I(U)

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10. DA- und AD-Umsetzer
Nahezu alle zu verarbeitende physikalischen Größen sind analoger Natur:
Druck, Temperatur, Durchfluss, Beschleunigung, Kraft, Füllstände,
Wege/Winkelstellungen, Drehzahlen, Feuchten, Wasserhärten, usw.
Analog-Digital-Umsetzer (ADU, ADC) dienen zur Umwandlung
von analogen Daten in digitale Daten.
Die Ergebnisse digitaler Datenverarbeitung müssen oftmals analog
arbeitenden Geräten zugeführt werden:
Motoren, Lichtquellen, Heizgeräten, Lautsprechern etc.
Digital-Analog-Umsetzer (DAU, DAC) wandeln digitale Daten in
analoge um.
Vorteile analoger Zeigerinstrumente:
1. Die Zeigerbewegung lässt ein schnelles Erkennen der Tendenz
von Messgrößenänderungen zu.
2. Sprünge der Messgröße können gut beurteilt werden.
3. Störgrößenüberlagerungen lassen sich durch eine Mittelwertbildung der Zeigerschwankungen mit dem Auge eliminieren.
4. Das Einstellen von Messwerten ist gut möglich, da die
Zeigerbewegung ein langsames Annähern an den gewünschten
Wert erleichtert.
Vorteile digitaler Anzeige:
1. Sie ermöglichen ein leichtes Ablesen des Messwertes.
2. Die Genauigkeit kann die von Zeigerinstrumenten übertreffen.
3. Die mechanische Unempfindlichkeit dieser Anzeiger ist besonders
vorteilhaft für transportable Geräte.
10-1
ADC
Z soll proportional zur Eingangsspannung Ue sein:
Z
Ue
U LSB
(10.1)
ULSB: Spannungseinheit für das niedrigste Bit (Least Significant Bit, LSB)
DAC
Ausgangsspannung proportional zur eingegebenen Zahl:
U a  U LSB  Z
10-2
10.1 Grundprinzipien der DA-Umsetzung
Digital-Analog-Umsetzer haben die Aufgabe, ein binäres
Datenwort – normalerweise eine Dualzahl D – in eine analoge
Größe umzusetzen.
Abb. 10.1: Prinzipschaltung einer 3 Bit-Digital-Analog-Umsetzung
Eine N-Bit-Binärzahl wird über das Eingangsregister dem DA-Umsetzer
zugeführt, der eine Ausgangsspannung uA bildet.
Abb. 10.2: Kennlinie der Umsetzung
10-3
Digitalwert Z soll mit einer Auflösung von N Bit als Dualzahl im
Dualkode vorliegen und in paralleler Form (1 Bit pro Datenleitung) zur
Verfügung stehen
unipolare Digital-Analog-Umsetzer (es können nur positive Zahlen
verarbeitet werden):
0  Z  Z max  2 N  1
(10.3)
Dualzahl Zdual = zN-1  z1 z0 durch ihre N Binärstellen zi festgelegt
Z  z N 1 2 N 1    z2 22  z1 21  z0 20
(10.4)
Stufenbreite ULSB entspricht der Differenz im analogen Ausgangssignal
zwischen zwei aufeinander folgenden Digitalwerten
U LSB 
U A max
2
(10.5)
N
UA max : maximal mögliche Ausgangsspannung des DAU.
Entspricht dem zum niedrigsten Bit gehörenden Analogwert. (Least
Significant Bit, LSB).
Analoge Ausgangsspannung uA des DAC
0  u A  U LSB (2  1)  U A max
N
2N  1
2
N
 U A max (1  2 N )
(10.6)
Konversionsrate:
Anzahl der Digitalwerte pro Zeiteinheit die in analoge
Werte umgesetzt werden können.
Konversionszeit:
Reziprokwert der Konversionsrate.
10-4
10.1.1 Summation gewichteter Ströme
Kennzeichen dieses Prinzips ist die konstante Betriebsspannung
Uref und dual gestufte Widerstände.
Die Umsetzung einer Dualzahl in eine entsprechende
Analogspannung wird schaltungstechnisch mit Hilfe eines
Summierverstärkers erreicht.
Abb. 10.3: DAU mit gewichteten Widerständen
Je nachdem welcher Schalter nun durch die Digitaleingänge
betätigt wird, fließen die Ströme über den
Operationsverstärker oder die Masse.
U RK  U A  ( I3  S3  I 2  S2  I1  S1  I 0  S0 )  R K
S0 bis S3 können die Werte 0 oder 1 annehmen.
10-5
U A  (8 
U REF
U
U
U
 S3  4  REF  S2  2  REF  S1  REF  S0 )  R K
R0
R0
R0
R0
 (8  S3  4  S2  2  S1  S0 )  U REF 
RK
R0
bei beliebiger Bitzahl n am Digitaleingang
U A  (2n 1  Sn-1  2n 2  Sn-2    20  S0 )  U REF 
RK
R0
(10.7)
Maximalspannung UA max:
U A max  (2n  1)  U REF 
RK
R0
(10.8)
Gl. (10.5):
LSB ˆ U  U REF 
RK
R0
(10.9)
Most Significant Bit (MSB):
MSB ˆ 2n1  U
(10.10)
bzw.
MSB  2n 1  U REF 
RK
R0
(10.11)
10-6
Durch Hinzufügung weiterer Widerstände (32R, 64R, ) erweiterbar.
Aber große Anforderungen an die Genauigkeit der Widerstände!
Fehler in der 2n-Stelle muss kleiner sein als
R
1
 n 1
R 2
Widerstand der 24-Stelle muss genauer sein als 3 % und der Widerstand
der 210-Stelle genauer als 0,05 %.
Eine Verbesserung kann durch die folgende Schaltung erreicht werden:
Abb. 10.4: DA-Umsetzer für Widerstandsnetzwerk für den Dualkode
10-7
10.1.2 Leiternetzwerk
Die Referenzspannung wird zunächst mit einem Leiternetzwerk
entsprechend der dualen Wertigkeit geteilt.
Die einzelnen Ströme können dann mit gleichartigen
Widerständen gebildet werden.
Abb. 10.5: Strom- und Spannungsverteilung am R-2R-Netzwerk
Das Leiternetzwerk besteht aus n gleichen Spannungsteilern, jeweils aus
einem Längswiderstand R und einem Querwiderstand 2R und ist mit 2R
abgeschlossen. Jeder Spannungsteiler ist mit dem nächsten Glied aus R
und 2R belastet.
Abb. 10.6: Widerstandsverhältnisse an einem Element des Netzwerks
Es entsteht eine duale Spannungsteilung.
10-8
Die einzelnen Ströme I0 bis I3 stehen ebenfalls im Verhältnis 2 zueinander:
1 U
I 0   REF
8 2R
,
I1 
1 U REF

