DAS M AG A Z I N F Ü R N AC H H A LT I G E L E B E N S KU LT U R Juni 2013 outdoorbekleidung Mehr als grüne Mäntelchen 3/2013, P.b.b., Erscheinungsort St. Pölten, Verlagspostamt 3100, Zulassungsnummer: 05Z036431M, E 3,90 schmutziges geschäft Elektroschrott in Afrika beton statt ackerland Wenn fruchtbarer Boden verschwindet gipfelstürme Auf Klettersteigen in luftige Höhen WARUM SICH MUXL JEDEN TAG DEN SONNENAUFGANG ANSIEHT? WEIL ER ES KANN. Mit ausreichend Auslauf, viel Kontakt zu Artgenossen und jeder Menge saftiger Kräuter und Wiesengräser wachsen unsere Kühe so auf, wie es ihren natürlichen Bedürfnissen entspricht. Aus artgerechter Tierhaltung. wohlfühlen EDITORIAL die neue lust am berg annemarie herzog | chefredakteurin Kaum sind die Berge schneefrei und die Temperaturen im angenehmen Bereich, ziehen sie los, gerüstet mit Helm und Klettergurt, auf der Suche nach neuen Ausblicken und Herausforderungen. Mit leuchtenden Augen und rosigen Backen erzählen sie noch Tage später jedem, der es wissen will oder auch nicht, vom Klettern am Wochenende und ihren tollen Erlebnissen im Fels. Staunend den Berichten lauschend laufen in meinem Kopf Bilder ab von Menschen, die an Seilen hängend den steilen Fels erklimmen. Und ich frage mich, wo all diese mäßig sportlichen Mitbürger plötzlich so viel Kraft und Geschicklichkeit für solch körperliche Höchstleistungen hernehmen. Was ich seit der Recherche für diese LEBENSART weiß: am Klettersteig gehen ist etwas anderes als Sportklettern. Während Sportkletterer an ihre Grenzen gehen und gesichert abstürzen, ist ein Sturz am Klettersteig zu vermeiden. Und die Steige einfacherer Kategorie sind so angelegt, dass sie von geübten Wanderern begangen werden können. Aber warum dann nicht gleich gemütlich wandern? „Weil beim Gehen am schmalen Steig die ganze Konzentration gebraucht und der Kopf dabei so herrlich leer wird“, ist die einfache Erklärung einer begeisterten Kletterin. Da finden Alltagsprobleme und ewig kreisende Gedanken keinen Raum. Und außerdem ist eine gewisse Challenge damit verbunden, das übliche Gehen etwas spannender zu gestalten und die eigenen Grenzen zu erweitern. Was hat nun das Bergsteigen mit Nachhaltigkeit zu tun? Jede Menge. Denn Berge sind nah, viele Regionen einfach mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Bergsteigen ist ressourcenschonend, verursacht keinen Müll – solange wir unseren Dreck wieder mit nach Hause nehmen – und ist kostengünstig. Wenn Sie nun selbst Lust bekommen haben, auf engen Steigen zu wandern, lesen Sie in unserer Coverstory, worauf es dabei ankommt und wo Sie die schönsten Steige finden. Herzlichst Annemarie Herzog [email protected] 03 2013 editorial —3 inhalt Editorial 3 Im Gespräch 6 Leserfrage7 16 weitblick Beton statt Ackerland 8 Wenn fruchtbarer Boden verschwindet Darf's ein bisserl mehr sein? 14 Unkrautvernichtung als unterschätzte Gefahr Bio in neuem Gewand 16 Ökologische Ideen für Obst und Gemüseverpackungen Schmutziges Geschäft 20 Verlagerte Müllberge: Europas Elektroschrott in Afrika Ruanda 24 Das Bildungsprojekt Marembo lehrt Handwerk, Lebens- und Familienplanung Kurz gesagt 26 essen Ein Hendl macht drei Mahlzeiten 28 Die vielen guten Teile eins Bio-Huhns Junghahn nach alter Tradition 32 Kochen mit Johann Schuster vom Rogner Bad Blumau Welches Vorleben hat Ihr Brathuhn? 34 Bio, PRO PLANET und konventionelle Haltung im Vergleich Kühlschrank oder Apotheke 36 Genussgrübeleien von Jürgen Schmücking Quinoa macht glücklich 39 Wie ein kleines Andenkorn das Leben bolivianischer Bauern verbessert Nehmen’s einen alten 42 Bio-Balsamico im Test 39 8 Coverfoto: plainpicture/Naturbild (Fredrik Schlyter) 28 20 44 coverstory outdoor 52 Die Welt von oben 44 Worauf es am Klettersteig ankommt und wo sie die schönsten Routen finden Auszeit 50 Ausflugs- und Urlaubstipps Mehr als grüne Mäntelchen 52 Woran erkennt man nachhaltige Sportbekleidung? wohlfühlen Kraftvolle Kräuterschätze 55 So wirkungsvoll ist Phytotherapie Kurz gesagt 58 ansichten Verordnete Einfalt 60 Gastkommentar von Iga Niznik Im Bild 61 Die vielen schönen Seiten des Reisens ArtistInnen 66 Filmemacher, die bewegen 55 SERVICE Marktplatz 62 Bücher 64 Impressum64 Die nächste Lebensart erscheint am 27. Juni 2013 Termine 65 03 2013 INHALT —5 im gespräch luft-wärmepumpe nur bei guter dämmung „Seit einigen Jahren lese ich die LEBENSART. In einer der letzten Ausgaben war ein Artikel über Luft-Wärmepumpen zum Heizen von Einfamilienhäusern dabei. Leider habe ich diese Ausgabe nicht mehr“, schreibt Helmut Fraller aus Piringsdorf. Konkret geht es ihm um die Beheizung eines wenig gedämmten Feuerwehrhauses mit fünf Einstellplätzen und das dazugehörige Mannschaftsgebäude. freiheit für die Vielfalt Zahlreiche Mails haben uns erreicht mit der Bitte, die Petition von Global 2000 und Arche Noah für den freien Tausch von Saat- und Pflanzgut zwischen Bauern und Gärtnern zu unterstützen, der laut eines Entwurfes der EU-Saatgutverordnung bald strafbar werden könnte. Wir haben den Aufruf auf unserer Website lebensart.at platziert und in wenigen Tagen tausende Zugriffe verzeichnet. Lieber Herr Fraller, soweit ich das Thema recherchiert habe, ist eine Luft-Wärmepumpe nur bei sehr niedrigem Heizenergieverbrauch sinnvoll. Energieberater, die ich befragt habe, sprechen von einer Energiekennzahl, die unter 30 kWh/m2/Jahr liegt. Das erreicht man nur in sehr, sehr gut gedämmten Häusern. Ich empfehle Ihnen auf jeden Fall eine unabhängige Energieberatung für Ihre konkrete Situation in Anspruch zu nehmen. Alles Gute für Ihr Projekt wünscht Ihnen Christian Brandstätter „Ich habe schon lange aufgehört, bei Amazon zu bestellen, weil ich möglichst alles in meiner Nähe bzw. von kleinen Geschäften konsumieren möchte“, schreibt uns Gabriele Graf aus Lannach. „Seit die Arbeitsbedingungen bei Amazon bekannt wurden, wollte ich auch mein Konto löschen. Allerdings ist es mir trotz langer Suche nicht gelungen. Für eure Hilfestellung wäre ich sehr dankbar.“ Amazon ade auf www.freievielfalt.at. Zum Schutz der Vielfalt, der Konsumenten und der bäuerlichen Saatgut-Kultur. Schreiben auch Sie uns Ihre Meinung! Zu einem Artikel aus der aktuellen Ausgabe oder zu einem Thema, das Sie besonders bewegt. per Post: lebensART, Wiener Straße 35, 3100 St. Pölten, per E-Mail: [email protected] 6— 03 2013 meinung Liebe Frau Graf, laut Amazon-Website müsste das Schließen des Kontos funktionieren, indem Sie eine E-Mail an den Kundenservice schicken. Wenn Sie in der Navigationsleiste oben „Hilfe“ anklicken erscheint rechts eine Box „Hilfe zur Selbsthilfe“ – klicken Sie dort auf den Schaltknopf „Kontaktieren Sie uns“. Herzlichen Dank auch für die schöne Rückmeldung zur LEBENSART und weiterhin viel Freude mit dem Magazin. Annemarie Herzog Fotos: istockphoto.com; fotolia.com/Joachim Opelka; Grünspar (v.l.n.r.) Auch hier nochmals der Aufruf: Unterschreiben Sie Zur Gewinnfrage vom Heft 02/2013 Seltene Sorten „Welche alten Obst- und Gemüsesorten schmecken Ihnen besonders gut?“ haben wir Sie, liebe Leserinnen und Leser gefragt. Pastinaken als vielseitiges Gemüse und widerstandsfähige Apfelsorten sind besonders beliebt. Hier eine kleine Auswahl aus den zahlreichen Antworten. wir noch nie mit Spritzmittel „behandelt“ und er hat noch nie Anzeichen einer Krankheit gezeigt. Lucia Roller, Wieselburg Erika Kriznik, Wabelsdorf Ich habe einen Apfelbaum mit der alten Sorte „Ontario“ in meinem Garten. Das ist ein guter Winterapfel, mit gelbem und sehr saftigem Fruchtfleisch. Gut zum Essen aber auch als Kompott. Elfriede Kihßl, Pottenbrunn Ich habe seit zwei Jahren wieder Pastinaken angebaut, ein Gemüse, das man den ganzen Winter über ernten kann, wenn der Boden nicht gefroren ist. Ein Püree daraus ist schnell zubereitet und schmeckt sehr gut. Claudia Krammer, Södingberg Wir bevorzugen hauptsächlich alte Obstsorten, weil wir glauben, dass sie nicht nur besser schmecken, sondern auch gesünder sind. Zu unserem Lieblingsobst zählen die GuteLuise-Birne und die köstliche Butterbirne. Bei alten Gemüsesorten ist die Verarbeitung manchmal mühsam, wie z. B. beim Erdbeerspinat. Dennoch bereichern Mairüben, Haferwurz und Zuckerwurzel unseren Speisezettel. Ich habe einen Asperlbaum. Die Früchte der Asperl sind nach dem ersten Frost zu ernten und schmecken in vollreifem Zustand sehr gut. Außerdem habe ich daraus Mus gemacht, das wie Apfelmus zu verschiedenen Mehlspeisen passt oder mit Äpfeln gemischt eine sehr gute Marmelade ergibt. Resi Tragbauer, Wolfsberg Der Lavanttaler Bananenapfel schmeckt einfach zum Anbeißen: leicht süß und saftig. Maria Mertins, Wien Wir haben in unserem Garten einen alten Marillenbaum, Sorte Klosterneuburger Marille, der noch vom Großvater gepflanzt wurde. Die Früchte sind groß, weich, sehr saftig und süß, und haben an der Sonnenseite des Baumes richtige rote „Backerln“. Daraus machen wir Marmelade und Likör. Diesen Baum haben Helmut Hehenberger, Schweinbach Ich bin vor Kurzem mit der Topinambur in Berührung gekommen. Topinambur ist eine mittlerweile wieder kultivierte Kartoffelersatz-Pflanze, die auch zu den „Alten“ gehört, und ich bin von ihr begeistert. Petra Schindlegger, St. Georgen/Leys Ich bin gelernte Gärtnerin und habe zur Geburt meiner Kinder den Birnenbaum „Conference“ und den Apfelbaum „Jakob Lebel“ gepflanzt. Ich habe beobachtet, dass die alten Sorten nicht so schädlings- bzw. krankheitsanfällig sind und besser mit der Klimaerwärmung zurechtkommen. Franz Altenhofer, Wien Wir hatten einen Baum mit Wildpflaumen, einer Sorte mit rosaroten, kirschgroßen Früchten, die sehr intensiv schmeckten. Wir aßen sie gleich frisch vom Baum oder kochten sie zu einer süßen Suppe, die genau so rosarot wie die Schale der Früchte war. Leider gibt es im ganzen Dorf nur noch einen einzigen, schon bald hundert Jahre alten Baum mit diesen „Ziwerln“, wie wir sie nennen. Einen Urlaub am Faakersee hat gewonnen: Heidy Wolfthaler, Laussa Wir gratulieren recht herzlich! leserfrage Gehen Sie gerne in die Berge? BAG nny che u S 1 rtas Sola Verraten Sie uns Ihre Lieblingsroute und gewinnen Sie: eine SunnyBAG Solartasche aus dem Grünspar Onlineshop. Grünspar ist der Onlineshop für energie- und ressourcenschonende Produkte. Der Shop ist gleichzeitig eine Plattform mit Energiespartipps und zeigt, wie Energiesparen ganz ohne Komfortverlust geht. Die SunnyBAG Solartasche wurde von Designern aus LKW-Planen und Sicherheitsgurten kreiert. Die wasser- und kratzfesten Solarpaneele fangen im Vorbeilaufen die Sonne ein und speichern die Energie in einem Hochleistungsakku. Anschließend kann man ein Smartphone, ein iPad und alle USB-ladefähigen Geräte mit Sonnenenergie aufladen. Info: www.gruenspar.at Energiespartipps: www.gruenspar.at/tipp-der-woche Einsendeschluss: 10. Juni 2013 per Post: frankierte Postkarte an: lebensART, Wiener Straße 35, 3100 St. Pölten, per Fax: 02742/708 55-20 oder per E-Mail: [email protected] (Bitte Telefonnummer angeben!) Rechtsweg ausgeschlossen. Der Preis kann nicht in bar abgelöst werden. 03 2013 meinung —7 2050 steht weltweit pro Person nur mehr 0,15 Hektar Ackerland zur Verfügung, 1962 waren es noch 0,44 Hektar. sonja BETTEL Der Boden ist die Grundlage unseres Lebens. Er liefert Nahrung für Tier und Mensch, speichert und filtert Wasser, bindet Kohlenstoff, recycelt biogene Abfälle und ist Lebensraum für mehr als die Hälfte aller Lebewesen. Dieses wertvolle Gut ist massiv gefährdet und verschwindet zunehmend unter Asphalt und Beton. kein boden unter den füßen? Erde entsteht aus der langsamen Verwitterung von Gestein und aus der Ablagerung von organischem Material. An der Verarbeitung dieses Materials sind Milliarden kleiner und kleinster Lebewesen beteiligt. Wichtige „Bodenarbeiter“ sind die Regenwürmer, von denen es bei uns 62 verschiedene Arten gibt. Sie graben sich durch den Boden und vertilgen dabei Erde und Pflanzenmaterial, die zerkleinert und mit Darmbakterien angereichert wieder ausgeschieden werden. Dieser TonHumus-Komplex hat eine größere Oberfläche und kann dadurch mehr Wasser speichern. Die Gänge der Regenwürmer lassen Wasser und Sauerstoff in den Boden dringen, was den Stoffwechsel nützlicher Bakterien fördert. Pro Quadratmeter intaktem Boden mit einer Tiefe von 30 Zentimetern leben rund 80 Regenwürmer, Hunderte und Tausende verschiedenster Käfer, Lar- ven, Asseln, Spinnen, Schnecken und Würmer, Zehntausende und Hunderttausende Springschwänze, Milben, Fadenwürmer und Rädertiere, Millionen und Milliarden Wimpertierchen, Geißeltierchen, Wurzelfüßler, Algen, Pilze und Bakterien. Das Zusammenspiel all dieser Lebewesen sichert die Leistungsfähigkeit des Bodens. Sie zerkleinern und verarbeiten Pflanzenreste und Aas, sie setzen Sauerstoff frei und binden Luftstickstoff, helfen den Pflanzen bei der Aufnahme schwer verfügbarer Nährstoffe und bei der Wasserversorgung und schützen Wurzeln vor Krankheiten. Ein intakter Boden liefert auch Stoff für alle Sinne: man kann die Fülle an Leben darin sehen, fühlen, riechen und – wenn man mutig ist – auch schmecken. Für den typischen Duft eines Waldbodens zum Beispiel sorgt der Duftstoff Geosmin, der von Bakterien der Gattung Streptomyces produziert wird. Diese Bakterien sind wichtige Lieferanten für eine große Anzahl von Antibiotika. Auch das älteste isolierte Antibiotikum, das Penicillin, stammt von einem Bodenlebewesen, nämlich dem Schimmelpilz Penicillium chrysogenum. Gefahren für das Bodenleben Durch Agrochemikalien kann das komplexe Zusammenspiel der Bodenorganismen gestört werden. Fungizide zum Beispiel töten nicht nur jene Pilze, die die Ernte bedrohen, sondern auch jene, die den Boden aufbereiten. Schädlich für die Struktur des Bodens ist auch die mechanische Belastung. Schwere landwirtschaftliche Maschinen verdichten den Boden und nehmen den Bodenorganismen die Luft zum Atmen. Manche Böden sind bis in eine Tiefe von 1,7 Metern verdichtet und können bei Niederschlägen das Wasser nicht mehr aufnehmen. Pro Quadratmeter intaktem Boden mit einer Tiefe von 30 Zentimetern leben: Spinnen je 50 Asseln Milliarden 03 2013 weitblick 100.000 Milben de Borstenwürmer und Rädertiere Pilze und Bakterien Schnecken 10 — 1.000 de Biobauern-Netzwerk Bio Austria setzt sich deshalb dafür ein, dass der Schutz fruchtbarer Böden und die biologische Landwirtschaft in der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU eine zentrale Rolle einnehmen. Auch die Plattform Nachhaltige Bodennutzung und nachhaltige Entwicklung gehören zusammen. „Wir haben es satt!“ (initiiert von Grüne BäuerInnen, ÖBV – Via Campesina, UBV, IG Milch, Attac, GLOBAL 2000, Greenpeace und FIAN) fordert eine radikale Wende in der EU-Agrarpolitik, unter anderem durch „Verzicht auf energieintensive Kunstdünger und humuszerstörende Praktiken“. weitblick Im konventionellen Ackerbau fehlt es vielfach auch an organischem Material, das in Form von Ernterückständen, Kompost oder Gründüngung eingebracht werden könnte. Rund 45 Prozent der europäischen Ackerflächen haben bereits einen zu geringen Humusgehalt, dadurch geht die Bodenfruchtbarkeit zurück. Studien haben gezeigt, dass der ökologische Landbau durch vielfältige Fruchtfolge und gezielte organische Düngung Humus aufbaut. Das hat auch positive Effekte für das Klima, denn ein intakter Boden bindet Kohlenstoff, während ein belasteter Boden Kohlendioxid freisetzt und damit zum Treibhauseffekt beiträgt. Ein intakter Boden ist auch wichtig, wenn durch den Klimawandel vermehrt Extremniederschläge und Trockenperioden auftreten, denn er kann Wasser besser aufnehmen und speichern und schützt somit vor Überschwemmungen und vor Dürren. Das Dramatischer Bodenverlust Eine große Gefahr für den Boden ist auch die Erosion, also die Abtragung des Humus durch Wasser und Wind, die durch Pflügen, offene Erde, steile Ackerflächen, Verdichtung und fehlenden Windschutz verstärkt wird. In den vergangenen 40 Jahren ist ein Drittel der gesamten landwirtschaftlichen Flächen auf unserem Planeten durch Erosion verloren gegangen. In Mitteleuropa verschwindet alle zehn Jahre ein halber Zentimeter Boden. Der Aufbau von einem Zentimeter Humus dauert in der gemäßigten Klimazone jedoch 100 bis 300 Jahre! Durch Übernutzung, Schadstoffbelastungen, den intensiven Einsatz von Agrochemikalien, intensive Bodenbearbeitung und die Versiegelung des Bodens durch Siedlungstätigkeit und Straßenbau ist der Boden in seiner Produktivität belastet. Dabei wächst 80 Ameisen Regenwürmer Käfer 100 te Larven Millionen Wimpertierchen und Fadenwürmer 10.000 de Springschwänze und Rädertiere die Weltbevölkerung und eine Milliarde Menschen und hungert schon jetzt. Es wird geschätzt, dass bis zum Jahr 2050 weltweit pro Person statistisch nur mehr 0,15 Hektar Ackerland zur Verfügung stehen, 1962 waren es noch 0,44 Hektar. Bündnis für den Boden Es ist also höchste Eisenbahn, diese Entwicklung zu stoppen. Aus diesem Grund wurde im Jahr 2000 das Europäische Bodenbündnis gegründet, dem Städte und Gemeinden aus zehn Ländern angehören. In einem Manifest haben sie sich unter anderem zu verantwortlicher kommunaler Bodenpolitik verpflichtet. Doch was sind die konkreten Maßnahmen? Christian Steiner von der NÖ Agrarbezirksbehörde, Vorsitzender des Bodenbündnisses: „Wir haben keine fixen Ziele im quantitati- ven Sinn. Wichtig ist, ein Bewusstsein zu schaffen.“ 70 der 160 Mitglieder sind Gemeinden aus Niederösterreich, worauf Erwin Szlezak, zuständig für die niederösterreichische „Bodenkampagne“, stolz ist. Als wichtige Aktion nennt er den Erdfarben-Malwettbewerb für Kinder. Ob das viel zum Schutz des Bodens beitragen wird? „Geschriebene Gesetze sind Schall und Rauch. Man macht nur, was in den Herzen ist“, meint Szlezak. Gleichzeitig wurden in Niederösterreich in den vergangenen Jahren mehrere Umfahrungsstraßen, Schnellstraßen und Autobahnen mit enormem Flächenverbrauch gebaut. Informationen, was man zum Bodenschutz tun kann, gibt es auf der Website der Bodenkampagne reichlich, allein, sie dürften nicht bei den Mitgliedern ankommen. Othmar Hol- zwieser, Umweltgemeinderat in der Bodenbündnis-Gemeinde Breitenfurt, weiß nicht so recht, was die Gemeinde machen soll: „Bei der Einschulung hat man uns damals gesagt, man soll bei der Flächenwidmung darauf achten und man soll Parkplätze nicht asphaltieren.“ Über staubige Parkplätze würden sich aber die Bürger aufregen, und Baugrund rückwidmen könne man nur, wenn „der Besitzer anderswo etwas will“. Derlei hört auch Gerlind Weber vom Institut für Raumplanung der Universität für Bodenkultur beim Lehrgang „Kommunaler Bodenschutzbeauftragter“: „Die Seminarteilnehmer sagen am Ende immer: Wir sehen jetzt, wie die Raumplanung und der Bodenschutz zusammenhängen, aber wir wissen nicht, ob wir das umsetzen können.