Presse-Information 03.03.2011 / DGKJP Kongress 2011 Donnerstag, 3. März 2011, 9.15-10.45 Uhr, Congress Center (CCE) Essen-Süd, Foyer, Restaurant: Empore Presse-Round-Table 1 Wenn die „Penne“ zur Last wird: Schule und Kinder- und Jugendpsychiatrie Statements und Diskussion: • Psychische Störungen und Schulbesuch: Was tun? Prof. Dr. med. Johannes Hebebrand, Essen • Lesen, Schreiben, Rechnen: Nehmen Teilleistungsstörungen in der Schule zu? Prof. Dr. med. Gerd Schulte-Körne, München • • Was tun, wenn schulvermeidendes Verhalten zum Problem wird? Dipl.-Psych. Dr. phil. Martin Knollmann, Essen Pillen oder Gespräche? Hilfen und Therapieangebote zwischen Psychopharmakologie und Psychotherapie. Prof. Dr. med. Jörg M. Fegert, Ulm Moderation: Dr. Thomas Nesseler, Berlin Präsident Prof. Dr. med. Frank Häßler Direktor der Klinik für Psychiatrie, Neurologie, Psychosomatik und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter der Universität Rostock Gehlsheimer Straße 20 18147 Rostock 0381-494 4600; 0381-494 4602 E-Mail: [email protected] Stellvertretender Präsident u. Kongresssekretär Prof. Dr. med. Johannes Hebebrand Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Rheinische Kliniken Essen an der Universität Duisburg-Essen Schatzmeister Prof. Dr. med. Gerd Schulte-Körne Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Klinikum der Universität München Schriftführer Prof. Dr. med. Dr. rer. nat.Tobias Banaschewski Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim Beisitzer Prof. Dr. med. Jörg M. Fegert Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Ulm Prof. Dr. med. Katja Becker Direktorin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -Psychosomatik und -Psychotherapie, Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Marburg Ehrenpräsidenten Prof. em. Dr. med. Dr. phil. Helmut Remschmidt, Marburg Prof. em. Dr. med. Dr. rer. nat. Martin H. Schmidt, Mannheim Kooptierte Mitglieder Prof. Dr. med. Renate Schepker Vorsitzende der BAG Chefärztin der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Zentrum für Psychiatrie Die Weißenau (ZfP) Ravensburg-Weißenau Dr. med. Maik Herberhold Vorsitzender der BKJPP, Bochum Für alle Pressevertreter steht ab Mittwoch, den 2. März 2011, 13.30 Uhr ein Downloadservice zu allen Presseveranstaltungen zur Verfügung. Nutzen Sie die Möglichkeit unter: http://www.dgkjp.de Geschäftsführer Dr. phil. Thomas Nesseler Geschäftstelle Nicole Schardien Reinhardtstraße 14 10117 Berlin 030 / 2404 772-20, 030 / 2404 772-29 E-mail: [email protected] Internet: http://www.dgkjp.de Deutsche Apotheker- und Ärztebank BLZ 300 606 01 Kto-Nr.: 0006788564 IBAN Nr.: DE67 3006 0601 0006 7885 64 BIC (Swift Code): DAAEDEDD VR 27791 B Amtsgericht Berlin Presse-Information 03.03.2011 / DGKJP Kongress 2011 Presse-Round-Table 1 Donnerstag, 3. März 2011, 9.15-10.45 Uhr, Wenn die „Penne“ zur Last wird: Schule und Kinder- und Jugendpsychiatrie Statement Prof. Dr. med. Johannes Hebebrand, Essen Psychische Störungen und Schulbesuch: Was tun? Etwa fünf Prozent aller Kinder und Jugendlichen weisen eine behandlungsbedürftige psychische Erkrankung auf; bei weiteren 10-15% besteht diagnostischer Bedarf; die entsprechenden Ergebnisse sind den Eltern bzw. dem Kind/ Jugendlichen in einem Beratungsgespräch rückzukoppeln. Das wichtigste soziale System, in dem sich Kinder und Jugendliche außerhalb der Familie bewegen, ist die Schule. Die