RITALIN das bekannte Unbekannte Berufsmaturitätsarbeit Berufsmaturitätsschule Zürich, Gewerbliche Richtung Begleitende Lehrperson: H. Manhart Übergeordnetes Thema: Ich und die Anderen Verfasst von: Madlen Enge und Andrea Bachmann, BGE 11 5c Abgabetermin: 21. November 2013 Inhaltsverzeichnis 1. Abstract ............................................................................................................................ S. 1 2. Vorwort ............................................................................................................................. S. 2 3. Einleitung .......................................................................................................................... S. 3 4. Ritalin allgemein ............................................................................................................... S. 5 4.1. Zusammensetzung ............................................................................................... S. 5 4.2. Einnahme und Dosierung ..................................................................................... S. 6 4.3. Anwendungsgebiete ............................................................................................. S. 8 4.3.1. AD(H)S ................................................................................................................ S. 8 4.3.2. Narkolepsie ........................................................................................................ S. 11 4.3.3. Hirndoping ......................................................................................................... S. 13 4.3.4. Droge ................................................................................................................. S. 14 4.4. Wirkung .............................................................................................................. S. 15 4.5. Nebenwirkungen ................................................................................................ S. 16 4.6. Geschichte ......................................................................................................... S. 19 5. Ritalin in der Gesellschaft .............................................................................................. S. 20 5.1. Meinungen zu Ritalin .......................................................................................... S. 20 5.2. Aktualität ............................................................................................................ S. 21 5.2.1. Medien ............................................................................................................... S. 21 5.2.2. Politik ................................................................................................................. S. 23 5.3. Umfrage ............................................................................................................. S. 24 5.4. Fazit ................................................................................................................... S. 43 6. Schluss ........................................................................................................................... S. 45 7. Glossar ........................................................................................................................... S. 46 8. Quellenverzeichnis .......................................................................................................... S. 47 9. Abbildungsverzeichnis .................................................................................................... S. 52 10. Tabellenverzeichnis ........................................................................................................ S. 54 11. Anhang .......................................................................................................................... S. 56 1. Abstract Die Fragestellung dieser Berufsmaturitätsarbeit lautet: Welche Bedeutung hat Ritalin in der Gesellschaft? Um eine Antwort auf diese Frage zu erhalten, stellen wir anhand einer Umfrage fest, wie verbreitet das Wissen über Ritalin ist und welche Meinungen zu diesem Medikament bestehen. Gleichzeitig führen wir Interviews mit zahlreichen Personen durch, die auf unterschiedliche Art und Weise mit Ritalin in Verbindung stehen, und erhalten somit brauchbare Informationen. Die Ergebnisse der Umfrage werden anschliessend mit den Interviews verglichen und ergeben ein Fazit. Ausserdem wird das Medikament anhand weitläufiger Literatur aus theoretischer Sicht betrachtet, um die Arbeit wissenschaftlich zu vervollständigen. Die Auswertung der Umfrage ergibt, dass Ritalin bis zu einem gewissen Grad keine Unbekanntheit ist. Die formalen Aspekte wie das hauptsächliche Verwendungsgebiet scheinen der Gesellschaft durchaus geläufig zu sein. Hingegen fehlt das vertiefte Wissen, wie beispielsweise die Erhältlichkeit und der Eintrag im Betäubungsmittelgesetz. Die Akzeptanz des Medikaments scheint zur Genüge vorhanden zu sein, dennoch stehen viele Personen dem Ritalin kritisch gegenüber. Dass viele Leute Verständnis für das Methylphenidat haben, scheint den Betroffenen nicht bewusst zu sein. Sie nehmen eher Abneigungen wahr und fühlen sich nicht gleichwertig. 1 2. Vorwort An dieser Stelle wollen wir ein herzliches Dankeschön aussprechen. Ein grosser Dank geht an unsere Interviewpartner D.B., E.B., R.H., A.F. und M.H., die sich die Zeit und Mühe genommen haben, unsere Fragen möglichst präzise zu beantworten. Ebenfalls bedanken wir uns bei Irene Umiker und Dr. René Geissberger für die fachliche Unterstützung und die interessanten Inputs. Wir danken Herrn August Scherer-Hug für die intensive Mithilfe bei der Umfrage. Ein weiteres Dankeschön geht an Linda Enge, die bereit war als Fotomodell zu posieren. Für das Korrekturlesen bedanken wir uns bei Ursula und Mike Enge sowie Cornelia Bachmann. Nicht vergessen möchten wir an dieser Stelle auch unsere Familien und Freunde, welche uns während der schwierigen Bearbeitungszeit unterstützten und mit Verbesserungen und Ratschlägen zur Seite standen. Weiter möchten wir allen danken, die zum Gelingen unserer Berufsmaturitätsarbeit beigetragen haben, hier jedoch nicht namentlich aufgeführt sind. 2 3. Einleitung In Bezug auf das Oberthema „Ich und die anderen“ haben wir uns für das Thema Ritalin entschieden, da dieses Arzneimittel unserer Meinung nach nicht mehr aus der Gesellschaft wegzudenken ist. Die Erwartungen in der Arbeit oder in der Schule werden immer grösser und der Leistungsdruck steigt. Dieses Dilemma duldet in der heutigen Zeit niemanden, der von der Norm abweicht. Genau aus diesem Grund hat Ritalin ein solch hohes Ansehen: Es stellt Störenfriede in der Schulstunde ruhig und macht müde Manager munter. Die Leistungen eines jeden können um Vielfaches gesteigert werden und erzielen somit einen höheren Gewinn. Die Wunderdroge Ritalin interessiert uns insbesondere, weil auch wir den zunehmenden Leistungsdruck wahrnehmen. Schlaflose Nächte und Appetitlosigkeit durch den Stress von Arbeit und Schule sind uns nur zu gut bekannt. Dennoch finden wir es unheimlich, wenn der Mensch mit Medikamenten erträglich und leistungsfähig gemacht wird. Daher wollen wir herausfinden, welche Bedeutung Ritalin in der Gesellschaft hat. Wir sind der Meinung, dass die Gesellschaft nicht genügend über Ritalin aufgeklärt ist. Es werden voreilig Meinungen gebildet, die nicht mit der Realität übereinstimmen. Für Betroffene ist es daher schwierig, sich in die Gesellschaft einzugliedern und von den Mitmenschen als gleichwertig angesehen zu werden. Unsere Arbeit ist in zwei Hauptteile gegliedert. Um den Leser mit dem Thema vertraut zu machen, wird das Medikament im Kapitel „Ritalin allgemein“ in all seiner Vielseitigkeit beschrieben und durch persönliche Erfahrungsberichte aus den Interviews verdeutlicht. Das anschliessende Kapitel „Ritalin in der Gesellschaft“ behandelt konkret unsere Fragestellung. Die Ergebnisse der Umfrage werden mit den Interviews und den Theorien verglichen und ergeben ein Fazit. Dieses wird ausserdem mit der Meinung und persönlichen Ansicht des Kinder- und Jugendarztes Dr. René Geissberger ergänzt. Somit erhalten wir eine Antwort auf unsere Fragestellung, welche Bedeutung Ritalin in der Gesellschaft hat. 3 In dieser BMA verwenden wir stets den Begriff der Patient und der Arzt statt der Patient/die Patientin und der Arzt/die Ärztin, da der sprachliche Fluss sonst sehr kompliziert würde, gemeint sind aber sowohl Männer wie auch Frauen jeden Alters. Ausserdem haben wir uns auf die Abkürzung AD(H)S beschränkt, die für die Ausdrücke Aufmerksamkeits-Defizit-Störung wie auch für Aufmerksamkeits-DefizitSyndrom verwendet wird, wobei beide Begriffe dasselbe Krankheitsbild beschreiben. Das „H“ in Klammer soll zeigen, dass diese Krankheit sowohl mit als auch ohne Hyperaktivität vorkommen kann. Wir sehen es nicht als notwendig an, dies in unserer Arbeit genauer zu unterteilen. Begriffserklärungen für Fachausdrücke finden sich alphabetisch sortiert im Glossar am Ende der Arbeit. 4 4. Ritalin allgemein Im folgenden Kapitel wird das Medikament Ritalin anhand zahlreicher Informationen aus verschiedensten Quellen beschrieben. Neben der Zusammensetzung und der Einnahme und Dosierung folgt ein Unterkapitel, indem die vielseitigen Anwendungsgebiete erläutert werden. Die Wirkungen und Nebenwirkungen sind möglichst vollständig, vor allem aus der Packungsbeilage von Ritalin, aufgeführt. 4.1. Zusammensetzung In Ritalin sind der Wirkstoff Methylphenidathydrochlorid und diverse Hilfsstoffe enthalten.1 Methylphenidathydrochlorid ist ein weisses, geruchloses, kristallines Pulver, welches im Wasser gut löslich und mit dem Aufputschmittel Amphetamin verwandt ist.2 Sonstige Bestandteile einer Ritalintablette sind Gelatine, LaktoseMonohydrat, Magnesiumstearat, Talkum, Tricalciumphosphat sowie Weizenstärke.3 Andere Medikamente, die denselben Wirkstoff wie Ritalin enthalten sind beispielsweise Medikinet, Equasym und Concerta.4 Focalin ist ein weiteres verwandtes Medikament von Ritalin, welches jedoch zur Gruppe der Dexmethylphenidate gehört und somit eine schwächere Wirkung aufweist.5 Ritalin ist in Tablettenform mit unterschiedlichen Dosierungen erhältlich: Ritalin Tablette (teilbar) zu 10mg Methylphenidathydrochlorid Ritalin SR (bedeutet Sustained Release = mit verzögerter Wirkstofffreigabe) Retardtabletten (nicht teilbar) zu 20mg Methylphenidathydrochlorid.6 Diese Tabletten können bei Patienten eingesetzt werden, bei denen eine verlängerte Wirkungsdauer gewünscht ist (etwa acht Stunden).7 Retardierende 1 Vgl. Internet: Novartis Pharma. Ritalin. Vgl. Internet: Pharmawiki. 3 Vgl. Internet: Novartis Pharma. Ritalin. 4 Vgl. Internet: Berlin Hauptstadtportal. 5 Vgl. Internet: Pharmawiki. 6 Vgl. Internet: Novartis Pharma. Ritalin/-SR/-LA. 7 Vgl. Internet: Novartis Pharma. Arzneimittelinformation. 2 5 Arzneimittel setzen den Wirkstoff kontinuierlich über den Tag frei.8 Ritalin LA (bedeutet Long Acting = langwirksame) Kapseln mit modifizierter Wirkstofffreigabe: orale einmal tägliche Verabreichung zu 20mg, 30mg und 40mg Methylphenidathydrochlorid9 Abb. 1: Ritalin Tablette. Abb. 2: Ritalin Kapsel. 4.2. Einnahme und Dosierung Die Einnahme von Ritalin muss ärztlich verschrieben werden, wobei eine individuelle Dosierung sowie die Einnahmezeiten des Medikaments festgelegt werden. Üblicherweise werden 2-3 Einzeldosen von Ritalin/-SR oder eine Dosis von Ritalin LA pro Tag verschrieben. Allerdings sollte die Gesamtdosis die Grenze von 60mg nicht überschreiten. Demzufolge können also bis zu sechs Tabletten Ritalin oder drei Ritalin SR Retardtabletten oder zwei Ritalin LA Kapseln à 30mg eingenommen werden.10 Üblicherweise wird mit einer Dosierung von 0,5 - 1mg pro Kilogramm Körpergewicht und Tag, verteilt auf Einzeldosen, gerechnet.11 Dennoch muss der Patient in der Regel verschiedene Dosierungen ausprobieren, damit festgestellt werden kann, auf welche er am besten anspricht. D.B. beispielsweise begann mit einer 15mg-Tablette, die er jeweils morgens nach dem Frühstück einnahm. Nachdem er jedoch von ständigen Kopfschmerzen geplagt wurde, änderte sein Arzt die Dosierung auf 10mg, wodurch sich die Wirkung verbesserte und die Nebenwirkungen zurückgingen.12 R.H. nahm anfangs Ritalin mit einer schwachen Dosierung von 5mg. Als er jedoch keine Wirkung ausmachen konnte, änderte er die Dosierung mehrmals bis er schlussendlich bei 40 mg, der höchsten Dosis, angelangt war.13 Laut Irene Umiker kommt es vor, dass der Arzt einem ganz schwer betroffenen Patient eine höhere Dosis verschreibt als eigentlich nötig wäre. Der Grund dafür ist, dass die Invalidenversicherung das Ritalin nicht in jeder Dosierung bezahlt.14 8 Vgl. Internet: Pharmawiki. Vgl. Internet: Novartis Pharma. Ritalin/-SR/-LA. 10 Vgl. Internet: Novartis Pharma. Arzneimittelinformation. 11 Vgl. Internet: Berlin Hauptstadtportal. 12 Vgl. Anhang Interview mit D.B. 13 Vgl. Anhang Interview mit R.H. 14 Vgl. Anhang Interview mit Irene Umiker, Heilpädagogin. 9 6 In regelmässigen Abständen führt der Arzt eine Blutkontrolle bei den Patienten durch, um die Werte im Auge behalten zu können. Die verschiedenen eingenommen: Tablettensorten von Ritalin werden unterschiedlich Ritalin Tabletten Erwachsene: Die durchschnittliche Dosierung beträgt 20-30mg/d. Bei Einschlafstörungen sollte die letzte Dosis vor 18 Uhr eingenommen werden. Kinder ab 6 Jahren: Zu Beginn 5mg, 1-2x/d, danach die Dosierung in wöchentlichen Abständen um 510mg steigern. Wenn eine Dosis ausgelassen wird, sollte diese schnellstmöglich nachgeholt und die Restlichen zum gewohnten Zeitpunkt eingenommen werden. Ritalin SR Retardtabletten Erwachsene und Kinder ab 6 Jahren: Die Dosierung muss individuell eingestellt werden. Bei gewissen Patienten wird eine Kombination aus der nichtretardierten Ritalintablette sowie der Ritalin SR Retardtablette benötigt. Dadurch kann eine Einnahme von Ritalin in der Mitte des Tages gelegentlich nicht umgangen werden. Die SR Retardtabletten dürfen weder zerdrückt noch gekaut werden und müssen ganz geschluckt werden. Die Einnahme sollte vorzugsweise nach einem nahrhaften Frühstück erfolgen. Wenn eine Dosis ausgelassen wird, sollte diese schnellstmöglich nachgeholt werden und die restlichen zum gewohnten Zeitpunkt eingenommen werden. Ritalin LA Kapseln Erwachsene und Kinder ab 6 Jahren: Einmal täglich am Morgen einnehmen. Die Kapsel kann sorgfältig geöffnet werden und die Kügelchen auf ein wenig weiche Nahrung gestreut werden. Die Nahrung darf 7 jedoch nicht warm sein und muss sofort und vollständig eingenommen werden, ohne die Kügelchen zu zerkauen. Wenn die Dosis ausgelassen wird, darf sie nicht nachgeholt werden.15 4.3. Anwendungsgebiete Ritalin wird zur Behandlung unterschiedlicher Krankheitsbilder verwendet. Neben der Therapie von AD(H)S verwenden es auch Narkoleptiker, um sich wach zu halten. Durch seine vielseitige Wirkung wird Ritalin auch als Mittel zum Hirndoping oder als Droge verwendet. 