Impressum Herausgeber: AWO Bezirksverband Oberbayern e.V. Verantwortlich: Fachabeilung Kindertageseinrichtungen Redaktion/Layout: Katharina Wurm Dokumentation der Fachtagung © AWO Bezirksverband Oberbayern e.V. Edelsberstraße 10 80686 München www.awo-obb.de Von klein auf Stark Gesundheitsförderung in der Kindertageseinrichtung München, April 2010 Fachabteilung Kindertageseinrichtungen 1 2 Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis Tagungsprogramm ........................................................................................ 5 Einführung.................................................................................................. 7 Vortrag 1: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen. Die Perspektive des 13. Kinder- Von klein auf stark und Jugendberichts ...................................................................................... 8 - Gesundheitsförderung in der Kindertageseinrichtung Vortrag 2: Bildung – Gesundheit – Armut ........................................................ 18 Vortrag 3: Armut und Chancengleichheit ......................................................... 22 Dokumentation der Fachtagung vom 13. – 14. April 2010 im Kloster Seeon - Konsequenzen für die Kitas des AWO Bezirksverbandes Oberbayern e.V................ 22 Workshop 1: Essen und genießen .................................................................. 24 Workshop 2: Bewegungsspaß mit Wirkung....................................................... 30 Workshop 3: Resilienz - Stärken stärken......................................................... 34 Workshop 4: Wohlfühlen durch Körperpflege.................................................... 40 Marktplatz ................................................................................................ 43 Impressionen ............................................................................................ 45 Literaturhinweise ....................................................................................... 46 3 4 Tagungsprogramm Tagungsprogramm Tagungsprogramm Mittwoch, 14. April 2010 09.00 h Dienstag, 13. April 2010 09.30 h Gruppenarbeit mit den Fachverantwortlichen Begrüßung und Einführung in die Thematik 10.45 h Wolfgang Schindele, Geschäftsführung AWO Bezirksverband Obb. 09.45 h Fortführung der Workshops Marktplatz (incl. Kaffeepause) Vorstellung der Ergebnisse der Workshops Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen. Die Perspektive des 13. Kinder- und Jugendberichts 12.00 h Rückschau und Ausblick Prof. Dr. Heiner Keupp, Sozialpsychologe, LMU München 12.30 h Abschließendes Mittagessen 11.00 h Kaffeepause 11.15 h Bildung – Gesundheit – Armut Moderation: Katharina Wurm, AWO Bezirksverband Obb. Dr. Antje Richter-Kornweitz, Fachreferentin, Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e.V. 12.00 h Armut und Chancengleichheit - Konsequenzen für die Kitas der AWO BV Obb. Hildegard Rother-Kiener, Fachabteilung Kindertageseinrichtungen 12.30 h Mittagessen 14.00 h 4 parallele Workshops 1. Essen und genießen Heidegret Bosche, Ernährungsmedizinische Beraterin – DGE, Fachberaterin für Ernährung in Krippen und Kitas 2. Bewegungsspaß mit Wirkung Michael Passolt, Dipl. Motologe und Psychomotoriker, Leiter Institut für Bewegungsbildung und Psychomotorik, Gröbenzell 3. Resilienz - Stärken stärken Dr. Antje Richter-Kornweitz, Fachreferentin, Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e.V 4. Wohlfühlen durch Körperpflege Petra Schenk, Erzieherin, Philosophin (M.A.) 15.30 h Kaffeepause 16.00 h Fortführung der Workshops 18.00 h Abendessen 5 6 Einführung Einführung Gesundheitsförderung in der Kindertageseinrichtung war schon immer ein Thema von Aktualität. Viele Aktivitäten, wie „Gesunde Ernährung“, „Bewegungsförderung“ oder auch „Hygieneverhalten“ (Zähneputzen, Händewaschen) die sich der Gesundheitsförderung zurechnen lassen, sind in Kitas fester Bestandteil der pädagogischen Arbeit. Mit der Veröffentlichung des 13. Kinder- und Jugendberichtes im Mai 2009, der die gesundheitliche Situation der Kinder und Jugendlichen in Deutschland in den Fokus nimmt, wird Gesundheitsförderung in der Öffentlichkeit allerdings wieder neu debattiert und in der Vordergrund gestellt. Anlässlich dieser Entwicklung veranstaltet der AWO Bezirksverband Oberbayern e.V. die Fachtagung „Von klein auf stark – Gesundheitsförderung in der Kindertageseinrichtung“. Mit dieser Veranstaltung soll verdeutlicht werden wie wichtig es ist, ein positives Konzept von Gesundheit zu vermitteln um Kinder möglichst früh für eine achtsame Lebensweise gegenüber sich und anderen Kinder zu befähigen. Daher sollten Aktivitäten zur Gesundheitsförderung nicht Einzelmaßnahmen und zeitlich klar abgegrenzte Projekte bleiben, sondern im Kita-Alltag gelebt werden. Herr Prof. Dr. Heiner Keupp, Leiter der Sachverständigenkommission, stellt in seinem Vortrag aktuelle Konzepte von Gesundheitsförderung und gesundheitsbezogener Prävention vor und beleuchtet ausgehend von „gesundheitsrelevanten Themen“ die Situation von Kindern und Jugendlichen. Weiterhin legt er dar, ob und inwieweit Gesundheitsförderung und Gesundheitsprävention in den Arbeitsfeldern der Kinder- und Jugendhilfe bereits umgesetzt werden und was die Kinder- und Jugendhilfe in diesem Bereich zukünftig leisten kann und sollte. Vortrag: Prof. Dr. Heiner Keupp Alle verfügbaren Daten belegen, dass Kinder, die von sozialer Benachteiligung und Armut betroffen sind im hohen Maße gesundheitlichen Belastungen ausgesetzt sind. Fr. Dr. Antje Richter-Kornweitz zeigt in ihrem Beitrag den Zusammenhang zwischen Gesundheit, Bildung und sozialer Lage auf und benennt Faktoren, die eine gesunde Entwicklung von Kindern trotz hohem Risikostatus positiv beeinflussen. Die gesellschaftlichen Veränderungen, die zunehmende Armut und die unterschiedliche gesundheitliche Entwicklung bei Kindern stellen uns vor große Herausforderungen. Deshalb müssen wir uns verstärkt mit den Themen Gesundheitsförderung und Chancengleichheit in unseren interkulturellen Kindertageseinrichtungen auseinandersetzen. Folglich hat die Fachabteilung Kindertageseinrichtungen ein Positionspapier „Armut und Chancengleichheit – Konsequenzen für die Kitas des AWO BV Obb.“ neu aufgelegt. Das Papier stellt für die Kita Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine Selbstverpflichtung dar. Vortrag 1: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen. Die Perspektive des 13. Kinder- und Jugendberichts Prof. Dr. Heiner Keupp, Sozialpsychologe, LMU München Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen: Die Perspektive des 13. Kinder- und Jugendberichts In vier Schwerpunkten werden in Form von Workshops zu den Bereichen Ernährung, Bewegung, Resilienz und Körperpflege konkrete pädagogische Angebote diskutiert und zusammengetragen. Die Fachabteilung fasst die Ergebnisse in einer Broschüre zusammen, die als Praxisleitfaden für den pädagogischen Alltag zur Verfügung steht. Ein herzlicher Dank an diejenigen, die bei der strukturellen und fachlichen Entwicklung der Fachtagung mitgeholfen, die für den organisatorischen Rahmen und die Durchführung im Tagungshaus Kloster Seeon gesorgt, an alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die durch ihre Gedanken und Ideen zu regen Diskussionen beigetragen haben und an alle Referenten für die lebendigen, anregenden und informativen Beiträge. 