Dr. Otto-Kasten-Preis 2016: zwei Gewinner Alexander Charim und Otto A. Thoß werden mit dem Dr. Otto-Kasten-Preis ausgezeichnet, dem 'Förderpreis der deutschen Intendanten', der seit 1985 im Zweijahresrhythmus verliehen wird. Als Preisträger werden herausragende junge Theaterschaffende aus allen künstlerischen Sparten in Betracht gezogen, die nicht älter als 35 Jahre sind. Der Förderpreis ist mit 10.000 € dotiert, er kann aufgeteilt werden. 2016 wird er zu gleichen Teilen zwischen zwei sehr unterschiedlichen Künstlern aufgeteilt: auf den Regisseur Alexander Charim sowie den Theaterpädagogen Otto A. Thoß. Alexander Charim ‡ hat in den vergangenen Jahren sowohl im Musiktheater als auch im Schauspiel bemerkenswerte Inszenierungen realisiert. Er zeichnet sich durch großes Formbewusstsein, sehr genauen Umgang mit der Sprache und eine für einen jungen Künstler außerordentlich reflektierte und intellektuell geradezu brillante Durchdringung der Stoffe aus, die er auf die Bühne bringt. Dabei gelingen ihm Inszenierungen, die sich von falschen Aktualisierungen auf kluge Weise ebenso fernhalten wie von braver Erfüllung und Nacherzählung einer Vorlage. Aufgrund seiner Doppelbegabung für zwei verschiedene Sparten und seine immense musikalische sowie literarische Bildung wurde er als herausragender Nachwuchskünstler für den Dr. Otto-Kasten-Preis ausgewählt. Der studierte Theaterpädagoge und Dramaturg, Otto A. Thoß, leitet seit der Saison 2013/14 die Abteilung Junges DNT am Deutschen Nationaltheater Weimar. Dort verantwortet er die Theaterpädagogik und Vermittlungsarbeit sowie gemeinsam mit der Dramaturgie das Kinder- und Jugendprogramm aller Sparten. Er rief den Mehrgenerationenclub ins Leben und erarbeitet mit SpielerInnen zwischen 14 und 72 Jahren verschiedene Inszenierungen. Ebenso bei dem im Rahmen des Bosch Stiftungs-Programms „Kunst und Spiele“ entstanden spartenübergreifende Inszenierungen für die Allerkleinsten. Das Kinder- und Jugendtheaterfestival der Bundesländer Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen prägte er als Festivalleiter künstlerisch und organisatorisch. Als herausragender Nachwuchskünstler ist er für den Dr. Otto-Kasten-Preis ausgewählt worden. Seite 1 von 4 VITA Alexander Charim | Regisseur geboren 1981 in Wien, Studium der Germanistik und Geschichte an der Universität Wien. Regieassistent und Hospitant am Burgtheater Wien und an der Wiener Staatsoper, unter anderem bei Günter Krämer, David Pountney, Michael Sturminger, Luc Bondy und Peter Zadek. 2003-2007 Studium der Schauspielregie an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin. Inszenierungen an der Hochschule u.a.: „Nervös“ nach Robert Walser (Hebbel am Ufer Berlin, 100° Festival; 2004), „Alles“ nach Ingeborg Bachmann (BatStudiotheater der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin; 2005), „Quartett“ von Heiner Müller (Theaterdiscounter Berlin; 2005), „Kriemhilds Rache” von Friedrich Hebbel (Bat-Studiotheater Berlin; 2006; eingeladen zur Woche junger Schauspieler Bensheim und zum Young Actors Project Salzburg), „Liebe 1968“ nach Garrel/Godard/Eustache (Regiediplom am Bat-Studiotheater 2007; Gastspiele unter anderem beim Körber Studio Junge Regie am Thalia Theater Hamburg, beim Heidelberger