4.3.1. AD(H)S „Ritalin/-SR/-LA ist indiziert zur Behandlung [von AD(H)S, M.E.] bei Kindern ab 6 Jahren und Jugendlichen bis 18 Jahren als Teil eines Behandlungsprogramms, das auch psychologische, pädagogische und soziale Massnahmen umfasst. [...] Durch die Behandlung mit Ritalin/-SR/-LA können die Hauptsymptome des [AD(H)S, M.E.] wie mässige bis starke Ablenkbarkeit, rasch nachlassende Aufmerksamkeit, Impulsivität, verstärkte motorische Aktivität und gestörtes Sozialverhalten gemildert werden.“16 Definition AD(H)S Nach wissenschaftlicher Belegung ist AD(H)S die Folge einer neurobiologischen Funktionsstörung im Gehirn. Das Gleichgewicht wichtiger Botenstoffe ist in den Abschnitten, die für die Wahrnehmung, die Konzentration und die Impulskontrolle zuständig sind, gestört. Diese sogenannten Neurotransmitter tragen die massgebliche Verantwortung für die Verarbeitung ankommender Reize. Bei AD(H)SErkrankten sind die Botenstoffe Dopamin und Noradrenalin nicht in ausreichender Menge vorhanden. Die ankommenden Reize werden somit nur unzureichend gefiltert und weitergeleitet. Es kommt zu einer ständigen Reizüberflutung. Die Folgen davon sind unaufmerksame, impulsive und hyperaktive Auffälligkeiten im Verhalten. 15 16 Vgl. Internet: Novartis Pharma. Arzneimittelinformation. Internet: Novartis Pharma. Arzneimittelinformation. 8 AD(H)S ist genetisch vererbbar. Laut Expertenmeinung führen Umwelteinflüsse wie die Zunahme von Reizen, das hohe Tempo der heutigen Gesellschaft, fehlende Alltagsstrukturen oder ein gestörtes Familiengefüge lediglich zu einer Verstärkung der Verhaltensauffälligkeiten, jedoch kann es nicht der alleinige Auslöser einer AD(H)S sein.17 Fallbeispiel Seit mein Bruder P. gehen konnte, war es für ihn unmöglich, auch nur für einen kurzen Moment still zu sitzen. Er war rund um die Uhr völlig aufgedreht. Wenn er sich unter Leuten befand, dann musste deren Aufmerksamkeit immer voll und ganz auf ihn gerichtet sein. Nie durfte man ihn aus den Augen lassen. Ich empfand meinen Bruder als sehr grob. Feinmotorik gehörte nicht zu seinen Stärken, persönliche Dinge gingen häufig zu Bruch. Beim Spielen kam es oft zu Streitigkeiten, denn er hatte ein sensibles Gemüt und neigte zu emotionalen Ausbrüchen. Aber sobald P. einer seiner vielseitigen Interessen nachging, wurde er ganz ruhig und geduldig. So konnte er stundenlang Tiere beobachten oder sich deren Namen einprägen. Im Alter von sechs Jahren wurde bei ihm AD(H)S diagnostiziert. Obwohl Ritalin bereits von Anfang an ein Thema war, sahen meine Eltern darin keine Option. Sie begannen mit P. eine Ergotherapie, welche zu guten Erfolgen führte. Im Unterricht fiel P. jedoch weiterhin auf. Das Schreiben von Aufsätzen und das Lösen von Rechenaufgaben waren eine Qual für ihn. Mit dem steigenden Leistungsdruck in der Schule stieg auch P.s innerer Druck. Er schilderte stets, dass es für ihn nicht einfach sei, stillsitzen zu können, es kribble ständig in ihm. Er wünschte sich sehnlichst eine Veränderung. Im Sinne meines Bruders entschieden sich die Eltern schlussendlich doch für eine Therapie mit Ritalin.18 17 18 Internet: ADHS-Informationen. Vgl. Anhang Interview mit M.H. 9 Symptome und Diagnose AD(H)S weist zahlreiche Symptome auf. Es wird unterschieden zwischen: Symptome der Unaufmerksamkeit, z.B. Die Aufmerksamkeit kann nicht auf Details gerichtet werden. Äussere Reize stellen eine grosse Ablenkung dar. In der Alltagstätigkeit tritt oft Vergesslichkeit auf. Symptome der Hyperaktivität, z.B. Hände und Füsse sind oft zappelig. Die Person handelt, als würde sie „getrieben“ werden. Die Person redet oft sehr viel. Symptome der Impulsivität, z.B. Es erfolgt eine überstürzte Antwort, noch bevor die Frage zu Ende gestellt ist. Die Person kann nur mit Mühe warten, bis sie an der Reihe ist. Die Person unterbricht und stört häufig die anderen.19 Für R.H. war die zunehmende Vergesslichkeit der Hauptgrund, dass er Ritalin genommen hat. Laut ihm werden Dinge, für die ein AD(H)S-Betroffener kein besonderes Interesse hegt, sofort wieder vergessen.20 Irene Umiker berichtet, dass auch zusammenbrechende Eltern ein Grund sein können, dass dem Kind Ritalin verschrieben wird. Als weitere Symptome nennt die Heilpädagogin, dass AD(H)SErkrankte nicht mit Frustration umgehen können und schnell aggressiv werden. Es kommt somit häufig zu Auseinandersetzungen zwischen diesen Personen und ihren Mitmenschen.21 Die Diagnose sollte durch einen Arzt, einen erfahrenen Kliniker oder einen Diplompsychologen gestellt werden.22 Bisher gibt es keinen einzelnen Test und auch keine Untersuchung, die für eine Diagnose typisch sind. Die Abklärung sollte immer umfassend und gründlich erfolgen. Die Kenntnisse der bisherigen Lebensgeschichte, die Summe aller Einzeluntersuchungen, die Auswertung störungsspezifischer 19 Vgl. elpos Schweiz 2010, 7. Vgl. Anhang Interview mit R.H. 21 Vgl. Anhang Interview mit Irene Umiker, Heilpädagogin. 22 Vgl. Neuhaus 2003, 72. 20 10 Fragebögen, ein ausführliches Interview und eine umfassende psychologische Abklärung stellen meist eine zuverlässige Diagnose dar.23 Der Intelligenz- und Aufmerksamkeitstest stellen nur einzelne Puzzleteilchen dieser Untersuchung dar. Die Eltern werden befragt und wenn möglich auch die Lehrer. Hier besteht jedoch eine grosse Schwierigkeit, denn bei einer Frage wie: „Ist Ihr Kind oft zappelig?“ ist die Definition von zappelig sehr unterschiedlich. Der Arzt muss davon ausgehen, dass die Mutter weiss, wie viel Zappeligkeit an einem Kind normal ist. Er vertraut also auf Fremdeinschätzung und unscharfe Kriterien. Eine solche Abklärung, kann fünf Stunden oder länger dauern. Experten können nicht definitiv behaupten, dass sich alle Ärzte an eine solch gründliche Untersuchung halten, da hierfür einfach die Zeit fehlt.24 Die diagnostischen Kriterien für das AD(H)S wurden 1990 in der International Classification of Diseases der WHO (ICD-10), sowie 1994 im Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disordert (DSM-IV) der American Psychiatric Association festgelegt. 4.3.2. Narkolepsie Ritalin/-SR/-LA wird auch zur Behandlung von Narkolepsie, einer Schlafstörung, eingesetzt. Patienten mit Narkolepsie leiden an unwiderstehlicher Schläfrigkeit während des Tages, trotz genügend Nachtschlaf.25 Definition Im Volksmunde wird Narkolepsie als Schlafkrankheit bezeichnet. Grund dafür ist das hervorstechende Symptom einer lebenslang bestehenden Einschlafneigung mit Schlafanfällen in den ungewöhnlichsten Situationen. Narkolepsie ist eine neurologische Krankheit. Es handelt sich um eine Störung der Schlaf-WachRegulierung, deren Zentren im Gehirnstamm und im Mittelhirn liegen. Betroffene Personen können morgens ausgeruht aufstehen, und kurze Zeit später wieder todmüde sein. Die Krankheit beeinträchtigt die Lebenserwartung nicht. Allerdings ist sie auch nicht heilbar. Nach einmaligem Auftreten bleibt sie ein Leben lang bestehen. Die Lebensführung von Narkoleptiker wird durch die Symptome mehr oder weniger stark 23 Vgl. elpos Schweiz 2010, 15. Vgl. Internet: Ritalin Hirnschäden ADS ADHS Die Ritalin Epidemie. 25 Vgl. Internet: Novartis Pharma. Arzneimittelinformation. 24 11 beeinträchtigt. Als Folge davon können erhebliche berufliche, familiäre und persönliche Probleme entstehen.26 Fallbeispiel „Markus hat immer gerne geschlafen. Wenn der Wecker morgens klingelte, drehte er sich oft noch einmal um und döste fünf Minuten weiter. Dieses kurze Schlummern liebte er so lange, bis er vor einem Jahr nicht mehr richtig wach geworden ist. Irgendwann schaffte es Markus kaum noch, mit offenen Augen ins Badezimmer zu gehen. Er nickte plötzlich beim Abendessen ein, oder konnte erst gar nicht aufstehen und schlief bis zu 20 Stunden am Stück. Als der 23-Jährige zum Arzt ging, bekam er die Diagnose Narkolepsie. Seitdem weiß Markus, dass er krankhaft müde ist. […] Dabei war die Dauerschläfrigkeit nicht einmal sein größtes Problem. Es kam vor, dass Markus morgens aufwachte und sich für mehrere Minuten nicht bewegen konnte. Im schlimmsten Fall lag er dann nicht nur von Kopf bis Fuß gelähmt im Bett, sondern kämpfte zudem mit Halluzinationen – so als würde er noch träumen.“27 Symptome und Diagnose Symptome einer Narkolepsie sind beispielsweise: Tagesschläfrigkeit Kataplexie hypnagoge Halluzination Schlaflähmung gestörter Nachtschlaf28 Besteht ein Verdacht auf eine Narkolepsie, werden die ersten Untersuchungen vom Kinder- oder Hausarzt durchgeführt. Es muss zuerst abgeklärt werden, dass keine körperliche Ursache hinter den vom Patienten geschilderten Symptomen steckt. Ist diese Untersuchung ergebnislos, überweist der Arzt die Person an einen Facharzt für Schlafmedizin. Anschliessend folgt eine Behandlung im Schlaflabor. Die Untersuchung wird in der Regel nachts durchgeführt, während der Patient in einem Bett im Krankenhaus schläft. Anhand von Elektroden werden verschiedene Messungen durchgeführt, wie beispielsweise die Schlaftiefe. Anhand der Ergebnisse kann der Arzt beurteilen, ob 26 Vgl. Internet: Schweizerische Narkolepsie Gesellschaft. Internet: Die Welt, von der Schlafkrankheit zur Nahtod-Erfahrung. 28 Vgl. Internet: Schweizerische Narkolepsie Gesellschaft. 27 12 eine Narkolepsie vorliegt und wie schwer die Erkrankung ist. Narkolepsie kann sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern auftreten.29 4.3.3. Hirndoping Definition Die Hirnleistung eines jeden Menschen ist verschieden. Um diese zu steigern, werden oft Aufputscher wie starker Kaffee oder Cola eingenommen. Immer mehr Menschen reicht diese Art von Gehirndoping nicht, sie greifen zu Tabletten. In der Regel sind dies verschreibungspflichtige Medikamente, die für die Behandlung psychischer Erkrankungen zur Anwendung kommen. Wenn gesunde Menschen diese Psychopharmaka anwenden, bewirkt die chemische Zusammensetzung der Tabletten eine Steigerung der Konzentrationsfähigkeit, eine Regelung des Schlafbedürfnisses und damit eine Erhöhung der Leistungsfähigkeit. Gehirndoping soll dazu führen, dem steigenden Leistungsdruck besser standhalten zu können und sich wettbewerbsfähiger zu fühlen.30 Auch Irene Umiker ist sich dem Missbrauch von Ritalin bewusst. Es kamen auch schon Mütter mit ihren Kindern zu ihr und wollten ebenfalls ein Rezept für das Medikament, für Prüfungen oder einfach um den Alltag besser meistern zu können.31 Fallbeispiel „Es funktionierte tipptopp. Einige Wochen vor der Zwischenprüfung fragte eine Kollegin, ob ich Ritalin probieren wolle. Sie kommt leicht an das Mittel ran, ihre Mutter ist Ärztin. Ich war ziemlich gestresst, weil ich viel zu spät mit dem Lernen begonnen hatte, und konnte es kaum erwarten, die erste Pille einzuwerfen. Ich tat das ohne Bedenken, Ritalin wird ja massenweise auch an Kids verschrieben. In den ersten Minuten merkte ich nichts. Dann aber fegte es wie ein Energiestrahl durch mich hindurch. Zwei, drei Stunden konnte ich total konzentriert arbeiten. Es war ein Turbolernen. Nach drei Wochen hatte ich den Stoff intus.“32 29 Vgl. Internet: Paradisi. Vgl. Internet: Gehirndoping. 31 Vgl. Anhang Interview mit Irene Umiker, Heilpädagogin. 32 Internet: Beobachter. 30 13 4.3.4. Droge Definition Jede Substanz, die das zentrale Nervensystem beeinflusst und das Bewusstsein verändert, wird als Droge bezeichnet. Drogen können körperliche wie psychische Abhängigkeiten hervorrufen. Dies betrifft illegale Drogen (Heroin, Kokain) ebenso wie legale Drogen (Nikotin, Alkohol) und auch Medikamente. Unter die Kategorie „Betäubungsmittel“ fallen alle Drogen, die auf der Liste der verbotenen bewusstseinsverändernden Substanzen stehen. Im Allgemeinen wird zwischen Substanzen unterschieden, die beruhigen oder dämpfen z.B. Alkohol, Beruhigungsmittel, Opiate, Cannabis aufputschen z.B. Kokain, Ecstasy, Amphetamine Halluzinationen hervorrufen z.B. LSD, halluzinogene Pilze33 Fallbeispiel „Das erste Mal in meinem Leben nahm ich Ritalin mit 17. Ich war Austauschschüler in Washington, D.C., und Adam, mein Gastbruder, hatte die Pillen besorgt. Wir zerstampften sie mit einem Gewürzmörser aus der Küche und zogen das Pulver mit einer Zehndollarnote durch die Nase […]. Es war die Nacht, in der wir später mit Fahrrädern durch Washington fuhren und Güterzüge mit Graffiti besprühten. Wir flohen schließlich vor der Polizei, dann lag ich im Bett mit weit aufgerissenen Augen, unfähig, einzuschlafen. Mein Herz schlug hart und schnell, meine Augen sprangen sinnlos von einer Ecke zur anderen, ich schwitzte; es war ein Scheißgefühl. Ich wollte nie wieder synthetische Drogen nehmen. Auch nicht Ritalin.“34 33 34 Vgl. Internet: Sucht Schweiz. Internet: Zeit online. 14 4.4. Wirkung Durch das Ritalin wird die Dopamin-Wirkung verstärkt, indem es ein bestimmtes Eiweiss in der Membran der Nervenzellen blockiert. Dieses Protein namens Dopamin-Transporter (DAT) fördert die Aufnahme von Dopamin aus der Synapse in die Zelle und beendet so die Wirkung des Botenstoffs.35 Gerald Hüther, Professor für Neurobiologie an der Universität Göttingen meint zur Wirkung von Ritalin: „,Es [Methylphenidat, A.B.] blockiert die Freisetzung von Dopamin, dem Botenstoff, der unsere Impulse verstärkt. Nimmt man Ritalin, verspürt man keine Impulse mehr, nicht mehr den Drang, herumzulaufen, schlafen zu gehen, eine Pause zu machen, etwas essen zu wollen. Man kann die ganze Zeit durcharbeiten.'“36 Zudem hebt Ritalin das Adrenalin- und Serotoninniveau im Körper, was über eine Stimulierung der Adrenalindrüsen erfolgt.37 Ritalin entfaltet seine Wirkung bereits 20-30 Minuten nach der Einnahme und das Verhalten der Betroffenen ändert sich schlagartig. D.B. wird durch Ritalin konzentrierter und ausdauerfähiger. Er kann somit ohne Mühe für längere Zeit an der gleichen Arbeit sitzen. Die Arbeitseinteilung fällt ihm leichter und die Ergebnisse werden effizienter.38 Das Medikament führte bei E.B. dazu, dass er gut drei bis vier Stunden für ein bestimmtes Thema lernen kann. Damit hebt sich seine Motivation und er ist seither auch aufnahmefähiger.39 M.H. ist froh darüber, dass Ritalin ihrem Bruder so helfen konnte. Seine schulischen Leistungen haben sich enorm verbessert und das Familienleben gestaltet sich harmonischer. Nun haben die Eltern endlich wieder mehr Zeit für sie und müssen nicht ständig dem Bruder die ganze Aufmerksamkeit schenken.40 Der jüngste Bruder von A.F. konnte mit Hilfe von Ritalin nicht nur die Schulnoten, sondern auch seine sozialen Kontakte aufbessern. 41 Irene Umikers Erfahrung zeigt, dass die Wirkung von Ritalin bei einigen Patienten nach drei Monaten plötzlich nachlässt. Danach gibt es im Verhalten der Betroffenen einen völligen Einbruch, alles ist wieder so wie vor der Behandlung. Wieso dies so ist, liegt anscheinend noch in der Forschung. Bei solchen Fällen wird dann entweder die Dosierung erhöht oder auf ein Generikum gewechselt. Die Wirkung lässt ebenfalls sofort nach, wenn die Betroffenen das Medikament einmal vergessen einzunehmen.42 Diese Tatsache spielte bei R.H. keine Rolle. Obwohl er zahlreiche Dosierungen ausprobiert hatte, verspürte er weder Wirkung noch Nebenwirkung von Ritalin, sodass er seine Vergesslichkeit anderweitig behandeln musste.43 35 Vgl. Internet: Die Welt, ADHS-Mittel Ritalin zeigt Gewöhnungseffekt. Internet: Süddeutsche. 37 Vgl. Simonsohn München, 2001. 38 Vgl. Anhang Interview mit D.B. 39 Vgl. Anhang Interview mit E.B. 40 Vgl. Anhang Interview mit M.H. 41 Vgl. Anhang Interview mit A.F. 42 Vgl. Anhang Interview mit Irene Umiker, Heilpädagogin. 