Unterhaltungselektronik Technik & Bildung Fachkunde Mikrofone Typen und Kenndaten Mikrofone wandeln Luftschall (exakt: Schallwechseldruck-Schwingungen) in eine entsprechende elektrische Spannung um. Dazu gibt es verschiedene konstruktive Möglichkeiten (Wandlerarten). Allen gemeinsam ist eine dünne, elastisch gelagerte Membran. Die Unterschiede in den technischen Daten bestimmt besonders der Wandler. M ithilfe von Kohlekörnern (Granulat) lassen sich die Schwingungen der Membran sehr simpel in elektrische Impulse umsetzen. Das erste „Kohlekörner-Mikrofon“ entstand 1980 und erfuhr fortan nur noch Detailveränderungen. So gelang es 1923, die Klangqualität besonders bei tiefen Frequenzen stark zu verbessern. Dieses Kohlemikrofon diente bis in die vierziger Jahre als Studiomikrofon und noch viel länger als Mikrofonkapsel im Telefon. Bild 1 zeigt den Grundaufbau. Es wird Hilfsenergie aus einer Gleichspannungsquelle benötigt. Das Kohlemikrofon liefert eine relativ hohe Spannung, ist also trotz seines simplen Aufbaus sehr empfindlich. Auslenkung und nicht die Geschwindigkeit zum Signal führt, handelt es sich technisch betrachtet um einen Elongationsempfänger. Dieses Mikrofon ermöglicht, da die Membran völlig frei schwingen kann, höchste Tonqualität. Die untere Grenzfrequenz wird durch die Kapazität und den Vorwiderstand bestimmt. Da man die Kapazität kaum beeinflussen kann, wählt man einen hohen Widerstandswert. Das Mikrofon ist daher hoch- ohmig und erfordert praktisch einen Impedanzwandler. Diese Problematik führte zum HF-Kondensatormikrofon. Dabei wird die Kapazität oder Impedanz mit HF-Technik gemessen. Man benutzt z. B. eine HF-Messbrücke mit phasenempfindlicher Auslesung oder setzt die Kapsel als frequenzbestimmendes Bauteil in einem Oszillator ein. Das ermöglicht den Verzicht auf einen Impedanzwandler und die Signalerzeugung bis zu beliebig tiefen Frequenzen. 1962 entstand als Weiterentwicklung das Elektret-Mikrofon, welches heute etwa 90 % Marktanteil besitzt. Dank ihrer extrem kompakten Bauweise, des geringen Preises und der guten Signalqualität finden sie sich in fast jedem modernen Sprachkommunikationsmittel (Headset, Handy, Hörgerät usw.). Die der Membran gegenüberliegende Kondensatorplatte trägt eine Elektret-Folie, in der die Membranvorspannung sozusagen „eingefroren“ ist. Dieses Mikrofon hat einen Feldeffekttransistor integriert und wird über einen mittelohmigen Widerstand an einer Gleichspannung (ab 1,5 V) betrieben, wie es Bild 3 zeigt. Die Mikrofonkapsel kann bis zu einem Millimeter klein im Durchmesser sein. Bild 1: Grundaufbau des Kohlemikrofons Kondensatormikrofone Das später entwickelte Kondensatormikrofon konnte das Kohlemikrofon teilweise verdrängen. Bild 2 zeigt das Funktionsprinzip. Eine nur wenige Mikrometer dicke, elektrisch leitfähige Membran ist dicht vor einer Metallplatte isoliert angebracht. Membran und Gegenelektrode bilden einen Kondensator, der über eine Widerstand mit einer Gleichspannung von z. B. 48 V aufgeladen wird. Das elektrische Wechselsignal entsteht durch die Membranbewegung, welche eine sich ändernde Kapazität bedeutet. Da die 72 rfe-Elektrohändler | 6 · 2013 Piezo- oder Kristallmikrofon Hier ist die Membran mechanisch mit einem piezoelektrischen Element gekoppelt (Bild 4). Dieses wird durch die Druckschwankungen minimal verformt und gibt eine