Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt Sachsen-Anhalt 1 Sachsen-Anhalts Aktivitäten im Bereich Klimaänderung und -anpassung im Kontext europäischer und deutscher Aktivitäten Michael Dörffel Der Zwischenstaatliche Ausschuss für Klimaänderungen IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change), Teil des Umweltprogramms der Vereinten Nationen UNEP, trägt seit Jahren Forschungsergebnisse unterschiedlicher Disziplinen zusammen, darunter besonders auch solche des Bereichs der Klimatologie. Die Risiken des Klimawandels werden beurteilt und Vermeidungsstrategien in den IPCC-Berichten vorgestellt. Diese gelten als die weltweit kompetentesten wissenschaftlichen Ausarbeitungen zum Klimawandel. Bereits im vorausgegangenen Dritten Sachstandsberichts von 2001 machte der IPCC grundlegende Aussagen über zukünftige Klimaveränderungen. Diese Aussagen sind momentan die dominierende Basis der politischen und wissenschaftlichen Diskussionen über die globale Klima-Erwärmung. Die Veröffentlichung im 4. Sachstandsbericht wurde am 2. Februar 2007 mit dem ersten Teil des gesamten Reports begonnen und beinhalten zum Teil alarmierende Aussagen. An der Erwärmung des Klimasystems besteht kein Zweifel mehr. Auch Deutschland ist vom Klimawandel betroffen. Die im April von Deutschen Wetterdienst veröffentlichten Daten belegen einen Anstieg der Jahresmitteltemperatur in Deutschland seit 1901 von fast 0,9 ° C - dagegen betrug die globale Erwärmung nur etwa 0,74° C. Mit dem Ziel, die Klimaänderungen auf ein erträgliches Maß zu begrenzen, hat sich die Europäische Union zum Ziel gesetzt, den Anstieg der Erwärmung auf höchstens 2° C gegenüber vorindustriellen Werten zu begrenzen. Angesichts der vom IPCC angegebenen Spanne der Zunahme der globalen mittleren Temperaturerhöhung von 1,1° bis 6,4° C bis zum Jahre 2100 halten namhafte Wissenschaftler dieses Ziel als wenig realistisch. Auf einem interdisziplinären Symposium über Nachhaltigkeit in Potsdam forderten eine Reihe von Nobelpreisträgern am 10. Oktober 2007 weit drastischere Schritte bei der Kohlendioxidreduktion, als bislang angekündigt. Unter den Teilnehmern der Potsdamer Tagung war auch der Vorsitzende des Klimarates der Vereinten Nationen (IPCC), Rajendra Pachauri. Der indische Ingenieur und Ökonom bekräftigte noch einmal, dass die Staatengemeinschaft ihre Anstrengungen deutlich erhöhen muss, wenn sie die Klimaerwärmung noch in erträglichen Grenzen halten will und betonte: "Wenn wir es schaffen wollen, die globale Erwärmung auf zwei Grad Celsius zu beschränken, dann müssen wir unseren Treibhausgas-Ausstoß schon in den nächsten Jahren stabilisieren. Und ihn danach stark reduzieren. Das muss so aussehen, dass die Emissionen im Jahr 2050 mindestens 50 Prozent geringer sind als heute. Wenn wir diesen Weg nicht einschlagen, werden die Folgen schrecklich sein." So steht es nun auch im so genannten Memorandum, das Nobelpreisträger und Klimaforscher in Potsdam verabschiedeten. Die Welt müsse versuchen, das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen und ihren Treibhausgas-Ausstoß deshalb bis zur Jahrhundertmitte halbieren. Das klingt ambitioniert: minus 50 Prozent CO2 bis 2050. Doch es kommen Zweifel auf, ob das wirklich genügt, um unter der kritischen Zwei-Grad-Schwelle zu bleiben. Auch Deutschland wird den Klimawandel noch stärker zu spüren bekommen. Welche Gefahren damit in den nächsten drei Jahrzehnten verbunden sind, dazu äußert sich die Deutsche Meteorologische Gesellschaft jetzt in einer Stellungnahme. Demnach schreitet die Erwärmung in Mitteleuropa schneller voran als im Weltmittel. In Deutschland dürfte es im Jahr 2040 bereits 1,7 Grad wärmer sein als vor Beginn der Industrialisierung, so die Meteorologen. Der Meeresspiegel könnte zehn Zentimeter höher sein als heute - bei Sturmfluten sogar um bis zu 20 Zentimeter. Ihr Resümee: Das Land muss sich auf größere Schäden durch Unwetter-Ereignisse einstellen. Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt Sachsen-Anhalt 2 Im Grünbuch der EU: „Anpassung an den Klimawandel in Europa - Optionen für Maßnahmen der Europäischen Union“ vom 29. Juni 2007 heißt es: „Der Klimawandel stellt heute eine doppelte Herausforderung dar. Erstens können die schwerwiegenden Folgen der Klimaänderung nur durch eine frühzeitige und drastische Verringerung der Emissionen von Treibhausgasen (THG) verhütet werden. Der zügige Übergang zu einer Wirtschaft mit geringem Kohlenstoffeinsatz ist daher der Hauptpfeiler der integrierten Klimaschutz- und Energiepolitik der EU und Voraussetzung für die Erwirklichung des Zieles der EU, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperaturen auf weniger als 2°C gegenüber dem vorindustriellen Stand zu halten. Bei einem Anstieg von über 2 C erhöht sich das Risiko einer gefährlichen und unvorhersehbaren Klimaänderung deutlich, und die Kosten der Anpassung eskalieren“. Das Grünbuch der EU analysiert in sechs Punkten den Erkenntnisstand zu den zu erwartenden Klimaänderungen in Europa, zu den Auswirkungen und zur Notwendigkeit eines europaweit abgestimmten Handelns. Es werden sowohl die Bereiche benannt, in denen vordringlicher Handlungsbedarf besteht als auch erste zeitliche und inhaltliche Vorstellungen entwickelt. Die Kommission stellt zutreffend fest, dass der Anpassungsprozess komplex und die Schwere der Auswirkungen regional und auch lokal sehr unterschiedlich sein wird. Sie begründet die Notwendigkeit eines EU-abgestimmten Handelns damit, dass beispielsweise Landwirtschaft, Wasser, Biodiversität, Fischerei und Energienetze durch den gemeinsamen Binnenmarkt und gemeinsame Politiken weitgehend integriert sind und es daher sinnvoll ist, Anpassungsziele direkt in diese Politiken einzubinden. Nach Ansicht der Kommission sind Anpassungsstrategien schwerpunktmäßig in den Bereichen Landwirtschaft und Entwicklung des ländlichen Raums, Industrie und Dienstleistungen, Energie, Verkehr, Gesundheit, Wasser, Meeresumwelt und Fischerei, Ökosysteme und biologische Vielfalt, andere natürliche Ressourcen und in Querschnittsfragen zu entwickeln. Darüber hinaus sieht sie die Notwendigkeit außenpolitischer Maßnahmen, schwerpunktmäßig hinsichtlich der Unterstützung der Entwicklungsländer, einer verstärkten Forschung auf diesen Gebieten und der Entwicklung auch koordinierter und umfassender Anpassungsstrategien. Die Kommission definiert in ihrem Grünbuch vier Schwerpunkte, die sie als Pfeiler ihrer Klimapolitik bezeichnet: ¾ Frühzeitiges Handeln in der EU, ¾ Einbeziehung von Anpassungserfordernissen in außenpolitische Maßnahmen der EU, ¾ Verringerung der Unsicherheit durch Erweiterung der Wissensgrundlage durch integrierte Klimaforschung, und ¾ Einbeziehung der europäischen Gesellschaft, der europäischen Wirtschaft, und des europäischen öffentlichen Sektors in die Entwicklung koordinierter und umfassender Anpassungsstrategien. Welche