4 2R
,
I2 
U REF
1 U REF

, I3 
2 2R
2R
Abb. 10.7: DAU mit Leiternetzwerk
Die Digitalschalter können wieder auf Masse (S = 0) oder auf den
Verstärkereingang gestellt werden (S = 1).
U RK  U A  ( I3  S3  I 2  S2  I1  S1  I 0  S0 )  RK
U REF
1 U REF
1 U REF
1 U REF
 S3 
 S2 
 S1 
 S0 )  R K
2R
2 2R
4 2R
8 2R
U REF  RK
 (8 S3  4 S 2  2 S1  S0 ) 
16 R
(
10-9
bei beliebiger Bitzahl n
U A  (2n 1 Sn-1  2n  2 Sn-2    20 S0 ) 
U REF  RK
2n 1  2 R
Mit RK = R
U A  (2n 1 Sn-1  2n  2 S n-2    20 S0 ) 
U REF
2
n
(10.12)
Maximalspannung:
U A max  (2n  1) 
U REF
2
n
(10.13)
Kleinster Spannungsschritt:
LSB ˆ U 
U REF
2
1
MSB  U REF
2
n
(10.14)
(10.15)
10-10
10.1.3 DAU mit gewichteten Stromquellen
Teilströme werden durch gesteuerte Stromquellen erzeugt.
Abb. 10.8: DAU mit gewichteten Stromquellen
Der gegengekoppelte Operationsverstärkers N1 regelt die Basisspannung
von V1 so, dass sich ein konstanter Kollektorstrom I3 einstellt
I3 
U REF
RV
Besitzen die Transistoren V1 bis V6 die exakt gleichen Kennlinien, dann
entstehen in diesen Transistoren ebenfalls konstante Ströme, die nur noch
von den Emitterwiderständen abhängen.
V2 erhält den gleichen Strom wie V1, bei V3 bis V5 nehmen die Ströme in
dualen Schritten ab.
V5 und V6 haben wieder die gleichen Ströme.
Dioden V7 bis V14 dienen als Umschalter.
10-11
U RK  U A  I  RK  ( I3  S3  I 2  S2  I1  S1  I 0  S0 )  RK
Aus
I3 
U REF
1
1
1
, I 2  I3 , I1  I3 , I 0  I3
RV
2
4
8
erhält man
U REF  RK
1
1
1
U A  ( S3  S2  S1  S0 )
2
4
8
8 RV
(10.16)
bei beliebiger Bitzahl n und mit RV = 2 RK
U A  (2n1 Sn-1  2n 2 Sn-2    20 S0 )
U REF
2
n
(10.17)
Für die maximale Ausgangsspannung, LSB und MSB ergeben sich
ebenfalls die Gleichungen (10.13) bis (10.15).
10-12
10.2 Grundprinzipien der AD-Umsetzung
Vorteile der digitalen Messtechnik gegenüber der Analogtechnik:
 Keine Ablesefehler
 Unempfindlicher gegen äußere Störeinflüsse, wie z.B.
mechanische Erschütterungen oder Temperatureinflüsse
 Möglichkeit der direkten computerunterstützten
Weiterverarbeitung der Messdaten
 Direkte Übernahme der Messwerte in digitale
Signalverarbeitungssysteme
 Einfache und langzeitsichere Speicherung
Die Aufgabe eines AD-Umsetzers (ADU, AD-Converter, ADC)
besteht darin, eine Eingangsspannung in eine dazu proportionale
Zahl umzuwandeln.
Die Analog-Digital-Umsetzung in der digitalen Signalverarbeitung
erfordern folgende drei Schritte:
1 Abtastung im Abtast-Halte-Glied
2 Quantisierung und
3 Kodierung.
Abb. 10.9: Gesamtsystem zur Digitalisierung analoger Signale
10-13
Das Abtasttheorem
Das Abtasttheorem von Shannon gibt an, in welchen zeitlichen
Abständen dem vorliegenden Analogsignal mindestens Proben
(Abtastwerte, AW) entnommen werden müssen, damit nach
einer späteren Digital-Analog-Umsetzung das Ursprungssignal
(bis auf die Quantisierungseffekte) fehlerfrei rekonstruiert
werden kann.
Die Abtastfrequenz eines Analog-Digital-Umsetzers muss
größer sein, als die doppelte Analogwertfrequenz fT > 2 fg.
10-14
Abb. 10.10: Aliasing-Effekt anhand einer unterabgetasteten Schwingung
a) Harmonische Schwingung mit Kennzeichnung der Abtastpunkte
b) Abtastwerte der harmonischen Schwingung
c) Geglättete rekonstruierte Schwingung
10-15
Prinzipiell kann man drei verschiedene Verfahren der AnalogDigital-Umsetzung unterscheiden:
Parallelverfahren (word at a time)
Die Eingangsspannung wird gleichzeitig mit n Referenzspannungen verglichen und festgestellt zwischen welchen
beiden sie liegt.
Man erhält die vollständige Zahl in einem Schritt.
Aufwand sehr hoch!
Für jede mögliche Zahl wird ein Komparator benötigt.
Wägeverfahren
(digit at a time)
Es wird in einem Schritt jeweils nur eine Stelle der zugehörigen
Dualzahl ermittelt.
Man benötigt so viele Vergleichsschritte, wie die Zahl Stellen
besitzt und ebenso viele Referenzspannungen.
Zählverfahren
(level at a time)
Man zählt ab, wie oft man die Referenzspannung zur
niedrigsten Stelle addieren muss, um die Eingangsspannung zu
erhalten.
Beträgt die größte darstellbare Zahl n, benötigt man also
maximal n Schritte, um das Ergebnis zu erhalten.
Abb. 10.11: Vergleich verschiedener Verfahren zur AD-Umsetzung. N = Zahl der
Bits, n = Zahl Stufen
10-16
Abb. 10.12: Umsetzfrequenzen und Auflösung von AD-Umsetzern
10-17
10.2.1 Ausführung von AD-Umsetzern
10.2.1.1 Parallelverfahren (Flash-Umwandler)
Eingangsspannung wird mit n Referenzspannungen verglichen
Abb. 10.13: AD-Umsetzer nach dem Parallelverfahren
10-18
Aus einer Referenzquelle werden über einen Spannungsteiler
die nötigen Spannungsstufen hier für n = 8 erzeugt und mit der
Eingangsspannung über n – 1 Komparatoren mit diesen Stufen
verglichen.
Die unbekannte Spannung Ue wird mittels der Komparatoren mit den
einzelnen Abgriffen der Normalen-Spannungsteiler verglichen.
Alle Komparatoren, deren Spannungen an den Teilereingängen kleiner als
Ue sind, liefern am Ausgang eine logische 1, alle anderen eine 0.
Diese Werte werden mit einem Abtastimpuls D-Flipflops zugeführt und in
der Dekodierlogik (Prioritätsencoder) in die N = ld n Bit umgesetzt.
Abb. 10.14: Variablenzustände im parallelen AD-Umsetzer in Abhängigkeit von der
Eingangsspannung
Hoher Aufwand durch große Anzahl von Präzisionswiderständen
und Komparatoren.
Geschwindigkeit des Umsetzers durch den langsamsten
Komparator bestimmt.
10-19
Abb. 10.15: Typische Daten von AD-Umsetzern, die nach dem Parallelverfahren
arbeiten (Flash-Converter)
Die Linearität der AD-Umsetzer ist bei niedrigen Signal-Frequenzen
gleich der Auflösung ± 1/2 LSB, zum Teil sogar ± 1/4 LSB.
Bei hohen Signalfrequenzen steigt die Nichtlinearität jedoch an. Dadurch
kan das niedrigste oder sogar auch das zweitniedrigste Bit unbrauchbar
werden.
10-20
10.2.1.2 Kaskadenumsetzer (Half-Flash-Umsetzer)
Einen 10 Bit-Umsetzer realisiert man dadurch, dass man in
einem ersten Schritt nur die oberen 5 Bit parallel umwandelt
Abb. 10.16: Prinzip eines Kaskadenumsetzers
Ergebnis ist der grob quantisierte Wert der Eingangsspannung.
Mit einem DA-Umsetzer bildet man die zugehörige
Analogspannung und subtrahiert diese von der
Eingangsspannung. Der verbleibende Rest wird mit einem
zweiten 5 Bit-AD-Umsetzer digitalisiert.
Wenn man die Differenz zwischen Grobwert und
Eingangsspannung mit dem Faktor 32 verstärkt, kann man zwei
AD-Umsetzer mit demselben Eingangsspannungsbereich
verwenden.
Aber hohe Anforderungen an Linearität!
10-21
10.1.2.3 Wägeverfahren (Sukzessive Approximation)
Beim Wägeverfahren wird pro Messschritt ein Bit des
Digitalwortes erzeugt.
Abb. 10.17: AD-Umsetzer nach dem Wägeverfahren
In sukzessiven Schritten wird mit Hilfe des Komparators geprüft, ob die
zu wandelnde Spannung größer oder kleiner ist als die vom DAC erzeugte
Spannung U(Z).
Zunächst wird das höchstwertige Bit (MSB) gesetzt, das vom DAC in eine
entsprechende Analogspannung U(Z) umgesetzt und mit der
Eingangsspannung UE verglichen wird. Je nachdem, ob das Ergebnis U(Z)
kleiner oder größer ist als UE wird die Referenzspannung zum Ergebnis
addiert oder subtrahiert und die entsprechende Stelle der resultierenden
Ausgangsbinärzahl auf 0 oder 1 gesetzt.
Daraufhin wird dieser Vergleichsvorgang für die nächst niedrigere
Binärstelle bis zu LSB wiederholt.
Für einen N-Bit-Umsetzer sind somit N Vergleichsschritte notwendig, die
sequentiell abgearbeitet werden müssen.
10-22
Abb. 10.18: Abgleichvorgang des ADU mit sukzessiver Approximation
Jedes Bit wird versuchsweise gesetzt. Wenn dadurch die
Eingangsspannung überschritten wird, wird es gleich wieder
gelöscht. Nach 8 Wägeschritten ist dann in diesem Beispiel die
Umsetzung abgeschlossen.
Das Maximum der Spannung UV wird von der Referenzspannung UREF des
DAU festgelegt.
Kleinster Schritt mit dem sich UV verändert
U V 
1
2
n
 U ref
(10.18)
Je kleiner die Schrittweite der Vergleichsspannung UV ist,
desto besser kann die Eingangsspannung Ue angenähert werden.
10-23
10.2.1.4 Zählverfahren
Umsetzdauer wesentlich größer als bei den anderen Verfahren.
Sie liegt in der Regel zwischen 1 ms und 1 s.
Zwei-Rampen-Verfahren (Dual Slope)
Referenz- und Eingangsspannung werden integriert.
Abb. 10.19: AD-Umsetzer nach dem Dual-Slope-Verfahren
Ruhezustand: S1 und S2 offen, S3 ist geschlossen
Ausgangsspannung des Integrators ist Null.
10-24
Messbeginn: S3 offen und S1 geschlossen
Ue wird für eine durch den Messdauerzähler festgelegte Zeit t1
integriert.
Ist Ue positiv, wird Integrator-Ausgang negativ und
Komparator gibt den Taktgenerator frei.
Abb. 10.20: Zeitverlauf bei einem Messzyklus beim Dual-Slope-Verfahren
Referenzspannung integriert: S1 offen und S2 geschlossen.
Ausgangsspannung des Integrators steigt bis auf Ut = 0
Sei T die Periode des Taktgenerators und Z1 die Anzahl der Taktimpulse
für den Messdauerzähler, so gilt: t1 = Z1 T
Integratorspannung
U e Z1 T
1 t1
UI  
U
dt


