BERLINER PHILHARMONIKER – MAHLER VIERTE Freitag, 24.02.2017 · 20.00 Uhr KONZERTHAUS DORTMUND BERLINER PHILHARMONIKER SIR SIMON RATTLE DIRIGENT PATRICIA KOPATCHINSKAJA VIOLINE CAMILLA TILLING SOPRAN Abos: RuhrResidenz der Berliner Philharmoniker, Porträt Patricia Kopatchinskaja, Orchesterzyklus II – Meisterkonzerte In unserem Haus hören Sie auf allen Plätzen gleich gut – leider auch Husten, Niesen und Handyklingeln. Ebenfalls aus Rücksicht auf die Künstler bitten wir Sie, von Bild- und Tonaufnahmen während der Vorstellung abzusehen. Wir danken für Ihr Verständnis! 2,50 E 4I5 Gustav Mahler WOLFGANG RIHM (GEB. 1952) »Gruß-Moment 2« in memoriam Pierre Boulez (2016) GYÖRGY LIGETI (1923 – 2006) Konzert für Violine und Orchester (1992) Praeludium. Vivacissimo luminoso Aria, Hoquetus, Choral. Andante con moto Intermezzo. Presto fluido Passacaglia. Lento intenso Appassionato. Agitato molto – Pause ca. 20.45 Uhr – GUSTAV MAHLER (1860 – 1911) Sinfonie Nr. 4 G-Dur (1900) Bedächtig, nicht eilen In gemächlicher Bewegung, ohne Hast Ruhevoll, poco adagio Wir genießen die himmlischen Freuden. Sehr behaglich – Ende ca. 22.10 Uhr – Einführung mit Prof. Dr. Holger Noltze um 19.15 Uhr im Komponistenfoyer 6I7 8I9 EXPRESSIVE KLAGE WOLFGANG RIHM »GRUSS-MOMENT 2« IN MEMORIAM PIERRE BOULEZ Die Berliner Philharmoniker bringen zur RuhrResidenz in Dortmund Werke mit, denen dröhnende Apotheosen und große Gesten eher fremd sind. Gewollt übersichtlich sind die Besetzungen der Stücke von György Ligeti und Gustav Mahler, die Texturen durchsichtig, der Klang geschliffen. Auch Wolfgang Rihms »Gruß-Moment 2«, dem Gedenken an Pierre Boulez gewidmet, ist von Reduktion geprägt. Kurz vor seinem Wechsel zum London Symphony Orchestra bat Sir Simon Rattle zwölf Komponisten, darunter Wolfgang Rihm, um neue Werke. Rihm vertritt ein Komponieren, das den subjektiven Ausdruck in den Mittelpunkt stellt. Abseits von Schulen und Vorschriften machte er sich vom Korsett der Nachkriegsavantgarde frei. Ihm gilt Musik als Sprache, als Sprechen und als Sprechendes. Pierre Boulez, der Anfang 2016 verstorbene, perfektionistische Doyen der seriellen Musik, scheint in dieser Hinsicht sein Widersacher gewesen zu sein. Doch Rihm studierte immer wieder dessen Werke, entdeckte das Sensible, Sinnliche darin. Schon 2015 hatte er dem geehrten Kollegen mit »Gruß-Moment« zum 90. Geburtstag gratuliert. Jetzt also ist ein Schwesterwerk entstanden. Rihms Musik ist offen für Ergänzungen, Vernetzungen und Verflechtungen – diese Denkweise verbindet ihn wiederum mit Boulez, und es verbindet »Gruß-Moment 1« mit »Gruß-Moment 2«. Setzte Rihm in »GrußMoment« noch ein groß besetztes Orchester mit schwerem Blech und massivem Schlagzeug ein, ist das Orchester nun kleiner. Flöten, Hörner und Pauken sind vierfach besetzt. Bemerkenswert sind die expressive Klage des Englischhorns zu Beginn sowie die entfesselte Posaune, die beinahe drei Oktaven durchschreitet. AUS DEM MUSIKLABOR GYÖRGY LIGETI KONZERT FÜR VIOLINE UND ORCHESTER tisch »schmutzigen« Sound sorgt. Im Verein mit einem Klang, der sich oft bis ins Kleinste mikropolyfon auffächert, die Farben wechselt und sich transformiert, entstehen die prägenden Eigenheiten von Ligetis Musik. In seiner vollständigen, fünfsätzigen Fassung erlebte Ligetis Violinkonzert 1992 in Köln seine Uraufführung. Eine Besonderheit ist hier, dass ein Geiger und ein Bratscher aus der nur elfköpfig besetzten Streichergruppe ihre Instrumente an einem Oberton des Kontrabasses orientiert stimmen, die Violine etwas höher, die Bratsche etwas tiefer. Schon zu Beginn des Praeludiums faltet sich dieser Klang auf, wird von Orchesterakkorden attackiert und mündet