0 1 JAHRESBERICHT 2001 0 Telefax: 0711. 126 - 2255 2 Für eventuelle Rückfragen: Telefon: 0711. 126 - 0 Ü Postfach 10 34 44 70029 Stuttgart W Ländlichen Raum Baden-Württemberg A Herausgeber: Ministerium für Ernährung und JAHRESBERICHT B Überwachung von Lebensmitteln, Bedarfsgegenständen und Kosmetika 05/02 CVUA(L) Titel RZ 19.07.2002 18:53 Uhr Seite 1 Überwachung von Lebensmitteln, Bedarfsgegenständen und Kosmetika 2001 Grußwort Jahresbericht 2001 Überwachung JAHRESBERICHT von Lebensmitteln, Bedarfsgegenständen und Kosmetika 2001 1 2 Lebensmittelüberwachung BW Teil 1: Vorspann I Vorspann 56 Kosmetische Mittel 2 Inhaltsverzeichnis 66 Bedarfsgegenstände 4 Zusammenfassung 71 Gegenstände mit Körperkontakt 72 Reinigungs- und Pflegemittel II Produktgruppen 74 Materialien mit Lebensmittelkontakt 8 Übersicht Untersuchungsergebnisse 77 Spielwaren und Scherzartikel 78 Tabakwaren 10 Übersicht Beanstandungsgründe 12 Lebensmittel 14 Milch und Milchprodukte III Spezielle Untersuchungsbereiche 16 Eier und Eiprodukte 84 Krankheitserregende Mikroorganismen und 17 Fleisch, Wild, Geflügel und -Erzeugnisse 18 Fische, Krusten-, Schalen-, Weichtiere und -Erzeugnisse 20 Fette und Öle 112 Pharmakologisch wirksame Stoffe 21 Brühen, Suppen, Saucen und Feinkostsalate 116 Mykotoxine 22 Getreide, Teigwaren, Backwaren 119 Muscheltoxine 25 Obst, Gemüse, -Erzeugnisse 121 Gentechnisch hergestellte Lebensmittel 27 Kräuter und Gewürze 126 Bestrahlung von Lebensmitteln und Kosmetika 28 Alkoholfreie Getränke 128 Radioaktivität 32 Wein und verwandte Erzeugnisse 131 Dioxine 35 Alkoholische Getränke (außer Wein) 137 Schwermetalle und toxische Spurenelemente 38 Eis und Desserts 138 Nitrat, Nitrit, Nitrosamine 39 Zuckerwaren, Schokolade, Kakao, Brotaufstriche, Kaffee, Tee 140 Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe 42 Hülsenfrüchte, Nüsse, Nußerzeugnisse 43 Fertiggerichte 44 Diätetische Lebensmittel, Säuglings- und Sportlernahrung 47 Nahrungsergänzungsmittel 49 Functional Food 151 Autorenverzeichnis 51 Zusatzstoffe und Aromastoffe 152 Impressum 53 Trinkwasser Inhaltsübersicht Jahresbericht 2001 Inhaltsübersicht : Wo steht was? I: Vorspann, Seite 2 mikrobiologische Besonderheiten 91 Pflanzenschutzmittel, polychlorierte Biphenyle (PCB) u.a. II: Produktgruppen, Seite IV 144 8 Betriebskontrollen und Vollzug der Lebensmittelüberwachung Betriebskontrollen und Vollzug der amtlichen Überwachung von Lebensmitteln, Bedarfs- III: Spezielle Untersuchungsbereiche, Seite 82 gegenständen und kosmetischen Mitteln IV: Betriebskontrollen und Vollzug der Lebensmittelüberwachung, Seite 142 3 4 Lebensmittelüberwachung BW Teil 1: Vorspann Betriebskontrollen im Rahmen der Zusammenfassung Zusammenfassung: 70 % Lebensmittelüberwachung Im Jahr 2001 wurden im Rahmen der Überwachung der Betriebe und Lebensmitteltransporte insgesamt 109.079 Kontrollen durchgeführt und hierbei 59.681 der in Baden-Württemberg registrierten 144.373 Betriebe (= 41 %) überprüft. Bei 12.897 Betrieben wurden insgesamt 25.568 Ver- ... aller untersuchten 58 % Oliventresteröle waren mit Verbren- ... aller untersuchten Birnen aus Süddeutsch- nungsschadstoffen land wiesen unzulässige (PAK) belastet. Rückstände des Wachstumsregulators stöße festgestellt, wobei in etwa der Hälfte Highlights und Sorgenkinder des Jahres 2001 Chlormequat auf 141 der Fälle die Mängel so gravierend waren, dass gegen die Verantwortlichen ein Buß- Jahresbericht 2001 98 geld- oder Strafverfahren eingeleitet werden musste. Zum Schutz der Verbraucher mussten rund 700 Betriebe aufgrund der dort herrschenden unhygienischen Verhältnisse sofort schließen. Untersuchungen im Rahmen der Lebensmittelüberwachung 500 Insgesamt wurden 52.546 Lebensmittel, 1694 Kosmetika, 2459 Bedarfsgegenstände und 188 Tabakerzeugnisse im Rahmen der amtlichen Lebensmittelüberwachung 81 chemisch, physikalisch und mikrobiologisch untersucht, ob sie den lebensmittelrechtli- ... von 733 untersuch- chen Vorschriften entsprechen. Insgesamt ten Proben waren wurden 10.044 Proben (=18 %) beanstandet. Die Beanstandungsquote kann jedoch fälschlicherweise als „rindfleischfrei“ wegen der gezielten Probenanforderung, der Einsendung von Verdachts-, Beschwer- deklariert. de- und Vergleichsproben und der zielgerichteten Untersuchung der Proben nicht als ... g / kg Schimmelpilzgift (DON) künftige Höchstmenge für Getreide? 118 17 repräsentative Aussage über den Qualitätszustand des Warenangebots verstanden werden. Geeignet die Gesundheit zu schädigen waren insgesamt 328 Proben (= 0,6 %), was in etwa der Quote des Vorjahres (0,5 %) entspricht. Etwa die Hälfte dieser Proben (161) waren mit krankheitserregenden Mikroorganismen verunreinigt. In 31 Fällen wurden pathogene Keime in Proben nachgewiesen, die bereits zur Erkrankung mehrerer Personen geführt hatten. Weiterhin fallen Verunreinigungen von Lebensmitteln mit scharfkantigen Fremdkörpern wie Glas-, Metallsplitter und Nägel, aber auch extrem hohe Jodgehalte in Algengemüse ohne ausreichende Angaben zur Verzehrsmenge sowie Höchstmengenüberschreitungen an Histamin in Fisch unter die als gesundheitsschädlich beanstandeten Proben. 10 ... von 185 asiati- Last but not least: schen Shrimpsproben enthielten 701... Rückstände des verbotenen Tierarzneimittels Chloramphenicol ... Betriebe mußten aufgrund untragbarer hygienischer Zustände sofort geschlossen werden. 114 144 5 6 Lebensmittelüberwachung BW Weitere Highlights und Sorgenkinder des Jahres 2001 Teil 1: Vorspann Zusammenfassung Jahresbericht 2001 braucher garantiert rindfleischfreie Wurst. Mit modernen punktuntersuchung von vakuumverpackten Räucherfi- Die Untersuchungsämter gehen online immunologischen und molekularbiologischen Methoden gelang es in kurzer Zeit, 733 Proben (717 Würste und 16 schen ergab, dass diese Produkte nach wie vor eine unbefriedigende Qualität aufweisen und teilweise – insbe- Eine große Herausforderung war der Gang ins Internet. Proben Maultaschen) zu untersuchen. In 81 Fällen wurde eine falsche Deklaration nachgewiesen. Die meisten sondere am Ende der Haltbarkeit – mit hohen Gehalten an Listeria monocytogenes kontaminiert sind, so dass die Von 2802 pflanzlichen Lebensmitteln mussten 250 Pro- Beanstandungen erfolgten im Januar und nahmen im Jahresverlauf deutlich ab. Unkenntnis über die Zusam- Produkte beim Verzehr geeignet wären, die Gesundheit zu schädigen. ben (8,9 %) wegen einer Überschreitung der zulässigen mensetzung der gelieferten Rohwaren, Verschleppung Höchstmenge beanstandet werden. Die Beanstandungsquote liegt damit wieder höher als 2000 (6,1 %), 1999 über ungenügend gereinigte Maschinen und teilweise voreilige Umetikettierung waren wohl für die unzutref- (2,5 %) und 1998 (1,2 %). Eine wesentliche Ursache des Anstiegs liegt in der konsequenten Erweiterung des Wirk- fenden Angaben am Jahresanfang verantwortlich. stoffspektrums mit neuen analytischen Methoden. Neu 70 % der Oliventresteröle mit Verbrennungsschad- aufgenommen wurden Chlormequat, Mepiquat sowie drei insektizid wirksame Diacylhydrazine sowie Vertreter stoffen belastet mittelüberwachung auf. Unverzüglich wurden die überwiegend in Asia-Shops angebotenen Geleeprodukte (Mi- Oliventresteröl wird durch Extraktion des getrockneten ni-cup-Jellies) genauer unter die Lupe genommen. Sie Oliven-Pressrückstandes gewonnen. Unsachgemäße Trocknung mit Rauchgasen kann zu hohen Gehalten an enthielten den zugelassenen Zusatzstoff Glucomannan, auch Konjak genannt, als Dickungsmittel, fielen jedoch Der Wachstumsregulator Chlormequat soll EU-weit vor al- krebserregenden polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) führen. Diese können zwar über ei- insbesondere durch ihre Größe, Applikationsform und die zähe, glitschige Konsistenz auf. Ein unbeabsichtigtes Ver- lem für die Halmverkürzung im Getreideanbau eingesetzt ne Raffination mit Aktivkohle entfernt werden, jedoch schlucken großer, unzerkauter Stücke und damit die Ge- werden. Die Untersuchungen ergaben, dass diese Substanz jedoch offensichtlich sehr viel umfangreicher wird dieser kostenintensive Schritt offensichtlich unterlassen wie die vorliegenden Untersuchungen zeigen: fahr des Erstickens war nicht auszuschließen. Die Proben wurden deshalb als geeignet, die Gesundheit zu verwendet wird: In 21 von 28 untersuchten Bundkarotten – vorwiegend italienischer Herkunft – wurden Höchst- Von 54 Tresterölen überwiegend aus Spanien, Italien und Griechenland enthielten 70 % zu hohe PAK-Gehalte und schädigen beurteilt. Noch vorhandene Ware wurde umgehend aus dem Verkehr genommen. mengenüberschreitungen nachgewiesen. Auch bei Bir- wurden landesweit aus dem Handel genommen. Einge- Vom Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernäh- nen aus Süddeutschland lag die Trefferquote bei 58% (122 von 211 Proben). Die Höchstmenge für Chlormequat setzt werden die Oliventresteröle überwiegend bei der gewerblichen Herstellung von Lebensmitteln wie z.B. Cia- rung und Landwirtschaft wurde zwischenzeitlich die Zulassung des Zusatzstoffs Glucomannan für derartige gal- ist sowohl für Karotten als auch für Birnen EU-weit einheitlich festgelegt. Weitergehende Untersuchungen im batta-Brot, Pizzaschnitten und anderen Backwaren mit mediterranem Charakter. lertartige, besonders gleitfähige, elastisch weiche mundgerechte Süßwaren vorläufig aufgehoben. Lebender „Insalata Italiana“: Eine Kundin bestellte bei einem Pizza-Heimservice neben Warmgerichten auch ei- Chloramphenicol in asiatischen Shrimps Schimmelpilzgifte – Fusarientoxine nen „Insalata Italia“. Als sie feststellte, dass sich zwischen Salatblättern, Tomaten und Tintenfisch etwas bewegte, re- Über das Schnellinformationssystem für Lebensmittel warnte die EU vor Rückständen des in Europa verbotenen Die Ergebnisse der in Mühlenbetrieben und bei Teigwarenherstellern in Baden-Württemberg erhobenen Proben Mehr Höchstmengenüberschreitungen bei Pflanzenschutzmitteln der N-Methylcarbamate. Chlormequat – der Wirkstoff für alle Fälle laufenden Jahr zeigen, dass Tomaten und Paprika ebenfalls ungewöhnlich hohe Beanstandungsquoten zeigen. Apfel-Erzeugung im Bodensee-Raum geriet ins Zwielicht Seit 21.12.2001 ist der gemeinsame Internetauftritt der Chemischen und Veterinäruntersuchungsämter Stuttgart, Karlsruhe, Freiburg und Sigmaringen sowie des Staatlichen Tierärztlichen Untersuchungsamtes Aulendorf, Diagnostikzentrums unter www.untersuchungsaemter- Gefährliche Süßwaren „Mini-cup-jellies“ bw.de freigeschaltet. Die inhaltlich Koordination und moderne graphische Aufbereitung wurde weitestgehend mit Todesfälle bei Kindern durch Ersticken mit Gelee-Süßwa- eigenen Kräften erreicht. ren – diese Nachricht aus den USA, Kanada, Australien und Asien schreckte zu Jahresende die amtliche Lebens- Kurioses Schrot und Stein in Morchelpilzen: Merkwürdige Bestandteile in den Pilzen einer von ihm selbst hergestellten Morchelsoße entdeckte ein Verbraucher: kleine Steinchen, Luftgewehrmunition, Schrotkügelchen. Auch in der vom WKD erhobenen Vergleichsprobe konnte weitere Schrotmunition nachgewiesen werden. Die Morcheln sahen dabei äußerlich unverletzt aus. Erst nach dem Aufschneiden der Pilze wurde der versteckte Inhalt sichtbar. Einzelne Pilze waren anscheinend sorgfältig präpariert worden. Wollte ein Pilzsammler mit Hilfe dieser schweren Inhalte seinen Sammelerfolg bei den relativ teuren kleinen Morcheln erhöhen? Die harten und z. T. scharfkantigen Bestandteile waren jedenfalls geeignet Verletzungen an Zähnen und Zahnfleisch zu verursachen! klamierte sie. Der Pizza-Bote der sie erneut aufsuchte, erwiderte ihren Einwand: dies sei unbedenklich, der Salat könne verzehrt werden. Die Untersuchungen brachten elf Tierarzneimittels Chloramphenicol in Shrimps. Daraufhin zeigen, dass Hartweizengrieß zum Teil hohe Belastungen Durch eine anonyme Anzeige erfuhren die baden-württembergischen Behörden, dass im Erzeugungsgebiet Bo- eingeleitete Untersuchungen ergaben positive Befunde bei 10 von 185 Shrimps- und Garnelenproben. mit dem Schimmelpilzgift Desoxynivalenol (DON) aufweist. In der EU gibt es derzeit keine Höchstmengenre- densee vermehrt in Deutschland nicht zugelassene Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden. Bei entsprechenden Chloramphenicol ist ein breitwirksames und billiges Antibiotikum, das im Verdacht steht, zwar sehr selten aber gelung. In Deutschland liegt ein Verordnungsentwurf für eine Höchstmengenregelung vor. Bei mehr als der Hälf- teln zu suchen? Die Palette der neuen Produkte scheint unbegrenzt zu sein, sie umfasst gelegentlich auch Merk- Kontrollen wurden Präparate mit in Deutschland nicht zu- dann schon in geringsten Konzentrationen eine unheilba- te der 2001 untersuchten 90 Proben wurde dieser disku- würdiges. Eine Firma wollte z.B. wissen, welche Voraus- gelassenen Wirkstoffen vorgefunden, was sich in den Untersuchungsergebnissen widerspiegelte: von 71 Proben re Blutbildungsstörung zu verursachen, die sogar zum Tod führen kann. Seit Herbst 2001 dürfen Krustentiere aus tierte Grenzwert überschritten. Dies zeigt, dass die Festlegung einer rechtsverbindlichen Höchstmenge durch den setzungen erfüllt sein müssen, um Regenwurmpulver als Nahrungsergänzungsmittel verkaufen zu können. Die wiesen 20 für Kernobst nicht zugelassene Pflanzenschutzmittel auf. Außerdem vermarkten sehr viele Erzeu- China, Vietnam und Indonesien nur dann in die EU eingeführt werden, wenn durch eine Untersuchung nachge- Gesetzgeber sowie verstärkte Eigenkontrollen durch Hersteller und Händler dringend erforderlich sind. Firma schilderte die in China anscheinend allgemein bekannten und geschätzten Wirkungen von Regenwurm- ger ihre Waren mit dem Herkunfts- und Qualitätszeichen wiesen ist, das die Produkte frei von Chloramphenicol Baden-Württemberg (HQZ), das u.a. für eine integrierte Produktion (IP) steht. Bei der IP dürfen Pflanzenschutz- sind (weniger als 0,3 µg / kg). mittel nur eingeschränkt (Positivliste) zum Einsatz kommen. Zahlreiche Proben mussten als irreführend bean- Salmonellen und Listerien Der Untersuchungsschwerpunkt Aromastoffe in Wein Aus mikrobiologischer Sicht war das Jahr 2001 gekennzeichnet durch mehrere bundesweite Rückrufaktionen von verzehrsfertigen Lebensmitteln wegen des Nachwei- den Grundweinen Riesling QbA, Riesling Kabinett und Riesling Spätlese, sondern wurde durch synthetisches ses von Salmonellen. Auffällig war, dass neben Mettwür- Pfirsicharoma hervorgerufen. Die Verfälschung ließ sich Diese Frage bewegte am Jahresanfang die ganze Repu- sten insbesondere pflanzliche Lebensmittel betroffen waren, wie Halva aus der Türkei, asiatische Trockenpilze und eindeutig über die racemische Form der aromagebenden Substanz Gamma-Decalacton gaschromatographisch blik, denn im Zusammenhang mit BSE wollten viele Ver- Schokolade eines deutschen Herstellers. Die Schwer- nachweisen. ten Anbaues nicht erfüllten. Enthält die Wurst Rindfleisch, ja oder nein? Was hat der Regenwurm in Nahrungsergänzungsmit- pulver bei Müdigkeit, Erschöpfungszuständen und beginAromastoffe in Wein wurde einem hochdekorierten Riesling Cuvé zum Verhängnis: die ausgeprägte Pfirsichnote stammte nicht aus standet werden, da sie die Anforderungen des integrier- lebende Fliegenmaden zu Tage. nenden Erkältungen. Sie konnte aber nicht darlegen, welche Nährstoffe durch Regenwurmpulver zugeführt werden und es zur Nahrungsergänzung geeignet machen. Der Regenwurm wird in Deutschland nicht als Lebensmittel angesehen (lassen wir ihn also weiterhin ungestört seine wichtige Aufgabe im Boden erfüllen!). Regenwurmpulver ist daher u.E. keine „Nahrungsergänzung“, sondern bestenfalls ein Tonicum (Arzneimittel), das aber erst nach Arzneimittelrecht zugelassen werden müsste, bevor es bei uns verkauft werden darf. 7 8 Lebensmittelüberwachung BW Jahresbericht 2001 Teil 2: Untersuchungsergebnisse: Übersicht in Zahlen Tabelle: Lebensmittel- Der Begriff „Beanstandung“ umfasst jede festgestellte Abweichung von Proben im Rahmen der amtlichen Lebensmittelüberwachung: Lebensmittel einschließlich Trinkwasser überwachung der Norm, unabhängig von der Art oder dem Ergebnis der weiteren Ver- Kosmetische Mittel Bedarfsgegenstände (z.B. Verpackungsmaterial, Spielwaren, 1694 folgung. Die Feststellungen, die im Gegenstände mit Hautkontakt, Reinigungs- und Pflegemittel) Tabakerzeugnisse 2459 188 Gutachten ihren Niederschlag finden, unterliegen gegebenenfalls noch der richterlichen Nachprüfung. Insbesondere sind hier nicht nur Abweichun- Sonstige Proben aus der Lebensmittelüberwachung: gen in stofflicher Hinsicht, sondern Nationaler Rückstandskontrollplan auch Verstöße gegen Kennzeichnungsvorschriften und Kenntlichma- Radioaktivität Produktgruppen 52546 13265 1391 chungsgebote aufgeführt. Die Art der Beanstandung ist aus den nachfolgenden Tabellen im einzelnen erkennbar. Die Entnahme von Proben und deren Untersuchung im Rahmen der Lebensmittelüberwachung erfolgt häufig gezielt. Die Zahl der BeanstanGraphik: dungen ist deshalb nicht repräsentativ für das Marktangebot und erlaubt Anteil der Beschwerdeproben nur eingeschränkt Rückschlüsse auf die Qualität unserer Lebensmittel an der Gesamt- insgesamt. probenzahl und Anteil der Bean- Durch Zusammentreffen mehrerer Beanstandungsgründe bei einer Pro- standungen an den Beschwer- be kann die Anzahl der Beanstandungsgründe höher sein als die der deproben beanstandeten Proben. Beschwerde- und Erkrankungsproben: Beanstandet Nicht beanstandet 65 % 35 % Lebensmittel: Seite 12 3 % Beschwerde- und Erkrankungsproben Kosmetische Mittel: Seite 56 97 % Sonstige Proben Bedarfsgegenstände: Seite 66 Tabakwaren: Seite 78 9 10 Lebensmittelüberwachung BW Teil 2: Produktgruppen Übersicht Jahresbericht 2001 Übersicht: Beanstandungsgründe Übersicht: Untersuchungsergebnisse Anteil der beanstandeten Proben an der Gesamtprobenzahl und Verteilung der Beanstandungsgründe Ergebnisse der Untersuchungen an Lebensmitteln, kosmetischen Mitteln, Bedarfsgegenständen und Tabakwaren 11 7% Produktgruppe 12 % 55 % Lebensmittel Gesamtzahl der Proben Beanstandete Proben: 8% Zahl 17 % Beanstandete Proben 18 % Beanstandung aufgrund Kenn- mensetzung / zeichnung / Beschaffenheit Aufmachung 52546 9083 17% 4684 5882 Milch und Milchprodukte Eier und Eiprodukte 6211 855 999 98 16 % 11 % 589 35 563 91 Fleisch, Wild, Geflügel und -Erzeugnisse Fische, Krusten-, Schalen-, Weichtiere u. -Erzeugnisse 8154 3307 1863 786 23 % 24 % 1168 512 1031 454 Fette und Öle 1349 252 19 % 204 69 Brühen, Suppen, Saucen, Feinkostsalate Getreide, Backwaren, Teigwaren 1235 3820 243 796 20 % 21 % 87 435 183 430 Obst, Gemüse, -Erzeugnisse Kräuter und Gewürze 4970 1215 770 134 15 % 11 % 498 65 377 89 Alkoholfreie Getränke (inkl. Mineral- und Tafelwasser) 3443 536 16 % 182 430 Kosmetische Mittel Wein Alkoholische Getränke (außer Wein) 2429 2581 221 495 9% 19 % 99 118 206 481 Eis und Desserts Zuckerwaren, Schokolade, Kakao, 2084 442 21 % 59 439 21 % Beanstandete Proben Brotaufstriche, Kaffee, Tee 2078 420 20 % 279 176 Hülsenfrüchte, Nüsse, Nusserzeugnisse Fertiggerichte 865 2060 89 279 10 % 14 % 71 135 27 186 Diätetische Lebensmittel, Säuglingsnahrung Nahrungsergänzungsmittel 1316 241 107 97 8% 40 % 19 38 123 142 Zusatzstoffe Trinkwasser 384 3949 22 434 6% 11 % 7 84 18 367 Kosmetische Mittel 83 % Proben ohne Beanstandung 90 % 79 % Proben ohne Beanstandung 9,5 % 0,5 % 4% 27 % 69% Bedarfsgegenstände 1694 351 21 % 46 407 Reinigungs- und Pflegemittel für die Haut Haarbehandlungsmittel 769 312 165 77 21 % 25 % 10 17 191 91 Nagelkosmetik Reinigungs- und Pflegemittel für die Mundhygiene 137 46 20 6 15 % 13 % 1 0 23 6 96 16 17 % 2 16 287 66 23 % 16 79 47 2459 1 610 2% 25 % 0 442 1 163 Materialien mit Lebensmittelkontakt 632 218 34 % 174 24 Gegenstände mit Körperkontakt Spielwaren und Scherzartikel 759 394 164 75 22 % 19 % 165 75 5 5 Reinigungs- und Pflegemittel Tabakwaren 674 188 153 0 23 % 0% 28 0 129 0 Deodorants und Parfüms Mittel zur Beeinflussung des Aussehens (Make-up, Sonnenschutz) 25 % Beanstandete Proben Rohstoffe für kosmetische Mittel Bedarfsgegenstände 75 % Proben ohne Beanstandung Gesundheitsschädliche Eigenschaften Zusammensetzung, Beschaffenheit Mikrobiologischer Verderb Kennzeichnung, Aufmachung Andere Verunreinigungen oder Verderbsursachen Lebensmittel Quote Beanstandung aufgrund Zusam- 12 Lebensmittelüberwachung BW 14 Milch und Milchprodukte 16 Eier und Eiprodukte 17 Fleisch, Wild, Geflügel und -Erzeugnisse 18 Fische, Krusten-, Schalen-, Weichtiere und -Erzeugnisse 20 Fette und Öle 21 Brühen, Suppen, Saucen und Feinkostsalate 22 Getreide, Teigwaren, Backwaren 25 Obst, Gemüse, -Erzeugnisse 27 Kräuter und Gewürze 28 Alkoholfreie Getränke 32 Wein und verwandte Erzeugnisse 35 Alkoholische Getränke (außer Wein) 38 Eis und Desserts 39 Zuckerwaren, Schokolade, Kakao, Brotaufstriche, Kaffee, Tee 42 Hülsenfrüchte, Nüsse, Nußerzeugnisse 43 Fertiggerichte 44 Diätetische Lebensmittel, Säuglings- und Sportlernahrung 47 Nahrungsergänzungsmittel 49 Functional Food 51 Zusatzstoffe und Aromastoffe 53 Trinkwasser Jahresbericht 2001 Produktgruppe Lebensmittel 13 14 Lebensmittelüberwachung BW Teil 2: Produktgruppen Milch und Milchprodukte Jahresbericht 2001 Milch und Milchprodukte Bei 10 Milchmischgetränken und 9 Fruchtjoghurterzeug- giene (coliforme Keime, Pseudomonaden) erhöhte Keim- nissen fehlten die Mengenangaben der werbemäßig in Schrift und Aufmachung auf der Verpackung hervorgeho- zahlen auf. Die Proben waren daher zu beanstanden. Zur Herstellung von aufgeschlagener Sahne wird i.d.R. Milch benen bzw. blickfangmäßig dargestellten Zutaten (z.B. Schokolade, Erdbeeren, Bananen). Die Kennzeichnung ultrahocherhitzte oder wärmebehandelte Schlagsahne eingesetzt. Das Ausgangsprodukt ist ursprünglich sehr dieser Proben entsprach daher nicht den Vorschriften des § 8 der Lebensmittel-Kennzeichnungs-VO. keimarm. Ein starker Anstieg der Keimgehalte beim Aufschlagvor- In Baden-Württemberg waren im Von jedem Vorzugsmilchbetrieb wird Berichtsjahr 11 milchwirtschaftliche Unternehmen als Vorzugs- monatlich eine Stichprobe untersucht, wobei sich die Beurteilung milchbetriebe zugelassen. Vorzugsmilch ist die einzige des Untersuchungsergebnisses auf vorgegebene Richt- und Grenzwerte Die Hygienesituation bei aufgeschlagener Sahne aus Sahneautomaten in der Gastronomie stellt nach wie Rohmilch, die vom Gesetzgeber stützt. Im Jahr 2001 entsprachen vor ein Problem dar. Sowohl das Ausgangsmaterial (flüs- für den Direktverzehr vorgesehen ist. An die Gewinnung und Be- 82 % der untersuchten Stichproben den vorgegebenen Werten in allen sige Sahne) als auch die geschlagene Sahne wiesen bei der Untersuchung auf Indikatorkeime für mangelnde Hy- handlung von Vorzugsmilch werden daher besonders hohe Prüfparametern. In den Beanstandungsfällen wurden insbesondere Anforderungen gestellt, um den die Richtwerte für die Prüfparame- Verbraucher vor gesundheitlichem Schaden zu schützen. Diese ter coliforme Keime, Zellgehalt und Nachweis von Staphylococcus aure- Anforderungen waren jedoch nicht in jedem Fall erfüllt. us nicht eingehalten. Betroffen waren hiervon insgesamt 9 Betriebe. Die Schwierigkeiten konnten nach Betriebsbesichtigungen und eingehenden Beratungen in den meisten Fällen relativ kurzfristig behoben werden. Krankheitserreger wurden in Vorzugsmilch in keinem Fall nachgewiesen. Milchprodukte Milchmischerzeugnisse mit wertgebenden beigegebenen Lebensmitteln wie Früchte, Obst oder Zubereitungen daraus wurden hinsichtlich der seit Jahresbeginn geltenden QUIDRegelung überprüft. Danach ist der Gehalt der beigegebenen Frucht oder Fruchtzubereitung unter bestimmten Voraussetzungen anzugeben. Nicht bei sämtlichen Produkten (Fruchtjoghurterzeugnisse, Fruchtmilch, Molke-Fruchtdrink) waren die Mengen deklariert. Zur besseren Verbraucherinformation wird bei wertge- Ausgenommen hiervon sind u.a. nur solche Lebensmittel, benden Bestandteilen von Lebensmitteln in folgenden bei denen die Zutat in geringen Mengen zur Ge- Fällen eine mengenmäßige Angabe dieser Bestandteile gefordert (§ 8 Abs.1 Lebensmittel-Kennzeichnungs-Ver- schmacksgebung zugesetzt ist (z.B. Vanillezusatz). Dies bedeutet für viele Milcherzeugnisse mit Anteilen von ei- ordnung): ner oder mehreren Früchten (Milchmischerzeugnisse z.B. Frucht-Joghurt, Buttermilch mit Fruchtanteil, Molken- • Die Bezeichnung der Zutat oder der Gattung von Zutaten ist in der Verkehrsbezeichnung des Lebensmittels anzugeben. Fruchtdrink) die mengenmäßige Deklaration dieses An- festzustellen, dass einige Proben mit Kuhmilch verfälscht wurden. Die gestiegene Nachfrage nach Schaf-, Ziegen- aber auch Büffel- (E 239) und Sorbinsäure (E 200) auf. Bei Raclette-Käse konnte der Konser- milchkäse macht die Mitverwendung vierungsstoff Natamycin (E 235) der im Preis erheblich niedrigeren Kuhmilch für den Hersteller wirt- nachgewiesen werden. Diese Zusatzstoffe sind zwar für die genann- schaftlich reizvoll. Käse, der unter der Bezeichnung „Schafkäse“, „Ziegenkä- ten Käsesorten zugelassen, sie müssen jedoch bei offener Abgabe des se“ oder „Büffelmilchkäse“ ge- Käses entweder auf einem Schild an werbsmäßig in den Verkehr gebracht wird, muss ausschließlich aus Milch der Ware oder in einem dem Verbraucher zugänglichen Aushang der genannten Tierart hergestellt werden, die Mitverwendung von kenntlich gemacht werden. Eine entsprechende Deklaration dieser Zu- Kuhmilch ist unzulässig. Insgesamt wurden im Berichtszeitraum 135 Pro- satzstoffe und damit eine Unterrichtung des Verbrauchers wurde jedoch, ben auf die angegebene Tierart über- entgegen den gesetzlichen Vorga- prüft. Dabei waren 8 Proben „Schafkäse“ und eine Probe „Ziegenkäse“ ben, des öfteren nicht vorgenommen. Erfreulicherweise konnte bei die hygienischen Bedingungen beim Herstellen und bei der Lagerung des zu beanstanden. Sie wiesen entweder erhebliche Kuhmilchanteile auf keiner Probe eine Höchstmengenüberschreitung festgestellt werden. Produkts erheblichen Einfluss auf die Mindesthaltbarkeit haben. Die Lage- oder waren ausschließlich aus Kuhmilch hergestellt worden. Auch bei einem italienischen „Büffelmilchkä- • Die Verkehrsbezeichnung deutet darauf hin, dass das Bei Milchmischerzeugnissen sind die Mengenangaben Kuhmilch mitverarbeitet wurde. Lebensmittel die Zutat oder die Gattung von Zutaten enthält. „... % Fruchtzubereitung“ bzw. „... % Frucht“ entsprechend der jeweiligen Aufmachung des Produktes prinzi- Die Gesamtbeanstandungsquote lag bei 7 %. • Die Zutat oder die Gattung von Zutaten ist auf dem Etikett durch Worte, Bilder oder eine graphische Darstel- piell möglich. Fruchtbezogene Angaben (z.B. „Erdbeere“, Abbildung einer Erdbeere) führen dazu, dass der Gehalt dieser Frucht anzugeben ist. Bei Mehrfruchtangaben (z.B. „Waldfrucht“, „Pfirsich-Maracuja“ bzw. der Abbildung verschiedener Früchte) ist es Lebensmittels und seiner Unterscheidung von anderen Lebensmitteln, mit denen es aufgrund seiner Ver- ausreichend, wenn die Mengenangabe der zusammengesetzten Zutat (Fruchtzubereitung) erfolgt. kehrsbezeichnung oder seines Aussehens verwechselt werden kann. Gerät und / oder eine nicht ausreichende Kühlung der Sahne zu erklären. Bei der Überprüfung von Schaf-, Ziegen- und Büffelmilchkäse war se“ ergab die chemisch-analytische Untersuchung, dass herkömmliche lung hervorgehoben. unzureichende Reinigung und Desinfektion der verwendeten Geräte, eine zu lange Aufbewahrung der Sahne im Käse teils (QUID). • Die Zutat oder die Gattung von Zutaten ist von wesentlicher Bedeutung für die Charakterisierung des gang ist daher nur durch unhygienische Bedingungen, z.B. Käseaufschnitt gehört aufgrund seiner großen Oberfläche zu den verderbsgefährdeten Lebensmitteln. Die Überprüfung ergab, dass es im Umgang mit Käseaufschnitt im Einzelhandel oftmals an Hygiene fehlt. Werden im Einzelhandel Fertig- Immer wieder war festzustellen, dass der Verbraucher über die packungen mit Käseaufschnitt hergestellt, erfolgt dies meist mit hohem Verwendung der bei der Käseherstellung eingesetzten Zusatzstoffe manuellem Aufwand: Käselaibe werden aufgeschnitten, verpackt und als nicht unterrichtet wird. Aufschnitt in Selbstbedienung ange- Provolone, ein italienischer Hartkäse, wies des öfteren die Konservie- boten. Der mikrobiologische Status entspricht i.d.R. nicht mehr dem des rungsstoffe Hexamethylentetramin Erzeugnisses im Originalzustand, da rungsbedingungen und das Mindesthaltbarkeitsdatum für solche Fertigpackungen müssen daher besonders beachtet werden. Ein Übertragen des Mindesthaltbarkeitsdatums vom Ursprungserzeugnis auf die neue Fertigpackung ist nicht ohne weiteres möglich. In 70 % der in Einzelhandelsfilialen hergestellten Fertigpackungen mit Käseaufschnitt wurden hohe bis sehr hohe Hefengehalte festgestellt, die darauf schließen lassen, dass die im Umgang mit diesem empfindlichen Lebensmittel erforderliche Sorgfalt nicht eingehalten wurde. 15 16 Lebensmittelüberwachung BW Teil 2: Produktgruppen Eier / Fleisch, Wild, Geflügel Jahresbericht 2001 Butter Die Bezeichnung „Landbutter“ ist einem Erzeugnis vorbehalten, das aus im eigenen landwirtschaftlichen Betrieb gewonnener Rohmilch hergestellt wird. Einige untersuchte Proben mussten wegen sinnfälligen Abweichungen (käsiger und ranziger Geruch und Geschmack) und Hygienemängeln beanstandet werden. Die Proben wiesen hohe bis sehr hohe Gehalte an Verderbniskeimen, insbesondere coliformen Keimen, Pseudomonaden und Hefen, auf. Mehrfach handelte es sich hierbei auch um Proben, die unmittelbar nach der Herstellung im Erzeugerbetrieb erhoben wurden. Die Untersuchungsergebnisse sind deutliche Hinweise auf unzureichende Hygienebedingungen im Herstellerbetrieb, insbesondere hinsichtlich der Reinigung und Desinfektion der bei der Butterung und Milchgewinnung benutzten Gerätschaften. Eier und Eiprodukte Fleisch, Wild, Geflügel und -Erzeugnisse Eier aus Erzeugung in Baden-Württemberg werden Durch die BSE-Krise gerieten Rindfleisch und rindfleischhaltige Erzeugnisse in Verruf. Inzwischen ist das häufig mit dem Herkunfts- und Qualitätszeichen (HQZ) versehen. Derartige Eier müssen besondere Vertrauen des Verbrauchers wieder hergestellt. Frischekriterien aufweisen und dürfen nur bis zum 12. Tag nach dem Legen in den Verkehr gebracht Ende des Jahres 2000, nach dem ersten nicht auf ein Importrind zurückzuführenden BSE-Fall in Deutschland, be- etwa 10 % der Proben aus dieser Umstellungszeit Teile vom Rind mitverarbeitet wurden, so dass die zusätzliche werden. Im Berichtszeitraum entsprachen die vorge- gannen zahlreiche Wurstproduzenten ihre Rezepturen Auslobung oder die Streichung des Rindfleisches aus der legten Eier gelegentlich nicht diesen Kriterien. umzustellen um Produkte anzubieten, die kein Rindfleisch mehr enthielten. Ein erheblicher Teil der Verbraucher war Zutatenliste beanstandet werden mussten. Insgesamt wurden 733 Proben (717 Würste und 16 Proben Maulta- Nach den Bestimmungen über Herkunft, Erzeugung, Qualität, Verfahren- und Zeichenverwendung des Her- zu diesem Zeitpunkt nicht mehr bereit, in Wurstwaren verarbeitetes Rindfleisch zu konsumieren. Da die wenig- schen) auf die Zutat Rindfleisch untersucht, von denen 81 beanstandet werden mussten. Anhand der Ergebnisse kunfts- und Qualitätszeichens für Agrarprodukte aus Baden-Württemberg (HQZ) des Ministeriums für Ernährung sten Firmen für diese Erzeugnisse sofort richtig gekennzeichnete Verpackungen zur Verfügung hatten, kamen konnte jedoch nicht festgestellt werden, ob die Verwendung von Rindfleisch beabsichtigt war oder ob lediglich und Ländlichen Raum darf das HQZ bei Hühnereiern nur auch viele Produkte mit „alten“ Zutatenverzeichnissen, ohne ausreichende Sorgfalt bei der Fleischsortierung oder bis zum 12. Tag nach dem Legen bzw. bis 16 Tage vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums verwendet werden. die noch Rindfleisch enthielten und zusätzlichen Auslobungen wie „neue Rezeptur – reines Schweinefleisch“ bei der Zwischenreinigung der Geräte gearbeitet wurde. Nach dieser Umstellungsphase blieben im weiteren Ver- Sofern der Zeichennutzer (Legebetrieb) Eier an Wiederverkäufer liefert, hat er dafür Sorge zu tragen, dass das oder „neue Rezeptur – ohne Rind(fleisch)“ meist in Form eines auffälligen Zusatzetiketts in den Handel. Bei einem lauf des Berichtsjahres zwar viele Hersteller bei den rindfleischfreien Rezepturen, aber sie hatten dann korrekt HQZ nicht über diese Inverkehrbringungsfristen hinaus Teil der Erzeugnisse wurde die Zutat „Rindfleisch” über- bezeichnete Fertigpackungen mit zutreffenden Zutaten- verwendet wird. Es wurden 58 Proben Hühnereier aus heimischer Erzeugung überprüft. 9 Proben (= 16 %) mus- druckt und beispielsweise mit einem schwarzen Balken unkenntlich gemacht. Diese Kennzeichnungen riefen bei listen. Im Laufe des Jahres normalisierte sich der Rindfleischkonsum in Deutschland weitgehend und so ver- sten wegen Überschreitung der an das HQZ geknüpften Inverkehrbringungsfristen beanstandet werden. den Verbrauchern große Skepsis hervor, da vermutet wurde, dass diese Produkte nicht nur in alten Verpackungen zichteten fast alle Metzgereien und industriellen Hersteller im weiteren auf hervorhebende Werbeaussagen zur steckten, sondern auch noch nach den alten Rezepturen Rindfleischfreiheit ihrer Produkte. Offensichtlich wurde also mit Rindfleisch hergestellt waren und möglicherweise auch erst im Einzelhandel „umetikettiert“ wurden. mittlerweile das Vertrauen der Verbraucher in Rindfleisch auch durch die zahlreichen Maßnahmen zur Minimierung Auch viele handwerklich arbeitende Metzger stellten die Rezepturen für ihre Wurstwaren um und warben in dieser des BSE-Risikos gestärkt wie Entfernung des spezifizierten Risikomaterials bei der Schlachtung, vollständige Zeit mit Schildern wie „Unsere Würste werden ohne BSE-Tests aller geschlachteten Rinder über 24 Monaten, Rindfleisch hergestellt“. Daraufhin wurden landesweit zahlreiche dieser umetikettierten Produkte und im weite- weitergeltendes Tiermehlverbot, Verwendungsverbot der bekannten Risikomaterialien, Rindfleischkennzeichnung ren auch regulär, jedoch ohne die Zutat Rindfleisch gekennzeichnete Erzeugnisse, auf die Mitverwendung von und die im Zusammenhang mit der BSE-Krise erfolgte Umstrukturierung der zuständigen Bundesministerien. Beim Inverkehrbringen durch den Zeichennutzer darf die Luftkammer nach den Anforderungen der Güteklasse A Extra bei der Abpackung höchstens 4 mm betragen. Außerdem müssen folgende Werte erreicht werden: • die Eiklarhöhe muss mindestens 4,5 mm und • der Dotterindex muss mindestens 45 betragen. Bei den meisten Eiern waren diese Frischekriterien eingehalten. Rindfleisch untersucht. Es zeigte sich, dass tatsächlich in 17 18 Lebensmittelüberwachung BW Teil 2: Produktgruppen Fische, Krusten-, Schalen-, Weichtiere Jahresbericht 2001 Die Kreativität Im Jahr 2001 wurden verstärkt Proben einer relativ neuen Nach wie vor ein Problem: gesundheitsschädliche Pro- ten einerseits aufgrund von sensori- Die Hersteller der Lachserzeugnisse Getrocknete Fische aus Osteuropa der fleischverarbeitenden Produktgruppe untersucht: Umgerötete grob gewolfte Erzeugnisse, die dazu bestimmt sind insbesondere in der dukte aufgrund harter und scharfkantiger Fremdkörper oder krankheitserregender Mikroorganismen. schen Mängeln, das heißt aufgrund von geruchlichen oder geschmackli- müssen somit dazu gebracht werden, die Haltbarkeit dieser kritischen wurden in den wenigsten Fällen vor dem Trocknen ausgenommen. Industrie ist grenzenlos. Neue warmen Jahreszeit gegrillt, ansonsten in der Pfanne gebraten zu werden. Diese Erzeugnisse weisen einen von chen Abweichungen von der Norm und andererseits aufgrund von zu ho- Erzeugnisse realistischer, nämlich kürzer zu kalkulieren oder diese Pro- Die Beanstandungsquote betrug 66 %. Produktgruppen wurden verstärkt den klassischen Bratwursterzeugnissen unterschiedlichen Geschmack und nach dem Grillen die typische hen Keimgehalten bei der mikrobiologischen Untersuchung, die ein Zei- dukte als Tiefkühlprodukte in den Handel zu bringen. Ein erheblicher überprüft. pökelrote Färbung auf. Neben der neuen Geschmacks- chen für Verderbserscheinungen Teil wird ja bereits gefroren zwi- oder Hygienemängel bei der Verarbeitung sein können. Hierbei war schengelagert und dann aufgetaut im Kühlregal angeboten, was nicht festzustellen, dass der sensorische Befund nur teilweise mit festgestell- kenntlich gemacht werden muss. Dem Verbraucher kann zum jetzigen ten erhöhten Keimzahlen korreliert. Zeitpunkt nur geraten werden, der- Bei etwa der Hälfte der sensorisch beanstandeten Proben war die Keim- artige Erzeugnisse möglichst frisch zu verzehren und nicht bis zum Ab- zahl noch im tolerierbaren Bereich. Andererseits musste ein erheblicher lauf der Haltbarkeitsdaten zu lagern. Gleichzeitig sollte man die Lage- Teil der Proben aufgrund hoher Keim- rungstemperatur im häuslichen Kühl- zahlen beanstandet werden und wies dennoch keine sensorisch fest- schrank ermitteln, denn wenn die auf der Packung angegebene Temperatur stellbaren Mängel auf. Ähnlich fielen die Zahlen bei Graved Lachs aus, je- von in der Regel maximal +7 °C überschritten wird, verkürzt sich die La- Mettwurst auf. Vereinzelt waren die Erzeugnisse jedoch doch sind sie aufgrund der geringe- gerfähigkeit der Lachserzeugnisse noch nicht ausreichend gereift, so dass sie als unzureichend gereifte Rohwürste beanstandet werden mussten. ren Probenanzahl dieses weniger erheblich, so dass diese umgehend komponente, die von den Verbrauchern offensichtlich angenommen wird, haben diese Erzeugnisse für den Kunden und den Handel auch einen weiteren Vorteil. Sie erhalten durch die erfolgte Rohwurstreifung eine gewisse mikrobiologische Stabilität und sind somit wesentlich besser haltbar als normale rohe Bratwürste, die ja aus diesem Grunde den Vorschriften der Hackfleischverordnung unterliegen. Der größte Teil der untersuchten Produkte, die beispielsweise als „Bauernbratwurst nach Art einer frischen Mettwurst“, „Bratwurst Nürnberger Art, umgerötet, nach Art einer frischen Mettwurst“ oder als „Bratwurstschnecke nach Art einer frischen Mettwurst“ bezeichnet werden, wies zum Untersuchungszeitpunkt die typischen Rohwursteigenschaften einer frischen Im Berichtsjahr waren wiederum einige Proben, ausnahmslos aufgrund von Verbraucherbeschwerden, als gesundheitsschädlich zu beurteilen. Sie enthielten harte, scharfkantige Fremdkörper aus Metall oder Kunststoff, die geeignet waren beim Verzehr im Mund- und Rachenraum Verletzungen hervorzurufen. In einem Fall musste nach Angabe des WKD der Beschwerdeführerin eine Metallklammer operativ aus der Speiseröhre entfernt werden. Die Fremdkörper konnten in der Regel nicht einem bestimmten Ursprungsgegenstand zugeordnet werden, lediglich das Auftreten von Teilen von Schweinezähnen, im Jahre 2001 in zwei Fällen, in Schwartenmagen tritt in einer gewissen Regelmäßigkeit auf. Hier wird bei der Auslösung des Kopffleisches offensichtlich bisweilen nicht sorgfältig genug gearbeitet. Beispiele für gesundheitsschädliche Mikroorganismen sind in Teil III „Krankheitserregende Mikroorganismen und mikrobiologische Besonderheiten“ aufgeführt. Im Jahre 2001 wurden verstärkt getrocknete Fischerzeugnisse überwiegend aus Osteuropa untersucht. Bei den Proben handelte es sich um karpfenartige, aus Binnengewässern stammende Fische (z.B. Plötze, Zährte, Brachse, Rotfeder oder Karausche), die unter Verwendung von Salz getrocknet und unter Bezeichnungen wie „Wobla“, „Brachsen“, „Trockenzerten“ oder „Karas“ in den Verkehr gebracht werden. Es musste festgestellt werden, dass trotz zahlreicher Beanstandungen in den Vorjahren auch von den im Jahre 2001 untersuchten 24 Proben Trockenfisch wiederum 16 also zwei Drittel nicht ausgenommen waren. Bei den Käufern dieser Trockenfische, die im Gegensatz zu den klassischen Werden solche Produkte regelmäßig bereits vor dem Erreichen der mikrobiologischen Stabilität in den Verkehr ge- Trockenfischerzeugnissen, wie Stockfisch oder Klippfisch, nicht ge- bracht, so müssen sie als Hackfleischerzeugnisse beur- wässert sondern in trockener Form verzehrt werden, handelt es sich um teilt und beanstandet werden. einen engen Verbraucherkreis, der bei diesem Erzeugnis aus traditionellen Gründen den unausgenomme- Fische, Krusten-, Schalen-, Weichtiere nen Fisch vorzieht. Das Inverkehrbringen im nicht ausgenommenen und -Erzeugnisse Zustand ist jedoch nicht zulässig, da nach den Vorgaben der Fischhygiene- Die Beanstandungsquote bei Räucherlachs betrug 38 %. Grund: Verderb vor Ablauf des Mindesthaltbarkeits- Verordnung Fische aus Binnenge- datums. Die Hersteller sollten dieses Datum realistischer, nämlich kürzer kalkulieren. wässern unmittelbar nach dem Schlachten auszunehmen sind und Räucherlachs hat sich in den vergangenen Jahren von einer einstmals und der gleichzeitig leichten Verderblichkeit wurden im Jahre 2001 Untersuchungen durchgeführt, andererseits wurde ein erheblicher verbreiteten Produktes nicht so aussagekräftig wie beim Räucherlachs. verzehrt werden sollten. Möglicherweise kann dem Verbraucher auch nicht in unausgenommenem Zustand einem Trocknungsverfahren teuren Delikatesse zu einem Mas- schwerpunktmäßig diese Räucher- Teil der Proben bis zum Ablauf des Bei beiden Produktgruppen ist fest- ein zur Zeit in der Diskussion befind- unterworfen werden dürfen. senartikel entwickelt, der heutzutage in jedem Supermarkt als vorge- lachse aber auch die ungeräucherten Graved Lachse auf ihre Qualität un- Mindesthaltbarkeitsdatums oder des Verbrauchsdatums unter den als La- zustellen, dass die meisten Beanstandungen bei den Proben erfolgen, liches Thermoetikett, das sich bei zu hohen Lagerungstemperaturen ver- schnittenes, vakuumverpacktes Erzeugnis zu einem Bruchteil des tersucht. Gleichzeitig wurde der Großteil dieser Proben in ein europa- gerungsbedingung auf der Fertigpackung angegebenen Temperatur, die am Ende der angegebenen Haltbarkeit untersucht wurden. Zu ähnli- färbt, die Beurteilung der Frische erleichtern. früheren Preises in der Kühltheke er- weit koordiniertes Überwachungs- meist +7 °C, aufbewahrt. Insgesamt chen Ergebnissen kam eine Untersu- hältlich ist. Möglich wurde diese Entwicklung durch die Erzeugung von programm hinsichtlich der mikrobiellen Beschaffenheit einbezogen (siehe wurden 400 Planproben Räucherlachs und 79 Planproben Graved chung der Stiftung Warentest, die in der Branche für erhebliche Diskus- Lachsen in zahlreichen Aquakulturanlagen beispielsweise in Norwegen, auch Kapitel III „Krankheitserregende Mikroorganismen und mikrobiologi- Lachs oder andere marinierte Lachserzeugnisse untersucht. In beiden sionen sorgte. Dieser Test erschien im Januarheft 2002, kurz vor Weih- Schottland und Chile. Hier werden sche Besonderheiten“). Von den im Gruppen mussten 38 % dieser Pro- nachten 2001, wobei die getesteten die Lachse in großen Schwimmkäfigen in Meerwasser gemästet. Auf- Handel erhobenen Planproben wurden einerseits bei Probeneingang ben entsprechend 153 Räucherlachs und 79 Graved Lachs beanstandet Erzeugnisse im Juni / Juli 2001 eingekauft wurden. grund der hohem Marktbedeutung sensorische und mikrobiologische werden. Die Beanstandungen erfolg- 19 20 Lebensmittelüberwachung BW Teil 2: Produktgruppen Fette und Öle Von besonderer Wertschätzung beim anspruchsvollen Verbraucher sind die kaltgepressten oder nativen Pflanzenöle, insbesondere auch das extra native Olivenöl. Jahresbericht 2001 men sind auf eine Kontamination der Abtrennung des nativen Öls verblei- Weitere Einzelheiten dazu siehe im Oliven mit Schimmel- und Hefepilzen bei feuchter Lagerung zurückzu- bende Pressrückstand, der „Trester“, muss zum Schutz vor Verderb bis Teil III „Spezielle Untersuchungsbereiche, Polycyclische aromati- führen. Die beanstandeten Öle erfüllten somit die Qualitätskriterien zu seiner weiteren Verarbeitung getrocknet werden. sche Kohlenwasserstoffe“. Wenn dazu jedoch direkte Trocknungsverfahren angewendet wer- Kaltgepresste Öle zeichnen sich mastadiengehalt konnte unter Einbe- für „extra native“ Olivenöle nicht und hätten unter dieser Bezeichnung durch die hohen Anforderungen an ziehung nicht in den Verkehr gebracht werden den; das heißt, Rauchgase mit dem ihre besonders schonende Herstellung aus. Im Gegensatz zu den mit- nachgewiesen werden, dass anstatt eines nativen Öls ein Raffinat abge- dürfen. Trester in direkten Kontakt kommen, kann es zu einer massiven Kontami- tels Raffination aufbereiteten Pflanzenölen müssen sie durch rein füllt worden war und der Verbraucher somit getäuscht worden war. mechanische Verfahren ohne Wärmeeinwirkung gewonnen werden. Als Aufbereitungsmaßnahmen sind nur Waschen und Filtration oder Zentrifugation erlaubt. Dadurch behalten diese Öle ihre besonderen, stark an die jeweilige Rohware erinnernden sensorischen Eigenschaften. Graphik: Die klassische Fette und Öle / Brühen, Suppen, Saucen, Feinkostsalate einer Betriebskontrolle men. extra native Olivenöl ein. Als „extra polycyclische aromatische Kohlen- wertig und sind anhand ihrer Kenn- nativ“ oder „nativ“ bezeichnete Olivenöle müssen gemäß einer EU-Ver- wasserstoffe (PAKs) gefunden worden. zeichnung als „Oliventresteröl“ für den Verbraucher leicht von den weit- ordnung einerseits strenge Grenzwerte hinsichtlich der Zusammenset- Die Ursache der Verunreinigung war wahrscheinlich das angewendete aus gebräuchlicheren und hochwertigeren normalen Olivenölen aus der zung erfüllen, andererseits aber auch Trocknungsverfahren. Der nach der Pressung unterscheidbar. auf Stigmastadien, dem Indikator für eine unzulässige thermische oder zur amtlichen Kontrolle zahlreicher nativer Olivenöle wiesen vier extra native Reinigung dienende Behandlung, er- Olivenöle nicht den typischen fruch- gab sieben Beanstandungen. Bei einer Probe kaltgepresstem Sonnen- tigen, scharfen und leicht bitteren Geschmack, sondern eine deutlich muf- blumenöl mit stark überhöhtem Stig- fige Fehlnote auf. Derartige Fehlaro- Entlecithinieren Entschleimung Wärme wachung mit einer hohen Beanstandungsquote sind – wie bereits seit vielen Jahren – die Frittierfette, die in Gaststätten, Imbissbetrieben oder Bäckereien erhoben werden. Infolge viel zu langer Gebrauchsdauer sind viele Fette verdorben und hätten viel früher ausgetauscht werden müssen. Zur Beurteilung der in letzter Zeit im Handel erhältlichen Frittierhilfsstoffe zur Auffrischung belasteter Frittierfette siehe Kap. II „Produktgruppen, Zusatzstoffe“. Brühen, Suppen, Saucen, Feinkostsalate Brühen, Suppen, Soßen Der Genuss zubereiteter Speisen aus Gaststätten war nicht immer ungetrübt. Lecithin Trübstoffe, geringe Milchfettgehalte ermittelt oder anders ausgedrückt: es wurde an Sahne (Rahm) gespart. Eine beson- Schleimstoffe (Eiweiß, KH- Entsäuerung Oliventresteröle gelten als minder- Vergleichsweise harmlos waren Ergebnisse zur Untersuchung von Rahmsoßen aus Gaststätten. Hier wurden zu Raffination Natronlauge nation mit polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen kom- Verunsicherung der Verbraucher. In spanischen Oliventresterölen waren einer anspruchsvollen sensorischen Überprüfung standhalten. Bei der Phosphorsäure, teilungen über Verunreinigungen von Oliventresterölen zu einer erneuten Eine Sonderstellung unter den kaltgepressten Speiseölen nimmt das Die Überprüfung von 105 Proben als „kaltgepresst“ beworbener Speisöle Wasser Im Sommer 2001 führten Pressemit- Besondere Sorgenkinder der Über- ders ekelerregende Betrügerei betraf ein Gasthaus, das Verbindungen) mit der Spezialität „Kartoffelsuppe“ wirbt. Dort lagerten im Kühlraum in mehreren Eimern Speiseabfälle, beste- Freie Fettsäuren hend aus gebratenen und gekochten Kartoffelstücken, Pfannkuchen, Bratwurst, Gemüseresten und Fleischstücken. Wie die Ermittlungen ergaben, wurden u.a. vom Bleicherde, Aktivkohle Bleichung Farbstoffe, Schwermetalle, Wasserdampf Desodorierung Kunden zurückgegebene Reste zu dieser Suppe verarbeitet. Der Betreiber erhielt eine Strafe von DM 7600. Kein Vergnügen hatte auch ein Verbraucher mit seiner Erbswurst mit Speck, in der ein 4x1cm langes Holzstück Geruchs-, Geschmacks- und faserige Bestandteile zu finden waren. Zu Hause Aber auch sonst sind Salate manchmal eine wahre selbst hergestellte Gerichte können ebenfalls auf den Magen schlagen, wenn dazu Lebensmittel verwendet wer- „Fundgrube“. stoffe, Pestizide den, deren Zinngehalt durch ungeeignetes Dosenmaterial stark angestiegen ist. So wurde in einer Tomatensoße aus einer Konservendose mit unlackierter Innenseite ein Reines Öl Feinkostsalate Hydroperoxide Zinngehalt von mehr als 300 mg / kg Soße festgestellt. Gehalte über 250 gelten als technologisch vermeidbar. Pizza-Service liefert alles, auch „lebenden“ Salat. Eine Kundin bestellte bei einem Pizza-Heimservice neben Warmgerichten auch einen „Insalata Italia“. Als sie feststellte, dass sich zwischen Salatblättern, Tomaten und Tintenfisch etwas bewegte, reklamierte sie. Der Bote der sie erneut aufsuchte, erwiderte ihren Einwand: dies sei unbedenklich, der Salat könne verzehrt werden. Die Untersuchungen brachten elf lebende Fliegenmaden zu Tage. Salate erwiesen sich sogar als variable Fundgrube. Fundstücke waren ein Gummihandschuh, Haushaltspapier und 21 22 Lebensmittelüberwachung BW Teil 2: Produktgruppen Getreide, Backwaren, Teigwaren Jahresbericht 2001 23 ein scharfkantiges Metallstück von ca. 2x1 cm. Im letzte- sich in aller Regel innerhalb der Haltbarkeitsfrist als mi- Brot, Kleingebäck ren Fall war das Verletzungsrisiko im Mund- / Rachenraum und damit die Gefahr einer Gesundheitsschädigung of- krobiologisch unauffällig. Ein Dauerbrenner ist die korrekte Kennzeichnung bei offen angebotenen, z.T. auch Bei Backwaren betraf ein großer Teil der Beanstandun- weise den Erhitzungsprozess. Auf Grund der sensori- fensichtlich. Die Ursache der Verunreinigung selbst konnte nicht beurteilt werden. Sie muss im Herstellerbetrieb selbst hergestellten Feinkostsalaten aus Metzgereien, Lebensmittelgeschäften, Imbissbetrieben und ähnlichen gen Verbraucherbeschwerden aufgrund eingebackener schen und mikrobiologischen Befunde wurde das Er- ermittelt werden. In Gasstätten waren verschimmelte Feinkostsalate auffällig. Im Einzelhandel blieb das ge- Einrichtungen. Häufig fehlte die Kenntlichmachung von Konservierungsstoffen (Benzoe-, Sorbinsäure). Dabei Fremdkörper bzw. Verunreinigungen, Schädlings- sowie Schimmelbefall. zeugnis als verdorben und nicht zum Verzehr geeignet beurteilt. samte Thema Lagerung aktuell. So wurde die ungenü- wird der Konservierungsstoff normalerweise nicht direkt Beschwerdeproben mit Glasscherben bzw. -splittern, scharfkantigem Stück einer Messerklinge, Stücke einer Weckmehl bzw. Semmelbrösel aus Bäckereien wurden auf ihre mikrobiologische Beschaffenheit untersucht. In gende Kühllagerung von Feinkostsalaten beanstandet. Darüber hinaus waren bei Feinkostsalaten Beanstandun- bei der Herstellung des Salates zugesetzt, sondern stammt meist aus der verwendeten Mayonnaise. In eini- Wandfliese, Schrauben, Metallspänen, Draht und Steinen wurden aufgrund der Verletzungsgefahr beim Verzehr als zwei Fällen wurden sehr hohe Werte an aeroben Sporenbildnern sowie coliforme Keime und Schimmelpilze nach- gen meist auf eine Überlagerung der Produkte in Verbindung mit einer massiven Keimbesiedelung, überwiegend gen Salatmarinaden aus Kantinen war der Geschmacksverstärker Glutamat in der Speisekarte nicht kenntlich ge- zur Gesundheitsschädigung geeignet beurteilt. gewiesen. Das Vorkommen der beobachteten Keimarten Abb.: durch Hefen zurückzuführen. Im Berichtszeitraum fielen macht. Feinkostsalate in Fertigpackungen v.a. aus Metz- Folgende Fremdkörper bzw. Verunreinigungen waren in Backwaren zu finden: Unterkiefer eines Nagetiers, Mäu- weist auf die Verwendung ungeeigneter Ausgangsware bzw. eine unhygienische oder feuchte Lagerung der Le- Verunreinigter Korb aus einer insbesondere Nudelsalate durch erhöhte Keimgehalte auf. Es handelte sich hierbei zumeist um handwerklich gerei-Filialen wurden gewerbsmäßig in Verkehr gebracht, obwohl die nach der Lebensmittel-Kennzeichnungs-Ver- sekot, Kunststoffteilchen, Fingerkuppe eines Schutzhandschuhs, Gummidichtung, Vogelkot, Papierstückchen, bensmittel hin. Eine Hygienekontrolle im Betrieb wurde empfohlen. Bäckerei produzierte Ware aus Metzgereien. Als Ursache für die hohen Keimgehalte kommt eine zu lange und / oder un- ordnung geforderten Kennzeichnungselemente (wie z. B. Mindesthaltbarkeitsdatum, Zutatenliste, Anschrift des Wundpflaster, Insektenfragmente und nicht näher zu Insbesondere in den Sommermona- zureichende Kühllagerung der verwendeten Teigwaren in Herstellers bzw. Inverkehrbringers) fehlten. Etwas Be- identifizierende schwarze Verunreinigungen. Eine Schabe befand sich in einem Laugenbrötchen, Amei- ten werden immer wieder Brote als Beschwerdeproben überbracht, die Betracht. Eine verstärkte Aufklärung über die entscheidende Rolle der schnellen kontrollierten Abkühlung und sonderes war die Kenntlichmachung von Zusatzstoffen an einer Salatbar, sie lautete: „Täglich frische Salate aus un- sen im Tortenguss eines Obstkuchens, lebende Fliegenlarven in einer Gemüsefüllmasse eines Croissants, Mot- die typischen Merkmale einer fadenziehenden Backware aufweisen (gäri- des hygienischen Lagerns der verwendeten Nudeln scheint daher angezeigt. Aufgrund der Untersuchungser- serer Salatbar, eventuelle Zusatzstoffe 1,2,3,8,9,10“ hier wurde die Zusatzstoffkenntlichmachung ad absurdum ge- tenlarven bzw. Gespinste und Puppen in Berliner, Knäcke- ger, hefiger, obstartiger Geruch, gebnisse wird der Hygienestatus der offenen bzw. hand- führt, weil keinerlei Informationen an den Verbraucher brot und Lebkuchen. Laugengebäck, das mit Sonnenblumenkernen bestreut schmierige Krume). Ursache dieses Brotfehlers sind Bazillusarten, die werklich hergestellten Feinkostsalate auch zukünftig einen Schwerpunkt der Überwachung bilden. Ware in Fer- über die tatsächlich verwendeten Zusatzstoffe an den Verbraucher weitergegeben worden sind. war, wurde aufgrund grüner Verfärbungen im Bereich der Sonnenblumenkerne als Beschwerdeprobe überbracht. vom Getreide über das Mehl in den Brotteig gelangen. Die Sporen des Bazillus überdauern Ein Versuch im Labor zeigte, dass sich Sonnenblumen- den Backprozess und entwickeln sich bei geeigneten Be- kerne beim Übergießen mit 4 %iger Natronlauge sofort gelbgrün verfärben. Offensichtlich findet zwischen den dingungen in der Brotkrume insbesondere von ungesäuerten Broten. Da sich die wärmebedürftigen Bazillen erst Sonnenblumenkernen und der Lauge eine Reaktion statt, die zu grünen Verfärbungen führen kann, wobei unklar allmählich vermehren, treten die typischen Veränderungen der Brotkrume nicht sofort auf. Der Verderb der Brot- ist welche Verbindungen hierbei entstehen. Zur Herstellung von Laugengebäck scheinen jedoch Sonnenblumen- krume durch den Stoffwechsel des Bazillus erfolgt schrittweise. Zunächst ist ein eigenartiger, gärig-hefiger, obstar- kerne ungeeignet zu sein. Die betroffene Großbäckerei tiger Geruch festzustellen, dann verfärbt sich die Krume nahm daraufhin das Produkt aus ihrem Sortiment. Auch Schimmelbefall bei Backwaren ist immer wieder An- und wird schließlich zu einer schmierigen, fadenziehenden Masse. Da der Erreger des Fadenziehens gegen Säu- lass für Verbraucherbeschwerden. Häufig handelt es hier um verpacktes Schnittbrot oder vorgebackenes Brot bzw. re und essigsaure Salze empfindlich ist, findet in gesäuerten oder durch geeignete Zusätze, die von der Back- Kleingebäck. Ursache ist meistens eine Infektion mit mittelindustrie Schimmelpilzsporen vor dem Verpacken, z.B. durch verschmutzte Schneidemaschinen oder durch Anfassen mit ungesäuerten Broten eine Vermehrung des Bazillus nicht statt. der ungeschützten Hand. Die nach der Lebensmittel-Kennzeichnungsverordnung vorgeschriebene mengenmäßige Angabe hervorgehobe- tigpackungen bzw. von industriellen Herstellern erwies Getreide, Backwaren, Teigwaren Eine Beschwerdeprobe Weizenmehl Auch in diesem Jahr waren eingebackene Fremdkörper, Verunreinigun- Type 405 enthielt 4,9 g / kg Äpfelsäure. Die Verwendung von Äpfelsäure gen sowie Schädlings- und Schimmelbefall Hauptbeanstandungsgründe bei Backwaren. in Mehlen ist nicht üblich, eine erwünschte technologische Wirkung Hohe Beanstandungsquote bei feuchten Teigwaren aus der Gastrono- gibt es nicht. Vermutlich handelt es mie. sich hier um einen Produktionsfehler, möglicherweise sollte das Mehl Getreide und Getreideprodukte zur Herstellung einer Backmischung o.ä. verwendet werden. Getreide und -produkte werden häufig aufgrund von Schädlingsbefall als Beschwerdeproben überbracht. Rüsselkäfer der Gattung Sitophilus (Kornund Reiskäfer) sind typische Vorratsschädlinge von Getreide, sie vermehren sich durch Eiablage im Getreidekorn. Die Entwicklung vom Ei über Larve und Puppe zum Käfer erfolgt im Getreidekorn. Getreideprodukte wie Grieß, Mehle, Müsli, Keime oder Backmischungen werden bevorzugt von Motten (Gespinste, Larven und Falter), Reismehlkäfern oder Leistenkopfplattkäfern befallen. Als Beschwerdeprobe gelangte eine Probe Dreikorn-Toastbrot zur Einsendung, welche einen esterartigen klebstoffähnlichen Geruch aufwies. Im Rahmen der mikrobiologischen Untersuchung wurde rasenförmiges Wachstum von Hefen festgestellt. Die sensorischen Abweichungen stehen mit hoher Wahrscheinlichkeit mit dem nachgewiesenen Hefewachstum in Zusammenhang: Bestimmte Hefen, wie z.B. Pichia anomala, bilden bei ihrer Vermehrung geruchsintensive, an Nagellackentferner erinnernde Stoffwechselprodukte (Ethylacetat). Diese Art von Hefen gelangten erst nach dem Backen auf die Backwaren; die im Teig vorhandenen erwünschten Hefen bilden weder die beobachteten geruchsintensiven Stoffwechselprodukte, noch überdauern sie normaler- angeboten werden, geschützten ner Zutaten („Quid-Angabe“) führt bei Backwaren häufig zu Verwirrungen. So fand sich auf der Vorderseite eines Buttertoastbrotes die Angabe „mit 10 % Butter“. Tatsächlich war das Brot laut Zutatenverzeichnis mit 5,6 % Butterfett hergestellt, dies entspricht 6,8 % Butter. Die Angabe „10 %“ bedeutet hier, dass die Buttermenge 10 % bezogen auf den Mehlanteil beträgt, da es im Bäckerhandwerk üblich ist, bei Brot und Kleingebäck die Menge der weiteren Zutaten immer auf den Mehl- bzw. Getreideanteil zu beziehen. Die Quid-Angabe von hervorgehobenen Zutaten muss sich jedoch auf das Gesamtprodukt beziehen. 