 e
RC 0
RC
Nach Ablauf von t1 liegt die Referenzspannung an
U I (t )  U I (t1 )  U ref
t
.
RC
10-25
Hat UI(t) Null erreicht, ist die Zeit t2 = Z2 T verstrichen.
Z2 ist die Anzahl der gezählten Impulse im Ergebniszähler
U ref
Z2 T
Z T
 Ue 1
RC
RC
Z 2  Z1
Ue
U ref
(10.19)
Weder Taktfrequenz 1/T noch Integrationszeitkonstante  = RC
gehen in das Ergebnis ein.
Nachteil: Typischerweise 3 bis 100 Messungen/s.
10-26
Verfahren zur analog-digital-Wandlung
10-27
10.3 Datenblätter
10-28
10-29
10-30
11. Einführung in die rechnergestützte
Messtechnik nichtelektrischer Größen
Elektrische Messverfahren haben eine sehr hohe
Empfindlichkeit und Auflösung.
Elektrische Verfahren sind sehr schnell, so dass hohe
Grenzfrequenzen erreicht werden können.
Meßsysteme im Verbund mit Rechnern führen u.a. folgende
Aufgaben durch:
Anpassung des Sensors an das Meßsystem,
Messwerterfassung inkl. der Analog-Digital-Umsetzung,
Verrechnung und Speicherung der Daten,
Präsentation der Ergebnisse,
Aufbereitung der Messdaten für Automatisierungsaufgaben.
Anwendung finden rechnergestützte Meßsysteme in der
Prozess- und Automatisierungtechnik,
statistischen Qualitätskontrolle:
Messwerte können gespeichert werden,
Zertifikate sind direkt erstellbar;
Fertigungskontrolle:
mehrere Messgrößen werden online erfasst,
Prozessregelung - SPC (Statistic process control);
Labormesstechnik/Analysentechnik:
Verarbeitung vieler Messgrößen oder Erfassung langsamer
Vorgänge,
Automatisierung von Mess- und Analyseaufgaben.
11-1
11.1 Das Messen nichtelektrischer Größen mit
elektrischen Messketten
Ein Messdatenerfassungssystem besteht grundsätzlich aus
einer Messkette mit den Elementen Sensor, Anpasser und
Aktuator.
Abb. 11.1: Prinzipieller Aufbau einer elektrischen Messkette zur Messung
nichtelektrischer Größen
Physikalische Größe wird zuerst in ein elektrisches Signal
umgewandelt, weiterverarbeitet und schließlich angezeigt.
11-2
11.1.1 Glieder der Messkette
Eine Messeinrichtung besteht aus verschiedenen Messgliedern,
die jeweils eine bestimmte Aufgabe bei der
Messsignalübertragung haben.
Sensor
Der Sensor erfasst die physikalische Größe und formt sie in ein
elektrisches Signal um.
Anpasser
Der Anpasser hat u.a. die Aufgabe, das Sensorsignal spannungsund widerstandsmäßig an den Aktuator anzupassen.
Aktuator
Der Aktuator ist ein Ausgabeelement, entweder als Anzeige für
den Beobachter oder als Steuerelement im Prozess.
11-3
11.1.2 Darstellung von Messeinrichtungen
Die Darstellung komplexer Messeinrichtungen erfolgt im
Geräte- oder Signalflussplan.
Geräteplan
Der Geräteplan enthält alle wesentlichen Baugruppen einer
Messeinrichtung aus gerätetechnischer Sicht.
Empfehlungen für Darstellungen
Abb. 11.2: Geräteplan einer elektrischen Füllstandsmesseinrichtung unter
Verwendung von Gerätebildern in vereinfachter bildhafter Form
Abb. 11.3: Geräteplan einer elektrischen Füllstandsmesseinrichtung unter
Verwendung von Gerätebildern in Form genormter Bild- und Schaltzeichen.
11-4
Abb. 11.4: Geräteplan einer elektrischen Füllstandsmesseinrichtung unter
Verwendung von Geräteblöcken mit Beschriftung
Abb. 11.5: Geräteplan einer elektrischen Füllstandsmesseinrichtung unter
Verwendung von Geräteblöcken mit genormten Schaltzeichen und Beschriftung
11-5
Signalflussplan
Der Signalflussplan ist eine sinnbildliche Darstellung der
funktionalen Zusammenhänge zwischen den Gliedern einer
Messeinrichtung.
Abb. 11.6: Signalflussplan einer elektrischen Temperaturmesseinrichtung mit
Thermoelement. Der Messwert M verhält sich proportional zur Winkelstellung  des
analogen Messwerkes.
Der Signalflussplan stellt den wirkungsmäßigen Zusammenhang
einer Messeinrichtung in Form von Linien und Signalblöcken dar.
Beispiele linearer und nichtlinearer Messketten
Die am häufigsten vorkommende Form von Messeinrichtungen ist die
Kettenstruktur.
Abb. 11.7: Flüssigkeitsausdehnungs-Temperatur-Anzeiger
a) Geräteplan b) Signalflussplan
11-6
Abb. 11.8: Kraftmesseinrichtung mit Dehnungsmessstreifen und Signalflussplan.
a) Geräteplan b) Signalflussplan
Abb. 11.9: Zähldekade im Aiken-Kode
a) Geräteplan b) Signalflussplan
11-7
11.1.3 Signalformen
In elektrischen Messketten zur Messung physikalischer Größen
ist das Signal meist ein Spannungs- oder Stromsignal als Abbild
der physikalischen Größe über die Zeit.
Nach dem zeitlichen Verhalten unterscheidet man:
statische Signale
stationäre Signale
quasistatische Signale,
dynamische Signale
Ereignissignale
Analoge Signale
Signal, dessen Amplitude innerhalb eines bestimmten Bereichs
jeden beliebigen Wert annehmen kann
Abb. 11.10: Analoge Temperatur-Zeit- und Spannungs-Zeit-Funktion am
Übertragungsblock Thermoelement
11-8
Übertragungsfunktion muss stetig und monoton verlaufen!
Abb. 11.11: Analoge Übertragungsfunktion eines Messgliedes
Eine durch den Nullpunkt verlaufende Gerade ist die ideale
Übertragungsfunktion. Das am Ausgang des Messgliedes
entstehende analoge Signal ist dann ein verzerrungsfreies
Abbild der Messgröße.
Die am häufigsten vorkommende Signalform ist das analoge
Spannungssignal. Der sich ändernden Messgröße entspricht zu
jeder Zeit ein analoger Spannungswert.
Piezoelektrische Sensoren geben entsprechend des Messwertes elektrische
Ladungen ab.
In vielen Fällen enthält die Größe des Widerstands die Messinformation.
11-9
Digitale Signale
Digitale Signale nehmen im Gegensatz zu den sich kontinuierlich
ändernden analogen Signalen ganz bestimmte diskrete Werte
an.
Abb. 11.12: Digitalisierung einer analogen Messgröße
Abb. 11.13: Prinzip der Digitalisierung einer Messgröße über die Zeit
11-10
Abb. 11.14: Digitalisierung einer Messgröße im Dualzahlenkode an der
Übertragungsfunktion eines A/D-Umsetzers.
11-11
11-12
12 Elektronische Messgeräte
12.1 Messverstärker
12.1.1 Aufgaben und Eigenschaften
Messverstärker besitzen Messeigenschaften. Sie dienen der
Signalverstärkung, Signalumformung oder Überlagerung
verschiedener Signale.
Übertragungsfaktor und Linearität
Der Übertra1gungsfaktor eines linearen Verstärkers ist eine
Konstante.
Ü
XA
;
XE
X A Ü  XE
Das heißt, sein Wert ist unabhängig vom Momentanwert der
Signalgröße.
12-1
Abb. 12.1: Typische Fehler eines linearen Messverstärkers
a) Steigungsfehler: Ü  < Ü
b) Linearitätsfehler: Ü  = f(XE)
c) Nullpunktfehler durch Eingangsoffset XEOS
Linearitätsfehler werden vor allem durch die nichtlinearen Kennlinien der
Verstärkerelemente verursacht.
Zur Verringerung von Linearitätsfehlern muss der
Messverstärker gegengekoppelt und weit unterhalb der
Aussteuerungsgrenze betrieben werden.
12-2
Nullpunktstabilität
Die Offsetspannung des Operationsverstärkers bewirkt einen
Nullpunktfehler, der sich umso stärker auswirkt, je größer der
Verstärkungsfaktor ist.
Die Offsetspannungsdrift gibt an, um wie viel µV je Kelvin
Temperaturänderung sich die Offsetspannung ändert.
Messverstärker sollen folgende Forderungen erfüllen:
geringe Rückwirkung auf die Messgröße
hohes Auflösungsvermögen
definiertes Übertragungsverhalten
gutes dynamisches Verhalten
eingeprägtes Ausgangssignal
12-3
Ersatzschaltbild
Verstärker wird als ein von der Messgröße gesteuerter
Generator betrachtet.
Bei einer Spannungsmessung ist der Eingangswiderstand des
Verstärkers unendlich groß (Re  ) und bei einer
Strommessung ist der Eingangswiderstand null (Re = 0).
Eingangsseitig werden Spannungs- und Stromverstärker unterschieden.
Sowohl ein Spannungssignal ue wie auch ein Stromsignal ie kann den
entweder eine Ausgangsspannung ua oder einen Ausgangsstrom ia
liefernden Generator steuern
Abb. 12.2: Die vier Verstärkertypen
12-4
Spannungsgenerator
Der im Verstärker enthaltene Spannungsgenerator liefert die
Leerlaufspannung uaL und hat den Innenwiderstand Ri
Abb. 12.3: Belasteter Spannungsgenerator mit der Leerlaufspannung uaL
und dem Innenwiderstand Ri
a) Ersatzschaltbild
b) Ausgangsspannung in Abhängigkeit von RL/Ri
ua 
ua
u aL
RL
Ri  R L

1
u aL
(12.1)
1
Ri
RL
Ein niedriger Innenwiderstand ist wünschenswert, damit die
gelieferte Spannung möglichst unabhängig vom Lastwiderstand
ist:
Ri  (
u aL
 1) RL
ua
(12.2)
12-5
Stromgenerator
Bild 12.3: Belasteter Stromgenerator mit dem Kurzschlussstrom iaK und
dem Innenwiderstand Ri
a) Ersatzschaltbild
b) Ausgangsstrom in Abhängigkeit von RL/Ri
An den Klemmen 1 und 2 fällt die Spannung iaRL ab:
RL ia  Ri (iaK  i a )
ia
iaK

1
1
RL
(12.3)
(12.4)
Ri
Für Stromgeneratoren ist ein hoher Innenwiderstand
wünschenswert:
Ri 
RL
iaK
ia
(12.5)
1
12-6
12.1.2 Grundformen
Spannungs-Spannungs-Umformer (Spannungsverstärker)
Spannungs-Strom-Umformer,
Strom-Spannungs-Umformer,
Strom-Strom-Umformer (Stromverstärker).
12-7
Spannungs-Spannungs-Umformer
Hierbei handelt es sich um einen Spannungsverstärker, Ein- und
Ausgangssignal ist die Spannung.
Abb. 12.4: Spannungs-Spannungs-Umformer, Spannungsverstärker
a) Spannungs-Spannungs-Umformer, symbolische Darstellung
b) Schaltungsrealisierung mit einem Operationsverstärker
Der Spannungsverstärker (U- U-Umformer) bildet aus einer
kleinen Eingangsspannung eine verstärkte Ausgangsspannung. Er
besitzt einen großen Eingangswiderstand (Re  ) und einen
sehr kleinen Ausgangswiderstand (Ra  0).
VU 
R1
UA
 1
UE
R2
(12.6)

R1 
U A  1 
 U
 R2  E


12-8
Spannungs-Strom- Umformer
Das Eingangssignal ist hier wie beim Spannungsverstärker eine
elektrische Spannung. Am Ausgang liefert der Verstärker aber
einen Konstantstrom, der proportional zur Eingangsspannung ist.
Abb. 12.5: Spannungs-Strom-Umformer
a) Spannungs-Strom-Umformer, symbolische Darstellung
b) Schaltungsrealisierung mit einem Operationsverstärker
Der U-I-Umformer erzeugt einen Ausgangsstrom, dessen
Betrag proportional zur Eingangssignalspannung ist. Ein- und
Ausgangswiderstand des Verstärkers sind sehr hochohmig.
Ausgangsstrom ist lastunabhängig!
Daher können am Ausgang längere Leitungen angeschlossen werden!
IA 
1
UE
R
(12.7)
12-9
Strom-Spannungs-Umformer
Dieser Verstärker wirkt am Eingang wie ein Kurzschluss. Am
Ausgang steht eine Spannung zur Verfügung, die dem
Signalstrom proportional ist.
Abb. 12.6: Strom-Spannungs-Umformer
a) Strom-Spannungs-Umformer, symbolische Darstellung
b) Schaltungsrealisierung mit einem Operationsverstärker
Der I-U-Umformer bildet aus dem Signalstrom eine
proportionale Spannung. Er hat einen sehr kleinen Ein- und
Ausgangswiderstand (RE  0, RA  0).
UA  IE R
12-10
Strom-Strom- Umformer
Hierbei handelt es sich um einen Stromverstärker, da er aus
einem Eingangsstrom einen verstärkten Ausgangsstrom bildet.
Abb. 12.7: Strom-Strom-Umformer, Stromverstärker
a) Strom-Strom-Umformer, symbolische Darstellung
b) Schaltungsrealisierung mit einem Operationsverstärker
Der I-I-Umformer ist ein Stromverstärker. Der
Eingangswiderstand ist sehr klein (RE  0), am Ausgang wirkt
die Schaltung wie eine Stromquelle (RA  ).
Vi 
R1
IA
 1
IE
R2
(12.9)