in eine für den Solisten hochvirtuose Geschäftigkeit. Ligeti selbst spricht von einem »gläsern-schimmernden« Satzcharakter. Der zweite Satz variiert ein Thema, das der Komponist seinen Bagatellen für Bläserquintett (1953) entnahm; die Melodie wird kunstvoll kontrapunktisch verändert. Ein außergewöhnliches, klanglich unkalkulierbares Element sind die Lotusflöten und Okarinas. »Die totale Verfremdung«, wie Ligeti erläutert, eine »gleichsam aleatorische Intonation«, die sich zwar in- Dortmund · Berlin · Bernau · Breslau · Gotha · Südwestfalen · Zwickau Ihre Wir tschaftskanzlei. Lassen Sie sich begeistern von unseren Programm-Highlights Internationales Steuerrecht, Optimierung EDV-gestützter Prozesse, Unternehmensbewertung, Personal-Coaching, Zeitwertkonten, Family Ofce, Nachfolgeberatung, IT-Recht Unsere Orchester-Besetzung 12 Wirtschaftsprüfer, 26 Steuerberater, 11 Rechtsanwälte, 4 Unternehmensberater, insgesamt über 210 Mitarbeiter Ihre Eintrittskarten Kommen Sie auf uns zu. Wir sind ganz in Ihrer Nähe. Ein anderer freier Geist unter den Komponisten war György Ligeti. In seinen späten Jahren machte er eine erstaunliche Karriere. Seine Oper »Le Grand Macabre« hält gerade Einzug in das traditionelle Opernrepertoire, im Konzertbereich fand »Lux aeterna« für 16-stimmigen Chor a cappella ein großes Publikum, weil Stanley Kubrick es 1968 in seinem Film »2001 – Odyssee im Weltraum« einsetzte. Ligetis Werke wurden von der damaligen Avantgarde diskutiert, er fiel aber auch bei ihren Vertretern in Ungnade, denn verpönte tonale Klänge blieben ihm nicht fremd, wie sein eher retrospektives Horntrio des Jahres 1982 beweist. Dort führte er erstmals jene Kombination von temperierter und Naturton-Stimmung ein, die auch im Violinkonzert für den charakteris- 10 I 11 audalis · Wirtschaftsprüfer · Steuerberater · Rechtsanwälte · Unternehmensberater Rheinlanddamm 199 · 44139 Dortmund · Tel.: +49 (0)231 22 55 500 · audalis.de WERKE PATRICIA KOPATCHINSKAJA & DIE BERLINER PHILHARMONIKER bei Sony Classical Patricia Kopatchinskaja & Teodor Currentzis Tschaikowsky Violinkonzert „Zwei verwandte Seelen haben sich hier gefunden. Die fantasievollste Geigerin derzeit, Patricia Kopatchinskaja, und der fantasievollste Dirigent, Teodor Currentzis. Gemeinsam gelingt … die mit Abstand spannendste Neuaufnahme des Tschaikowsky-Violinkonzertes der jüngeren Zeit.“ Stereo Sol Gabetta & die Berliner Philharmoniker | LIVE Das 1. Cellokonzert von Edward Elgar mit den Berliner Philharmonikern unter Sir Simon Rattle und das virtuosverspielte 1. Konzert von Bohuslav Martinů unter der Leitung von Krzysztof Urbański. „…eine lebhafte, emotionale und stellenweise geradezu elektrisierende Einspielung…“ kulturnews Lang Lang & die Berliner Philharmoniker | Prokofieff & Bartók Die erste Zusammenarbeit von Lang Lang und den Berliner Philharmonikern unter Sir Simon Rattle! „Absolut zauberhaft, klanglich greifen Klavier und Orchester zuweilen magisch ineinander.“ RBB Kulturradio 12www.sonyclassical.de I13 www.berliner-philharmoniker.de www.facebook.com/sonyclassical tegriert, aber ein Fremdkörper bleibt. Im zunächst verhaltenen Intermezzo singt die Solovioline in höchsten Lagen eine Melodie, die Streicher jedoch breiten sich immer mehr aus. Schließlich mündet der Satz in einen glitzernden Katarakt abstürzender Skalen. In der Passacaglia entfaltet sich eine »gläserne Traumlandschaft« (Ligeti). Kraftvoll intervenieren die Streicher, auch das Orchester fährt immer stärker dazwischen. Das bewegte Finale dann besteht aus einem komplexen rhythmischen Geflecht, das durchsetzt ist mit absteigenden melodischen Linien. Bald erscheinen Passagen, die an Volksmusik