entsprechende Wechselspannung ab. Üblicherweise nutzt man die Piezokeramik Blei-ZirkonatTitanat. Solche Mikrofone waren bis etwa in die fünfziger Jahre populär. Sie sind mechanisch robust, klirren aber stark und sind hochohmig. Dynamische Mikrofone Das dynamische Mikrofon arbeitet nach dem Prinzip der elektromagnetischen Induktion. Hier führt die Geschwindigkeit der MemBild 2: Schema eines Kondensatormikrofons (NF-Technik) Bild 3: Elektrischer Aufbau des Elektret-Mikrofons 1,5…15 V 3k Ua FET Wandler (hochohmig) Bild 4: Grundaufbau des Piezomikrofons branbewegung zum Signal, nicht die momentane Auslenkung, daher auch die Bezeichnung „Geschwindigkeitsempfänger“. Hauptsächlich findet man es im Live-Bereich. Das Tauchspulmikrofon ist eine spezielle Ausprägung des dynamischen Mikrofons. Der Begriff bezieht sich auf den Aufbau des in Bild 5 dargestellten Wandlers: Die Membran ist fest mit einer Spule verbunden, die in ein statisches Magnetfeld „eintaucht“. Man nutzt den Luftspalt eines Topfmagneten. Die relative Bewegung zwischen Spule und Magnetfeld erzeugt durch Induktion die Signalspannung. Die Vorteile dieses Mikrofontyps sind: \ mechanisch robust, \ verträgt hohe Schalldrücke, \ keine Spannungsversorgung erforderlich, \ relativ preisgünstig. Tauchspulenmikrofone haben aufgrund der Spulenmasse eine relativ niedrige obere Grenzfrequenz sowie ein schlechtes Impulsverhalten. Auch das Bändchenmikrofon (Bild 6) ist eine Bauform des dynamischen Mikrofons. Als Membran dient ein zickzackförmig gefalteter Aluminiumstreifen von etwa 3 mm Breite und einigen Zentimetern Länge. Er ist nur wenige Mikrometer dick. Bei Anregung durch Schall induziert die Bewegung im Magnetfeld eine der Bewegungsgeschwindigkeit entsprechende Spannung an den Enden der Aluminiumstreifens. Bändchenmikrofone besitzen einen fast frequenzlinearen Arbeitsbereich, und ihre äußerst leichte Membran verleiht ihnen eine hohe obere Grenzfrequenz und ein gutes Impulsverhalten. Bauform, Wandler und Richtcharakteristik Bild 5: Grundaufbau des Tauchspulmukrofons rfe-Elektrohändler | 6 · 2013 Die akustische Bauform eines Mikrofons ist entscheidend für Richtcharakteristik und Frequenzgang. Im Gegensatz zu Lautsprechern spielt die Membrangröße bezüglich der tiefen Töne eine geringe Rolle, da ein Mikrofon wie das Ohr lediglich als Sensor wirkt und nicht Luft im tieffrequenten Bereich mit möglichst geringem Hub verdichten muss. Man unterscheidet zwei Wandlerprinzipien: Abhängig von der akustischen Bauform des Mikrofons folgt die Membran dem Schalldruck (Druckmikrofon, ungerichtetes Mikrofon) oder dem Schalldruckgradienten (Druckgradientenmikrofon, gerichtetes Mikrofon). Bei einem Druckmikrofon ist die Mikrofonkapsel rückseitig geschlossen, beim Druckgradientenmikrofon jedoch nicht. Hieraus ergeben sich Zwänge bezüglich der Richtcharakteristik. Diese ermittelt man, indem das mit einem Sinuston beschallte Mikrofon waagerecht in 73 Technik & Bildung Fachkunde Unterhaltungselektronik Technik & Bildung Fachkunde der Mitte eines schallisolierten Raums dreht und die Spannung misst. Es ergeben sich Kugelcharakteristik, Acht, Nierencharakteristik (Bild 7) und Keulencharakteristik (Bild 8), wobei man noch spezielle (standardisierte) Ausformungen unterscheiden kann. Beispiel Bändchenmikrofon: Prinzipbedingt kann hier die Membran von beiden Seiten vom Schall erreicht werden. Die akustische Bauweise ist daher die eines Druckgradientenmikrofons. Daraus folgt die Richtcharakteristik einer Acht. Kondensatorkapseln hingegen sind sowohl als Druckmikrofon wie auch als Druckgradientenmikrofon gebräuchlich. Bild 6: Grundaufbau des Bändchenmikrofons Bild 7: Typische nierenförmige Richtcharakteristik 0° –5 dB –10 dB –15 dB –20 dB –25 dB 270° 90° 180° Bild 8: Keulenförmige Richtcharakteristik. Nebenkeulen sind in der Regel unvermeidbar. 