R1 
I A  1 
I
 R2  E


Es lassen sich noch Ströme im Nano- oder Pikoamperebereich messen.
12-11
12.1.3 Operationsverstärker in der Sensorschaltungstechnik
Schaltungen mit Operationsverstärkern zum Nachweis von
Sensorsignalen:
Instrumentierungsverstärker
Präzisionsverstärker
Trennverstärker (Isolationsverstärker)
logarithmische Verstärker
Ladungsverstärker
Instrumentierungsverstärker
Ermöglicht eine hochohmige Verstärkung von
Differenzspannungssignalen bei gleichzeitig hoher
Unterdrückung von störenden Gleichtaktsignalen
Abb. 12.8: Instrumentierungsverstärker
U a  n (1 
2R N
R1
)(U1  U 2 )
(12.10)
12-12
Präzisionsverstärker
Für langzeitstabile Anwendungsaufgaben in der Sensortechnik
ausgelegt.
Abb. 12.9: Offsetkompensierender Verstärker
V1 verarbeitet zunächst die Eingangsspannung Ue. Während der ersten
Taktphase wird der Eingang des Offset-Verstärkers V2 an Ue geschaltet
und in der nächsten Taktphase kurzgeschlossen.
Ausgang von V2
weist Offsetspannung auf, mit der Kondensator CK aufgeladen wird. In der
zweiten Taktphase wird Ausgang von V2 mit Kompensationskondensator
CV verbunden.
Offsetkompensation von V1 wird durchgeführt.
Durch Subtraktion der Offsetspannung von V2 von der driftenden
Signalausgangsspannung von V1 lassen sich damit bequem
Langzeitdriften beseitigen.
12-13
Trennverstärker (Isolationsverstärker)
Der Trennverstärker wird benötigt, wenn eine galvanische
Trennung zwischen Sensorsignalebene und der
Auswertungselektronik notwendig ist.
Isolationsverstärker verfügen über eine ideale Trennung zwischen
Eingangs- und Ausgangskreisen, die in extremen Fällen
Potentialdifferenzen von mehreren tausend Volt standhalten kann. Der
Aufbau erfolgt in der Regel als optoelektronische Baugruppe, wobei im
Eingangskreis eine lichtemittierende Diode die elektrischen
Eingangssignale in Licht umwandelt und über eine isolierende,
dielektrische Strecke an eine Fotodiodenschaltung am Ausgang überträgt.
Logarithmierverstärker
Der Logarithmierverstärker wird eingesetzt, wenn sich die
Sensoreigenschaften um mehrere Größenordnungen ändern,
andererseits aber eine Signalverarbeitung durch einen AnalogDigital-Umsetzer nur in einem begrenzten Wertebereich
erfolgt.
Bild 12.10: Logarithmischer Verstärker
12-14
Ladungsverstärker
Abb. 12.11: Ladungsverstärker
Piezoelektrische Sensoren bauen unter Druckeinwirkungen Ladungen auf
einem hochohmigen Kristall auf, die als Strom in einer bestimmten
Zeiteinheit nachgewiesen werden müssen.
Ladung kann durch Integratorschaltung in eine proportionale
Ausgangsspannung Ua umgeformt werden:
Ua  
Ie t
C
(12.11)
12-15
12.2 Elektronische Rauschquellen
Aus quantenmechanischen Gründen lässt sich das Ziel eines rauschfreien
Sensors sowie einer rauschfreien Nachweiseinrichtung nicht erreichen.
Das Produkt aus Orts- und Impulsänderung ist gleich dem Planckschen
Wirkungsquantum h.
Die Rauschtemperatur R eines Sensors oder einer
elektronischen Messeinrichtung kann nicht unter die
thermodynamische Temperatur  des Systems gebracht werden.
R 
hf
k
(12.12)
Bei Rauschanpassung weisen Sensor und Messeinrichtung die
gleiche Rauschtemperatur auf, so dass die Gesamtrauschtemperatur 2 R beträgt.
Sensorsignale sind also stets mit Rauschen behaftet und weisen
außerdem eine zeitabhängige Drift ihrer Parameter auf.
Das elektronische Rauschen U kann man als eine statistische
Abweichung des gemessenen Signals U (t) von einem Mittelwert
UM(t) auffassen. U wird für Rauschberechnungen als RMSWert angegeben (RMS = Root-mean-square deviation).
Elektronische Rauschquellen:
Spannungsrauschen U,
Stromrauschen I,
Widerstandsrauschen R.
12-16
Ideale Kapazitäten und Induktivitäten sind rauschfrei;
die realen Bauelemente weisen jedoch aufgrund ihrer
Dissipationseigenschaften (d.h. ihrer resistiven Komponenten) immer auch
ein geringes Rauschen auf.
Rauschleistung PR:
PR  U  I
(12.13)
Spektrale Rauschleistungsdichte S (f):
S( f ) 
dPR
df
(12.14)
Kann in vielen Fällen über einen bestimmten Frequenzbereich als
konstant angesehen werden (weißes Rauschen).
Thermisches Rauschen (Nyquist- oder Johnson-Rauschen)
Das Rauschen in ohmschen Widerständen entsteht durch die
Wärmebewegung der Elektronen im Gitterverband des
Widerstandsmaterials.
Mit Hilfe der statistischen Mechanik kann die spektrale Leistungsdichte
mit einem frequenzunabhängigen Wert S(0) = 4 k beschrieben werden.
mit (12.9)
PR  4k ( f 2  f1 )
(12.15)
12-17
für thermisches Strom- und Spannungsrauschen:
I  4k ( f 2  f1 ) R
(12.16)
U  4k ( f 2  f1 ) R
Tabelle 2.2 Thermische Rauschspannungen bei Raumtemperatur  = 300 K
Die thermischen Rauschsignalquadrate sind also proportional
zum ohmschen Widerstand R, zur absoluten Temperatur und
Bandbreite B = f2 – f1.
Die statistisch schwankende Anzahl der Ladungsträger (Elektronen,
Löcher) in einem Widerstand oder Halbleiter verursacht einen weiteren
Rauschmechanismus.
I  Ne 
(12.17)
Elektronen sind Poisson-verteilt
N  N
(12.18)
12-18
Mittlere quadratische Abweichung für das Stromrauschen:
e
e
I 2  (N )2  I


(12.19)
Rauschleistung:
PR  R I 2 
e
IR

(12.20)
Näherungsweise kann die spektrale Leistungsdichte für Zeiten, die kleiner
als die halbe mittlere Bewegungsdauer der Elektronen sind, als konstant
angenommen werden:
S (0)  2e I R
Stromrauschen
I  2e I ( f 2  f1 )
(12.21)
1/f-Rauschen (Funkelrauschen oder Flicker-noise)
Im Frequenzbereich unterhalb 100 Hz bekommt man es mit
einer weiteren wichtigen Rauschquelle zu tun, dem 1/f-Rauschen.
Ursache noch weitgehend unbekannt!
Bei Feldeffekttransistoren vermutet man die l/fRauschursachen in den Grenzflächen zwischen Kanal und
Isolator, bei resistiven Sensoren in statistischen
Veränderungen von Widerstandsbereichen.
12-19
Die Rauschspannungsquadrate werden als umgekehrt proportional zur
Frequenz angenommen:
U   F U ln
f2
f1
(12.22)
F: Material- und bauelementespezifischer Faktor
(Widerstände: F ~ 10-6 )
Die so genannte Eckfrequenz, bei der das weiße, thermische
Rauschen in das l/f-Rauschen übergeht, liegt bei
Operationsverstärkern zwischen 1 Hz bis 1 kHz.
Rauschkenngrößen
Die Bandbreite muss so klein wie möglich gewählt werden, um
eine rauscharme Sensorsignalverarbeitung zu gewährleisten.
Sind die einzelnen Rauschbeiträge voneinander statistisch unabhängig, so
kann man das Gesamtrauschspannungsquadrat durch eine quadratische
Addition erhalten:
U 2  U 2  U 2I  U 2F
(12.23)
U  U 2  U 2I  U 2F
12-20
12.3 Rauschen von Operationsverstärkerschaltungen
Rauschende Verstärkerbauelemente wie Transistoren oder
Operationsverstärker beschreibt man am besten mit einer
Ersatzschaltung, bei der die rauschenden internen Spannungsund/oder Stromquellen sowie Widerstände als Ersatzgrößen vor
das Verstärker- Bauelement gezogen werden und der
Verstärker selbst als rauschfrei mit der jeweiligen Verstärkung
angenommen wird.
Abb. 12.12: Ersatzschaltung eines rauschenden Operationsverstärkers
Die Ersatzrauschspannungsquelle UR erzeugt bei kurzgeschlossenem
Eingang des rauschfreien OPV das gleiche Rauschen am Ausgang, wie es
der rauschbehaftete OPV liefern würde.
Die Ersatzrauschstromquelle IR bewirkt dementsprechend bei leer
laufendem Eingang das gleiche Ausgangsrauschen wie der OPV.
Mit 12.21
I R  2e I B ( f 2  f1 )
IB: mittlerer Eingangsruhestrom des OPV
12-21
Rauschanalyse:
Jede einzelne Rauschursache, herrührend von n Widerständen,
Operationsverstärkern, Transistoren, Dioden usw. werden
durch ihre Rauschersatzschaltung dargestellt. Dies führt zu n
Rauschquellen.
Die n Ausgangsrauschspannungen UaRn werden durch
quadratische Addition entsprechend Gl. (12.23) zur GesamtAusgangsrauschspannung UaR zusammengefasst:
U aR  U aR1  U aR2    U aRn
2
2
2
(12.24)
Abb. 12.13: Ersatzschaltung einer rauschenden, invertierenden
Operationsverstärkerschaltung
Der Rauschstrom IR fließt im Wesentlichen über R1 und erzeugt einen
Spannungsabfall. Zusätzlich wirken am Eingang die thermische
Rauschspannung UR1 des Widerstandes R1 und die
Rauschersatzspannungsquelle UR des OPV:
12-22
2
U aR
 RN 


 R1 


 RN 


 R1 


2
2

U 2  I R
R 1
 R

2
2 
 U R1
f f
  2 1 
(12.25)

U 2  I R
R 1
 R

2
 4 k  R1   f 2  f1 

Abb. 12.14: Rauschspannungen in Abhängigkeit vom Vorwiderstand R1 der
invertierenden Operationsverstärkerschaltung
Bei niedrigen Vorwiderständen R1 des invertierenden OPV
dominiert der Rauschbeitrag UR. Bei steigenden
Innenwiderständen der Signalquelle (= R1) nimmt die Bedeutung
des thermischen Widerstandsrauschens zu. Mit noch größeren
Quellwiderständen R1 wirkt sich schließlich auch die
Rauschstromquelle IR des OPV aus.
Bei niedrigen Vorwiderständen R1 sollte man bipolare OPV
(gestrichelte Linie) mit niedrigem Spannungsrauschen UR
verwenden; bei hochohmigen Signalquellen empfiehlt sich
dagegen die Verwendung von FET-OPV (strichpunktierte Linie),
die ein niedriges Eingangsstromrauschen IR haben.
12-23
Abb. 12.15: Ersatzschaltung einer rauschenden, nichtinvertierenden
Operationsverstärkerschaltung
Hier wirken sich alle Schaltungswiderstände aus.
Das Strom- und 1/f-Rauschen ist vernachlässigt.
Am nichtinvertierenden Eingang liegen die Rauschspannungsquelle UR
des OPV sowie die thermische Ersatzspannungsquelle URe.