erinnern. Eine »Folge bunter Bilder« nannte der Musikwissenschaftler Constantin Floros diese Musik – sehr kontrastreich und keinem strikten Kompositionsprinzip folgend. Die Solokadenz vor dem fast comichaften Schluss darf frei gestaltet werden. JANUSKÖPFIG UND VOLLER IRONIE GUSTAV MAHLER SINFONIE NR. 4 G-DUR Seine ersten vier Sinfonien bezeichnete Gustav Mahler als »eine durchaus in sich geschlossene Tetralogie«. Sie alle schöpfen ihre Inspiration aus einer literarischen Quelle, die für den Komponisten außerordentliche Bedeutung hatte. »Des Knaben Wunderhorn«, zusammengestellt zwischen 1805 und 1808 von Achim von Arnim und Clemens Brentano, versammelt Volksliedtexte aus mehreren Jahrhunderten. »Wunderhorn«-Vertonungen und deren sinfonische Anverwandlungen integrierte Mahler bereits in seine Sinfonien Nr. 1 – 3. Und auch in seiner Vierten findet sich ein »Wunderhorn«-Gedicht: »Der Himmel hängt voller Geigen«, von Mahler »Das himmlische Leben« genannt. Es entstand bereits 1892. Für seine vierte Sinfonie, die er 1899 in der Sommerfrische in Bad Aussee entwarf und ein Jahr später ebendort ausarbeitete, plante Gustav Mahler zunächst nicht weniger als sechs auf das »Wunderhorn« Bezug nehmende Sätze. Nur eine viersätzige sinfonische Struktur blieb schließlich davon übrig. »Das himmlische Leben« steht dabei zwar am Schluss, ist aber auch Keim all dessen, was sich in den drei Sätzen zuvor abspielt. Das Orchester ist – für den Gigantomanen Mahler ungewöhnlich – übersichtlich besetzt, das Werk vergleichsweise kurz. Von Seiten des Publikums jedoch war man bereits anderes von dem Komponisten gewohnt; am 25. November 1901, dem Tag der Uraufführung, war in München die Überraschung und Befremdung deshalb groß. Man vermisste spätromantisches Pathos und Leidenschaft. Stattdessen: ein kindlicher Tonfall! »Kindheit, Naivität, Glaube sind die zentralen Themen in Mahlers IV. Sinfonie«, fasste noch 1996 der Musikforscher Mark Evan Bonds zusammen. Zuvor hatte diesen Gedanken schon Leonard Bernstein aufgegriffen, als er in seiner späten Mahler-Aufnahme »Das himmlische Leben« von einem Knabensporan singen ließ. Die Welt im ersten Satz ist folglich voller kinderliedartiger Wendungen, und die Schellen, WERKE mit denen er beginnt und die auch den letzten Satz prägen, dienen als Chiffre eines kindlichspielerischen Kosmos, der sich der realen Welt entzieht. Plakativ gemütlich gibt sich das erste Thema, das ebenso vertraut erscheint wie ein noch sanglicheres, zweites von insgesamt sieben (!) in der Exposition. Die Sonatenform bleibt dennoch geradezu vorbildlich übersichtlich, wie alle Proportionen der vierten Sinfonie. Immer wieder mischen sich die Schellen ein, die auch ein Accessoire des Narren sind, der bekanntlich mit besonderen Augen auf die Welt blickt. Ein sinfonischer Atem will sich nicht ergeben, stets wird Neues begonnen und abgebrochen, durch anderes Material abgelöst. Dennoch bringt die Durchführung eine Komplizierung und lärmende Eskalation. Eine Trompetenfanfare (schon an den Beginn der 5. Sinfonie gemahnend) sorgt wieder für Ordnung auf dem thematischen Tummelplatz, über den immer wieder dunkle Schatten ziehen, die Mahlers heile Welt verdunkeln, ihre Idylle gefährden. Als noch weniger heiter, eher als grimmig-humoristisch, kann man den zweiten Satz bezeichnen. Dort intoniert die um einen Ton nach oben gestimmte Solovioline schrille, scharfe Klänge. Nur wenige Schritte zu Ihrem Klavier. Unsere Filiale im Foyer des Konzerthauses lädt Sie ein zu einem Probespiel! Kaufen, mieten, leihen, Service, Werterhalt und Wertanlagen. Wir beraten Sie gerne umfassend. Klaviere & Flügel im Konzerthaus »Freund Hein spielt