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ADS= Aufmerksamkeitsdefizit-Störung
ADHS= Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung
Die Diagnose AD(H)S wird gestellt, wenn Betroffene unaufmerksames und impulsives Verhalten mit
oder ohne Hyperaktivität motorische Unruhe) zeigen, das nicht ihrem Alter oder sonstigen
Entwicklungsstand entspricht und zu deutlichen Beeinträchtigungen in verschiedenen
Lebensbereichen führt. Die Diagnosestellung fordert auch, dass die Auffälligkeiten länger als 6
Monate bestehen, Krankheitszeichen vor dem Alter von sieben Jahren erkennbar waren und die
Symptome nicht besser durch eine andere Störung erklärt werden können.
Standard Diagnostiken sind:
* Ausführliche Exploration mit den Eltern und dem Kind
* Verhaltensbeobachtung (Spielsituation)
* Information aus Kindergarten und Schule
* Körperlich-neurologische Untersuchung
* Ggf. Zusatzuntersuchungen wie Labor, EEG; MRT, CT
* Beurteilungsfragebögen
* Ausführliche psychologische Test-Diagnostik ( Intelligenz-, Konzentrations-, Entwicklungs-,
Teilleistungsstörungen, Emotionalität)
Silke Däumer Wetzlarer Straße 2, 38882 Wetzlar, Tel.: 06441/79796639, [email protected]
Dipl. Sozialpädagogin, Mediatorin und Systemische Fachberatung
Ursachen:
- Einfluss der Gene
- Schädigungen des zentralen Nervensystems vor, während und nach der Geburt, können Symptome
auslösen, sind aber von geringer Bedeutung. (Alkohol-, Nikotin-, Drogenkonsum in der
Schwangerschaft, Frühgeburt mit geringem Geburtsgewicht mit gleichzeitigen Hirnblutungen,
Sauerstoffmangel im Gehirn oder Infektionen.
- Kinder betroffener Erwachsener sind in 40-60% selbst betroffen.
- Umwelteinflüsse, in denen ein Kind aufwächst, haben maßgeblich Einfluss auf die Entwicklung von
AD(H)S. Dazu gehören ungünstige psychosoziale Faktoren (wie emotionale und körperliche
Vernachlässigung in der frühen Kindheit), die das Auftreten der Störung wahrscheinlicher macht,
genauso wie eine intakte, unterstützende und psychisch gesunde Familie das Auftreten von
Symptomen oder eine Verschlechterung vermeiden.
Begleitstörungen
70% der Kinder und 80% der Erwachsenen habe Begleitstörungen in Form von Lernstörungen und
Teilleistungsschwächen, aber auch Beeinträchtigungen in umschriebenen Bereichen ihrer
Entwicklung bspw. der Sprache.
Die häufigste psychische Begleitstörung bei Kindern und Jugendlichen sind Störungen des
Sozialverhaltens (ca. 50%), depressive Störungen und Ängste. Bei Erwachsenen gehören
Depressionen (ca. 60%), Angststörungen (20-60%), Suchterkrankungen (bis zu 60%) und
Persönlichkeitsstörungen (10-20%) dazu.
Während beim hyperaktiv-impulsiven AD(H)S –Subtyp vermehrt Störungen des Sozialverhaltens
auftreten, sind beim unaufmerksamen Subtyp, der insbesondere bei Mädchen und Frauen
vorkommt, häufiger Depressionen, Ängste und Lernstörungen zu finden.
Begleitstörungen sind keine Folgen von AD(H)S, sondern Störungen die gleichzeitig bestehen. Einige
wesentliche Begleitstörungen scheinen durch eine ausgeprägte AD(H)S Symptomatik mehr oder
weniger stark begünstigt zu werden. Das gilt besonders für Störungen des Sozialverhaltens. Fachleute
berichten von ca. zehn Mal häufigerem dissozialem oder aggressiven Verhalten.
Wenn Eltern von ADSlern auch psychische Störungen, wie etwa AD(HS), Depressionen oder
Persönlichkeitsstörungen aufweisen, steigt die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von
Begleitstörungen. Vermehrt scheinen sie auch aufzutreten, wenn Familien über ein geringes
Einkommen verfügen, nicht intakt sind und lediglich ein eingeschränktes Interesse an der
Entwicklung ihrer Kinder zeigen.
