PÄDIATRISCHES STAMMZELLTRANSPLANTATIONSPROGRAMM

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PÄDIATRISCHES STAMMZELLTRANSPLANTATIONSPROGRAMM
Dr.med. Josef Vormoor, Dr.med. Michael Paulussen, Prof. Dr.med. Heribert Jürgens
Das neue KMT-Zentrum
Seit 1994 gibt es an der UniversitätsKinderklinik ein pädiatrisches Stammzelltransplantationsprogramm, zunächst für
autologe und seit Februar 1999 auch für
allogene Knochenmark- und Blutstammzellübertragungen.
Hochdosistherapie
transplantation
mit
Blutstammzell-
Seit 1994 werden an der Universitätskinderklinik
in Münster Kinder mit Hochdosischemotherapie
und anschliessender peripherer Blutstammzelltransplantation behandelt. Hierbei wird zunächst
eine
intensive
Chemotherapie
(Hochdosistherapie)
durchgeführt,
um
Tumorzellen,
die
die
vorangegangene
Chemotherapie noch überlebt haben, endgültig
zu
vernichten.
Diese
Hochdosistherapie
schädigt gleichzeitig die eigene gesunde
Blutbildung. Daher müssen vor der Therapie
entnommene eigene Blutstammzellen nach der
Hochdosistherapie
zurückgegeben
werden
(autologe Blutstammzelltransplantation).
Zur Zeit werden pro Jahr etwa 15 Kinder und
Jugendliche mit dieser Therapie behandelt.
Hierbei handelt es sich um Patienten mit
Ewingsarkomen, Neuroblastomen, Rhabdomyosarkomen, Hirntumoren, Lymphomen und
Ovarialtumoren.
Ausgewählte Literatur
Vormoor, J., Boos, J., Stahnke, K., Jürgens, H.,
Ritter, J., Creutzig, U. Therapy of childhood acute
myelogenous leukemia. Ann. Hematol. 73: 11 –
24, 1996.
Paulussen, M., Ahrens, S., Burdach, S., Craft, A.,
Dockhorn-Dworniczak, B., Dunst, J., Fröhlich, B.,
Winkelmann, W., Zoubek, A., Jürgens, H.: Primary
metastatic Ewing tumor: Survival analysis of 171
patients from the EICESS studies. Ann. Oncol.
9:275-281, 1998.
Fröhlich, B., Ahrens, S., Burdach, S., Klingebiel, T.,
Ladenstein, R., Paulussen, M., Zoubek, A.,
Jürgens, H.: Hochdosistherapie bei primär
metastasiertem und rezidiviertem Ewing-Sarkom.
Klin. Pädiatr. 211: 284 – 290, 1999.
Allogene Knochenmark- und BlutstammzellTransplantation
Die in Münster behandelten Kinder mit akuten
Leukämien mussten in den vergangenen Jahren
zur
allogenen
Knochenmarkoder
Stammzelltransplantation in z.T. weit entfernte
Kliniken überwiesen werden. Seit der Eröffnung
des Knochenmarktransplantationszentrums im
Februar 1999 besteht jetzt auch in Münster die
Möglichkeit,
die
Kinder
heimatnah
zu
transplantieren. Ausserdem werden sie in der
Transplantation und der Nachsorge durch das
ihnen bekannte ärztliche, pflegerische und
psychosoziale Team betreut.
Seeliger, S., Mohr, M., Kuhn, N., Jürgens, H.,
Frosch, M., Vormoor, J.: Successful treatment of
severe refractory autoimmune hemolytic anemia by
autologous peripheral stem cell transplantation
followed by anti-B cell directed immunotherapy.
Eingereicht zur Veröffentlichung.
24
Das neue Knochenmarktransplantationszentrum
erlaubt mit seinen Sterileinheiten mit spezieller
Luftfilterung eine optimale Abschirmung der
Patienten und damit einen hohen Schutz der
Patienten vor Infektionen (siehe Abbildung). Im
interdisziplinären Knochenmarktransplantationszentrum wurden bisher 20 erwachsene
Patienten
und
Kinder
mit
malignen
Erkrankungen allogen transplantiert.