schulische Laufbahn hat nicht nur Implikationen für den späteren beruflichen Werdegang, sondern auch für die psychische und körperliche Gesundheit. Gut bekannt ist, dass ein hoher Bildungsabschluss ein protektiver Faktor für die Entwicklung von zahlreichen Erkrankungen ist. Insofern leistet Bildung auch einen Beitrag zur Prävention von Erkrankungen. Die Art der psychischen Störung entscheidet über die Implikationen für den Schulbesuch. Kinder mit externalisierenden Störungen können sowohl mit Lehrern als auch Mitschülern Konflikte haben; bei Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung ist im Einzelfall die Aufmerksamkeitsleistung so gering ausgeprägt, dass das jeweilige Kind sein kognitives Potential nicht entfalten kann. Nebst einem gestörten Sozialverhalten können insbesondere im Jugendlichenalter Suchterkrankungen auftreten. Bei internalisierenden Störungen können sich Jugendliche aus ihrem sozialen Umfeld zurückziehen und im Einzelfall beispielsweise im Rahmen einer Angststörung den Schulbesuch gänzlich einstellen. Bei depressiven Jugendlichen kann nicht selten ein deutliches Abfallen der Schulleistungen festgestellt werden. Insgesamt besteht die Gefahr, dass durch eine psychische Störung einerseits grundsätzlich das Erreichen eines Schulabschlusses gefährdet sein kann, andererseits können solche Störungen zur Folge haben, dass ein Jugendlicher einen Schulabschluss erreicht, der unterhalb seines Leistungsniveaus liegt. Durch Klassenwiederholungen, fehlendem Schulabschluss bzw. niedrigere Abschlüsse entstehen hohe Folgekosten. Wir haben im Rahmen des Kongresses das Thema „Schule und Kinderund Jugendpsychiatrie und Psychotherapie“ zu einem zentralen Schwerpunkt gewählt, um die Auswirkungen psychischer Störungen auf dieses wichtige Lebensumfeld von Kindern und Jugendlichen aufmerksam zu machen und zu diskutieren, wie in Schulen Kinder und Jugendliche mit Präsident Prof. Dr. med. Frank Häßler Direktor der Klinik für Psychiatrie, Neurologie, Psychosomatik und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter der Universität Rostock Gehlsheimer Straße 20 18147 Rostock 0381-494 4600; 0381-494 4602 E-Mail: [email protected] Stellvertretender Präsident u. Kongresssekretär Prof. Dr. med. Johannes Hebebrand Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Rheinische Kliniken Essen an der Universität Duisburg-Essen Schatzmeister Prof. Dr. med. Gerd Schulte-Körne Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Klinikum der Universität München Schriftführer Prof. Dr. med. Dr. rer. nat.Tobias Banaschewski Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim Beisitzer Prof. Dr. med. Jörg M. Fegert Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Ulm Prof. Dr. med. Katja Becker Direktorin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -Psychosomatik und -Psychotherapie, Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Marburg Ehrenpräsidenten Prof. em. Dr. med. Dr. phil. Helmut Remschmidt, Marburg Prof. em. Dr. med. Dr. rer. nat. Martin H. Schmidt, Mannheim Kooptierte Mitglieder Prof. Dr. med. Renate Schepker Vorsitzende der BAG Chefärztin der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Zentrum für Psychiatrie Die Weißenau (ZfP) Ravensburg-Weißenau Dr. med. Maik Herberhold Vorsitzender der BKJPP, Bochum Geschäftsführer Dr. phil. Thomas Nesseler Geschäftstelle Nicole Schardien Reinhardtstraße 14 