24 Lebensmittelüberwachung BW Teil 2: Produktgruppen Feine Backwaren Obst, Gemüse Jahresbericht 2001 Obst, Gemüse, -Erzeugnisse meinen Verkehrsauffassung: So fehlte in den meisten Fällen bei Sachertorten eine Fruchtfüllung mit einem min- Alle Jahre wieder: destens 45 % betragenden Aprikosenanteil, teilweise war der Butter- und Eigehalt zu niedrig oder es wurde gar Gesundheitsschädliche Algenprodukte keine Butter zur Herstellung der Sachermasse verwendet. Häufig enthielten die Sachertorten eine Fettcreme- Jod ist ein essentielles Spurenelement. Empfohlen wird für Erwachse- Höchstwerte bis zu 200 mg / kg angetroffen, in früheren Jahren lagen • Hinweise zur Vor- und Zubereitung auf der Packung anzugeben füllung, die jedoch für derartige Erzeugnisse nicht üblich ist. ne die Aufnahme von täglich 0,2 mg Jod. Aufgrund der ungünstigen geo- die Höchstgehalte bei bis zu 5000 mg / kg. Nach einem Gutachten des • die maximale tägliche Verzehrsmenge des Algenproduktes auf chemischen Situation in Deutschland BgVV darf die tägliche Jodaufnahme reicht der Jodgehalt der heimischen Agrarprodukte für eine ausreichende aus Algenprodukten 0,2 mg nicht überschreiten, da auch aus anderen Jodversorgung nicht aus, Deutschland zählt zu den Jodmangelgebie- Quellen Jod aufgenommen wird und die individuellen Unterschiede dabei ten. Zur Verbesserung der Jodversor- recht groß sind. Algenerzeugnisse gung wird deshalb z. B. die Verwendung von jodiertem Speisesalz mit einem Jodgehalt von mehr als 20 mg / kg in der Trockenmasse werden wichts. propagiert. Wie bei vielen Stoffen in der daher vom BgVV als nicht verkehrsfähig beurteilt. ge Erzeugnisse mit nicht durchgebackenen oder sehr Bei der Untersuchung von Madeleines auf das Lösungs- Ernährung ist aber auch bei Jod ein feuchten Füllungen beprobt. Wie im vergangenen Jahr waren insbesondere Sahne- und Cremetorten mit sehr mittel Propylenglykol fielen zwei spanische Erzeugnisse mit erhöhten Gehalten von 1,7 bzw. 1,5 % Propylenglykol Zuviel ungesund. Die WHO empfiehlt daher einen oberen tolerablen Zu- hohen Gehalten an Verderbserregern und Indikatorkeimen für mangelnde Hygiene belastet. Die Untersu- auf. Propylenglykol darf Lebensmitteln nicht direkt zugesetzt werden, es besteht jedoch eine Zulassung als Lö- fuhrwert von 1 mg pro Tag. In Jodmangelgebieten wie Deutschland ist chungsergebnisse weisen darauf hin, dass die erforderli- sungsmittel für Aromen, Farbstoffe, Emulgatoren, Oxi- aber, wegen der häufigen, aber un- che Sorgfalt bei der Herstellung und Aufbewahrung der in mikrobiologischer Hinsicht empfindlichen Produkte dationsschutzmittel und Enzyme. Üblicherweise liegt der Gehalt an Propylenglykol in Madeleines unter 0,05 %. erkannten Vorschädigungen durch den Jodmangel, bereits dieser Wert häufig nicht beachtet und gegen grundlegende Hygienebestimmungen verstoßen wurde. Die Untersuchung von Aufgrund der nachgewiesenen sehr hohen Gehalte bestand der Verdacht, dass Propylenglykol nicht allein über zu hoch. Die Empfehlung für Deutschland lautet daher auf nicht sahnegefüllter Selbstbedienungs-Tiefkühlware verlief hingegen beanstandungsfrei. einen Zusatzstoff in die Backware gelangt ist, sondern direkt zugesetzt wurde, zumal Propylenglykol in höheren mehr als 0,5 mg Jod pro Tag. Die Grenzen für eine optimale Jodversor- Konditoreierzeugnisse entsprechen häufig nicht der in Konzentrationen durch Erniedrigung der Wasseraktivität gung sind also sehr eng gesteckt. den Leitsätzen für Feine Backwaren festgelegten allge- konservierend wirkt. Sehr, oft auch extrem, jodreich sind Algenprodukte. Verzehrt werden Sachertorten dürfen ausschließlich mit Kuvertüre überzogen werden, eine Verwendung von Fettglasur ist auch bei Kenntlichmachung nicht üblich. Trotzdem wurden bei einigen Proben mit Schokoladenarten verwechselbare Überzüge verwendet. Bienenstich wird immer wieder mit zu wenig Belag hergestellt; nach den Leitsätzen für feine Backwaren beträgt Im Rahmen der mikrobiologischen Untersuchung feiner Backwaren wurden vorrangig besonders verderbsanfälli- der Belag bei Bienenstich mindestens 20 % des Teigge- Algenprodukte z.B. als Salat und Gemüse, in Suppen und Eintopfge- Teigwaren Wie im vergangenen Jahr handelte es sich bei den beanstandeten Proben überwiegend um feuchte Teigwaren, hoch, so dass diese Untersuchung auch zukünftig ein Schwerpunktthema im Rahmen der Hygieneüberwa- die in Gaststätten vorrätig gehalten wurden. Bei diesen chung bilden wird. wurden sehr oft hohe Keimbelastungen, besonders durch Pseudomonaden, nachgewiesen. Werden gekochte Teig- In Gastronomiebetrieben kommt es hin und wieder vor, waren vorrätig gehalten, ist auf kurze Lagerdauer zu achten, da feuchte Teigwaren einen idealen Nährboden für Mikroorganismen darstellen. Besonders kältetolerante Pseudomonaden können sich auch noch bei Kühlschranktemperaturen vermehren. In zwei Fällen wurden richten, als Chips, für Reiswickel der Packung anzugeben • die maximale Verzehrsmenge muss im Haushalt ohne Probleme portionierbar sein Auf den Packungen der untersuchten Proben wurden in keinem Fall Angaben über die Zubereitung oder Verwendung der Produkte, z. B. ob als Gemüse oder Gewürz, gemacht. Bereits mit einem Gramm eines Algenproduktes mit 200 mg / kg Jod wird die maximale tägliche Menge von 0,2 mg Jod aufgenommen. Und wer kann zu Hause schon ein Gramm genau abwiegen? Beim Verzehr in Form von Gemüse können leicht 10 g des Algenproduktes (entspricht 2 mg Jod) verzehrt werden. Von Herstellern und Importeuren ist zu fordern: Bemerkenswert: Obwohl seit 1988 regelmäßig Algenprodukte wegen gesundheitsschädlicher Jodgehalte (z.B. Sushi) oder auch als Gewürz. In diesem Jahr wurden bei der Un- • den Jodgehalt der Algenprodukte zu kontrollieren, der Jodgehalt ei- beanstandet wurden, sind diese Produkte immer noch im Handel (beson- tersuchung von getrockneten Algen ner täglichen Portion darf nicht mehr als 0,2 mg betragen ders in Asia-Läden oder russischen Spezialgeschäften) anzutreffen. dass Spätzle durch den Zusatz künstlicher Farbstoffe zum Kochwasser gelb gefärbt werden und so ein erhöhter Eigehalt vorgetäuscht wird. Die Verwendung künstlicher Farbstoffe in Teigwaren ist nicht zugelassen. Aufgrund der Hinweise, dass bestimmte in Vietnam her- im Zusammenhang mit der Erkrankung von mehreren Personen nach dem Verzehr von Spätzle aus Gaststätten gestellte Lebensmittel unzulässigerweise Formaldehyd enthielten, wurden verschiedene asiatische Teigwaren Salmonellen in den Spätzle nachgewiesen. (Reis- und Glasnudeln) auf ein mögliches Vorhandensein (Siehe hierzu im Teil „III Spezielle Untersuchungsbereiche, Krankheitserregende Mikroorganismen und mikro- von Formaldehyd untersucht. Formaldehyd (= Konservierungs- und Desinfektionsmittel) wurde in Vietnam den biologische Besonderheiten“) Leider blieb die Beanstandungsquote bei feuchten Teigwaren aus der Gastrono- Teigwaren zur „Verbesserung des Geschmacks“ beigegeben. In den untersuchten Proben konnte jedoch er- mie trotz der durchgeführten Belehrungen weiterhin sehr freulicherweise kein Formaldehyd nachgewiesen werden. Oliven Nicht jede schwarze Olive ist von Natur aus schwarz. Offene Ware häufig mit Hefen / Schimmelpilzen Um eine intensiv schwarze Schale zu erhalten, werden Oliven häufig mit Eisen-II-gluconat (E579), seltener mit Ei- belastet. sen-II-lactat (E585) behandelt. Diese Zusatzstoffe sind nicht einfach „Farbstoffe“, denn sie haben selber keine fär- Oliven, die Früchte des Ölbaums, reifen im Mittelmeerraum von Oktober bis Januar von zunächst unreifen, grünen zu vollreifen, blauschwarzen Früchten heran. Sie enthalten alle einen Bitterstoff, der den Früchten durch eine 1- bis 3-monatige Behandlung mit alkalischer Kochsalzlösung entzogen wird. Aber nicht bei allen schwarzen Oliven des Handels handelt es sich um reife Früchte. bende Wirkung. Durch ihre oxidationsfördernde Eigenschaft führen sie zur Bildung schwarzer Eisentannate in der Olivenschale. Die verwendete Menge ist auf 150 mg / kg (berechnet als Eisen) beschränkt. Damit der Verbraucher die Behandlung erkennen kann, müssen diese Oliven durch die Angabe 25 26 Lebensmittelüberwachung BW Teil 2: Produktgruppen „geschwärzt“ kenntlichgemacht werden. Eine Ausnahme Zudem waren offene Olivenproben immer wieder wegen hiervon gibt es bei der Abgabe in Fertigpackungen, hier ist auch die Aufzählung der Zusatzstoffe Eisenlactat bzw. Ei- hoher Belastung mit Hefen / Schimmelpilzen zu beanstanden. Aus diesem Grunde ist auch zukünftig der Hy- sengluconat im Zutatenverzeichnis ausreichend. Häufig festzustellen ist jedoch, dass bei offen angebotenen Oli- gieneüberprüfung von Kühltheken (auch andere offene Gemüseprodukte) im Handel und in der Gemeinschafts- ven die Kenntlichmachung der Schwärzung „vergessen“ wird, obwohl sie auf den Originalgebinden vorhanden ist. verpflegung weiterhin besondere Beachtung zu schenken. Auch bei der vorgeschriebenen Kennzeichnung von Konservierungsstoffen in offen angebotenen Oliven ist häufig die gleiche Unterlassung festzustellen. Pilze Kräuter, Gewürze Jahresbericht 2001 Kräuter und Gewürze sen, da die Art und Menge der Probenentnahme für die Beurteilung der Aflatoxine vorgeschrieben ist. Sojasoße und Eiweißhydrolysate Quer durch den Kräutergarten, ein Spiegelbild der Vielfalt möglicher Beanstandungen Chlorpropanole, hier das Monochlorpropandiol 3-MCPD, gelten als kanzerogen. Diese Stoffe werden Wür- Einzelbeanstandungen geben naturgemäß kein übergreifendes Bild oder zen nicht zugesetzt, sondern sie ent- zeigen einen Trend auf. Sie spiegeln stehen bei der sogenannten sauren Hydrolyse von pflanzlichen Eiweiß- aber in diesem Auszug die Vielfalt möglicher Beanstandungen wider Schrot und Stein in Morchelpilzen Pilzerzeugnisse aus Gaststätten stoffen (Proteine) durch die Einwirkung der dabei verwendeten Säure und haben manchmal seltsame Ursachen: So war eine Bamigoreng-Ge- Merkwürdige Bestandteile in den Pilzen einer von ihm Neben Trockenpilzen (Siehe Teil „III Spezielle Untersu- (20-25%ige Salzsäure) auf Restmen- würzmischung nicht zum Verzehr ge- selbst hergestellten Morchelsoße entdeckte ein Verbraucher: kleine Steinchen, Luftgewehrmunition, Schrotkü- chungsbereiche, Krankheitserregende Mikroorganismen und mikrobiologische Besonderheiten“) wurden blan- gen der im Ausgangsmaterial enthaltenen Fette. eignet, weil sie Eierschalen, eventuell durch Vogelflug im Lager, enthielt. gelchen. Auch in der vom WKD erhobenen Vergleichsprobe konnte weitere Schrotmunition nachgewiesen wer- chierte und marinierte Pilzerzeugnisse aus Pizzerien mikrobiologisch untersucht. Zumeist handelt es sich hier- 3-MCPD ist somit ein unerwünschter Eine rote Paste „Türkische Gewürzmischung“ bestand aus Würze, Salz den. Die Morcheln sahen dabei äußerlich unverletzt aus. bei um Konservenerzeugnisse, welche bei sachgemäßer Kontaminant in Lebensmitteln. Für Konservierungsmitteln, Farbstoff und Erst nach dem Aufschneiden der Pilze wurde der versteckte Inhalt sichtbar. Einzelne Pilze waren anscheinend Lagerung und Behandlung sehr geringe Keimgehalte erwarten lassen. In mehreren Fällen wurden bei solchen diesen Stoff hat der wissenschaftliche Lebensmittelausschuss der Eu- Stärke. Zusätzlich war der Zusatzstoff E 250 (Nitrit) im Zutatenverzeichnis sorgfältig präpariert worden. Wollte ein Pilzsammler mit Hilfe dieser schweren Inhalte seinen Sammelerfolg bei Proben erhöhte Gehalte an Hefen, Pseudomonaden und Coliformen festgestellt. Da diese Befunde auf mangel- ropäischen Gemeinschaft keinen Wert festgelegt, der noch als ge- angegeben. In der Probe konnte nur noch Nitrat (E251) festgestellt wer- den relativ teuren kleinen Morcheln erhöhen? hafte Sorgfalt bei der Behandlung bzw. Lagerung der sundheitlich unbedenklich angese- den. Beide Stoffe sind für pastöse Die harten und z. T. scharfkantigen Bestandteile sind jedenfalls geeignet, Verletzungen an Zähnen und Zahn- leichtverderblichen Erzeugnisse hinweisen, führten sie zur Beanstandung nach der Lebensmittelhygiene-Verord- hen werden kann und forderte deshalb, dass keine Rückstände an 3- Würzmittelzubereitungen nicht erlaubt. Bei einer als „Suppengewürz“ fleisch zu verursachen! nung. MCPD mit der empfindlichsten Nachweismethode feststellbar sind. bezeichneten curryähnlichen, scharfen Gewürzmischung wurde die Ver- Bis zum Jahr 2000 bedeutete dies eine Beanstandung ab Gehalten von kehrsbezeichnung beanstandet, da der hiesige Verbraucher darunter et- Mikrobielle Rekontamination von Kartoffelerzeugnissen Kartoffelerzeugnisse zur Herstellung von Bratkartoffeln >108 KbE / g ermittelt, wobei Milchsäurebildnern, Pseu- über 1 mg / kg. Die Empfindlichkeit was völlig anderes versteht, nämlich in Gaststätten wurden auf ihren Hygienezustand überprüft. Bei den eingesandten Proben reichte die Produkt- domonaden, coliforme Keime und E. coli-Keime nachweisbar waren. Das Vorkommen verhältnismäßig hitze- der analytischen Bestimmungsmethoden konnte zwischenzeitlich deut- eine Mischung aus Sellerie, Lauch, Karotten und Petersilie. Im Wein liegt palette von in der Gaststätte vorgegarten ganzen Kartoffeln / -scheiben über vorgegarte Kartoffeln in Fertig- empfindlicher gramnegativer Keime in der Probe weist darauf hin, dass nach dem Garprozess bzw. vor dem Ab- lich verbessert werden. In einer seit April 2002 in Kraft getretenen EU- Paprika-Gewürzpräparate Wahrheit auch für Essig. Ein italienischer Rotweinessig enthielt deutlich packungen bis zu bratfertig zubereiteten Röstischeiben. packen eine Rekontamination der nach dem Garen nahe- Verordnung ist nun für 3-MCPD eine Mehrere Proben „Paprika Gewürz- mehr als 1 Gramm / L Zitronensäure. Die Mehrzahl der Produkte erwies sich als sensorisch unauffällig und wies Keimgehalte zwischen < 103 KbE / g zu sterilen Kartoffeln stattgefunden haben muss. Als weitere Kartoffelprodukte wurden Schupfnudeln in Höchstmenge von 0,02 mg / kg (bezogen auf ein Erzeugnis mit 40% präparat“ wiesen hohe Gehalte an Schimmelpilzen (10 5 bis > 10 6 KbE / g) Der Ausgangswein entsprach damit nicht den weinrechtlichen Bestim- und 105 KbE / g auf. Die Keimflora der Proben setzte sich hierbei überwiegend aus Milchsäurebildnern und Pseu- Fertigpackungen mikrobiologisch untersucht. Insbesondere die Erzeugnisse einer Firma fielen wiederholt durch Trockenmasse) festgelegt. Bei einer Sojasauce, auf die die Lebensmit- und an aeroben Sporenbildnern auf. Aufgrund dieser Befunde erfolgte zu- mungen. Das daraus hergestellte Produkt Essig durfte auf Grund die- domonaden zusammen. In einer Fertigpackung mit vor- hohe Keimgehalte (>107 KbE / g) und säuerliche Geruchs- telüberwachung EU- sätzlich eine Überprüfung der Proben ser Bestimmung nicht in den Verkehr gegarten Kartoffeln, welche starke Gasbildung und nach dem Öffnen einen unreinen abweichenden Geruch auf- und Geschmacksabweichungen auf. Schnellwarnsystem hingewiesen wurde, überstieg der festgestellte auf Schimmelpilzgifte (Aflatoxine). Hierbei wurden Aflatoxingehalte im gebracht werden. Die Bezeichnung eines Essigs „aus Traminer Spätlese- Gehalt an 3-MCPD mit 69 mg / kg den neuen Grenzwert um das ca. 3450- Bereich der zulässigen Höchstmenge festgestellt. Eine endgültige analyti- trauben“ wurde als irreführend beanstandet, da es allenfalls Trauben gibt, fache. Einige weitere Sojasoßen und sche Absicherung der Werte war al- die zur Herstellung eines Spätlese- auch Würzen wurden auf Grund ihres zu hohen Gehaltes an 3-MCPD als lerdings aufgrund der zu geringen Menge an Probenmaterial nicht mög- weines geeignet sind. Auch sind Verbraucher nicht immer Sprachgenies: nicht verkehrsfähig beurteilt. lich. Es wurde daher empfohlen, zur Weiterverfolgung eine repräsentative Kennzeichnungen ausschließlich in kyrillisch oder in vietnamesischen wies, wurde ein sehr hoher Gesamtkeimgehalt von Vorgeschnittene Mischsalate Zahlreiche vorgeschnittene, in Beuteln abgepackte Sala- ten kann. Daher sollte bei Mischsalaten das Mindesthalt- te oder Mischsalate wiesen alterungsbedingte, substantielle Abweichungen und stark erhöhte Gesamtkeimge- barkeitsdatum nicht mehr als 6 Tage betragen und die Ware bis zur Abgabe an den Verbraucher bei max. 6 °C kühl halte auf. Vorzerkleinerte Salate begünstigen das Wachs- gelagert werden. 27 über das Probenmenge direkt beim Großhänd- Schriftzeichen sind natürlich unzuläs- tum von Verderb-erregenden Mikroorganismen, da in der hermetisch verschlossenen Packung eine hohe Luft- ler bzw. Importeur zu entnehmen und durch die zuständige Untersu- sig, aber bei Weitem keine Ausnahme. feuchtigkeit herrscht und nährstoffreicher Zellsaft austre- chungseinrichtung analysieren zu las- Abb.: Paprika – In Gewürzform regelmäßig mit Schimmelpilzgiften belastet 28 Lebensmittelüberwachung BW Teil 2: Produktgruppen Alkoholfreie Getränke Jahresbericht 2001 Alkoholfreie Getränke Überprüfung der Kriterien des Herkunfts- und Qua- Fruchtsäfte, Fruchtnektare und alkoholfreie Erfrischungsgetränke Mit dem HQZ beworbene Erzeugnisse wurden stichpro- men seiner Sorgfaltspflicht gewährleisten, dass diese Offen abgegebene alkoholfreie Erfrischungsgetränke benartig überprüft, ob die Ware den einschlägigen Bestimmungen zur Erteilung dieses Gütesiegels entspricht. nicht geprüften Chargen ebenfalls die HQZ-Kriterien erfüllen. Das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Sigmaringen ist vom Ministerium für Ernährung und Ländlichen Im Berichtsjahr wurden gezielt solche Chargen untersucht, die zu den o.a. HQZ-Prüfungen nicht angestellt, Raum Baden-Württemberg beauftragt, zweimal jährlich diese Kriterien für die Produkte Kernobstsaft, Most und aber mit dem HQZ versehen waren. Die Überprüfungen zeigten, dass das HQZ zum Teil auch für solche Abfüllun- Kernobstweine zu überprüfen. Dazu werden die Proben gen verwendet wurde, die die strengeren HQZ-Kriterien einer sensorischen und chemisch-analytischen Prüfung unterzogen. nicht erfüllten. wegen Ekelerregung wurde der Verantwortliche auf die stimmungen der Nährwertkennzeichnungs-Verordnung waren mehrfach nicht erfüllt (siehe Energy- / Wellnessge- Füllt ein Hersteller bzw. Abfüller, dessen Erzeugnis mit diesem Emblem ausgezeichnet wurde, weitere nicht zur ben die Eigenkontrolle nicht immer mit der notwendigen Sorgfalt betrieben und nicht immer auf eine eindeutige nach § 3 Lebensmittel-Hygiene-Verordnung geforderte allgemeine Hygienepraxis verwiesen. tränke). Ein Orangensaftgetränk, das unter der Bezeichnung Prüfung angestellte Abfüllchargen ab, so muss er im Rah- Trennung der verschiedenen Qualitäten geachtet. Auch Schimmelpilze sind als Hinweis auf ungenügende „100 % Fruchtgehalt“ in den Verkehr gebracht wurde, war bzw. zu seltene Reinigung der Getränkespender anzusehen. Diese fanden sich in einer Probe „Mineral-Vitamin- zu beanstanden, da offensichtlich ein Verdünnungsfehler beim Rückverdünnen des Orangensaftkonzentrats auf- drink“ aus einem Fitnessstudio in einer Konzentration von > 104 KbE / ml. Der Betreiber war sich seiner Verantwor- getreten war und das Produkt den ausgewiesenen Eigenschaften nicht entsprach. litätszeichens Baden-Württemberg (HQZ) Aus hygienischen Gesichtspunkten wurden Getränke aus Auch hinsichtlich der Kennzeichnung war mehrfach fest- Selbstbedienungsautomaten schwerpunktmäßig unter- zustellen, dass die in den Getränken enthaltenen Zusatz- sucht, neben Proben aus Gaststätten auch solche aus Fitnessstudios, Kantinen oder Möbelhäusern. Coliforme stoffe nicht oder nur unzureichend mit den obligatorischen Pflichtangaben in den Getränkekarten kenntlich ge- Keime wurden nur in wenigen Proben nachgewiesen. Eine Ausnahme bildete ein Limonadengetränk, welches hohe Gehalte an coliformen Keimen (> 103 KbE / ml) und Hefen (> 104 KbE / ml) aufwies. Neben der Beanstandung macht wurden. Die Verbraucher werden daher häufig nicht entsprechend den rechtlichen Vorgaben über den Gehalt an Zusatzstoffen in Kenntnis gesetzt. Auch die Be- Offensichtlich wird von den Hersteller- bzw. Abfüllbetrie- Apfel(saft)schorle Ein weiterer Schwerpunkt war die Untersuchung von Apfel(saft)schorlen. Traditionell handelt es sich bei dieser Produktgruppe um eine Mischung aus Apfelsaft und Mine- tung für die Hygiene der von ihm angebotenen Getränke ralwasser, wobei der Apfelsaftanteil mindestens 50 % be- offensichtlich nicht bewusst. trägt. Eine rechtsverbindliche Definition für auf dem Markt befindliche aromatisierte Produkte besteht derzeit nicht. Die Apfelernte des Jahrgangs 2000 fiel überaus reichlich aus. Derartige Mengen konnten nicht immer kontinuierlich verarbeitet werden. In der Folge wurde vereinzelt nicht mehr ganz einwandfreies Ausgangsmaterial zu Saft verarbeitet. Im Jahr 2001 tauchten daher verschiedene Apfelsäfte mit erhöhten Milchsäuregehalten auf, die als Verunreinigungen von Verpackungen / Unsachgerechter Umgang mit Mehrwegflaschen wertgemindert zu beurteilen waren. In Einzelfällen war festzustellen, dass solche Säfte auch für die Herstellung Außerdem wurde bei Apfel(saft)schorlen, darüber hinaus von Apfelschorlen eingesetzt wurden, ebenfalls wurde die Verarbeitung von Fruchtsaft mit erhöhten Gehalten insbesondere bei trüben Kernobstsäften des öfteren festgestellt, dass ein Zusatz von Ascorbinsäure als Antioxi- an Hydroxymethylfurfural beobachtet. dationsmittel nicht bzw. nicht korrekt deklariert war. Ein Problem, mit dem die Lebensmittelüberwachung jähr- Weitere Verunreinigungen betrafen Proben, bei denen of- lich erneut konfrontiert wird, ist der Eintrag von Fremdkörpern / Verunreinigungen in Getränkeflaschen, häufig im fensichtlich ein „Missbrauch“ der Mehrwegbehältnisse durch den Verbraucher stattgefunden hat und die maschi- Als „Mineraldrink“ bezeichnete Getränke enthielten ver- Immer häufiger werden in Naturkostläden, über Internet Mehrwegbereich. nelle Flaschenreinigung nicht ausreichend war, einge- schiedentlich nicht die nach den Vorgaben der Nährwert- oder Haustürgeschäfte Aloe-Vera-Säfte vertrieben. In Einzelfällen kann dies zu Gesundheitsschädigungen führen. Konkret wurden im Berichtsjahr drei derartige Be- brachte Fremdbestandteile zu entfernen. Beispiele hierfür waren z.B. Kaugummireste oder Proben, die stark nach kennzeichnungs-Verordnung erforderlichen 15 % der empfohlenen Tagesdosis an den ausgelobten Mineral- Für den Hauptwirkstoff der Aloe-Pflanze, Aloin, ist in der Aromen-Verordnung eine Höchstmenge festgelegt. schwerdeproben vorgelegt. Eine Probe enthielt ein Metallstück, zweimal waren es Glasscherben, die in den Fla- Lösungsmittel oder Mineralöl rochen. Gerade bei der letzteren Art dieser Verunreinigungen können nach Beendi- stoffen. Bei der Gewinnung dieses Saftes muss daher darauf geachtet werden, den Gehalt an diesem Inhaltsstoff durch schen vorgefunden wurden. In einem dieser Fälle war zu gung des Reinigungsvorgangs minimale Reste in der Fla- erkennen, dass die Glasscherbe vom Flaschenhals einer gleichartigen Flasche stammte. Als Ursache war daher ein sche verbleiben. Diese werden durch die eingesetzten Flascheninspektionssysteme nicht erkannt, dennoch wir- nicht einwandfrei arbeitender Flaschenverschließer im Abfüllbetrieb zu vermuten, der zu gelegentlichem Glas- ken sie sich auf die sensorische Qualität des Erzeugnisses entscheidend aus. bruch führt. Anlässlich dieses Befundes wurden betriebsinterne Maßnahmen eingeleitet, die verhindern sollen, dass beim Verschließen der Flaschen Glassplitter in eine noch unverschlossene Nachbarflasche gelangen können. Energy- / Wellnessgetränke Bei einem Vitamindrink mit der Auslobung „die ideale Kombination von Vitaminen und Ballaststoffen“ war zu beanstanden, dass mit einer verzehrsüblichen Menge nur ein Bruchteil der empfohlenen Tagesdosis an Ballaststoffen gedeckt wurde. Bei anderen Produkten waren ausgelobte Mineralstoff- oder Vitamingehalte unzulässig oder unvollständig deklariert. Statt Vitamin A wurde Provitamin A angegeben, die Nährwertkennzeichnung erfolgte nicht tabellarisch wie vorgeschrieben oder fehlte ganz. technologische Maßnahmen möglichst gering zu halten. Erfreulicherweise wurden bei den untersuchten Produkten keine entsprechenden Höchstmengenüberschreitungen festgestellt. Beanstandet wurden jedoch nicht zulässige gesundheitsbezogene Angaben, solche, die wissenschaftlich nicht hinreichend gesichert sind sowie Gehalte an Konservierungsstoffen, die über den Höchstmengen für alkoholfreie Erfrischungsgetränke lagen. 29 Lebensmittelüberwachung BW Teil 2: Produktgruppen Alkoholfreie Getränke Jahresbericht 2001 31 200 Mineralwasser, Quellwasser, Tafelwasser und abgepacktes Trinkwasser 180 149 Mikrobiologische Untersuchung von Quell-, Tafel- und 160 abgepacktem Trinkwasser 140 Die Anforderungen für diese Warengruppe sind im wesentlichen in der Mineral- und Tafelwasserverordnung 120 Probenzahl 30 100 (MTV) geregelt. Mineralwasserprodukte aus dem Über- 71 wachungsbereich unterliegen einer ständigen vierteljährlichen mikrobiologischen Kontrolle. Bei Beanstandungen 80 60 aufgrund mikrobiologischer Untersuchungen darf ein Erzeugnis erst dann wieder in den Verkehr gebracht wer- 15 den, wenn mindestens vier aufeinander folgende Proben 12 2 0 40 20 von einwandfreier Beschaffenheit sind. <0,001 Erhöhte Koloniezahl bei Abfüllungen liegt vor, wenn der Grenzwert von 100 / ml bei 20 °C und von 20/ml bei 36 °C überschritten ist und die Untersuchung innerhalb von 12 Stunden nach der Abfüllung erfolgte. Bei Produkten, die als "zur Herstellung von Säuglingsnahrung geeignet" ausgelobt werden, muss der Grenzwert darüber hinaus bis zum Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums eingehalten werden. > 0,005 – 0,01 >0,01 – 0,05 > 0,05 – 0,1 >0,1 Sauerstoffwasser Im Berichtsjahr wurden 249 Mineral-, Quell- und Tafelwässer auf ihre Urangehalte untersucht. Immer mehr Hersteller bieten auf dem Markt Wässer mit einem Zusatz von Sauerstoff an. Der Sauerstoffgehalt Graphik: Uran in Mineral- Das Vorkommen von Uran – es handelt sich im wesentlichen um Uran 238 – ist im allgemeinen geogen bedingt. liegt dabei meist weit über dem auf natürlichem Weg erreichbaren Sättigungswert von Wasser. Diese Produkte wasser Für die Bewertung von Urangehalten ist nicht die Radio- werden mit Angaben wie „vitalisiert Körper und Geist“, aktivität, sondern die Nierentoxizität des Schwermetalles von Bedeutung. Derzeit gibt es für Uran in Mineral- „das Wohlbefinden steigern“ oder gar über positive gesundheitliche Auswirkungen wie Senkung des Blutdrucks bei 36 °C überschritten ist. wasser noch keinen Grenzwert; der in einem früheren Verordnungsentwurf vorgeschlagene Grenzwert von oder günstige Veränderungen von Blutbildern und Blutwerten beworben. Diese Angaben verstoßen zum einen 0,002 mg / l wurde bisher noch nicht umgesetzt, da für gegen das Verbot, Lebensmitteln Wirkungen beizulegen, eine humantoxikologische Bewertung zu wenig Material vorliegt. die wissenschaftlich nicht hinreichend gesichert sind, zum anderen gegen das Verbot der gesundheitlichen Wer- Die Untersuchungsergebnisse sind in dem obigen Diagramm dargestellt. bung. Weiterhin erfolgten Beanstandungen dieser Produkte, da ein Zusatz von Sauerstoff zu Mineral- und Quell- MTV-Produkte (Abfüllungen) Mineralwasser (Brunnenwasser) wasser zum Zwecke der Sauerstoffanreicherung grundsätzlich nicht und bei Tafelwasserprodukten nur, wenn diese unter Verwendung von Trinkwasser herge- 1000 stellt werden, zulässig ist. 900 800 700 600 500 400 300 200 100 Anaerobier in 250 ml Sulfidreduzierende sporenbildende in 250 ml Fäkalstreptokokken aeruginosa in 250 ml Pseudomonas in 250 ml Escherichia coli in 250 ml Coliforme Keime bei 36° C in 1 ml Erhöhte Koloniezahl bei 20° C in 1 ml Erhöhte Koloniezahl Ohne Beanstandung 0 0 Uran in Mineralwasser Erhöhte Koloniezahl bei Brunnenwässern liegt vor, wenn der Richtwert von 20 / ml bei 20 °C und von 5 / ml Graphik: Mikribiologische Wasseruntersuchungen Probenzahl 0,001 – 0,005 32 Lebensmittelüberwachung BW Teil 2: Produktgruppen Wein und verwandte Erzeugnisse Jahresbericht 2001 Zugesetzte Aromen Wein und verwandte Erzeugnisse Bei der Untersuchung und Überwachung von Wein und Weinerzeugnis- Bei einem hochdekorierten Riesling musste festgestellt werden, dass er synthetisches Pfirsicharoma enthielt, was über die racemische Form der aromagebenden Substanz Gamma-Decalacton nachgewiesen werden konnte. sen, Hand in Hand mit den Weinkontrolleuren im Außendienst, wurde wie in jedem Jahr wieder eine Fülle verschiedenster Beobachtungen Bisher war dies ein Einzelfall. Die Untersuchung von Wein gemacht: Einzelheiten siehe Teil II „Produktgruppen, Aromastoffe“.). Weine auf Aromazusätze wird verstärkt weitergeführt. (nähere Holzspäne zum Aromatisieren von Wein Qualitätsweine - ohne gültige Prüfungsnummer Auf einer großen Wein-Fachmesse wurden Schnitzel Deutsche Qualitätsweine sind prüfungspflichtig. Bei der chemischen Untersuchung erwiesen sich aber einzelne („chips“) und Späne aus getoastetem Eichenholz zum Aromatisieren von Wein angeboten. Wein wird zwar in davon als auffällig oder nicht identisch mit der zur amtlichen Prüfung angestellten Probe, sei es, dass sie vor der Übersee, wo die Weinbereitung keinen europäischtraditionellen, sondern eher industriellen Charakter be- Erteilung der obligatorischen Prüfungsnummer oder gar sitzt, anstelle der teuren Lagerung in Eichenfässchen trotz nicht bestandener Qualitätsprüfung verkauft wurden oder der Einfachheit halber überhaupt nicht zur Prüfung (Barriques) ohne Hemmung und in großem Umfang mit Eichenholzpräparaten behandelt, um den derzeit in Mo- angestellt worden sind. In einem Fall kam die Unstimmigkeit der Analysenergebnisse dadurch zustande, dass de stehenden Holzton zu erzielen, doch ist dies ein in der Gemeinschaft (einstweilen noch) nicht zugelassenes Ver- lisch-wässrigen Lösung, das als Schönungsmittel für Wein im Verkehr war, wurden Schritte unternommen, da fahren. Das Anbieten von Eichenholzspänen für diesen bei seiner Anwendung unzulässigerweise Wasser und Zweck verstößt gegen das Weinrecht und musste beanstandet werden. Alkohol in den Wein gelangt. Wein beim Filtrieren mit Wasser nachgedrückt und so partiell verdünnt worden ist. Einfache Qualitätsweine, die unter dieser Bezeichnung zur Prüfung angestellt waren, sind vom Eigentümer nachträglich in „Kabinett“ oder „Spätlese“ umgetauft worden. Weine aus Wirtschaften mit und ohne Besen In Besen- oder Straußwirtschaften schenkt man zu einfachen Speisen selbsterzeugten Wein aus. Dort wird nicht nur der Weinzahn fündig, sondern regelmäßig auch die Weinkontrolle: Weine erwiesen sich als überangereichert, andere Proben „mäuselten“ (bakteriell verursachte üble Geschmacksnote, an Mäusenester erinnernd), waren oxidiert oder überschwefelt, mit Estergeschmack und hohen Ethylacetatgehalten behaftet, mit Essigfliegen verunreinigt, unzulässig mit Traubensaft gesüßt, auch durch unzulässiges Verschneiden von Rotling und Roséwein bereitet. Eine größere Menge Wein, der zwar stofflich in Ordnung, aber weder gemeldet noch ins Weinbuch eingetragen war, entdeckte die Weinkontrolle in einem verborgenen Kellergelass. Im Keller einer anderen Besenwirtschaft wären Besen und Scheuertuch zum Reinigen Sonstige stoffliche Mängel Qualitätsweine, die über Schankanlagen ausgeschenkt Tannin Gegen ein Tanninpräparat, bestehend aus einer alkoho- wurden, waren Gegenstand verstärkter Überprüfungen auf Identität und Beschaffenheit. Einzelne hatten im KegFass nachgegoren und waren trübe geworden. Bean- Perlendes und Schäumendes standungen gab es wegen der Überschreitung des gesetzlichen Grenzwertes für den Kupfergehalt, wegen Italienischer Prosecco erfreut sich ungebrochener Be- Russischer Sekt war oxidiert, in deutschem und molda- liebtheit, wobei unterstellt werden darf, dass der Großteil der „mündigen Verbraucher“ weder weiß, dass dies wischem Sekt schwebten zugesetzte Blattgoldflitter, was zwar einen interessanten optischen Effekt hervorbringt, lediglich der Name einer Rebsorte ist, noch die Unter- aber nicht zulässig ist. Italienischer roter Schaumwein, schiede kennt zwischen Perlwein, Schaumwein, Qualitätsschaumwein und Qualitätsschaumwein b.A., die im Reisehandel angeboten, wies den charakteristischen „Fuchston“ auf, verursacht durch Hybriden, die in der Ge- man jeweils daraus herstellen kann. Eine Reihe von Perlweinen, insbesondere aus der Prosecco-Rebe, wiesen meinschaft nicht zu den zugelassenen Rebsorten gehören. Deren Nachweis wurde über das Malvindiglu- denn auch, um die Verwirrung komplett zu machen, höhe- cosid geführt. Trübungen, Kork-, Muff- und Styroltönen und der „untypischen Alterungsnote“. Gegen fehlerhafte Weine, die bei der Qualitätsprüfung durchgefallen sind und dann als „Landwein“ angeboten wurden, musste vorgegangen werden, weil Landwein aus unserer Region laut Gesetz frei von Fehlern sein muss. Weine waren überschwefelt, Likörwein, in Tetrapack abgefüllter Tafelwein, aber auch Flaschenweine, waren oxidiert. Traubengut war bei der Anlieferung zum Keltern mit Kristallzucker bestreut und dadurch illegal „verbessert“ worden. Chemische Analyse widerlegt die Bezeichnung „Wein- re Kohlensäureüberdrücke auf, als zulässig, was ein Mousseux wie bei Schaumwein zur Folge hat. Bei anderen Proben war hingegen nicht der definitionsgemäße Mindestdruck erreicht. gut“ Süßreserve enthält Frucht- und Traubenzucker in einer an- Obstwein von Schmutz und Unrat nötig gewesen. Aber auch in der konzessionierten Gastronomie waren deren Verteilung als restsüßer Wein, bei dem die Gärung nicht zu Ende gekommen ist. Bei einem süßen Qualitäts- Einige Heidelbeerweine und ein Kirschwein waren wohl Die Bezeichnung eines Erdbeerweincocktails im Hofladen Weine zu finden, die sowohl selbst erzeugt, als auch es- wein konnte so nachgewiesen werden, dass sein Süß- ursprünglich zu blass und wurden, was ja neuerdings er- erweckte den Eindruck, er sei ein eigenes Produkt, war sigstichig-verdorben waren und aus unzulässigem RotWeiß-Verschnitt bestanden, obendrein von nicht gemel- geschmack nicht auf unvollständiger Gärung beruhte, sondern entgegen den Angaben im Antrag auf Erteilung der laubt ist, künstlich gefärbt, dies war aber nicht pflichtgemäß kenntlich gemacht. Kernobstmoste wurden in aber zugekauft. Sake, das asiatische alkoholische Getränk, wurde unter der unzulässigen Bezeichnung „Reis- deten Rebflächen stammten; Weinbücher waren zudem nicht vorhanden. Qualitätswein wurde, wie die verglei- Prüfungsnummer mittels Süßreserve eingestellt wurde. Süßreserve war aber im Betrieb nicht vorhanden, sondern Gaststätten trotz eines Essigstichs ausgeschenkt, andere enthielten Süßstoff (ebenfalls erlaubt), dies war aber nicht wein“ ausgeschenkt. Getränkekarten in verschiedenen Bars warben (bei entsprechenden Preisen) für „Sekt / chende Analyse aufzeigte, auf der Weinkarte unter einem hinzugekauft worden. Die weinrechtliche Folge ist, dass angegeben. Ein aus dem Saft gefrorener Äpfel gewon- Champagner“, dem durstigen nächtlichen Gast tischte „besseren“ Ortsnamen angeboten als dem, der tatsächlich für den im Anstich befindlichen und über die Schank- der betreffende Wein mit Begriffen wie „Weingut“ oder „Erzeugerabfüllung“ nicht bezeichnet werden darf. nener Apfelwein hieß unzulässigerweise „Apfel-Eiswein“. Kirschwein war mit Wasser gestreckt worden. man jedoch Beerenschaumwein auf. anlage den Gästen verzapften Wein zutraf. 33 34 Lebensmittelüberwachung BW Glühwein Teil 2: Produktgruppen Alkoholische Getränke Jahresbericht 2001 Einfuhruntersuchung sonstige Bezeichnungen, die Qua- Glühwein Die Zollämter entnehmen bei der Ein- Scherzartikel gehören zusammen; Glühweinaus- fuhr Stichproben von Drittlandser- litätswein vorbehalten sind, „Erzeugerabfüllungen“ oder Weingutsanga- schank und Fehler leider auch: Jede dritte Probe war verkocht oder mit zeugnissen und legen sie den CVUA Karlsruhe und Stuttgart zur Untersu- ben trotz zugekaufter Süßreserve (s.o.) oder Anteilen zugekauften Wei- Ein französischer Wein war etikettiert mit der Abbildung eines düsteren Geschmacksfehlern (Böckser, Mäuseln) behaftet. In weihnachtlicher chung vor. Im Berichtsjahr war jede dritte Probe zunächst nicht einfuhr- nes, Verwendung von Bocksbeutelflaschen ohne ein Anrecht darauf, Schlosses und den groß herausgestellten Angaben „Château Migraine, Stimmung tolerieren dies die Genießer wohl, denn Verbraucherbe- fähig. Bezeichnungsmängel standen dabei im Vordergrund: Fehlende falsche Rebsortenangaben, unzuläs- Grand vin misérable, Dernier Cru“. schwerden sind bisher nicht bekannt Los-, Importeurs- und Ursprungs- sige gesundheitliche Hinweise oder Angaben zum Ausbau des Weines, Die tatsächliche Bezeichnung fand sich in einem kleinen Rückenetikett. geworden. angaben, unzulässige Angaben zu Leseterminen, zu önologischen nicht erlaubte Übersetzungen von spezifischen Angaben zur Weingrup- Weinbezeichnung ist eine ernste Sache. So musste auch beim Begut- Verbraucherbeschwerden Behandlungen, Auslesevorgängen, nicht vorgenommener Aromatisie- pe bei Auslandswein, unverständli- achten dieser Ausstattung der gebo- che Etiketten lediglich in griechischer oder kyrillischer Schrift, ferner Likör- tene Ernst obwalten. Weihnachtsmarkt und Verbraucher beschwerten sich in zahlreichen Fällen über Weinerzeugnisse, die nicht regelrecht beschaffen oder gar Auslöser von gesundheitlichen Störungen sein sollten. Darunter waren die sich jahraus, jahrein wiederholenden Klagen über Kopfund Magenschmerzen, Herzklopfen, Schlafstörungen, Übelkeit, aber auch über Juckreiz, berauschende Wirkung (!) oder Weinsteinkristalle, was in keinem Fall auf eine ungewöhnliche oder gesetzwidrige materielle Beschaffenheit des Weines zurückzuführen war. DurchVerbraucherbeschwerden kann ein erheblicher Untersuchungsaufwand ausgelöst werden. Selten sind rung mittels Holz („unwooded“), falsche Alkoholangaben, die irreführende Angabe „Grand“ bei offensichtlich nur durchschnittlichem Wein, die Bezeichnung „Wein“ für Likörwein. In einem Fall entsprach das vorgeschriebene Begleitpapier nicht dem betreffenden Erzeugnis. Wein trug unzutreffende Ökoangaben und wies zudem Rückstände von organischsynthetischen Pflanzenbehandlungsmitteln auf, ein anderer war mit überhöhten Gehalten an Essigsäureethylester und flüchtiger Säure behaftet. Bezeichnungsmängel Das umfangreiche Weinbezeich- sie begründet, jedoch wurden im Berichtsjahr aus Verbraucherhand im- nungsrecht hat für die Weinbranche eine große Bedeutung, denn der merhin stark überschwefelter Wein wirtschaftliche Wert eines Weines und Sekt, verdorbener Wein mit extremem Gehalt an Essigsäureethyle- bemisst sich in starkem Maße an seiner Bezeichnung. Unvollständige, un- ster und flüchtiger Säure sowie eine Weinflasche, die innen mit Schmier- richtige oder irreführende Bezeichnungen führen deshalb bei diesem fett verunreinigt war, zu Recht als Be- Lebensmittel besonders leicht zu un- schwerdeproben vorgelegt. gerechtfertigten Vorteilen. Deshalb liegt die Durchsetzung des Weinbe- Konzentrierung von Weinmost – neues Anreicherungsverfahren zeichnungsrechts sowohl im Interesse der Verbraucher als auch der redli- Im vierten Jahr wurden landesweite Versuche angestellt, um Moste mittels Umkehrosmose oder Vakuumverdampfung aufzukonzentrieren und auf diesem Wege den Wein zu verbessern. Diese Versuche waren chen Erzeuger. Allerdings ist es schwierig zu handhaben und, zugegeben, auch nicht immer plausibel. Der Nachweis unkorrekter Angaben erfordert oft erheblichen Aufwand wein, der einfach als „Wein“ bezeichnet war oder aromatisierte weinhaltige Getränke wie „Bärlauchwein“ ohne Anspruch auf die Bezeichnung „Wein“, fehlende Abfüller- Alkoholische Getränke (außer Wein) angabe oder Loskennzeichnung und gar Weinflaschen, die gänzlich ohne Bier, bierähnliche Getränke Etikettierung auf Wochenmärkten und im Reisehandel in den Verkehr gebracht worden waren. In mehreren Verdorbenes Bier – Bodensatz, Trü- Fällen musste im Herbst das Anbieten von Traubenmost (Federweißer) schen- und Fassbier in Gebinden ohne jede Bezeichnung und Etikettierung im Selbstbedienungsverfahren an der Straße begut- bung und Fremdgeruch in Fla- 4 Beschwerdeproben wiesen infolge von Eiweißfällungen Trübungen und Bodensatz auf. Proteinfällungen kön- achtet werden. nen bei Bier durch die Auswahl mangelhafter Rohstoffe, aber auch durch Ein Weingut hat nach Feststellung falsche Lagerung und Behandlung der Weinkontrolle über einen längeren Zeitraum kein Weinbuch geführt (z.B. Temperaturschock, zu warme Lagerung) entstehen. In einem Fall und besaß somit keine verlässlichen Aufzeichnungen über Rebsorten-, war der Grund eindeutig die zu warme Lagerung von Fassbier bei 20 °C Lage-, Jahrgangs- und Prädikatsan- im Vertrieb, obwohl das Mindesthalt- gaben. Dies war kein bloßer Formverstoß, sondern hatte ernsthafte barkeitsdatum auf eine Lagertemperatur von 6-8 °C ausgelegt war. Star- Folgen: Die Qualitätswein-Prüfungsbehörde konnte den betreffenden ke Eiweißtrübungen machen bei den üblicherweise klaren und blanken Weinen die entsprechenden, für den Biersorten einen unappetitlichen, teil- Verbraucher attraktiven Bezeichnungen nicht zuerkennen. weise ekelerregenden Eindruck. Derartig beschaffene Proben wurden als verdorben beurteilt. Mikrobiologische Verunreinigung kohol, Kohlensäure und Hopfenbitterstoffen ein eher „bakterienfeindliches Milieu“ auf, trotzdem können bei mangelnder Pflege von Schankanlagen so genannte Hygienekeime auftreten (z.B. Escherichia coli und Coliforme Keime). Darüber hinaus kann ein Bierverderb durch Milchsäurebakterien und Pseudomonaden verursacht werden. Die Ursachen für den Verderb können vor allem in der warmen Sommerwitterung, den Ab- Probleme mit Bügelflaschen Gummidichtungen von Bügelfla- schen gaben dreimal Anlass zu Beanstandungen. Sie nehmen, insbesondere bei der Zweckentfremdung von entleerten Bierflaschen beim Verbraucher, Fremdgerüche (Tabakrauch, Lösungsmittel) an und beeinträchtigen erheblich die Qualität und Genießbarkeit des neu darin abgefüllten Bieres. lagerungen von Hefe in den Bierleitungen und der Bildung von Verkru- Kennzeichnungsmängel stungen bei naturtrübem Bier liegen. Auch der wechselnde Kontakt Luft / In 11 Fällen mussten Beanstandungen wegen falscher Alkoholgehalts- Bier im Bereich der Zapfhähne spielt angabe erfolgen. Dies war aus- eine Rolle für die Keimvermehrung. nahmslos bei so genannten „Leichtbieren“ der Fall. Nach den Bestimmungen der Lebensmittelkennzeichnungs-Verordnung darf bei Leichtbieren der tatsächliche Alkoholgehalt um maximal ± 0,5 % vol von der Deklaration abweichen. Bei aus- bei Bier aus Schankanlagen ländischem Bier wurde wiederholt die fehlende deutsche Verkehrsbe- und das enge Zusammenwirken zwi- Ungewöhnlich hoch war die Zahl der zeichnung beanstandet, Bezeichnun- schen Weinkontrolleur und Labor. beanstandeten offenen Biere (39), die überwiegend in Gaststätten gen in kyrillischer Schrift sind schwer verständlich und daher unzulässig. und Gaststättenbrauereien aus der Schankanlage gezapft wurden. Bier Vereinzelt wurde die falsche Angabe der Biersorte aufgrund eines zu nied- weist wegen seines Gehaltes an Al- rigen Stammwürzegehaltes beanstandet. von der Weinkontrolle zu überwa- Beanstandet wurden insbesondere: chen und analytisch zu begleiten. Eine weinrechtliche Zulassung der be- Falsche oder fehlende Alkoholangaben, Hinweise bei Landweinen auf treffenden Verfahren steht bevor. die geographische Herkunft oder 35 36 Lebensmittelüberwachung BW Teil 2: Produktgruppen Bierähnliche Getränke erobern den Markt Alkoholische Getränke Jahresbericht 2001 Alkoholhaltige Szenegetränke: Die grünen Feen schwärmen wieder! Der Anteil der alkoholhaltigen bierähnlichen Getränke in Solange das Produkt nicht durch seine Aufmachung mit den Supermarktregalen und der Gastronomie nimmt ra- Bier verwechselbar ist, liegt kein Verstoß gegen das Rein- Seit geraumer Zeit erfährt Absinth eine regelrechte Re- nung mit Wasser, noch Thujon vorhanden. Die Begriffs- sant zu. Bei den innovativen, oftmals kurzlebigen Produkten handelt es sich um Mischungen aus Bier mit Johan- heitsgebot vor. Eine zulässige Verkehrsbezeichnung für ein derartiges Produkt lautet z.B. „Alkoholhaltiges Ge- naissance. Die als „grüne Fee“ bezeichnete Spirituose, die zunächst nur als Szenegetränk in Bars oder im Inter- bestimmung für Absinth steht derzeit noch zur Diskussion, sie soll im EG-Spirituosenrecht verankert werden. Eck- nisbeer-, Limetten-, Grapefruit- und Apfellimonade oder aus Bier mit Aromen (Tequilaaroma, Limettenaroma). tränk aus 95 % Bier mit Tequila-Limetten-Aroma“. net erhältlich war, gelangt mittlerweile auch in den Lebensmitteleinzelhandel. Sie wird durch Aromatisierung daten für diese Erzeugnisse werden voraussichtlich neben dem in der Aromenverordnung genannten Grenzwert von Neutralalkohol mit natürlichen Extrakten des Wermutkrauts hergestellt. Nach allgemeiner Verkehrsauffas- für Thujon und einem bestimmten Mindestalkoholgehalt die Forderung nach einem „vorwiegend bitteren“ Ge- Spirituosen sung enthält Absinth aufgrund des Zusatzes von Wermu- schmack und das Vorliegen einer grünlichen Farbe sein. Keine Entwarnung bei Ethylcarbamat in Steinobstbränden textrakten gewisse Mengen an - und -Thujon (charakteristische Terpene des Wermutöls), die den Absinth von Als nicht unproblematisch erscheinen mit Koffein ver- Ethylcarbamat (EC) ist eine Verbindung, die natürlicherweise in allen fermentierten Lebensmitteln vorkommt. Maßgeblich für die Beurteilung ist der vom BgVV als noch duldbar anzusehende Richtwert von 0,4 mg / L. Der dop- anderen Bitter- oder Anis-Spirituosen abgrenzen. Thujon wird eine Rauschwirkung zugeschrieben. Im Handel fin- In Steinobstbränden (z.B. aus Kirschen, Mirabellen oder pelte Richtwert (0,8 mg / L) gilt als Maßnahmen auslö- det man derzeit unter der Bezeichnung Absinth allerdings Zwetschgen) kann jedoch die 10 bis 1000 fache Menge an EC verglichen mit sonstigen Lebensmitteln enthalten sender Wert. Ware mit EC-Gehalten über 0,8 mg / L ist nicht mehr verkehrsfähig. Formelle Beanstandungen sehr unterschiedliche Produkte. Bei den zur Beurteilung vorgelegten Proben war bereits hinsichtlich der Farbe ei- sein. EC bildet sich in Steinobstbränden unter Lichteinwirkung aus natürlichen Vorstufen der Obstmaischen und überhöhter Werte erfolgen im Sinne der KontaminantenVerordnung, wonach „die Kontaminanten ... auf so ne breite Palette festzustellen: die Erzeugnisse wiesen sämtliche „Ampelfarben“ (rot, gelb oder grün) auf. Die Er- Ethylalkohol; es hat gentoxische und krebserregende Ei- niedrige Werte zu begrenzen sind, wie sie durch gute zeugnisse schmeckten mehr oder weniger bitter, teilwei- genschaften. Laut Mitteilung des Bundesinstituts für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin Praxis auf allen ... Stufen sinnvoll erreicht werden können“. se herrschte eindeutig der Geschmack nach Anis vor. Die Gehalte an - und -Thujon lagen bei allen untersuchten (BgVV) müssen bei derartigen Stoffen alle Anstrengungen unternommen werden, um den Gehalt in Lebensmitteln so weit als möglich zu verringern. 37 Vorrangig wurde in den vergangenen Jahren Verschlussbrennerware untersucht. Es zeigte sich aber auch, dass Kleinbrennerware auf Grund erhöhter EC-Gehalte häufig nicht verkehrsfähig ist. Proben unter dem jeweiligen Grenzwert der Aromen-Verordnung. Bei 2 Proben war jedoch weder ein Bitterge- kung von Alkohol und Koffein bei gleichzeitigem Konsum lässt sich kaum vorhersagen Sie hängt stark vom Mischungsverhältnis, der Dosierung und der individuellen Disposition ab. In Produkten, wie z.B. Wodka-Getränken mit Zusatz von Koffein, wurden Koffeingehalte bis zu 280 mg / L festgestellt. Hier bedarf es im Hinblick auf die Kennzeichnung und einen eventuellen Warnhinweis einer EU-einheitlichen Regelung, beispielsweise im Rahmen der vorgesehenen Richtlinie über die Etikettierung von koffeinhaltigen Lebensmitteln. schmack, noch die charakteristische Trübung bei VerdünProdukt Probenzahl Von ca. einem Drittel (35 %) aller im Zeitraum 1999 bis 2001 untersuchten Proben wurde der z.Z. gültige EC-Maßnahmenwert von 0,8 mg / L erreicht bzw. überschritten. setzte, alkoholhaltige Getränke. Die physiologische Wir- Untersuchungsparameter Grenzwert (wahlweise) Obstbrände 385 Ethylcarbamat (Steinobstbrände) Anzahl d. Grenzwert- Tabelle: überschreitungen; Befund Untersuchungsschwerpunkte 2001 0,8 mg / L 25 Hierbei handelte es sich vorwiegend um einheimische Kleinbrennerware. Die gegenwärtige Situation zeigt auch Methanol 1200-1350 g / hL r.A.1 (ausg. Geiste) keine angesichts aktueller Beanstandungen aus dem Jahre Angabe des Alkoholgehaltes ± 0,3 % vol 59 2001 von Weiterverarbeitungsware (Kirschwasser für Pralinen oder Schwarzwälder Kirschtorte) baden-württem- Erhöhte Anteile an Gärungsnebenprod. bei Obstgeisten z.B. Methanol: 50 g / hL r.A. Ester: 1,3 g / hL r.A. Methanol höhere Alkohole: 0,5 g / hL r.A. 1000 g / hL r.A 4 keine bergischer Hersteller keine Entspannung. Bei den Kleinbrennern besteht somit nach wie vor erhöhter Bera- Trester 45 Angabe des Alkoholgehaltes ± 0,3 % vol 6 30.000; ca. 22.000 in Baden-Württemberg mit Schwerpunkt im Ortenaukreis). Hefebrände Topinambur 22 19 Angabe des Alkoholgehaltes Angabe des Alkoholgehaltes ± 0,3 % vol ± 0,3 % vol 6 keine Zuckerung von Obstbränden Weinbrände Liköre 22 259 Angabe des Alkoholgehaltes Farbstoffe ± 0,3 % vol 10-200 mg / kg 1 fehlende / falsche tungsbedarf (Anzahl Kleinbrennereien bundesweit ca. Seit Dezember 2000 ist die Zuckerung zur Geschmacksabrundung bei Obstbränden ohne geographische Her- Fruchtsaftliköre 49 kunftsangaben auch in Deutschland zugelassen. In anderen Ländern wie Frankreich, Italien oder Österreich war dies bereits seit Jahren möglich. Die Zuckerung ist bei Obstbränden mit geographischen Angaben (z.B. „Schwarzwälder Kirschwasser“) in Deutschland jedoch (je nach Farbstoff) Kenntlichmachung: 7 Angabe des Alkoholgehaltes Fruchtgehalt ± 0,3 % vol 20 % 18 keine wertgemindert; nachgemacht Irreführende Kennzeichnung unzulässig unzulässig 3 3 Sahneliköre 14 Milchfettgehalt 1,5 % keine Absinth 9 Farbstoffe 10-200 mg / kg (je nach Farbstoff) fehlende / falsche Kenntlichmachung: 4 -, -Thujon 10 mg bei Alkoholgeh. > 10 % vol., 35 mg bei Bitterspirituosen keine nach wie vor unzulässig. Bislang gingen nur einige wenige gezuckerte Obstbrände als Proben ein. In drei Fällen wurde eine unerlaubte Zuckerung festgestellt. 1) r.A. reiner Alkohol 38 Lebensmittelüberwachung BW Teil 2: Produktgruppen Das unkontrollierte Auftauen („über Eis und Desserts Überhöhte Gehalte an coliformen Keimen in Eis aus handwerklicher Herstellung decken Hygieneprobleme auf. Milcheis mit zu geringem Vollmilchgehalt. Nacht“) von größeren offen stehenden Gebinden im Produktionsraum entspricht nicht der Guten Herstellungspraxis. Eis und Desserts / Zuckerwaren, Schokolade, Kakao… Jahresbericht 2001 Zuckerwaren, Schokolade, Kakao, Brotaufstriche, Kaffee, Tee Im Zusammenhang mit dem Vorkommen von Staphylokokken in Speiseeis wurde eine weitere wichtige Kontaminationsquelle ausfindig gemacht: Nach der Herstellung des fertigen Eismixes erfolgt das Einfrieren unter Rühren zumeist in Edelstahlbehältern, deren Wände Kühltemperaturen deutlich unter 0 °C aufweisen. Auf Grund dieser niedrigen Temperaturen ist eine Reinigung und Entfernung aller Rückstände im Rührbehälter nur dann möglich, wenn die Temperatur über 0°C angestiegen ist und die Behälterwände abgetaut sind. Aus arbeits- und zeittechnischen Gründen erfolgt eine gründliche Reinigung oft erst nach längerem Leerstehen zum Betriebsschluss oder vor der erneuten Inbetriebnahme am nächsten Morgen. Keime haben während dieser Standzeit im ungereinigten Gerät mehrere Stunden oder gar über Nacht beste Vermehrungsvoraussetzungen. Der Reinigung und der Desinfektion dieses Gerätes nach längeren Standzeiten kommt daher besondere Bedeutung In dieser hygienisch sehr sensiblen Produktgruppe wur- zu. Bei handwerklichen Herstellern findet leider häufig keine den überwiegend Proben aus handwerklicher Herstellung mikrobiologisch untersucht. In einer Probe Joghurteis Erhitzung des fertig hergestellten Eismixes (Pasteurisierung) mehr statt, mit der die Gefahr einer mikrobiellen Be- wurden dabei Salmonellen nachgewiesen. lastung weiter reduziert werden könnte. Häufigster mikrobiologischer Beanstandungsgrund bei Speiseeisproben waren auch in diesem Jahr wieder über- Ein großer Teil der Beanstandungen aufgrund der chemi- höhte Gehalte an coliformen Keimen. Eine Überschreitung des Höchstwertes für coliforme Keime ist ein Hinweis auf Hygieneprobleme bei der Herstellung und / oder Behandlung des Erzeugnisses. Der Hersteller sollte so- schen Untersuchung betraf Milcheis, bei dem der nach den Leitsätzen für Speiseeis erforderliche Mindestgehalt an Vollmilch von 70 % nicht eingehalten war. Honig Die untersuchten Honige waren überwiegend von guter Qualität, Verfälschungen wurden nicht festgestellt. In 23 Honigen wurden Rückstände an pharmakologisch wirksamen Stoffen bzw. an Pflanzenschutzmitteln nach- Drei Proben Waldhonig waren zu beanstanden, da sie gewiesen, die über den zulässigen Höchstmengen lagen. nicht die für Honigtautracht typischen physikalisch-chemischen und mikroskopischen Merkmale aufwiesen. (Siehe hierzu im Teil III „Spezielle Untersuchungsbereiche“) Waldhonige unterscheiden sich durch die Gehalte an Asche, reduzierenden Zuckern, die elektrische Leitfähigkeit, den pH-Wert und das mikroskopische Bild maßgeblich von Blütenhonigen. Konfitüren, Gelees, Marmeladen, Fruchtzubereitungen Nach wie vor hohe Beanstandungsraten ergab die Untersuchung von Proben aus der Direktvermarktung. wendeten Zusatzstoffe jedoch im Zutatenverzeichnis aufzuführen oder sonst kenntlich zu machen. Auch sonst bereitet die korrekte Angabe Speiseeis darf zwar mit künstlichen Farbstoffen gefärbt werden, diese sind aber bei der losen Abgabe durch die Häufig mussten Beanstandungen aufgrund von irreführenden Bezeichnungen und Kennzeichnungsmängeln des Zutatenverzeichnisses, des Mindesthaltbarkeitsdatums und der Losnummer sowie die von der Konfitüren- Angabe „mit Farbstoff“ kenntlich zu machen. Häufig fehlt diese vorgeschriebene Farbstoffdeklaration auf einem ausgesprochen werden. Zurückzuführen ist dies vor allem darauf, dass den Kleinherstellern bzw. Direktvermarktern verordnung im Wortlaut vorgeschriebenen Hinweise zur Kühlung des Produkts nach dem Öffnen oder zum Ge- Schild bei der Ware. die komplizierten Vorschriften der Konfitüren-Verordnung samtfrucht- und Zuckergehalt immer wieder Schwierig- Stracciatellaeis wird üblicherweise unter Zusatz von Schokoladesplittern hergestellt. Bei Verwendung von ka- und der Lebensmittel-Kennzeichnungs-Verordnung zu wenig geläufig sind. keiten. So ist vielfach nicht bekannt, dass Erzeugnisse, die zu 2 / 3 aus Früchten und 1 / 3 aus konservierungsstoffhalti- hinsichtlich Zusammensetzung und Kennzeichnung überwiegend den gesetzlichen Anforderungen. Beanstandun- gem Gelierzucker bestehen, nicht als „Konfitüre“ oder „Gelee“ bezeichnet werden dürfen. Derartige Produkte gen betrafen vor allem Beschwerde- und Verdachtsproben. rungsbedingungen vor. Hierbei sind Erzeugnisse mit neu- entsprechen aufgrund des zu geringen Zuckergehaltes In einer Beschwerdeprobe eines Aprikosenfruchtauf- tralem pH-Wert wie z.B. Melonenstücke besonders gefährdet, wobei eine hohe Ausgangskeimbelastung bzw. und des Gehaltes an Konservierungsstoffen nicht den Bestimmungen der Konfitüren-Verordnung. strichs befanden sich zwei Glassplitter. Die Probe wurde als gesundheitsschädlich beurteilt. Ekelerregend fort entsprechende Maßnahmen zur Verbesserung der Hygiene einleiten und deren Erfolg überprüfen. Als besonders kritisch für einen Keimeintrag erwiesen sich im Rahmen der mikrobiologischen Ursachenforschung vor allem folgende Punkte: Für die Herstellung von Speiseeis verwendete tiefgekühlte Fruchtzusätze werden häufig ohne besondere Schutzmaßnahmen im Betriebsraum aufgetaut. Bei Umgebungstemperaturen von häufig weit über 20 °C finden Mikroorganismen in diesen Lebensmitteln gute Vermeh- ungenügend gereinigte Gefäße das Hygienerisiko zusätzlich steigern. Aus diesem Grund sollten Fruchtzusätze in geeigneten Portionsgrößen eingefroren werden, die ein rasches Auftauen und eine zügige Verarbeitung gewährleisten. Hierbei sollte der Auftauprozess in möglichst kühlem Milieu ablaufen bzw. nicht länger als unbedingt erforderlich andauern. kaohaltigen Pflanzenfettsplitter, die mit Schokolade verwechselbar sind, ist eine entsprechende Kenntlichmachung erforderlich, die jedoch häufig fehlt. Immer wieder werden auch Erzeugnisse aus heimischen Obstarten als „Marmelade“ in den Verkehr gebracht, obwohl diese Bezeichnung nach der Konfitüren-Verordnung ausschließlich Erzeugnissen aus Zitrusfrüchten vorbehalten ist. Viele Direktvermarkter verwenden zur Herstellung ihrer Produkte Gelierzucker mit Sorbinsäure als Konservierungsmittel und Pektin als Geliermittel, ohne die ver- Industriell hergestellte Erzeugnisse entsprachen dagegen und nicht mehr zum Verzehr geeignet waren eine weitere Beschwerdeprobe einer schwedischen Multbeerenkonfitüre mit einem Mundstück einer Filterzigarette, eine Verdachtsprobe einer Pfirsichfruchtfüllung aus einer Bäckerei, welche bereits erheblich in Gärung übergegangen war sowie eine Heidelbeerkonfitüre mit deutlichem Schimmelbefall. 