0° –5 dB –10 dB –15 dB –20 dB –25 dB 270° 90° Technische Daten Das Wandlerprinzip bestimmt maßgeblich die technische Qualität des Mikrofons, die durch \ Impedanz, \ Empfindlichkeit, \ Rauschabstand, \ Frequenzgang, \ Klirrfaktor, \ Impulstreue charakterisiert wird. Als Impedanz bezeichnet man den Innenoder Ausgangswiderstand meist bei 1 kHz. Ein Standardwert für dynamische Mikrofone ist 600 Ω. Bei Elektret-Mikrofonen sind es einige Kiloohm. Die Empfindlichkeit gibt man mit dem der Membrangröße etwa proportionalen Feldübertragungsfaktor in Millivolt pro Pascal (mV/Pa) an. Beispielsweise haben 1/4-ZollElektret-Kapseln 5...10 mV/Pa und 1-ZollKapseln bis zu 100 mV/Pa. Je kleiner eine Kapsel, desto stärker ist ihr Eigenrauschen im Verhältnis zum elektrischen Signal bei konstanter Beschallung, also der Rauschabstand. Der Frequenzgang resultiert aus der Bauform, der Mikrofonabstimmung und dem Wandlerprinzip. Je kleiner und je leichter die Membran, desto weniger Eigenresonanzen besitzt sie im hörbaren Bereich, und je weniger sie selbst in Resonanz gerät, desto unverzerrter gibt sie den Klang wieder. Der Klirrfaktor gibt den Anteil nichtlinearer Verzerrungen an. Bei dynamischen Mikrofonen ist er besonders gering. Die Impulstreue wird mit einem Schall-Norminpuls getestet. Weiter unterscheiden sich Mikrofone durch die Art des Anschlusses. Dieser kann sowohl symmetrisch als auch unsymmetrisch mit verschiedenen Steckverbindertypen erfolgen. Frank Sichla 180° 74 rfe-Elektrohändler | 6 · 2013 Bauelemente und Baugruppen MOS-FETs als Schalterelement In der Praxis benutzt man zunehmend elektronische Bauelemente mit Schaltereigenschaften anstelle der früher üblichen mechanischen Schalter. Diese haben den Vorteil, dass sie trägheitslos und prellfrei arbeiten, keinem Verschleiß unterliegen und damit eine hohe Stabilität und lange Lebensdauer haben. D ie elektrischen Eigenschaften der Bauelemente entsprechen, durch geeignete Maßnahmen unterstützt, denen herkömmlicher Schalter, das heißt, sie besitzen zwei Zustände, von denen der eine leitend ist und den Strom hindurchlässt, der andere hochohmig ist und den Stromfluss sperrt. Derartige Eigenschaften erzielt man auch bei analogen Bauelementen wie Transistoren und MOS-Systemen (MOS, metal oxide semiconductor), obwohl diese von Natur aus eine lineare Kennlinie aufweisen. Doch auch diese besitzen im leitenden Zustand einen niederen Widerstand, der einem geschlossenen Schalter entspricht. Im gesperrten Zustand ist ihr Widerstand sehr hochohmig und entspricht einem geöffneten Schalter. Wichtig ist, dass sie den Wechsel zwischen den beiden Zuständen sehr rasch vollziehen. Das gilt vor allem dort, wo elektrische Größen als Signale benutzt und trägheitslos geschaltet werden müssen, z. B. in der Kommunikationstechnik. Derartige Eigenschaften werden vor allem von MOS-Elementen erfüllt. Vom