“ die Menschen sehen den Boden nicht mehr ist meist Pflaster drüber oder Asphalt oder ein Rasen. Im Mittelalter war der Boden allgegenwärtig, man hat ihn mit den Füßen bis ins Bett getragen. Lebensart Welche Bedeutung hat der Boden für das Leben? Winfried Blum Der Boden ist die Drehscheibe zwischen Luft, Wasser, Mensch, Pflanze und Gestein. Er holt Substanzen aus der Luft, er filtert das Wasser und beeinflusst damit die Qualität des Trinkwassers, und er stellt die Nährstoffe für die Pflanzen bereit. Der Boden ist ein sehr komplexes System und lebenswichtig für uns alle, aber außer für die Bodenkundler ist er für alle eine Blackbox. Die Menschen sehen den Boden ja gar nicht mehr, denn da 12 — 03 2013 weitblick Wodurch ist der Boden bedroht? Von allen Seiten. Von Schadstoffen aus der Luft und aus dem Wasser, von Erosion durch Wind und Wasser, die verstärkt wird, wenn man Felder in Hanglagen intensiv pflügt, dann läuft die Erde ab. Die sogenannte nachhaltige Intensivierung der Landwirtschaft ist ein Problem. Jetzt soll der Boden auch noch die Rohstoffe für Biotreibstoff liefern. Aus Getreide wird Treibstoff gemacht, obwohl der Anbau mehr Energie kostet, als erzeugt wird! Da wird dann noch behauptet, dass wir damit das Klima retten! Zusätzlich werden laufend Flächen versiegelt für Häuser, Betriebsgebäude und Straßen. All das bedroht den Boden. Was müssten wir tun, um den Boden zu schützen? Wichtig ist, dass schädliche Einträge vermieden werden und der Boden genährt wird durch Kompostieren und Mulchen. Wir müssen die organische Substanz im Boden als Nahrung für die Bodenorganismen erhalten. Heutzutage soll aber alles herausgeholt werden, um aus den Ernterückständen auch noch Biofuels zu machen. Das viele Fleischessen ist ein Problem. Der hohe Produktionsdruck ist ein Problem. In Wien wird mehr als ein Drittel der Lebensmittel weggeworfen, und zwar inklusive der Verpackung. Das kann man nicht einmal kompostieren. Nachhaltige Bodennutzung und nachhaltige Entwicklung gehören zusammen. DI Dr. Winfried Blum, Universitätsprofessor für Bodenkunde, Universität für Bodenkultur Wien Fotos: FAO; istockphoto.com (v.l.n.r.) denn da ist meist Pflaster drüber RIchtIgeS eInKaufen: Boden befreien wollen nicht jammern, sondern etwas tun, und das gefällt den Leuten.“ der richtige einkauf beginnt bereits zu hause. wer„human“ sich bereits und daheimin einen Überblick verschafft unserer Gattungsbeweiß, welche produkte und Mengen eingekauft zeichnung „Homo“. Der Wert des Bowerden müssen: Das das nicht leicht, aber möglich ist, hat die Gemeinde Zwischenwasser in dens istSie uns Menschen also lange be• Überprüfen vor dem einkaufen Ihren und Ihre Vorräte! uns bloß wieder Vorarlberg vor 20 Jahren gezeigt: Auf Puchenau in Oberösterreich hat sich ei- Kühlschrank kannt, wir müssen Sie eine einkaufsliste! E Betreiben des damals neuen Bürger- nen anderen Weg einfallen lassen, die • Schreiben daran erinnern. • Vermeiden Sie Impulskäufe! meisters Josef Mathis wurden gegen Bevölkerung für den Wert des Bodens • Seien Sie bei aktions- und Lockangeboten kritisch! den Widerstand der Grundbesitzer zu sensibilisieren: Als die Gemeinde Benötigen Sie wirklich eine großpackung? Infos:Sie niemals hungrig in den Supermarkt! acht Hektar Bauland in Grünland rück2011 dem Bodenbündnis beigetreten • gehen Sie bereits beim einkaufen auf das NÖ Bodenkampagne: www.unserboden.at gewidmet, wodurch wertvolle Landist, hat der Umweltausschuss die „Bo- • achten haltbarkeitsbzw. Verbrauchsdatum! Europ. Bodenbündnis: www.bodenbuendnis.org schaft erhalten werden konnte und die den- und Gesundheitstage“ veranstal(Fotocredit: ATM) Global Soil Week: www.globalsoilweek.org Gemeinde sich immense Erschließungs- tet, bei denen der Zusammenhang zwi- Verein Bodenfreiheit: www.bodenfreiheit.at Lebensmittel – trotzdem Boden landen jährlich LageRn kosten an der Peripherie erspart sind hat.ein kostbares schengutgesundem und gesunder RIchtIgeS Filme: zumindest 96.000 tonnen an verpackten und unverpackten LebensImDirt. KÜhLSchRanK: The Movie: www.thedirtmovie.org Ernährung vermittelt wurde. mitteln im Restmüll. mit der Initiative „Lebensmittel sind kostbar!“ http://vimeo.com/53674443 sie Let's stellentalk dieabout warensoil: häufig ohne eine bestimmte Weil das Problem setzt von das Zersiedelung Lebensministerium ein Zeichen gegen diese Verschwenordnung in den Kühlschrank? durch richtiges Buchtipps: dung. Denn: Jedes Kilogramm, das weggeworfen wird, ist zu viel. und Bodenverlust in Vorarlberg immer Dass der Boden die Grundlage des Le- einsortieren können sie lebensmittel länger Peak Soil. Die unterschätzte Krise der Böden. genießen. gewusst wie: noch virulent ist, hat eine Gruppe enga- bens ist, zeigt auch unsere Geschichte: frisch Zeitschrift „Politische Ökologie“ Nr. 119 – 2010, fach: z.www.oekom.de B. vorgekochte Speisen, gierter Menschen den Verein „BodenIm Hebräischen heißtgut Boden „Adama“, • Oberstes AbfAll verringern, KostbAres nicht oekom verlag, Senf und marmelade freiheit“ gegründet,geld der mit den Mitund Adam heißt in der Bibel der erste spAren verschwenden Boden.fächer: Fundament des Lebens. Christoph • mittlere z. B. milch und milchprodukte gliedsbeiträgen Grundstücke vom der von Gott aus Ackerboden Künast, Humboldt Forum for Food and Agricul• unterstes fach: z. B. fleisch, fisch, Würden Sie Ihr Geld in den Mensch, MistLebensmittel sind kostbar! Ein ture e.V., Ölbaum Verlag. und geflügel Baudruck freikaufen und für immer erschaffen worden sein soll.Umgang „Humus“ Wurst kübel werfen? Wahrscheinlich verantwortungsvoller ObstNews: & gemüse nicht.Verfügung Bei Lebensmitteln dies mit Lebensmitteln Local Land & Soil www.bodenbuendnis. der Allgemeinheit zur stel- istist das lateinische Wort ist fürunerlässErdboden, • gemüsefächer: • Kühlschranktür: z. B. eier, Butter und getränke leider anders. Egal ob Brot, Milchlich. Es liegt in unserer Hand, org/nc/publikationen/local-land-soil-news len will. Obmann Martin Strele: „Wir sein Wortstamm steckt im englischen produkte, Obst, Gemüse, Fleischaktiv etwas dagegen zu tun. Bereits mit kleinen Maßnahmen kann sehr viel bewirkt werden – der Umwelt und der Brieftasche zuliebe. Weitere Infos finden Sie unter: www.lebensministerium.at exOten mögen’S WaRm nur die feigen und Kiwis vertragen den Kühlschrank. für andere exotische früchte wie beispielsweise bananen, Mango oder Zitrusfrüchte ist außerhalb des Kühlschranks der richtige platz. entgeltliche Einschaltung oder Wurstwaren: Pro Haushalt und Jahr sind es Waren im Wert von rund Euro 300,-, die weggeworfen werden. Die Gründe sind unterschiedlich: Entweder kaufen wir zu viel und zu wenig überlegt ein, die Ware verdirbt zu Hause oder übriggebliebene Reste werden nicht verwertet. Lebensmittel im Abfall verursachen nicht nur hohe Entsorgungskosten, sondern mit dem Österreichischen sie stellen Umweltzeichen auch ein ökologisches und moralisches Problem dar. Erden ohne Torf AZ_Lebensmittel_Lebensart_210x280_abf_RZ.indd 1 10.08.12 09:23 gefährdete Tier- und Pflanzenarten sowie ein wertvoller CO2-Speicher. Durch den industriellen Torfabbau werden Hochmoore unwiederbringlich zerstört und große Mengen CO2 freigesetzt. Auch der Transport per LKW – Österreich ist ein reines Torf-Einfuhrland – trägt zur CO2 Belastung und damit zum Klimawandel bei. Entgeltliche Einschaltung Foto: istockphoto.com Damit Pflanzen optimal wachsen können, brauchen ihre Wurzeln den richtigen Boden. Jungpflanzen entwickeln sich auf einem feinen, nährstoffarmen Substrat gut, später brauchen sie mehr Nährstoffe, vor allem Paradeiser, die Starkzehrer sind. Werden die Pflanzen in Trögen gezogen, muss der mineralische Anteil zur Wasserspeicherung und zur Drainage höher sein. Der Handel bietet für alle Anwendungen die geeigneten Erden. Ein Großteil dieser Erden enthält jedoch Torf. Torf entsteht über einen langen Zeitraum in Mooren, diese wiederum sind Lebensraum für viele Umweltbewusste Gartenfreunde wählen Blumen-, Garten- und Balkonerden ohne Torf. Doch sie müssen sehr genau schauen, denn auch bei Erden, die als „Bio“ deklariert sind, kann ein mitunter sehr hoher Anteil an Torf enthalten sein. Eine 100 %ige Sicherheit bietet nur das Österreichische Umweltzeichen. In Kultursubstraten, Komposten und Pflanzenerden mit dem Hundertwasser-Logo darf kein Torf beigemischt sein. Wer auf Torf verzichtet, der leistet einen Beitrag für den Klimaschutz, hilft gefährdete Moore zu schützen und trägt zur Erhaltung der Artenvielfalt bei. Und den Pflanzen schmeckt die torffreie Erde mindestens genauso gut. Weitere Infos: www.umweltzeichen.at weitblick Kleine MAssnAhMen – grosse wirKung darf's ein bisserl mehr sein? Unser tägliches Gift aus heimischen Böden: Glyphosat, ein Bestandteil von Unkrautvernichtern, die auch von Hobby-Gärtnern eingesetzt werden, gilt als umstritten. DORIS SIMHOFER Glyphosat ist ein Breitbandherbizid, das als Rückstand des z. B. am meisten verkauften Unkrautkillers „Roundup“ enthalten ist. Aber auch in scheinbar harmlosen Unkrautvernichtern, die man ohne großes Aufhebens in jedem Baumarkt kaufen kann, sind Glyphosate enthalten. 14 — 03 2013 weitblick Giftig oder unbedenklich? Studien zeigen unterschiedliche Ergebnisse hinsichtlich der Ökotoxizität. So etwa deuten einige auf mutagene, öko- toxische, krebs- und krankheitsfördernde Wirkung hin. Beispielsweise hat eine Studie gezeigt, dass menschliche Plazentazellen geschädigt werden können. Auch die Tierärzte Monika Krüger, Jürgen Neuhaus, Arwad Shehata und Wieland Schrödl vom Institut für Bakteriologie und Mykologie der Universität Leipzig haben 2011 eine Untersuchung durchgeführt. Bei dieser Studie wurden Veränderungen an Haut oder Zitzen von Kühen dokumentiert. Von den offiziellen Stellen hingegen kommt Entwarnung. So liegt der europäische ADI-Wert, also die erlaubte Tagesdosis, bei 0,3 mg/kg. All die oben genannten, vom Bundesamt geprüften Proben lagen unter dem Grenzwert. Andererseits: zu wissen, dass wir mit dem Säckchen Unkrautvernichter, das wir zum Schutz unserer Gärtchen großzügig verstreuen, einen wesentlichen Einfluss auf unseren Ökokreislauf haben, ist vielen gar nicht bewusst. Selbst wenn man bei einem Schluck Wasser oder beim ersten Bissen vom Weckerl mit Glyphosat-Rückständen nicht gleich tot umfällt: Dass Amphibien, Fische oder auch andere Bestandteile unseres Ökosystems durch Glyphosate geschädigt werden, sollte eigentlich zu denken geben. Schließlich sind wir alle ein Kreislauf. E Fotos: istockphoto.com Mehl, Weckerl, Semmeln, ein herrlich rescher Genuss. Vielen ist jedoch der Bissen im Hals stecken geblieben angesichts der Ergebnisse einer Analyse des Umweltbundesamtes im Auftrag von Greenpeace. In sieben Mehlen und vier Gebäckarten konnte Glyphosat nachgewiesen werden. Interessantes Detail: alle Proben stammen aus österreichischer Landwirtschaft, man kann also davon ausgehen, dass das Herbizid flächendeckend eingesetzt wird. Wirksam wird das Herbizid durch das enthaltene Glyphosat. Es vernichtet unerwünschte Pflanzen, indem das Gift über die Blätter aufgenommen wird und im Inneren der Pflanze bis an die Wurzeln dringt, um bestimmte lebensnotwendige Enzyme zu blockieren und die Pflanze gewissermaßen von innen zu „verbrennen“. „Glyphosat ist zwar einer der harmloseren Herbizid-Rückstände, es kommt jedoch auf die Metabolisierung (Chemischer Um- und Abbau, Anm. Red) an“, erklärt Axel Mentler, Co-Autor einer 2010 erschienen Studie der Universität für Bodenkultur, die das Verhalten von Glyphosaten im Boden untersucht hat. Glyphosat wurde bereits in den 1970er Jahren eingesetzt und als relativ umweltverträglich eingeschätzt. Es werde im Boden rasch abgebaut und gelange nicht ins Grundwasser. Inzwischen hat sich aber gezeigt, dass Glyphosat doch in den Boden gelangt. Dort bindet es sich gut an Bodenpartikel und die Gefahr besteht, dass es auch ausgeschwemmt wird. Im Grundwasser wiederum ist es schlecht abbaubar und giftig, aquatische Systeme reagieren sehr empfindlich. BESSER GEDÜNGT MIT BRAUNKORN bellaflora beginnt mit Umstellung bei Düngern Entgeltliche Einschaltung Gute Erde ist die wichtigste Grundlage für reich blühende Blumentröge und Sträucher, für Obstbäume und Gemüsebeete. Mit dem richtigen Dünger bleibt sie gesund und reich an Nährstoffen. Bei der Auswahl des Düngers empfiehlt Mag. Isabella Hollerer, Nachhaltigkeitsbeauftragte von bellaflora, den naturnahen Weg zu gehen. Deshalb hat die Grüne Nummer 1 im April dieses Jahres das altbekannte Blaukorn durch das neue Braunkorn ersetzt. Der Unterschied zeigt sich nicht nur in der Farbe, sondern ist im Aufbau des Düngers begründet. Das mineralische Blaukorn gibt ständig Nährstoffe an seine Umgebung ab. Da die Pflanze aber, so wie wir Menschen, nur begrenzt Nahrung aufnehmen kann, bleiben Rückstände im Boden zurück. Eine permanente Überdüngung ist die Folge, ebenso wie die Belastung des Grundwassers. Ganz anders bei Braunkorn: Braunkorn ist ein Dünger, der auf rein organischer Basis hergestellt wird. Hollerer: „In einer einzigen Hand voll gesunder Erde leben mehr Mikroorganismen als Menschen auf der Welt. Braunkorn liefert die organische Nahrung für diese Mikroorganismen, die sie aufspalten und die Nährstoffe so für die Pflanzen verfügbar machen.“ Die Pflanzen bedienen sich also selbst und nehmen nur so viele Nährstoffe auf, wie sie wirklich brauchen. Eine Übersättigung des Bodens kann nicht mehr vorkommen. Braunkorn ist aber nicht nur ökologischer und nachhaltiger, sondern vor allem auch gesünder. Vor allem für jene, die Kräuter, Obst oder Gemüse anpflanzen, sollte das ein überzeugendes Argument sein umzusteigen. Auf unseren Tellern hat Chemie nämlich rein gar nichts verloren. In den ersten warmen Tagen haben wir die Chance, beim Garteln alles richtig zu machen. Wer diese Saison auf Bioprodukte umsteigt, kann besonders stolz auf die heurige Ernte sein – mit gutem Gewissen schmecken die Früchte der eigenen Arbeit schließlich noch besser. Infos: www.bellaflora.at bio in neuem gewand Immer mehr Bioprodukte in Supermärkten werden in biologisch abbaubare Folien und Netze verpackt. Doch auch wenn die Kunststoffe kompostierbar sind, stellt sich die Frage: Brauchen wir die zusätzliche Verpackung? SONJA TAUTERMANN Alles begann im Sommer 2011: Ja! Natürlich verpasste den Paprika- und Paradeiser-Raritäten ein neues, umweltschonendes Gewand. Kompostierbare Gemüseverpackungen, gentechnikfrei und aus FSC-Holz waren ein Novum für den österreichischen Einzelhandel. Zudem setzte sich das Unternehmen zum Ziel, bis zum Jahr 2015 25 Prozent Kunststoff einzusparen. Das entspricht 70 Tonnen Plastik bzw. 1,5 Millionen 16 — 03 2013 weitblick Liter Rohöl. Mittlerweile wurden weitere Bio-Obst- und -Gemüsessorten neu verpackt, Plastiktassen durch Kartonagen ersetzt und kompostierbare Kräutertöpfe eingeführt. Auch Spar hat seit Herbst 2011 das gesamte Bio-Obst- und -Gemüsesortiment der Linie Natur*pur durch kompostierbare Zellulose- und Pflanzenölverpackungen ersetzt, teilweise sind Tassen aus Zuckerrohr im Einsatz. Nein zu Lebensmitteln als Verpackung Ja! Natürlich und Spar sind gegen Biokunststoffverpackungen aus Stärke, um nicht in Konkurrenz mit Nahrungsmitteln zu treten. Die hätten allerdings den Vorteil, dass sie die Haltbarkeit von Lebensmitteln verlängern, wie eine BOKU-Untersuchung mit Sackerln auf Maisstärkebasis gezeigt hat. Die Lagerung der Lebensmittel im Doch warum ist das Bio-Obst und -Gemüse im Supermarkt verpackt? „Für den Konsumenten muss sichergestellt sein, dass es zu keiner Verwechslung zwischen Bio- und konventionellem Obst und Gemüse kommt“, erklärt Martina Hörmer, Geschäftsführerin von Ja! Natürlich. Dies sei vorgeschrieben. „Sonst landet irrtümlich ein konventionelles Produkt in der Tasche, weil es falsch einsortiert oder zurückgelegt wurde. Manche Konsumenten entfernen auch den Bio-Aufkleber und bezahlen nur den Preis für konventionelle Ware. Um ein Vertauschen auszuschließen, ist also entweder das Biooder das konventionelle Produkt verpackt.“ Wird Ware lose verkauft, steht ausschließlich Bio- oder konventionelle Ware zur Verfügung, wie etwa bei den Ja! Natürlich-Zucchini. Aus ökologischen Gründen sind Zellulosefolien heute wieder gefragt. So sind Ja! Natürlich-Zellulosefolien zu 98 Prozent aus reinem Holzzellstoff, der Rest ist eine Siegelbeschichtung, sonst wäre die Verpackung nicht verschließbar. Doch auch dieser Materialbestandteil ist zu 100 Prozent biologisch abbaubar. Biokunststofferzeuger sind laufend dabei, die Produkteigenschaften zu ver- Die Hülle um Bio im Supermarkt soll Verwechslungen ausschließen. bessern. Der Einsatz bei Obst und Gemüse ist nicht so einfach: „Es gibt alleine von der Zellulosefolie verschiedene Folientypen. Jedes Produkt wirkt anders auf die Verpackung und umge- kehrt. So mussten wir bei Natur*Pur Bio-Fenchel und -Melanzani kurzfristig wieder auf herkömmliche Plastikfolie umstellen, da sich in der Verpackung Kondenswasser bildete und wir erst durch weitere Tests die geeignete Folie aus nachwachsenden Rohstoffen finden konnten“, sagt Spar-Unternehmenssprecherin Nicole Berkmann. Zudem fühle sich nicht jedes Obst und Gemüse unter der Zellulosehülle wohl. „Für Karotten eignen sich die biologischen Folien auf Basis von Pflanzenölen besser. Außerdem werden Karotten maschinell abgepackt. Folien aus Zellulose würden bei diesem Vorgang zerreißen“, so Berkmann. Zwar würden die Pflanzenölfolien für die Produktion synthetische Biopolymere benötigen, die derzeit leider nicht nachwachsend seien, „doch wir gehen davon aus, dass in ca. ein bis zwei Jahren auch diese Stoffe aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt sind.“ Kompostierbare Zellulose- und Pflanzenölverpackungen für BioObst- und -Gemüse bei Spar. Fotos: istockphoto.com; SPAR (2) (v.l.n.r.) Alte Folien in neuem Gewand? Auch wenn biologisch abbaubare Zellulosefolien als Innovation gelten, sind sie eigentlich schon alt. Zellulosehydrat, später unter dem Namen Cellophan bekannt, wurde bereits Anfang des 20. Jahrhunderts erfunden und ist die älteste Verpackungsfolie. Aus dem Rohstoff Zellulose (Holzpulpe) hergestellt ist es – sofern unbeschichtet – kompostierbar. Durch die hohen Herstellungskosten wurde Zellulosehydrat mehr und mehr durch Materialien wie PVC oder PE ersetzt. 03 2013 weitblick — 17 weitblick Biosackerl sei (außer für Paradeiser) in jedem Fall vorteilhaft, Eierschwammerl hielten sogar annähernd drei Wochen. „Es ist daher unbedingt zu empfehlen, Biosackerl künftig nicht nur zum Sammeln von Bioabfall, sondern vermehrt auch zur Lagerung frischer Lebensmittel zu verwenden“, resümiert Ines Fritz vom IFA-Tulln. Laut dem Verband European Bioplastics werden derzeit auch nur weniger als 0,006 Prozent der weltweiten Landwirtschaftsfläche für die Produktion von Biokunststoffen benötigt. Spar gibt als Vorteil seiner Verpackungen aber ohnehin die längere Haltbarkeit der Lebensmittel an. dient FSC-zertifiziertes europäisches Buchenholz, das zu mehr als einem Drittel aus Österreich stammt. „Aus Holzschnitzeln entsteht Zellstoff, der in Lösungsmittel gelöst wird, das zu 99,9 Prozent wieder in den Kreislauf zurückfließt. Lenzing Modal® Color wird nur am Standort Lenzing hergestellt und CO2-neutral produziert. In der eigenen Zellstoffproduktion erzielt Lenzing eine über fünfzigprozentige stoffliche Nutzung des Holzes.“ Es sei ein chemischer Prozess, doch Lenzing versuche, so nachhaltig wie möglich zu produzieren. „Die Netze sind kompostierbar, wir haben das testen lassen. Sie waren nach vier Wochen komplett weg.