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BERLINER PHILHARMONIKER –
MAHLER VIERTE
Freitag, 24.02.2017 · 20.00 Uhr
KONZERTHAUS
DORTMUND
BERLINER PHILHARMONIKER
SIR SIMON RATTLE DIRIGENT
PATRICIA KOPATCHINSKAJA VIOLINE
CAMILLA TILLING SOPRAN
Abos: RuhrResidenz der Berliner Philharmoniker,
Porträt Patricia Kopatchinskaja,
Orchesterzyklus II – Meisterkonzerte
In unserem Haus hören Sie auf allen Plätzen gleich gut – leider auch Husten, Niesen und Handyklingeln. Ebenfalls aus Rücksicht auf die Künstler bitten wir Sie, von Bild- und Tonaufnahmen
während der Vorstellung abzusehen. Wir danken für Ihr Verständnis!
2,50 E
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Gustav Mahler
WOLFGANG RIHM (GEB. 1952)
»Gruß-Moment 2« in memoriam Pierre Boulez (2016)
GYÖRGY LIGETI (1923 – 2006)
Konzert für Violine und Orchester (1992)
Praeludium. Vivacissimo luminoso
Aria, Hoquetus, Choral. Andante con moto
Intermezzo. Presto fluido
Passacaglia. Lento intenso
Appassionato. Agitato molto
– Pause ca. 20.45 Uhr –
GUSTAV MAHLER (1860 – 1911)
Sinfonie Nr. 4 G-Dur (1900)
Bedächtig, nicht eilen
In gemächlicher Bewegung, ohne Hast
Ruhevoll, poco adagio
Wir genießen die himmlischen Freuden. Sehr behaglich
– Ende ca. 22.10 Uhr –
Einführung mit Prof. Dr. Holger Noltze um 19.15 Uhr
im Komponistenfoyer
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EXPRESSIVE KLAGE
WOLFGANG RIHM »GRUSS-MOMENT 2« IN MEMORIAM PIERRE BOULEZ
Die Berliner Philharmoniker bringen zur RuhrResidenz in Dortmund Werke mit, denen dröhnende Apotheosen und große Gesten eher fremd sind. Gewollt übersichtlich sind die Besetzungen der Stücke von György Ligeti und Gustav Mahler, die Texturen durchsichtig, der Klang
geschliffen. Auch Wolfgang Rihms »Gruß-Moment 2«, dem Gedenken an Pierre Boulez gewidmet, ist von Reduktion geprägt. Kurz vor seinem Wechsel zum London Symphony Orchestra bat
Sir Simon Rattle zwölf Komponisten, darunter Wolfgang Rihm, um neue Werke.
Rihm vertritt ein Komponieren, das den subjektiven Ausdruck in den Mittelpunkt stellt. Abseits von Schulen und Vorschriften machte er sich vom Korsett der Nachkriegsavantgarde frei.
Ihm gilt Musik als Sprache, als Sprechen und als Sprechendes. Pierre Boulez, der Anfang 2016
verstorbene, perfektionistische Doyen der seriellen Musik, scheint in dieser Hinsicht sein Widersacher gewesen zu sein. Doch Rihm studierte immer wieder dessen Werke, entdeckte das
Sensible, Sinnliche darin. Schon 2015 hatte er dem geehrten Kollegen mit »Gruß-Moment« zum
90. Geburtstag gratuliert. Jetzt also ist ein Schwesterwerk entstanden. Rihms Musik ist offen
für Ergänzungen, Vernetzungen und Verflechtungen – diese Denkweise verbindet ihn wiederum
mit Boulez, und es verbindet »Gruß-Moment 1« mit »Gruß-Moment 2«. Setzte Rihm in »GrußMoment« noch ein groß besetztes Orchester mit schwerem Blech und massivem Schlagzeug
ein, ist das Orchester nun kleiner. Flöten, Hörner und Pauken sind vierfach besetzt. Bemerkenswert sind die expressive Klage des Englischhorns zu Beginn sowie die entfesselte Posaune, die
beinahe drei Oktaven durchschreitet.
AUS DEM MUSIKLABOR
GYÖRGY LIGETI KONZERT FÜR VIOLINE UND ORCHESTER
tisch »schmutzigen« Sound sorgt. Im Verein mit einem Klang, der sich oft bis ins Kleinste mikropolyfon auffächert, die Farben wechselt und sich transformiert, entstehen die prägenden
Eigenheiten von Ligetis Musik.