39 40 Lebensmittelüberwachung BW Teil 2: Produktgruppen Eis und Desserts / Zuckerwaren, Schokolade, Kakao… Jahresbericht 2001 Durch die Größe, Applikationsform im Verkauf, sondern stellte Retour- Zumeist handelte es sich bei den be- Auffallend bei dieser Warengruppe ist die außergewöhnlich hohe und vor allem durch die zähe, glitschige Konsistenz dieser Erzeugnis- ware aus einer Rückrufaktion der betroffenen Firma dar. (Nähere Ein- obachteten Abweichungen jedoch um weißliche Fettauskristallisationen Beanstandungsquote, insbesondere die hohe Zahl an Proben, die als gesundheitsschädlich zu beurteilen waren. se war es in den oben genannten Ländern, vor allem bei Kindern, zelheiten hierzu im Teil III „Spezielle Untersuchungsbereiche, Krankheits- auf der Schokoladenoberfläche, sogenannten „Fettreif“, der gesundheit- Dies ist einmal auf die Untersuchung von 214 Halvapro- mehrfach zu Todesfällen durch Ersticken gekommen. Auch bei den vom Wirtschaftskon- erregende Mikroorganismen und mikrobiologische Besonderheiten“) lich völlig unbedenklich ist und durch unsachgemäße Lagerung hervorge- ben, einer Süßwarenspezialität aus dem vorderasiati- trolldienst entnommenen Verdachtsproben war ein un- Folge des Salmonella Oranienburg- rufen wird. In einem anderen Fall schen Raum, zurückzuführen, bei denen in 80 Proben Salmonellen nachgewiesen wurden. (Siehe hierzu im Teil III beabsichtigtes Verschlucken großer unzerkauter Stücke und damit die Gefahr des Erstickens nicht auszusch- Ausbruchs war eine verstärkte Aufmerksamkeit der Verbraucher beim wurde in einem Schokoladen-KeksErzeugnis die grauweißliche Trenn- „Spezielle Untersuchungsbereiche, Krankheitserregende Mikroorganismen und mikrobiologische Besonderhei- ließen. Die Proben wurden deshalb als geeignet, die Gesundheit zu schädigen beurteilt. Noch vorhandene Wa- Konsum von Schokoladenartikeln. So stieg die Zahl der Beschwerdeproben schicht zwischen Schokolade und Füllung für Schimmelpilzwachstum ge- ten“). re wurde umgehend aus dem Verkehr genommen. bei Schokolade nach den Pressemit- halten. In keinem Fall waren die Zum anderen wurden aufgrund von Todesfällen in den Vom Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft wurde zwischenzeitlich die Zu- teilungen erkennbar an. eingesandten Verdachts- und Beschwerdeproben tatsächlich zu bean- Süßwaren USA, Kanada, Australien und einigen asiatischen Ländern und einer EU-weiten Schnellwarnung Verdachtsproben bestimmter aus Südostasien stammender GeleeerzeugAbb.: nisse zur Beurteilung vorgelegt. Die überwiegend in AsiaErstickungs- Shops vertriebenen Geleeprodukte waren einzeln in klei- standen. lassung des Zusatzstoffes Glucomannan für derartige gallertartige, besonders gleitfähige, elastisch weiche mundgerechte Süßwaren vorläufig aufgehoben. Weitere Beschwerde- und Verdachtsproben waren wegen gefahr bei zähen nen Kunststoffbehältnissen verpackt und enthielten die Fremdkörpern (Puffreis mit watteähnlichen Fasern), Ver- Geleeerzeug- zugelassenen Zusatzstoffe Glucomannan oder Konjak nissen als Dickungsmittel. unreinigungen (Schmutz- und Feuchtigkeitseinwirkung bei verschiedenen offen gelagerten Süßwaren), Schäd- Tee Arzneidrogen in Kräutertee – Der Verbraucherschutz vor unerwünschten Nebenwirkungen muss Vorrang haben. Mistelkraut, Queckenwurzel) zu dem Schluss, dass hier eine eindeutige Verkehrsauffassung als Arzneimittel Wer die Zutatenlisten von Kräutertee-Mischungen auf- existiert. Bei einer nicht unerheblichen Anzahl dieser „Lebensmitteldrogen“ sind auch Ne- lingsbefall (Nuss-Knusperflakes) und Schimmelbefall nicht mehr zum Verzehr geeignet. merksam liest, entdeckt dabei immer häufiger Bestandteile exotischer Herkunft und Zutaten, die in Deutsch- benwirkungen und Kontraindikationen bekannt. Bei einer weiteren großen Gruppe der „Lebensmitteldro- Eine Beschwerdeprobe „Gefüllte Schäumchen“ (Merin- land bisher so gut wie nicht und in den Herkunftsländern gen“ musste festgestellt werden, dass diese Pflanzen guen) kam wegen des Verdachts, Mäusekot zu enthalten, zur Einsendung. Die Untersuchung ergab, dass es meist als Arzneimittel gebräuchlich waren. So wurden in Kräutertees u.a. Pflanzenteile angetroffen wie z.B. Arju- bisher in Deutschland und der EG nicht in nennenswertem Umfang in Verkehr waren und bisher keine eindeuti- sich um Himbeer-Meringuen und bei den vermeintlichen Fremdkörpern um Samen (Kernchen) der verarbeiteten na myrobalanen, Bacopa monnieri, Catuabarinde, Gingkoblätter, Ginsengwurzel, Gotu-Kola, Guajakholz, Helm- ge Verkehrsauffassung als Lebensmittel oder Arzneimittel festgestellt werden kann (z.B. Angelikakraut, Attichbee- Himbeeren handelte. Die mikrobiologische Belastung des Erzeugnisses lag unter der Nachweisgrenze. kraut, Indische Spargelwurzel, Johanniskraut, Muira puama (Potenzholz), Queckenwurzel, Vidariwurzel, Win- ren, Bärlappkraut, Buccoblätter, Chrysanthemen, Fichtennadeln, Gymnemablätter, Haselnussblätter, Patschu- Eine Beschwerdeprobe Blätterkrokanteier enthielt zahl- terkirsche (Withania somnifera). liblätter). reiche schwarze plastikähnliche Stücke. Auch im Blätterkrokant der Vergleichsprobe befanden sich die gleichen Die Tatsache, dass zunehmend Pflanzen, deren Zubereitung und Extrakte bisher in Deutschland in der Ernährung Der Verbraucherschutz muß auch bei Kräuterteemi- schwarzen plastikähnlichen Teile. Eine nähere Untersuchung ergab, dass es sich hierbei nicht um Fremdkörper, gar keine oder kaum eine Rolle gespielt haben, verwendet werden, stellte auch der Wirtschaftsverband Kräuter- sondern um schwarzverbrannte Zuckerverkrustungen und Früchtetee (WKF) in seiner Veröffentlichung „Inven- alle Zutaten, die bisher nicht in nennenswertem Umfang handelte, welche sich beim Karamellisierungsvorgang z.B. durch zu langes oder zu starkes Erhitzen des Zuckers tarliste Lebensmitteldrogen“ zutreffend fest (DLR, Heft 5 / 2000, S. 172-176). Da deren Verwendung oft nicht un- in Deutschland oder der EG als Lebensmittel in Verkehr waren, einer Überprüfung, insbesondere auf ihre ge- bilden können. Die Proben wurden als wertgemindert beurteilt. bedenklich ist, forderte der WKF Höchstmengenbegrenzungen für eine Reihe der dort aufgeführten Pflanzen- sundheitliche Unbedenklichkeit unterzogen werden. Entsprechend der Verordnung 258 / 97 des Europäischen Par- teile. lamentes und Rates über neuartige Lebens-mittel ist Allerdings können die in der „Inventarliste Lebensmitteldrogen“ aufgeführten Pflanzenteile nicht allein durch die dies geltendes Recht! Neuartige Lebensmittel und Lebensmittelzutaten dürfen keine Gefahr für den Verbrau- Schokolade schungen den Vorrang haben! Vor einer Verwendung in Lebensmitteln müssen daher Zahlreiche Beschwerdeproben waren wegen Maden- und / oder Mot- haltiger Fettglasur hergestellt. Da die Verwendung von kakaohaltiger Fett- Kurz vor Weihnachten 2001 erfolgte bundesweit ein Rückruf bestimmter Veröffentlichung dieser Liste in einer wissenschaftlichen Zeitschrift pauschal zum Lebensmittel bzw. zur Lebens- cher darstellen und keine Irreführung bewirken. Um dies sicherzustellen ist eine Zulassung vor dem erstmaligen In- tenbefall ekelerregend und nicht glasur kenntlich gemacht war, wurde Schokoladensorten, in denen Sal- mittelzutat erklärt oder umgewidmet werden. Aus die- verkehrbringen, in Deutschland beim BgVV zu beantra- mehr zum Verzehr geeignet. Schokoladenüberzogene Fruchtspie- lediglich die Bezeichnung als irreführend beurteilt. Schokoladentafeln, monellen des Typs Salmonella Oranienburg nachgewiesen worden sem Grunde hat sich der Arbeitskreis Lebensmittelchemischer Sachverständiger der Länder und des BgVV gen. Dass dies keine reine Formalie ist, zeigt die Entscheidung ße von Märkten waren mehrfach zu beanstanden. Ananasspieße waren Schokoladenriegel und gefüllte Schokolade zeigten einen unappetitlichen waren. Die Untersuchung von insgesamt 67 Schokoladenproben ver- (ALS) kritisch mit dieser „Inventarliste Lebensmitteldrogen“ auseinander gesetzt (DLR, Heft 2 / 2002, S. 35-39). über den Antrag der Zulassung des in der Inventarliste Lebensmitteldrogen noch aufgeführten Süßkrautes (Stevia gärig und verdorben oder die Ananas Fettreif mit zum Teil starken Defor- schiedener Hersteller erbrachte je- Die Sachver-ständigen kamen bei einer Reihe von in der rebaudiana): Die Zulassung wurde von der EG-Kommis- unsauber geschält. Als „Schokoapfel“ bzw. „Schokobanane“ bezeich- mationen, was auf eine Lagerung bei zu hoher Temperatur zurückzuführen doch nur in einem Fall den Nachweis von Salmonella Oranienburg. Diese „Inventarliste Lebensmitteldrogen“ aufgeführten Pflanzenteilen (z.B. Baldrianwurzel, Frauenmantelkraut, Ging- sion auf Grund der Bewertung durch die belgischen Behörden und den wissenschaftlichen Lebensmittelaus- nete Fruchtspieße waren mit kakao- war. Tafel befand sich jedoch nicht mehr koblätter, Ginsengwurzel, Hamamelisblätter und –rinde, schuss abgelehnt. 41 42 Lebensmittelüberwachung BW Teil 2: Produktgruppen Hülsenfrüchte, Nüsse / Fertiggerichte Jahresbericht 2001 Hülsenfrüchte, Nüsse, Nusserzeugnisse Fertiggerichte Unkrautsamen in Blaumohn – mit dabei: hochgiftiges Bilsenkraut. Beanstandungen betrafen ganz überwiegend Proben, die der WKD im „Kurios“ waren wiederum wie jedes Die Samen des Bilsenkrautes haben eine vergleichbare Es musste daher davon ausgegangen werden, dass sich Größe und, bei oberflächlicher Betrachtung, auch ein ähnliches Aussehen wie Blaumohnsamen. Aus der Literatur zumindest bei Kindern beim Verzehr, von z. B. mit diesem verunreinigten Mohn hergestellten Mohnkuchen, Rahmen von Betriebskontrollen in der Gastronomie erhoben hat. Einige wenige „schwarze Schafe“ unter den Gastronomen schaden lei- Jahr die Erzeugnisse mit „Fremdkörpern“, die den Untersuchungsämtern sind Vergiftungen durch mit Bilsenkrautsamen verunrei- Vergiftungserscheinungen auftreten können. Die Probe der dem Image der gesamten Branche. Fehlende Sachkunde und reines Profitdenken verleiten zum Verkauf von verdorbenen Lebensmitteln. als Beschwerdeproben von Verbrauchern übergeben wurden: nigtem Mohn bekannt. Bilsenkraut ist aufgrund seines Alkaloidgehaltes in allen Teilen der Pflanze ein sehr star- war deshalb als gesundheitsschädlich zu beurteilen Bereits mit bloßem Auge auffällig an dieser Mohnprobe • ein Schlemmerfilet mit einem Be- kes Gift und wurde früher als Rauschmittel, z. B. im Bier, verwendet Dies wurde im Februar 2001 ganz plötzlich war darüber hinaus die insgesamt starke Verunreinigung mit nahezu 30 % Unkrautsamen! Die weiteren Ermitt- festigungsdübel, • ein Nudelgericht mit Kunststoffteil- wieder gegenwärtig als eine Verbraucherbeschwerde lungen ergaben, dass der Mohn in Tschechien geerntet, chen (vermutlich Fugenmasse), Mohn mit dem begründeten Verdacht auf Verunreinigung durch Bilsenkrautsamen vorgelegt wurde. Durch über einen österreichischen Zwischenhändler nach Deutschland eingeführt, abgepackt und über mehrere • ein Rindfleischsuppentopf mit Metallteilchen, morphologische Untersuchungen und den Nachweis der Hauptalkaloide Atropin (gebildet aus Hyoscyamin) und Handelsketten vertrieben wurde. • ein „Wrap mit Gemüse“ enthielt neben dem Gemüse auch ein ge- Scopolamin konnte der Verdacht bestätigt werden. Zum Glück war der Gehalt mit max. 0,2 % Bilsenkrautsamen recht niedrig, so dass keine schweren oder gar tödlichen Vergiftungen zu befürchten waren. Besonders Kinder können aber bereits auf niedrige Alkaloidgehalte sehr empfindlich reagieren. Eine in der Folge durchgeführte Überprüfung des Blau- brauchtes Wundpflaster, mohnmarktes durch die Untersuchung von weiteren 20 Proben, vor allem aus dem Großhandel und von Impor- • Blumenkohl-Brokkolisuppe war mit 1-2 mm großen Insekten verunrei- teuren, ergab keine weiteren Beanstandungen und deu- nigt. tet daraufhin, dass es sich hier zum Glück nur um einen Einzelfall handelte. In Gerichten von Chinarestaurants war der zulässige Gehalt an dem Geschmacksverstärker Glutaminsäure Hanfsamen Bei der Beurteilung von Hanfsamen bzw. hanfhaltigen Le- Bei einer Verdachtsprobe Hanfsamen wurde ein Gehalt an bensmitteln müssen insbesondere die Gehalte an rauscherzeugenden Inhaltsstoffen der Hanfpflanze berück- Gesamt-Delta-9-Tetrahydrocannabinol von 2600 µg / kg bestimmt. Der o. g. Richtwert war damit um das 17fa- sichtigt werden. Insbesondere Delta-9-Tetrahydrocannabinol (Delta-9-THC) kann im menschlichen Organismus che überschritten. Bei regelmäßigem Verzehr der Hanfsamen können bedenkliche Wirkungen somit nicht völlig eine berauschende Wirkung hervorrufen. Deshalb ist der ausgeschlossen werde. Das Erzeugnis wurde deshalb als Anbau herkömmlicher Hanfsorten laut Betäubungsmittelgesetz in Deutschland verboten. Inzwischen wurde je- nicht zum Verzehr geeignet beurteilt. Ferner war die Angabe „Hanfsamen sind eine hochwertige Ergänzung zur doch der Anbau von THC-armen Cannabissorten unter bestimmten Voraussetzungen legalisiert, so dass heute gesunden Ernährung“ für dieses Produkt als irreführend anzusehen. auch in Deutschland vermehrt Hanf angebaut wird. Vom BgVV wurde ein Richtwert für Gesamt-Delta-9-THC von 150 µg / kg für alle Lebensmittel außer Getränken und Speiseölen vorgeschlagen. (Höchstmenge 10 g / kg Lebensmittel) um das Dreifache überschritten. Bei manchen Personen treten nach dem Verzehr von Speisen aus Chinarestaurants Symptome wie Atembeschwerden, kribbelnde Haut oder Einschlafen der Arme auf. Dies sind Ein Verbraucher beschwerte sich auffällig waren, z. B. verschimmelte typische Anzeichen für das sogenannte „Chinarestaurantsyndrom“. über wiederholt zu dunkle Hambur- Tomatensoße mit Hackfleisch, gefüll- Es wird vermutet, dass diese Unver- ger in einem Franchise-Betrieb einer Fastfood-Kette. Die Überprüfung vor te Tomaten, Zucchini, stark verschmutzte Töpfe mit zubereitetem träglichkeitsreaktionen im Zusammenhang mit einem erhöhten Gluta- Ort ergab, dass die detaillierten Verfahrensanweisungen der Qualitätssi- Essen. Maultaschen, Krautschupfnudeln, Kässpätzle waren sauer und minsäuregehalt der Speisen stehen. In Maultaschen mit einer Füllung, die cherung des Unternehmens nur un- ranzig. ausschließlich unter Mitverwendung zureichend beachtet wurden: So wurden die Grillplatten nicht nach je- Als verdorben und nicht zum Verzehr geeignet wurden unter anderem von Putenfleisch hergestellt sein sollte, wurde eine Mitverarbeitung von dem Bratvorgang gesäubert, das Fett verbrannte und die Verbrennungs- zwei Proben „Lasagne Vegetaria“ beanstandet, die aus dem Kühlraum erheblichen Mengen an Rindfleisch festgestellt. rückstände wurden auf die nächste bzw. der Gefriertruhe einer Pizzeria Im Regierungsbezirk Freiburg wurde Charge übertragen. Auch waren die arbeitstäglichen Überprüfungen der entnommen worden waren. Beide Proben wiesen stark überhöhte verstärkt im Jahr 2001 das Angebot von belegten Brötchen im Imbissbe- Grilltemperaturen und des vollständigen Durchgarens der Hamburger- Keimgehalte, Schimmelpilzwachstum, starke Austrocknung und einen reich von Bäckereien, Tankstellen etc. geprüft. Fast bei allen Überprüfungen Bratlinge vor Schichtbeginn nicht unreinen Geruch auf. Da auch die tief- wurde eine mangelhafte Kenntlich- konsequent vorgenommen worden. In Gaststätten wurden des öfteren gefroren vorrätig gehaltene Probe die beschriebenen Abweichungen zeig- machung der in den Erzeugnissen verwendeten Zusatzstoffe festge- vom Wirtschaftskontrolldienst Verdachtsproben erhoben, die sowohl te, ist davon auszugehen, dass die Probe bereits zum Zeitpunkt des Ein- stellt. Außerdem wurden in vielen Fällen die Brötchen ungenügend kühl sensorisch als auch mikrobiologisch frierens verdorben war. gelagert. 43 44 Lebensmittelüberwachung BW Teil 2: Produktgruppen Diätetische Lebensmittel (einschließlich Säuglingsnahrung und Sportler-Lebensmittel) Neben 745 Lebensmitteln für Säuglinge und Kleinkinder mit 4 % Beanstandungen wurden 571 andere diätetische Lebensmittel (außer Sportler-Lebensmitteln) mit 13 % Beanstandungen überprüft. (Die Sportler-Lebensmittel werden in der Statistik unter den Nahrungsergänzungsmitteln mitgezählt). Diätische Lebensmittel Diätetische Lebensmittel für Säuglinge und Kleinkinder – auch ein Zuviel an Vitaminen kann gesundheitsschädlich sein. Da diese Erzeugnisse für eine besonders empfindliche Verbrauchergruppe bestimmt sind, stellt die Diät-Verordnung sehr strenge Anforderungen an die Nährstoffzusammensetzung und begrenzt die Kontaminanten (z.B. mikrobielle Verunreinigungen, Mykotoxine, Pestizide, Nitrat) auf das unvermeidbare. Insgesamt wurden 745 Was ist ein „Diätetisches Lebensmittel“? Viele Produkte werden als „diätetisches“ Lebensmittel Was ist nun ein „diätetisches“ Lebensmittel? Der Ge- bezeichnet, obwohl sie das nicht sind. Dafür gibt es zwei Gründe: setzgeber erlaubt diese Bezeichnung nur für Speziallebensmittel, die • Das hohe Prestige diätetischer Lebensmittel. Viele Kunden glauben, diese seien besser und gesünder als nor- • bei bestimmten Krankheiten verwendet werden, weil sie eine an die Krankheit angepasste Ernährung erst male Lebensmittel, deshalb kann diese Angabe ver- möglich machen oder erleichtern, oder weil sie die Er- kaufsfördernd sein. krankung positiv beeinflussen. (Beispiele: Diabetiker, Gicht, Nierenerkrankungen), oder • Etliche Spurenelement- und Vitaminverbindungen, die Produkte untersucht. Erfreulicherweise war der überwiegende Anteil der Erzeugnisse nicht zu beanstanden. Nur 31 Proben (4%) wichen von gesetzlichen Vorgaben ab, meistens handelte es sich lediglich um Verstöße gegen Kennzeichnungsvorschriften. Drei Proben mussten wegen Gesundheitsschädlichkeit beanstandet werden. Bei zwei Getreidebreien war der Vitamin D–Zusatz durch einen Herstellungsfehler so hoch ausgefallen, dass sie nach dem angeforderten Gutachten des Bundesinstituts für gesundheitlichen Verbrau- diätetischen Lebensmittel zugesetzt werden dürfen, können bei anderen Lebensmitteln z.Zt. nur mit einer • für Personen „in besonderen physiologischen Umständen“ gedacht sind, weil eine spezielle Ernährung vor- cherschutz und Veterinärmedizin als gesundheitsschädlich zu beurteilen waren. Eine Probe enthielt scharfe durch- Sondergenehmigung verwendet werden. Die Hersteller wollen sich diesen Umstand ersparen. teilhaft ist (z. B. weil ein erhöhter Bedarf besteht wie bei Schwangeren, Stillenden, Hochleistungssportlern), sichtige Kunststoffsplitter, die beim Verzehr zu inneren Verletzungen führen konnten. oder • für Säuglinge und Kleinkinder bis 3 Jahre gedacht sind. Verdorben waren 10 Produkte. Z.B. war Vollreisschleim von Ungeziefer (Gespinsten, lebenden Larven) befallen, Karottensaft fiel durch krautig-säuerlichen Geruch und Ge- Daraus ergibt sich, dass diätetische Lebensmittel für Gesunde nicht besser sind als normale Lebensmittel. Für Kranke sind sie aber manchmal die einzige Möglichkeit, sich richtig und beschwerdenfrei zu ernähren. Mikrobiologische Untersuchungen Jahresbericht 2001 schmack auf, eine Birnenzubereitung für Säuglinge (Verbraucherbeschwerde) durch ihren an Lösemittel erinnern- den Geruch und Geschmack. Derartige Geruchs- und Geschmacksabweichungen können auftreten, wenn die Verpackung nicht vollständig dicht verschlossen war und dadurch verkeimen kann. Eine Verdachtsprobe Hypoallergene Anfangsnahrung enthielt kleine, dunkel verfärbte Fremdpartikel, bei denen es sich höchstwahrscheinlich um koagulierte, teilweise verkohlte Bestandteile von Molkenproteinhydrolysat handelte. Eine Gesundheitsgefahr bestand hierdurch nicht, jedoch war die Probe aufgrund der enthaltenen Fremdpartikel als nicht mehr zum Verzehr geeignet zu beurteilen. Die Untersuchungen ergaben, dass die ermittelten Nährstoffgehalte mit den Nährwertangaben und den Vorschriften der Diät-Verordnung mit wenigen Ausnahmen übereinstimmten. Bei einer Säuglingsnahrung auf Milchbasis war jedoch der tatsächliche Cholesteringehalt 30-fach höher als angegeben, daher war die Angabe irreführend. Eine Getreidebeikost, die aus einem Nicht-EULand stammte entsprach hinsichtlich ihrer Gehalte an Vitamin B1, Vitamin D und Calcium nicht den Anforderun- gen der Diät-Verordnung. Da in Obst unzulässige Gehalte des Wachstumsregulators Chlormequat festgestellt wurden (siehe hierzu Teil III „Spezielle Untersuchungsbereiche, Pflanzenschutzmittel, polychlorierte Biphenyle u.a), wurde auch Obstbrei für Säuglinge darauf untersucht, hier ergaben sich allerdings keine positiven Befunde. Diabetiker-Lebensmittel Diese stellen eine der größten Gruppen diätetischer Le- festgestellt, die auch den Kohlenhydratgehalt betrafen. bensmittel dar. Einen Untersuchungsschwerpunkt bildeten in Bäckereien, oder Cafes entnommene, offene Back- Da manche Diabetiker aus diesen Angaben die einzunehmende Insulinmenge berechnen, sind Falschangaben als waren für Diabetiker. Hier zeigten sich wiederholt gra- besonders kritisch anzusehen. Die Hersteller sind hier zu vierende Kennzeichnungsmängel. In vielen Fällen war die Mengenangabe eines oder mehrerer Nährstoffe falsch. mehr Sorgfalt bei der Ermittlung der Nährstoffgehalte und anschließend bei der Einhaltung der Rezepturen aufgerufen. Drei Diät-Nektare wiesen zu hohe Gehalte des Süßstoffes Von 95 mikrobiologisch untersuchten diätetischen Le- ner Konzentration von > 10 KbE / g nachgewiesen Damit verbunden waren falsche Berechnungen der Broteinheiten oder des Brennwertes. Aber auch bei an- bensmitteln waren 2 (2 %) zu beanstanden. wurden, gelangten mit an Sicherheit grenzender Wahr- deren Diabetiker-Lebensmitteln wurden immer wieder Cyclamat auf, die deutlich über den Höchstmengen lagen. Aufgrund einer Patientenbeschwerde gelangten mehrere originalverpackte Flaschen Sondennahrung mit ab- scheinlichkeit nach dem Öffnen des Originalgebindes im Krankenhaus in die Probe. Neben ihrer Bedeutung als In- Abweichungen von den deklarierten Nährstoffgehalten Sie waren deshalb nicht verkehrsfähig. gelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum sowie die Restmenge einer angebrochenen Verpackung zur Untersu- dikator-Organismus für Hygienemängel wird den Enterokokken in der Humanmedizin aus einem weiteren Grund chung. Die mikrobiologischen Untersuchungen ergaben, besondere Beachtung geschenkt: Wegen ihrer Fähigkeit, dass alle originalverpackten Proben steril waren, die chemischen Untersuchungen ergaben ebenfalls keinen Anlaß Resistenzen gegenüber antimikrobiell wirksamen Substanzen (z.B. Cephalosporinen, Aminoglykosiden, Po- zur Beanstandung. Die in ein Kunststoffröhrchen abgefüllte Anbruch-Probe wies hingegen stark überhöhte lyxmyxinen und Glykopeptiden) auszubilden, trägt ihr Vorkommen gerade in Krankenhäusern erheblich dazu bei, Keimgehalte auf und wurde als verdorben und nicht zum dass für Notfälle zurückgehaltene sog. „Reserveantibio- Verzehr geeignet beurteilt. Von besonderer Bedeutung war in diesem Zusammenhang der Nachweis von Ent- tika“ wie z.B. Vancomycin und Teicoplanin in der Intensivmedizin immer öfter keine Wirksamkeit mehr zeigen. erokokken in dieser Probe. Diese Keime, welche in ei- 7 Sportler-Lebensmittel Die Schlagzeile „Tiermehl in der Kraftnahrung“ sorgte Anfang des Jahres in Zusammenhang mit der „BSE-Krise“ temberg konnte die Meldung nicht bestätigt werden. Als Eiweißquelle wurden nach unseren Überprüfungen mei- für Unruhe in Sportlerkreisen. Es wurde der Verdacht stens Milcheiweiße (Molkeneiweiß, Casein), Hühnerei- geäußert, dass zur Herstellung eiweißangereicherter Sportlerlebensmittel Schlachtabfälle mit Risikomaterialien pulver, Speisegelatine (Rinder- und Schweinekollagen), Hühnerkollagen und Sojaeiweiß verwendet. wie Rinderköpfen und Rückenmark verwendet werden. Sowohl bei der Untersuchung derartiger Erzeugnisse als Die Untersuchung von Sportlernahrung auf Prohormone, die zu einem positiven Dopingbefund führen können, auch bei der Überprüfung der Hersteller in Baden-Würt- wurde fortgesetzt. Im Gegensatz zum Vorjahr, in dem ei- 45 46 Lebensmittelüberwachung BW Teil 2: Produktgruppen Nahrungsergänzungsmittel Jahresbericht 2001 47 ne im Regierungsbezirk Stuttgart ansässige Firma durch den von den erhöhten Befunden informiert und aufge- verunreinigte Sportlerlebensmittel auffiel, wurden nun keine herstellungsbedingten Verunreinigungen mehr fest- fordert, aus Gründen des vorbeugenden Gesundheitsschutzes ein Kreatin von höherer Reinheit einzusetzen, gestellt welches offenbar auf dem Markt ist. Kreatin ist ein Stoffwechselprodukt, das der menschliche Bei einer Sportlernahrung wurde die anabole Wirkung der wird zuviel versprochen. Nicht immer eignen sie sich zur Ergänzung der Nahrung. Und manche Produkte, die aus dem Ausland als Nahrungser- Körper selbst aus Aminosäuren bildet, aber auch durch die Nahrung – überwiegend durch tierische Lebensmittel Aminosäure Ornithin ausgelobt. Lediglich für die Applikation über die Venen wurde eine derartige Wirkung von gänzungsmittel bezogen werden, entpuppen sich bei näherer Prüfung als nicht zugelassene Arzneimittel. – aufnimmt. Kreatin dient dem Muskel in Form von Kreatinphosphat als schnell verfügbare Energiequelle und hat Ornithin beschrieben, dass sie auch bei Verzehr besteht, ist in der Literatur bisher nicht stichhaltig belegt und wird deshalb eine leistungssteigernde Wirkung. Aus diesem von namhaften Wissenschaftlern in Frage gestellt. Die In der Statistik werden auch die Sportler-Lebensmittel oder Trinkampullen. Dennoch sind Nahrungsergänzungs- Grund nehmen Sportler in großem Umfang Präparate aus synthetisch hergestelltem Kreatin ein. Je nach Herstel- Wirkungsaussage wurde deshalb als unzulässige irreführende Werbung beurteilt, da sie wissenschaftlich nicht unter den Nahrungsergänzungsmitteln erfasst (siehe dazu Kapitel „Diätetische Lebensmittel“). Zusammen wur- mittel keine Arzneimittel, sondern Lebensmittel, denn sie sollen die Ernährung optimieren. lungsverfahren und Reinigungsaufwand kann synthetisch hergestelltes Kreatin jedoch mit Dicyandiamid und einem hinreichend gesichert ist. den 241 Proben überprüft, die Beanstandungsquote lag mit 40 % sehr hoch. Dihydrotriazinderivat verunreinigt sein. Daher wurden in einer Sonderaktion sowohl neu erhobene als auch noch aus dem Vorjahr vorhandene Proben von Kreatin für Sportler auf diese Verunreinigungen untersucht. Es wurden 30 Proben untersucht, davon 20 deutscher Herkunft, 4 aus Ein Erzeugnis aus gentechnisch veränderten, herbizid- Offenbar sind viele Hersteller der Ansicht, alles was sich in Tabletten- Kapsel- oder Ampullenform bringen lässt, Was sind Nahrungsergänzungen? sei damit bereits ein „Nahrungsergänzungsmittel“. Wenn aber die Nährstoffzufuhr durch diese Produkte zu wendet. Zu beanstanden war, dass dies auf der Packung Nahrungsergänzungsmittel sind Nährstoffkonzentrate, gering ist, eignen sie sich nicht zur Verbesserung der nicht angegeben wurde die zusätzlich zu den normalen Lebensmitteln verzehrt werden, um gezielt die Zufuhr einzelner Stoffe zu ver- Ernährung. Immer wieder mussten deshalb Apfelessig- bessern. Sie ergänzen die Nahrung z.B. durch Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, Ballaststoffe, Omega-3- kapseln, Gelatine-Trinkfläschchen etc. beanstandet werden, da sie als „Nahrungsergänzungsmittel“ vertrieben Fettsäuren, Beta-Carotin, Coenzym Q10. Meistens han- wurden, aber keine nennenswerten Nährstoffgehalte auf- delt es sich um Tabletten, Kapseln, Pulver, Trinkfläschchen wiesen. Konjugierte Linolsäure-Isomeren (CLA) werden in reich, Belgien und den USA. Dihydrotriazinderivat: Nur 2 Proben enthielten quantifi- Sportlernahrung wegen ihrer angeblichen anabolen (muskelaufbauenden) Wirkung eingesetzt. CLA kommen zierbare Mengen (11 und 12 mg / kg), diese stammte aus Großbritannien und Deutschland. „natürlich“ in Milch und Fleisch von Wiederkäuern vor, sie können aber auch chemisch durch Alkalibehandlung linol- Dicyandiamid: Sieben Proben enthielten mehr als säurereicher Pflanzenöle hergestellt werden. Auf diesem 20 mg / kg Dicyandiamid, darunter alle Proben aus den Niederlanden und die Proben aus Großbritannien und den Weg erhält man jedoch ein komplexes Gemisch welches sich in der Isomerenverteilung wesentlich von „natürli- USA, ferner zwei der deutschen Proben. Spitzenreiter war eine Probe aus den Niederlanden mit 710 mg / kg Dicyan- chen CLA“ unterscheidet. Ob diese anderen Isomere unbedenklich sind, ob sie „anabol“ wirksam sind und wel- diamid, auch eine deutsche Probe (169 mg / kg) und die Probe aus den USA (95 mg / kg) hatten noch relativ hohe che „Nebenwirkungen“ sie möglicherweise haben ist derzeit noch unbekannt und müsste erst nachgeprüft Gehalte, die restlichen 4 Proben lagen unter 35 mg / kg. werden. Daher werden derartige Produkte als neuartige Weder für Dicyandiamid noch für das Dihydrotriazinderivat liegen momentan toxikologische Bewertungen der Lebensmittel beurteilt, bei denen eine Prüfung der gesundheitliche Unbedenklichkeit und eine Genehmigung festgestellten Verunreinigungen vor. Die Vertreiber wur- vor dem Inverkehrbringen erforderlich ist. Sonstige als diätetische Lebensmittel vertriebene Produkte Lebensmittel des allgemeinen Verzehr dürfen nicht den um die gewünschte Energie zu liefern, zusätzliches L-Car- Anschein erwecken, dass es sich um diätetische Lebensmittel handelt. Daher wurde dies bei Roggenbrot sowie nitin hilft Ihnen: Ihr körperliches Potential zu erhöhen, Ihre Leistungen zu erhöhen, Ihre Ausdauer zu verlängern, bei verschiedenen Getreideerzeugnissen beanstandet. sich schneller zu erholen, Krämpfe zu vermeiden...“. Zwar Bei den roggen- und dinkelhaltigen Getreideerzeugnissen war ferner ein Hinweis auf die spezielle Eignung zur ist L-Carnitin im Stoffwechsel des Menschen von besonderer Bedeutung, jedoch wird in der Leber – auch in be- Ernährung für Weizenallergiker vorhanden, durch den glutensensitive Personen dazu veranlasst werden können, sonderen Belastungssituationen- eine ausreichende Menge synthetisiert. Lediglich Personen mit unreifer oder ge- auf diese Produkte auszuweichen. Z.B. für Zöliakiepati- störter Leberfunktion, mit Nierenfunktionsstörungen oder enten sind sie aber nicht verträglich. Daher wurden zur Vermeidung einer Irreführung glutensensitiver Personen Dialysepatienten, mit weitreichender Mangelernährung u.a. an Eiweiß und B-Vitaminen, mit bestimmten, selte- eindeutige Hinweise gefordert, dass die Getreideerzeugnisse nicht für diesen Personenkreis geeignet sind. nen angeborenen Stoffwechselstörungen sind auf eine zusätzliche Carnitinzufuhr angewiesen. Personen, die ei- worben: „reguliert die Schnelligkeit der Fettverbrennung, „Nahrungsergänzungsmittel“, die Vielfalt ist unüberschaubar und häufig toleranten Sojapflanzen wurde als Zutat zu einer Sportlernahrung auf Basis von Sojaprotein-Hydrolysat ver- den Niederlanden und je eine aus Großbritannien, Öster- Bei einem carnitinhaltigen, als Turbodiät bezeichneten Erzeugnis wurde mit vielversprechenden Aussagen ge- Nahrungsergänzungsmittel nen besonderen Nutzen aus der kontrollierten Aufnahme von L-Carnitin ziehen könnten gibt es demnach nicht; das gilt auch für Sportler. kapseln, Gemüse – oder Kräutertabletten, Blütenpollen- Was hat der Regenwurm in Nahrungsergänzungsmitteln zu suchen? Neben der Untersuchung und Beurteilung von Proben waren auch zahlreiche Anfragen von Firmen über die Ver- schätzten Wirkungen von Regenwurmpulver bei Müdigkeit, Erschöpfungszuständen und beginnenden Erkältun- kehrsfähigkeit und die korrekte Kennzeichnung von neuen und altbekannten Erzeugnissen zu beantworten. Diese gen. Sie konnte aber nicht darlegen, welche Nährstoffe durch Regenwurmpulver zugeführt werden und es zur Anfragen erfordern einen hohen Arbeitsaufwand, insbesondere wenn Informationen über in Deutschland noch Nahrungsergänzung geeignet machen. Der Regenwurm wird in Deutschland nicht als Lebens- unbekannte Produkte erst beschafft werden müssen. mittel angesehen (lassen wir ihn also weiterhin ungestört Die Palette der neuen Produkte scheint unbegrenzt zu sein, sie umfasst gelegentlich auch Merkwürdiges. Eine seine wichtige Aufgabe im Boden erfüllen!). Regenwurmpulver ist daher u.E. keine „Nahrungsergänzung“, sondern Firma wollte z.B. wissen, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, um Regenwurmpulver als Nahrungser- bestenfalls ein Tonicum (Arzneimittel), das aber erst nach Arzneimittelrecht zugelassen werden müsste, bevor es gänzungsmittel verkaufen zu können. Die Firma schilder- bei uns verkauft werden darf. te die in China anscheinend allgemein bekannten und ge- Probleme mit besonderen Vertriebsformen Sehr viele Nahrungsergänzungsmittel werden nicht in schwer zu überwachen ist, insbesondere wenn er gren- normalen Geschäften verkauft, sondern im Direktvertrieb z.B. über den Versandhandel, das Internet, bei Ver- züberschreitend erfolgt. Neben Verbrauchern beziehen auch Wiederverkäufer ih- kaufsveranstaltungen (z.B. Kaffeefahrten) und über Annoncen vertrieben. Für den Kunden wie auch die Über- re „Nahrungsergänzungsmittel“ zunehmend über das Internet aus dem Ausland (insbesondere aus den USA) und wachungsbehörden ist dabei manchmal kaum zu durch- verkaufen sie ungeprüft in Deutschland. Nach deutschem schauen, woher die Produkte eigentlich stammen. Häufig werden die Bestellungen ins Ausland weitergeleitet und Recht sind jedoch viele der im Ausland als „Dietary Supplement“ (=Nahrungsergänzungsmittel) angebotenen von dort aus abgewickelt. Verstöße gegen die Rechtsvorschriften häufen sich gerade beim Direktvertrieb auffäl- Produkte zulassungspflichtige Arzneimittel. Der Zoll legte daher regelmäßig verdächtige Sendungen an Privat- lig, offenbar wissen die Vertreiber genau, dass dieser sehr leute oder Gewerbetreibende zur Überprüfung vor, die 48 Lebensmittelüberwachung BW Teil 2: Produktgruppen Functional Food Jahresbericht 2001 sich in den meisten Fällen tatsächlich als Arzneimittel er- Selbst wenn sie keine Arzneimittel sind, dürfen selbst wiesen (z.B. hormonaktive Stoffe für Sportler, die in den USA als Anabolika frei verkäuflich sind, extrem hochdo- importierte Nahrungsergänzungen häufig in Deutschland nicht gewerblich vertrieben werden, weil sie verbotene Noni – Tabletten werden aus Früchten zurückgeführt. Durch dieses „Super- ren gesundheitliche Unbedenk- sierte Vitaminpräparate für Sportler zur angeblichen Leistungssteigerung, Potenzmittel, Schlankheitsmittel, Arz- Stoffe enthalten. Sehr viele der in Sportstudios, bei Heilpraktikern oder Ernährungsberatern erhobenen Nah- von Morinda citrifolia hergestellt, einem kleinen, hauptsächlich in Indien enzym“ würden „die Selbstheilungsund Gesunderhaltungsprozesse qua- lichkeit vor dem Inverkehrbringen geklärt sein. Daher unterliegen sie neidrogen). Arzneimittel dürfen aber i.d.R. weder gewerblich noch für den privaten Gebrauch eingeführt rungsergänzungen mussten wegen der unzulässigen Zusammensetzung beanstandet werden. Vielfach wurde es angebauten Baum der Gattung Rubiaceae. In der Werbung für die Er- si im Schlaf geregelt.“ Aussagen, die sich auf die Beseitigung, Linderung einer EU-weit geltenden Genehmigungspflicht. Da ihre Sicherheits- werden, sie werden deshalb vom Zoll beschlagnahmt. auch versäumt, sie mit den vorgeschriebenen Angaben zeugnisse wird die Verwendung der oder Verhütung von Krankheiten be- überprüfung noch nicht abgeschlos- Dieses Risiko dürfte den meisten Bestellern nicht bewusst sein. in deutscher Sprache zu versehen. Der Kunde hat Anspruch darauf, auch ohne Fremdsprachenkenntnisse die Frucht durch polynesische Heiler und Medizinmänner der Südsee bei ziehen, sind bei Lebensmitteln jedoch nicht erlaubt. Darüber hinaus ist sen ist, wurde von der europäischen Gemeinschaft die erforderliche Ge- erforderlichen Informationen zu erhalten, daher dürfen ausschließlich fremdsprachig gekennzeichnete Lebens- Schmerzen, Krankheit und Seelennöten beschrieben. Die Wirkung wird die Wirkung von Noni bisher noch nicht erwiesen. nehmigung für diese Produkte noch nicht erteilt. Deshalb dürfen sie nicht mittel hier nicht verkauft werden. auf die „außerordentlich hohe Kon- Noni-Früchten und Erzeugnisse dar- in den Verkehr gebracht werden, alle zentration an Pro-Xeronin, einer Vorstufe des körpereigenen und unent- aus werden als neuartige Lebensmittel beurteilt. Gerade für solche vorgelegten Proben wurden daher beanstandet. behrlichen Superenzyms Xeronin“ neuartigen Lebensmittel muss de- Werbung oft zu beanstanden Die Werbung für Nahrungsergänzungen ist oft sehr ag- Generell ist es verboten, bei Lebensmitteln damit zu wer- gressiv und in Ihren Aussagen zu Bedarf und Wirkungen unseriös. Mehr als jede zweite Probe aus dem Direktver- ben, dass damit Krankheiten verhütet, geheilt oder gelindert werden können. Dennoch wurden solche Angaben trieb musste deshalb beanstandet werden, bei den im gerade bei den auf Kaffeefahrten angebotenen Nah- normalen Einzelhandel vertriebenen Produkten dagegen sind derartige Beanstandungen erheblich seltener. Beim rungsergänzungen regelmäßig gemacht. Darüber hinaus wurden die Produkte in dekorativen großen Schachteln Vertrieb von Lebensmitteln dürfen nur Wirkungen beworben werden, die hinreichend gesichert sind. Es trifft aber und Köfferchen stark überteuert angeboten. Vergleichbar zusammengesetzte Nahrungsergänzungen sind im Ein- z.B. nicht zu, oder ist nicht erwiesen, dass: zelhandel zu einem Bruchteil des Preises erhältlich. In- • die heutigen Lebensmittel durch die Anbaumethoden zwischen gehen die Veranstalter dazu über, angebliche Wunderwirkungen nur noch mündlich auf den Kaffee- an essentiellen Nährstoffen verarmt sind, • der Bedarf durch die übliche Ernährung nicht mehr zu decken ist, fahrten anzupreisen und nicht mehr in Prospekte zu drucken, damit ihnen die unlautere Werbung nicht so Noni-Tabletten – die polynesischen Wunderpillen Der allerneueste Trend: Weizen- und Gerstengraspulver und -Saft Entsprechend den neuesten Trends in Sachen „Life style“ will sich offen- wertvollen Nährstoffen versorgen. Bislang ist eine derartige Verwen- sind. Gerstengraspulver wurde als vollwertiges Lebensmittel bezeich- sichtlich ein Teil der Menschheit dung als Lebensmittel in Deutsch- net. Vielleicht trifft dies ja für Wieder- durch „Gerstengrassaft“ (getrockneter Presssaft junger Gerstenpflan- land nicht üblich, es muss daher noch geklärt werden, ob diese Produkte käuer zu, jedoch beim Menschen dürfte nur Muttermilch als „Einzelle- zen, nicht der Ähren) oder durch „Greens of Kamut“ (grüne Bestand- ebenfalls unter die neuartigen Lebensmittel fallen, die genehmigungs- bensmittel“ beim Säugling diesem Anspruch genügen. teile der Kamutpflanze, einer Wild- pflichtig sind, oder ob sie in anderen form des heutigen Weizens) mit EU-Ländern als Lebensmittel üblich leicht nachzuweisen ist. • die Leistung und Vitalität durch Verwendung von Nah- Functional Food rungsergänzungen allgemein gesteigert wird, • Coenzym Q10 im Alter vom Körper nicht mehr ausrei- Bisher gibt es keine rechtsverbindliche oder wissenschaft- chend gebildet wird und deshalb die Herzleistung durch Einnahme von Coenzym Q10 verbessert wird. lich anerkannte Definition, sie ist daher nur in allgemeiner Form möglich: Functional Food = Lebensmittel, die neben dem Zweck der Ernährung bzw. des Genusses noch eine zusätzliche Funktion bzw. Zweckbestimmung haben. Informationen zur Nährstoffzufuhr häufig dürftig Diese Zusatzfunktion ist meist eine präventiv gesund- Im Gegensatz zur vollmundigen Werbung halten sich viele Vertreiber sehr zurück, wenn es darum geht, konkrete rungsergänzungsmittel“ bezeichnet werden. Daher wurde als irreführend beanstandet, wenn allgemein mit Vita- heitsfördernde Wirkung, die auf den Erzeugnissen entsprechend ausgelobt werden, z.B. probiotisch, knochen- Angaben über die in ihren Nahrungsergänzungen enthaltenen Nährstoffmengen und die dadurch zu erzielende minen, Mineralstoffen oder anderen Nährstoffen geworben wurde, obwohl diese nur in unerheblichen Mengen festigend, immunstimulierend, cholesterinspiegelsenkend, prebiotisch. Deckung den Tagesbedarfs zu machen. Gerade diese An- zugeführt wurden, und der Kunde das nicht erkennen gaben wären aber für den Kunden sinnvoll und wichtig. Leider bestehen bisher für Nahrungsergänzungsmittel konnte. Erstaunlicherweise ergab sich manchmal bei weiteren Ermittlungen, dass Hersteller überhaupt nicht wus- noch Ausnahmen von den Vorschriften zur Nährwertkennzeichnung, die von Vertreibern gerne genutzt wer- sten, welche Nährstoffmengen ihre Produkte enthielten. Das hielt sie jedoch nicht davon ab, vollmundige Werbe- den, um zu verschleiern, dass manche Produkte nicht zur aussagen zu machen, die also lediglich auf Vermutungen Nahrungsergänzung geeignet sind, obwohl sie als „Nah- beruhten! Diese Auslobungen werden darauf geprüft, ob sie zutreffend und / oder wissenschaftlich hinreichend gesichert sind und dem Lebensmittel nicht den Anschein eines Arzneimittels verleihen. Außerdem ist nach deutschem Lebensmittelrecht „krankheitsbezogene Werbung“ nicht zulässig. Ebenso sind Werbeaussagen verboten, die geeignet sind, beim Verbraucher Angstgefühle hervorzurufen oder auszunutzen. Diese Werbeverbote gelten auch dann, wenn der Inhalt der Werbung zutreffend ist. Darüber hinaus müssen nährwert- und nährstoffbezogene Angaben den gesetzlichen Anforderungen genügen. 49 50 Lebensmittelüberwachung BW Teil 2: Produktgruppen Zusatzstoffe und Aromastoffe Jahresbericht 2001 Probiotische Lebensmittel Die von den Herstellern hierzu vor- Bei der überwiegenden Mehrzahl der Im vergangenen Jahr wurden u.a. gelegten Studien bezogen sich weit überwiegend auf die isolierten Kul- untersuchten Lebensmittel traf die angegebene Dosierung zu. turen und Anwendungsbedingungen im arzneilichen Bereich. Die Untersu- Ausblick Dabei kommt es immer wieder zu Problemen bei der Abgrenzung zu technischen Hilfsstoffen und Lebensmitteln, deren Verwendung ohne Zulassung möglich ist. Besonders Besorgnis erregend sind gefälschte Listen Das Bedürfnis der Verbraucher nach Informationen über Zusammenhän- mit unseriösen Warnungen und gesundheitlichen Bewertungen über Zusatzstoffe, die auch über das Internet verbreitet werden. Von 261 untersuchten Zusatzstoffen mussten 16 Proben überwiegend wegen Kennzeich- ge zwischen Lebensmittelinhaltstoffen und deren gesundheits- nungs-Mängeln beanstandet werden. Im Aromastoffbereich lag der Schwerpunkt auf der Untersuchung von verbotenen Zusätzen naturidentischer bzw. krankheitsbezogener Wirkung Aromastoffe vor allem in Wein. Dabei wurden in einer Verdachtsprobe Riesling-Wein unerlaubte naturidenti- scheint zu wachsen. Angesichts der Entwicklung der Rechtslage in ande- sche gamma- und delta-Lactone nachgewiesen, die ein typisches Pfirsicharoma aufweisen. probiotische Milcherzeugnisse untersucht. Probiotische Lebensmittel enthalten Mikroorganismen, die in ausreichender Menge in aktiver Form in den Darm gelangen und hierbei positive gesundheitliche Wirkungen erzielen. Etwa 2 / 3 der Erzeugnisse blieben unbeanstandet. Die meisten Beanstandungen bezogen sich darauf, dass ein Hinweis auf die Notwendigkeit des regelmäßigen Verzehrs fehlte, um die ausgelobte Wirkung zu erzielen. chungen zur probiotischen Wirksamkeit am Enderzeugnis Lebensmittel fehlten in diesen Fällen ganz oder waren wenig überzeugend. In einem Fall war auch Gehalt an Vitamin B2 unzutreffend deklariert. Prebiotische Lebensmittel Sogenannte prebiotische Ballaststof- ren Industrieländern (z.B. Japan, USA), in denen es ein Zulassungs- fe (z.B. Inulin, Oligofruktose, Gluca- verfahren für gesundheits- bzw. ne) werden v.a. bei Backwaren wie Brot und Brötchen beworben. Sie krankheitsbezogene Werbung in Form sogenannter „Health Claims“ stellen spezifische, unverdauliche Stoffe dar, die selektiv Bifidobakteri- gibt, findet derzeit auch auf europäischer Ebene eine intensive Diskussi- en und möglicherweise andere Mi- on über eine Lockerung des strikten kroorganismen in ihrem Wachstum im Darm fördern und dadurch positi- krankheitsbezogenen Werbeverbots statt. gen belegen den positiven Einfluss dieser Kulturen auf die Darmflora, Verdauungsfunktionsund Abwehrkräfte...“ chern. Es ist auch nicht bekannt, wer diese Listen in Umlauf gebracht hat. Die Bewertung in der Liste, die den be- mern von Lebensmittelzusatzstoffen mit Bewertungen treffenden Stoffen gesundheitsschädigende Eigenschaf- wie „harmlos“, „gefährlich“, „krebserregend“, „Darmstörungen“, „Verdauung“, usw. versehen sind. Diese Liste ten unterstellt, entbehrt jeglicher Grundlage. Zusatzstoffe dürfen in der Bundesrepublik bei der Herstellung von wurde angeblich vom „Forschungszentrum des VillejuifferKrankenhauses“ veröffentlicht. Auch im Internet können Lebensmitteln nur verwendet werden, wenn sie durch Rechtsverordnungen allgemein oder für bestimmte Zwecke und für bestimmte Lebensmittel und ggf. mit bestimmten Mengenbeschränkungen ausdrücklich zugelassen worden sind. Zugelassen wird ein Zusatzstoff, wenn Die untersuchten Brote und Brötchen enthielten Inulin bzw. Oligofruk- Qualität des Wirksamkeitsnachweises. Diese sind sehr komplex, da sie ste kann nach dem Stand der Wissenschaft keineswegs gefolgt werden. Überdies enthält die Liste einige E-Num- keine gesundheitlichen Bedenken gegen den Stoff und seine Anwendung bestehen und wenn die Verwendung tose in einer ernährungsphysiolo- einerseits von mehreren Faktoren mern, die nie vergeben worden sind, ferner einige Num- des Stoffes technologisch erforderlich ist. An die gesund- gisch sinnvollen Dosierung. Allerdings fehlte in einigen Fällen bei der abhängen können wie Art der Werbeaussage (Intensität und Dauer der mern von Stoffen, die in der EU nicht zugelassen sind. Die Aussagen zu Zusatzstoffen, soweit sie sich auf „verdäch- heitliche Prüfung der Zusatzstoffe werden strenge Maßstäbe angelegt. Die Zulassungen werden so begrenzt, Bewerbung der prebiotischen Wirkung ein Hinweis, dass diese nur bei zu erwartenden Wirkung, angesprochener Verbraucherkreis), Vorausset- tig“, „gefährlich“, „krebserregend“ oder die Eignung zur „Störung der Gesundheit“ beziehen, sind unzutreffend. dass die annehmbare tägliche Aufnahmemenge eines Stoffes auch bei einseitiger Ernährungsweise nicht er- regelmäßigem Verzehr des Erzeugnisses gegeben ist. zungen / Rahmenbedingungen beim Verbraucher (Verzehrsmenge und Daher ist die Liste geeignet, die Verbraucher zu verunsi- reicht oder überschritten wird. und Säuglingsnahrung enthielten zwar Inulin oder Oligofruktose, die- LA5. Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchun- Bereits seit Beginn des Jahres 1986 wird in der Bundesrepublik Deutschland eine Liste verteilt, in der E-Num- schen gefunden werden. Den Beurteilungen der Zusatzstoffe in der genannten Li- nisse, Reduktionsdiäten, Getränke • “...enthält ein ausgewogenes Verhältnis der beiden probiotischen Bakterienkulturen BB12 und Gefälschte Zusatzstofflisten diese Listen und die entsprechenden Aussagen inzwi- Eine ganze Reihe anderer Lebensmittel wie Schokolade, Milcherzeug- • „Fit durch bessere Abwehrkräfte, Fit dank gesunder Darmflora“ Zusatzstoffe dürfen Lebensmitteln nur zugesetzt werden, wenn sie dafür ausdrücklich zugelassen sind. Eng damit verknüpft ist die Frage nach den Anforderungen an die ve gesundheitliche Wirkungen erzielen. Bei einigen probiotischen Lebensmitteln wurde die Richtigkeit der Werbeaussagen bezweifelt, z.B. Zusatzstoffe und Aromastoffe se Inhaltstoffe wurden jedoch nicht mit wirkungsbezogenen Aussagen beworben. Mit Vitaminen und Mineralstoffen angereicherte Lebensmittel Verschiedene Lebensmittel wie Fruchtsaft-Getränke, Tafelwässer, Milchprodukte, Fitness-Riegel, Süßund Backwaren werden mit Vitaminen, z.B. A, C, E oder B1, sowie mit Mineralstoffen, z.B. Calcium, Magnesium, oder Spurenelementen wie Eisen und Jod angereichert. –dauer, Beeinflussung durch andere Nahrungsbestandteile) und andererseits von der Art der vorgelegten Studien (z.B. Untersuchungen mit Biomarkern, Kohorten- oder Interventionsstudien unterschiedlichen Studiendesigns). Um die Anforderungen strukturieren und beschreiben zu können, ist eine enge Zusammenarbeit u.a. zwischen Lebensmittelchemikern, Ernährungswissenschaftlern, Medizinern und Juristen erforderlich. Isolierte Pflanzenfaser / Ballaststoff Die Frage der Verkehrsfähigkeit von isolierten Faserstof- anzusehen. Allerdings könne bei einer Verwendung von fen aus Getreide, die zur Herstellung von Lebensmitteln verwendet werden sollen, ist bereits seit mehreren Jah- „Weizenfaser“ in Mengen, die den Ballaststoffgehalt von Lebensmitteln in relevanter Weise erhöhen, eine Ver- ren Gegenstand intensiver und auch kontroverser Diskussion. Unterschiedliche Auffassungen seitens der be- wendung aus ernährungsphysiologischen Gründen vorliegen. Gutachten der beteiligten Wirtschaftskreise kom- teiligten Wirtschaftskreise sowie der amtlichen Lebens- men zum Schluss, dass „Weizenfaser ein Lebensmittel mittelüberwachung bestehen nach wie vor. Bereits 1998 haben sich die für die Lebensmittelüberwachung zustän- und kein Novel Food ist und die Zusatzstoff-Eigenschaft aus guten Gründen verneint werden kann“. Auch unter digen Behörden der Länder im Falle von Weizenhalmfasern („Weizenfaser“) dahingehend geäußert, dass hier Berücksichtigung dieses neuen Gutachtens ist die amtliche Überwachung in Baden-Württemberg nach wie vor in Abhängigkeit von der überwiegenden Zweckbestim- der Auffassung, dass „Weizenfaser“ nur dann nicht als Zu- mung ihres Einsatzes entweder ein nicht zugelassener Zusatzstoff oder ein neuartiges Lebensmittel vorliegt. satzstoff angesehen werden kann, wenn sein Gehalt im Lebensmittel unter Berücksichtigung der üblichen tägli- Entsprechend hat sich auch die Lebensmittelchemische Gesellschaft in einer aktuellen Stellungnahme (Lebens- chen Verzehrsmenge einen wesentlichen Beitrag zur Bedarfdeckung leistet. Werden dem Lebensmittel geringe- mittelchemie 55, 111-112 (2001) geäußert, wobei ebenfalls re Mengen Weizenfaser zugesetzt, ist der nutritive Ef- die unterschiedlichen Zusatzstoffdefinitonen der EG (Richtlinie 89 / 107 / EWG) und des § 2 LMBG berücksich- fekt nicht mehr gegeben und es überwiegt die technologische Wirkung. Das Produkt Weizenfaser ist tigt wurden. So sei zu technologischen Gründen eingesetzte „Weizenfaser“ als nicht zugelassener Zusatzstoff in diesem Fall den Zusatzstoffen zuzuordnen. Ein Antrag auf das Inverkehrbringen eines neuartigen Lebens- 51 52 Lebensmittelüberwachung BW Teil 2: Produktgruppen Trinkwasser Jahresbericht 2001 mittels nach Novel-Food-Verordnung („Lösliche und un- anreicherung kritisch gesehen und die Frage aufgewor- lösliche Bestandteile von Getreidekleie zur Nutzung als Fettersatz und Quelle von Fasern“) betrifft teilweise (un- fen, ob durch den Verzehr größerer Mengen ein gesundheitliches Risiko resultiert. Derartige toxikologische Be- lösliche Bestandteile) ein durchaus vergleichbares Produkt und ist immer noch nicht positiv beschieden. Das denken müssen u.E. vor der Vermarktung ausgeräumt sein. Die Lebensmittelüberwachung in Baden-Württem- Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin hat die Verwendung eines einzelnen berg hat Ende 2001 nochmals die Initiative ergriffen, um zumindest in Deutschland baldmöglichst eine einheitliche Grundwässer aus dem Bereich des Schwarzwaldes sind geologisch be- lationen können so bedenkliche Konzentrationen an Metallen gelöst wer- Faser-Typs (unlösliche bzw. lösliche Faser) zur Ballaststoff- Regelung bei diesen Zutaten herbeizuführen. dingt überwiegend sehr weich, d.h. den, die in das Trinkwasser gelangen. kalkarm. Der natürliche Kohlensäuregehalt dieser Wässer kann daher oft Hohe Kupferkonzentrationen können Säuglinge gefährden, deren Fla- nur in sehr geringem Maße durch Kalk abgepuffert werden, so dass die schennahrung mit derart belastetem Trinkwasser hergestellt wird. Daher Wässer durch „überschüssige Koh- ist bei sauren Grundwässern eine lensäure“ relativ sauer und aggressiv sind. Solche Wässer können in Entsäuerung des Wassers erforderlich. Beanstandungen betrafen je- den öffentlichen Leitungsnetzen Zementrohre angreifen und gegenüber doch überwiegend Eigen- und Einzelwasserversorgungen. Von 40 Proben metallischen Werkstoffen stark kor- aus öffentlichen Versorgungen wie- rosiv wirken. Aus Kupferrohren oder verzinkten Stahlrohren in Hausinstal- sen 9 aggressive Eigenschaften auf. Frittierhilfsmittel Frittierfett ist aufgrund der hohen thermischen Belastung möglich. Eine Entsorgung des Altfettes entfällt. Von Sei- nur sehr begrenzt haltbar. Verdorbenes Fett, das an einem stechenden Geruch, an einer bräunlichen Verfärbung, an ten der Überwachung bestehen Zweifel hinsichtlich der Verkehrsfähigkeit dieser Produkte, da sie zum Teil nicht übermäßigem Schäumen oder starker Rauchentwicklung, zugelassene Zusatzstoffe enthalten. Der Hersteller be- zu erkennen ist, ist vor allem in der Gastronomie häufig zu beanstanden. Rechtzeitige Ölwechsel und peinliche Sau- ruft sich auf die Verwendung als technische Hilfsstoffe, für die keine Zulassung erforderlich ist und für die es im deut- berkeit in der Friteuse sind unerlässlich. Diese Schwierigkeiten im Umgang mit Frittierfett sollen nun durch so- schen Recht (Verwendung nur wenn der Hilfsstoff aus dem Lebensmittel wieder entfernt wird) im Vergleich zur genannte „Oil stabilizer“ behoben werden. Laut Firmen- Definition in den europäischen Zusatzstoffrichtlinien eine angaben soll durch Zugabe dieser Stabilisatoren (u.a. Vulkanerde) die Haltbarkeit von Frittierfett entscheidend unterschiedliche Handhabung gibt. Produkte unterschiedlicher Zusammensetzung liegen momentan der zustän- verlängert werden. Durch Neufettzugabe ist laut Firmenangabe immer eine optimale Regeneration des Fettes digen Lebensmittelüberwachungsbehörde zur Prüfung vor. Aromastoffe Trinkwasser Trinkwasser aus dem Schwarzwald – trotz Aufbereitung noch aggressiv Organozinnverbindungen – Problemstoffe in der aquatischen Umwelt Organozinnverbindungen sind me- aquatische Umwelt. Sie besitzen ein tallorganische Verbindungen, die hauptsächlich aufgrund ihrer antibak- hohes ökologisches Schädigungspotential und wirken insbesondere auf Nach nationalem Recht (Aromen-Verordnung) werden Naturidentische (chemisch synthetisierte) Aromastoffe teriellen und fungiziden Eigenschaften als Schutzmittel für Holz, Textili- Wasserlebewesen toxisch. Bei Wasserschnecken wurden in Ge- 5 natürliche Aromastoffe durch physikalische, enzymatische oder mikrobiologische Verfahren aus pflanzlichen oder tie- liegen als sogenannte Racemate mit gleichen Anteilen an R- und S-Form vor. Im Berichtsjahr lag der Schwer- en, Leder und Papier, aber auch z.B. in PVC-Materialien als Stabilisatoren genwart von beispielsweise 1-3 ng / l Zinn aus TBT das sogenannte Impos- rischen Lebensmitteln gewonnen. Naturidentische Aro- punkt bei der Untersuchung von Wein auf einen uner- oder als Katalysatoren in der organi- ex-Verhalten festgestellt, wobei bei Natürlich (S-Form) mastoffe werden nach ihrem natürlichen Vorbild chemisch synthetisiert. Für die amtliche Lebensmittelüberwachung laubten Zusatz von diversen gamma- und delta-Lactonen, die ein typisches Pfirsicharoma aufweisen. Dabei wur- schen Synthese eingesetzt werden. In der Landwirtschaft finden sie als weiblichen Schnecken durch Ausbildung von männlichen Geschlechts- ist die Differenzierung zwischen diesen beiden Aromastoffklassen wichtig, da der Zusatz naturidentischer Aro- den bei einer Verdachtsprobe Riesling-Wein die optisch aktiven cyclischen Ester -Deca-, -Dodeca- und -Un- Akarizide und Fraßschutzmittel Anwendung. Vor allem das viel disku- merkmalen die Fortpflanzung der Art verhindert wird. Auch beim Men- mastoffe bei bestimmten Lebensmitteln (z.B. Wein oder decalacton als Racemat (R:S = 50:50), d.h. als naturi- tierte Tributylzinn (TBT) dient zur Her- schen sind diese Verbindungen wirk- Fruchtsaft) verboten ist. Mit dem für die Unterscheidung von natürlichen und naturidentischen Aromastoffen ver- dentisch zu beurteilende Aromakomponenten nachgewiesen. Die Verbindungen -Deca- und -Dodecalacton stellung von sog. Antifouling-Schiffsfarben, die den Bewuchs der Schiffe sam, indem sie das Immunsystem des Menschen schädigen und sein wendeten Verfahren kann eine geringfügige Abweichung in der räumlichen Anordnung der einzelnen Atome im Mo- waren in Enantiomerenverhältnissen bestimmbar, die auf eine Mischung aus natürlichen und naturidentischen mit Muscheln und Algen verhindern. Organozinnverbindungen gelangen Hormonsystem beeinträchtigen können. Durch die hormonelle Wirksam- lekülverband mancher Aromastoffe nachgewiesen wer- Quellen schließen ließen. Die Summe der auffälligen Aro- sowohl durch permanente Verwitte- keit kann eine Vermännlichung von den. Die zu unterscheidenden Formen verhalten sich wie die makomponenten lag im Bereich 80 bis 100 µg / l. Der im Verkauf befindliche Wein war ein Cuvé, komponiert aus rung der Farben, als auch über Auswaschungen mit dem Regen in die Frauen und Unfruchtbarkeit von Männern auftreten. Besonders kritisch ist 55 linke und die rechte menschliche Hand. Bildlich gesprochen sind die gleichen Finger (Atome) an jeder der beiden den drei Grundweinen Riesling QbA, mittels Umkehrosmose konzentriert, Riesling Kabinett und Riesling Spätle- Formen enthalten. Einzig die räumliche Anordnung zeigt se. Diese Ausgangsweine zeigten allesamt ein unauffälli- Naturidentisch (Racemat) den Unterschied: Legt man beide Hände mit der Oberseite übereinander, zeigt einmal der Daumen nach links ges Aromaprofil, ebenfalls alle anderen untersuchten Weine. 