7 Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe Prof. Dr. Heiner Keupp Vortrag bei der Fachtagung „Von klein auf stark“ am 13. April 2010 im Kloster Seeon Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 1 Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe 2 Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe Der Katastrophen-Guru: Dr. Michael Winterhoff Bernhard Christoph Faust (1755 – 1842) 15.04.2010 Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 3 3 4 Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 8 Vortrag: Prof. Dr. Heiner Keupp Vortrag: Prof. Dr. Heiner Keupp Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe Bedingung für ein seiner "Bestimmung gemäßes Lebens" sei "freye Selbstthätigkeit" und "beständige und leichte Uebungen des Körpers und der Sinne in Gesellschaft mit Kindern" (S. 24). Wie soll man die Lebenskompetenz von Heranwachsenden fördern? "Dass man die Kinder in Gesellschaft mit Kindern und in freyer Luft froh und selbsthätig seyn, und Körper und Seele üben lasse" (S. 25). Einblicke in die Geschichte (2): Johanna Haarers deutsche Erziehung: „Vorüber sind die Zeiten, wo es erstes und oberstes Ziel aller Erziehung und Aufzucht war, nur die Eigenpersönlichkeit im Kind und Menschen zu vervollkommnen und zu fördern. Eins ist heute vor allem not, nämlich dass jeder junge Staatsbürger und Deutsche zum nützlichen Gliede der Volksgemeinschaft werde, dass er neben der höchst möglichen Entwicklung all seiner guten Anlagen und Fähigkeiten lerne, sich einzuordnen in eine Gemeinschaft und um ihretwillen eigene Wünsche und eigene Bestrebungen zurückzustellen." "Der Wille des Kindes muss gebrochen werden, d.h. es muss lernen, nicht sich selbst, sondern einem anderen zu folgen." Quelle: "Enzyklopädie des gesamten Erziehungs- und Unterrichtswesens" (1887). Johanna Haarer (1900 – 1988) Quelle: Faust, B.C. (1794). Gesundheits-Katechismus zum Gebrauch in den Schulen und beym häuslichen Unterrichte. Bückeburg: Johann Friedrich Althans.. Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 5 Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe 6 Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe Quelle: Johanna Haarer: Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind (1936). 11 Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe Das Aufwachsen in der Spätmoderne ist riskant geworden Kinder und Jugendliche wachsen in eine Gesellschaft hinein, die immer weniger als einbettende Kultur anzusehen ist, die Begleitschutz für das Erwachsenwerden bietet. Diese Gesellschaft ist hohem Maße in den Grundfragen verunsichert, welche Lernerfahrungen und Kompetenzen notwendig sind, um Lebenssouveränität zu erlangen. BT-Drucksache 16/12860 Internet: http://dip21.bundestag.de/di p21/btd/16/128/1612860.pdf oder http://www.dji.de/ Quelle: Adolf Matthias (1911). Wie erziehe ich meinen Sohn Bejamin? Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe 8 Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe Gesundheitsbezogene Prävention und Gesundheitsförderung in der Kinder- und Jugendhilfe Adolf Matthias (1847-1917) 7 12 Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen Einblicke in die Geschichte (3): "Wer den rechten Gehorsam hat, hat eine treffliche Mitgift fürs Leben. Im Grunde ist auch Gehorsam ein Bedürfnis der Kindesnatur. Recht glücklich und zufrieden fühlt es sich erst dann, wenn diesem Bedürfnis Befriedigung gewährt wird. Hast Du Deinen Benjamin erst an rechten und echten Gehorsam gewöhnt, hat Du diesen ihm zur anderen Natur gemacht, dann hast Du den besten und schwierigsten Teil der Erziehung hinter Dir. Du kannst ihn dann ruhig der Zukunft überlassen. Viel Sorge wird er Dir dann kaum noch machen." Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe Einblicke in die Geschichte (5): Einblicke in die Geschichte (1): 13 14 Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe Einblicke in die Geschichte (4): Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe Der Berichtsauftrag der Bundesregierung Gesundheitsförderung "Die neue Erziehung lehnt die alte Unterwürfigkeit ab und den alten Gehorsam, den das Kind verpflichtet war gedankenlos zu üben." Die Bundesregierung will die Rahmenbedingungen für das Aufwachsen der nachfolgenden Generationen verbessern; dazu gehört zuvorderst auch das soziale, psychische und physische Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen; die bestmögliche Förderung der Gesundheit ist ein zentrales Recht aller Kinder und Jugendlichen; die Heranwachsenden, die behindert oder von Behinderung bedroht sind, sind zu integrieren; und die Koordination und Vernetzung der Hilfesysteme (Kinderund Jugendhilfe, Gesundheitsversorgung und Eingliederungshilfe) soll verbessert werden. Quelle: Schreiber, Adele (Hg.): Das Reich des Kindes (1930). Adele Schreiber (1872-1957) Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 9 zielt auf die Befähigung zu einer selbstbestimmten Lebensweise und darf nicht auf die Bereiche Ernährung und Bewegung reduziert werden, obgleich diese durchaus wichtige Zielbereiche von Prävention und Gesundheitsförderung sind. 10 Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 9 15 16 Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 10 Vortrag: Prof. Dr. Heiner Keupp Vortrag: Prof. Dr. Heiner Keupp Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe Bezugspunkt: Ottawa Charta der WHO Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe BegründerInnen des Capability-Ansatzes: Amartya Sen und Martha C. Nussbaum Gesundheit "Gesundheit wird von Menschen in ihrer alltäglichen Umwelt geschaffen und gelebt: dort, wo sie spielen, lernen, arbeiten und lieben. selbstbestimmt, Gesundheit entstehtStark, dadurch, dass kompetent man sich um sich selbst und für andere sorgt, dass man in die Lage versetzt ist, selber Entscheidungen zu fällen und eine Kontrolle über die eigenen Lebensumstände auszuüben sowie dadurch, dass die Gesellschaft, in der man lebt, Bedingungen herstellt, die allen ihren Bürgern Gesundheit ermöglichen." Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe Gesundheitsressourcen Gesundheitsrisiken Gesundheitsförderung Prävention Salutogenese Pathogenese Unter Verwirklichungschancen (capabilities) versteht Amartya Sen die Möglichkeit von Menschen, „bestimmte Dinge zu tun und über die Freiheit zu verfügen, ein von ihnen mit Gründen für erstrebenswert gehaltenes Leben zu führen.“ Aktivitäten zur Verbesserung der Gesundheit Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 17 Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe Amartya Sen (2000). Ökonomie für den Menschen 18 Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 23 Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe Gesundheitsrelevante Entwicklungsthemen Was ist Salutogenese? Unter 3-Jährige: Bindung und Autonomie 3- bis unter 6-Jährige: Sprechen, Bewegen und Achtsamkeit 6- bis unter 12-Jährige: Aneignen und Gestalten, Beziehungen eingehen und sich bewähren 12- bis unter 18-Jährige: Körper spüren, Grenzen suchen, Identität finden 18- bis 27-Jährige: Sich entscheiden, Intimität leben, Verantwortung übernehmen Das "salutogenetisches" Denkmodell (abgeleitet vom lateinischen Begriff Salus für Gesundheit) formuliert eine Alternative zur Pathogenese, also zur Entstehung von Krankheiten. Gesundheit und Krankheit bilden ein Kontinuum und keine Polarität. Gefragt ist nicht, was macht krank, sondern wie schaffen es Menschen, gesund zu bleiben, trotz unterschiedlicher gesundheitlicher Belastungen. Das „Herzstück“ bildet der "Kohärenzsinn", die Fähigkeit, in seinem Leben Sinn zu entdecken oder zu stiften. Von besonderer gesundheitsförderlicher Bedeutung sind die Widerstandsressourcen einer Person. Aaron Antonovsky 1923 - 1994 Quelle: Richard M. Lerner: Die 5 Cs der positiven Jugendentwicklung Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 19 Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe 20 20 Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe Kohärenz ist das Gefühl, dass es Zusammenhang und Sinn im Leben gibt, dass das Leben nicht einem unbeeinflussbaren Schicksal unterworfen ist. Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe 26 Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe Veränderung des Krankheitsspektrums: Bewegen, Sprechen, Achtsamkeit Entwicklungsstörungen der Sprache, Motorik und des Verhaltens von akuten zu chronischen Erkrankungen und von somatischen zu psychischen Störungen Sich bewähren, Beziehungen eingehen, sich die Welt aneignen ADHS, Angststörungen, Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten Körper spüren, Grenzen suchen, Identität finden Depressive Erkrankungen, selbstverletzendes Verhalten, Suizidalität, Essstörungen Für meine Lebensführung ist jede Anstrengung sinnvoll. Es gibt Ziele und Projekte, für die es sich zu engagieren lohnt (Bedeutsamkeit). Untermauert durch die aktuellen Daten des Kinder- und Jugendgesundheitssurveys (KiGGS) des Robert-Koch-Instituts. Sich entscheiden, Intimität leben, Verantwortung übernehmen Kohärenzfördernd sind die Widerstandsressourcen: Individuelle, soziale, gesellschaftliche und kulturelle Ressourcen. Emotional-instabile Persönlichkeiten; Substanzmissbrauch/Abhängigkeit; Psychische Belastungen am Ausbildungs- und Arbeitsplatz 22 Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 11 16.04.2010 „Neue Morbidität“ Bindungsstörungen, Regulationsstörungen Das Leben stellt mir Aufgaben, die ich lösen kann. Ich verfüge über Ressourcen, die ich zur Meisterung meines Lebens, meiner aktuellen Probleme mobilisieren kann (Handhabbarkeit). Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 25 Störungen bei der Bewältigung der Entwicklungsaufgaben Meine Welt erscheint mir verständlich, stimmig, geordnet; auch Probleme und Belastungen, die ich erlebe, kann ich in einem größeren Zusammenhang sehen (Verstehbarkeit). 21 Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « Bindung und Autonomie Der Kohärenzsinn beschreibt eine geistige Haltung: Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 24 Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 27 28 Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 12 Vortrag: Prof. Dr. Heiner Keupp Vortrag: Prof. Dr. Heiner Keupp Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe Verhaltensauffälligkeiten und emotionale Probleme (Ausprägung „auffällig“) der 3- bis 17-Jährigen (Prävalenzen in %). Konzeptionelle Unschärfen Ein erster Blick Quelle: Robert-Koch-Institut: KiGGS Begriffliche Vielfalt und konzeptionelle Unschärfen Vielfältige Projektpraxis Große Unterschiede innerhalb der Handlungsfelder Die Perspektive Gesundheitsförderung führt u. a. dazu, dass Diskussionsbedarf hinsichtlich der Zuschnitte der etablierten Handlungsfelder entsteht Quelle: Robert-Koch-Institut: KIGGS Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « Quelle: Robert-Koch-Institut: KIGGS 29 30 Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe Sie sind motorisch weniger leistungsfähig, Sie ernähren sich ungesünder und bewegen sich weniger Ihr Medienkonsum ist höher Sie haben häufiger mehrere Gesundheitsprobleme und geringeres Wohlbefinden, zeigen häufiger Verhaltensauffälligkeiten (v.a. Jungen), haben häufiger psychische Probleme und Essstörungen (v.a. Mädchen) Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe Das Beispiel: Kindertagesbetreuung Der zweite Blick: Angebotsformen Information und Aufklärung Gesundheitspädag. Projekte und Aktionen Gesundheitsbezogene Prävention Eingebettete Gesundheitsförderung Implizite Gesundheitsförderung 16.04.2010 32 Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe Befundlage 38 Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen Kindern von psychisch, sucht- und chronisch erkrankten Eltern verdichten. 16.04.2010 Quelle: Der SPIEGEL vom 03.08.2009 Aufwachsen in Armutslage „Befähigungsgerechtigkeit“ 33 Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe Besonderer Förderungsbedarf bei Der vorsichtige Titel des 13. Kinder- und Jugendberichts „Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen“ lässt sich auf das Prinzip der Am wenigsten profitieren von diesen Strukturen Kinder, Jugendliche und ihre Familien, die von Armut, Migration oder besonderen Lebenslagen (wie Behinderung oder schwere psychische und körperliche Erkrankungen der Eltern) sowie von Exklusion betroffen sind. Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe Empfehlungen Empfehlungen Zentralperspektive: Trotz aller alarmistischer Diskurse wachsen etwa 80 % der Kinder und Jugendlichen in Deutschland gut auf und es ist davon auszugehen, dass dafür ein gut funktionierendes lebensweltliches und sozialstaatliches System die Grundlage schafft. Dieses gilt es weiterhin zu sichern und auszubauen. Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 37 31 Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe 16.04.2010 Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe Quelle Gutachten des Sachverständigenrates (Quelle: KiGGS-Daten; nach Angaben der Eltern und der Jugendlichen) Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 36 Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « Vielfältige Projektpraxis: „… ein Fünftel eines jeden Geburtsjahrgangs – das sind 140 000 Kinder pro Jahr – (wächst) mit erheblichen, vor allem psychosozialen Belastungen und gravierenden Defiziten an materiellen und sozialen Ressourcen auf.“ Heranwachsende aus sozial benachteiligten Familien bzw. mit Migrationshintergrund – auch sonst gesundheitlich benachteiligt: 35 Gesun dheitsp ädag ogik Welln esserz iehun g g So in zi in al ra e Gesundhe heitst itsarbeit Gesund tion Beweg präven ungsprä ts ei dh vention Gesun Präventions schulung ung itsförder e h d n Gesundheits Gesu kindergarte n inrichtung Gesunde Kindertagese Gesunde Erziehung und Bildung iehung Hygieneerz Gesundheitsbildung 34 Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 13 Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 39 40 Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 14 Vortrag: Prof. Dr. Heiner Keupp Vortrag: Prof. Dr. Heiner Keupp Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe Erwerb von Methylphenidat (z.B. Ritalin) durch Apotheken Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe Empfehlungen Gesundheitsförderung im Schulalter Förderung Allgemeine Förderung in der Familie Hilfe Hilfen zur Erziehung; Eingliederungshilfen Schutz Risikoabschätzung u.. ggf. Maßnahmen nach § 8a SGB VIII Das Spektrum früher Förderung Die steigenden gesundheitlichen Belastungen (Ernährungsprobleme, Übergewicht, chronische Erkrankungen wie Allergien und psychosoziale Probleme wie ADHS) dürfen nicht medikalisiert werden. Drei grundlegend unterschiedliche Zugänge: Weil in der Schule alle Kinder erreicht werden können, bedarf es einer verbesserten Kooperation von gesundheitsförderlichen Angeboten der Kinder- und Jugendhilfe und der Schule durch den Ausbau der Schulsozialarbeit. Kindeswohl als staatliche Kontrollaufgabe Speziell in den Ganztagesangeboten ist die systematische Förderung von altersspezifischen Gesundheitsthemen relevant. Kindeswohl durch Risikoprävention und Förderung der Elternselbsthilfe (etwa durch Projekte wie Elterntalk) Quelle: Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, BfArM 2008 Gesundheitsförderung als Ressourcenförderung Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 41 Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe 16.04.2010 47 48 Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 42 Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe Quelle: DIE ZEIT vom 30.07.2009 Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe Empfehlungen Gesundheitsförderung im Jugendalter Dringend erforderlich ist eine stärkere fachliche (und politische) Aufmerksamkeit für die gesundheitlichen Herausforderungen und Risiken des Jugendalters (vor allem psychosoziale Probleme wie Sucht, Essstörungen, Depressionen). Notwendig ist die Unterstützung bei der Erarbeitung realistischer und erreichbarer Lebensziele und der identitären Grenzziehung. Diese sind Voraussetzung für Gewinnung von Lebenskohärenz. Unterstützung ist vor allem bei der Bewältigung von Übergängen (z.B. Schule – Beruf) relevant. 