Strategien des Aktiven Zuhörens - Katholische Jugendsozialarbeit

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29. & 30.09.2014
Landesarbeitsgemeinschaft der
Jugendsozialarbeit in Niedersachsen
Seminarleitung & Inhalt: Monique Gockel
Layout & Fotos: Matthias Wolter
Vom Wissen zum Können
Was kann ich tun?
- Zum Umgang mit psychisch auffälligen
Heranwachsenden -
©I-GSK 07/2013
Bildquelle: © dampoint / Fotolia.com – Bild-Nr. 24755998 – Zen water
1
• Psychologin M.Sc. & B.Sc., WWU
Münster
• Dozentin an der Fachhochschule
für öffentliche Verwaltung NRW
• Dozentin an der Polizeiakademie
Niedersachsen
• Tätigkeit in forensischer
Psychiatrie & Suchtmedizin
• Kommunikationsseminare
• Partizipation an der
Gutachtenerstellung im Bereich
Familienrecht
Vom Wissen zum Können
Monique Gockel
©I-GSK 07/2013
2
Sie befinden sich in einem „Psychologischen Supermarkt“.
Wählen und prüfen Sie die (inhaltlichen) Angebote und nur das, was
Ihnen gefällt, nehmen Sie in Ihrem „Warenkorb“ mit nach Hause.
Die Vortragsunterlagen
ziehe ich Ihnen gern auf
Ihren USB-Stick.
Vom Wissen zum Können
Zum Einstieg…
©I-GSK 07/2013
Bildquelle: © lexandr / Fotolia.com – Bild-Nr. 9922075 – einkaufswagen
3
Sorgen Sie dafür, dass es Ihnen im Seminar gut geht.
Vom Wissen zum Können
Zum Einstieg…
©I-GSK 07/2013
Bildquelle: © fffranz / Fotolia.com – Bild-Nr. 33330570 – Bla1
4
 Informieren
 Sensibilisieren
 Aktivieren
Daraus sollen sich…
 Bewusstsein
 Kompetenz
 Haltung
… entwickeln.
Vom Wissen zum Können
Ziele des Seminars
©I-GSK 07/2013
5
Aber zunächst…
Wie gehen Sie im Normalfall mit
Konflikten um, was macht Sie im
Umgang mit schwierigen Situationen
aus?
Bitte ordnen Sie sich einer Karte zu
und sagen Sie einige Sätze zu…
 Ihrer Person
 Ihrem Tätigkeitsbereich
 Ihrer gewählten Karte
Vom Wissen zum Können
… möchte ich Sie kennenlernen
©I-GSK 07/2013
Bildquelle: © Pete Pahham / Fotolia.com – Bild-Nr. 44567813 – Frustrierter Geschäftsmann mit rotem
Eimer auf dem Kopf
6
Was wir machen (können)
Aufmerksamkeit
Personenwahrnehmung
Besonderheiten
Soziale
Bedürfnisse –
worauf ich mich
verlassen kann
Pubertät – den
Kaktus umarmen
Stress – was geht
und was geht
nicht?
Autismus &
Asperger
Depression
Krisenkommunikation
Selbstfürsorge
– Dauerstress
& Burnout
Internetsucht
Seminar
Neue Medien
ADHS
Psychische
Auffälligkeiten
Heranwachsende mit
psych. belasteten
Eltern
MMORPG
Vom Wissen zum Können
Mobbing
Anerkennung
Bindungsstörungen
Angststörungen
Borderline
©I-GSK 07/2013
7
•
•
•
•
(Krisen)Kommunikation
Angststörungen im Jugendalter
Bindungsstörungen & Borderline
Heranwachsende mit psychisch belasteten Eltern
Und immer wieder Fallbeispiele
Vom Wissen zum Können
Der Plan für heute
©I-GSK 07/2013
8
Vom Wissen zum Können
Soziale Bedürfnisse
©I-GSK 07/2013
Bildquelle: © Stauke / Fotolia.com – Bild-Nr. 26939144 – Fragen auf Kreidetafel
9
Nicht allein unsere Erfahrung
bestimmt, wie wir Reize
interpretieren und auf sie
reagieren.
Vielmehr versucht jeder
Mensch, grundlegenden
Bedürfnissen nachzugehen
und diese zu erfüllen.
Interaktionelle
Grundbedürfnisse spielen
eine zentrale Rolle.
Vom Wissen zum Können
Warum wir uns verhalten, wie wir
uns verhalten…
©I-GSK 07/2013
10
Anerkennung
Wichtigkeit / Aufmerksamkeit
Verlässlichkeit
Solidarität
Autonomie
Abgrenzung
Vom Wissen zum Können
Auf der Suche nach …
©I-GSK 07/2013
11
Beziehungsmotiv: Anerkennung
Etwas, was eine andere Person über
mich aussagt, ist mir wichtig
Positive Rückmeldung
‚Du bist okay.‘
‚Das trauen wir Dir zu.‘
Negative Rückmeldung
‚Was Du anfasst, geht schief.‘
Positives Selbstschema
‚Ich bin okay, so wie ich bin.‘
‚Ich habe Fähigkeit XY.‘
‚Ich kann mich auf mich verlassen‘
Negatives Selbstschema
‚Ich bin ein Versager.‘
‚Ich kann nichts.‘
‚Ich bin nicht liebenswert.‘
Positives Beziehungsschema
In Beziehungen wird man
anerkannt.
In Beziehungen werden positive
Eigenschaften bemerkt.
In Beziehungen wird man gemocht.
Negatives Beziehungsschema
In Beziehungen wird man abgewertet
Von Partnern wird man kritisiert
Man wird ständig niedergemacht.
Vom Wissen zum Können
Motiv: Anerkennung
©I-GSK 07/2013
12
Ausgangspunkt: Ein Kind hat ein natürliches Bedürfnis nach Wichtigkeit und
nach Signalen wie…
•
‚Wir sind gerne mit Dir zusammen.‘
• ‚Du bist eine Bereicherung für unser Leben.‘
• ‚Mit dir macht das Leben Spaß.‘
• ‚Wir nehmen Dich ernst, hören Dir zu.‘
Bekommt das Kind diese Zeichen für
von ihm gezeigtes Verhalten,
verstärkt es dieses Verhalten und
kann authentisch bleiben..
Vom Wissen zum Können
Mal ganz konkret
©I-GSK 07/2013
Bildquelle: © Gina Sanders / Fotolia.com – Bild-Nr. 9610100 – Vater und Sohn
© Malena und Philipp / Fotolia.com – Bild-Nr. 6404172 – Mutter und Kind
13
Eltern kümmern sich nicht um das Kind,
das Kind erhält Botschaften wie…
‚Du störst.‘ ‚Du bist lästig.‘ ‚Was Du tust und
erzählst, interessiert uns nicht.‘
Negatives Selbstschema
Ich bin nicht wichtig,
Niemand interessiert sich für mich.
Keiner hört mir zu.
Negatives Beziehungsschema
Beziehung
= Keine-Aufmerksamkeit-Bekommen
= Nicht-ernst-genommen-werden
Kind deutet nun alle Signale als Ablehnung seiner
Person.
Bsp.: Blick auf die Uhr = Interpretation: Ich langweile
mein Gegenüber.
Vom Wissen zum Können
Aber was, wenn nicht?
©I-GSK 07/2013
14
Wenn
Interaktionspartner
nicht bereit sind, Zeichen
der Wichtigkeit freiwillig
zu setzen…
Aufmerksamkeit erregen
a) Entwicklung körperlicher
Symptome
b) Unangepasstes
Verhalten
Strategien, um den
anderen zu zwingen,
gewünschte Reaktionen zu
zeigen
Erwartungsgemäßes
Verhalten
Mutter hätte gern ein
kluges, aufgewecktes,
unterhaltsames Kind
 Kind verhält sich
entsprechend, produziert
sich auf Feiern, erzählt
spannende Geschichten
15
Vom Wissen zum Können
Der Umweg zum Ziel…
©I-GSK 07/2013
15
Interaktionspartner geben nur
Aufmerksamkeit, solange das Kind/der
Jugendliche aktiv ist.
Das Kind lernt:
1. Nur wenn ich aktiv etwas tue, erhalte ich Aufmerksamkeit.
2. Wenn ich mich nur so verhalte, wie ich bin, wird mein Bedürfnis nicht
befriedigt.
= Das Kind wird nicht darin bestärkt, authentisch zu sein, sondern
vermehrt Strategien der Aufmerksamkeitsgewinnung einzusetzen.
Vom Wissen zum Können
Umwege als Manipulation
Ergebnis:
dysfunktionale Strategien zur Beziehungsgestaltung
& unerfülltes Bedürfnis nach Wichtigkeit
©I-GSK 07/2013
16
Nennen Sie 5 Dinge, die Sie
richtig gut können.
Teilen Sie sich in Gruppen
auf und sammeln Sie am
Flipchart 5 Dinge, die Sie
ALLE sehr gut können.
Vom Wissen zum Können
Was kann ich sehr gut?
©I-GSK 07/2013
Bildquelle: © Fotolia.com – Bild-Nr. 5886925 – Schatten-Jubel
17
Wir alle haben Grundbedürfnisse,
die uns wichtig sind und die
unser Verhalten maßgeblich
bestimmen.
Werden sie nicht erfüllt, werden
wir kreativ, um zu bekommen,
was wir brauchen.
Aber: Gerade Heranwachsende
haben zusätzliche Bedürfnisse
& Aufgaben.
Vom Wissen zum Können
Erste Erkenntnisse
©I-GSK 07/2013
Bildquelle: © Gina Sanders / Fotolia.com – Bild-Nr. 53562920 – Frische Möhren auf Stock
18
- oder die Kunst, einen Kaktus
zu umarmen...
Vom Wissen zum Können
Pubertät
©I-GSK 07/2013
19
Pubertät
Womit werden Sie diesbezüglich
konfrontiert?