In seiner vollständigen, fünfsätzigen Fassung erlebte Ligetis Violinkonzert 1992 in Köln seine
Uraufführung. Eine Besonderheit ist hier, dass ein Geiger und ein Bratscher aus der nur elfköpfig besetzten Streichergruppe ihre Instrumente an einem Oberton des Kontrabasses orientiert
stimmen, die Violine etwas höher, die Bratsche etwas tiefer. Schon zu Beginn des Praeludiums
faltet sich dieser Klang auf, wird von Orchesterakkorden attackiert und mündet in eine für den
Solisten hochvirtuose Geschäftigkeit. Ligeti selbst spricht von einem »gläsern-schimmernden«
Satzcharakter. Der zweite Satz variiert ein Thema, das der Komponist seinen Bagatellen für
Bläserquintett (1953) entnahm; die Melodie wird kunstvoll kontrapunktisch verändert. Ein außergewöhnliches, klanglich unkalkulierbares Element sind die Lotusflöten und Okarinas. »Die totale
Verfremdung«, wie Ligeti erläutert, eine »gleichsam aleatorische Intonation«, die sich zwar in-
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insgesamt über 210 Mitarbeiter
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Ein anderer freier Geist unter den Komponisten war György Ligeti. In seinen späten Jahren
machte er eine erstaunliche Karriere. Seine Oper »Le Grand Macabre« hält gerade Einzug in
das traditionelle Opernrepertoire, im Konzertbereich fand »Lux aeterna« für 16-stimmigen Chor
a cappella ein großes Publikum, weil Stanley Kubrick es 1968 in seinem Film »2001 – Odyssee
im Weltraum« einsetzte.
Ligetis Werke wurden von der damaligen Avantgarde diskutiert, er fiel aber auch bei ihren
Vertretern in Ungnade, denn verpönte tonale Klänge blieben ihm nicht fremd, wie sein eher
retrospektives Horntrio des Jahres 1982 beweist. Dort führte er erstmals jene Kombination
von temperierter und Naturton-Stimmung ein, die auch im Violinkonzert für den charakteris-
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PATRICIA KOPATCHINSKAJA &
DIE BERLINER PHILHARMONIKER
bei Sony Classical
Patricia Kopatchinskaja
& Teodor Currentzis
Tschaikowsky Violinkonzert
„Zwei verwandte Seelen haben sich hier
gefunden. Die fantasievollste Geigerin
derzeit, Patricia Kopatchinskaja, und
der fantasievollste Dirigent, Teodor
Currentzis. Gemeinsam gelingt … die
mit Abstand spannendste Neuaufnahme
des Tschaikowsky-Violinkonzertes der
jüngeren Zeit.“ Stereo
Sol Gabetta & die Berliner
Philharmoniker | LIVE
Das 1. Cellokonzert von Edward Elgar mit
den Berliner Philharmonikern unter
Sir Simon Rattle und das virtuosverspielte 1. Konzert von Bohuslav
Martinů unter der Leitung von Krzysztof
Urbański. „…eine lebhafte, emotionale
und stellenweise geradezu elektrisierende
Einspielung…“ kulturnews
Lang Lang & die Berliner
Philharmoniker | Prokofieff & Bartók
Die erste Zusammenarbeit von Lang Lang
und den Berliner Philharmonikern unter
Sir Simon Rattle! „Absolut zauberhaft,
klanglich greifen Klavier und Orchester
zuweilen magisch ineinander.“
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tegriert, aber ein Fremdkörper bleibt. Im zunächst verhaltenen Intermezzo singt die Solovioline
in höchsten Lagen eine Melodie, die Streicher jedoch breiten sich immer mehr aus. Schließlich
mündet der Satz in einen glitzernden Katarakt abstürzender Skalen. In der Passacaglia entfaltet sich eine »gläserne Traumlandschaft« (Ligeti). Kraftvoll intervenieren die Streicher, auch
das Orchester fährt immer stärker dazwischen. Das bewegte Finale dann besteht aus einem
komplexen rhythmischen Geflecht, das durchsetzt ist mit absteigenden melodischen Linien.