16.04.2010 Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « Jugendliche in ambulanten, teilstationären und stationären Hilfen zu Erziehung bedürfen einer genügend intensiven, aber an ihre Lebenswelt anschlussfähige, nicht ausgrenzende und mit dem Gesundheitssystem vernetzte Hilfen. Kindertageszentrum (KiTZ): Kooperationsangebote Kindertageszentrum (KiTZ): Angebotspalette 43 Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe 16.04.2010 44 Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe 49 Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe Quelle: DIE ZEIT vom 30.07.2009 Empfehlungen Gesundheitsförderung bei Jungen Erwachsenen 45 Verbindliche Netzwerkbildung Netzwerke für eine verbesserte Kooperation von Kinder- und Jugendhilfe, Gesundheitssystem und Eingliederungshilfe sind erforderlich. In diesen vernetzten Strukturen sind zielgenaue Handlungsstrategien bezogen auf den jeweiligen Sozialraum, die speziellen Problemkonstellationen und unter Berücksichtigung der Erfahrungen und Kompetenzen der beteiligten Systeme zu entwickeln, durchzuführen und zu evaluieren. Diese Netzwerke sind von besonderer Bedeutung in den Bereichen Junge schwangere Frauen in belastenden, unsicheren Lebenssituationen haben ein besonders hohe Gesundheitsrisiko und bedürfen deshalb einer besonderen Unterstützung, die sowohl die berufliche und psychosoziale Förderung der Mütter als auch die Entwicklungsförderung der Kinder einschließt. Frühe Förderung, Kindertagesbetreuung, Schnittstelle Schule – Kinder und Jugendhilfe, Jugendliche in belastenden Lebenslagen, Kinder und Jugendliche mit Behinderung. Die Koordination ist Aufgabe des Kinder- und Jugendhilfesystems und muss finanziert sein In einem Bundesmodellverbund ist diese Netzwerkförderung anzuschieben und zu evaluieren. 46 Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 15 Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe Arbeitsfeldübergreifende Herausforderungen Verstärkte Aktivitäten der Kinder- und Jugendhilfe, zur Förderung materieller, sozialer, psychischer, intellektueller und körperlicher Ressourcen zur Sicherung des Berufseinstiegs und einer möglichst selbständigen Lebensführung. Frühe Hilfen müssen als umfassendes Unterstützungsangebot für Eltern von der Schwangerschaft über die Geburt bis zu den ersten Lebensmonaten/-jahren organisiert werden. Familienhebammen sind hier ein mögliches Angebot, allerdings bedürfen sie einer sozialdiagnostischen Qualifizierung. Am besten geeignet scheinen Early-excellence-Projekte, Kinder-Tages-Zentren (KiTZ), „Haus für Familien“, Mütter- und Familienzentren und Mehr-Generationen-Häuser, die sozialraumbezogen ausgerichtet sind und ein komplexes Angebot machen können. Frühe Hilfen dürfen nicht unter einer Kontrollperspektive wahrgenommen werden, sondern als abrufbare Assistenz und als Orte, an denen sich Familien treffen und austauschen und damit auch selbst organisieren können. 50 Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « Empfehlungen Empfehlungen Gesundheitsförderung in der frühen Kindheit durch ein integriertes System früher Förderung Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 51 52 Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 16 Vortrag: Prof. Dr. Heiner Keupp Vortrag: Dr. Antje Richter-Kornweitz Vortrag 2: Bildung – Gesundheit – Armut Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe … Akteure in den lokalen Netzwerken: Gemeinsame Aufgaben der Jugend- und Gesundheitsämter Eingliederungshilfe Beratungsbereich Teilstionäre Angebote Ehe-, Familien- und Lebensberatung Entwicklung einer gemeinsamen „Sprache“ & Suchtberatung gemeinsamer Ziele Sozialpädiatrische Zentren Kooperation bei den Netzwerkkonferenzen Migrationsberatung Schwangerenberatung Sozialpädaiatrische Frühförderstellen Zentren Heilpädadogische Angebote Frauenberatungsstellen Erziehungsberatung Sensibilisierung und Aktivierung von Jugendhilfe Kooperationspartnern Aufbau einer Präventions- und Reaktionskette (Arbeitsabläufe) Jugendamt Kindertagesbetreung Jugendamt Gesundheitsamt Gesundheitshilfe Familienbildung Geburts- und Kinderkliniken Gesundheitsamt Schwangerenberatung Hebammen und Psychiatrien Entbindungspfleger Gestaltung von Hilfen an der Schnittstelle von Jugend- und Gesundheitshilfen Stärkung präventiver Angebote Früherkennungsuntersuchungen als GynäkologInnen Gesundheitsförderung Dr. Antje Richter-Kornweitz, Fachreferentin, Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e.V. Kita´s Hilfen zur Erziehung Kinderschutzdienste flankierende Partner & Bereiche KinderärztInnen Frauenhäuser Polizei Schulen Frühförderung Familiengerichte Sozialämter Agenturen für Arbeit 53 Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « „Kommunales Biotop“ Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe Selbsthilfegruppen Patientenorganisationen Krankenkassen Akutklinik: Pädiatrie, KJP Kinder-/Jugendhilfe Apotheken Kuration Rehabilitation Prävention Fach- und Rehaklinik Kindertagesstätten Kinder-/Jugendhilfe Gesundheitshäuser Kindergärten Rentenversicherung Akutklinik: Pädiatrie, KJP Hebammen Versorgungsnetzwerk Ambulanzen Tagesklinik Beratungsstellen Rentenversicherung TherapieFörderzentrum Agentur für Arbeit Schulsozialarbeit Kindertagesstätten Ambulante Fachtherapeuten Public Health Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « Gesundheitshäuser Kuration Rehabilitation Prävention Ambulanzen Tagesklinik Beratungsstellen Sozialhilfe 55 Kinderarmut Hebammen Versorgungsnetzwerk Fach- und Rehaklinik Schulen Apotheken MVZ: Ärzte, Filialen Kinderkrippe Kindergärten Frühförderung Schulen Patientenorganisationen Krankenkassen MVZ: Ärzte, Filialen Kinderkrippe 54 Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « Schulen TherapieFörderzentrum Agentur für Arbeit Public Health Armutsquoten Gesamt 12% der Gesamtbevölkerung (EU- Frühförderung SILC) Schulen 18% der Gesamtbevölkerung Bildung – Gesundheit - Armut Schulsozialarbeit (SOEP 2005) Armutsschwellen 781,- € Alleinstehende 1640,-€ Familie mit zwei Kindern Ambulante Fachtherapeuten Haus-/Fachärzte Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 56 Seeon, 13. April 2010 Kinder 18% bzw. 26% der Kinder bis 15 Jahre (EU-SILC bzw. SOEP 2005) Dr. Antje Richter-Kornweitz, Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e.V. *Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung 2008; Schäfer in wisimit 11/2008 Der 13. KJB: Gesundheitsförderung durch Kinder- und Jugendhilfe „Warenkorb“ Berechnung der Armutsquoten Armutsrisikoquote 30 Armutsrisikoquote in % 30 in % Herausforderungen an die Politik (Bund, Land, Kommune) 25 monatlich täglich monatlich täglich Nahrung, Getränke, Tabakwaren 79,55 € 2,65 € 92,87 € 3,10 € 106,19 € 3,54 € Bekleidung, Schuhe 21,50 € 0,72 € 25,10 € 0,84 € 28,70 € 25 0,96 € Wohnung (ohne Miete), Strom 17,20 € 0,57 € 20,08 € 0,67 € 22,96 € 0,77 € Möbel, Apparate, Hausgeräte 15,05 € 0,50 € 17,57 € 0,59 € 20,09 € 0,67 € Gesundheitspflege 8,60 € 0,29 € 10,04 € 0,33 € 11,48 € 0,38 € Verkehr 8,60 € 0,29 € 10,04 € 0,33 € 11,48 € 0,38 € Telefon, Fax 19,35 € 0,65 € 22,59 € 0,75 € 25,83 € 0,86 € Freizeit, Kultur 23,65 € 0,79 € 27,61 € 0,92 € 31,57 € 1,05 € Beherbergungs- & Gaststättenleistungen 4,30 € 0,14 € 5,02 € 0,17 € 5,74 € 0,19 € Sonstige Waren & Dienstleistungen 17,20 € 0,57 € 20,08 € 0,67 € 22,96 € 20 20 Verringerung ungleicher Gesundheitschancen als vorrangiges nationales Gesundheitsziel Verbesserung von Voraussetzungen für Netzwerkbildung und von deren Absicherung Gesetzesfolgenabschätzung und Prüfaufträge Verbesserung der Voraussetzungen für die Kooperation mit der Schule 15 15 10 ins ges amt bis 15 Jahre 16 bis 24 Jahre 5 insgesam t bis 15 Jahre 16 bis 24 Jahre 5 20 20 05 04 03 01 02 Bezugs jahr (Datenbasis: BT-Drs. 16/9915, S. 183) 20 20 20 99 19 00 20 98 19 03 04 05 20 20 02 20 20 00 99 98 01 20 20 19 Bezugsjahr (Datenbasis: BT-Drs . 