5 Natürlich (R-Form) und einmal nach rechts. In der Pflanze oder bei natürlicher Herstellung überwiegt stets eine Form. Die einzelnen Formen eines solchen Aromastoffs werden Enantiomere genannt. R steht für rechtsdrehend, S für linksdrehend in bezug auf linear polarisiertes Licht. dies bei geschwächten Menschen, Schwangeren und Kindern, hier vor allem bei Ungeborenen und Kleinkindern zu sehen. In Trinkwasser liegt die derzeitige Nachweisgrenze bei ca. 1-4 ng / l. Keine der insgesamt 56 untersuchten Wasserproben zeigte einen Gehalt an Organozinnverbindungen oberhalb des in Anlage 2 Nr. 10 zu § 6 Abs. 2 der Trinkwasser-Verordnung vom 21. Mai 2001 genannten Grenzwertes für Biozidprodukte von 100 ng / L (gültig ab 2003). Uran – nicht nur radioaktiv Im Berichtsjahr wurden 321 Trinkwässer auf ihre Uran-Gehalte untersucht. Das Vorkommen von Uran ist im Allgemeinen geogen be- festgelegt. In 214 der untersuchten Proben lag der Ge- dingt. Bei Uran ist nicht die Radioaktivität des überwiegend als Uran-238 vorliegenden Isotops ausschlagge- halt unter 1 µg / l, in weiteren 96 Proben unter 5 µg / l. Gehalte über 50 µg / l waren nicht festzustellen. bend, sondern vielmehr die akute Nieren-Toxizität des Schwermetalls. Auf Grund noch nicht ausreichender toxikologischer Bewertungen wurde bisher kein Grenzwert 53 54 Lebensmittelüberwachung BW Teil 2: Produktgruppen Trinkwasserdatenbank Baden-Württemberg – Trends bei Nitrat und Pflanzenschutzmitteln Jahresbericht 2001 55 Mikrobiologische Untersuchungen – öffentliche Versorgungen fallen deutlich weniger auf als Eigenversorgungen Das im Obst- und Weinanbau an Bedeutung gewinnende Herbizid Diclobenil ist meist nur über sein Abbauprodukt, das 2,6-Dichlorbenzamid nachweisbar. Gegenüber Trinkwasser muss frei sein von Krankheitserregern. Dies fordert sowohl die bisherige Trinkwasserverordnung, die sind. Einen ersten Anhaltspunkt für eine mikrobiologische Verunreinigung von Trinkwasser bietet eine Erhöhung der dem Vorjahr waren im Wasser aus öffentlichen Versorgungen weniger Grenzwertüberschreitungen zu verzeich- noch bis Ende des Jahres 2002 gilt, als auch die neue Verordnung, die ab 2003 gilt. Da es jedoch unmöglich ist, Koloniezahl. Die Indikatoren E. coli bzw. coliforme Keime dürfen in 100 ml nicht nachweisbar sein, wobei die Un- nen: nur noch 1,8 % gegenüber 2,7 % im Vorjahr. Trinkwasserproben in einer angemessenen Zeit auf alle möglichen Krankheitserreger zu untersuchen, beschränkt tersuchungsverfahren gesetzlich vorgeschrieben sind. In wenigen Fällen kommt es vor, dass in einer Probe meh- man sich auf die Untersuchung sogenannter „Indikator- rere Parameter zu beanstanden sind, z.B. wenn sowohl keime“. Dazu gehören z.B. das Bakterium Escherichia coli oder auch coliforme Keime. Diese an sich harmlosen Kei- E. coli als auch coliforme Keime und / oder erhöhte Koloniezahl nachgewiesen werden. Bei den Probenzahlen im me kommen im Darm von warmblütigen Lebewesen vor und werden auf diesem Weg auch ausgeschieden. Da vie- Diagramm ist zu berücksichtigen, dass im Fall von Beanstandungen zum Teil mehrere Proben ein und des- le Krankheitserreger ebenfalls die Darmpassage benut- selben Ereignisses in die Statistik eingehen (Nachproben, zen, besteht beim Nachweis der o.g. Indikatorkeime in Trinkwasser die hohe Wahrscheinlichkeit, dass zusam- Verdachtsproben), wodurch die Beanstandungsquote zwangsläufig erhöht wird. Öffentliche Wasserversorgung Eigenwasserversorgung Rohwasser Graphik: 2,6-Dichlorbenzamid-Konzentration men mit diesen auch echte Krankheitserreger anwesend 300 Grenzwert Anzahl Proben Trinkwasser 250 Öffentliche Versorgung: Anzahl Proben 1964 200 Ohne Beanstandung 150 Erhöhte Koloniezahl bei 20 °C 100 Erhöhte Koloniezahl bei 36 °C Nachweis von coliformen Keimen in 100 ml 50 Nachweis von E. coli in 100 ml 0 <0,05 0,05 – 0,1 > 0,1 – 0,3 >0,3 – 0,5 > 0,5 Konzentration in µg / L 27 94 35 34 300 Bei Nitrat ist die Situation in den vergangenen Jahren nahezu unverändert: Die Grenzwertü- Grenzwert Anzahl Proben Graphik: Nitrat-Konzentration in mg / L 250 Eigenwasserversorgung: Anzahl Proben berschreitungen liegen im Bereich öffentlicher Wasserversorgungen nach wie vor um 1 %, bei Rohwässern um 7 % und bei Eigenwas- 200 398 4 36 serversorgungen um 2 %. 150 100 111 50 0 <1,0 1,0 – 10 > 10 – 25 > 25 – 50 > 50 – 100 > 100 Konzentration in mg / L 92 56 56 Lebensmittelüberwachung BW Kosmetische Mittel Jahresbericht 2001 Produktgruppe Kosmetische Mittel 57 58 Lebensmittelüberwachung BW Teil 2: Produktgruppen Kosmetische Mittel Jahresbericht 2001 Haarglättungsmittel – nicht ohne Gefahren fürs Haar! Kosmetische Mittel Falsche Blondinen leben gefährlich: Blondiersprays – Reizend für Haut und Haar? Friseure haben die amtliche Kosmetik-Überwachung auf neue Produkte aufmerksam gemacht, die im Einzelhandel (meist Drogeriemärkte) angeboten werden und deren Anwendung bei manchen Verbraucherinnen Unzufriedenheit auslöste: Die Rede ist von Blondiersprays. Diese sollen im Haar „auf einfache und sanfte Weise natürlich aussehende Blondreflexe voller Leuchtkraft und seidigem Glanz“ erzeugen, so eine der Werbeaussagen. Die Erzeugnisse wurden für die schnelle Anwendung zu Hause entwickelt; werden in die Haare gesprüht und bewirken insbesondere in Verbindung mit intensivem Sonnenlicht (Slogan „Sommerblond“) Haaraufhellungen. So schonend, wie es die Werbung verspricht, sind die Produkte aber nicht. Die Untersuchungen ergaben, dass die Erzeugnisse den Wirkstoff Wasserstoffperoxid immerhin in Konzentrationen von 2 bis 6 Prozent enthalten. Wasserstoffperoxid ist auch bei herkömmlichen ammoniakalischen Blondiercremes für den Abbau der Haarfarben (Melanine) verantwortlich. Diese Emulsionen enthalten meist etwa die doppelte Menge an Wasserstoffperoxid Haarglättungsmittel, sog. „Relaxer“ werden bevorzugt renden“ Shampoos wieder entfernt und Haar und Kopf- von Afrikanern mit gekrausten Haaren angewendet und haut in den physiologischen pH-Bereich gebracht werden. in einer unglaublichen Vielfalt für alle Altersstufen in AfroShops angeboten, allerdings ohne jegliche Kennzeich- Eigentlich sollten solche Haarbehandlungsmittel nur von Fachleuten angewendet werden. nung in deutscher Sprache. Diese mangelhafte Kennzeichnung hatte für eine junge Deutsche mit Naturkrause Bei Kontrollen in Afro- und Asien-Shops wurden sowohl eine Vielzahl von „no-lye“-Relaxern für die allgemei- fatale Folgen. Sie hatte sich ein solches Glättungsmittel dort besorgt, die detaillierte fremdsprachige Gebrauchs- ne Verwendung, speziell auch für Kinder, als auch von „lye-based“-Relaxern vorwiegend für die gewerbliche anweisung und die vielen warnenden Hinweise nicht Verwendung vorgefunden. Die stichprobenartige Über- übersetzen können und sich durch unsachgemäße Anwendung die Kopfhaut so verätzt, dass anschließend die prüfung der einliegenden Gebrauchsanweisungen ergab, dass deutschsprachige Anleitungen nicht enthalten wa- Haare ausfielen. Der ethnische Markt unterscheidet zwischen „lye-ba- ren. Etwa 15 Produkte wurden als Proben erhoben, untersucht und wegen der fehlenden deutschsprachigen An- sed“-Relaxern auf der Basis von Laugen wie Natrium-, leitung und Kennzeichnung beanstandet. Kalium- oder Lithiumhydroxid und sog. „no-lye“-Relaxern auf der Basis von Guanidiniumhydroxid, das erst Von Problemen mit Relaxern berichtete Anfang des Jahres auch die U.S. Food and Drug Administration. durch Mischen mit Guanidiniumsalzen und Calcium- oder Strontiumhydroxid gebildet wird. Letztere Mischung soll Offensichtlich werden diese Produkte von der schwarzen Bevölkerung mit krausen Haaren in den USA häufiger an- weniger hautirritierend sein. Da relaxerbehandeltes Haar gewendet. Die Kontaktaufnahme zum Landesinnungs- im alkalischen Zustand zurückgelassen wird, ist es unbedingt notwendig, dass Restalkali durch gründliches Wa- verband Friseurhandwerk Baden-Württemberg führte zu einer Information der Friseure über ein Verbandsschrei- schen mit sauren „normalisierenden“ oder „neutralisie- ben. und kommen entweder beim Friseur oder auch in Heimanwendung zum Einsatz. Hierbei verbleibt die Creme Barium in dekorativen kosmetischen Mitteln – Gehalte reduziert aber nur eine ganz bestimmte Einwirkzeit im Haar und Mehrere Chemische Untersuchungsämter in Deutsch- Hundertstel der in den Gutachten bemängelten Gehalte. wird anschließend wieder gründlich ausgespült, damit das Haar nicht zu stark geschädigt wird. land hatten unlängst Lippenstifte eines größeren, im Überwachungsbereich ansässigen Importeurs wegen Mittlerweile hatte der Importeur den Lohnhersteller gewechselt. Lippenstifte, Eyeliner, Lidschatten, Nagellacke, Die Blondiersprays werden dagegen nicht ausgespült. Intensive Einwirkzeit des Wirkstoffs kann die Haare auffällig hoher Gehalte an löslichem Barium bemängelt. Die Überprüfung ergab, dass diese Produkte aus Wimperntuschen und andere dekorative Kosmetikartikel wurden inzwischen von einem in Barcelona ansässigen schädigen. Friseure schilderten ihre Beobachtung, dass die Kopfhaare von Kundinnen nach Verwendung von Blon- früheren Lieferungen dekorativer Kosmetika der niedrigen Preisklasse an Kaufhäuser und Schnäppchenmärkte Großbetrieb hergestellt, der auch für zahlreiche Kosme- diersprays verfilzt, z.T. sogar abgebrochen waren. Wahr- stammten. Daraufhin wurden unterschiedliche Farben Das dort offensichtlich vorhandene strenge Qualitätsm- scheinlich eine Folge von zu häufiger oder zu intensiver Verwendung der Sprays. aus dem aktuellen Sortiment des Importeurs überprüft. Die festgestellten Werte lagen bei etwa einem anagement stellt derzeit eine gute Qualität der Produkte sicher. Wenn das Haar bereits durch Dauerwell- oder Oxidationsfarben-Behandlung vorgeschädigt war, sind Haarschäden bei häufiger Anwendung (d.h. wenn die Haare besonders blond werden sollen) geradezu vorprogrammiert. Auf den Behältnissen wird auf diese Gefahren nicht hingewiesen. Die Blondiersprays tragen lediglich die gesetzlich vorgeschriebenen Warnhinweise für Wasserstoffperoxid-haltige Produkte („Enthält Wasserstoffperoxid. Kontakt mit den Augen vermeiden. Sofort Augen spülen, falls das Erzeugnis mit den Augen in Berührung gekommen ist. Geeignete Handschuhe tragen“). Weitere freiwillige Warnhinweise sind nur bei einem der auf dem Markt befindlichen Produkte zu lesen („Nicht zur Färbung von Wimpern und Augenbrauen verwenden. Darf nicht in die Hände von Kindern gelangen. Nur auf intakter Haut anwenden. Nicht ins Gesicht sprühen“), sprechen aber die Möglichkeit einer Schädigung der Haare ebenfalls nicht an. Neben der Gefahr der Haarstrukturschädigung kann auch die Kopfhaut gereizt werden. Durch eine unkontrolliert lange Einwirkung des als hautreizend bekannten Wasserstoffperoxids besteht bei dünnem Haar oder bei zu- tikfirmen im mittleren und hohen Preisniveau produziert. Toluol in Nagellack – unverzichtbar? Toluol ist in Konzentrationen von 10-20 % ein traditionell gebracht werden, die auf die Gesundheitsschädlichkeit sätzlicher Sonneneinstrahlung die Gefahr, dass empfind- wichtiges Lösungsmittel bei Nagellacken. Sein Einsatz solcher Produkte hinweisen. Kosmetische Mittel sind al- liche Kopfhaut angegriffen wird. Die Hersteller dieser Produkte wurden aufgefordert, die beruht darauf, dass es für die Konsistenz (Verhinderung der Pigmentsedimentation in der Flasche, gleichzeitig lerdings ausdrücklich vom Geltungsbereich der Gefahrstoff-Verordnung ausgenommen. Sie müssen in einer Sicherheitsbewertung ihrer Blondiersprays für den Verbraucher unter Berücksichtigung der Beschwerdefälle zu aber gutes Fließverhalten beim Auftragen unter „Druck“, thixotrope Eigenschaften) und das Trocknungsverhalten gesonderten Sicherheitsbewertung auf eventuelle Risiken für den Verbraucher geprüft werden. überarbeiten und künftig auf die vorauszusehenden Ge- des Erzeugnisses eine wesentliche Rolle spielt. Das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucher- fahren bei Anwendung der Sprays in deutlicher Weise aufmerksam zu machen. Toluol geriet aber auch in die Kritik. Vor 5 Jahren wurde bei Toluol-haltigen Nagellacken mit Gehalten über 12,5 % sei- schutz und Veterinärmedizin kam bei Toluol als Nagellackbestandteil nach Auswertung der toxikologischen Daten- Verbrauchern wird geraten, solche Blondiersprays nicht sorglos zu verwenden, sondern den Friseur um Rat zu tens verschiedener Behörden der amtlichen Kosmetiküberwachung die Forderung eines Warnhinweises „Nicht lage vor Jahren zu dem Schluss, dass eine Gesundheitsgefährdung aufgrund der geringen Applikationsmenge für fragen, ob die individuelle Haarstruktur eine solche Be- in Reichweite von Kindern aufbewahren“ erhoben. Erwachsene und Kinder nicht abzuleiten sei. Eine gesetz- handlung überhaupt zulässt. Bei empfindlicher Kopfhaut wird empfohlen, ganz auf den Einsatz zu verzichten. Schließlich müssen in Produkten, die der Gefahrstoff-Verordnung unterliegen (z. B. Klebstoffe) bei Toluol-Gehalten liche Regelung kam daher für Toluol in Nagellacken nicht zustande. ab 12,5 % Warnhinweise und Sicherheitsratschläge an- 59 60 Lebensmittelüberwachung BW Teil 2: Produktgruppen Kosmetische Mittel Jahresbericht 2001 Die amtliche Kosmetiküberwachung drängt die Hersteller 0,2 und 12,5 % enthalten (15 % der Proben). Nur bei Vor diesem Hintergrund müssten sowohl Arbutin als auch Die hydrochinonhaltigen Produkte werden wohl erst dann jedoch seit geraumer Zeit, auf Toluol im Sinne des vorbeugenden Gesundheitsschutzes zu verzichten, auch einem Viertel der Produkte wurden Gehalte über 12,5 % Toluol ermittelt. Außerdem wurde bei diesen Na- Bärentraubenblätter-Extrakte als Hydrochinon-freisetzende Stoffe betrachtet werden. In der Literatur wird bei ei- endgültig vom Markt verschwinden, wenn erstens die Zollbehörden konsequente Kontrollmaßnahmen an den wenn eine konkrete Gesundheitsgefährdung nicht besteht. Mit Erfolg: Inzwischen haben viele Hersteller auf gellacken die Pigmentsedimentation in den Fläschchen sowie das Fließ- und Trocknungsverhalten beim Auftragen ner Behandlung mit Kojisäure auch von Hautirritationen, Kontaktallergien und anderen Nebenwirkungen berichtet. EU-Grenzen ergreifen und zweitens Hydrochinon als Hautbleichwirkstoff auch in den Ländern Afrikas oder den freiwilliger Basis ihre Rezepturen umgestellt und auf Toluol als Lösungsmittel verzichtet. Möglicherweise hat die ermittelt. Die Auswertung der Ergebnisse zeigte, dass Toluol-freie Nagellacke sich von den traditionellen Rezep- Die neuen Hautbleich-Wirkstoffe müssen ebenso wie das Hydrochinon einer umfassenden toxikologischen Si- USA mit hohem schwarzen Bevölkerungsanteil verboten wird. Tatsache, dass Kinder zunehmend dekorative kosmeti- turen in diesen Punkten nicht unterscheiden. cherheitsbewertung unterzogen werden, um festzustel- In Produkten für ethnische Zielgruppen muss stets auch sche Mittel verwenden, bei der firmeninternen Sicherheitsbewertung der Produkte eine maßgebliche Rolle ge- Die große Anzahl Toluol-freier Nagellacke auf dem Markt bestätigt also: Auf Toluol kann in Nagellacken ver- len, ob sie als Stoffe ohne nachteilige Nebenwirkungen in kosmetischen Hautbleichcremes geeignet sind. Die mit in Europa schon seit langer Zeit verbotenen Substanzen gerechnet werden. Über ein Gesundheitsamt wurde spielt und die Entwicklung Toluol-freier Nagellacke vorangetrieben. zichtet werden. Die in der Literatur häufig zitierte Auffassung, Toluol-freie Nagellacke seien nur bei Klarlacken oder Toxikologen beim Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin in Berlin wurden ge- der Rest einer Creme mit der Bitte um Untersuchung auf Quecksilber eingesandt. Ein Arzt, bei dem eine Frau aus Wie die Untersuchung von 52 Nagellacken verschie- Topcoats (Schutzlacken des Farblacks) technologisch beten, die Verwendung dieser Stoffe in Hautbleichmit- Albanien zur Behandlung war, hatte den Verdacht auf ei- dener Hersteller zeigte, sind sehr viele Nagellacke auf dem Markt, die entweder kein Toluol (60 % der Proben, machbar, ist inzwischen nicht mehr Stand der Technik. Die Hersteller Toluol-haltiger Nagellacke wurden aufge- teln zu bewerten. Ein Ergebnis steht noch aus. Ein in den Untersuchungsämtern neu eingeführtes HPLC- ne Quecksilbervergiftung. Aus religiösen Gründen habe die Patientin eine hautaufhellende Creme verwendet. Nachweisgrenze 0,1 %) oder Toluol in Gehalten zwischen fordert, ihre Rezepturen ebenfalls umzustellen. Prüfverfahren erfasst nicht nur Hydrochinon und dessen nicht verbotene Etherderivate (Monomethyl-, Ethyl- und Die Creme sei selbst auf nicht näher bekannten Wegen hergestellt worden. Die chemische Untersuchung ergab, Benzylether), sondern auch die Ersatz-Wirkstoffe. dass in der Creme 10 % Quecksilber enthalten waren. Bleichcremes – häufig mit verbotenen Stoffen der Europäischen Gemeinschaft verboten. Restbestände Die überaus größte Zahl der auf dem Markt befindlichen 2-Bromo-2-Nitropropane-1,3-Diol (Bronopol) anwesend kehrsverbots weiterhin verkauft. Bei Betriebskontrollen in Afro-Shops wurden über 400 Packungen Hautpflege- kosmetischen Mittel ist sicher. Trotzdem fallen bei stichprobenartigen Überprüfungen des Warenangebotes im- waren. Solche Fettsäure-Dialkanolamide dürfen laut Kosmetik-Verordnung nicht zusammen mit nitrosierend wir- und Hautreinigungsmittel, die diesen Wirkstoff enthielten, mer wieder Produkte auf, die verbotene Stoffe enthal- kenden Stoffen wie dem Brom-haltigen Bronopol ver- aus den Regalen entfernt. Anschließend wurden Märkte überall dort überprüft, wo mit einem größeren ethnischen ten. In einem Haarfärbegel befand sich der aus toxikologi- wendet werden. Diese Einschränkung dient dazu, die Gefahr der Nitrosaminbildung zu reduzieren. Nitrosamine Warenangebot zu rechnen war. Dabei wurden nicht nur 10 hydrochinonhaltige Bleichmittel mit Hydrochinonkonzen- schen Gründen verbotene rote Farbstoff mit der ColourIndex-Nr. 45170. sind krebserzeugende Stoffe, deren Vorkommen in kosmetischen Mitteln verboten ist. trationen zwischen 2 - 5 %, sondern auch Produkte mit anderen aufhellenden bzw. schälenden Wirkstoffen Bei einem Shampoo eines im Überwachungsgebiet ansässigen Herstellers wurde festgestellt, dass in der Pro- Beide Produkte waren zwar nicht akut gesundheitsgefährdend, durften aber aus Gründen des vorbeugenden wie z.B. der verschreibungspflichtigen Azelainsäure be gleichzeitig ein Fettsäure-Dialkanolamid (Bestand- Gesundheitsschutzes in dieser Zusammensetzung nicht vorgelegt. Nachdem Hydrochinon als depigmentierender Wirkstoff in kosmetischen Hautbleichmitteln nicht mehr teileliste: Cocamide DEA) und der Konservierungsstoff weiter vermarktet werden. zur Verfügung stand, sind Hersteller auf andere Wirkstoffe bzw. Wirkstoffzubereitungen ausgewichen, mit denen Als Bleichcremes werden kosmetische Mittel bezeichnet, mit denen die Haut aufgehellt werden soll. Die europäische Bevölkerung schätzt eine kräftige Hautpigmentierung als Zeichen gesunder Schönheit und Aktivität und ist deshalb eher an Produkten zur Beschleunigung der Pigmentierung als an bleichenden Mitteln interessiert. Nur bei unschönen Melanin-Flecken, dazu gehören Altersflecken und Sommersprossen sowie Pigmentstörungen, verlangen hiesige Verbraucher ein bleichendes Kosmetikum. Ein wesentlich größeres Marktvolumen Verbotene Stoffe in Kosmetika – Stichprobenkontrolle wichtig durften noch bis Ende des Jahres 2000 in den Verkehr gebracht werden. Die Bleichmittel wurden trotz des Ver- eine Hautaufhellung erreicht werden soll. Ersatzweise waren in den Bestandteilelisten der vorgelegten Proben Nonane Dioic Acid (Azelainsäure), Potassium Azelaoyl Diglycinate, Arctostaphylos uva-ursi (Bärentraubenblätterextrakte) und Arbutin, Nasturtium officinale (Brunnenkresseextrakte) sowie Kojic Acid (Kojisäure) aufgelistet. Mit Ausnahme von Azelainsäure und deren Salzen (verschreibungspflichtiger Arzneistoff, der in Aknepräparaten Verwendung findet ) sind diese Wirkstoffe derzeit jedoch nicht reglementiert. haben Bleichcremes in Staaten mit farbiger Bevölkerung. Bleichende Kosmetik mit dem Pigmentierungs- Die Wirkungsweise von Hydrochinon beruht auf einer Hemmung der enzymatischen Tyrosinoxidation zu DOPA, wirkstoff Hydrochinon wurde in den vergangenen Jah- der Vorstufe des Melanins. Die Wirkungsweise der ande- ren überwiegend in Afro-Shops in den Verkehr gebracht. Wegen schädlicher Nebenwirkungen, die bei längerfri- ren Bleichwirkstoffe ist z.T. noch nicht allgemein bekannt. Die hautbleichende Wirkung des Arbutins als Hydrochi- stiger und großflächiger Anwendung hydrochinonhaltiger Bleichcremes beobachtet worden waren, wurde die Ver- non-Monoglucosid aus den Bärentraubenblättern beruht möglicherweise auf einer Freisetzung des Hydrochinons wendung dieses Wirkstoffs in Hautbleichmitteln innerhalb im Hautmilieu. Bestrahlte kosmetische Mittel – Hennafarbe und Seesand-Mandelkleie Die Bestrahlung mit ionisierenden Strahlen wird bei kosmetischen Mitteln nur in geringem Umfang einge- in der Regel naturbelassen und daher mit Mikroorganismen belastet. Sporenbildner und Schimmelpilze sind setzt. Das Verfahren dient dazu, die Keimbelastung der häufige Kontaminanten in Hennapulver. Produkte zu reduzieren. Literaturangaben zufolge können beispielsweise Seesandmandelkleie, Hautcremes Wie die parallel zum Bestrahlungsnachweis durchgeführ- und Lidschatten (in Bestrahlungsdosen bis 10 kGy) sowie kosmetische Ausgangsstoffe bestahlt sein. Während die Bestrahlung bestimmter Lebensmittel innerhalb der Europäischen Union ausführlich geregelt ist, existieren für kosmetische Mittel oder deren Ausgangsstoffe auf nationaler und auf europäischer Ebene keine Rechtsnormen. ten mikrobiologischen Untersuchungen zeigten, waren 18 Hennaproben mikrobiell stark belastet. Bei diesen Proben war eine Bestrahlung nicht nachweisbar, während eine einzige Hennaprobe mikrobiologisch unauffällig war und gleichzeitig der Bestrahlungsnachweis positiv ausfiel. Die verkeimten Proben mussten beanstandet werden, weil beim Anrühren des feinen Pulvers im Haushalt mit Staubentwicklungen zu rechnen ist und die Ge- Der Schwerpunkt der Untersuchungen zum Nachweis der Bestrahlung kosmetischer Mittel wurde auf Hennapulver fahr der Inhalation von Schimmelsporen ein Allergisierungsrisiko für vorbelastete Verbraucher darstellt. zum Färben der Haare gelegt, da dieses Naturprodukt Da andere keimreduzierende Maßnahmen wie z.B. Heiß- häufig keimbelastet ist: Die pflanzliche Droge, die aus den Blättern des nordafrikanischen oder ostindischen dampfbehandlung oder chemische Behandlung womöglich das Färbevermögen der Hennablätter nachteilig be- Hennastrauches (Lawsonia inermis) gewonnen wird, ist einflussen, ist für die Industrie die Verwendung der Be- 61 62 Lebensmittelüberwachung BW Teil 2: Produktgruppen Kosmetische Mittel Jahresbericht 2001 strahlungstechnologie bei diesen Produkten mögli- Der Hersteller kosmetischer Mittel muss außerdem be- Natürliche Hennafarbe – mit synthetischem Farbstoff cherweise vorteilhaft. Bei einer weiteren Probe mit Naturbestandteilen (Seesand-Mandelkleie) konnte eben- denken, dass sein Produkt auch nach einer Bestrahlung den toxikologischen Sicherheitsansprüchen genügt. Ein Haarfärbemittel mit Henna wurde folgendermaßen permanenten, durch mehrere Haarwäschen entfernbaren falls ein positiver Bestrahlungsnachweis geführt werden. Auch diese Probe war erwartungsgemäß mikrobiologisch Werden die für Lebensmittel üblichen Bestrahlungsbedingungen verwendet, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit beworben: „Natürliches pflanzliches Färbemittel, das Haartönung. Mit der oben zitierten werblichen Aufma- unauffällig. Die Bestrahlung kosmetischer Mittel darf nicht dazu die- anzunehmen, dass von einem bestrahlten kosmetischen Mittel kein Gefährdungsrisiko für den Verbraucher aus- Henna belebt die Farben Ihres Haares oder bereichert es mit nuanzierten Reflexen…“. In dem Zutatenverzeichnis chung „natürliches pflanzliches Färbemittel“ werden insbesondere Verbraucher angesprochen, die auf natürliche Weitere Informa- nen, stark keimbelastete Produkte aufgrund mangelhaf- geht. wurden als Inhaltsstoffe aufgeführt: „Ingredients: Lawsonia inermis, Sodium picramate“. Wie sich aus die- Weise ihre Haare färben wollen und denen Henna als natürliches Haarfärbemittel seit langem bekannt ist. Auf- tionen zur Bestrahlung siehe ter hygienischer Bedingungen bei der Herstellung verkehrsfähig zu machen. Die Hersteller kosmetischer Mittel Sollte die Bestrahlung im Bereich kosmetischer Mittel zu einem häufiger verwendeten Konservierungsverfahren ser Inhaltsstoffdeklaration ergibt, ist neben dem Hennafarbstoff (Lawsonia inermis) auch der synthetische Haar- grund dieser Auslobung erwartet der Verbraucher jedoch auf keinen Fall zusätzlich die Anwesenheit eines synthe- Teil III „Spezielle Untersuchungs- müssen daher vor einer möglichen Bestrahlung dafür Sorge tragen, dass die Herstellungsbedingungen den hygie- werden, würde sich recht bald die Frage nach einem Regelungsbedarf unter Festlegung der spezifischen Be- farbstoff „Sodium picramate“ vorhanden. Dieser tischen Haarfarbstoffes. Die Werbeaussage wurde des- Farbstoff zieht auf das Haar auf und führt zu einer semi- halb als irreführend beurteilt. bereiche, Be- nischen Ansprüchen an solche Produkte genügen. Eine strahlungsbedingungen bzw. einer ausreichenden Ver- strahlung von Lebensmitteln und Auslobung wie z.B. „keimfrei“ wäre irreführend, wenn ein verkeimtes Produkt durch nachträgliche Bestrahlung braucherinformation stellen. Kosmetika“ Cellulitemittel – Kosmetika oder Arzneimittel? Bei Cellulitemitteln versprechen die Werbeaussagen häufig Wirkungen, die einem kosmetischen Mittel nicht zu- wieder verkehrsfähig gemacht würde. kommen. Beispielsweise fanden sich bei einem Celluli- Honigkosmetika – ohne Pestizid-Rückstände Aufgrund zahlreicher positiver Befunde von Rückständen Allerdings konnte nicht ausgeschlossen werden, dass die aus Pflanzenbehandlungsmitteln in Honig und Waben wurde anhand einiger Proben die Belastungssituation von Rezepturen nur unter Verwendung von Honigaroma hergestellt wurden. Honigkosmetik überprüft. In den Honigshampoos, -seifen und anderen kosmetischen Erzeugnissen mit Hinweis auf te-Gel eines französischen Herstellers die Aussagen: „Fettabbauendes Schlankheits-Gel... Mit ..-Gel schlanker werden: Fettabbauende Wirkung, ...- Gel enthält ... das Ihre Figur neu modelliert, indem es direkt auf die Fettzellen wirkt. Die pflanzlichen Extrakte aus grünem Tee, verstärkt durch den Efeu, begünstigen dank ihren entschlackenden und abschwellenden Eigenschaften den Honig waren keine Rückstände an Pflanzenbehandlungs- Wasserabfluß.“ Solch eine Wirkung kann jedoch mit einem kosmetischen mitteln nachweisbar. Mittel nicht erreicht werden. Vielmehr ist aufgrund die- Angepriesene Wirkstoffe – manchmal ohne Wirkung ser Werbeaussage das Produkt als Arzneimittel zu beurteilen. Laut gesetzlicher Definition sind kosmetische Zuweilen werden spezielle Wirkstoffe angepriesen, die in den kosmetischen Mitteln entweder nicht nachweis- gelobtes Kosmetikums ist eine Maske „aus 100 % Ananassaft“ („Diese Maske besteht aus reiner Frucht, ohne Mittel ausdrücklich keine Stoffe oder Zubereitungen aus Stoffen, die zur Beeinflussung der Körperformen bar oder nur in solch geringen Mengen enthalten sind, dass sie keinerlei kosmetische Wirksamkeit mehr auf- Zugabe von Wasser“). Die Aussagen erwecken den Eindruck, dass in dem Produkt nur reiner Ananassaft enthal- bestimmt sind. Solche Produkte gelten als Arzneimittel. weisen. Zu den besonders häufig ausgelobten Wirkstof- ten ist. Aus der Überprüfung der Produktunterlagen des fen zählen die Vitamine. Immer wieder werden Produkte mit dem deutlich hervorgehobenen Hinweis auf Vita- Herstellers ergab sich aber, dass neben Ananassaft auch synthetisches Ananasaroma und viele weitere synthe- mine in Verkehr gebracht, die nur Spuren oder keine nachweisbaren Gehalte an Vitaminen aufweisen. Das tisch hergestellte Inhaltsstoffe vorhanden waren. Bei einer Tagescreme wurde „Minze“ ausgelobt. Der nachfolgende Beispiel zeigt, dass mitunter mangelhafte Hersteller hatte in der Liste der Inhaltsstoffe Minze mit Kommunikation zwischen Lohnhersteller und Auftraggeber für solche Minderbefunde verantwortlich sein „Mentha piperita“ deklariert. Mentha piperita ist der botanische Name für „echtes Pfefferminzöl“; dieses äthe- können. Bei einem Produkt mit „Vitamin A-Aktiv Power Pearls“ („Diese goldenen Mikroperlen sind mit Vita- rische Öl weist laut Literatur als wertgebende Bestandteile die Terpene Menthol (50 bis 60 %) und Menthon (17 min A angereichert und werden durch die Pumpe feinst bis 20 %) auf. Der typische Geruch von Pfefferminzöl verteilt; der entstandene Wirkstoff kann sich sofort entfalten. Empfehlenswert gegen vorzeitige Hautalterung.“) stammt von dem hohen Anteil an Menthol. Wie die chemische Untersuchung ergab, waren Menthol und Ment- lag der analytisch ermittelte Gehalt dieses Vitamins unter der Bestimmungsgrenze von 0,01 %. Die Überprüfung hon in der Probe nicht nachweisbar. Dieser Befund wurde durch die sehr empfindliche sensorische Prüfung be- Eine Creme „zum Auftragen und Einmassieren“ im männlichen Genitalbereich“ enthielt 1 % Benzylnicoti- der Produktunterlagen ergab, dass bei der Herstellung stätigt. Es war kein Menthol-Geruch feststellbar. nat. Es handelt sich dabei um einen Stoff, der äußerlich des Produktes beim Lohnhersteller anstelle der mit Vitamin A angereicherten Mikroperlen Vitamin E-Mikroperlen eingesetzt wurden. Der Vertreiber war für die Kennzeichnung verantwortlich, ein Informationsaustausch fand nicht statt. Ein weiteres Beispiel eines als irreführend aus- Prickelnde Kosmetik aus der Erotik-Szene Exotisch-sinnlich duftende Massageöle und Körperlo- Die Aufmachung des Produktes und die Gebrauchsinfor- tionen, Sex-Schaumbäder und Gleitgele mit Benzylnicotinat als prickelndem Wirkstoff wurden auf ihre mikro- mation versprachen ausschließlich Wirkungen auf die Erektion, welche eine Einflussnahme auf Funktionen des biologische und chemische Beschaffenheit geprüft und hinsichtlich der beworbenen Zweckbestimmungen hin- Körpers darstellen und in den Arzneimittelbereich gehören. terfragt. Bei einer Lotion stimmten die Angaben zur Zusammensetzung in der Bestandteileliste nicht mit den Untersuchungsbefunden überein und ein Schaumbad enthielt den nicht zugelassenen violettroten Farbstoff mit der Colour-Index-Nummer 61710. zur Anregung der Blutzirkulation verwendet wird und häufig in Rheuma-Einreibungen enthalten ist. 63 64 Lebensmittelüberwachung BW Teil 2: Produktgruppen Kosmetika auf Messen und Märkten – nicht ohne Beanstandungen Kosmetische Mittel Jahresbericht 2001 Mikroben in Kosmetika? – Keine gesundheitsschädlichen Mikroorganismen gefunden Auf Messen und Märkten wurden dekorative Kosmeti- wendet würden und diese natürlichen Öle im Balsam ein- Rechtliche Regelungen, in denen Grenzwerte für die Der Befund wies aber darauf hin, dass bei der Herstel- ka, insbesondere Make-up-Puder und Camouflage (französisches Wort für „Tarnung“, stark färbende Produk- gearbeitet worden seien. Aussagen wie „belebende und stimulierende Wirkung bei Müdigkeit und Erschöpfung“ Gesamtkeimzahl von kosmetischen Mitteln festgelegt sind, gibt es derzeit noch nicht. lung die Anforderungen der „Guten Herstellungspraxis“ nicht ausreichend Beachtung gefunden haben. te zur Überdeckung optisch störender Hautveränderungen) angetroffen, bei denen die Angaben zur Zusam- beziehen sich nicht auf die Hautpflege oder auf die Vermittlung von Geruchseindrücken, sondern beinhalten eine Nach allgemeiner Auffassung müssen kosmetische Mittel nicht steril sein. Sofern jedoch Keime vorhan- Stark belastet waren insbesondere Pflanzenhaarfarben mensetzung in den Bestandteilelisten nicht mit den Untersuchungsbefunden übereinstimmten. Außerdem Verbesserung des körperlichen Befindens, u.U. sogar eine Verbesserung des körperlichen Leistungsvermö- den sind, muß ein Hersteller durch absichernde Maßnahmen gewährleisten, daß sich die vorhande- fehlten obligatorische Kennzeichnungsmerkmale, wie gens. Deshalb werden Verbraucher diesen Balsam auch nen Keime nicht vermehren. Das kann z. B. mit Hilfe z.B. die Chargenkennzeichnung. In farbigen Prospekten waren viele dieser Produkte mit handelsüblicher Zusam- überwiegend zu anderen als kosmetischen Zwecken verwenden, so dass er nicht als kosmetisches Mittel ange- eines Konservierungsbelastungstests geprüft werden. Aufgrund der Verpflichtung gemäß § 5c Abs.1 mensetzung als „Naturkosmetik“ und „frei von Tierversuchen“ beworben. Die Rezeptur genügte jedoch sehen werden konnte. Kosmetik-Verordnung, nach „Guter Herstellungspraxis“ (GMP) zu produzieren, müssen kosmetische z.B. Hennapulver, mit Gesamtkeimzahlen, die im Bereich von 105 KbE pro Gramm lagen. Es handelte sich bei den Keimen überwiegend um aerobe Sporenbildner, die aber auch mit Schimmelpilzkeimen in der Größenordnung von 104 durchmischt waren. Bei der Beurteilung wurden sowohl das besondere Material, die Herkunft als auch Art und Weise, wie Pflanzenhaarfarben angewendet werden, berücksichtigt. nicht der Definition des Begriffs „Naturkosmetik“, da Be- Mittel auch in mikrobiologischer Hinsicht für den standteile enthalten waren, die im Kosmetikrecht reglementiert sind. Voraussetzung für die Schaffung solcher Verbraucher sicher sein. Pflanzliche Rohstoffe sind in der Regel naturbelassen und mit Mikroorganismen belastet, weil keimreduzierende Im Jahr 2001 wurden insgesamt 395 kosmetische Mittel Maßnahmen womöglich das Färbevermögen der Aus- mikrobiologisch untersucht und dabei in 24 Fällen Keime festgestellt. Spezifisch pathogene Keime wie Pseudo- gangsrohstoffe verändern. Sporenbildner und Schimmelpilze sind häufige Kontaminanten. Gesamtkeimzahlen, monas aeruginosa, Staphylococcus aureus, Escherichia coli und Hefen konnten bei den keimbelasteten Proben die über die empfohlenen 1000 KbE pro Gramm hinausgehen, sind deshalb bei naturbelassenen pflanzlichen Ma- ausgeschlossen werden. Eine Beurteilung der Proben als terialien nicht ungewöhnlich. gesundheitsschädlich im Sinne von § 24 LMBG war deshalb nicht erforderlich. Bei Keimbefunden wurde der Le- Nach den beigelegten Erläuterungen und Gebrauchsanleitungen sollten die Pflanzenhaarfarben etwa wie folgt bensmittelüberwachungsbehörde empfohlen, die Hersteller auf die Pflicht zur Eigenkontrolle hinzuweisen. angewendet werden: Eine bestimmte Menge (50 oder 100 g) an Pflanzenpulver, abgestimmt auf die Haarlänge, Normen sind aber Tierversuche. Auch der Begriff „antiallergisch“ wurde in der Werbung unzulässigerweise verwendet. Eine solche Funktion kommt ausschließlich Arzneimitteln zu. Im Zusammenhang mit Allergien erwarten Verbraucher im Allgemeinen bei Hinweisen wie „allergiegetestet“ eine bessere Hautverträglichkeit und keine Reduzierung von Allergierisiken. Das Problem solcher plakativer Aussagen liegt darin, dass bei Verbrauchern der irreführende Eindruck entstehen kann, dass Kosmetik ohne solche Auslobung weniger hautverträglich sei. Auf Messen und Märkten finden sich auch immer wieder Produkte aus dem Grenzbereich zwischen kosmetischen Mitteln und Arzneimitteln. So wurde etwa ein Balsam zur „kosmetischen Einreibung mit vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten“ angetroffen. In den Werbeaussagen wurde darauf verwiesen, dass die ätherischen Öle von Thymian, Rosmarin, Eukalyptus und Pfefferminze wegen ihrer belebenden und stimulierenden Wirkung insbesondere auch bei Müdigkeit und Erschöpfung ver- wird mit kochendem Wasser zu einer cremigen Farbpaste Auffällige Befunde In einem Duschgel mit >1000 KbE pro g wurden Enterobakterien der Gattung Klebsiella und Providencia festgestellt, die als fakultativ pathogene Keime angesehen werden können. Das Risiko einer Infektion mit diesen Keimen wurde im vorliegenden Fall als gering eingeschätzt, weil Duschgele bestimmungsgemäß nach kurzer Kontaktzeit vom Körper abgespült und nicht länger auf der Haut verbleiben und das Produkt nicht speziell für die Baby- und Kleinkindpflege vorgesehen war. angerührt und warm auf das handtuchtrockene Haar aufgetragen. Die dickflüssige Masse verbleibt je nach vorgeschlagener Einwirkungszeit zwischen 5 und 90 Minuten auf dem Haar und wird dann gründlich ausgespült. Bei vorschriftsmäßiger Anwendung wurden gesundheitliche Risiken für Anwender bei den hier festgestellten mikrobiologischen Befunden nicht gesehen. Es fiel jedoch auf, dass die fein gepulverten Produkte stark stäubten. Nach Gebrauchsanleitung werden die Produkte vor dem Anrühren zur dickflüssigen Masse aus einer Tüte in eine Schale gegeben, wobei das Stäuben nicht verhindert werden kann. Stäube mit aeroben Sporenbildnern und Schim- Nach Empfehlungen zur mikrobiologischen Qualität von kosmetischen Mitteln, z. B. vom Scientific Committee on Cosmetic Products and Non-Food Products for Consumer (SCCNFP), dem Beratungsorgan der Europäischen Kommission in Brüssel, und vom Deutschen Arzneibuch, sind an Babyprodukte und an Kosmetik für melpilzen dürfen von Personen, die unter einer Schimmelpilzallergie leiden, nicht eingeatmet werden, da sie allergische Symptome auslösen können. Es wurde daher ein diesbezüglicher Hinweis in der Gebrauchsanweisung für notwendig gehalten. Sheabutter von der Elfenbeinküste wurde mit der Frage den Augen- und Schleimhautbereich besondere Anfor- nach Einfuhrfähigkeit als kosmetischer Rohstoff vor- derungen zu stellen. So wurde für die aerobe Gesamtkeimzahl von Produkten, die für Kinder unter 3 Jahren gelegt. Aufgrund der sinnfälligen Beschaffenheit und des hohen Gehaltes an aeroben mesophilen Keimen oder für den Augen- und Schleimhautbereich bestimmt sind, eine Grenzkonzentration von max. 102 koloniebil- (>107 KbE / g) wurde die unansehnliche, fettige Masse für die kosmetische Verwendung ohne vorangehende keim- dende Einheiten (KbE) pro g oder ml vorgeschlagen, für reduzierende Reinigungsmassnahmen als nicht geeignet die übrigen Produktgruppen eine Konzentration von max. 103 KbE pro g oder ml. beurteilt. 65 66 Lebensmittelüberwachung BW 68 Projekte und besondere Auffälligkeiten 71 Gegenstände mit Körperkontakt 72 Reinigungs- und Pflegemittel 74 Materialien mit Lebensmittelkontakt 77 Spielwaren und Scherzartikel Jahresbericht 2001 Produktgruppe Bedarfsgegenstände 67 68 Lebensmittelüberwachung BW Teil 2: Produktgruppen Bedarfsgegenstände Projekte und besondere Auffälligkeiten im Jahre 2001 Bedarfsgegenstände werden weltweit hergestellt und gehandelt. Erzeugnisse, die in Deutschland in den Verkehr gebracht werden, müssen unabhängig vom Herkunftsland deutschem Recht entsprechen. Nationale Rechtsregelungen über Schadstoffe in Bedarfsgegenständen Bedarfsgegenstände Man kann grundsätzlich zwischen stenz auslaufen konnte. Die Unter- zwei Arten dieser Produkte unterscheiden: suchung der geruchlich an Mineralöl erinnernden Flüssigkeiten ergab, 1. ungefährliche Gegenstände, die eine einheitliche Flüssigkeit (in der Regel: Wasser) enthalten und 2. gefährliche Erzeugnisse, bei denen beeinflussen folglich sowohl die Herstellungsbedingungen im Inland als auch Herstellungsverfahren anderer Länder, die ihre Waren in die der flüssige Inhalt aus zwei nicht miteinander mischbaren Flüssig- Bundesrepublik exportieren wollen. keiten besteht. Neu: Broschüre „Sichere Kosmeti- Nicht zuletzt mit diesem Hintergrund haben die in der Bedarfsgegenständeüberwachung tätigen Sachverständigen des Landes Baden-Württemberg ka und Bedarfsgegenstände“ als mit großem Engagement eine Informationsbroschüre ausgearbeitet, die dazu beitragen soll, diese Erzeugnisse näher kennen zu lernen. Die Broschü- Druckschrift und re kann kostenlos beim Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum an- im Internet verfügbar gefordert oder unter folgendem Link aus dem Internet abgerufen werden: Jahresbericht 2001 dass diese sich mit Gehalten von 27 bis 100 % aus aliphatischen und/oder alicyclischen Kohlenwasserstoffen zusammensetzten. Sie wiesen durchweg niedrige Viskositäten und Oberflächenspannungen auf. Flüssige Stoffe und Zubereitungen Letztere waren insbesondere bei mit diesen Merkmalen müssen aufgrund der Regelungen im Chemikali- mechanischer Beanspruchung nicht stabil: entweder wurden die Kunst- enrecht mit dem Hinweis „R65“ „Gesundheitsschädlich: kann beim stoffwandungen beim Falltest be- Verschlucken Gesundheitsschäden schädigt oder die kleinen Verschlussstopfen aus Kunststoff waren leicht hervorrufen“ gekennzeichnet sein. Die Proben wurden beanstandet und zu entfernen, so dass der flüssige Inhalt mit öliger, schmieriger Konsi- die für die Überwachung zuständigen Behörden informiert. Abb.: Seifenspender http://www.untersuchungsaemter-bw.de/pdf/broschuere_kosmetika_bedarf.pdf Chemikalienrechtlich sind flüssige Stoffe und Zubereitungen mit „R 65“ zu kennzeichnen, wenn folgende Voraussetzungen erfüllt sind: EUROCAD-Europaprojekt Gehalt an aliphatischen, alicyclischen und / oder aromatischen Kohlenwasserstoffen in einer Gesamtkonzentration ≥ 10 % Wie schon in den vergangenen Jahren, wurde auch im Jahr 2001 ein gemeinsames Projekt in Zusammenarbeit formularen. Die entsprechenden Proben (= 51 Bedarfsgegenstände aus Kunststoff, u.a. Gummistiefel, Regen- kinematische Viskosität Oberflächenspannung < 7 x 10-6 m2 / sec < 33 mN / m mit den Gewerbeaufsichtsämtern durchgeführt: Baden- mäntel, Spielwaren, Trinkbecher) wurden auf ihren Cad- Württemberg beteiligte sich unter Federführung der Landesanstalt für Umweltschutz an dem EUROCAD-Euro- miumgehalt im Material geprüft. Bei mehrfarbigen Produkten wurden die einzelnen Farbteile getrennt un- Wie schon im Jahresbericht 2000 dargestellt, hat sich die Zusammen- Die ermittelten physikalischen Kennzahlen wie Oberflächenspannung (28 paprojekt zur Cadmium-Richtlinie 91/ 338 / EWG. Ziel war es, die Herstellung und Einfuhr cadmiumhaltiger Produk- tersucht. Das Ergebnis war erfreulich: nur bei 3 Proben lag der Cadmiumgehalt über dem in der Chemikalienver- setzung von Lampenölen geändert und die Industrie hat auf Basis von bis 31 mN / m) und Viskosität (2,5 bis 4,5x10-6 m2 / s) lagen außerdem in te zu kontrollieren und die Einhaltung der Vorschriften zu prüfen. Die Kontrolle und Probenahme erfolgte auf der botsverordnung festgelegten Grenzwert von 0,01%. Fettsäuremethylestern Ersatzprodukte für die bisher eingesetzten, dünn- der gleichen Größenordnung, wie sie die ursprünglichen Lampenöle auf- flüssigen Kohlenwasserstoffgemi- wiesen. Die Untersuchungsergebnis- sche entwickelt. Erstere waren als Rapsöl und / oder Pflanzenölfettsäu- se wurden an das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz remethylester auf den Produkten angegeben, obwohl analytisch lediglich und Veterinärmedizin (BgVV) weitergeleitet, das zur Zeit eine Bewertung Anteile dieser deklarierten Stoffe ge- erarbeitet, inwieweit die chemische funden werden konnten. Die Zusammensetzung der neuen Lampenölge- Beschaffenheit der neuen Lampenöle zu gesundheitlichen Risiken beim neration war deshalb Thema eines weiteren Untersuchungsprojektes im Einatmen und Verschlucken (Aspiration) beiträgt. Jahr 2001: Demnach sind die bisher Beanstandet bzw. bemängelt wur- Doppelwandige Trink-, Zahnputzbecher, Schlüsselan- unbekannten Inhaltsstoffe identifiziert. Es handelt sich um Fettsäuree- den 5 von 33 Lampenölen, wegen Nichteinhaltung der Anforderungen hänger sowie Badeaccessoires (z.B. Seifenschalen, spender) aus Kunststoff stehen seit Mitte des Jahres ster, hergestellt aus Kokos- und / oder Palmkernöl. Die Deklaration „aus des Gefahrstoffrechtes oder ungeeigneter Verpackung. Überprüft wur- 2001 unter besonderer Beobachtung durch die amtliche Rapsöl bzw. enthält Pflanzenöl- den auch – soweit sie im Handel auf- Überwachung: Es handelt sich um Erzeugnisse, die so aufgemacht sind, dass durch ihr Innenleben, d.h., die da- fettsäuremethylester“ war deshalb bei den o.a. Proben nicht korrekt. gefunden wurden - Lampenöle, die bereits abgefüllt in Lampen verkauft Basis von Risikolisten und EU-einheitlichen Erhebungs Gefährliche flüssige Inhaltsstoffe Im Internet wurden durch eine Firma für Computerbe- Stoffmischung, wie sie in den Knicklichtern enthalten war, darf sogenannte „Horror-Lights“ angeboten. Derartige Produkte finden z.B. im Angelsport Verwendung und die- als Zubereitung gesundheitsschädliche sowie reizende Eigenschaften. Für derartige Produkte gelten neben den nen dort als Fischköder mit Lichtreiz. Es handelt sich um lebensmittelrechtlichen Regelungen außerdem die Vor- kleine Schlauchteile aus Kunststoff, in deren Innern eine Glaskapillare eingezogen ist. Inneres (=Volumen der Glas- schriften des Chemikalienrechtes, das insbesondere eine detaillierte Kennzeichnung vorsieht. Das zuständige kapillare) und äußeres Volumen des Kunststoffteiles sind mit Flüssigkeiten befüllt, die durch Brechen der Glaska- Gewerbeaufsichtsamt wurde darüber informiert. pillare zur Mischung gebracht werden und dann miteinander eine chemische Reaktion eingehen. Der flüssige Inhalt beginnt dann zu leuchten. Eine Mischung aus Dimethyl- und Dibutylphthalat konnte analytisch nachgewiesen werden. Diese Stoffe werden im Allgemeinen in der Kunststoffindustrie als Weichmacher eingesetzt und besitzen als Stoffe gesundheitliche Relevanz. Entgegen den verharmlosenden Angaben auf der Verpackung dieser Knicklichter („Inhaltsstoffe ungiftig“) besitzt auch die rin enthaltene, frei bewegliche Flüssigkeit, sowie die kleinen Kunststofffigürchen ganz besonders Kinder angesprochen werden. 69 wurden. Abb.: Duftlampe 70 Lebensmittelüberwachung BW Teil 2: Produktgruppen Zahl der untersuchten Proben Verwendung verbotener Azofarbstoffe Gesamt 15 (= 5,6%) Chlorierte Phenole (PCP, TeCP, TriCP) und andere antimikrobiell Bakterien auf der menschlichen Haut und Enzyme im Organismus können Fingerfarbensortimente* Fingerpuppen* 18 16 wirksame Substanzen in Textilien und Leder aus bestimmten Azofarbstoffen krebserzeugende Amine freisetzen. Kuscheltiere* Arm- bzw. Knieschützer 11 17 Leder-Halbfertigerzeugnisse und auch bestimmte Textilhilfsmittel werden zum Schutz vor mikrobiellem Verderb Aus diesem Grund sind diese Azo- Nikolaussack / Adventskalender zum Befüllen mit Lebensmitteln farbstoffe als krebserzeugend eingestuft und dürfen bei bestimmten Er- 2 mit antimikrobiell wirksamen Substanzen behandelt. Die 2 ** Wirkstoffe töten Mikroorganismen ab und sind leider in höheren Konzentrationen auch für Menschen nicht unbe- Bekleidung (Textil / Leder) zeugnissen nicht verwendet werden. Wie schon in den vergangenen Jah- Unterwäsche, Reizwäsche Badebekleidung 77 11 5 ren wurde dieses Verwendungsver- Oberbekleidung, Accessoires Kissenbezüge sowie Meterware 76 41 8 *** bot überprüft. Jahresbericht 2001 Bedarfsgegenstände mit Körperkontakt und zur Körperpflege Auffällige Proben 269 Bedarfsgegenstände mit Körperkontakt denklich. Folgende Ergebnisse wurden ermittelt: Probenart Wirkstoff Prüfergebnis von / bis-Gehalte (mg / kg) (Textil) Lederbekleidung * Das Verwendungsverbot gilt nicht für Spielzeug; Untersuchungen wurden im Vorfeld einer Rechtsregelung durchgeführt. ** Die entsprechend bedruckten bzw. gefärbten Bereiche eines kleinen Nikolaussackes und eines Adventskalenders setzten 1300 mg / kg Benzidin bzw. 670 mg / kg 3,3’-Dimethylbenzidin frei. Das o.a. Verwendungsverbot für bestimmte Azofarbstoffe gilt nicht explizit für die Herstellung von Lebensmittelbedarfsgegenständen. Die Gegenstände konnten daher vor dem Hintergrund des Rechts nur bemängelt, ein Herstellungs- oder Verkehrsverbot für diese Gegenstände jedoch nicht ausgesprochen werden. *** Der Anteil von Bekleidung, bei dem krebserzeugende Azofarbstoffe verwendet wurden, ist mit 7,9 % noch immer relativ hoch. Den höchsten Wert für abspaltbare Amine zeigte ein Lederhandschuh, der neben 3000 mg / kg Dimethylbenzidin außerdem noch 320 mg / kg Benzidin und 730 mg / kg Dimethoxybenzidin freisetzte. Flüchtige Stoffe Bei stark riechenden Materialien ergab die Untersu- Pentachlorphenol (PCP) Tetrachlorphenol (TeCP) <0,1 <0,1 56 Trichlorphenol (TriCP) 4-Chlor-m-kresol <0,1 2,0 48 88 o-Phenylphenol körpernahe Textilien 2-(Thiocyanomethylthio)benzothiazol (TCMTB) PCP Kissen o-Phenylphenol 0,5 100 <1,0 <0,1 280 12 0,5 2 PCP wurde nur noch bei einer Probe mit mehr als 5 mg/kg Die Verwendung von 4-Chlor-m-kresol und o-Phenylphe- (rechtliche Höchstmenge) ermittelt. Offensichtlich werden Ersatzstoffe wie z.B. TeCP, TriCP und TCMTB verwendet, nol ist bei der Herstellung anderer körpernah zu gebrauchender Erzeugnisse - z. B. kosmetischer Mittel - aus- für die es keine rechtlich festgesetzten Höchstmengen gibt. drücklich erlaubt. chung auf flüchtige Stoffe immer wieder Grund für eine Beanstandung. Wie auch in den Vorjahren waren vor allem Kunststoffe aus Weich-PVC auffällig, aber auch Er- Allergieauslösende Substanzen zeugnisse aus Gummi. Die geruchsaktiven Stoffe konnten wie folgt identifiziert werden: (Nickel, sensibilisierende Dispersionsfarbstoffe, Formaldehyd, Chrom-(VI)-Verbindungen) Stoffbezeichnung Nickel Ergebnisse in mg / kg Kunststoffmaterial in den Proben (Lfd. Nr.) 5 6 9 10 11 ben dürfen. Ein goldfarbener „italienischer Designerring“ mit weis- se gelten. Ein Vertreiber von Nähnadeln hat außerdem vorgebracht, dass man „in dieser Preisklasse“ keine bes- sem Stein wurde mit der rechtlich nicht definierten An- sere Qualität erwarten könne und Personen, die beruflich häufigen Nadelkontakt haben, Nadeln höherer Qualitätsstufe kaufen würden. 16 17 substituierte Benzole Dichlorbenzol 18 1 Cyclohexanon Benzophenon 5 16 190 Isophoron 18 42 gabe „Allergikerschmuck“ in den Verkehr gebracht. Die o.a. Anforderung bezüglich der Nickelabgabe wurde auch 17 8 von der Probe eingehalten. Da diese jedoch für alle nickelhaltigen Gegenstände gilt, wurde der Hersteller aufge- 16 6 47 121 9 8 13 60 63 18 81 16 4 12 die stofflichen Anforderungen des Lebensmittel-und Bedarfsgegenständegesetzes auch für derartige Erzeugnis- Ethylbenzol 28 8 genstände, die auf der Haut getragen bzw. längere Zeit mit der Haut in Berührung kommen, kein Nickel abgege- Styrol 70 22 7 chen jedoch deutlich, dass diesen nicht bewusst ist, dass 2 55 Toluol Ethylhexanol 4 Die Stellungnahmen der verantwortlichen Hersteller ma- Allergien. Der Gesetzgeber hat daher festgelegt, dass Ge- 1 46 Xylole Phenol 3 Nickel gilt als häufigste Ursache für die Auslösung von 5 230 158 128 11 20 65 32 161 13 fordert, auf die irreführende Auslobung „Allergiker51 schmuck“ zu verzichten. Während Metallfassungen von Sonnenbrillen, Metallknöpfe, Trillerpfeifen und Mundstücke für Musikinstrumente ausnahmslos den rechtlichen Anforderungen entsprachen, zeigte sich bei der Prüfung von Haarspangen und Ketten ein deutlich positiver Nickelnachweis. Auch Häkel- Strick- und Nähnadeln lieferten auffällige Befunde und wurden beanstandet. 71 72 Lebensmittelüberwachung BW Teil 2: Produktgruppen Sensibilisierende Dispersionsfarbstoffe Reinigungs- und Pflegemittel Jahresbericht 2001 Antibakterielle Reinigungsmittel Dispersionsfarbstoffe wurden insbesondere zum Färben Wie die Untersuchungen ergeben haben, werden Unter- In nahezu allen Bereichen des Wa- Allergien sowie Krankheitsresisten- von Polyesterfasern entwickelt. Sie können jedoch auch wäsche, Strumpfware, Handschuhe, Oberbekleidung, schens, Reinigens und Pflegens wer- zen Vorschub geleistet wird und der häufig kationische Tenside (z.B. qua- zum Färben anderer Faserarten verwendet werden. körpernah zu gebrauchende Faschingsware und andere Accessoires nach wie vor mit derartig sensibilisie- den Mittel mit bioziden Wirkungen angepriesen und dem Verbraucher vorsorgende Gesundheitsschutz außer Acht gelassen wird. ternäre Ammoniumverbindungen wie Didecyldimethylammoniumchlo- renden Dispersionsfarbstoffen eingefärbt, die sich nach Prüfung mit alkalischer Schweißtestlösung (nach DIN dadurch der Eindruck vermittelt, dass man ohne diese Mittel nicht aus- Tenside in hoher Konzentration rid, Benzalkoniumchlorid) als biozide Wirkstoffe eingesetzt. Die quater- 54020) aus den textilen Materialien z.T. auch herauslösen. Knapp 17 % der untersuchten Proben waren auffällig. kommt, um eine ausreichende Hygiene zu gewährleisten. Da in den Bestimmte Dispersionsfarbstoffe, z.B. C.I. Disperse Blue 1 C.I. Disperse Blue 35 C.I. Disperse Blue 106 C.I. Disperse Yellow 3 C.I. Disperse Blue 124 C.I. Disperse Orange 3 vergangenen Jahren die so beworbe- C.I. Disperse Orange 37 / 76 C.I. Disperse Red 1 wirken bei Hautkontakt nachweislich sensibilisierend nen, antibakteriell wirksamen Waschund Reinigungsmittel immer mehr und sollten deshalb grundsätzlich aus Gründen des vorbeugenden gesundheitlichen Verbraucherschutzes den Markt erobert haben, wurden im Jahr 2001 u.a. Desinfektionsreiniger, nicht zum Färben körpernah getragener Textilien ver- Wäschedesinfektionsmittel und Rei- wendet werden. nigungsmittel mit Auslobungen wie z.B. „antibakteriell“ genauer unter Diese Ansicht vertritt auch der Arbeitskreis „Gesundheitliche Bewertung von Textilhilfsmitteln und -farbmitteln“ die Lupe genommen. Dabei kann man grundsätzlich unterscheiden des BgVV. zwischen 1. Produkten, die eine Reduzierung der Bakterien von 99,9 % versprechen oder einfach nur auf antibakterielle Wirkung hinweisen, ohne Formaldehyd, Chrom-(VI)-Verbindungen sich in ihrer Zusammensetzung von vergleichbaren Produkten zu Die Qualität von Textilien in Bezug auf Formaldehyd ist erfreulich gut. Der für Formaldehyd festgelegte Kenn- Leder kann herstellungsbedingt sensibilisierend wirkende Chrom-(VI)-Verbindungen enthalten, deren Abgabe zeichnungsgrenzwert von 1500 mg / kg wurde nicht nur nach dem international anerkannten Stand der Technik un- eingehalten, sondern auch deutlich unterschritten: die Formaldehydabgabe lag bei allen untersuchten Proben ter einem Wert von 3 mg / kg liegen muss. Die Überprüfung der Chrom(VI)-Abgabe aus Ledererzeugnissen nach 2. Produkten mit antibakteriellen Wirkstoffen unter 500 mg / kg und damit unterhalb der Schwelle, bei der bei sensibilisierten Personen Beschwerden auftreten EN 420 ergab tatsächlich keine Überschreitung dieses Wertes. können. Reinigungs- und Pflegemittel sowie sonstige Haushaltschemikalien Im Haushalt werden heute viele chemische Erzeugnisse – z. B. zur Reinigung und Pflege oder Raumluftbeduftung - verwendet, die auch tatsächlich fehlten bei insgesamt 24 Proben diese Hinweise. Weitere Er- gefährliche Inhaltsstoffe enthalten können. Die Chemischen- und Vete- mittlungen ergaben, dass teilweise rinäruntersuchungsämter überprüfen, ob von diesen Produkten eine Gefahr für die Gesundheit des Verbrauchers ausgeht, wobei besonders diesbezügliche Informationen zwar vom Hersteller bzw. Importeur, je- die Schutzbedürftigkeit der Kinder im Vordergrund steht. Wasch- und Reinigungsmittel werden auch auf umweltgefährdende Stoffe unter- doch nicht vom Händler weitergege- sucht. Duftöle zur Wohnraumaromatisierung ben wurden. unterscheiden sowie werden z.B. in Geschirrspülmitteln eingesetzt. Erst beim genauen Lesen stellt der Verbraucher fest, dass sich die Aussage „antibakteriell“ auf die Anwendung des unverdünnten Mittels bezieht: hier wird empfohlen, Spüllappen und Bürste vor deren Aufbewahrung mit Spülmittel zu tränken. Diese Empfehlung ist zwar verkaufsfördernd, führt aber zu einem hohen Tensideintrag in die Umwelt. Diese Aufmachungen sind geeignet, den Verbraucher zu täuschen. Reiniger auf der Basis Natriumhypochlorit haben desinfizierende und bleichende Wirkungen. Die Gefahr bei der Anwendung dieser Mittel liegt darin, dass hochgiftiges Chlor freigesetzt wird, wenn gleichzeitig saure Reiniger, z.B. Essigreiniger, verwendet werden. Die in Deutschland auf dem Markt befindlichen Pro- In Desinfektionsreinigern werden nären Ammoniumverbindungen sind als gefährliche Stoffe eingestuft und müssen in Zubereitungen mit mehr als 5 % mit dem Gefahrensymbol Xi als „reizend“ und mit einem zusätzlichen Warnhinweis „reizt die Augen und die Haut“ gekennzeichnet sein. Die untersuchten Proben enthielten quaternäre Ammoniumverbindungen knapp unter 5%, so dass keine Gefahrenkennzeichnung notwendig war. Von den Desinfektionsreinigern grundsätzlich zu unterscheiden, sind die Desinfektionsmittel. Während bei ersteren die reinigende Wirkung im Vordergrund steht, dienen letztere ausschließlich der Desinfektion, d.h., der Abtötung von Krankheitserregern. Diese Mittel sind Arzneimittel und Die Laboruntersuchungen ergaben, dukte erfüllten fast alle die Anforderungen an Kennzeichnung und Ver- unterliegen den Vorschriften des Arzneimittelgesetzes. Zwar ist davon dass von den überprüften Produkten packung. Vereinzelte Probleme gibt auszugehen, dass die Anforderungen zwar keine konkreten Gesundheitsgefahren ausgehen, allerdings äu- es aber immer noch bei Produkten, die in italienischen oder türkischen des Arzneimittelgesetzes an derartige Produkte den Verbraucher vor kon- ßern die Sachverständigen hinsichtlich der inflationären Anwendung von Läden angeboten und aus den jeweiligen Ländern direkt importiert wor- kreten Gesundheitsgefahren schützen, doch haben die Sachverständi- antibakteriellen Wirkstoffen grund- den waren. Hier war die Kennzeich- gen besondere Bedenken, wenn sie sätzliche Bedenken und befürchten, dass dadurch der Ausbildung neuer nung oft nicht in deutscher Sprache ausgeführt. im Supermarkt direkt neben den üblichen Wasch- und Reinigungsmitteln Als biozide Wirkstoffe konnten folgende Stoffgruppen festgestellt werden: • Tenside in hoher Konzentration (15 – 30%) Nach Auffassung der Sachverständigen sind diese Produkte aufgrund • kationische Tenside: z.B. Alkyltrimethylammoniumbromid, quarternäre Ammoniumverbindungen wie Didecyldimethylammoniumchlorid, Benzalkoniumchlorid oder N-(3-aminopropyl)dodecylamin der o.a. Sicherheitsrisiken insbeson- • chlorabspaltende Verbindungen: Natriumhypochlorit Seit einigen Jahren ist die Wohnraumaromatisierung mit ätherischen flächenspannungen auf, so dass auch hier eine der möglichen Gefahren das dere zum Schutz der Kinder auch unbedingt mit einem kindersicheren • sauerstoffabspaltende Verbindungen: Wasserstoffperoxid • Alkohole: Ethanol, Isopropanol Ölen, z.B. Orangenöl, Citrusöl, Lavendelöl, in Mode gekommen und Aspirationsrisiko darstellt. Bei 35 Proben Duftölen von Weihnachtsmärk- Verschluss auszustatten. Letzterer ist ab August 2002 für alle flüssigen • organische Säuren: Ameisensäure, Citronensäure, Amidosulfonsäure, Milchsäure • Konservierungsstoffe: Glutaraldehyd, Isothiazolinone weit verbreitet. Das vielfältige Ange- ten wurden u.a. überprüft, ob der Ver- Stoffe und Zubereitungen, die für je- • Limonen, Citrusterpene bot verdeutlicht diesen Trend. Ähnlich wie Lampenöle weisen auch Duftöle braucher ausreichend über die möglichen Gefahren bei der Anwendung dermann erhältlich sind und die eine Gefahr für die Atemwege darstellen, • Etherische Öle aus Salbei, Lavendel und Thymian • Glykolether niedrige Viskositäten und Ober- dieser Produkte informiert wird: gesetzlich vorgeschrieben. 