1.5.5 Wunden professionell versorgen Chronische Wunden und Wundheilung Christoph Bluoss ([email protected]) 16. März 2016 Hilfe zu Hause Table of contents 1. Chronische Wunden 2. Die (sekundäre) Wundheilung 3. Phasen 4. Wundheilungsstörungen 5. Die Klassiker 6. Dekubitus 7. Ulcus cruris 8. Fertig 2 3 Chronische Wunden Definition In der Fachliteratur besteht weitgehende Einigkeit, Wunden dann als chronisch zu bezeichnen, wenn diese innerhalb von vier bis zwölf Wochen nach Wundentstehung [...] unter fachgerechter Therapie keine Heilungstendenzen zeigen. [...] Sie führen, insbesondere durch Schmerzen, Einschränkungen der Mobilität, Wundexsudat und -geruch, zu erheblichen Beeinträchtigungen der Lebensqualität. Expertenstandard Pflege von Menschen mit chronischen Wunden 5 Eigenschaften • Heilungsdauer oft 6 Wochen oder mehr. • schlechter oder fehlender Heilungsfortschritt • Tendenziell septische Wundverhältnisse • Oft klassische Krankheitsbilder (Dekubitus,Diabetischer Fuß, Ulcus cruris) • Expertenstandard des DNQP vorhanden. (1. Überarbeitung September 2015) 6 Die (sekundäre) Wundheilung Definition Mit Wundheilung bezeichnet man den Verschluss einer Wunde durch Wiederherstellung des beschädigten Körpergewebes. Es handelt sich um einen natürlichen Prozess, der therapeutisch unterstützt werden kann.[...] Es werden drei bis fünf Phasen der Wundheilung, die zeitlich überlappend nacheinander auftreten, unterschieden. Diese Einteilung ist nicht einheitlich und unwidersprochen Wikipedia Wundheilung 8 Phasen Verletzungsbedingte Blutung und Blutgerinnung • Geht der Wundheilung vorraus und beginnt unmittelbar nach Wundentstehung • Initiales Ausspülen von Keimen und Fremdkörpern. • Gefäßverschluss durch Blutgerinnung (siehe Herz/Kreislauf/Blut, Gerinnungskaskade) • Bildung eines Fibrinnetzes(Fibrinogen + Thrombin) und Verklebung der Wunde 10 Latenzphase Manchmal als separate Phase genannte Latenzphase (vom lat. Wort für „im Verborgenen“; auch Ruhephase genannt), da anscheinend keine makro- und mikroskopisch sichtbare weiteren Reaktionen eintreten. Diese Phase wird in vielen Einteilungsschemata der „Exsudationsphase“ zugeordnet, da sie meist kurz und nur schlecht abzugrenzen ist. Wikipedia Wundheilung 11 Exsudationsphase • Bezeichnung stammt vom lat. Begriff Exsudat – austretende Flüssigkeit. • Andere Ausdrücke: Reinigungs-, Inflammations- oder Entzündungsphase. • Dauert 1-3 Tage unter guten Bedingungen. • Feuchtes Wundmilieu ist erstrebenswert. • Durch den Austritt von Wundsekret werden Fremdkörper und Keime aus der Wunde gespült. • Klares Wundsekret, welches aus Blutserum besteht, ist mit Entzündungszellen (siehe Entzündungsreaktion) durchsetzt. • Mitose (Zellteilung) im Wundgebiet nimmt zu. 12 Granulationsphase (lat. Granulum = ‚Körnchen‘) • Auch Proliferationsphase genannt. • Durch Proliferation (lat. für ‚Bildung, Entstehung‘) von neuem Bindegewebe wird der Wunddefekt zunehmend aufgefüllt. • Erfolgt vom Grundboden hin bis zur Hautoberfläche • Anschließend Bildung von kollagenen Fasern • Zeitgleich Abbau des Fibrinnetzes (Fibrinolyse) • Einwachsen neuer Blutgefäße in die Wunde (Angiogenese) • Üblicherweise etwa Tag 4-12, bei Nadelstichen in Minuten • Vorraussetzung: Keine allgemeine oder örtliche Mangelernährung (keine Mangeldurchblutung!) und keine Stoffwechselerkrankungen das Wachstum behindern (siehe chronische Wunde, Diabetes mellitus, pAVK...) 13 Regenerationsphase • Wundverschluss durch Epithelisierung • 1/3 durch Schrumpfung • 2/3 durch Zellneubildung und Zellwanderung • Vollständiger Ersatz des Granulationsgewebes durch kollagene Fasern • keine Bildung vom elastischen Fasern, entsprechend Steif ist das Narbengewebe. • Einwachsen neuer Blutgefäße in die Wunde (Angiogenese) • etwa Tag 13+ 14 Maturation • Normalisierung der Wunde • Schrumpung des Nabengewebes • Gefäßrückbildung • Entsprechend Farbverschiebung von rot nach weiß • Zunahme der mechanischen Belastbarkeit • dauert ein bis zwei Jahre 15 Wundheilungsstörungen Allgemeine Faktoren und Probleme • Wundgröße • (Frühzeitige) Belastung • Narbenkontrakturen • Infektionen • nicht fachgemäße Versorgung • Adipositas • Mangelernährung • ... 