MOS-Element zum idealen Schalter MOS-Schalter besitzen gegenüber bipolaren Transistoren, zu denen die herkömmlichen Sperrschichttransistoren gehören, nur eine gleichleitende, ladungsträgerführende Schicht und werden deshalb auch „unipolare Transistoren“ genannt. Durch technologische Fortschritte konnte man die MOS-Strukturen soweit verkleinern, dass sehr kurze Ladungsträgerlaufzeiten zustandekommen und dass diese mindestens ebenso schnell sind wie bipolare Transistoren. Das Prinzip des Feldeffekt-Transistors wurde bereits 1928, also lange vor Beginn des Halbleiterzeitalters von Lilienfeld entdeckt und zum Patent angemeldet. Wegen der damals fehlenden Halbleiterwerkstoffe hatte es aber zunächst keine praktische Bedeutung. Auch als diese Werkstoffe verfügbar waren, hatte man den Feldeffekt relativ spät genutzt. Dabei bietet er eine Reihe von Vorteilen wie rfe-Elektrohändler | 6 · 2013 der Möglichkeit, mit geringen Betriebsspannungen zu arbeiten und ihn auf Grund des sehr hohen Eingangswiderstandes leistungslos zu steuern. Entsprechend gering ist auch die im Kristall in Wärme umgesetzte Verlustleistung. der Halbleiterkristall selbst (Substrat). Der andere kann eine komplementäre (andersleitende) Halbleiterschicht sein, also eine nleitende Schicht in einem p-leitenden Kristall oder umgekehrt. Zwischen beiden entsteht ein pn-Übergang, der mit einer entsprechend gepolten Spannung gesperrt werden und die Komplementärschicht vom übrigen Kristall isolieren kann. Derartige Bauelemente nennt man Sperrschicht-FETs oder JFET von Junction-FET. Der Teil des FET, mit dem diese Stromsteuerung möglich wird, ist das Tor oder Gate. Wird der zwischen Gate und Substrat bestehende pn-Übergang in Sperrrichtung betrieben, erzielt man Eingangswiderstände zwischen 10 MΩ und 100 MΩ. Wesentlich hochohmiger sind diese Werte bei oxidisolierten Feldeffekt-Transistoren, bei denen das Tor eine Metallschicht ist, die durch eine dünne Quarzschicht (SiO2) vom Kanal isoliert wird. Der Eingangswiderstand Aufbau und Wirkung der MOS-Systeme Der Ladungsträgerstrom wird in MOS-Elementen innerhalb des Halbleiterkristalles zwischen der Quelle (Source) und dem Abfluss (Drain) durch ein von außen einwirkendes elektrisches Feld gesteuert. Dieses Feld drängt die Ladungsträgerbahnen im Kristall zusammen und verringert damit den hindurchfließenden Strom. Elektrische Felder entstehen zwischen zwei durch einen Nichtleiter getrennte Leiter, zwischen denen eine Spannung wirkt. Bei Feldeffekt-Transistoren (FET) ist einer der feldbestimmenden Leiter Typ n-Kanal-Verarmungstyp (selbstleitend) Kennlinienfeld Schichtenaufbau SiO2 (Quarz) Gate Source Drain ID UP p-Kanal-Verarmungstyp (selbstleitend) Gate Drain n-Si Substrat Source n-Kanal-Anreicherungstyp (selbstsperrend) n-Kanal-Anreicherungstyp (selbstsperrend) Drain Gate Drain n-Si p-Si Substrat p-Si 30 V ID Gate UDS ±2 V 4V Source Ra + US – Ra – US + Ra + US – UDS –4 V –3 V –2 V –1 V –0,5 V 30 V ±2 V –UDS 4V 3V 2V 1V 0,5 V 30 V –ID Drain –2 V –1 V 0V 1V 2V p-Si p-Si n-Si Substrat n-Si Source 30 V –ID UP Gate Substrat 2V 1V 0V –1 V –2 V p-Si n-Si Substrat Source Schaltung –UDS Ra – US –4 V + Bild 1: Übersicht über den grundsätzlichen Aufbau, die Kennlinienfelder, Schaltzeichen und Spannungsversorgung möglicher MOS-Systeme 75 Technik & Bildung Fachkunde Unterhaltungselektronik Technik & Bildung