“ Kompostierbare Gemüsenetze Der neueste Coup von Ja! Natürlich sind die im Dezember 2012 eingeführten Zellulosenetze für Zwiebel, Salaterdäpfel und Rote Rüben. Das Verpackungszentrum Graz, Spinnerei Borckenstein und Lenzing AG entwickelten eine umweltfreundliche Alternative für Polypropylen-Netze. „Das Ergebnis war die Faser Lenzing Modal® Color, die während des Spinnprozesses eingefärbt wird. Eine synthetische Faser aus natürlichem Rohstoff“, so Dr. Marina Crnoja-Cosic, Leiterin Textile Engineering der Lenzing AG. Als Ausgangsmaterial Bio-Kunststoffverpackungen von Ja! Natürlich und Natur*pur können über den Kompost oder die Biotonne entsorgt werden. Die Ja! Natürlich-Zellulosefolie verrottet in einer industriellen Kompostieranlage innerhalb von vier bis fünf Wochen. Spar gibt als maximale Kompostierdauer 90 Tage an. „Wir empfehlen aber, die Verpackungsfolien wie gewohnt über den gelben Sack (Kunststoff) zu entsorgen oder über die Biotonne einer industriellen Kompostierung zuzuführen“, so Berkmann. Die Gründe: die Kompostierung in Hauskompostanlagen dauere länger, viele Konsumenten würden die unterschiedlichen Folien nicht auseinanderhalten können. Einsatz von Biokunststoff noch nicht überall möglich Drum trenne, was ewig weiterleben soll. Glasrecycling bringt jedes Jahr rund 230.000 Tonnen Altglas wieder in den Wertstoffkreislauf zurück. Anzeige Drum trenne, was ewig weiterleben soll. Glasrecycling bringt jedes Jahr rund 2013 weitblick 230.000 Altglas 18 — Tonnen 03 wieder in den erkennen: Die neuen Zelluloseverpackungen Zellulosefolie: steifer als normale Plastikfolie Zellulosenetze: weicher Aufdruck: „Bio in Hülle und Fülle“ (Ja! Natürlich), „Spar setzt Zeichen“ (Natur*pur), Hinweis auf biologische Abbaubarkeit bzw. Kompostierbarkeit Fotos: REWE; European Bioplastics (v.l.n.r.) www.agr.at www.agr.at „Experten sagen, dass sich das Verhältnis herkömmlicher Kunststoffe zu biogenem Kunststoff 50:50 entwickeln wird“, so die Spar-Unternehmenssprecherin. Wie sich das entwickeln werde, sei aber noch nicht ganz klar. Denn: „Wir stehen noch relativ am Anfang, was die Forschung zu den einzelnen Materialien betrifft. Sie sind von der Einsatzfähigkeit noch lange nicht mit herkömmlichem Kunststoff zu vergleichen.“ E Bio-Waschmittel Aus der Kraft der Natur Nachhaltig, hautverträglich und wirksam: Splendid BIO wird in Vorarlberg aus Waschnüssen hergestellt, die natürliche Saponine enthalten. Sie sind sanft zur Wäsche, aber stark in der Wirkung. Splendid BIO ist in zwei Sorten für Buntwäsche und Feinwäsche erhältlich und wurde als Österreichs erstes Waschmittel mit dem Bio-Gütesiegel ausgezeichnet. Es wird dabei gänzlich auf Chemikalien wie Tenside, Phosphate oder Formaldehyd verzichtet und ist auch für Allergiker und Baby-Wäsche hervorragend geeignet. ✓ Umweltverträglich ✓ Bio-zertifiziert ✓ Für Allergiker geeignet ✓ Top Preis-LeistungsVerhältnis Exklusiv bei schmutziges geschäft Jährlich werden tausende Tonnen an Elektroschrott nach Asien und Afrika verschifft. Richtige Entsorgung, aber auch eine längere Nutzungsdauer von Geräten könnten dem entgegensteuern. SUSANNE WOLF In Accra, der Hauptstadt des westafrikanischen Staates Ghana, türmen sich alte Elektrogeräte zu enormen Müllbergen. Kleine Kinder klettern mit bloßen Füßen über Scherbenhaufen, um Reste wertvoller Metalle aus alten Computern zu ergattern. Jugendliche zerlegen die Geräte mit bloßen Händen und verbrennen die Überreste, um an die Kupferkabel zu kommen. Tagtäglich sind diese Kinder und Jugendlichen giftigen Dämpfen ausgesetzt. Die erbeuteten Teile werden für einen Hungerlohn 20 — 03 2013 weitblick weiterverkauft. „Tausende Menschen leben am Rande der Müllhalden in Slums und sind durch das Verbrennen des Mülls ständig einem gefährlichen Giftcocktail ausgeliefert“, berichtet Christina Schröder, Sprecherin der entwicklungspolitischen Organisation Südwind. „Atem- und Hautkrankheiten oder Krebs sind die Folge.“ Schröder reiste mit Kollegen nach Ghana, wo große Mengen an Elektroschrott aus aller Welt landen. Weltweit wird weniger als die Hälfte der in Umlauf gebrachten Geräte gesetzeskonform recycelt. Der Rest wird privat oder auf Deponien gelagert, oder als Second-Hand-Ware deklariert. Eigentlich verbietet die Basler Konvention, ein UNO-Vertrag aus dem Jahr 1989, das Verschicken von Müll in andere Länder ohne Zustimmung des Empfängerlandes. Doch viele Elektrogeräte gelangen über illegale Kanäle in Entwicklungsländer; jährlich werden etwa 15.000 Tonnen alter Elektrogeräte ins Richtige Entsorgung Fotos: Christina Schröder/Südwind (4) Die Österreicher sammelten und entsorgten im Jahr 2012 durchschnittlich neun Kilogramm Elektroaltgeräte pro Kopf und liegen damit klar über dem EU-Durchschnitt. Bis 2019 soll die Sammelquote weiter erhöht werden, entweder auf 85 Prozent des Gesamtgewichtes der Elektroaltgeräte oder auf 65 Prozent der in den drei Vorjahren verkauften Durchschnittsmenge an Geräten. Um dieses Ziel zu erreichen, ist es allerdings auch notwendig, illegale Müllexporte zu verhindern. Laut Elektroaltgeräteverordnung aus dem Jahr 2005 können Elektro- und Elektronikaltgeräte aus privaten Haushalten kostenlos bei den Altstoff-Sammelzentren bzw. den Sperrmüllsammlungen der Gemeinden deponiert werden. Kleingeräte wie Handys werden auch bei Problemstoffstellen entgegengenommen. „Beim Kauf eines neuen Gerätes kann man das alte Gerät auch direkt im Geschäft abgeben – bei Verkaufsstellen, die größer als 150 m2 sind“, erklärt Ing. Rainer Kromberger vom Referat für Abfallwirtschaft bei der MA 48. So manches „alte“ Elektrogerät, ob Smartphone, Flachbildfernseher oder Laptop, ist jedoch alles andere als Schrott und die Jagd nach immer besseren Geräten hat Folgen: 8,7 Millionen Tonnen Elektromüll werden jährlich in Europa produziert. Fast alle Elektro- und Elektronikaltgeräte enthalten neben einem großen Anteil an ungefährlichen Bestandteilen wie Kunststoffen oder Glas auch schadstoffhaltige Bauteile. Um die Freisetzung der Schadstoffe in die Umwelt zu vermeiden, werden diese Bauteile in eigenen Anlagen demontiert und einer speziellen Aufarbeitung unterzogen. Alte Geräte sollten daher auf keinen Fall im normalen Müll landen. Claudia Sprinz, Sprecherin der Umweltschutzorganisation Greenpeace, warnt auch vor „Charity-Events“, bei denen alte Handys gesammelt werden: „Diese werden oft in Entwicklungsländer verschickt und landen dort auf dem Müll.“ Auch private Schrotthändler sind mit Vorsicht zu genießen, wie Christina Schröder weiß: „Da unklar ist, wie Schrotthändler die alten Geräte weiter verwerten, sollten diese unbedingt zu den offiziellen Müllsammelstellen gebracht werden!“ Reparieren statt neu kaufen Dass auch Elektromüll aus Österreich in Ghana landet, kann der ghanesische Umweltjounalist und Elektromüll-Experte Mike Anane bestätigen (siehe Interview). Wo aber sind die Lücken in der heimischen Abfallwirtschaft? „Mit der Elektroaltgeräteverordnung wurde die Verantwortung für die Entsorgung von Geräten den Herstellern übertragen“, erklärt Kromberger von der MA 48. „Es wäre möglich, dass die Behandlungsbetriebe, die für die Verarbeitung der Geräte beauftragt werden, diese stattdessen exportieren. Beweise haben wir dafür aber keine.“ Sepp Eisenriegler, Geschäftsführer des Reparatur- und Servicezentrum R.U.S.Z., ergänzt: „Oft werden Computer und Fernseher ille- Schrottsammlerin beim Verbrennen von alten Computern. Das Wasser des Flusses, der durch die Müllhalde fließt, gelangt ins Meer. Kleiner Bub trägt Computer zum Verbrennen. weitbllick Ausland transportiert – vornehmlich nach Afrika und Asien. „Der heimischen Volkswirtschaft entsteht dadurch ein Schaden in zweistelliger Millionenhöhe“, erklärt Mag. Elisabeth Giehser, Geschäftsführerin der Elektroaltgeräte Koordinierungsstelle. Elektroaltgeräte gelten als wichtiger Rohstofflieferant für die Industrie: Rohstoffe sind begrenzt und richtiges Recycling ist daher gefragt. Mobiltelefone etwa sind eine wahre Goldgrube: eine Tonne Althandys enthält 30 Mal mehr Gold als eine Tonne Golderz. Giehser appelliert daher an Konsumenten, Elektroaltgeräte nur an befugte Sammler zu übergeben. Shop in Accra, in dem europäische und US-amerikanische Altgeräte verkauft werden. gal entsorgt, weil etwa die Leuchtschicht hinter den Monitoren abgesaugt und als gefährlicher Abfall entsorgt werden müsste – und das kommt teuer.“ Eisenriegler plädiert dafür, kaputte Elektrogeräte reparieren zu lassen, um Elektromüll zu reduzieren. Er setzt sich in Medienkampagnen zudem gegen die sogenannte „geplante Obsoleszenz“ ein. „Von den Herstellern werden bewusst Sollbruchstellen in Geräte eingebaut, um die Nachfrage nach neuen Geräten zu steigern“, so Eisenriegler. „Indem man hochwertige Geräte kauft, vermeidet man langfristig auch Elektromüll.“ Auch der Kauf von gebrauchten Geräten ist eine Alternative: ReUse-Shops wie das R.U.S.Z. bieten von der gebrauchten Waschmaschine bis zum fast neuen Flat-TV viele Geräte an. Zurück zum Elektromüll: was tun Behörden und Hersteller, um den illegalen Handel zu unterbinden? Laut einer Information des Lebensministeriums ist die illegale Ausfuhr von Elektround Elektronikaltgeräten aus Österreich ein Kontrollschwerpunkt: „Es wird bei jeder Anhaltung von Transporten versucht, die Herkunft der zur illegalen Ausfuhr bestimmten Elektround Elektronikabfällen zu ermitteln. Darüber hinaus streben wir eine Intensivierung der Kontrollen an den Außengrenzen bzw. an den großen Häfen an“, so das Lebensministerium. Das klingt gut und schön. Letztendlich liegt es aber in der Macht jedes Einzelnen, die Flut an Elektrogeräten einzudämmen und dadurch die Müllberge zu verringern. Und Afrikas Kindern eine Chance zu geben. E Infos: www.suedwind-agentur.at Greenpeace-Ratgeber für Grüne Elektronik: marktcheck.greenpeace.at/4328.html R.U.S.Z.: www.rusz.at Reparaturnetzwerk Wien: www.reparaturnetzwerk.at Entsorgungstipps der MA 48: www.wien.gv.at/umwelt/ma48 Weitere Entsorgungstipps: www.elektro-ade.at, www.umweltberatung.at Elektroschrott gefährdet Menschen und Umwelt Lebensart Warum landet ein großer Teil des Elektromülls gerade in Ghana? Mike Anane Ghana ist eines der Länder in Afrika, das sich wirtschaftlich gesehen am schnellsten entwickelt. Zahlreiche Schiffsladungen landen täglich in Ghana, jedoch gibt es zu wenig Personal, um die Ladungen zu kontrollieren. Auf diese Weise gelangen illegale Waren in unser Land, aber auch z. B. nach Nigeria. 22 — 03 2013 weitblick Was kann die EU dagegen tun? Die EU hat die Baseler Konvention unterzeichnet, die es verbietet, gefährlichen Elektromüll über die Landesgrenzen hinaus zu transportieren. Doch die Gesetze werden nicht immer eingehalten und zu wenig kontrolliert. Was können Konsumenten tun? Jeder sollte sich darüber informieren, was mit seinem alten Gerät geschieht. Besonders gilt das für die Zeit vor Weihnachten: wenn neue Geräte gekauft werden, landen besonders viele alte auf dem Müll. Was passiert mit dem Schrott in Ghana? Es gibt Kinder, die Tag für Tag Computer auseinanderbrechen, um an die wertvollen Teile zu gelangen, und sich dabei mit Blei vergiften. Achtjährige haben deshalb den IQ eines Dreijährigen. Viele dieser Kinder werden nicht älter als 20 Jahre. Dazu kommen Umweltprobleme: Wasser, Luft und Erde werden durch den Müll verschmutzt. Mike Anane, Umweltjounalist und Elektromüll-Experte aus Ghana Fotos: Christina Schröder/Südwind; Südwind (v.l.n.r.) Woher kommt der Müll? Aus den USA, Holland, Großbritannien, Deutschland, auch aus Österreich – letztendlich aus allen Industrieländern. Ich habe mit der BBC zusammen gearbeitet, die in einer Recherche TV-Geräte mit „Tracking devices“ versahen; die Fernseher wurden von Recycling-Unternehmen nach Ghana geschickt. ich will, ich will: Erneuerbare Energie Also, ihr da draußen, jetzt hört mir mal zu! Wenn ihr weiter Kohle und Erdöl verpulvert, dann spart ihr euch garnix, ihr verheizt noch den ganzen Planeten. Es ist höchste Zeit für umweltfreundliche Energie aus nachwachsendem Holz, Sonnenkraft oder Erdwärme. Apfelthaler Geist Luger Hahn Stegbauer Lux Denk 77 x Bayer Wurm (3) Dillinger Kurzmann Stejskal Wildburger Lahmer Mangelberger Loindl Hasenauer HMS Niedermühlbichler Wörz Swoboda Brunner Maderbök Opbacher (2) TKT Kandler Energietechnik (5) Reiter Höll Hasenauer Limbach Egger Steidl & Steiner Eisendle Steiner GmbH Prewein Kabicher Seelos Feiel Wieland Steiner CP Reichel Klimadesigner hmh Unterweger (2) Gostentschnigg Kerschhaggl F. Bouvier (2) Gawahei in Österreich Kreuzberger & Hauser (2) Steger (2) Geyder Quasnitschka Pirker-Frühauf (2) Baumgartner Solaris Spitzer Rainer Widmann Berger Zernig Perl Bodlos (2) Kubica Braunegger Findenig www.sbausparkasse.at Gefällt mir! Immer ein Hit: Ich-Du-Er-Sie-Es Bausparen Nähere Informationen erhalten Sie bei Ihrem Ich-Du-Er-Sie-Es Berater sowie in jeder Erste Bank, Sparkasse und Bank Austria. Aktionszeitraum: 1.4. bis 30.6.2013. Service Telefon: 05 0100 - 29900. ruanda: familienplanung mit bunten ketten Familienplanung zählt in Ruanda zu den Themen, über die man nicht spricht. Anders im Centre Marembo in der Hauptstadt Kigali. Hier erhalten Jugendliche, die auf der Straße gelandet sind, neben der allgemeinen und beruflichen Bildung Wissen über Sexualität und Familienplanung. Roswitha Reisinger und Christian Brandstätter Nicolette Nsabimana leitet das Centre Marembo in Ruandas Hauptstadt Kigali. zwei Frauen unter einem Strauch im Schatten. Dahinter eine hohe Mauer mit einem schweren, rostigen Eisentor. „Welcome in Centre Marembo!“, umarmt uns Nicolette Nsabimana, die Leiterin des Zentrums, herzlich. Unter einer Gartenlaube sitzt eine Gruppe Jugendlicher um eine Tafel, auf die ein Lehrer gerade eine Zeichnung kritzelt. „Das sind unsere Mechaniker“, erklärt Nicolette. Die Burschen bekommen hier eine Grundausbildung, die alte Schrottkarre neben der Laube dient zum Üben. Das Zentrum selbst ist ein umfunktioniertes Einfamilienhaus. Im größten Raum sitzen junge Frauen hinter einfachen alten Nähmaschinen. Aus bunten Stoffen fertigen sie Kleider, Computertaschen und Stofftiere. „Die Frauen lernen hier bei uns das Schneidern, durch den Verkauf der Produkte leisten wir selbst auch einen kleinen Beitrag zur Finanzierung unseres Projektes.“ Hauptsponsor ist eine britische Stiftung. Gegründet wurde das Centre Marembo, um Straßenkindern eine Dusche und eine warme Mahlzeit anzubieten, dazu Unterricht und bei Bedarf auch einen Arzt. „Wir wollen die Kinder 24 — 03 2013 weitblick wieder zurück in die Gesellschaft bringen und ihnen dafür ein Rüstzeug mit auf den Weg geben, damit sie es auch schaffen“, erklärt Nicolette eines der Projektziele. Aus ihrer Sicht ist schulische und berufliche Ausbildung jedoch zu wenig. „Wir haben von Anfang an das Thema Familienplanung und Sexualität in unsere Schulungen aufgenommen, ein gesellschaftliches Tabuthema, über das in Ruanda nirgendwo gesprochen wird. Damit wollen wir vor allem die Frauen stärken und ihnen helfen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.“ Jeden Sonntag kommen 50 bis 70 Jugendliche ins Zentrum. „Wir reden mit ihnen über ganz simple Dinge, wie Körperpflege, diskutieren über die ruandische Kultur, über Werte wie Respekt und sagen ihnen, was bei der Kindererziehung wichtig ist. Besonders interessant wird es, wenn wir ihnen Methoden der Familienplanung vorstellen und auf Geschlechtskrankheiten eingehen, vor allem auf das Thema AIDS.“ Beim Thema Familienplanung fand das Centre Marembo mit der „Aktion Regen“ einen Partner in Österreich. Die Fotos: Brandstätter (2); www.camcom.at (v.l.n.r.) Die schmale Straße schlängelt sich einem der vielen Hügel entlang, auf denen sich Kigali ausbreitet. Motorradtaxis schwirren herum, ein junger Mann schiebt sein Fahrrad, das mit einem riesigen Sack Kohle beladen ist. Am Grünstreifen entlang der Straße sitzen Wiener Gynäkologin Dr. Maria Hengstberger hat den Verein 1989 gegründet und setzt sich für Gesundheits- und Frauenprojekte ein. Damit auch Analphabetinnen ihre fruchtbaren und unfruchtbaren Tage kennenlernen, hat sie die Geburtenkontrollkette entwickelt. Die Halskette mit 30 unterschiedlich eingefärbten Perlen zeigt den aktuellen Stand der Fruchtbarkeit im Monatszyklus an. Produziert werden die Ketten im Centre Marembo aus Papierstreifen, die zu Kegeln geformt und bemalt werden. „Vor einigen Jahren hatten wir hier in Ruanda auch noch zwölf ,Rainworkerinnen‘ beschäftigt, die im ganzen Land Schulungen zu diesem so wichtigen Thema gehalten und die Ketten verteilt haben“, erzählt Nicolette. „Leider wurde das Projekt eingestellt, weil kein Geld mehr dafür da war.“ 150 Euro kostet eine Rainworkerin im Monat. Nicolette Nsabimana und ihr Centre Marembo zeigen, dass lokale Initiativen engagierter Menschen einfache weitblick Jugendliche beim Basteln der Geburtenkontrollketten. Damit können Frauen ihre fruchtbaren Tage erkennen. Konzepte zur Lösung ihrer Probleme finden und diese mit relativ geringen finanziellen Mitteln auch in die Tat umsetzen können. Bevor wir das Zentrum verlassen, zeigt uns noch eine Gruppe junger Mädchen und Buben einen Tanz, den sie gerade einstudiert haben. Sie haben dank dieser Einrich- tung eine große Chance auf ein gutes Leben. E Infos: Nicolette Nsabimana kommt am 29./30. Juni 2013 zu einem Workshop nach Wimpassing. www.aktionregen.at Produkte des Centre Marembo: www.shop4rwanda.com Kamerun Frauenpower für Bio In Kamerun setzen sich Frauen für Biolandwirtschaft und gegen ungerechte Traditionen ein. Unterstützung bekommen sie aus Österreich. Am 17. Juli findet zugunsten dieses Projektes ein Wohltätigkeitskonzert in der Lutherischen Stadtkirche Wien, Dorotheergasse 18 statt. Infos: www.camcom.at Im agrarisch geprägten Kamerun funktioniert die Landwirtschaft nach Vorbild der Industrieländer nur bedingt. Hochgezüchtete Sorten brauchen große Mengen Chemie, lange Trockenperioden setzen den Pflanzen zu. Die Männer müssen zum Gelderwerb in die Städte. Zurück bleiben Frauen mit ihren Kindern und die müssen mit den kargen Erträgen ihrer Hausgärten das Auskommen finden. Vor vier Jahren haben sich landlose Frauen aus dem Nordwesten Kameruns zusammengeschlossen, um mithilfe des biologischen Landbaus ihre Lebensbedingungen zu verbessern. Sie wandten sich über eine Hilfsorganisation an die niederösterreichischen Biobauern Alfons Piatti und Peter Krischke, die nach Kamerun kamen, um die Frauen mit ihrem Know-how zu unterstützen. Mit Kompostwirtschaft wurden die Hausgärten aufgewertet und zusätzliche Grundstücke angekauft. Die Frauen, die weder schreiben noch lesen können, verfügten über keine eigenen Gründe und konnten diese nur mit Hilfe der Österreicher erwerben. Der Biolandbau hat ihnen einen Schritt zu mehr Selbstständigkeit ermöglicht. Nun können sie sich und ihre Kinder gesund ernähren. 03 2013 weitblick — 25 Gartenerde Auch Bio-Erden enthalten Torf Bis zu 90 Prozent Torf finden sich in konventionellen Garten- und Blumenerden. Doch auch Bio-Erden sind nicht frei von Torf. „Etwa die Hälfte enthält Torf, oft bis zu 70 Prozent“, sagt Dipl.-Ing. Ralf Dopheide, der für das Österreichische Umweltzeichen Kultursubstrate untersucht hat. Mit dem Torfabbau werden Moore unwiederbringlich zerstört. Sie zählen zu den am stärksten gefährdeten Lebensräumen für Pflanzen und Tiere. Zudem werden große Mengen CO2, die im Torf gebunden waren, freigesetzt. Eine zusätzliche Klimabelastung entsteht durch den weiten Transport von Torf, der meist aus dem Baltikum kommt. Dopheide: „Torf hat im Hausgartenbereich nichts verloren. Hochwertige Gartenerden enthalten Holz- oder Kokosfasern mit ebenso günstigen Eigenschaften.