Prof. Jürgens
Sprechstunde
untersucht
Victoria
in
der
Perspektiven
- Allogene Minitransplantation bei EwingTumoren
Ewing-Tumor-Patienten
mit
prognostisch
ungünstigen Rezidiven haben mit gegenwärtigen
Therapieansätzen Überlebenschancen von unter
10%. Bei einer "Minitransplantation" wird durch
Blutstammzelltransplantation ein gesundes
Spender-Immunsystem
übertragen.
Dieses
Konzept hat bei Leukämiepatienten gute
Heilungsraten bei sehr geringer Toxizität
gezeigt. Ein "Minitransplantations"-Programm
soll für Ewing-Tumor-Patienten angeboten
werden, die nach einem Rezidiv erneut in
Remission kommen, aber die zur Sicherung der
Remission notwendige "konventionelle" toxische
Therapie nicht mehr tolerieren, und die einen
vollständig passenden Knochenmark- oder
Stammzellspender aufweisen.
KMT-
Autologe
Transplantation
bei
Autoimmunerkrankungen –
Eine
neue
Indikation
zur
autologen
Transplantation besteht für Kinder mit schweren
Autoimmunerkrankungen, die auf etablierte
Therapien nicht ansprechen. Dies schliesst
insbesondere Kinder mit rheumatoider Arthritis
und autoimmunhämolytischen Anämien ein. In
enger Kooperation mit den pädiatrischen
Rheumatologen wird in schweren Einzelfällen
die Indikation für eine solche Behandlung
gestellt.
Dabei wurden sowohl Stammzellen von
Familienangehörigen (meist von Geschwistern)
als
auch
von
unverwandten
Spendern
übertragen. Für das nächste Jahr ist ein weiterer
Ausbau
des
allogenen
Transplantationsprogramms geplant.
Unsere
Patientenzimmer
(Sterileinheiten)
mit
Internetanschluß
25
26
KLINISCHE PHARMAKOLOGIE
Prof. Dr. med. Joachim Boos, Dr. rer.nat. Claudia Lanvers, Dr. med Hans-Joachim
Müller
Viele der bösartigen Erkrankungen bei Kindern sind in den letzten 3 Jahrzehnten heilbar geworden. Überwiegend beruht dieser Erfolg auf der Einführung zahlreicher Medikamente in den
bundesweiten Klinischen Therapiestudien. Heute erhalten die Kinder empirisch entwickelte
Behandlungen mit Kombinationen vieler Zytostatika über Monate bis Jahre. Als wesentliche
Probleme sind derzeit zu nennen:
1. Die Behandlungserfolge stagnieren, immer noch sterben ca. 30% der Erkrankten
2. Spätfolgen der intensiven Behandlung treten in den Vordergrund.
Der Bereich „Klinische Pharmakologie“ befaßt sich mit Arzneimittelentwicklung, Herstellung,
Prüfung, mit der Verteilung im Körper und den damit zusammenhängenden Beziehungen zu
Wirkung und Nebenwirkung. Für alle diese Bereiche gilt der banale und doch so wichtigeSatz:
Kinder sind nicht einfach kleine Erwachsene
27
systematische
klinisch-pharmakologische
Untersuchungen
bei
Kindern
weitgehend
verzichtet. Viele wichtige Fragen sind daher
auch heute noch offen und bekommen vor dem
Hintergrund
stagnierender,
aber
hoher
Heilungserfolge eine ganz neue Dimension.
- Nutzen wir die verfügbaren Medikament nicht
optimal?
- Könnten wir die Wirkung noch erhöhen oder
Nebenwirkungen bei anderer Anwendungsweise vermeiden?
- Können wir mit den heutigen Möglichkeiten
neue Medikamente systematisch für Kinder
nutzbar machen?