73 74 Lebensmittelüberwachung BW Teil 2: Produktgruppen Bedarfsgegenstände mit Lebensmittelkontakt Jahresbericht 2001 angeboten werden. Der Verbraucher Wäsche. Laboruntersuchungen an dass die Kleidung von Kleinkindern Jede der insgesamt 7 Proben war kann nicht mehr erkennen, dass die Anwendung von Desinfektionsmit- Baumwollstoffen, die mit dem desinfizierenden Wirkstoff Benzalkoni- in bester Absicht der Eltern oft besonders „hygienisch“ behandelt wird sensorisch einwandfrei. Dies deckt sich mit dem chemischen Befund: im teln nur dann notwendig wird, wenn Krankheiten oder andere besondere umchlorid „hygienisch gespült“ wurden, ergaben, dass dieser Wirkstoff und gerade bei Kindern die Allergierate bekanntermaßen besonders Migrat waren keine Amine nachweisbar. Umstände derartige hygienische Maßnahmen erforderlich machen. durch Schweißsimulanz herausgelöst wird (0,3 bis 0,4 mg / dm2) und da- stark zunimmt. Für 2002 wird die Umsetzung einer Vielmehr werden Desinfektionsmittel durch auf die Haut übergeht. Benzal- EU-Richtlinie in nationales Recht er- Auch im Jahr 2001 wurden 8 Proben oft aufgrund ihrer Werbeaussagen für die regelmäßige Anwendung emp- koniumchlorid ist nach der „Blauen Liste“ für Inhaltsstoffe von kosmeti- wartet. Darin wird eine einheitliche Verfahrensweise für Produkte fest- Konservendosen auf den Lackbestandteil BADGE einschließlich Hy- fohlen, z.B. „Desinfektionstücher für zuhause und unterwegs“ sowie so- schen Mitteln als Stoff charakterisiert, bei dem allergische Reaktionen gelegt, die biozid wirkende Stoffe enthalten. Demnach müssen diese drolyse- bzw. Reaktionsprodukte untersucht: die festgestellten Migra- genannte „Hygienespüler“ für die vorkommen können. Auch nach einer angemeldet und deren Wirkungen tionen lagen jedoch deutlich unter regelmäßige Anwendung für die gesamte Bekleidung und besonders für Bewertung des BgVV ist der Stoff in die Kategorie eingestuft, für die es nachgewiesen werden. Diese Meldepflicht gilt dann sowohl für biozid- dem für Kunststoffe festgelegten Migrationslimit von 1 mg / kg Prüfle- Baby- und Kinderwäsche. Im Alltagsgebrauch wird der Begriff Hygiene begründete Hinweise auf eine kontaktallergene Wirkung gibt. Ob die im haltige Bedarfsgegenstände als auch für Arzneimittel. bensmittel. gleichgesetzt mit gründlicher Sauber- Labor festgestellte Wirkstoff-Abga- keit. Angewendet werden Hygienespüler wie Weichspüler, d.h., die Mit- bemenge in der Praxis auch wirklich zu allergischen Reaktionen führt, Bei Tassen und Bechern aus Keramik ergaben sich zwar keine Über- Wegen der Gefährdung der Verbraucher ist dies unerwünscht; zudem Zellglasbeutel, die zur Verpackung von Süßwaren Verwendung finden, tel werden im letzten Spülgang zugesetzt und verbleiben dann auf der kann von hier aus nicht festgestellt werden. Jedoch ist zu bedenken, schreitungen der geltenden Grenzwerte, in mehreren Fällen lagen je- besteht die Gefahr der Bildung cancerogener Stoffe. Bei einer qualitativ entsprachen hinsichtlich Feuchthaltemitteln sowie weichmachender doch die Werte für die Blei- und hochwertigen Grillkohle kann der Ver- Substanzen den Anforderungen der Cadmiumlässigkeit des 20 mm breiten Trinkrandes knapp unter den in ei- braucher den Einsatz von Laubhölzern wie Buche und Esche erwarten. Bedarfsgegenstände-VO. In Zusammenhang mit diesen Untersuchun- Bedarfsgegenstände mit Lebensmittelkontakt ner DIN-Norm (ohne Rechtskraft) aufgeführten Abgabemengen. Bei der Gruppe der Bedarfsgegenstände mit Lebensmittelkontakt muss Das Schwefelpapier bestand aus Pa- Die Bedarfsgegenständeverordnung im Rahmen der Untersuchungen geprüft werden, ob aus den verwendeten Materialien Stoffe übergehen (migrieren), die geeignet sind, die pierbeutelstreifen, deren Hohlkammern mit Natriumbisulfit gefüllt wa- (BG-VO) enthält lediglich Grenzwerte für die Migration dieser Elemente Gesundheit zu schädigen oder die darin zubereiteten, aufbewahrten oder angebotenen Lebensmittel geruchlich und geschmacklich nachtei- ren. Letzteres spaltet gasförmiges Schwefeldioxid ab, das als Konservie- aus dem Inneren der Behältnisse in das Lebensmittel, nicht aber Grenz- lig zu verändern. rungsmittel eingesetzt wird. Tatsächlich wurde ein deutlicher Übergang werte für den Übergang aus dem Trinkrand. Die beim CVUA Sigmarin- von Schwefeldioxid auf die Trauben gen ermittelten „Trinkrandergebnis- nachgewiesen. Die Proben wurden als nicht verkehrsfähig beanstandet, se“ sind in eine Wertesammlung eingegangen, die dem Bundesmini- weil bei Lebensmittelbedarfsgegenständen grundsätzlich keine Stoff- sterium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft als Un- übergänge stattfinden dürfen, aus- terstützung für seine Initiative zur genommen es handelt sich um gesundheitlich, geruchlich und ge- Aufnahme von Trinkrandgrenzwerten dekorierter Gefäße in die BG-VO zu schmacklich unbedenkliche Anteile, die technisch unvermeidbar sind. Für Verfügung gestellt wurden. Lebensmittelbedarfsgegenstände aus Kunststoffen und hier insbesondere Frischhalte- und Gefrierdosen, Eiswürfelformen (aus elastischem Kunststoffmaterial: StyrolButadien-Copolymer), aber auch Verpackungsfolien (z.B. Schrumpfbeutel für die Vakuumverpackung) fielen erneut durch ihre zum Teil ungenügende sensorische Qualität auf, d.h., nach praxisnahen Versuchsbedingungen wurden Geruch und Geschmack der kontaktierten Prüflebensmittel zu stark durch diese Folien negativ beeinflusst. Sogenanntes „Schwefelpapier“ war im Einzelhandel aufgefallen: es war entsprechend den Angaben des Herstellers auf Weintrauben aufgelegt und stand damit in direktem Kontakt mit dem Lebensmittel. Im Sommer 2001 berichtete die dänische Presse über hohe Migrationsbefunde: bei Lebensmitteln, die in Kontakt mit Verbundfolien standen, waren primäre aromatische Amine (PAA) festgestellt worden, deren Konzentration im Lebensmittel z.T. den 100fachen Wert des für diese Stoffe festgelegten Migrationslimits von 0,02 mg / kg aufwies. Allerdings waren weder die Identität dieser PAA noch die angewandten Prüfbedingungen angegeben. Die Thematik wurde in Expertengrup- gen fiel auf, dass der in dieser Verordnung formulierte Grenzwert für Toluol - „Die Folienseite, die mit den Lebensmitteln in Berührung kommt, darf insgesamt höchstens 60 µg/dm2 des Lackes enthalten“ – analytisch nicht exakt überprüft werden kann. Bei einer Probe konnte im Spurenbereich Toluol nachgewiesen werden (= < 5 µg / kg). Dieser Wert liegt jedoch mit umgerechnet < 16 ng / dm2 unter der Annahme, dass nur die Lebensmittelkontaktseite Toluol abgibt, auf jeden Fall unter dem Migrationsgrenzwert von 60 µg / dm2. pen der Europäischen Kommission und auf nationaler Ebene diskutiert. Insgesamt 7 Proben Teefilter aus Diese kamen zu dem Schluss, dass Papier wurden auf unerwünschte Aus einer Serie untersuchter Grill- die dänischen Untersuchungen möglicherweise fehlerhaft waren und Stoffe überprüft. Dazu zählen Stoffe, die aus ungeeigneten Rohstoffen für kohle und Grillkohle-Briketts mussten mehrere Proben wegen un- nicht zwingend auf den Übergang von PAA aus Verpackungsmaterialien die Herstellung von Recyclingpapieren stammen oder Abbauprodukte vollständiger Kennzeichnung und zurückzuführen seien. technischer Hilfsstoffe der Papierher- Wanderflaschen aus Metall waren unzureichender Warnhinweise beanstandet werden. Diese Auffassung konnte durch eigene Untersuchungen von 32 Ver- stellung darstellen. Bei der Untersuchung auf Di-isopropylnaphthalin in der Vergangenheit durch ihre schlechte sensorische Qualität auf- Einige Grillkohlen zerplatzten beim Veraschen und beim Praxisversuch packungsfolien bestätigt werden, bei keiner dieser Proben war eine Migra- (DIPN), Tributyl- und Triisobutylphosphat, Bisphenol A sowie 3-Mono- gefallen, die durch migrierende Stof- am Holzkohlegrill explosionsartig; tion von PAA nachweisbar (Nach- chlorpropandiol (Hydrolyseprodukt fe aus der Lackbeschichtung verursacht wurde. Diese Situation hat sich was auf die Verwendung harzreicher Nadelhölzer zurückzuführen ist. weisgrenze: 0,002 mg / kg). von Epichlorhydrin) war lediglich DIPN in einer Menge von 2 bis max. Papiere im Lebensmittelkontakt gilt insbesondere die Forderung, dass diese keine konservierende Wirkung auf die Lebensmittel ausüben dürfen. jedoch 100%ig gebessert. 4 mg / kg Papier nachweisbar. 75 Lebensmittelüberwachung BW Teil 2: Produktgruppen Spielwaren und Scherzartikel Jahresbericht 2001 Zitzenbecher für Melkmaschinen fal- steller dieser Erzeugnisse erklären ih- ten und bei 2 weiteren Proben diese Spielwaren und Scherzartikel len immer wieder dadurch auf, dass die Anforderungen, die für Lebens- rerseits, dass zur Fertigung von Zitzenbechern 6PPD (N-Phenyl-N’-(1.3- Grenze nur knapp überschritten war, so dass zumindest das Argument der Die Hersteller von Kleinkinderspiel- Bei 10 von 160 Spielzeugproben Die Untersuchung von 17 Proben mittelbedarfsgegenstände in der Empfehlung XXI des BgVV festgelegt dimethylbutyl)p-phenylendiamin) bis auf weiteres benötigt wird, obwohl technischen Unvermeidbarkeit keine Gültigkeit besitzt. Die o.a. Untersu- zeug haben aufgrund des immer wurden verdächtig hohe Schwerme- Luftballonen auf die Abgabe von sind, nicht eingehalten werden: für primäre aromatische Amine (PAA) gilt der Einsatz dieses Stoffes zu hohen Übergängen von PAA führt. Unsere chungsbefunde werden dem BgVV als Beurteilungsgrundlage im Rah- noch bestehenden Verbotes von Phthalaten (Weichmacher) reagiert tallanteile festgestellt. Keine Auffälligkeiten ergaben sich jedoch bei der Nitrosaminen und nitrosierbaren Stoffen hat gezeigt, dass die in der- eine Migrationshöchstmenge von Ergebnisse haben aber grundsätzlich men der Beratungen der Kunststoff- und fertigen beispielsweise Badebücher oder Beissringe /-tiere nicht anschließenden Überprüfung der Metalllässigkeiten nach DIN EN 71.3: Empfehlung XXI angegebenen Richtwerte nur bei wenigen Erzeugnissen 20 µg / l, die bei mind. 3 von 9 Proben deutlich überschritten war. Die Her- gezeigt, dass bei mind. 4 von 9 Proben die Migrationsgrenze eingehal- kommission mitgeteilt. mehr aus Polyvinylchorid, sondern aus anderen Kunststoffen (Polyethy- die Metallmigrationen lagen weit unter den in dieser Norm festgesetzten eingehalten sind: der Richtwert für Nitrosamine von 10 µg / kg wird ledig- len, Mischpolymersiate aus Ethylen Grenzwerten. lich von 8 Proben eingehalten. Für die und Vinylacetat, Styrol-Butadien-Copolymere), bei denen ein Zusatz von Holzspielwaren für Kleinkinder, bunt nitrosierbaren Stoffe sieht die Situation nicht viel besser aus: obwohl der Paraffinmigration bei beschichteten Verpackungspapieren Weichmachern überflüssig ist. lackierte Teile von Gesellschafts- und Die in sogenannten Kühlbeissrin- Geduldsspielen, Holzpuzzles und Straßenkreiden mussten im Gegen- gen enthaltene Flüssigkeit wurde mikrobiologisch untersucht. Das Ergeb- satz zu früheren Jahren nicht beanstandet werden. nis war erfreulich: alle 11 Proben wa- 77 ursprünglich gewichtsbezogene Abgaberichtwert auf 5 µg / dm2 deutlich nach oben korrigiert wurde, wurden immer noch bei 5 von insgesamt 14 untersuchten Proben Richtwertüberschreitungen festgestellt. ren hygienisch einwandfrei. Bei beschichteten Verpackungspa- Darin wird für Oberflächenbeschich- pieren wurde die spezifische Migra- tungen analog zu Kunststoffmateriali- tion von Paraffin und / oder Wachs überprüft, obwohl für derartige Pro- en ein Globalmigrationsgrenzwert von ≤ 10 mg/dm2 festgelegt, der um- dukte bisher keine rechtsverbindlichen Migrationsgrenzwerte festge- gekehrt mindestens auch für die spezifische Migration gilt. Wie die Un- legt wurden. Eine Beurteilung auf- tersuchungen gezeigt haben, wird grund nationaler Vorschriften ist schwierig, weil Paraffine mit Ein- dieser Wert bei 3 von 6 Proben eingehalten. D.h., es ist technologisch schränkungen auch als Zusatzstoffe für Lebensmittel zugelassen sind. möglich, die Migrationsgrenze von 10 mg / dm2 einzuhalten. 250 Hilfsweise wurden deshalb die Festlegungen des Europarates herange- Die Produkte werden weiter beobachtet. 200 Graphik oben: Nitrosamine in Luftballonen Graphik unten: Nitrosierbare Stoffe in Luftballonen 400 µg / kg 76 350 300 zogen (Resolution AP (96) 5). 150 100 Graphik: Paraffinmigration bei 50 Verpackungspapieren 0 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 15 40 30 10 20 5 Grenzwert 10 0 0 1 2 3 4 5 6 1 Proben-Nr. 2 3 4 5 6 7 8 9 10 – 12 13 14 – 16 Proben-Nr. µg / dm2 mg / dm2 1 78 78 Lebensmittelüberwachung BW Tabakwaren Jahresbericht 2001 Produktgruppe Tabakwaren 79 80 Lebensmittelüberwachung BW Teil 2: Produktgruppen Tabakwaren Jahresbericht 2001 Tabakwaren Die Tätigkeit der Überwachung im zentral zuständigen Labor am CVUA Im Vorfeld der Neuregelung wurden Damit die im Rahmen der amtlichen Weitere Aktivitäten bestanden in Da die Feinschnitt-Industrie in dieser Sigmaringen stand bereits ganz im Zeichen einer wichtigen Neuregelung im Tabakbereich: voraussichtlich im Oktober 2002 tritt die neue teilweise sehr aufwändige Vorarbeiten durchgeführt. Neue Untersu- Überwachung erstellten und an die EU gemeldeten Daten europaweit dem Versuch, auf nationaler sowie internationaler Ebene ein praktikables, Arbeitsgruppe die Mehrheit hat, ist diese Entscheidung jedoch nicht ver- Tabakprodukt-Verordnung in Kraft. Damit wird die Richtlinie 2001/ 37/EG vom 05. Juni 2001 über die Herstellung, die Aufmachung und den chungsmethoden werden erforderlich, die erarbeitet und eingeführt anerkannt werden, müssen - neben der Zertifizierung nach ISO 17025 - routinegeeignetes Verfahren zur Bestimmung von Nikotin- und Konden- wunderlich. Verkauf von Tabakerzeugnissen in nationales Recht umsetzt. werden mussten: besondere Qualitätsanforderungen satwerten bei Feinschnitt für die Be- erfüllt werden. Aus diesem Grund wurde an zwei sehr umfangreichen lange der Überwachung zur Verfügung zu stellen. Ein entsprechender Laborvergleichsuntersuchungen teilgenommen. Insgesamt wurden im Methodenvorschlag, der seitens der Überwachung in Deutschland ge- Rahmen der Qualitätssicherung 115 genüber einem sehr teuren, aufwen- Proben auf die geforderten Parameter analysiert. digen Verfahren der Feinschnitt-Industrie bevorzugt wird, wurde in einer Wesentliche Inhalte des derzeitigen In der Etikettierung von Tabakerzeug- • So wurde z.B. die Bestimmung Entwurfs der Tabakprodukt-Verord- nissen werden zusätzliche Anforde- von Kohlenmonoxid in Zigaret- nung werden sich unmittelbar auf das Aufgabenspektrum der Laborato- rungen und Elemente eingeführt: So sieht der Entwurf Warnhinweise auf tenrauch als validiertes Prüfverfahren in den routinemäßigen La- rien auswirken, so z.B. die Festlegung von Höchstmengen an Teer, Ni- den Packungen sowie die Angabe der Chargennummer oder eine ent- borbetrieb integriert. kotin und Kohlenmonoxid im Zigaret- sprechende Kennzeichnung vor, mit tenrauch, die Verpflichtung zur Angabe der Teer-, Nikotin- und Koh- der sich Ort und Zeitpunkt der Herstellung ermitteln lassen. Auch sollen lenmonoxidgehalte im Zigarettenrauch auf den Packungen sowie An- Angaben verboten werden, die beim Verbraucher den Eindruck erwecken forderungen an die Messverfahren. können, dass ein Erzeugnis weniger Die Richtlinie gibt vor, dass die Bestimmung der o.a. Parameter von zu- schädlich als andere Tabakerzeugnisse ist. gelassenen Prüflabors ausgeführt wird. Diese Laboratorien werden von den zuständigen nationalen Behörden zugelassen und überwacht. Erfreulicherweise waren im Jahr 2001 bei keiner der 132 untersuchten Proben Abweichungen von den bestehenden Vorschriften feststellbar, sodass eine vorübergehende Reduzierung der Zahl an amtlichen Stichproben vertreten werden konnte. • Ebenso wurden wesentliche Arbeiten an der Bestimmung von Benzo(a)pyren in Zigarettenrauch durchgeführt. Aufgrund des vorliegenden Entwurfs der Tabakprodukt-Verordnung kann der nationale Verordnungsgeber zukünftig - zusätzlich zu den Angaben von Nikotin, Kondensat und Kohlenmonoxid - die Bestimmung von Benzo(a)pyren fordern. Auf europäischer Ebene wurde ein neu konstituierter Arbeitskreis verschiedener Überwachungslaboratorien koordiniert, um hier - insbesondere im Hinblick auf Vorarbeiten zur Umsetzung der o.a. Richtlinie - eine enge Koorperation zu gewährleisten. Arbeitsgruppe der internationalen Normungsorganisation ISO leider abgelehnt. 81 82 84 Lebensmittelüberwachung BW Krankheitserregende Mikroorganismen und mikrobiologische Besonderheiten 91 Pflanzenschutzmittel, Polychlorierte Biphenyle (PCB) u.a. 112 Pharmakologisch wirksame Stoffe 116 Mykotoxine 119 Muscheltoxine 121 Gentechnisch hergestellte Lebensmittel 126 Bestrahlung von Lebensmitteln und Kosmetika 128 Radioaktivität 131 Dioxine 137 Schwermetalle und toxische Spurenelemente 138 Nitrat, Nitrit, Nitrosamine 140 Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe Jahresbericht 2001 83 Teil 3: Spezielle Untersuchungsbereiche 84 Lebensmittelüberwachung BW Teil 3: Spezielle Untersuchungsbereiche Krankheitserregende Mikroorganismen und Krankheitserregende Mikroorganismen… Jahresbericht 2001 Salmonellen Eine Lebensmittelvergiftung durch Salmonellen führt in der Regel mikrobiologische Besonderheiten 12 bis 36 Stunden nach dem Verzehr des Lebensmittels zu Symptomen Schließlich konnte eine der 208 Lebensmittelproben als Verursacher der Erkrankungswelle ausgemacht Im Jahr 2001 wurden in den Chemischen und Vete- LMBG (Verbot zum Schutz der Gesundheit) ausge- wie Kopfschmerz, Unwohlsein, Erbrechen, Leibschmerzen, Fieber bis ca. 38 °C und Durchfälle. Die Schwere der Erkrankung ist bei Kleinkin- rinäruntersuchungsämtern in Baden-Württemberg 24.726 Proben mikrobiologisch, histologisch, toxiko- sprochen, da der Verzehr dieser Lebensmittel geeignet gewesen wäre, die menschliche Gesundheit zu dern und alten Menschen am ausgeprägtesten. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich mit 23 Fällen die Anzahl der Erkran- logisch und serologisch untersucht. Die mikrobiologischen Untersuchungen haben den schädigen. Die hohe Anzahl von Anlassproben, die derart beurteilt werden mussten, ist insbesondere kungsfälle, in denen mit Salmonellen kontaminierte Lebensmittel als Ursache der Erkrankungen ausgemacht wurden, fast verdoppelt (2000: qualitativen und quantitativen Nachweis von ver- auf die gezielte Beprobung von bestimmten mit 12 Fälle). Dabei handelte es sich immer um verzehrsfertige Lebensmit- derbniserregenden Keimen, von Indikatorkeimen für mangelnde Hygiene und von Keimen, die eine Salmonellen belasteten Produkten wie türkische Halva und getrocknete asiatische Pilze zurückzu- tel, bei denen eine Salmonellenabtötung vor dem Verzehr (z. B. durch Erhitzung des Lebensmittels) nicht mehr erfolgt. Solche Proben wurden Lebensmittel-Infektion oder -Intoxikation auslösen können, zum Ziel. Aufgrund der Untersuchungen führen. Auch das Vorkommen von Listeria monocytogenes in Räucherfischen oder von Salmonellen als gesundheitsschädlich beurteilt und nach § 8 LMBG beanstandet. Als Ursachen der Salmonellen-Kontaminationen kommen kontaminierte bei einem dort Betreuten eine Salmonellenerkrankung nachgewiesen. wurden im Jahre 2001 8 % der Planproben und 28 % in verzehrsfertigen Erzeugnissen, vor allem in Zu- Ausgangsprodukte (v. a. Eier bzw. Eierschalen), Kreuzkontaminationen Als mögliche Ursache der Erkran- der Anlassproben beanstandet. Bei 25 Plan- und 147 Anlassproben wurde eine Beurteilung nach § 8 sammenhang mit Erkrankungsfällen, führte zu entsprechenden Beurteilungen. im Betrieb bei mangelnder Hygiene (z.B. durch nicht gründlich gereinigte Flächen oder Gefäße) sowie Schmierinfektionen durch erkrankte oder kung kam eine Torte aus einem Café in Frage. Zur Untersuchung kamen Salmonellen-ausscheidende Mitarbeiter in Frage. deshalb 3 verschiedene Tortenstükke (Ananastorte, Schwarzwälder Untersuchungen im Zusammenhang mit Lebensmittelbedingten Erkrankungen werden: Im Schokoladenpudding einer bestimmten Mahlzeit wurde Salmonella Enteritidis nachgewiesen. Der gleiche Erreger war auch im Stuhl der meisten Erkrankten nachgewiesen worden. In einem Epilepsie-Zentrum wurde Im Zusammenhang mit dem Verzehr von gefärbten Kirschtorte, Käse-Sahnetorte) aus diesem Café. In al- Ostereiern, die an einem Verkaufsstand auf dem Wochenmarkt gekauft worden waren, waren zwei Kinder im len drei Proben wurde Salmonella Enteritidis nachgewiesen. Dies ist der gleiche Serotyp, der auch im Stuhl des Alter von 2 und 9 Jahren mit den Symptomen Durchfall und Fieber erkrankt. Bei der mikrobiologischen Untersu- Erkrankten nachgewiesen worden war. Es fiel auf, dass die drei kontaminierten Torten an unterschiedlichen Ta- chung von Ostereiern gleicher Herkunft wurde Salmonel- gen hergestellt worden waren. Als mögliche Kontamina- la Enteritidis nachgewiesen. Der aus den Ostereiern isolierte Salmonellen-Serotyp wurde auch in den Stuhl- tionsquelle kam die Verwendung roher Eier zur Herstellung der Torten in Frage. Von unserer Seite wird dringend Salmonellen proben der Erkrankten nachgewiesen. Ein kausaler Zusammenhang zwischen dem Verzehr der hartgekochten empfohlen, zur Herstellung feiner Backwaren mit nicht durcherhitzter Füllung (z.B. Sahne, Creme) pasteurisiertes Listeria monocytogenes Eier und den gemeldeten Erkrankungsfällen konnte deshalb nicht ausgeschlossen werden. Allerdings waren die Vollei zu verwenden. Dadurch wird das Risiko eines Salmonelleneintrags weitgehend vermieden. Bacillus cereus Eier gekocht. Ob ursprünglich im Ei vorhandene Salmo- Histamin nellen den - gegebenenfalls unzureichenden - Kochvorgang überlebt haben oder ob die Eier erst nachträglich mit Fremdkörper Salmonellen kontaminiert wurden, konnte nicht mehr festgestellt werden. Im Berichtszeitraum wurden insgesamt 314 Erkrankungsfälle (Erkrankung von einer bis zu über 100 Personen) mit insgesamt 1606 Lebensmittelproben bearbeitet. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen sind in der nachfolgenden Abbildung dargestellt. In einer Schule waren mehrere Personen erkrankt, die aus Schoko-Instantpulver hergestellte Schokomilch getrunken hatten. Bei der untersuchten Probe handelt es sich um ein Lebensmittel, das vor dem Verzehr keinem keimabtötenden Verfahren, z. B. durch Durcherhitzung, mehr Graphik: In einem Kindertageheim war es zur Erkrankung mehrerer Kinder an Fieber und Durchfall gekommen. Die Un- unterworfen wird. In der Probe konnte Salmonella Enteritidis nachgewiesen werden. Das gleiche Serovar wurde Anzahl der als tersuchungen von zahlreichen Rückstellproben der aus- auch im Stuhl verschiedener Erkrankter nachgewiesen. gesundheitsgefährdend gegebenen Mahlzeiten führte zum Nachweis von Salmonellen (S. Enteritidis) im Erdbeerquark. Durch weitere Untersuchungen und Nachforschungen konnte die genaue Ursache der Salmonellenkontaminati- beurteilten Proben 23 Im Juli 2001 kam es in einer Uni-Klinik zu einer Erkrankungswelle, die über 100 Patienten und Angestellte er- 1 1 6 3 on nicht ermittelt werden. Die Untersuchung des verwendeten Instantpulvers verlief negativ. fasste. Da die Symptome auf lebensmittelbedingte Erkrankungen hindeuteten, wurden 208 Lebensmittel-Rück- Im Sommer 2001 wurden in 3 Fällen in aus der Gastronomie entnommenen gekochten Spätzle Salmonella stellproben aus der Klinikküche, das waren 33 Mahlzeiten Enteritidis nachgewiesen. In zwei der Fälle waren jeweils von 7 aufeinander folgenden Tagen, zur Untersuchung eingeschickt. Die Untersuchung aller 208 Proben stellte ei- mehrere Personen nach dem Verzehr von Spätzle in den Gaststätten erkrankt. Die Fälle machen deutlich, dass ne große logistische Herausforderung für das mikrobiologische Labor dar, zumal die Proben am Freitag-Nach- beim Kochen von Spätzle bisweilen die erreichten Temperaturen nicht ausreichen, um Salmonellen mit Sicher- mittag angeliefert wurden und die Untersuchungen über heit abzutöten. Vermutlich stammten die Salmonellen aus das folgende Wochenende hinweg fortgeführt werden mussten. den zur Spätzle-Herstellung verwendeten rohen Eiern. 85 86 Lebensmittelüberwachung BW Teil 3: Spezielle Untersuchungsbereiche Krankheitserregende Mikroorganismen… Jahresbericht 2001 Schwerpunktuntersuchung Räucherfisch Bacillus cereus Im Jahr 2001 wurden im Rahmen eines europawei- Bacillus cereus ist ein Umweltkeim, aber auch ein Nach einem von einer Metzgerei gelieferten Festessen potentieller Lebensmittelvergifter, der Magen-DarmErkrankungen mit Symptomen wie Durchfall oder im Rahmen einer privaten Feier erkrankten im August 2001 mehrere Personen an Brechdurchfall. Die Reste des Erbrechen auslösen kann. Zur Auslösung einer Lebensmittelvergiftung durch Bacillus cereus sind Menüs wurden zur mikrobiologischen Untersuchung eingeschickt. Als Quelle für die Erkrankungen wurde die Keimgehalte von 105 bis 106 / g Lebensmittel notwen- Klößchen-Suppe ausfindig gemacht, in der Bacillus ce- Die Proben wurden im Lebensmitteleinzelhandel und im dig. Von der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM) wird als Bacillus-cereus- reus in einer Menge von mehr als 105 KbE / g nachgewiesen werden konnte. Großhandel erhoben und umfassten kaltgeräucherte Produkte (Räucherlachs), heißgeräucherte Erzeugnisse ten „koordinierten Überwachungsprogamms“ (KÜP) 112 Proben verpackter Räucherfischerzeugnisse (bestehend aus 2-12 Einzelpackungen) auf Listeria monocytogenes untersucht. Warnwert für die meisten Lebensmittel eine Menge von 104 bis 105 KbE / g (Koloniebildende Einheiten/g (geräucherte Forellenfilets) und gereifte Fischprodukte (Graved Lachs). Die mikrobiologischen Untersuchungen Lebensmittel) angegeben. wurden einerseits direkt nach Probeneingang im Untersuchungsamt und andererseits nach Kühllagerung der Proben bei den auf der Fertigpackung angegebenen Tem- Listerien-Untersuchungen Listerien sind in der Umwelt weit verbreitet, insbesondere im Erdbo- Von 9245 untersuchten Lebensmit- den, im Abwasser und anderen Feuchtbiotopen kommen sie häufig vor. Als Erreger einer bei Mensch und Tier vorkommenden Infektion, der teln waren 168 Proben mit Listeria monocytogenes belastet. Am häufig- Listeriose, ist Listeria monocytogenes bekannt. Beim Menschen tritt die sten wurde Listeria monocytogenes Listeriose vornehmlich bei Kindern, älteren Menschen und solchen Personen auf, deren Immunabwehr geschwächt ist. Die Erkrankung nachgewiesen in vakuumverpackten Räucherfischen, in hitzebehandelten verläuft häufig als Septikämie, auch als Meningitis, und verursacht bei Schwangeren vorzeitige Wehen und Aborte. Die Neugeborenen-Liste- Fleischerzeugnissen wie z.B. Brühwürsten, in anders stabilisierten Flei- riose verläuft in 50% der Fälle tödlich. Die Aufnahme des Erregers scherzeugnissen wie z.B. Rohwür- erfolgt hauptsächlich durch den Verzehr von kontaminierten Lebensmitteln tierischer und pflanzlicher Herkunft. Als risikobehaftete Lebensmit- sten, in Feinkostsalaten (v.a. Wurstsalat) und in Weichkäse. tel sind Rohmilch, Rohmilchprodukte, Käse, Brühwurst (insbes. Aufschnitt), Rohwurst, rohes Fleisch (Hackfleisch), Räucherfische, Muscheln, Feinkostsalate und vorgeschnittene Salate anzusehen. Eine Kontamination von Lebensmitteln mit Listerien kann während der Gewinnung (z.B. Rohmilch beim Melken, rohes Fleisch beim Schlachten) und auf verschiedenen Stufen der Bearbeitung erfolgen. Bei Lebensmitteln, die im Verlauf der Herstellung wärmebehandelt werden, werden die Listerien abgetötet. Bei mangelnder Hygiene im Bearbeitungsprozess besteht jedoch nach der Wärmebehandlung erneut die Gefahr einer Kontamination der Produkte. Listeria monocytogenes kann sich auch noch bei Kühlschranktemperaturen und in vakuumverpackten Lebensmitteln vermehren und stellt daher insbesondere ein Problem bei verzehrsfertigen Lebensmitteln dar, die über längere Zeit gelagert werden. peraturen am Ende des angegeben Mindesthaltbarkeitsbzw. Verbrauchsdatums durchgeführt. Die verbleibende Haltbarkeitsdauer betrug zwischen einem Tag und an- Mit Ablauf des Mindesthaltbarkeits- bzw. Verbrauchsda- nähernd 3 Wochen. Von den direkt nach Probeneingang untersuchten Räu- tums wurde in 47 Proben L. monocytogenes nur mittels Anreicherung nachgewiesen. 9 Proben wiesen Listeri- cherfischen waren bereits 13 Proben mit Listeria monocytogenes belastet, davon 2 mal quantitativ mit Keim- engehalte von über 100 KbE / g auf. Sehr hohe Belastungen von über 103 KbE / g wurden in 5 Proben ermittelt und zahlen zwischen 103 und 104 KbE / g. 3 Proben enthielten sogar über 104 L. monocytogenes / g. Tabelle: Anzahl der Listeria monocytogenes-Nachweise in vakuumverpackten Räucherfischen bei Untersuchung nach Probeneingang und nach Kühllagerung am Ende des Mindesthaltbarkeits- bzw. Verbrauchsdatums Aufgrund von auffälligen mikrobiologischen Befunden wurden Räucherfischerzeugnisse eines in Bayern ansässigen Herstellers verstärkt un- Listeria monocytogenes-Nachweis tersucht. Es zeigte sich, dass die Lebensmittel stark mit Listeria mono- qualitativ nachweisbar 100 – 1.000 KbE / g cytogenes belastet waren. 7 Proben 1.000 – 10.000 KbE / g > 10.000 KbE / g wiesen Gehalte von über 100 KbE / g (4 Proben) bzw. über 103 KbE / g (3 Proben) auf und lagen damit über dem Beurteilungswert zur Verkehrsfähigkeit. Untersuchung nach Probeneingang 11 0 47 9 2 0 5 3 Grundlage für die Beurteilung der Listeria monocytogenes-positiven Proben waren die Empfehlungen des Aus fachlicher Sicht ist eine Änderung der Vermarktungsbedingungen (z.B. Herabsetzung der Lagerungstempera- BgVV zum Nachweis und zur Bewertung von L. monocytogenes in Lebensmitteln im Rahmen der amtliche Le- tur in Verbindung mit einer Verkürzung der Haltbarkeitsfristen) unerlässlich. bensmittelüberwachung. Tabelle: Häufigste Listeria Warengruppe Listeria monocytogenes positiv Die oben beschriebenen Befunde wie auch die Ergebnis- Vakuumverpackte Räucherfische 73 monocytogenesNachweise in se hinsichtlich des Vorkommens von Listerien in Räu- Hitzebehandelte Fleischerzeugnisse Anders stabilisierte Fleischerzeugnisse 21 10 Lebensmitteln im cherlachs der Vorjahre machen offensichtlich, dass neben der Listerien-Problematik in den Betrieben selber vor al- Feinkostsalate Weichkäse 10 10 lem die bemessenen Mindesthaltbarkeiten in Verbindung mit einer zulässigen Lagerungstemperatur von bis 7 oC Geflügelfleisch 7 angesichts der Vermehrungsmöglichkeit von Listerien in Fertiggerichte (belegte Baguette) 6 diesem Temperaturbereich äußerst problematisch sind. Jahr 2001 Untersuchung am Ende des MHD bzw. Verbrauchsdatums 87 88 Lebensmittelüberwachung BW Teil 3: Spezielle Untersuchungsbereiche Salmonellen-Untersuchung Von 10.218 Untersuchungen auf Salmonellen verliefen 228 positiv. Die am häufigsten nachgewiesenen Salmonellen-Serotypen waren Salmonella Typhimurium (114 Nachweise) und S. Enteritidis (36 Nachweise). Krankheitserregende Mikroorganismen… Jahresbericht 2001 Trockenpilze Warengruppe Salmonellen positiv Süßwaren, Schokolade, Helva Geflügelfleisch 91 44 24% 15% pflanzliche Lebensmittel Hackfleisch, Hackfleischerzeugnisse 35 8 4,9% 3,3% Nach positiven Salmonellenfunden in schenkt werden. Beim Verzehr ohne Während der Verbraucher sich dieses zwei aus Asia-Läden entnommenen ausreichende Durcherhitzung sind Risikos beim Umgang mit rohem Planproben wurden Anfang Dezember 2001 insgesamt 75 Proben von mit Salmonellen belastete Trockenpilze geeignet, die Gesundheit zu schä- Hühnerfleisch und Eiern inzwischen bewusst ist und sich entsprechend digen. Eine zuverlässige Abtötung der Sal- vorsichtig verhält, dürfte ihm die Gefahr einer Salmonella-Kreuzkontami- Frischfleisch (ohne Geflügel) 8 1,8% getrockneten asiatischen Pilzen verschiedener Importeure untersucht. 154 Lebensmittel wurden im Zusammenhang mit dem Nachweis von Sal- Eier, Eiprodukte Anders stabilisierte Fleischerzeugn. 7 7 1,5% 1,2% Salmonellen waren in 30 Proben nachweisbar. Aufgrund der Untersu- monellen erfolgt erst durch eine mindestens zehnminütige Erhitzung auf nation durch Trockenpilze unbekannt sein. Zudem war in vielen Fällen zu monellen als geeignet, die Gesund- Speiseeis Fische und Meerestiere 4 4 0,4% 1,0% chungsergebnisse wurde eine Rück- 80 °C. Daher wird teilweise die Auf- beobachten, dass vom Importeur be- Teigwaren 3 0,8% rufaktion von getrockneten schwarzen Pilzen asiatischer Herkunft veran- fassung vertreten, die Verkehrsfähigkeit der Erzeugnisse sei dann sicher- zogene Großgebinde, welche den o.g. Zubereitungshinweis tragen, Feine Backwaren Hitzebehandelte Fleischerzeugnisse 3 3 0,8% 0,5% lasst. Auffällig war, dass in den betroffenen Packungen der gleichen gestellt, wenn auf der Verpackung ein Hinweis angebracht ist, dass das Pro- vom Einzelhandel in Kleinpackungen umgefüllt und neu gekennzeichnet Chargen jeweils unterschiedliche dukt vor dem Verzehr durchzugaren wurden, ohne dass dabei der Zube- Serovare nachgewiesen wurden. Die Isolate gehörten insgesamt 10 ver- ist. Diese Auffassung wird von den mikrobiologischen Sachverständigen reitungshinweis übernommen wurde. Dies zeigt, dass dieser Hinweis tel, insbesondere türkische Halva und getrocknete asiatische Pilze schiedenen Salmonella-Serovaren an, wobei die Serovare S. Stanley der Untersuchungsämter in BadenWürttemberg jedoch nicht geteilt, da nicht als Warnhinweis bezüglich eines Salmonellenrisikos verstanden deutlich erhöhte Salmonella-Raten. (7 x) und S. Weltevreden (4 x) domi- Zubereitungsempfehlungen in Anbe- wird. Wenn schon dieser Personen- Sesamsaat und Sesamerzeugnisse (Helva, Tahin) nierten. Das große Spektrum unterschiedli- tracht der Fremdartigkeit des Produktes und seiner vielfältigen Verwen- kreis, welcher über Produktkenntnis und Sachkunde verfügen sollte, sich cher Salmonella-Serovare sowie ihre Herkunft aus unterschiedlichen Pro- dungsmöglichkeit nicht hinreichend sicher stellen, dass das Produkt vor des Salmonella-Risikos nicht bewusst ist, ist das Risiko für einen mitte- duktionsländern weist darauf hin, Verzehr ausreichend durcherhitzt leuropäischen Verbraucher ohne Spe- Auch in 5 Proben Sesamsaat aus In- dass es sich um viele nicht miteinander zusammenhängende Einzel-Kon- wird. So kann es im Rahmen der Zubereitung bereits beim Einweichen zialwissen als umso höher einzustufen. Die Sachverständigen sind der dien wurden Salmonellen (S. Tennessee) nachgewiesen. taminationsquellen handelte, die entweder im Zusammenhang mit der der Pilze zu einer starken Vermehrung der Salmonellen auf den quel- Auffassung, dass diese Vorgehensweise nicht mit den Zielen einer si- Produktion (Verwendung von kontaminiertem Dünger, unhygienische lenden Pilzen kommen – insbesondere dann, wenn dies über Nacht und cheren Lebensmittelproduktion und -überwachung in Einklang zu bringen Trocknungsbedingungen) oder einer in lauwarmen Wasser geschieht. Zu- ist. Aus diesen Erwägungen werden unhygienischen Lagerung und / oder Verpackung der Lebensmittel stehen. sätzlich besteht bei der Zubereitung in der Küche immer die Gefahr einer Salmonella-positive Trockenpilzproben generell als geeignet, die Ge- Aus diesem Grund muß der Guten Hygienepraxis in den Ursprungslän- Kreuzkontamination anderer Lebensmittel (z.B. Salate, Süßspeisen). sundheit zu schädigen, im Sinne des § 8 Abs. 1 LMBG beurteilt. Kurz vor Weihnachten 2001 erfolgte durch einen Süßwarenhersteller ein der Zusammenhang zwischen dem bundesweiten Anstieg der Salmonel- tung dieser Daten, Vergleiche mit Salmonella Oranienburg-Isolaten aus bundesweiter Rückruf bestimmter lose-Erkrankungen im Berichtsjahr der zentralen Stammsammlung des Schokoladensorten, in denen Salmonellen eines relativ seltenen Sero- (mehr als 270 Infektionen mit Salmonella Oranienburg bis Oktober 2001 BgVV und darauf gestützte Patientenbefragungen ließ sich der Zusam- heit zu schädigen, nach § 8 LMBG beurteilt. Erwartungsgemäß wies rohes Geflügelfleisch wie in den Vorjahren eine gleichbleibend hohe Kontaminationsrate an Salmonellen auf (15%). Dagegen zeigten pflanzliche Lebensmit- Tabelle: Häufigste Salmonellen-Nachweise in Lebensmitteln im Jahr 2001 Im Frühsommer 2001 gingen verschiedene EU-Warnmeldungen über scher Herkunft untersucht. Bei 80 Proben wurden Salmonellen (jeweils dass beide Erzeugnisse auf die gleiche Weise im Betrieb kontaminiert Salmonellenbefunde in Sesamerzeugnissen ein. Aus Schweden und S. Typhimurium) nachgewiesen. Die beanstandeten Proben stammten al- worden waren. Australien wurde über die Erkran- le vom selben Hersteller aus der Tür- kung von mehreren Personen nach dem Genuss von salmonellenhalti- kei. Nach den Untersuchungsergebnissen bestanden in den Herstel- gem Helva aus der Türkei berichtet. Bei Helva (auch Halva) handelt es sich lungsmonaten September bis November 2000 außergewöhnlich um eine fein bis grobfaserige Masse aus gemahlenen Sesamsamen, schwerwiegende Hygieneprobleme, die keine Begrenzung auf einzelne Zucker und geschmackgebenden Zu- Chargen erkennen ließen. Bei gleich- taten (Vanille-Aroma, Kakaopulver oder Pistazien), die im Orient gerne zeitiger Untersuchung mehrerer Einzelpackungen aus der selben Charge als Brotaufstrich oder Süßspeise verzehrt wird und in Deutschland insbe- waren in der Regel alle Einzelpackungen Salmonella-positiv. Diese hohe sondere bei den türkischen Mitbür- Nachweisquote ist außergewöhnlich. gern beliebt und weitverbreitet ist. In Baden-Württemberg wurden dar- Üblicherweise neigen Salmonellen in zähen Medien zu Nesterbildung, und aufhin amtliche Stichproben von türkischem Helva im Handel entnom- dadurch bedingt zu einer Mischung aus Salmonella-negativen und –posi- men, in denen ebenfalls Salmonellen tiven Einzelproben. (Salmonella Typhimurium) nachgewiesen wurden. Wenig später häuf- In 10 von 66 untersuchten Packun- typs nachgewiesen worden waren. Daraufhin wurden schwerpunkt- im Vergleich zu weniger als 50 Erkrankungen mit gleichem Serovar im menhang zwischen dem Verzehr einer bestimmten Schokoladensorte gen Tahin, einem ungesüßten Se- mäßig insgesamt 67 Schokoladen- Vorjahr) und der Schokoladenproduk- und den beobachteten Erkrankungs- sammus, wurden ebenfalls Salmonellen der gleichen Gattung festge- proben verschiedener Hersteller auf Salmonellen untersucht. In einer tion eines deutschen Herstellers nur deshalb aufgeklärt werden, weil In- fällen feststellen. Anhand dieses konkreten Falles zeigt sich, wie wichtig stellt. Schokolade der betroffenen Charge war Salmonella Oranienburg formationen zu Salmonellosefällen einerseits und Salmonella-Isolate aus die mikrobiologische Statuserhebung in Lebensmitteln und die Zusam- nachweisbar. Lebensmittelproben andererseits menarbeit der verschiedenen Über- Wie aus einer gemeinsamen Pressemitteilung des Robert Koch Institutes von den Untersuchungsstellen der Länder gesammelt und in Berlin zen- wachungsbehörden für die Früherkennung und Vermeidung gesund- und des BgVV hervorgeht, konnte tral ausgewertet werden. Durch Sich- heitlicher Gefahren ist. ten sich Meldungen über positive Befunde in der ganzen Bundesrepublik, was Rückrufaktionen durch die betroffenen Importeure und öffentliche Warnungen der Verbraucher, auch in Da sich der Produktionszeitraum der Baden-Württemberg, zur Folge hatte. In diesem Zusammenhang wurden Salmonella-haltigen Tahin-Chargen mit dem der beanstandeten Halva- insgesamt 214 Helva-Proben türki- Produkte deckte, steht zu vermuten, dern vermehrte Aufmerksamkeit geSchokolade 89 90 Lebensmittelüberwachung BW Teil 3: Spezielle Untersuchungsbereiche Salmonellenerkrankungen durch den Verzehr kontaminierter Schokolade sind selten. Allerdings ist seit den sechziger Jahren weltweit immer wieder von derartigen Erkrankungen berichtet worden. Jahr des Ausbruchs Land 1970 1973 /1974 Schweden Kanada / USA SalmonellenSerovar Schokoladenerzeugnis Anzahl erkrankter Personen Salmonellenkeimzahl S. Durham S. Eastborne Kakaopulver Kakaobohnen in 110 200 unbekannt 20-90 /100g Schokoladenkugeln Tabelle: Salmonelloseausbrüche, an denen Schokoladenerzeugnisse ursächlich beteiligt waren Pflanzenschutzmittel, PCB u.a. Jahresbericht 2001 91 Pflanzenschutzmittel und sonstige Bündelung der Aufgaben für einen wirksamen Ver- Mittel sowie polychlorierte Die im Jahr 2000 begonnene Schwerpunktbildung im Be- Biphenyle (PCB) reich der Pestizidrückstandsanalytik innerhalb von BadenWürttemberg wurde weiter fortgeführt. In diesem Jahr Im Jahr 2001 wurden insgesamt 4223 Proben Lebensmittel pflanzlicher wurden am CVUA Freiburg ebenso wie am CVUA Stuttgart die Weichen für eine Umstrukturierung der Rück- und tierischer Herkunft, Humanmilch, Trinkwasser, kosmetische Mittel, Bedarfsgegenstände, Umweltproben und andere Proben auf Pflanzenschutzmittel und sonstige Mittel sowie polychlorierte Biphenyle (PCB) braucherschutz standsuntersuchungen gestellt. Durch die Vielzahl der chemischen Pflanzenschutzmittelwirkstoffe, die regelmäßige Markteinführung neuer Pflanzenschutzmittelwirkstoffe und die im Rahmen des 1982 England / Wales S. Napoli Schokolade aus Italien 245 2-23 / g 1985 /1986 Kanada S. Nima Schokoladentaler aus Belgien Unbekannt 4-24 /100g Europäischen Koordinierten Überwachungsprogrammes und andere ubiquitäre Verunreinigungen untersucht. 1987 Norwegen / Finnl. S. Typhimurium Schokolade 349 Unbekannt geforderte Einführung EU-einheitlicher Qualitätskontrollverfahren steigen die Anforderung an die Rückstands- 2001/2002 Deutschl. / Dänem. S. Oranienburg Schokolade 373 (?) ? analytik von Pflanzenschutzmitteln stetig an. Die Besonderheit bei Salmonelloseausbrüchen durch den Verzehr von und größtenteils als lebende Zellen in den Darm gelangen, wo sie eine In- Zeit noch unklar, wie die Salmonellen in die Schokolade gelangt sind. Schokolade ist, dass sehr geringe fektion auslösen können. Salmonel- Als Ursachen kommt die Kontamina- Keimzahlen ausreichen, eine Erkrankung auszulösen. Diese niedrigen In- len können in Schokolade jahrelang überleben. Zudem weisen Salmonel- tion der Kakaobohnen durch Staub und Schmutz im Rohbohnenlager fektionsdosen werden darauf zurückgeführt, dass die Salmonellen in der len in Schokolade, bedingt durch den sehr geringen Wassergehalt und die oder im Röstraum sowie eine Einschleppung durch weitere Zutaten in fettreichen Schokolade sehr gut ge- schützende Wirkung des Fetts, eine Betracht. gen die sauren Verhältnisse im Magen des Menschen geschützt sind sehr hohe Hitzeresistenz auf. Bei dem vorliegenden Ausbruch ist zur Mettwürste Ein wirksame Überwachung ist nur möglich durch: Im November 2001 wurden zunächst in Teewürsten aus dem Sortiment Im Rahmen weiterer Beprobungen dieses Erzeugnisses konnten in zwei einer großen Handelskette Salmonellen gefunden. Das fragliche Erzeug- weiteren Chargen Salmonellen nachgewiesen werden. Da es sich bei den nis wurde daraufhin in Baden-Würt- Mettenden um verzehrsfertige Roh- temberg verstärkt beprobt. Im Zusammenhang mit den Teewürsten würste handelte, wurden die Proben als geeignet, beim Verzehr die Ge- • eine zielgerichtete Probeentnahme (d.h. auch vermehrte Beprobung in Erzeugerbetrieben) wurden auch andere Rohwursterzeugnisse aus dem Handel auf Sal- sundheit zu schädigen, beurteilt. Die wiederholten Salmonellen-Funde • eine stetige Informationsbeschaffung und Auswertung von Rückstandsdaten monellen überprüft. Eine Probe Met- führten auch hier zu öffentlicher War- • sowie eine stetige Entwicklung neuer Untersuchungsmethoden zum tenden (eine schnittfestes Rohwurst nach Mettwurstart) enthielt Salmo- nung und Rückruf der betroffenen Ware aus dem Handel. nella Brandenburg. • eine gezielte Rückstandsuntersuchung – abgestimmt auf die Probenart und das Herkunftsland • eine ständige Erweiterung und Verbesserung des Untersuchungsspektrums Abbau analytischer Defizite. Um diese Ziele zu erreichen, wurden die Untersuchungsaufgaben innerhalb von Baden-Württemberg gebündelt: Über die Routineanalytik hinausgehende Untersuchungen von Lebensmitteln tierischer Herkunft werden zukünftig durch das Schwerpunktlabor des CVUA Freiburg und von Lebensmitteln pflanzlicher Herkunft durch das Schwerpunktlabor des CVUA Stuttgart durchgeführt. Lebensmittelüberwachung BW Teil 3: Spezielle Untersuchungsbereiche Pflanzenschutzmittel, PCB u.a. Jahresbericht 2001 Lebensmittel pflanzlicher Herkunft Gemüse Gesamtergebnisse 769 Proben Gemüse wurden auf nachgewiesen und 1092 mal quanti- Pflanzenschutzmittel untersucht, wo- fiziert. Die Quote der Höchstmen- bei in 360 Proben (46,8 %) Rückstände nachweisbar waren. Insgesamt genüberschreitungen lag bei 10,9 %. In 1491 von 2802 untersuchten Proben pflanzlicher Herkunft (53,2 %) waren Rückstände von Pflanzenschutzmit- Besondere Bedeutung kommt hierbei der am CVUA Stuttgart im Berichtsjahr validierten und etablierten Analytik teln nachweisbar, wobei die Quote der Höchstmengenüberschreitungen bei 8,9 % lag. Die nachfolgende Tabelle der Wachstumsregulatoren Chlormequat und Mepiquat zu. Hierdurch wurden in großem Umfang missbräuchliche zeigt die Ergebnisse der untersuchten Proben entspre- Anwendungen u. a. im Birnenanbau sowie bei Bundka- chend ihrer Herkunftsverteilung. rotten festgestellt, so dass diese Untersuchungen einen besonderen Schwerpunkt bildeten. Mehrfach wurde in Der – verglichen mit dem Vorjahr – höhere Anteil an Proben mit Pestizidrückständen sowie an Proben mit Pestizidrückständen über den zulässigen Höchstmengen ist im der Presse und den Medien darüber berichtet. 93 Die nachfolgende Tabelle zeigt die Ergebnisse der untersuchten Gemüse- wurden 98 verschiedene Stoffe in den untersuchten Gemüseproben proben entsprechend ihrer Herkunftsverteilung. Frischgemüse Proben Inland Anzahl % Proben Ausland Anzahl % Tabelle: Untersuchungsergebnis- Proben gesamt Anzahl % se Frischgemüse wesentlichen auf die Erweiterung des untersuchten Wirkstoffspektrums mit neuen analytischen Methoden zurück- Proben gesamt davon mit Rückständen 304 92 39,5 30,3 432 247 56,2 57,2 769 360 46,8 zuführen. unter der Höchstmenge 81 26,6 179 41,4 276 35,9 über der Höchstmenge 11 3,6 68 15,7 84 10,9 nach Herkunftsverteilung Auffällige Befunde bei Paprika und Karotten Pflanzliche Lebensmittel Proben Inland Proben Ausland Proben gesamt In erheblichem Umfang wurden Rückstände von Pflanzenschutzmitteln bei ausländischem Gemüsepaprika, dem 1. August 1999 bei Gemüsepaprika eine Nulltoleranz (0,01 mg / kg) als Höchstmenge festgesetzt. Bei der v. a. aus Spanien stammte, festgestellt. höheren Gehalten verkleinert sich der Sicherheitsabstand In 55 von 96 untersuchten Proben Gemüsepaprika waren Rückstände an Pflanzenschutzmitteln nachweisbar, im Hinblick auf die gesundheitliche Unbedenklichkeit. Im Jahr 2000 war dieses Insektizid schon einmal Gegen- wobei 22 Proben wegen der Überschreitung von bis zu 5 Höchstmengen gleichzeitig beanstandet wurden (15 spa- stand diverser Beanstandungen, insbesondere bei Paprika aus Spanien. Anzahl % Anzahl % Anzahl % nische, 3 türkische, 2 niederländische und 1 griechische Proben gesamt davon mit Rückständen 1509 644 53,9 42,7 1173 780 41,9 66,5 2802 1491 53,2 Probe sowie 1 Probe unbekannter Herkunft). 22 der 27 Stichproben aus Spanien (81 %) enthielten Pflanzen- unter der Höchstmenge über der Höchstmenge 567 77 37,6 5,1 621 159 52,9 13,6 1241 250 44,3 8,9 schutzmittelrückstände, wobei insgesamt 18 unterschiedliche Insektizide und Fungizide festgestellt wurden. Tabelle: Untersuchungsergebnisse pflanzliche Lebensmittel nach Herkunftsverteilung Gesamtbewertung Neben der hohen Beanstandungsquote war bei verschiedenen Proben die relativ hohe Anzahl an Mehrfachrückständen auffallend. Nachfolgende Graphik zeigt die Verteilung von Mehrfachrückständen für 34 Paprikaproben Graphik: aus konventionellem Anbau, die auf ein einheitliches Stof- Häufigkeits- 3 Proben türkischer Paprika wurde aufgrund der Überschreitung der für das Insektizid Methamidophos fest- fespektrum unter Berücksichtigung verschiedener Anwendungsempfehlungen zum Pflanzenschutzmittelein- verteilung von Mehrfachrück- gesetzten Höchstmenge beanstandet. Dieser Wirkstoff ist in der EU im Paprika-Anbau nicht mehr zugelassen; aus satz bei Paprika untersucht wurden. In einer Probe waren sogar 18 verschiedene Wirkstoffe nachweisbar. ständen bei Gemüsepaprika Gründen des vorsorgenden Gesundheitsschutzes ist seit Zum vorsorgenden Schutz der Gesundheit des Verbrauchers ist eine generelle Minimierung der Rück- gesundheitlich unbedenkliche Höchstmengen in der Rückstands-Höchstmengenverordnung festgesetzt, standsgehalte anzustreben. Zu diesem Zweck wird die nicht überschritten werden dürfen. Die in der Ver- 6 durch die Lebensmittelüberwachung die Einhaltung der Vorschriften, wie z.B. die gute landwirtschaftliche ordnung vorgenommenen gesundheitlichen Bewertungsmaßstäbe sind im internationalen Vergleich sehr 5 Praxis, die missbräuchliche Verwendung nicht zugelassener Stoffe, die Einhaltung von Höchstmengen und streng und beziehen sich auf ein vierjähriges Mädchen, weil in diesem Lebensalter das Verhältnis von Körper- auch die Eigenkontrollen des Handels und der Impor- gewicht und Nahrungsaufnahme am ungünstigsten ist. teure durch stichprobenweise Untersuchung von Proben überwacht. Die bei einzelnen Lebensmitteln festgestellten Überschreitungen von Höchstmengen der Rückstands- 3 Höchstmengenverordnung waren in keinem Fall – auch nicht bei nicht zugelassenen Stoffen – so hoch, 2 In vielen Proben wurden Rückstände von Pflanzenschutzmitteln festgestellt, zum Teil wurden auch die festgesetzten Höchstmengen überschritten. Bei konventionell angebautem Obst und Gemüse können Rückstände sowohl bei der Erzeugung als auch bei der Be- und Verarbeitung in oder auf Lebensmittel gelangen. Für derartige Rückstände sind unvermeidbare und 4 dass Gefahren für die menschliche Gesundheit zu befürchten waren. Allenfalls war das Maß an vorbeugendem Gesundheitsschutz – wie er sonst bei der Festlegung von Höchstmengen zu Grunde gelegt wird – nicht mehr eingehalten. 1 0 0 1 4 5 6 8 9 10 11 12 13 15 16 18 Anzahl Wirkstoffe pro Probe Probenzahl 92 94 Lebensmittelüberwachung BW Teil 3: Spezielle Untersuchungsbereiche Pflanzenschutzmittel, PCB u.a. Jahresbericht 2001 Karotten – Nachweis des nicht zugelassenen Wachstumsregulators Chlormequat Zusammenfassende Übersicht: Gemüse Im Zuge der Etablierung einer Unter- Höchstmengenüberschreitungen an Pflanzenschutzmitteln und sonstigen Mitteln bei Gemüse 95 suchungsmethode für Rückstände der Wachstumsregulatoren Chlormequat und Mepiquat am CVUA Stutt- Höchstmengenüberschreitung Probenanzahl mit Höchstmengen- Probenanzahl mit Höchstmengen- lichem Umfang Rückstände von Chlormequat in Bund-Karotten fest- überschreitungen* (untersuchte Ge- überschreitungen nach Herkunftslän- gestellt. samtanzahl) dern 5 (18) Lebensmittel HM** (mg/kg) Wirkstoffe Gehalt (mg/kg) Italien 2, Cyprodinil (Spanien, Türkei) 0,24/0,16 0,05 ten – davon 28 Bundkarotten und 17 Niederlande 1, Pyridaben (Italien, NL) 0,02/0,03 0,01 Karotten ohne Kraut – auf Chlormequat und Mepiquat untersucht. Chlor- Spanien 1, Türkei 1 Pyrimethanil (Spanien) Mercaptodimethur (Italien) 0,14 0,03 0,05 0,01*** gart mittels LC-MS sowie LC-MS-MS wurden erstmals in der EU in erheb- Aubergine Insgesamt wurden 45 Proben Karot- mequat-Rückstände wurden ausschließlich in Bund-Karotten festgestellt, Dill Frühlingszwiebel 2 (2) 1 Deutschland 2 Thailand 1 Bitertanol/Heptenophos Difenoconazol 0,06/1,1 0,15 0,05/0,01 0,01 Mepiquat konnte dagegen in keiner Gemüsepaprika 22 (96) Griechenland 1, Acrinathrin (Spanien) 0,12/0,03 0,01 Niederlande 2, Spanien 15, Buprofezin (Spanien) Carbendazim (Spanien) 0,05/0,04 0,18/0,13 0,02 0,1 Türkei 3, unbek. 1 Carbofuran (Türkei) Cyfluthrin (Spanien) 0,26 0,03 0,1 0,02 Probe nachgewiesen werden. In 21 von insgesamt 28 Proben Bund-Karotten wurden Höchstmengenüberschreitungen an Chlormequat festgestellt, dies entspricht einer Beanstan- In Babykost auf Karottenbasis wur- sichts dieser hohen Beanstandungs- den keine Rückstände nachgewiesen. rate wurden Erzeugerverbände, Groß- und Einzelhandelsverbände so- dungsquote von 75 %, wobei 71 % der beanstandeten Bund-Karotten Der Wachstumsregulator Chlormequat ist innerhalb der EU im Karot- italienischer Herkunft waren. tenanbau nicht zugelassen; als Höchstmenge für Chlormequat in Karotten ist EU-weit eine Nulltoleranz in Höhe von 0,05 mg/kg (analytische Nachweisgrenze) festgelegt. Ange- Diethofencarb (Spanien) 0,22 0,05 wie das Erzeugerland Italien umgehend über die Befunde bei Karotten Lufenuron (Spanien) Mercaptodimethur (GR,ES) 0,04/0,02/0,05/0,02/0,02/0,02 0,05/0,1 0,01 0,01*** informiert und nachdrücklich auf ihre Methamidophos (TR, unbek.) Pirimiphos-methyl (Spanien) 0,21/0,34/0,6/0,13 0,07/0,09 0,01 0,05 Pyridaben (Spanien) 0,06/0,04/0,05/0,03/0,04 0,01 Pyrimethanil (Spanien) Tebuconazol (Spanien) 0,33 0,15//0,13 0,05 0,05 Teflubenzuron (NL, Spanien) Tetrachlorvinphos (GR) 0,07/0,09 0,01 0,05 0,01 Belgien 1, Tetrasul (NL) Myclobutanil (Belgien) 0,02 0,05 0,01 0,01 Spanien 1 Oxadixyl (Spanien) 0,2 0,05 Belgien 1, Deutschland 4, Cyprodinil (Deutschland) Dicloran (Italien) 0,44/0,19 0,79 0,05 0,1 Frankreich 3, Italien 2 Dithiocarbamate, als CS2 (F) Fludioxonil (Deuschland) 6,7 1,6/0,17 5 0,05 Sorgfaltspflicht hingewiesen, dem Verbraucher nur einwandfreie Ware zu liefern. Chlormequat und Mepiquat – Wie wirken diese Stoffe? Gurke 2 (34) Kopfsalat/andere Salate 10 Chlormequat und Mepiquat sind kei- Blühens bei Früchte-, Gemüse- und ne Pflanzenschutzmittel, sie zählen zu den Wachstumsregulatoren. Pflan- Zierpflanzen), stärkerem Fruchtansatz und vermindertem Triebwachs- zenphysiologisch hemmen sie die tum. Die Aufnahme erfolgt über Blatt Biosynthese pflanzeneigener Wuchsstoffe (sog. Phytohormone), wodurch und Wurzel, wobei der Transport systemisch erfolgt. Im Birnenanbau Iprodion (Frankreich) 29 10 beim Pflanzenwachstum eine Unterdrückung der Zellstreckung erfolgt. wird offensichtlich durch Anwendung von Chlormequat eine Ertragsseige- Mepronil (Frankreich) Metalaxyl (Belgien) 0,07 0,19 0,01 0,1 Bei Getreide führt dies beispielswei- rung erzielt, während bei Karotten se bei früher Anwendung zu einer Stauchung und Verstärkung der Hal- von einer geringeren Krautbildung zugunsten der Fruchtbildung berichtet Oxadixyl (Frankreich) Propoxur (Deuschland) 3,2 0,2 1 0,05 Tau-Fluvalinat (Italien) 0,7 0,01 me und somit zu einer besseren Standfestigkeit der Getreidehalme. wird. Chlormequat ist in Deutschland nur im Getreideanbau, jedoch nicht Tetraconazol (Deutschland) Thiabendazol (Deutschland) 0,02 0,29 0,01 Chlormequat und Mepiquat beein- bei Karotten oder Kernobst zur An- flussen auch den Entwicklungszyclus einer Pflanze und führen zu vermehr- wendung zugelassen. Mepiquat ist in Deutschland überhaupt nicht zuge- Deutschland 5, Italien 16, Chlormequat (D, I, unbek.) Procymidon (Italien) 0,1 bis 3,5 0,16 0,05 0,02 unbek. 2 Tebufenozid (unbek.) 0,03 0,02 ter Blütenbildung (Förderung des lassen. Mohrrübe 23 (89) *: Gesamtzahl der untersuchten Proben ist in Klammern dargestellt, **: HM gesetzlich festgelegte Rückstandshöchstmenge, ***: Höchstmenge für andere pflanzliche Lebensmittel wurde zwischenzeitlich von 0,01 mg/kg auf 0,1 mg/kg korrigiert, Abkürzungen: D=Deutschland, ES=Spanien, F=Frankreich, GR=Griechenland, I=Italien, NL=Niederlande, TR=Türkei. 0,05 96 Lebensmittelüberwachung BW Teil 3: Spezielle Untersuchungsbereiche Pflanzenschutzmittel, PCB u.a. Kernobst – Äpfel aus dem Bodenseegebiet Höchstmengenüberschreitung Durch eine anonyme Anzeige wur- Probenanzahl mit Probenanzahl mit Höchstmengenüberschreitungen* Höchstmengenüberschreitungen (untersuchte Gesamtanzahl) nach Herkunftsländern Petersilienblätter 1 (4) Italien 1 Parathion-ethyl Tolclofosmethyl 1,9 0,3 0,5 0,1 setzt werden. Bei entsprechenden Kontrollen wurden in nicht unerheb- Sellerie (Knollen-) 1 (6) Österreich 1 Chlorbromuron 0,12 0,01 lichem Umfang aus dem Ausland Spargel Spinat 1 (49) 1 (10) Spanien 1 unbek. 1 Chlormephos Iprodion 0,06 0,07 0,01 0,02 importierte Pflanzenschutzmittelpräparate mit in Deutschland nicht Tomate 12 (128) Belgien 1, Italien 5, Bitertanol (Niederlande) Bromh. Begasungsmittel (I) 0,19 37/38/68/86 0,05 30 zugelassenen Wirkstoffen sowie Präparate mit einer nicht mit deutschen Niederlande 1, Propargit (Spanien) 0,12 0,01 Präparaten identischen Zusammen- Spanien 5 Pyridaben (Spanien) Pyrimethanil (Belgien, ES) 0,02/0,03 0,2/0,09 0,01 0,05 setzung sichergestellt. Durch die zuständigen Behörden wurde umge- Tau-Fluvalinat (Italien, ES) Fenbutatinoxid 0,03/0,03/0,02 0,09 0,01 0,05 hend die Anwendung dieser Präparate verboten und die Rückführung Lebensmittel Wassermelone Tabelle: Zusammenfassende Übersicht, Fortsetzung 1 (5) Italien 1 Gehalt (mg/kg) Wirkstoffe Jahresbericht 2001 HM** (mg/kg) den die baden-württembergischen Behörden davon in Kenntnis gesetzt, dass im Erzeugungsgebiet Bodensee vermehrt in Deutschland nicht zugelassene Pflanzenschutzmittel einge- dieser Präparate angeordnet. *: Gesamtzahl der untersuchten Proben ist in Klammern dargestellt, **: HM gesetzlich festgelegte Rückstandshöchstmenge, Um die Auswirkungen des Einsatzes Der Einsatz chemischer Pflanzen- In drei der untersuchten Proben wur- ***: Höchstmenge für andere pflanzliche Lebensmittel wurde zwischenzeitlich von 0,01 mg/kg auf 0,1 mg/kg korrigiert, von nicht zugelassenen Pflanzen- schutzmittel erfolgt nach Bedarf, wo- den auf der Schale Spuren von Abkürzungen: D=Deutschland, ES=Spanien, F=Frankreich, GR=Griechenland, I=Italien, NL=Niederlande, TR=Türkei. schutzmitteln einschätzen zu können, wurden Proben von nahezu ernterei- bei nur bestimmte Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden dürfen. Streptomycin, das den bakteriell verursachten Feuerbrand wirksam Obst fen Äpfeln verschiedener Erzeuger direkt vom Baum entnommen. Ins- 1281 Proben Obst wurden auf Pflan- gesamt wurden 54 Proben aus inte- zenschutzmittel untersucht, wobei in 874 Proben (68,2 %) Rückstände grierter Produktion, die mit dem Herkunfts- und Qualitätszeichen Baden- nachweisbar waren. Insgesamt wurden 116 verschiedene Stoffe in den Württemberg vermarktet wurden und 17 Proben aus konventioneller untersuchten Obstproben nachgewiesen und 2554 mal quantifiziert. Erzeugung untersucht. Die Quote der Höchstmengenüberschreitungen lag bei 10,3 %. Die nachfolgende Tabelle zeigt die Ergebnisse der untersuchten Obstproben entsprechend ihrer Herkunftsverteilung. Tendenziell enthielten HQZ-Äpfel geringfügig weniger Rückstände. So lag die mittlere Wirkstoffzahl je Probe bei 2,5 (HQZ) anstelle von 3,3 (konventioneller Anbau); die maximale Anzahl Wirkstoffe pro Probe war 6 bei HQZgegenüber 8 bei normaler Ware. Ca. Die Erzeugung von Obst mit dem 25 % der HQZ-Proben enthielten nicht für Kernobst bzw. nicht für die Herkunfts- und Qualitätszeichen Baden-Württemberg (HQZ) muss den IP zugelassene Stoffe, bei konventioneller Ware lag der Prozentsatz bei Anforderungen der „Richtlinie für in- 41 %. Nur bei drei Proben lagen die tegrierte Erzeugung von Kernobst in Baden-Württemberg“ entsprechen. Rückstände im Bereich der Höchstmengen (1 x HQZ- und 2 x konventioneller Anbau), ansonsten lagen die Gehalte deutlich darunter. Untersuchungsschwerpunkt bildete in diesem Jahr der Nachweis nicht Im Zentrum dieser integrierten Produktion (IP) steht die Ausnutzung al- zugelassener Pflanzenschutzmittel und Wachstumsregulatoren in Kern- ler natürlichen Verfahren (Einsatz schädlingsresistenter Pflanzenzüch- Alle Proben, die mit dem Herkunftsund Qualitätszeichen Baden-Würt- obst. tungen, biotechnologische Verfah- temberg vermarktet wurden und ren, Förderung von natürlichen Konkurrenten der Schädlinge, mechani- Rückstände von Wirkstoffen enthielten, die für die integrierte Produkti- Proben gesamt Anzahl % sche Unkrautbekämpfung etc.), um Schädlinge und Krankheiten unter on nicht zugelassen sind, wurden als irreführend beworben i. S. von § 17 Obst Tabelle: Proben Inland Anzahl % Proben Ausland Anzahl % Proben gesamt 627 48,9 604 47,2 1281 der Schadensschwelle zu halten und Abs. 1 Nr. 5b LMBG beanstandet. gebnisse Obst nach Herkunfts- davon mit Rückständen unter der Höchstmenge 404 340 64,4 54,2 438 375 72,5 62,1 874 742 68,2 57,9 eine umweltbewusste Erzeugung (Düngung nach Nährstoffbilanz, sinn- Für die betreffenden Erzeuger führte dies zum Entzug des Herkunfts- und verteilung über der Höchstmenge 64 10,2 63 10,4 132 10,3 volle Fruchtfolge etc.). Qualitätszeichens. Untersuchungser- bekämpft, nachgewiesen. Streptomycin ist in Deutschland nicht mehr zur Anwendung zugelassen. Die Zulassung ruht, seitdem im Frühjahr 2001 Rückstände von Streptomycin in Honig oberhalb der derzeit gültigen Höchstmenge von 0,02 mg/kg festgestellt wurden. 