2
2
U aR1
 U Re
 U R2

 RN 
1 



R
1 

2
Der Gegenkopplungswiderstand RN wirkt sich mit seiner thermischen
Rauschspannung URN direkt auf den Ausgang des OPV aus:
2
2
U aR2
 U RN
12-24
Die thermische Rauschersatzspannungsquelle von R1 liegt am
invertierenden Eingang:
 RN 
2
2
U aR3
 U R1


 R1 


2
Schließlich sind noch die Spannungsabfälle zu berücksichtigen, die durch
die Rauschstromquelle IR des Operationsverstärkers verursacht werden:
2
U aR4
  RN 

2
 I R  Re  1 
  RN 


R
 

1 
Mit (12.24)
2
Resultierende Ausgangsrauschspannung
2
2
2
U aR  U aR1  U aR2  U aR3  U aR4
2
Bei bipolaren OPV müssen als Rauschspannungsquellen das
thermische Rauschen und das 1/f-Rauschen der
Basisbahnwiderstände sowie das Stromrauschen der
Kollektorströme der Eingangsstufe beachtet werden. Bei FETOperationsverstärkern rauschen die Kanalwiderstände der
Eingangsstufe.
12-25
12.4 Elektronische Drift- und Störquellen
Unter Driften sollen langzeitige Veränderungen der
elektronischen Schaltungseigenschaften verstanden werden, die
durch Einflussgrößen wie die Temperatur oder durch
Alterungsprozesse infolge von Struktur- und
Materialumwandlungen, Migration u. Ä. in Widerständen,
Kondensatoren und Halbleiterbauelementen verursacht werden.
Die wesentlichste Driftursache stellt die Temperaturabhängigkeit der elektronischen Eigenschaften von Dioden,
Transistoren, Widerständen und Kondensatoren dar.
Bipolaren Transistoren: Temperaturabhängigkeit des Sperrstromes
U BE
mV
 2.1

K
(12.26)
Durch schaltungstechnische Maßnahmen in integrierten Schaltungen wie
die Verwendung von Stromspiegeln mit paarigen Transistoren oder von
Differenzanordnungen kann die thermische Drift jedoch um ca. zwei
Größenordnungen reduziert werden.
12-26
Die Temperaturkoeffizienten (TK) von Widerständen
verursachen gleichfalls eine Drift.
Tabelle 12.2: Temperaturkoeffizienten von Widerständen für OPV-Schaltungen
Driften werden auch durch Kondensatoren verursacht, die
temperaturabhängige Dielektrizitätskonstanten und
Verlustwiderstände aufweisen.
Tabelle 12.3: Temperatur- und dielektrische Absorptionskoeffizienten von
Kondensatoren für OPV-Schaltungen
12-27
Die Reibungs- oder Triboelektrizität führt durch mechanische
Reibungseffekte zur Ladungstrennung und damit zur Generation
unerwünschter Strom- oder Spannungssignale.
Langzeitdriften können auch durch die Absorption von Wasser
und anderen schädlichen Bestandteilen aus der Umgebungsluft
in elektronischen Bauelementen verursacht werden.
Tabelle 12.4: Störempfindlichkeit von Materialien für Kondensatoren und
Isolatorbaugruppen
Elektromagnetische Einstreuungen in elektronischen
Schaltungen werden durch hoch- und niederfrequente
Störquellen außer- und innerhalb des Gerätes verursacht.
Es sollten zumindest in der Eingangsstufe die Betriebsspannungsanschlüsse unmittelbar an jedem Operationsverstärker mit niederinduktiven Keramikkondensatoren im
nF-Bereich sowie Elektrolytkondensatoren im µF-Bereich
beschaltet werden.
12-28
13 Sensoren
13.1 Thermische spannungsliefernde Aufnehmer
13.1.1 Thermoelement
Werden zwei unterschiedliche Materialien A und B miteinander
verlötet oder verschweißt und befinden sich die beiden
Verbindungsstellen auf unterschiedlicher Temperatur bildet
sich die Thermospannung aus.
Abb. 13.1: Prinzipschaltbild eines Thermoelements
Kontaktspannung U1:
U1 
k B T1
e
ln
 k B nA 
  ln
 T1  kAB T1

nB  e
n B 
nA
(13.1)
kB: Boltzmann-Konstante, e: Elementarladung.
kAB: Materialkonstante
13-1
ebenso:
U 2  kBA T2
Die Summe der beiden Kontaktspannungen U1 und U2 ergibt die
Thermospannung U.
Bei Temperaturgleichheit T1 = T2 tritt keine Thermospannung auf
U1 = - U2
kAB   kBA
U  U1  U 2  k AB (T1  T2 )
(13.2)
(13.3)
Thermoelektrische Spannungsreihe gibt die Empfindlichkeit
gegenüber Platin wider:
Tabelle 13.1: Thermoelektrische Spannungsreihe
13-2
Empfindlichkeit kAB zweier beliebiger Materialien A und B:
k AB  k A Pt  k B Pt
(13.4)
Genauerer Zusammenhang zwischen Temperaturdifferenz und
Thermospannung durch Polynome höherer Ordnung:
z.B. für ein NiCr-Ni-Thermopaares (Typ K), Temperaturbereich 0 bis
1372°C:
 1    127 2 
U   bi   125exp   
  µV
2
65
 
i 0
 
: Temperatur °C.
8
(13.5)
Koeffizienten in Norm auf elf Stellen genau angegeben:
b0 = 1, 853306327310+1 bis
b8 = +2,223997433610-20.
Tabelle 13.2: Thermospannungen der (Fe-CuNi)- und (NiCr-Ni)-Thermoelemente
bei einer Bezugstemperatur T0 = 0°C (DIN IEC 584)
13-3
Abb. 13.2: Kennlinie von Thermoelementen
Verschiedene Klassen durch Grenzabweichungen der
Thermospannung definiert:
z. B. für NiCr-Ni-Thermopaare:
Klasse
1
Grenzabweichung
± (1,5°C oder 0,004  )
Verwendungsbereich
 40°C bis 1000°C
2
± (2,5°C oder 0,0075  )
 40°C bis 1200°C
3
± (2,5°C oder 0,015  )
 200°C bis 40°C
Es gilt dabei immer der höhere Wert!
13-4
Stromkreis mit drei unterschiedlichen Materialien
Abb. 13.3: Thermoelementkreis mit 3 Materialien A, B und C
a) und b) Prinzip
c) technische Ausführung eines Thermoelements mit der
Vergleichststellentemperatur T0
d) Verwendung von Ausgleichsleitungen A' und B'
e) Abgleichwiderstand Ra zur Einstellung des Thermokreis-Widerstandes auf 20 ;
Messung des Stroms I
U1  k CA T1  (k C Pt  k A Pt ) T1
U 2  k AB T2  (k A Pt  k B Pt ) T2
U 3  k BC T3  (k BPt  k C Pt ) T3
U  k C Pt (T1  T3 )  k A Pt (T2  T1 )  k B Pt (T3  T2 )
(13.6)
Für T1 = T3 = T0:
U  k A Pt (T2  T0 )  k BPt (T0  T2 )  k AB (T2  T0 )
(13.7)
Oft Übergang auf Kupferleitungen!
13-5
Übergang auf Ausgleichsleitungen!
Die Ausgleichsleitungen haben bis etwa 200°C dieselben
thermoelektrischen Eigenschaften wie die Thermodrähte, so
dass an den Anschlusspunkten keine Thermospannungen
entstehen.
Vergleichsstelle
Die Thermospannung ist proportional der Temperaturdifferenz
zwischen der Temperatur T2 der heißen Lötstelle und der
Temperatur T0 der Anschlusspunkte. Soll die Temperatur T2
angegeben werden, so muss die Temperatur T0
(Vergleichsstelle) bekannt sein.
Bedingung durch Kryostaten oder Korrekturschaltung erfüllbar!
Abb. 13.4: Ausführung der Vergleichsstelle mit
a) einem Thermostaten
b) einer Korrekturschaltung
13-6
Brücke mit temperaturempfindlichen Widerstand RT wird für eine
bestimmte Umgebungstemperatur T0 abgeglichen, d. h. Diagonalspannung,
Ud(T0) = 0. Ändert sich T0, so wird Brücke verstimmt, und die Diagonalspannung nimmt mit T0 zu. Umgekehrt verhält sich die entstandene
Thermospannung. Diese wird mit steigender Umgebungstemperatur
kleiner und bei fallender entsprechend größer.
Hat die Brücke dieselbe Empfindlichkeit wie das Thermoelement gleichen
sich die beiden gegenläufigen Effekte aus, und die Summe der
Diagonalspannung und der Thermospannung ist so groß wie das Signal
eines Thermoelements, dessen Vergleichsstelle konstant auf T0 gehalten
wird.
Man unterscheidet zwischen Thermoelementen in Messeinsätzen und
Mantel-Thermoelementen:
Abb. 13.5: Ausführungsformen von Thermoelementen
a) Messeinsatz mit Thermopaar 1 und Anschlussklemmen 2
b) Armatur mit Messeinsatz (a); 3 Schutzrohr, 4 Anschlusskopf, 5 Wand der
Rohrleitung oder des Behälters
c) Mantelthermoelemente; 1 Thermopaar offen, 2 Thermopaar mit dem Mantel
verschweißt, 3 Thermopaar vom Mantel isoliert
13-7
Das Zeitverhalten des Thermoelements hängt von dem
Wärmeübergang von dem zu messenden Medium auf den
Temperaturfühler und von dessen Wärmekapazität und
Wärmeleitfähigkeit ab.
Abb. 13.6: Anzeigegeschwindigkeit von Mantelthermoelementen beim Eintauchen
in Wasser und Luft
a) Temperatur des Wassers und der Luft
b) Spannung des Thermoelements mit 0,5 mm Ø
c) Spannung des Thermoelements mit 3 mm Ø
13-8
13.1.2 Integrierter Sperrschicht-Temperatur-Sensor
Durchlassstrom einer Diode ist temperaturabhängig!

I D  IS (T ) e
UD 
eU D k B T
kB T
e
ln

 1  IS (T )e
eU D k B T
ID
IS (T )
(13.8)
(13.9)
Wird die Diode mit zwei unterschiedlichen Strömen I1 und I2 betrieben
fällt Abhängigkeit von Sperrstrom weg:
U 2  U1 
kB T
e
ln
I2
I1
(13.10)
Spannungsdifferenz nimmt linear mit der absoluten Temperatur
T zu.
Oft wird Diode durch die Basis-Emitterstrecke eines
Transistors ersetzt.
13-9
13.2 Piezo- und pyroelektrische ladungsliefernde
Aufnehmer
13.2.1 Wirkungsweise und Werkstoffe
Piezoelektrischer Effekt
Bei den piezoelektrisch wirksamen dielektrischen Stoffen sind
die positiven und negativen Ladungen unsymmetrisch verteilt,
sie sind elektrisch polarisiert.
Bei Deformation ändern sich die Dipolmomente. Dadurch werden
an der Oberfläche Ladungen frei.
Je nach Polarisationsrichtung des piezoelektrischen Materials
können die Ladungen an den mechanisch belasteten Flächen
(Längseffekt) oder quer dazu (Quereffekt) auftreten. Auch
durch Schubspannungen wird die Polarisation verändert
(Schereffekt)
Abb. 13.7: Wirkungsrichtungen des piezoelektrischen Effekts
13-10
Die freigesetzte Ladung hängt nur von der Deformation des
Kristalls ab.
Ein piezoelektrischer Körper reagiert wie
ein Längenfühler.
Der piezoelektrische Effekt ist umkehrbar:
Wird ein dielektrischer Stoff in ein elektrisches Feld gebracht,
so dehnt er sich etwas aus oder zieht sich zusammen
(Elektrostriktion, reziproker piezoelektrischer Effekt).
Pyroelektrischer Effekt.
Die Polarisation eines dielektrischen Körpers nimmt auch bei
Temperaturänderungen andere Werte an.
Der piezo- und pyroelektrische Effekt tritt auf in:
Einkristallen, wie z. B. Quarz, Triglyzinsulfat TGS, Lithiumtantalat
LiTaO3
polykristallinen keramischen Körpern, wie z. B.
Bariumtitanat BaTiO3, Bleititanat PbTiO3,
Bleizirkonat PbZrO3,
Blei-Zirkonat-Titanat PZT Pb(Zr, Ti)O3
organischen Polymeren, wie z. B. Polyvinylidendifluorid PVDF.
13-11
Tabelle 13.3: Eigenschaften piezoelektrischer und pyroelektrischer Materialien bei
Raumtemperatur
Keramik wird unter Erwärmung in einem elektrischen Feld polarisiert.
Die vorher regellosen Kristallite orientieren sich in Richtung des
elektrischen Feldes und behalten diese Richtung auch nach dem
Abschalten der Polarisationsspannung bei.
Abb. 13.8: Polarisation eines piezoelektrischen Körpers; die vorher regellos
angeordneten Dipole werden im elektrischen Feld ausgerichtet
13-12
Piezo- und pyroelektrisches Verhalten geht bei Erreichen der
Curie-Temperatur verloren.
In der Messtechnik sind die piezoelektrischen Körper in ihrer
Eigenschaft als mechanisch-elektrische Energiewandler von
Bedeutung (Kraftmessung, Beschleunigungsmessung). Darüber
hinaus spielt auch der reziproke piezoelektrische Effekt, die
elektrisch- mechanische Energiewandlung, eine große Rolle. Sie
wird z. B. beim Schwingquarz, zur Erzeugung von Ultraschall und
als Antrieb für die Verstellung von Komponenten benutzt.
13-13
13.2.2 Piezoelektrischer Kraftaufnehmer
Aus einem Quarz-Einkristall wird eine Scheibe in bestimmter
Richtung herausgeschnitten.
Abb. 13.9: Piezoelektrischer Aufnehmer
a) Aufbau b) Ersatzschaltbild c) Sprungantwort
Bei Einwirkung einer Kraft F auf die Quarzscheibe, wird die Ladung Q
frei:
QkF
k  2,3  1012 As/N
Der Quarz lässt sich als Kondensator auffassen, der sich unter dem
Einfluss der Kraft F infolge der freigesetzten Ladung Q auf die Spannung
Uq auflädt:
Uq 
Q
Cq
(13.11)
13-14
Zeitverhalten.
Ladungen sind bestrebt sich auszugleichen:
Mit i = dQ/dt
dU q
dQ U q