Bald erscheinen Passagen, die an Volksmusik erinnern. Eine »Folge bunter Bilder« nannte der
Musikwissenschaftler Constantin Floros diese Musik – sehr kontrastreich und keinem strikten
Kompositionsprinzip folgend. Die Solokadenz vor dem fast comichaften Schluss darf frei gestaltet werden.
JANUSKÖPFIG UND VOLLER IRONIE
GUSTAV MAHLER SINFONIE NR. 4 G-DUR
Seine ersten vier Sinfonien bezeichnete Gustav Mahler als »eine durchaus in sich geschlossene
Tetralogie«. Sie alle schöpfen ihre Inspiration aus einer literarischen Quelle, die für den Komponisten außerordentliche Bedeutung hatte. »Des Knaben Wunderhorn«, zusammengestellt
zwischen 1805 und 1808 von Achim von Arnim und Clemens Brentano, versammelt Volksliedtexte aus mehreren Jahrhunderten. »Wunderhorn«-Vertonungen und deren sinfonische Anverwandlungen integrierte Mahler bereits in seine Sinfonien Nr. 1 – 3. Und auch in seiner Vierten
findet sich ein »Wunderhorn«-Gedicht: »Der Himmel hängt voller Geigen«, von Mahler »Das
himmlische Leben« genannt. Es entstand bereits 1892. Für seine vierte Sinfonie, die er 1899
in der Sommerfrische in Bad Aussee entwarf und ein Jahr später ebendort ausarbeitete, plante
Gustav Mahler zunächst nicht weniger als sechs auf das »Wunderhorn« Bezug nehmende Sätze.
Nur eine viersätzige sinfonische Struktur blieb schließlich davon übrig. »Das himmlische Leben« steht dabei zwar am Schluss, ist aber auch Keim all dessen, was sich in den drei Sätzen
zuvor abspielt.
Das Orchester ist – für den Gigantomanen Mahler ungewöhnlich – übersichtlich besetzt,
das Werk vergleichsweise kurz. Von Seiten des Publikums jedoch war man bereits anderes
von dem Komponisten gewohnt; am 25. November 1901, dem Tag der Uraufführung, war in
München die Überraschung und Befremdung deshalb groß. Man vermisste spätromantisches
Pathos und Leidenschaft. Stattdessen: ein kindlicher Tonfall! »Kindheit, Naivität, Glaube sind
die zentralen Themen in Mahlers IV. Sinfonie«, fasste noch 1996 der Musikforscher Mark Evan
Bonds zusammen. Zuvor hatte diesen Gedanken schon Leonard Bernstein aufgegriffen, als er
in seiner späten Mahler-Aufnahme »Das himmlische Leben« von einem Knabensporan singen
ließ. Die Welt im ersten Satz ist folglich voller kinderliedartiger Wendungen, und die Schellen,
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mit denen er beginnt und die auch den letzten Satz prägen, dienen als Chiffre eines kindlichspielerischen Kosmos, der sich der realen Welt entzieht. Plakativ gemütlich gibt sich das erste
Thema, das ebenso vertraut erscheint wie ein noch sanglicheres, zweites von insgesamt sieben (!) in der Exposition. Die Sonatenform bleibt dennoch geradezu vorbildlich übersichtlich, wie
alle Proportionen der vierten Sinfonie. Immer wieder mischen sich die Schellen ein, die auch
ein Accessoire des Narren sind, der bekanntlich mit besonderen Augen auf die Welt blickt. Ein
sinfonischer Atem will sich nicht ergeben, stets wird Neues begonnen und abgebrochen, durch
anderes Material abgelöst. Dennoch bringt die Durchführung eine Komplizierung und lärmende
Eskalation. Eine Trompetenfanfare (schon an den Beginn der 5. Sinfonie gemahnend) sorgt wieder für Ordnung auf dem thematischen Tummelplatz, über den immer wieder dunkle Schatten
ziehen, die Mahlers heile Welt verdunkeln, ihre Idylle gefährden.
Als noch weniger heiter, eher als grimmig-humoristisch, kann man den zweiten Satz bezeichnen. Dort intoniert die um einen Ton nach oben gestimmte Solovioline schrille, scharfe Klänge.