Stückemarkt 2007,zum Festival „Premières“ am Théâtre National de Straßbourg, zum Festival „Le Standard Idéal“ am MC93 Bobigny/Paris, zum Internationalen Theaterfestival Novi Sad/Serbien und ans Théâtre de Montpellier). Alexander Charim ist Stipendiat der Akademie Musiktheater Heute bei der Deutschen Bank Stifung. PRESSESTIMMEN zu Alexander Charim „Die bislang beste Inszenierung in Ralf Waldschmidts Osnabrücker Intendanz: Alexander Charims Version von ‚Doktor Faustus‘ im Osnabrücker Theater holt Thomas Manns Geist auf die Bühne und emanzipiert sich zugleich von der Romanvorlage. Ein gewaltiges Ringen um die Kunst spricht aus jeder Szene, aus jedem Regieeinfall.“ (Neue Osnabrücker Zeitung, 30.03.2015) „Peter Handkes Text ‚Immer noch Sturm‘ bringt Alexander Charim munter und spielfreudig auf die Bühne. Besonders der Einstieg in die slowenischstämmige kärntner Familiengeschichte ist großartig.“ (GIG, Mai 2014) „Peter Handkes Text ‚Immer noch Sturm‘ auf die Bühne zu bringen, erfordert Mut. Das komplexe Prosa-Werk verlangt eine geschickte Regie, ansonsten droht der Theaterabend aus dem Ruder zu laufen. Das Theater Osnabrück verfügt mit dem Regisseur Alexander Charim und der Dramaturgin Marie Senf über feine Texthandwerker, die es schaffen das Mammutwerk in eine dialogreiche, verständliche Form zu gießen.“ (Münstersche Zeitung, 08.04.2014) Seite 2 von 4 VITA Otto A. Thoß | Theaterpädagoge 1989 im sächsischen Vogtland geboren, studierte Theaterpädagogik (Bachelor of Arts) am Institut für Theaterpädagogik Lingen (Ems) und Dramaturgie für Theater, Film und Neue Medien (Master of Arts) an der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg. Während des Studiums war er Stipendiat des Evangelischen Studienwerks Villigst. Im Rahmen des Studiums arbeitete er als Dramaturg am Schauspiel Stuttgart sowie bei diversen Filmprojekten (u.a. „Zwei Mütter“, Regie: Anne Zohra Berrached). 2011 veröffentlichte er das Fachbuch „Musical- und Musiktheaterpädagogik“. 2014 leitete er eine Masterclass an der Universität St. Petersburg. Seit der Spielzeit 2013/2014 leitet er unter der Generalintendanz von Hasko Weber die Abteilung „Junges DNT“ am Deutschen Nationaltheater Weimar. Dort verantwortet er die Theaterpädagogik und Vermittlungsarbeit sowie gemeinsam mit der Dramaturgie das Kinder- und Jugendprogramm aller Sparten. Neben Inszenierungen mit Jugendlichen („Das Ding“ von Löhle, „Reigen!“ nach Schnitzler) rief er den Mehrgenerationenclub des DNT ins Leben und erarbeitet mit SpielerInnen zwischen 14 und 72 Jahren die Inszenierungen „Tannöd“ nach Schenkel und „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ von Ruge. Als Dramaturg arbeitete er maßgeblich an der Uraufführung des Klassenzimmerstücks „Deine Helden Meine Träume“ von Karen Köhler (Regie: Sebastian Martin) mit. Dieser erste Teil einer Trilogie für Schulklassen wurde bereits 150 mal in Thüringer Schulen gespielt. Als Pädagogischer Leiter verantwortet er nicht nur Inhalt und Nachgespräche zum ersten Teil, sondern auch der beiden folgenden Teile. Ebenso bei den -im Rahmen des Bosch StiftungsProgramm „Kunst und Spiele“ entstandenen- spartenübergreifenden Inszenierungen für die Allerkleinsten „Rübchen“ und „Erzähl mir von Oma“ (Regie: Julia Huebner). 