Weichen haben nun Bundesregierung und Länder gestellt: Am 22. März 2007 betonten die Umweltminister in ihrer „Düsseldorfer Erklärung“ die Notwendigkeit einer abgestimmten nationalen regionalen Strategie und beschlossen, die Bundesregierung bei der Entwicklung eines nationalen Konzeptes zur Anpassung an den Klimawandel zu unterstützen. Sie verwiesen darauf, dass die Länder in Bereichen wie der Raumordnung und Landesplanung, der Wasserwirtschaft, dem Naturschutz und auf vielen anderen Gebieten über eigene Zuständigkeiten verfügen, mit denen sie Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel umsetzen können. Folgerichtig werden die Länder nun im Rahmen eines kürzlich ins Leben gerufenen Bund-Länder-Arbeitkreises die Entwicklung einer Nationalen Strategie zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt Sachsen-Anhalt 3 mitgestalten. Die konstituierende Sitzung fand am 6. September in Bonn statt; der Arbeitskreis wird durch das BMU geleitet. Der BLAK wird einerseits den Prozess der Erarbeitung einer Nationalen Strategie begleiten, parallel aber auch als eine Austauschplattform zwischen den Ländern sowie zwischen dem Bund und den Ländern dienen. Als nächste Aufgaben sieht der BLAK eine Verständigung an ¾ ¾ ¾ ¾ ¾ in Hinblick auf eine gemeinsame Ausgangslage (Klimaänderungen), auf die Methodik für eine Risikobewertung, auf die Einigung hinsichtlich prioritärer Handlungsfelder, auf die Identifizierung von Forschungslücken sowie auf die jeweils zuständigen Akteure erfolgen. Parallel zur Gründung des BLAK wurde am 17. Oktober 2006 im Umweltbundesamt Dessau das Kompetenzzentrum Klimafolgen und Anpassung mit dem Synonym „KomPass“ gegründet. Auf der WEB-Site von KomPass heißt es dazu: „Wie Mosaiksteine fügen sich die verschiedenen wissenschaftlichen Studien nach und nach zu einem Bild über die zu erwartenden Klimaänderungen und deren voraussichtliche Folgen zusammen. Doch braucht dieses Bild noch Tiefenschärfe. Es kommt jetzt darauf an, zukünftige, regionale Auswirkungen des Klimawandels frühzeitig zu erkennen und durch aktive Anpassung Schäden zu vermeiden oder zumindest zu begrenzen.“ KomPass will nach eigener Darstellung die Risikowahrnehmung der Entscheidungsträger in Unternehmen und Verwaltung schärfen. Mittelfristig erlaubt die Arbeit mit KomPass den Unternehmen und den Verwaltungen, ihre Anfälligkeit gegenüber Klimaänderungen besser einzuschätzen, systematisch Risikovorsorge gegenüber dem Klimawandel zu treffen und so treibhausbedingte Schäden zu vermindern. Nachfolgend wird auf die von der Landesregierung Sachsen-Anhalts eingeleiteten Maßnahmen und ihre Einbettung in die auf europäischer und nationaler Ebene angeschobenen Maßnahmen eingegangen. Die aktuellen Diskussionen haben auch in Sachsen-Anhalt dazu geführt, verstärkt über größere Anstrengungen im Bereich des Klimaschutzes, der Klimaforschung und der Entwicklung von Strategien zur Anpassung der Systeme an die bereits unvermeidbar eintretenden Klimaänderungen nachzudenken. Anlässlich eines ersten Workshops des Landesamtes für Umweltschutz Halle (Saale) am 16. Juni 2006 wurde ein Memorandum des Fachbereichs Geowissenschaften der Martin-LutherUniversität Halle-Wittenberg, des Agrarmeteorologischen Dienstes des Deutschen Wetterdienstes Leipzig und des Umweltforschungszentrums Leipzig Halle vorgestellt und diskutiert. Als Kernaussage wird darin auf die besondere Vulnerabilität des mitteldeutschen Raumes und die