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»Freund Hein spielt zum Tanz auf; der Tod streicht recht absonderlich die Fiedel«, so charakterisierte Bruno Walter, der große Mahler-Freund und -Dirigent, dieses skurrile Scherzo. Die Trios
kommen dann allerdings wieder gemächlich daher. Musikalisch werden hier Wendungen aus
dem »Himmlischen Leben« antizipiert und dem – nicht besonders bedrohlichen – Sensenmann
Freund Hein entgegengehalten. Walter erwähnte, Mahler hätte im dritten Satz eine ernste, milde Heiterkeit erzeugen wollen. Eine feierliche, selige Ruhe transportiert die Musik gewiss, wie
das friedvolle Lächeln auf den Gesichtern der Toten, soll Mahler ihm mitgeteilt haben. Der Satz
ruht in sich, ist statisch, bricht aber auch in leidenschaftliche, herzzerreißende Klagen aus.
Gegen Ende birgt er Überraschungen: unvermittelt hereinstürzende Allegro-Passagen und vor
allem einen plötzlichen, sinfonischen Jauchzer. Eine Vision vom Himmel, die Vorfreude auf das
Paradies? Leider ist auch das himmlische Leben des Finales wieder nicht blütenrein. Zwar herrschen Zustände wie im Schlaraffenland, es geht aber auch blutig und gewalttätig zu. Der Text
ist nur vordergründig harmlos. Sankt Ursula zum Beispiel hatte tatsächlich gut lachen, denn sie
blieb am Leben, als ihre 11 000 Gefährtinnen der Legende nach in Köln Anno 451 hingemetzelt
wurden. Das Heitere des Gesangs kontrastiert mit der Schärfe des Schellenklangs und der instrumentalen Zwischenspiele. So endet eine tiefgründig-ironische, janusköpfige Sinfonie, deren
heile Welt nur vorgegaukelt ist. Oder, wie es Theodor W. Adorno ausdrückte: »ein Als-Ob von der
ersten bis zur letzten Note«.
GEHÖRT IM KONZERTHAUS
Im Rahmen der Zeitinsel György Ligeti 2008 war dessen Violinkonzert das erste Mal im Konzerthaus zu hören. Christian Tetzlaff spielte das Werk mit den Bamberger Symphonikern unter
Jonathan Nott. Interpreten der Sinfonie Nr. 4 von Gustav Mahler waren zuvor Anu Komsi und das
City of Birmingham Symphony Orchestra unter Sakari Oramo, Mojca Erdmann und das Mahler
Chamber Orchestra unter Daniel Harding und zuletzt 2012 Kate Royal und das Rotterdam Philharmonic Orchestra unter Yannick Nézet-Séguin.
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GUSTAV MAHLER
SINFONIE NR. 4 G-DUR: SEHR BEHAGLICH
(Text: hg. von Clemens Brentano, 1778 – 1842, und Achim von Arnim, 1781 – 1831)
Wir genießen die himmlischen Freuden,
Drum tun wir das Irdische meiden.
Kein weltlich’ Getümmel
Hört man nicht im Himmel!
Lebt alles in sanftester Ruh’.
Wir führen ein englisches Leben,
Sind dennoch ganz lustig daneben;
Wir tanzen und springen, wir hüpfen und singen,
Sanct Peter im Himmel sieht zu.
Johannes das Lämmlein auslasset,
Der Metzger Herodes drauf passet.
Wir führen ein geduldig’s,
Unschuldig’s, geduldig’s,
Ein liebliches Lämmlein zu Tod.
Sanct Lucas den Ochsen tut schlachten
Ohn’ einig’s Bedenken und Achten.
Der Wein kost’ kein Heller
Im himmlischen Keller;
Die Englein, die backen das Brot.
Gut’ Kräuter von allerhand Arten,
Die wachsen im himmlischen Garten,
Gut’ Spargel, Fisolen und was wir nur wollen.
Ganze Schüsseln voll sind uns bereit!
Gut’ Äpfel, gut’ Birn’ und gut’ Trauben;
Die Gärtner, die alles erlauben.
Willst Rehbock, willst Hasen,
Auf offener Straßen sie laufen herbei!
Sollt’ ein Fasttag etwa kommen,
Alle Fische gleich mit Freuden angeschwommen!
Dort läuft schon Sanct Peter mit Netz und mit Köder
Zum himmlischen Weiher hinein.
Sanct Martha die Köchin muss sein.
Kein’ Musik ist ja nicht auf Erden,
Die unsrer verglichen kann werden.