“ Torffreiheit garantieren das Österreichische Umweltzeichen und das EU-Öko-Label. Plastik auf dem Meeresboden Die Verseuchung der Meeresböden hat stark zugenommen Aktionstage Nachhaltigkeit 4. bis 10. Oktober in ganz Österreich Nachhaltigkeit ist vielfältig und bunt. Um ihre vielen Facetten in allen Dimensionen zu vermitteln, veranstalten die Nachhaltigkeitskoordinatoren der Bundesländer mit Unterstützung des BMLFUW die „Aktionstage Nachhaltigkeit“. Mindestens 100 Aktionen in ganz Österreich wollen die Menschen für das Thema sensibilisieren und Kompetenz wie Erfolge der Nachhaltigkeitskoordinatoren – und der vielen engagierten Menschen hinter den Kulissen – sichtbar machen. Die Aktivitäten reichen von bewährten Veranstaltungen, wie Vorträgen, bis zu speziellen Events, wie „soziale Skulpturen“, „public Breakfast“ oder Schnitzeljagd. Alle werden originell in Bild oder Video festgehalten und erreichen damit auch soziale Netzwerke. Weitere Infos ab Juni auf der Website: www.nachhaltigesoesterreich.at 26 — 03 2013 kurz gesagt der Plastikreste waren mit Tiefsee-Organismen in Kontakt gekommen. Wir fanden zum Beispiel Plastiktüten, die sich in Schwämmen verfangen hatten, ein Kartonstück, das von Seelilien bewachsen war, sowie eine Flasche, auf der sich ebenfalls eine Seelilie angesiedelt hatte“, erzählt Melanie Bergmann, Biologin und TiefseeExpertin am Alfred-Wegener- Institut für Polar- und Meeresforschung in der Helmholtz-Gemeinschaft. Kommen Schwämme mit Plastik in Berührung, kann dies zu Verletzungen führen. Zudem enthält Plastik auch immer chemische Zusatzstoffe, die auf ganz unterschiedliche Weise toxisch wirken. Quelle: www.awi.de Fotos: istockphoto.com; Valeria Hidalgo-Ruz/Universidad Católica del Norte; Plansinn; fotolia.com/dbrus; Rita Newman (v.l.n.r.) Das deutsche Alfred-WegenerInstitut für Polar- und Meeresforschung hat in den Jahren 2002 bis 2011 mehr als 2.000 Fotos vom Meeresboden der Framstraße (Norwegen) genommen und konnten nachweisen, dass sich der Abfall am Meeresboden in dieser Zeit von 3.635 auf 7.710 Stück Abfall – großteils Plastik – pro Quadratkilometer vermehrt hat. „Fast 70 Prozent Tipp von Elisabeth Koppensteiner, gartenleben CO2-Zertifikate Klimaschädigung war noch nie so billig Das CO2-Emissionshandelssystem hat seine Wirksamkeit als Klimaschutzmaßnahme fast vollständig verloren. „Das Recht, das Klima zu schädigen, war noch nie so billig wie jetzt“, sagt Greenpeace-Energiesprecher Jurrien Westerhof. „CO2-Zertifikate sind durch das Überangebot mittlerweile beinahe gratis zu haben.“ Greenpeace verlangt daher als Notmaßnahme, dass 900 Millionen Tonnen CO2-Emissionsrechte vom Markt genommen werden, damit der Preisverfall beendet wird und sich Klimaschutzmaßnahmen wieder lohnen. Die Industrie wehrt sich allerdings gegen die Reparaturmaßnahmen am maroden Emissionshandelssystem und droht mit Abwanderung. Westerhof: „Eine gute und langfristig planbare Klimapolitik ist ein Innovationsmotor, und das weiß auch die Wirtschaft.“ Weitere Infos beim NÖ Gartentelefon T: 02742/74333 oder auf www.biogartendoktor.at Blattläuse sind einer der häufigsten Schädlinge im Garten, die mit einfachen Maßnahmen leicht in Schach gehalten werden können. Ein Befall zeigt sich meist an eingerollten Blättern, klebrigen Trieben und Ameisen, die den klebrigen Honigtau gerne fressen, den Läuse ausscheiden. Nützlinge, wie Marienkäfer, Florfliegen- und Schwebfliegenlarven, Ohrwürmer, Spinnen und Vögel sind gefräßige Blattlausvertilger. Ein gewisser Schädlingsbefall ist jedoch Voraussetzung, dass sich diese nützlichen Gegenspieler ansiedeln. Daher sollten im Garten immer einige Schädlinge vorhanden sein, um die Nützlinge ernähren zu können. In einem naturnah gestalteten Garten stellt sich rasch ein funktionierendes „Ökosystem“ ein. Land Grabbing in Europa durch EU-Agrarpolitik begünstigt Land Grabbing ist nicht nur ein Problem in Afrika, Asien und Lateinamerika, sondern schreitet auch in Europa voran. Dies zeigt eine aktuelle Studie, die von Via Campesina und Hands off the Land network herausgegeben worden ist. Demnach kontrollieren drei Prozent der Grundbesitzer die Hälfte der landwirtschaftlichen Flächen in Europa. Diese „Landeliten“ würden im Rahmen der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik (GAP) aktiv durch öffentliche Gelder gefördert. Hingegen erhielten kleinbäuerliche Betriebe immer weniger Förderungen und werden zunehmend verdrängt. In Ungarn zum Beispiel war es der Mehrheit der Kleinbauern in den ersten sechs Jahren nach dem EU-Beitritt rechtlich nicht möglich, Förderungen zu beantragen. Zusammen mit den niedrigen Bodenpreisen war das eine Einladung für Land Grabbing. Etwa 1 bis 1,5 Millionen Hektar ungarische Flächen befinden sich heute in den Händen von ausländischen Investoren, viele von ihnen aus Österreich. Infos: www.fian.at Fördern Sie Nützlinge mit Pflanzen, wie z. B. Schafgarbe, Wilde Möhre oder Wiesenkerbel. Darauf legen Schwebfliegen und Florfliegen ihre Eier ab. Die sich entwickelnden Larven fressen dann die Blattläuse. Ebenso wirkungsvoll sind Nistkästen für Vögel. Einige Arten fressen und verfüttern pro Saison bis zu 30 kg Insekten. Ein ausgewogenes Pflanzenwachstum stärkt die Abwehrkräfte: Bodenlockerung und Mulchen, Düngung mit Kompost, Komposttee, Mischkultur und Fruchtfolge sorgen für ein gesundes Pflanzenleben. Nicht zu viel düngen, denn stark gedüngte Pflanzen sind für die Läuse leichte „Beute“. Bei starkem Befall die betroffenen Triebe und eingerollten Blätter entfernen, die Pflanzen abstreifen, mit einem scharfen Wasserstrahl abspritzen und noch feucht mit Gesteinsmehl bestäuben. Wird im Frühjahr schon die erste Generation der Läuse entfernt, hält sich der Befall in Grenzen, da es dadurch Millionen weniger Läuse-Nachkommen gibt. Schmierseifenlösung, Rapsöl oder Neem-Präparate wirken im Garten auch auf Nützlinge, sind aber immer noch umweltfreundlicher als chemische Insektizide, da sie leicht abbaubar sind. kurz gesagt Was tun gegen Blattläuse? Flügerl für knusprige Chicken Wings, zum Marinieren und Braten oder Backen Flügelenden ebenso wie Hals, Rücken und Karkassen für Suppe Leber gebraten, oder als Leberaufstrich Oberkeule saftig, zum Braten und Schmoren Haxe Hühnerfüße nichts für europäische Gaumen kräftiges Fleisch, für köstliche Schmorgerichte wohlfühlen essen Brustfleisch leicht, fettarm, vielseitig, für die schnelle Zubereitung ein hendl macht drei mahlzeiten Das weiße Fleisch aus der Hühnerbrust ist bei Konsumenten sehr beliebt. Doch ein Hendl besteht auch noch aus anderen schmackhaften Teilen, die zu vielfältigen Zubereitungen inspirieren. Sie verdienen es, gegessen zu werden. Fotos: istockphoto.com (2) (v.l.n.r.) sonja schnögl Es ist noch gar nicht so lange her, da war ein schönes großes Hendl ein klassisches Sonntagsessen. Knusprig braun gebraten, vielleicht mit einer Semmelfülle, mit Erbsenreis und einer großen Portion grüner Salat, kam es auf den Tisch, wurde dort tranchiert und verteilt. Jedes Familienmitglied bekam nach Möglichkeit sein Lieblingsstück – aber mehr als eine Brust und zwei Haxen hat so ein Huhn halt nicht. Ein Problem, das sich heute viel einfacher lösen lässt. Die Vorlieben sind bekannt, gekauft werden dann eben so viele Bruststücke und Haxen wie nötig. Am beliebtesten sind Filets aus der Hühnerbrust. Die sind schnell zubereitet, vielseitig verwendbar und das Fleisch wird von Ernährungsexperten als besonders gesund empfohlen, weil es leicht und fettarm ist. Ein ganzes Huhn kommt nicht mehr so oft auf den Tisch. Was für Konsumenten so einfach und praktisch erscheint, stellt sich aus Sicht der Produzenten anders dar. „So ein Hendl besteht ja nicht nur aus den Brustfilets“, macht Bio-Bäuerin Franziska Zimmer ihren Standpunkt klar. „Was soll mit den anderen Teilen geschehen? Die Haxen werden noch genommen, Flügel und Rückenteile oder Innereien wollen die Leute kaum noch.“ Das gilt nicht für die Kunden, die zu Franziska Zimmer auf den Pankrazhof bei Vorchdorf kommen, um ihre vorher bestellten Hühner abzuholen. Denen hat die engagierte Landwir- 03 2013 essen — 29 Henne und Hahn dürfen gemeinsam leben Früher war es ganz einfach: Hennen waren zum Eierlegen da, die Hähne wurden als Fleischlieferanten gemästet. Heute gibt es nur mehr spezialisierte Rassen für Lege- oder Mastgeflügel. Beim Mastgeflügel werden Hahn und Henne aufgezogen. Für die Eierproduktion aber werden die männlichen Küken aussortiert und vernichtet. Zur Mast sind sie nicht geeignet, da sie wenig Fleisch ansetzen. Eine aus ethischer Sicht höchst problematische Vorgangsweise! Eine Lösung könnten neue Zweinutzungsrassen bringen, die sowohl eine gute Eierleistung bei den Hennen als auch eine ordentliche Fleischqualität bei den Hähnen ergeben. Projekte dazu gibt es aktuell von REWE/ Ja! Natürlich, von Toni Hubmann und von einigen Initiativen in Deutschland. Dabei werden die Hähne parallel zu den Hennen fünf bis sechs Monate aufgezogen, vier Mal so lange wie in der konventionellen und doppelt so lange wie in der biologischen Hühnermast. Einen Nachteil gibt es allerdings auch: Die Hähne verbrauchen auch mindestens doppelt so viel Futtergetreide in ihrem längeren Leben als ein herkömmliches Bio-Masthendl, was unterm Strich nur nachhaltig sein kann, wenn wir deutlich weniger Fleisch essen als bisher. tin schon gezeigt, was sich aus einem Huhn alles machen lässt. Sie verkauft nur ganze Hühner, auf Wunsch gerne auch in Teile zerlegt. Franziska Zimmer vertritt bei diesem Thema einen ganz klaren Standpunkt: „Es wäre doch unethisch, ein Tier aufzuziehen und zu schlachten und dann die Hälfte davon gar nicht zu nutzen.“ Selbstverständlich wäre es auch nicht wirtschaftlich. Als Bio-Austria-Bäuerin, die „aufs Ganze schaut“, achtet sie darauf, alle Teile zu verwenden und macht das auch ihren Kunden schmackhaft. Internationaler Trend: Nose-to-Tail-Eating Damit liegt Franziska Zimmer ganz im internationalen Trend des sogenannten „Nose-to-Tail-Eating“, das vielen bekannten Küchenchefs ein Anliegen ist und sich natürlich nicht nur auf Geflügel bezieht. Vor mehr als zehn Jahren hat der Brite Fergus Henderson das gleichnamige Buch geschrieben und eine kulinarische Bewegung mitbegründet. Henderson ist Küchenchef und Restaurantbesitzer, plädiert dafür, 30 — 03 2013 essen Bio-Bäuerin Franziska Zimmer aus Vorchdorf verkauft nur ganze Hühner und erklärt, was sich aus einem Huhn alles machen lässt. Franziska Zimmer und den Vorzügen ihres Bio-Wildhendls. Was macht ein gutes Hendl aus? das ganze Tier zu verspeisen, und liefert die passenden Anregungen, Ideen und Rezepte dafür. In seinem Buch schwärmt er von den Freuden und Geschmäckern, die jenseits der Filetstücke liegen. In Wien steht zum Beispiel Christian Petz für diese Haltung. Der Spitzenkoch, der in seinem Restaurant am Wiener Donaukanal eine entspannte, hochwertige Küchenlinie pflegt, verwendet beispielsweise gerne Innereien. Er sieht das als Verantwortung der Hochküche, damit dieser Bestandteil unserer Küchenkultur nicht verloren geht, wie er in einem aktuellen Interview in der Wiener Zeitung – nachzulesen auch auf der Website des Restaurants – ausführt. Ebendort erklärt Petz übrigens auch, warum Bio so wichtig ist, und damit sind wir wieder bei Artgerechte Haltung ist bei Bio-Masthühnern selbstverständlich. Sie haben mehr Platz als konventionell gehaltene: Erlaubt sind maximal zehn Tiere pro Quadratmeter, zusätzlich gibt es einen Auslauf von vier Quadratmetern pro Tier, den sie über einen überdachten Vorplatz erreichen. Am Pankrazhof gibt es auch eine Hecke, die den Hühnern Schatten und Schutz bietet. Die Einstreu im Stall muss aus lockerem, trockenem Material bestehen – Franziska Zimmer verwendet Dinkelspelzen –, so haben die Hühner immer etwas zum Scharren. Versorgt werden sie mit Futter aus kontrolliert biologischer Landwirtschaft . Beim Bio-Wildhendl mit dem braunen Federkleid handelt es sich um eine langsam wachsende Rasse, die robust und vital ist. Bio-Hendln haben mehr Zeit zum Wachsen und Reifen. Sie werden erst mit zehn bis zwölf Wochen schalte ich für eine knusprig braune Haut kurz den Grill zu“, beschreibt sie eines ihrer erprobten Rezepte. Vom Hals bis zum Fuß Auch für kleinere Haushalte ist es möglich, ein ganzes Huhn zu verwenden. Zerteilen und einfrieren oder Freunde zum Essen einladen wären zwei Möglichkeiten. Das zarte Brustfleisch kann ausgelöst werden und gibt ein feines Sonntagsschnitzel. Aus den Hendlhaxen lassen sich köstliche Schmorgerichte herstellen. „Chicken Wings“ aus den großen, fleischigen Flügeln eines Bio-Huhns mögen auch Kinder. Die Leber schmeckt gebraten ganz vorzüglich und kann mit etwas Creme fraiche und ein paar Tropfen Sherry zu einem Leberaufstrich verarbeitet werden. Aus den Karkassen, den ausgelösten Knochen, oder aus Rücken und Hals wird eine wohltuende Suppe – ein großes Bio-Hendl belohnt mit kräftigem Geschmack, auch wenn es kein klassisches Suppenhuhn ist. Das Fleisch vom Hals ist übrigens besonders fein! Und wer Innereien mag – aus Hühnerherzen lässt sich mit ein bisschen Wurzelwerk oder einer Rahmsauce ein gutes, preiswertes Essen kochen – ich habe das selbst schon ausprobiert. Man muss ja nicht so weit gehen, die Hühnerfüße in schmackhafte Gerichte zu verwandeln, wie das in der chinesischen Küche ganz normal ist. Es wäre bei uns ohnehin nicht leicht zu realisieren, weil diese normalerweise gar nicht Ein gutes Masthendl wiegt mindestens 1,7 kg und schmeckt kräftig und köstlich. Der Pankrazhof ist seit 1979 ein Biobetrieb, der auch alte Getreidesorten anbaut. Außer den Mast- und Legehühnern gibt es Ziegen, Wollschweine und zwei Kühe, um Butter aus Rohmilch für den eigenen Bedarf und den Verkauf im Hofladen herstellen zu können. Auch Vorträge und Kräuterwanderungen werden am Hof angeboten. Für Franziska Zimmer ist Bio eine Lebenseinstellung, die nicht bei der Produktion aufhört. Sie legt großen Wert darauf, dass Biolebensmittel auch richtig behandelt und gut verarbeitet werden. Für die Zubereitung eines Bio-Hendls empfiehlt sie das langsame Braten bei Niedertemperatur. „Bei 120 Grad im Rohr wird das Fleisch ganz weich und bleibt schön saftig. Erst am Schluss in den Verkauf kommen. Wer nicht immer ein ganzes Huhn kaufen will oder kann, greift abwechselnd zu verschiedenen Teilen. Auch so wird das ganze Tier genutzt. Ein artgerecht aufgezogenes Bio-Huhn kostet im Handel ungefähr doppelt so viel wie ein Huhn aus konventioneller Haltung. Es lebt ja auch mindestens doppelt so lange und wird mit bestem Bio-Futter versorgt. Das hat natürlich seinen Preis. Umso wichtiger ist es, wirklich das ganze Tier zu nutzen und die Vielfalt der Fleischteile und Gerichte zu entdecken. E Knochen und Innereien sind die Basis für eine wohltuende Suppe. Infos: Adressen für Bio-Huhn in Ihrer Nähe: www.biomaps.at (erweiterte Suchoptionen) www.pankrazhof.at www.badeschiff.at Tipps & Tricks Fotos: istockphoto.com; Privat; istockphoto.com (v.l.n.r.) für den Umgang mit dem Huhn Kaufen Sie Bio-Hendl bevorzugt im Ganzen oder greifen Sie auch zu anderen Teilen als dem Brustfilet. 01 02 Stücke, die Sie nicht sofort verwenden können, lassen sich gut einfrieren. Frisches Hühnerfleisch immer in der kältesten Zone des Kühlschranks (unten) und nicht mehr als ein bis zwei Tage aufbewahren. Hendlhaxen ergeben mit Gemüse zusammen köstliche Schmorgerichte. Verschiedene Gewürze und Kräuter sorgen für Abwechslung. Bio-Hendl braucht etwas längere Garzeiten. Bei Niedertemperatur von ca. 120 Grad im Rohr wird es schön weich und bleibt besonders saftig. Ein Huhn mit seinem naturgegebenen Hohlraum verlangt geradezu nach einer Fülle – so ergibt sich die Beilage praktisch von selbst. 03 04 05 Kochen Sie Hühnersuppe und frieren Sie sie in kleinen Portionen ein. Sehr praktisch für eine schnelle Suppe oder zum Dünsten von Gemüse, Zubereiten von Saucen etc. 07 06 07 03 2012 2013 essen essen — 31 35 essen geschlachtet. „Ab der achten Woche setzen sie richtig Fleisch an“, erklärt Franziska Zimmer. „Ein gutes Hendl hat mindestens 1,70 Kilogramm und gerne auch mehr. Es schmeckt kräftig und köstlich.“ Hühner aus konventioneller Haltung werden schon nach vier bis fünf Wochen geschlachtet, sie wiegen deutlich weniger als die BioHühner. junghahn nach alter tradition Rezepte von Küchenchef Johann Schuster vom Rogner Bad Blumau Die wirklich delikaten Dinge muss man eben suchen. Schön, dass sie nicht in Vergessenheit geraten. So wie das Sulmtaler Huhn oder „Toni’s“ Bio-Junghahn. Aus jedem zweiten Ei schlüpft ein Hahn, doch Eier legen nur Hennen und die kleinen Hähne werden beseitigt. Vor ein paar Jahrzehnten war es noch ganz normal, Hahn und Henne miteinander aufwachsen zu lassen. Hubmann hat alte Haushuhnrassen auf seinem Hof angesiedelt, bei denen die Junghähne neben ihren Schwestern artgerecht in bäuerlicher Freilandhaltung heranwachsen dürfen. Der Junghahn wird wie damals, als das ganze Tier genutzt wurde, für Fleischgerichte verwendet, die Henne nach der Legeperiode als Suppenhuhn. Die längeren, kräftigeren Keulen des Hahnes deuten auf deutlich längere Mastzeit hin und das Fleisch ist als solches dunkler und im Geschmack einzigartig. Gebratener Bio-Junghahn Hühner-Einmachsuppe mit Bröselknödel Cremeschnitte von der Zotterschokolade 32 — 03 2013 essen Cremeschnitte von der Zotterschokolade 2 Gebratener Bio-Junghahn mit Bio-Himbeeren Zutaten (6 Portionen) 1 Stk. Tonis Bio-Junghahn Salz, Pfeffer, Thymian, Majoran, 1 Stk. Orange 01 Junghahn gründlich von kleinen Federresten befreien und gut mit kaltem Wasser waschen, würzen. 02 Die ungeschälte Orange vierteln, den Hahn damit füllen und ca. 2 Stunden bei 140 bis 150° C braten. 1 Bröselknödel für die suppe Zutaten (8 Portionen) 100 g Butter 1 Dotter 1 Ei 200 g Semmelbrösel Salz, Muskatnuss 01 Butter schaumig rühren, 1 Dotter und ein ganzes Ei dazu rühren, mit S alz und Mu sk a t nu s s w ür zen. Helle Semmelbrösel daruntermischen und ca. eine Stunde kalt stellen. 02 Fotos: Rogner Bad Blumau (3); istockphoto.com (v.l.n.r.) Knödel formen, in kochendes Wasser einlegen und ca. 12 Minuten ziehen lassen. KÜCHENTipP Die Garzeit bei einem Hahn von ca. 2,2 Kilogramm beträgt etwa 2 Stunden bei 140 bis 150 Grad. 1 Hühnereinmachsuppe mit bröselknödel Zutaten (4 Portionen) 1 kg Hendlknochen 120 g Hendlinnereien (Leber, Magen, Herz) 100 g Karotten 80 g Stangensellerie 100 g Gelbe Rüben 1 Stk. Zwiebel 80 g Mehl glatt 30 ml Schlagobers Salz, Pfeffer, Lorbeerblatt, Zitronenschale, Butter 01 Hendlknochen in kaltem Wasser zustellen, die Hälfte der Zwiebel mit Schale und die Abschnitte und Schalen vom Gemüse beigeben, mit Salz, Pfeffer und Lorbeerblatt würzen, ca. 20 Minuten leicht köcheln lassen. Zutaten (24 Portionen) 10 Eier, Größe L 250 g Kristallzucker 2 g Salz 270 g Mehl glatt 30 g Kakao-Pulver 400 g Bio-Himbeeren 10 g Blattgelatine 100 g Kristallzucker 1 cl Rum 600 g Zotter Bitter-Kuvertüre 3 Eier, Größe L 30 g Kristallzucker 750 g Schlagobers 6 g Blattgelatine 40 g Preiselbeerkonfitüre 0,2 l Vanillesauce 01 10 Eier mit 250 g Kristallzucker und Salz schaumig rühren, Kakaopulver beimengen, Mehl darunterheben, auf einem Backblech ca. 5 mm dick ausstreichen und ca. 12 Minuten bei 180 Grad backen. 03 Zotter Bitter-Kuvertüre schmelzen, 3 Eier mit 30 g Kristallzucker über Dampf schaumig schlagen und geschmolzene Kuvertüre beigeben, 750 g Obers steifschlagen, Gelatine einweichen, schmelzen und zur Masse geben, Obers sorgfältig darunterheben und kalt stellen. 04 02 Biskuitboden kalt mit Marillenmarmelade bestreichen und Schokomousse darauf verteilen, in Stücke schneiden. 03 Himbeeren mit Rum und Zucker aufkochen und kaltstellen. Danach mit 10 g eingeweichter, geschmolzener Gelatine verrühren und erneut kaltstellen. Himbeeren mit der Cremeschnitte am Teller schön arrangieren. Zwiebel fein schneiden, in Butter anschwitzen, mit Mehl stauben und mit dem Hühnerfond (durch ein Sieb) aufgießen. Gemüse und Innereien schneiden, als Einlage in der Suppe weichkochen, am Ende der Kochzeit würzen und etwas Zitronenschale in die Suppe reiben. Mit Bröselknödeln servieren. 05 03 2013 essen — 33 essen 3 welches vorleben hat ihr brathuhn? „Was sich der Hofstädter wieder erlaubt?