Protokoll des QZ vom 22. August 2016 im Restaurant Lenzburg Beginn: Anwesend: Referent: 19.00 Uhr 12 Dr. med. H.-U. Karli Heutiges Thema Kurzer Einblick über psychische Erkrankungen Dr. Karli stellt kurz seine Praxis in Lenzburg vor. Er hat 9 Psychologen (darunter eine Kinderpsychologin), dies entspricht einem 600 Stellenprozent; die Praxis befindet sich in Lenzburg hinter dem Bahnhof. In seiner Praxis werden Kinder bis hin zu Erwachsenen behandelt, ausschliesslich der Alterspsychiatrie und der Suchttherapie. Er erklärt den Anwesenden, dass auch sein Spezialitätenfach stark mit dem Mangel an Nachfolger zu kämpfen hat. In der Schweiz werden in nächster Zeit mehr als 1000 Stellen vakant! Vor allem die Kinderpsychiatrie sei stark unterbesetzt. Früher hatten die Hausärzte ein viel breiter gefächertes Fachwissen, inklusive der psychischen Komponente. Heute hätten die Hausärzte aber selber so viel zu tun, da bei ihnen ebenfalls ein Mangel an „Nachschub“ bestehe, dass sie gezwungener Massen die psychisch Kranken zum Psychiater/Psychologen weiterweisen müssten. Vor über 20 Jahren habe man es versäumt, auf den „numerus clausus“ in den Unis zu reagieren, daher der allgemeine Ärztemangel. In der Psychiatrie gibt es momentan keine wesentlichen Neuerungen und auch in der Forschung wird wenig bis gar nichts für dieses Fachgebiet investiert. Dr. Karli spricht einige psychische Erkrankungen an, welche allesamt sehr schwer heilbar sind. Die Borderline Erkrankung (Definition aus dem Internet: BorderlinePersönlichkeitsstörung (BPS) oder emotional instabile Persönlichkeitsstörung des Borderline-Typs ist die Bezeichnung für eine Persönlichkeitsstörung, die durch Impulsivität und Instabilität in Bezug auf zwischenmenschliche Beziehungen, Stimmung und Selbstbild gekennzeichnet ist. Bei dieser Störung sind bestimmte Vorgänge in den Bereichen Gefühle, Denken und Handeln beeinträchtigt. Dies wirkt sich durch „negative“ und teilweise paradox wirkende Verhaltensweisen in zwischenmenschlichen Beziehungen sowie gegenüber sich selbst aus. Die BPS wird häufig von weiteren Belastungen begleitet, es besteht z.B. eine hohe Komorbidität mit Depressionen und der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung…) Schizophrenie (Definition aus dem Internet: Im akuten Krankheitsstadium treten bei schizophrenen Menschen eine Vielzahl charakteristischer Störungen auf, die fast alle Bereiche der Psyche betreffen: Die Wahrnehmung, das Denken, die Ichfunktionen, den Willen, das Gefühls-und Gemütsleben, den Antrieb und die Psychomotorik. Häufig werden nicht wirklich vorhandene Stimmen gehört, sogenanntes Stimmenhören. Es kann der Wahn auftreten, verfolgt, ausspioniert oder kontrolliert zu werden. Weiter kann es zu Gedankenlautwerden, Gedankenentzug oder zu Gedankeneingebung kommen. Anhaltende Halluzinationen jeder Sinnesmodalität sind möglich. Auch sozialer Rückzug, Antriebslosigkeit und mangelnde Motivation, emotionale Verflachung und Freudlosigkeit sind oft zu beobachten. Je nach vorherrschenden Symptomen werden mehrere Subtypen der Schizophrenie unterschieden.) Anmerkung von Dr. Karli: Er braucht heute bei SchizophreniePatienten gern Abilify, da man diese i.m. verabreicht. Der Patient ist so besser unter Kontrolle, da die Tablettenverabreichung oft vom Patienten abgesetzt wird, weil er sich gesund fühlt. Abilify kann, wenn nötig, auch staatlich verordnet werden (STVA). Bipolare Störung (Definition aus Internet: Ist die etablierte Kurzbezeichnung für bipolare affektive Störung (BAS). Sie war früher unter der Bezeichnung manischdepressive Erkrankung bekannt