Bitte teilen Sie sich in 2 Gruppen und sammeln
sie 10 min. lang, was Sie unter dem Begriff
verstehen.
Vom Wissen zum Können
Was kennzeichnet Pubertät in Ihren Augen?
©I-GSK 07/2013
Bildquelle: © pico / Fotolia.com – Bild-Nr. 43463878 - Teamwork
20
Pubertät ist keine Krankheit
... suchen Jugendliche verstärkt Kontakt zu Gleichaltrigen
... bilden sie Cliquen, orientieren sich an ihrer Peer-Gruppe
... entwickeln Jugendliche ihren eigenen Stil
... möchten Jugendliche „cool“ wirken
... sind Jugendliche oftmals extrem in ihren Standpunkten
... sind Jugendliche „idealistisch“
... lehnen sich Jugendliche gegen Autoritäten auf
... schämen sich Jugendliche für ihre Eltern
... schwänzen Jugendliche die Schule
Vom Wissen zum Können
Ganz konkret...
©I-GSK 07/2013
Bildquelle: © Sandro Götze / Fotolia.com – Bild-Nr. 467580 – group
21
Vorpubertät
(10 – 12 Jahre)
Betroffensein von
Neuem
Störung des
bisherigen
Gleichgewichts
Wendung nach
innen
Pubertät
(13 – 17 Jahre)
Phase des
Experimentierens
Ausprobieren des
Ausgefallenen
Grenztestung
Adoleszenz
(18 – 20 Jahre)
Wiederfinden
des
Gleichgewichts
erste
Bewährungen
erste feste
Partnerschaften
Postadole
szenz (21
- ? Jahre)
Stabilisieru
ng
Vom Wissen zum Können
Entwicklung in Phasen...
©I-GSK 07/2013
22
Aufgaben der Pubertät
 neue und reifere Beziehungen /
Freundschaften zu den Gleichaltrigen aufbauen
Kulturabhängigkeit
 Übernahme der weiblichen / männlichen
Geschlechtsrolle
 Akzeptieren der eigenen körperlichen
Erscheinung
Zeitpunkt
 Ablösung von den Eltern und anderen
Erwachsenen
 Vorbereitung auf Ehe und Familienleben
 Vorbereitung auf eine berufliche Karriere
 Werte und ein ethisches System erlangen, das
als Leitfaden für Verhalten dient
Interdependenz
der Aufgaben
Vom Wissen zum Können
Entwicklungsaufgaben von Havighurst
 sozial verantwortliches Verhalten erstreben
und erreichen
©I-GSK 07/2013
23
Durch Bewältigung der
Entwicklungsaufgaben
kommt es zur Bildung
einer Identität.
Der Begriff Identitätsentwicklung beschreibt einen der
zentralsten Aspekte der Persönlichkeit („master
trait“): die Reife der eigenen Handlungslogik.
Darunter versteht man, wie eine Person die Welt, die
Situationen, in denen sie sich befindet, sowie sich
selbst wahrnimmt und interpretiert.
Vom Wissen zum Können
Wer bin ich?
©I-GSK 07/2013
Bildquelle: © photocrew / Fotolia.com – Bild-Nr. 19879592 – Wer Was Wo
24
Mädchen...
... brauchen Beziehungen zu Jungen,
um etwas zu gelten
... stellen beim ersten Freund ihre
Freundinnen als zweitrangig zurück
... definieren ihre Mädchengruppen
als Halt und Konkurrenz zugleich.
Merkmale:
☒ ziehen sich oftmals stark zurück
☒ fühlen sich hässlich
☒ wollen ihre „Reize“ erproben
☒ ekeln sich vor Berührungen
☒ wollen als Frau bestätigt werden
Vom Wissen zum Können
Weil ich ein Mädchen bin...
©I-GSK 07/2013
Bildquelle: © gillsans / Fotolia.com – Bild-Nr. 25667278 – Girl_Boy
25
Jungen...
... konstituieren ihre Männlichkeit
... überspielen durch ihre
Gewaltbereitschaft eigene
Schwächen
... werten Mädchen sexistisch ab
... identifizieren sich durch die
Medien mit Männern
Merkmale:
 hohe Risikobereitschaft
 Neigung zu „Hahnenkämpfen“
 weniger einfühlsam
 besonders gefährdet durch
Suizid: 2/3 der Suizidtoten sind
Jungen, 2/3 der Versuche
werden von Mädchen verübt
Vom Wissen zum Können
Ein echter Mann?!
©I-GSK 07/2013
Bildquelle: © gillsans / Fotolia.com – Bild-Nr. 25667278 – Girl_Boy
26
☒ Befehle, Anweisungen,
Forderungen
☒ Drohungen, Warnungen
☒ Moralpredigten
☒ Ratschläge, Lösungen anbieten
☒ Urteil, Beschuldigung, Kritik
☒ Beschimpfungen, lächerlich
machen
☒ Interpretation
☒ In Frage stellen, Verhöre
☒ Themenwechsel
Vom Wissen zum Können
Roadblocks...
©I-GSK 07/2013
Bildquelle: © Mopic / Fotolia.com – Bild-Nr. 42023692 – Brick wall blocking the doorway
27
Nicht nur die „üblichen“ menschlichen Grundbedürfnisse
sind im Umgang mit Jugendlichen relevant.
Vom Wissen zum Können
Weitere Erkenntnisse
Es gibt Aufgaben und Bedürfnisse, die speziell während
des Heranwachsens für Jugendliche wichtig sind.
©I-GSK 07/2013
Bildquelle: © Patrizia Tilly / Fotolia.com – Bild-Nr. 16491624 – teens 11
28
Vom Wissen zum Können
Personenwahrnehmung
©I-GSK 07/2013
Bildquelle: © mrr / Fotolia.com – Bild-Nr. 4051455 – menschen
29
Lesen
Sie
die
folgende
kurze
Personenbeschreibung
durch,
und
vermerken
Sie
dann
auf
der
nachfolgenden Skala, was für ein
Mensch die beschriebene Person Ihrer
Meinung nach ist.
„Tom öffnete die Tür zum Restaurant,
ließ einem Paar den Vortritt und betrat
dann das Lokal. Dort fragte er den
Kellner höflich nach einem Tisch. Kaum
hatte er sich gesetzt, kam seine
Partnerin. Er stand sofort auf, half ihr
aus dem Mantel und rückte ihr beim
Setzen den Stuhl zurecht.“
Vom Wissen zum Können
Eine Geschichte…
©I-GSK 07/2013
Bildquelle: © crow / Fotolia.com – Bild-Nr. 24462051 – fragezeichen-button-schwarz
30
Was für ein Mensch ist diese Person? Bitte schätzen Sie
Tom auf jeder der nachfolgenden Adjektiv-Skalen ein, und
bedienen Sie sich dabei folgender 5-Punkte-Bewertung:
1
2
3
4
5
=
=
=
=
=
trifft auf die Person überhaupt nicht zu
trifft kaum zu
kann ich nicht sagen
trifft ein bisschen zu
trifft in hohem Maße zu
intelligent
freundlich
warmherzig
höflich
dominant
charmant
_____________
_____________
_____________
_____________
_____________
_____________
extravertiert
kompetent
gut aussehend
zuversichtlich
impulsiv
beliebt
_____________
_____________
_____________
_____________
_____________
_____________
Vom Wissen zum Können
Tom als Mensch…
©I-GSK 07/2013
31
Der Mensch trifft in der Regel innerhalb weniger
Sekunden eine Einschätzung über Sympathie oder
Antipathie des Gegenübers. Dieser Eindruck wirkt sich
auf die Interaktion aus. Personen, die uns
sympathischer sind, treten wir freundlicher entgegen,
wobei in der Regel diese Freundlichkeit dann auch
erwidert wird.
Personen mit "ähnlichen Merkmalen" (z.B. gleicher
Dialekt oder gleiche Universität) erhalten einen
Sympathiebonus.
Vom Wissen zum Können
Der erste Eindruck…
©I-GSK 07/2013
32
Die „Kevins“ dieser Welt
Balance-Theorie nach Heider
beschäftigt sich mit triadischen
Beziehungen, d.h. mit den
Beziehungen der Einstellungen
zwischen zwei Personen und einem
Objekt. Es spielen also drei
Einstellungen eine Rolle: die
Einstellung von Person A zu Person
B und die jeweiligen Beziehungen
der Personen zu einem Objekt. Die
jeweilige Beziehung kann positiv
(+) oder negativ (-) sein.
Vom Wissen zum Können
Warum sie sich immer finden:
©I-GSK 07/2013
33
Vom Wissen zum Können
Der erste Eindruck…
©I-GSK 07/2013
Bildquelle: © Andres Rodriguez / Fotolia.com – Bild-Nr. 10341756 – group of doctors in a hospital in a line
© FotolEdhar / Fotolia.com – Bild-Nr. 50112315 – Portrait of a successful businessman giving a hand
34
7%
Inhalt
38 %
Stimme
55 % Kleidung und
Körpersprache
Vom Wissen zum Können
Der erste Eindruck…
©I-GSK 07/2013
35
Der Halo-Effekt ist ein Beurteilungsfehler
bzw. Wahrnehmungseffekt.
Einzelne Eigenschaften einer Person (z. B.
Attraktivität, Behinderung, sozialer Status)
erzeugen einen Gesamteindruck, der die
weitere Wahrnehmung der Person
„überstrahlt“.
Der Effekt tritt häufig dann auf, wenn sich
der zu Beurteilende durch besonders
hervorstechende, ausgeprägte Eigenschaften
oder Verhaltensweisen auszeichnet. Der
Einfluss des Halo-Effektes ist besonders
stark, wenn der Beurteiler speziell auf eine
Verhaltensweise oder ein Merkmal Wert legt
und dieses entsprechend überbewertet.