16/9915, S. 184) 17 0 19 57 10 0 Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « Kinder: 15. bis 24. Lebensjahr (80% des Regelsatzes) täglich Kinder: 6. bis 14. Lebensjahr (70% des Regelsatzes) monatlich bezogen auf EU-SILC bezogen auf 60 % des Medianeinkommens Empfehlungen Unter 6 Jährige (60% des Regelsatzes) Ausgestaltung des Regelsatzes für Kinder Bildung 0,77 € …. … … … … … 215 € 7,17 € 251 € 8,37 € 287 € 9,57 € 18 Vortrag: Dr. Antje Richter-Kornweitz Vortrag: Dr. Antje Richter-Kornweitz Zitat einer Alleinerziehenden Caritas Hort im „Haus des Lebens“ AWO Beratungsstelle Schülerhilfe Begu Begegnungsstätte,Kinder gruppe, Fußballgruppe „Man kann davon leben. Aber nicht in dieser Gesellschaft. Wir sind ja ganz unten, auf der untersten Stufe und die anderen sind alle über uns. Und die Kinder wachsen damit auf.“ Kinderschutzbund Brake Beratungsstelle, Hort, Kinderbüro, Schülerhilfe, Ferienpass, Multikulturelle Kindergruppe Kirchen Kindergruppe Spiel/Sportplätze Schwimmbad N=6 Kinderschutzbund Brake Beratungsstelle, Hort, Kinderbüro, Schülerhilfe, Multikulturelle Kindergruppe Caritas Hort im „Haus des Lebens“ Kirchen Kindergruppe N=3 AWO Beratungsstelle Schülerhilfe Begegnungsstätte Kindergruppe, Fußballgruppe N=6 Vereine: Kultur Jugendgruppe Niederdtsch. Bühne N=8 N=6 N=1 Vereine: Freizeit Jugendfeuerwehr Schützenverein N=4 Spiel/Sportplätze Schwimmbad A`98 KIND N=20 N=2 6 –12 J. Kreismusikschule N=1 Städtische oder katholische Bibliothek N=19 N=11 Gleichaltrige N=19 Familie (außer Eltern u. Geschwister) wie Großeltern und andere Verwandte N=21 Spielmannzug Grundschulen „wilde“ Spielplätze z.B. Kaje, Bahngleise, Sieltief, „Innenstadt“ Kreismusikschule N=7 6 – 12 J. N=17 N=21 Städtische oder katholische Bibliothek 29,3% N=4 1 N=21 8,4% Spielmannzug Grundschulen „wilde“ Spielplätze z.B. Kaje, Bahngleise, Sieltief, „Innenstadt“ Arm Nicht-arm Nein Quelle: Wir lassen kein Kind zurück. Soziale und gesundheitliche Lage von kleinen Kindern im Land Brandenburg. Beiträge zur Sozial- und Gesundheitsberichterstattung Nr. 5. 2007. Quelle: Antje Richter: Wie erleben und bewältigen Kinder Armut? Shaker Verlag, Aachen 2000 4. Klasse für 27,4% oder jede vierte Familie, in der beide Eltern nichterwerbstätig sind für 20,6% oder jede fünfte nichterwerbstätige Alleinerziehende Ja Quelle: Holz/Richter/Wüstendorfer/Giering: Zukunftschancen für Kinder. Berechnungen des ISS. TIMMS-Daten 2007 Gesundheitliche Einschränkungen sozial benachteiligter Mädchen und Jungen Und ab Drei Jahren..? Kein früher Kindergartenbesuch: Je 1% übersprungen Sehen und Hören Sprachentwicklung Bewegungskoordination Bewältigungsverhalten Ernährung, Ernährungsverhalten, Zahnerkrankungen Übergewicht 4.8% 11,6% Teilnahme an Früherkennungsuntersuchungen Impfbereitschaft Quelle: Bos, Stubbe, Buddeberg 2009 zu TIMMS-Daten 2007 Armutsgefährdung hier definiert nach 60% Median (15% Gesamtbevölkerung) Quelle: Antje Richter: Wie erleben und bewältigen Kinder Armut? Shaker Verlag, Aachen 2000 In Kitas beobachtete gesundheitliche Belastungen (N=634 Kitas) 70,7% N=9 B`98 KIND N=20 N=21 Gleichaltrige 91,6% Vereine: Freizeit Jugendfeuerwehr, Schützenverein Frühe Förderung für alle Kinder? Vereine: Sport z.B. Turnen, Fußball Handball N=1 N=5 0 N=1 Familie (außer Eltern u. Geschwister), wie Großeltern, andere Verwandte In: Richter 2000 Vereine: Kultur Jugendgruppe Niederdtsch. Bühne N=20 N=8 Klassenwiederholung Vereine: Sport z.B. Turnen, Fußball Handball Unterschiede bei Einschüler/innen Entwicklungsverzögerungen (13,5%) Starke Unruhe/Konzentrationsprobleme (9%) Sprachentwicklungsstörungen (8%) Starke Karies (5,6) Kindliche Gefährdungspotenziale im Kontext von Armut Am seltensten wurden genannt: Deutliche Mangelernährung Starke Traurigkeit Besonders Lernbehinderungen, aber auch Sprachbehinderungen und Verhaltensauffälligkeiten Organisch bedingte, geistige, körperliche oder sinnesspezifischen Behinderungen Ausprägungsgrad der Defizite und Schädigungen höher Armut ist ein Risikofaktor! In sozialen Brennpunkten war das Spektrum der Erkrankungen und Belastungen breiter traten Entwicklungsverzögerungen und gesundheitliche Einschränkungen etwa doppelt so häufig auf Hat gesundes Aufwachsen Zukunft? höhere Exposition gegenüber Gesundheitsrisiken, cen our Informations- und Beratungsdefizite, ess R t– Schwellenängste und Schwierigkeiten mit formalen höh t Anträgen, n er hränk e g c n fehlende Durchsetzungsfähigkeit von Eltern zur bes astu Erlangung Bel notwendiger Verordnungen und Versorgung beim Arzt, Größere Toleranz gegenüber Entwicklungsabweichungen sozial selektive Wirkung von sozialen und gesundheitlichen Hilfsangeboten Quelle: Wir lassen kein Kind zurück. Soziale und gesundheitliche Lage von kleinen Kindern im Land Brandenburg. Beiträge zur Sozial- und Gesundheitsberichterstattung Nr. 5. 2007. 19 20 Vortrag: Dr. Antje Richter-Kornweitz Vortrag: Hildegard Rother-Kiener Vortrag 3: Armut und Chancengleichheit - Konsequenzen für die Kitas des AWO Bezirksverbandes Oberbayern e.V. Langzeitfolgen Risiken von Langzeitarmut Unterversorgung, Ausgrenzung, keine gleichberechtigte Teilhabe Dauerhafte Armut verschärft jede Auffälligkeit Hildegard Rother-Kiener, Leitung der Fachabteilung Kindertageseinrichtungen, AWO BV Obb. Materielle Versorgung Grundversorgung Bildungserfolg Gesundheit Zugang zu sozialer Unterstützung Geringeres Wohlbefinden bis ins Erwachsenenalter Besondere Risiken, wenn sich Benachteiligungen häufen Geburtskomplikationen, Frühgeburt, sehr junge Elternschaft, chronische Krankheit, Suchterkrankung, Fluchterfahrung, Gewalt, … Strategien gegen Kinderarmut – Impulse für die Praxis Übersicht Inhaltsübersicht des Papiers: Einführung Grundsätze Hrsg.: Arbeitskreis Armut und Gesundheit/ Regionaler Knoten Niedersachsen 2008/Richter u.a. Handlungsrahmen Regionalbezug Die Zehn Schritte 1. Existenz von Kinderarmut auf kommunaler und regionaler Ebene wahrnehmen 2. Mehr als materielle Armut: Kinderarmut richtig einschätzen 3. „Runden Tisch“ Kinderarmut vor Ort einrichten 4. Regelmäßige Berichterstattung über Kinderarmut einführen 5. Leistungsfähiges Netzwerk „Früher Hilfen“ ausbauen Armut und Chancengleichheit - 6. Bildungs- und Betreuungsangebote für Kinder ausbauen 7. Konzepte zur Elternbildung entwickeln 8. Konzepte zur Gesundheitsförderung für Kinder in Kitas, Schulen und Wohnumfeld entwickeln 9. Teilhabe sichern mittels finanzieller Unterstützung durch die Kommunen 10. Qualitätssicherung dieses Prozesses gewährleisten Konsequenzen für die Kitas der AWO BV Obb. „Armuts- und Chancengleichheit“ Grundsätze Einführung 1. Sensibilität für das Thema. Auseinandersetzung mit verfügbaren relevanten Materialien Armut bezieht sich insbesondere auf die Möglichkeiten zur Teilhabe an Bildung, gesundheitlicher Vorsorgung, sozialer Beziehungen, Teilhabe an kulturellen Angeboten Kinderarmut ist nach wie vor ein Thema mit enormer Präsenz. Armut heißt nicht nur wenig Geld zu haben, sondern zunehmend vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen zu sein. Für unsere Arbeit bedeutet dies, dass das Thema „Armut und deren Auswirkungen“ immer wieder einfließt und konkrete Maßnahme entwickelt werden um Bildungs- und Chancengleichheit zu fördern. „Armuts- und Chancengleichheit“ 21 2 Hildegard Rother-Kiener Hildegard Rother-Kiener 2. Subjektive und objektive Einkommensarmut sind keiner Bewertung zu unterziehen. 