KLASSIK: SPARKASSEN-KONZERTE PROGRAMM MI 30.01.13 | 20 UHR SWR SINFONIEORCHESTER BADEN-BADEN UND FREIBURG FRANCOIS-XAVIER ROTH (LEITUNG) PRÄSENTIERT VON: KLASSIK: SPARKASSEN-KONZERTE PROGRAMM SWR SINFONIEORCHESTER BADEN-BADEN UND FREIBURG LEITUNG: FRANCOIS-XAVIER ROTH L. V. BEETHOVEN (1770-1827) OUVERTURE „EGMONT“ OP. 84 G. LIGETI (1923-2006) KAMMERKONZERT FÜR 13 INSTRUMENTE 1. 2. 3. 4. CORRENTE CALMO, SOSTENUTO MOVIMENTO PRECISO E MECCANICO PRESTO PAUSE L. V. BEETHOVEN SINFONIE NR. 7 IN A-DUR OP. 92 1. 2. 3. 4. POCO SOSTENUTO – VIVACE ALLEGRETTO PRESTO – ASSAI MENO PRESTO ALLEGRO CON BRIO Gespannt wartete das Publikum im Wiener Hoftheater am 15. Juni 1810 auf die Aufführung einer Egmont Musik von Ludwig van Beethoven. Johann Wolfgang von Goethes Drama über die Unterdrückung der Niederlande durch die Spanier war für viele Wiener Bürger Realität geworden. Französische Soldaten besetzten im Sommer 1809 die Stadt. Die Verkünder der hehren Gedanken von „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ benahmen sich wie Besetzer. Vor allem der Adel und das reiche Bürgertum, die Mäzene der Kultur, litten darunter. Beethoven war zunächst von den Gedanken der Französischen Revolution begeistert, bis sich Napoleon 1804 zum Kaiser krönte. Wütend zerriss der Komponist daraufhin die Titelseite seiner Sinfonia eroica. Einem selbstherrlichen Tyrannen wollte er nicht huldigen und widmete hingegen seine Liebe dem Weimarer „Dichterfürsten“ Goethe. Dessen Gestalt des niederländischen Grafen Egmont verkündete noch große Ideale, fern von irdischem Egoismus. Voller Demut und Hochachtung schickte Beethoven die Partitur im April 1811 zu Goethe nach Weimar mit den Worten: „Sie werden nächstens die Musik zu ‚Egmont’ von Leipzig durch Breitkopf & Härtel erhalten, diesen herrlichen ‚Egmont’, den ich, indem ich ihn ebenso warm, als ich ihn gelesen, wieder durch Sie gedacht, gefühlt und in Musik gegeben habe.“ Doch Goethe bedankt sich nur förmlich. Auch die Begegnung der beiden Künstler 1812 im böhmischen Teplitz verläuft kühl. Der aufbrausende, republikanische Geist Beethovens wollte zu Goethes aristokratischer Vornehm- heit nicht so recht passen. Erst später lobte der Dichter, mit welchem „bewundernswerten Genie“ sich Beethoven in seinen „Egmont“ eingefühlt habe. „Ich habe die Neigung, meine Arbeitsweise zu ändern, sobald eine Vorstellung verwirklicht ist.“ Diesem Arbeitsanspruch und dem Wunsch nach ständiger Erneuerung konnte György Ligeti in seiner ungarischen Heimat jedoch nur schwer gerecht werden. Die kulturelle Zwangsisolation im stalinistischen Ungarn gab keinen Raum für die unerschöpfliche Neugier und Wissbegierde des jungen Komponisten. Die Zeugnisse der aktuellen kompositorischen Entwicklung der Nachkriegsavantgarde waren nicht regimekonform und somit verboten, weggeschlossen und unzugänglich. Seine Ankunft in Köln im Jahre 1957 stellte daher den Aufbruch in eine neue Welt dar. Nach der Flucht aus Ungarn in eins der Zentren Neuer Musik fand er sogleich Aufnahme im Kreis derjenigen Komponisten, die als Vorreiter die Entwicklung der seriellen Musik vorantrieben. Daneben hatte auch die Beschäftigung im elektronischen Studio des Westdeutschen Rundfunks großen Einfluss auf Ligetis kompositorisches Schaffen, war er doch schon immer fasziniert von einer technisierten und maschinellen Klangsprache. Das 1969/70 komponierte Kammerkonzert für 13 Instrumentalisten birgt eine Vielzahl der von Ligeti bis dahin verwendeten Kompositionstechniken. Die traditionell anmutende Bezeichnung des Werks als „Konzert“ rechtfertigt Ligeti so: „Das viersätzige Werk ist insofern ein Konzert, als alle 13 Spieler gleichberechtigt sind und virtuose solistische Aufgaben haben. Es handelt sich also nicht um ein Wechselspiel von Soli und Tutti, sondern um ein konzertantes Miteinander aller Spieler. Die Stimmen verlaufen stets gleichzeitig, doch in verschiedenen rhythmischen Konfigurationen und meist in verschiedenen Geschwindigkeiten.