43 Vgl. Anhang Interview mit R.H. 36 15 4.5. Nebenwirkungen Vorkommen Symptome Bei Personen mit AD(H)S Sehr häufig: Schlaflosigkeit verstärkte Reizbarkeit Appetitlosigkeit und Magenbeschwerden. Diese Nebenwirkungen klingen jedoch meistens im Laufe der Therapie ab. Häufig: Kopfschmerzen Schwindel Schläfrigkeit Störungen der Bewegungsabläufe Unruhe Übererregbarkeit Aggressivität Herzjagen Herzklopfen Herzrhythmusstörungen Veränderungen (meist Erhöhung) des Blutdrucks Übelkeit Erbrechen Mundtrockenheit Überempfindlichkeitsreaktionen und allergische Hauterscheinungen wie Juckreiz, Kribbelgefühle, Hautausschläge, Haarausfall, Fieber, Gelenkschmerzen 16 Selten: Sehr selten: Sehstörungen und verschwommenes Sehen Herzschmerzen Hyperaktivität Krampfanfälle Muskelkrämpfe zuckende Bewegungen Auslösung von Muskelzuckungen (Tics) und Verhaltensstereotypien Verstärkung von bestehenden Tics und unwillkürlichen Gesichtsbewegungen (Tourette-Syndrom) psychotische Reaktionen mit Sinnestäuschungen und Verfolgungsideen Vorübergehende Traurigkeit Ängstlichkeit Weinerlichkeit Entzündung oder Verschluss von Hirngefässen vermehrtes Träumen gestörte Leberfunktion mit Transaminasenerhöhungen bis zum hepatischen Koma Durchfall und Verstopfung Bläschenbildung der Haut und Schwellungen auch mit Fieber Verminderungen der Anzahl der Blutplättchen (Thrombozytopenie), (dadurch können auch punktförmige Hautblutungen hervorgerufen werden) der weissen (Leukopenie) und roten Blutkörperchen (Anämie) 44 Tab. 1: Nebenwirkungen von Ritalin bei AD(H)S. 44 Vgl. Internet: Novartis Pharma. Ritalin. 17 Gelegentlich treten bei der Langzeittherapie von Kindern Gewichtsverlust und geringfügig verzögerte Wachstumsgeschwindigkeiten auf. 45 Bei Personen mit Narkolepsie: Sehr häufig: Sehr selten: Konzentrationsmangel Geräuschempfindlichkeit Schwitzen Entzündungen der Mundschleimhaut46 Tab. 2: Nebenwirkungen von Ritalin bei Narkolepsie. Da noch keine Langzeitbeobachtungsstudie von der Pubertät bis ins Erwachsenenalter existiert, sind allfällige Spätfolgen von der Behandlung mit Ritalin noch nicht ausreichend erforscht. Bisher sind keine dauerhaften Gehirnveränderungen oder Schäden bekannt.47 Wie D.B. im Interview berichtet, hatte er anfangs ständige Kopfschmerzen, die erst nachliessen, als er die Dosierung von Ritalin änderte.48 Interviewpartnerin A.F. beobachtete bei einem ihrer Brüder leichte Depressionen und Appetitlosigkeit. 49 M.H.s Bruder hatte ebenfalls deutlich weniger bis gar keinen Appetit mehr. Ansonsten zeigten sich bei ihm keine weiteren Nebenwirkungen.50 45 Vgl. ebd. Vgl. ebd. 47 Vgl. Keller 2004, 53. 48 Vgl. Anhang Interview mit D.B. 49 Vgl. Anhang Interview mit A.F. 50 Vgl. Anhang Interview mit M.H. 46 18 4.6. Geschichte Im Jahre 1944 wird vom Chemiker Leandro Panizzon erstmals ein Methylphenidat erfunden, eine Substanz die anregt und munter macht. Er testete diese zuerst an sich selbst, was zu der damaligen Zeit üblich war, konnte jedoch keine Wirkung feststellen. Seine Frau Marguerite hingegen, profitierte beim Tennisspielen von dem anregenden Effekt. Das Pharmaunternehmen CIBA (heute Novartis), bei welchem Panizzon angestellt war, nannte die Substanz aufgrund des Namens seiner Ehefrau Ritalin (abgeleitet von Marguerite – Rita.) Zehn Jahre nach Panizzons Erfindung wird Ritalin in Deutschland und der Schweiz eingeführt. Beworben wird Ritalin als Psychotonikum, welches bei gesteigerter Müdigkeit und depressiven Stimmungen geeignet ist, da es ermuntern und beleben soll. Aber auch Gesunde könnten von der Leistungssteigerung profitieren, zum Beispiel nach einer durchwachten Nacht. Zudem wird es als Appetitzügler genutzt sowie als Muntermacher eingesetzt beim Leiden an der Schlafstörung Narkolepsie. Bis in die sechziger Jahre gilt Ritalin als harmlose Substanz, die in dieselbe Kategorie fällt wie Stärkungsmittel mit Koffein. Seit 1971 ist der Wirkstoff jedoch der internationalen Kontrolle der Vereinten Nationen und dem Betäubungsmittelgesetz unterstellt. In den achtziger Jahren wird Ritalin von der Drogenszene entdeckt, da der Stoff in hoher Dosis euphorisierend wirken kann. Somit wird Ritalin lange nachdem der Patentschutz erloschen ist, zum Sorgenkind von Novartis. Der Konzern nimmt das Medikament sogar zeitweilig weltweit vom Markt. Doch in der Zwischenzeit haben Kinderärzte herausgefunden, dass Ritalin nicht nur Schläfrige anregt sondern auch Aktive beruhigt. Trotz heftigen gesellschaftlichen Kontroversen verschwindet Ritalin somit nicht vom Markt, sondern bekommt durch diese Entdeckung neuen Aufschwung.51 51 Vgl. Internet: Faz. 19 5. Ritalin in der Gesellschaft In diesem Kapitel wird Genaueres zur Bedeutung von Ritalin in der Gesellschaft erläutert. Neben der Aktualität in den Medien und in der Politik sind hier auch die Ergebnisse der Umfrage und das daraus entstandene Fazit aufgeführt. 5.1. Meinungen zu Ritalin Ich finde, es sollte erst alles andere probiert werden. Je jünger ein Kind ist, desto mehr kann mit klaren Strukturen geregelt werden. Aber wenn alles nichts nützt und der Leidensdruck so gross ist, dann würde ich Ritalin auch verschreiben. Ich war früher viel negativer gegenüber diesem Medikament eingestellt, aber durch die vielen Erfahrungen muss ich sagen, es ist für manche Eltern wie ein Wunder. Die Lebensqualität aller Betroffenen wird um einiges verbessert. Ich habe allerdings auch schon gute Erfahrungen mit Generika gemacht.52 Aus meiner Erfahrung her würde ich Ritalin niemandem empfehlen. Wenn jemand vergesslich ist so wie ich, dann sollte er sich ein Diktiergerät zulegen oder zu Stift und Papier greifen. Das ist viel einfacher.53 „Ich leide an ADHS und habe eine Zeit lang Ritalin konsumiert. Dann bin ich jedoch auf Concerta umgestiegen, dass die Wirkung dieses Medikaments länger anhält als diejenige von Ritalin. Ich finde es gut, dass es Medikamente gibt, die einem das Leben ein wenig erleichtern. Ich bin 13 Jahre alt und war vor der Abklärung ziemlich verzweifelt in der Schule. Jetzt, da ich Concerta nehme, kann ich mich besser konzentrieren und meine Motivation zum Lernen ist gestiegen. Mein Bruder ist 17 und hat ebenfalls eine Abklärung gemacht. Er nimmt Ritalin, da bei ihm die Wirkung besser ist als sie bei mir war. Er geht an 52 53 Vgl. Anhang Interview mit Irene Umiker, Heilpädagogin. Vgl. Anhang Interview mit R.H. 20 die Kantonsschule und ich bin in der Bezirksschule. Ich glaube, wenn ich nicht angefangen hätte, Medikamente zu nehmen, wäre ich nicht mehr hier. Ich bin sehr froh, dass sich das Blatt dann gewendet hat.“54 „So wenig Chemie wie möglich, aber so viel wie nötig…“55 „Drogenkonsum gehört zu allen modernen Gesellschaften. Insofern habe ich Verständnis für Menschen, die Drogen konsumieren. Allerdings bin ich nicht damit einverstanden…“56 5.2. Aktualität Ritalin ist ein Thema, das in den Medien immer wieder für Gesprächsstoff sorgt. In der Politik ist es ebenfalls ein ständiger Diskussionspunkt. Im Folgenden wird die Aktualität des Medikaments anhand von ausgewählten Ausschnitten aufgezeigt. 5.2.1. Medien In Form von Warnungen, Kritik und Befürwortungen werden verschiedene Meinungen über Ritalin erläutert. Zur Behandlung von AD(H)S und Narkolepsie werden abweichende Therapien und Möglichkeiten empfohlen. Im Folgenden sind Ausschnitte aus verschiedenen Tageszeitungen, Zeitschriften und Onlinemagazinen aufgeführt. Kinder, Eltern und Ritalin In 20 Minuten bringt die deutsche Juristin Sandra Hotz zur Aussprache, dass die Kinder oft nicht selber entscheiden können, ob sie Ritalin nehmen wollen oder nicht. Rechtlich gesehen ist ein 12-jähriges Kind befugt, selber Entscheidungen zu treffen. Dies setzt eine kindgerechte Information voraus, damit sich der junge Patient eine 54 Antwort wurde in der Umfrage genannt. Ebd. 56 Ebd. 55 21 eigene Meinung bilden kann. Laut Sandra Hotz entscheiden jedoch meistens die Eltern gemeinsam mit dem Arzt.57 Leistungsfördernde Medikamente – Ritalin bei Schülern und Jugendlichen Famigros, das Forum speziell für Familien von Migros stellt sich die Frage, ob heutzutage eine gehobene Schulkarriere ohne leistungsfördernde Substanzen überhaupt noch möglich ist. Die Schüler mutieren mittels Medikamenten zu geölten Lernmaschinen. Es besteht die Tendenz, dass die Schule zu einem Ort des Wettkampfes wird. Unter Bildung wird dann nicht mehr die geistige Durchdringung verstanden, sondern vielmehr eine medikamentös unterstützte Folge von Leistungswillen und Wettbewerb. Letztlich wäre es eine Frage der entsprechenden Stimulierung der Synapsen.58 Ritalin - Wundermittel im Kreuzfeuer Das Schweizer Radio und Fernsehen ist der Meinung, dass ein gesellschaftliches Dilemma Grund ist für den häufigen Einsatz von Ritalin. Wenn das Kind nicht reibungslos funktioniert, bangen die Eltern um dessen Schicksal. Die Lehrer kämpfen mit zu grossen Klassen. Der Lehrplan muss in immer kürzerer Zeit vermittelt werden. „Störenfriede“ sind nicht tolerierbar.59 Berauschende Doppelmoral Im Tages-Anzeiger wird der Zweck des Anti-Drogen-Tages (26. Juni 2013) in Frage gestellt. Es wird heftig kritisiert, dass unsere Haltung gegenüber Drogen zweideutig ist.60 „Wir haben kein Problem damit, am Feierabend ein Bierchen oder zwei, drei zu zischen und dazu ein halbes Päckchen Zigaretten zu rauchen, aber wer einen Joint raucht, gilt als Hippie und Versager. Wir klagen beim Arzt ein bisschen über Konzentrationsprobleme, worauf der uns nach einer kleinen Internetrecherche die Pillen unserer Wahl verschreibt, aber wer samstagnachts im Club Partydrogen konsumiert, muss mit Busse und Strafe rechnen. Wir stellen unruhige Kinder mit Ritalin ruhig, haben für den verstrichenen Junkie im Bus nur Verachtung übrig.“ 61 57 Hotz 2013, 21. Internet: Famigros. 59 Internet: SRF. 60 Vgl. Internet: Tagesanzeiger. 61 Internet: Tagesanzeiger. 58 22 5.2.2. Politik Cyrill von Planta (GLP, Zürich) findet es besorgniserregend, dass vermehrt im kindlichen Entwicklungsstadium zu Psychopharmaka gegriffen werde. Ein Teil seiner Fraktion will wissen, weshalb Ritalin immer häufiger verschrieben wird. Der Regierungsrat erachtet es jedoch nicht als eine Aufgabe des Kantonsrats, eine solche Studie in Auftrag zu geben. Für die Gegner einer Nachfolgestudie stellt ein Bericht des Bundesrats zum Thema Ritalin vom Dezember 2012 ein wiederkehrendes Argument dar. Laut diesem erfolgt der Einsatz solcher Medikamente nach dem heutigen Stand der Wissenschaft. Ritalin soll nicht verteufelt werden, findet Barbara Bussmann (SP/Volketswil). Sie ist jedoch der Meinung, dass solche Medikamente in die Hände von Spezialisten gehören und daher die Verschreibungspraxen genauer beobachtet werden sollten. Ebenso denkt Ruth Kleiber von der EVP Winterthur. Sie bezweifle nicht, dass die Abgabe von Ritalin nach dem heutigen wissenschaftlichen Stande erfolge. Dennoch sollte überprüft werden, weshalb Psychopharmaka so schnell verschrieben würden. Ginge es nach ihr solle ein Kind möglichst ohne Psychopharmaka aufwachsen. Lorenz Schmid (CVP, Männedorf) und Jörg Kündig (FDP, Gossau) befürworten die Gewährleistung der Therapiefreiheit und verweisen lediglich auf die seriöse Kontrolle von Swissmedic. Das Parlament liess sich jedoch nicht umstimmen und verlangt Aufschluss über das AD(H)S-Phänomen.62 Neben der Behandlung von AD(H)S und Narkolepsie wird Ritalin auch missbräuchlich für andere Zwecke verwendet. So nehmen es Arbeitnehmer und Studenten zur Konzentrationsförderung, damit sie mehr Leistung erbringen können. Zudem muss beachtet werden, dass Ritalin im Ausgang als Droge verwendet wird, damit die ganze Nacht durchgefeiert werden kann. Dies sei eine Modeerscheinung, welche die Schweiz von den USA übernommen habe, behauptet Ignazio Cassis (FDP/TI). Es ist dem Nationalrat ein Dorn im Auge, dass Ritalin dem Missbrauch unterstellt ist. Aus diesem Grunde soll der Bundesrat dafür sorgen, dass das Medikament nur noch in einer umfassenden Behandlung verschrieben wird. Dies erfolgt durch die Umsetzung des Betäubungsmittelgesetztes. Mit 163 zu 10 Stimmen und zwei Enthaltungen stimmte die grosse Kammer der Motion zu. Stillschweigend wurde auch ein Postulat angenommen, welches den Bundesrat beauftragt, in einem Bericht aufzuzeigen, wo politischer und gesetzgeberischer Handlungsbedarf in Bezug auf Ritalin besteht. Der Bundesrat selber sprach sich für das Postulat, jedoch gegen die Motion aus. Laut Gesundheitsminister Alain Berset gebe es bereits heute Regeln für den 62 Internet: Neue Zürcher Zeitung 2013. 23 Gebrauch und Missbrauch von Substanzen. Er will erst den Bericht abwarten und dann über das weitere Vorgehen entscheiden. Bisher ist das Postulat an den Bundesrat überwiesen worden, die Motion geht weiter in den Ständerat.63 5.3. Umfrage Vorgehen Um herauszufinden, welche Bedeutung Ritalin in der Gesellschaft zukommt, haben wir eine Umfrage durchgeführt, welche sowohl physisch wie auch online zugänglich war. Dadurch sollte sich ein Eindruck über das Wissen und die Akzeptanz der Befragten zum Thema Ritalin und dessen Anwender zeigen. Anhand der offenen Antwortfelder bei jeder Frage konnten die Teilnehmer ihre Begründungen und eigene Meinungen anbringen. Die Umfrage haben wir zunächst an einigen Personen aus unserem Umfeld physisch getestet, um eine ungefähre Abschätzung der Antworten zu erhalten. Danach haben wir sie auf zwei Onlineplattformen aufgeschaltet und physisch aufgelegt und verteilt. Während knapp einem Monat hatten die Teilnehmer Zeit, an der Umfrage teilzunehmen. Auswertung Nach Beendigung der Umfrage sind insgesamt 269 vollständig ausgefüllte Umfragebögen zusammengekommen. Davon sind 86 von Männern und 183 von Frauen ausgefüllt worden. Die Befragten haben wir in drei Altersgruppen eingeordnet. 75 Teilnehmer haben einen Jahrgang zwischen 1993 und 2013. Mit 125 Personen, deren Geburtsjahr zwischen 1963 und 1992 liegt, ist diese Altersgruppe am grössten vertreten. Die restlichen 69 Teilnehmer sind 50 Jahre oder älter. Zusätzlich haben die Befragten ihre Tätigkeit angegeben. Hier haben wir wiederum vier Kategorien erstellt: a.) bedeutet berufstätig, b.) Lehre, Praktikum, Studium, Schule und alles weitere was mit Ausbildung zu tun hat, in der kleinen Gruppe c.) sind alle Personen die in Pension sind sowie Hausfrauen und –männer enthalten und d.) enthält alle weiteren Teilnehmer die zum Beispiel gerade den Militärdienst leisten oder arbeitslos sind. Bei der Tätigkeit muss beachtet werden, dass mehr als 269 Antworten vorhanden sind, da einige Teilnehmer mehrere Kreuze gesetzt haben, wenn sie beispielsweise ein Studium absolvieren und gleichzeitig berufstätig sind. 63 Vgl. Internet: Aargauer Zeitung 2013. 24 Teilnehmer der Umfrage Geschlecht Altersgruppe Total männlich weiblich 1993 – 2013 Anzahl Teilnehmer 269 86 183 75 1963 – 1992 125 Tätigkeit 19xx – 1962 69 a) b) c) d) 180 72 24 12 Tab. 3: Anzahl Teilnehmer der Umfrage. Darstellung Die Umfrage enthält insgesamt zehn Fragen, welche wir einzeln ausgewertet und in einer Tabelle unterteilt nach Geschlecht, Altersgruppen und Tätigkeiten dargestellt haben. Je nach Ergebnis, haben wir die Auswertung noch weiter vertieft und graphisch anhand von Diagrammen dargestellt. Zusätzliche Antworten im offenen Antwortfeld und die Begründungen haben wir zusammengefasst und jeweils am Schluss jeder Frage anhand von Tabellen dargestellt. Da hier einige Personen mehrere Antworten gegeben haben, kann die Zahl der Antworten grösser als die Teilnehmerzahl sein. 25 1. Was ist Ritalin? 