Elftausend Jungfrauen zu tanzen sich trauen!
Sanct Ursula selbst dazu lacht.
Kein’ Musik ist ja nicht auf Erden,
Die unsrer verglichen kann werden.
Cäcilia mit ihren Verwandten
Sind treffliche Hofmusikanten!
Die englischen Stimmen ermuntern die Sinnen,
Dass alles für Freuden erwacht.
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AUCH SO SÜSS? ODER STEH
FINDEN SIE DAS WOLFERL
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TEXTE
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BERLINER PHILHARMONIKER
Die Berliner Philharmoniker, 1882 als Orchester in Selbstverwaltung gegründet, zählen seit
Langem zu den bedeutendsten Klangkörpern der Welt. In den ersten Jahrzehnten waren Hans
von Bülow, Arthur Nikisch und Wilhelm Furtwängler die prägenden Chefdirigenten, ihnen folgte
1955 Herbert von Karajan. Dieser erarbeitete in den folgenden Jahrzehnten mit dem Orchester
eine einzigartige Klangästhetik und Spielkultur, die die Berliner Philharmoniker weltweit berühmt
machten. Von 1989 bis 2002 setzte Claudio Abbado als Chefdirigent programmatisch neue Akzente, vor allem mit zeitgenössischen Kompositionen, zusätzlichen Kammermusikreihen und
konzertanten Opernaufführungen. Im September 2002 übernahm Sir Simon Rattle die Leitung
des Orchesters. Mit seinem Amtsantritt wurde auch das Education-Programm der Berliner Philharmoniker ins Leben gerufen, mit dem sich das Orchester breiteren und vor allem jüngeren
Publikumsschichten zuwandte. Für dieses Engagement wurden die Berliner Philharmoniker und
ihr Künstlerischer Leiter Sir Simon Rattle im November 2007 zu Internationalen UNICEF-Botschaftern ernannt, eine Auszeichnung, die erstmals einem künstlerischen Ensemble zuteilwurde.
Gefördert wird die Stiftung Berliner Philharmoniker durch das großzügige Engagement der
Deutschen Bank als Hauptsponsor. Mit ihr konnten die Berliner Philharmoniker im Januar 2009
ein neues, innovatives Projekt starten: die Digital Concert Hall, in der die Konzerte der Berliner
Philharmoniker live im Internet verfolgt und im Video-Archiv jederzeit abgerufen werden können.
Im Mai 2014 gründeten die Berliner Philharmoniker ihr eigenes Label: Berliner Philharmoniker
Recordings.
Am 21. Juni 2015 wurde Kirill Petrenko im Rahmen einer Orchesterversammlung mit großer
Mehrheit zum neuen Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker in der Nachfolge von Sir Simon
Rattle gewählt.
SIR SIMON RATTLE
Sir Simon Rattle ist seit September 2002 Chefdirigent der Berliner Philharmoniker und Künstlerischer Leiter der Stiftung Berliner Philharmoniker. Sein Repertoire als Konzert- und Operndirigent reicht vom Barock bis zur Neuen Musik. Er ist Erster Gastdirigent des Orchestra of the Age
of Enlightenment und arbeitet mit den führenden Orchestern in Europa und den USA. Schon vor
seinem Amtsantritt als Chefdirigent hat Simon Rattle eine 15-jährige, regelmäßige Zusammenarbeit mit den Berliner Philharmonikern verbunden. Dabei sind vor allem in den letzten Jahren
zahlreiche, zum Teil preisgekrönte Einspielungen mit dem Orchester entstanden. Simon Rattle,
1955 in Liverpool geboren, studiert an der Royal Academy of Music in London. Von 1980 bis
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1998 arbeitet er – zunächst als Erster Dirigent und Künstlerischer Berater, dann als Musikdirektor – mit dem City of Birmingham Symphony Orchestra (CBSO) und führt es an die internationale Spitze. Ein besonderes Anliegen Sir Simons ist es, jungen Menschen unterschiedlichster
sozialer und kultureller Herkunft die Arbeit der Berliner Philharmoniker und deren Musik nahezubringen. Zu diesem Zweck hat er das sehr erfolgreiche Education-Programm der Berliner
Philharmoniker ins Leben gerufen, mit dem das Orchester neue Wege der Musikvermittlung
beschreitet. Für dieses Engagement sowie für seine künstlerische Arbeit ist Sir Simon Rattle
vielfach ausgezeichnet worden. 1994 von der englischen Königin in den Ritterstand erhoben,
erhielt er 2009 den spanischen »Premio Don Juan de Borbón de la Música«, die Goldmedaille
»Gloria Artis« des polnischen Kulturministeriums sowie das Bundesverdienstkreuz, außerdem
wurde er 2010 in den Ritterorden der französischen Ehrenlegion aufgenommen. Im Februar
2013 wurde Sir Simon Rattle mit dem »Léonie-Sonning-Musikpreis« der dänischen LéonieSonning-Musikstiftung in Kopenhagen geehrt und 2014 verlieh Königin Elizabeth II. dem Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker den »Order of Merit«.