10117 Berlin 030 / 2404 772-20, 030 / 2404 772-29 E-mail: [email protected] Internet: http://www.dgkjp.de Deutsche Apotheker- und Ärztebank BLZ 300 606 01 Kto-Nr.: 0006788564 IBAN Nr.: DE67 3006 0601 0006 7885 64 BIC (Swift Code): DAAEDEDD VR 27791 B Amtsgericht Berlin psychischen Störungen frühzeitig erkannt werden können. Aus verschiedenen individuellen und familiären Gründen können solche Störungen primär in der Schule auffallen. Es gilt Mittel und Wege zu finden, wie entsprechende Kinder und Jugendliche rasch einer geeigneten psychotherapeutischen bzw. psychiatrischen Behandlung zugeführt werden können. Während in den USA in Schulen bereits Screeninguntersuchungen zur Feststellung von psychischen Störungen erfolgen, erscheint dieser Schritt voreilig, sofern nicht entsprechende Strukturen zur weiteren Abklärung der als auffällig eingestuften Kinder und Jugendlichen etabliert sind. Schulpsychologische Dienste, Psychologen vor Ort an Schulen bzw. aufsuchende Sprechstunden von Kinder- und Jugendpsychiatern und Psychotherapeuten stellen eine Möglichkeit dar, gemeinsam mit Lehrern, Eltern und den betroffenen Kindern und Jugendlichen die Diagnostik und Behandlung stringent zu planen. Übergeordnet wichtig erscheinen auch Schulen, die sich speziell um Kinder und Jugendliche mit schweren psychischen Störungen bemühen, denen der Besuch einer regulären Schule vorübergehend nicht möglich ist. Kontakt: Prof. Dr. med. Johannes Hebebrand Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters LVR-Klinikum Essen Virchowstraße 174 45147 Essen Tel.: +49-201-7227465Fax: +49-201-7227302 Email: [email protected] Presse-Information 03.03.2011 / DGKJP Kongress 2011 Presse-Round-Table 1 Donnerstag, 3. März 2011, 9.15-10.45 Uhr, Wenn die „Penne“ zur Last wird: Schule und Kinder- und Jugendpsychiatrie Statement Prof. Dr. med. Gerd Schulte-Körne, München Lesen, Schreiben, Rechnen: Nehmen Schulische Entwicklungsstörungen in der Schule zu? Fast 5% der deutschen Schüler haben ausgeprägte Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens, Rechtschreibens und des Rechnens. Zugrunde liegt diesen Problemen eine schulische Entwicklungsstörung. Die Kinder sind meist gut begabt, besuchen regelmäßig die Schule und werden oft nachhaltig von den Eltern gestützt. Trotzdem gelingt es den Kindern nicht, diese basalen Kulturtechniken so zu erlernen, sodass sie ihnen für die täglichen Aufgaben ausreichend zur Verfügung stehen. Beim Einkaufen abzuschätzen, bekomme ich nun 1 Euro, 5 Euro oder 15 Euro zurück, ist z. B, eine Schwierigkeit der Kinder mit einer Rechenstörung. Mengenschätzen, ist 65 kleiner oder größer als 56, zu wissen das 5 x 6 nicht 11 ist, gelingt häufig nur mit größten Anstrengungen und Hilfen, meist sogar gar nicht. Obwohl die Rechenstörung im Internationalen Klassifikationsschema Psychischer Störungen (ICD-10) als Störung aufgeführt wird, existiert diese Störung im deutschen Schulalltag nicht. Die Kinder werden, wie auch bei der Lese- und Rechtschreibstörung, als nicht ausreichend begabt angesehen, spezifische Angebote, diese Kinder in der Schule zu integrieren fehlen meist.Dies ist nicht zu verstehen, da mittlerweile Studien vorliegen, die zeigen, wie Kindern mit einer Rechenstörung geholfen werden kann. Kinder mit einer Lesestörung lesen extrem langsam, meist vergessen sie den Inhalt des Gelesenen, sodass der Zugang zu Wissen für diese Kinder erheblich