Notwendigkeit einer angewandten Klimafolgenforschung hingewiesen. Am 23. Februar befasste sich der Landtag Sachsen-Anhalts mit Anträgen mehrerer Fraktionen zum Klimaschutz und zu den Anpassungsstrategien an den Klimawandel und verpflichtete die Landesregierung, in den Ausschüssen für Umwelt, für Wirtschaft, Landesentwicklung und Verkehr, für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie für Finanzen über ihre bisherigen Aktivitäten in den Bereichen Klimaschutz, Klimaänderung und mögliche Folgen des Klimawandels zu informieren und die Vorstellungen zur Entwicklung von Anpassungsstrategien darzulegen. Festgelegt worden ist auch, dass der Klimaschutz bei der Überarbeitung des zu entwickelnden Landesenergiekonzeptes 2007 entsprechend seiner Tragweite umfassend zu berücksichtigen ist. Dieser Beschluss unterstützt die Auffassung der Ministerin für Landwirtschaft und Umwelt Frau Wernicke, dass die Fragen des Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt Sachsen-Anhalt 4 Klimaschutzes künftig bei allen Entscheidungen in den Ressorts eine noch stärkere Berücksichtigung finden müssen. Der Landtag hat weiterhin zwei Anhörungen durchgeführt, in der namhafte Wissenschaftler und Fachleute - auch Mitglieder der fach- und ressortübergreifenden Arbeitsgruppe „Klimawandel“ wie Herr Professor Frühauf von der Martin-Luther-Universität Halle, Herr Dr. Müller vom Deutschen Wetterdienst oder Herr Professor Eichhorn von der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt in Göttingen Gelegenheit hatten, auf die Klimaentwicklung, deren mögliche Auswirkungen sowie auf die Handlungserfordernisse auch für Regionen in Sachsen-Anhalt hinzuweisen. Die Landesregierung hat am 17. April 2007 eine Doppelstrategie beschlossen und das Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt beauftragt: ¾ zum einen die bereits erwähnte ressort- und fachübergreifende Arbeitsgruppe „Klimawandel“ einzusetzen, die unter anderem die Betroffenheit der Ressort analysiert sowie die Entwicklung von Handlungsstrategien zur Anpassung an den Klimawandel unterstützt und ¾ zum anderen das Klimaschutzprogramm des Landes aus dem Jahre 1997 fortzuschreiben. In beiden Aufgabenbereichen wurde zwischenzeitlich ein guter Arbeitsfortschritt erreicht. Die o. g. Arbeitsgruppe „Klimawandel“ des Landes hat ihre Arbeit aufgenommen. In ihr sind Mitarbeiter der Ministerien für Landwirtschaft und Umwelt, für Wirtschaft, Landesentwicklung und Verkehr, Kultus, Gesundheit und Soziales, der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft, der Landesämter für Umweltschutz sowie für Geologie und Bergwesen, der Landesanstalt für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau, der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt, der Universitäten von Halle und Magdeburg, des Deutschen Wetterdienstes, Niederlassung Leipzig, der Hochschulen Magdeburg-Stendal und Anhalt sowie dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH - UFZ vertreten. Die konstituierende Sitzung der Arbeitsgruppe fand am 28. Juni 2007 statt; in der Zwischenzeit sind die Mitglieder der AG von Frau Ministerin berufen worden. Die AG wird vom MLU geleitet; dem Landesamt für Umweltschutz (LAU) wurde die Geschäftsführung übertragen. In der 1. Sitzung sind die Ziele der AG abgestimmt worden. Diese werden in der Bündelung des Erkenntnisstandes, der Eruierung des Handlungsbedarfs sowie dem Vorschlag von Prioritäten bei der Aufgabenbearbeitung, einer