Vom Wissen zum Können
Ein deutliches Merkmal
©I-GSK 07/2013
Bildquelle: © mankale / Fotolia.com – Bild-Nr. 5671856 – Punk
36
Und im Alltagsleben?
Unbekannte Situationen beängstigen,
machen unsicher.
Verunsicherung/Desorientierung
stört das persönliche Gleichgewicht
mit unserer Umwelt.
Drängen auf Ausgleich (Sicherheit)
Der erste Eindruck hilft beim
Überwinden des Unbekannten.
Achtung: Begrenzter
Wert, da sehr stark
von subjektiven
Einflüssen abhängig.
Achtung: Je komplexer
die Situation, desto
unsicherer der erste
Eindruck.
Achtung: Fehlerquellen
bewusst machen
Vom Wissen zum Können
Bedeutung des „Ersten
Eindrucks“
©I-GSK 07/2013
37
Definition:
Voraussage oder
Erwartung, die ihre
eigene Erfüllung
verursacht
Vom Wissen zum Können
Die sich selbst erfüllende Prophezeiung
©I-GSK 07/2013
38
Der 5jährige Niklas wird
Bademeister Schröder als
ausgesprochenes
sportliches Talent
vorgestellt.
Seitdem hält er Niklas für
jemanden, der eine
Begabung für‘s
Schwimmen hat.
Niklas profitiert davon
und macht große
Fortschritte.
Bademeister Schröder
sieht großes Potential in
seinem Schützling und
fördert ihn.
Letztendlich lernt Niklas viel
schneller Schwimmen als seine
Kameraden, obwohl er mit den
gleichen Voraussetzungen zum
Unterricht gekommen ist.
Vom Wissen zum Können
Ein Kreislauf…
©I-GSK 07/2013
39
Niemand ist immun gegen den Effekt, den der erste
Eindruck eines Menschen auf uns hat.
Wichtig ist, sich dieser Mechanismen bewusst zu werden
und die eigene Wahrnehmung zwischendurch zu
hinterfragen.
Vom Wissen zum Können
Weitere Erkenntnisse
©I-GSK 07/2013
Bildquelle: © photocrew / Fotolia.com – Bild-Nr. 20925800 – Eureka
40
Vom Wissen zum Können
Depression und Suizid
©I-GSK 07/2013
Bildquelle: © James Peragine / Fotolia.com – Bild-Nr. 16812833 – Unhappy Depressed Woman
41
Gibt es ein konkretes
Fallbeispiel?
Was bereitet Ihnen
besonders Sorgen?
Mit welchem Verhalten haben
Sie Schwierigkeiten?
Vom Wissen zum Können
Depression – ein Beispiel?
©I-GSK 07/2013
Bildquelle: © LUCKAS / Fotolia.com – Bild-Nr. 49344436 – Teamgeist als Puzzle mit einem toten Teil
42
Mindestens 5 der folgenden Kriterien müssen während 2 Wochen vorgelegen
haben:
• depressive Verstimmung an fast allen Tagen für die meiste Zeit des Tages
• deutliches vermindertes Interesse oder verringerte Freude an fast allen
Aktivitäten
• deutlicher Gewichtsverlust oder Gewichtszunahme
• Schlaflosigkeit oder vermehrter Schlaf
• psychomotorisch Unruhe oder Verlangsamung
• Müdigkeit oder Energieverlust
• Gefühle von Wertlosigkeit oder unangemessene Schuldgefühle
• verminderte Fähigkeit zu denken oder sich zu konzentrieren, verringertes
Entscheidungsvermögen
• wiederkehrende Gedanken an den Tod, wiederkehrende Suizidgedanken ohne
konkreten Ausführungsplan
Vom Wissen zum Können
Depression im Detail
©I-GSK 07/2013
43
Psyche
Es gibt umfassende
Auswirkungen auf
allen drei Ebenen!
Körper
Verhalten
Vom Wissen zum Können
Auf drei Ebenen betrachtet
©I-GSK 07/2013
44
Psychische Symptome - Denken, Fühlen,
Motivation sind beeinträchtigt!
 Niedergeschlagenheit
 Gefühl der Sinnlosigkeit
 Interesselosigkeit
 verminderte Konzentration und
Aufmerksamkeit
 vermindertes
Selbstwertgefühl/Selbstvertrauen
 Schuldgefühle
 Gefühle von Wertlosigkeit
 Negative/pessimistische
Zukunftsperspektiven
 Suizidgedanken
Körperliche Symptome
 Gewichtsabnahme, verminderter
Appetit oder Gewichtszunahme
 Schlafstörungen:
Durchschlafstörungen, Morgentief
oder vermehrter Schlaf
 Druck- und Engegefühl im Hals und
über der Brust
 Schweißausbrüche, Herzklopfen,
 rheuma-ähnliche chronische
Schmerzzustände
 sexuelle Lustlosigkeit
 Kraftlosigkeit und fehlende Frische,
rasche Erschöpfbarkeit
Vom Wissen zum Können
Körper & Seele
©I-GSK 07/2013
Bildquelle: © Sebastian Kaulitzki / Fotolia.com – Bild-Nr. 1409124 - waage
45
 sozialer Rückzug
 psychomotorische Hemmung /
Agitiertheit
 veränderte (Körper) - Sprache
 Antriebslosigkeit / Apathie
 Suizid, Suizidversuche,
Suizidankündigungen
Vom Wissen zum Können
Verhaltensänderungen
©I-GSK 07/2013
46
Belastungen durch Krankheit
10
8,3
8
Mit Beeinträchtigung gelebte
Lebensjahre (in Mio.)
7
6
6,3
5,3
5
4
3,7
3,7
3,4
2,8
3
2
1
0
2,2
1,6
1,5
Vom Wissen zum Können
9
©I-GSK 07/2013
47
 Rund 6% der Bevölkerung
leiden gegenwärtig unter
einer depressiven
Erkrankung
 Die Wahrscheinlichkeit,
irgendwann im Leben an
einer Depression zu
erkranken, liegt bei 11,6 %.
 Frauen sind ungefähr
doppelt so häufig betroffen
wie Männer (8,1% vs. 3,8%)
Vom Wissen zum Können
Depressionen in Deutschland
 Erkrankung betrifft alle Gesellschafts- und Altersgruppen
©I-GSK 07/2013
48
• Ca. 1% im Vorschulalter
• 2-3 % bei Schulkindern
• 9,4 – 18,5 % bei Jugendlichen
• Bis zur Pubertät keine
Geschlechtsunterschiede
Vom Wissen zum Können
Depressionen im Kindes- &
Jugendalter
©I-GSK 07/2013
49
•
•
•
•
Geringe Frustrationstoleranz
Impulsive Ausbrüche/Reizbarkeit
Kopf- & Bauchschmerzen
Berichte über Traurigkeit
Vom Wissen zum Können
Depressionen im Kindes- &
Jugendalter
©I-GSK 07/2013
50
dauerhaft
beschwerdefrei
Einzelne depressive Episode
(Knapp die Hälfte der
Betroffenen erlebt nur eine
einzelne depressive Phase)
Vom Wissen zum Können
Depressionen im Verlauf
©I-GSK 07/2013
51
Depressionen im Verlauf
Dysthymie
Dauer einer unbehandelten Episode: 3 – 6 Monate
Vom Wissen zum Können
Schwere, rezidivierende Depression
Beschwerdefrei: mehrere Jahre
Im Einzelfall sehr unterschiedlich
©I-GSK 07/2013
52
Manisch Depressive
Erkrankung (Bipolare affektive
Störung)
Neben depressiven Phasen auch
Zustände mit übermäßiger
Aktivität, gehobener Stimmung,
allgemeiner Angetriebenheit,
manchmal auch Gereiztheit
Vom Wissen zum Können
Depressionen im Verlauf
©I-GSK 07/2013
53
Kein ätiologischer Faktor kann den Anspruch erheben, alleiniger
Verursacher einer Depression zu sein. Depression ist bedingt
durch:
Genetische Faktoren:
… geringe Frustrationstoleranz
… niedrige Reiz- und
Hemmschwelle
… hohes allgemeines
Erregungsniveau
+
+
Psychologische Faktoren:
… dysfunktionale Selbstschemata
… Mangel an positiver Verstärkung
… Mangel an
Bewältigungsstrategien
Aspekte der Persönlichkeit:
… Soziotropie (Abhängigkeit von
Bezugspersonen und deren
Urteil)
… zwanghafte, rigide
Persönlichkeitszüge
… Introversion
… emotionale Instabilität
Vom Wissen zum Können
Vom Pessimismus zur Depression
©I-GSK 07/2013
Bildquelle: © ktsdesign / Fotolia.com – Bild-Nr. 10090054 - Neurons
54
Negatives Selbstschema
Negatives Bild von der Welt
Depressiver beurteilt sich als fehlerhaft,
unzulänglich, krank oder benachteiligt.
Erfahrungen und Umwelt werden
negativ interpretiert.
Negatives Zukunftserwartung
Depressiver erwartet, dass
momentane Schwierigkeiten und
Leiden weitergehen.
Vom Wissen zum Können
Durch die Brille des Pessimismus
©I-GSK 07/2013
55
• Selektive Verallgemeinerungen
• Übergeneralisierung
• Maximierung & Minimierung
• Personalisierung
• verabsolutierendes, dichotomes Denken
Self-fulfilling prophecy
Vom Wissen zum Können
Filter des Denkens
©I-GSK 07/2013
56
• Depression ist nicht „nur“ Trauer
• Betroffene sind in ihrer Lebensführung
stark beeinträchtigt
Wir bewegen uns auf
einem schmalen Grad
zwischen Aktivierung
und Überforderung
Vom Wissen zum Können
Weitere Erkenntnisse
©I-GSK 07/2013
57
•
•
•
•
10-15 % mit rezidivierender
Depression versterben durch
Suizid
20-60 % weisen einen
Suizidversuch auf.