“ „Nachhaltigeres Hühnerfleisch“ bietet er neuerdings im Werbefernsehen an, mit dem PRO-PLANET-Label ausgezeichnet. Welche Kriterien stecken hinter diesem Rewe-Nachhaltigkeits-Label? Wie leben Bio-Hühner und wie sieht es in der konventionellen Geflügelhaltung aus? Ein Vergleich. annemarie herzog bio Herkunft: aus Österreich, erkennbar am roten AMABiosiegel Haltung: 21 kg pro m2 bzw. 10–12 Tiere Stall: ausreichend Tageslicht im Stall ist vorgeschrieben; lockere Einstreu, in der die Hühner scharren können, gutes Stallklima, acht Stunden Dunkelphase Auslauf: Auslauf ist vorgeschrieben; mindestens 4 m2/Tier, mit Unterschlupfmöglichkeiten, wie Büsche und Bäume Fütterung: grundsätzlich biologisches Futter, keine Gentechnik, keine synthetischen Aminosäuren, Wachstumsförderer oder Hormone Mastdauer: ca. 81 Tage Medikamente: keine vorbeugende Medikamentengabe; werden bei Erkrankung Antibiotika verabreicht, gilt bis zur Schlachtung eine doppelt so lange Wartezeit wie in der konventionellen Hühnerhaltung; Masthühner dürfen nur einmal mit chemisch-synthetischen Arzneimitteln behandelt werden Kontrolle: mindestens einmal jährlich Kontrolle durch die Bio-Kontrollstellen vor Ort Mehrwert für die Bauern: fixer Bio-Zuschlag, Förderungen für bauliche Verbesserungen möglich 10–12 Hühner pro Quadratmeter Bio: www.fibl.org, www.bio-austria.at Pro Planet: Ab Juni wird das Hühnerfrischfleischsortiment der REWE-Eigenmarken „Hofstädter“ und „Mit Leib und Seele“ das Nachhaltigkeits-Label tragen. www.proplanet-label.at AMA: www.ama.at essen Pro planet Herkunft: Österreich Haltung: 25 kg pro m2 bzw. 15 Tiere Stall: ausreichend Tageslicht im Stall ist vorgeschrieben, sowie ein gutes Stallklima, sechs Stunden Dunkelphase; Beschäftigungsmaterial, wie Strohballen, soll die Tiere aktiver halten Auslauf: nicht vorgeschrieben Fütterung: gentechnikfreier Sojaschrot, der Anteil an europäischem Sojaschrot (derzeit 80 %) wird sukzessive erhöht; bis 2017 soll kein Übersee-Soja mehr verfüttert werden Mastdauer: ca. 28 bis 35 Tage Medikamente: grundsätzlich dürfen Medikamente nur im Anlassfall verabreicht werden; eine vorbeugende Gabe ist verboten; nach Antibiotikagaben gilt eine Wartefrist bis zur Schlachtung, die sich nach dem jeweiligen Medikament richtet Kontrollen: regelmäßige Kontrollen durch externe Prüfungsstellen vor Ort, auch die sozialen Mindeststandards betreffend Mehrwert für die Bauern: fixer Preis-Aufschlag, finanzielle Unterstützung bei baulichen Verbesserungen 15 Hühner pro Quadratmeter Konventionell Herkunft: aus Österreich, wenn es das AMA-Siegel trägt (ca. 13 % Import (2011)) Haltung: 30 kg pro m2 oder 19 Tiere (andere EULänder bis zu 26 Tiere) Stall: mindestens 20 Lux Helligkeit bei künstlicher Beleuchtung; bei neuen Stallbauten ist Tageslicht vorzusehen; sechs Stunden Dunkelphase, Einstreu ist vorgeschrieben Auslauf: nicht vorgeschrieben Fütterung: konventionelles Futter, österreichische Masthühner erhalten aufgrund einer freiwilligen Vereinbarung kein gentechnisch verändertes Futter; antibiotische Futterzusätze als Leistungsförderer sind seit 2006 verboten Fotos: istockphoto.com; Grafik: LIGA: graphic design (v.l.n.r.) Mastdauer: ca. 28 bis 35 Tage Medikamente: Antibiotika dürfen nur nach tierärztlicher Anordnung verabreicht werden, eine vorbeugende Gabe ist verboten; nach Antibiotikagaben gilt eine Wartefrist bis zur Schlachtung, die sich nach dem jeweiligen Medikament richtet 19 Hühner pro Quadratmeter FAZIT BIO ist der Spitzenreiter. PRO PLANET bringt gegenüber der konventionellen Landwirtschaft einige Verbesserungen. Der extrem niedrige Fleischpreis stellt weiterhin ein großes Problem dar: Er entspricht keinesfalls dem Wert des Tieres und erschwert eine nachhaltige Produktion. Weitere Infos plus Tipps zur Salmonellen-Vorbeugung auf www.lebensart.at 03 2013 essen — 35 kühlschrank oder apotheke Genussgrübeleien von Jürgen Schmücking Hier geht es also um eine Gruppe von Lebensmitteln, die zur Zeit schwer im Trend liegen, weil sie Krankheiten vorbeugen sollen. „Gesunde Lebensmittel“ sind gefragt wie nie. Expterten gehen sogar davon aus, dass sich das Lebensmittelangebot in etwa zehn Jahren je zur Hälfte in „klassische Lebensmittel“ und „Functional Food“ aufteilen wird. Die Herausforderung dabei wird sein (und ist es bereits teilweise), zwischen ernsthaften Produkten und Kandidaten für den „Goldenen Windbeutel“ zu unterscheiden. Genau diese Unterscheidung ist gar nicht so einfach. Eine genaue Definition für „Functional Food“ gibt es nicht. Genau so wenig wie – zum Glück – ein eigenes Logo oder Gütesiegel. Dafür verwenden Hersteller und Händler eine Vielzahl von Begriffen und meinen dabei aber immer das Gleiche: „Medical Food“, „Wellness Food“, „Nutritional Food“ oder – ein Liebling von mir – „Nutraceuticals“. Immer geht es um verarbeitete Lebensmittel, die einen oder mehrere Inhaltsstoffe enthalten, die eine oder mehrere Körperfunktionen unterstützen. Diese Inhaltsstoffe können entweder Nährstoffe oder auch nicht-nutrive Stoffe, wie sekundäre 36 — 03 2013 essen Pflanzenstoffe, sein. Natürlich vorhanden oder zugesetzt ist dabei weniger wichtig. Es können natürlich auch Lebensmittel gemeint sein, denen durch ein technisches Verfahren ein schädigender Inhaltsstoff entzogen – oder durch einen unbedenklichen ersetzt – wurde. Der Fantasie sind dabei wenig Grenzen gesetzt. Für die Konsumenten bedeutet das ein weites Feld möglicher (und ziemlich sicherer) Verwirrung. Gesundheitsbezogene Angaben, wie etwa „Die probiotischen Kulturen XY unterstützen bei regelmäßigem Genuss das Gleichgewicht der Darmflora“, öffnen dem Schwachsinn Tür und Tor. Abgesehen davon, dass hier eine sehr präzise Aussage von einer eher allgemeinen Binsenweisheit abgeleitet wird, verschweigt der Claim, dass es sich dabei meist um Produkte handelt, die so deutlich übersüßt sind, dass jeglicher eventuelle Gesundheitsnutzen mehr als aufgehoben wird. Die gleiche Wirkung ist auch mit Müsli oder Salami oder Dörrzwetschken zu erreichen. Damit ist angesprochen, was eigentlich auf der Hand liegt. So lange die wissenschaftliche Basis dünn ist und der Verdacht besteht, dass viele neue Produkte als Innovationen aufgrund des ökonomischen Drucks des Agrarsektors entstehen, ist Vorsicht geboten. ACE-Drinks, Omega3-Eier oder Kalzium-Joghurt sind nur der Anfang. Viel vernünftiger ist, über funktionelle Ernährung nachzudenken als über funktionelle Nahrung. Natürlich kann ich nach Lebensmitteln suchen, die einen hohen Inulingehalt haben, weil ich weiß, dass sich das positiv auf Darm und Leibwinde auswirkt. Ich würde sogar fündig werden. In Joghurts, kalorienreduzierter Schokolade oder in dem einen oder anderen Schlankheitsgetränk. Ich könnte mich aber genauso gut auf die Vielfalt der Zichorien stürzen und vermehrt mit Schwarzwurzel, Topinambur oder Artischocken kochen. Jetzt überlasse ich es Ihnen zu entscheiden, was die klügere Variante ist. E Illustration: LIGA: graphic design Wir essen aus unterschiedlichen Gründen. Erstens, weil uns gar nichts anderes übrig bleibt. Wenn wir die Lebensfähigkeit unseres Körpers aufrecht erhalten wollen, müssen wir atmen und essen. Und trinken. Wir sprechen in diesem Zusammenhang von der primären Funktion der Lebensmittel, der Grundversorgung mit Energie und Nährstoffen (Nährwert). Zweitens essen wir, weil es Spaß macht. Oder besser gesagt, weil es uns schmeckt. Wir essen – das eine gern, das andere weniger – wegen der sensorischen Eigenschaften unserer Lebensmittel. Dabei sprechen wir von deren sekundärer Funktion oder dem Genusswert. Drittens haben wir noch eine weitere Funktion von Lebensmitteln: den Gesundheitswert. Essen, von dem behauptet wird, dass es nicht einfach nur gesund ist, sondern ganz bestimmte körperliche Funktionen (und Dysfunktionen) fördert oder heilt. Würzige Grillideen! Die Sonnenstunden werden immer mehr und laden schon zum Bruzeln unter freiem Himmel ein. Köstliche Speisen in geselliger Runde – das macht Laune und ist Balsam für die Seele. Gut, dass es von Sonnentor, dem Bio-Spezialisten aus dem Waldviertel, ganz besondere Gewürzmischungen gibt, mit denen man sich Gaumenfreuden nach Hause holen kann! Zum Beispiel Frankies Barbecue-Gewürz für herzhaft pikant-würzigen Geschmack oder auch Yokos Tofugewürz für vegetarischen Grillgenuss. Es versteht sich von selbst, dass die Gewürze ausschließlich aus biologischem Anbau stammen und völlig ohne Geschmacksverstärker auskommen. Wenn Sie bei Gartenfesten gern auf die „fleischlichen Gelüste“ verzichten, haben wir genau das Richtige für Sie: Sieglindes Erdäpfelgewürz gibt Kartoffeln und anderen Gemüsesorten mit vielen Kräutern und einer Prise Knoblauch eine einzigartige, köstliche Geschmacksvielfalt! Erhältlich in der praktischen Streudose und in der Nachfüllpackung – im gut sortierten Bio-Fachhandel und auf www.sonnentor.com Da wächst die Freude. Zu entdecken in allen Sonnentor Geschäften und auf www.sonnentor.com Gewinne ein sonniges Grillpaket! Wir verlosen fünf „Würz dich um die Welt“-Grillpakete. Beantworte folgende Frage: Wofür steht Sonnentor? a) Tee- und Gewürzspezialitäten b) Holztüren Schicke einfach eine E-Mail mit der richtigen Antwort und dem Kennwort: GRILLMEISTER an [email protected] oder schreib eine Karte an Sonnentor, Sprögnitz 10, 3910 Zwettl. Viel Glück! d.signwerk.com Mit den zehn unwiderstehlichen Gewürzmischungen gelingen köstliche Rezepte im Hand umdrehen, denn jeder Grillmeister weiß: Die Würze macht den feinen Unterschied! Achten Sie beim Einkauf auf das AMA-BIOZEICHEN. Näheres auf www.bioinfo.at FINANZIERT MIT FÖRDERMITTELN DER EUROPÄISCHEN UNION UND MITTELN DER AGRARMARKT AUSTRIA MARKETING GESMBH. Mehr Salat. Weniger Erderwärmung. Sie haben richtig gelesen: Fleisch essen verursacht weltweit fast 40 % mehr Treibhausgase als alle Autos, Lastwägen und Flugzeuge zusammen. Entscheiden Sie sich zumindest freitags für Gemüse und schützen Sie damit Klima, Tiere und Ihre Gesundheit. Je eine G de Woche www.fl ewinnfrage au eis beantw chfrei-tag.a f t orten und 20 GutscEhuro von un ein ser W en irtspar tne gewin r/innen nen. bezahlte Einschaltung essen Der 58-jährige Don Manuel ist einer der Bauern in der Kooperative ANAPQUI, die im Südwesten Boliviens Quinoa anbauen. quinoa macht glücklich Wegen seines hohen Nährstoffgehalts erfreut sich das kleine Andenkorn in europäischen Küchen wachsender Beliebtheit. Bio-zertifizierte und Fairtrade-gesiegelte Quinoa revolutioniert aber nicht nur Speisepläne, sie verbessert auch die Lebensbedingungen bolivianischer Kleinbauern. Jutta Ulmer Fotos: lobOlmo (2) Touristenjeeps knattern vorbei. Ihr Ziel ist die extraterrestrische Landschaft des Naturreservats Eduardo Avaroa. „Es heißt, dass die Wüsten, Geysire und Lagunen im Schutzgebiet wunderschön sind. Gesehen habe ich sie noch nicht und dabei lebe ich seit meiner Geburt in der Nähe der Touristenattraktionen“, sinniert Don Manuel. Der 58-Jährige gehört dem Volk der Quechua an und wohnt im Dörfchen Colcha „K“ nur 20 Kilometer vom legendären Salar de Uyuni entfernt. Der Salzsee lockt ebenfalls jährlich mehrere Zehntausend Weltenbummler an. So faszinierend die Naturwunder in Boliviens Südwesten sind, so entbehrungsreich ist der Alltag der hier ansässigen Indígenas. Genügend Schulen, ausreichende Gesundheits- und Stromversorgung gibt es nicht. In 3.600 Meter Höhe sind die Nächte kalt und die Böden steinig-karg. „Zum Eigenbedarf bauen wir Bohnen und Kartoffeln an. Außerdem wächst hier Quinoa, die sogar nach Europa verkauft wird“, erzählt Don Manuel ehrfürchtig. Das kleine Andenkorn erfreut sich in westlichen Industrieländern wachsender Beliebtheit. Es enthält nämlich stimmungsaufhellendes Tryptophan, ist glutenfrei sowie reich an Eiweiß, Vitaminen und Kalzium. Quinoa dient der Andenbevölkerung seit 6.000 Jahren als Grundnahrungsmittel. Dass ein Teil seiner Ernte heute exportiert wird, hat Don Manuel der Kooperative ANAPQUI zu verdanken. Der Kleinbauernzusammenschluss vereint 1.260 03 2013 essen — 39 Die Blütenstände werden nach dem Trocknen gedroschen. Anschließend trennen die Bauern mit Hilfe einfacher Siebe die Spreu von den 2 Millimeter großen Körnern. Salar de Uyuni – der Salzsee lockt viele Weltenbummler an. bolivianische Quinoa-Produzenten in 157 andinen Dörfern. ANAPQUI ist bio-zertifiziert und Fairtrade-gesiegelt. „Dank des ökologischen Anbaus und des fairen Handels bleiben wieder mehr Jugendliche in den Dörfern. Früher sind viele in die Städte abgewandert. Seit wir einen gerechten Preis für unsere Ernte erhalten, bietet der Quinoa-Anbau eine Zukunftsperspektive. Zwar ist die Arbeit auf den Feldern hart, aber die Anstrengung lohnt“, so Don Manuel. Quinoa ist ein Gänsefußgewächs. Wenn die Samen reif sind, werden die Pflanzen von Hand aus der Erde gerissen und zum Trocknen auf den Feldern ausgelegt. Dann müssen die Bauern die dürren Blütenstände dreschen und die Spreu von den zwei Millimeter großen Körnern trennen. Hilfsmittel sind einfache Dreschmaschinen, Rechen, Siebe und der Wind. Alle Arbeiten finden im Freien statt. Zum Schutz vor der aggressiven Hochlandsonne tragen die Bauern Gesichtsmasken und dunkle Sonnenbrillen. Nach der Erntezeit reisen Abgesandte von ANAPQUI in die Dörfer. Sie kaufen den Kooperativenmitgliedern die Quinoa ab und bringen sie zur Verarbeitungsanlage in Challapata. Don Manuel ist stolz auf die kooperativeneigene Verarbei- 40 — 03 2013 essen tungsanlage, die 540 Kilometer von seinem Zuhause entfernt ist. Versonnen nimmt er Quinoa-Körner in die Hand und erklärt, dass jedes einzelne Korn von einer schädlingsabweisenden, saponinehaltigen Schale umgeben ist. Weil die Saponine bitter schmecken, werden sie in der Verarbeitungsanlage durch Waschen entfernt. Nach einem aufwendigen Trocknungs- und Sortiervorgang verpacken ANAPQUI-Mitarbeiter die Andenkörner und schicken sie auf Reise zu BioHändlern und Fair-Handels-Partnern in der ganzen Welt. Da bin ich mir sicher. Wer kann diese Welt noch retten? Jeder. ANAPQUI exportiert jährlich etwa 3.000 Tonnen Quinoa. Am Jahresende erhalten die Kleinbauern eine Dividende. Außerdem fließt der erzielte Gewinn in eine Sozialversicherung und Weiterbildungsmaßnahmen für die Produzenten. Angeboten werden agrarische Lehrgänge, Buchhaltungskurse sowie Seminare zum Erhalt traditioneller QuinoaSorten. ANAPQUI produziert neben der klassischen weißen auch rote und schwarze Quinoa, die insbesondere im Ausland nachgefragt werden. „Hier in den Anden essen wir vor allem die weißen Körner. Jeden Tag gibt es bei uns Quinoa! Meine Frau macht daraus Suppen und Mucuna. Das sind Bratlinge mit einer Zwiebel-Tomaten-Käsefüllung“, erklärt Don Manuel. Für den Schutz unseres Klimas, für einen gesünderen Lebensstil, für die behutsame Nutzung unserer Ressourcen und für ein faires Miteinander. Dafür steht unser Projekt 2020. Denn es gibt nichts Gutes, außer man tut es. In Europa kann man Quinoa in Bio- und Weltläden kaufen und sie kann vielfältig zubereitet werden: Ganze, gemahlene, gepoppte und geflockte Körner finden in Eintöpfen, Salaten, Beilagen und Süßspeisen Verwendung. E Anzeige Fotos: lobOlmo (5) Die Bauern schützen sich bei der Arbeit mit Gesichtsmasken und Brillen vor der Hochlandsonne. Die Anstrengung lohnt sich, seit die Bauern einen gerechten Preis für ihre Ernte erhalten. Besuchen Sie uns auf Facebook Vorbehaltlich Satz- und Druckfehler. www.projekt2020.at + KTE RODU ST I M TE BIO-P bio-balsamico nehmen's einen alten Der Name „Aceto Balsamico di Modena“ verspricht einen besonderen Essig und lässt an Genuss und Qualität denken. Doch was macht einen guten Balsamessig wirklich aus? Wir haben Bio-Balsamicos für Sie verkostet. Von dem tiefbraunen, süß-säuerlichen Essig, der nach der italienischen Provinz Modena genannt wird, gibt es zwei völlig unterschiedliche Qualitäten, die allerdings recht ähnliche Namen haben. Der „Aceto Balsamico Tradizionale di Modena“ ist eine kulinarische Kostbarkeit mit geschützter Ursprungsbezeichnung, dickflüssig wie Honig, reich an Aroma, mit feiner Säure und betörender Süße. Hergestellt wird er nach einem traditionellen Verfahren aus über offenem Feuer eingekochtem Traubenmost. Der reift jahrzehntelang in Holzfässern, wird dabei immer konzentrierter und ist dementsprechend 42 — 03 2013 essen teuer. Man genießt ihn tropfenweise – zu Parmesan zum Beispiel, zu Antipasti oder auch zu Erdbeeren. Für eine Salatmarinade wäre er viel zu schade. Wir haben den anderen verkostet, den „normalen Alltagsbalsamico“, der sich „Aceto Balsamico di Modena“ nennt. Der Name gilt seit dem Jahr 2009 EUweit als „geschützte geografische Angabe“ (auf den Etiketten steht: I.G.P. – Identificazione Geografica Protetta), die mit bestimmten Auflagen verbunden ist. Die Herstellung des Essigs muss in den Provinzen Modena oder Reggio Emilia stattfinden, und zwar aus min- destens 20 Prozent eingekochtem Traubenmost, aus mindestens zehn Prozent Weinessig und einem mengenmäßig nicht näher definierten Anteil an mindestens zehn Jahre altem Essig. Die Lagerung erfolgt in hochwertigen Holzfässern über einen Zeitraum von mindestens 60 Tagen. Ein Aceto Balsamico di Modena soll „klar und leuchtend, tiefbraun in der Farbe, im Geruch anhaltend, zart und leicht nach Essig, teilweise mit Holznote, im Geschmack süßsauer und ausgewogen“ sein. So will es der Zusammenschluss der Produzenten der Region Modena und so steht es in der EU-Verordnung. Fotos: fotolia.de/Thomas Francois; Sonja Schnögl (v.l.n.r.) SONJA SCHNÖGL, ROSEMARIE ZEHETGRUBER 5 2 Je mehr Traubenmost, desto besser 6 1 Wir haben sechs Balsamessige verkostet. Bei den Produkten 1 bis 3 steht in der Zutatenliste an erster Stelle der Weinessig, was bedeutet, dass sein Anteil überwiegt. Wir haben den Geruch eher scharf und stechend empfunden, beim Geschmack stehen süß und sauer nebeneinander, verbinden sich nicht recht. Bei den Produkten 4 bis 6 steht Traubenmost an erster Stelle in der Zutatenliste. Der Geruch war zarter, die Verbindung von süß und sauer harmonischer, ausgewogener. Einen hatten wir ausgesucht, der nicht nur zwei Monate, sondern drei Jahre im Fass gereift ist und daher die Bezeichnung „invecchiato“ tragen darf. Wir wollten wissen, ob es sich lohnt, so viel mehr Geld auszugeben. Antwort: Ja, denn die Säure ist durch die lange Lagerung „gezähmt“, was den Essig milder macht. Aber auch die beiden anderen in dieser Gruppe (also 5 und 6) sind durchaus empfehlenswert und auch noch preisgünstiger. Achten Sie also beim Kauf von Aceto Balsamico di Modena darauf, dass Traubenmost an erster Stelle 3 der Zutaten steht. Leider ist die Beschriftung der Etiketten bei manchen Produkten sehr klein geraten und schwer lesbar. Ein guter Balsamessig kann auch zum Würzen und Abrunden von Speisen verwendet werden und gibt manchen Gerichten erst den richtigen Kick. Ein paar Tropfen in die Pfanne zu kurzgebratenem Fleisch sorgt für schöne Karamellnoten, auch ins Risotto passt er gut 4 und eine Gemüsesuppe wird gleich viel pfiffiger. Und wenn Sie einmal etwas Besonderes genießen wollen, leisten Sie sich einen „Tradizionale“ – man braucht nur ganz wenig davon und er hält ewig. In diesem Sinne ist auch der Titel zu verstehen: Nehmen's an Alten! E www.spar.at, www.rapunzel.de, www.hofer.at, www.byodo.de, www.naturata.de, www.janatuerlich.at Name Aussehen Geruch Geschmack/Konsistenz Zutaten lt. Packung/Website* Preis 1 Natur pur Bio-Aceto Balsamico di Modena I.G.P. dunkelbraun, klar scharf nach Essig scharf, zuerst sehr sauer, süß im Nachgeschmack Weinessig, Traubenmostkonzentrat 40 % 3,99 €/ 0,5 l 2 Rapunzel Aceto Balsamico di Modena I.G.P. sattes Dunkelbraun scharf nach Essig scharf, zuerst sehr sauer, süß im Nachgeschmack Weinessig, konzentrierter gekochter Traubenmost 5,19 €/ 0,5 l 3 Natur aktiv Bio Aceto Balsamico di Modena I.G.P. rötlichbraun scharf nach Essig scharf, Säure und Süße etwas besser verbunden Weinessig (Antioxidationsmittel Kaliummetabisulfit), Traubenmostkonzentrat 30 % 2,49 €/ 0,5 l 4 byodo Aceto Balsamico di Modena I.G.P. invecchiato dunkelbraun dezent nach Essig, fruchtig süß und sauer, schön ausgewogen, leichte Holzund Vanilletöne konzentrierter Traubenmost, Rotweinessig, drei Jahre in alten Eichenfässern gereift 7,19 €/ 0,25 l 5 demeter naturata Aceto Balsamico di Modena I.G.P. dunkelbraun frisch nach Essig, Karamellnoten süß und sauer harmonisch, ausgewogen, Karamellnoten Traubenmost, Rotweinessig 5,99 €/ 0,25 l 6 ja! Natürlich Aceto Balsamico di Modena I.G.P. rötlichbraun deutlich nach Essig, leicht scharf süß und sauer harmonisch, etwas scharf im Nachgeschmack Traubenmost konzentriert und gekocht, Weinessig 3,99 €/ 0,5 l *Alle Zutaten aus biologischer Landwirtschaft, 6 % Säure 03 2013 essen — 43 essen Verkostungsteam: Autorin Dr. Sonja Schnögl (www.muendig.at) und Ernährungswissenschafterin Mag. Rosemarie Zehetgruber (www.gutessen.at). elt von oben Dort, wo die Aussicht unendlich weit ist, dort sind dem Geist keine Grenzen gesetzt. Der Weg in diese luftigen Höhen führt immer öfter über Klettersteige, auf denen auch weniger Geübte die Faszination des Bergsports erleben können. Lesen Sie, worauf es am Klettersteig ankommt und wo Sie die schönsten Routen finden. Annemarie herzog Foto: Vaude outdoor coverstory die w Plötzlich redet jeder vom Klettern. Zwar vom Massensport noch weit entfernt – schließlich ist einige Kondition und Schwindelfreiheit erforderlich –, aber doch unübersehbar schwappt eine Welle der Begeisterung über sportliche Wanderer. Als Kind war uns kein Kirschbaum zu hoch und kein Ast zu glatt, wenn es darum ging, die süßesten Früchte zu erwischen. Vom Laufen, Springen und Herumtollen körperlich fit, war das Klettern für uns keine große Sache. Wer dann in späteren Jahren wieder seine Leidenschaft für luftige Höhen entdeckt und über das Wandern hinaus eine sportliche Herausforderung sucht, findet heute viele gut gesicherte Klettersteige, mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, je nach den persönlichen Fähigkeiten. Doch: „Auf einem Klettersteig zu gehen ist nicht Klettern“, sagt Markus Schwaiger, Sportkletterreferent beim Österreichischen Alpenverein. „Ein Klettersteig ist für Menschen, die zwar nicht klettern, aber anspruchsvolle Wege gehen wollen. Trotz Sicherung sollte man einen Sturz auf alle Fälle vermeiden, weil man die Wand entlang rutscht und es dabei immer zu Verletzungen kommt. Im Gegensatz dazu provoziert ein Alpinkletterer den Sturz: Man lotet die Grenzen aus, bis man fällt.