zum Tanz auf; der Tod streicht recht absonderlich die Fiedel«, so charakterisierte Bruno Walter, der große Mahler-Freund und -Dirigent, dieses skurrile Scherzo. Die Trios kommen dann allerdings wieder gemächlich daher. Musikalisch werden hier Wendungen aus dem »Himmlischen Leben« antizipiert und dem – nicht besonders bedrohlichen – Sensenmann Freund Hein entgegengehalten. Walter erwähnte, Mahler hätte im dritten Satz eine ernste, milde Heiterkeit erzeugen wollen. Eine feierliche, selige Ruhe transportiert die Musik gewiss, wie das friedvolle Lächeln auf den Gesichtern der Toten, soll Mahler ihm mitgeteilt haben. Der Satz ruht in sich, ist statisch, bricht aber auch in leidenschaftliche, herzzerreißende Klagen aus. Gegen Ende birgt er Überraschungen: unvermittelt hereinstürzende Allegro-Passagen und vor allem einen plötzlichen, sinfonischen Jauchzer. Eine Vision vom Himmel, die Vorfreude auf das Paradies? Leider ist auch das himmlische Leben des Finales wieder nicht blütenrein. Zwar herrschen Zustände wie im Schlaraffenland, es geht aber auch blutig und gewalttätig zu. Der Text ist nur vordergründig harmlos. Sankt Ursula zum Beispiel hatte tatsächlich gut lachen, denn sie blieb am Leben, als ihre 11 000 Gefährtinnen der Legende nach in Köln Anno 451 hingemetzelt wurden. Das Heitere des Gesangs kontrastiert mit der Schärfe des Schellenklangs und der instrumentalen Zwischenspiele. So endet eine tiefgründig-ironische, janusköpfige Sinfonie, deren heile Welt nur vorgegaukelt ist. Oder, wie es Theodor W. Adorno ausdrückte: »ein Als-Ob von der ersten bis zur letzten Note«. GEHÖRT IM KONZERTHAUS Im Rahmen der Zeitinsel György Ligeti 2008 war dessen Violinkonzert das erste Mal im Konzerthaus zu hören. Christian Tetzlaff spielte das Werk mit den Bamberger Symphonikern unter Jonathan Nott. Interpreten der Sinfonie Nr. 4 von Gustav Mahler waren zuvor Anu Komsi und das City of Birmingham Symphony Orchestra unter Sakari Oramo, Mojca Erdmann und das Mahler Chamber Orchestra unter Daniel Harding und zuletzt 2012 Kate Royal und das Rotterdam Philharmonic Orchestra unter Yannick Nézet-Séguin. Die hörbare Pflege für alle Saiteninstrumente Brückstraße 21 · Dortmund · Telefon 0231 2 26 96-145 · www.steinway-dortmund.de www.bellacura.de 14 I 15 WERKE 16 I 17 GUSTAV MAHLER SINFONIE NR. 4 G-DUR: SEHR BEHAGLICH (Text: hg. von Clemens Brentano, 1778 – 1842, und Achim von Arnim, 1781 – 1831) Wir genießen die himmlischen Freuden, Drum tun wir das Irdische meiden. Kein weltlich’ Getümmel Hört man nicht im Himmel! Lebt alles in sanftester Ruh’. Wir führen ein englisches Leben, Sind dennoch ganz lustig daneben; Wir tanzen und springen, wir hüpfen und singen, Sanct Peter im Himmel sieht zu. Johannes das Lämmlein auslasset, Der Metzger Herodes drauf passet. Wir führen ein geduldig’s, Unschuldig’s, geduldig’s, Ein liebliches Lämmlein zu Tod. Sanct Lucas den Ochsen tut schlachten Ohn’ einig’s Bedenken und Achten. Der Wein kost’ kein Heller Im himmlischen Keller; Die Englein, die backen das Brot. Gut’ Kräuter von allerhand Arten, Die wachsen im himmlischen Garten, Gut’ Spargel, Fisolen und was wir nur wollen. Ganze Schüsseln voll sind uns bereit! Gut’ Äpfel, gut’ Birn’ und gut’ Trauben; Die Gärtner, die alles erlauben. Willst Rehbock, willst Hasen, Auf offener Straßen sie laufen herbei! Sollt’ ein Fasttag etwa kommen, Alle Fische gleich mit Freuden angeschwommen! Dort läuft schon Sanct Peter mit Netz und mit Köder Zum himmlischen Weiher hinein. Sanct Martha die Köchin muss sein. Kein’ Musik ist ja nicht auf Erden, Die unsrer verglichen kann werden. Elftausend Jungfrauen zu tanzen sich trauen! Sanct Ursula selbst dazu lacht. Kein’ Musik ist ja nicht auf Erden, Die unsrer verglichen kann werden. Cäcilia mit ihren Verwandten Sind treffliche Hofmusikanten! Die englischen Stimmen ermuntern die Sinnen, Dass alles für Freuden erwacht. T AUCH SO SÜSS? ODER STEH FINDEN SIE DAS WOLFERL N EHER NACH FRU CHT IGEM SSIN ACK CHM GES DER N IHNE SIE HER AUS UND PROBIEREN MES SIAE N? FIND EN SIE ES D IM FOYER. TAN INGS NDIS CHA MER UNSERE PRALINEN AM TEXTE 20 I 21 BERLINER PHILHARMONIKER Die Berliner Philharmoniker, 1882 als Orchester in Selbstverwaltung gegründet, zählen seit Langem zu den bedeutendsten Klangkörpern der Welt. In den ersten Jahrzehnten waren Hans von Bülow, Arthur Nikisch und Wilhelm Furtwängler die prägenden Chefdirigenten, ihnen folgte 1955 Herbert von Karajan. Dieser erarbeitete in den folgenden Jahrzehnten mit dem Orchester eine einzigartige Klangästhetik und Spielkultur, die die Berliner Philharmoniker weltweit berühmt machten. Von 1989 bis 2002 setzte Claudio Abbado als Chefdirigent programmatisch neue Akzente, vor allem mit zeitgenössischen Kompositionen, zusätzlichen Kammermusikreihen und konzertanten Opernaufführungen. Im September 2002 übernahm Sir Simon Rattle die Leitung des Orchesters. Mit seinem Amtsantritt wurde auch das Education-Programm der Berliner Philharmoniker ins Leben gerufen, mit dem sich das Orchester breiteren und vor allem jüngeren Publikumsschichten zuwandte. Für dieses Engagement wurden die Berliner Philharmoniker und ihr Künstlerischer Leiter Sir Simon Rattle im November 2007 zu Internationalen UNICEF-Botschaftern ernannt, eine Auszeichnung, die erstmals einem künstlerischen Ensemble zuteilwurde. Gefördert wird die Stiftung Berliner Philharmoniker durch das großzügige Engagement der Deutschen Bank als Hauptsponsor. Mit ihr konnten die Berliner Philharmoniker im Januar 2009 ein neues, innovatives Projekt starten: die Digital Concert Hall, in der die Konzerte der Berliner Philharmoniker live im Internet verfolgt und im Video-Archiv jederzeit abgerufen werden können. Im Mai 2014 gründeten die Berliner Philharmoniker ihr eigenes Label: Berliner Philharmoniker Recordings. Am 21. Juni 2015 wurde Kirill Petrenko im Rahmen einer Orchesterversammlung mit großer Mehrheit zum neuen Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker in der Nachfolge von Sir Simon Rattle gewählt. SIR SIMON RATTLE Sir Simon Rattle ist seit September 2002 Chefdirigent der Berliner Philharmoniker und Künstlerischer Leiter der Stiftung Berliner Philharmoniker. Sein Repertoire als Konzert- und Operndirigent reicht vom Barock bis zur Neuen Musik. Er ist Erster Gastdirigent des Orchestra of the Age of Enlightenment und arbeitet mit den führenden Orchestern in Europa und den USA. Schon vor seinem Amtsantritt als Chefdirigent hat Simon Rattle eine 15-jährige, regelmäßige Zusammenarbeit mit den Berliner Philharmonikern verbunden. Dabei sind vor allem in den letzten Jahren zahlreiche, zum Teil preisgekrönte Einspielungen mit dem Orchester entstanden. Simon Rattle, 1955 in Liverpool geboren, studiert an der Royal Academy of Music in London. Von 1980 bis 22 I 23 1998 arbeitet er – zunächst als Erster Dirigent und Künstlerischer Berater, dann als Musikdirektor – mit dem City of Birmingham Symphony Orchestra (CBSO) und führt es an die internationale Spitze. Ein besonderes Anliegen Sir Simons ist es, jungen Menschen unterschiedlichster sozialer und kultureller Herkunft die Arbeit der Berliner Philharmoniker und deren Musik nahezubringen. Zu diesem Zweck hat er das sehr erfolgreiche Education-Programm der Berliner Philharmoniker ins Leben gerufen, mit dem das Orchester neue Wege der Musikvermittlung beschreitet. Für dieses Engagement sowie für seine künstlerische Arbeit ist Sir Simon Rattle vielfach ausgezeichnet worden. 