Guter Laune trotz zahlreicher Infusionen: Oft
mehr als 10 Medikamente...
Die Antwort auf alle diese Fragen ist
Ausgewählte Publikationen
ja.
Die Erforschung pharmakologischer Fragen
speziell bei Kindern ist dabei aber unerläßlich.
Lanvers C, Hempel G, Blaschke G, Boos J:
Simultaneous determination of all-trans, 13-cis and
9-cis retinoid acid, their 4-oxo metabolites and alltrans retinol in human plasma by high-performance
liquid chromatography. J Chromatogr B, 685:233240; 1996
Boos J, Hohenlöchter B, Schulze-Westhoff P,
Schiller M, Zimmermann M, Creutzig U, Ritter J,
Jürgens H: Intracellular Retention of Cytosine
Arabinoside Triphosphate in Blast Cells from
Children with Acute Myelogenous and
Lymphoblastic Leukemia. Med Pediat Oncol
26:397-404; 1996
Hempel G, May-Manke A, Krümpelmann S,
Hohenlöchter B, Silies H, Strothmann M, Blaschke
G, Jürgens H, Boos J: Pharmacokinetics and
metabolism of Trofosfamide and its
dechloroethylated metabolites. Cancer Chemother
Pharmacol, 40:45-50; 1997
Hempel G, Haberland S, Schulze-Westhoff P,
Möhling N, Blaschke G, Boos J: Determination of
Idarubicin and Idarubicinol in Biological Fluids by
Capillary Electrophoresis. J Chromatogr B 698:287292; 1997
Würthwein G, Krümpelmann S, Tillmann B, Real E,
Schulze-Westhoff P, Jürgens H, Boos J. Population
pharmacokinetic approach to compare oral and i.v.
administration of etoposide. Anti-Cancer Drugs
10:807-814, 1999
Freund A, Boos J, Harkin S, Schultze-Mosgau M,
Gescher A: Augmentation of Ara-C Cytotoxicity in
Leukaemia Cells by Coadministration with
Antisignalling Drugs. Eur J Cancer 34:895-901;
1998
Viera Pinheiro JP, Ahlke E, Nowak-Göttl U, Hempel
G, Müller HJ, Lümkemann, K, Schrappe M, Rath, B,
Fleischhack G, Mann G, Boos J: Pharmakokinetic
Während der Einführung der meisten Zytostatika
in den 60er und 70er Jahren mit den
beeindruckenden
Erfolgen
wurde
auf
28
Wir möchten wissen:
Lassen neue Medikamente auch bei den Tumorerkrankung von Kindern eine Wirkung erwarten?
Ist die Art der Anwendung in Bezug auf Dosis,
Neuroblastom, Wilmstumor, Ewing-Sarkom sind
Anzahl der Gaben und Dauer der Behandlung für
nur Beispiele für ganz typische Tumore im
Kinder optimal?
Kindes- und Jugendalter. Medikamente werden
Fragen nach Dosis, Verteilung der Medikamente
aber überwiegend für Darm-, Brust- und Lunim Körper und den daraus folgenden Effekten
gentumore entwickelt.
werden als Pharmakokinetik und –dynamik
Aus diesem Grund kooperiert die Arbeitsgruppe
beschrieben.
Ganz
mit vielen Institutionen, die
zentrale
BeobKinder haben
an der Zytostatikaentwickachtungsgrößen sind in • andere Tumorerkrankungen
lung arbeiten. Molekulare
diesem Bereich
Mes- • einen wachsenden Organismus
und zellbiologische Besungen der Medikamente • komplexe Organentwicklung
sonderheiten der Tumorim Blut und Urin während • bessere Heilungsmöglichkeiten
zellen und ihre Bedeutung
der Behandlung.