Fachkunde US US p-Kanal Ra UE UA UE a) UA n-Kanal b) Bild 2: Grundschaltung. a) NMOS-Schalter; b) CMOS-Inverter. analoger Eingang p-Kanal analoger Ausgang n-Kanal Steuerung (Freigabe) Inverter Bild 3: Prinzipschaltung eines Analogschalters mit komplementären MOSFETs US Eingang Ausgang CS 0 Ausgangssperre CS Bild 4: CMOS-Schalter mit zusätzlichem Freigabeeingang wird hier nur von der Quarzschicht bestimmt und die liegt bei etwa 1015 Ω. Derartige Bauelemente werden MOSFET oder IGFET (Isoliertes Gate) genannt. MOSFETs bzw. IGFETs werden in verschiedenen Technologien und Bauformen hergestellt und als VMOS-, SIPMOS-, NMOS oder CMOS angeboten. Je nach Dotierung stehen im Kanal vorwiegend Elektronen (nKanal-Typen) oder Löcher bzw. Defektelektronen (p-Kanal-Typen) als freie Ladungsträger zur Verfügung. Eine weitere Unterscheidung trifft man danach, ob der Kanal zwischen Source und Drain durch die Dotierung dauernd vorhanden ist oder ob er erst durch eine angelegte Gate-Source-Spannung zustande kommt. Ist er dauernd vorhanden, so kann er durch das elektrische Feld des Gates eingeschnürt und der hindurchfließende Strom verringert werden. Man spricht hier von selbstleitenden Typen oder Verarmungstypen. Überschreitet 76 bei ihnen die Gate-Source-Spannung den Wert der Abschnür- oder Pinch-off-Spannung UP, so wird der Drainstrom praktisch null. Im Kennlinienfeld ist Up die Spannung, bei der die Kennlinien ohne angelegte GateSource-Spannung den Bereich konstanten Stromes verlassen (Bild 1). Wird beim Verarmungstyp die Gate-SourceSpannung umgepolt, so erhöht diese den Drainstrom. Dieses Verhalten ist für lineare Verstärker günstig, für Schalteranwendungen dagegen ungeeignet. Deshalb verwendet man für diese Zwecke die sog. Anreicherungstypen nach Bild 1. Bei ihnen ist der Kanal nicht dotiert und damit auch nicht vorhanden. Dementsprechend fließt hier ohne Gate-Source-Spannung auch kein Strom zwischen Source und Drain. Das Bauelement ist selbstsperrend. Legt man dagegen eine entsprechend gepolte Spannung zwischen Gate und das als Source dienende Substrat, so werden die darin verfügbaren Minoritätsträger – das sind freie Ladungsträger, die in der Minderzahl sind – in die Nähe des Gates gezogen. Dort bilden sie den eigentlichen Kanal, über den Ladungsträger transportiert werden und über den dann Strom fließt. Bei n-leitendem Substrat entsteht durch eine negative Gate-Source-Spannung ein p-leitender Kanal. Im p-leitenden Substrat erhält man dagegen durch eine positive Gate-Source-Spannung einen n-leitenden Kanal. In beiden Fällen wird das Bauelement niederohmig und bleibt das solange, solange die Spannung am Gate wirkt. Im Prinzip ist es gleichgültig, ob es sich dabei um n-Kanal- oder p-Kanal-FET handelt. Trotzdem bevorzugt man dort, wo es auf extrem kurze Umschaltzeiten ankommt, den n-Kanal-Typ (NMOS-Technologie). Bei ihm wird der Kanal durch freie Elektronen gebildet, die im Kristall wesentlich beweglicher sind als Löcher. Sie eignen sich besonders gut als Schalter in digitalen Schaltkreisen mit der sog. positiven Logik, bei der die 1-Signale durch positive Spannungen gebildet werden. CMOS-Bauelemente als Analogschalter CMOS-Zellen haben auch in der Analogtechnik große Bedeutung. Ihr komplementärer Aufbau vermeidet zwangsläufig gekrümmte Übergangskennlinien und befreit, wie man das von einem idealen