97 98 Lebensmittelüberwachung BW Teil 3: Spezielle Untersuchungsbereiche Pflanzenschutzmittel, PCB u.a. Jahresbericht 2001 99 Birnen-Erzeugung in Süddeutschland – Nachweis nicht zugelassener Wachstumsregulatoren Erdbeeren Durch die Aufmerksamkeit eines WKD-Beamten, dem der Wie bereits im Vorjahr wurden in Erdbeeren sehr häufig Die Häufigkeitsverteilung der Mehrfachrückstände für 75 besondere Wuchs einer Birnen-Anlage auffiel, wurden mehrere Birnenproben dieses Erzeugers zur Untersu- Pestizidrückstände festgestellt. In 111 von 128 untersuchten Proben (86,7 %) wurden Pflanzenschutzmittel nach- Erdbeerproben, die auf ein gleichartiges Wirkstoffspektrum untersucht wurden, ist in nachfolgender Graphik dar- chung auf den Wachstumsregulator Chlormequat vorgelegt. Bei dieser Untersuchung wurde Chlormequat, das in gewiesen. 14 Proben wurden aufgrund der Überschreitung von Höchstmengen beanstandet, wobei jedoch in gestellt. Deutschland nur für den Getreideanbau sowie Mepiquat, Erdbeerproben deutscher Herkunft keine Höchstmen- das in Deutschland nicht zugelassen ist, nachgewiesen. Aufgrund dieses überraschenden Befundes wurden ins- genüberschreitung auftrat. Die nachfolgende Tabelle stellt die Rückstandsbefunde geordnet nach Herkunftsländern gesamt 211 Proben auf Chlormequat und Mepiquat untersucht. Die Ergebnisse sind zusammenfassend in nach- dar. Tabelle: folgender Graphik dargestellt. Insgesamt wurden im Zusammenhang mit der Verwen- Wie die Graphik zeigt, wurden Chlormequat und Mepi- dung nicht zugelassener Mittel bei Äpfeln und bei Birnen 68 Betrieben eine Auflage erteilt, darüber hinaus wurden quat in erheblichem Umfang illegal eingesetzt. Bei einer beträchtlichen Anzahl von Proben wurden die Höchstmengen (Chlormequat 0,5 mg/kg (EU-harmonisiert) und Mepiquat 0,01 mg/kg) überschritten. bei 62 Betrieben Bußgeld- und Strafverfahren wegen Verstößen gegen das Lebensmittelrecht eingeleitet. 556 Ton- 64 14 45 2 3 128 gebnisse Erdbeeren nach Her- 0 6 7 0 1 14 kunftsverteilung Deutschland Probenzahl Untersuchungser- Herkunftsland Spanien Marokko davon > Höchstmenge Italien unbekannt Summe nen Birnen wurden wegen Höchstmengenüberschreitun- Alle Proben, die von sog. HQZ-Betrieben stammten, mit gen als nicht verkehrsfähig eingestuft, davon wurde ein Teil vernichtet und ein Teil nach Osteuropa exportiert, was Tafelweintrauben dem HQZ-Zeichen vermarktet wurden und Rückstände an Chlormequat oder Mepiquat enthielten, wurden nach nach deutschem Lebensmittelrecht zulässig ist, da von der Ware keine konkrete Gesundheitsgefahr ausging. Die Untersuchung zeigte, dass auch Tafelweintrauben 25 Proben (17,5 %) wurden augrund der Überschreitung häufig Mehrfachrückstände aufwiesen und offensichtlich von bis zu 4 Höchstmengen gleichzeitig beanstandet. mit vielen verschiedenen Wirkstoffen behandelt werden. In 113 von 143 untersuchten Proben (79,0 %) wurden Die Verteilung der Proben nach Herkunftsländern sowie die jeweilige Anzahl von Proben mit Höchstmengenüber- Pflanzenschutzmittel nachgewiesen, wobei in einer Probe 15 verschiedene Wirkstoffe gleichzeitig auftraten. schreitungen ist in folgender Tabelle dargestellt. § 17 Abs. 1 Nr. 5b LMBG (Irreführung) beanstandet. Für die betreffenden Erzeuger führte dies zum Entzug des Herkunfts- und Qualitätszeichens. Diese Untersuchungen werden im Jahr 2002 fortgesetzt werden, da bekannt ist, dass sich zumindest Chlormequat in den Bäumen über mehrere Jahre hält und zu Rückständen in der Frucht führen kann. Tabelle: Herkunftsland Probenzahl Regierungsbezirk Tübingen Südam. 9 Südafr. 19 Deutschl. 6 Frankr. 6 Italien 57 0 0 0 3 8 davon > Höchstm. Spanien Griechenl. 7 10 1 2 Türkei 14 unbek. 15 Summe 143 9 2 25 Untersuchungsergebnisse Tafelweintrauben nach Herkunftsverteilung Regierungsbezirk Stuttgart Regierungsbezirk Karlsruhe Graphik: Untersuchungsergebnisse von Birnen aus Baden-Württemberg auf Chlormequat und Tafelweintrauben Regierungsbezirk Freiburg Mepiquat nach Regierungsbezirken Erdbeeren Graphik: 20 240 220 18 200 16 180 14 160 12 140 120 10 100 8 80 6 60 4 40 2 20 0 0 Anzahl Proben mit Chlormequat Chlormequat > 0,5 mg/kg mit Mepiquat Mepiquat > 0,01 mg/kg 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 11 12 15 Anzahl Wirkstoffe pro Probe Probenzahl Häufigkeitsverteilung von Mehrfachrückständen bei Erdbeeren und Tafelweintrauben 100 Lebensmittelüberwachung BW Teil 3: Spezielle Untersuchungsbereiche Pflanzenschutzmittel, PCB u.a. Jahresbericht 2001 Am häufigsten wurden Höchstmengenüberschreitungen Die Häufigkeitsverteilung der Mehrfachrückstände für 80 Lebensmittel-Monitoring bezüglich des in Deutschland nicht zugelassenen Insektizids Flufenoxuron aus der Benzoyl-Harnstoff-Gruppe fest- Proben Tafelweintrauben, die auf ein gleichartiges Wirkstoffspektrum untersucht wurden, ist in der Graphik (vor- Im Rahmen des nationalen Lebensmittel-Monitorings wurden 71 Proben gestellt (7 Proben mit Höchstmengenüberschreitungen von Flufenoxuron). Eine Höchstmengenüberschreitung herige Seite) dargestellt. bezog sich auf den ebenfalls in Deutschland nicht zugelassenen insektiziden Wirkstoff Lufenuron als eine wei- Weißwein gehobener Qualität, 45 Proben Tomaten, 60 Proben Porree, 38 Proben Fruchtzubereitung für Milchprodukte, 38 Proben Linsen sowie 60 Proben Tafelweintrauben auf ein großes Spektrum von ca. 150 verschiedenen Wirkstoffen untersucht. tere Verbindung dieser Wirkstoffgruppe. Ergebnisse Proben aus ökologischem Landbau Insgesamt wurden 51 Proben Obst und Gemüse aus öko- Bei einer Probe italienischer Paprika wurde der Hinweis logischem Landbau auf Rückstände an Pestiziden untersucht. Hierbei waren in 43 Proben keine Rückstände an auf ökologischen Landbau aufgrund eines erhöhten, mutmaßlich nicht durch Abdrift verursachten Rückstandsge- Pestiziden nachweisbar. In 7 Proben wurden Spuren von halt des Insektizides Chlorpyrifos als irreführend bean- Rückständen unterhalb der jeweils gültigen Höchstmenge festgestellt. standet. Im Rahmen der durchgeführten Untersuchungen wiesen Bei diesen geringen Gehalten ist eine Kontamination durch Abdrift aus konventionell angebauten Beständen Proben aus ökologischem Anbau im Vergleich zu Proben aus konventionellem Anbau deutlich geringere bzw. häu- nicht auszuschließen. fig keine nachweisbaren Pestizidrückstände auf. Rückstände von Pestiziden in Getreideprodukten eines Mühlenbetriebs, die mit dem Hinweis auf ökologischen Anbau vermarktet werden Weißwein Tomaten Die untersuchten Weißweinproben Von insgesamt 45 untersuchten Pro- stammten aus Baden-Württemberg, Frankreich, Italien und Spanien. In al- ben Tomaten wurden bei 11 Proben Höchstmengenüberschreitungen len ausländischen Weinen – eine italienische Weinprobe ausgenommen festgestellt (4 spanische, 5 italienische, 1 holländische und 1 belgische – konnten Rückstände an Pflanzen- Probe). Vier der Beanstandungen bei schutzmitteln nachgewiesen werden. Als häufigste Wirkstoffe wurden italienischen Tomaten bezogen sich auf einen zu hohen Gehalt an Bro- hier die Fungizide Carbendazim, Pyrimethanil, Procymidon, Iprodion und mid, das durch die Anwendung bromhaltiger Begasungsmittel ent- Metalaxyl nachgewiesen. steht. Bei den Weinen aus Baden-Württemberg konnten in 13 von 39 Pro- Porree Aufgrund eines Hinweises, dass Getreideprodukte eines gewiesen. 2 Proben wurden aufgrund von Rückständen ben Rückstände nachgewiesen werden, wobei in keinem Fall für den Mühlenbetriebs unzulässigerweise mit der Kennzeich- des Wachstumsregulators Chlormequat sowie zusätzlich Weinbau nicht zugelassene Pestizi- nung „aus ökologischem Anbau“ beworben werden, wurden 10 unterschiedliche Getreideprodukte dieses Be- festgestellter Rückstände von Begasungsmitteln (in einer der beiden Proben), als irreführend bezeichnet de nachgewiesen wurden. Insgesamt lagen die Gehalte weit un- triebes auf Rückstände von Wachstumsregulatoren und Begasungsmitteln untersucht. Der Einsatz von Wachs- gemäß § 17 Abs. 1 Nr. 5b LMBG beanstandet. Eine Probe wurde aufgrund nachweisbarer Rückstände des Insekti- terhalb der für Keltertrauben gültigen Höchstmengen. Für Wein existiert tumsregulatoren zur Halmverkürzung sowie von Begasungsmitteln im Rahmen der Vorratshaltung ist bei kon- zides Pirimiphos-methyl entsprechend beanstandet. Die Befunde wurden der zuständigen Staatsanwaltschaft zur keine Höchstmengenfestsetzung, da es sich um ein weiterverarbeitetes ventionell angebautem Getreide üblich, jedoch bei ökolo- weiteren Ermittlung übergeben. pflanzliches Lebensmittel handelt. In gischen Anbau unzulässig. In allen 10 Proben, die mit einem Hinweis auf ökologischen Landbau vermarktet wurden, wurden Rückstände des Wachstumsregulators Chlormequat mit Gehalten von bis zu 1,2 mg/kg festgestellt. Die zulässige Höchstmenge für Chlormequat von 2 mg/kg (Weizen, Roggen, Gerste) bzw. 5 mg/kg (Hafer) wurde zwar in keinem Fall überschritten, der Hinweis auf einen ökologischen Anbau wurde jedoch bei allen Proben als irreführend gemäß § 17 Abs. 1 Nr. 5b LMBG beanstandet. Rückstände von Begasungsmitteln konnten in keiner Probe gesichert nachgewiesen werden. Aufgrund des durch die Untersuchungsergebnisse gestützten Betrugsverdachts erfolgte eine von den zuständigen Behörden durchgeführte Betriebsprüfung und eine weitere Probenahme von 6 verschiedenen Getreideprodukten. Bei der Untersuchung dieser 6 Proben auf Rückstände von Begasungsmitteln und auf ein breites Spektrum an Pestiziden wurden bei 3 Proben keine Rückstände nach- Linsen Von 38 untersuchten Linsen (gelbe, rote, grüne und braune) wiesen 10 Proben Pflanzenschutzmittelrückstände auf, wobei Bromid-Gehalte < 10 mg / kg nicht berücksichtigt wurden. Insgesamt wurden Bromid, das Fungizid Quintozen sowie die Insektizide Chlorpyrifos und Malathion nachgewiesen. Chlorpyrifos wurde ausschließlich in gelben Linsen aus In 32 der 60 untersuchten Porreeproben konnten Rückstände (Delta- der Türkei nachgewiesen, wobei 2 Proben Gehalte im Bereich der zuläs- methrin, Difenoconazol, Oxadixyl, Tolylfluanid, Dithiocarbamate) nach- sigen Höchstmenge aufwiesen. Eine Probe gelbe Linsen aus der Türkei gewiesen werden, wobei keine Höchstmengenüberschreitung vor- wurde aufgrund einer Höchstmengenüberschreitung von Quintozen lag. beanstandet. Fruchtzubereitungen Tafelweintrauben solchen Fällen muss zur Ermittlung der zulässigen Höchstmengen das Von 38 untersuchten Fruchtzubereitungen für Milchprodukte wiesen 4 Die Ergebnisse für Tafelweintrauben im Rahmen des Lebensmittel-Moni- Verhalten der einzelnen Wirkstoffe bei der Weinbereitung bekannt sein Proben geringe Gehalte an Pflanzenschutzmittelrückständen auf (Endo- torings sind zusammen mit den Ergebnissen der als Planproben erho- und eine Abreicherung (von der Trau- sulfan, Procymidon, Vinclozolin, Fena- benen Tafelweintrauben vorgehend be zum Wein) beispielsweise miteinberechnet werden. Derartige Verar- rimol), wobei keine Höchstmengenüberschreitung vorlag. im Abschnitt Obst unter der Rubrik „Tafelweintrauben“ dargestellt. beitungsfaktoren sind jedoch größtenteils nicht bekannt. 101 102 Lebensmittelüberwachung BW Teil 3: Spezielle Untersuchungsbereiche Pflanzenschutzmittel, PCB u.a. Jahresbericht 2001 103 Zusammenfassende Übersicht: Obst Höchstmengenüberschreitungen an Pflanzenschutzmitteln und sonstigen Mitteln bei Obst Höchstmengenüberschreitung Lebensmittel Apfel Aprikose Probenanzahl mit Höchstmengen- Probenanzahl mit Höchstmengen- überschreitungen* (untersuchte Ge- Probenanzahl mit Höchstmengen- Probenanzahl mit Höchstmengen- überschreitungen nach Herkunftslän- überschreitungen* (untersuchte Ge- überschreitungen nach Herkunftslän- samtanzahl) dern samtanzahl) dern 5 (323) Deutschland 5 2 (4) 5 (42) Erdbeere 55 (268) 14 (128) Wirkstoffe Gehalt (mg/kg) HM** (mg/kg) Lebensmittel Stachelbeere Wirkstoffe Gehalt (mg/kg) Deutschland 1, Fenpropimorph (Deutschland) 0,58 0,1 Niederlande 1 Procymidon (Deutschland) 0,05 0,02 Frankreich 3, Spiroxamine (Niederlande) Flufenoxuron (Griechenl., F) 0,21 0,03/0,06 0,05 0,01 Griechenland 1, Italien 1, Methomyl (Frankreich) Pyrazophos (unbek.) 0,19/0,34 0,1 0,05 0,05 unbekannt 1 Tetraconazol (Italien) 0,05 0,01 Griechenland 1, Italien 7, Acrinathrin (Griechenland) Chlorpyrifos (Türkei, unbek.) 0,05 0,66/0,8 0,01 0,5 HM** (mg/kg) Dicofol 0,28 0,02 Flufenoxuron 0,02/0,03/0,03 0,01 Mepiquat Captan (Griechenland) 0,42 2,6 0,01 2 Dicofol (Griechenland) Methomyl (Spanien) 0,03 0,09 0,02 0,05 Pyrazophos (Spanien) 0,02 0,01 Deutschland 53, Tetraconazol (Spanien) Chlormequat (D, Spanien) 0,02 0,52 bis 4,0 0,01 0,5 Italien 1, Spanien 1 Etofenprox (Italien) Fenhexamid (Deutschland) 0,04 0,14 0,01 0,02 Spanien 1, Türkei 9, Cypermethrin (Türkei) Etofenprox (Italien) 0,96 0,09 0,5 0,01 unbekannt 1 Griechenland 2, Spanien 3 Birne Höchstmengenüberschreibung Tafelweintraube 6 (42) rot Tafelweintraube weiß 19 (101) Mepiquat (Deutschland) 0,02 bis 2,9 0,01 Fenazaquin (Italien) 0,03 0,01 Italien 6, Spanien 7, Acrinathrin (Italien, Spanien) Carbendazim (Spanien) 0,12/0,06/0,05/0,13 0,53 0,01 0,1 Flucythrinat (Italien) Flufenoxuron (Spanien, TR) 0,09 0,05/0,03/0,04/0,3/0,09 0,05 0,01 unbek. 1 Fludioxonil (Spanien) Lufenuron (Italien) 1,3 0,04/0,08/0,21 1 0,01 Flusilazol (Italien) Folpet (Italien) 0,02 0,21 0,01 0,1 Mercaptodimethur (Spanien, 0,14/0,03/0,02/0,05 0,01*** Imazalil (Türkei) 0,04 0,02 0,05 0,07 0,01 0,01*** unbekannt) Penconazol (Spanien) 0,05 0,05 Lufenuron (Italien) Mercaptodimethur (Italien) 0,06/0,25 0,49 0,05 0,3 Monocrotophos (Türkei) Oxadixyl (Spanien, Türkei) 0,6 0,23/0,44 0,01 0,05 Grapefruit 1 (16) Türkei 1 Pyrifenox (Italien, Spanien) Chlorpyrifos (Türkei) Heidelbeere Johannisbeere rot 1 (6) 5 (9) Deutschland 1 Deutschland 4, Pirimicarb Fludioxonil (Deuschland) 0,22 0,07 0,05 0,05 Procymidon (Türkei) Propargit (Türkei) 9,8 0,4 5 0,01 unbekannt 1 Kresoxim-methyl (D) 0,18 0,05 Pyrazophos (Türkei) 0,11 0,01 Griechenland 1, Myclobutanil (D, unbek.) Fenhexamid (Italien) 0,02/0,06/0,14 2,3 0,01 0,02 Quinalphos (Türkei) Chlorpyrifos 0,1/0,16/0,24/0,03/0,02 0,6 0,05 0,2 Italien 2 Isoprocarb (Griechenland) Quinalphos (Italien) 0,03 0,02 0,01 0,01 (neu 0,05) Fenbutatinoxid 0,15/0,29/0,32/0,39 0,05 Kiwi 3 (26) Zitrone 5 (25) Spanien 5 Limette 1 (5) Mexiko 1 Ofurace 0,02 0,01 * Gesamtzahl der untersuchten Proben ist in Klammern dargestellt Maische 1 Deutschland 1 Chlormequat Mepiquat 3,9 0,22 0,5 0,01 ** HM = gesetzlich festgelegte Rückstandshöchstmenge *** Höchstmenge für andere pflanzliche Lebensmittel wurde zwischenzeitlich von 0,01 mg / kg auf 0,1 mg / kg korrigiert. Mango 2 (15) Brasilien 2 Imazalil Thiabendazol 0,16 6,6 0,02 5 Abkürzungen: D = Deutschland, F = Frankreich, TR = Türkei. Nektarine 1 (22) Italien 1 Etofenprox 0,09 0,01 Orange Pfirsich 1 (33) 2 (61) Spanien 1 Spanien 2 Imazalil Dicofol 5,7 0,57 5 0,02 Phosmet Tetraconazol 0,1 0,04 0,01 0,01 Papaya 1 (3) Brasilien Dithiocarbamate, als CS2 0,54 0,05 Pflaume 1 (47) Italien 1 Permethrin, gesamt Hexaflumuron 0,08 0,02 0,05 0,01 Pomelo 1 (4) Israel Fenbutatinoxid 0,16 0,05 104 Lebensmittelüberwachung BW Teil 3: Spezielle Untersuchungsbereiche Zusammenfassende Übersicht: sonstige pflanzliche Lebensmittel Weinblätter Höchstmengenüberschreitung Chilli Fruchtgewürz Linse gelb Pilzerzeugnisse Konserve/in Lake Aufgrund der hohen Beanstandungsrate wegen Überschreitungen von Pestizid-Höchstmengen bei eingelegten mengenverordnung (RHmV) den „frischen Kräutern“ zugeordnet werden. Bei den nachgewiesenen Pestizid- Weinblättern im Jahre 2000 wurden die Untersuchungen im Berichtsjahr fortgesetzt, wobei eine vergleichbare Be- Wirkstoffen handelt es sich um im Weinbau gebräuchliche Pestizide für die allerdings in der Systematik der RHmV Probenanzahl mit Höchstmengen- Probenanzahl mit Höchstmengen- überschreitungen* (untersuchte Ge- überschreitungen nach Herkunftslän- lastungssituation mit Pestizidrückständen festgestellt wurde. für „frische Kräuter“ keine speziellen Höchstmengen festgelegt sind. Deshalb sind zur Beurteilung der Rück- samtanzahl) dern 25 der 31 untersuchten Weinblattproben wurden auf- standsgehalte nach RHmV die niedrigen Grenzwerte für Großbritannien 2, Cypermethrin, gesamt (UK) 0,85/1,3 0,05 unbek. 1 Ethion (unbek.) 3,4 1 grund von Höchstmengenüberschreitungen beanstandet. Bis zu 11 Mehrfachrückstände pro Probe und bis zu 5 „andere pflanzliche Lebensmittel“ heranzuziehen. Die für eingelegte Weinblätter zulässigen Höchstmengen eini- Türkei 1 unbekannt 2 Quintozen Bromh. Begasungsmittel, Br- 0,06 96/90 0,01 50 Höchstmengenüberschreitungen pro Probe wurden festgestellt. ger dieser Pestizide sind infolgedessen deutlich geringer als diejenigen für Tafelweintrauben, obwohl die Verzehrs- Deutschland 1 China 1, Malathion Fenpropathrin (China, ungekl.) 0,36 0,06/0,3 0,05 0,02 Hierbei muss allerdings berücksichtigt werden, dass menge von Tafeltrauben die Verzehrsmenge von einge- Weinblätter in der Systematik der Rückstands-Höchst- legten Weinblättern deutlich übersteigt. unbekannt 1 Fenvalerat (ungekl.) 0,19 0,1 Griechenland 5, Gesamt-DDT (China) Azoxystrobin (Griechenl., TR) 0,85 0,15/1,8 0,2 0,05 Brompropylat (Türkei) Carbendazim (Türkei) 0,66/0,82 1,3/0,18/0,14 0,05 0,1 Chlorpyrifos (Griechenl., TR) 1,4/0,26/0,1/0,37/0,33/0,1/3/ 0,05 Diacylhydrazine – Methodik und Rückstandsdaten Chlorthalonil (Griechenland) 0,17/3,1/0,24/0,06/0,29 0,41 0,01 Diacylhydrazine (Tebufenozid, Halofenozid und Methoxy- Cypermethrin, gesamt (GR, Türkei) 0,32/1,4/0,9/0,17 0,05 fenozid) werden im Obst-, Gemüse- sowie im Weinan- Dicofol (Türkei) 0,04/0,14/2,8/0,41/0,12 0,02 bau gegen Wicklerraupen eingesetzt. Sie wirken als Häutungsbeschleuniger, da sie dem Hormon Ecdysone Fenarimol (Griechenl., Türkei) Flufenoxuron (Griechenl., TR) 0,36/0,07/0,22/0,33 1,1/4,9/0,29 0,02 0,01 ähneln. Während Tebufenozid bereits weit verbreitet im Einsatz ist, sind Methoxyfenozid und Halofenozid, die Lambda-Cyhalothrin (GR, TR) Metalaxyl (Türkei) 0,03/0,06/0,08 0,06/2,0 0,02 0,05 neueren Vertreter der Diacylhydrazine, erst in wenigen Ländern zugelassen. Myclobutanil (Türkei) Nuarimol (Griechenl., Türkei) 0,05/0,03/0,29 0,06/0,09/0,01/0,09/0,04 0,01 0,01 Oxadixyl (Griechenland) 0,17 0,05 Parathion-methyl (Türkei) Penconazol (Türkei) 1,6 0,13/0,08 0,1 0,05 Procymidon (Griechenl., TR) Propargit (Türkei) 7,1/0,04 0,32 0,02 0,01 Quinoxyfen (Türkei) 0,13 0,01 Triadimefon, Summe (Türkei) 0,67 0,1 3 (5) 1 (6) 2 (25) 1 Sojamehl Tee, halbfermentiert 2 (56) Weinblätter Jahresbericht 2001 Sonstige pflanzliche Lebensmittel Höchstmengenüberschreitungen an Pflanzenschutzmitteln und sonstigen Mitteln bei sonstigen pflanzlichen Lebensmitteln Lebensmittel Pflanzenschutzmittel, PCB u.a. 25 (31) Türkei 20 * Gesamtzahl der untersuchten Proben ist in Klammern dargestellt ** HM = gesetzlich festgelegte Rückstandshöchstmenge Abkürzungen: GR = Griechenland, TR = Türkei, UK = Großbritannien. Wirkstoffe Gehalt (mg/kg) HM** (mg/kg) Einführung neuer Stoffklassen in die Routineanalytik bei Lebensmitteln pflanzlicher Herkunft Tebufenozid Methoxyfenozid Halofenozid Analytik Die Verbindungen lassen sich mittels SFE extrahieren, und Halofenozid) in keiner Probe nachgewiesen wurden. werden aber auch mit der Ethylacetat/Cyclohexan-Multimethode erfasst. Da sich diese Stoffe nicht gaschroma- Tebufenozid-Rückstände wurden in 42 (26 %) der Kernobstproben mit Herkunft Deutschland, Chile, Argentini- tographisch bestimmen lassen, wurde dafür eine LC/MS- en und Italien nachgewiesen. Ferner war Tebufenozid Methode entwickelt, welche im Jahr 2001 in die Routineanalytik mit aufgenommen werden konnte. häufig in Paprikaproben aus Spanien (15 Proben von 39 (38 %)) enthalten. Andere Befunde betrafen 1 Probe Alle Obst- und Gemüseproben wurden 2001 am CVUA Stuttgart auch auf diese Wirkstoffgruppe untersucht. Rückstände an Tebufenozid wurden dabei relativ häufig festgestellt (in 61 Proben (5,8 %)), während die anderen beiden Vertreter der Verbindungsklasse (Methoxyfenozid griechische Trauben, 1 Probe deutsche Tomaten, 1 Probe deutsche Mirabellen und 1 Probe von 54 Karottenproben. Diese Probe enthielt 0,03 mg/kg Tebufenozid und überschritt damit die deutsche Höchstmenge von 0,02 mg/kg (die Höchstmenge beträgt zwischenzeitlich EU-weit 0,05 mg/kg). 105 106 Lebensmittelüberwachung BW Teil 3: Spezielle Untersuchungsbereiche Pflanzenschutzmittel, PCB u.a. Jahresbericht 2001 107 Lebensmittel tierischer Herkunft N-Methyl-Carbamate – Methodik und Rückstandsdaten Die recht große Gruppe der N-Methyl-Carbamate konnte werden. Lediglich die polareren Oxim-Carbamate können Insgesamt wurden 877 Proben Lebensmittel tierischer 528 (60,2 %) der 877 untersuchten Proben enthielten Ver- am CVUA Stuttgart im Jahr 2001 aufgrund größerer Gerä- hier schlechtere Wiederfindungen aufweisen. Hier müs- Herkunft aller Handelsstufen sowie 258 Proben im Rah- unreinigungen an Pflanzenschutzmitteln oder PCB über tekapazitäten erstmals routinemäßig mittels LC/MS bestimmt werden. Auch hier können die meisten Vertreter sen gegebenenfalls Einzelmethoden zum Einsatz kommen. men des Nationalen Rückstandskontrollplanes auf Rückstände an Pflanzenschutzmitteln und Kontaminanten un- der mindestens erfassbaren Bestimmungsgrenze von 0,005 mg/kg Fett. In 4 Proben ( 0,5 %) wurden Höchst- tersucht. mengenüberschreitungen festgestellt: problemlos mit den gängigen Multimethoden erfasst In der entwickelten Methode werden folgende Stoffe erfasst: Lebensmittel Herkunft Höchstmengenüberschreitung Aldicarb, Aldicarb Sulfon (Aldoxycarb), Aldicarb Sulfoxid, Aminocarb, Bendiocarb, Carbanolat, Carbaryl, Carbofuran, Obst- und Gemüseproben auf N-MethylCarbamate Gehalt Dimension Tabelle: Höchstmengen- menge überschreitungen in Lebensmitteln tierischer Her- Dioxacarb, Ethiofencarb, Ethiofencarb Sulfon, Ethiofencarb Sulfoxid, Fenobucarb, Isoprocarb, Landrin (2,4,5-Trimethacarb), Methiocarb, Methiocarb Sulfon, Methiocarb Sulfoxid, Methomyl, Metolcarb, Oxamyl, Promecarb, Propoxur, Aal Rhein-km 91 (Rekingen) PCB 153 0,31 mg/kg Frischgewicht 0,3 Thiodicarb, Benfuracarb, Furathiocarb, Carbosulfan. Aal Rhein-km 91 (Rekingen) PCB 153 0,31 mg/kg Frischgewicht 0,3 Öko-Vollmilch Öko-Bergkäse Bayern Schweiz Lindan Endosulfan 0,02 0,02 mg/kg Fett mg/kg Fett 0,01 0,01 Tabelle: Untersuchungsergebnisse für Wirkstoff Höchst- Stoff Carbaryl Carbofuran Anzahl Proben mit Rückständen 13 2 HMÜ* Lebensmittel 0 1 Paprika, Salat, Trauben, Kernobst Paprika, Clementinen Lebensmittel-Monitoring Kiwis Im Rahmen des nationalen Lebensmittel-Monitorings wurden 44 Proben Erdbeeren, Trauben, Auberginen, Paprika, Salat, Kohl Trauben, Aprikosen, Salat, Auberginen Fleischteilstücke Lamm, 9 Proben Butterfisch/Hai, 44 Proben Scholle und 64 Proben Rotbarschfilet zusätzlich zu dem vorgegebenen Pflichtstoffe- Äpfel, Johannisbeeren, Salat spektrum auf Polychlorterpene (Parlar-Kongenere) und Organozinnverbindungen untersucht (Lammproben ausgenommen, diese wurden nur auf Isoprocarb 1 1 Methiocarb Methomyl 13 5 1 (6**) 3 Propoxur Summe 6 40 1 7 kunft * HMÜ = Anzahl an Höchstmengenüberschreitungen ** die Höchstmenge für andere pflanzliche Lebensmittel wurde zwischenzeitlich von 0,01 mg / kg auf 0,1 mg / kg korrigiert. Nur eine der Proben (Erdbeeren) überschritt die „neue“ Höchstmenge. das Pflichtstoffespektrum untersucht). Ergebnisse: Lammfleisch Die Mediane für Hexachlorbenzol, Gesamt-DDT und Polychlorierte Bi- Graphik den Gehalten in Fleisch verschiedener Tierarten (Rind, Kalb, Lindan Gesamt-DDT Insgesamt wiesen 40 Proben Obst und Gemüse Rückstände an N-Methyl-Carbamaten auf, dabei traten 7 Höchstmengenüberschreitungen auf. phenyle (PCB) weisen deutlich höhere Gehalte bei Lammfleisch als bei Schwein), das im Rahmen des Nationalen Rückstandskontrollplanes Dieldrin PCB 135 anderen Tierarten auf. Die Gehalte der relevanten Organochlor-Rück- (NRKP) untersucht wurde, gegenübergestellt. HCB stände in Lammfleisch sind in der Graphik: Untersuchungsergebnisse Lammfleisch, Vergleich von Organochlor-Rückständen, Mediane in mg / kg Fett 0,012 0,01 0,008 0,006 0,004 0,002 0 Fleisch (NRKP) Lammfleisch (Monitoring) 108 Lebensmittelüberwachung BW Teil 3: Spezielle Untersuchungsbereiche Butterfisch, Hai, Scholle, Rotbarsch Pflanzenschutzmittel, PCB u.a. Fischart Organochlor-Rückstände: Im Ver- aus den Parlar-Kongeneren 26, 50, gleich der 4 Seefischarten zeigen die 62), PCB und Gesamt-DDT bezogen Rotbarsche die höchsten Gehalte an Hexachlorbenzol, Gesamt-Chlordan, auf Fett (siehe Graphik). Jahresbericht 2001 2,4,6 2,4,4´ Tribromanisol Tribrom- 2,2´,4,4´ Tetrabrom- 2,2´,4,4´,6Pentabrom- 2,2´,4,4´,5Pentabrom- 2,2´,4,4´,5,6Hexabrom- 109 2,2´,4,4´,5,5´Hexabrom- diphenylether diphenylether diphenylether diphenylether diphenylether diphenylether PBDE 28 PBDE 47 PBDE 100 PBDE 99 PBDE 154 PBDE 153 Butterfisch Dieldrin, Polychlorterpenen (Summe 0,4 0,35 0,3 0,25 Median Mittelwert < 0,005 < 0,005 < 0,005 < 0,005 < 0,005 < 0,005 < 0,005 < 0,005 < 0,005 < 0,005 < 0,005 < 0,005 < 0,005 < 0,005 Max. Wert Hai < 0,005 < 0,005 < 0,005 < 0,005 < 0,005 < 0,005 < 0,005 Median < 0,005 < 0,005 0,022 < 0,005 0,010 < 0,005 < 0,005 Mittelwert Max. Wert < 0,005 < 0,005 < 0,005 < 0,005 0,034 0,120 < 0,005 < 0,005 0,020 0,075 < 0,005 < 0,005 < 0,005 < 0,005 Scholle Median < 0,005 < 0,005 0,020 < 0,005 0,005 < 0,005 < 0,005 Mittelwert 0,028 < 0,005 0,030 < 0,005 < 0,005 < 0,005 < 0,005 Max. Wert Rotbarsch 0,65 0,005 0,120 0,015 0,011 < 0,005 < 0,005 0,15 0,1 Median Mittelwert < 0,005 < 0,005 < 0,005 < 0,005 0,011 0,014 < 0,005 < 0,005 < 0,005 < 0,005 < 0,005 < 0,005 < 0,005 < 0,005 Max. Wert < 0,005 0,035 0,130 0,016 0,010 0,005 < 0,005 0,2 0,05 Tabelle: Polybromierte Diphenylether, Gehalte in Seefischen (mg/kg Fett) 0 Butterfisch Hai Scholle Rotbarsch Graphik: Untersuchungsergebnisse Butterfisch, HCB Summe Parlar Hai, Scholle, Rotbarsch, Kontaminanten in Seefischen, Mediane in mg/kg Fett Gesamt-Chlordan PCB 153 Dieldrin Gesamt-DDT Umweltkontaminanten bei Fischen Ein weiterer Untersuchungsschwerpunkt im Jahr 2001 waren Organozinnverbindungen (OZV). Da der Bund die Festlegung von Höchstmengen für OZV in Fischen Polybromierte Diphenylether (PBDE): Neuere Erkennt- Nachdem im Jahr 2000 erste Untersuchungen auf PBDE nisse aus Kanada, den USA und nordeuropäischen Ländern belegen, dass seit einiger Zeit auch bromierte Ver- 47 in Rheinfischen (Aal, Rotaugen, Güster) durchgeführt wurden, waren 2001 die Seefische des Monitoring-Pro- bindungen in die Nahrungskette gelangen und sich dort grammes Untersuchungsziel. Neben PBDE 47 wurden anreichern. Dabei sind insbesondere die polybromierten Diphenylether (PBDE) von Interesse, die in großen Men- weitere relevante PBDE, d.h. ein Tri-, zwei Penta- und zwei Hexabromdiphenylether in das Untersuchungspro- gen als Flammschutzmittel verwendet werden. Die jährliche Produktionsmenge beträgt weltweit ca. 70 000 t. gramm aufgenommen (Bestimmungsgrenze: 0,005 mg/kg Fett je Kongener). Die höchsten Gehalte an PBDE Eingesetzt werden diese Stoffe in Kunststoffen, Elektro- 47 waren im Vergleich der 4 Seefischarten in Hai- und Persistenz in den Umweltmedien. Im Vordergrund des und Elektronikgeräten, Dämmmaterialien, Teppichen und Textilien und gelangen durch Ausgasung, Verbrennung, Schollen-Proben – bezogen auf Fettgehalt – nachweisbar (siehe Tabelle). Interesses steht derzeit Tributylzinn, dessen Anwendung in Antifoulingfarben zum Bewuchsschutz von Verarbeitung und Recycling insbesondere in die aquatische Nahrungskette, wo sie aufgrund ihrer Eigenschaften im Fettgewebe von Fischen angereichert werden. Genau wie chlorierte Verbindungen weisen sie die Eigenschaften auf, die zur Einstufung als „persistant organic pollutants“ (POPs)“ führen: Persistenz, Bioakkumulation, Toxizität und das Potential zum Ferntransport. Die PBDE enthalten ebenso wie die PCB und das Toxaphen eine Vielzahl von Einzelstoffen (Kongeneren). Der Hauptbestandteil in Fischen ist der 2,2’,4,4’-Tetrabromdiphenylether (PBDE 47). Verglichen mit Rheinfischen sind diese Gehalte jedoch überwiegend niedriger. Rheinaale wiesen je nach Herkunft (km 3 – 432) im Mittel PBDE 47-Gehalte von 0,02 bis 0,07 und Rotaugen von 0,03 bis 0,46 mg/kg Fett auf. Als weitere bromierte Verbindung wurde das 2,4,6-Tribromanisol bestimmt. Ein positiver Nachweis ergab sich dabei ausschließlich bei Schollen. Bromocyclen – ein von der Anwendung als Tierarzneimittel bekanntes Antiparasitikum, das in den 90er Jahren in die Schlagzeilen geraten war – war in keiner Fischart feststellbar. und Meeresfrüchten anstrebt, wurden die Bundesländer aufgefordert, verlässliche Analysendaten zu OZV in Fischen und Muscheln verschiedenster Herkunft zu erarbeiten. Derzeit wird als Höchstmenge bei Fischen für die Summe aller OZV (berechnet als Organozinn-Kation) ein Wert von 0,030 mg/kg Frischgewicht diskutiert. OZV sind metallorganische Verbindungen mit einer hohen Schiffsrümpfen zu Akkumulationen in Sedimenten und aquatischen Organismen geführt hat. Als weitere trior- Mit einem vom CVUA Freiburg erarbeiteten Prüfverfahren wurden die Mono-, Di-, Tri- und Tetrabutylzinn sowie Mono-, Di-, Tri- und Tetraphenylzinn und Dioctylzinn bis zu einer Bestimmungsgrenze je OZV von 0,005 mg Organozinnkation/kg Frischsubstanz (FG) analysiert. Folgende Proben wurden auf OZV untersucht: ganische Zinnverbindung ist Triphenylzinn, das als aka- 44 Proben Schollenfilets (Lebensmittel-Monitoringpro- rizid und fungizid wirksames Pflanzenschutzmittel sowie als Antifouling-Wirkstoff eingesetzt wurde, von Bedeu- ben), 8 Forellen (Teichzucht Baden-Württemberg), 25 Bodensee-Felchen, 5 Bodensee-Barsche, 4 Bodensee-Mu- tung. OZV wirken stark toxisch insbesondere auf Wasserlebewesen. Bei Weichtieren und Fischen zeigten sich scheln, 16 Aale (Rhein, km 3-432), 4 Proben Barbe, Güster bzw. Nase (Rhein, km 210-255), 3 Döbel (Rhein, km 3- Veränderungen des Sexual-Hormonsystems bei OZ-Kon- 160), 4 Proben Karpfen bzw. Schleie (Rhein, km 3), 11 Ro- zentrationen im Spurenbereich. In höheren Konzentrationen sind diese Verbindungen auch beim Menschen nicht taugen (Rhein, km 3-432), 8 Forellen-Futtermittel (Deutschland/Ausland). unbedenklich. 110 Lebensmittelüberwachung BW Teil 3: Spezielle Untersuchungsbereiche Pflanzenschutzmittel, PCB u.a. Jahresbericht 2001 Die im bundesweiten Lebensmittel-Monitoringprogramm Phenylzinnverbindungen (als Summe) wurden dagegen Milch und Milcherzeugnisse untersuchten Schollen wiesen fast ausschließlich Triphenylzinn mit Gehalten von 0,005 bis 0,020 mg/kg FG weitgehend auf höherem Konzentrationsniveau bestimmt. Die höchsten Gehalte wiesen eine Rhein-Barbe Die Untersuchung von 110 Proben Milch (+ 17 Proben im Die Untersuchungspflicht für Einfuhrproben aus der (Median 0,006 mg/kg FG) auf und waren damit nur gering belastet. und ein Güster mit 0,053 bzw. 0,050 mg/kg FG sowie die Rhein-Aale mit 0,006 bis 0,063 mg/kg FG auf. Bodensee- Rahmen des Nationalen Rückstandskontrollplanes) auf al- Schweiz (Drittland) in die EU (Inland) führte nochmals zu Die Forellen aus einheimischen Zuchtanlagen waren alle ohne Rückstände. In Korrelation dazu wiesen die Fut- felchen waren frei von Phenylzinn-Rückständen. Der diskutierte Summenwert von 0,030 mg OZV/kg FG len Produktionsebenen – Ab-Hof-Milch, Tankwagen-Sammelmilch, Konsummilch – führte zu keiner Höchstmen- einer Steigerung des Probenaufkommens um rund 20 % gegenüber dem Vorjahr. Seit 1998 hat sich das Proben- termittel auch nur Spuren von Tributylzinn im Bereich der zur Beurteilung der Verkehrsfähigkeit der Fische als Spei- genüberschreitung für Organochlor-Pestizide und PCB. Die durchschnittliche Rückstandsbelastung von Milch mit aufkommen um den Faktor 3,3 erhöht und lag 2001 bei ca. 200 Proben. Nach § 22 der Milch-Verordnung dürfen Bestimmungsgrenze auf. sefische wurde von allen Bodenseefischen sowie dem überwiegenden Teil der Rheinfische – außer 2 Aalen, diesen Stoffen ist in den letzten Jahren stark zurückgegangen. In 59 % der Proben wurden Rückstände über der u.a. Erzeugnisse auf Milchbasis aus Drittländern nur in das Inland eingeführt werden, wenn die Sendung bei der Bestimmungsgrenze von 0,005 mg/kg Fett nachgewie- Einfuhr einer Warenuntersuchung u.a. auf Pflanzen- sen. Die Konzentrationen liegen inzwischen häufig nur noch zwischen 0,001 und 0,005 mg/kg Fett. schutzmittelrückstände und PCB unterzogen worden ist. Bei den Bodensee- und Rheinfischen stellte sich die Situation abhängig von der Fischart unterschiedlich dar. Butylzinnverbindungen (als Summe) waren bei Rhein-Karp- 1 Barbe und 1 Güster – eingehalten. 111 fen, Schleie und Aal nicht nachweisbar. Bei den anderen Fischarten lagen die Gehalte (als Mediane) von 0,005 bis Proben aus ökologischem Landbau 0,018 bzw. von 0,005 bis 0,008 mg/kg FG in einem niedrigen Konzentrationsbereich. In 2 von 29 Ökoproben (Vollmilch, Bergkäse) wurden Ge- Da für Organochlorpestizide und PCB schon seit fast zwei halte an Organochlorpestiziden (Lindan 0,024 mg/kg Fett Jahrzehnten Anwendungsverbote oder -einschränkungen Graphik: Organozinnverbindungen in Fischen, und Endosulfan 0,015 mg/kg Fett) über dem analytischen Grenzwert für Ökoproben von 0,01 mg/kg Fett festge- gelten, gelangen diese Stoffe nur noch über Altlasten in die Umwelt und in Lebensmittel, wobei die alternativ er- Mediane in mg/kg Frischgewicht stellt. zeugten Produkte ebenso betroffen sind wie die konventionell erzeugten Lebensmittel (siehe nachfolgende Graphik). Lindan HCB Summe Phenylzinn-Verbindungen Dieldrin Gesamt-DDT Graphik: Vergleich von Organochlor-Rückständen, Summe Butylzinn-Verbindungen Gesamt-Endosulfan PCB 153 Mediane in mg/kg Fett 0,035 0,005 0,03 0,004 0,025 0,003 0,02 0,015 0,002 0,01 0,001 0,005 0 Rhein-Barbe / -Güster / -Nase Rhein-Aal Rhein-Rotauge Rhein-Döbel Rhein-Karpfen / -Schleie Bodensee-Barsch Bodensee-Felchen Schollenfilet 0 Öko-Milchprodukte Einfuhr Käse 112 Lebensmittelüberwachung BW Teil 3: Spezielle Untersuchungsbereiche Pharmakologisch wirksame Stoffe Jahresbericht 2001 Pharmakologisch wirksame Stoffe Der Tierarzneimittelmarkt teilte sich 2001 mit 481 Mio. Euro auf folgende Arzneimittel bzw. Produkt- Als rechtliche Grundlagen für die Untersuchungen Auf nationaler Ebene folgen die Untersuchungen auf von Lebensmitteln tierischer Herkunft und lebenden Tieren auf gesundheitsbeeinträchtigende Rückstän- pharmakologisch wirksame Stoffe außerdem noch den Vorgaben des Fleisch-, Geflügelfleisch- und Fischhygie- gruppen auf: de sind verschiedene EU-Verordnungen und –Entscheidungen zu nennen, insbesondere die Richtlinie nerechts, sowie weiteren produktspezifischen Verordnungen. • Biologica hierunter fallen alle Produkte zur Steigerung der 96/23/EG des Rates vom 29. April 1996 und die Entscheidung 97/747/EG der Kommission vom 27. Oktober 1997. In der Verordnung EWG Nr. 2377/90 mit ihren 5 Anlagen sind die bei der Anwendung von Tierarzneimitteln bei le- Sonstige • Antiparasitika 18 % In jedem Mitgliedsstaat der EU wird nach einheitlichen Regeln ein Rückstandskontrollplan erstellt. Für Deutsch- • Sonstige alle übrigen Arzneimittel wie z.B. Entzündungshemmer, Kreislaufmittel, Vitamine usw. jedes Jahr neu erstellt und durchgeführt. Sein Ziel ist die 28 % Überwachung von Lebensmitteln tierischer Herkunft auf Rückstände von pharmakologisch wirksamen Stoffen. Er Als Quelle für Rückstände pharmakologisch wirksamer Stoffe können die folgenden drei Bereiche genannt werden: Therapie: Hierunter fällt die klassische Behandlung erkrankter Tiere die als Einzeltier- oder als Bestands- Eine Gruppe dieser Stoffe besitzt antibiotische Wirkungen. Da diese Leistungsförderer-Antibiotika meist behandlung mit Arzneimitteln erfolgt. in Mengen eingesetzt werden, welche unterhalb einer Prophylaxe: Sie erfolgt vorbeugend zur Verhütung therapeutischen Dosis liegen, ist hier die Gefahr einer Resistenzbildung von Keimen besonders groß. von Erkrankungen, meistens als Bestandsbehandlung. Die Behandlungen erfolgen sehr häufig über Fütterungsarzneimittel durch einen Tierarzt oder nach seiner Anweisung. Wird ein pathogener (krankheitserregender) Keim resistent gegenüber Antibiotika, kann dies bei Übertragung des Keims auf den Menschen auch für diesen zu einer Gefährdung führen. Leistungsförderer: Dies sind pharmakologisch wirksame Stoffe, die nach dem Futtermittelgesetz dem Futter zugemischt werden können, um eine Lei- Es werden auch viele andere Stoffe illegal zur Steige- stungssteigerung zu erzielen. Sie dienen in erster Li- rung der Mastleistung eingesetzt, wie zum Beispiel nie der Verbesserung der Mastleistung und nicht der Behandlung oder der Verhütung von Erkrankungen. Hormone, ß-Agonisten usw.. Ihre Anwendung ist nach der Richtlinie 96/22/EG des Rates verboten. 27,4 % • Hormone hierunter fallen auch die Präparate zur besseren Futterverwertung dende Methodik und die Probenahme. 4,4 % Arzneimittel zur Bekämpfung von Parasiten Höchstmenge festgesetzt und die Substanz in eine der Anlagen aufgenommen. zeugnisse, die zu untersuchenden Stoffe, die anzuwen- Antiparasitika • Antiinfektiva heiten enthält für jedes Bundesland konkrete Vorgaben über die Anzahl der zu untersuchenden Tiere oder tierischen Er- Antiinfektiva Aufteilung des Tierarzneimittel- Immunabwehr (hauptsächlich Impfstoffe) Therapeutika zur Bekämpfung von Infektionskrank- land wird dieser „Nationale Rückstandskontrollplan“ (NRKP) vom BgVV gemeinsam mit den Bundesländern Graphik: Hormone mal zulässigen Rückstandshöchstmengen (MRL) bzw. Verbote zu beachten. Nach toxikologisch-pharmakologi- dungsklassifizierung vorgenommen, eventuell eine Biologica marktes 2001 bensmittelliefernden Tieren EU-weit verbindlichen maxi- scher Risikobewertung der Substanzen durch den ständigen Ausschuss für Tierarzneimittel wird eine Gefähr- 113 22,2 % Untersuchungen auf Rückstände pharmakologisch wirksamer Stoffe Um eine lückenlose Kontrolle der Le- den anderen Lebensmittelproben jahr in 1691 Proben insgesamt 4280 bensmittelüberwachung zum Schutz des Verbrauchers „vom Stall bis auf auch über den WKD. Im Rahmen des NRKP sind 2001 bei Proben aus Er- Untersuchungen auf Rückstände an pharmakologisch wirksamen Stoffen den Teller“ zu gewährleisten, werden zeugerbetrieben 1482 Untersuchun- durchgeführt. Dabei ließen sich in auf jeder Stufe der Produktion Proben von tierischen Lebensmittel ge- gen durchgeführt worden. Hier ergab sich nur ein positiver Rückstandsbe- 11 Proben Tetracycline, in 11 Proben Sulfonamide, in 9 Proben Kokzi- nommen und auf Rückstände pharmakologisch wirksamer Stoffe unter- fund von Malachitgrün bei Forellen. An Proben aus Schlachtbetrieben diostatika, in 43 Proben Malachitgrün, in 37 Proben Streptomycin, in sucht. Der Bereich der Erzeuger- und wurden 3998 Untersuchungen (oh- 10 Proben Chloramphenicol, in 5 Pro- Schlachtbetriebe wird durch den Nationalen Rückstandskontrollplan ab- ne Hemmstofftest) auf Rückstände pharmakologisch wirksamer Stoffe ben Tylosin, in 1 Probe 1,4-Dichlorbenzol und in 1 Probe (Nahrungser- gedeckt. Die Überwachung und Probennahme im Handel erfolgt wie bei durchgeführt. In der Lebensmittelüberwachung wurden im Berichts- gänzungsmittel) Norandrostendion nachweisen. Tierarzneimittelrückstände im Urin von Schlachttieren aus HQZ-Betrieben Im Rahmen des Herkunfts- und Qualitätszeichens (HQZ) Baden-Württem- Hemmhöfe. Bei Resten von sieben dieser Urinproben wurden weiter- Zur Gruppe der ß-Lactame gehören die Penicilline und die Cephalospori- bergs werden bei Schlachttieren, zu den gesetzlich vorgeschriebenen gehende Untersuchungen durchgeführt. Bei einigen, mengenmäßig ge- ne. Daraufhin wurde eine Schnellmetho- stichprobenartigen Rückstandsunter- nügend großen Proben, konnte mit de entwickelt, mit der man mit Hilfe suchungen, zusätzlich weitere Untersuchungen auf Hemmstoffe im Urin orientierenden Voruntersuchungen (Hemmstofftest mit ß-Lactamase, der LC-MS ß-Lactame im Urin nachweisen konnte. In allen Proben konn- durchgeführt. Bei diesen Untersuchungen zeigten sich bei Tieren aus CharmII-Test) Substanzen aus der Gruppe der ß-Lactame festgestellt te Amoxicillin in Konzentrationen bis zu 50 mg/l bestimmt werden. einigen wenigen Betrieben große werden. 114 Lebensmittelüberwachung BW Teil 3: Spezielle Untersuchungsbereiche Pharmakologisch wirksame Stoffe Jahresbericht 2001 Amoxicillin gehört zu den Breitspek- proben ergab neben den angegebe- in andere Futtermittel nachweisen. Das Schwein stinkt trum-Penicillinen und kann oral oder intramuskulär appliziert werden. nen Gehalten in den Fütterungsarzneimitteln auch geringe bis hohe Ge- Diese Fälle haben wieder einmal das Problem der Verschleppungen bei der Die Jungebermast wäre wirtschaft- zung). Der Ebergeruch wird haupt- stoff 5-Androstenon den Wert von Amoxicillin hat eine sehr kurze Halbwertszeit und wird sehr schnell aus- halte von Amoxicillin in den Futtermittelproben, die eigentlich hätten Herstellung von Fütterungsarzneimitteln auf dem Hof (Hofmischungen) lich interessant, weil Eber nicht kast- sächlich durch das Steroid 5-Andro- 0,5 mg / kg nicht übersteigt. Bei 4 Be- geschieden, sodass bei diesen hohen Urinkonzentrationen die Aufnah- antibiotika-frei sein sollen. Die in den Fütterungsarzneimitteln angegebe- und die Behandlung der Tiere über die Fütterungsanlagen gezeigt. Bei riert werden müssen und leistungsmäßig Kastraten überlegen sind (Ge- stenon verursacht, das in den Hoden produziert wird und sich im Fett schwerdeproben konnte durch Untersuchungen des 5-Androstenon- me des Amoxicillins erst sehr kurz nen Gehalte von Tetracyclin und Fen- der Behandlung von Tieren über das wichtszuwachs, Futterverwertung, Fleischanteil im Schlachtkörper). Das einlagert. In der EU ist das Schlachten von Ebern oder Binnenebern gehaltes festgestellt werden, dass der Grenzwert überschritten war, so- vor der Schlachtung erfolgt sein musste. bendazol konnten bestätigt werden; nur bei den Tetracyclinen ließen sich Futter muss man dieser Problematik in Zukunft mehr Beachtung schen- Fleisch von Jungebern kann jedoch einen stechenden Geruch aufweisen. (männliche Schweine mit ganz oder teilweise eingewachsenen Hoden) dass das Tier als untauglich zu beurteilen war und die Lebensmittel be- Die Untersuchung der bei den Betriebskontrollen gezogenen Futter- noch in einigen Fällen Verschleppungen aus dem Fütterungsarzneimittel ken. Diese Geruchsabweichungen sind nicht grundsätzlich verboten, jedoch anstandet werden mussten. abhängig vom Alter und der Fütterung (Intensität, Futterzusammenset- muss nachgewiesen werden, dass der Grenzwert für den Ebergeruchs- „Tierarzneimittelmafia“ in Bayern tätig Nachuntersuchung von Hemmstoffpositiven Proben In Bayern hat ein Tierarzt, als sogenannter „Autobahntierarzt“, in gro- ren verboten. Aus den beschlagnahmten Geschäftsunterlagen ergab sich Schlachtbetrieben auf die Rückstände der in der Tierarztpraxis gefunde- ßem Stil Tierarzneimittel gegen das geltende Arzneimittelrecht einge- der Verdacht, dass auch nach BadenWürttemberg Tierarzneimittel oder nen Arzneimittel untersucht. Hinweise auf eine illegale Anwendung oder führt und an Tierhalter abgegeben. mit diesen verbotenen Arzneimitteln Rückstände der verbotenen Arznei- Für einen großen Teil dieser illegal beschafften Arzneimittel ist die Anwen- behandelten Tiere gelangt sein könnten. In einer Sonderaktion wurden mittel in Baden-Württemberg ergaben sich nicht. dung bei lebensmittelliefernden Tie- verstärkt Proben aus Erzeuger- und Der Hemmstofftest ist ein billiger, schneller und effektiver Screeningtest für Hemmstoffe (Antibiotika und Chemotherapeutika). Er wird im Rahmen des Fleischhygienerechts bei Proben von Schlachttieren als Verdachts- oder Stichprobentest und bei der bakteriologischen Fleischuntersuchung durchgeführt. Bei den 140 positiven Hemmstoffproben wurde mit aufwendigen physikalisch-chemi- „Gefärbte“ Fische? schen Untersuchungen nachunter- Malachitgrün ist ein Farbstoff, der im Verdacht steht krebserregend zu sucht. Dabei konnten bei 45 Proben (32%) eine oder mehrere Substan- sein. Er wird in der Fischzucht zur Behandlung der verschiedensten Er- zen identifiziert werden. Festgestellt wurden hierbei Tylosin, Tetracycline, krankungen eingesetzt. Bei Nutzfi- Streptomycin, Gentamycin, Sulfonamide und Penicilline. schen ist der Einsatz verboten. In der Fischzucht darf Malachitgrün noch begrenzt zur Behandlung der Fischeier eingesetzt werden. Für Speisefi- Honig sche wurde eine Höchstmenge von 10 µg/kg festgelegt. In insgesamt 111 untersuchten Fischproben wurde 43 Im Berichtsjahr wurden insgesamt 257 Honige aus dem In- und Ausland tel gegen Feuerbrand bei Obstbäumen eingesetzt wird, wurde eine In 16 der 257 untersuchten Proben konnten Rückstände entweder von mal die verbotene Substanz Malachitgrün nachgewiesen. 33 Proben auf pharmakologisch wirksame Stoffe untersucht. Höchstmenge festgelegt. Bis zum 01.06.2000 durften demnach Honige verbotenen Substanzen oder von Substanzen über der Höchstmenge überschritten die Höchstmenge und Antibiotika sind in Deutschland für mit einem Streptomycingehalt von festgestellt werden, sodass diese mussten daher beanstandet werden. die Anwendung bei Bienen nicht zugelassen, folglich dürfen keine Rück- 200 µg/kg in den Verkehr gebracht werden. Seit diesem Zeitpunkt be- Proben zu beanstanden waren. Gefunden wurden Rückstände von stände vorhanden sein. Lediglich für Streptomycin, das sowohl als Arznei- trägt die Höchstmenge nur noch 20 µg/kg. Streptomycin, Sulfonamide, Tetracyclin, Tylosin und 1,4-Dichlorbenzol. Chloramphenicol in Shrimps Über das Schnellinformationssystem für Lebensmittel warnte die EU vor Shrimps nachgewiesen werden. Chloramphenicol ist ein breitwirksa- Vietnam und Indonesien nur dann in die EU eingeführt werden, wenn Rückständen von Chloramphenicol in mes und billiges Antibiotikum, das im durch eine Untersuchung mit einem Shrimps. Daraufhin wurden verstärkt 185 Proben Shrimps und Garnelen Verdacht steht schon in geringsten Konzentration eine unheilbare Blut- empfindlichen Messverfahren nachgewiesen ist, dass sie bis zu einer auf Chloramphenicolrückstände untersucht. Chloramphenicol konnte bildungsstörung zu bewirken, die sogar zum Tod führen kann. Seit Herbst Nachweisgrenze von 0,3 µg/kg frei von Chloramphenicolrückständen in insgesamt 10 Proben Krabben / 2001 dürfen Krustentiere aus China, sind. mittel als auch als Pflanzenschutzmit- 115 116 Lebensmittelüberwachung BW Teil 3: Spezielle Untersuchungsbereiche Mykotoxine Jahresbericht 2001 Auffällige Befunde ergaben sich u.a. Muskatnüsse: Wie auch in den Vorjahren lag die Bela- gelnde Erntehygiene, ungenügende Beachtung des bei folgenden Lebensmittelgruppen: stungs- und die Beanstandungsquote bei Muskatnusspulver hoch. Von 39 waren 19 Proben (= 49 %) mit Afla- Feuchtigkeitsgehaltes und der Lagertemperatur sowie unzureichende Eigenkontrolluntersuchungen der Herstel- Stoffwechsels von bestimmten Pilzen wie Aspergillen-, Penicillien- und Fusarienarten beim Wachstum auf pflanzlichen Substraten gebildet Getrocknete Feigen: Ein Schwerpunkt der Überprüfungen war die toxinen belastet. Es besteht der Verdacht, dass in vielen Fällen minderwertige, sogenannte BWP-Ware (Broken- ler bzw. Importeure. Auch wenn Gewürze in der Regel nur in geringen Mengen verzehrt werden, ist zu bedenken, werden können. Sie besitzen zahlreiche toxische Eigenschaften, wie krebserregend, Nierenschäden verursachend, Haut und Zellen schädi- Bestimmung von Aflatoxinen in getrockneten Feigen. 13 % der 93 un- Wormy-Petty) zu Muskatnusspulver verarbeitet wurde. Für die hohe Belastungsquote kommt bei den genann- dass auf Grund der ungleichmäßigen Verteilung der Toxine über eine Charge punktuell hohe Konzentrationen auf- gend, sie zeigen mutagene Wirkungen und können das Hormonsystem tersuchten Proben enthielten deut- ten Gewürzen eine Reihe von Ursachen in Frage: man- treten können. beeinflussen. Auf Grund dessen stellte die Überprüfung von Lebensmitteln auf die Belastung mit Mykotoxinen wiederum einen Schwer- lich höhere Gehalte als die rechtlich vorgeschriebenen Höchstmengen. punkt der Lebensmittelüberwachung in Baden-Württemberg dar. Nachfolgend sind die Ergebnisse der Untersuchungen auf einige Mykotoxine Der Spitzenwert lag bei 1262 µg/kg. In 42 % der untersuchten Feigen wa- (Aflatoxine, Ochratoxin, Patulin und Fusarientoxine) dargestellt. ren Aflatoxine nachweisbar. Eine Mykotoxine Mykotoxine sind natürlich vorkommende Gifte, die im Rahmen des Aflatoxine B1, B2, G1 und G2 Liebhaber getrockneter Feigen und gerösteter, gesalzener Pistazien essen gelegentlich riskant. Für den Import dieser beliebten Früchte gibt es zwar strenge Vorschriften, doch wurden in den Erzeugnissen erhöhte Gehalte an hochgiftigem Schimmelpilzgift festgestellt. Auch Muskatnussgewürz ist des Öfteren mit Schimmelpilztoxinen kontaminiert. Genuß ohne Reue? Rot- und Glühweine werden schwerpunktmäßig im Jah- Weißwein nur gering belastet mit dem Schimmel- re 2002 untersucht. mögliche Ursache dieser Kontamination mit Schimmelpilzen ist die ungenügende Hygiene, pilzgift Ochratoxin A. Kaffee, löslicher Kaffee kann auf Grund der Verzehrsmengen deutlich zum Errei- Kaffee – löslicher Kaffee: In 14 von 24 Proben löslicher insbesondere in den Ursprungsländern beim Erntevorgang und der weiteren Verarbeitung. Meist bildet sich bei chen der täglich tolerierbaren Ochratoxin A-Aufnahme beitragen. Hohe Ochratoxingehalte in einem Früchten der Schimmel zuerst äußerlich; durch Beschädi- Aromaextrakt und Gewürzen. gung der Außenhaut der Feigen können Schimmelsporen jedoch auch in das Innere der Früchte gelangen. Bei Ochratoxin A wird von typischen Lagerpilzen (Aspergillus wurde das Toxin nicht nachgewiesen. Auf Grund entsprechender Verzehrsmengen trägt damit ochraceus, Penicillium verrucosum), die weltweit verbrei- Kaffee, löslicher Kaffee nicht unerheblich zur täglichen tet sind, gebildet. Im Gegensatz zu den Aflatoxinen kommt Ochratoxin A auch in landwirtschaftlichen Erzeug- Ochratoxinaufnahme bei. hoher Feuchtigkeit und Wärme kommt es zu einem deutlichen Wachstum der Schimmelpilze in Verbindung mit hoher Aflatoxinbildung. Eine weitere mögliche Ursache ist Die vorwiegend von den Schimmelpilzarten Aspergillus auch, dass es bereits in der Wachstumsphase der Feigen zu einer Kontamination mit Aflatoxinbildnern kommt, die flavus und Aspergillus parasiticus gebildeten Aflatoxine, insbesondere B1 gelten als Lebergifte und die im Tierver- dann im Lauf der Reifung der Frucht Aflatoxine bilden können. In den Untersuchungseinrichtungen Baden-Würt- such am stärksten krebsauslösenden Mykotoxine. tembergs werden regelmäßig getrocknete Feigen sowohl Der zulässige Gehalt an Aflatoxin B1 in Lebensmitteln ist daher in der EU auf 2 µg/kg und die Summe der Aflatoxi- auf die Anwesenheit von Schimmelpilzen als auch auf deren Stoffwechselprodukte, die Aflatoxine, untersucht. Da ne vom B- und G-Typ auf 4 µg/kg begrenzt. Für Säuglingsund Kleinkindernahrung gelten 0,05 µg/kg einzeln oder in den getrockneten Früchten oft äußerlich nichts anzusehen ist, wird jede einzelne Feige aufgeschnitten und auf sicht- der Summe als Höchstmenge in der verzehrsfertigen Zubereitung. baren Schimmel (schwarze Stellen) geachtet. Die anschließende chemische Untersuchung zeigt, dass insbeson- In 28 % der untersuchten Lebensmittel konnten die Gif- dere Feigen mit schwärzlichem Fruchtfleisch oft auch sehr te nachgewiesen werden. Bei 55 der 921 überprüften Proben war sogar die festgeschriebene Höchstmenge hohe Aflatoxingehalte aufweisen können. Erschreckend ist, dass diese hoch belasteten Feigen äußerlich nahezu für Aflatoxin B1 und bei 40 Proben die festgeschriebene Summenhöchstmenge an Aflatoxinen überschritten. Die unauffällig sind. Trotz sorgfältiger, intensiver Kontrollen der Hersteller und Importeure kann deshalb nicht ausge- Befunde sind vergleichbar mit denen des Vorjahrs; Ver- schlossen werden, dass immer wieder Feigen mit hohen besserungen waren nicht festzustellen. Hohe Gehalte an Aflatoxinen werden vorwiegend in Gehalten an den Verbraucher gelangen. pflanzlichen Lebensmitteln, die aus warmen, feuchten Regionen stammen, gefunden. Für Aflatoxinbildner sind dort die günstigsten Wachstumsbedingungen. Ochratoxin A Fazit: Der Verbraucher sollte jede Feige aufschneiden und im Einzelfall aussortieren. Bei Geschmacksauffälligkeiten nicht essen, sondern ausspucken! Aus Gründen des Gesundheitsschutzes ist es deshalb dringend notwendig, die Ernte-, Produktions- und Lager- Pistazien: Pistazien müssen nach wie vor als hinsichtlich einer Schimmelpilzentwicklung besonders anfälliges Le- bedingungen im Ursprungsland zu verbessern. Damit belastete Erzeugnisse nicht zum Verbraucher gelangen, sind bensmittel eingestuft werden. 12 von 45 Proben lagen über dem Höchstwert von Aflatoxin B1, 10 davon über weiterhin intensive Kontrollen der Behörden aber auch dem Summenhöchstwert. In über der Hälfte der unter- der Hersteller, Importeure usw. dringend geboten. Die schwerpunktmäßige Überprüfung auf Aflatoxine wird im suchten Proben waren wiederum Aflatoxine nachweisbar. Der höchste Gehalt an Aflatoxin B1 lag bei 198 µg/kg, der Land Baden-Württemberg weiterhin fortgesetzt. höchste Gehalt an Gesamtaflatoxinen bei 209 µg/kg. Kaffee war Ochratoxin A bis 3,7 µg/kg enthalten; auch gerösteter Kaffee enthielt Gehalte bis 2,5 µg/kg. In sämtlichen Kaffeeersatzprodukten (Roggen, Malz, Zichorie) nissen der gemäßigten Klimaregion vor und kann sowohl in pflanzlichen als auch in tierischen Lebensmitteln – durch Verfütterung von z.B. kontaminiertem Getreide – nachgewiesen werden. Begünstigt wird die Bildung von Ochratoxin A durch ungünstige Temperaturen und Feuchtigkeitsgehalte während der Ernte, Weiterverarbeitung und Lagerung. Ochratoxin A wirkt vorwiegend nierentoxisch, genotoxisch (giftig für die Erbsubstanz DNA), teratogen (Fehlbildungen erzeugend) und immunsupressiv (Unterdrückung des Immunsystems). In Deutschland existieren keine Höchstmengenregelun- Aromaextrakt (Lakritz, Süßholz): Der höchste OchratoxinA-Gehalt (65,8 µg/kg) wurde in einem Aromaextrakt (La- gen, jedoch wird derzeit eine entsprechende Änderung der Mykotoxin-Höchstmengenverordnung diskutiert. kritz, Süßholz) ermittelt. Auch als Bestandteil von Lakritzprodukten scheint die ungeschälte Süßholzwurzel über- Auch seitens der EU ist beabsichtigt entsprechende durchschnittlich kontaminiert. Derartige Befunde sind vor Grenzwerte in bestimmten Lebensmitteln (u.a. löslicher Kaffee, Röstkaffee, Trockenobst ...) festzusetzen. allem deshalb kritisch, da süßholzhaltige Produkte in Form von Tees, Dragees und Lakritze insbesondere von Kran- 34 % der 642 überprüften Lebensmittel enthielten Ochratoxin A. Als bemerkenswerte Befunde sind zu nennnen: Weißwein: Schwerpunktmäßig wurde Weißwein von gehobener Qualität auf das Schimmelpilztoxin Ochratoxin A untersucht. Erfreulicherweise konnte lediglich in 4 von 74 Weinen das Toxin nachgewiesen werden; die Gehalte waren sehr nieder. Obwohl die Ochratoxin-A-Bildner (Penicillien) ubiquitär auf Weintrauben vorhanden sind, können sie sich bei der Weißweinherstellung anscheinend nicht entwickeln. Oftmals beobachtete hohe Gehalte in Rotwein resultieren demnach von einem Wachstum dieser Schimmelpilze während der ausschließlich für Rotwein typischen Maischegärung. ken, Säuglingen und Kleinkindern verzehrt werden. Aus diesem Grund werden süßholzhaltige Produkte zukünftig verstärkt untersucht. Gewürze: Vergleichsweise hohe Gehalte wurden in Gewürzen (Currypulver, Chili-/Paprikapulver, Pfeffer, Muskatnuß) ermittelt. In einem Chili-/Paprikapulver wurde ein Spitzenwert von 38 µg/kg festgestellt. Auch wenn Gewürze in aller Regel nur in kleinen Mengen verzehrt werden, können auf Grund der ungleichmäßigen Schimmelpilzentwicklung punktuell hohe Toxingehalte auftreten. 117 118 Lebensmittelüberwachung BW Teil 3: Spezielle Untersuchungsbereiche Patulin Jahresbericht 2001 Die Untersuchungen zeigen, dass Festlegung einer Höchstmenge not- hem Maß aussortiert werden und da- wendig. Gleichzeitig müssen Mühlen bzw. mit der Toxingehalt bei der Herstellung von Getreideprodukten gesenkt Hohe Patulingehalte in Apfel- und Birnensäften. 