0.63% 0% 2.31% 12.61% 8.40% 3.99% 27.31% 44.75% ein Aufputschmittel ein Beruhigungsmittel ein Medikament ein Dopingmittel eine Droge ein Getränk weiss nicht Sonstiges Abb. 3: Frage 1, prozentuale Darstellung der genannten Antworten. Geschlecht 50.00% 42.10% 45.98% 45.00% 40.00% 35.00% 30.00% 26.97% 27.46% 25.00% 20.00% männlich 15.00% 1.97% 2.46% 1.97% 0% 0% 0% 9.21% 8.02% 5.26% 3.39% 5.00% 12.50% 12.65% 10.00% weiblich 0.00% Abb. 4: Frage 1, prozentuale Gegenüberstellung der Antworten nach Geschlecht. 26 Das Diagramm gibt Auskunft über den prozentualen Anteil aller Antworten auf die Frage „Was ist Ritalin?“. Da die Befragten mehrere Antworten geben konnten, liegt die Gesamtzahl aller Antworten bei 476. Von den 86 männlichen Teilnehmern wurden 152 Antworten gegeben. Die restlichen 324 Antworten stammen von den 183 Frauen. Die blauen Balken geben den prozentualen Anteil der Antworten aller Männer an, die roten denjenigen der Frauen. Die am meisten genannte Antwort ist bei dieser Frage mit 44.75% „ein Medikament“. Der prozentuale Unterschied zwischen den Antworten aller weiblichen und männlichen Teilnehmer ist sehr gering, derjenige der Frauen mit 45.98% jedoch um 3.88% höher. Ebenfalls sehr oft wurden „ein Beruhigungsmittel“ (total 27.31%, Frauen zu 27.46% und Männer zu 26.97%) sowie „ein Aufputschmittel“ (total 12.61%, Frauen zu 12.65% und Männer zu 12.50%) genannt. Auch hier ist bei beiden Antworten beinahe kein Unterschied zwischen Frauen und Männern ersichtlich. Lediglich bei den Antworten „eine Droge“ (total 8.40%, Frauen zu 8.02% und Männer zu 9.21%), „ein Dopingmittel“ (total 3.99%, Frauen zu 3.39% und Männer zu 5.26%) sowie „weiss nicht“ (total 0.63%, Frauen zu 0% und Männer zu 1.97% männlich) liegt der prozentuale Anteil der Männern höher als derjenige der Frauen. Von elf Teilnehmern wurde ausserdem noch Folgendes genannt: Ritalin ist… …ein Nervengift 1 …eine psychosomatische Substanz 1 …ein synthetischer Stoff 2 …ein Betäubungsmittel 1 …ein Medikament mit unterschiedlicher Wirkung bei Kindern und Erwachsenen 2 …ein Mittel zur Beruhigung oder Anregung 1 …ein Missbrauchsmittel 1 …ein Beruhigungsmittel für hyperaktive Menschen 2 Tab. 4: Frage 1, Anzahl zusätzlich genannter Antworten. 27 2. Wofür wird Ritalin verwendet? 0.69% 0.35% 13.99% 25.56% 0% 16.23% 42.66% 0.52% zur Leistungssteigerung zur Behandlung von AD(H)S als Schlafmittel zur Beruhigung zur Verhütung zur Konzentrationsförderung weiss nicht Sonstiges Abb. 5: Frage 2, prozentuale Darstellung der genannten Antworten. Da eine Mehrfachauswahl der Antworten möglich war, beträgt die Gesamtzahl aller Antworten auf die zweite Frage 579. Es zeigt sich, dass bei der Frage wofür Ritalin verwendet werde, die Antwort „zur Behandlung von AD(H)S“ mit 42.66% am häufigsten genannt wurde. Die Antwort „zur Konzentrationsförderung“ erzielte mit 25.65% ebenfalls einen hohen prozentualen Anteil aller Antworten. Sowohl bei den weiblichen wie auch den männlichen Befragten wurde ebenfalls sehr oft „zur Beruhigung“ (16.23%) und „zur Leistungssteigerung“ (13.99%) genannt. Die restlichen Antworten wurden sehr gering angekreuzt. „Als Schlafmittel“ (0.52%) wurde von zwei männlichen und einer weiblichen Person genannt, von keinem einzigen Teilnehmer wurde bei „Sonstiges“ zusätzlich noch die Krankheit Narkolepsie dazugeschrieben. Des Weiteren wurde von zwei Teilnehmern noch Folgendes genannt: Ritalin wir verwendet, … …um länger wach zu sein 1 28 …um einen Höhenflug zu erleben 1 …damit sich Kokainabhängige besser fühlen 1 Tab. 5: Frage 2, Anzahl zusätzlich genannter Antworten. 3. Kennen Sie Nebenwirkungen von Ritalin? 4.71% 5.71% 21.09% 32.01% 18.11% 2.98% 10.92% 4.47% Gewichtszunahme Appetitlosigkeit Schlaflosigkeit Kopfschmerzen Magenschmerzen veränderter Stuhlgang weiss nicht Sonstiges Abb. 6: Frage 3, prozentuale Darstellung der genannten Antworten. Da eine Mehrfachauswahl der Antworten möglich war, ist die Gesamtzahl aller Antworten 403. Im Gegensatz zu den beiden voranstehenden Fragen ist das Total der Antworten somit etwas geringer. 29 Bei dieser Frage wurde mit 32.01% sehr oft „weiss nicht“ genannt, welches das Total der Antworten erklärt. Mit 21.09% wurde „Appetitlosigkeit“ genannt und mit 18.11% „Schlaflosigkeit“. Die anderen Ankreuzmöglichkeiten wurden sowohl bei den Frauen wie auch den Männern sehr unterschiedlich und sehr gering angekreuzt. Im offenen Antwortfeld wurde von 23 Personen noch Folgendes genannt: Weitere Nebenwirkungen von Ritalin: sind noch nicht vollständig erforscht 4 unterschiedliche Wirkungen bei Kind und Erwachsenen 7 Müdigkeit 2 Gewichtsverlust 2 Suchtgefahr 6 Depression 1 Angstzustände 1 Halluzinationen 2 veränderte Persönlichkeit 1 veränderte Blutwerte 2 Wachstumsstörungen 6 Nervosität 2 Sehstörungen 1 Motivationslosigkeit 1 Haarausfall 1 Aggression 1 Lethargie 2 Tab. 6: Frage 3, Anzahl zusätzlich genannter Antworten. 30 4. Ist Ritalin dem Betäubungsmittelgesetz unterstellt? 39.03% 39.03% Ja Nein weiss nicht 21.93% Abb. 7: Frage 4, prozentuale Darstellung der genannten Antworten. Dieses Kuchendiagramm zeigt den prozentualen Anteil aller 269 Befragten. Der grüne Anteil zeigt die „Ja“-Antworten auf, der orange die „Nein“-Antworten und der rote bezeichnet die „weiss nicht“-Antworten. Der prozentuale Anteil liegt sowohl bei „Ja“ wie auch bei „weiss nicht“ bei 39.03%. Die restlichen Teilnehmer haben mit „Nein“ beantwortet (21.93%). 31 5. Ist Ritalin verschreibungspflichtig? 2.60% 7.06% Ja Nein weiss nicht 90.34% Abb. 8: Frage 5, prozentuale Darstellung der genannten Antworten. Dieses Schaubild zeigt den prozentualen Anteil aller 269 Befragten pro Antwort. Der „Ja“-Anteil ist grün dargestellt, der „Nein“-Anteil orange und der „weiss nicht“-Anteil rot. 90% aller Teilnehmer beantworteten diese Frage mit Ja. Nur gerade 2.60% mit Nein und die restlichen 7.06% nannten „weiss nicht“. Von den männlichen Teilnehmern wurde kein einziges Mal „Nein“ geantwortet, dafür gaben 14 „weiss nicht“ an. Dies ist ein Prozentsatz von 16.28. 32 6. Wo ist Ritalin erhältlich? 2.78% 0.93% 39.35% 50.46% 6.48% Apotheke Drogerie Arzt Migros weiss nicht Sonstiges Abb. 8: Frage 6, prozentuale Darstellung der genannten Antworten. Geschlecht 36.18% 40.00% 44.73% 50.00% 30.00% 41.07% 53.57% 60.00% männlich weiblich 0.71% 1.31% 1.78% 4.60% 0% 0% 10.00% 2.85% 13.15% 20.00% 0.00% Apotheke Drogerie Arzt Migros weiss nicht Sonstiges Abb. 10: Frage 6, prozentuale Gegenüberstellung der Antworten nach Geschlecht. Da eine Mehrfachauswahl der Antworten möglich war, ist die Gesamtzahl aller Antworten 432. 33 Mit Abstand am meisten wurde „Apotheke“ (50.46%, Frauen zu 53.57% und Männer zu 44.73%) und „Arzt“ (38.64%, Frauen zu 41.07% und Männer zu 36.18%) genannt. „Drogerie“ wurde zu 6.33% angekreuzt. Zu 71.43% wurde diese Antwort von Männern angekreuzt. Die restlichen Antworten wurden sehr wenig oder gar nie genannt (Migros). Die Antwort „weiss nicht“ erzielt bei 3% einen höheren Anteil an männlichen Teilnehmern mit 4.60% gegenüber den weiblichen Teilnehmern mit 1.78%. Weitere Antworten waren: Ritalin ist erhältlich… …übers Internet 3 …im Spital 2 Tab. 7: Frage 6, Anzahl zusätzlich genannter Antworten. 7. Konsumieren Sie Ritalin? Antwort Ja Nein Total 4 265 Tab. 8: Frage 7, Anzahl genannte Antworten. Diese Tabelle zeigt das Total aller „Ja“- und „Nein“-Antworten. Nur gerade 1.49%, also 4 Teilnehmer bejahten diese Frage. Alle restlichen 265 Befragten gaben an, kein Ritalin zu konsumieren (98.51%). Als Begründung nannten einige Teilnehmer folgende Antworten: Nein, weil… …ich grundsätzlich keine Medikamente nehme. 2 …ich keinen Grund habe, um Ritalin zu nehmen. 22 34 …ich die Nebenwirkungen fürchte. 1 …Ritalin noch zu wenig erforscht ist. 1 Tab. 9: Frage 7, genannte Begründungen. Ja, weil… …ich AD(H)S habe. 4 Tab. 10: Frage 7, genannte Begründungen. Die Zusatzfrage "Wie reagiert Ihr Umfeld die Tatsache, dass Sie Ritalin konsumieren?" welche von vier Personen beantwortet wurde, ergab folgende Antworten: Wie reagiert Ihr Umfeld auf die Tatsache, dass Sie Ritalin konsumieren? negativ 2 mit Unverständnis 2 mit Erstaunen 1 positiv 2 Nur meine Familie weiss Bescheid 2 Tab. 11: Frage 7, genannte Antworten. 35 8. Kennen Sie Personen, die Ritalin einnehmen? 43.30% Ja Nein 56.70% Abb. 11: Frage 8, prozentuale Darstellung der genannten Antworten. Altersgruppe 70.00% 50.72% 49.27% 62.40% 30.00% 37.60% 40.00% 48.00% 50.00% 52.00% 60.00% Ja Nein 20.00% 10.00% 0.00% 1993-2013 1963-1992 19XX-1962 Abb. 12: Frage 8, prozentuale Gegenüberstellung der Antworten nach Altersgruppe. 36 Tätigkeit 80.00% 37.50% 58.33% 20.00% Ja 28.57% 30.00% 41.67% 40.00% 44.20% 50.00% 55.80% 60.00% 62.50% 71.43% 70.00% Nein 10.00% 0.00% berufstätig Schule, Studium, Hausfrau/-mann, in Lehre, Praktikum Pension Sonstiges Abb. 13: Frage 8, prozentuale Gegenüberstellung der Antworten nach Tätigkeit. Bei der Frage, ob man Personen kenne, die Ritalin einnehmen, antworteten 56.70% von den 269 Befragten mit „Ja“. Die restlichen 43.30% verneinten die Frage. In Abb. 9 wird ersichtlich, dass von den 75 Teilnehmern mit Jahrgang zwischen 1993 und 2013 zu 52.00% Personen kennen, die Ritalin einnehmen. Beinahe ebenso viele dieser Altersgruppe antworteten mit „Nein“. Bei der zweiten Alterskategorie mit Geburtsdatum von 1963 bis 1992 kennen 62.40% der 125 Befragten jemanden, der Ritalin einnimmt. Hier beträgt der Unterschied zwischen den „Ja“- und „Nein“Antworten bei 24.80%. Hingegen sind die Antworten bei den +50-jährigen Teilnehmern wieder so gut wie ausgeglichen, 49.27% bejahten und 50.72% verneinten die Frage. Abb. 10 stellt die Antworten unterteilt nach Tätigkeit dar. Bei den Berufstätigen kennen mit 55.80% etwas mehr als die Hälfte Personen, die Ritalin einnehmen. 58.33% der Befragten, die eine Schule, ein Studium, eine Lehre oder ein Praktikum absolvieren antworteten mit „Ja“ und vertreten somit ebenfalls etwas mehr als die Hälfte ihrer Tätigkeitsgruppe. Mit 28.57% „Nein“-Antworten ist Ritalin bei den 28 befragten Hausfrauen/-männer und Pensionierten prozentual am meisten verbreitet. Erwerbslose und Personen, die Militär- oder Zivildienst leisten, kennen zu 62.50% jemanden, der Ritalin einnimmt. 37 9. Haben Sie Verständnis, wenn Personen Ritalin konsumieren? 19.31% Ja Nein 80.69% Abb. 14: Frage 9, prozentuale Darstellung der genannten Antworten. Dieses Diagramm gibt Auskunft über die Anzahl Befragte, die Verständnis bzw. kein Verständnis haben wenn Personen Ritalin konsumieren. Da einige Teilnehmer die Umfrage physisch ausgefüllt haben, konnten wir zehn Antworten nicht auswerten, da sie keine definitive Antwort gegeben haben. Bei den Onlineumfragen war es vom System her nicht möglich, mehrere oder keine Antwort zu geben. Daher liegt die Totalzahl bei dieser Umfrage bei 259 Personen. 80.69%der Teilnehmer haben Verständnis wenn Personen Ritalin konsumieren. Lediglich 50 Befragte antworteten zu 19.31% mit „Nein“. Als Begründung wurden folgende Kriterien genannt: Nein, weil… …Ritalin die Originalität einer Person verändert, damit sie in die Gesellschaft passt. 6 …ich zu wenig über Ritalin weiss. 2 …Ritalin zu viel verschrieben wird. 9 …die Wirkung von Ritalin nur oberflächlich ist. 3 …Ritalin keine geeignete Therapie darstellt, es gibt bessere Möglichkeiten. 21 38 …AD(H)S Kinder nicht selber entscheiden können. 2 …Ritalin für die Gesundheit schädlich ist. 5 …Ritalin oft missbraucht wird. 20 …Ritalin abhängig macht. 6 …ich nicht weiss was Ritalin ist. 3 …Ritalin zu wenig bekannt ist. 2 …dies alles nur eine Geldmacherei der Pharmaindustrie ist. 2 …ich kein Fan von Medikamenten bin. 1 Tab. 12: Frage 9, genannte Begründungen. Ja, weil… …Ritalin den Personen im Alltag hilft und sie in die Gesellschaft integriert. 45 …Ritalin zur Behandlung von gewissen Krankheiten benötigt wird. 82 …die Behandlung ärztlich diagnostiziert und beobachtet wird. 25 …Ritalin selbstmordgefährdeten Personen hilft. 1 …ich gute Erfahrungen mit Ritalin gemacht habe. 1 …ich keine Alternativen kenne. 4 …Ritalin zu einem guten Zweck konsumiert wird. 2 Tab. 13: Frage 9, genannte Begründungen. 39 10. Wären Sie selber bereit, Ritalin zu konsumieren? 33.71% Ja Nein 66.29% Abb. 15: Frage 10, prozentuale Darstellung der genannten Antworten. Geschlecht 80.00% 60.00% 63.84% 71.26% 70.00% 50.00% 40.00% 36.16% Ja 20.00% 28.74% 30.00% Nein 10.00% 0.00% männlich weiblich Abb. 16: Frage 10, prozentuale Gegenüberstellung der Antworten nach Geschlecht. 40 Das Kreisdiagramm gibt Auskunft darüber, ob die Befragten bereit wären bzw. nicht bereit wären Ritalin zu konsumieren. Da einige Teilnehmer die Umfrage physisch ausgefüllt haben, konnten wir 5 Antworten nicht auswerten, da keine definitive Antwort gegeben wurde. Bei den Onlineumfragen war es vom System her nicht möglich, mehrere oder keine Antwort zu geben. Daher liegt die Totalzahl bei dieser Umfrage bei 264 Personen. Mit 33.71% ist rund ein Drittel der Befragten bereit, Ritalin zu konsumieren. Abb. 13 zeigt, dass diese 89 „Ja“-Antworten zu 36.16% von Frauen und zu 28.75% von Männern stammen. Als Begründung wurden folgende Kriterien genannt: Nein, weil… …ich Erwachsen bin. 6 …ich selber entscheiden kann. 1 …ich erst alle Alternativen probieren würde. 22 …ich das Problem ganzheitlich angehen möchte. 2 …Ritalin zu wenig erforscht ist. 6 …Ritalin ein Nervengift ist. 1 …Ritalin Blödsinn ist. 1 …ich gegen Medikamente bin. 18 …Ritalin abhängig macht. 2 …ich Ritalin nicht brauche. 38 …ich viel Negatives davon gehört habe. 1 …Ritalin ein Witz der Pharmaindustrie ist. 2 …Ritalin schlimme Nebenwirkungen hat. 10 …Ritalin den Charakter verändert. 5 …ich keine Drogen nehme. 4 …ich nicht weiss, was Ritalin ist. 2 …ich mein ADHS ohne Ritalin in den Griff bekommen will. 1 …Ritalin bei mir nicht gewirkt hat. 1 Tab. 14: Frage 10, Anzahl genannte Begründungen. 41 Ja, wenn… …mir mein Arzt Ritalin verschreiben würde. 7 …ich AD(H)S hätte. 32 …ich ein Versager wäre. 1 …ich eine positive Wirkung feststellen würde. 1 …es keine Nebenwirkungen hätte. 2 …ich somit die Wirkung von Ritalin ausprobieren könnte. 8 …ich meinen Alltag sonst nur mit Mühe bewältigen könnte. 6 …ich damit meine Leistungen steigern könnte. 3 …es für die Beschwerde keine andere Möglichkeit gäbe. 12 …ich mich vorher intensiv über Ritalin informiert habe. 2 Tab. 15: Frage 10, genannte Begründungen. 