“ Wer sich an das sportliche Klettern im steilen Fels wagen will, sollte auf alle Fälle einen Kletterkurs absolvieren, um die richtige Sicherungstechnik zu erlernen. „Wichtig ist auch, dem Kletterpartner vertrauen zu können. Denn diese Person hat das eigene Leben in der Hand“, sagt Schwaiger. Auf einem Klettersteig ist man vom Partner weniger abhängig und selbst für die eigene Sicherheit verantwortlich. Mehr als beim Wandern wird die gesamte Muskulatur beansprucht. Kraft, Ausdauer, Gleichgewichtsgefühl und Koordination werden trainiert. Außerdem werden Konzentration und Selbstvertrauen gestärkt. Wie sieht ein Klettersteig aus? Klettersteige sind markierte und befestigte Routen in verschiedenen Schwierigkeitsgraden (A bis E), die mit fix montierten Sicherungsseilen, Steighilfen oder Leitern ausgerüstet sind. Etwa 500 heimische Klettersteiganlagen verzeichnet der „Klettersteigatlas Österreich“. Um einen Klettersteig zu gehen, ist ein Kurs nicht zwingend notwendig, „allerdings hilfreich, um die Voraussetzungen zu erlernen“, empfiehlt Robert Schellander, der im Referat Bergsport des Österr. Alpenvereins für Ausbildung und Sicherheit verantwortlich ist. Zur Selbstsicherung dient ein Klettersteig-Set mit zwei an Lastarmen aus Bandmaterial befestigten Karabinern, das in den Klettergurt eingebunden wird. Beide Karabiner müssen immer am Drahtseil eingehängt sein. Nie gleichzeitig beide Karabiner aushängen! Das klingt jetzt sehr einfach. Doch bevor man sich aufmacht in die Berge, sollte man die eigene Fitness ehrlich einschätzen. Denn im Gegensatz zum Wandern ist für das Klettersteig-Gehen nicht nur Kraft in den Beinen nötig, sondern vor allem in den Armen, um sich gut festhalten zu können. Schellander: „Zur Vorbereitung ist leichtes Krafttraining gut und jede Art von Bewegung, die den Oberkörper trainiert.“ Und wie sieht es mit der Kondition aus? Wird sie für den Klettersteig reichen oder steckt der lange Winter, mit Bewegung auf Sparflamme, noch in den Knochen? Schellander: „Geht man erst mal auf dem Klettersteig, kann man schwer aussteigen. Da ist es wichtig, die eigene Kraft richtig einzuschätzen. Für den Anfang empfehle ich ganz leichte, seilgesicherte Wege. Oder man geht die erste Route mit einem Bergführer, der die Strecke kennt und weiß, was auf den Sportler zukommt.“ Um auf unbekannten Wegen keine Überraschungen zu erleben, empfiehlt es sich, die Tour mit einem Kletteratlas oder einem Tourenportal zu planen. „Für Kinder und Anfänger sind kürzere Steige der Kategorie A und B oder Steige mit Ausstieg auf der Strecke geeignet“, sagt Schellander. Oder man wählt spezielle Kinderklettersteige. Weitere wichtige Kriterien sind die Gehzeit und die Höhenmeter, die es zu überwinden gilt. Ebenso maßgeblich ist der Weg zum Klettersteig. Wer da schon die ganze Kondition aufbraucht, wird am Steig mehr Mühe als Freude haben. Während eine Wanderung in der Sonne als ganz angenehm empfunden wird, kann es auf einer südseitigen Felswand extrem heiß und damit sehr anstrengend werden. Die Ausrichtung des Steiges ist ebenfalls in Kletterführern angegeben. Wer sich an heißen Tagen auf einen südseitigen Steig begibt, sollte unbedingt genügend Wasser im Gepäck und ausreichend Leistungsreserven haben. Ein Steig für jedes Alter Klettersteige können von der ganzen Familie begangen werden, weiß Schellander: „Nach oben hin gibt es keine Grenzen. Auch 90-Jährige können noch beginnen, wenn sie sich fit fühlen. Kinder sollten nicht jünger als sechs Jahre sein, damit die Abstände zwischen den Tritten nicht zu weit für sie sind. Wer auf Nummer sicher gehen will, verwendet für Kinder ein zusätzliches Sicherungsseil. Das empfiehlt sich auch für ängstliche oder korpulente Personen.“ Die Kleinen können beim Klettern motorische Fähigkeiten entwickeln, aber auch Kraft und Ausdauer fördern. Natürlich dürfen sie nicht überfordert werden, im Vordergrund muss immer der Spaß stehen. Ausrüstung Gurt, Klettersteigset und Helm sind Standard. Dazu feste Schuhe, ErsteHilfe-Ausrüstung, Mobiltelefon (Notruf 112), Proviant und Wetterschutzbekleidung. Spezielle Handschuhe schützen vor Blasen und Verletzungen. Moderne Klettersteigsets haben einen Bandfalldämpfer; die Karabiner müssen sich einfach bedienen lassen und automatisch schließen. Im Februar hat es die zweite Rückrufaktion für Klettersteigsets innerhalb eines halben Jahres gegeben, weil Tests bei vielen Produkten Mängel gezeigt haben. Eine Liste der betroffenen Sets findet sich auf der Website des Alpenvereins. Überprüfen Sie Ihre Ausrüstung anhand dieser Liste und beachten Sie die angegebene Lebensdauer. Dann sind Sie sicher unterwegs. Ohne Leidenschaft und sportlichen Ehrgeiz würden wir nicht auf engen Steigen in die Berge gehen. Aber bei aller Begeisterung ist es immer wichtig, die richtige Balance zu finden zwischen der Abenteuerlust und dem eigenen Können. So wird die Tour zu ei- nem erfüllenden Erlebnis und eröffnet ganz neue Dimensionen – Ausblicke wie Einblicke. E Infos: Rückrufliste für Klettersteigsets: www.alpenverein.at Veranstaltungstipp: Sicherheitstage „No reset am Berg“, an denen man sich die Grundkenntnisse für unfallfreie Bergtouren aneignen kann. Termine: www.sicherheitstage.naturfreunde.at Literaturtipps: Klettersteig – Sicherheit und Taktik auf Eisenwegen, 2012. Schwierigkeitsbewertung, Planung und Klettersteigtechnik. Erhältlich: www.oeavshop.at. Klettersteigatlas Österreich. Alle lohnenden Klettersteige – von leicht bis extrem schwierig, im Ringbuch-System. Kurt Schall, Schall-Verlag 2011. Sicher steigen Zehn Empfehlungen des Alpenvereins Sorgfältig planen. Über Schwierigkeit und Länge, Zu- und Abstieg, Wetter und Verhältnisse informieren. Fotos: Vaude; Tourismusverband Ramsau am Dachstein (v.l.n.r.) 01 Das Ziel den persönlichen Voraussetzungen anpassen. Zu hoch gewählte Schwierigkeiten mindern das Erlebnis und können zu gefährlichen Situationen führen. 02 Vollständige Ausrüstung 03 verwenden, Klettersteigset konsequent und richtig anwenden. Bei Gewittergefahr nicht einsteigen. Bewusst auf den Wetterbericht achten. Blitzschlag bedeutet Lebensgefahr, Nässe erhöht das Sturzrisiko. Falls Sie ein Gewitter überrascht, bleiben Sie mit dem Drahtseil verbunden! Die Absturzgefahr überragt die Blitzschlaggefahr. 04 Drahtseil und Veranke05 rungen kritisch prüfen. Steinschlag, Frost oder Korrosion können Schäden an der Steiganlage verursachen. Nicht in gesperrte Klettersteige einsteigen. Partnercheck am Einstieg. Kontrolliert gegenseitig Gurtverschluss, Verbindung Klettersteigset mit Klettergurt, Helm. 06 Ausreichende Abstände einhalten. Zwischen zwei Fixpunkten darf nur eine Person unterwegs sein. 07 Klare Absprache beim Überholen. Kommunikation und Rücksichtnahme verhindern gefährliche Situationen bei Überholmanövern oder Gegenverkehr. Auf einen überfüllten Klettersteig verzichten. 09 Achtsames Steigen verhindert Steinschlag. Natur und Umwelt respektieren. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder in Fahrgemeinschaften anreisen. Müll und Lärm vermeiden. 10 Weitere Informationen: www.alpenverein.at 08 03 2013 coverstory — 47 routen mit ausblick Alpspitze Bergsteigen bei Garmisch-Partenkirchen Wilde Felswände, Grate und Türme – Garmisch-Partenkirchen ist ein Kletterparadies für Einsteiger, geübte Alpinisten und passionierte Kletterer. Die Berge erheben sich bis knapp an die 3.000er-Marke, mit tiefen Schluchten, eingebetteten Hochalmen und überragenden Felsgipfeln. Rund um die Alpspitze gibt es einige der schönsten Klettersteige im Wettersteingebirge. Eine Tour, die mit traumhaften Ausblicken auf die umliegenden Gebirgsgruppen belohnt, ist die „Alpspitz-Ferrata“. Den Ausgangspunkt für diese Tour bildet die Alpspitzbahn, mit der man bequem auf den Osterfelderkopf kommt. Von der Gipfelstation sind es nur wenige Minuten bis zum Einstieg in den Klettersteig. Schon auf diesen ersten Metern durch den Felsen bekommt man einen Eindruck von der Ferrata und lässt die Turnschuh-Touristen hinter sich, bevor es weiter auf einem gemütlichen Weg in Richtung Nordwand geht. Die Tour ist großteils gut abgesichert, enthält jedoch einige ungesicherte Teilstücke, die etwas Übung verlangen. Die Begehung empfiehlt sich an einem Tag unter der Woche, weil sie an Wochenenden trotz der alpinen Umstände gut besucht ist. Bergsteiger mit guter Kondition und alpiner Erfahrung, die an ihre Grenzen gehen wollen, wagen sich an den Mauerläufersteig oder den Jubiläumsgrat, der zu den spektakulärsten und anspruchsvollsten Überschreitungen der Ostalpen zählt. Der Jubiläumsgrat ist nur besonders geübten Alpinisten – am besten mit Bergführer – zu empfehlen. Infos: Tourismus Garmisch-Partenkirchen, www.gapa.de Ötztal in Tirol Die Faszination von Fels und Wasser Von blühenden Almwiesen bis hinauf ins ewige Eis: im Ötztal finden sportliche Naturliebhaber Klettersteige jeder Schwierigkeitsklasse. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind auf allen Routen Voraussetzung. Der Stuibenfall Klettersteig fasziniert mit schroffem Fels und grandiosen Ausblicken auf den Wasserfall. Die Route der Schwierigkeitsklasse B/C ist für Einsteiger und Familien geeignet, wobei ein Großteil des Steiges bei B liegt, zwei kurze Überhänge bei C. Für Kinder wurden viele Tritthilfen eingebaut. So können sie ab etwa zehn Jahren mit einer zusätzlichen Seilsicherung problemlos mitklettern. Wagemutige können den „Stuiben“ auf einem Drahtseil überqueren und den 159 m hohen Wasserfall aus einer anderen Perspektive sehen. Etwas herausfordernder ist der Klettersteig Lehner Wasserfall mit der Schwierigkeitsklasse B – D. Über 160 Höhenmeter geht es mit großzügig gesetzten Bügeln und Trittstufen entlang des Lehner Wasserfalls. Die schwierigste Stelle und Höhepunkt der Tour ist ein Überhang mit 30° Neigung. Wem dieser zu waghalsig erscheint, kann ihn umgehen und so zum Ende des Klettersteiges kommen. Infos: www.oetztal.com 48 — 03 2013 coverstory Fotos: Tourismus Garmisch-Partenkirchen; Ötztal Tourismus/Bernd Ritschel; Tourismusverband Ramsau am Dachstein (v.l.n.r.) n Auf alle en ig e t s r e Klett plette m o k ie d ist teig Kletters ng u t ausrüs ich! l r e d r erfo coverstory Ramsau am Dachstein outdoor Die Wiege der Klettersteige: Jubiläum 170 Jahre Als der angehende Geograph Friedrich Simony 1840 von Wien über das Salzkammergut auf den Hohen Gjaidstein wanderte, staunte er über den Hallstätter Gletscher und den Hohen Dachstein. Überwältigt von den „vielen naturwissenschaftlichen Objekten“ ließ ihn der Dachstein nicht mehr los. Im September 1842 erreichte er erstmals den Gipfel. In den Felsen war es für Simony ein „recht abscheuliches Klettern“. Daraufhin sammelte er bei seinen Gönnern und ließ 1843 den ersten Klettersteig in den Alpen errichten. Diese Geschichte war der Beginn der Klettersteige am Dachstein. Überhängende Felsen, aufragende Steilwände, beeindruckende Weite, Ausblicke über das Ennstal, der mächtige Dachstein, kraftstrotzend und beschützend zugleich: All das bietet das Klettersteiggebiet am Dachstein. 17 wunderschöne Touren befinden sich auf der südlichen Seite des höchsten Berges der Steiermark und können von Ramsau am Dachstein ausgehend in Angriff genommen werden. Als Belohnung erwarten die Kletterer großartige Fernsichten: Im Norden bis nach Tschechien bzw. bis zum slowenischen Triglav-Gebirge im Süden. Vom „Balkon der Alpen“ (dem Dachstein Skywalk) scheinen die schönsten Gipfel ganz nah. Tipp: Via Ferrata Dachstein, Berg- und Klettersteigfestival, von 8. bis 14. Juli 2013 mit vergünstigen Touren, Race the Skywalk, kostenlose Kinderklettersteig-Führungen etc., www.via-ferrata-dachstein.at Anzeige Die Klettersteige sind mit der Dachstein Seilbahn leicht erreichbar. Infos: Tourismusverband Ramsau am Dachstein, T: 03687/81833, www.ramsau.com. Hirter Biobier & Hirter Biohanfbier Wir haben aus der Tradition besonders naturbelassene, „unbehandelte“ Biere zu brauen gelernt. Mit dem Hirter Biobier gehen wir noch einen Schritt weiter in Richtung Ursprung. Wie bei allen Hirter Bierspezialitäten stammt das weiche Bergquellwasser aus den „Hanslbauerquellen“ im Wasserschutzgebiet direkt gegenüber der Brauerei. Unser Hirter Biobier ist natürlich gentechnikfrei, nicht pasteurisiert und somit völlig naturbelassen. Durch Verwendung von Rohstoffen, ausschließlich von österreichischen Biobauern produziert, erhält das Hirter Biobier eine prägnante Eigennote: lieblich, fruchtbetont und süffig. Für das Hirter Biohanfbier werden ausschließlich ausgesuchte Rohstoffe, aus bevorzugt österreichischen Anbauregionen, sowie Hanf von Biohanf-Süd in Kärnten verwendet. Geschmacklich ist der Biohanf in den Gesamtcharakter perfekt eingebunden und besticht durch einen lieblich süßen Abgang und eine feine Kohlensäurestruktur. Weitere Infos: www.hirterbier.at Privatbrauerei Hirt GesmbH, Hirt 9, 9321 Micheldorf www.hirterbier.at | www.facebook.com/hirterbier auszeit Geführt pilgern auf der Via Sacra Wenn die Frühlingssonne Blüten und Blätter sprießen lässt, wollen auch Körper, Geist und Seele in Schwung gebracht werden. Um Kraft zu tanken und innezuhalten, ist eine Wanderung auf der rund 125 Kilometer langen Via Sacra, dem wohl ältesten Pilgerweg Österreichs, und dem Wiener Wallfahrerweg ideal. Beide Wege sind gut beschildert und mit dem Via Sacra-Pilgerwegenetz verbunden. Wer seinen Weg nicht alleine gehen möchte, findet in geführten Pilgerreisen angenehme Begleitung und Anregung für Geist und Körper. So kann man auf den Spuren großer Philosophen Antworten auf eigene Lebensfragen finden (25.–28. Juli, 17.–20. Oktober, mit Outdoor-Trainer Manfred Rühl), für zehn Tage Fastenpilgern (19.–28. September, mit Fastenleiter Alexander Graffi), Genusspilgern (26.–29. September, mit Wanderführerin Gerlinde Fuchshuber) oder mit der Wanderung „Nicht mehr … und noch nicht“ schwierigen Lebensübergängen gestärkt gegenübertreten (10.–12. Oktober, mit Pilgerbegleiterin Maria Kvarda). Weitere Informationen und Buchung von Via-Sacra-Packages: Mostviertel Tourismus GmbH, T 07416/52191, www.viasacra.at BioParadies SalzburgerLand Naturidyllischer Kurz-Urlaub Besuchen Sie während Ihres Aufenthaltes auch den Bio-BurgerMeister in der Stadt Salzburg und das Bio-Restaurant Schützenwirt in St. Jakob am Thurn. Bis 31.7.2013 gibt es spezielle Angebote inkl. Wanderung zum Antheringer Kräutergarten und kleines GewürzkräuterGeschenk. Infos und weitere Angebote für Ihren Urlaub im SalzburgerLand: www.bioparadies. salzburgerland.com 50 — 03 2013 coverstory Tourenplanung leicht gemacht Die milden Temperaturen lassen manchen Wander- und Mountainbike-Fan spontan in die Berge aufbrechen. Doch die sichere Planung einer Tour beginnt bereits daheim im Wohnzimmer. Das Naturfreunde-Tourenportal www.tourenportal.at bietet über 4.000 geprüfte Touren, eine verlässliche 3-Tages-Wettervorschau und viele weitere Infos. Auch als App für iPhones und Smartphones. Fotos: weinfranz; Naturfreunde; Hammerschmiede; Weltweitwandern (v.l.n.r.) Nur neun Kilometer von Salzburg entfernt und doch in ruhiger Alleinlage liegt das Viersternhotel Hammerschmiede. Die romantische Waldkulisse macht das Bio-Seminar- und Eventhotel zu einem Naturerlebnis. Hier starten Sie in den Tag mit einem reichhaltigen Bio-Vital-Frühstücksbuffet. In den gemütlichen Hausstuben mit Gewölbe und Kachelofen kommen regionale Speisen und Spezialitäten auf den Tisch. Die traditionellen Gästezimmer mit WohlfühlAmbiente laden zum Entspannen ein. coverstory Wandern im Friaul Genießer schätzen nicht nur Schinken, Wein und Grappa – die kulinarischen Aushängeschilder der Region –, sondern die herzhafte friaulische Küche insgesamt, die noch eine gute Portion k.u.k.-Einschlag mitbringt. Die Provinz Friaul-Julisch Venetien überrascht aber auch mit ihrem landschaftlichen Abwechslungsreichtum zwischen Hochgebirge und Adriaküste – und mit ihrer reichen Geschichte, deren Spuren auf den Wanderungen immer wieder sichtbar werden. Zum Beispiel in Castelmonte oder in Cividale del Friuli, der ehemaligen Herzogsstadt der Langobarden. Die gemütlichen Wanderungen führen durch Weinberge, den Karst sowie entlang der Küste. Die Entdeckungen werden mit Kostproben der lokalen Küche und einer dokumentierten Weinverkostung in Cormóns, dem Zentrum des Collio, wo erstklassige Weißweine gekeltert werden, abgerundet. Der Abschluss des Aufenthaltes folgt den Spuren des Dichters Rainer Maria Rilke, der auf Schloss Duino nahe Triest vor 100 Jahren zu seinem vielleicht schönsten Gedichtzyklus inspiriert wurde, den Duineser Elegien. outdoor Wein, Karst und Meer Termin: 2.