379 Proben wurden im Jahre 2001 auf Patulin untersucht. über die Hälfte aller Proben die geplante Höchstmenge für DON (500 Verleihung des Herkunfts- und Qualitätszeichens Baden-Württemberg (HQZ) bei 5 Proben abgelehnt. In 26 Proben Apfelsaft und 3 Proben Birnensaft war Patulin nachzuweisen. Den höchsten Gehalt wies ein Apfel- µg/kg) überschreiten. Zum Teil wurden recht hohe Belastungen (Maxi- Hersteller von Teigwaren sicherstellen, dass hoch kontaminiertes Ge- werden. Die Untersuchungen werden auch im saft mit 95,3 µg/l auf. Im Rahmen der Vergabe für das Herkunfts- und Qua- malwert 2180 µg/kg) festgestellt. Da Teigwaren, hergestellt mit derartig treide nicht verarbeitet wird bzw. an den Verbraucher gelangt. Mit Fusari- kommenden Jahr fortgesetzt. litätszeichen Baden-Württemberg wurden 144 Säfte (Ap- belastetem Hartweizengrieß, oft en kontaminiertes Getreide kann felsaft, Birnensaft ...) untersucht. Die Ergebnisse sind in der Tabelle aufgelistet. auch von Kindern in größerem Umfang verzehrt werden, ist eine rasche während der Vermahlung auf Grund der unterschiedlichen Dichte in ho- Patulin kann durch bestimmte Schimmelpilze auf faulem Obst und Gemüse gebildet werden, wobei Kernobst wie Apfel und Birnen erhöhte Gehalte enthalten kann. Patulin wird als genotoxisch (giftig für die Erbsubstanz DNA) und teratogen (Fehlbildungen erzeugend) eingeTabelle: Patulingehalte in stuft. Kanzerogene (krebserzeugende) Wirkungen konnten bisher nicht nachgewiesen werden. Säften, die im Rahmen des Gehalte von über 50 µg/l werden als Qualitätsparameter zum Nachweis für die Verarbeitung von faulen und ver- Die erhöhten Gehalte sind auf eine mangelhafte Sortie- Patulingehalte (µg/l) < 20 20 – 50 > 50 Anzahl der überprüften Proben 139 3 2 Herkunfts- und schimmelten Früchten angesehen. Ein kürzlich vorgeleg- rung des Obstes zurückzuführen. Durch Einhaltung einer Qualitätszeichens Baden-Württem- ter Entwurf zur Änderung der Mykotoxin-Höchstmengenverordnung sieht unter Hinweis auf die Bedeutung von guten Herstellungspraxis wären die Patulingehalte deutlich zu minimieren. Die Reduzierung des Patulingehaltes berg überprüft wurden. Apfelsaft als Getränk für Kinder einen Grenzwert von 25 µg/l vor. Für Säfte, die für die Vergabe des Herkunfts- und insbesondere in den von Kindern in erhöhtem Maß verzehrten Säfte ist dringend erforderlich. Qualitätszeichens Baden-Württemberg (HQZ) vorgesehen Muscheltoxine Dinoflagellaten sind neben den Diatomeen die wichtigsten Vertreter des Phytoplanktons, das im marinen Ökosystem am Beginn der Nahrungskette steht. Es handelt sich um mikroskopische kleine, unizelluläre Algen von meist 20 bis 200 µm Durchmesser, die noch zur Photosynthese befähigt sind. Unter günstigen Bedingungen, beeinflusst durch die Lichtintensität, die Temperatur und den pH-Wert des Wassers, den Salzgehalt und die Nährstoffkonzentration, können sich Dinoflagellaten sehr stark vermehren. Innerhalb sind, wurde mit 20 µg/l ein strengerer Richtwert festgelegt. von 2 bis 3 Wochen können die Populationen auf 10 - 50 Millionen Organismen pro Liter Wasser anwachsen. Generell wird ein solches Phänomen als „Algenblüte“ bezeichnet, auch weil sich bei so hohen Zell- Fusarientoxine zahlen das Meer oft braun bis rot verfärbt („Red Tide“). Hartweizengrieß, der zur Herstellung von Teigwaren verwendet wird, weist hohe Belastungen mit dem Schimmelpilzgift Deoxynivalenol eine Höchstmengenregelung vor. In Lebensmitteln des allgemeinen Ver- (DON) auf. Festlegung einer Höchstmenge durch den Gesetzgeber sowie verstärkte Eigenkontrollen durch Hersteller und Händler drin- zehrs sind für Deoxynivalenol Werte von 500 µg/kg, für Brot als Grund- ten marinen Algentoxine. Sie können durch die Nahrungskette über Schalentiere, denen die Algen als Nahrungsquelle dienen, zum Menschen gelangen. Beim Verzehr von Muscheln, die mit Toxinen aus Dinoflagella- gend erforderlich. nahrungsmittel 350 µg/kg und für Säuglings- und Kleinkindernahrung ten kontaminiert sind, kann es zum Auftreten von Magen-Darm- und neurologischen Erkrankungen kommen. Das Spektrum reicht von Durchfall über Gedächtnisverlust bis zum Tod durch Atemlähmung. Eine Auswirkung von Algenblüten sind die von bestimmten Dinoflagellaten produzier- Fusarientoxine werden von verschie- Trichothecene sind starke Hemm- 100 µg/kg vorgeschlagen. denen Arten von Schimmelpilzen der Gattung Fusarium gebildet. Sie las- stoffe der Proteinsynthese und wirken daher zellschädigend. Darüber In 54 von 90 auf Trichothecene untersuchten Proben (= 60 %) war Deoxy- Wegen der besonderen Schwierigkeiten, diese Toxine zu bestimmen, wurde im Rahmen der Neuorganisation der In europäischen Muscheln gilt die Okadasäure als eine der wichtigsten Vertreter der DSP-Toxine, gefolgt von Di- sen sich auf Grund der chemischen Strukturen in 3 Hauptgruppen unter- hinaus wurden bei Deoxynivalenol akute Ergiftungserscheinungen wie nivalenol nachweisbar. Auffälligkeiten waren insbesondere Lebensmittelüberwachung in Baden-Württemberg die Untersuchung und Beurteilung dieser heterogenen nophysistoxin-1 (DTX-1). gliedern. Fumonisine, Trichothecene Erbrechen, Durchfall und Hautreak- bei Hartweizengrieß, der vor allem Gruppe von Phykotoxinen in Lebensmitteln als Zentral- und Zearalenon. Der Schwerpunkt der Überprüfungen tionen sowie Veränderungen des Blutbildes, Erkrankungen des Ma- zur Herstellung von Teigwaren verwendet wird, festzustellen. Die Er- aufgabe dem Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Sigmaringen zugeordnet. lag im Jahr 2001 auf der Untersuchung des zu der Gruppe Trichothe- gen-Darm-Traktes und Störungen des Immunsystems beobachtet. gebnisse der in Mühlenbetrieben und bei Teigwarenherstellern in Ba- cene gehörenden Toxins Deoxyniva- In der EU gibt es derzeit keine den-Württemberg erhobenen 38 Pro- DSP-Toxine (Diarrhetic Shellfish Poisoning) lenol (DON). Höchstmengenregelung. In Deutschland liegt ein Verordnungsentwurf für ben Hartweizengrieß sind in der Tabelle aufgeführt. DSP-Toxine sind Phykotoxine, die von Algen verschiedener Gattungen (Prorocentrum, Dinophysis) produziert werden. Durch das weltweite Auftreten dieser Algenart Tabelle: Zusammen- muss mit einer Kontamination von Muscheln mit diesen fassende Ergebnisse der Untersuchungen auf Muscheltoxine Zahl d. Untersuchungen Hartweizengrieß 38 Medianwert in µg/kg maximal Wert in µg/kg 770 705 2180 Zu den DSP-Toxinen rechnet man verschiedene Toxine, > 1000 µg/kg wie zum Beispiel Okadasäure, Dinophysistoxine, Pectenotoxine und Yessotoxine. Dies sind lipophile Polyether- Deoxynivalenol (DON) in Hart- Konzentrationsbereich < 100 µg/kg weizen im Jahr 2001 Verteilung aller Proben Prozentuale Verteilung 5 13 % Phykotoxinen auch in Europa gerechnet werden. Mittelwert in µg/kg 100 – 500 µg/kg 12 32 % 500 – 1000 µg/kg 9 24 % 12 31 % Toxine mit Molekulargewichten um 800 bis über 1000 Dalton. DSP (Diarrhetic Shellfish Poisoning) ist eine ernste Magen-Darm-Erkrankung, die sich vor allem in starken Durchfällen, Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen, eventuell begleitet von Fieber, äußert. Bisher wurde zwar noch kein Todesfall infolge einer DSP-Intoxikation festgestellt; dennoch stellen DSP-Toxine wegen ihrer weltweiten Verbreitung und durch die hohe Erkrankungsrate ein ernsthaftes Risiko für die menschliche Gesundheit dar. Weiterhin gilt Okadasäure als Inhibitor der intracellulären Proteinphosphatase. Okadasäure und die Dinophysistoxine sind potentielle Tumorpromotoren. Nach den Bestimmungen der Verordnung über die hygienischen Anforderungen an Fischereierzeugnisse und lebende Muscheln (Fisch-Hygiene-Verordnung) dürfen in Deutschland DSP-Toxine in Muscheln oder daraus hergestellten Produkten nicht nachweisbar sein. Als Referenzmethode gilt hier der Tierversuch an Maus oder Ratte. 119 120 Lebensmittelüberwachung BW Teil 3: Spezielle Untersuchungsbereiche Aus ethischen Gründen wurden in Deutschland im Rah- Im Berichtsjahr wurden in vier von 19 Muschelproben men der § 35-LMBG-Kommission anstelle des Tierversuchs auch chemische Verfahren etabliert. Ein Nachweis DSP-Toxine nachgewiesen, alle Werte lagen unterhalb 400 µg/kg. mit einem chemischen Verfahren gilt als erbracht, wenn mehr als 400 µg DSP je kg Hepatopankreas festgestellt Gentechnisch hergestellte Lebensmittel Jahresbericht 2001 Gentechnisch hergestellte Lebensmittel Der Einsatz der Gentechnik spielt im Lebensmittelbereich eine bedeutende Rolle. Neben der Gewinnung von Einzelsubstanzen (z.B. Enzyme und sonstige Zusatzstoffe) nimmt weltweit insbesondere die Vermark- werden können. tung pflanzlicher Produkte zu. In den Ländern USA, Kanada und Argentinien wachsen gentechnisch veränderte Nutzpflanzen wie herbizid- ASP-Toxine (Amnesic Shellfish Poisoning, Domoinsäure) oder insektenresistente Mais-, Raps- oder Sojapflanzen bereits auf großen Anbauflächen. Auch in der EU bestehen bereits Vermarktungs- Domoinsäure ist ein Phykotoxin, das von Algen der Gat- In Deutschland wurde für Domoinsäure in der Fisch-Hy- zulassungen für Produkte aus der gentechnisch veränderten Sojabohne tung Nitschia bzw. Pseudonitschia produziert wird. Durch das weltweite Auftreten dieser Algenart muss mit einer giene-Verordnung eine Höchstmenge festgelegt: In Muscheln oder daraus hergestellten Produkten darf nicht „Roundup Ready“, für Produkte aus 5 verschiedenen Maissorten sowie für Öle aus 7 verschiedenen Rapssorten. Allerdings ist es noch nicht Kontamination von Muscheln mit diesem Phykotoxin auch in Europa gerechnet werden. mehr als 20 µg Domoinsäure (ASP) je Gramm Muschelfleisch enthalten sein. Dieser Grenzwert hat in der ge- abzusehen, ob und wann in Europa gentechnisch veränderte Pflanzen (GVP) großflächig angebaut werden. Aktuelle Informationen über samten Europäischen Union Gültigkeit. Zulassungsanträge, den derzeitigen Stand des Anbaus gentechnisch Durch Mitarbeit in der § 35-LMBG-Kommission konnte die Bestimmungsmethode validiert werden. veränderter Pflanzen und des Einsatzes der Gentechnik im Lebensmittelbereich sind auch unter http://www.transgen.de/ zugänglich. Domoinsäure wird für Vergiftungen verantwortlich gemacht, die als Amnesic Shellfish Poisoning (ASP) bekannt sind. Diese Vergiftung äußert sich in sehr ernsten Magen-Darm-Erkrankungen und Durchfällen bis hin zum Tod. Weiterhin werden überlebende Patienten durch neurolo- Im Berichtsjahr wurden 21 Proben Muscheln und Muschelprodukte auf Domoinsäure untersucht. In keiner Pro- gische Probleme geplagt, die sich im Verlust des Gedächtnisses (Amnesie) äußern. be waren ASP-Toxine nachzuweisen. PSP-Toxine (Paralytic Shellfish Poisoning, Saxitoxine) PSP-Toxine sind Phykotoxine, die von Algen verschiedener Gattungen (z.B. Gonyaulax ssp., Alexandrium ssp.) kulatur. PSP-Toxine sind potente Nervengifte mit spezifischer Blockade der Erregungsleitung in Nerven- und Mus- produziert werden. Sie sind das älteste Beispiel für ernsthafte Intoxikationen des Menschen nach dem Verzehr von kelzellen. Die Reizleitung wird reversibel unterbrochen, wodurch es zu Lähmungserscheinungen kommt. mit Algentoxinen belasteten Muscheln (8 % aller Fälle endeten tödlich). Durch das weltweite Auftreten dieser Algenarten muss mit einer Kontamination von Muscheln mit diesen Phykotoxinen auch in Europa gerechnet werden. Zu den PSP-Toxinen zählen 18 verschiedene Toxine, wobei Saxitoxin als wichtigster Vertreter zu den potentesten biologischen Giften mit sehr niedrigem Molekulargewicht (300 Dalton) gehört. PSP-Toxine sind leicht in Wasser löslich und lassen sich in drei Gruppen mit jeweils sechs Toxinen einteilen, wobei neben decarbamoyl-Saxitoxin (dcSTX) die Carbamat-Toxine mit Saxitoxin, Neosaxitoxin und Aufgrund ihrer Toxizität und ihrer Wasserlöslichkeit zählen einzelne PSP-Toxine zu den biologischen Waffen. In Deutschland wurde eine Höchstmenge für wasserlösliche Algentoxine (PSP-Toxine) in der Fisch-Hygiene-Verordnung festgelegt: In Muscheln oder daraus hergestellten Produkten dürfen nicht mehr als 800 µg wasserlösliche Algentoxine (PSP) je kg Muschelfleisch enthalten sein. Dieser Grenzwert hat in der gesamten Europäischen Union Gültigkeit. Aufgrund der Mitarbeit in der § 35LMBG-Kommission konnte im CVUA Sigmaringen eine Bestimmungsmethode eingeführt werden. Kennzeichnungspflicht Ab einem Anteil von mehr als 1 % Auch Anteile von weniger als 1 % gentechnisch veränderter Pflan- können eine Kennzeichnung auslö- zen, bezogen auf die Lebensmittelzutat, muss gekennzeichnet werden. sen, vorausgesetzt, sie sind nicht „zufällig“. Im Fall eines positiven Be- Bei einem Produkt wie Tortilla-Chips ist dies beispielsweise der Fall, wenn fundes unter 1 % müssen deshalb Nachweise für die „Zufälligkeit“ ge- die Zutat Maismehl zu mehr als 1% genüber den zuständigen Behörden aus gentechnisch verändertem Mais Bt-176 hergestellt worden ist. geliefert werden können. Ansonsten ist auch in solchen Fällen eine Kenn- Dieser „Schwellenwert“ darf auch bei mehreren in einer Zutat enthalte- zeichnung erforderlich. Gekennzeichnet werden muss im Zu- nen gentechnisch veränderten Pflanzen, z.B. Maismehl mit den soge- tatenverzeichnis mit der Angabe „aus genetisch verändertem Mais nannten Transformations-Events Bt- hergestellt“ bzw. „aus genetisch ver- 176, MON 810 und Bt-11, in der Summe 1 % nicht übersteigen. änderten Sojabohnen hergestellt“. Untersuchungsergebnisse 2001 Für alle in der EU zugelassenen oder Im Jahr 2001 wurden Lebensmittel- notifizierten GVP sowie für weitere proben, die im Handel, oder beim weltweit angebauten GVP stehen an dem zentral dafür zuständigen CVUA Hersteller vor Ort erhoben wurden, auf gentechnisch veränderte Be- Freiburg spezifische Nachweisverfahren zur Verfügung. Diese werden ne- standteile überprüft. Bei der Auswahl der Stichproben wurde einerseits auf einer Inkubationszeit von 5 - 30 Minuten auf, zunächst mit ben sogenannten Screening-Verfah- einen möglichst repräsentativen Kribbeln und Taubheitsgefühlen in Lippen, Zunge, Fingerund Zehenspitzen, gefolgt von Paraesthesien im Nacken- ren zur Untersuchung von amtlichen Lebensmittelproben eingesetzt. Für Querschnitt der im Einzelhandel anzutreffenden Produkte mit Mais, Soja und Extremitätenbereich. Danach treten Benommenheit, Koordinationsschwächen und zunehmende Lähmungs- alle nachgewiesenen GVP können darüber hinaus quantitative Untersu- oder Tomaten, andererseits auf die analytischen Untersuchungsmöglich- erscheinungen von der Peripherie hin zum Körperzentrum chungsverfahren zur mengenmäßi- keiten in den Produkten geachtet, da auf. In den schlimmsten Fällen führt die Erkrankung innerhalb von 2 bis 12 Stunden nach dem Verzehr PSP-hal- gen Bestimmung im Lebensmittel durchgeführt werden. eine verlässliche mengenmäßige Bestimmung oft nur in den Rohstoffen den Gonyautoxinen GTX 1-4 die bedeutendste Rolle spielen. PSP ist für den Menschen, der relativ empfindlich reagiert hochgiftig, Vergiftungserscheinungen treten bereits nach tiger Muscheln zum Tod durch Lähmung der Atemmus- Im Berichtsjahr wurden 12 Proben Muscheln und Muschelprodukte auf die PSP-Toxine untersucht. In keiner der untersuchten Proben wurden PSP-Toxine nachgewiesen. oder unverarbeiteten Erzeugnissen möglich ist. 121 122 Lebensmittelüberwachung BW Teil 3: Spezielle Untersuchungsbereiche Gentechnisch hergestellte Lebensmittel Jahresbericht 2001 123 Bei insgesamt 250 untersuchten Proben waren in insgesamt 33 Fällen (= 13 %) Bestandteile aus gentechnisch veränderten Pflanzen nachweisbar (s. auch Tabelle). 20 % Produktgruppe gentechnisch veränderten Organismen Zahl der Zahl der untersuchten negativen Proben Proben Lebensmitteln mit Soja und Mais auf Bestandteile von Mais Gesamt Soja-Erzeugnisse, Erzeugnisse mit Zutat Soja 103 89 5 5 Sojaschrot, -flocken, -mehl weiterverarbeitete Soja- 27 18 23 14 erzeugnisse Tofu 21 21 Sojabrot, Brot mit Sojazusatz 1 1 Säuglings- und Kleinkinder nahrung auf Sojabasis 9 3 1 16 1 16 Sojabohnen Sojakeimlinge Sojasaucen Lecithin Zahl der Proben Proben Proben nicht positiven Proben >1 % 0,2 - 1 % 0,1 % und weniger bestimmbar* 14 1 9 1 4 4 14 3 1 1 2 10 8 1 6 4 6 5 73 5 19 0 Maisgrieß, Maismehl Maisstärke 35 6 24 6 11 5 5 6 19 4 13 Mais-Snack Kindernahrung 10 2 10 2 4 4 2 1998* 5 Brot (mit Maismehl) Maischips, Tortillachips 6 0 92 5 Teigwaren mit Mais 16 12 Gesamt Maiserzeugnisse Maiskörner, Popcorn-Mais Cornflakes 3 18 0 0 17 2 0 1999 2000 2001 1998* 1999 2000 2001 Graphik: Untersuchung von Soja- und Maisprodukten auf GVP-Anteile: Entwicklung der Anteile positiver Proben * Quantitative Untersuchungsmethoden erst ab 1999 generell verfügbar 11 Anteil positiver Proben (%) 2 6 2 6 * nicht bestimmbar – keine ausreichende DNA-Menge aus Lebensmittel extrahierbar; daher keine mengenmäßige Bestimmung des GVP-Anteils möglich. Weitere Untersuchung am Ort des Herstellers erforderlich. davon Probenanteil mit über 1 % GVP (%) Anteile von unter 0,1 % wurden als zufällig und technisch unvermeidbar und damit als nicht kennzeichnungs- gut (s.u.) bis hin zum verarbeiteten Endprodukten natürlich auf vielen Ebenen der Herstellung Kontaminations- pflichtig angesehen. möglichkeiten bestehen. Insbesondere für Soja ist die Anzahl an Erzeugnissen mit Bei der noch einmal schwerpunktmäßig fortgeführten Untersuchung von Tomaten und Tomatenerzeugnissen un- gentechnisch veränderter Soja angesichts der großen AnAllerdings war in nur einer Probe ein GVP-Anteil von mehr als 1 % feststellbar. Ein Proteinpräparat zur Ergän- Insgesamt war jedoch wie in den Vorjahren ein rückläufiger Prozentsatz von Proben mit über 1 % GVP-Anteil bauflächen weltweit als erstaunlich niedrig anzusehen. Die Lebensmittelindustrie legt verstärkt Wert auf eine zungsnahrung für Sportler enthielt in der Zutat „Sojaproteinisolat“ mehr als 20 % Anteile der gentechnisch feststellbar. Bei Erzeugnissen aus Mais überschritt dieser Anteil wie im Vorjahr bei keiner Probe den Grenzwert. „Nulltoleranz“ bei der Rohware Soja und Mais, um eine Kennzeichnungsverpflichtung vermeiden zu können. veränderten Sojabohne „Roundup Ready“. Die Zutat wur- Für Soja - und Mais-Produkte ist allerdings bei der Zahl der Diese Untersuchungsergebnisse und Tendenzen, die übri- de über Belgien bezogen und stammte ursprünglich aus den USA. Der GVP-Anteil des Erzeugnisses war nicht positiven Proben mit nachgewiesenen Anteilen von gentechnisch veränderter Soja bzw. Mais ein umgekehrter gens auch durch Untersuchungen anderer Überwachungsbehörden auf nationaler oder europäischer Ebene entsprechend gekennzeichnet. In 3 weiteren Erzeugnissen auf Sojabasis (Sojaschrot oder -granulat zur Her- Trend erkennbar: In einer zunehmenden Zahl von Proben sind GVP-Bestandteile nachweisbar, allerdings ganz über- in vergleichbarer Weise erhalten wurden, zeigen allerdings auch, dass eine absolute Nulltoleranz („0% GVP“) stellung von Backwaren) betrug der Anteil an RRS zwi- wiegend im Spurenbereich unterhalb der jeweiligen Be- bei Lebensmitteln bereits jetzt kaum mehr machbar und schen 0,2 und 1%. Solange der Verantwortliche nicht belegen kann, dass diese Anteile an gentechnisch stimmungsgrenze von ca. 0,1 % (s. auch Graphik folgende Seite). realistisch ist. So waren bei 19 von 92 untersuchten MaisErzeugnissen (= 21 %) GVP-Anteile nachweisbar, jedoch veränderter Soja in den Erzeugnissen zufälliger Natur sind (s.o.), werden solche Produkte - bzw. hier: die damit her- jeweils nur Spuren von weniger als 0,1 %. Obwohl bei Mais der Bedarf für Lebensmittelzwecke gestellten Backwaren - als kennzeichnungspflichtig an- durch die Erzeugung in der EU gedeckt werden kann und gesehen. hier ein Anbau von gentechnisch verändertem Mais, wenn überhaupt, nur in sehr begrenztem Umfang stattfindet, können solche derartige Spuren-Kontaminationen offensichtlich nicht mehr ganz ausgeschlossen werden. Dies ist nicht verwunderlich, da angefangen vom Saat- terschiedlicher Herkunft wurden dieselben Resultate wie in den Vorjahren erhalten: Die „Gen-Tomate“ war bei insgesamt 53 untersuchten Proben weder in Tomaten noch in Verarbeitungsprodukten wie Tomatenmark nachweisbar. Gentechnisch veränderte Tomaten scheinen am europäischen Markt auch künftig keine Rolle zu spielen, zumal ein entsprechender Antrag auf Zulassung gentechnisch veränderter, reifungsverzögerter Tomaten nach Einwänden verschiedener EU-Mitgliedsstaaten nun entgültig zurückgezogen wurde. Anteil Proben Soja Tabelle: Untersuchung von 124 Lebensmittelüberwachung BW Teil 3: Spezielle Untersuchungsbereiche Gentechnisch hergestellte Lebensmittel Jahresbericht 2001 Neue Regelungen bei gentechnisch veränderten Lebens- und Futtermitteln Überwachung der Kennzeichnung „ohne Gentechnik“ Mitte 2001 hat die Europäische Kom- mittel erheblich ausgeweitet wird. So Untersuchungskonzepte entwickelt mission die von vielen Seiten gefor- müssen alle Produkte „aus“ GVO werden. In Baden-Württemberg wird derte Neukonzeption der Vorschriften für gentechnisch veränderte Lebens- nunmehr gekennzeichnet werden (z.B. raffiniertes Sojaöl aus GVO-So- bereits jetzt die Beprobung immer mehr auf die Rohstoffe bei den Her- mittel und Futtermittel vorgestellt. jabohnen, Zusatzstoff Riboflavin aus gentechnisch veränderten Bakteri- stellern bzw. Großverteilern (Ölmühlen etc.) verlagert, da ein emp- en). Es ist davon auszugehen, dass sich mit der neuen Regelung der – findlicher und eindeutiger Nachweis bei der Untersuchung von verarbeite- bisher verschwindend geringe – An- ten Endprodukten (z.B. Kekse, Nuß- Von der hervorhebenden Kennzeich- solche Werbung deshalb kaum in Fra- ne Gentechnik“ auslobt waren. Des- nung „ohne Gentechnik“, die in der Neuartige Lebensmittel- und Lebens- ge. Insbesondere bei der Verwendung von Zusatzstoffen und Enzym- halb wurden vor Ort eingehende Nachuntersuchungen durchgeführt. mittelzutatenverordnung (NLV) geregelt ist, machen weiterhin nur weni- en ist ein verlässlicher Nachweis der Herkunft „ohne Gentechnik“, der zu Die quantitative Untersuchung der verwendeten Rohstoffe und die im ge Hersteller Gebrauch. Bei einer sol- dokumentieren und belegen ist, nur Rahmen des betriebseigenen Kon- Die beiden Verordnungsentwürfe chen bewerbenden Angabe darf keine Zutat, einschließlich der Zu- schwer oder gar unmöglich. Bei 2 Erzeugnissen aus dem Pro- trollsystems vorhandene Dokumentation ergab keinen Grund zur Bean- und entsprechende Pressemitteilungen sind im Internet unter fol- satzstoffe, auch nicht die als Hilfsstoffe verwendeten Enzyme, gen- duktsortiment eines baden-württembergischen Herstellers von Soja- standung, sodass die Auslobung „ohne Gentechnik“ bei diesen gender Adresse zugänglich: technisch hergestellt worden sein. Mais-Snacks hatten Laboratorien der Erzeugnissen weiterhin toleriert wer- Industriell hergestellte Produkte, die komplex aus vielen Zutaten zusam- amtlichen Überwachung gentechnisch veränderten Mais nachgewie- den konnte. mengesetzt sind, kommen für eine sen, obwohl diese Erzeugnisse „oh- http://europa.eu.int/comm/dgs/health_consumer/library/press/press172_de.pdf Nougat-Creme) oft nicht möglich ist. Allerdings bringen die Vorschläge für die analytische Über- Aufgrund der großen Bedeutung der teil der gekennzeichneten Lebens- wachung auch deutliche Verbesse- Regelungen und des zu erwartenden erheblichen Diskussionsbedarfs im mittel deutlich erhöhen wird. In Kauf genommen werden muss mit rungen. Ein Europäisches Netz von Referenzlaboratorien („ENGL“) wird Verlauf der weiteren Beratungen ist mit einem Inkrafttreten der neuen dieser verbraucherfreundlichen Regelung allerdings die Tatsache, dass mit der Entwickung und Bereitstellung einheitlicher Methoden beauf- EU-Verordnungen nicht vor Ende bei vielen der künftig kennzeich- tragt. Die hierfür erforderlichen Infor- 2003 zu rechnen. Die neuen Vorschläge zur Kennzeich- nungspflichtigen Erzeugnisse eine analytische Unterscheidung von mationen und Materialien müssen als Zulassungsvoraussetzung bereit- nungspflicht können einen wichtigen Beitrag zur Erhöhung der Transparenz konventionellen Produkten nicht mehr möglich sein wird. Um eine gestellt werden. Als Vertreter der Lebensmittelüberwachung in Deutsch- für den Verbraucher bzw. Anwender möglichst weitreichende analytische land wurde das CVUA Freiburg für leisten, da der Anteil der künftig kennzeichnungspflichtigen Lebens- Überwachung auch dann sicherstellen zu können, müssen deshalb neue dieses Netzwerk benannt. Inspektionsbesuch der EU-Kommission in Baden-Württemberg Untersuchungen von Saatgut in Baden-Württemberg Auch im Jahr 2001 wurde in Zusam- Nachdem in den Vorjahren im Rah- weisbar, obwohl die verwendeten, menarbeit mit den Saatgut- und Gentechniküberwachungsbehörden Ba- men solcher Stichprobenkontrollen zunächst erstmals bei Maissaatgut, sehr sensitiven Analysenmethoden alle derzeit im Bereich der EU notifi- den-Württembergs „konventionelles“ Saatgut des Handels auf im vergangenen Jahr auch bei Raps Verunreinigungen mit entsprechen- zierten und auch die wichtigsten weltweit im Anbau befindlichen gen- Bestandteile von gentechnisch ver- den gentechnisch veränderten Trans- technisch veränderten Mais- und änderten Pflanzen untersucht. Bei Saatgut existieren zur Zeit noch formations-Events festgestellt worden waren, sollte auch im Jahr 2001 Rapssorten erfassen. Auch hier zeigt sich, dass die mittler- keine Grenzwerte für Verunreinigungen mit gentechnisch veränderten diesen beiden bedeutenden, in Baden-Württemberg angebauten Nutz- weile flächendeckend stattfindenden Stichprobenkontrollen dazu beitra- Pflanzen, wie sie etwa bei Lebens- pflanzenarten besonderes Augen- gen, dass bei der Gewinnung und mitteln festgelegt wurden. Entsprechende Regelungen auf EU-Ebene merk geschenkt werden. Die Auswahl der Stichproben umfasste die weiteren Handhabung von konventionellem Saatgut vermehrt auf Ver- sind jedoch in Vorbereitung. So soll bei Mais ein Grenzwert von 0,5 %, wichtigsten hier im Handel befindliche Saatgut-Sorten. unreinigungen mit gentechnisch veränderten Bestandteilen geachtet bei Raps 0,3 % als tolerierbare Ver- Im Gegensatz zu den vergangenen wird. Angesichts der Ergebnisse unreinigung mit (zugelassenen) gentechnisch veränderten Pflanzen fest- Jahren war bei keiner der insgesamt 42 untersuchten Proben (21 Mais/21 scheinen die o.g. (künftigen) Grenzwerte für Saatgut durchaus einhalt- gelegt werden. Raps) Bestandteile aus GVP nach- bar zu sein. Ein Inspektorenteam führte im Auf- Insgesamt sehr positiv bewertet bare prioritäre Bearbeitung ist anson- trag des Food and Veterinary Office (FVO) der EU-Kommission im März wurde die Konzeption der Kontrollen, die Auswahl der zu untersuchenden sten nur bei Befunden mit eindeutiger gesundheitlicher Relevanz (Le- eine Inspektionsreise in Deutschland Proben sowie die Durchführung von bensmittel, die zur Schädigung der durch, um die Umsetzung der Regelungen bei gentechnisch veränderten Probennahme und Betriebskontrollen. Entsprechendes wurde auch Gesundheit geeignet sind) erforderlich. Darüber hinaus hat Baden-Würt- Lebensmitteln durch die Behörden zu überprüfen. Auf dem Prüfstand wa- über die Leistungsfähigkeit und Ausstattung des Labors am CVUA Frei- temberg die Initiative ergriffen, um einen zwischen den Bundesländern ren sowohl Behörden des Bundes als burg berichtet. Hervorgehoben wur- abgestimmten Maßnahmenkatalog auch die Überwachungsbehörden der Länder. Baden-Württemberg hat de die in Baden-Württemberg erstmals verwirklichte Untersuchung von für die vor Ort zuständigen Überwachungsbehörden zu erarbeiten. Da- sich neben Niedersachsen bereit erklärt, sein Überwachungssystem für Lebensmitteln und Saatgut in einer Hand (am CVUA Freiburg). mit sollen die Behörden vor Ort etwa Informationen an die Hand be- eine Begutachtung durch die FVO zur Der Bericht zeigte auch Defizite auf, kommen, wie bei festgestellten Verfügung zu stellen. Die Inspekteure begleiteten eine Betriebskontrolle die allerdings vorwiegend im Bereich der Zusammenarbeit zwischen Spurenverunreinigungen unterhalb des Kennzeichnungsgrenzwertes mit Probennahme, begutachteten das zentrale Labor in Freiburg und Behörden der Bundesländern und der Koordination durch die Bundes- („zufällige Verunreinigungen“) in der Praxis weiter vorgegangen werden nahmen Einsicht in die Akten, die behörden liegen. In der Folge des Be- soll. über die weitere Verfolgung von Verstößen durch die zuständigen Über- suchs wurden in allen Bundesländern Maßnahmen zur Verbesserung wachungsbehörden im Vollzug Aufschluss geben. der Informationsweitergabe mit Einschaltung der obersten Landesbehörden eingeleitet. Eine vergleich- 125 126 Lebensmittelüberwachung BW Teil 3: Spezielle Untersuchungsbereiche Bestrahlung von Lebensmitteln und Kosmetika Bestrahlung von Lebensmitteln und Kosmetika Untersuchung von Lebensmitteln auf Bestrahlung Die Anzahl der Lebensmittel, bei denen eine Bestrahlung nachgewiesen Insgesamt wurde im Untersuchungsjahr ein weites Spek- Jahresbericht 2001 Art der Lebensmittel 127 Anzahl der untersuchten Erzeugnisse Art und Anzahl der Lebensmittel, 2 16 die im Jahr 2001 untersucht wurden. werden konnte, war auch im Jahr 2001 sehr niedrig. Obwohl schon seit mehr als einem Jahr die Bestrahlung von getrockneten Kräutern und trum an Lebensmitteln untersucht. Schwerpunkt war die Untersuchung von Kräutern und Gewürzen. Bei 5 von Milchpulver Käse Gewürzen in Deutschland zugelassen ist, wird dieses Verfahren kaum angewandt. Nach wie vor ist die Akzeptanz der Lebensmittelbestrah- insgesamt 501 untersuchten Proben konnte eine Bestrahlung nachgewiesen werden. Flüssigvollei, Eipulver Burger, Frikadellen, Leber, Geflügel etc. 9 18 lung bei vielen Verbrauchern nicht sehr groß. Untersuchungen bestimmter kosmetischer Mittel zeigten, dass die 20 Nachweis der Strahlenbehandlung bei Gewürzen, Wurstwaren wie Salami mit Kräuterumhüllung, Geflügelleber, Fleischwurst etc. Bestrahlung teilweise auch bei diesen Produkten eingesetzt wird. Kräutern und Froschschenkeln Krusten, Schalen- und Weichtiere wie 29 In 4 Proben Gewürze, Gewürzmischungen oder Gewürz- Froschschenkel, Shrimps, Garnelen Muscheln etc. Derzeitige rechtliche Situation bei Lebensmitteln salze, die alle von weiterverarbeitenden Betrieben ver- Haferflocken Suppen, Soßen 2 1 Pistazien 4 Seit dem 20.09.2000 dürfen in Deutschland, ebenso wie in allen anderen wendet wurden, konnte die Behandlung mit ionisierenden Strahlen nachgewiesen werden. In keinem Fall war, EG-Mitgliedsstaaten getrocknete, aromatische Kräuter und Gewürze mit ionisierenden Strahlen behandelt (bestrahlt) werden. Die Bestrahlung anderer wie dies die Lebensmittelbestrahlungs-Verordnung vorsieht, die Bestrahlung der Produkte oder einer Zutat Kartoffeln und Süßkartoffeln Frischgemüse, wie Sojasprossen, Chilli, 13 12 Lebensmittel ist in Deutschland verboten. Nach wie vor betrachten sehr vie- kenntlich gemacht. le Verbraucher die Lebensmittelbestrahlung kritisch. In der Öffentlichkeit wird oftmals von „einer Behandlung mit radioaktiven Strahlen“ geredet. Bei einer Probe Froschschenkel konnte eine Bestrahlung nachgewiesen werden. Das Inverkehrbringen von be- Peperoni, Okra-Schoten etc. Gemüseerzeugnisse, wie Spinatpulver, 31 Sicher ist nach dem heutigen Kenntnisstand, dass bei dem ordnungsmäßig durchgeführten Bestrahlungsprozess keine Radioaktivität entsteht und auch strahlten Froschschenkeln ist nach wie vor in Deutschland nicht zulässig, anders jedoch in den EG-Mitgliedsstaaten getrocknet Frische Pilze keine relevanten Vitaminverluste durch die Bestrahlung entstehen. Die Strah- Belgien, Frankreich und Niederlande. Froschschenkel wer- 30 len, die bei dem Verfahren Verwendung finden, sind nicht radioaktiv. Lediglich bei dem Einsatz von Gamma-Strahlen ist die Strahlenquelle radioaktiv. den teilweise im grenznahen Gebiet zu Frankreich in Spezialitätenrestaurants angeboten. In vielen Fällen kaufen Pilzerzeugnisse, vorwiegend getrocknete Pilze Frischobst, wie ausländische Erdbeeren, 66 Marktsituation bei Kräutern und Gewürzen Schätzungen zu Folge werden Kräuter und Gewürze welt- der Verpackung oder dem Etikett befinden. Bei einem of- weit am häufigsten bestrahlt. Die mikrobiologische Belastung dieser Lebensmittelgrup- fen in der Bedienungstheke angebotenem Käse mit bestrahlten Kräutern muss der Pflichtwortlaut auf einem pe mit Verderbniskeimen, Toxinbildnern oder Krankheitskeimen kann für die Hersteller von leichtverderblichen Le- Schild bei der Ware angegeben sein. bensmitteln ein erhebliches Problem darstellen. Die Be- Die Gewürzindustrie in der Bundesrepublik strahlung stellt eine wirksame Methode dar. Nach der Lebensmittelbestrahlungs-Verordnung muss der Verbrau- Deutschland ist bei der Anwendung der Lebensmittelbestrahlung für Kräuter und Gewürze, die in cher darüber informiert werden, ob Gewürze oder Kräuter bestrahlt wurden. Dies gilt auch dann, wenn ein Lebens- Deutschland vermarktet werden, nach dem jetzigen Kenntnisstand sehr zurückhaltend. mittel bestrahlte Zutaten enthält (z.B. Frischkäse, dessen Auch der Lebensmitteleinzelhandel scheut sich, z.B. Käse, dessen Oberfläche mit bestrahlten Kräutern bestreut ist, strahlt“ oder „mit ionisierenden Strahlen behandelt“ auf in den Verkaufstheken anzubieten. schenkelprobe wies auch einen deutlich erhöhten Gehalt Obsterzeugnisse, vorwiegend getrocknetes Obst 15 Kakaopulver Rohkaffee 10 1 Untersuchung von „Burgern“, Shrimps, exotischem Obst etc. Tee und teeähnliche Erzeugnisse 4 „Burger“, die bei der Herstellung von Hamburgern ihre Verwendung finden, wurden ebenfalls getestet. In den Fertiggerichte, wie gefüllte Teigtaschen etc. 7 Vereinigten Staaten ist die Bestrahlung solcher Produkte zugelassen. In keinem der untersuchten Erzeugnissen Gewürze, Gewürzsalze und Gewürzzubereitungen Die Überprüfung von Shrimps und Garnelen ergab keine einiger Erzeugnisse einige Jahr zuvor. Exotische Früchte aus Südafrika, Brasilien aber auch anderen Ländern wurden unter anderem auch auf eine möglicherweise erfolgte Bestrahlung hin untersucht. Bra- Auch wenn die Bestrahlung von Kräutern und Gewürzen mationen über Art und Menge der Lebensmittel, die be- hoben. Auch bei diesen Proben konnte eine Bestrahlung für den Vertrieb in Deutschland derzeit noch keine große Anwendung findet, gibt es jedoch inzwischen in Deutsch- strahlt wurden und angewandte Bestrahlungsdosis, werden jährlich von allen EG-Mitgliedsstaaten an die EU- nicht nachgewiesen werden. land schon drei Bestrahlungsanlagen, denen eine Genehmigung nach der Lebensmittelbestrahlungs-Verord- Kommission berichtet. Gleichzeitig informiert jeder Mitgliedstaat über die Untersuchungsergebnisse von Le- nung zur Bestrahlung von getrockneten Kräutern und Ge- bensmitteln. Die Berichte werden jährlich, erstmals 2002 würzen erteilt wurde. Eine Anlage befindet sich in Baden-Württemberg. Ergebnisse der Kontrollen der zu- veröffentlicht. Sie werden einen Einblick in die Vermarktung bestrahlter Lebensmittel in Europa geben. gelassenen Bestrahlungsanlagen, hierzu gehören Infor- 184 konnte eine Bestrahlung nachgewiesen werden. silien hat seit Ende des Jahres 2000 jegliche Beschränkungen hinsichtlich der Lebensmittelbestrahlung aufge- Kontrolle der Bestrahlungsanlagen 8 Birnen, Avocados, Ananas, Mangos, Papayas, Feigen, etc. positiven Befunde, im Gegensatz zu den Untersuchung Kräuter mit ionisierenden Strahlen behandelt wurde). Bei Fertigpackungen muss sich die Pflichtkennzeichnung „be- Tomatenpulver, Karotten, Sellerie etc. die Gastronomen die Weichtiere im Elsass ein. Die untersuchte und nachweislich bestrahlte Froschan Tetracyclinen auf. Tabelle: Bestrahlungsnachweis bei kosmetischen Mitteln Aufgrund von verschiedenen Hinweisen wurden auch einige kosmetische Mittel untersucht. Geprüft wurden 19 Henna-Haarfarbeprodukte und 1 Seesand-Mandelkleie Gesichtspeeling. Sowohl bei 2 Hennaerzeugnissen als auch bei der Seesand-Mandelkleie konnte eine Bestrahlung nachgewiesen werden. Während die Behandlung bestimmter Lebensmittel mit ionisierenden Strahlen geregelt ist, existieren für die Bestrahlung kosmetischer Mittel und derer Ausgangsstoffe keine Rechtsnormen. Die Bestrahlung kosmetischer Naturprodukte wie Henna, die häufig mikrobiell stark belastet sind, kann eine alternative Herstellungsweise zu anderen Verfahren darstellen. Hierzu muss der Hersteller aber bestimmte rechtliche Vorgaben erfüllen. Näheres finden Sie in Teil 2, Kosmetische Mittel, auf Seite 61. 128 Lebensmittelüberwachung BW Teil 3: Spezielle Untersuchungsbereiche Radioaktivität Jahresbericht 2001 Radioaktivität Probenzahlen und Ergebnisse Wildfleisch, Wildpilze, Wildbeeren Die Kontamination von heimischem Wildfleisch, insbe- stark vermehren. Bei vermehrter Wühltätigkeit in Zeiten Als Folge der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl in der Ukraine kam Im Jahr 2001 wurden in Baden-Würt- sondere Rehwild und Wildschwein, ist immer noch deut- eines spärlicheren Nahrungsangebotes nehmen Wild- es 1986 auch in Deutschland zu teilweise erheblichen Kontaminationen mit künstlichen Radionukliden. Besonders betroffen vom radioaktiven temberg fast 1300 Lebensmittel-, Trinkwasser-, Futtermittel- und Bo- lich messbar. In Baden-Württemberg wurden Gehalte für Gesamtcäsium von nicht nachweisbar (<0,2 Bq/kg) bis schweine automatisch auch mehr von den vergleichsweise höher kontaminierten Bodenbestandteilen auf. Niederschlag (Fallout) waren in Baden-Württemberg der Raum Oberschwaben sowie in Bayern Gebiete südlich der Donau. Um bei mögli- denproben auf ihren Radioaktivitätsgehalt untersucht. Davon erfolgten 961 Bq/kg bei einer Wildschwein-Probe aus dem Raum Oberkochen festgestellt. Eine Rehprobe aus dem Raum Die Fähigkeit mancher Pilzarten, dem Boden Cäsium zu chen Ereignissen dieser Art in der Zukunft besser reagieren zu können (z.B. frühzeitiges Einbringen der Ernte, Abdecken von Freilandkulturen, neben den etwa 800 Messungen für das Bundesmessprogramm (s.o.) Triberg wies einen Gesamtcäsium-Gehalt von 733 Bq/kg auf. Nach einer Vereinbarung zwischen der Landesregie- Empfehlungen an die Öffentlichkeit), beschloss der Bundestag Ende rund 500 weitere Probenmessungen rung Baden-Württemberg und dem Landesjagdverband 1986 die Einrichtung des bundesweiten Radioaktivitätsmessnetzes IMIS (= Integriertes Mess- und InformationsSystem zur Überwachung der im Rahmen der amtlichen Lebensmittelüberwachung sowie eines soll Wild mit einem Gesamtcäsiumgehalt von mehr als 600 Bq/kg nicht in den Handel kommen. Gründe für die Umweltradioaktivität). Die CVUAs Freiburg und Stuttgart sind als Landesmessstellen für Baden-Württemberg in dieses System eingebun- Wild-Untersuchungsprojektes. Den größten Teil der Untersuchungen sehr unterschiedlichen Cäsium-Gehalte sind zum einen die regional verschiedenen Kontaminationen durch den den und untersuchen für das Bundesmessprogramm jährlich mehr als machten die gammaspektrometri- Tschernobyl-Fallout sowie das jeweils bestehende Nah- 800 Lebensmittel- und Futtermittelproben aus der Region. Die aktuellen Messergebnisse sind in Form von Karten und Diagram- schen Analysen auf radioaktives Cäsium aus (Cs-137, Cs-134). Wie die rungsangebot. Besonders Wildschweine haben sich in den letzten Jahren vielfach an unbelasteten landwirt- men über das Internet beim Bundesamt für Strahlenschutz abrufbar (http://www.bfs.de). Dort finden sich auch umfangreiche Erläuterungen folgende Tabelle zeigt, ist die Kontamination mit radioaktivem Cäsium schaftlichen Produkten wie z.B. Mais schadlos gehalten bzw. wurden sogar angefüttert und konnten sich dadurch und gegebenenfalls entsprechende Empfehlungen an die Bevölkerung. bei den meisten Lebensmitteln nur IMIS wertet die Daten im Normalbetrieb täglich, im Ereignisfall alle 2 Stunden aus. noch sehr gering. Höhere Gehalte sind teilweise jedoch noch bei Wildfleisch, Wildpilzen und Wildbeeren festzustellen. Tabelle: Untersuchungen auf radioaktives Cäsium in Lebensmitteln, Futtermitteln und Böden (FM = Frischmasse, TM = Trockenmasse) Bezeichnung Probenzahl gesamt Cs-137+Cs-134 (Bq/kg FM) davon Proben über Proben über EU-Ausland Drittländer 600 Bq/kg Nachweis- min. max. grenze 2 1 5 22 144 38 2 6 26 Obst, -Erzeugnisse 114 5 Hülsenfrüchte, Ölsamen, Nüsse Honig, Brotaufstriche Kleinkindnahrung 3 2 0,32 75 7 125 0,04 0,28 0,6 1330 2 10 0,12 30,2 3 3 0,15 4,0 2 Bei 92 Lebensmittel- sowie 20 Futtermittel- und Boden- nachweisen. Sr-90 verhält sich chemisch ähnlich wie Cal- proben wurde außerdem der Strontium-90-Gehalt bestimmt (Sr-90). Geringe Mengen dieses Spaltproduktes, cium und wird deshalb vom Körper besonders während der Wachstumsphase fest in die Knochensubstanz ein- das hauptsächlich in den 50er und 60er Jahren durch oberirdische Kernwaffentests in die Atmosphäre gelang- gebaut, wo es mit einer Halbwertzeit von 30 Jahren seine schädigende Wirkung entfalten kann. Durch den Kraft- te, lassen sich noch heute in den meisten Lebensmitteln werksunfall von Tschernobyl wurden jedoch die entfernteren Regionen wie z.B. Deutschland nur unwesentlich mit Sr-90 und anderen schwerflüchtigen Radionukliden 68,5 90 405 2 Strontium-90 0,14 Fleisch (ohne Wild) Wild 1 1 Wild-Heidelbeeren aus Baden-Württemberg wiesen Gesamtcäsium-Gehalte von bis zu 30 Bq/kg auf. den. Die Untersuchungsergebnisse zeigen, dass die nah- 0,053 0,29 84 des Grenzwertes von 600 Bq/kg festgestellt (Pfifferlinge aus Litauen, 645 Bq/kg). 2,95 961 30 8 102 143 Bei Wildpilz-Importuntersuchungen aus Drittländern wurde im Berichtsjahr bei einer Probe eine Überschreitung 0,16 0,44 2 17 Gemüse, -Erzeugnisse Pilze, -Erzeugnisse beim Wild auch bei den Pilzen. sondern muss, wie auch die meisten Alpha-Strahler, vor der Messung relativ aufwändig aus der Probe isoliert wer- 24 Getreide, -Erzeugnisse, Kartoffeln Maronenröhrlingen aus dem Raum Ummendorf. Starke regionale Unterschiede im Cäsiumgehalt zeigen sich wie 0,67 2,92 117 17 Süßwasserfisch 2001 zu teilweise beachtlich hohen Kontaminationen mit Werten bis zu 1330 Bq/kg an Cäsium-137 und -134 bei (Plutonium, Uran) kontaminiert. Sr-90 ist als reiner BetaStrahler nicht mit der Gammaspektrometrie erfassbar, Milch, -Erzeugnisse, Käse Gewürze 2 entziehen und dieses zu speichern, führte auch im Jahr 0,77 rungsbedingte Dosisbelastung durch Sr-90 nur noch sehr gering ist (siehe auch unter „Durchschnittliche Gesamtbelastung“). Die gesamte Jahresaufnahme an Sr-90 über die Nahrung lag für eine erwachsene Person im Jahr 2001 bei ca. 39 Becquerel (Bq). Im Jahre 1963 betrug die durchschnittliche Sr-90-Jahresaufnahme noch 412 Bq pro Person. Natürliche Radionuklide 6 22 6 3 0,44 0,03 60,4 0,17 Zur besseren Abschätzung der durchschnittlichen nahrungsbedingten Strahlendosis wurden außerdem 14 Gesamtkost-Tagesration 101 31 0,03 0,55 Ganztages-Menüs zusätzlich auf ihren Gehalt an ver- Trinkwasser, Rohwasser, Mineralwasser 33 8 0,004 0,015 schiedenen natürlichen Radionukliden untersucht (s. folgende Tabelle). Es wird deutlich, dass trotz ihrer kleinen Sonstige Lebensmittel Gesamt Lebensmittel 11 1292 Bezeichnung 33 6 119 Probenzahl Futtermittel Böden 71 17 12 Gesamt Futtermittel, Böden 88 10 2 5 420 0,59 11,1 Cs-137+Cs-134 (Bq/kg TM) 0,2 9,4 8,7 143 Gehalte besonders Blei-210, Radium-226, und Radium228 nennenswert zur gegenwärtigen Gesamtdosis beitragen, da ihre biologischen Wirkungsfaktoren relativ hoch sind. 129 130 Lebensmittelüberwachung BW Teil 3: Spezielle Untersuchungsbereiche Grenzwerte Jahresbericht 2001 131 Dioxine Nach einer EU-Verordnung dürfen Lebensmittel aus Dritt- Lebensmitteln. In Deutschland gibt es für inländische Er- ländern nur dann importiert werden, wenn die Grenzwer- zeugnisse keine entsprechende Höchstmengenregelung, Unter dem Begriff Dioxine werden insgesamt 210 chemische Verbindungen mit einer ähnlichen Struktur te für Cäsium-134 und -137 nicht überschritten sind. Diese betragen 370 Bq pro kg bei Milchprodukten und Klein- so dass z.B. der o.g. Grenzwert von 600 Bq/kg für die Beurteilung von heimischem Wild nur als Richtwert an- zusammengefasst: 75 polychlorierte Dibenzo-p-dioxine (PCDD) und 135 polychlorierte Dibenzofurane (PCDF). Dioxine gehören zu den giftigsten chlororganischen Verbindungen. Durch ihre gute Fettlöslichkeit und ihre kindernahrung bzw. 600 Bq pro kg bei allen übrigen gesehen werden kann. Langlebigkeit reichern sie sich in der Nahrungskette an. Nach heutiger Kenntnis nimmt der Mensch diese Substanzen fast ausschließlich über die Nahrung auf. Mit Dioxinen belastete Lebensmittel können daher für die Verbraucher ein gesundheitliches Risiko darstellen. Durchschnittliche Gesamtbelastung Die durchschnittliche Radioaktivitätsaufnahme eines Ver- Die Tabelle zeigt, dass die durchschnittliche nahrungsbe- brauchers lässt sich am besten anhand von GesamtkostTagesrationen ermitteln. Daher wurde wöchentlich die dingte Strahlenbelastung von 192 µSv pro Jahr fast ausschließlich von den natürlichen Radionukliden herrührt. Ganztageskost von Stuttgarter und Freiburger Kantinen Die künstlichen Radionuklide Cäsium-137 und Strontium- untersucht. Weil jedes Radionuklid eine andere Strahlenwirkung hat, kann man die ermittelten Gehalte nicht ein- 90 dagegen stellen nur einen sehr geringen Dosisanteil dar. Über die Jahre gesehen ist bei den künstlichen Ra- Gesundheitliche Beurteilung fach addieren, sondern muss diese getrennt für jedes Radionuklid mit einem nuklidspezifischen Wirkungsfak- dionukliden, die über die Nahrung aufgenommen werden, ein zwar langsamer, aber stetiger Rückgang zu verzeich- Bei einem beträchtlichen Teil der Bevölkerung wird die vom wissenschaftlichen Lebensmittelausschuss tor in die Strahlendosis umrechnen. Diese Strahlendosis nen. der EU empfohlene duldbare Aufnahme an Dioxinen wird in der Einheit „Sievert“ (Sv) bzw. „Mikrosievert“ (1 µSv = 1 Millionstel Sievert) angegeben. Erst nach die- Aus allen Quellen zusammengenommen (Nahrung, Radon in Wohnräumen, Boden- und Höhenstrahlung) be- überschritten. Die EU-Kommission entwickelte daher eine Strategie zur Reduktion der Dioxingehalte in der ser Umrechnung lässt sich eine Gesamtdosis durch Summierung ermitteln. Gegenwärtig werden durch die Nah- trägt in Deutschland die gesamte natürliche Strahlenbelastung durchschnittlich 2400 Mikrosievert pro Jahr Nahrungskette. rung die folgenden mittleren Aktivitätsaufnahmen und die (µSv/a). Die Nahrung trägt also gegenwärtig weniger als Zwei bedeutende wissenschaftliche Neubewertungen • Das Joint FAO/WHO Expert Committee on Food Addi- daraus abgeleiteten Strahlendosen pro Person und Tag verursacht: 10 % zur gesamten natürlichen Strahlenbelastung bei. der duldbaren Aufnahme wurden im Jahr 2001 durchgeführt, die als Maßstab für zukünftige Bewertungen gel- tives (JECFA) leitete im Juni 2001 für die „Food and Agriculture Organization of the United Nations“ (FAO) ten: und „World Health Organization“ (WHO) als Grundlage für internationale Harmonisierungen eine duldbare Tabelle: Nahrungsbe- Dioxine Nuklid dingte jährliche Strahlendosis Aktivitätsaufnahme (Bq) pro Tag pro Jahr Dosisfaktor* Erwachsene (Mikrosievert/Bq) Jahresdosis • Der wissenschaftliche Lebensmittelausschuss der EU- (Mikrosievert/Jahr) Kommission (Scientific Committee on Food, SCF) hat seine im November 2000 vorgestellte Ableitung einer 192 (100 %) vorläufigen duldbaren wöchentlichen Aufnahme („temporary tolerable weekly intake, „t-TWI“) von 7 Pico- monatliche Aufnahme von 70 pg WHO-TEQ/kg KGW ab. Weltweite Abschätzungen der täglichen Aufnahme zeigen, dass dieser Bereich von einem beträchtlichen (bestimmt über Gesamtkost- Gesamt Nuklide Cäsium-137 0,161 58,76 0,014 0,6 (0,26 %) Tagesrationen) gramm Toxizitätsäquivalenten pro kg Körpergewicht Auf der Grundlage dieser übereinstimmenden toxikologi- Strontium-90 Blei-210 (nat.) 0,108 0,048 39,31 17,52 0,035 1,5 1,4 19,2 (0,73 %) (10,0 %) (pg WHO-TEQ/kg KGW) für alle 2,3,7,8-substituierten PCDD/F und dioxinähnlichen PCB überarbeitet. Wie im schen Neubewertungen entwickelte die Kommission eine Strategie zur Reduktion der Dioxingehalte in der Radium-226 (nat.) Radium-228 (nat.) 0,033 0,064 11,97 23,21 0,36 0,38 (3,93 %) (4,59 %) Jahresbericht 2000 erläutert, setzte SCF im November 2000 den von der WHO 1998 empfohlenen Bereich Nahrungskette (vorgestellt im Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften vom 17.11.2001, C322). Die Eu- 7,54 8,82 Teil der Bevölkerung überschritten wird. Uran-238 (nat.) 0,015 5,37 0,069 0,37 (0,19 %) von 1 bis 4 pg WHO-TEQ/kg KGW und Tag auf dem un- ropäische Kommission begründete die Notwendigkeit un- Uran234 (nat.) Th-228 (nat.) 0,016 0,025 6,03 7,81 0,077 0,11 0,46 0,86 (0,24 %) (0,45 %) teren Level bei Mittlung über die wöchentliche Aufnahme fest. Im Mai 2001 (http://europa.eu.int/comm/ ter anderem damit, dass die toxischen Eigenschaften unterschätzt worden zu sein scheinen. Ein weiterer Punkt (79,7 %) food/fs/sc/scf/out90_en.pdf) leitete SCF dann eine duldbare Aufnahme von 14 pg WHO-TEQ/kg KGW/Wo- der Begründung war ferner die Erkenntnis, dass Maßnahmen zur Begrenzung von Dioxinfreisetzungen zwar zu che ab, die nicht mehr als vorläufig eingestuft wurde. einer beträchtlichen Verringerung der Aufnahme dieser Obwohl somit die duldbare Aufnahme verdoppelt wurde, wies SCF ausdrücklich darauf hin, dass bei einer Verbindungen geführt haben, diese Tendenz aber seit 1995 nachließ und danach sogar leicht ansteigende Wer- Kalium-40 (nat.) 83,7 30550 0,005 153 *) D. Noske, B. Gerich, S. Langner: Dosisfaktoren f. d. Inhalation oder Ingestion v. Radionukliden (Erwachsene), ISH-Heft 63 (1985) Proben aus dem Bereich der Landwirtschaft Futtermittel: Im Gegensatz zu Lebensmitteln werden die Die Radiocäsiumgehalte aller anderen Futtermittel lagen durchschnittlichen täglichen Aufnahme in europäischen Ländern mit 1,2 bis 3,0 pg WHO-TEQ/kg KGW/Tag ein te beobachtet wurden. Diese zeitliche Entwicklung wird auch in Humanmilch- Aktivitätsgehalte von landwirtschaftlichen Proben auf mit 2 Ausnahmen (Sojaschrot 8,8 und Kartoffeln 1,5) un- beträchtlicher Teil der Bevölkerung auch die neu abge- Untersuchungen Trockenmasse (TM) bezogen, sodass die Werte zunächst höher erscheinen. Rechnet man grob bei pflanzlichen Ma- terhalb einer Nachweisgrenze von 0,5 Bq/kg TM. leitete empfohlene Aufnahme überschreitet. Daraus wurde die Schlussfolgerung gezogen, dass die im No- Bund/Länder-Arbeitsgruppe DIOXINE über das Dioxin-Referenzmessprogramm (vorgestellt im April 2002) zusam- vember 2000 abgeleiteten Maßnahmen und Empfehlungen weiterhin unverändert gültig sind. Somit ist es mengetragen sind: Darin wird ein Zusammenhang zwischen dem leichten Anstieg der Dioxin-Belastung in Hu- auch zukünftig notwendig, sich kontinuierlich um Ver- manmilch im Jahr 1998 im Vergleich zum Vorjahr und dem minderung des Eintrages von Dioxinen und dioxinähnlichen Verbindungen zu bemühen und „risk reduction Einsatz von Dioxin-kontaminierten Zitrustrestern als Futtermittel diskutiert. terialien mit einem Trockenmasse-Gehalt von 10 %, so sind die gemessenen Aktivitäten mit denen der Nahrungsmittel vergleichbar. Die Cs-Aktivitäten von Grasproben betrugen durchschnittlich bis zu 2,2 Bq/kg TM mit einem Maximum von 5,2 Bq/kg, die Sr-90-Werte lagen zwischen 0,34 und 2,6 Bq/kg Trockenmasse. Böden: Die Radiocäsiumkontamination der Böden zeigt das Aktivitätsmuster, wie es seit dem Tschernobyl-Unfall bekannt ist . Die Gehalte nehmen nur sehr langsam ab, sodass die Aktivitäten auf dem Niveau der Vorjahre liegen. Der von uns gemessene Maximalwert betrug 143 Bq/kg in einem unbearbeiteten Boden. strategies“ zu verfolgen. aufgezeigt, die im Bericht der 132 Lebensmittelüberwachung BW Teil 3: Spezielle Untersuchungsbereiche Dioxine Jahresbericht 2001 133 Bedarfsgegenstände und kosmetische Mittel Wie im Jahresbericht 1998 dargestellt, war vom CVUA • die Festlegung von Zielwerten, die erreicht werden Freiburg eine massive Kontamination von brasilianischen Zitrustrestern mit Dioxinen festgestellt worden. Wegen müssen, damit die Exposition der großen Mehrheit der europäischen Bevölkerung in die durch die Wis- Die Untersuchung von drei kosmetischen Mitteln, die Kaolin bzw. antimikrobielle Substanzen auf der Basis Tampons waren in das Interesse geraten, weil Berichte über erhöhte Dioxingehalte aus Bleichprozessen bei der der breiten Verwendung und der massiven Kontamination waren wichtige Teile der Nahrungskette (Milch und senschaftlichen Ausschüsse empfohlenen Grenzen gebracht wird (soll Ende 2004 erfolgen). von Chlorphenolen (Triclosan) enthielten, zeigte ebenso wenig auffällige Befunde wie die Untersu- Produktion für Verunsicherung sorgten. Fleisch) betroffen. Zur Verringerung des Vorkommens von Dioxinen und PCB in Lebensmitteln und Futtermitteln verfolgte die Kommission eine Strategie, die sich bei legislativen Maßnahmen auf drei Säulen stützt: Die Höchstgehalte wurden somit auf einem Niveau festgelegt, dass der weitaus größte Teil der Lebensmittel und Futtermittel, der die übliche Hintergrundbelastung aufweist, verkehrsfähig ist, aber deutlich erhöhte Belastun- chung von fünf Tampons, die als Bedarfsgegenstände mit Körperkontakt untersucht wurden. Produktbezeichnung gen aus speziellen Kontaminationen verfolgt werden Proben- Höchster Niedrigster zahl Wert Wert Mittelwert Median • die Festlegung von Höchstmengen für Lebensmittel (VO (EG) Nr. 2375/2001 des Rates vom 29. Novem- können. Ausschließlich auf der Festsetzung von Höchstgehalten basierende Maßnahmen würden die Dioxinex- Kosmetische Mittel Bedarfsgegenstände mit Körperkontakt 3 5 0,253 0,137 0,094 0,029 0,149 0,056 0,1 0,034 ber 2001) und Futtermittel (Richtlinie 2001/102/EG des Rates vom 27. November 2001) auf einem niedrigen, position nicht ausreichend reduzieren, es sei denn, dass ein großer Teil des Lebensmittelangebots als ungeeignet (Tampons) Bedarfsgegenstände 4 0,807 0,037 0,258 0,093 für den menschlichen Verzehr zu gelten hätte. Daher sind (Seideneinziehdecken) die drei Säulen der legislativen Maßnahmen nur im Verbund und zusammen mit Maßnahmen zur Emissions- Bedarfsgegenstände mit Lebensmittelkontakt (Papier) 10 1,74 0,037 0,48 0,36 senkung geeignet, die Exposition zu verringern. Filtrationshilfsstoffe für Lebensmittel 3 0,017 0,015 0,016 0,016 aber praktikablen Niveau; • die Festlegung von Werten, die bei höheren als erwünschten Dioxinwerten in Lebens- und Futtermitteln „Frühwarnungen“ auslösen (Empfehlung der Kommission vom 4. März 2002); Tabelle: Übersicht über Ergebnisse von Dioxinuntersuchungen in Bedarfsgegenständen und kosmetischen Mitteln (Angaben in ng WHO-TEQ/kg) Dioxinuntersuchungen Unterschiede in den Dioxingehalten zeigten Papiertüten und Einschlagpapier für Lebensmittel. Ende der 80er / Maßeinheiten: 1 ng = 0,000’000’001 g = 1000 pg 1 pg = 0,000’000’000’001 g Die Bewertung der Untersuchungsergebnisse ist im Kontext der oben gemachten Ausführungen über Strategien für die jeweiligen Matrices festgestellten Dioxinge- der EU-Kommission, über Entwicklungen bei den duld- halte. baren Aufnahmen und den drei Säulen legislativer Maßnahmen zu sehen. Produktbezeichnung in Papier mit Lebensmittel- rer Untersuchungen. Das Bundesgesundheitsamt hatte 4 5 Einschlagpapier für Wurst Verpackungspapier für Brot 40,79 684,25 kontakt (Gehal- 6 7 Papiertüten Verpackungspapier für Brot 298,80 1734,51 8 Papiertüten 628,44 Papiertüten Einschlagpapier für Wurst 43,83 417,78 0,49 0,46 0,43 0,42 0,43 0,38 6 Mischproben Humanmilch („gepoolt“) aus Deutschland wurden untersucht, außerdem wurden 59 Proben aus 0,71 0,53 verschiedenen Ländern im Rahmen der „WHO Feldstu- 0,09 0,16 0,37 0,22 0,28 0,23 die“ eingesandt: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) führt derzeit die dritte weltweite Studie zur Un- 0,32 25,1 0,11 0,35 0,21 5,12 0,20 4,80 1 1,88 1,88 1,88 1,88 30 4 0,094 1,78 0,003 0,36 0,013 1,048 0,006 1,025 Wert 0,28 2 39 0,47 0,8 0,39 0,12 82 3,47 0,15 Fleisch warmblütiger Tiere Fleischerzeugnisse warmblütiger Tiere 1) 23 8 0,99 0,32 Wurstwaren 1) Fische, Fischzuschnitte 1) 17 32 Fischerzeugnisse 1) Pflanzliche Lebensmittel 2) Nährstoffkonzentrate und Ergänzungsnahrung 1) 1) Werte beziehen sich auf den Fettgehalt 2) Werte beziehen sich auf Frischgewicht Humanmilch den aus verschiedenen Ländern „gepoolte“ Muttermilchproben eingesandt, die für bestimmte Regionen bzw. Wert 1,54 1) 9 10 Humanmilch. Die höchsten Dioxingehalte wurden in Ägypten angetroffen, die niedrigsten in Brasilien. zahl 82 1) packungsmaterial. Bei einer Probe Verpackungspapier für Brot wurde dieser Richtwert überschritten. tersuchung von Humanmilchproben auf Dioxine, dioxin-ähnliche PCB und „Indikator PCB“ durch. Dazu wer- Niedrigster Eier, Eiprodukte 1) (Angaben in ng WHO-TEQ/kg) 813,47 37,13 In Europa zeigen Industriestaaten wie die Niederlande, Italien und Spanien relativ höhere Dioxinwerte in Höchster Milchprodukte 1) Butter 1) suchungen in Lebensmitteln Papiertüten Papiertüten Gehalt Median Proben- Milch Dioxinunter- 145,40 2 3 schritten werden sollte. Besonders kritisch ist ein enger Kontakt eines fettreichen Lebensmittels mit dem Ver- Die Untersuchungen der 320 Lebensmittel-Proben (siehe Tabelle) zeigten die auch in früheren Jahren Übersicht über Ergebnisse von Papiertüten Anfang der 90er Jahre waren Papier und Kartonverpackungen mit Lebensmittelkontakt Gegenstand breiteseinerzeit einen Richtwert von 1 ng TEQ / kg Produkt (= 1000 pg TEQ / kg Produkt) empfohlen, der nicht über- Lebensmittel Tabelle: 1 Tabelle: Dioxingehalte Lfd. Nr. Bezeichnung Mittelwert Produktbezeichnung Sonder-Fragestellungen repräsentativ sind. „Gepoolte“ Proben der WHO-Feldstudie sind Mischproben aus mindestens 10 Einzelproben. Hierdurch wird mit einer relativ geringen Probenzahl ein zuverlässiges Spiegelbild der Belastung der kompletten Nahrungskette erhalten. Proben- Höchster Niedrigster Frauenmilch aus Deutschland zahl 6 Wert 20,0 Wert 8,01 Mittelwert 13,5 Frauenmilch für WHO Studie 59 51,5 2,73 10,7 Tabelle: Übersicht über Ergebnisse von Dioxinuntersuchungen in Humanmilch (Angaben in ng WHO-TEQ/kg Fett) Median 11,4 8,39 te an PCDD/F in pg WHOTEQ/kg Produkt) 134 Lebensmittelüberwachung BW Tabelle: Land Gehalte von PCDD/F, dioxin- Anzahl Sammel- Teil 3: Spezielle Untersuchungsbereiche PCDD/F WHO-TEQ pg/g Fett dioxin-ähnliche PCB WHO-TEQ pg/g Fett Summe Indikator PCB ng/g Fett Dioxine Jahresbericht 2001 135 Futtermittel Ein Erfolg der Überwachungsmaßnahmen: während höchsten mit Dioxinen belastete Futtermittel ist, sollte proben Median Bereich Median Bereich Median Bereich im Jahre 2000 die meisten untersuchten Fischfutter- darüber hinaus seine Verwendung in Futtermitteln mittel den Eingriffswert von 1,0 ng WHO-TEQ/kg überschritten, war dieses Problem im Jahr 2001 grundsätzlich überdacht werden, sofern nicht nachweislich niedrig belastete Fischöle zur Verfügung stehen behoben. Keine der untersuchten Proben lag über dem Eingriffswert. 