und ist eine psychische Störung, die zu den Affektstörungen gehört. Sie zeigt sich bei den Betroffenen durch episodische, willentlich nicht kontrollierbare und extreme zweipolig entgegengesetzte (bipolare) Auslenkungen des Antriebs, der Aktivität und der Stimmung, die weit über dem Normalniveau abwechselnd in Richtung Depression oder Manie reichen.) Autisten beispielsweise hätten grosse Mühe, Gefühle bei den Mitmenschen zu erkennen. Sie können meist die Gesichter der anderen nicht deuten (Freude, Hass, Furcht usw.). Diese Patienten sind oft sehr gescheit, kapseln sich aber oft ab, eben weil sie keine Bindungen eingehen können. Er hat uns zu obgenannten Themen einige DVDs mitgebracht, welche er den Patienten und deren Angehörigen zur Verfügung stellt, um ihnen einen besseren Einblick in die Erkrankung zu erlauben (Forrest Gump, A beautiful Mind, um nur einige zu nennen). Dies helfe den Betroffenen und deren Familien auch, über diese Erkrankungen nachzudenken und diese besser zu „erkennen“. Eines seiner Fachgebiete in der Praxis ist das ADHS. Diese Erkrankung wurde lange nicht „richtig“ behandelt, da man lange nicht wusste, wie man sie klassieren solle. Diese Erkrankung hat u.a. eine genetische Veranlagung. Ist daher ein Kind in Behandlung, werden oft die Eltern gefragt, wie sie denn als Kind waren. Meist ist ein Elternteil verantwortlich für diese Erkrankung. Bei Kindern lässt sich am besten spielerisch herausfinden, ob sie ein ADHS haben. Vor ca. 70 Jahren wurde eine Substanz entwickelt (Methylphenidat), bei welcher man lange Zeit nicht wusste, wozu sie gebraucht werden könnte. Bis ein Wissenschaftler in den 1960-er Jahren diese Substanz seiner Frau verabreichte, um ihre Konzentration zu fördern. So wurde das Ritalin entdeckt (Ehefrau hiess Rita). Dr. Karli setzt lieber das Preparat Concerta ein, da mit diesem weniger gut Missbraucht betrieben werden kann. Man hat gemerkt, dass Ritalin bei Süchtigen sehr beliebt ist, da diese Substanz als Pulver gerieben durch die Nase oder geschmolzen zur intravenösen Verabreichung angewendet werden kann. Bei Concerta ist dies fast unmöglich. Vereinfacht gesagt, haben ADHS Patienten zu wenig Speicherkapazität im Hirn und sind daher sehr unkonzentriert und „hiebelig“, da zu viele Informationen auf sie einwirken. 60 bis 70% der Störungen bleiben bis nach der Pubertät bestehen. Mit dem Ritalinpräparat können sie sich besser auf die gestellten Aufgaben konzentrieren. Das Medikament hat leider das Problem, dass es den Appetit bremst und manchmal Schlafstörungen hervorruft. Sobald jedoch das Medikament abgesetzt wird, haben die Patienten ihren Appetit wieder zurück. Daher empfiehlt Dr. Karli den Eltern, am Wochenende oder in den Ferien das Medikament zu stoppen, damit die Kinder genug zu sich nehmen. Wegen der Schlafstörungen empfiehlt er eine Melatoninabgabe für eine gewisse Zeit. Einige Infos nebenbei: Das ADHS bezeichnete man früher in den USA als „James-Brown-Syndrom“! Menschen mit der ADHS-Diagnose sind unglaublich kreativ. In den USA vermutet man, dass beispielsweise bis 60% der Piloten vor Luftangriffen Elvanse (ähnlich wie Ritalin) einnehmen, da es die Konzentration verbessert und man besser auf seine Aufgabe fokussiert ist. Kokain und Amphetamine haben übrigens die gleiche Wirkung auf den Körper wie Ritalin. Leider ist unsere Zeit schon „aufgebraucht“ und Dr. Karli verabschiedet sich von den QZFrauen. Wir bedanken uns ganz herzlich für diesen kurzweiligen und interessanten Abend und wünschen ihm für die Zukunft alles Gute. Für das Protokoll: Giulia Wildi-Molinaro Nächster QZ: 26.09.2016