“ Seine 7. Sinfonie bezeichnete Beethoven selbst als eine seiner glücklichsten Schöpfungen. In der Tat gibt es kaum ein anderes Werk, das eine solch überlegene Kraft und eine so glückliche, selbstverständlich empfundene Heiterkeit ausstrahlt. Dies muss auch den Zeitgenossen von Anfang an klar gewesen sein, anders ist der ungewöhnlich große und eindeutige Erfolg bei der Uraufführung am 8. Dezember 1813 im Wiener Universitätssaal nicht zu erklären. Im Rahmen einer Großen Akademie, die zugleich als Wohltätigkeitskonzert „zum Besten der bei Hanau invalide gewordenen österreichischen und bayerischen Krieger“ bezeichnet worden war, kam neben der Siebenten Sinfonie auch Beethovens Schlachtengemälde Wellingtons Sieg oder die Schlacht bei Vittoria sowie die Achte Sinfonie zur Uraufführung. Die „Allgemeine Musikalische Zeitung“ vom 26. Januar 1814 schrieb über das denkwürdige Ereignis: „Ein zahlreiches Orchester, durchaus mit den ersten hiesigen Tonkünstlern besetzt, hatte sich [...] vereinigt und gewährte, unter Leitung des Komponisten, durch sein präzises Zusammenspiel ein allgemeines Vergnügen, das sich bis zum Enthusiasmus steigerte. Vor allem verdiente die neue Sinfonie grossen Beifall.“ Es blieb nicht aus, dass sehr bald zahlreiche Deutungen des Werkes auftauchten – allesamt spekulativer Natur oder bestenfalls einseitig in ihrer Betrachtungsweise, wie Richard Wagners Auffassung von der Sinfonie als einer „Apotheose des Tanzes“. Dem verdienstvollen Beethoven-Forscher Harry Goldschmidt reichte zum Beispiel der dokumentierte Zeitpunkt der ersten Skizzen (zum Allegretto) aus dem Sommer 1806, um eine direkte Verbindung zu den napoleonischen Siegen bei Jena und Auerstedt herzustellen und die Vollendung der Sinfonie (zum Zeitpunkt der Niederlagen Napoleons in Russland) als musikalischen Beitrag zum Widerstandskampf anzusehen. Selbstverständlich war Beethovens Patriotismus nicht in Zweifel zu ziehen, und seine Dankadresse anlässlich der Uraufführung ließ an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig: „Uns alle erfüllte nichts als das reine Gefühl der Vaterlandsliebe und des freudigen Opfers unserer Kräfte für diejenigen, die uns so viel geopfert haben.“ BESETZUNG Foto: Klaus Polkowski Das SWR Sinfonieorchester BadenBaden und Freiburg gibt immer neuen Bewegungen, Gästen und Musikstücken Raum, im Sendegebiet des SWR und auch unterwegs: Im Februar 2012 war das Orchester mit seinem neuen Chefdirigenten François-Xavier Roth auf einer bejubelten Japan-Tournee durch alle großen Konzertsäle des Landes, mit jungen japanischen Solistinnen und Sinfonien von Ludwig van Beethoven und Gustav Mahler. François-Xavier Roth trat seinen Posten als Chefdirigent mit dem Abschlusskonzert der Donaueschinger Musiktage 2011 an – ein klares Signal für den Stellenwert, den Neue Musik auch für ihn einnimmt. Seit ihrer Neu-Gründung im Jahr 1950 sind die Donaueschinger Musiktage und das SWR Sinfonieorchester untrennbar miteinander verbunden. Etwa 400 Kompositionen wurden dort durch das Orchester uraufgeführt, und das Orchester schrieb Musikgeschichte: mit Musik von Hans Werner Henze oder Bernd Alois Zimmermann, von Karlheinz Stockhausen oder Olivier Messiaen, Helmut Lachenmann oder Wolfgang Rihm. Bis heute ist das SWR Sinfonieorchester in Donaueschingen, aber auch darüber hinaus, ein unverzichtbarer Partner für die Komponisten unserer Zeit. „Im Zentrum der europäischen Kultur“, wie es der langjährige Chefdirigent Sylvain Cambreling formulierte, steht das Orchester jedoch nicht nur in Bezug auf die zeitgenössische Musik. Seit seiner Gründung 1946 ist das SWR Sinfonieorchester Anziehungspunkt für internationale Dirigenten und Solisten und auch musikalischer Botschafter im In- und Ausland, zwischen Salzburg und Luzern, Hamburg