2014 rief er die Reihe „Theater in Weimar West“ ins Leben, bei der verschiedenste Inszenierungen und Formate in benachteiligten Stadtteilen direkt vor Ort gespielt werden. 2015 richtet das Junge DNT gemeinsam mit dem „stellwerk - junges Theater Weimar“ das zweite „Wildwechsel-Festival“ aus. Das Kinder- und Jugendtheaterfestival der Bundesländer Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen prägte er als Festivalleiter organisatorisch und künstlerisch. In der Spielzeit 2016/2017 entsteht mit dem Musical „Spring Awakening“ unter seiner Regie ein Großprojekt mit beeinträchtigten, gehörlosen und geflüchteten Jugendlichen. Daneben prägt er seit über zehn Jahren entscheidend das musisch-künstlerische Profil des Gymnasiums Markneukircher (Sachsen). Neben zahlreichen Musicalinszenierungen und choreografien entstanden dort seine ersten Arbeiten mit Jugendlichen: „Frühlingserwachen“ von Wedekind, „Woyzeck“ von Büchner und „Equus“ von Shaffer. Seite 3 von 4 Dr. Otto-Kasten-Preis „Förderpreis der deutschen Intendanten“ Der Dr. Otto-Kasten-Preis wird als „Förderpreis der deutschen Intendanten“ von der 1962 ins Leben gerufenen Dr.-Otto-Kasten-Stiftung getragen. In Zusammenarbeit der Stiftung mit dem Vorstand der Intendantengruppe im Deutschen Bühnenverein wird der Preis an herausragende Theater-Nachwuchskräfte verliehen. Initiiert wurde der Preis vom Namensgeber dem 1989 verstorbenen deutschen Schauspieler, Dramaturg, Regisseur und Intendant Dr. Otto Kasten, der auch der Gründer der gleichnamigen Stiftung war. Ursprünglich war die Stiftung zur finanziellen Unterstützung sozial bedürftig gewordener oder kranker TheaterleiterInnen und deren Angehörigen gedacht. Da die öffentliche soziale Sicherung sich in den Folgejahren verbesserte, standen Mittel zur Verfügung, so dass im September 1985 erstmals der Dr. Otto-Kasten-Preis verliehen werden konnte. Als PreisträgerInnen ausgezeichnet werden junge Theaterkünstler aller Sparten, die jedoch nicht älter als 35 Jahre sein sollen. Vom Vorstand der Intendantengruppe im Deutschen Bühnenverein vorgeschlagen, entscheidet der Vorstand der Stiftung über den oder die Preisträger. Der Preis wird vom Vorsitzenden der Intendantengruppe verliehen. Der mit 10.000,-- € dotierte Dr. Otto-Kasten-Preis ist wohl der bedeutendste; er kann geteilt verliehen werden. Bisherige Preisträger 1985: Klaus Weise (Regisseur) 1987: Werner Tritzschler (Schauspieler) 1989: Gabriele Fischer (Schauspielerin) und Sabine Paßow (Sängerin) 1991: Bettina Fless (Regisseurin und Autorin) und Leander Haußmann (Regisseur) 1993: Wolfgang Maria Bauer (Schauspieler) und Christof Loy (Opernregisseur) 1995: Joachim Schlömer (Choreograph) 1997: Katja Czellnik (Regisseurin), Robert Schuster und Tom Kühnel (Reagie-Team) 1999: Klaus Brömmelmeier (Schauspieler) 2001: Heike Kretschmer (Schauspielerin) und Jan Jochymski (Regisseur) 2003: Mayke Hegger (Bühnenbildnerin) und Philipp Kochheim (Regisseur) 2005: Anja Schneider (Schauspielerin) 2007: Annette Pullen (Regisseurin), Ina Schlingensiepen (Sängerin) 2009: Marc Prätsch (Regisseur) und Melanie Straub (Schauspielerin) 2012: Tobias Rausch (Regisseur und Autor) 2014: Olivia Delauré (Sängerin) und Daniel Hengst (Videokünstler) Seite 4 von 4