1994 von der englischen Königin in den Ritterstand erhoben, erhielt er 2009 den spanischen »Premio Don Juan de Borbón de la Música«, die Goldmedaille »Gloria Artis« des polnischen Kulturministeriums sowie das Bundesverdienstkreuz, außerdem wurde er 2010 in den Ritterorden der französischen Ehrenlegion aufgenommen. Im Februar 2013 wurde Sir Simon Rattle mit dem »Léonie-Sonning-Musikpreis« der dänischen LéonieSonning-Musikstiftung in Kopenhagen geehrt und 2014 verlieh Königin Elizabeth II. dem Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker den »Order of Merit«. Im Januar 2013 verkündete Sir Simon Rattle, dass er seinen Vertrag als Chefdirigent der Berliner Philharmoniker nach dessen Ablauf 2018 nicht mehr verlängern wird. Im März 2015 gab er bekannt, dass er ab September 2017 Music Director beim London Symphony Orchestra wird. SIR SIMON RATTLE UND DIE BERLINER PHILHARMONIKER IM KONZERTHAUS DORTMUND Im Januar 2011 waren Sir Simon Rattle und die Berliner Philharmoniker zum ersten Mal gemeinsam im Konzerthaus zu Gast. 2016 kehrte das Orchester nach Dortmund zurück und spielte unter Yannick Nézet-Séguin ein böhmisches Programm mit Werken von Smetana und Dvořák, bevor es sich nun mit der RuhrResidenz mehrere Tage lang in Dortmund und Essen niederlässt. PATRICIA KOPATCHINSKAJA Die Vielseitigkeit der Geigerin Patricia Kopatchinskaja zeigt sich bereits in ihrem breiten Repertoire, das von Werken des Barock und der Klassik, oft auf Darmsaiten gespielt, bis zu Auftragswerken und der Neu-Interpretation moderner Meisterwerke reicht. Sie begann die Saison 2016 /17 mit den Eröffnungskonzerten des neuen SWR Symphonieorchesters, mit dem sie Peter Eötvös’ Violinkonzert »DoReMi« unter der Leitung des Komponisten spielte, sowie einem Auftritt mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester im Rahmen der Eröffnungskonzerte der Elbphilharmonie in Hamburg. Sie gibt Debüts beim Rotterdam Philharmonic Orchestra mit Sibelius’ Violinkonzert unter Krzysztof Urbański und beim Gothenburg Symphony unter Peter Eötvös. Regelmäßig arbeitet sie mit dem London Philharmonic Orchestra zusammen, mit dem sie auch in dieser Saison in London und New York unter Vladimir Jurowski auftritt. Besonders im Fokus BIOGRAFIEN Deutsche Bank Art, Culture & Sports Gemeinsam Großes schaffen In einer exklusiven Partnerschaft fördert die Deutsche Bank seit 1989 die Arbeit der Berliner Philharmoniker. Die Digital Concert Hall öffnet die Türen zum Konzertsaal der Berliner Philharmonie für ein weltweites Publikum. Kindern und Jugendlichen ermöglichen wir die schöpferische Auseinandersetzung mit Musik, Tanz und Gesang. Und hochbegabte Nachwuchstalente werden in der KarajanAkademie zu Spitzenmusikern ausgebildet. Die Deutsche Bank und die Berliner Philharmoniker – eine starke Partnerschaft seit mehr als 25 Jahren. deutsche-bank.de/musik steht in der Saison 2016/17 György Ligetis Violinkonzert, das sie u. a. mit den Berliner Philharmonikern unter Sir Simon Rattle, mit der Filarmonica della Scala unter Andrés Orozco-Estrada und mit dem Finnish Radio Symphony Orchestra unter Teodor Currentzis spielen wird. Patricia Kopatchinskaja ist zurzeit Artist in Residence am Konzerthaus Berlin, an der Londoner Wigmore Hall und beim »Kissinger Sommer«. Sie unternimmt Europa-Tourneen mit dem Orchestre Philharmonique du Luxembourg unter Gustavo Gimeno sowie mit den Wiener Symphonikern und MusicAeterna unter Teodor Currentzis. Höhepunkte der vergangenen Saison beinhalten eine Residenz an der Laeiszhalle in Hamburg, Auftritte mit dem Houston und Seattle Symphony