Im Januar 2013 verkündete Sir Simon Rattle, dass er seinen Vertrag als Chefdirigent der Berliner Philharmoniker nach dessen Ablauf 2018 nicht mehr verlängern wird. Im März 2015 gab
er bekannt, dass er ab September 2017 Music Director beim London Symphony Orchestra wird.
SIR SIMON RATTLE UND DIE BERLINER PHILHARMONIKER IM KONZERTHAUS DORTMUND
Im Januar 2011 waren Sir Simon Rattle und die Berliner Philharmoniker zum ersten Mal gemeinsam im Konzerthaus zu Gast. 2016 kehrte das Orchester nach Dortmund zurück und spielte unter
Yannick Nézet-Séguin ein böhmisches Programm mit Werken von Smetana und Dvořák, bevor es
sich nun mit der RuhrResidenz mehrere Tage lang in Dortmund und Essen niederlässt.
PATRICIA KOPATCHINSKAJA
Die Vielseitigkeit der Geigerin Patricia Kopatchinskaja zeigt sich bereits in ihrem breiten Repertoire, das von Werken des Barock und der Klassik, oft auf Darmsaiten gespielt, bis zu Auftragswerken und der Neu-Interpretation moderner Meisterwerke reicht. Sie begann die Saison
2016 /17 mit den Eröffnungskonzerten des neuen SWR Symphonieorchesters, mit dem sie Peter Eötvös’ Violinkonzert »DoReMi« unter der Leitung des Komponisten spielte, sowie einem
Auftritt mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester im Rahmen der Eröffnungskonzerte der Elbphilharmonie in Hamburg. Sie gibt Debüts beim Rotterdam Philharmonic Orchestra mit Sibelius’ Violinkonzert unter Krzysztof Urbański und beim Gothenburg Symphony unter Peter Eötvös.
Regelmäßig arbeitet sie mit dem London Philharmonic Orchestra zusammen, mit dem sie auch
in dieser Saison in London und New York unter Vladimir Jurowski auftritt. Besonders im Fokus
BIOGRAFIEN
Deutsche Bank
Art, Culture & Sports
Gemeinsam Großes schaffen
In einer exklusiven Partnerschaft fördert die Deutsche Bank seit
1989 die Arbeit der Berliner Philharmoniker. Die Digital Concert Hall
öffnet die Türen zum Konzertsaal der Berliner Philharmonie für ein
weltweites Publikum. Kindern und Jugendlichen ermöglichen wir
die schöpferische Auseinandersetzung mit Musik, Tanz und Gesang.
Und hochbegabte Nachwuchstalente werden in der KarajanAkademie zu Spitzenmusikern ausgebildet.
Die Deutsche Bank und die Berliner Philharmoniker – eine starke
Partnerschaft seit mehr als 25 Jahren.
deutsche-bank.de/musik
steht in der Saison 2016/17 György Ligetis Violinkonzert, das sie u. a. mit den Berliner Philharmonikern unter Sir Simon Rattle, mit der Filarmonica della Scala unter Andrés Orozco-Estrada
und mit dem Finnish Radio Symphony Orchestra unter Teodor Currentzis spielen wird. Patricia
Kopatchinskaja ist zurzeit Artist in Residence am Konzerthaus Berlin, an der Londoner Wigmore
Hall und beim »Kissinger Sommer«. Sie unternimmt Europa-Tourneen mit dem Orchestre Philharmonique du Luxembourg unter Gustavo Gimeno sowie mit den Wiener Symphonikern und
MusicAeterna unter Teodor Currentzis.