42 5.4. Fazit In die Praxis von Dr. René Geissberger in Frick kommen mehr Frauen als Männer mit ihren Kindern. Daraus darf jedoch nicht geschlossen werden, dass sich der Vater weniger für den Sohn oder die Tochter interessiert, sondern dass sie aufgrund ihrer Arbeit einfach weniger Zeit haben. Dies scheint auch der Grund zu sein, weshalb prozentual mehr Männer die „weiss nicht“-Antworten ankreuzten oder sonst nicht ganz korrekte Antworten gaben. Rückblickend auf die ganze Auswertung der Umfrage können wir feststellen, dass Ritalin dem grössten Teil der Gesellschaft ein Begriff ist. Aus der ersten Frage kann entnommen werden, dass sich die Leute auch über den Missbrauch von Ritalin als Droge oder Dopingmittel bewusst sind. Dies zeigt sich auch an den genannten Begründungen zu Frage neun und zehn. Wie die zweite Frage zeigt, assoziieren viele Ritalin mit AD(H)S, Konzentrationsförderung, Beruhigung und Leistungssteigerung. Da jedoch in der gesamten Umfrage nie der Begriff Narkolepsie auftaucht, können wir behaupten, dass kaum jemand weiss, dass Ritalin auch zur Behandlung dieser Schlafkrankheit eingesetzt wird. Auch dem Kinder- und Jugendarzt Dr. René Geissberger war dies bisher nicht bekannt. Die hohe Rate der „weiss nicht“-Antworten bei der dritten Frage zeigt auf, dass die Nebenwirkungen des Medikaments ziemlich in der Dunkelheit stehen. Die Antwort „Gewichtszunahme“ wurde hier mit 4.71% einige Male genannt, obwohl dieses Symptom laut Packungsbeilage und Aussage von Dr. René Geissberger sehr selten bis gar nicht vorkommt. Nach Beipackzettel ist die Schlaflosigkeit eine sehr häufige Nebenwirkung. Obwohl dies bei den Patienten von Dr. Geissberger nicht vorkommt, ist ungesunder Schlaf der Gesellschaft eine bekannte Unannehmlichkeit bei RitalinKonsumenten. Interviewpartnerin M.H. konnte bei ihrem Bruder einen Mangel an Appetit ausmachen.64 Laut Packungsbeilage ist dies eine sehr häufig auftretende Nebenwirkung. Die Heilpädagogin Irene Umiker unterstützt diese Aussage und nennt zudem noch Depressionen als typisches Symptom.65 Letzteres scheint nicht sehr bekannt zu sein und wurde lediglich von zwei Umfrageteilnehmern genannt. D.B. wurde eine Zeit lang von ständigen Kopfschmerzen geplagt.66 Laut Packungsbeilage ist dies eine häufig auftretende Nebenwirkung und wurde auch von einigen Befragten aufgezählt. Von den Teilnehmern wurde ausserdem oft die Abhängigkeit angesprochen. Dies scheint eine gefürchtete Folge zu sein. Die formalen Aspekte von Ritalin scheinen der Gesellschaft nicht unbekannt zu sein. Sobald jedoch das tiefere Wissen erfragt wird, spalten sich die Meinungen wie anhand von Frage vier festgestellt werden kann. Unser betreuender Facharzt ist jedoch der Meinung, dass es für die Menschen nicht wichtig ist, ob ein Medikament dem Betäubungsmittelgesetz unterstellt ist oder nicht. Er ist erstaunt, dass dennoch 64 Vgl. Anhang Interview mit M.H. Vgl. Anhang Interview mit Irene Umiker, Heilpädagogin. 66 Vgl. Anhang Interview mit D.B. 65 43 mehr als ein Drittel der Befragten darüber Bescheid wusste. Aus dem Interview mit D.B. können wir entnehmen, dass Ritalin-Konsumenten wohl darüber aufgeklärt sind, dass Ritalin dem Betäubungsmittelgesetz unterstellt ist.67 A.F. war dies ebenfalls bekannt.68 Frage fünf lässt daraus schliessen, dass die Bevölkerung informiert ist, dass Ritalin nur mit Rezept ausgegeben wird. D.B. erhält das Rezept von seinem Arzt.69 R.H. hingegen liess es sich von seiner Psychologin verschreiben.70 Viele sind der Meinung, dass das Medikament direkt beim Arzt erhältlich ist. Der Grund für diese hohe Antwortzahl scheint darin zu liegen, dass ein Patient mit Blasenentzündung die Antibiotika ebenfalls direkt beim Arzt beziehen kann. Dies sei bei Ritalin jedoch weniger der Fall, findet Dr. Geissberger. Bei Personen, die dieses Medikament benötigen handelt es sich in der Regel nicht um Notfälle. E.B. hingegen erhält Ritalin von seinem Arzt.71 Der im Vergleich hohe Prozentsatz bei der Antwort „Drogerie“ liegt wohl eher an der Unkenntnis über den Unterschied der Funktion von Drogerie und Apotheke. Wie D.B. erläutert ist Ritalin als Betäubungsmittel für die Drogerie zu stark.72 Mehr als die Hälfte der Befragten gibt an, Personen zu kennen, die Ritalin einnehmen. Dies lässt darauf schliessen, dass das Medikament in der Schweiz ziemlich verbreitet ist. Jedoch lässt sich keinen nennenswerten Unterschied in den verschiedenen Altersgruppen und Tätigkeitsbereichen feststellen. Aus Frage neun ergibt sich, dass das Verständnis der Umfrageteilnehmer für Ritalin sehr hoch ist. D.B. ist jedoch der Meinung, dass sein Umfeld zum Teil ziemlich negative Reaktionen gezeigt hat, seine Mitmenschen waren wie angewidert von ihm. 73 Auch E.B. findet, dass einige Leute bestimmt insgeheim ein Urteil fällen, es jedoch nicht äussern.74 R.H. erhielt ziemlich eindeutige Reaktionen aus der Familie, so behaupteten diese, er spinne Ritalin zu nehmen.75 Irene Umiker sieht sich oftmals mit kritischen Einstellungen von Eltern gegenüber dem Medikament konfrontiert.76 Der Vater von A.F. musste anfangs viel Kritik von seinem Umfeld ertragen. Viele konnten nicht verstehen, wieso er seinen beiden Söhnen dieses Medikament gab.77 M.H. hingegen nahm nur positive Reaktionen gegenüber ihrem Bruder wahr. Man schien froh zu sein, dass er nicht mehr so auffiel.78 In der letzten Frage zeigt sich, dass lediglich ein Drittel aller Teilnehmer bereit wären, selber eine solche Tablette zu schlucken. 67 Vgl. Anhang Interview mit D.B. Vgl. Anhang Interview mit A.F. 69 Vgl. Anhang Interview mit D.B. 70 Vgl. Anhang Interview mit R.H. 71 Vgl. Anhang Interview mit E.B. 72 Vgl. Anhang Interview mit D.B. 73 Vgl. Anhang Interview mit D.B. 74 Vgl. Anhang Interview mit E.B. 75 Vgl. Anhang Interview mit R.H. 76 Vgl. Anhang Interview mit Irene Umiker, Heilpädagogin. 77 Vgl. Anhang Interview mit A.F. 78 Vgl. Anhang Interview mit M.H. 68 44 6. Schluss In unserer Hypothese behaupten wir, dass die Gesellschaft zu wenig über Ritalin aufgeklärt ist und somit voreilig Meinungen gebildet werden, die nicht mit der Realität übereinstimmen. In Bezug auf das Oberthema „Ich und die Anderen“ ist es für Betroffene schwierig, sich in die Gesellschaft einzugliedern und von den Mitmenschen als gleichwertig angesehen zu werden. Durch den Vergleich der Umfrage mit dem theoretischen Wissen und den Interviews wird ersichtlich, dass sehr wohl eine gewisse Unkenntnis über Ritalin existiert. Das Medikament ist jedoch nicht als Ganzes unbekannt. Entgegen unseren Erwartungen sind die befragten Leute zum grössten Teil darüber informiert, was Ritalin ist und wofür es hauptsächlich verwendet wird. Weniger bekannt hingegen sind die Nebenwirkungen, die Erhältlichkeit und der Eintrag im Betäubungsmittelgesetz. Die Meinungen über Ritalin sind sehr gespalten, einige sind für das Medikament, andere dagegen. Aus der Umfrage ergibt sich, dass das Verständnis für Ritalin gross ist. Dies scheint von den Betroffenen jedoch nicht immer als solches wahrgenommen zu werden. Die Interviews ergeben, dass sich Ritalin-Konsumenten oft nicht verstanden fühlen und den Mitmenschen kritisch gegenüber stehen. Für sie ist es daher nicht immer einfach, sich in die Gesellschaft einzubinden und als gleichwertig angesehen zu werden. Die Befragten äussern sich hingegen eher kritisch gegenüber der Entwicklung der Gesellschaft. In dieser Berufsmaturitätsarbeit wird erläutert, was Ritalin ist und wie viel die Schweizer Gesellschaft darüber weiss. Allerdings können wir keine Stellung dazu nehmen, wie sich das Medikament im Laufe der letzten Jahre entwickelt hat und ob die Verbreitung zu-, abnimmt oder stagniert. 45 7. Glossar Amphetamin: eine synthetisch hergestellte Substanz mit stimulierender Wirkung Dexmethylphenidat: ein Wirkstoff aus der Gruppe der Amphetamine mit stimulierender Wirkung auf das zentrale Nervensystem Dopamin: ein zur Gruppe der Katecholamine gehörender Neurotransmitter Hydrat: in der Chemie allgemeine Substanz, die Wasser enthält Hypnagogie: Bewusstseinszustand, der beim Einschlafen auftreten kann Kataplexie: medizinischer Fachausdrück für den emotionsbedingt auftretenden kurzzeitigen Verlust des Muskeltonus ohne Bewusstseinstrübung Laktose-Monohydrat: Siehe Monohydrat Magnesiumstearat: Magnesiumsalz der Stearinsäure Membran: eine dünne Material – bzw. Gewebsschicht, die zwei Räume voneinander abtrennt Methylphenidat: ein Wirkstoff aus der Gruppe der Amphetamine mit stimulierender Wirkung auf das zentrale Nervensystem Methylphenidathydrochlorid: Siehe Methylphenidat Monohydrat: Chemische Substanzen, die Wasser enthalten Neurotransmitter: biochemische Stoffe, welche Reize von einer Nervenzelle zu einer anderen weitergeben, verstärken oder modulieren Noradrenalin: ein Wirkstoff aus der Gruppe der Catecholamine, ein körpereigener Neurotransmitter und ein Hormon des Nebennierenmarks mit stark gefässverengenden, positiv inotropen und blutdruckerhöhenden Eigenschaften Retard: Arzneiform, bei welcher der Arzneistoff verlangsamt freigesetzt wird Retardtablette: Siehe Retard Serotonin: Neurotransmitter, der durch Decarboxylierung und Hydroxylierung aus der Aminosäure Trytophan biosynthetisiert wird Stearat: Siehe Stearinsäure Stearinsäure: gesättigte Carbon- und Fettsäure Stimulanzien: Bezeichnung für Psychopharmaka, die v.a. den Antrieb steigern und psychisch anregend bzw. zentral erregend wirken Synapse: Kontaktstelle zwischen zwei Nervenzellen Talk: Siehe Talkum Talkum: sehr häufig vorkommendes Schichtsilikat Tricalciumphosphat: Gemisch von Calciumphosphaten 46 8. Quellenverzeichnis Gedruckte Quellen Elpos Schweiz: Auf einen Blick. Wangen bei Olten September 2010. Hotz, Sandra: Kinder, Eltern und Ritalin. In: 20 Minuten St. Gallen 21. Juni 2013, 21. Keller, Georg / Zierau, Marie-Therese: Hilfe bei AD(H)S. Die neue, sanfte Nährstofftherapie. Für Zappelphillip-Kinder und kleine Träumer. Mit Special: Legasthenie. München 2004. Neuhaus, Cordula: Hyperaktive Jugendliche und ihre Probleme. Erwachsen werden mit ADS. Was Eltern tun können. Stuttgart 2003. Simonsohn, Barbara: Hyperaktivität. Warum Ritalin keine Lösung ist. Gesunde Strategien, die wirklich helfen. 5. Aufl. München 2001. Internetquellen ADHS-Information: Was verursacht bzw. verstärkt ADHS? http://www.adhsinformation.de/de/Ritalin/adhsinfo/WasverursachtbzwverstrktADHS/page.html [Abrufdatum: 2.10.2013.] Aargauer Zeitung: Ritalin soll nicht als Modedroge verschrieben werden. 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Swissdox, Suche, Suchbegriff = Ritalin. http://www.swissdox.ch/Swissdox2/sai/index_ajax.jsp?action=buyarticles&format=RX HTML&login=small&sendformat=Ansicht&SESSION=SESSION233602707%3A12&F UNCTION=view&DOCID=smd_2013_2014%3A%3Asmd%3A%2F%2F1%2FJM2013 0627000235426&timestamp=60 [Abrufdatum: 13.11.2013.] Audiovisuelle Quellen Ritalin Hirnschäden ADS ADHS. Die Ritalin Epidemie (3/5). http://www.youtube.com/watch?v=SO6jYoa2w3w [Abrufdatum: 01.10.2013.] 51 9. Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Ritalin Tablette. http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/ritalin-gegen-adhs-wo-diewilden-kerle-wohnten-11645933-b2.html [Abrufdatum: 14.11.2013.] Abb. 2: Ritalin Kapsel. http://www.drugs.com/imprints/nvr-r10-15768.html [Abrufdatum: 14.11.2013.] Abb. 3: Frage 1, prozentuale Darstellung der genannten Antworten. [Eigene Darstellung.] Abb. 4: Frage 1, prozentuale Gegenüberstellung der Antworten nach Geschlecht. [Eigene Darstellung.] Abb. 5: Frage 2, prozentuale Darstellung der genannten Antworten. [Eigene Darstellung.] Abb. 6: Frage 3, prozentuale Darstellung der genannten Antworten. [Eigene Darstellung.] Abb. 7: Frage 4, prozentuale Darstellung der genannten Antworten. [Eigene Darstellung.] Abb. 8: Frage 5, prozentuale Darstellung der genannten Antworten. 52 [Eigene Darstellung.] Abb. 9: Frage 6, prozentuale Darstellung der genannten Antworten. [Eigene Darstellung.] Abb. 10: Frage 6, prozentuale Gegenüberstellung der Antworten nach Geschlecht. [Eigene Darstellung.] Abb. 11: Frage 8, prozentuale Darstellung der genannten Antworten. [Eigene Darstellung.] Abb. 12: Frage 8, prozentuale Gegenüberstellung der Antworten nach Altersgruppe. [Eigene Darstellung.] Abb. 13: Frage 8, prozentuale Gegenüberstellung der Antworten nach Tätigkeit. [Eigene Darstellung.] Abb. 14: Frage 9, prozentuale Darstellung der genannten Antworten. [Eigene Darstellung.] Abb. 15: Frage 10, prozentuale Darstellung der genannten Antworten. [Eigene Darstellung.] Abb. 16: Frage 10, prozentuale Gegenüberstellung der Antworten nach Geschlecht. [Eigene Darstellung.] 53 10. Tabellenverzeichnis Tab. 1: Nebenwirkungen von Ritalin bei AD(H)S. [Eigene Darstellung.] Tab. 2: Nebenwirkungen von Ritalin bei Narkolepsie. [Eigene Darstellung.] Tab. 3: Anzahl Teilnehmer der Umfrage. [Eigene Darstellung.] Tab. 4: Frage 1, Anzahl zusätzlich genannter Antworten. [Eigene Darstellung.] Tab. 5: Frage 2, Anzahl zusätzlich genannter Antworten. [Eigene Darstellung.] Tab. 6: Frage 3, Anzahl zusätzlich genannter Antworten. [Eigene Darstellung.] Tab. 7: Frage 6, Anzahl zusätzlich genannter Antworten. [Eigene Darstellung.] Tab. 8: Frage 7, Anzahl genannte Antworten. [Eigene Darstellung.] Tab. 9: Frage 7, genannte Begründungen. 54 [Eigene Darstellung.] Tab. 10: Frage 7, genannte Begründungen. [Eigene Darstellung.] Tab. 11: Frage 7, genannte Antworten. [Eigene Darstellung.] Tab. 12: Frage 9, genannte Begründungen. [Eigene Darstellung.] Tab. 13: Frage 9, genannte Begründungen. [Eigene Darstellung.] Tab. 14: Frage 10, genannte Begründungen. [Eigene Darstellung.] Tab. 15: Frage 10, genannte Begründungen. [Eigene Darstellung.] 55 11. Anhang Interview mit D.B. 7. August 2013 1. Seit wann nimmst du Ritalin? Ritalin nehme ich seit der 3. Oberstufe, das heisst sicher seit etwa fünf Jahren. 2. Wie alt warst du damals? 15. 3. Was war der Grund dass du damit begonnen hast? Mein Götti ist gleichzeitig mein Hausarzt und er liess alle seine Kinder abklären auf ADHS. Meine Mutter fand es eine gute Idee und liess mich ebenfalls abklären. Es wurde zwar kein ADHS festgestellt, sondern einfach motorische Schwächen gepaart mit Koordinationsschwierigkeiten und seither nehme ich Ritalin. Mein räumliches Denken ist einfach nicht so ausgeprägt wie bei anderen. 4. Du nimmst also Ritalin um deine Konzentration zu stärken. Das räumliche Denken, ja. 5. Hat der Arzt dir gesagt, du sollst Ritalin nehmen? Ja, er hat es mir verschrieben. Das Rezept war immer beim Hausarzt. Seit ich nun volljährig bin nehme ich Vokalin, das hat etwas die stärkere Wirkung als Ritalin und ist für Erwachsene. 6. Wie wird Ritalin eingenommen? Am Tag nehme ich eine Tablette. Am Anfang nahm ich 15mg-Tabletten, aber dann hatte ich immer wieder Kopfschmerzen, was eine Nebenwirkung von Ritalin ist und jetzt nehme ich nur noch 10mg. 56 7. Und die Tablette nimmst du immer morgens? Genau. 8. Vor, nach oder mit dem Frühstück? Tabletten sollte man ja nie auf den nüchternen Magen einnehmen, daher nehme ich sie immer nach dem Frühstück. 9. Wo kaufst du das Ritalin? Ritalin ist in der Apotheke erhältlich, aber nur mit Rezept. 10 In der Drogerie ist es nicht erhältlich, oder? Nein, dafür ist es als Betäubungsmittel zu stark. 11. Welche Arten von Tests musstest du durchlaufen? Den ganzen Morgen war ich in der Praxis, es dauerte sehr lange. Es gab Geschicklichkeitstests, wie der Ein-Bein-Stand. Dann aber auch solche Tests, bei denen meine Merkfähigkeit getestet wurde, dabei hat die Ärztin Zahlen genannt und mir Bilder gezeigt und ich musste ausfüllen, was ich noch alles wusste. Es war aber vor allem sehr psychologisch. Die Abklärung dauerte wirklich sehr lange und eine Rückmeldung in dem Sinne habe ich eigentlich nicht bekommen. Es hiess dann einfach, „du nimmst von jetzt an Ritalin und fertig“. 12. Haben sie dich dann nicht informiert, wieso du Ritalin nehmen sollst? Später haben sie es mir dann gesagt. Aber zu dem Zeitpunkt war es mir auch egal. 13. War deine Mutter bei den Abklärungen dabei? Ja, sie ist mitgekommen. 