40-70 % leiden an Suizidideen.
Bei 90 % der Suizidenten lagen
psychiatrische Erkrankungen im
Vorfeld vor, am häufigsten
Depression (40-70 %).
Vom Wissen zum Können
Suizid – nicht aus heiterem Himmel…
©I-GSK 07/2013
58
Todesursachen 2012
Suizid
Drogen
944
Verkehr
Mord/
Totschlag
Aids
3827
578
550
Vom Wissen zum Können
9.890
Daten des Bundesamtes für Statistik/Gesundheitsberichterstattung des Bundes von
Dezember 2013
74% Männer, 26% Frauen
©I-GSK 07/2013
59
 Erhängen/Ersticken; 4.446
 Sturz in die Tiefe: 996
 Vergiftung durch Medikamente &
Drogen: 805
 Überfahren lassen: 718
 Durch Handfeuerwaffen: 216
 Durch sonstige Feuerwaffen: 423
 Durch Gase & Dämpfe: 424
 Durch scharfen Gegenstand: 401
Vom Wissen zum Können
Suizid – nach Art der Methode 2012…
©I-GSK 07/2013
60




drängende Suizidgedanken
große Hoffnungslosigkeit und starke Schuldgefühle
starker Handlungsdruck („ich halte das nicht länger aus!“)
starke Impulsivität (erhöhte Gefahr bei Drogen- oder
Alkoholkonsum)
 zunehmender sozialer Rückzug
 Verabschiedung
von
Menschen,
Verschenken
von
Wertgegenständen Regelung letzter Dinge (Testament,
Versicherungen, Papiere)
 offene und verdeckte Ankündigung von Suizid/konkrete
Suizidpläne oder Vorbereitung suizidaler Handlungen
Vom Wissen zum Können
Suizid – wann wird es ernst?
©I-GSK 07/2013
61
Anzahl betroffener Menschen
Mäßige
Suizidgefahr
Passive
Todeswünsche
Erwägung
Suizidgedanken
Suizidideen
Hohe
Suizidgefahr
Suizidpläne
Vorbereitungen
Ambivalenz
Suizidale
Handlungen
Vom Wissen zum Können
Vom Gedanken zur Tat…
Entschluss
©I-GSK 07/2013
62
Mythos
Wer darüber redet, tut es nicht.
Realität
75-80% kündigen Suizid an (WHO)
Wer es erfolglos versucht hat, will es mind. 80% der Suizide
nicht wirklich tun und wird es nicht vorherigem Versuch (WHO)
durchziehen.
Suizid
ansprechen
bringt
die Kein
Risiko
Personen erst auf die Idee, sich provozieren.
umzubringen.
einen
Suizid
nach
zu
Vom Wissen zum Können
Mythen…
©I-GSK 07/2013
63
Vorurteils- & wertfreie Haltung
Wertschätzender Umgang
Perspektivwechsel
Wohlwollen
Absolutes No-Go sind folgende Reaktionen:
•
•
•
•
•
•
•
Herunterspielen („Ist doch alles nicht so schlimm.“)
Belehren („Das sehen Sie ganz falsch!“)
Vorwürfe („Was denken Sie sich eigentlich dabei?“)
Dramatisieren („Wissen Sie, was Sie anderen damit antun?“)
Falscher Optimismus („Es wird alles wieder gut.“)
Vergleiche („Anderen geht‘s wesentlich schlechter.“)
Bedrängen („Kommen Sie endlich runter!“)
Vom Wissen zum Können
Grundsätzliches
©I-GSK 07/2013
64
- Panikstörung -
Vom Wissen zum Können
Angsterkrankungen
©I-GSK 07/2013
Bildquelle: © flutreiz / Fotolia.com – Bild-Nr. 30641769 – Junge Frau, Körpersprache
65
Panikattacken treten
wiederholt & unerwartet
auf
Intensive körperliche
Symptome ohne objektiv
vorhandene Ursache
Sorge über...
… Bedeutung
… Konsequenzen
… erneutes Auftreten
Verhaltensänderung
Panikattacke: Anfall intensiver Angst
und Unbehagens, mit mindestens 4
Symptomen…
 Herzklopfen
 Schwitzen
 Zittern
 Atemlos
 Übelkeit
 Schwindel
 Angst zu sterben
 Angst die Kontrolle zu verlieren
Höhepunkt meist nach 10 min
Vom Wissen zum Können
Panikstörungen
Dauer ca. 30 min
©I-GSK 07/2013
66
Agoraphobie: Angst vor Orten und Situationen , in denen eine
Rückzugsmöglichkeit bei Auftreten von erwarteten hilflos machenden oder
peinlichen Symptomen schwer oder nicht gegeben ist
Situationen
Menschenmengen
Alleine außer Haus zu sein, in einer
Schlange stehen
Reisen im Bus, Zug oder Auto, auf einer
Brücke stehen
 Werden vermieden, mit deutlichem
Unbehagen durchgestanden bzw. nur
in Begleitung aufgesucht
Vom Wissen zum Können
Die Angst vor der Angst
©I-GSK 07/2013
Bildquelle: © Dmitry Nikolaev / Fotolia.com – Bild-Nr. 7057823 - Crowd
67
Beginn
•
Frühes Erwachsenenalter (20-35 Jahre)
•
Selten: vor dem 16. und nach dem 40. Lebensjahr
•
Aber: ca. 50% der 12-16jährigen hatten schon einmal einen Angstanfall
•
80% aller Fälle beginnen plötzlich mit einem Angstanfall an einem öffentlichen Ort
•
Starke Fluktuation
Folgeproblematik
•
Depression, Alkohol- oder Medikamentenmissbrauch
Häufigkeit
• 5% erkranken an Agoraphobie und an Panikstörungen
• Frauen: 2fach erhöhtes Risiko
• Risiko für Panikattacken liegt bei 9 %
• Rückfallwahrscheinlichkeit ist sehr hoch
 Frauen: 65%
 Männer: 39%
Vom Wissen zum Können
Beginn & Auftreten
©I-GSK 07/2013
Bildquelle: © zimmytws / Fotolia.com – Bild-Nr. 8136974 – wine bottles with corks on white
68
Ätiologische Faktoren:
… Genetik & Lernen (Mutter mit
Panikstörung)
+
Auslöser
Ohnmacht im überfüllten Bus
= Stress
In diesem Fall Angst
=
= Vulnerabilität
Entwicklung unangepasster
Verhaltensweisen
Ich fahre nicht mehr mit dem Bus,
weil ich Angst habe, dass mir
etwas Schlimmes passiert.
Womöglich passiert mir das auch
in anderen Situationen…
Vom Wissen zum Können
Woher kommt eine psychische Störung?
©I-GSK 07/2013
69
Vom Wissen zum Können
Ängste im Entwicklungsverlauf
©I-GSK 07/2013
70
Vom Wissen zum Können
Teufelskreis der Angst
©I-GSK 07/2013
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- Soziale Phobie -
Vom Wissen zum Können
Angsterkrankungen
©I-GSK 07/2013
72
Bitte schreiben Sie jeweils 2
Merkmale auf
Moderationskarten, die Ihnen
im beruflichen Alltag bei „Ihren“
Jugendlichen Schwierigkeiten
bereiten.
Vom Wissen zum Können
Was ist Soziale Phobie für Sie?
©I-GSK 07/2013
Bildquelle: © pico / Fotolia.com – Bild-Nr. 43463878 - Teamwork
73
Soziale Phobie im Detail
Ausgeprägte, anhaltende Angst (> 6 Monate) vor einer/mehreren
sozialen oder Leistungssituationen. (Betroffene fürchten,
Verhalten zu zeigen, das demütigend oder peinlich sein könnte)
•
Unmittelbare Angstreaktion
•
Betroffene erkennen, dass ihr Verhalten übertrieben &
unbegründet ist
•
Situationen werden gemieden/unter Leiden durchgestanden
•
Einschränkungen in der Lebensführung & Leiden
Vom Wissen zum Können
Diagnostische Kriterien:
©I-GSK 07/2013
Bildquelle: © Brian Jackson / Fotolia.com – Bild-Nr. 53293135
74
Besonderheiten bei Kindern
Ggü. Bekannten & Verwandten altersgemäßes, unbefangenes
Verhalten
•
Angst sowohl im Kontakt mit Altersgenossen als auch mit
Erwachsenen
•
Wenn Interaktion unvermeidbar ist: Wutanfälle, Erstarren, Weinen
•
Angst vor Bewertung ab ca. 7 Jahren
Erste Anzeichen: Klammern, Rückzug, ruhiges Temperament; häufig
„unauffällig“ und „unproblematisch“
Vom Wissen zum Können
•
©I-GSK 07/2013
Bildquelle: © contrastwerkstatt / Fotolia.com – Bild-Nr. 47844800 – schlechte stimmung im büro
75
Häufigkeit & Verlauf
12-Monats-Prävalenz: 6,8%
Kinder (7-10 J.): 2-2,3%
Jugendliche (14-20 J.): 13%
Meist früher Beginn der Erkrankung mit
chronischem Verlauf
Assoziation mit anderen psychiatrischen
Zuständen (Suizidgedanken, -versuch,
Schlafstörung, affektive Störungen,
Vom Wissen zum Können
Lebenszeitprävalenz: 12,1%
schädlicher Substanzgebrauch)
©I-GSK 07/2013
76
•
•
•
•
•
•
•
•
Aufgaben & Pflichten vermitteln -> Zutrauen
Hilfestellung bei Problemen, jedoch nicht vorkauen
Versprechen & Ankündigungen einhalten
Unbedingte Wertschätzung
Maximale Transparenz
Rückzugsräume für Pausen schaffen
Gedankenstopps anregen
Eigen- & Fremdwahrnehmung thematisieren
Vom Wissen zum Können
Konkret
©I-GSK 07/2013
Bildquelle: http://jetzt.sueddeutsche.de/upl/images/user/ni/niceperson/text/regular/337148.jpg- abgerufen am 16.05.2014
77
Erkenntnisse
Angsterkrankungen gehen zumeist mit immensen
Verhaltensänderungen und dementsprechend hohem Leidensdruck
einher.