Höhepunkte der vergangenen Saison beinhalten eine Residenz an der Laeiszhalle in Hamburg,
Auftritte mit dem Houston und Seattle Symphony Orchestra sowie Konzerte in London mit dem
London Philharmonic Orchestra unter Vladimir Jurowski und als Protagonistin bei »Changing
Minds« im Southbank Centre, wo sie Schumanns Violinkonzert mit dem Orchestra of the Age of
Enlightenment unter der Leitung von Marin Alsop spielte. Außerdem ging sie mit der Camerata
Salzburg und Louis Langrée auf Tournee, mit dem Chamber Orchestra of Europe unter Thierry
Fischer und mit Vladimir Jurowski und seinem State Academic Symphony Orchestra of Russia.
Kammermusik ist Patricia Kopatchinskaja besonders wichtig, und so tritt sie regelmäßig
mit Künstlern wie Markus Hinterhäuser, Polina Leschenko, Anthony Romaniuk und Anu Komsi
in den großen Konzerthäusern wie dem Konzerthaus Berlin, der Londoner Wigmore Hall, dem
Wiener Konzerthaus und dem Concertgebouw Amsterdam auf. Kopatchinskaja ist Artistic Partner des Saint Paul Chamber Orchestra und ist mit dem Ensemble regelmäßig in Saint Paul und
international zu hören. Im November 2016 waren sie auf Europa-Tournee und präsentierten ihre
neue CD mit Schuberts »Der Tod und das Mädchen«.
In den letzten Spielzeiten erschienen eine Reihe von neuen Aufnahmen mit Patricia Kopatchinskaja: Werke von Gija Kantscheli mit Gidon Kremer und der Kremerata Baltica, das DuoAlbum »Take Two« bei Alpha Classics, Schumanns Violinkonzert und Fantasie mit dem WDR
Sinfonieorchester Köln unter Heinz Holliger bei Audite und Tschaikowskys Violinkonzert mit
Teodor Currentzis und MusicAeterna bei Sony. Kopatchinskajas CD mit Konzerten von Bartók,
Ligeti und Peter Eötvös für Naïve Classique gewann 2013 einen »Gramophone’s Recording of
the Year Award«, einen »ECHO Klassik« und wurde 2014 für den »Grammy« nominiert.
PATRICIA KOPATCHINSKAJA IM KONZERTHAUS DORTMUND
Als Künstlerin der Reihe »Junge Wilde« hat sich Patricia Kopatchinskaja dem KonzerthausPublikum drei Jahre lang mit verschiedenen Kammermusikpartnern präsentiert. Nach dieser
Zeit war sie im Rahmen der Zeitinsel für Fazıl Say u. a. mit der Deutschen Erstaufführung seines
Violinkonzerts, als Solistin mit dem Finnish Radio Symphony Orchestra und Philharmonia Orchestra und zuletzt im Streichquartett quartet-lab zu erleben.
BIOGRAFIEN
CAMILLA TILLING
Die Verbindung ihrer schönen Stimme mit musikalischer Vielseitigkeit spielte eine wichtige
Rolle bei der Begründung von Camilla Tillings inzwischen über zwei Dekaden umspannenden
Karriere. Sie begann mit einem frühen Debüt an der New York City Opera und hat die Sängerin
seitdem an die großen Opernhäuser und Konzertorte der Welt geführt. Gleichzeitig konnte Camilla Tilling eine eindrucksvolle Diskografie aufbauen.