Ent- • höheres Risiko von Nebenwirkungen
für die Auseinandersetzung
sprechende
Unter- • ein Recht auf sichere Behandlung
mit den Medikamenten
suchungen werden seit
werden erforscht.
mehreren Jahren für alle
Darüberhinaus werden an Zelllinien von typiwichtigen Substanzen in der
schen Kindertumoren Untersuchungen zur
Arbeitsgruppe durchgeführt.
grundsätzlichen Wirksamkeit durchgeführt.
Für mehrere Medikamente
Der Patient hat Anspruch auf die wirksamsten
können heute Kontrollen der
Substanzen. In vitro Untersuchungen sollen die
Blutspiegel
routinemäßig
Auswahl erleichtern.
angeboten
werden.
Es
erweist sich, dass sie
Helfen die ausgewählten Medikamente den
erhebliche
Unterschiede
Patienten tatsächlich?
zwischen den einzelnen
Nur wer mit den bekannten TherapiekombinaKindern aufzeigen.
tionen keine Heilungschance hat, möchte neue,
Die Frage nach der besten Dosierung für
weitgehend
unbekannte
Substanzen
Säuglinge und Kleinkinder, die Prüfung der
ausprobieren.
Möglichkeit, jedem Kind spiegelkontrolliert die
Damit für die Behandlung des Einzelnen mögbeste individuelle Dosis zu ermitteln und
lichst alle bisherigen Erfahrungen zur Verfügung
Beziehungen
zu
unerwünschten
stehen, sollen erste Anwendungen im Rahmen
Nebenwirkungen stehen im Mittelpunkt der
systematischer Studien erfolgen.
Auswertungen.
Der formale Aufwand, der in erster Linie dem
Schutz des Patienten dient, ist extrem hoch.
Lassen sich die wissenschaftlichen Methoden
In Zusammenarbeit mit Krankenkassen, Indufür Untersuchungen bei Kindern verbessern?
strie,
Ethikkommissionen,
Elternvertretern,
Das Ziel dieses AufJuristen
und
gabengebietes ist die
Kinder brauchen
Behörden werden
Verringerung
der • spezielle Medikamente
derartige
Belastungen für die • kindgerechte Arzneiformem
„ArzneimittelKinder.
• altersgerechte Dosierungsempfehlungen
prüfungen“
im
Medikamente müssen • sichere, geprüfte Therapieangebote
„Zentrum für kodas Blut erreichen und • spezielle Sorgfalt in „Medikamentenstudien“
operative
Arzwerden so im ganzen
neimittelprüfung“ diskutiert, organisiert und
Körper verteilt. Die Blutkonzentration stellt daher
ausgewertet.
die wichtigste Beurteilungsgröße dar.
Mit der Weiterentwicklung moderner analytiWir danken für die Unterstützung durch
Deutsche Leukämie-Forschungshilfe,
scher Verfahren konnten inzwischen für die
Deutsche Krebshilfe/Dr. Mildred Scheel Stiftung
meisten Substanzen die Bestimmung aus miKooperationsbereite Unternehmen wie ASTA Medica,
nimalen Blutmengen ermöglicht werden, die
Medac GmbH, Bristol Myers Squibb, Berlin Chemie,
meist ohne zusätzliche Belastungen bei soSpeywood Pharmaceuticals, Bayer AG, Pharmacia u.a.
wieso erforderlichen Untersuchungen mit aus
Verein zur Unterstützung krebskranker Kinder e.V.“
der Fingerbeere entnommen werden können.
Viersen
Eine weitere Hilfe stellen dabei neue Methoden
Initiative „Hilfe für das krebskranke Kind e.V.“ Paderborn
und ganz im Vordergrund das Bundesministerium für
der Computersimulation dar, die die Anzahl der
Forschung und Technologie auf Empfehlung des
bei jedem Kind erforderlichen Proben auf ein
Wissenschaftsrates .
Minimum reduzieren helfen.