–6.10.2013, inkl. 4 geführte Wanderungen und Weinverkostung, Anreise mit dem Zug möglich. Infos und Buchung: www.weltweitwandern.at Anzeige Foto: Weinfranz www.st-poelten.gv.at // ST. PÖLTEN . MITTEN IN EUROPA NATUR MITTEN IN DER STADT St. Pöltner Seenerlebnis Der Sommer kann kommen. Die Viehofner Seen erwarten Sie: Mit mehr Naturerlebnis durch das neue Fernrohr auf dem Aussichtsturm. Mit mehr Entspannung durch die neuen Enzo Möbeln bei der „Seedose“. Mit mehr Spaß durch das neue StandUP-Paddeling. Eine Information der Stadt St. Pölten mehr als grüne mäntelchen? Wer nachhaltige Outdoor-Kleidung kaufen will und nicht alles glaubt, was sich selbst „grün“ nennt, hat es schwer. Ausgerechnet die Style-Trendsetter weisen mehr nachhaltiges Flickwerk auf als durchgehende Strategien. Karin Chladek Kaum etwas lebt so sehr von Trends und einem jungen, frechen Design wie Outdoor-Firmen. Bunte Jacken und raffiniert geschnittene, zumindest zeitweilig wasserdichte Hosen sind nicht erst seit gestern auch in Städten tragbar und bei Jungen und Junggebliebenen gleichermaßen beliebt. Vor allem bei der Reiseplanung – ob für Bergwanderungen oder auch intensive Besichtigungstouren in Städten– steigt die Nachfrage nach wetterfester, leichter und gleichzeitig „cooler“ Kleidung. 52 — 03 2013 coverstory Ebenso trendig wie Outdoor-Mode ist derzeit auch CSR – ein anderes Wort für verantwortliche, nachhaltige, ethische Unternehmensführung. Doch was bedeutet das im speziellen Fall für Firmen, die sich auf Outdoor-Mode spezialisiert haben? Was definiert nachhalt i g e O u t d o o r- B e k l e i d u n g ? D i e Verwendung von schadstofffreien Materialien nach diversen Ökotex-Standards? Die faire Bezahlung der Produzenten, auch in den Zulieferfirmen? Das Achten auf Recycling und Haltbarkeit? Alles zusammen? Uff. Die Grundfrage ist: Worauf muss man als Konsument wirklich achten, wenn man Outdoor-Bekleidung kaufen will und einem die Produktionsbedingungen und deren Auswirkungen auf die Hersteller und die Umwelt nicht egal sind? Um es vorweg zu sagen: Ein Gütesiegel, das alle Aspekte berücksichtigt, gibt es nicht. Kein Thema beim Einkauf Interessiert es die Käufer, ob die coole Mode in der Produktion fair zu Mensch und Umwelt war? Und falls ja: Kapitulieren sie nicht schon früh angesichts der Komplexität des Themas und konzentrieren sich auf einzelne Aspekte? Letzteres legt die Aussage von Thomas Rettenwender, stv. Geschäftsführer von Bergfuchs, einem traditionsreichen Fachgeschäft für Berg- und Outdoor-Sport, nahe: „Die Kunden fragen kaum nach nachhaltiger Outdoor-Bekleidung, höchstens nach Firmen, die nicht in Asien produzieren“, so Rettenwender. Seine Antwort darauf: Löffler und Mountain Equipment. Offenbar haben sich die überwiegend immer noch katastrophalen Produktionsbedingungen in asiatischen Zulieferbetrieben herumgesprochen. Dass diese aber nicht generell schlecht sein müssen, wenn man genauer hinsieht, weiß Rettenwender, der Patagonia und Vaude-Produkte we- coverstory outdoor Fotos: Löffler; Vaude; Löffler; Odlo/Rainer Eder (v.l.n.r.)v Nachhaltige Outdoorbekleidung der Marken Vaude, Löffler und Odlo. gen der bekannt guten CSR-Politik der Unternehmen empfiehlt. Besuche von Zulieferbetrieben, sind nur punktuell möglich. Generell ist es schwierig, bei OutdoorBekleidung von unabhängiger Seite zu erfahren, wie nachhaltig die Produktion insgesamt ist. Manche OutdoorUnternehmen berichten zwar selbst ausführlich über ihre CSR-Aktivitäten, woran man immerhin erkennen kann, dass diesen Firmen verantwortungsvolle Geschäftsführung ein Anliegen ist. Möchte man sich jedoch an unabhängigen Tests orientieren, findet man kaum solche, die alle Aspekte von Nachhaltigkeit umfassen. Die bekanntesten und renommiertesten unabhängigen Berichte kommen von der internationalen Clean Clothes Campaign (Kampagne für saubere Kleidung, CCK). Die CCK konzentriert sich explizit auf die soziale Seite der Nachhaltigkeit, also die Arbeitsbedingungen der Produzenten. Schwierig genug. Laut Michaela Königshofer, der Leiterin der CCK in Österreich, basieren die Erhebungen der CCK auf der Kooperation mit den Unternehmen. CCK achtet dabei vor allem auf Firmenstrategien. „Stellt ein Unternehmen keine Informationen zur Verfügung oder verweigert es die Kooperation, wird es negativ beurteilt.“ Firmenchecks, also auch „Auch wenn die Nachhaltigkeit bei Outdoor-Mode noch nicht perfekt ist – es lohnt sich trotzdem, auf Sozial- und Umweltstandards zu achten“, meint Königshofer. Es gäbe durchaus Möglichkeiten für kritische Konsumenten, Einfluss auf die Unternehmenspolitik zu nehmen. Umfassende unabhängige Berichte sind Mangelware Es gibt also aufwendige und seriöse Untersuchungen, was die Sozialverträglichkeit einerseits und die Umweltauswirkungen der Produktion andererseits anbelangt, ebenso einen Test von Greenpeace, der sich auf die mögliche Gesundheitsgefährdung durch PFC (perund polyfluorierte Chemikalien) in Outdoor-Bekleidung konzentriert, aber kaum Berichte, die alle Aspekte zusammen betrachten. Einen ambitionierten Anlauf in diese Richtung unternahm das Magazin „Konsument“ des Vereins für Konsumenteninformation im Sommer 2012: Auch das Färben, Veredeln und der Umgang mit Schadstoffen bei der Produktion sowie Überprüfungsergebnisse von einzelnen Produktionsstandorten wurden berücksichtigt. So- wohl Umweltaspekte als auch soziale Aspekte fanden in den Bericht Eingang. Wie die CCK stützte sich auch der „Konsument“ vorwiegend auf Auskünfte der vielen Unternehmen. Interessanterweise beteiligten sich einige Firmen auf Anfrage des „Konsument“, die sich einer Zusammenarbeit mit der CCK verweigert hatten. Andere, die sonst allgemein in Sachen Nachhaltigkeit auf ein gutes Image Wert legen oder auch wirklich engagiert sind, soweit man das beurteilen kann, meldeten sich nicht und wurden daher negativ beurteilt. Vaude, ein deutsches Unternehmen, hat nach eigenen Angaben das Ziel, bis 2015 „Europas nachhaltigster OutdoorAusrüster zu werden und einen positiven Beitrag zu einer lebenswerten Welt zu leisten“. Immerhin – und das ist in der Tat beeindruckend – denkt man bei Vaude auch ans Recycling: Vaude-Produkte, die zu mindestens 90 Prozent aus recycelten Materialien bestehen, dürfen das Vaude-interne „Green Shape“-Gütesiegel tragen. Der Anteil von „Green Shape“-Modellen an der gesamten Kollektion beträgt aktuell fünf Prozent. Als besonders „nachhaltig“ gilt auch die kalifornische Firma Patagonia. Be- 03 2013 coverstory — 53 reits seit 1996 verwendet Patagonia ausschließlich Bio-Baumwolle – wobei man sagen muss, dass Naturfasern bei der Produktion von OutdoorBekleidung eine untergeordnete Rolle spielen. Auf jeden Fall hat man bei Patagonia schon früh damit begonnen, sich mit Unternehmensverantwortung auseinanderzusetzen. Heute ist das Unternehmen Mitglied bei FLA, der „Fair Labor Organisation“, einer Vereinigung von sozial verantwortungsvollen Unternehmen, die sich ebenso wie die FWF, die niederländische Fair Wear Foundation, der Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Textilarbeitern weltweit verschrieben hat. Regelmäßige Kontrollen der Zulieferbetriebe sind hier der Knackpunkt. Was tun mit OutdoorBekleidung, die man schon hat? Wenn man davon ausgeht, dass die Arbeitsbedingungen in Europa auf jeden Fall besser sind als im asiatischen Raum, regelmäßige Kontrollbesuche der wenigen Textilbetriebe hierzulande also nicht nötig sind und auch produktionsbedingte Umweltverschmutzung zumindest nur eingeschränkt stattfindet, kann man verstehen, warum manche Bergfuchs-Kunden explizit nach in Wegschmeißen, weil die Marke nicht hohen ethischen Standards entspricht, wäre die falsche Reaktion – und keineswegs nachhaltig. Schließlich ist Outdoor-Mode – auch „billige“ – selten gesundheitsgefährdend für ihre Träger. Sorgen in dieser Hinsicht sind also eher unnötig. PCF und andere gesundheitsgefährdende Stoffe sind eher ein Problem bei der Herstellung und der „Entsorgung“. Was man schon hat, sollte westlichen Industrieländern hergestellter Ware fragen. Die Marken der Wahl wären dann Löffler – die oberösterreichische Firma produziert hauptsächlich in Ried und in Tschechien – und teilweise auch Vaude. Teilweise, weil nur ein kleiner, extra gekennzeichneter Teil der Waren in Deutschland hergestellt wird. man also lange haben. Pflegen, reinigen, mit 30 Grad waschen, möglichst mit umweltschonenden Produkten (gibt es!) imprägnieren etc. Und, ganz wichtig: Ans Recycling denken! E Infos: cleanclothes.at, wearfair.at, loeffler.at, vaude.com, odlo.com, de.mountain-equipment.co.uk, patagonia.com 54 — 03 2013 coverstory Fotos: Patagoniaz, Mountain Equipment; Vaude; istockphoto.com (v.l.n.r.) Empfehlenswerte Marken: Patagonia (oben), Mountain Equipment (links) und Vaude (unten). Die moderne Phytotherapie gilt als eine wirkungsvolle, schulmedizinisch anerkannte Heilmethode, die unter dem Aspekt der Ganzheitlichkeit arbeitet. Sie beruht auf medizinisch-naturwissenschaftlichen Grundlagen und altem Erfahrungsschatz. SYLVIA NEUBAUER Wussten Sie, dass Schimpansen ihre Futtervorlieben bei Krankheiten abrupt ändern? Tatsächlich bevorzugen sie bei Durchfall Pflanzen, die sie unter normalen Umständen gänzlich meiden. Ein Zufall? Wohl kaum! Eher der Beweis eines tadellos funktionierenden Instinkts. Bestimmte Pflanzeninhaltsstoffe normalisieren den gestörten Verdauungstrakt der Affen und beschleunigen die Rekonvaleszenz. Doch nicht nur Tiere, sondern auch Menschen bedienen sich der Heilkraft der Pflanzen. So kann die Phytotherapie – als eine Grundmethode der epochal jeweils vorherrschenden Medizinsysteme – auf eine reichhaltige Geschichte zurückgreifen. Schenkt man den Worten des griechischen Geschichtsschreibers Herodot Glauben, so erhielt jeder Arbeiter beim Bau der großen Pyramide täglich 1.600 Talente Rettich, Zwiebeln wohlfühlen kraftvolle kräuterschätze und Knoblauch. Wirkungsvoll in jeder Weise, sowohl in Hinblick auf eine Gesundheitsprävention als auch im Fernhalten von Dracula, dem Berufsvampir. Doch worauf stützt sich die Pflanzenheilkunde und wo findet sie dezidierte Anwendung? Altes Wissen, neu aufbereitet Schon Hippokrates, der berühmteste Arzt des Altertums, wusste: „Der Arzt kuriert, die Natur heilt.“ Über das Prinzip des Versuchs und Irrtums – „trial and error“ – gelangten die Gelehrten und Nachfolger seiner Zeit zu Erkenntnissen, die bis hin zur Gegenwart reichen. Heutzutage gibt es dafür eine eigene Wissenschaft – die Pharmakognosie – welche unter anderem die chemische Zusammensetzung von Arzneip f l a n z e n e r f o r s ch t . E i n b r e i t e s Arbeitsfeld, wenn man bedenkt, dass es weltweit ca. 70.000 Pflanzen gibt, die zu Heilzwecken eingesetzt werden. Welche konkreten Inhaltsstoffe fördern denn die Gesunderhaltung und Rekonvaleszenz? Tatsächlich verhält es sich bei Heilpflanzen ähnlich wie bei Nahrungsmitteln. Der Heileffekt beruht auf einem komplexen Wirkungsgeflecht. Um ein Beispiel zu nennen: Beißt man herzhaft in einen knackfri- 56 — 03 2013 wohlfühlen schen Apfel, so profitiert der Körper nicht nur vom darin enthaltenen Vitamin C. Viel eher trägt die ausgeklügelte Kombination aus Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen und sekundären Pflanzenstoffen zur Gesunderhaltung bei. So auch bei Heilpflanzen: „Welche Wirkstoffe für den Therapieerfolg ausschlaggebend sind, weiß man nicht in jedem Fall. Dazu müsste man alle Pflanzeninhaltsstoffe im Labor isolieren. Meistens ist es ein Stoffgemisch – eine Kombination aus vielen Stoffen“, erklärt MR i.R. Univ.-Doz. Dr. Heribert Pittner, Präsident der österreichischen Gesellschaft für Phytotherapie. Dieses komplexe Vielstoffgemisch aus ätherischen Ölen, Gerb- und Schleimstoffen, Saponinen und Flavonoiden – um nur einige Beispiele zu nennen – dockt an bestimmte Rezeptoren im menschlichen Organismus an und führt auf diese Weise zu einem positiven Behandlungsresultat. „Gute“ Natur versus „schlechte“ Chemie? Vorsicht vor Pauschalurteilen! Nun könnte man fast meinen, dass eine Medikation mit pflanzlichen Präparaten in jedem Fall bevorzugt werden sollte. Das ist nur bedingt richtig! Bei schweren Erkrankungen, unter anderem bei Krebsleiden, ist Vorsicht geboten und in jedem Fall ärztlicher Rat einzuholen. „Alte Erfahrung und zahlreiche pharmakologische und klinische Studien belegen die Wirksamkeit von Weißdorn als ausgezeichnetes, gut verträgliches Herz-Kreislaufmittel, nicht nur beim Altersherz. Beim Bergsteigen empfiehlt sich die Einnahme eines entsprechenden Weißdornpräparates vor außergewöhnlichen körperlichen Belastungen, etwa bei Anstiegen auf großen Höhen“, so der „Geheimtipp“ von Prof. Dr. Wolfgang Kubelka, Vizepräsident der ÖGPhyt. Ein schweres Herzleiden erfordert jedoch andere Maßnahmen. Als Alleinmedikation bei leichten Befindlichkeitsstörungen und ergänzend zu den klassischen schulmedizinischen Maßnahmen leistet die Pflanzenheilkunde jedoch hervorragende Dienste. Gängige Einsatzgebiete mit guten Behandlungsresultaten sind Erkältungskrankheiten und deren Prävention, Magen-Darm-Beschwerden, Nervosität, sowie Atemwegserkrankungen. Als begleitende, das Immunsystem stärkende und die Selbstheilungskräfte der Patienten mobilisierende Therapie kommt die Phytotherapie auch bei schweren Leiden zum Einsatz. Dr. Heri- Fotos: istockphoto.com; Christian Brandstätter (v.l.n.r.) Mit Pflanzen zu heilen ist eine traditionelle alte Heilkunst. Heutzutage gibt es dafür eine eigene Wissenschaft – die Pharmakognosie – welche die Zusammensetzung von Arzneipflanzen erforscht. die Pflanzentherapie prinzipiell sanfter als eine Medikation mit Arzneimitteln ist? Die Antwort lautet: Ja, mit einem kleinen „Aber“. Die Phytotherapie basiert auf einem guten Nutzen-Risiko-Verhältnis. Das bedeutet, sie ist bei guter Wirksamkeit in der Regel unbedenklich und verträglich. Nebenwirkungen, soweit sie bei pflanzlichen Arzneien überhaupt auftreten, sind weniger schwerwiegend als bei chemisch hergestellten Wirkstoffen. Allerdings reagieren manche Menschen auf bestimmte pflanzliche Inhaltsstoffe empfindlich. So können allergische Reaktionen eine Behandlungsfortführung beeinträchtigen oder im schlimmsten Fall zum Abbruch zwingen. Vorsicht sollte man auch bei der Dauermedikation walten lassen. Ein Beispiel: Wacholderbeeren wirken in geringer Dosis und über eine kurze Zeitspanne eingenommen entwässernd und entzündungshemmend. Bei dauerndem Gebrauch können sie unter Umständen jedoch die Nieren schädigen. Kräuterteeliebhabern sei aus diesem Grund empfohlen, bei der Auswahl der Teesorten zu variieren und selbige nicht auf eine Sorte zu reduzieren. Neben Tees gibt es noch zahlreiche andere Darreichungsformen. Unter anderem in Form von al- Die Wirkung mancher Naturheilpflanzen kann es durchaus mit Arzneimitteln aufnehmen. Johanniskraut – quasi der Sonnenschein in Kapselform – ist so ein Vertreter. Er leistet im Kampf gegen Depressionen gute Dienste. Doch die Pflanzenwelt hat noch mehr parat: Neuste Studien bescheinigen einem eher unscheinbaren Küchenkraut ausgezeichnete antibiotisch wirksame Eigenschaften. Die Rede ist von Thymian, dessen „Chemotyp Thymol eines der stärksten pflanzlichen Antibiotika überhaupt ist“, berichtet Wolfgang Steflitsch, Lungenfacharzt und Präsident der österreichischen Gesellschaft für wissenschaftliche Aromatherapie und Aromapflege, und sagt ergänzend: „Thymian hat eine ähnliche Wirkungsstärke wie etliche künstlich hergestellten Antibiotika.“ Wohlgemerkt bei weitaus weniger Nebenwirkungen. Bestmögliche Resultate durch fachgerechte Medikation Kann daraus abgeleitet werden, dass koholischen Auszügen – als Tinkturen oder als Ausgangsprodukt für Extrakte. Letztere werden mit Hilfe spezieller Extraktionsmittel aufbereitet und bilden die Grundlage für Säfte und Kapseln. Und worauf sollte der gesundheits- und qualitätsbewusste Endkonsument achten? Bevorzugen Sie inländische, bestenfalls in der Apotheke erworbene Pflanzenheilmittel, deren Ausgangsprodukte aus kontrolliert biologischem Anbau stammen. Um sicher zu sein, dass in der Packung auch „drin ist, was drauf steht“, sollten Sie zu pflanzlichen Arzneien greifen, die als solche nach den Richtlinien des Arzneimittelgesetzes registriert sind. Von einem Bezug aus dem Internet wird abgeraten. „Ausländische Pflanzenwirkstoffe entsprechen oft nicht dem europäischen Stand. Eine ausbleibende Wirkung ist da noch das kleinere Übel. Gefährlich wird es dann, wenn es zu nicht vorhersehbaren unerwünschten Wirkungen kommt“, mahnt Experte Pittner zur Umsicht. Auf diese Weise sind Sie auf der sicheren Seite und profitieren von den vielfältigen, die eigene Lebensqualität steigernden Eigenschaften. E Gegen fast jedes Leiden Lexikon der Pflanzenheilkunde Zur Mobilisierung der Abwehrkräfte: Roter Sonnenhut, Holunder (zur Stärkung des Immunsystems); Lindenblüten (wirkt schweißtreibend – bei beginnenden Erkältungskrankheiten) Zur Stärkung des HerzKreislaufsystems: Weißdorn (bei leichter Herzmuskelschwäche); Rosskastanie (bei Krampfadern und Venenproblemen); Knoblauch (präventiv gegen Arteriosklerose) Bei Atemwegsbeschwerden: Eibisch, Isländische Flechte (bei Reizhusten); Thymian (bei Husten und Heiserkeit), Anis, Latschenkiefer (schleimlösend); Meerrettich und Spitzwegerich (bei Schnupfen); Salbei (entzündungshemmend, bei Halsschmerzen) Bei Nervosität und Schlafstörungen: Johanniskraut (bei Niedergeschlagenheit und Depressionen); Baldrian, Hopfen, Lavendel, Melisse (bei nervösen Ein- und Durchschlafstörungen); Rosenwurz (zur allgemeinen mentalen Stärkung) 01 02 03 04 Zur Linderung von Magen-DarmBeschwerden: Kamille, Fenchel, Kümmel, Pfefferminze (bei Blähungen, wirkt krampflösend); Senna, Rhabarber, Leinsamen, Flohsamen (bei Verstopfung); getrocknete Heidelbeeren, Brombeeren (bei Durchfallerkrankungen) Bei Leiden im Urogenitalbereich: Schachtelhalm, Birke, Wacholder (bei Entzündungen der Harnwege und Steinleiden) 05 07 Bei frauenspezifischen Beeinträchtigungen: Mönchspfeffer, Traubensilberkerze (zur Zyklusregulierung, gegen Wechselbeschwerden und bei PMS) 06 03 2013 wohlfühlen — 57 wohlfühlen bert Pittner: „Bei Hepatitis C sind stark wirksame Arzneimittel indiziert. Durch die parallele Verabreichung eines Mariendistel-Präparates kann die Wirksamkeit der Standardarzneimittel verbessern werden.“ Neu am Markt Coffee Circle startet in Österreich ben? altig le rt.at h h c a N sa .leben www licken K ! h rein e Si sic „Coffee Circle“ ist ein sozial ausgerichtetes Unternehmen aus Berlin. Drei junge Unternehmer hatten die Idee, bio-zertifizierten Spitzenkaffee online und unter Vermeidung von Zwischenhändlern anzubieten und einen Teil des Verkaufspreises für Hilfsprojekte an die äthiopischen Herstellerkooperativen zurückzuführen. Regelmäßig reisen die Gründer nach Äthiopien, um die besten Arabica-Kaffees der aktuellen Ernte auszusuchen und die Projekte umzusetzen. Die Kooperativen liegen auf rund 1.900 Meter hoch gelegenen, bewaldeten Plateaus. Dort produzieren die Bauern den Kaffee in eigenen Waldgärten ohne Einsatz von Pestiziden auf traditionelle Weise. Mitgründer Moritz Waldstein-Wartenberg stammt aus Salzburg und bringt nun den Kaffee nach Österreich. Infos: www.coffeecircle.com Saisontipp: Radieschen mit Grün, gebraten „Werfen Sie nie wieder das Grüne über dem Roten weg, wenn Sie frische Radieschen bekommen“, empfiehlt Ute Woltron und hat auch gleich ein Rezept parat, wie man die kulinarischen Talente des frischen Grüns nutzen kann: Wurzelfortsatz der Radieschen entfernen, Blätter abschneiden, größere Radieschen halbieren, kleinere ganz lassen, samt dem Grün in einer Schüssel mit Olivenöl und Salz durchmischen, flach auf einem Backblech bei 200° C 20 bis 30 Minuten braten, bis das Kraut knusprig ist. Heiß oder kalt genießen. ASC: ein Label für Fisch aus nachhaltiger Aquakultur Seit Kurzem ist bei Spar ein Pangasius-Filet erhältlich, das mit dem ASC-Label ausgezeichnet ist. Während MSC für nachhaltig gefangen Wildfisch steht, gibt ASC (Aquaculture Stewardship Councils) Mindeststandards für Fisch aus Aquakultur vor. Aquakulturen verursachen massive Umweltprobleme, wie die Zerstörung der Mangrovenwälder, Chemikalien und Antibiotika im Fisch und den enormen Verbrauch an Futterfisch aus den schrumpfenden Beständen im Meer. Das ASC-Siegel schreibt eine Reduktion der Umweltbelastung vor. Fischfutter darf nicht aus überfischten Beständen stammen und die Herkunft muss nachvollziehbar sein. Bekommen die Fische gentechnisch verändertes Futter, muss dies deklariert sein. Antibiotika dürfen nur unter medizinischer Überwachung für erkrankte Tiere verabreicht werden. Infos: www.wwf.at 58 — 03 2013 kurz gesagt Fotos: Coffee Circle; Ute Woltron; istockphoto.com (2); KTM Fahrrad GmbH; istockphoto.com (v.l.n.r.) Rezept aus: Warum schmecken Maulbeeren am besten nackt? Selbstgemachte Köstlichkeiten aus Natur & Garten, Ute Woltron, Brandstätter Verlag. Ein Garten- und Kochbuch für Experimentierfreudige, voll ungewöhnlicher Ideen und Rezepte. 