Koordinierungsfunktion und Politikberatung gesehen. Die Erarbeitung dieses ersten Berichtes an die Landesregierung wurde abgestimmt. Am 19.10.2007 führte das Landesamt für Umweltschutz seinen den 2. Worshop ”Klimaänderungen und Anpassung in Sachsen-Anhalt - Sachstand und Handlungsfelder“ durch, der von mehr als 80 Personen - zumeist Fachleuten - besucht worden ist. Informiert und diskutiert wurde über die nachfolgenden Themen, in denen auch in diesem Bericht ausgeführt ist: • Sachsen-Anhalts Aktivitäten im Bereich Klimaänderung und Anpassung im Kontext europäischer und deutscher Aktivitäten, • Die Klimadatenbank für das Land Sachsen-Anhalt, • Auswertung der regionalen Klimaprojektionen für das Land Sachsen-Anhalt (WETTREG), • Bodenschonende und wassersparende Anbausysteme, • Ein vereinfachtes Modell zur Simulation der Erderwärmung durch anthropogenes CO2. Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt Sachsen-Anhalt 5 Die zweite Sitzung der AG „Klimawandel“ fand gleichfalls am 19.10.2007 im Anschluss an den 2. Worshop statt. Im Informationsteil der Beratung wurde berichtet aus dem 9. Bund-Länder Fachgespräch „Klimafolgen“ sowie dem 4. Fachgespräch „Interpretation regionaler Klimaprojektionen am 24. und 25. September, bei dem das Landesamt für Umweltschutz in Halle Gastgeber war. Weiterhin wurde die 1. Sitzung des BLAK „Nationale Anpassungsstrategie an den Klimawandel“ am 6.09.2007 ausgewertet und die 2. Sitzung dieses BLAK am 26.10.07 vorbereitet. Das Land Sachsen-Anhalt wird durch je einen Mitarbeiter aus dem Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt und dem Landesamt für Umweltschutz vertreten. Das LAU informierte über das Projekt „Monitoring von Klimaveränderungen und deren Auswirkungen mit Bioindikatoren (Klima-/Biomonitoring)“ des Länderarbeitskreises Bioindikation. Dieses Projekt wird für die Arbeit der AG „Klimawandel“ Sachsen-Anhalt gegebenenfalls dann Bedeutung erlangen, wenn im Land eigene Modellregionen eingerichtet werden, in denen Auswirkungen des Klimawandels beobachtet werden. Ein weiterer Schwerpunkt der AG-Sitzung war die Vorbereitung dieses ersten Berichtes an das Kabinett sowie eine erste Diskussion zur Entwicklung von Leitlinien zur Entwicklung von Anpassungsstrategien für Sachsen-Anhalt. Die AG „Klimawandel“ hält es für angezeigt, die eigenen Aktivitäten mit denen des BLAK eng zu verzahnen. Das ist sinnvoll, weil das Land einerseits von den weit größeren Ressourcen partizipieren kann, die dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit BMU sowie dem Umweltbundesamt in Dessau zur Verfügung stehen und weil der breite Erfahrungsaustausch in diesem Bund-Länder-Arbeitskreis andererseits dazu beiträgen wird, Doppelarbeit zu vermeiden und auch den eigenen Blick auf die speziellen Erfordernisse im Land zu schärfen. Doch auch der Bund wird von der Zusammenarbeit und den Erfahrungen der Ländern nutznießen. Der BLAK hat in einem ersten Schritt - so wie im Übrigen die eigene Arbeitsgruppe „Klimawandel“ auch - eine Bestandsaufnahme eingeleitet. Im Form umfangreicher Fragebögen erfolgte eine Abfrage zu bestehenden oder geplanten Konzepten und Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel in den Ländern. Die Zuarbeit des Landes Sachsen-Anhalt ist dem Bund zugeleitet worden - eine erste Auswertung erfolgte in der 2. Sitzung am 26.10.07 in Berlin. Dieser 1. Bericht der AG „Klimawandel“ enthält gleichfalls eine Auswertung