Orchestra sowie Konzerte in London mit dem London Philharmonic Orchestra unter Vladimir Jurowski und als Protagonistin bei »Changing Minds« im Southbank Centre, wo sie Schumanns Violinkonzert mit dem Orchestra of the Age of Enlightenment unter der Leitung von Marin Alsop spielte. Außerdem ging sie mit der Camerata Salzburg und Louis Langrée auf Tournee, mit dem Chamber Orchestra of Europe unter Thierry Fischer und mit Vladimir Jurowski und seinem State Academic Symphony Orchestra of Russia. Kammermusik ist Patricia Kopatchinskaja besonders wichtig, und so tritt sie regelmäßig mit Künstlern wie Markus Hinterhäuser, Polina Leschenko, Anthony Romaniuk und Anu Komsi in den großen Konzerthäusern wie dem Konzerthaus Berlin, der Londoner Wigmore Hall, dem Wiener Konzerthaus und dem Concertgebouw Amsterdam auf. Kopatchinskaja ist Artistic Partner des Saint Paul Chamber Orchestra und ist mit dem Ensemble regelmäßig in Saint Paul und international zu hören. Im November 2016 waren sie auf Europa-Tournee und präsentierten ihre neue CD mit Schuberts »Der Tod und das Mädchen«. In den letzten Spielzeiten erschienen eine Reihe von neuen Aufnahmen mit Patricia Kopatchinskaja: Werke von Gija Kantscheli mit Gidon Kremer und der Kremerata Baltica, das DuoAlbum »Take Two« bei Alpha Classics, Schumanns Violinkonzert und Fantasie mit dem WDR Sinfonieorchester Köln unter Heinz Holliger bei Audite und Tschaikowskys Violinkonzert mit Teodor Currentzis und MusicAeterna bei Sony. Kopatchinskajas CD mit Konzerten von Bartók, Ligeti und Peter Eötvös für Naïve Classique gewann 2013 einen »Gramophone’s Recording of the Year Award«, einen »ECHO Klassik« und wurde 2014 für den »Grammy« nominiert. PATRICIA KOPATCHINSKAJA IM KONZERTHAUS DORTMUND Als Künstlerin der Reihe »Junge Wilde« hat sich Patricia Kopatchinskaja dem KonzerthausPublikum drei Jahre lang mit verschiedenen Kammermusikpartnern präsentiert. Nach dieser Zeit war sie im Rahmen der Zeitinsel für Fazıl Say u. a. mit der Deutschen Erstaufführung seines Violinkonzerts, als Solistin mit dem Finnish Radio Symphony Orchestra und Philharmonia Orchestra und zuletzt im Streichquartett quartet-lab zu erleben. BIOGRAFIEN CAMILLA TILLING Die Verbindung ihrer schönen Stimme mit musikalischer Vielseitigkeit spielte eine wichtige Rolle bei der Begründung von Camilla Tillings inzwischen über zwei Dekaden umspannenden Karriere. Sie begann mit einem frühen Debüt an der New York City Opera und hat die Sängerin seitdem an die großen Opernhäuser und Konzertorte der Welt geführt. Gleichzeitig konnte Camilla Tilling eine eindrucksvolle Diskografie aufbauen. Ihr erfolgreiches Debüt am Royal Opera House Covent Garden als Sophie (»Der Rosenkavalier«) war der Start einer Zusammenarbeit, die sie auch als Pamina (»Die Zauberflöte«), Dorinda (»Orlando«), Oscar (»Un ballo in maschera«), Arminda (»La finta giardiniera«), Gretel (»Hänsel und Gretel«) und zuletzt als Susanna (»Le nozze di Figaro«) nach London zurückführte. Camilla Tilling trat an der Metropolitan Opera als Zerlina (»Don Giovanni«) und Nannetta (»Falstaff«) auf, an der Opéra national de Paris und am Teatro alla Scala als Ilia (»Idomeneo«), an der Lyric Opera of Chicago, am Moskauer Bolschoi-Theater, Opernhaus La Monnaie in Brüssel und bei den »Münchner Opernfestspielen« als Sophie, an der San Francisco Opera, beim »Festival d’Aixen-Provence«, an der Bayerischen Staatsoper und der Opéra national de Paris als Susanna sowie am Schlosstheater Drottningholm mit ihrem Rollendebüt als Gräfin Almaviva (»Le nozze di Figaro«). Mit der stimmlichen Flexibilität für ein vielfältiges Repertoire konnte Camilla Tilling außerdem Erfolge feiern als