erschwert ist. Daher zeigt sich die Lesestörung schulisch auch nicht nur im Fach Deutsch, sondern auch in Mathematik beim Lesen und Verstehen von Textaufgaben und beim Lesen in den Fremdsprachen. Bei der Rechtschreibstörung, die unabhängig von einer Lesestörung auftreten kann, werden meist bis Erwachsenenalter sehr viele Fehler beim Schreiben von Wörtern gemacht. Die Fehler treten in allen Bereichen auf, bei der Groß- und Kleinschreibung, bei der Mitlautverdopplung im Wortstamm (der Teler), bei der Auslautschreibung (der Hunt). Mittels neurophysiologischer Methoden konnten veränderte Hirnfunktionen bei diesen drei Entwicklungsstörungen beschrieben werden, eine genetische Mitverursachung ist für die Lese- und Rechtschreibstörung gut belegt. Ein Korrelat der verlangsamten Lesegeschwindigkeit ist die gestörte Verbindung von zwei Hirnarealen, des Wortformareals in der Präsident Prof. Dr. med. Frank Häßler Direktor der Klinik für Psychiatrie, Neurologie, Psychosomatik und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter der Universität Rostock Gehlsheimer Straße 20 18147 Rostock 0381-494 4600; 0381-494 4602 E-Mail: [email protected] Stellvertretender Präsident u. Kongresssekretär Prof. Dr. med. Johannes Hebebrand Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Rheinische Kliniken Essen an der Universität Duisburg-Essen Schatzmeister Prof. Dr. med. Gerd Schulte-Körne Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Klinikum der Universität München Schriftführer Prof. Dr. med. Dr. rer. nat.Tobias Banaschewski Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim Beisitzer Prof. Dr. med. Jörg M. Fegert Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Ulm Prof. Dr. med. Katja Becker Direktorin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -Psychosomatik und -Psychotherapie, Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Marburg Ehrenpräsidenten Prof. em. Dr. med. Dr. phil. Helmut Remschmidt, Marburg Prof. em. Dr. med. Dr. rer. nat. Martin H. Schmidt, Mannheim Kooptierte Mitglieder Prof. Dr. med. Renate Schepker Vorsitzende der BAG Chefärztin der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Zentrum für Psychiatrie Die Weißenau (ZfP) Ravensburg-Weißenau Dr. med. Maik Herberhold Vorsitzender der BKJPP, Bochum Geschäftsführer Dr. phil. Thomas Nesseler Geschäftstelle Nicole Schardien Reinhardtstraße 14 10117 Berlin 030 / 2404 772-20, 030 / 2404 772-29 E-mail: [email protected] Internet: http://www.dgkjp.de Deutsche Apotheker- und Ärztebank BLZ 300 606 01 Kto-Nr.: 0006788564 IBAN Nr.: DE67 3006 0601 0006 7885 64 BIC (Swift Code): DAAEDEDD VR 27791 B Amtsgericht Berlin linken Hemisphäre des Gehirns mit sprachverarbeitenden Hirnarealen des linken Temporallappens. Die rechte Gehirnhäfte ist besonders bei Rechenaufgaben beteiligt, hier findet sich bei Kindern mit einer Rechenstörung eine geringere Aktivität spezifischer Hirnareale. Die psychische Belastung der Kinder mit schulischen Entwicklungsstörungen ist sehr hoch, im Vordergrund stehen eine gedrückte Stimmung, Ängste, Traurigkeit, erhebliche Selbstwertzweifel, die bis zu lebensmüden Gedanken gehen. Nur mit einer spezifischen Förderung, die ausreichend lange durchgeführt wird, besteht die Chance, dass sich Kinder mit schulischen Entwicklungsstörungen entsprechend ihren intellektuellen Fähigkeiten entwickeln können. Die Eltern sind meist mit der Organisation dieser