29
KLINISCHE PHARMAKOLOGIE
PHARMAKOKINETIK/PHARMAKODYNAMIK UND DRUG MONITORING
Prof. Dr. med. Joachim Boos, Dr. rer. medic. Elvira Ahlke, Dr. Hans-Joachim Müller
Jede Substanzklasse für die Behandlung bösartiger Erkrankungen ist mit spezifischen Problemen belastet. Platin führt nicht selten zu Schwerhörigkeit, Anthrazykline zu Herzinsuffizienz,
andere können Niere und Blase schädigen oder Leukämien hervorrufen. Alle diese Spätfolgen
sind Folge der hohe Behandlungsintensität, welche wiederum Voraussetzung für die Heilung
der Grundkrankheit ist. Ein zentrales Problem ist dabei die Berechnung der Dosierungen für
die Kinder. Die Erfassung der Behandlungsintensität durch Monitoring der genannten Substanzen im Blut oder Urin ist ein erster Schritt zur Optimierung der Therapieschemata. Dabei lassen
sich überraschende Beobachtungen treffen:
Beispiel1: Vergleichbarkeit der Präparate ?
Wirkungen der Substanzen. Sie sind allerdings
nicht Ausdruck „guter“ oder „schlechter“
Boos J, Krümpelmann S, Schulze-Westhoff P,
Euting Th, Berthold F, Jürgens H: Steady state
levels and bone marrow toxicity of etoposide in
children and infants: Does etoposide require
age dependent dose calculation? J Clin Oncol
13:2954-2960; 1995
Hartmann S, Schäper E, Lamprecht-Dinnesen
A, Boos J: Ototoxizität von Cisplatin im
Kindesalter. Otorhinolaryngol Nova 5:222-230;
1995
Boos J, Werber G, Ahlke E, Schulze-Westhoff
P, Nowak-Göttl U, Verspohl E, Ritter J,
Jürgens H: Monitoring of Asparaginase Activity
and Asparagine Levels in Children on Different
Asparaginase Preparations. Eur J Cancer
32A:1544-50; 1996
Ahlke E, Nowak-Göttl U, Schulze-Westhoff P,
Werber G, Börste H, Würthwein G, Jürgens H,
Boos J: Dose Reduction of Asparaginase under
Pharmacokinetic and Pharmacodynamic
Control during Induction Therapy in Children
with Acute Lymphoblastic Leukemia. Br J
Haematol, 96: 675-681; 1997
1200
1000
units/ l
800
600
400
200
limit of
quantification
0
Asp.-medac
Crasnitin
Erwinase
Spiegel
der
drei
Asparaginase-Handelspräparate 3 Tage nach Gabe. Große Unterrschiede.....
Medikamente, sondern falscher Dosierungen
aufgrund unzureichender Untersuchungen. Für
alle Präparate konnte inzwischen ein sinnvolles
Anwendungsschema erarbeitet werden, das die
pharmakologischen Eigenheiten berücksichtigt.
Beispiel 2: welche Dosis in welchem Alter?
Nebenstehende Abbildung zeigt ein in die Wirbelsäule einwachsendes Neuroblastom eines
Kleinkindes (3J). Neuroblastome sind bösartige
Erkrankungen der ersten
Lebensjahre teilweise sehr
schlechter Prognose. Zusätzlich zur Operation muß
mit zahlreichen Chemotherapeutika intensiv behandelt werden.
Die Dosis für Säuglinge wird
traditionell anders berechnet
als für ältere Kinder. Für die
ersten Anwendungen erfolgte
aus Vorsicht und Angst vor
Nebenwirkungen zudem eine
In der Zeit der empirischen Entwicklung der
Behandlungsprotokolle der akuten lymphatischen Leukämie und der Non-Hodgkin-Lymphome stand bis 1995 das Enzympräparat
Crasnitin® der Firma Bayer zur Verfügung.
Erwinase® (Speywood) und Asparaginase
medac® auf der Basis von Escherichia coli
wurden daraufhin vermehrt eingesetzt. Eine
inakzeptable Häufung von Blutungs- und Thromboseereignissen in zeitlichem Zusammenhang
mit der Umstellung entfachte eine heftige
Diskussion um Stellenwert und Risiken der
verschiedenen Präparate.