73.000 Schweine 73.400.000 Hühner 53.900 Kälber 615.000 Rinder kurz gesagt 5.601.000 Ziegen 288.000 1.000 Schafe/Lämmer Pferde Zurück zum Sonntagsbraten Qualität statt kranke Massenware Die ÖsterreicherInnen verzehren rund 65 kg Fleisch pro Kopf und Jahr. Das sind jede Woche etwa 1,25 kg Fleisch. Dabei sind in dieser Menge die Fertiggerichte noch gar nicht mitgerechnet. Ernährungsexperten empfehlen maximal 300 bis 600 Gramm pro Woche. Österreichs Tiere fressen jährlich rund 570.000 Tonnen Sojaschrot und 100.000 Tonnen Sojabohnen. Ein beträchtlicher Anteil wird aus Argentinien und Brasilien importiert, wo große Regenwaldflächen dem Sojaanbau weichen müssen. 90 Prozent des importierten Sojas sind gentechnisch verändert. Im Jahr 2011 wurden in Österreich insgesamt 927.500 Tonnen Fleisch produziert. Dafür wurden über 74,4 Millionen Tiere geschlachtet. Quelle und Infos: GLOBAL 2000-Fleischatlas „Zurück zum Sonntagsbraten“, www.global2000.at bike2help – Jeder Kilometer zählt Radeln und Gutes tun – für Sie und für andere Radrettung Seit acht Jahren tourt die Radrettung durch Wien. Kompetente Werkstätten aus der Wiener Fahrradszene überprüfen das Fahrrad kostenlos und machen vor Ort ein Service und kleinere Reparaturen. Alle Termine der Radrettung: www.radrettung.at bike2help ist eine groß angelegte Mitmach-Aktion der Stadt Wien im RadJahr 2013. Damit sollen möglichst viele Menschen ermuntert werden, es einmal mit dem Rad in der Stadt zu probieren. Und dabei können sie auch etwas Gutes tun. Für sich selbst, denn mit dem Rad ist man nicht nur schneller am Ziel, spart das Parkpickerl und die lästige Parkplatzsuche, sondern hält sich darüber hinaus gesund. Die Aktion bike2help unterstützt jedoch noch andere. Denn alle Kilometer, die Sie mit dem Rad im Aktionszeitraum bis zum 13. Juni in Wien erradeln, werden in soziale Projekte umgemünzt. Eine eigene App hilft dabei, jeden Rad-Kilometer ganz automatisch aufzuzeichnen. Infos: www.fahrradwien.at/bike2help 03 2013 kurz gesagt — 59 verordnete einfalt Gastkommentar von Iga Niznik tug für ein paar arme Pflanzen, die sonst aussterben würden. Doch vielen Menschen schlägt die EU-Saatgutverordnung einfach direkt auf den Magen. Denn es geht um die Frage: Was landet auf meinem Teller? Habe ich die Wahl, Lokales und Traditionelles zu essen? Bekomme ich noch blaue Erdäpfel, Kipflerbohnen oder Haferbirnen? Oder muss ich den Einheitsbrei der Industrie schlucken? Auch mein Freund F. geht übrigens gerne gut und gschmackig essen. Dass der Paradeiser in Einheitsgröße aus dem Supermarktregal kaum noch Aroma hat, beklagt Iga Niznik er schon lange. Schon seltsam, dass die Politische Referentin bei EU-Kommission gerade den KonsumenARCHE NOAH, Verein zur Erhaltung und Verbreitung tenschutz als Vorwand für die Verschärder Kultupflanzenvielfalt fung der Regelungen nimmt: Denn Geschmack, Vitamine, regionale Anpassung, Seltene, alte und regionale Sorten sind im Resistenzen gegen Schädlinge sind kein vergangenen Jahrhundert diskreditiert Kriterium. Um zugelassen zu werden, worden: sie seien nicht so ertragreich, wie müssen die Früchte einer Sorte in ihrem die Wunderpflanzen aus den Retorten der Erscheinungsbild möglichst identisch sein. Saatgutindustrie. Bauern, die am Anbau Nicht mehr, nicht weniger. von Sortenraritäten festgehalten haben, galten als fortDen Paragraphen in der EU-Saatgutverordnung, in dem schrittsfeindliche Spinner. In den vergangenen zehn Jahren steht, dass seltene und alte Sorten verboten werden, wird zeigt der Trend in eine andere Richtung: Die genetische Viel- man vergeblich suchen. Ein kompliziertes Regelwerk aus falt unserer Nutzpflanzen wurde als Ressource erkannt. Die diversen Auflagen treibt unser Obst und Gemüse de facto in alten und seltenen Sorten sind nämlich nicht von gestern: die Illegalität. Geplant sind administrative und biologische Dank der genetischen Vielfalt passen sie sich besonders gut Hürden, die weder die Landwirte noch die Sortenraritäten an sich verändernde Klimabedingungen an – und sind damit bewältigen können. Doch zum Glück ist die Sache noch fit für den Klimawandel. Zudem brauchen sie kaum Pesti- längst nicht gegessen: Jetzt sind erst einmal die EU-Parlazide: Schließlich haben sie Tausende Jahre in ihrem Umfeld mentarier und die EU-Landwirtschaftsminister am Wort. Die ohne diese „Pflanzenschutzmittel“ überlebt. In der kapitalis- Signale sind positiv: Landwirtschaftsminister Nikolaus Bertischen Logik hat man auch den Wert der „Dienstleistungen“ lakovich hat im April die Petition auf www.freivielfalt.at under Artenvielfalt berechnet: Laut der TEEB-Studie wird uns terschrieben; auch unsere EU-Abgeordneten signalisieren, Europäern der Verlust der Vielfalt im Jahr 2050 die unvor- dass sie die Vielfalt bewahren wollen. Widerstand allein aus stellbare Summe von mehr als 1,1 Billionen Euro pro Jahr Österreich wird allerdings nicht ausreichen – jetzt gilt es, kosten. Damit ist auch für meinen Freund F. klar: Die Sorten- andere EU-Länder zu gewinnen. Mein Freund F. hat jedenraritäten bewahren – das ist keine Wohltätigkeitsveranstal- falls unterschrieben. E 60 — 03 2013 ansichten Fotos: Lucia Bartl „Was geht mich das alte Saatgut an?“, fragte mich mein Freund F. „Alte, regionale Sorten? Wollt ihr zurück ins Mittelalter?“ Wir sitzen im Café und ich zeige ihm am Smartphone die 170.000 Unterschriften. „Wie habt ihr das nur gemacht? Die Menschen haben doch andere Sorgen als altes Saatgut.“ F. ist Ingenieur und redet mit mir nur deswegen über Saatgut, weil wir befreundet sind. Dass binnen nur zweier Wochen 170.000 Menschen die Petition auf www.freievielfalt.at unterstützt haben, lässt aber selbst F. nicht kalt. In der Petition machen ARCHE NOAH und GLOBAL 2000 auf die Gefahren der geplanten EU-Saatgutverordnung aufmerksam. Viele traditionelle, seltene und lokale Sorten von Obst und Gemüse würden durch die neue Gesetzeslage aussterben. Fair reisen im Bild: Naturfreunde Fotomeisterschaft 2012. „Mit Beduinen singen“. Miteinander von Gästen und Gastgebern im nachhaltigen Tourismus. Foto von Maria Estella Dürnecker. „So weit die Füße tragen“. Die umweltschonendste Form der Mobilität. Foto von Nina Bartz „Marmots listen to fairy tales“. Reisen auch dann, wenn man körperlich eingeschränkt ist. Foto von Nenad Racki Reisen hat viele schöne Seiten Tourismus arbeitet mit Traumbildern. Alles ist schön, sauber, sonnig. Menschen lächeln, egal, wie lang der Arbeitstag und wie hoch oder niedrig ihr Lohn ist. Bilder von den Schattenseiten und „Kollateralschäden“ des weltweit größten Dienstleistungssektors existieren kaum. Dennoch gibt es diese Schattenseiten, in sozialer wie ökologischer Hinsicht. Vor allem Mensch und Umwelt in den so genannten Entwicklungsländern profitieren oft nicht oder nur wenig vom Aufbau touristischer Infrastruktur, bekommen aber die negativen Effekte, wie steigende Preise für Mieten, Wasserverknappung, Müllberge etc., sehr wohl zu spüren. Die Naturfreunde Internationale-respect (NFI) möchte mit der Fotoserie „Hinter den Kulissen“ ein breites Publikum auf die problematischen Aspekte des weltweiten Tourismus aufmerksam machen und zum Nachdenken anregen. Die Bilder aus dem Fotowettbewerb zum Thema „Nachhaltiger Tourismus“ zeigen, wie viel Freude achtsames Reisen machen kann. Infos: www.nf-int.org 03 2013 ansichten — 61 marktplatz Ferienhaus Höllberg Urlaub www.pilchhiasl.at Urlauben am Weinberg in der Südsteiermark: ankommen, entschleunigen und genießen. FERIENWOHNUNG IN WIEN Herzlich willkommen in Ihrer gepflegten und ruhigen Ferienwohnung. Für ein bis drei Personen ab drei Tagen. Zehn Minuten ins Stadtzentrum. Bei uns fühlen Sie sich wie zu Hause. T: +43(0)1/3288943 oder +43(0)699/81249026 www.appartement.renate-binder.at [email protected] Natürlich Urlaub in Ramsau am Dachstein Gesund urlauben in baubiologischen Öko-Zimmern. Naturheilpraxis, Sauna, Granderwasser, frische Bio-Vital-Küche und Aktiv-Programme im Nationalpark. Yoga, Meditation und Ayurveda im Zen Resort Bali GEHEIMTIPP-URLAUb Aktiv und entspannend. Reisen, die nicht die Welt kosten, für Leute mit und ohne Kindern, oft mit Bio-Verpflegung. 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Reisinger, Jürgen Schmücking, Sonja Schnögl, Doris Simhofer, Sonja Tautermann, Jutta Ulmer, Susanne Wolf, Rosemarie Zehetgruber; Anzeigen: Christian Brandstätter; Gestaltung/Produktion: LIGA: graphic design; Fotoredaktion: Annemarie Herzog; Lektorat: Barbara Weyss; Geschäftsführung: Roswitha M. Reisinger; Aboservice: Tamara Graf; Druck: NÖ-Pressehaus, NP Druck, Gutenbergstraße 12, 3100 St. Pölten. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen. Das Lebensart-Redaktionsbüro bezieht seine Energie aus Ökostrom, ausgezeichnet mit dem Österreichischen Umweltzeichen. ISSN 1994-425X LEBENSART ist das Magazin für Nachhaltigkeit, informiert über zukunftsfähige Entwicklungen und stellt Lösungen dazu vor. Hohe Glaubwürdigkeit bei unseren LeserInnen ist unsere wichtigste Basis. Mit diesem Vertrauen gehen wir sorgsam um. Konsequent lehnen wir Werbung für Produkte ab, die der Nachhaltigkeit widersprechen (Erdöl, Atomstrom, Gentechnik, usw.) 64 — 03 2013 service macher“ für Schlagzeilen, indem sie die Rohstoffspekulationen der Großbanken und deren Verantwortung für steigende Lebensmittelpreise anprangerte. Der Autor erklärt, was sich an den Rohstoffbörsen abspielt und wie die dort getätigten Geschäfte mit dem weltweit zunehmenden Hunger und der Armut zusammmenhängen. Zudem dokumentiert Schumann, wie die Deutsche Bank auf die Foodwatch-Kampagne reagierte und was bislang die Konsequenzen sind. Alle Bücher sind im Buchhandel erhältlich! Ausgezeichnet von der Österreichischen UNESCO-Kommission. Gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des Österreichischen Umweltzeichens, NP DRUCK, UW-Nr. 808 termine CROSSROADS Festival für Dokumentarfilm und Diskurs, 5.–16.6.2013 FORUM STADTPARK, Graz Ausgezeichnete Filme geben Einblick in persönliche und kollektive Bestrebungen, die Welt zu einem lebenswerteren Ort zu machen. Mit Filmgesprächen, Vorträgen, Diskus-sionen und Workshops. Infos und Programm: www.crossroads-festival.org Biofest am LaboncaBiohof 25.5.2013, Norbert Hackl, 8291 Burgau, Hauptplatz 1 Infos: T: 0699/81210911, www.labonca.at programm, Kunsthandwerk, Essen und Trinken aus Afrika, Asien und Lateinamerika. 8.6.2013, 14.00 Uhr, Uni Campus Altes AKH, 1. Hof, 1090 Wien Infos und Programm: www.suedwind-agentur.at Tag des Windes Rund um den 15.6.2013, mit vielen Veranstaltungen rund um die Windkraft und einem Kunstwettbewerb. Infos und Termine: www.tagdeswindes.at Hochbeete aus Weidengeflecht selber bauen Infos und Programm: www.tomorrow-festival.at Mediterran die Mitte finden mit Basenfasten am Mittelmeer, Opatija, Kroatien. 1.6.–8.6. und 8.6.–15.6.2013 Infos und Anmeldung: T: 01/967 66 50, www.gesundheitsfoerderung.at Fotos: istockphoto.com; Bernhard Haidler; Ehgartner (v.l.n.r.) ARCHE NOAH Raritätensonntag Kräuter Kühne Kräutervariationen und vergessene Frühlingsgemüse. 2.6.2013, 10.00–18.00 Uhr ARCHE NOAH, Obere Strasse 40, 3553 Schiltern Südwind StraSSenfest Interkulturelles Begegnen und Feiern mit Weltmusik, Kultur- Die Akte Aluminium Dokumentarfilm von Bert Ehgartner Aluminium ist aus unserem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken. Doch für die Herstellung werden große Mengen Rohstoffe und Energie benötigt. Die Gewinnung kann zu enormen Umweltkatastrophen führen. Und Studien warnen vor der toxischen Wirkung des Leichtmetalls als möglicher Auslöser von Alzheimer, Krebs und Allergien. Der Film zeigt die Produktion vom Bauxitabbau bis hin zur Endverarbeitung diverser Aluprodukte und die möglichen Gefahren. Bei den Premieren wird der Regisseur anwesend sein. Premieren-Spielzeiten: 5.6.2013, 20 Uhr, St. Pölten, Cinema Paradiso 11.6.2013, 20 Uhr, Graz, Rechbauerkino 12.6.2013, 20 Uhr, Wien, Burgkino 13.6.2013, 20 Uhr, Linz, Moviemento CHANGE – GLOBAL 2000 TOMORROW-FESTIVAL 80 ACTS – 1 ZIEL. Neben den musikalischen Acts präsentiert das Festival ein breites Spektrum der künstlerischen Szene: Visuelle Projektionen, Recyclingmode, Kleinkunst u. v. m. 30.5.–2.6.2013, Zwentendorf Film-Tipps 8.6.2013, 13.00 Uhr, 3372 Blindenmarkt Infos und Anmeldung: Natur im Garten, T: 0676/83688-215 Velo-city 2013 in Wien Die größte Radfahrkonferenz der Welt lädt zu Seminaren, Workshops und Diskussionsrunden mit 330 Fahrradexperten aus fünf Kontinenten. Rahmenprogramm: Vienna Cycling Week, Modeschau, Radrennen, Fahrrad-Picknick und Netzwerktreffen. 11.–14.6.2013, Rathaus Wien Infos und Programm (englisch): http://velo-city2013.com/ Sommer-Obstbaumschnittkurs Theorie und Praxis 22.6.2013, 9.00 Uhr, Neuhofen a. d. Ybbs Infos und Anmeldung: Natur im Garten; T: 0676/83688-215 Der Film kann für öffentliche Vorführungen eingesetzt werden. Infos auf: www.dieaktealuminium.com Ein Sommersandtraum Als Benno eines Morgens aufwacht, findet er – Sand. Und der kommt von niemand anderem als ihm selbst. Und es wird mehr. Jeden Tag. Und es folgt eine schreckliche Entdeckung: Je mehr Sand er verliert, desto leichter wird er. Der Sand scheint etwas einzufordern, etwas, das Benno einfach nicht wahrhaben will – verborgene Sehnsüchte und geheime Wünsche, die mit seiner Nachbarin, der ungeliebten Sandra, zu tun haben könnten. Benno beginnt zu ahnen, dass nur die nackte Wahrheit ihn vor dem endgültigen Verschwinden retten kann … EU XXL Die Reihe, das Wanderkino des 21. Jahrhunderts, ist wieder on Tour. Spielzeiten: 20.5.2013, 19.30 Uhr, St. Andrä/Wördern (NÖ) 24.5.2013, 20 Uhr, Pöchlarn (NÖ) 5.6.2013, 19.30 Uhr, Nussdorf-Deband (Tirol) Infos & Adressen: www.eu-xxl.at/diereihe 03 2013 service — 65 artistInnen Filme lassen uns eintauchen in andere Welten und anderes Leben spüren. Wie gelingt es FilmemacherInnen, mit ihren Bildern zu bewegen? Eva Stotz und Konstantin Faigle erzählen die Geschichte ihrer aktuellen Filme. Als ich zum ersten Mal in Istanbul Couchsurfing ausprobierte, war ich fasziniert davon, dass hinter einem Online-Profil ein Mensch steht, der ganz uneigennützig mit Gästen seinen Wohnraum teilt. Ich durfte am Leben meines Gastgebers teilhaben, lernte seine Freunde kennen, sah wie er arbeitet und Alltägliches tut. Ich fühlte mich dadurch schnell zu Hause, so etwas Abstraktes wie „Weltbürgerschaft“ wurde plötzlich greifbar: Da fällte ich den Entschluss, darüber einen Film zu machen. Ich suchte nach Protagonisten, die spannende Initiativen gestartet haben oder einen eigensinnigen Lebensweg gehen, und ich fand sie. Mamatal, der Tuareg, fasziniert mit seiner weisen Haltung zum Leben, Michiko, die japanische Lehrerin, vermittelt den Tokiokindern einen Sinn für Natur, Alice, eine Ökoaktivistin, die die palästinensische Bevölkerung auf ökologischer Ebene unterstützt, Casey, der Gründer von Couchsurfing in San Francisco, und Clara, die brasilianische Tänzerin, die in der Türkei lebt. Alle fünf Episoden sollten zusammen ein anderes Bild von globalisierter Welt zeichnen. Statt deprimierender Nachrichten zeige ich Menschen, die auf ihre Art einen positiven Beitrag leisten. Dadurch hoffte ich, auch anderen Lust zu machen, neue Perspektiven einzunehmen und über ihre eigenen Möglichkeiten nachzudenken. Die weltweiten Gemeinsamkeiten sind weit offensichtlicher als die Unterschiede. Diese sind vor allem optisch und in der Art, wie wir die Dinge tun. Doch letztlich tun wir alle das Gleiche. Überall wird gekocht, waschen wir unsere Wäsche, arbeiten, wohnen, lieben, streiten – nur sieht es eben anders aus. Die Gemeinsamkeiten sind endlos und lassen sich rund um die Gefühle gruppieren, die uns alle bestimmen. Aufgewachsen in einem Gemischtwarenladen auf dem Land und somit ein Teil der „Arbeitsmasse“ dieses Ladens, beschäftige ich mich schon lange mit dem Thema „Arbeit“. Der ko n k r e t e I m p u l s z u m Film kam 2008, nachdem ich die Dokumentation „Glückliche Nichtstuer“ über zwei zufriedene Arbeitslose gemacht hatte. Nach der Ausstrahlung im WDR gab es heftige Reaktionen seitens der Zuschauer, von „Das sind die Helden der neuen Zeit!“ bis „Die sollte man doch wieder in ein Arbeitslager stecken!“. Das hat mir gezeigt, dass es sich beim Thema Arbeit um weit mehr als nur das Materielle dreht. Arbeit ist eine Ideologie, eine weltliche Ersatzreligion, die uns Identität, Sinn und Halt gibt – und die absolut keine Ketzer duldet! Meine Thesen fand ich in den Schriften des amerikanischen Sozialhistorikers Benjamin Hunnicutt bestätigt. Er war einer der ersten Interviewpartner, die ich in den Film geholt habe, die alle wirklich Neues und Überraschendes zum Thema Arbeit erzählen können. Die fünf, sechs Experten, die man in jeder Talkshow sieht, habe ich bewusst ausgelassen. Dann ging es darum, die Absurditäten unserer momentanen Arbeitswelt dokumentarisch zu beleuchten. Was sich auszahlt, ist Geduld und Spucke. Erst Geduld und Muße, dann Spucke und Anstrengung. Immer nur verbissen rackern klappt nicht, genauso wenig wie nur rumhängen und wie es so schön neudeutsch heißt „chillen“. Die Zuseher sollen erkennen, dass Arbeit nicht per se richtig und wichtig und Muße nicht per se falsch und abzulehnen ist. Erst wenn die Matrix der Arbeitsideologie bröckelt, kann man über weitere Dinge wie z. B. ein Grundeinkommen nachdenken. Eva Stotz, Regisseurin | „Global Home“ Konstantin Faigle, Regisseur | „Frohes Schaffen“ Infos: Beide Filme werden im Rahmen des Crossroads-Festivals in Graz gezeigt. Termine: www.crossroads-festival.org 66 — 03 2013 service Fotos: Victoria Ruhmke; Faigle (v.l.n.r.) Roswitha M. Reisinger lust auf mehr? lebensart Nachhaltige Information, fundiert, anregend und mit Leichtigkeit serviert. Sieben Ausgaben pro Jahr. BUSINESSART Das Magazin für alle, die mehr über zukunftsfähiges Wirtschaften wissen wollen. Vier Ausgaben pro Jahr. Abonnieren Sie jetzt! Schicken Sie eine Mail an: [email protected], ein Fax: 02742/708 55-20, rufen Sie an: 02742/708 55 oder einfach übers Internet: www.lebensart.at Sie erhalten die Magazine gedruckt, als e-paper (pdf) oder in beiden Ausgabeformen. Alle Abonnements bis auf Widerruf. Über Kündigungsfristen brauchen Sie sich keine Gedanken machen. Ein kurzer Anruf genügt. Schenken sie Freude mit den beiden Magazinen aus dem Lebensart-Verlag! ZU EINEM LEBENSART-ABO ERHALTEN SIE EIN GESCHENK IHRER WAHL: naturkosmetik für die Hände Bio-Suppe von Sonnenwind Dr.Hauschka Handcreme pflegt strapazierte, raue Haut mit wertvollen pflanzlichen Ölen und ausgewählten Heilpflanzenauszügen. Für geschmeidig zarte Hände. www.dr.hauschka.com Die Schätze des Gemüsegartens im Handumdrehen im Suppenteller, ganz ohne Geschmacksverstärker. 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