Förderung für ihr Kind allein gelassen, da die Krankenkassen die Förderung nicht bezahlen. Die Schulen bieten mangels fehlender Kapazität und Qualifizierung meist keine spezifische Förderung an. Allein durch vermehrten Unterricht kann diesen Kindern nicht geholfen werden. Weiterführende Literatur: • Karin Landerl: Dyskalkulie: Modelle, Diagnostik, Intervention. UTB TB, Stuttgart 2008 • Schulte-Körne, Gerd: Ratgeber Legasthenie: Frühzeitig erkennen. Richtig reagieren. Gezielt behandeln. München 2009: Verlag Droemer/Knaur • Schulte-Körne, Gerd: Diagnostik und Therapie der Lese-RechtschreibStörung. In: Deutsches Ärzteblatt 2010, 107 (41), 718-727 Kontakt: Prof. Dr. Gerd Schulte-Körne Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie Klinikum der Universität München Nußbaumstr. 5a 80996 München Tel.: 089 5160 5900 Fax.: 089 5160 5902 Email: [email protected] Presse-Information 03.03.2011 / DGKJP Kongress 2011 Presse-Round-Table 1 Donnerstag, 3. März 2011, 9.15-10.45 Uhr, Wenn die „Penne“ zur Last wird: Schule und Kinder- und Jugendpsychiatrie Statement Dipl.-Psych. Dr. phil. Martin Knollmann, Essen Wenn schulvermeidendes Verhalten zum Problem wird: Was bringt eine Partnerschaft zwischen Schule und KJPP? Bis zu 60% der Schüler weiterführender Schulen in Deutschland geben an, im Laufe ihrer bisherigen Schulkarriere schon einmal einige Stunden oder einen ganzen Tag lang der Schule absichtlich ferngeblieben zu sein (vgl. Weiß, 2007). Kinder- und jugendpsychiatrisch relevant wird die Abwesenheit von der Schule allerdings erst dann, wenn sie in einem deutlich stärkeren Ausmaß und im Verbund mit psychiatrischen Symptomen auftritt. In der Regel wird ein enger Zusammenhang zwischen Störungen des Sozialverhaltens und Schulschwänzen einerseits und zwischen Schulverweigerung und Angst- sowie weiteren Emotionalstörungen andererseits angenommen. Gleichzeitig finden sich viele Hinweise darauf, dass schulvermeidende Kinder und Jugendliche prinzipiell Symptome aus dem gesamten Spektrum psychischer Störungen des Kindes- und Jugendalters aufweisen können. Während im Kindesalter die angstbedingte Schulverweigerung dominiert, weitet sich ab dem beginnenden Jugendalter das Spektrum der Störungen deutlich aus (King & Bernstein, 2001). Schulschwänzen ist prognostisch unter anderem mit einem erhöhten Risiko für Schulversagen, Arbeitslosigkeit und Delinquenz verbunden, während angstbedingte Schulverweigerung primär mit dem Fortbestehen oder der Entwicklung von psychischen Störungen assoziiert ist. Unabhängig von der Art der Schulvermeidung ist demnach mit erheblichen Entwicklungs- und Integrationsproblemen der betroffenen Kinder und Jugendlichen bis hinein in das Erwachsenenalter zu rechnen. Prognostisch günstig wirken sich u.a. ein akuter Symptombeginn, jüngeres Alter bei Symptombeginn, geringere schulische Fehlzeiten, frühzeitige Diagnostik und Therapie, geringere Komorbidität und ein geringeres Ausmaß des Vermeidungsverhaltens aus. Umgekehrt besteht bei Ausbleiben schneller Hilfen und dem Fehlen der genannten protektiven Faktoren die Gefahr einer Chronifizierung der Symptomatik. Eine frühzeitige Entdeckung von schulvermeidenden Tendenzen sowie eine zeitnahe Diagnostik und ggf. auch Therapie stellt damit den Schlüssel zur Prävention gravierenderer Fehlzeiten und der hiermit assoziierten Probleme dar. Voraussetzung hierfür sowie für schnelle und gleichzeitig