Vorderabschnitt Übungsfall 00012 http://www.edoctrainer.de/?kat=K34&fall=697 Fallbeschreibung 64-jähriger Patient. Er arbeitet in seiner Freizeit als Imker und wurde vor fünf Tagen von einer seiner Bienen erstmalig auch im Augenbereich gestochen. Die bisherigen Stiche seien problemlos toleriert worden. Aktuell klagt der Mann über zunehmende Sehverschlechterung und Schmerzen am rechten Auge. Beim Seitblick gibt er in Blickrichtung zunehmende Doppelbilder an. Gestern Abend sind Fieber (39,3 °C) und Kopfschmerzen hinzugekommen. Anregung: Listen Sie mögliche Erkrankungen auf, die Doppelbilder verursachen können! Auf www.edoctrainer.de finden Sie eine größere Aufnahme von diesem Bild. Auf www.edoctrainer.de finden Sie eine größere Aufnahme von diesem Bild. Makroskopie Makroskopie Anatomie Pathologie Dieses Dokument wurde von www.edoctrainer.de heruntergeladen. 08.04.2017 00:57 Seite 1 / 6 Vorderabschnitt Übungsfall 00012 http://www.edoctrainer.de/?kat=K34&fall=697 Fragen zum Fall 1. Sie inspizieren die Augen des Patienten. Während linksseitig ein Normalbefund vorliegt (Abbildung A), ist das rechte Auge nach dem Bienenstich deutlich gerötet (Abbildung B). Welche Aussage zum weiteren Inspektionsbefund ist richtig? (A) Die Lidschwellung am rechten Auge ist umschrieben. (B) 3 zeigt auf einen Epikanthus. (C) 2 zeigt auf einen von der Hornhaut bedeckten Bereich des Bulbus. Die mit 5 markierte Schwellung am rechten Auge wird durch die Tränendrüse hervorgerufen. 6 zeigt auf ein Eiterstippchen. (D) (E) 2. Welchen weiteren Befund können Sie anhand der Inspektion außerdem erheben? (A) Beidseitige Mydriasis (B) Einseitige Miosis (C) Rechtsseitige Ptosis (D) Rechtsseitiger Exophthalmus (E) Rechtsseitiges Hyposphagma 3. Welche Diagnose trifft am ehesten zu? (A) Chalazion (B) Akute Dakryozystitis (C) Orbitaphlegmone (D) Fremdkörper unter dem Oberlid (E) Dakryoadenitis Dieses Dokument wurde von www.edoctrainer.de heruntergeladen. 08.04.2017 00:57 Seite 2 / 6 Vorderabschnitt Übungsfall 00012 http://www.edoctrainer.de/?kat=K34&fall=697 4. Welche Aussage zur Anatomie der Orbita ist richtig? (A) (B) (C) (D) (E) Die Orbita wird von insgesamt sechs verschiedenen Knochen gebildet. Die Lamina papyracea ossis ethmoidalis bildet große Anteile der medialen Orbitawand. Durch die Fissura orbitalis superior zieht unter anderem auch der Nervus opticus. Der Canalis opticus zieht durch die Ala major ossis sphenoidalis. Das Septum orbitale umhüllt den Bulbus oculi. 5. Im vorliegenden Fall wurde die Orbitaphlegmone durch einen Insektenstich verursacht. Wodurch kann eine Phlegmone der Orbita typischerweise noch hervorgerufen werden? (A) Durchbruch einer Sinusitis (B) Kataraktoperation (C) Chalazion (D) Tragen von Kontaktlinsen (E) Keratitis photoelectrica 6. Welche Therapiemaßnahmen ergreifen Sie bei dem Patienten? (A) (B) (C) (D) (E) Verlaufskontrolle in einer Woche, orale Antibiose nach Antibiogramm und Analgesie Sofortige Operation zur Dekompression des Nervus opticus Stündliche Applikation steroidhaltiger Augentropfen zur Abschwellung der orbitalen Entzündung Systemische Steroidtherapie zur Abschwellung der orbitalen Entzündung Stationäre Aufnahme des Patienten, hochdosierte Gabe eines Breitspektrumantikiotikums und kontinuierliche ophthalmologische Kontrolluntersuchung Dieses Dokument wurde von www.edoctrainer.de heruntergeladen. 08.04.2017 00:57 Seite 3 / 6 DIAG Vorderabschnitt Übungsfall 00012 http://www.edoctrainer.de/?kat=K34&fall=697 DIAGNOSENBLATT DIAGNOSENBLATT Diagnose zum Fall Rechtsseitige Orbitaphlegmone. Auflösung der Nummerierung: 1: Oberlid 2: Bulbus oculi 3: Caruncula lacrimalis 4: Unterlidkante 5: Unterlid 6: Eiterstippchen ICD-10 Diagnosen Kapitel ICD-10 VII. Krankheiten des H44.0 Auges und der Augenanhangsgebilde VII. Krankheiten des H05.0 Auges und der Augenanhangsgebilde VII. Krankheiten des H05.0 Auges und der Augenanhangsgebilde VII. Krankheiten des H44.0 Auges und der Augenanhangsgebilde Diagnose zu finden im Bild Augenphlegmone Anatomie Orbitaphlegmone Anatomie Orbitaphlegmone Pathologie Augenphlegmone Pathologie Kommentar Richtige Lösungen zu den Fragen DIAGNOSENBLATT 1. (E), 2. (D), 3. (C), 4. (B), 5. (A), 6. (E) Dieses Dokument wurde von www.edoctrainer.de heruntergeladen. 