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Über die Langzeitprognose des einzelnen Betroffenen, entscheiden in hohem Maße die Art und das
Ausmaß der bestehenden Begleitstörungen. Kinder und Jugendliche mit AD(H)S und einer
begleitenden, besonders früh einsetzenden, ausgeprägten Störung des Sozialverhaltens, haben ein
deutlich höheres Risiko für spätere Straffälligkeit, Drogensucht und die Entwicklung einer antisozialen
Persönlichkeitsstörung.
Man spricht von drei ADS-Subtypen:
- dem hyperaktiv-impulsiven
- dem unaufmerksamen
- dem kombinierten
Unaufmerksamkeit
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schlechte Konzentration
leichte Ablenkbarkeit
Vergesslichkeit
Impulsivität
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ständiges Unterbrechen und Stören anderer
Herausplatzen mit Antworten
nicht warten können
Hyperaktivität
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extremer Bewegungsdrang
motorische Unruhe
ständiges Laufen und Klettern
Ruhelosigkeit / Getriebenheit
Schweregrade
*Der leicht Betroffene hat eine nicht so stark ausgeprägte Symptomatik, dass er
behandlungsbedürftig wäre. Er besitzt eine höhere Kreativität, ist etwas weniger impulsgehemmt als
normal und kann sich nicht so gut konzentrieren wie andere Menschen. Er bekommt am Rande
liegende Details sehr viel besser mit.
* Der mittelschwere Betroffene ist behandlungsbedürftig und leidet neben ADHS zunehmend unter
Begleiterkrankungen. Er entwickelt aber keine Störung des Sozialverhaltens oder andere soziale
Auffälligkeiten. Unter Umständen ergreift er einen Beruf, für den er geistig deutlich überqualifiziert
ist. Das Suizidrisiko ist ohne Behandlung erhöht. Die Wahrscheinlichkeit von Schulversagen und
Versagen im Beruf nimmt zu.
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* Ein schwer Betroffener hat ein gestörtes Sozialverhalten und ein stark erhöhtes Risiko, ein
Suchtverhalten zu entwickeln oder in die Kriminalität abzurutschen. Ohne Behandlung ist er nur sehr
schwer zu (re-) sozialisieren.
Behandlung
Medikamente
Medikamentöse Behandlung bezieht sich auf das Verabreichen, von Psychostimulanzien, die den
Dopaminstoffwechsel im Gehirn beeinflussen. Sie verbessern die Verfügbarkeit dieses Botenstoffs für
die Informationsweiterleitung von Nervenzelle zu Nervenzelle und gleichen damit den relativen
Mangel an Dopamin in den betroffenen Regelkreisen aus. Nebenwirkungen sind hauptsächlich in
Appetitminderung, Schlafstörungen, Kopf- und Bauchschmerzen, Missstimmung, Weinerlichkeit
oder, seltener, das Auftreten oder die Verschlechterung von Tics.
Seit 2005 wird auch der Wirkstoff Atomoxin eingesetzt. Dieser wirkt im Gegensatz zu MPH über 25
Stunden, allerdings tritt die volle Wirkung erst einige Wochen nach Einnahmebeginn ein.
Nebenwirkungen hier sind das Auftreten von Suizidgedanken und erhöhten Leberwerten. Beide
Medikamente sind nur für Kinder zugelassen. Für Erwachsene nur dann, wenn sie schon vor dem 18.
Lebensjahr eingenommen wurden.
Verhaltenstherapie
Verhaltenstherapeutische Maßnahmen im Kindesalter orientieren sich daran, den Eltern
Informationen zu ADHS und geeignete Hilfen zum Aufbau von festen Regeln und Strukturen zu
vermitteln. Die Verbesserung der Selbststeuerung und der Aufbau bzw. die Stärkung des
Selbstwertgefühls der Kinder- und Jugendlichen gehört ebenfalls dazu. Es wurden
Therapieprogramme entwickelt, die speziell auf die Verhaltensprobleme und die Aufmerksamkeit
der betroffenen Kinder ausgerichtet sind. Das Verhalten und die Aufmerksamkeit werden durch
verschiedene Materialien und Übungen versucht zu verbessern. Es werden Pläne verwendet und den
Kindern das Wissen um Aufmerksamkeit und strategisches Handeln vermittelt. Dabei sind die Eltern
der Kontrollbestandteil in diesen Programmen.