3 „Armuts- und Chancengleichheit“ 4 Hildegard Rother-Kiener 22 Vortrag: Hildegard Rother-Kiener Workshop: Heidegret Bosche Workshop 1: Essen und genießen Handlungsrahmen Grundsätze 1. Information und Vernetzung 3. Armut ist nicht immer sichtbar. verdeckte Signale von Armut sollten erkannt werden sensibler Umgang mit von Armut Betroffenen Vermittlung von Maßnahmen, die auf die individuelle Situation Rücksicht nehmen Referentin: Heidegret Bosche, Ernährungsmedizinische Beraterin – DGE, Fachberaterin für Ernährung in Krippen und Kitas Wir erreichen mit unseren Angeboten viele Familien, denen andere Hilfs-/ und Unterstützungsmöglichkeiten nicht zugänglich sind Besondere Bedeutung der Kita Der ständige Dialog mit den Eltern hilf beim Erkennen spezifischer Problemlagen 4. Kulturelle und schichtspezifische Eigenarten sind zu beachten Moderatorin: Christine Baudrexl, Fachabteilung Kindertageseinrichtungen, AWO BV Obb. Die Hilfesysteme in der Region sind uns bekannt 5. Migrantinnen und Migranten sind überproportional von Armut betroffen. Begleitung beim Übergang in die Schule Horte „Armuts- und Chancengleichheit“ Hildegard Rother-Kiener 5 Handlungsrahmen „Armuts- und Chancengleichheit“ 6 Hildegard Rother-Kiener Handlungsrahmen 3. Besondere Unterstützungsleistungen für Kinder 2. Finanzielle Beteiligung der Eltern an der Arbeit der Kita „Wahrnehmen“, „Hinschauen“ und individuelle Bewertung der Situation der Kinder Eltern leisten ortsüblichen Elternbeitrag Entwicklung erforderlicher Unterstützungsleistungen Einkommensschwache Familien werden durch Zuschüsse über das JA entlastet Armut hat viele Gesichter und erfordert unterschiedliche Bewältigungsstrategien: Gängige Standards von Kleidung, Brotzeit, Geburtstagsfeiern Förderung alternativer Kompetenzen Einzelkonzepte zur Verschaffung von Zugang zu Förderung und Bildung Betreuungs- und Versorgungsauftrag muss geleistet sein Beispielgebende Funktion im Umgang mit Konfliktlösungen Zusätzliche finanzielle Belastungen sind zu vermeiden „Armuts- und Chancengleichheit“ Hildegard Rother-Kiener 7 „Armuts- und Chancengleichheit“ Fachtagung „Von klein auf stark – Gesundheitsförderung in der Kita“, Kloster Seeon, 13.-14.04.2010 Organisatorisches Umfeld Betrieb/Kommune/Kita-Träger stellen finanzielle Mittel zur Verfügung Rechtliche Vorgaben für die Essensversorgung Staatliche, landesweite, kommunale, trägereigene Gesundheits- u. Sozialpolitik Verpflegungssystem Standards für den Umfang und die Qualität der Verpflegung 8 Hildegard Rother-Kiener Qualitätsansprüche päd. Fachkräfte Qualitätsansprüche Kinder Speisenangebot - WAS Regionalbezug 4. Erziehungspartnerschaft Armut ist überall Besonderes Augenmerk ist auf die Chancengleichheit in Bezug auf Bildung zu legen Jede Kita hat die Verpflichtung materielle Fixierung und Konsumfokussierung entgegen zu wirken und Haltung und Handeln zu überprüfen. Selbstmachen statt kaufen Sorgsamer Umgang mit Sachen / Langlebigkeit Tauschbörsen Spielzeugfreier Kindergarten Naturtage – Ausflüge in die Umgebung Zeitspenden … und viele mehr! Aufnahmegespräch/Erstgespräch: Wichtigkeit der Kooperation mit den Eltern Alternative Kompetenzen von finanziell schwächer gestellten Familien sind zu ermitteln und zu nutzen Eigenverantwortung der Eltern einfordern. „Armuts- und Chancengleichheit“ Hildegard Rother-Kiener 9 „Armuts- und Chancengleichheit“ modifiziert nach Klapp, S Handlungsrahmen Gute Qualität Wahrnehmung von Hunger- und Sättigung WIE - päd. Esssituation Beteiligung der Kinder Kitaspezifisches Hygienekonzept Geprüfter Caterer/hausw. Personal Esskultur u. Tischmanieren Selbstbestimmtes Essen Räumliche u. materielle Essumgebung Essen als Genuss mit allen Sinnen erleben Unterscheiden lernen zwischen Hunger und Appetit auf etwas Bestimmtes Anzeichen von Sättigung erkennen und entsprechend darauf reagieren Sich Esskultur und Tischmanieren aneignen und gemeinsame Mahlzeiten als Pflege sozialer Beziehungen verstehen Wissen über kulturelle Besonderheiten bei Essgewohnheiten und Verständnis dafür erlangen Sich Wissen über gesunde Ernährung und die Folgen ungesunder Ernährung aneignen Signale des eigenen Körpers als Reaktion auf bestimmte Lebensmittel wahr- und ernst nehmen Grundverständnis erwerben über Produktion, Beschaffung, Zusammenstellung und Verarbeitung von Lebensmitteln Erfahrungen mit der Zubereitung von Speisen (Kochen, Backen) sammeln. Qualitätsansprüche Träger, Kommune, Land Qualitätsansprüche Eltern Fachtagung „Von klein auf stark – Gesundheitsförderung in der Kita“, Kloster Seeon, 13.-14.04.2010 Fachtagung „Von klein auf stark – Gesundheitsförderung in der Kita“, Kloster Seeon, 13.-14.04.2010 Was bedeutet Genuss? Genuss bedeutet bewusst erlebte sinnliche Erfahrungen, die positive Gefühle in uns wecken. 10 Hildegard Rother-Kiener Genussvolles Essen Zeit Ziele im Bayerischen Bildungs-Erziehungsplan - BEP Genuss bedeutet mit allen fünf Sinnen – Sehen, Riechen, Schmecken, Hören und Tasten wahrzunehmen. Genuss ist eine der wichtigsten Quelle für Gesundheit. 23 24 Workshop: Heidegret Bosche Workshop: Heidegret Bosche Fachtagung „Von klein auf stark – Gesundheitsförderung in der Kita“, Kloster Seeon, 13.-14.04.2010 Was bedeutet Genuss? Genuss bedeutet bewusst erlebte sinnliche Erfahrungen, die positive Gefühle in uns wecken. Fachtagung „Von klein auf stark – Gesundheitsförderung in der Kita“, Kloster Seeon, 13.-14.04.2010 Genuss braucht Zeit Sieben Genussregeln Inklusive aller Vor- und Nachbereitungen wird ein Zeitrahmen bis zu einer Stunde als angemessen erachtet. Genuss ist eine der wichtigsten Quelle für Gesundheit. Innenreize „Kinder spüren es, wenn sie Hunger haben oder satt sind, deshalb entscheiden sie selbst, ob, was und wie viel sie essen möchten.“ Fachtagung „Von klein auf stark – Gesundheitsförderung in der Kita“, Kloster Seeon, 13.-14.04.2010 „Essen als Genuss mit allen Sinnen erleben“ BEP Selbstbestimmtes Essen unterstützt die Wahrnehmungsfähigkeit für das Hunger- und Sättigungsgefühl. Emma und Liv, Kita Hohwisch, Bremen Heidegret Bosche, Ernährungsmedizinische Beraterin DGE Fachtagung „Von klein auf stark – Gesundheitsförderung in der Kita“, Kloster Seeon, 13.-14.04.2010 Fachtagung „Von klein auf stark – Gesundheitsförderung in der Kita“, Kloster Seeon, 13.-14.04.2010 „Anzeichen von Sättigung erkennen und entsprechend darauf reagieren“ BEP Die Mahlzeiten sind so geregelt, dass die Kinder ausreichend Zeit haben, um in ihrem individuellen Tempo zu essen (einige schnell, andere langsam). Sie werden nicht zur Eile getrieben. Genuss geht nicht nebenbei. Genuss ist immer erlaubt. Spüren, was mir gut tut. Weniger ist mehr. Genuss braucht Erfahrung. Genuss für jeden Tag. Genuss braucht Zeit. Genuss bedeutet mit allen fünf Sinnen – Sehen, Riechen, Schmecken, Hören und Tasten wahrzunehmen. Fachtagung „Von klein auf stark – Gesundheitsförderung in der Kita“, Kloster Seeon, 13.-14.04.2010 Fachtagung „Von klein auf stark – Gesundheitsförderung in der Kita“, Kloster Seeon, 13.-14.04.2010 Außenreize, die zum Essen verführen Foto-Quelle: www.dradio.de/images/37725/portrait Fachtagung „Von klein auf stark – Gesundheitsförderung in der Kita“, Kloster Seeon, 13.-14.04.2010 Imitationslernen: Das wichtigste Lernprinzip Machen Sie sich bewusst, dass Ihr Essverhalten von den Kindern beobachtet und imitiert wird und Sie dadurch großen Einfluss auf die Essgewohnheiten der Kinder haben. Mit der Nase den guten Geruch wahrnehmen und Vorfreude spüren, mit den Augen das farbenfrohe Essen betrachten und Appetit bekommen, mit den Fingern tasten wie es sich anfühlt, mit dem Mund schmecken und genießen, und mit den Ohren hören, wie es beim Genießen knackt und knistert. Fachtagung „Von klein auf stark – Gesundheitsförderung in der Kita“, Kloster Seeon, 13.-14.04.2010 Quelle: T. Ellrott, Wie Kinder essen lernen, aus: Ernährung 2007 Fachtagung „Von klein auf stark – Gesundheitsförderung in der Kita“, Kloster Seeon, 13.-14.04.2010 Fachtagung „Von klein auf stark – Gesundheitsförderung in der Kita“, Kloster Seeon, 13.-14.04.2010 Steuerung des Essverhaltens Fachtagung „Von klein auf stark – Gesundheitsförderung in der Kita“, Kloster Seeon, 13.-14.04.2010 Selbstbestimmtes Essen Kein Kind muss essen, aufessen oder Essen probieren, wenn es nicht möchte. Sie werden ermuntert aber nicht gedrängt von allen Speisen zu probieren. Reste auf dem Teller werden akzeptiert. Quelle: KiTa Bremen, Essen und Trinken als Qualitätsmerkmale, 2007 Quelle: T. Ellrott, Wie Kinder essen lernen, aus: Ernährung 2007 KiTa Bremen, Zeppelins traße, 2008 Kita Hohwisch, Bremen, Foto: M Wendt, 2008 25 26 Workshop: Heidegret Bosche Workshop: Heidegret Bosche Fachtagung „Von klein auf stark – Gesundheitsförderung in der Kita“, Kloster Seeon, 13.