08.04.2017 00:57 Seite 1 / 3 DIAG Vorderabschnitt Übungsfall 00012 http://www.edoctrainer.de/?kat=K34&fall=697 DIAGNOSENBLATT DIAGNOSENBLATT DIAGNOSENBLATT Didaktische Hinweise Orbitaphlegmone Allgemein: Bei der Orbitaphlegmone handelt es sich um eine akute diffuse und durch nicht-abszessbildende Bakterien verursachte Entzündung des intraorbitalen Weichteilgewebes (dorsal des Septum orbitale). Sie stellt eine akute Bedrohung für das Auge und schließlich auch für das Leben des Patienten dar. Das wichtigste differentialdiagnostische Merkmal ist die ausgeprägte Einschränkung der Bulbusmotilität. Bei Kindern ist die Orbitaphlegmone die häufigste Ursache eines einseitigen Exophthalmus. Ätiologie: Die häufigsten Ursachen einer Orbitaphlegmone sind fortgeleitete Infektionen (z.B. Durchbruch einer Sinusitis ethmoidalis durch die dünne Lamina papyracea ossis ethmoidalis, präseptale Orbitaphlegmone, Dakryozystitis; bei Säuglingen: Zahnkeimentzündung im Oberkiefer). Weiterhin kann sie als Komplikation eines fazialen Furunkels oder auch Erysipels, eines Hordeolums (nicht jedoch Chalazion!), einer Panophthalmitis, Orbita- und Lidverletzungen oder Sepsis auftreten. Hämatogen fortgeleitete Entzündungen (z.B. ausgehend von einem Leberabszess) als Ursache einer Orbitaphlegmone sind vergleichsweise selten. Häufigste Erreger sind Streptococcus pneumoniae, Streptococcus pyogenes, Staphylococcus aureus, Hämophilus influenzae. Symptomatik: Rötung und Schwellung der Augenlider (kann auch Symptom einer Lidphlegmone sein) Rötung und Schwellung der Bindehaut (kann auch Symptom einer Lidphlegmone sein) Eingeschränkte Motilität der Augenmuskeln bzw. des Bulbus oculi (evtl. Doppelbilder) Retinale Venenstauung und Papillenödem mit Visusminderung Exophthalmus Allgemeines Krankheitsgefühl: Schmerzen, Fieber, Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit Diagnostik: Typischer klinischer Befund Computertomografie: präseptale (ventral des Orbitaseptums) und orbitale Hyperdensitäten Dieses Dokument wurde von www.edoctrainer.de heruntergeladen. 08.04.2017 00:57 Seite 2 / 3 DIAG Vorderabschnitt Übungsfall 00012 http://www.edoctrainer.de/?kat=K34&fall=697 DIAGNOSENBLATT DIAGNOSENBLATT DIAGNOSENBLATT Entzündungsparameter, Blutkultur, Lumbalpunktion bei meningealen oder zerebralen Symptomen Komplikationen: Okulär: Expositionskeratopathie (= Austrocknung der Hornhaut aufgrund mangelnder Benetzung bei einem Exophthalmus, z.B. im Rahmen einer endokrinen Orbitopathie) , intraokuläre Druckerhöhung, Zentralarterienoder Zentralvenenverschluss, Endophthalmitis, entzündliche oder kompressive Schädigung des Nervus opticus Intrakraniell (selten): Meningitis, Gehirnabszess, Sinus-cavernosus-Thrombose. Hieran sollte vor allem bei bilateralem Befund, rascher Zunahme des Exophthalmus sowie Kongestion der fazialen, konjunktivalen und retinalen Venen gedacht werden. Erblindung bei Fortleitung in Orbitaspitze und dortiger Entzündung des Nervus opticus Therapie: Stationäre Aufnahme mit regelmäßigen ophthalmologischen, otolaryngologischen Kontrolluntersuchungen Funktionsüberprüfung des Nervus opticus alle zwei Stunden (Pupillenreaktion, Visus, Farbsehen, Helligkeitswahrnehmung) Hochdosierte Gabe eines Breitspektrumantibiotikums bis Patient(in) vier Tage fieberfrei Chirurgische Intervention bei fehlendem Ansprechen der Antibiotikatherapie, zunehmender Sehverschlechterung oder subperiostalem Orbitaabszess Dieses Dokument wurde von www.edoctrainer.de heruntergeladen. 08.04.2017 00:57 Seite 3 / 3