•
Betroffene haben häufig große Hemmungen, sich in Behandlung zu
begeben.
•
Nichtsdestotrotz sind Angststörungen sehr gut behandelbar.
•
Es ist essentiell, den Betroffenen in seinen Ängsten ernst zu nehmen –
so wenig Sie diese manchmal auch nachvollziehen können.
Vom Wissen zum Können
•
©I-GSK 07/2013
Bildquelle: © Markus_marb / Fotolia.com – Bild-Nr. 43217872 – Rettungszeichen-Notausgang rechts
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Vom Wissen zum Können
Bindungstheorie &
Bindungsstörungen
©I-GSK 07/2013
Bildquelle: © ChristArt / Fotolia.com – Bild-Nr. 21818792 – Ein rotes Herz für Dich!
79
… das gefühlsgetragene Band, das eine Person zu einer anderen
spezifischen Person anknüpft und das sie über Raum und Zeit
miteinander verbindet.
John Bowlby
bleibt über Raum und Zeit hinweg
erhalten
sehr spezifisch, da Personenaustausch
unmöglich
 neben Nahrungsaufnahme und
Sexualität primäres angeborenes
menschliches Grundbedürfnis
Vom Wissen zum Können
Bindung ist…
©I-GSK 07/2013
80
Die Entwicklung einer sicheren Bindung zwischen Kleinkind und
Betreuungsperson in der Kindheit ist die Grundlage für die Fähigkeit,
stabile und intime Beziehungen im Erwachsenenalter
aufrechtzuerhalten.
•
•
familiäre Kindheitserfahrungen haben weitreichende Auswirkungen
auf Persönlichkeitsentwicklung
Vorstellungen davon, wie sich Bezugspersonen wahrscheinlich
verhalten werden
Vom Wissen zum Können
Grundlagen der Bindungstheorie
©I-GSK 07/2013
Bildquelle: © Kzenon / Fotolia.com – Bild-Nr. 4935949 – Familie vor dem Haus
81
Untersuchungsmethode zur Qualität der Bindung bei 1-1,5 jährigen
Kindern:
1. Bindungsperson und Kind werden vom VL in Untersuchungsraum
geführt
2. Mutter und Kind allein
3. Fremde Person betritt den Raum
4. Mutter verlässt unauffällig den Raum
5. Mutter kehrt zurück
6. Mutter verlässt auffällig den Raum
7. Spiel-Trostangebot vom Fremden
8. Mutter kommt zurück
 Wiederkehr der Mutter entscheidend!
Vom Wissen zum Können
Fremde Situations-Test
©I-GSK 07/2013
82
• sicher gebunden
- Kummer
- aktive Suche nach Mutter
- nach Rückkehr: Suche nach Nähe
• unsicher vermeidend
- ignorieren Weggang
- nach Rückkehr: vermeiden Zugang zur Mutter
• unsicher ambivalent
- Unsicherheit und Weinen
- nach Rückkehr: Suche nach Nähe und zugleich Verärgerung
• desorganisiert/desorientierte Kinder
- keine konsistente Bindungsstrategie
Vom Wissen zum Können
Bindungsstile
©I-GSK 07/2013
83
Die mütterliche Feinfühligkeit in Bezug auf
die Signale des Kindes ist der
entscheidende Faktor für die Qualität der
Bindung.
Ist diese Feinfühligkeit nicht gegeben:
• kein Bindungsverhalten
• undifferenziertes Bindungsverhalten
• Unfallrisikoverhalten
• übermäßiges Klammern
• Rollenumkehr
Vom Wissen zum Können
Bindungsstörungen
©I-GSK 07/2013
84
1.
2.
3.
Quantitativ ungenügende Interaktion
 Bindungsfigur steht nicht ausreichend zur Verfügung
 Folgen: Retardierung der körperlichen, emotionalen, sozialen und
kognitiven Entwicklung
 Berufstätigkeit muss keine Störung zur Folge haben
Qualitativ gestörte Interaktion
 Ablehnung, ambivalente Zuwendung
 Folgen: u.a. Retardierung verschiedener Entwicklungsbereiche
 Spätfolgen: Depression, Beeinträchtigung des Selbstwertgefühls,
Verhaltensstörungen, Störung des Sexualverhaltens
Diskontinuität
 alle kürzeren oder längeren Trennungen (z.B. bei Scheidung)
 Verlust der Bindungsfigur = Risikofaktor
 Je häufiger & länger die Trennungen stattfinden, desto größer das
Risiko einer psychischen Störung.
Vom Wissen zum Können
Ursachen
©I-GSK 07/2013
85
Erstrebenswert:
• gem. Überarbeitung der Eltern-Kind-Bindung (wenn möglich)
• Neue Bezugsperson
• Kontinuierlich & dauerhaft
• Neuerfahrung von Sicherheit & Stabilität sozialer Beziehungen
• Ggf. Psychotherapie/stationäre Therapie
Grundsätzlich gleicht der Beziehungsaufbau zu bindungsgestörten
Kindern einer Achterbahnfahrt:
- Angst, Panik
- psychosomatische Symptome
- Beschleunigung
- Verzögerung
- Absturz
- Aggressivität
- Verschlossenheit
- Dissozialität, etc.
Vom Wissen zum Können
Was tun?
©I-GSK 07/2013
Bildquelle: © mahout / Fotolia.com – Bild-Nr. 16365125 – Roller coaster
86
• Sicherheit, Halt & Orientierung anbieten (klare
Regeln, wiederkehrende Abläufe)
• Nähe anbieten, Wünsche nach Distanz
akzeptieren
• Bei Distanzlosigkeit die eigene Rolle betonen
• Stets transparent sein und somit Vorhersehbarkeit
schaffen
• Bei Aggressionen die eigene Rolle klar haben &
Anfeindungen nicht persönlich nehmen
• Eskalationsspiralen frühzeitig unterbrechen, sich
nicht involvieren lassen
• Essentiell: verdrehte Rollen erkennen und dem
Kind eine angemessene Rolle zuweisen
Vom Wissen zum Können
Und konkret?
©I-GSK 07/2013
Bildquelle: © HaywireMedia / Fotolia.com – Bild-Nr.48345862 – Boy with Stress Holding a Rock
87
zentrales Beziehungsmotiv:
Wichtigkeit und Anerkennung
+ Verlässlichkeit
Vom Wissen zum Können
Borderline – zwischen den Grenzen…
©I-GSK 07/2013
88
Was ist nun eine Persönlichkeitsstörung?
Personen, die solche psychische Störungen aufweisen, zeigen…
… ungünstige Überzeugungen im Hinblick auf Beziehungen = dysfunktionale
Beziehungsschemata
… ungünstige Überzeugungen über sich selbst und ihre Möglichkeiten der
Beziehungsgestaltung = dysfunktionale Selbstschemata
… ungünstige und kostenintensive Strategien, um ihre Bedürfnisse dennoch
zu erfüllen = dysfunktionale Handlungsstrategien
Vom Wissen zum Können
Eine Persönlichkeitsstörung entsteht in der Biografie einer Person als
Lösung für nicht erfüllte Bedürfnisse im Bereich sozialer Beziehungen.
©I-GSK 07/2013
89
A. Ein überdauerndes Muster von innerem Erleben und Verhalten, das
merklich von den Erwartungen der soziokulturellen Umgebung abweicht.
Dieses Muster manifestiert sich in mindestens 2 der folgenden Bereiche:
(1) Kognition (also die Art, sich selbst, andere Menschen und Ereignisse
wahrzunehmen und zu interpretieren),
(2) Affektivität (also die Variationsbreite, die Intensität, die Labilität und
Angemessenheit emotionaler Reaktionen),
(3) Gestaltung zwischenmenschlicher Beziehungen,
(4) Impulskontrolle
B. Das überdauernde Muster ist unflexibel und tiefgreifend in einem weiten
Bereich persönlicher und sozialer Situationen.
C. Das überdauernde Muster führt in klinisch bedeutsamer Weise zu Leiden
oder Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen
Funktionsbereichen.
D. Das Muster ist stabil und langdauernd, und sein Beginn ist zumindest bis
in die Adoleszenz oder ins frühe Erwachsenenalter zurückzuverfolgen.
Vom Wissen zum Können
Diagnostische Kriterien einer Persönlichkeitsstörung
©I-GSK 07/2013
90
A: sonderbar/exzentrisch:
paranoid
schizoid
3 Cluster von
Persönlichkeitsstörungen
B: dramatisch/launisch:
antisozial
Borderline
histrionisch
narzisstisch
Vergleichbarkeit besteht in
Hinblick auf…
C: ängstlich/furchtsam
vermeidend-selbstunsicher
dependent
zwanghaft
… die dysfunktionalen Schemata
… die zugrunde liegenden
unerfüllten Bedürfnisse
Vom Wissen zum Können
Eine Persönlichkeitsstörung?
©I-GSK 07/2013
91
Ein
•
•
•
•
•
•
•
•
•
tiefgreifendes Muster von Instabilität in den zwischenmenschlichen
Beziehungen, im Selbstbild und in den Affekten sowie deutliche Impulsivität.