-14.04.2010 Selbstbestimmung Unterstützen Sie jedes Kind, dass sein Essen selbst auffüllen und sein Getränk eingießen möchte. Quelle: KiTa Bremen, Essen und Trinken als Qualitätsmerkmale, 2007 Kita Hardenbergstr. Bremen, Foto: M Wendt, 2008 Fachtagung „Von klein auf stark – Gesundheitsförderung in der Kita“, Kloster Seeon, 13.-14.04.2010 Belohnen oder bestrafen Sie nie mit Essen Jedes Kind bekommt seinen Nachtisch unabhängig davon, ob es die Hauptmahlzeit aufgegessen hat oder ob es überhaupt etwas gegessen hat. Fachtagung „Von klein auf stark – Gesundheitsförderung in der Kita“, Kloster Seeon, 13.-14.04.2010 Fachtagung „Von klein auf stark – Gesundheitsförderung in der Kita“, Kloster Seeon, 13.-14.04.2010 Verbote fördern Vorlieben Bei streng erzogenen Kindern zeigte sich eine deutliche Vorliebe (55%) für die Limo mit dem höchsten Zuckergehalt. Dagegen bevorzugten nur 33% diese Limo, wenn sie aus Elternhäusern kamen, die weniger streng waren. Eine extreme Verknappung löst besonders großes Verlangen aus. Fachtagung „Von klein auf stark – Gesundheitsförderung in der Kita“, Kloster Seeon, 13.-14.04.2010 „Sich Wissen über gesunde Ernährung und die Folgen ungesunder Ernährung aneignen.“ BEP Aber: Gesundheit ist kein Argument für Kinder Es wird ein Zusammenhang hergestellt zwischen „gesund“ und Speisen, die Kindern meistens nicht so gut schmecken. Der Zeithorizont ist für Kinder zu groß, um mögliche gesundheitliche Konsequenzen wahrzunehmen. Fachtagung „Von klein auf stark – Gesundheitsförderung in der Kita“, Kloster Seeon, 13.-14.04.2010 Die Diskrepanz zwischen Wissen und Tun Ernährungswissen beeinflusst bei Kindern (und Erwachsenen) kaum das Verhalten. Kinder können gesunde und ungesunde Lebensmittel gut trennen. Aber was sie für gesund halten (z.B. Gemüse) mögen sie meistens nicht. Dagegen ist Ungesundes (nicht nur bei Kindern) sehr beliebt. Gesundheit ist für Kinder selbstverständlich, die muss man sich nicht „er- essen“! Fachtagung „Von klein auf stark – Gesundheitsförderung in der Kita“, Kloster Seeon, 13.-14.04.2010 „Sich eine Esskultur und Tischmanieren aneignen und gemeinsame Mahlzeiten als Pflege sozialer Beziehungen verstehen“ BEP Dekorieren Sie gemeinsam mit den Kindern den Tisch mit Tischdecken, Sets und jahreszeitlichen Schmuck. Fachtagung „Von klein auf stark – Gesundheitsförderung in der Kita“, Kloster Seeon, 13.-14.04.2010 Fachtagung „Von klein auf stark – Gesundheitsförderung in der Kita“, Kloster Seeon, 13.-14.04.2010 „Erfahrungen mit der Zubereitung von Speisen (Kochen, Backen) sammeln.“ BEP „Grundverständnis erwerben über Produktion, Beschaffung, Zusammenstellung und Verarbeitung von Lebensmitteln.“ BEP Sorgen Sie für eine ruhige und kommunikative Atmosphäre. Wecken Sie die Neugier der Kinder für das Essen, in dem Sie mit ihnen über die Herkunft, die Zusammensetzung der Speisen, den Geschmack, den Geruch und das Aussehen sprechen. Kita Hohwis ch Bremen, Foto: M Wendt, 2008 … beim gemeinsamen Kochen Kita Regenbogenhaus Bremen, Foto: M Wendt, 2008 Fachtagung „Von klein auf stark – Gesundheitsförderung in der Kita“, Kloster Seeon, 13.-14.04.2010 Verschiedene Länder – verschiedene Essgewohnheiten Essen und Kochen bieten Kindern viele Lernfelder. Sie können sich Sachwissen aneignen und Basiskompetenzen ausbilden. Fachtagung „Von klein auf stark – Gesundheitsförderung in der Kita“, Kloster Seeon, 13.-14.04.2010 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Es gibt einen geeigneten Essraum (Kinderrestaurant) oder einen festen Platz im Gruppenraum, wo die Mahlzeiten in einer ruhigen, gemütlichen Atmosphäre eingenommen werden können. Das Ess- und Trinkgeschirr ist aus Porzellan oder Glas und ermöglicht den Kindern Erfahrung mit zerbrechlichem Material zu machen. Das Besteck ist in Größe und Form für Kinderhände geeignet. Kannen, Schüsseln und Auffüllbesteck stehen in ausreichender Anzahl und Größe zur Verfügung, so dass auch für kleinere Tischgemeinschaften eine selbstständige Portionierung möglich ist. Kinder erhalten über Mahlzeiten Einblicke in die Alltagskulturen ihrer Freunde. Heidegret Bosche , Ernährungsmedizinische Beraterin DGE Fachtagung „Von klein auf stark – Gesundheitsförderung in der Kita“, Kloster Seeon, 13.-14.04.2010 Materielle Essumgebung Tische und Stühle entsprechen der Körpergröße der Kinder, d.h. sie können beim Essen ihre Füße flach auf den Boden setzen. Heidegret Bosche Ernährungsmedizinische Beraterin DGE Universität Bremen Linzer Str. 10 28359 Bremen Tel.: 0421 – 59 59 634 Email: [email protected] Quelle: KiTa Bremen, Essen und Trinken als Qualitätsmerkmale, 2007 Heidegret Bosche , Ernährungsmedizinische Beraterin DGE 27 28 Workshop: Heidegret Bosche Workshop: Michael Passolt Workshop 2: Bewegungsspaß mit Wirkung Referent: Michael Passolt, Dipl. Motologe und Psychomotoriker, Leiter Institut für Bewegungsbildung und Psychomotorik, Gröbenzell Moderatorin: Marianne KummererBeck , Fachabteilung Kindertageseinrichtungen, AWO BV Obb. Psychomotorik ist im pädagogischen wie im therapeutischen Kontext eine kindgerechte Möglichkeit, Kinder durch Spiel, Spaß und Bewegung neue Erlebnisqualität zu vermitteln. Es geht dabei um die Idee, sich selbst, seine dingliche Umwelt und im gemeinsamen Spiel auch neue soziale Erfahrungen zu sammeln, Kompetenzen (ich-, sach-, sozial- Kompetenzen) zu entwickeln und Performanzen (Erfahrungen und Kompetenzen zeigen) zu erlangen. Es ist ein Ausprobieren was möglich ist – und was das Kind sich dabei zutraut. Es wird niemand beschämt oder ausgelacht. Kinder sind so aktiv Tätige und entwickeln im Tätig-Sein ein Gefühl, nicht nur abzuwarten, sondern Gestalter zu sein. So entwickeln sie Selbstbewusstsein und ein Selbstwirksamkeitsgefühl. Durch die Rückmeldungen anderer Kinder begegnen sich Selbst- und Fremdeinschätzung und führen – bei Deckung – zu einem positiven Selbst29 30 Workshop: Michael Passolt konzept. Lob und positive Rückmeldungen von anderen Kindern geben Mut, Zufriedenheit, Ausgeglichenheit. Je mehr sich ein Kind so wahrnimmt, einschätzt, bewertet umso mehr wird Workshop: Michael Passolt es sich dann auch mit Problemen beschäftigen und sich aktiv mit Problemen auseinandersetzten. Und diese Aktivität schafft Lebensmut. 31 32 Workshop: Michael Passolt Workshop: Dr. Antje Richter-Kornweitz Workshop 3: Resilienz - Stärken stärken Referentin: Dr. Antje Richter-Kornweitz, Fachreferentin, Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e.V Moderatorin: Hildegard Rother-Kiener, Fachabteilung Kindertageseinrichtungen, AWO BV Obb. 33 34 Workshop: Dr. Antje Richter-Kornweitz Workshop: Dr. Antje Richter-Kornweitz 35 36 Workshop: Dr. Antje Richter-Kornweitz Workshop: Dr. Antje Richter-Kornweitz 37 38 Workshop: Dr. Antje Richter-Kornweitz Workshop: Petra Schenk Workshop 4: Wohlfühlen durch Körperpflege Referentin: Petra Schenk, Erzieherin, Philosophin (M.A.) Moderatorin: Nadine Giessl, Fachabteilung Kindertageseinrichtungen, AWO BV Obb. 1. Einleitung Dieser Workshop thematisiert die Zusammenhänge von Körper und entsprechenden angemessenen Techniken zu dessen Pflege hinsichtlich der für Kinder relevanten Bedürfnisse und Anforderungen. Dabei sollen gemeinsam Impulse sowohl für die alltägliche Praxis, als auch die Projektarbeit in den Kindertageseinrichtungen erarbeitet werden. Es geht um Gesundheit und Gesunderhaltung, im Wesentlichen aber um „Wohlfühlen“ – gem. dem „Wohlbefinden“, welcher den erweiterten Gesundheitsbegriff der WHO benennt. Im Fokus steht der Körper, der als Freund betrachtet und pfleglich behandelt wird: „Ich fühle mich wohl in meinem Körper“ 2. Philosophische Grundgedanken zum Thema Antike