koordinierte Interventionen bei bereits stark ausgeprägter Schulvermeidung ist eine enge Kooperation zwischen Schulen/Lehrern, Präsident Prof. Dr. med. Frank Häßler Direktor der Klinik für Psychiatrie, Neurologie, Psychosomatik und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter der Universität Rostock Gehlsheimer Straße 20 18147 Rostock 0381-494 4600; 0381-494 4602 E-Mail: [email protected] Stellvertretender Präsident u. Kongresssekretär Prof. Dr. med. Johannes Hebebrand Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Rheinische Kliniken Essen an der Universität Duisburg-Essen Schatzmeister Prof. Dr. med. Gerd Schulte-Körne Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Klinikum der Universität München Schriftführer Prof. Dr. med. Dr. rer. nat.Tobias Banaschewski Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim Beisitzer Prof. Dr. med. Jörg M. Fegert Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Ulm Prof. Dr. med. Katja Becker Direktorin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -Psychosomatik und -Psychotherapie, Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Marburg Ehrenpräsidenten Prof. em. Dr. med. Dr. phil. Helmut Remschmidt, Marburg Prof. em. Dr. med. Dr. rer. nat. Martin H. Schmidt, Mannheim Kooptierte Mitglieder Prof. Dr. med. Renate Schepker Vorsitzende der BAG Chefärztin der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Zentrum für Psychiatrie Die Weißenau (ZfP) Ravensburg-Weißenau Dr. med. Maik Herberhold Vorsitzender der BKJPP, Bochum Geschäftsführer Dr. phil. Thomas Nesseler Geschäftstelle Nicole Schardien Reinhardtstraße 14 10117 Berlin 030 / 2404 772-20, 030 / 2404 772-29 E-mail: [email protected] Internet: http://www.dgkjp.de Deutsche Apotheker- und Ärztebank BLZ 300 606 01 Kto-Nr.: 0006788564 IBAN Nr.: DE67 3006 0601 0006 7885 64 BIC (Swift Code): DAAEDEDD VR 27791 B Amtsgericht Berlin der Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie weiteren involvierten Hilfesystemen (z.B. Jugendhilfe, Schulpsychologie, Kinderärzte). Die Kooperation erstreckt sich hierbei von der Beratung zum Umgang mit psychisch auffälligen Schülern über die Lösung von Mobbingsituationen, die Klärung der weiteren schulischen Perspektive bei (infolge der Schulvermeidung entstandenen) Leistungsproblemen, der Beratung der betroffenen Eltern bis hin zur gemeinsamen Hilfeplanung i.R. eines multiprofessionellen Therapieansatzes. Weiterführende Literatur • Knollmann, M., Knoll, S., Reissner, V., Metzelaars, J. & Hebebrand, J. (2010). Schulvermeidendes Verhalten aus kinder- und jugendpsychiatrischer Sicht. Dt. Ärzteblatt, 107, Heft 4, S. 43-49. • Lehmkuhl, U. & Lehmkuhl, G. (2004). Schulverweigerung – ein heterogenes Störungsbild. Bundesgesundheitsblatt für Gesundheitsforyschung und Gesundheitsschutz, 47, 890-895. • Ricking, H. (2003). Schulabsentismus als Forschungsgegenstand. http://oops.uni-oldenburg.de/volltexte/2003/607/pdf/ricsch03.pdf Kontakt: Dipl.