstandsproblemen in der Milch führen können. Vor allem der Einsatz von chemischen Mitteln muss zuerst mit dem zuständigen Tierarzt besprochen werden. Weiters wurde im Ausland versucht die Kriebelmückenlarven mit dem Einbringen von Bacillus thuringiensis abzutöten, doch die Wirksamkeit des Bacillus ist sehr stark von der Wassertemperatur und der Wasserführung abhängig. Die meist kühlen Wassertemperaturen im alpinen Raum senken die Wirksamkeit sehr stark und der Einsatz wird somit unwirtschaftlich. CULEX Die Weibchen ünerwintern vor allem in Kellern, Wirtschaftsgebäuden und Scheunen. Die Eiablage erfolgt vom Frühjahr bis Herbst in fließenden, aber auch stehenden Gewässern. Bis zum Herbst entwickeln sich so mehrere Generationen. Vor allem hellfarbige Weidetiere werden von der Culexmücke bevorzugt. Wiederkäuer werden allerdings meist nur im geringerem Umfang belästigt. Abb. 4: Eine Culex Stechmücke VORBEUGUNG Bei starker Belästigung mit Stechmücken sollten die Weidetiere aufgestallt werden. Im Zeitraum des Massenauftretens ist eine Nachtweide zu empfehlen. Dienststelle Bergbauernberatung Brennerstraße 6 - 39100 Bozen Tel. 0471 41 50 13 - Fax 0471 41 51 97 http://www.provinz.bz.it/bergbauernberatung [email protected] Consulenza tecnica per i contadini di montagna Via Brennero 6 - 39100 Bolzano Tel. 0471 41 50 13 - Fax 0471 41 51 97 http://provincia.bz.it/formazione-agricola/01 [email protected]