Ihr erfolgreiches Debüt am Royal Opera House Covent Garden als Sophie (»Der Rosenkavalier«) war der Start einer Zusammenarbeit, die sie auch als Pamina (»Die Zauberflöte«), Dorinda
(»Orlando«), Oscar (»Un ballo in maschera«), Arminda (»La finta giardiniera«), Gretel (»Hänsel
und Gretel«) und zuletzt als Susanna (»Le nozze di Figaro«) nach London zurückführte. Camilla
Tilling trat an der Metropolitan Opera als Zerlina (»Don Giovanni«) und Nannetta (»Falstaff«)
auf, an der Opéra national de Paris und am Teatro alla Scala als Ilia (»Idomeneo«), an der Lyric
Opera of Chicago, am Moskauer Bolschoi-Theater, Opernhaus La Monnaie in Brüssel und bei
den »Münchner Opernfestspielen« als Sophie, an der San Francisco Opera, beim »Festival d’Aixen-Provence«, an der Bayerischen Staatsoper und der Opéra national de Paris als Susanna
sowie am Schlosstheater Drottningholm mit ihrem Rollendebüt als Gräfin Almaviva (»Le nozze
di Figaro«). Mit der stimmlichen Flexibilität für ein vielfältiges Repertoire konnte Camilla Tilling
außerdem Erfolge feiern als Gouvernante (»The turn of the screw«) beim »Glyndebourne Festival«,
Euridice (»Orfeo ed Euridice«) bei der »Mozartwoche« in Salzburg, Donna Clara (»Der Zwerg«)
an der Bayerischen Staatsoper, L’Ange (»Saint François d’Assise«) an der Dutch National Opera
sowie als Mélisande (»Pelléas et Mélisande«) am Teatro Real in Madrid, der Semperoper Dresden und mit dem Los Angeles Philharmonic.
Als geschätzte Konzertsängerin ist Camilla Tilling regelmäßig zu Gast bei den großen internationalen Orchestern. Zu den Höhepunkten in jüngster Zeit zählen Bachs Matthäus-Passion mit
den Berliner Philharmonikern und Sir Simon Rattle, Schumanns »Szenen aus Goethes Faust«
mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester unter Thomas Hengelbrock, Brahms’ »Ein Deutsches
Requiem« mit dem New York Philharmonic unter Christoph von Dohnányi und dem TonhalleOrchester Zürich unter Bernard Haitink, Dutilleux’ »Correspondances« mit dem Los Angeles
Philharmonic unter Esa-Pekka Salonen, Bachs h-moll-Messe mit den Wiener Symphonikern
unter Philippe Jordan sowie Bergs Sieben frühe Lieder mit dem Sydney Symphony Orchestra
unter Christoph von Dohnányi, dem Orchestre National de France unter Daniele Gatti und dem
London Symphony Orchestra unter François-Xavier Roth. Neben ihrem Debüt an der Royal
Swedish Opera als Gräfin Almaviva bringt die aktuelle Saison für Camilla Tilling Auftritte mit
Beethovens Missa solemnis am Teatro alla Scala unter Bernard Haitink und mit dem Royal
Stockholm Philharmonic Orchestra unter Michael Tilson-Thomas, »Ein Deutsches Requiem« mit
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dem Boston Symphony Orchestra unter Andris Nelsons sowie Beethovens Sinfonie Nr. 9 mit
dem New York Philharmonic unter Alan Gilbert.
Camilla Tillings Diskografie umfasst u. a. Lieder mit Paul Rivinius beim Label BIS, zuletzt 2015
»I Skogen« mit Werken nordischer Komponisten. Sie ist auf einer Aufnahme von »Die Schöpfung«
mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Bernard Haitink zu hören, in
Händels »La resurrezione« mit Le Concert d’Astrée und Emmanuelle Haïm sowie als Ilia (»Idomeneo«) auf einer DVD-Produktion aus dem Teatro alla Scala unter der Leitung von Daniel Harding.
CAMILLA TILLING IM KONZERTHAUS DORTMUND
2009 war Camilla Tilling zum ersten Mal im Konzerthaus zu hören und sang mit dem WDR Sinfonieorchester Köln unter Semyon Bychkov Brahms’ Requiem. 2012 kehrte sie für ein Konzert
im Rahmen der Zeitinsel Alban Berg mit den Sieben frühen Liedern zurück, begleitet vom SWR
Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg unter François-Xavier Roth.
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BIOGRAFIEN
TEXTE Markus Bruderreck
FOTONACHWEISE
S. 04 © Sheila Rock
S. 08 © Marco Borggreve
S. 16 © Mats Widén
S. 20 © Stefan Höderath
HERAUSGEBER KONZERTHAUS DORTMUND
Brückstraße 21 · 44135 Dortmund
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GESCHÄFTSFÜHRER UND INTENDANT Benedikt Stampa
REDAKTION Dr. Jan Boecker · Marion Daldrup
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Wir danken den beteiligten Künstleragenturen und Fotografen für die freundliche Unterstützung.
Es war nicht in allen Fällen möglich, die Bildquellen ausfindig zu machen. Rechteinhaber bitte melden.
Druckfehler und Änderungen von Programm und Mitwirkenden vorbehalten.
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