 Cq
0
dt Rq
dt
(13.12)
mit der Lösung
Uq 
Q0
Cq
e
t R q C q
für t > t0.
(13.13)
Die Spannung Uq des Quarzes nimmt mit der durch die
Materialkonstanten festgelegten Zeitkonstante Tq ab:
Tq = Rq Cq
(13.14)
Aufnehmer mit entgegengesetzten Kristallen
Werden zwei Quarzscheiben, die entgegengesetzte Ladungen liefern
zusammengeschaltet, so kann die entstehende Ladung von der
gemeinsamen Mittelelektrode abgenommen werden.
Abb. 13.10: Aufbau a) und Ersatzschaltbild b) eines Aufnehmers mit zwei einander
entgegengerichteten Kristallen
13-15
Jede Quarzscheibe liefert die Ladung Q
Uq 
2Q
Q

2C q C q
(13.15)
Spannungsverstärker
Abb. 13.11: Anschluss eines Spannungsverstärkers an einen piezoelektrischen
Aufnehmer
Widerstand und Kapazität von Quelle und Kabel liegen parallel:
Re  Rq RK ;
Ce  Cq  CK
(13.16)
Zeitverhalten wieder durch Gl. (13.12) beschrieben!
Kabelkapazität beeinflusst Empfindlichkeit.
13-16
Lösung: Ladungsverstärker
Abb. 13.12: Anschluss eines Ladungsverstärkers an einen piezoelektrischen
Aufnehmer
Knotengleichung für Punkt 1:
i
ua
Rg
 Cg
du a
dt
0
(13.17)
Es treten keine detektor- oder kabelspezifischen Parameter
mehr auf!
ua  
Q0
Cg

e
t
Rg C g
für t > t0.
(13.18)
Für Rg   (exakter Integrierer) kann die auf der Kapazität sitzende
Ladung nicht mehr abfließen, und die Ausgangsspannung ua =  Q0/Cg
steht praktisch beliebig lange an.
13-17
Abb. 13.13: Sprungantwort des mit der Kraft G belasteten Quarzes
ua Ausgangsspannung des Spannungsverstärkers Abb. 13.11
ua Ausgangsspannung des Ladungsverstärkers Abb. 13.12 für Rg  
13-18
13.2.3 Pyroelektrischer Infrarot-Sensor
Wird ein dünnes pyroelektrisches Plättchen um die Temperatur
T erwärmt so wird die Ladung Q frei
Q  k Q A T
(13.19)
kQ: Ladungsempfindlichkeit
Der Sensor liefert primär eine Ladung:
U 
Q k Q A T d

 k U d T ,
Cq
0 r A
(13.20)
mit der Spannungsempfindlichkeit kU:
kU 
kQ
0 r
.
(13.21)
Die freigesetzte Ladung kann mit Hilfe eines Spannungs- oder eines
Ladungsverstärkers weiterverarbeitet werden. Oft ist auch das
pyroelektrische Plättchen zusammen mit einer FET-Stufe als
Vorverstärker in einem Gehäuse untergebracht.
Abb. 13.14: Aufbau eines pyroelektrischen Infrarot- Detektors
1 Infrarot-Strahlung, 2 infrarotdurchlässiges Fenster, 3 Absorber, 4 pyroelektrisches
Material, 5 Transistorgehäuse
13-19
Bei Bestrahlung des Detektors bildet sich das Signal mit der Zeitkonstante
1 aus:
1  R th C th .
(13.22)
Rth Wärmewiderstand, Cth Wärmekapazität des Sensors.
Ausgleich der Ladungen erfolgt mit Zeitkonstante 2:
 2  RL Cq .
(13.23)
RL Ableitwiderstand, Cq elektrischen Kapazität des Sensors.
Die Sprungantwort des pyroelektrischen Detektors folgt mit xa:

x a  k e  t  2  e t  1

(13.24)
Abb. 13.15: Signal eines zyklisch bestrahlten pyroelektrischen Infrarot-Sensors aus
LiTaO3 (Spannungsverstärker); bei offener Blende sieht der Detektor die infrarote
Strahlung einer Wärmequelle, bei geschlossener die der Blende. Im
Gleichgewichtszustand sind die Amplituden (Temperaturdifferenzen) beim Öffnen
und Schließen der Blende gleich groß. Die in Tab. 13.3 angegebenen
Spannungsempfindlichkeiten beziehen sich auf den Scheitelwert der Sprungantwort
13-20
Anwendung
Verwendet werden die pyroelektrischen Sensoren zur Messung
der infraroten Strahlung
Abb. 13.16: Strahlung eines Menschen (300 K) und einer Glühbirne (3000 K)
I spektrales Emissionsvermögen in W/(cm2µm),  Wellenlänge in µm
Ihre Empfindlichkeit ist unabhängig von der Wellenlänge im
Bereich zwischen 0,6 und 35 µm. Sie können aber nur
Strahlungsänderungen erfassen.
Ausreichend für Brand- und Einbruch-Meldeanlagen.
13-21
Berührungslose Temperaturmessung:
Abb. 13.17: Messkopf eines Infrarot-Pyrometers
1 Messobjekt, 2 Optik, 3 Schwingmodulator, 4 Strahlungsempfänger,
5 Vergleichsstrahler
13-22
13.3 Optische Aufnehmer und Sensoren
Fotoelement und Fotodiode gehören zusammen mit der
Fotozelle, dem Fotovervielfacher und dem Fotowiderstand zu
den optoelektrischen Messgrößenumformern.
Lumen (lm): Einheit des Lichtstroms  der die gesamte von einer
Lichtquelle abgegebene und vom Auge bewertete
Strahlungsleistung darstellt;
Lux (lx):
Ev 
Einheit der Beleuchtungsstärke Ev
Lichtstrom Φ
;
Fläche A
1 lx 
1lm
m2
Abb. 13.18: Normierte spektrale Empfindlichkeit optoelektrischer
Messgrößenumformer
1 Fotozelle mit Sb-Cs-Kathode, 2 Augenempfindlichkeit, 3 Se-Fotoelement,
4 CdS-Fotowiderstand, 5 Si-pin-Fotodiode, 6 spektrale Emission einer Glühlampe
7 Ge-Fotodiode
13-23
Tabelle 13.4: Optoelektronische Sensoren
13-24
13.3.1 Fotoelement und Fotodiode
Fotoelement
Wird die Raumladungszone eines pn-Überganges von
Lichtquanten genügend hoher Energie getroffen, so wird die
Elektronenbindung zerstört und Elektronen werden vom Valenzin das Leitungsband gehoben.
Der dadurch erzeugte Fotostrom setzt sich aus dem Driftstrom
der Raumladungszone und dem Diffusionsstrom aus dem p- und
dem n-Gebiet zusammen. Er ist proportional zur
Beleuchtungsstärke (innerer lichtelektrischer Effekt,
Sperrschicht-Fotoeffekt).
Abb. 13.19: a) Selen-Fotoelement; 1 durchsichtige Metallelektrode, 2 CdS-Schicht,
3 Selenschicht, 4 Trägermetall, 5 Kontaktring
b) Silizium-Fotoelement; 1 p-leitende Zone, 2 Raumladungszone, 3 n-leitende Zone,
4, 5 Kontaktierung
Se-Element: Lichttechnik.
Si-Aufnehmer: optische Nachrichtentechnik
13-25
Abb. 13.20: Kennlinie der Si-Fotodiode BPW20
Die im III. Quadranten des Kennlinienfeldes verlaufenden Kurven
charakterisieren die Betriebsart „Diode", die im IV. Quadranten die
Betriebsart „Element".
Abb. 13.21: Fotoelement
a) Ersatzschaltbild b) und c) Kennlinien;
IK Kurzschlussstrom, UL Leerlaufspannung, Rq Innenwiderstand,
Ev Beleuchtungsstärke
13-26
Der Kurzschlussstrom steigt linear mit der Beleuchtungsstärke.
Die Leerlaufspannung des Elements steigt mit dem Logarithmus
der Beleuchtungsstärke.
Dieses Verhalten lässt sich im Ersatzschaltbild durch eine Stromquelle
darstellen, bei der nicht nur der Kurzschlussstrom IK, sondern auch der
Innenwiderstand Rq von der Beleuchtungsstärke abhängt.
U L  I K Rq
(13.25)
Abb. 13.22: Betriebsarten von Fotoelement und Fotodiode
a) Elementbetrieb, Messung des Kurzschlussstroms IK
b) Elementbetrieb, Messung der Leerlaufspannung UL
c) Elementbetrieb, Strom- oder Spannungsmessung in einem Kreis mit
Lastwiderstand
d) Diodenbetrieb, Messung des Stroms oder der am Lastwiderstand abfallenden
Spannung
Fotodiode
Im Diodenbetrieb wird eine Spannung in Sperrrichtung an den
Aufnehmer gelegt (III. Quadrant des Kennlinienfeldes).
Fotoelemente können Frequenzen von höchstens einigen kHz
folgen, wogegen Fotodioden Frequenzen im MHz-Bereich zu
messen gestatten.
13-27
13.3.2 Fotosensoren für Positionsmessungen und zur
Bilderzeugung
Lateraleffekt-Fotodiode
Die Lateraleffekt-Fotodiode kann die Verschiebung eines
Lichtpunktes längs einer Geraden (einachsige Ausführung) oder
in einer Ebene (zweiachsige Ausführung) messen.
Abb. 13.23: Lateraleffekt-Fotodiode mit den beiden p-Elektroden Al und A2 in
x-Richtung.
Die Differenz der Ströme I1  I2 gibt die Lage des Lichtpunktes in x-Richtung an
Bei einer punktförmigen Beleuchtung ist die zu einer Anode
fließende Ladung umso größer, je näher der Lichtpunkt an dieser
Anode zu liegen kommt.
13-28
Segmentierte Fotodioden
Bei den segmentierten Fotodioden sind mehrere getrennte
p-leitende Zonen auf einem gemeinsamen n-leitenden Substrat
untergebracht.
Abb. 13.24: Segmentierte Quadranten-Fotodiode zur Zentrierung eines Lichtpunktes
in der x/yEbene; das Signal (I11 + I21)  (I12 + I22) zeigt die Abweichung in
x-Richtung, (I11 + I12)  (I21 + I22) die in y-Richtung an
Die lageempfindlichen Dioden dienen in der Mess- und
Automatisierungstechnik zur berührungslosen Bestimmung der Lage von
Werkstücken. Darüber hinaus werden die Zeilensensoren z. B. in
optischen Spektrometern eingesetzt.
In Verbindung mit einer entsprechenden Optik können die
Flächensensoren Bilder aus dem sichtbaren oder infraroten Licht in
elektrische Signale umsetzen (Bildsensoren, Festkörper-Vidikons,
Bildwandler). Sie sind für die Aufnahmen schwarz-weißer und auch
farbiger Bilder geeignet.
13-29
13.3.3 Fotozelle
Die Fotozelle besteht aus einer evakuierten Glasröhre mit einer
Kathode K und einer Anode A.
Abb. 13.25: Aufbau a) und Kennlinie b) einer Fotozelle
Treffen auf die Kathode Lichtquanten, deren Energie größer als
die Ablösearbeit der Elektronen ist, so werden Elektronen
freigesetzt (äußerer Fotoeffekt).
Ab einer gewissen Spannung ist der Fotostrom unabhängig von
der Spannung und nimmt linear mit der Beleuchtungsstärke zu.
Die Empfindlichkeit ist konstant und beträgt etwa 10-3 µA/lx.
Die Fotozellen sind sehr schnell; Lichtfrequenzen von 109 Hz
können verarbeitet werden.
13-30
13.3.4 Fotovervielfacher
Der Fotovervielfacher (Multiplier, Sekundär-ElektronenVervielfacher) enthält zunächst wie die Hochvakuum-Fotozelle
eine lichtempfindliche Kathode zusätzlich aber mehrere
Elektroden (Dynoden).
Abb. 13.26: Fotovervielfacher mit Kathode K, Anode A, Spannungsteiler für die
Spannungsversorgung der Dynoden und Impedanzwandler
Die in der Kathode von den Lichtquanten freigesetzten Elektronen werden
zur ersten Dynode beschleunigt und lösen dort Sekundärelektronen aus.
Dieser Vorgang setzt sich von Dynode zu Dynode fort.
Es entsteht ein Ausgangsstrom iA, der um den Faktor zN größer
ist als der Fotostrom iK der Kathode (N Anzahl der Dynoden)
Der Fotovervielfacher ist sehr empfindlich. Verstärkungsfaktoren bis zu
108 werden erreicht, und einzelne Lichtquanten können als Impulse
nachgewiesen werden.
13-31
13.4 Widerstandstemperaturfühler
Widerstandsthermometer nutzen die Abhängigkeit des
elektrischen Widerstandes von der Temperatur.
13.4.1 Metall-Widerstandsthermometer
Hat ein metallischer Leiter bei der Temperatur T0 den Widerstand R0, so
nimmt er bei der Temperatur T den Widerstand R(T) nach der folgenden
Beziehung an, in der  in K-1 und  in K-2 Materialkonstanten sind:
R(T )  R0[1   (T  T0 )   (T  T0 ) 2 ]
R( )  R0[1   (  0 )]  R0 (1   )
(13.26)
(13.27)
 :Temperatur in °C
Empfindlichkeit E (in /K) eines metallischen Leiters:
E
dR
 R0  [Ω K]
d
(13.28)
Temperaturkoeffizient :