Schalter erwartet, vom Zwang einer bestimmten Spannungspolarität. Deswegen dienen CMOSZellen oft als Analogschalter. Um beide Polaritäten der Analoggröße (z. B. einer Sinusspannung) verzerrungsfrei durchzulassen, werden ein n-Kanal- und ein p-Kanaltyp parallel geschaltet (Bild 3). Ein zusätzlicher Inverter legt an das Gate des p-Kanalteils negative Spannung, wenn am Gate des n- Kanalteils die positive Freigabespannung wirkt. Damit werden beide MOS-Teile gleichzeitig leitend. Andererseits werden sie gleichzeitig gesperrt, wenn die Steuerspannung null wird. Anwendung finden diese Schalter beispielsweise in der Audiotechnik, um Signalquellen zu- oder abzuschalten. Darüber hinaus haben sie in Multiplexeinrichtungen, in denen analoge Signale abgetastet, quantisiert und damit in Digitalgrößen umgewandelt werden, eine große Bedeutung. Der komplementäre Aufbau der CMOS-Zellen vermeidet gekrümmte Übergangskennlinien und befreit, wie man das von einem idealen Schalter erwartet, vom Zwang einer bestimmten Spannungspolarität. In der Praxis ist man bestrebt, den Leistungsbedarf der Bauelemente zugunsten der Funktionsdichte und der Schaltgeschwindigkeit gering zu halten. Deshalb ersetzt man den Drainwiderstand, in dem ja bei eingeschaltetem Strom elektrische Leistung in Wärme umgesetzt wird, durch ein zweites komplementär wirkendes MOS-System. Es handelt sich um einen p-Kanal-Typ, der stets dann gesperrt ist, wenn der n-Kanal-Typ leitend wird. Diese Kombination aus n- und p-Kanaltypen nennt man CMOS-Technik, wobei das C auf Complementary, also Komplementär hinweist. Bei offener (hochohmiger) Eingangsleitung sind beide MOS-Systeme gesperrt und damit hochohmig. Damit ist auch der Ausgang hochohmig und potentialfrei. Legt man den Eingang auf Nullpotential (z. B. auf ein binäres 0-Signal) so wird der n-Kanal-Typ hochohmig bleiben, der p-Kanal-Typ schaltet dagegen durch und wird niederohmig. Die positive Betriebsspannung wird als Ausgangsspannung UA (z. B. als binäres 1-Signal) wirksam. Fügt man dem Eingang ein positives Signal (1-Signal) zu, so wird der p-Kanal gesperrt und der n-KanalFET schaltet durch. Er zieht den Ausgang auf Nullpotential (0-Signal) herab. CMOSZellen besitzen somit die negierende Wirkung einer NICHT-Schaltung bzw. eines Inverters, der elektrische Signale invertiert, das heißt in ihrer Richtung bzw. Polarität umkehrt und beispielsweise aus einem 0-Signal ein 1-Signal oder umgekehrt macht. Da bei offenem Eingang beide Systeme gesperrt und in diesem hochohmigen Zustand praktisch wirkungslos sind, werden sie in Computersystemen zur Bussteuerung verwendet. Wegen dieses dritten hochohmigen Zustandes bezeichnet man das Verhalten der Bauelemente auch als Tristate-Verhalten. Ein weiteres zugeordnetes MOS-System gibt entsprechend dem Bild 4 ihren Ausgang nur unter bestimmten Voraussetzungen frei und sorgt dafür, dass nur die freigegebenen CMOS-Zellen wirksam werden. Damit lässt sich beispielsweise die Richtung des Datenaustauschs auf Bussen steuern. rke rfe-Elektrohändler | 6 · 2013 Spannungsfolger mit slew-rate Licht ns 0…1 kV UV USt. R Probe UL V 1G dUV UL = 1 GΩ · –––– · CProbe dt c Bild 1: Versuchsaufbau UE U USt. a) t e Bild 2: Verschiedene Verzögerungsverläufe UE U USt. b) t d Bild 3: Spannungsfolger mit slew-rate R2 – N1 R1 10 k – UE 1M + C 1n N2 ΔU In einem Messaufbau aus dem Bereich