und Madrid, Berlin und New York. Über 600 Werke aus drei Jahrhunderten hat das SWR Sinfonieorchester auf Tonträgern eingespielt. Motoren dieser vielfältigen Aktivitäten waren und sind die profilierten Chefdirigenten von Hans Rosbaud über Ernest Bour bis zu Michael Gielen und zu Sylvain Cambreling, der von 1999 bis 2011 das Orchester leitete: ein Orchester, das durch sechs Jahrzehnte besonderer Herausforderungen zu einer andernorts selten erreichten Flexibilität und Souveränität gefunden hat. Zu diesen besonderen Herausforderungen gehören auch zahlreiche Kinder- und Jugendprojekte. Jüngster Höhepunkt waren die Aufführungen von „Romeo feat. Julia – einer kühnen Kombination von Prokofjews Musik, jugendlichen Rappern und 100 tanzenden Kindern und Jugendlichen unter der Regie von Sigrun Fritsch und der musikalischen Leitung von François-Xavier Roth im Freiburger Güterbahnhof. François-Xavier Roth ist einer der charismatischsten und wagemutigsten Dirigenten seiner Generation. Mit dem Abschlusskonzert der Donaueschinger Musiktage 2011 trat er seinen Posten als Chefdirigent an. In seiner Arbeit mit dem SWR Sinfonieorchester wird er daneben Schwerpunkte u. a. bei Pierre Boulez und John Cage, bei Beethoven und Richard Strauss setzen. Gastspiele mit wohldurchdachten Programmen führten ins In- und Ausland und bis nach Japan. Innovativ auch seine Arbeit für und mit der jungen Generation: Ein K inderkonz er t mit den Notations von Boulez war sein Startschuss in Freiburg, eine kühne Kombination von Prokofjew und jugendlichen Rappern unter dem Titel „Romeo feat. Julia“ kam im Sommer 2012 zu umjubelten Aufführungen. Roth ist außerdem fester Gastdirigent des BBC National Orchestra of Wales. Darüber hinaus besteht eine enge Zusammenarbeit mit dem London Symphony Orchestra und dem Ensemble InterContemporain, die er regelmäßig dirigiert. Sein Repertoire reicht von der Musik des 17. Jahrhunderts bis hin zu zeitgenössischen Werken und umfasst alle Genres: sinfonische Musik, Oper und Kammermusik. Im Jahr 2003 gründete er das innovative Orchester „Les Sièc- les“, das sowohl auf neuen wie auf alten Instrumenten kontrastreiche Programme aufführt; eine CD mit Werken von Bizet und Chabrier wurde mit einem Diapason Découverte ausgezeichnet. Für das Fernsehen konzipierte das Orchester die Serie Presto, die während ihrer dreijährigen Laufzeit wöchentlich ein Publikum von durchschnittlich vier Millionen Zuschauern erreichte. Aktuelle und bevorstehende Höhepunkte sind außerdem, neben seiner Arbeit mit dem SWR Sinfonieorchester, Konzerte mit dem London Symphony Orchestra, dem Ensemble InterContemporain, dem Finnish Radio Symphony Orchestra, dem Gulbenkian Orchestra, Gothenburg Symphony Orchestra, Dresdner Philharmonie und dem Münchener Kammerorchester sowie Konzerte mit „Les Siècles“. Ebenso engagiert ist Roth in der Opernszene. Seine Aufführungen von „Mignon“ (Ambroise Thomas) und „Les Brigands“ (Jacques Offenbach) an der Opéra Comique in Paris wurden von der Kritik hoch gelobt. In kommenden Spielzeiten wird er das Dirigat in Produktionen von „Idomeneo“ (Wolfgang Amadeus Mozart) und „Lakmé“ (Léo Delibes) übernehmen. 29.11.13 CHAARTS & EMMA KIRKBY QUEEN 30.01.13 SWR SINFONIEORCHESTER BADEN-BADEN UND FREIBURG, FRANCOIS-XAVIER ROTH (LEITUNG) WERKE VON BEETHOVEN UND LIGETI 22.02.13 GILLES VONSATTEL (KLAVIER) WERKE VON POULENC, DEBUSSY, RAVEL UND HONEGGER 13.03.13 ADRIAN BRENDEL (VIOLONCELLO) & KIT ARMSTRONG (KLAVIER, KOMPOSITION) WERKE VON SCHUMANN, LISZT, BEETHOVEN, ARMSTRONG UND CHOPIN 13.04.13 NILS MÖNKEMEYER (VIOLA) & FRIENDS WERKE VON DELALANDE, J.S. BACH, BRUNETTI, MARAISUND CORELLI 25.04.13 FREIBURGER BAROCKORCHESTER & ANDREAS STAIER (CEMBALO) WERKE VON VIVALDI UND J.S. BACH 03.05.13 (SOPRAN) SPIRA MIRABILIS SCHUBERT: STREICHQUINTETT IN C-DUR D 956 Einführungsveranstaltungen jeweils 45 min vor Konzertbeginn www.burghof.com