14. Dann haben sie es bestimmt mit ihr besprochen. Genau. 15. Wollte deine Mutter dass du Ritalin nimmst? Es war eher die Entscheidung des Arztes, oder vielmehr eine Empfehlung und für mich war das in Ordnung so. Ich habe dann auch bald gemerkt, dass es nützte. Heute habe ich es nicht genommen, so als Versuch, wie es ohne geht. Ich merke schon, ich drifte manchmal etwas ab mit den Gedanken oder mit der Motivation, die schwächer wird. 57 16. Von den Lehrern hast du nie etwas gehört? Ich glaube meine Klassenlehrerin hat schon etwas gemerkt. Das war auch bereits in der Primarschule so, sobald ich etwas schneiden musste… und halt die Konzentration… Ich denke die meisten Lehrer merken da schon immer etwas. Von der Klassenlehrerin kam dann auch die Rückmeldung, ich sei etwas abwesend und das war auch ein Grund um mich abklären zu lassen. 17. Findest du das Ritalin wirkt? Ja. Wenn ich es nicht nehme, so wie heute, dann habe ich Mühe bei der Arbeit. Aber wenn ich es nehme, dann merke ich dass ich mich länger auf etwas konzentrieren kann, ich bin dann ausdauerfähiger. Es fühlt sich dann alles viel konzentrierter an. Ritalin bremst mich eigentlich im Verhalten. 18. Wie fühlst du dich wenn du es genommen hast? Konzentrierter, ruhiger und entspannter. Wenn ich es nicht nehme, dann kommt schnell Stress auf und sonst bin ich wirklich stressfrei, ich kann meine Arbeit besser einteilen und effizienter arbeiten und bleibe dann auch an einer Arbeit dran. Wenn ich es nicht nehme, dann habe ich das Gefühl, das und jenes muss ich noch machen… 19. Fühlst du dich wohl, wenn du Ritalin konsumierst? Ja. Es hat natürlich auch seine Nebenwirkung, wie Kopfschmerzen und veränderter Stuhlgang, aber da wurde ich vorgewarnt. Ich habe davon allerdings nicht viel gemerkt. Es fühlt sich eigentlich ganz gut an. 20. Nebenwirkungen hattest du also nicht gross? Nein, nur eben die Kopfschmerzen bis ich dann umgestellt habe. 21. Appetitlosigkeit war kein Thema? Nein, ich habe eigentlich nichts gemerkt. 22. Du bist also der Meinung, Ritalin hat mehr Wirkung statt Nebenwirkung? Ja. Also die Kopfschmerzen waren schon sehr lästig, vor allem bei der Arbeit und in der Schule. Ich denke Appetitlosigkeit wäre weniger schlimm gewesen als ständig diese Kopfschmerzen. 58 23. Wer aus deinem Umfeld weiss, dass du Ritalin nimmst? Natürlich meine Familie und im Betrieb habe ich es dann auch mal erzählt und da waren alle ziemlich erstaunt. Die Reaktion war dort eher negativ ausgefallen, weil sie vermutlich das Gefühl hatten, ich hätte wirklich ADHS oder ich spinne einfach ein bisschen. Sie waren dann auch ein bisschen wie angewidert „was, der nimmt Ritalin?“. Das fand ich etwas unverständlich. Von meinen Kollegen wissen es eigentlich alle, ich sage es auch immer und in der Schule habe ich die Kameraden immer gewarnt, wenn ich es nicht genommen habe und mein Verhalten daher etwas anders war. Die Reaktionen waren sonst immer gut. 24. Hattest du nicht das Gefühl, dass es Vorurteile gab, ausserhalb des Betriebs? Ich glaube, Ritalin ist allgemein etwas, wobei man gleich denkt, der hat ADHS, ist hyperaktiv… das ist vermutlich schon vorhanden, aber ich habe es eigentlich nie so direkt gespürt. Und ausser im Betrieb war es mir auch egal. 25. Hat man dann einfach Notiz davon gemacht oder wollte jemand genau wissen, wieso du Ritalin nimmst? Nein. Ich habe es oft einfach beiläufig erwähnt. Eine Mitarbeiterin hat mal einen Spruch darüber gemacht, dann habe ich gesagt ich nehme wirklich Ritalin und dann waren sie z.T. erstaunt. 26. Nun hast du deine Lehre abgeschlossen. Wirst du weiterarbeiten? Ja. 27. Wirst du auch weiterhin Ritalin nehmen? Also ich habe das auch schon mit meinem Hausarzt besprochen und wir wollen es dann langsam absetzen. Vor der Lehrabschlussprüfung wollte ich bestimmt nicht aufhören damit, denn ich habe wirklich gemerkt, es geht einfach besser mit dem Medikament, auch bei der Arbeit. Aber irgendwann ist der Zeitpunkt gekommen, bei dem ich es absetzten muss. 59 28. Mit dem Alter wird man ja bekanntlich ruhiger und gelassener. Ja, ich denke auch dass ich bereits ruhiger und konzentrierter geworden bin, auch ohne das Medikament. Aber es ist halt wie ein Luxus, den man sich noch irgendwie leisten kann. Vor allem bei Prüfungen und auch bei der Arbeit, weiss ich wenn ich Ritalin genommen habe, dass das Ergebnis besser ausfallen wird als sonst. Wenn ich es nicht nehme, habe ich immer in Gedanken, dass ich vermutlich produktiver gewesen wäre, wenn ich eine Tablette genommen hätte. Aber mit der Zeit, renkt sich dann das schon ein. 29. Würdest du Ritalin also weiterempfehlen, wenn jemand Konzentrationsschwierigkeiten hat? Nun ja, ich bin kein Arzt. Ich habe eine positive Einstellung aber ich finde man sollte schon vorsichtig damit umgehen. An Kantonsschulen gibt es ja florierenden Handel mit diesem Zeug. Ich habe lange nicht gewusst, wieso ich Ritalin genau nehme und erst meine Ergotherapeutin hat mir dann alles erklärt. Wir haben dort Spiele gemacht, viel gebastelt, einfach auf jede erdenkliche Art und Weise versucht, diese räumliche Schwäche, die ich auch mit Ritalin versuche zu verbessern, spielerisch zu gestalten. 30. Und hat es funktioniert? Ja, diese Therapie habe ich als sehr gut empfunden. 31. Wenn du jemandem erzählst, dass du Ritalin konsumierst, denkst du die Person weiss um was es sich dabei handelt oder tut sie nur so? Nein, ich denke die wenigsten wissen wirklich, was es ist. Sie denken vermutlich, Ritalin ist das, was einige Kinder nehmen, weil sie irgendeine Störung haben. 32. Denkst du, dass viele Leute Ritalin konsumieren? Das kann ich so nicht sagen. Ich denke schon, dass es immer schwieriger wird, sich zu konzentrieren mit all den Medien (Nullachtfünfzehnantwort *lacht) und daher kann ich mir auch vorstellen, dass es einen Aufwärtstrend gibt. 60 Interview mit E.B. 3. September 2013 1. Seit wann konsumierst du Ritalin? Ich habe es jetzt ein Jahr lang nicht mehr genommen, davor seit der 3. Klasse, also als ich etwa 9 Jahre alt war. Jetzt bin ich 22. 2. Aus welchem Grund konsumierst du Ritalin? Ich hatte „Verhaltensauffälligkeiten“, weshalb mir dann Ritalin verschrieben wurde. 3. Wer hat es dir verschrieben? Mein Arzt. 4. Wo bekommst du es (Apotheke, Arzt, …)? Auch beim Arzt. 5. Welche Arten von Tests musstest du durchlaufen? Weiss ich nicht mehr so genau. Irgendwelche Psychotests. 6. Wolltest du es selber nehmen oder gab es Einfluss „von Aussen“ (Eltern, Lehrer, …)? Schlussendlich waren es schon meine Eltern, die fanden ich sollte Ritalin nehmen. Die Lehrer hatten nicht wirklich Einfluss. 7. Welche Wirkung zeigt das Medikament? Kann mich viel besser und länger konzentrieren. Also 3-4 Stunden lernen – mit kleinen Pausen – aber immer noch konzentriert und vor allem auch motiviert, also die Begeisterung ist eigentlich noch da. Ich bin somit auch aufnahmefähiger. 8. Welche Nebenwirkungen treten auf? Ähm…Keine. Habe im Wachstum die Dossierung am Gewicht angepasst. Am Anfang hatte ich eine niedrige Dosis. 9. Wie fühlst du dich, wenn du das Medikament genommen hast? Wie wenn du es nicht genommen hast? Kein Unterschied, ausser halt beim Lernen wie bereits gesagt. 61 10. Wie reagiert dein Umfeld auf die Tatsache, dass du Ritalin konsumierst? Nicht gross. 11. Wer weiss davon? Von meinem Kollegen eigentliche alle. Den Lehrern habe ich es jeweils auch mitgeteilt. Als ich am Arbeiten war, teilte ich es meinem Chef mit, da ich bei viel Arbeit oder Aufträgen Sachen vergass. Er meinte, ich solle mir alles aufschreiben wenn ich mich nicht daran erinnern könne. 12. Das Gespräch war also positiv. Also die Mitteilung, dass du Ritalin konsumierst? Ja. 13. Welche Vorurteile nimmst du wahr? Keine. Gibt aber bestimmt Leute die einfach nichts dazu sagen aber insgeheim ein Urteil fällen. 14. Willst du es noch lange nehmen? Würdest du es lieber absetzen? Ich werde in zwei Wochen mit dem Studium beginnen und dabei auch wieder Ritalin konsumieren, da mir das Lernen leichter fällt durch die erhöhte Konzentration. Bei der Arbeit ist es aber ohne möglich. 15. Also nach dem Studium absetzen? Ja, wahrscheinlich schon. Interview mit R.H. 21. September 2013 1. Nimmst du noch Ritalin? Nein, nicht mehr. 62 2. Schon lange nicht mehr? Seit zwei Jahren nehme ich es nun nicht mehr. 3. Und merkst du den Unterschied? Ich persönlich nicht. 4. Gar nicht? Nein. 5. Aus welchem Grund konsumierst du es nicht mehr? Weil ich keinen Unterschied gemerkt habe, als ich es genommen habe. Also ich persönlich. Auch viele um mich herum haben gesagt, sie würden keinen grossen Unterschied spüren. 6. Wie lange hast du Ritalin konsumiert? Etwa drei Jahre lang. 7. In welchem Alter hast du mit dem Konsum von Ritalin begonnen? Vor fünf Jahren, also mit etwa 20 Jahren. 8. Und wie kam es zum Entscheid, Ritalin zu konsumieren? Durch eine Psychologin. Glaube ich... 9. Musstest du irgendwelche Tests machen? Ja genau, Farbtupfen erkennen und so. *lacht 10.Und zur Psychologin bist du einfach so gegangen? Ja, vom Hausarzt her. Er meinte ich soll einmal zu ihr gehen und ja, somit bin ich zur Psychologin. 11. Aber wieso bist du zum Hausarzt Wegen der Vergesslichkeit. 12. Also ist Vergesslichkeit ein Symptom von AD(H)S? Ja, bei AD(H)S ist es ja so, dass wenn man sich etwas behalten möchte, dann vergisst man es auch nicht. Wenn einem aber etwas nicht so interessiert, verschwindet es gleich wieder. So hat es mir auf jeden Fall die Psychologin erklärt. 63 13. Nachher bist du aber nicht mehr zu ihr, sondern hast einfach Ritalin genommen? Nein, das hatte ich vom Hausarzt her. Dort musste ich immer wieder hin und mich kontrollieren lassen, dann immer stärkere und noch stärkere Dosis nehmen. Bis ich die Stärkste hatte. 14. Wie ist die stärkste Dosierung? 40mg. Und dann habe ich es abgesetzt. Einfach so. Vom einen auf den anderen Tag einfach nicht mehr genommen. Hätte ich aber auch nicht tun sollen .Man müsste es auch wieder „runterfahren“ wie bei Einstieg, nicht einfach von 40 runter. Ich bin bei 5 eingestiegen auf 40 und dann hatte ich genug. 15. Dadurch hattest du keine Nebenwirkungen? Nein, nichts. Medikamente sollte man ja sowieso nie einfach absetzen, aber für mich war es kein Problem. 16. Also du Ritalin genommen hast, bemerktest du etwas? Wurdest du ruhiger? Nein, ich bin sonst eigentlich immer ein relativ Ruhiger – relativ – und einen Unterschied habe ich selber nicht bemerkt. 17. Aber die Vergesslichkeit? Ähm... Ja, aber nur, weil ich alles aufgeschrieben habe. Aber das hatte ja nichts mit dem Medikament zu tun. 18. Und dein Umfeld? Hat dort jemand eine Reaktion gezeigt? Ja, meine Eltern und die Schwester meinten ich spinne doch, Ritalin zu nehmen. 19. Sie fanden es also nicht gut? Naja sie fanden es sei meine Entscheidung. Aber sie finden es nicht so gut. 20. Und sonst, Kollegen, Verwandte, Arbeitgeber etc.? Wussten sie überhaupt davon? Ja, der Arbeitgeber wusste es. Gross etwas gesagt hat er allerdings nicht. 21. Hast du sonst irgendwelche Vorurteile wahrgenommen? Hmm... Nein. 64 22. Aber du bist jeweils offen mit dem Thema umgegangen? Ja, schon. 23. Kennst du noch andere Personen die Ritalin nehmen oder nahmen? Nein. 24. Angenommen ich würde auch viel vergessen oder hätte AD(H)S, würdest du es mir empfehlen? Aus meiner Erfahrung her würde ich nein sagen. Nimm ein Diktiergerät, Stift und alles aufschreiben. Das ist viel einfacher. 25. Wahrscheinlich auch billiger. Das ist so. Vor allem muss man auch nicht immer daran denken. Man muss Ritalin immer um dieselbe Zeit einnehmen. Jeden Tag. Du kannst es nicht ein, zwei Stunden verschieben. Wenn du es um 4 Uhr genommen hast musst du es immer wieder um 4 Uhr – solltest du es immer wieder um 4 Uhr einnehmen. Heisst es...Ich habe es auch ab und zu etwas „verschlampt“ und später eingenommen oder etwas früher. Aber eben, es heisst man solle es zur gleichen Zeit einnehmen. 26. Nebenwirkungen hattest du davon nicht? Nein, also ich habe nie etwas gespürt. 27. Also hast du eigentlich weder Wirkung noch Nebenwirkung gespürt? Genau, ich spüre auch bei anderen Tabletten keine Nebenwirkungen. 28. Aber die Wirkung spürst du bei Aspirin oder ähnlichem schon? Ja bei Aspirin oder sonst Schmerzmitteln schon, aber keine Nebenwirkungen habe ich noch nie gehabt. Ausser Müdigkeit. 29. Vom Ritalin wurdest du auch müde? Nein, vom Ritalin nicht. Ich war nicht müde aber auch nicht mehr aufgedreht. 30. Hast du das Ritalin direkt vom Arzt bekommen? Ja genau. 31. Als du noch in die Schule gingst, hattest du dort irgendwelche Mühen? Ja mit Deutsch. 65 32. Aber nicht im Zusammenhang mit AD(H)S? Nein, aber die Vermutung liegt schon darin. Also dass es wegen ADS ist. Ich war ja nie hyperaktiv, also nur ADS. Ich hatte also nie Aufmerksamkeitshyperaktivitätssyndrom sondern nur Aufmerksamkeitssyndrom. Also von der Schule her eben nur Deutsch und die Fremdsprachen. Dort hatte ich einfach die grössten Schwierigkeiten. Mathe und Geometrie ist mir leicht gefallen. Dort war ich teilweise sogar besser als der Lehrer. Aber das ist eine andere Geschichte. Interview mit Irene Umiker, Heilpädagogin 3. Oktober 2013 1. Hast du die Erlaubnis dazu, einem Kind Ritalin zu verschreiben? Nein. Ich schildere lediglich dem Arzt das Problem oder stelle einen schriftlichen Antrag wenn ich das Kind zur Untersuchung abklären lasse. Dabei sage ich stets „Ich denke dieses Kind braucht Ritalin“. Meistens ist der Grund nicht das Kind sondern die Eltern, welche kurz vor einem Nervenzusammenbruch stehen. 2. Welche Kriterien sollte ein Kind oder seine Eltern erfüllen, damit du ihnen Ritalin empfiehlst? Als erstes versuche ich es immer mit einer Erziehungsberatung. Es sollen klare Grenzen gesetzt werden. Aber wenn die Mutter nur noch weint und in der Öffentlichkeit ausrastet, dann empfehle ich Ritalin. Ich sage dem Arzt jedoch stets, je nachdem wie alt das Kind ist, dass es nicht immer unbedingt Ritalin sein muss. Es braucht einfach irgendetwas, damit sich die Situation zumindest ein bisschen verbessert. Es gibt ganz viel Generika. Für mich ist es einfach ein eindeutiger Grund, weil wenn die Mutter zusammenbricht und in die Klinik kommt, dann ist dies auch nicht gut für das Kind. 3. Empfiehlst du vielen Kindern, die zu dir kommen, Ritalin? Früher, als ich noch mit den jüngeren Kindern gearbeitet habe, war es nicht sehr oft, ca. ein Kind pro Jahr. Und dabei war ich nicht immer sofort für Ritalin, sondern empfahl einfach eine genaue Abklärung. In der Schule, wo ich jetzt arbeite, ist es so, wenn ein Kind sich nicht konzentrieren kann und immer nur ungenügende Leistungen erbringt und dadurch auch das Selbstwertgefühl darunter leidet, bin ich 66 der Meinung, es muss etwas geändert werden. Es gibt immer noch viele Eltern, die sich dagegen erklären. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass sie danach wirklich begeistert sind von der Wirkung von Ritalin. Es geht ihnen dann viel, viel besser und auch dem Kind. In der Schule [Primarstufe, M.E.] sind es doch eins oder zwei pro Klasse, die sich auffällig benehmen. Davon werden jedoch nicht alle sofort mit Ritalin behandelt. Erst ab der dritten Klasse ist es dann vermehrt ein Thema, einfach weil das Kind immer ungenügend ist. 4. Was ist mit „jüngeren Kindern“ zu verstehen? In der Regel Kindergartenkinder. Aber ich hatte auch schon mit noch jüngeren zu tun. Der kleinste Patient war drei Jahre alt. Als ich ihn im Spital abklären liess, hörte ich von überall, ich sei nicht mehr ganz dicht, das kann diesem Kind nicht zugemutet werden. Der Kinderarzt jedoch teilte meine Meinung und verschrieb dem Kleinen Ritalin. Es ging einfach nicht mehr anders. Danach wurde es für die Eltern wirklich erträglicher. Der Junge hat dann aber sehr abgenommen wegen dem Ritalin und er fand auch die Wörter nicht mehr, hatte Wortfindungsstörungen. Schlussendlich erhielt er ein Generikum und nahm dann auch wieder zu. Er war wieder völlig normal. Genauso wie er vor der Behandlung gewesen war, lediglich erträglicher. Als dieser Patient dann vier Jahre alt war, wollte er selber Ritalin, weil es ihm einfach viel besser ging mit einem solchen Medikament. Wenn er einmal vergessen hat, die Tablette zu nehmen, dann hat er auf dem Spielplatz alle anderen Kinder geschlagen und dies finde ich ein sehr wichtiger Punkt, um Ritalin zu empfehlen. Wenn ein Kind dann richtig aggressiv ist. So werden sie im Leben nicht sehr weit kommen. Sie sind dann immer der Sündenbock und für das Umfeld ist es dann auch gefährlich. Wenn ein Kind im Kindergarten nicht mehr tragbar ist, weil es die anderen gefährdet, dann muss etwas geändert werden. Wenn die Kinder ins Turnen gehen und es die „Gschpänli“ die Treppe runterschubst, dann geht es einfach nicht mehr weiter so. 5. Was haben diese Kinder denn sonst noch für Anzeichen, neben einer möglichen Aggression? Sie können sich nicht konzentrieren, können nicht mit Frustration umgehen, rasten dabei oft aus. Sie ecken stets irgendwo an, können nicht warten, reden immer drein. Sie haben auch ein schlechtes Körpergefühl, eine schlechte Körperwahrnehmung. Sie laufen in alle hinein und dann gibt es bereits wieder Auseinandersetzungen. Eigentlich sind diese Kinder oft sehr intelligent, wenn sie gefragt werden, was sie nun gemacht haben, dann können sie genau sagen „das hätte ich nicht tun sollen“. Aber sie sind halt einfach so impulsiv und dann ist es schnell geschehen. Bei diesen Kindern muss man einfach aufpassen, wenn man von einer Arbeit zur nächsten geht, dann kann man keinen abrupten Wechsel machen, sondern muss das Kind erst langsam drauf vorbereiten sonst rasten sie aus. Ausserdem ziehen sich diese Kinder nicht gerne an. Nach der Schule würden sie am liebsten mit den Finken nach Hause 67 gehen. Sie wollen sich nicht umziehen und im Winter also ohne Jacke nach draussen. 6. Weisst du was Ritalin genau im Hirn einer Person bewirkt? Das kann ich dir jetzt so nicht sagen. Das müsste ich auch erst wieder nachlesen. 7. Ist dann überhaupt bekannt was Ritalin mit dem Hirn anstellt? Es ist noch sehr viel in der Forschung. Ich hatte jedoch flagrante Unterschiede wahrgenommen. Wenn ein Kind zum ersten Mal Ritalin genommen hat, hatte man dies bereits am nächsten Tag bemerkt. Allerdings dauert diese Wirkung oft nur drei Monate an. Danach gibt es wieder einen völligen Einbruch. Die Wirkung ist verschwunden und alles ist wieder wie vorher. Wieso dies so ist, ist anscheinend auch noch nicht erforscht. Diese Entdeckung wird jedoch bei ganz vielen Kindern gemacht. Und dann wird entweder anders dosiert oder auf ein Generika gewechselt. Oft wird einfach die Dosierung erhöht, demgegenüber bin ich eher kritisch eingestellt. Statt drei oder zwei Tabletten am Tag, verschreibt man dann eine Langzeittablette, die dann einmal eingenommen wird und den ganzen Tag durch anhält. Hier muss halt einfach ausprobiert werden, was für das Kind am besten ist. Eines Nachmittags kam eine Mutter in die Schule und sagte, ihr Sohn habe zum ersten Mal Ritalin genommen und er hätte freiwillig am morgen früh noch seine Hausaufgaben erledigt. Er hatte dann auch in Mathematik viel bessere Leistungen erbracht. Aber nach drei Monaten ging es wieder abwärts. Bei ihm wurde dann die Dosierung geändert. In der Schule gehört er immer noch zu den letzten aber zuhause ist es viel besser geworden. Die Aggressionen hat er völlig in den Griff bekommen. Jedenfalls solange er nicht vergisst, das Ritalin einzunehmen. 8. Kam es auch schon vor, dass Ritalin eine falsche Wirkung zeigte? Ja, es wurden auch schon Kinder depressiv wegen dem Ritalin. Sie assen nichts mehr, wurden apathisch und dann muss abgebrochen werden. Ein Junge, der sass einfach nur noch still da und starrte in die Luft. Ich denke, je jünger das Kind ist, umso mehr muss auf solche Kriterien geachtet werden. Bei den Älteren ist es weniger ein Problem, lediglich die Appetitlosigkeit betrifft auch sie oftmals. 9. Sind dir sonst noch Nebenwirkungen bekannt? Nun ja eben Depressionen, Appetitlosigkeit und Schlafstörungen. 10. Wie nimmst du ein Kind vor und während der Behandlung mit Ritalin wahr? Vor der Behandlung sind die Kinder so getrieben, impulsiv, rasten immer aus. Und wenn sie dann in Behandlung sind, fallen sie nicht mehr so extrem auf in der Gruppe, sie können länger an derselben Arbeit dranbleiben und auch mal ein Nein 68 akzeptieren. Sie sind konzentrierter und dies wird deutlich wenn sie mal einen Tag vergessen, die Tablette zu nehmen. Sie bleiben jedoch spezielle Kinder. Wenn sie einen Familienausflug machen, dann müssen sie von den Eltern erst darauf vorbereitet werden. Man kann bei diesen Kindern nicht einfach die Struktur und das Tagesprogramm ändern, auch mit Ritalin ist dies schwierig. 11. Die meisten Eltern sind begeistert von Ritalin. Existieren dennoch Vorurteile gegenüber diesem Medikament? Ja, es gibt immer wieder Eltern, die nicht wollen, dass ihr Kind Ritalin nimmt. Aber das ist ihr gutes Recht. Wenn ich einfach sehe, dem Kind geht es in der Schule nicht gut, es ist immer ungenügend und leidet auch darunter, dann bin ich der Meinung, man kann es probieren. Aber wenn es die Eltern nicht wollen, dann ist es so. Ich würde meinen Kindern auch nicht Medikamente geben wollen. Und ich finde, dann müssen es auch die Lehrer akzeptieren. Diese haben noch oft das Gefühl, es sei doch nötig, es muss sein. Und auch die Ärzte machen Druck. Aber die Hauptzeit des Tages und vor allem das Wochenende ist das Zuhause. Es muss einfach für die Eltern stimmen. 12. Gibt es viele Eltern, die gegen Ritalin sind? Am Anfang sind fast alle dagegen. Ich spreche es immer sehr vorsichtig an. Früher war ich auch viel mehr dagegen, aber ich habe seither viele gute Erfahrungen damit gemacht und gesehen, wie es den Kindern geholfen hat. Ich denke, jedes Medikament hat seine Nebenwirkungen. Dennoch überwiegt die Wirkung und hilft der Entwicklung der Kinder, da sie nicht immer frustriert sind und mehr Erfolgserlebnisse haben. Aber am Anfang haben sich bisher alle dagegen gesträubt. Bei ADSPatienten ist es noch schwieriger als bei ADHS-Patienten. Ich spreche es stets an als Möglichkeit zur Therapie und dann überlass ich die Entscheidung jedoch den Eltern. Oft kommen diese dann nach einiger Zeit an eine Grenze, an der sie nicht mehr weiterkommen und dann stimmen sie dem Medikament zu. Es steht ja auch oft erst zur Diskussion, wenn die Erziehungsberatung, die Rituale und klare Strukturen nichts nützen. 13. Wie stehst du zum Missbrauch von Ritalin? Es kamen auch schon Mütter zu mir und wollten, dass ich ihnen Ritalin verschreibe z.B. vor Prüfungen. Ich bin der Meinung das geht überhaupt nicht. Ritalin ist ein Medikament und die Nebenwirkungen müssen auch beachtet werden, v.a. die Depressionen. Auch bei Studenten bin in dagegen, denn dies ist nicht der richtige Zweck. Ich finde, es gehört in die Hände von Ärzten. 69 14. Wie ist deine allgemeine Einstellung zu Ritalin? Ich finde, es sollte erst alles andere probiert werden. Je jünger das Kind ist, je mehr kann mit Strukturen geregelt werden. Aber wenn alles nichts nützt und der Leidensdruck so gross ist, dann würde ich es auch verschreiben. Ich war früher viel negativer eingestellt, aber durch die vielen Erfahrungen muss ich sagen, es ist für manche Eltern wie ein Wunder. Die Lebensqualität für alle Betroffenen wird um einiges verbessert. Ich habe allerdings auch schon gute Erfahrungen mit Generika gemacht. Aber die Ärzte beginnen in der Regel immer mit Ritalin. Manchmal dauert es eine Weile bis sie bereit sind, etwas anderes zu probieren. Es kommt immer ein wenig auf den Arzt an. Bei den ganz schweren Patienten wird das Ritalin ja von der IV bezahlt. Aber diese bezahlt nicht jede Dosierung. Ich habe daher auch schon erlebt, dass der Patient eine höhere Dosierung wollte, als er eigentlich brauchte, weil es sonst nicht bezahlt wird. Dies ist ein Kriterium für den Entscheid, wie hoch dosiert werden soll. 15. Wie lange nehmen die Kinder Ritalin? Die meisten nehmen es zwei bis vier Jahre und dann machen sie eine Pause um zu sehen, ob sie vielleicht vom Verstand her nun weiterentwickelt sind. Aber es gibt auch solche, die es bis zur Pubertät nehmen. Ich denke ca. ein Viertel wird es auch im Erwachsenenalter weiter nehmen. 16. Kann Ritalin von einem Tag auf den nächsten abgesetzt werden? An den Wochenenden oder in den Ferien verzichten auch viele auf das Ritalin. Ausserdem ist die Behandlung betreut, die Kinder müssen all monatlich einen Bluttest machen, um zu sehen, ob noch alles in Ordnung ist. Wenn es über Jahre hinweg genommen wird, würde ich empfehlen, es unter ärztlicher Kontrolle abzusetzen. Es kann ja auch zu psychischen Abhängigkeiten kommen. 17. Denkst du, dass die Kinder von Ritalin abhängig werden? Ich denke schon. Sie wissen genau, ohne geht es nicht. Und sie wollen es dann auch nehmen. die Eltern haben auch oft Mühe, das Medikament an einem Wochenende nicht zu geben, weil das Kind es will. Die monatliche Kontrolle kann auch vermehrt von zuhause aus durchgeführt werden. Der Arzt zeigt der Mutter wie es geht und diese macht es dann jeden Monat und bringt das Blut dann in die Praxis. Somit ist es für das Kind auch einfacher. 70 Interview mit A. F. 4. Oktober 2013 1. Wann bekamen deine Brüder die Diagnose von AD(H)S? Mein jüngerer Bruder bekam die Diagnose sehr früh, etwa im Alter von vier oder fünf. Er hat eine sehr starke Form von AD(H)S. Der ältere Bruder erst viel später, da er auch nicht so extrem hyperaktiv ist. 2. Und nach der Diagnose begannen sie direkt mit der Einnahme von Ritalin? Ja, die Ärzte sprachen zuerst mit meinem Vater was für Optionen nun vorhanden seien und was er möchte. Als sie dann in die Schule kamen – glaube ich – begannen sie Ritalin zu nehmen. 3. Wie war deine Reaktion, als du hörtest dass deine Brüder Ritalin nehmen sollten? Ich weiss es gar nicht mehr so recht. Am Anfang war es schon etwas so „hm-okeyaha-wieso-warum“, was ist es überhaupt etc. gewesen. Ein Schock ist jetzt etwas übertrieben aber es war schon etwas komisch. Aber jetzt ist es normal. Also es wurde einfach normal mit der Zeit. 4. Nehmen deine Brüder jetzt immer noch Ritalin? Nein, also zuerst nahmen sie unter der Woche immer Ritalin und am Wochenende zum Teil nicht, das hat man extrem gemerkt. Während der Lehre nahmen beide in der Schule Ritalin aber während dem Arbeiten nicht. Der Jüngere ist momentan noch in der Lehre und nimmt während der Schule noch Ritalin, glaube ich auf jeden Fall. Bei ihm ist das AD(H)S ja auch ausgeprägter und er musste als Kind dauernd herumspringen und in Bewegung sein. Zum Teil war dies fast nicht auszuhalten. 5. Das war bestimmt auch für dich anstrengend, oder? Ja, extrem. Wir waren auch eine Art Patchworkfamilie und die Freundin von meinem Vater hatte am Anfang extrem Mühe damit. Sie hat selbst drei Mädchen die überhaupt nicht hyperaktiv sind und meine beiden Brüder waren dann halt schon gerade etwas „krass“. Ich glaube, es war extrem schwer für sie. 6. Wie war die Reaktion von deinem Vater, als er gehört hat, dass seine Söhne AD(H)S haben? Er wusste von Anfang an, dass seine Söhne irgendwie hyperaktiv sein mussten. Vor allem der Jüngere. Ehrlich gesagt hat er aber gar nicht gross mit mir darüber 71 gesprochen. Aber ich glaube er hat es schon recht gut aufgenommen. Trotzdem hatte er ab und zu seine Mühe und ich denke, er ist auch sehr oft verurteilt worden, wenn er sagte sie müssten Ritalin nehmen um in die Schule gehen zu können. 7. Von wem wurde er verurteilt? Von Aussenstehenden. Wenn er mit Kollegen oder so darüber sprach kam oft „Ja aber Ritalin...“, halt eben von denen die Ritalin eigentlich gar nicht kennen. „RitalinMedikament – Kinder“ würden sie nicht gut finden. Aber ansonsten ist er von der ganzen Familie unterstützt worden, auch von den Grosseltern. Die eine Grossmutter hatte nämlich einen Bruder an einem Wochenende zu Besuch, als er kein Ritalin genommen hatte und sie meinte danach selbst, das wäre ja nicht zum auszuhalten gewesen. 8. Wie haben deine Brüder selbst reagiert, als sie erfuhren, dass sie nun Tabletten schlucken müssen? Ganz verschieden. Am Anfang waren sie halt kleine Kinder und nahmen es einfach. Aber es gab immer wieder Phasen wo sie es nicht nehmen wollten. So Trotzphasen. Kein anderes Kind müsse es nehmen, weshalb gerade ich und so. Sie haben es dann häufig auch einfach nicht genommen, obwohl sie es hätten einnehmen müssen. Aber das verstehe ich auch völlig. Sie haben auch beide sehr wenig gegessen, wenn sie Ritalin genommen haben. Vor allem der Jüngere wollte dann Ritalin oft nicht nehmen mit der Begründung, er möge dann gar nicht mehr essen. Er hatte dann jeweils eine etwas depressive Stimmung. Also depressiv ist jetzt übertrieben, aber halt einfach so „ooch, Ritalin, möchte nicht,...“. Er musste halt auch eine höhere Dosis nehmen, weil er sehr hyperaktiv ist. 9. Weisst du was die höchste Dosis war? Nein, ich glaube das war früher auch noch anders. Manchmal musste er ein viertel einer Tablette nehmen, dann die Halbe, manchmal sogar eine Ganze. Sie mussten dauernd wieder in die Kontrolle und die Dosis dementsprechend anpassen. 10. Jeden Monat? Weiss ich jetzt nicht. Aber das war für sie bestimmt auch nicht lustig, dauernd zum Arzt gehen zu müssen. Ich mein, normale Kinder gehen so selten zum Arzt, ausser sie brechen sich mal was oder so. Ach ja, das passierte ihnen auch oft. Dauernd hatten sie wieder einen Arm oder so gebrochen. 11. Weisst du wie das Umfeld auf die Ritalineinnahme reagiert hat? Also die Verwandten, wie schon gesagt, sehr gut. Von den Aussenstehenden weiss ich es nicht genau. Aber mein Vater wurde oft verurteilt wegen dem Ritalin. 72 Sie fanden man soll die Kinder so lassen wie sie sind aber eben, es ist unglaublich schwierig wenn man gleich zwei hyperaktive Kinder hat. 12. Und wie war die Reaktion der Lehrer? Die Lehrer haben recht gut darauf reagiert. Die waren wahrscheinlich sogar froh *lacht – weil in einer Klasse mit zwanzig Kindern, wenn dann noch eins, zwei hyperaktiv sind… 13. Hattest du das Gefühl, die Leute wussten was Ritalin ist oder eher nicht? Ich denke jetzt mal, sobald man von Ritalin spricht wissen die meisten – aha es geht um AD(H)S. Aber was es wirklich ausmacht und wie es wirkt ist wohl den wenigsten bekannt. Ich glaube die Langzeitfolgen sind ja auch noch gar nicht bekannt. Ich muss selber aber sagen, dass ich den genauen chemischen Vorgang und was im Gehirn passiert nicht beschreiben kann. 14. Denkst du also es gibt viele Vorurteile gegen Ritalin? Ja, vor allem wenn man es halt nicht kennt. Ritalin ist halt momentan, ich sag jetzt mal „im Trend“: Vor allem in den USA glaube ich, wird Ritalin an der Uni von Studenten genommen und damit gedealt. Wobei ich glaube es kann gut sein, dass auch meine Brüder ihren Kollegen mal eine Tablette abgaben. Sogar ich selbst habe es mir schon überlegt Ritalin zu nehmen, einfach um es mal auszuprobieren was für eine Wirkung es hat. Aber ich habe mich dann doch nie getraut. 