Solarzellenentwicklung (Bild 1) lag folgende Situation vor: Die zu untersuchende Probe mit kapazitiver Charakteristik ist mit 0…1 kV vorgespannt. Jeder eingestrahlte kurze Lichtblitz lässt an R einen kleinen Spannungsimpuls abfallen, der von V weiterverstärkt wird. Aus Amplitude, Form und Abklingzeit, in Abhängigkeit von UV, lassen sich Rückschlüsse auf die Probe ableiten. Im Interesse hoher Bandbreite besitzt der Verstärker V keinen Überspannungsschutz. Daher besteht die Gefahr, dass bei allzu rascher Neueinstellung von UV der Ladestrom durch die Probe und somit der Abfall an R zu groß wird und den Eingang von V zerstört. Weil die Steuerspannung USt. manuell oder von einem Computer variiert wird, muss mit Fehlern infolge mangelnder Vorsicht oder Softwareproblemen gerechnet werden. Wirksamen Schutz bietet nur eine fest installierte Verzögerung. Ein simples R-C-Glied ergäbe einen Verlauf von USt. gemäß Bild 2 a, mit abnehmender Steilheit. Optimal wäre aber ein rampenförmiger Anstieg (b): Die Steilheit wird auf ein noch zulässiges Maß eingestellt; während der gesamten Umladezeit ist der Verstärker nie gefährdet, 1M + UA 2 x AD 820 trotzdem wird der Endwert schnellstmöglich erreicht. Diese Aufgabe wurde durch die Anordnung entsprechend Bild 3 gelöst. Der Einsatz des rail-torail-Typs AD 820 für N1 und N2 ermöglicht eine sehr einfache Schaltung. UA folgt verzögert jeder Änderung von UE, wobei die Rampe eine Steilheit von dUA/dt = UB/(R1 · C) aufweist, im hier gezeigten Beispiel mit symmetrischer Betriebsspannung UB = ±10 V sind es 10 V/ms. Um die Stabilität dieser gegengekoppelten Schaltung auch bei hohen Frequenzen zu gewährleisten, muss R2 eingefügt werden. Seine Bemessung hängt von R1, C sowie dem VerstärkungsBandbreite-Produkt von N1 ab und sollte empirisch erfolgen. Es treten zwei kleine Abweichungen von der idealen Spannungsrampe auf – ein Sprung ΔU zu Beginn und ein leichtes Überschwingen am Ende. In der Dimensionierung nach Bild 3 wurde mit R2 = 10 kΩ erreicht: ΔU = 120 mV, Überschwingungen 80 mV, völlig eingeschwungen 60 μs später. Mit R2 = 4,7 kΩ lauten die Werte: ΔU = 60 mV, Überschwingen 100 mV, Abklingzeit 150 μs. Alle Angaben gelten für UB = ±10 V und sind unabhängig von UE und der Sprunghöhe ΔUE. Michael Franke Strommonitor für positive und negative Werte I 20 m 20 m 100 100 +IN 5V -15 V 100 –IN 5V UOUT LT 6105 100 –IN U+ U– Der LT 6105 ist ein Stromfühlverstärker, der auch mit sehr kleinen Spannungsabfällen sowie positiven und negativen Strömen zurechtkommt. Der Eingangs-Gleichtaktbereich ist sehr groß. Außerdem ist der IC anspruchslos bei der Versorgung. Bereits mit 3 V Betriebsspannung sind viele Anwendungen möglich. Für die Überwachung I UA 4,99 k -15 V +IN U+ UOUT U– LT 6105 UA 4,99 k Verarbeitung positiver und negativer Ströme ohne Schaltungsänderung rfe-Elektrohändler | 6 · 2013 von mittleren bis hohen Versorgungsströmen ist die gezeigte Beschaltung meist optimal. Die beiden Darstellungen zeigen: Vertauscht man die Eingänge, ändert sich nur die Richtung der Ausgangsspannung, nicht aber deren Betrag. Bei 1 A entsteht hier ein Spannungsabfall von 20 mV, den der LT 6105 mit hoher Genauigkeit auf 1 V verstärkt. Alle Widerstände bestimmen die Genauigkeit mit und sollten 1 % Toleranz besitzen. Si. Linear Technology Design Note 451, 2008 77 Technik & Bildung Praxistipps