1 dR
R0 d
[K 1 ]
(13.29)
13-32
In der Technik werden vorwiegend Nickel- und PlatinThermometer benutzt, die sich mit konstanten,
reproduzierbaren Widerstandswerten herstellen lassen. Die
Widerstandswerte sind genormt und betragen 100  bei 0 °C
Abb. 13.27: Kennlinien von Pt- und Ni-Messwiderständen
13-33
Tabelle 13.5: Grundwerte der Messwiderstände für Widerstandsthermometer
Mittlerer Temperaturkoeffizient im Bereich zwischen 0 und 100°C;
Nickel:  = 0,00618 K-1, Platin:  = 0,00385 K-1
Nickel kann im Temperaturbereich von -60 °C bis +180 °C, Platin
zwischen -200 °C und 850 °C eingesetzt werden.
Pt-100, 0 °C bis 850 °C:
R() = 100 (1 + 3, 9080210-3  - 0, 58019510-6 2) .
Pt-100, -200 °C bis 0 °C:
R() = 100 (1 + 3, 9080210-3  - 0, 58019510-6 2
- 4, 2735010-12 ( - 100) 3]  .
Ni-100, -60 °C bis 180 °C:
R() = (100 + 0, 5485  + 0, 66510-3 2 + 2, 80510-9 4)  .
13-34
Für das Pt-Widerstandsthermometer sind zwei Genauigkeitsklassen A und
B definiert, für das Ni-Thermometer eine.
Pt-100, Klasse A:
(0,15 + 0,002)  ) °C
Pt-100, Klasse B:
(0,3 + 0,005)  ) °C
Ni-100, (0 °C bis 180 °C):
(0,4 + 0,007)  ) °C
Ni-100, (- 60 °C bis 0 °C):
(0,4 + 0,028)  ) °C
Draht-Messwiderstände.
Die Draht-Messwiderstände werden in Form von dünnen
Drähten verarbeitet, die auf einen Glas- oder Keramikkörper
gewickelt werden
Abb. 13.28: Platin-Messwiderstand mit eingeschmolzenem Platin-Draht;
1 Glas- oder Keramikkörper, 2 bifilar gewickelter Platin-Draht, 3 Glas- oder
Keramiküberzug, 4 Anschlussdrähte
Bei der Glasausführung erhält der gewickelte Draht eine Glasschutzschicht, in die er eingeschmolzen wird. Messdraht und Glas bilden dann
eine homogene Einheit. Bei den Keramikmesseinsätzen sind die PlatinWendeln in Kapillaren aus hochreinem Aluminiumoxid spannungsfrei
eingebettet und vor Umgebungseinflüssen geschützt. Die Glasausführung
kann bis 500 °C, die Keramikausführung bis 850 °C eingesetzt werden.
13-35
Schichtwiderstände
Die Platin- und Nickel-Schichten werden auf einen isolierenden Träger
entweder aufgestäubt oder aufgedampft. In die zunächst flächenhafte
Schicht wird mit Hilfe eines Laserstrahls eine mäanderförmige Struktur
gebrannt. Anschließend ist dann der strukturierte Schichtwiderstand —
wieder mit Hilfe eines Laserstrahls — auf den Normwert abzugleichen.
Die Platin- und Nickel-Schichten werden noch mit einer Schutzschicht
überzogen, um eine Verschmutzung oder eine Zerstörung durch
Feuchtigkeit zu verhindern.
Vergleich eines Widerstandsthermometers mit einem
Thermoelement.
Bei einer Temperaturänderung von 0 auf 100 °C kommt es bei einem
Strom von 10 mA bei einem Nickel-Thermometer zu einer
Spannungsänderung von 618 mV.
Ein (Fe-Konst)-Thermoelement würde bei derselben Temperaturänderung
eine Spannung von 5,37 mV liefern.
Die Empfindlichkeit ist um einen Faktor 100 höher!
Die Genauigkeit ist ebenfalls größer
Allerdings ist das Widerstandsthermometer erheblich träger
als das Thermoelement.
13-36
13.4.2 Heißleiter
Mit steigender Temperatur erniedrigt sich der elektrische
Widerstand der Halbleiter.
Oxide von Schwermetallen oder seltenen Erden: NTC-Widerstände
(Widerstände mit einem negativen Temperaturkoeffizienten, Heißleiter,
Thermistoren).
R  R0
1 1 
b  
T T0 
e
(13.30)
b = Materialkonstante in K,
R0 = Widerstand bei der Temperatur T0 .
mit K 0  R0 e b T0
R  K 0 eb T .
(13.31)
Empfindlichkeit:
E
dR
b

  2 R  .
dT
T
K
(13.32)
Mit steigender Temperatur werden die Widerstandsänderungen immer
geringer.
Temperaturkoeffizient:

1 dR
b
 2
R dT
T
[K 1 ]
(13.33)
13-37
Abb. 13.29: Widerstand eines Heißleiters
1 (Nennwiderstand 50 k) und eines Platin- Widerstandsthermometers 2
(Nennwiderstand 1 k) in Abhängigkeit von der Temperatur 
13-38
U(I) -Kennlinie
Abb. 13.30: Spannungsabfall U an einem Heißleiter in Abhängigkeit vom
durchgehenden Strom I; Parameter ist die Umgebungstemperatur TU
Temperaturmessungen sind nur in dem ohmschen Bereich der
Kennlinie möglich. Nur dort ist der Widerstand des Heißleiters
ein Maß für die Umgebungstemperatur.
13-39
Vergleich eines Heißleiters mit einem MetallWiderstandsthermometer.
der Temperaturkoeffizient ist negativ,
der Temperaturkoeffizient und die Empfindlichkeit sind 10-mal
höher als beim Platin-Messeinsatz,
die Kennlinie ist stärker gekrümmt; die Nichtlinearität ist größer,
der Widerstand des Heißleiters ist im Allgemeinen so groß, dass der
Widerstand der Zuleitungen vernachlässigt werden kann,
die Zeitkonstante der Heißleiter-Perlen ist kleiner als die von MetallMesseinsätzen. Punktförmige Messungen können durchgeführt
werden,
die Herstellungstoleranzen sind größer, so dass unter Umständen ein
Abgleich oder eine Selektion erforderlich werden kann.
13-40
13.4.3 Kaltleiter
Kaltleiter oder PTC-Widerstände bestehen aus einem
halbleitenden und ferroelektrischen Material wie z. B.
Bariumtitanat.
Im kalten Zustand ist der Widerstand relativ niedrig und zeigt den
negativen Temperaturkoeffizienten der Heißleiter. Oberhalb der CurieTemperatur, kommt es zu einem exponentiellen Anstieg des Widerstandes.
Abb.13.31: Widerstand eines Kaltleiters in Abhängigkeit von der Temperatur
TA = Temperatur, bei der der Temperaturkoeffizient positiv wird
TN = Nenntemperatur, Beginn des steilen Widerstandsanstiegs
TE = Endtemperatur, Ende des steilen Widerstandsanstiegs
R  R0 eb (T T0 )
(13.34)
b = Materialkonstante in K-1,
R0 = Widerstand bei der Nenntemperatur T0 in .
13-41
Empfindlichkeit:
E
dR

 b R0 eb(T T0 )  b R  
dT
K
(13.35)
Temperaturkoeffizient:

1 dR
 b [K 1 ] .
R dT
(13.36)
 ~ 0,25 K-1, d.h. fünfmal größer als der von Heißleitern.
I(U)-Kennlinie.
Abb. 13.32: Höhe des durch einen Kaltleiter fließenden Stroms in Abhängigkeit von
der angelegten Spannung bei verschiedenen Umgebungstemperaturen
Der durch den Kaltleiter fließende Strom erwärmt schließlich den Fühler,
dessen Widerstand nimmt zu und wirkt so einem weiteren Stromanstieg
entgegen. Bei noch weiter steigender Spannung werden Temperatur und
Widerstand des Kaltleiters so groß, dass der Strom nach einem Maximum
schließlich wieder abnimmt.
13-42
13.4.4 Silizium-Widerstandstemperatursensor
Beim Silizium-Temperatursensor (spreading resistance sensor)
wird der Ausbreitungswiderstand eines Silizium-Einkristalls
gemessen.
Sind bei einer bestimmten Dotierung alle Störstellen des
Kristalls ionisiert, führt eine Erhöhung der Temperatur nicht zu
einer größeren Zahl von freien Ladungsträgern, wohl aber zu
einer Verminderung der Beweglichkeit. Der Widerstand des
Silizium-Kristalls nimmt so mit der Temperatur zu.
Der Si-Widerstandstemperatursensor enthält im Unterschied zu den
Si-Dioden und -Transistoren keinen pn-Ubergang.
Abb. 13.33: Silizium-Temperatursensor (spreading resistance sensor)
a) Ausführung mit einem Spitzenkontakt, b) symmetrische Ausführung
1, 4 Kontakte, 2 Passivierung mit Nitrid und Oxid, 3 Substrat
Dieser Widerstand nimmt, wie bei Metallen, in einer schwach
gekrümmten Kennlinie zu.
R( )  R25[1   (  25)   (  25) 2 ] []
mit  = 7,810-3 [K-1];
(13.37)
 = 18,410-6 [K-2] .
13-43
Bei Temperaturen höher als 150 °C werden Ladungsträgerpaare thermisch
gebildet und der Eigenleitungsbereich wird erreicht. Dadurch geht der
spezifische Widerstand nach einem Maximalwert wieder zurück.
13-44
13.5 Dehnungsmessstreifen
Der Widerstand R eines elektrischen Leiters hängt von seiner Länge l,
seinem Querschnitt q und seinem spezifischen Widerstand  ab:
R
l
.
q
(13.38)
Abb. 13.34: Formänderung eines gestreckten Drahtes mit der Länge l und dem
Durchmesser D
Relative Widerstandsänderung:
R l q 
 

.
R
l
q

(13.39)
oder
R l
D 
 2

.
R
l
D

Division durch Längenänderung l/l oder Dehnung  = l/l :
 R 
 D    




 
 R   1 2  D      .
 l 
 l   l 
 
   
 l 
 l   l 
(13.40)
13-45
K-Faktor:
K
R R
.
l l
(13.41)
Poisson'sche Zahl:
 
D D
.
l l
K  1  2 
(13.42)
 
.
l l
(13.43)
13-46
13.5.1 Metall-Dehnungsmessstreifen
Bei einer elastischen Verformung von Metallen ändert sich der spezifische
Widerstand  nur sehr wenig. Die Poisson'sche Zahl µ liegt für die
üblichen Materialien zwischen 0,2 und 0,5.
K  1  2  2 .
R
 K   2 .
R
(13.44)
(13.45)
Die zu messenden Dehnungen liegen zwischen 10-6 und 10-3 und
dementsprechend niedrig sind dann auch die zu verarbeitenden
Widerstandsänderungen.
Linearisierender Ansatz R = R0 + R:
R
 K ;
R0  E
R
K

.
R0 1  K 
R R ( K  )2


 ( K  )2 .
R0 R 1  K 
(13.46)
R R

 K.
R
R0
(13.47)
13-47
Ausführungsformen
Bei den Draht-Messstreifen ist ein mäanderförmig gelegter oder um
einen dünnen Träger gewickelter Draht zwischen zwei elektrisch
isolierenden Trägerfolien geklebt
Abb. 13.35: Dehnungsmessstreifen
a) Draht-Messstreifen
b) Folien-Messstreifen als Membranrosette
c) Querschnitt durch einen aufgeklebten Messstreifen; 1 Messgitter, 2 Abdeckung,
3 Streifenanschluss, 4 Kleber, 5 zu untersuchendes Werkstück
Die Herstellung ist relativ aufwändig und die Draht- Messstreifen sind
praktisch durch die Folien-Messstreifen abgelöst worden. Diese enthalten
an Stelle des Drahtes ein auf einem Träger sitzendes Messgitter, das aus
einer dünn ausgewalzten Metallfolie herausgeätzt ist.
Bei der Dickschichttechnik besteht z. B. eine sich biegende, für die
Druckmessung verwendete, Membran aus Glas oder aus einem
keramischen Material. Die DMS und die Isolierschichten werden
aufgedruckt und anschließend eingebrannt. In der Dünnfilmtechnik wird
auf den metallischen Federkörper aus Bronze oder Stahl im Vakuum
zunächst eine anorganische Isolierschicht, dann eine
dehnungsempfindliche Widerstandsschicht und schließlich eine
niederohmige Leiterschicht zur Kontaktierung entweder aufgedampft oder
aufgesputtert
13-48
Abb. 13.36: Biegebalken-Kraft-Messaufnehmer mit Dünnfilm-DMS
a) nach einseitig-vollflächiger Beschichtung; 1 Federkörper aus Bronze oder Stahl, 2
Isolierschicht, 3 dehnungsempfindliche Widerstandsschicht, 4 niederohmige
Leiterschicht
b) nach fotolithografischer Strukturierung
c) Aufnehmer unter Belastung
13-49
13.5.2 Anwendung der DMS zur Spannungsanalyse
Messung einer Normalspannung
Eine Normalspannung  entsteht an einer Komponente, wenn
zwei gleich große, aber entgegengesetzt gerichtete Zug- oder
Druckkräfte angreifen.

F
.
A
(13.48)
Spannung und Dehnung sind einander proportional. Der
Proportionalitätsfaktor E wird als Elastizitätsmodul bezeichnet
(Hooke'sches Gesetz):
  E .
(13.49)
Abb. 13.37: Messen einer Normalspannung
a) Messung mit einem Streifen 1
b) Verwendung eines zweiten nicht belasteten Streifens 2 zur
Temperaturkompensation
c) Streifen 2 ist senkrecht zur Richtung des Streifens 1 geklebt
13-50
Der Widerstand ändere sich durch die Dehnung um RS und durch die
Temperatur um RT. Diagonalspannung Ud (Viertelbrücke):
Ud 
U 0  R S RT 


.
4  R0
R0 
(13.50)
Temperaturänderungen verstimmen in der gleichen Weise wie
Dehnungsänderungen die Brücke.
Durch Verwendung eines zweiten Messstreifens 2 (Abb. 13.37b), der
mechanisch nicht belastet wird, kann die Temperatur kompensiert werden:
U 0  R S RT RT  U 0 R S
Ud 


.


4  R0
R0
R0  4 R0
(13.51)
Abb. 13.38: Dehnungsmessstreifen in einer Halbbrücke zur Temperaturkorrektur
13-51
Noch vorteilhafter ist, den Streifen 2 quer zur Richtung des Streifens 1 zu
kleben (Abb. 13.37c). In diesem Fall wird durch die angreifende Kraft der
Streifen 1 z. B. gestreckt, der Streifen 2 gestaucht.
Ist µ die Poissonzahl des beanspruchten Stabs, so ist die
Widerstandsänderung des quer geklebten, gestauchten Streifens µ-mal so
groß wie die des Streifens 1:
U 0  R S RT    RS RT  
U 0 R S
Ud 




   (1   )
4  R0
R0   R0
R0  
4 R0


(13.52)
Messung einer Biegespannung
Abb. 13.39: Messen einer Biegespannung
1 gedehnter Messstreifen
2 gestauchter Messstreifen
3 neutrale Faser
Der obere Streifen wird gedehnt, der untere wird in demselben Maße
gestaucht. Werden die beiden gegensinnig in einer Halbbrücke verschaltet,
so liegen ähnliche Verhältnisse wie in Gl. (13.52) vor. Der Messeffekt ist
doppelt so hoch wie bei der Anwendung eines Streifens.
13-52
Messung einer Scher-, Schub- oder Torsionsspannung
Schubspannungen entstehen, wenn Kräfte tangential zu der Ebene
gerichtet sind, in der sie angreifen.
Abb. 13.40: Messen einer Torsionsspannung
a) die angreifenden Drehmomente verzerren das Quadrat auf der Wellenoberfläche
zu einem Parallelogramm
b) Anordnung der Messstreifen auf der Welle
c) Anordnung in der Vollbrücke
Treten z. B. infolge der angreifenden Drehmomente an Wellen auf, die
Antriebsmaschinen mit Arbeitsmaschinen verbinden.
Ud  U0
R
R
 K MD .
mit dem Proportionalitätsfaktor K in
(13.53)
V
, MD Drehmoment
Nm
Aus einer Messung der Torsionsspannung kann die Wellenleistung P
bestimmt werden:
P  M D   2 M D n .
(13.54)
13-53
13.5.3 Halbleiter-Dehnungsmessstreifen
Bei der Dehnung ändern sich Bandabstände und Dichte der Ladungsträger,
d.h. der Term mit der mit der Änderung des spezifischen Widerstandes in
Gl. (13.43) kann nicht vernachlässigt werden (piezoresistiver Effekt).
Hier wird im Gegenteil die Änderung des spezifischen Widerstandes zum
bestimmenden Faktor. Der K-Faktor bei p-Silizium kann Werte bis zu
+120, bei n-Silizium bis zu -100 annehmen.
13-54
Monolithisch integrierter piezoresistiver Si-Drucksensor.
Die Messzelle des monolithisch integrierten piezoresistiven
Drucksensors besteht aus einem Silizium- Plättchen, aus dem durch
elektrolytisches Ätzen eine einige µm dicke Membran gewonnen ist. Die
Membran wirkt wie eine eingespannte Platte. Bei ihrer Durchbiegung
treten auf der Oberfläche Dehnungen und Stauchungen auf. An diesen
Stellen sind durch Diffusion oder Ionenimplantation Widerstände
eindotiert, die entsprechend gedehnt oder gestaucht werden.
Abb. 13.41: Messzelle eines piezoresistiven Druckaufnehmers
a) Silizium-Chip mit den eindotierten Widerständen R1 R4
b) Schnitt durch den unbelasteten Chip
c) Schnitt durch den belasteten Chip mit gedehnten (+) und gestauchten (-) Bereichen
d) Schaltung der eindotierten Widerstände
e) Schnitt durch den Aufnehmer; 1 Stahlmembran, 2 Ölvorlage, 3 Silizium-Chip,
4 druckdichte Durchführung der elektrischen Anschlüsse
Piezoresistive Aufnehmer sind für Druck- und Differenzdruckmessungen
verfügbar. Die Messbereiche gehen von einigen mbar bis zu einigen 100
bar.
13-55
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