15. Hast du das Gefühl, deine Brüder haben sich durch die Einnahme von Ritalin stark verändert? Ja, also vor allem beim Jüngeren hat man es extrem gemerkt, wenn er es nicht eingenommen hat. Sie haben auch selber gesagt, dass sie sich mit Ritalin viel besser konzentrieren könnten, also vor allem in der Schule. Bei Prüfungen sowieso. Jedes Geräusch, sei es nur ein Tick-Tack einer Uhr hat sie sofort abgelenkt. Auch zu Hause bei den Hausaufgaben, wenn unten der Hund bellte, dann waren sie so abgelenkt. Ritalin hat ihnen dadurch also schon extrem geholfen. Durch die Konzentrationsstörungen waren sie beide mittelmässige bis schlechtere Schüler. 16. Also zeigte sich vor allem in der Schule eine Veränderung? Ja, aber auch sozial. Vor allem J hatte extrem Mühe Kollegen zu finden aufgrund der Hyperaktivität. Die anderen Kinder fanden ihn gleich komisch weil er anders war aber mit Ritalin wurde er dann umgänglicher. Aber es ist schwer zu sagen. 73 17. Was ist mit Nebenwirkungen? Hmmm, nur Appetitlosigkeit. Ich weiss gar nicht, was es sonst noch so geben könnte… 18. Es gibt sehr viele, zum Beispiel Kopfschmerzen. Stimmt, der jüngere Bruder hatte sehr oft Kopfschmerzen aber ich weiss natürlich nicht, ob dies am Ritalin lag. 19. Also findest du allgemein Ritalin eine gute Lösung bei AD(H)SBetroffenen? Grundsätzlich finde ich es gut, aber nur wenn es ganz stark also ausgeprägt ist. Ich würde aber nicht in allen Fällen sagen, es sei eine gute Lösung. 20. Kennst du noch weitere Personen, die Ritalin einnehmen? Ja der Kollege meines Bruders beziehungsweise der Bruder meiner Kollegin. Ich habe ab und zu mit ihr über unsere Brüder gesprochen. Er hat auch Ritalin genommen obwohl das AD(H)S nicht sehr ausgeprägt war. Interview per Mail mit M.H. 6. Oktober 2013 1. Wie war deine Reaktion auf die Tatsache, dass dein Bruder Ritalin einnimmt? Deine Eltern? Hatten sie Einfluss auf den Entscheid der Einnahme von Ritalin? Wie reagierte dein Bruder selbst? Bei meinem Bruder P. wurde die Diagnose ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit Hyperaktivitäts-Störung) im Alter von 6 Jahren diagnostiziert. Ich war damals ca. 10 Jahre alt. Ritalin war damals ein Thema, jedoch für meine Eltern noch keine Option. Die Störung beeinträchtigte unser Familienleben insofern, da P. immer auf 180 war, keinen Moment still sitzen konnte und die Aufmerksamkeit immer voll auf ihn gerichtet sein musste. Nie durfte man ihn aus den Augen lassen. Ich empfand ihn oft als sehr grob (was vor allem beim Spielen immer wieder zum Streit führte). Feinmotorik war nicht seine Stärke. Oftmals gingen persönliche Dinge zu Bruch. Jedoch war er an sehr vielem interessiert und konnte stundenlang Tiere beobachten oder sich deren Namen einprägen. Er war sehr sensibel und neigte zu 74 emotionalen Ausbrüchen. Im Nachhinein betrachtet, sind dies alles typische Symptome für ADHS-Kinder. Meine Eltern starteten dann mit P. eine Ergotherapie, welche auch zu guten Erfolgen führte. Jedoch fiel P. weiterhin im Unterricht auf, vor allem bei Aufsätzen und in Mathematik war er schwach. Der Druck von der Schule aus war gross und auch der innere Druck (wie P. immer schilderte) wurde immer grösser, er könne einfach nicht ruhig sitzen und es „kribbele“ immer in ihm. Meine Eltern entschieden sich daraufhin, im Sinne von P. eine Therapie mit Ritalin zu beginnen. Es war der Wunsch von P. dass sich etwas veränderte und darauf basierte der Entscheid, dass Medikament einzusetzen. Ich war damals noch zu jung und wusste zu wenig über das Thema, um Folgen, Nebenwirkungen oder andere Wirkungsweisen einschätzen zu können. P. kam sehr gut mit dem Medikament klar, ebenfalls verbesserten sich seine schulischen Leistungen enorm und das Familienleben gestaltete sich nun harmonischer. Einzige Nebenwirkung: P. hatte am Mittag keinen Appetit mehr. 2. Wie hast du Reaktionen von anderen Personen (Lehrer, Verwandte, Kollegen etc.) wahrgenommen, als sie erfahren haben, dass dein Bruder Ritalin nimmt? Von wirklicher Kritik habe ich nichts mitbekommen. Der Lehrer war eher froh keinen „Zappelphilipp“ mehr in der Klasse zu haben. Auch Verwandte und Freunde verstanden den Entscheid, denn P. litt unter seiner ständigen Unruhe. 3. Denkst du dass die Personen eine gewisse Kenntnis von Ritalin haben oder voreilig Meinungen bilden? Sind dir Vorurteile bekannt? Ritalin war in den letzten Jahren ein grosses Thema, dies sowohl unter den Ärzten wie auch in den Medien. Natürlich darf die Gabe von Ritalin nicht auf die leichte Schulter genommen werden, das Medikament steht nicht ohne Grund auf der Betäubungsliste von Medikamenten. Wenn man den Beipackzettel liest, weiss man auch wieso dies so ist! Ich bin doch auch der Meinung, dass Kinder in der heutigen Zeit auch schon in der Schule (ab der 1. Klasse an) einfach funktionieren müssen und ihre Leistungen bringen. Ein sehr aufgewecktes und etwas aus der Reihe tanzendes Kind wird nicht gerne gesehen. Sofort heisst es, das Kind muss abgeklärt werden und schnell fällt das Wort ADHS. Dies haben wir zu Genüge in der Arztpraxis erlebt. Ich bin klar der Meinung, dass dieses Phänomen ein Gesellschaftsproblem ist. Ritalin ist momentan leider auch auf dem Schwarzmarkt sehr begehrt. Dies vor allem bei Studenten, da es die Konzentration fördert und aufputschend wirkt. Die ganze Nacht lernen ist dann kein Problem mehr. Diese Tatsache begünstigt den Ruf von Ritalin natürlich nicht gerade. Ich bin der Meinung, wenn das Kind leidet oder in der Schule nicht mehr zurechtkommt ist es eine Lösung, ansonsten sollten die Lehrer und die Familie sich mit einem lebhaften Kind arrangieren und lernen damit klar zu kommen. 75 4. Findest du, dass dein Bruder sich während der Einnahme verändert hat (über kürzere oder längere Zeit)? Wenn ja, inwiefern? Auf jeden Fall hat sich P. verändert. Allerdings nicht in seinem Wesen. Allgemein wurde er ruhiger und konnte sich viel besser konzentrieren. Er wurde ein überdurchschnittlicher Schüler. (Es ist allgemein bekannt, dass Kinder mit ADHS einen überdurchschnittlichen IQ haben.) Für uns war es natürlich auch eine grosse Erleichterung. Es wurde alles ruhiger und harmonischer. Ich konnte sofern profitieren, dass meine Eltern auch wieder etwas mehr Zeit für mich hatten. Seit P. in der Berufsschule ist (Metzger-Lehre) ist die Ritalineinnahme nicht mehr nötig. Er ist durch seine Arbeit sehr ausgelastet! Die Berufsschule findet einmal pro Woche statt, so dass er sich dann zusammenreissen kann. Eventuell wird die Einnahme zur LAP-Zeit wieder ein Thema, damit er in Ruhe lernen kann. 5. Wie waren die Wirkungen oder Nebenwirkungen von Ritalin auf ihn? Die Nebenwirkungen hielten sich zum Glück in Grenzen. Wenn er Ritalin einnehmen musste, hatte er am Mittag keinen Appetit und nahm auch etwas ab. 6. Hattest du jemals das Gefühl, selbst Ritalin einnehmen zu müssen oder gar eine Abklärung beim Arzt durchgeführt? Nein, dies stand nie zur Debatte. Ich war immer ein eher ruhiges Kind und hatte keinerlei Probleme in der Schule. 7. Befürwortest du die Einnahme von Ritalin bei AD(H)S oder Narkolepsie oder bist du dagegen? Warum? Wie schon oben erwähnt, bin ich kein direkter Gegner von Ritalin. Leidet das Kind und nützt ansonsten nichts, dann ja! 8. Kennst du noch weitere Personen, die Ritalin aus medizinischen Gründen einnehmen? Wenn ja, wie viele ungefähr? Ja, ich kenne noch 4 weitere Kinder die Ritalin einnehmen müssen. Erwachsene kenne ich keine. 9. Was ist deine allgemeine Meinung zu Ritalin? Allgemein ist es ein schwieriges Thema. Unsere Gesellschaft ist schwierig! Wir müssen uns anpassen, diverse Aufgaben erledigen, nicht aus der Reihe tanzen, den Normen entsprechen... Dies ist eine Aufgabe, an der viele schon im Kindesalter scheitern. Diese Kinder sind dann nicht „normal“. 76 Wie eben auch Kinder mit ADHS! Das Problem liegt darin begründet, dass es extrem schwierig ist, die Grenze zu ziehen, wo ADHS beginnt. Ein aufgewecktes und lautes Kind hat gleich ADHS. Dies ist natürlich nicht der Fall, nur weil es den Lehrern und Eltern nicht passt. Für mich ist es wichtig, dass Ritalin wirklich erst eingesetzt wird, wenn alles andere (Ergotherapie, Sport, Ernährung, Familientherapie, Elterntipps etc.) nicht mehr hilft und das Kind dann auch ausdrücklich Hilfe wünscht. 77 Umfrage RITALIN das bekannte Unbekannte Umfrage Geschätzte Damen und Herren Im Rahmen unserer Berufsmaturitätsarbeit befassen wir uns mit dem Thema Ritalin. Bestimmt haben Sie diesen Begriff schon angetroffen, aber wissen Sie auch, was es mit Ritalin auf sich hat? Anhand dieser anonymen Umfrage wollen wir herausfinden, was über Ritalin bekannt ist. Ihre Meinung ist uns wichtig. Deshalb bitten wir Sie, die folgenden Fragen spontan und ohne fremde Hilfe zu beantworten. Wir sind gespannt auf Ihre Rückmeldung und bedanken uns herzlich für jede Mithilfe. Freundliche Grüsse Andrea Bachmann medienverbund.phsg Madlen Enge Stadtbibliothek Aarau 78 1. Was ist Ritalin? Mehrfachantworten möglich □ ein Aufputschmittel □ ein Beruhigungsmittel □ ein Medikament □ ein Dopingmittel □ eine Droge □ weiss nicht □ ein Getränk □ ……………………………………………….. 2. Wofür wird Ritalin verwendet? Mehrfachantworten möglich □ zur Leistungssteigerung □ zur Behandlung von ADHS Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung □ als Schlafmittel □ zur Beruhigung □ zur Verhütung □ weiss nicht □ zur Konzentrationsförderung □ ……………………………………………….. 3. Kennen Sie Nebenwirkungen von Ritalin? Mehrfachantworten möglich □ Gewichtszunahme □ Appetitlosigkeit □ Schlaflosigkeit □ Kopfschmerzen □ Magenschmerzen □ weiss nicht □ veränderter Stuhlgang □ ……………………………………………….. 4. Ist Ritalin dem Betäubungsmittelgesetz unterstellt? □ Ja □ weiss nicht □ Nein 79 5. Ist Ritalin verschreibungspflichtig? □ Ja □ weiss nicht □ Nein 6. Wo ist Ritalin erhältlich? Mehrfachantworten möglich □ Apotheke □ Drogerie □ Migros □ weiss nicht □ Arzt □ ……………………………………………….. 7. Konsumieren Sie Ritalin? □ Ja* □ Nein *Begründung: ……………………………………………………………………………………………… ……………………………………………………………………………………………… ……………………………………………………………………………………………… ……………………………………………………………………………………………… *Wie reagiert Ihr Umfeld auf die Tatsache, dass Sie Ritalin konsumieren? ……………………………………………………………………………………………… ……………………………………………………………………………………………… ……………………………………………………………………………………………… ……………………………………………………………………………………………… ……………………………………………………………………………………………… ……………………………………………………………………………………………… 8. Kennen Sie Personen, die Ritalin einnehmen? □ Ja* □ Nein 80 *Wie wirken diese Personen auf Sie? Mehrfachantworten möglich □ ruhig □ unscheinbar □ aufgeweckt □ hyperaktiv □ unkonzentriert □ weiss nicht □ konzentriert □ ……………………………………………….. 9. Haben Sie Verständnis, wenn Personen Ritalin konsumieren? Begründen Sie wenn möglich. □ Ja □ Nein Begründung: ……………………………………………………………………………………………… ……………………………………………………………………………………………… ……………………………………………………………………………………………… ……………………………………………………………………………………………… 10. Wären Sie selber bereit, Ritalin zu konsumieren? Begründen Sie wenn möglich. □ Ja □ Nein Begründung: ……………………………………………………………………………………………… ……………………………………………………………………………………………… ……………………………………………………………………………………………… ……………………………………………………………………………………………… 81 Diese Umfrage wird anonym durchgeführt. Um jedoch eine optimale Auswertung zu erhalten, brauchen wir einige Angaben von Ihnen. Geschlecht: □ männlich Jahrgang: ……………… □ weiblich Tätigkeit: □ Berufstätig □ Lehre/Praktikum □ Studium □ Hausfrau/-mann □ in Pension □ Sonstiges 82 Auswertung Umfrage Tabellen 1. Was ist Ritalin? Antwort Total Geschlecht männlich weiblich Altersgruppe 1993 – 1963 – 2013 1992 19xx – 1962 Tätigkeit a) b) c) d) ein Aufputschmittel 60 19 41 21 30 9 36 23 4 1 ein Beruhigungsmittel 130 41 89 47 51 31 83 42 11 1 ein Medikament 213 64 149 55 105 54 149 55 22 4 ein Dopingmittel 19 8 11 8 9 2 10 7 1 1 eine Droge 40 14 26 15 17 8 24 17 2 0 ein Getränk 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 weiss nicht 3 3 0 2 1 0 2 1 0 0 Sonstiges 11 3 8 2 6 3 9 2 1 0 Tätigkeit a) b) c) d) 2. Wofür wird Ritalin verwendet? Antwort Total Geschlecht männlich weiblich Altersgruppe 1993 – 1963 – 2013 1992 19xx – 1962 zur Leistungssteigerung 81 24 57 25 41 15 53 28 8 1 zur Behandlung von AD(H)S 247 74 173 62 124 61 229 68 24 3 als Schlafmittel 3 2 1 2 1 0 1 1 0 1 zur Beruhigung 94 27 67 43 32 19 55 36 5 3 zur Verhütung zur Konzentrationsförderung weiss nicht 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 148 47 101 38 75 35 111 40 12 1 4 2 2 3 1 0 3 1 0 0 2 1 1 0 2 0 2 0 0 0 Sonstiges 83 3. Kennen Sie Nebenwirkungen von Ritalin? Antwort Total Geschlecht männlich weiblich Altersgruppe 1993 – 1963 – 2013 1992 19xx – 1962 Tätigkeit a) b) c) d) Gewichtszunahme 19 6 13 7 10 2 13 7 3 0 Appetitlosigkeit 85 23 62 19 50 16 59 21 12 0 Schlaflosigkeit 73 20 53 21 43 9 50 20 7 2 Kopfschmerzen 44 12 32 17 22 5 27 15 3 2 Magenschmerzen veränderter Stuhlgang weiss nicht 18 4 14 7 9 2 12 5 1 0 12 3 9 6 5 1 6 5 2 0 129 40 89 35 61 33 86 37 9 1 Sonstiges 23 11 12 5 8 10 17 5 2 1 Tätigkeit a) b) c) d) 4. Ist Ritalin dem Betäubungsmittelgesetz unterstellt? Antwort Total Geschlecht männlich weiblich Altersgruppe 1993 – 1963 – 2013 1992 19xx – 1962 Ja 105 24 81 27 46 32 73 28 14 1 Nein 59 20 39 15 29 16 39 19 5 1 weiss nicht 105 42 63 33 51 20 70 27 9 3 Tätigkeit a) b) c) d) 5. Ist Ritalin verschreibungspflichtig? Antwort Ja Nein weiss nicht Total Geschlecht männlich weiblich Altersgruppe 1993 – 1963 – 2013 1992 19xx – 1962 243 72 171 61 117 65 169 64 24 4 7 0 7 4 3 0 2 4 1 0 19 14 5 10 7 2 10 6 2 1 84 6. Wo ist Ritalin erhältlich? Antwort Total Geschlecht männlich weiblich Altersgruppe 1993 – 1963 – 2013 1992 19xx – 1962 Tätigkeit a) b) c) d) Apotheke 218 68 150 61 99 59 147 59 18 3 Drogerie 28 20 8 19 8 1 10 18 0 0 Arzt 170 55 115 43 90 37 117 48 13 3 Migros 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 weiss nicht 12 7 5 5 4 3 8 3 3 0 Sonstiges 4 2 2 1 1 2 3 1 0 0 Tätigkeit a) b) c) d) 7. Kennen Sie Personen, die Ritalin einnehmen? Antwort Total Geschlecht männlich weiblich Altersgruppe 1993 – 1963 – 2013 1992 19xx – 1962 Ja 151 49 102 40 77 34 101 42 20 5 Nein 118 37 81 36 47 35 80 30 8 3 8. Haben Sie Verständnis, wenn Personen Ritalin konsumieren? Antwort Total Geschlecht männlich weiblich Altersgruppe 1993 – 1963 – 2013 1992 19xx – 1962 Tätigkeit a) b) c) d) Ja 209 65 144 62 98 49 137 61 24 3 Nein 50 20 30 13 23 14 36 12 1 1 unschlüssig 10 1 9 1 4 5 9 1 4 0 Tätigkeit a) b) c) d) 9. Wären Sie selber bereit, Ritalin zu konsumieren? Antwort Total Geschlecht männlich weiblich Altersgruppe 1993 – 1963 – 2013 1992 19xx – 1962 Ja 89 25 64 26 43 20 56 27 14 1 Nein 175 62 113 48 82 45 122 47 13 3 5 0 5 1 1 3 3 0 1 1 unschlüssig 85