Das daraufhin initiierte und inzwischen
bundesweit angebotene Drug Monitoring dieser
Substanz
führte
zu
überraschenden
Ergebnissen. Die in der Abbildung gezeigten
extremen Unterschiede korrelieren auch mit
30
weitere Verringerung der Dosis.
31
Die Blutspiegeluntersuchung des Zytostatikums
Etoposid (s. Abb.) zeigte, dass die jüngeren
Kinder am Ende der Infusion eindeutig niedrigere
Substanzmengen
im
Blut
hatten.
Die
Hauptnebenwirkungen auf das Blutbild war
Medikamentendosis für den Einzelnen drängt
sich hier auf.
Beispiel 4: Ein neues
Medikament wird eingeführt
Die Erfahrungen mit den
alten,
bewährten
Substanzen zwingen dazu,
bei
Medikamenten,
die
heute neu für Kinder zur
Verfügung stehen, von vorneherein
die
heutigen,
erheblich
besseren
Möglichkeiten auszunutzen.
Etoposid im Serum (µg/ml)
8
6
4
Für
Taxol,
Taxotere,
Retinsäurederivate
und
andere neue Medikamente wird daher die Blutspiegelmessung schon während der ersten
Anwendungen bei Kindern angeboten.
2
0
< 6
6 - 12
> 12
Lebensalter (Monate)
Die Abbildung
zeigt
den
Verlauf eines
neuen Medikamentes im
Blut während
der Tage nach
Gabe.
Klar
sind 2 Gruppen
von
Kindern zu erkennen, die einen mit schnellerem
und die anderen mit langsamerem Abfall.
Nur die Bestimmung der Blutspiegel erlaubt eine
Aussage, ob Kinder genügend lange einer
Wirkung ausgesetzt sind.
Blutspiegel bei Kindern von 6, 6-12 und über 12
Monaten bei herkömmlicher Dosierung
ebenso geringer ausgeprägt oder blieben ganz
aus. In der Folge wurde die Dosisberechnung für
ältere Kinder angepaßt, die jetzt geringere
Dosierungen bekommen. Weiterhin konnten wir
ein entsprechendes Untersuchungsangebot
auch für die anderen Medikamente bei dieser
typischen
Erkrankung
des
Kleinkindes
anbieten.
Beispiel 3: Gleiche Dosis, aber ganz unterschiedliche „Behandlungsintensität“ ?:
Eine weitere Medikamentengruppe, die Anthrazykline,
spielen
bei
fast
allen
bösartigen Erkrankungen im
Kindesalter eine wichtige
Rolle. Leider droht einem
kleinen Teil der Behandelten
Jahre
später
ein
lebensbedrohliches
Herzversagen. Als Risikofaktor
gelten vor allem die Spitzenkonzentrationen im Blut.
Es können hier nicht alle überraschenden und weiterführenden
Ergebnisse der letzten Jahre
angesprochen werden. Besonders zu erwähnen ist aber noch
die gute Zusammenarbeit mit
vielen anderen Kliniken und
Instituten in Münster und weltweit. Ohne die Spenden und
Unterstützungen von außen und
die große Bereitschaft zur MitMassiv vergrößertes Herz Jahre
arbeit sowohl des Klinikteams
nach „Heilung“ vom Tumor
Aus diesem Grunde wurde
als auch vor allem der Kinder
die Konzentration direkt am
und Familien wären diese
Ende der Gabe systematisch bei einer Reihe
Ergebnisse und künftige Fortschritte auf keinen
von Kindern dokumentiert.
Fall möglich.
Unterschiede um mehr als das 10-fache der
Blutspiegel können durchaus über Wirkung und
Nebenwirkung mitentscheiden. Die Frage nach
einer
möglichen
Anpassung
der
32
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