Der Beginn liegt im frühen Erwachsenenalter bzw. in der Pubertät und manifestiert
sich in verschiedenen Lebensbereichen. Mindestens fünf der folgenden Kriterien
müssen erfüllt sein:
verzweifeltes Bemühen, tatsächliches oder vermutetes Verlassenwerden zu
vermeiden
ein Muster instabiler, aber intensiver zwischenmenschlicher Beziehungen, das
durch einen Wechsel zwischen den Extremen der Idealisierung und Entwertung
gekennzeichnet ist
Identitätsstörung: ausgeprägte und andauernde Instabilität des Selbstbildes
Impulsivität in mindestens zwei potentiell selbstschädigenden Bereichen
(Geldausgeben,
Sexualität,
Substanzmissbrauch,
rücksichtsloses
Fahren,
„Essstörungen“)
wiederholte suizidale Handlungen, Selbstmordandeutungen oder -drohungen oder
Selbstverletzungsverhalten.
affektive Instabilität infolge einer ausgeprägten Reaktivität der Stimmung
chronische Gefühle von Leere
unangemessene, heftige Wut oder Schwierigkeiten, die Wut zu kontrollieren
vorübergehende, durch Belastungen ausgelöste paranoide Vorstellungen oder
schwere dissoziative Symptome.
Vom Wissen zum Können
Borderline im Detail
©I-GSK 07/2013
92
Lebenszeitprävalenz:
2 %,
dabei erkranken zu 75 % Frauen
Prävalenz bei Jugendlichen: 5-11 %
Komorbide Störungen:
Affektive Störungen (Bsp.: Depression)
Differentialdiagnostik:
1. Histrionische Persönlichkeitsstörung (Histrioniker zeigen keine
selbstverletzenden Tendenzen)
2. Abhängige Persönlichkeit (Abhängige reagieren auf
Vernachlässigung mit gesteigerter Bemühung um den Partner,
nicht mit Wut, Rache oder Erpressung.)
Vom Wissen zum Können
Epidemiologie – Borderliner unter uns…
©I-GSK 07/2013
Bildquelle: © fotandy / Fotolia.com – Bild-Nr. 14136086 – fetter near
93
Negatives Selbstschema
Angst vor Nähe
Angst vor Alleinsein
Keiner schätzt mich.
Ich kann meinen Status nicht erhalten.
Ich weiß nicht, wer ich bin.
Ich kann mich nicht kontrollieren.
Negatives Beziehungsschema
Erwartungen werden nie erfüllt.
Beziehungen können abrupt enden.
In Beziehungen wird man gekränkt.
+
In Beziehungen erfahre ich
meinen Wert.
Strategie: Ich muss immer wieder
Aufmerksamkeit erregen, um wahrgenommen
und geliebt zu werden.
Selbstverletzendes
Verhalten
dient
dabei
in
der
Eigenwahrnehmung…
• dazu, innere Spannungen zu lösen
• als Selbstbestrafung gegen Schuldgefühle
• um sich Kicks zu verschaffen (Verletzung setzt
euphorisierende Neurotransmitter frei)
Vom Wissen zum Können
Voller Widersprüche…
©I-GSK 07/2013
94
Stefanie ist seit 2 Jahren in einer
Beziehung mit Bernd. Bernd ist
Borderline diagnostiziert.
Bisher haben Bernd und Stefanie in zwei
verschiedenen Städten gewohnt, erst vor
einigen Wochen sind sie im Wohnort von
Bernd zusammengezogen. Stefanie muss
sich beruflich wie privat neu etablieren.
Um sich einen neuen Freundeskreis
aufzubauen, besucht sie Ausstellungen
oder Veranstaltungen, die ihren
Interessen entsprechen. Trotz ihrer
Bitten ist Bernd nicht bereit, sie zu
begleiten, weswegen Stefanie diese
Gelegenheiten alleine wahrnimmt.
Vom Wissen zum Können
Fallbeispiel: Bernd und Stefanie
©I-GSK 07/2013
Bildquelle: © Olly / Fotolia.com – Bild-Nr. 5977240 – litigio 14
95
Stefanie nutzt einen ruhigen Moment, um Bernd den Vorschlag zu
machen, Samstagabend auszugehen:
„Am Samstagabend treffen sich einige meiner Kollegen in der Galerie
am Stadtpark. Ich würde mich freuen, wenn wir dort gemeinsam
hingehen könnten.“
Bernd antwortet:
„Nee, lass mal. Den ganzen Kunstkram kann ich eh nicht ab.
Außerdem kommt da ein toller Film, der wäre auch was für Dich. Also
bleib mal lieber hier.“
Stefanie ist enttäuscht, diesmal möchte sie aber gerne ausgehen, auch
wenn Bernd nicht mitkommen möchte.
„ Gut Bernd, es ist okay, wenn Du an Kunst keinen Spaß hast. Ich
wäre gerne mit Dir hingegangen. Ich möchte gerne mal wieder einen
Abend in Gesellschaft verbringen. Ich werde dann alleine gehen.“
Vom Wissen zum Können
Ein Streitthema
©I-GSK 07/2013
96
Problem: Die kleinste Kritik oder der
Versuch einer Abgrenzung wird von einer
Borderliner-Persönlichkeit
als
Angriff
verstanden
und
führt
zu
einer
übersteigerten Angst, den Partner zu
verlieren.
Die Reaktion geht mit einer massiven, nicht
nachvollziehbaren Kommunikation einher, in
der alle Gefühle von Wut, Angst und
Hilflosigkeit auf den Partner übertragen
werden.
In der Konsequenz verlassen Beziehungspartner die Auseinandersetzung
oft mit dem Eindruck, dass ihnen das Wort im Munde herumgedreht wurde
und sie selbst mit ihrem Anliegen anmaßend, verantwortungslos und völlig
fehlerhaft sind.
Vom Wissen zum Können
Das Grundproblem
©I-GSK 07/2013
97
Der Konflikt nimmt seinen Lauf…
1. Flucht
Das Gespräch wird abgebrochen.
Bernd wirft wütend die Fernsehzeitung auf den
Tisch und verlässt den Raum mit den Worten
„Na vielen Dank. Da kann ich ja sehen, wie viel
Dir an mir und unserer Beziehung liegt.“
2. Angriff, Überschüttung mit
Vorwürfen
Es erfolgt ein Gegenangriff, wobei die
Schuld
des
Partners
besonders
hervorgehoben wird.
Bernd reagiert mit: „ Na klasse, Du denkst eben
nur an Dich und Deinen Spaß. Dass ich Dich hier
vielleicht brauchen könnte, merkst Du gar nicht.
Du lässt mich eben immer im Stich, genau wie
letzte Woche Montag, als Du zu spät nach Hause
gekommen bist. Und wer weiß, was da so läuft
bei Dir, vielleicht willst Du mich ja nur
loswerden…“
Vom Wissen zum Können
Zu den typischen kommunikativen Mustern
eines Borderliners zählen unter anderem:
©I-GSK 07/2013
Bildquelle: © Robert Kneschke / Fotolia.com – Bild-Nr. 10933384 – Gemeinsam schmollen
98
3. Konfliktverlagerung
Es wird ein anderer Konflikt aktiviert oder
auf einen vergangenen Konflikt
eingegangen, um den Partner in eine
Verteidigungsposition zu drängen.
Bernd erinnert Stefanie an einen Konflikt der 1
½ Jahre zurückliegt: „Das hast Du damals
schon genau so gemacht, als Du laufend in
diesen Volkshochschulkurs gegangen bist.
Ohne Rücksicht auf Verluste. Diese blöde
Prüfung war Dir wohl wichtiger als unsere
Beziehung.
4. Herabsetzung
Der Partner wird direkt verbal oder
körpersprachlich beleidigt und
beschimpft.
Bernd ignoriert Stefanies Bedürfnis nach
Kontakt: „Tu doch nicht so, als ob Du
irgendwas von Kunst verstehst. Da stehst Du
dann also bei den ganz großen Kunstkennern
und ihr zelebriert Euren Kunstverstand. Dabei
geht es doch nur um die kostenlosen
Häppchen.“
Vom Wissen zum Können
Der Konflikt nimmt seinen Lauf…
©I-GSK 07/2013
99
5. Körperlicher oder
sachbezogener Übergriff
Der Partner oder Gegenstände, die
dem Partner wichtig sind, werden
attackiert.
Bernd wirft sein gefülltes Bierglas gegen
eines von Stefanies Lieblingsbildern.
6. Triggern
Der Borderliner nutzt wissentlich die
ihm
von
seinem
Partner
anvertrauten
emotionalen
Schwachpunkte, um unkontrollierte,
erschrockene
Reaktionen
zu
forcieren.
Bernd berührt Stefanies wunden Punkt:
„Kein Wunder, dass Dein Vater nicht
mehr mit Dir spricht. Bei so einer
Tochter blieb ihm wahrscheinlich gar
nichts anderes übrig.“
Vom Wissen zum Können
Der Konflikt nimmt seinen Lauf…
©I-GSK 07/2013
Bildquelle: © Benicce / Fotolia.com – Bild-Nr. 21767205 – häusliche gewalt
100
Wenn die Grenze überschritten wird…
•
Versuch, eigene Gefühle sichtbar machen (Borderliner haben
Probleme, eigene Gefühlen zu benennen und ihnen angemessen Ausdruck zu
verleihen. Die Selbstverletzung dient dazu, eigene, nicht wahrgenommene oder
nicht erkannte Gefühle durch diffusen Schmerz und latente Verzweiflung in eine
sichtbare Form zu bringen.)
•
Regulation von Gefühlen
(Die Selbstverletzung ist eine Strategie, um
unangenehme Gefühlszustände und Anspannungen zu beenden, positive
Gefühlszustände herbeizuführen und das Gefühl der Kontrolle über die eigenen
Emotionen zu gewinnen)
•
Selbstbestrafung und Selbstfürsorge
•
Identitätsfindung
•
Erhalt von Aufmerksamkeit und Zuwendung, Regelung von
Nähe und Distanz (Durch die Verletzung zwingen Borderliner Menschen aus
(Die Selbstverletzung dient dazu, die Grenzen des eigenen
Körpers zu definieren und fühlbar zu machen; So versuchen Borderliner sich selbst
als Individuum zu begreifen.)