-Psych. Dr. phil. Martin Knollmann Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Rheinischen Kliniken Essen Virchowstraße 174 45147 Essen Tel.: +49-201-7227465Fax: +49-201-7227302 Email: [email protected] Presse-Information 03.03.2011 / DGKJP Kongress 2011 Presse-Round-Table 1 Donnerstag, 3. März 2011, 9.15-10.45 Uhr, Wenn die „Penne“ zur Last wird: Schule und Kinder- und Jugendpsychiatrie Statement Prof. Dr. med. Jörg Fegert, Ulm Pillen oder Gespräche? Hilfen und Therapieangebot zwischen Psychopharmakologie und Psychotherapie Eigentlich ist die Frage falsch gestellt, denn primär versuchen Fachärztinnen und Fachärzte in der Kinder- und Jugendpsychiatrie vor allem durch Beratung der Eltern, durch Einwirken auf das Milieu und Psychotherapie bei Kindern und Jugendlichen Veränderungen herbeizuführen. Bei manchen Störungsbildern, bei denen sich der Einsatz von Medikamenten bewährt hat, erfolgt eine leitlinienkonforme Psychopharmakotherapie wie zum Beispiel bei der Behandlung der Hyperkinetischen Störung im Kindes- und Jugendalter oder bei der Behandlung der Schizophrenie, bei der Behandlung mancher Zwangsstörungen, bei der Behandlung von Tic-Störungen etc. In den letzten Jahren sind durch gesetzliche Veränderungen auch in Europa Forschungsstudien zu Medikamentengaben bei Kindern möglich geworden. Dadurch hat sich die Arzneimittelsicherheit und unser Wissen über die Wirkung von Medikamenten deutlich verbessert. Dennoch bleibt festzuhalten, dass derzeit in Deutschland die meisten Psychopharmaka durch Hausärzte und Kinderärzte an Kinder verschrieben werden und dass dabei teilweise auch eher fachlich nicht nachvollziehbare Verordnungsmuster vorherrschen. Insofern gehört in einem multimodalen Behandlungsansatz das Wissen um eine zielführende Psychopharmakotherapie genau so dazu wie psychosoziale Ansätze in Therapie und schulischer sowie Umfeld Unterstützung. Kontakt: Prof. Dr. med. Jörg M. Fegert Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie Steinhövelstraße 5 89075 Ulm Tel.: +49-731-50061600 Fax: +49-731-50061602 Email: [email protected] Präsident Prof. Dr. med. Frank Häßler Direktor der Klinik für Psychiatrie, Neurologie, Psychosomatik und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter der Universität Rostock Gehlsheimer Straße 20 18147 Rostock 0381-494 4600; 0381-494 4602 E-Mail: [email protected] Stellvertretender Präsident u. Kongresssekretär Prof. Dr. med. Johannes Hebebrand Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Rheinische Kliniken Essen an der Universität Duisburg-Essen Schatzmeister Prof. Dr. med. Gerd Schulte-Körne Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Klinikum der Universität München Schriftführer Prof. Dr. med. Dr. rer. nat.Tobias Banaschewski Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim Beisitzer Prof. Dr. med. Jörg M. Fegert Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Ulm Prof. Dr. med. Katja Becker Direktorin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -Psychosomatik und -Psychotherapie, Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Marburg Ehrenpräsidenten Prof. em. Dr. med. Dr. phil. Helmut Remschmidt, Marburg Prof. em. Dr. med. Dr. rer. nat. Martin H. Schmidt, Mannheim Kooptierte Mitglieder Prof. Dr. med. Renate Schepker Vorsitzende der BAG Chefärztin der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Zentrum für Psychiatrie Die Weißenau (ZfP) Ravensburg-Weißenau Dr. med. Maik Herberhold Vorsitzender der BKJPP, Bochum Geschäftsführer Dr. phil. Thomas Nesseler Geschäftstelle Nicole Schardien Reinhardtstraße 14 10117 Berlin 030 / 2404 772-20, 030 / 2404 772-29 E-mail: [email protected] Internet: http://www.dgkjp.de Deutsche Apotheker- und Ärztebank BLZ 300 606 01 Kto-Nr.: 0006788564 IBAN Nr.: DE67 3006 0601 0006 7885 64 BIC (Swift Code): DAAEDEDD VR 27791 B Amtsgericht Berlin