Tiefenpsychologische Ansätze finden meist nur Anwendung, wenn Begleitstörungen und
Folgeerkrankungen wie z.B. Ängste, Depressionen, Essstörungen, Suchtprobleme,
Persönlichkeitsstörungen behandelt werden sollen.
In der Familientherapie werden positive Veränderungen und Entwicklungen der Beziehungen
zwischen den Mitgliedern von Familien angestrebt. Man vermutet, dass die Einbeziehung der Familie
in den Therapieprozess die Effektivität einer psychotherapeutischen Behandlung steigert.
Bei Schulproblemen oder im Kindergarten können neben der Beratung von Lehrern und Erziehern in
Kooperation mit den Eltern verhaltenstherapeutische Interventionen installiert werden. Hier
können Token-Systeme, eine Selbstmanagement-Therapie oder die vom Lehrer erteilte Auszeit
verwendet werden. Bei Kindern, die an ADHS leiden, muss sorgfältig geprüft werden, welche
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Schulform ihrer grundlegenden Leistung entspricht. Dabei muss immer geprüft werden, ob sie
schulisch unter- oder überfordert sind. Bei massiven Verhaltensauffälligkeiten kann auch der Besuch
einer Integrativen Klasse oder Schule für Erziehungshilfe notwendig werden.
Eine weitere Form der Hilfe kann für interessierte Eltern durch die Jugendhilfe kommen. Diese bieten
als unterstützende Maßnahmen Hilfen zur Erziehung (Erziehungsberatung, sozialpädagogische
Familienhilfe, Tagesgruppen) an. Dabei wird versucht mit erzieherischen Methoden und einer
speziellen Förderung die oft existierenden Defizite im Verhalten zu verringern und darüber eine
Verbesserung der schulischen Leistung zu bewirken.
Beim Coaching steht dem Betroffenen außer Arzt und Therapeut noch eine Vertrauensperson zur
Verfügung, die ihn unterstütz, mit ihm Ziele entwirft und mit ihm gemeinsam Strategien entwickelt,
wie diese Ziele zu erreichen sind.
Ergotherapie schafft Abhilfe, bei der häufigen Neigung zur Grobmotorik und der Störung der
Feinmotorik. Außerdem bietet Ergotherapie eine Unterstützung in alltäglichen Problemen. Z.B. dem
Erlernen von kompensierenden Strategien, angemessenem Sozialverhalten, sowie Elterntraining und
Beratung zur Förderung des Kindes im Alltag.
Folgeerkrankungen/Störungen des Sozialverhaltens/Komorbiditäten
Werden als anhaltendes Muster von unkontrollierten, dissozialen, aggressiven und aufsässigen
Verhaltensweisen bezeichnet. Es wird aufgrund des häufigen gemeinsamen Vorkommens diskutiert,
ob es sich bei diesen beiden Störungsbildern tatsächlich um zwei getrennte Störungen handelt.
Die Störung des Sozialverhaltens ist aufgeteilt in verschiedene spezifische Diagnosen:
* Auf den familiären Rahmen beschränkte Störung des Sozialverhaltens (nicht in der Schule oder im
Freundeskreis)
* Störung des Sozialverhaltens bei fehlenden sozialen Bindungen
*Störung des Sozialverhaltens bei vorhandenen sozialen Bindungen
*Störung des Sozialverhaltens mit oppositionellem, aufsässigem Verhalten
Diese Störungen gelten als Vorform der Störung des Sozialverhaltens. Sie kommen meist bei jüngeren
Kindern vor und sind selten von Gewalt geprägt.
*Sonstige Störungen des Sozialverhaltens
*Störungen des Sozialverhaltens, nicht näher bezeichnet
Umschriebene Entwicklungsstörungen, schulische Leistungsdefizite und Hinweise auf
Teilleistungsschwächen. Dazu gehören Lese-Rechtschreibstörung, isolierte Rechtschreibstörung,
Rechenstörung oder Dyskalkulie, kombinierte Störungen schulischer Fertigkeiten, sonstige
Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten etc.
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Weitere komorbide Störungen sind Intelligenzminderung, Tic-Störungen, negatives Selbstkonzept
oder depressive Störungen, Angst-Störungen (Soziale Phobie), beeinträchtigte Beziehungen, Sprachund Sprechstörungen (motorische Störungen bei der Lauterzeugung, Stottern, Poltern),
Zwangsstörungen. Im Erwachsenenalter sind komorbide Störungen z.B. Sucht, Affektive Störungen
(Störungen der Grundstimmung – Depression), Angststörungen (Soziale Phobie, Platzangst,
Klaustrophobie etc.), Persönlichkeitsstörungen und Somatisierungsstörungen (körperliche Störungen,
die nicht organischen Ursprungs sind)
Positive Motivation
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Verhalten Sie sich immer positiv, d. h. freundlich, liebevoll und motivierend
gegenüber dem Kind.