Vom Wissen zum Können
Die Gründe für eine Selbstverletzung sind vielfältig:
ihrer Umwelt Nähe und Aufmerksamkeit auf.)
•
soziale Kontrolle
©I-GSK 07/2013
101
Im Umgang mit einem Borderliner ist vor allen Dingen auf den Schutz
der eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu achten:
•
•
•
•
•
•
eigene Bedürfnisse wahrnehmen und einfordern
keine Verantwortung für den Klienten übernehmen, eigene
Verantwortlichkeiten und deren Grenzen sehr deutlich darstellen
Grenzen der eigenen Belastbarkeit prüfen
konsequentes und konsistentes Verhalten
gewaltfreie Kommunikation mit Ich-Botschaften und aktivem Zuhören
Distanz zu emotionalen Erpressungen und Suiziddrohungen aufbauen
Auch für das Wohl eines Borderline-Therapeuten wird gesorgt – es gibt
spezielle Supervisionsgruppen, die fest im Therapieplan verankert sind und
Hilfe für den Behandelnden gewährleisten sollen.
Vom Wissen zum Können
Der Borderliner im alltäglichen Umgang
©I-GSK 07/2013
102
Weitere Erkenntnisse
Sie haben eine tiefgreifende Angst vor dem Verlassenwerden und eigentlich
keine guten Erfahrungen mit sozialen Beziehungen gemacht – trotzdem
haben auch sie das zentrale Bedürfnis nach Solidarität, Anerkennung &
Wertschätzung.
Dieses können sie nur in zwischenmenschlichen Beziehungen erfüllen
Für Nicht-Betroffene sind Borderliner häufig richtiggehende Energiefresser,
von denen sie zunächst „angefüttert“ und dann „ausgesaugt“ werden.
Es ist essentiell, dass sie die Erfahrung machen, auch bei negativem
Verhalten weiterhin als Person angenommen zu werden.
Vom Wissen zum Können
Wahrnehmungs- & Verarbeitungsprozesse bei Borderlinern sind massiv
beeinträchtigt.
Dennoch sollte man sich die Frage stellen: Kann ICH das leisten?
©I-GSK 07/2013
103
Vom Wissen zum Können
Psychisch kranke Eltern
©I-GSK 07/2013
104
„Mit jedem Jahr, das Meike älter wurde, hat sie mehr Verantwortung für
ihre Mutter übernommen und ihr eigenes Sozialleben zurückgestellt.
Heute, mit 13, kann sie vieles, was Gleichaltrige nicht können. Sie putzt,
wäscht, bügelt, kocht, backt, räumt auf - und tröstet ihre Mutter, wenn die
auf dem Sofa liegt, geplagt von tiefer Traurigkeit, gegen die sie nicht
ankämpfen kann, weil ihr die Kraft dazu fehlt.
"Sie ist unberechenbar", sagt Meike. Sie sitzt am Esstisch in einer
geräumigen Küche, an den Wänden hängen bunte Bilderrahmen mit
Familienfotos. "Wer ist unberechenbar?", fragt ihre Mutter. "Ich? Oder
meine Krankheit?" - "Beides", sagt Meike.“
(Auszug aus „Psychische Erkrankungen: Wenn Kinder zu Eltern werden“; Spiegel
Online, Juli 2012)
Vom Wissen zum Können
Ein kleiner Einblick
©I-GSK 07/2013
105
Zahlen
3-4 Mio. Kinder & Jugendliche leben in Deutschland bei psychisch
kranken Eltern (2010):
• 740.000 mit alkohol- oder
drogenabhängigen Eltern
• 270.000 mit einem Elternteil mit
Schizophrenie
• 1,23 Millionen mit Eltern mit
affektiven Störungen
• 1,55 Millionen mit Angststörungen
Ca. 40-60% der betroffenen Kinder
leiden später ebenfalls unter psychischen
Störungen
Vom Wissen zum Können
20 % der PatientInnen in der stationären Erwachsenenpsychiatrie
betreuen zu Hause ein Kind unter 18 Jahren
©I-GSK 07/2013
Bildquelle: © Kzenon / Fotolia.com – Bild-Nr. 30261818 – Cigarettes box and whiskey
106
•
•
•
•
•
•
•
Angst vor Gewalt/Suizid des Elternteils
Vermindertes Selbstwertgefühl
Schuldgefühle
Scham
Hilflosigkeit
Soziale Isolation
Stigmatisierung
•
•
•
Verantwortungsgefühl für die Familie
Mitgefühl & Trauer
Wut auf den erkrankten Elternteil
Vom Wissen zum Können
Probleme der betroffenen Kinder
©I-GSK 07/2013
Bildquelle: „Fufu und der grüne Mantel“ – Broschüre für Kinder im Vorschulalter
107
•
•
•
•
•
•
Je jünger das Kind bei
Ausbruch der
Erkrankung ist
Je schwerer & länger
andauernd die Störung
ist
Bei fehlender
Krankheitseinsicht
Wenn kein gesundes
Elternteil da ist
Wenn die Mutter
betroffen ist
Bei einem schizophren
erkrankten Elternteil
Vom Wissen zum Können
Umso intensiver…
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Der Held
Versucht, den psychisch
kranken Elternteil zu
ersetzen & kümmert sich
um dessen Aufgaben.
Der Sündenbock
Versucht alles, damit die
Aufmerksamkeit auf ihn &
nicht die Eltern gelenkt
wird.
Das verlorene Kind
Zieht sich in die
Einsamkeit zurück &
träumt von glücklicheren
Zeiten.
Das Maskottchen
Niedlich, lieb, versucht,
Probleme mit Witz &
Albernheit zu überdecken.
Vom Wissen zum Können
Anpassungsstrategien
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Nicht nur die auffälligen Kinder sind
belastet, sondern auch die angepassten &
überkompensierenden.
Vom Wissen zum Können
Wichtig!
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Für die Entwicklung der Kinder
• Einstellung der Eltern zur Erkrankung
• Förderung eines verantwortungsvollen Umgangs
• Lebenspraktische familiäre Organisation (Auswirkungen für die Kinder
minimieren)
• Kooperation mit Fachinstanzen
Zwischenmenschliche Beziehungen
• Elterliche Beziehung
• Eltern-Kind-Beziehung
• Andere Bezugspersonen innerhalb/
außerhalb der Familie
• Soziale Integration/Unterstützung der
Eltern
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Art & Weise der Krankheitsbewältigung
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Was tun?
• Präventive Gruppenangebote (altersangemessene Information;
Integration in einer Gruppe Gleichaltriger)
• Ziel: Kindern das Kindsein ermöglichen & elterliche Krankheit
thematisieren
Für Eltern bzw. die Familie:
• Therapeutische Behandlung
• Handfeste Entlastung (Paten, Tagesmutter, Ganztagsbetreuung,
Haushaltshilfen, etc.)
• Erziehungskompetenz fördern (Beratung, Elternkurse, etc.)
• Förderung familiärer Kommunikation
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Unterstützung für die Kinder:
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• Kinder psychisch kranker Eltern sind hoch-belastet & gefährdet,
später selbst unter einer psychischen Störung zu leiden
• Zumeist fühlen sie sich verantwortlich für die Familie & erleben eine
Rollenumkehr.
• Auch die Eltern selbst leiden unter dem Umstand, ihre
Erziehungsaufgaben nicht angemessen wahrnehmen zu können
• Die Kinder & Familien zu entlasten, die Rollenumkehr aufzuheben,
hat oberste Priorität.
Vom Wissen zum Können
Weitere Erkenntnisse
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haustieren
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Vom Wissen zum Können
(Krisen)Kommunikation
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Bildquelle: © Helmut Singer / Fotolia.com – Bild-Nr. 8074835 – angry fist
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Mein Steckenpferd: Ein extremes Beispiel
• Tat auch für den Täter überraschend, steht unter hohem
Stress
• Polizei ist nicht eingeplant, Täter rechnet nicht mit einer
Kontaktaufnahme
• Negative Erwartungen an die Polizei („Übermacht“, „SEK
stürmt“, „Verhandler will bloß, dass ich aufgebe“)
• Drohender Gesichtsverlust bei Aufgabe & Angst vor
strafrechtlichen Konsequenzen
Trotzdem enden die meisten dieser Lagen mit einer
Aufgabe und ohne Verletzte
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Ausgangslage in einer familiären Bedrohungslage:
Wie machen die das???
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Prozess
Verhaltensänderung
Einflussnahme
Beziehungsaufbau
Empathie
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Veränderung als Prozess
Zeit
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Dem Gesprächspartner
Stress nehmen, um ihn
wieder in die Lage zur
rationalen
Problemlösung zu
versetzen.
 Deeskalation
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Oberstes Ziel: Stressabbau
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Bildquelle: © Stuart Miles / Fotolia.com – Bild-Nr. 38179450 – Stress Meter Showing Panic Attack From
Stress Or Worry
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Der Schlüssel
Selbst unter den widrigen
Bedingungen einer
polizeilichen Krisensituation
kann mit Hilfe dieser
Gesprächstechnik eine
Vertrauensbasis geschaffen
werden.
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Aktives Zuhören
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Bildquelle: © Ideenkoch / Fotolia.com – Bild-Nr. 38289033 - Schlüsselkompetenz
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Ziel: Den anderen in dem, was er sagt,
verstehen und vorurteilsfrei annehmen.
Dahinter steht eine uneingeschränkt
wertschätzende Grundhaltung.