17 Systemische Erkrankungen • Diabetes mellitus • arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) • Arteriosklerose • Glucocorticoidtherapie (Hydrocortison,Prednisolon,etc.) 18 Die Klassiker Dekubitus Definition Ein Dekubitalgeschwür ist ein Bereich lokaler Schädigung der Haut und des darunterliegenden Gewebes. Es wird auch Druckgeschwür, Wundliegegeschwür, oder jeweils -ulkus genannt. Gleichbedeutend ist auch die Bezeichnung Dekubitus (zu lateinisch decumbere‚ sich niederlegen‘) Dekubitalgeschwüre können auf Pflegefehler zurückzuführen sein und werden deshalb auch als Gradmesser der Pflegequalität gewertet. Wikipedia 21 Einstufung gemäß ICD-10 • Dekubitus 1. Grades: Druckzone mit nicht wegdrückbarer Rötung bei intakter Haut • Dekubitus 2. Grades: Druckgeschwür mit Abschürfung, Blase, (Teil-)Verlust der Haut • Dekubitus 3. Grades: Druckgeschwür mit Verlust aller Hautschichten • Dekubitus 4. Grades: Druckgeschwür mit Nekrose von Muskeln, Knochen oder stützender Strukturen 22 Ursachen und Einflussfaktoren • Druck auf das Gewebe(Eigengewicht!) übersteigt den Kapillardruck der Gefäße für längere Zeit (lokale Ischämie ist die Folge) • Körpergewicht, Herzkreislauferkrankungen, Mobilität, Stoffwechselstörungen, AZ und andere intrinsische Faktoren • Scherkräfte und Reibung reichen beim alten Menschen oft schon für Hautdefekte und lokale Minderversorgung • starke Feuchtigkeit führen zu einem Erweichen (Mazeration) der oberen Hautschicht • ... 23 Prophylaxe Ursachenbekämpfung! • Risikoerfassung • optimale Krankheitstherapie (Diabetes mellitus) • Ernährung • Vermeidung von Druckstellen • Mobilisation und Lagerungswechsel • Hautpflege • ... 24 Ulcus cruris Definition Der Begriff Ulcus cruris (lat. Ulcus „Geschwür“ und crus „Schenkel, Unterschenkel“) bezeichnet in der Medizin einen Substanzdefekt im Gewebe des unteren Unterschenkelbereiches, der typischerweise als offene, meistens nässende Wunde, die über lange Zeit nicht abheilt, auftritt. Diese Erkrankung ist bereits sehr früh beschrieben worden.[1] Umgangssprachlich wird das Ulcus cruris auch als „offenes Bein“ bezeichnet. Betroffen sind meistens ältere, von mehreren Grunderkrankungen betroffene (multimorbide) Menschen. Dieser Substanzdefekt zeigt sich klinisch als infizierte, häufig schmerzhafte Wunde mit der charakteristischen, sehr geringen Heilungstendenz. Wikipedia 26 Verbreitung • Bis zum 40. Lebensjahr quasi nicht existent. • Risiko ab dem 80. Lebensjahr etwa 1-3% • 80% bis 90% aller Ulcera gelten als venös bedingt • ca. 10% arteriell bedingt 27 Ursachen und Einflussfaktoren • oft ausgehend von einer Bagatellverletzung und folgender Entzündung • schlechte Durchblutung, häufig durch Herzkreislauferkrankungen (pAVK) oder • Stoffwechselstörungen • Infektionen, Tumore, ... 28 Prophylaxe • Kompressionstherapie (Unterstützung der Muskelpumpe) • Bewegung! • Intermittierende Vakuumtherapie (selten) 29 Fertig Quellen Wikipedia Wunde. Feb. 2016. url: https://de.wikipedia.org/wiki/Wunde. Wikipedia Wundheilung. Feb. 2016. url: https://de.wikipedia.org/wiki/Wundheilung. Carsten Drude. Pflege heute. 4. Aufl. Elsevier,Urban&FischerVerlag, 2009. isbn: 978-3-437-26651-5. Doris Schiemann. Expertenstandard Pflege von Menschen mit chronischen Wunden. Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP), 2015. isbn: 978-3-00-023708-9. 31 Lizenz LATEX-Theme Metropolis github.com/matze/mtheme Präsentation (Basiert im wesentlichen auf den sehr guten Wikipedia-Artikeln) hilfe-zu-hause.de/material/ Das LATEX-Theme und diese Präsentation sind lizensiert als Creative Commons Attribution-ShareAlike 4.0 International License. cb a 32