Loben Sie nicht nur Erfolge, sondern bereits die Anstrengungsbereitschaft.
Gehen Sie grundsätzlich immer nur auf eine Sache ein. Fordern Sie immer nur eine
Handlung ein, nicht mehrere zugleich.
Halten Sie dem Kind keine Fehler aus der Vergangenheit vor. Dies wirkt
demotivierend und führt zu einer negativen Grundeinstellung.
Stärken Sie das Selbstbewusstsein des Kindes durch die Übertragung sinnvoller
Aufgaben.
Appellieren Sie an die positiven Eigenschaften des Kindes: Großzügigkeit,
Hilfsbereitschaft und Gerechtigkeitssinn.
Fördern Sie Kontakte mit Gleichaltrigen. Oft kapseln sich betroffene Kinder ab, weil
Sie Angst haben, unbeliebt zu sein.
Strukturen und Sicherheit schaffen
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Strukturieren und planen Sie den Tag/die Woche und legen Sie genaue Uhrzeiten für
einzelne Handlungen fest.
Legen Sie gemeinsam mit dem Kind klare Verhaltensregeln fest und fixieren Sie
diese schriftlich. Formulieren Sie auch Konsequenzen (nicht: Strafen!) bei
Nichteinhaltung.
Führen sie ein Punktesystem mit „Belohnungspunkten“ für bestimmte Handlungen
ein. Bei Erreichen einer bestimmten Anzahl von Punkten kann es eine besondere
Belohnung oder ein kleines Geschenk für das Kind geben.
Sorgen Sie dafür, dass alle Erziehungs- und Bezugspersonen im Hinblick auf die
Erziehung des Kindes einig sind. Dazu gehören auch Lehrkräfte.
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Klare, einfache Kommunikation
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Sprechen Sie mit dem Kind grundsätzlich in fester, ruhiger und bestimmter Art
(„freundlich aber bestimmt”). Vermeiden Sie ironische, zynische oder aggressive
Aussagen.
Unterstützen Sie die Kommunikation möglichst oft durch nonverbale Mittel, wie zum
Beispiel kurzes Berühren an der Schulter. Dies löst eine Orientierungsreaktion beim
Kind aus.
Arbeiten Sie mit kurzen Feedbacks, wie zum Beispiel „okay”, „gut” oder „Stopp!”.
Vertreten Sie immer einen klaren Standpunkt und behalten Sie diesen bei – besonders
bei Anweisungen.
Diskutieren Sie nicht unmittelbar nach Konflikten bzw. einem Streit darüber. Dies
führt sofort zu neuen Auseinandersetzungen. Beenden Sie einen Konflikt lieber durch
Schaffen von Fakten oder Regeln.
Fordern Sie Regeln immer mit Entschlossenheit in Mimik, Gestik und Tonfall ein.
Stellen Sie sich vor, Sie würden dem Kind eine wichtige Regel im Straßenverkehr
erklären.
Tipps für Hausaufgaben
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Vereinbaren Sie für Hausaufgaben eine feste Uhrzeit.
Achten Sie darauf, dass das Kind einen eigenen, aufgeräumten und ungestörten
Arbeitsplatz hat.
Führen Sie ein Hausaufgabenheft und kontrollieren Sie es regelmäßig.
Teilen Sie die Hausaufgaben in überschaubare Lerneinheiten ein.
Legen Sie kurze Pausen ein.
Fordern Sie nur Wesentliches ein. Vermeiden Sie es, Kleinigkeiten wie zum Beispiel
eine unordentliche Handschrift zu kritisieren.
Beginnen Sie mit leichten Aufgaben, dann die schwierigen, zum Schluss wieder
leichtere.
Loben Sie das Kind, auch wenn es Fehler macht. Vermeiden Sie Kritik während der
Hausaufgaben.
Vermeiden Sie überflüssiges Reden.
Lassen Sie nach Fertigstellung der Hausaufgaben das Kind den Ranzen für den
nächsten Tag packen.
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