Gouvernante (»The turn of the screw«) beim »Glyndebourne Festival«, Euridice (»Orfeo ed Euridice«) bei der »Mozartwoche« in Salzburg, Donna Clara (»Der Zwerg«) an der Bayerischen Staatsoper, L’Ange (»Saint François d’Assise«) an der Dutch National Opera sowie als Mélisande (»Pelléas et Mélisande«) am Teatro Real in Madrid, der Semperoper Dresden und mit dem Los Angeles Philharmonic. Als geschätzte Konzertsängerin ist Camilla Tilling regelmäßig zu Gast bei den großen internationalen Orchestern. Zu den Höhepunkten in jüngster Zeit zählen Bachs Matthäus-Passion mit den Berliner Philharmonikern und Sir Simon Rattle, Schumanns »Szenen aus Goethes Faust« mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester unter Thomas Hengelbrock, Brahms’ »Ein Deutsches Requiem« mit dem New York Philharmonic unter Christoph von Dohnányi und dem TonhalleOrchester Zürich unter Bernard Haitink, Dutilleux’ »Correspondances« mit dem Los Angeles Philharmonic unter Esa-Pekka Salonen, Bachs h-moll-Messe mit den Wiener Symphonikern unter Philippe Jordan sowie Bergs Sieben frühe Lieder mit dem Sydney Symphony Orchestra unter Christoph von Dohnányi, dem Orchestre National de France unter Daniele Gatti und dem London Symphony Orchestra unter François-Xavier Roth. Neben ihrem Debüt an der Royal Swedish Opera als Gräfin Almaviva bringt die aktuelle Saison für Camilla Tilling Auftritte mit Beethovens Missa solemnis am Teatro alla Scala unter Bernard Haitink und mit dem Royal Stockholm Philharmonic Orchestra unter Michael Tilson-Thomas, »Ein Deutsches Requiem« mit 26 I 27 dem Boston Symphony Orchestra unter Andris Nelsons sowie Beethovens Sinfonie Nr. 9 mit dem New York Philharmonic unter Alan Gilbert. Camilla Tillings Diskografie umfasst u. a. Lieder mit Paul Rivinius beim Label BIS, zuletzt 2015 »I Skogen« mit Werken nordischer Komponisten. Sie ist auf einer Aufnahme von »Die Schöpfung« mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Bernard Haitink zu hören, in Händels »La resurrezione« mit Le Concert d’Astrée und Emmanuelle Haïm sowie als Ilia (»Idomeneo«) auf einer DVD-Produktion aus dem Teatro alla Scala unter der Leitung von Daniel Harding. CAMILLA TILLING IM KONZERTHAUS DORTMUND 2009 war Camilla Tilling zum ersten Mal im Konzerthaus zu hören und sang mit dem WDR Sinfonieorchester Köln unter Semyon Bychkov Brahms’ Requiem. 2012 kehrte sie für ein Konzert im Rahmen der Zeitinsel Alban Berg mit den Sieben frühen Liedern zurück, begleitet vom SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg unter François-Xavier Roth. Musik ist wie ein Puzzle aus Tönen: Viele Elemente fügen sich zusammen zur Erfolgsmelodie des KONZERTHAUS DORTMUND. Unterstützen auch Sie hochkarätige Konzerte und profitieren durch Kartenvorkaufsrecht, exklusive Einladungen, kostenlosen Bezug von Broschüren etc. Werden auch Sie Teil der Gemeinschaft der »Freunde des Konzerthaus Dortmund e.V.« Infos: T 0231- 22 696 261· www.konzerthaus-dortmund.de BIOGRAFIEN TEXTE Markus Bruderreck FOTONACHWEISE S. 04 © Sheila Rock S. 08 © Marco Borggreve S. 16 © Mats Widén S. 20 © Stefan Höderath HERAUSGEBER KONZERTHAUS DORTMUND Brückstraße 21 · 44135 Dortmund T 0231- 22 696 200 · www.konzerthaus-dortmund.de GESCHÄFTSFÜHRER UND INTENDANT Benedikt Stampa REDAKTION Dr. Jan Boecker · Marion Daldrup KONZEPTION Kristina Erdmann ANZEIGEN Marion Daldrup · T 0231- 22 696 213 DRUCK Hitzegrad Print Medien & Service GmbH Wir danken den beteiligten Künstleragenturen und Fotografen für die freundliche Unterstützung. Es war nicht in allen Fällen möglich, die Bildquellen ausfindig zu machen. Rechteinhaber bitte melden. 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