Philosophie war oft „Philosophie der Lebenskunst“. Diese erlebt seit einigen Jahren eine Renaissance (z.B. bei 39 Wilhelm Schmidt, „Mit sich selbst befreundet sein. Von der Lebenskunst im Umgang mit sich selbst“, Frankfurt a. M. 2004). Die philosophischen Überlegungen zu einem gelungenen Leben thematisiert die bewusste, überlegte Lebensführung. „Selbstfürsorge“ Mithilfe der Philosophie der Lebenskunst als Hintergrund lässt sich begründen, warum die Pflege des eigenen Körpers so fundamental ist. Die Sorge um sich und das eigene Wohlergehen betrifft Körper, Geist und Seele. Diese sind sowohl einzeln in ihren Bedürfnissen zu respektieren, als auch in Balance zu bringen. Die Stärkung der eigenen Gesundheit beinhaltet die eigenverantwortliche Pflege des Körpers genauso wie der anderen Lebensbereiche. Als Schlüsselkompetenz kann die Selbstsorge diejenige Ressource sein, welche durch Übung und Gewöhnung („Asketik“) die Person nicht nur stärket, sondern viel grundlegender bildet. Des- 40 Workshop: Petra Schenk halb ist die Fähigkeit zur Selbstsorge kein Ziel in weiter Ferne, sondern ein basales Können, das es früh zu fördern gilt. Die Herkunft des Begriffs der „Hygiene“ verweist auf diesen Zusammenhang: Dieser Ausdruck aus dem Griechischen („hygieinos“) meint nicht nur die Pflege der Gesundheit, sondern alles, was der Gesundheit zuträglich ist. „Selbstkultur“ Für ein ausgewogenes Verhältnis von Körper, Geist und Seele ist Respekt sich selbst gegenüber notwendig („sich selbst pfleglich behandeln“). Die damit verbundene Praxis von Körperpflege und –übungen (nur als zwei wesentliche Aspekte) ist die persönliche „Selbstkultur“. Jene oft beklagte Haltlosigkeit der modernen Kultur ist entgegenzuwirken: Kulturtechniken wie die der Körperpflege sind ein wesentliches Mittel hierfür. Hier erfordert es aber eben auch Selbstüberwindung: Die Erkenntnis der erforderlichen Tätigkeit und die Gewöhnung an deren Praxis führt erst dann zum Selbstverständnis, wenn die Ausübung nicht mehr in Frage gestellt wird. „Selbsterziehung“ Die „Selbsterziehung“ – in diesem Fall die Beziehung zum Körper, aber auch allen anderen Workshop: Petra Schenk Aspekten des Selbstbezugs – entspricht zudem der Beziehung zur Welt. Dieser Aspekt ist relevant für die Entwicklung von Solidarität. Dieser Grundgedanke stammt von Aristoteles (in der „Nikomachischen Ethik“, ca. 330 v. Chr.): Selbstliebe als Grundlegung jeder sozialen Beziehung. Wer freundlich mit sich selbst ist, kann mit Anderen befreundet sein – und jede Freundschaft spiegelt das jeweilige Selbstverständnis. 3. Implikationen für die pädagogische Praxis: Um im Alltag von Kindertageseinrichtungen diesen Fokus auf Selbstsorge umzusetzen, ist die analytische Betrachtung einzelner Schritte des Lernens hilfreich: Zu allererst steht der Erwerb von Fertigkeiten. Mit wachsenden kognitiven Fähigkeiten wird ein entsprechend erweitertes und vertieftes Wissen um Zusammenhänge erforderlich. Darauf bauen die Erkenntnis von Notwendigkeiten bzw. später die so wichtige Anerkennung der eigenen körperlichen Bedürfnisse auf. Am wichtigsten wird schließlich - für die zunehmend gewohnten Abläufe zur Körperpflege - deren Selbstverständlichkeit sein. Die Internalisierung der erlernten Fertigkeiten und des Wissens über Körperpflege kennzeichnet sich durch den Respekt dem eigenen Körper gegenüber. „Normalität“ Diese Analyse zerlegt allerdings nicht den Prozess des Lernens in voneinander unabhängige Elemente, sondern versucht die Struktur herauszuarbeiten, in welcher die jeweils altersgemäßen Fähigkeiten und Bedürfnisse in Erscheinung treten – die in jeder Phase des Heranwachsens wieder erneut virulent sind, mit jeder neuen Themenstellung. 41 In der Krippe sind elementare Erfahrungen mit dem Körper und seinen Grenzen jeweilige Bausteine des Körperlernens. Die ersten Fertigkeiten (Händewaschen, Toilettengang u.ä.) müssen erlernt und trainiert werden. Die grundlegende Erkenntnis ist: „Was ist mein Körper?“ und damit ein erstes „Wer bin ich?“. Identität erneut die Selbstbeziehung mit der Beziehung zu Um- und Mitwelt in Verbindung gebracht. Im Kindergarten verfeinert sich diese Fragestellung: „Was braucht mein Körper- und warum?“. Die Übung der Körperpflege ist zunehmend Gewohnheit. Jetzt geht es deshalb vermehrt um Wissen und erweiterte Erfahrung mit dem Körper. Die Pflege des Körpers kann immer mehr bewusst mit Wohlbefinden in Verbindung gebracht werden. Körperbewusstheit und Selbstbewusstsein Das Wortfeld „Putzen“: Das Putzen und der Putz – die Verwandtschaften der Begriffe verweist auf den Zusammenhang Sauberkeit und Schönheit. Zur Pflege des Lebst gehört demnach auch Kleidung („Kopfputz“, Putzmacher“). Weitere Aspekte sind Schmuck und Schminke. Im Hort stehen neue Bedürfnisse im Vordergrund: Wachstum und beginnende Pubertät konfrontieren mit neuen Aspekten des Körpers. Seelisches Wohlbefinden wird häufig in Verbindung mit „Schönheit“ thematisiert. Die Frage nach der eigenen Identität stellt sich erneut. Erweiterte Selbsterfahrung 4. Neben der reinen Übung entsprechender Fertigkeiten und Techniken bzw. der Arbeit am Lernfeld „Körper“ lassen sich erweiterte Themen anknüpfen. Katzenwäsche: In Spiel und Gespräch können Aspekte der Körperpflege anhand von Tierbeobachtungen und den entsprechenden Verhaltensweisen thematisiert werden. Mit Kindern Werke aus der Kunstgeschichte zu betrachten, eröffnet zusätzliche Räume der Diskussion und der Reflexion. Kunst als Begegnung mit der Geschichte der Menschheit und als Konfrontation mit „fremden Welten“ kann Kindern frappierende Erkenntnisse über bisher nicht hinterfragte Lebenswelten liefern. Darüber hinaus liefern Gemälde über Badeszenen, Toilettenszenen, Interieurs und Mode wichtige Gesprächsanreize Je nach Alter können Erfahrungen durch Spiegel – und damit das Thema Schönheit (vor allem im Hort) - wichtige Quellen von Selbsterfahrung sein. Ein zweites verwandtes Themengebiet sind die Natur und ihre Elemente: Wasser (Baden), Luft (Atmen), Feuer (Wärme – z.B. von wohltuenden Händen) und Erde (Kräuter und Heilerde). Damit wird 42 Marktplatz Marktplatz Marktplatz Die erarbeiteten pädagogischen Angebote, die am Marktplatz präsentiert wurden, werden in einer Broschüre von der Fachabteilung zusammengefasst. Im Nachgang an die Fachtagung wird die Broschüre allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern zur Verfügung gestellt. 43 44 Impressionen Literaturhinweise Impressionen Literaturhinweise Bertelsmann Stiftung: Vier Broschüren zur Organisationsentwicklung in der guten gesunden Kita, Heft 1: „Gemeinsam Verständnis entwickeln“, 2010, Weitere Infos zum Projekt: URL: http://www.bertelsmannstiftung.de/cps/rde/xchg/bst/hs.xsl/prj_33520.htm [Stand: 16.04.2010.9 Bundesministeriums für Arbeit und Soziales: Lebenslagen in Deutschland – Dritter Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, Juli 2008, Bundesdrucksache16/9915 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: 13. Kinder- und Jugendbericht – Bericht über die Lebenssituation junger Menschen und die Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland, 2. Auflage, November 2009, Bundesdrucksache 16/12860 Institut für Sozialarbeit und Sozialforschung: ISS-AWO Langzeitstudie zu Kinderarmut, URL: http://www.iss-ffm.de/projekte/aktuelleprojekte.html?tx_projekte_pi1%5BshowUid%5D=556, [Stand: 25.03.2010] Kinderarmut I (Armut im Vorschulalter = Bericht 2000) Kinderarmut II (Armut im frühen Grundschulalter = Bericht 2003) Kinderarmut III“(Armut bis zum Ende der Grundschulzeit = Bericht 2006) Paritätische Wohlfahrtsverband: Armutsatlas der Regionen in Deutschland, URL:http://www.forschung.paritaet.org/subdomains/forschung/armutsatlas/?no_cache=1 [Stand:25.03.2010 Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e.V.: Gesunde Kita für alle – Leitfaden zur Gesundheitsförderung im Setting Kindertagesstätten, Februar 2010 45 46 47 48