9 Proben waren zusätzlich auch auf Gehalte an dioxinähnlichen PCB geprüft worden. Durch Einbeziehung ähnlichen PCB und „Indikator Australien Brasilien 2 9 5,65 3,93 5,50 – 5,79 2,73 – 5,34 3,09 1,81 2,48 – 3,69 1,30 – 12,30 30 16 25 – 35 10 – 96 PCB“ in Humanmilch Bulgarien Kroatien 3 2 6,14 6,40 5,08 – 7,11 5,99 – 6,80 4,21 7,17 3,74 – 4,70 6,82 – 7,52 42 135 32 – 52 121 – 150 (2001/2002) Tschechien Ägypten 3 7 7,78 22,79 7,44 – 10,73 17,16 – 51,50 15,24 6,01 14,32 – 28,48 4,43 – 8,26 502 116 496 – 1009 97 – 140 Finnland 2 9,44 9,35 – 9,52 5,85 5,66 – 6,03 91 84 – 98 Insgesamt wurden 45 Futtermittel-Proben untersucht: 15 Gras und Heu, 1 Zitrustrester, 26 Fischfuttermittel, 1 Ungarn Irland 3 3 6,79 6,91 5,26 – 7,46 6,19 – 8,54 2,87 4,66 2,38 – 4,24 2,72 – 5,19 34 61 29 – 59 41 – 64 Fischöl und 2 sonstige. Die Gras- und Silageproben lagen mit im Mittel 0,13 ng Italien Neuseeland 4 3 12,66 6,86 9,40 – 14,83 6,08 – 7,00 16,29 3,92 11,02 – 19,33 3,50 – 4,71 253 37 195 – 323 30 – 41 WHO-TEQ/kg (lufttrockene) Trockenmasse (Bereich 0,05 – Norwegen 2 7,30 7,16 – 7,43 8,08 6,56 – 9,61 119 Rumänien Russland 3 4 8,86 8,88 8,37 – 12,00 7,46 – 12,93 8,06 15,68 8,05 – 8,11 13,38 – 22,95 Slowakei Spanien 4 3 9,07 11,90 7,84 – 9,87 10,41 – 18,32 12,60 11,65 17,09 – 21,29 8,38 – 10,16 11,57 19,95 Schweden 1 9,58 Niederlande Ukraine 3 3 18,27 10,04 der dioxinähnlichen PCB werden die resultierenden WHOTEQ-Gehalte etwa zwei- bis dreifach höher. Das verstärkt die Notwendigkeit, den Eintrag von Dioxinen und dioxinähnlichen PCB in die Nahrungskette über Fischmehle und -öle zu reduzieren. 106 – 132 0,38) im Bereich der üblichen Hintergrundbelastung, ebenso die Zitrustresterprobe (0,039 ng WHO-TEQ/kg Mögliche Ansätze bestehen in der Auswahl von Produkten aus geringer belasteten Gebieten. Die Agrarminister- 173 138 165 – 198 83 – 311 Trockenmasse). Vom wissenschaftlichen Futtermittelausschuss wurden konferenz vom 22. September 2000 vertrat die Auffassung, dass grundsätzlich im Sinne einer Minimierungs- 10,72 – 19,49 9,96 – 16,97 443 399 331 – 621 278 – 469 Fischmehle und -öle aus europäischen Gewässern als strategie belastete Futtermittel durch nicht belastete Futtermittelkomponente identifiziert, die wesentlich zur durchschnittlichen Dioxinaufnahme verschiedener Tiere Futtermittel ersetzt werden sollten. Dazu appellierte die Agrarministerkonferenz an die Fischereibetriebe, umge- 10,90 – 13,08 14,10 – 22,00 191 136 178 – 210 102 – 148 beitragen kann. Fischfuttermittel verursachen bei Friedfischen etwa 71 % und bei Raubfischen etwa 98 % der hend bzw. noch vor Inkrafttreten möglicher EU-Regelun- Dioxinaufnahme. Daraufhin wurde für die amtliche Fut- zu verzichten. Darüber hinaus wurde angesichts der Dio- termittelüberwachung im letzten Quartal des Jahres 2000 28 Fischfuttermittel und 3 Fischöle untersucht (siehe Jah- xinbelastungen bestimmter Fischfuttermittel an die Futtermittelhersteller appelliert, umgehend auf den Einsatz resbericht 2000). Die meisten Proben überschritten den Eingriffswert von 1,0 ng WHO-TEQ/kg Alleinfuttermittel, dioxinbelasteter Komponenten zu verzichten und Alternativen, wie z.B. pflanzliche Öle, zu verwenden. den das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucher- Dass innerhalb kürzester Zeit eine erfolgreiche Umstel- schutz und Veterinärmedizin (BgVV) in einer Stellungnahme vom 17.10.2000 als kurzfristig anzustreben empfohlen lung durchgeführt werden konnte, zeigt ein Vergleich von Untersuchungsergebnissen der 28 Proben aus dem letz- hatte. Ein Eingriffswert von 0,5 ng WHO-TEQ/kg (ohne Berücksichtigung der dioxinähnlichen PCB) Futtermittel ten Quartal 2000 (obere Tabelle) mit den Ergebnissen der Untersuchung von 24 Proben, die im ersten Quartal 2001 sollte zukünftig angestrebt werden. Da Fischöl das am erhoben wurden (untere Tabelle). 9,71 146 gen freiwillig auf den Einsatz dioxinbelasteter Futtermittel Zur Durchführung der Untersuchungen wurde von der Auch die Gehalte der „Indikator PCB“ (als Summe von WHO das CVUA Freiburg als Referenzlabor ausgewählt, PCB 28, 52, 101, 138, 153 und 180) unterscheiden sich er- weil es bei der im Vorfeld durchgeführten Laborvergleichsuntersuchung als einziges Labor sämtliche im Vorfeld heblich zwischen den verschiedenen Ländern, wobei die niedrigsten Gehalte in Brasilien, Australien und Neusee- festgesetzten Kriterien an die Zuverlässigkeit der Untersuchungsverfahren erfüllt hatte. land gefunden wurden und die höchsten Gehalte in Spanien, der Slowakischen und der Tschechischen Republik. 18 Länder haben bis Ende 2001 dem Referenzlabor Proben zur Untersuchung eingesandt (Ägypten, Brasilien, Erste Ergebnisse wurden im März 2002 auf einem internationalen Kongress in Hanoi (Vietnam) vorgestellt, der Bulgarien, Finnland, Irland, Italien, Kroatien, Neuseeland, sich mit den Folgeschäden der Anwendung des Entlau- Niederlande, Norwegen, Rumänien, Russland, Schweden, Slowakische Republik, Spanien, Tschechische Re- bungsmittels Agent Orange im Vietnamkrieg und der daraus resultierenden Dioxin-Problematik beschäftigte. Eine publik, Ukraine, Ungarn). Anfang 2002 kamen zwei Proben aus Australien an. Die Probensammlung in Deutsch- umfangreichere Darstellung wird auf dem internationalen Dioxinkongress im August 2002 in Barcelona („Dio- Probenzahl land und den Philippinen soll bis Sommer 2002 xin 2002“) vorgetragen. Min 0,12 1,19 10,3 Untersuchung von abgeschlossen sein. Weitere Länder wollen sich an der bis Ende 2002 abzuschließenden Untersuchung beteili- Median Mittelwert 1,56 1,60 7,50 7,51 21,5 20,6 Fischfuttermitteln, erhoben zwischen gen. Die Anzahl Proben pro Land schwankt bisher zwischen 1 und 11. 90-Percentil 95-Percentil 2,25 3,38 10,79 12,34 24,4 24,9 Oktober und Dezember 2000 Max 3,89 18,85 29,9 ng WHO-TEQ/kg Produkt pg WHO-TEQ/g Fett Fettgehalt % ng WHO-TEQ/kg Produkt 28 pg WHO-TEQ/g Fett 28 Fettgehalt % 28 Obige Tabelle zeigt, dass die Unterschiede zwischen verschiedenen Ländern viel höher sind als innerhalb eines Landes. In Europa zeigen Industriestaaten wie die Nie- Tabelle: Ergebnisse der Tabelle: derlande, Italien und Spanien relativ höhere Dioxinwerte. Die höchsten Dioxingehalte wurden in Ägypten angetrof- Probenzahl Min 24 0,08 24 0,70 24 8,6 Ergebnisse der Untersuchung von fen, die niedrigsten in Brasilien. Hohe Gehalte an dioxinähnlichen PCB wurden in der Ukraine, Italien und der Median Mittelwert 0,46 0,44 2,39 3,25 12,0 14,1 Fischfuttermitteln, Tschechischen Republik gefunden, während die niedrig- 90-Percentil 0,78 6,55 21,3 sten Gehalt in Brasilien, Ungarn, Australien und Neuseeland gefunden wurden. 95-Percentil Max 0,83 1,00 7,91 10,61 21,8 22,1 erhoben zwischen Januar und März 2001 136 Lebensmittelüberwachung BW Teil 3: Spezielle Untersuchungsbereiche Futtermittel sind ein wichtiger Bestandteil der Nahrungs- verschiedenen – teilweise gravierenden – Fällen der Fest- kette: Vor dem Hintergrund, dass etwa 95 % der Dioxinaufnahme über Lebensmittel erfolgen und hier wieder- stellung von Dioxinkontaminationen in Futtermitteln wurde ein umfangreiches Futtermittelmonitoring auf Dioxine um etwa 90 % über Lebensmittel tierischer Herkunft, haben Futtermittel eine entscheidende Bedeutung. Nach in Deutschland vereinbart. Schwermetalle und toxische Spurenelemente Jahresbericht 2001 Schwermetalle und toxische Spurenelemente Belastungssituation im Hinblick auf Schwermetalle insgesamt weiterhin günstig Den in unserer Nahrung enthaltenen Schwermetallen, insbesondere Blei, Cadmium und Quecksilber, wird weiterhin eine große gesundheitliche Bedeutung beigemessen. Deshalb wurden in aufwändigen Untersuchungen insgesamt 4740 Proben auf 29557 Einzelparameter untersucht. Nach Auswertung der Ergebnisse stellt sich die Belastung unserer Nahrung mit toxischen Schwermetallen bis auf wenige Bereiche als durchweg niedrig dar. Damit setzt sich der Trend der letzten Jahre fort. Neben den intensiven Überwachungsmaßnahme ist dies vor allem auch ein Verdienst der Hersteller, die durch die Eigenkontrolle ihrer Erzeugnisse inzwischen ein hohes Maß an Sicherheit erreicht haben. Allerdings gibt es auch einige Bereiche in denen es noch häufiger zu Beanstandungen kommt. Bereiche mit noch erhöhter Schwermetallbelastung Im maritimen Bereich fallen wie in den letzten Jahren die Raubfische durch teils erhöhte Konzentrationen an Quecksilber auf. Die Belastung ist durch eine Anreicherung der Schadstoffe im Verlauf der Nahrungskette bedingt. Weiterhin sind in einigen Muschelproben erhöhte Werte von Cadmium gefunden worden, dies erklärt sich durch die immense Menge an Wasser, die diese Organismen zur Nahrungsaufnahme filtern. So strömen durch eine Miesmuschel bis zu 200 Liter Meerwasser am Tag. Durch diesen Vorgang kommt es naturgemäß zu einer Anreicherung der Schadstoffe. In Algen, die beispielsweise als Bestandteil von Sushi, als Salat oder als Gewürz verzehrt werden, finden sich immer Wanderfalkeneier wieder höhere Mengen an Arsen. Außerdem weisen sie teils sehr hohe Konzentrationen an Jod auf, so dass es In diesen Fällen werden die Hersteller darauf hingewie- Am Ende einer langen Nahrungskette steht der Wanderfalke. Seine Eier sind daher bis zu 250 mal höher mit Dioxinen belastet als Hühnereier. dringend angebracht ist, sich an die gegebenenfalls auf der Verpackung angegebene Verzehrsempfehlung zu hal- lastung so niedrig wie möglich halten müssen. sen, dass sie durch eine ausreichende Kontrolle die Be- ten. Die verstärkte Überwachung dieser Produkte muss Bei sauren Fruchtkonserven, die unsachgemäß herge- auch in den nächsten Jahren fortgeführt werden. stellt oder behandelt worden sind, kommt es gelegentlich zum Übergang von Dosenbestandteilen auf das Lebens- Fünf Proben Wanderfalkeneier von verschiedenen Standorten aus Ba- liegt bei etwa 1 pg WHO-TEQ/g Eifett (Einbeziehung nur von Dioxinen). Bei tes erhaltenen Rückstandsdaten bei anderen chlorierten Kohlenwasser- den-Württemberg (Bereiche Mann- Bodenhaltung liegen die Dioxingehal- stoffen. Dabei waren insbesondere Bei der Untersuchung von Hülsenfrüchten und Ölsamen heim, Karlsruhe, Freiburg, Reutlingen und Wolfental) wurden auf Dioxine te etwas höher. Lediglich bei Geflügel, das auf hochbelastetem Boden bei PCB und DDE, dem Hauptstoffwechselprodukt von DDT, durchweg fällt auf, dass trotz einer durchweg geringen Belastung mit Blei und Quecksilber vor allem bei Leinsamen und und dioxinähnliche PCB untersucht. Wie schon drei Proben aus dem Jahr einer Sondermülldeponie gehalten wurde, waren in Baden-Württemberg sehr hohe Gehalte gefunden worden. Die jetzt nachgewiesene hohe Mohn aber auch bei Erdnüssen gehäuft Überschreitungen des Richtwerts für den Cadmiumgehalt zu verzeichnen 2000 wiesen auch die Proben aus vor einigen Jahren ähnlich hohe Dio- Belastung mit Dioxinen zeigt auch für waren. 2001 mit etwa 100 bis 250 pg WHOPCDD/F-TEQ/g Fett und 540 bis 3750 xingehalte gemessen worden, wie sie jetzt in den Falkeneiern angetrof- diese Stoffgruppe die Eignung bestimmter Greifvogelarten als Bioindi- pg WHO-PCB-TEQ/g Fett sehr hohe Gehalte an Dioxinen und dioxin-ähn- fen wurden (Bereich 100 bis 300 pg WHO-TEQ/g Fett, unter Einbezie- katoren. Ursache ist die Anreicherung der langlebigen, fettlöslichen Schad- Die in der Vergangenheit zur Beurteilung der Schwerme- Richtwerten geregelten Lebensmittel einen Grenzwert lichen PCB auf. Während üblicher- hung nur der Dioxine). Mit etwa 550 stoffe im Verlauf besonders langer tallgehaltes in Lebensmitteln verwendeten Richtwerte enthalten, wäre eine Beurteilung hoher Konzentrationen weise bei Lebensmitteln eine Erhöhung der WHO-TEQ-Werte etwa bis 3750 pg Gesamt-WHO-TEQ/g Fett sind damit die Falkeneier im Ver- Nahrungsketten. des Bundesinstitutes für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV) sind letztmalig im deutlich erschwert gewesen. Zur Lösung diese Dilemmas hat der Arbeitskreis Lebensmittelchemischer Sachver- um das doppelte angenommen werden kann, liegen die PCB-TEQ-Gehal- gleich zu Hühnereiern massiv mit Dioxinen und PCB kontaminiert. Bundesgesundheitsblatt 1997 veröffentlicht worden. Mit Wirkung vom Dezember 2000 sind diese Werte, auch im ständiger der Länder und des BgVV (ALS) nach eingehender Diskussion beschlossen, das die Richtwerte so- te etwa um das 6- bis 15fache über Diese Ergebnisse ergänzen ein- Hinblick auf die anstehende Neuregelung der Schwer- lange weiterhin als Beurteilungsgrundlage der Schwer- den Dioxin-TEQ-Gehalten. Die übliche Hintergrundbelastung drucksvoll die bisher an Wanderfalkeneiern aus Baden-Württemberg im metallgrenzwerte auf europäischer Ebene, vom BgVV zurückgezogen worden. Da die Grenzwerte aber erst ab metallkonzentrationen herangezogen werden können bis zu den jeweiligen Lebensmitteln ein gültiger Grenzwert in von Hühnereiern aus Käfighaltung Rahmen eines längerfristigen Projek- April 2002 gültig sind und außerdem nicht für alle in den der Kontaminanten-Verordnung veröffentlicht ist. mittel. Dies war in 25% der 71 untersuchten Proben der Fall (Vorjahr: 28%). Allerdings wurden hier oftmals gezielt Beschwerdeproben und sensorisch auffällige Proben untersucht, so dass dies nicht den Umfang der tatsächlichen Belastung wiederspiegelt. Richtwerte des BgVV zurückgezogen 137 Lebensmittelüberwachung BW Teil 3: Spezielle Untersuchungsbereiche Verordnung (EG) Nr. 466/2001 (Kontaminanten-Verordnung) veröffentlicht Nitrat, Nitrit, Nitrosamine Jahresbericht 2001 139 Graphik: Nitrat in Rucola Am 8. März 2001 wurde von der Eu- geregelte Lebensmittel in der Verord- 14 000 ropäischen Kommission die lang erwartete Verordnung zur Festsetzung nung noch keine Grenzwerte enthalten. Leider betrifft das auch Lebens- 12 000 der Höchstgehalte für bestimmte Kontaminanten in Lebensmitteln mittel die erfahrungsgemäß stark belastet sind, wie Leinsamen und 10 000 (Kontaminanten-Verordnung) verab- Mohn. Es gibt aber schon Bestre- schiedet. Damit ist der Grundstein für eine europaweit einheitliche Be- bungen auch hierfür Grenzwerte aufzunehmen. Insgesamt zeigt der Ver- 8 000 urteilung des Schwermetallgehaltes gelegt. Die Grenzwerte liegen für die gleich der Grenzwerte mit den Ergebnissen der Untersuchungen der 6 000 geregelten Lebensmittel auf ähnli- letzten Jahre, dass keine besondere 4 000 chem Niveau wie die Richtwerte des BgVV. Allerdings sind für viele bisher Häufung von Grenzwertüberschreitungen zu erwarten ist. 2 000 Nitrat in mg / kg 138 0 Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Nitrat, Nitrit, Nitrosamine Maximun Säuglings- und Kindernahrung Nitrat ist ein lebensnotwendiger Nährstoff für die Pflanzen. In manchen als Lebensmittel verwendeten Pflanzen, wie z.B. Salat, wird das Nitrat allerdings nicht vollständig zum Eiweißaufbau verwendet, sondern in teils erheblichen Mengen gespeichert. Diese Akkumulation wird durch Überdüngung noch verstärkt. In tierischen Lebensmitteln werden Nitrate und Nitrite als Zusatzstoffe zur Verlängerung der Haltbarkeit und zum 127 Proben Säuglings- und Kleinkindernahrung wurden auf Nitrit unter- Nitrat untersuchten Proben lagen alle Gehalte unter dem Grenzwert der Mittelwert sucht, wobei dieser Stoff in keiner Probe nachweisbar war. In 136 auf Diät-VO von 250 mg/kg (höchster ermittelter Wert 231 mg/kg). Minimum Verhindern des Wachstums von Krankheitserregern, wie z.B. Clostridium Botulinum zugegeben. Darüber hinaus reagiert Nitrit mit dem Fleischeiweiß und bildet so das typische Pökelaroma. Hohe Nitratgehalte und Nitrit in Lebensmitteln sind wegen gesundheitlicher Risiken unerwünscht. Es können zum einen akute Erkrankungen, wie z.B. Blausucht (Methämoglobinämie), auftreten. Zum anderen können sich Nitrite mit Eiweißstoffen zu N-Nitrosaminen umsetzen, einer Stoffklasse, die im Tierversuch eine starke krebserzeugende Wirkung aufweist und die vermutlich auch beim Menschen diese Wirkung zeigt. Nitrosamine Die Brauereien haben das Nitrosamin-Problem im Griff. Keines der untersuchten Biere lag über dem Richtwert. 183 Lebensmittelproben wurden auf Probe 2,2 µg/kg N-Nitrosodimethyla- Nitrat, Nitrit leichtflüchtige N-Nitrosamine untersucht. Es wurden vor allem Lebens- min gefunden wurde. Dieser Befund deutet darauf hin, dass der Hersteller Gemüse mittel beprobt, bei denen aufgrund eine nicht geeignete Trocknungstech- Liebhaber der mediterranen Küche müssen Nachteile in Kauf nehmen. der Herstellungstechnologie potentiell Nitrosamine gebildet werden kön- nologie eingesetzt hatte. Das Produkt wird inzwischen nicht mehr ver- nen, wie z.B. Bier (bzw. Braumalz), getrocknete Lebensmittel (wie Milch- trieben. Rucola-Salat weist erheblich höhere Nitratgehalte als Kopfsalat und andere Salatsorten auf. Im Rahmen des Nitratprogramms verordnung festgelegt wurde, da es Bewertungsgrundlage für eine Richt- pulver oder streufähiger Hartkäse) der EU wurden 242 Proben Salat und Spinat untersucht, wobei bei 9 Pro- sich botanisch hierbei um eine Gattung der Familie der Kreuzblütler han- wertfestsetzung wurde Rucola in das bundesweite Monitoring-Programm sowie gepökelte und/oder geräucherte Fischerzeugnisse. ben die zulässige Höchstmenge überschritten war. Es handelte sich delt, wohingehend Salat zu den Korbblütlern gezählt wird. Die Untersu- 2003 aufgenommen. Der jahreszeitliche Verlauf der Nitrat- dabei jeweils um drei Proben Winter- chung von 89 Proben Rucola ergab gehalte in Rucola ist in der nachfol- salat, Sommersalat aus Freilandanbau und Sommerspinat. sehr hohe Nitratgehalte von bis zu 13.000 mg/kg, was nahezu das Drei- genden Graphik dargestellt. Wie daraus ersichtlich ist, weist in den Som- Zunehmender Beliebtheit erfreut sich in den letzten Jahren Rucola-Sa- fache der Höchstmenge für Salat (4.500 mg/kg) beträgt. Aufgrund der mermonaten geernteter Rucola deutlich niedrigere Nitratgehalte als lat. Rucola (Eruca vesicaria, Senf- fehlenden gesetzlichen Grundlage Winterrucola auf. oder Ölrauke) gehört allerdings nicht zu den Salatarten, für die eine konnte allerdings keine Beanstandung erfolgen. Zur Ermittlung einer Höchstmenge in der Kontaminanten- breiten bundesweiten Datenbasis als Für N-Nitrosodimethylamin (NDMA) in Bier existiert lediglich ein „technischer Richtwert“ von 0,5 µg/kg. Dieser wurde bei keiner der 156 untersuchten Bierproben überschritten. Der höchste gemessene Wert betrug 0,4 µg/kg. Im Jahr 2001 wurden insgesamt 9 Proben streufähiger Hartkäse (Parmesan) untersucht, wobei in einer In 9 von 14 untersuchten geräucherten Fischen wurden Spuren von NNitrosodimethylamin gefunden. Die sonstigen untersuchten Lebensmittelproben wiesen keine Auffälligkeiten auf. 140 Lebensmittelüberwachung BW Teil 3: Spezielle Untersuchungsbereiche Polycyclische Aromatische Kohlenwasserstoffe Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe Jahresbericht 2001 Speiseöle Meldungen über das EU-Schnellwarnsystem zu hohen Die Untersuchungen zeigten, dass hauptsächlich Oliven- Bei den polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) Im Jahr 2001 wurden Lebensmit- Gehalten an PAKs in Oliventresterölen aus Spanien sowie tresteröle aus Spanien, Italien und Griechenland sowie handelt es sich um ubiquitär vorkommende Umweltkontaminanten, die unterschiedlich starke cancerogene Eigenschaften aufweisen. telproben überwiegend tierischer Herkunft sowie hauptsächlich Verdachtsproben Sonnenblumenöl aus Osteuropa führten auch in diesem Jahr verstärkt zu Untersuchungen von Sonnenblumenöle aus Osteuropa stark belastet waren. Als Leitsubstanz für den PAK-Gehalt in Lebensmitteln tierischer oder pflanzlicher Herkunft wird das Benz(a)pyren (BaP) angesehen. pflanzliche Öle auf ihren Gehalt an PAKs untersucht. Speiseölen und von Erzeugnissen mit Ölaufguss. Oliventresteröle werden überwiegend bei der gewerblichen Herstellung von Lebensmitteln verwendet (z.B. Ciabatta-Brot, Pizzaschnitten und andere Backwaren mit me- PAKs werden u.a. bei der unvollständigen Verbrennung von organischem Material z.B. durch Brände, Großfeuerungsanlagen, Verbren- diterranem Charakter). Annähernd alle 54 untersuchten nungsmotoren, beim Grillen, Räuchern und Rauchen gebildet. Bei entsprechenden Bedingungen entstehen dabei komplexe Gemische Oliventresteröle aus verschiedenen Ländern wiesen z.T. erhebliche Rückstände an PAKs auf. unterschiedlichster Verbindungen. Von der US-Umweltbehörde EPA Oliventresteröle, die aus getrockneten Oliven-Pressrückständen (Trester) nach der Abtrennung des nativen Öles erhalten werden, wiesen auf Grund unsachgemäßer Trocknungsprozesse eine teilweise extrem hohe PAK-Belastung auf. Bei ca. 70 % der Proben bewegten sich die BaP-Gehalte zwischen 10 und 71 µg/kg und die Summe schwerer PAKs zwischen 40 und 303 µg/kg! Native Olivenöle sind dagegen unbelastet. Nur eins der (Environmental Protection Agency) wurden 16 PAKs aufgelistet, die in der Umwelt am meisten verbreitetet sind bzw. die Umwelt am stärk- Hauptgründe der Kontaminationen sind ungeeignete oder unsachgemäß durchgeführte Trocknungs- oder Röstver- untersuchten Öle wies mit 2,1 µg/kg BaP (Summe schwere PAKs 8,4 µg/kg) einen erhöhten Gehalt auf. sten belasten, die sog. 16 EPA-PAKs. Die EPA-PAKs werden unterschieden in „leichte“ PAKs, das sind Verbindungen mit 3-4 aromatischen fahren, wie z.B. die direkte Trocknung des Ausgangsmaterials mit Rauchgasen. Durch die Entwicklung und An- Bei anderen Speiseölen wurden Gehalte von 1 µg/kg Benz(a)pyren sowie die Summe an schweren PAKs von Ringen wie z.B. Naphthalin, Fluoranthen, Pyren und Chrysen sowie in wendung geeigneter Röst- und Trocknungsverfahren so- 5 µg/kg überwiegend eingehalten. „schwere“ PAKs, Verbindungen mit 5-7 aromatischen Ringen. wie eine Behandlung des gepressten Öls im Anschluss an die normale Raffination mit Aktivkohle und ansch- Da der Verdacht bestand, dass bei der Herstellung von Er- In die Liste der schweren PAKs wurden von der EPA-Behörde die Ver- ließender Desodorierung können Speiseöle erhalten werden, die nicht oder nur geringfügig mit PAKs belastet sind. bindungen Benzo(b)fluoranthen, Benzo(k)fluoranthen, Benzo(a)pyren, Dibenz(a,h)anthracen, Benzo(ghi)perylen sowie Indeno(1,2,3-cd)-pyren aufgenommen. Lebensmittel tierischer Herkunft Durch unsachgemäße Räucherung können Fleischwaren, Räucherkäse ten Fleischerzeugnissen bzw. in geräuchertem Käse die Gehalte an und Räucherfisch erheblich mit PAKs kontaminiert werden. Nach den Vor- BaP 1 µg/kg nicht überschreiten. Unter Berücksichtigung der analytischen schriften der Aromenverordnung bzw. der Käseverordnung dürfen in Fehlergrenze erfolgen Beanstandungen beim Überschreiten eines Ge- geräuchertem Fleisch und geräucher- haltes von 2 µg/kg. Geräucherte Fleischerzeugnisse zeugnissen mit Ölaufguss mit PAKs kontaminiertes Öl Verwendung fand, wurden insgesamt 43 Erzeugnisse überprüft (Schafskäse, Fischerzeugnisse, Meeresfrüchte, Laut Kontaminanten-Verordnung sind Kontaminanten, zu denen die PAKs zählen, auf so niedrige Werte zu begren- Gemüse in Öl, Antipasti etc.). Weder die eingelegten Lebensmittel noch die Öle wiesen Belastungen in der Höhe zen, wie dies durch gute Herstellungspraxis erreicht wer- auf, die bei den Oliventresterölen gefunden worden sind. den kann. Zur Diskussion stehen Grenzwerte für die Summe an leichten PAKs von 25 µg/kg und an schweren PAKs Auch bei anderen Lebensmitteln konnten Kontaminationen mit PAKs durch die Trocknungsprozesse festgestellt von 5 µg/kg sowie ein Grenzwert für BaP von maximal 1 µg/kg. Dieser Wert wurde bereits 1994 durch das Bun- werden. Zwei Proben getrockneter schwarzer Datteln aus China mit einem intensiven Geruch nach Rauch, waren of- desministerium für Gesundheit der EU-Kommission in Verbindung mit der Kontaminanten-Verordnung vorge- fensichtlich über offenem Feuer getrocknet worden und deshalb entsprechend stark mit PAKs kontaminiert. schlagen. Öle, die Gehalte an BaP über 1 µg/kg und an schweren PAKs über 5 µg/kg aufweisen, werden daher nach der Kontaminanten-Verordnung beanstandet. Fischerzeugnisse Trinkwasser Die Untersuchung von 96 Fleischer- dürfen, die entsprechend den Kriteri- Während 14 Proben getrocknete Fi- zeugnisse auf Benzo(a)pyren (BaP) zeigten auch in diesem Jahr ein er- en des Wissenschaftlichen Lebensmittelausschusses der Europäischen sche durch das Trocknungsverfahren nicht mit PAKs belastet wurden, la- In der Weiterführung eines umfangreichen Untersuchungsprogramms aus den Jahren 1994/95, Ortsnetz- Mit der neuen Trinkwasserverordnung wird ab 2003 die Berücksichtigung des am häufigsten vorkommenden, da- freuliches Ergebnis. Nur 3 Erzeugnis- Kommission von 1993 hergestellt gen bei allen drei untersuchten proben auf PAK zu untersuchen, wurden im Berichtsjahr bei jedoch wenig problematischen Fluoranthens im Sum- se (= 3 %), 2 Schwarzwälder Schinken und eine geräucherte Bratwurst, worden sind. Danach sind Gehalte an BaP von ma- geräucherten Fischproben die BaPGehalte über 2 µg/kg. Bedauerlicher- stichprobenartig 119 Proben auf die 6 Leitpolycyclen nach der Trinkwasserverordnung analysiert. 80 dieser Proben mengrenzwert für die PAK entfallen. Gleichzeitig wird das als cancerogen eingestufte Benzo-(a)-pyren einen von der wiesen Gehalte an Benzo(a)pyren über 2 µg / kg auf und waren zu be- ximal 10 µg / kg Kondensat einzuhalten, da laut dem Ausschuss dieser weise wird diese Produktgruppe nicht von der Aromen-VO erfasst, so wurden darüber hinaus auf ihren PAK-Gehalt nach EPA untersucht (16 Polycyclen) Bis auf 4 nicht repräsentative Summe der 4 restlichen Leitpolycyclen unabhängigen Grenzwert erhalten. Im Gegensatz zur PAK-Belastung in anstanden. In 18 bei der Räucherung Gehalt zu weniger als 0,03 µg BaP dass kein Grenzwert vorliegt. Da Hydrantenproben wurden in den Trinkwässern aus Orts- der Umwelt stammen die im Trinkwasser festgestellten von Fleischerzeugnissen im Rahmen von Ausnahmegenehmigungen nach pro kg verzehrsfähigem Lebensmittel führt, und somit der in der Aromen- geräucherte Fischerzeugnisse immer wieder durch erhöhte Befunde auf- netzen keine PAK-Grenzwertüberschreitungen nach Trinkwasserverordnung festgestellt. Proben aus Hydranten Rückstände in der Regel nicht aus Auswaschungen von Verbrennungsrückständen aus Luft und Boden, sondern § 37 LMBG eingesetzten Raucharomen wurde der Gehalt an BaP be- Verordnung festgelegte Grenzwert eingehalten werden kann. fallen, wäre eine entsprechende Grenzwertregelung wie bei Flei- sind für die Umgebung der Entnahmestelle deswegen nicht repräsentativ, da durch außergewöhnliche aus Innenbeschichtungen alter Wasserleitungsrohre, die aus Korrosionsschutzgründen mit einer Teerschicht aus- stimmt. In den Ausnahmegenehmi- Mit Ausnahme von drei Raucharo- scherzeugnissen wünschenswert. Strömungsverhältnisse beim Öffnen des Ventils ungün- gekleidet wurden. gungen ist durch das BMG inzwischen festgelegt worden, dass nur men lagen die BaP-Gehalte deutlich unterhalb des festgelegten Wertes stige Bedingungen entstehen, d.h. möglicherweise werden größere Partikel von der Rohrinnenauskleidung mit- Raucharomen eingesetzt werden von 10 µg / kg. gerissen, die dann zu höheren Ergebnissen führen. 141 142 144 Lebensmittelüberwachung BW Betriebskontrollen und Vollzug der amtlichen Überwachung von Lebensmitteln, Bedarfsgegenständen und kosmetischen Mitteln Jahresbericht 2001 Betriebskontrollen und Vollzug der Lebensmittelüberwachung 143 144 Lebensmittelüberwachung BW Teil 4: Betriebskontrollen und Vollzug Betriebskontrollen und Vollzug Betriebskontrollen und Vollzug der amtlichen Im Lebensmitteleinzelhandel war immer wieder der unsachgemäße Umgang Überwachung von Lebensmitteln, So lagerte „Feiner Meeresfruchtsalat“ bei 16°C direkt un- behälter geschüttet. Durch das entstehende Kondens- Bedarfsgegenständen und kosmetischen Mitteln ter einer Leuchtstoffröhre, ein Kaufmann hatte zum Zweck der Stromersparnis alle Kühlgeräte vom Netz ge- wasser und den unvermeidlichen Mehlstaub entstehen ideale Bedingungen für Schimmelwachstum. Die Zangen nommen. In einem anderen Betrieb äußerte eine Mitarbeiterin Unverständnis darüber, dass ausgerechnet bei zum Entnehmen der Backwaren liegen oft auf den oben staubigen Plexiglaskästen oder baumeln lose neben den mit Lebensmitteln zu beanstanden. Betriebskontrollen im Rahmen des LMBG Erzeuger (Urproduktion) Hersteller und Vertriebsunternehmer Abpacker und Außentemperaturen von 30°C die Kühltemperaturen überprüft und dann auch noch beanstandet würden. Einzelhändler (Einzelhandel) Dienstleistungs- Hersteller, die im wesent- betriebe lichen auf der sitzer war jedoch nicht anwesend, obwohl er laut Aushang Einzelhandelsstufe verkaufen um diese Zeit geöffnet hat. Im Lebensmittel-Lager standen zahlreiche kühlpflichtige Waren, die offensichtlich in Transporteure Gesamt Bei der Kontrolle eines Lebensmittelgeschäftes fanden die Beamten die Eingangstür zum Gebäude offen; der Be- Betriebe kontrollierten Betriebe 11.504 1.975 1.108 542 3.152 1.189 47.495 19.609 70.926 31.119 10.188 5.247 144.373 59.681 Abwesenheit angeliefert worden waren, u.a. frische Karpfen in schmelzendem Eis. Daneben lagerten Müll und teil- Kontrollbesuche Betriebe mit Verstößen 2.997 296 1.848 219 4.610 345 39.824 3.428 50.586 6.859 9.214 1.750 109.079 12.897 weise verfaultes Gemüse, der Fußboden war stark ver- 200 114 229 87 238 143 4.072 1.301 11.130 1.895 3.006 413 18.875 3.953 und Fischkonserven war das Mindesthaltbarkeitsdatum um 3 bis 5 Jahre überschritten. 68 34 23 680 1.642 293 2.740 Hygieneprobleme ergaben sich immer wieder bei der Einrichtung von Postagenturen im gleichen Raum, in dem Art der Verstöße (Mehrfachnennungen möglich) Hygiene Kennzeichnung und Aufmachung Andere Jahresbericht 2001 schmutzt, unzählige Zigarettenkippen lagen auf dem Boden, Ungeziefer flog umher und bei verschiedenen Wurst- auch offene Lebensmittel behandelt werden. Die EinzelTabelle: Anzahl und Art Die Mehrzahl der Kontrollen wird durch den Wirtschaftskontrolldienst durchgeführt. Je nach Betriebsart und In- Bußgeld- oder Strafverfahren eingeleitet werden musste. Aufgrund der dort herrschenden unhygienischen Um- händler nehmen solche Agenturen zumeist in ihren Betrieb auf, weil sie sich eine Belebung des gerade in länd- der festgestellten Verstöße bei tensität der Kontrolle beteiligen sich hieran neben Vertretern der Unteren Lebensmittelüberwachungsbehörde stände war es zum Schutz der Verbraucher erforderlich, 701 Betriebe sofort zu schließen; 2.240 Mal wurde der lichen Gemeinden oft schwachen Geschäftsverlaufes erhoffen; bei den Kunden kommt die Dienstleistung gut an. Betriebskontrollen (gemäß auch Sachverständige der Chemischen und Veterinäruntersuchungsämter. Insgesamt fanden 109.079 Kontroll- Verkauf gesundheitlich bedenklicher Waren untersagt. In der Regel werden keine gravierenden baulichen Änderungen gefordert, ein Mindestmaß an hygienischen Artikel 14 Abs. 2 besuche statt, bei denen 59.681 der insgesamt 144.373 der Richtlinie 89/397/EWG) in Baden-Württemberg registrierten Betriebe ein- oder mehrmals überprüft wurden. Die Zahl der Beanstandungen betrug 25.568, wobei in 6.862 Fällen so gravierende Mängel vorlagen, dass gegen die Verantwortlichen ein Aus der Vielzahl der Aktivitäten, der dabei festgestellten Mängel und besonderen Vorkommnisse sollen an dieser Stelle einige besonders erwähnenswerte Punkte ausführlicher dargestellt werden. jedoch zum Schutz des Verbrauchers angestrebt werden. In zunehmendem Maß werden in Lebensmittelmärkten Backstationen eingerichtet. Da die Nachrüstung möglichst kostengünstig und ohne große Umbauarbeiten erfolgen Ein landesweiter Schwerpunkt der Kontrollen war die Überprüfung liche Dokumentation der Funktion der betrieblichen Eigenkontrollen und Maßnahmen zur Personalschulung bei Fruchtsaftbetrieben und großen Einrichtungen zur der Kühl-, Tiefkühl- und Geschirrspüleinrichtung; die Wareneingangs- Gemeinschaftsverpflegung wie Küchenbetrieben in Krankenhäusern, kontrolle wird in fast allen Fällen Altenheimen, Kantinen und Fernküchen. regelmäßig durchgeführt. Die Überwachung der Durcherhitzungstem- Gefordert ist die Festlegung kritischer Kontrollpunkte, um gesundheitliche Schädigungen beim Verzehr zu verhin- peraturen und Garzeiten wird sowohl bei der internen als auch bei der externen Ausgabe von zubereiteten Spei- dern, die Einführung entsprechender Prüf- und Siche- sen noch nicht überall praktiziert. Eine Gefahrenanalyse rungssysteme und die regelmäßige Schulung der Beschäftigten je nach Aufgabengebiet. In Abhängigkeit von i. S. des § 4 LMHV als ersten Schritt zur Installation eines an das HACCP angelehnten Konzeptes für die be- der Persönlichkeit des Betriebsverantwortlichen bzw. der Organisationsstruktur des Betriebes zeigte sich ein recht triebseigenen Maßnahmen und Kontrollen liegt nur bei einem Teil der Betriebe vor. Hier sind noch umfangreiche unterschiedliches Bild. Aufklärungsmaßnahmen erforderlich und bei Nichterfül- Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Grundhygiene der überprüften Betriebe fast überall in gutem bis lung der Vorgaben trotz Belehrung auch entsprechende Anordnungen durch die Behörde. sehr gutem Zustand war. Es erfolgt bereits eine ausführ- Grundvoraussetzungen und baulichen Maßnahmen muss soll, liegen in allen Fällen bei der ersten Überprüfung ganz erhebliche Mängel vor. Die Marktleiterinnen und Marktleiter wenden regelmäßig ein, dass die Situation doch in allen Filialen bundesweit gleich sei. Diese Äußerung trifft zwar zu, leider ist der Standard der Ausbackstationen in fast allen Fällen gleich schlecht. So werden in den meisten Betrieben die Teiglinge im Lager- bzw. Transportraum behandelt, im besten Fall sind zum Lager hin offene Nischen geschaffen, in denen ein Arbeitstisch aufgestellt und ein Handwaschbecken angebracht ist. Bei der Behandlung von Teiglingen und Gebäck tragen die Beschäftigten die gleiche verschmutzte Kleidung wie zum Befüllen der Regale und beim Hantieren mit Kartonagen, Verpackungsmüll usw. Mangels Spülvorrichtung werden die Lochbleche nicht oder nur unzureichend gereinigt; da kein hygienisch einwandfreier Raum zum Auskühlen der ausgebackenen Teiglinge zur Verfügung steht, werden die heißen Gebäckstücke direkt vom Blech in die Plexiglas- Kästen. Ein Fach für die hygienisch einwandfreie Aufbewahrung bei Nichtgebrauch fehlt. Die Thermohandschuhe zum Herausnehmen der heißen Bleche werden auf den zumeist verschmutzen Backöfen abgelegt und kommen später wieder mit den Brezeln und Brötchen in Berührung. Die Kontrolle eines Einzelhandelsgeschäftes mit Partyservice ergab, dass der Betrieb nur aus einem Raum bestand. Dieser wurde auch noch privat genutzt, so dass neben leicht verderblichen Lebensmitteln tierischer Herkunft u.a. Motorenöl, sonstige Lösungsmittel, Hundefutter sowie der Staubsauger aufbewahrt wurden. Der Raum war in weiten Teilen stark verschmutzt. Dem Verantwortlichen wurde untersagt, unter diesen Bedingungen in diesem Raum weiterhin Lebensmittel herzustellen, zu behandeln und in den Verkehr zu bringen. 145 146 Lebensmittelüberwachung BW Teil 4: Betriebskontrollen und Vollzug Betriebskontrollen und Vollzug Jahresbericht 2001 Gastronomiebetriebe gehören seit Jahren zu den problematischen Betrieben. staunt reagierte er auf den Vorschlag hende Teile der Teigwirkmaschine eine Liege, Autoreifen, ein Karton mit Das Fehlen von Fachpersonal führt in vielen Betrieben zum Absinken des Hygienelevels. des Kontrollbeamten, anstelle des Kartons einen leicht zu reinigenden waren zum Schutz der Wandfliesen mit fettig-staubigen Lappen um- Fliesenresten, Schuhe und andere Utensilien. Schmutzwäsche lag auf Kunststoffbehälter mit Deckel zu verwenden, um Gefrierbrand und Aus- wickelt. Von der Decke im Mehllager fiel Isoliermaterial herab, die Falttür einem Stapel Pizzakartons. Als Abtrennung zwischen diesem Lager- trocknen der Ware zu verhindern und andererseits die Verschmutzung der zum Kundenraum war defekt und konnte nicht vollständig geschlossen raum und dem Vorraum für Kunden diente ein schmutziger Vorhang. Hier Truhe in Grenzen zu halten. Im gan- werden. Im Lagerraum für die größ- waren eine sofortige Entrümpe- zen Betrieb waren rohe, zum größten Teil aufgequollene, durchfettete und tenteils außen und innen schmutzigen Thermoboxen, die Verpackungs- lungsaktion und umfangreiche bauliche Maßnahmen erforderlich. beschädigte Spanplatten als Regale und Ablagen im Einsatz. Hervorste- kartons für Pizzen und Nudelgerichte und Wannen mit Pizzateig standen Sowohl in den Küchen als auch in den verkauf trennte, fielen nach leichtem tisch sehr nachteilig verändert. Käse- Neben- und Lagerräumen sowie Kühl- und Tiefkühlbereichen mussten Klopfen weitere Kakerlaken. Die während der Kontrolle leger am Tre- scheiben waren angetrocknet und z.B. abblätternde Decken und Wände, abgeschlagene Fliesen, fehlende sen sitzende Wirtin hatte kein Verständnis für die Forderung hin- Schichten zweier Soßen waren ausgetrocknet und dunkel verfärbt, Sa- Fliegengitter und Warmwasseranschlüsse an Handwaschbecken, fet- sichtlich Änderung des Bauzustandes, nach Insektenbekämpfung und lat war zusammengefallen und Zwiebelringe getrocknet. Die Kühlung am tige Fußböden, abgeschlagene Tisch- verbesserter Hygiene. Die Folge der Vorratstisch war nicht eingeschaltet, kanten, beschädigte Dichtungen, Schimmel- und Schädlingsbefall, die Kontrolle war eine Betriebsschließung, verbunden mit einer Strafan- Soßen und Käse standen in Edelstahlbehältern auf einer Schicht aus unsachgemäße Handhabung und zeige. Eiswürfeln, die mit dem Gefäßboden kaum Kontakt und damit nur eine In Bäckereien und Konditoreien werden seit Jahren überdurchschnittlich viele Mängel festgestellt. sehr eingeschränkte Kühlwirkung Hierzu zählt Schimmelbefall an Wänden, Decken, Fen- he verdorbener Lebensmittel auch verschimmelte Früch- hatten. Die Geschäftsführerin gab an, dass stern sowie Gärdielen und –tüchern, Schädlingsbefall in Produktions- und Lagerräumen, das Auskühlen von aus- te. In einem Karton mit Zierschokolade hatte sich eine Kakerlake versteckt, mehrere Dutzend von Ihnen lebten die dunklen Häute auf den Soßen durch Umrühren leicht entfernt wer- gebackenen Kuchen auf dem Fußboden, fehlende Seifen- und Handtuchspender bzw. Warmwasseranschlüsse hinter einem Kühlschrank. Zähflüssiger Schleim an den Gestängen der Spülmaschine verbreitete bei deren Öff- den können und der Käse durch die bei den Handwaschbecken, die unsachgemäße Lagerung nen einen ekelerregenden Gestank. Dem Betreiber wur- heißen Hackfleischscheiben wieder geglättet würde. Daraufhin wurde sie verzehrsfertiger Erzeugnisse wie Torten und durchgebackener Ware zusammen mit Vorräten in Transportkar- de sofort die Produktion untersagt. Ein landwirtschaftlicher Betrieb, der im Rahmen der Di- darüber informiert, dass zum Abschluss der Kontrolle Proben von den tons, ungewaschenen Früchten usw. rektvermarktung Brot und Kleingebäck herstellt, fiel durch teilweise aufgerollt, die obersten Soßen und dem Käse gezogen werAufbewahrung von Lebensmitteln, Besonders erwähnenswert erscheint den sollten. Während der Beamte des Wirtschaftskontrolldienstes ge- verschmutzte und beschädigte Gerätschaften und Maschinen, schlecht der Kontrollverlauf bei der Filiale einer Fast Food Kette, bei der ebenfalls eignete Gefäße besorgte, wurde der Sachverständigen das QM-Handbuch gereinigte Zapfanlagen, verdorbene Lebensmittel, betriebsfremde Ge- zahlreiche Mängel festgestellt wurden. So war der Fußboden im ge- der Fast Food Kette zur Verfügung gestellt. Bei der Rückkehr in den genstände, schmutzige Arbeitsklei- samten Küchenbereich extrem fettig Küchenbereich nach wenigen Minu- dung und Verstöße gegen das Rauchverbot beanstandet werden. Ange- und rutschig, so dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zwischen Zu- ten stellten die Kontrolleure fest, dass die vorher beschriebenen sichts des ständigen Wechsels der Pächter bei einer Vielzahl von Betrie- bereitungsgeräten und Ausgabetheke hin- und herschlittern konnten. Soßen und der Käse offensichtlich durch frische Ware ersetzt worden ben ist eine dauerhafte Verbesserung Nach Angaben der Geschäftsführerin waren. So konnte eine mikrobiologi- nur in wenigen Fällen zu erreichen. Zumeist müssen die ständig gleichen kommt als Ursache nur ein Reinigungsmittel in Frage, das von der sche Untersuchung nicht stattfinden. Die Schilderung der vorgefundenen In einer Bäckerei, deren Betreiber wegen wiederkehrender Mängel bereits Strafen in fünfstelliger Höhe zahlen zahlreiche bauliche und hygienische Mängel auf. Im Brennraum der Hofbrennerei lagerten Backzutaten, Äp- Mängel bei jedem Pächter neu diskutiert und moniert werden. Zentrale vorgeschrieben sei. Im ganzen Betrieb war jedoch kein Rei- Umstände und der wenig kooperativen Verhaltensweise der Geschäfts- musste, fehlt regelmäßig der Griff am Warmwasserhahn des Handwaschbeckens. Die Ehefrau des Betriebsinha- fel und Verpackungsmaterial für Backwaren zusammen mit Brennholz, Wandfarbe und Fugenmaterial, Straßen- nigungsplan vorhanden und es konn- führerin hat die zuständige Lebens- bers versteckt nach eigenen Angaben den Griff, da ihr kleidung, einer Waschmaschine und einer Tiefkühltruhe te auch nicht angegeben werden, welches Mittel tatsächlich zum Ein- mittelüberwachungsbehörde auch ohne Untersuchungsbefund zur Ver- Mann das Warmwasser immer achtlos laufen lässt. Im gleichen Betrieb lagerten erhebliche Mengen von ver- mit Brot und Kuchen. Aus Resten von Zuckerguss auf einer Holzdiele war zu schließen, das auch glasierte Zöpfe satz kommt. Nachdem außerdem am späten Vormittag zwei Eimer mit tief- hängung einer empfindlichen Geldbuße veranlasst. trockneten Dekorationsartikeln aus Marzipan, deren Alter der Bäckermeister nicht angeben konnte; Hutzeln für dort aufbewahrt worden waren. Die Tür zum Hof stand offen, so dass Katzen ungehindert in das Lagers eindrin- Birnenbrot waren verschimmelt und von Ungeziefer be- gen konnten. Das innen erheblich verschmutzte und be- fallen. Im Inneren der Spülmaschine stand ekelhaft riechendes Wasser. Die Maschine wird offensichtlich nicht schädigte Transportfahrzeug wurde auch zum Befördern von Entenfutter verwendet. Nachfolgend werden einige anschauliche Beispiele beschrieben: Nach einer Verbraucherbeschwerde wegen einer eingebackenen Kakerlake in einer Pizza wurde ein Lokal im Altstadtbereich überprüft. Bereits beim Betreten des Gastraumes fiel am hellichten Tag an den Seitenwänden eine größere Anzahl von Küchenschaben auf, die ungestört hin und her liefen. Aus einer Leichtbauwand, welche den Gastraum vom Straßen- schwarzem Putzwasser, das die Nachthausmeister verwendet hatten, vorgefunden wurden, war klar, dass der Fußboden nicht oder nicht gründlich genug gereinigt wird. Bei den durch das Großbratgerät bedingten erheblichen Raumtemperaturen hatten sich mehrere Zutaten und Garnier-Lebensmittel bereits op- In der Tiefkühltruhe eines Pizza-Service lagen große Mengen panierte Schnitzel und Cordon-Bleu lose unmittelbar auf einer dicken Eisschicht. Der pakistanische Pächter erklärte, dass die ursprüngliche Verpackung sich nicht für das Tiefgefrieren eignet und deshalb entfernt worden sei. Er- mehr benutzt; statt dessen dient das Handwaschbecken zum Spülen. Sämtliche Räume eines anderen Betriebes wiesen erhebliche Verschmutzungen auf, der angeschimmelte Sauerteig war mit Fruchtfliegen übersät. Ein innen und außen stark verschmutzter Kühlschrank enthielt neben einer Rei- 147 148 Lebensmittelüberwachung BW Teil 4: Betriebskontrollen und Vollzug Betriebskontrollen und Vollzug Jahresbericht 2001 Mehrere Kühl- und Tiefkühlfahrzeuge erfüllten aufgrund von Defekten an den Kühlanlagen Behördliche Maßnahmen, Bußgeld- und Strafverfahren nicht mehr die Anforderungen, trotzdem wurden sie zum Transport kühlbedürftiger und ursprünglich tiefgekühlter Lebensmittel eingesetzt. Je nach Art, Umfang und Schwere der Verstöße wurden • Ein Obst- und Gemüsestand wurde mehrmals sowohl Bußgeld- oder Strafverfahren eingeleitet bzw. behördliche vom Wirtschaftskontrolldienst zusammen mit der Le- So wies z.B. Hackfleisch mit dem Kühlhinweis „bei max. 2°C zu verbrauchen bis....“ eine Kerntemperatur von zogen. Zahlreiche Verstöße gegen die Verordnung über tiefgefrorene Lebensmittel wurden insbesondere bei der Anordnungen erteilt. Auch hier sollen aus der Vielzahl der bearbeiteten Fälle nur einige Beispiele genannt werden: bensmittelüberwachungsbehörde als auch vom Handelsklassenkontrolleur des Regierungspräsidiums be- 10,7°C auf; Fleisch- und Wurstwaren, die nach Vorarlberg exportiert werden sollten, wurden aufgrund der Kern- Kontrolle von Tiefkühltransportern im fließenden Verkehr zusammen mit der Autobahnpolizei festgestellt. • Gegen die Betreiber von Märkten mit Frischeabteilun- anstandet. Eine entsprechende lebensmittelrechtliche Anordnung mit nachfolgender Zwangsgeldfestsetzung temperaturen von 18,6 bis 19,9°C aus dem Verkehr ge- gen, die nicht für eine ordnungsgemäße Lagerung der empfindlichen Waren gesorgt hatten, wurden Zwangsgelder festgesetzt; bei gravierenden Hygienemängeln Metzgereien: vorne hui und hinten pfui? Nach dem Verzehr von Produkten einer Metzgerei kam es bei mehreren Personen zu Erbrechen und Durchfall. Die Ermittlungen ergaben, dass fast alle Beschäftigten der Metzgerei Ausscheider von Salmonellen waren. Die vollständige Räumung und zeitweise Schließung der Metzgerei wa- führte schließlich in Zusammenarbeit mit dem städtischen Bauamt zur endgültigen Schließung des Betriebes. wurden Einzelhandelsgeschäfte, Bäckereien, Metzgereien und Gaststätten bis zur Beseitigung der Mängel • Bei einem Open-Air-Konzert wurde in einem Verkaufs- geschlossen. Zum Teil kamen die Betreiber einer Schlie- wagen Fisch (235 kg) bei einer Temperatur von 21 °C ßung dadurch zuvor, dass sie freiwillig den Betrieb einstellten um längst überfällige Reinigungsmaßnahmen sowie belegte Fischbrötchen (650 Stück) in einer Schautheke bei einer Temperatur von 19,6 °C gelagert. durchzuführen und Entwesungen zu veranlassen. Dem Verantwortlichen wurden die Kosten für die Beseitigung und ein Bußgeld von 1.700 DM auferlegt ren die Folge. Eine Metzgerei lagerte 355 kg verdorbene Fleischabfälle im Fleischkühlraum. Des weiteren befanden sich dort Fliegen. Der ge- • Gegen ein Spezialitäten-Backhaus, dessen Inhaber wie- samte Warenbestand an Frischfleisch (ca. 700 kg) wurde als nicht zum Verzehr geeignet beurteilt und in der Tierkörperbeseitigungsanstalt ent- derholt die Vorschriften der LMKV und der NKV missachtet hatte, wurden im vergangenen Jahr insgesamt • Ca. 450 kg nicht ordnungsgemäß hergestellter bzw. gelagerter Tiefkühlkost wurden sichergestellt. Ein hierge- sorgt. Bei der Überprüfung eines landwirtschaftlichen Betriebs, in wel- 13 Bußgeldverfahren eingeleitet, die zu Bußgeldern in gen eingelegtes Rechtsmittel hatte keinen Erfolg, das chem gewerbliche Schlachtungen vorgenommen wurden, wurde festgestellt, dass u.a. kein separater Schlachtraum sowie keine ausreichende Be- der Gesamtsumme von 15.000 DM führten. Verbot des Inverkehrbringens wurde vom zuständigen Verwaltungsgerichtshof bestätigt. und Entlüftung des Verarbeitungsraums vorhanden war. Der Betrieb war nicht nach § 11a Abs. 3 FLHV registriert. Nachdem dem Verantwortlichen eröffnet worden war, welche Maßnahmen notwendig sind, um künftig gewerbliche Schlachtungen vornehmen zu können, erklärte dieser, dass er die Schlachtungen einstelle. • Gegen Groß- und Einzelhändler, die z.B. Waren osteuropäischer oder asiatischer Herkunft ohne deutsche Kennzeichnung in den Verkehr brachten, wurden Anzeigen erstattet. • In einer Gaststätte waren bei einer Probennahme 120 kg übelreichendes Fleisch angetroffen und bis zur Vorlage des Gutachtens gesperrt worden. Als nach Ein- Auf Grund sich häufender Verbraucherbeschwerden hinsichtlich verschmutzter Kaffeeautomaten, die in Selbstbedienungsbereichen von z. B. Industriebetrieben oder Kantinen aufgestellt sind, wurden Betriebsbe- gang des Gutachtens die Vernichtung eingeleitet werden sollte, stellte sich heraus, dass das Fleisch in ei- gehungen durchgeführt. nen anderen Teilbetrieb gebracht worden war und dort weiter verwendet werden sollte. Beim Auffinden wurde die Ware unverzüglich vernichtet. Im Rahmen dieser Begehungen wurden in den Betrie- Auffällig waren jedoch die mikrobiologischen Ergebnisse ben Kaffeeschankproben sowie Tupferproben von Innen- der Tupferproben der Kaffeeautomaten. Mehrere Tupfer- bereichen der Kaffeeautomaten entnommen und auf ihren mikrobiologischen Status hin untersucht. Sämtli- proben zeigten nach anschließender Aufarbeitung im Labor ein erhebliches Keimwachstum. Daraus ließ sich zwei- • Bei der Betriebskontrolle eines Schlachtbetriebs wurden fleischhygiene-, tierseuchen- und tierschutzrechtli- che untersuchten Kaffeeschankproben waren erwartungsgemäß aus mikrobiologischer Sicht unauffällig und felsfrei auf eine unsachgemäße bzw. ungenügende Reinigung dieser Lebensmittelautomaten schließen. che Mängel festgestellt. Der Betrieb erhielt eine förmliche und kostenpflichtige Anordnung mit Sofortvollzug nicht zu beanstanden. und Zwangsgeldandrohung. Kontrolle von Kosmetikherstellern: es wurden teilweise erhebliche Mängel bei kleineren Herstellern gefunden. Im Rahmen ihrer fachlichen Zuständigkeit haben die Sach- Herstellungspraxis (GMP) erfolgt. Während die größeren verständigen für das Arbeitsgebiet Kosmetische Mittel auch im vergangenen Jahr die Kontrollen bei Kosme- Herstellerbetriebe über eigene funktionierende Qualitätssicherungssysteme verfügen und Produktunterlagen im tikherstellern durchgeführt: Anlässe für die Überprüfun- Sinne von § 5b Kosmetik-Verordnung vorweisen können, gen waren Neubauten und Änderungen in den Betriebsräumen hinsichtlich des Produktionsflusses oder Bean- liegen bei kleineren Herstellern teilweise erhebliche Mängel vor. Einzelne Betriebe haben die Anmeldung nicht ord- standungen der Produkte hinsichtlich der Aufmachung, Zusammensetzung oder mikrobiologischen Qualität. In nungsgemäß durchgeführt, andere führen keine Herstellungsprotokolle oder können keine Sicherheitsbewertung anderen Fällen wurde anhand der Rohstoffkontrolle, der vorlegen. Auch Hygienemängel in den Räumen und un- Wasseraufbereitung, des Hygieneprogramms und des mikrobiologischen Qualitätsmanagements überprüft, in- sachgemäße Handhabung der Rohstoffe und Kosmetika wurden festgestellt. wieweit die Herstellung kosmetischer Mittel nach guter • In einem Restaurant wurden erhebliche Hygienemängel festgestellt. Lebende sowie tote Käfer und Schaben wurden in Regalen und Kücheneinrichtungen und in einem Topf gekochter Linsen vorgefunden. Im gesamten Betrieb war pulverförmiges Schädlingsbekämpfungsmittel ausgelegt, so dass auch Geschirr mit dem Pulver kontaminiert war. Das Restaurant wurde sofort amtlich geschlossen und gegen den Betriebsinhaber ein Strafverfahren eingeleitet. • Ein Gastwirt und Metzgermeister hat mehrfach gegen die Bestimmungen des LMBG verstoßen, indem er seinen Gästen/Kunden verdorbene Lebensmittel anbot. Dafür musste dieser bereits in der Vergangenheit erhebliche Geldstrafen bezahlen. Als bei einer weiteren Kontrolle wieder 3 kg verdorbene Putenbrust sowie Hirschbraten gefunden wurde, behauptete er, dass die • In den Räumen einer „Hausmetzgerei“ wurden Rin- Putenbrust für den privaten Verbrauch bereitgehalten worden sei. Da das Gericht die Angabe „Eigenbedarf“ derviertel teilweise auf dem Fußboden liegend vorge- als nicht glaubhaft einstufte, wurde der Betroffene zu funden. Die betroffenen Teile mussten unschädlich beseitigt werden. Gegen den Metzger wurde ein Buß- einer viermonatigen Haftstrafe mit dreijähriger Bewährungszeit verurteilt. Zusätzlich musste er eine Geld- geldverfahren eingeleitet. strafe in Höhe von 3.000 DM bezahlen. • Eine Wochenmarktbeschickerin, die überwiegend Er- • Ein Strafverfahren wurde gegen einen Importeur von zeugnisse aus der landwirtschaftlichen Urproduktion anbietet, lagerte Lebensmittel zwischen Unrat und 750 geschlachteten Ziegen und Lämmern aus Griechenland eingeleitet, da diese aufgrund mangelnder nicht entsorgten, verdorbenen Lebensmitteln. Die Kon- Kennzeichnung bzw. unvollständiger Fleischbeschau in trolle wurde vom Ehemann der Beschickerin massiv behindert, so dass sie nur mit Hilfe einer Polizeistreife Deutschland nicht verkehrsfähig waren, obwohl der Betroffene bereits im Jahre 2000 über die korrekte Einfuhr durchgeführt werden konnte. Der Betroffenen wurde mittels schriftlicher Anordnung untersagt, Lebensmittel beraten worden war. gewerbsmäßig in Verkehr zu bringen. 149 150 Lebensmittelüberwachung BW Teil 4: Betriebskontrollen und Vollzug Schwerpunkt- und Sonderaktionen des Wirtschaftskontrolldienstes Autorenverzeichnis Jahresbericht 2001 Verzeichnis der Autorinnen und Autoren dieses Jahresberichts Im Rahmen verschiedener Rückrufaktionen mussten aufgesucht, um den Einsatz verbotener Futtermittel zu Kapitel Autorin / Autor Würste, Pilze, Fischpasten, Sojasaucen, Halva und Scho- verhindern. kolade wegen Salmonellen-Befalls aus dem Verkehr gezogen werden, Wein wegen eines unzulässigen Aroma- Das EU-weite Verbringungsverbot für Fleisch von Klau- Milch und Milchprodukte Eier und Eiprodukte Herr Kleefeldt, CVUA Sigmaringen Herr Kleefeldt, CVUA Sigmaringen entieren sowie Milch- und Milcherzeugnissen wegen der von Großbritannien ausgehenden Maul- und Klauenseu- Fleisch, Wild, Geflügel und -Erzeugnisse Fische, Krusten-, Schalen-, Weichtiere und -Erzeugnisse Herr Dr. Möllers, CVUA Karlsruhe Herr Dr. Möllers, CVUA Karlsruhe che erforderte ebenfalls umfangreiche Überwachungs- Fette und Öle Frau Maixner, CVUA Karlsruhe maßnahmen. In einem Schlachthof stelle der Tierarzt im Zuge einer Routinekontrolle fest, dass die dort tätige Brühen, Suppen, Saucen, Feinkostsalate Getreide, Backwaren, Teigwaren Frau Herbolzheimer, CVUA Stuttgart Frau Ruf, CVUA Sigmaringen Großschlächterei Vakuumpackungen von mindestens 1,5 Tonnen Rindfleisch französischer Herkunft entfernte und Obst, Gemüse, -Erzeugnisse Kräuter und Gewürze Herr Dr. Reusch, CVUA Karlsruhe Frau Herbolzheimer, CVUA Stuttgart das Fleisch neu verpackt mit Etiketten versah, die eine Alkoholfreie Getränke Herr Marten, CVUA Sigmaringen Herkunft aus Deutschland vortäuschten. Trotz mehrfacher Belehrung gaben Gaststättenbetreiber ihre Speiseabfälle Wein und verwandte Erzeugnisse Alkoholische Getränke (außer Wein) Herr Mack, CVUA Stuttgart Herr Rothenbücher, CVUA Stuttgart an Landwirte weiter, die keine behördliche Erlaubnis zur Verwertung dieser Materialien hatten, weil sie nicht über Eis und Desserts Zuckerwaren, Schokolade, Kakao, Brotaufstriche, Kaffee, Tee Frau Ruf, CVUA Sigmaringen Frau Blum-Rieck, CVUA Stuttgart eine leistungsfähige Erhitzungsanlage verfügen und so- Hülsenfrüchte, Nüsse, Nusserzeugnisse Herr Dr. Reusch, CVUA Karlsruhe Nachdem die gesamte Birnenernte aus dem Bodenseekreis wegen des Einsatzes unerlaubter Mittel mit einem mit mögliche Krankheitserreger nicht sicher abtöten können. Diese unverantwortliche Vorgehensweise wurde zu Fertiggerichte Diätetische Lebensmittel Herr Grundhöfer, CVUA Freiburg Verkehrsverbot belegt worden war, galt es, die ordnungsgemäße Entsorgung bzw. Weiterverwertung zu Anzeige gebracht. (einschließlich Säuglingsnahrung und Sportler-Lebensmitel) Nahrungsergänzungsmittel Frau Bauer-Aymanns, CVUA Karlsruhe Frau Bauer-Aymanns, CVUA Karlsruhe Treten lebensmittelbedingte Erkrankungen auf, sind zu- Functional Food Frau Schweizer, CVUA Freiburg suchungsbereiche, Pflanschenschutzmittel u.a.“). meist umfangreiche Ermittlungen erforderlich. So waren z.B. über 200 Personen eines Universitätsklinikums nach Zusatzstoffe und Aromastoffe Trinkwasser Herr Dr. Marx und Herr Dr. Kuballa, CVUA Karlsruhe Herr Dr. Lenz, CVUA Stuttgart Gefordert waren die Beamten auch in erheblichem Maße dem Verzehr von Schokoladenpudding an Salmonellose im Zusammenhang mit BSE. Hier mussten u.a. Rückrufaktionen überwacht und die Kennzeichnung zahlreicher erkrankt (siehe hierzu auch Teil III „Spezielle Untersuchungsbereiche, Krankheitserregende Mikroorganismen Kosmetische Mittel Bedarfsgegenstände Herr Dr. Mildau, CVUA Karlsruhe Frau Dr. Steiner, CVUA Stuttgart Produkte überprüft sowie die ordnungsgemäße Entsorgung sichergestellt werden. In Absprache mit den Regie- und mikrobiologische Besonderheiten“). stoffes und Geleewaren wegen der Gefahr des Erstickens. Kindernahrung enthielt Glassplitter, bei Kräutertee und Weinblättern in Salzlake waren überhöhte Rückstände an Pflanzenbehandlungsmitteln festgestellt worden. Maßnahmen waren auch erforderlich bei Olivenöl mit polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen, Bleichseifen auf der Basis von Quecksilbersalzen, Milch, in die Reinigungsmittel gelangt war, Meerkohlsalat mit überhöhtem Jodgehalt, Mykotoxinen in Hasel- und Paranüssen sowie Chloramphenicol in Garnelen und Shrimps (weitere Einzelheiten dazu in Teil II „Produktgruppen“ und Teil III „Spezielle Untersuchungsbereiche“.) überwachen (siehe hierzu auch Teil III „Spezielle Unter- rungspräsidien wurden zahlreichen Tierhaltungsbetriebe Frau Dr. Schneider, CVUA Freiburg Tabakwaren Frau Kratz, CVUA Karlsruhe Herr J. Hahn, CVUA Sigmaringen Krankheitserregende Mikroorganismen und mikrobiologische Besonderheiten Herr Dr. Friedrich, CVUA Stuttgart Frau Sabrowski, CVUA Karlsruhe Pflanzenschutzmittel, polychlorierte Biphenyle (PCB) u.a. Frau Wauschkuhn, CVUA Stuttgart Frau Dr. Kypke, CVUA Freiburg Pharmakologisch wirksame Stoffe Herr Dr. Stier und Herr Dr. Zittlau, CVUA Karlsruhe Mykotoxine Muscheltoxine Herr Glück, CVUA Sigmaringen Herr Dr. Thielert, CVUA Sigmaringen Gentechnisch hergestellte Lebensmittel Bestrahlung von Lebensmitteln und Kosmetika Herr Waiblinger und Herr Dr. Pietsch, CVUA Freiburg Frau Straub, CVUA Karlsruhe Radioaktivität Herr Dr. Metschies, CVUA Freiburg Dioxine Schwermetalle und toxische Spurenelemente Herr Dr. Malisch, CVUA Freiburg Herr Albert, CVUA Stuttgart Nitrat, Nitrit, Nitrosamine Herr Altkofer, CVUA Stuttgart Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe Herr Dr. Marx, CVUA Karlsruhe Betriebskontrollen und Vollzug der amtlichen Überwachung von Lebensmitteln, Bedarfsgegenständen und kosmetischen Mitteln Frau Gutmacher, CVUA Sigmaringen 151 152 Lebensmittelüberwachung BW Herausgeber: Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum Baden-Württemberg Postfach 10 34 44 70029 Stuttgart Für eventuelle Rückfragen: Telefon: 0711. 126 - 0 Telefax: 0711. 126 - 2255 Gestaltung: www.belugadesign.de, Stuttgart Impressum