Vom Wissen zum Können
Aktives Zuhören
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Grundhaltung durch Transparenz
verdeutlichen, z.B.: „Ich frage so
explizit nach, weil ich dich
verstehen möchte und mir einiges
noch nicht klar ist.“
• Transparenz baut Vertrauen auf
& fördert das Verständnis des
Gegenübers
• Sollte sich durch das Gespräch
ziehen wie ein roter Faden
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Strategien des Aktiven Zuhörens
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Zugewandt sein: sowohl
körperlich (z.B. signalisieren
verschränkte Arme
Verschlossenheit) als auch
verbal (z.B. ermuntern kurze
Gesten oder Äußerungen zum
Weiterreden)
• Signalisiert Aufmerksamkeit
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Strategien des Aktiven Zuhörens
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Bildquelle: © ArTo / Fotolia.com – Bild-Nr. 20481487 - Abwarten
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Offene Fragen: „Zu
meinem besseren
Verständnis: Wie meinst
du das genau?“,
„Inwiefern belastet dich
die Situation gerade?“,
etc.
• Laden zum Reden ein
• Wer seine Lage
schildern darf, baut
automatisch Stress
ab.
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Strategien des Aktiven Zuhörens
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Bildquelle: © slako / Fotolia.com – Bild-Nr. 27613115 – interrogativi dubbi domande
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Paraphrasen: Das Gehörte
noch einmal in eigenen Worten
wiedergeben, z.B.: „Und dann
gab es so viele Richtlinien, die
ich nicht verstanden habe.“ „Da
warst du überfordert.“
•
•
•
•
Als Aussage formulieren
Signalisiert Aufmerksamkeit
Dient dem Verständnis
Einfaches Mittel, um das
Gespräch zu lenken
• Geht immer
• Nimmt Ihnen Druck
Achtung: Bitte
kein
„Nachplappern“
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Strategien des Aktiven Zuhörens
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Bildquelle: © Arcady / Fotolia.com – Bild-Nr. 40330079 – No talking vector sign
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Gefühle benennen: Konfliktgespräche gehen häufig mit
Emotionen einher – diese sollten sowohl wahrgenommen
als auch thematisiert werden, z.B.: „Und dann hat Michael
einfach bei mir abgeschrieben!“
„Ich merke schon, dass dich das
ärgert. Da fühlst du dich
ausgenutzt.“
• Macht die mitschwingenden Gefühle
dem Gegenüber bewusst
• Signalisiert Verständnis &
Perspektivübernahme
Vom Wissen zum Können
Strategien des Aktiven Zuhörens
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Bildquelle: © unitypix / Fotolia.com – Bild-Nr. 34795640 – Two women fighting and screaming
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Keine Vorwürfe: verdeutlichen, dass Sie
keine Fakten konstatieren, sondern Ihren
eigenen Eindruck schildern, z.B. „Ich habe
das Gefühl, dass du nur ungern mit mir
zusammenarbeitest – korrigiere mich, wenn
ich mich irre.“
• Ihr subjektiver Eindruck lässt
sich nicht „wegdiskutieren“ und
dem Gegenüber wird
verdeutlicht, wie das Gesagte
angekommen ist.
• Es wird kein Vorwurf gemacht.
Vom Wissen zum Können
Strategien des Aktiven Zuhörens
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Selbstoffenbarung: „Da rennst du bei mir
offene Türen ein. Ich fühle mich auch nicht
wohl dabei, dir eine Standpauke zu halten.“
oder
„Ich bin gerade auch ein wenig überrumpelt
von der Situation.“
• Verständnis & Vertrauen
• Authentizität & Glaubwürdigkeit
Vom Wissen zum Können
Strategien des Aktiven Zuhörens
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Bildquelle: © Nelos / Fotolia.com – Bild-Nr. 24592413 - Händedruck
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Zur Perspektivübernahme anregen: um Ihre Rolle in
dem Konflikt besser zu definieren, z.B. „Ich kann mir
vorstellen, dass du aufgrund der schlechten Note besorgt
bist. Mir liegt ebenfalls etwas daran, dass du deine
Leistung steigerst. Deshalb halte ich es für wichtig, dich
zwischendurch ein bisschen anzuschieben.“
•
Vom Wissen zum Können
Strategien des Aktiven Zuhörens
Macht Ihre Position verständlich & trägt somit zur Beziehung bei
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Spitze Formulierungen
ankündigen: „Übertreibungen“
sind nicht verboten, aber sie
sollten eingeleitet werden, z.B.
„Lass‘ mich das mal absichtlich
provokant formulieren – wenn
du morgens nicht zur Arbeit
erscheinst, woher weiß ich
dann, dass es dir ernst ist?“
• Verdeutlicht, dass Sie niemanden
vorführen, sondern zum
Nachdenken anregen möchten
Vom Wissen zum Können
Strategien des Aktiven Zuhörens
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Bildquelle: © unpict / Fotolia.com – Bild-Nr. 10195512 – Nadel mit Faden durch Öhr
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Der Faradaysche Käfig
• Innere Distanz zum Geschehen
• Schirmt Sie vor „Blitzschlägen“
ab
• Beleidigungen & Anfeindungen
nicht persönlich nehmen
Vom Wissen zum Können
Zudem hilfreich für Sie…
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•
Was muss jemand tun, damit er Sie nervt?
•
Was muss jemand tun, um Sie zu provozieren?
•
Was macht Sie (extrem) wütend?
•
Was finden Sie (total) unfair?
•
Was „hassen“ Sie?
Bitte setzen Sie sich ca. 10 Minuten mit einem Ihnen wenig oder gar nicht
bekannten Teilnehmer zusammen und tauschen Sie sich über IHRE
Stressauslöser aus.
Erörtern Sie berufliche und private Perspektiven. Gibt es relevante
Unterschiede? Wenn ja, warum?
Vom Wissen zum Können
Einen Blick auf sich selber richten…
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Bildquelle: © Robert Kneschke / Fotolia.com – Bild-Nr. 12717492 - Zornesfalten
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Anerkennung
Wichtigkeit / Aufmerksamkeit
Verlässlichkeit
Solidarität
Autonomie
Abgrenzung
Vom Wissen zum Können
Wir erinnern uns…
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Egal, wer vor Ihnen sitzt – er
möchte seine Grundbedürfnisse
erfüllt wissen.
Aktives Zuhören und damit
verbundenes empathisches
Einfühlen wirken auf jeder Ebene.
Ein
Universalwerkzeug!
Vom Wissen zum Können
Aktives Zuhören erfüllt systematisch diese
Bedürfnisse
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Beratungsstelle: Überbegriff für Einrichtungen, die Unterstützung in vielfältigen
Bereichen geben (Management, soziale Konflikte, Lebensführung, etc.); Achtung!
Der Begriff des Beraters ist nicht geschützt – im Prinzip kann sich jeder so nennen.
Standards der Einrichtungen häufig sehr verschieden.
Sozialpsychiatrischer Dienst: Einrichtungen, die sowohl Betroffenen als auch
Angehörigen, Kollegen, etc. Hilfe & Unterstützung speziell in Bezug auf psychische
Störungen anbieten. Unentgeltlich, möglichst niedrigschwellig. Prävention,
Nachsorge, Koordination, etc. Pflichtaufgabe der Kreise; meistens unter einem
Dach mit Gesundheitsamt.
Neurologische Praxis: zuständig für alle Schwierigkeiten im hirnorganischen
Bereich, im zentralen und peripheren Nervensystem; Fokus auf körperlichen
Problemen; Überschneidungen mit Psychiatrie, da einige psychiatrische
Erkrankungen neurologische Ursachen haben (Neglect, teilweise ADHS);
interdisziplinäre Richtung der kognitiven Neurowissenschaften
Vom Wissen zum Können
Wer macht was?
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Psychiater: im Gegensatz zum Psychologen/psychologischen Psychotherapeuten
ein Mediziner, der sich auf psychische Störungen spezialisiert hat; darf
Medikamente verschreiben; vor allem relevant bei psychischen Störungen mit
körperlicher Ursache
Psychosomatische Klinik: Psychiatrische Einrichtung, die sich mit körperlichen
Symptomen befasst, die auf keine körperliche Ursache zurückzuführen sind
(Kopfschmerzen & Appetitlosigkeit bei Burnout)
Psychologe: kein Arzt; beschäftigt sich intensiv mit Psychotherapie & allen
Behandlungsmaßnahmen, die keine medikamentöse Behandlung beinhalten
(Phobien, etc.)
Psychologischer Psychotherapeut: Psychologe mit Approbation nach
weiterführender Ausbildung; macht das Gleiche wie der Psychologe, darf seine
Leistungen nicht über die Krankenkasse abrechnen
Vom Wissen zum Können
Wer macht was?
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Fachkliniken: gibt es für die
unterschiedlichsten psychischen
Schwierigkeiten, bspw. für
Abhängigkeitserkrankungen oder affektive
Störungen
• Spezialisiert auf ein bestimmtes
Störungsspektrum
• Arbeit in multidisziplinären Teams
(Ärzte, Pflege,
Psychologen/Psychotherapeuten,
Ergotherapie, etc.)
• Geballte Expertise für einen ganz
bestimmten Bereich
• Stationäre Therapie, ambulante
Tageskliniken, Nachsorge
Vom Wissen zum Können
Wer macht was?
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Allein das Vorliegen einer psychischen Erkrankung bedeutet noch nicht, dass
der Betroffene nicht arbeitsfähig ist – entscheidend ist das Funktionsniveau.
Dabei sollte man sich nicht nur auf das subjektive Empfinden des Betroffenen
verlassen, sondern einen psychopathologischen Befund anfordern (ärztliche
& psychologische Untersuchung).
Fähigkeits- & Anforderungsprofil müssen auch hier zusammenpassen.
Grundsätzlich ist Arbeit wichtig, da sie zur Tagesstruktur beiträgt, zur Aktivität
anregt, etc.
Wann jemand arbeitsfähig ist oder nicht, ist individuell zu entscheiden.
Vom Wissen zum Können
Arbeitsfähig?
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