dieser ersten Bestandsaufnahme. Bund/Länder-Aktivitäten werden auch in den Fachgesprächen „Klimafolgen“ unter Leitung des Umweltbundesamtes sowie in dem von einigen Bundesländern initiierten Fachgespräch zur „Interpretation regionaler Klimaprojektionen“ koordiniert. Hauptziel des bereits erwähnten und in 9. Folge durchgeführten Fachgespräches „Klimafolgen“ war ein Informationsaustausch zum Themenkreis „Folgen des Klimawandels“. In den Fachgesprächen zur Interpretation von regionalen Klimaprojektionen werden insbesondere Leitlinien für eine möglichst einheitliche Auswertung der Ergebnisse aus den kleinräumigen Klimaprojektionen auf der Ebene der Bundesländer ausgearbeitet. Abschließend noch einige Ausführungen zu den nächsten Aufgaben im Bereich Klimafolgenanpassung: Als Grundlage für Klimafolgenbetrachtungen und die Entwicklung von KlimafolgenAnpassungsstrategien sind klare Aussagen über das Ausmaß des Klimawandels im regionalen Maßstab erforderlich. Globale Klimamodelle können gegenwärtig nur Daten in einer horizontalen Auflösung von etwa 200 km x 200 km zur Verfügung stellen. Diese für globale Modelle bereits sehr hohe Auflösung ist für kleinräumigere Betrachtungen nicht Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt Sachsen-Anhalt 6 ausreichend. Daher wurden Regionalisierungsverfahren wie die vom Umweltbundesamt (UBA) genutzten Modelle REMO und WETTREG entwickelt. In Teilen Sachsen-Anhalt, wie beispielsweise dem Norddeutschen Tiefland und dem Südostdeutschen Becken, besteht gegebenenfalls eine besondere Gefährdung durch Dürren im Sommer, was die ohnehin bestehende ungünstige klimatische Wasserbilanz mit enormen Auswirkungen vor allem auf die Land- und Forstwirtschaft sowie Schifffahrt negativ berühren kann. Auch ist nach ersten Erkenntnissen davon auszugehen, dass konvektive Starkniederschläge im Einzugsgebiet der Elbe starke Hochwasser bedingen. Die Kosten für die Schadensregulierung können erheblich sein. Das Landesamt für Umweltschutz bereitet deshalb Ergebnissen aus deutschlandweit einheitlichen Klimaprojektionen für das Territorium des Landes vor, die dann den Ressorts und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden und Voraussetzung für fachspezifische Klimafolgenbetrachtungen sein werden. Ziel ist es, bis Ende 2007 speziell aufbereitete regionale Klimaprojektionsdaten für differenzierte Zeithorizonte als Arbeitsgrundlage zur Verfügung zu stellen. Aus bisherigen Ergebnissen lässt sich ableiten, dass Sachsen-Anhalt bezüglich des Klimawandels und dessen Folgen zu den besonders empfindlichen Regionen zählt. Daraus schlussfolgernd besteht für den Aufbau der regionalen Klimadatenbank als Ausgangspunkt der Klimadiagnose ein besonderes Landesinteresse. Die Ergebnisse sind für weitergehende Untersuchungen zu Folgen des Klimawandels von fachübergreifender grundlegender Bedeutung. Das Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt beabsichtigt deshalb, möglichst viele der auf diesem Gebiet tätigen Institutionen, Fachleute und Ressorts in den Prozess der Entwicklung von Klimafolgen-Anpassungsstrategien einbeziehen. Ein erster Schritt dazu war die Einrichtung von Workshops. Es ist beabsichtigt, diese Aktivität auch künftig fortzusetzen. Die Gründung der ressort- und fachübergreifenden Arbeitsgruppe „Klimawandel“ des Landes und die Verknüpfung der Aktivitäten unserer Arbeitsgruppe mit denen auf Bundes- und Länderebene ist ein weiterer wichtiger Schritt.