Seite 1 von 2 Info 8/2012 Neurologie-Profil beim Hund Neben den infektiösen Erkrankungen des ZNS, spielen auch immunologische und entzündliche Geschehen eine wichtige Rolle bei neurologischen Symptomen bei Hund und Katze. Als infektiöse Ursache ist die Staupe beim Hund sicher von größtem Interesse, da hier neben dem erkrankten Tier auch andere Tiere mit Kontakt, z.B. Wurfgeschwister oder z.B. andere Tierheimhunde, mit betroffen sein können. Das Staupevirus des Hundes gehört zum Genus Morbillivirus (Masern-Staupe-RinderpestGruppe). Infizieren können sich dabei alle Tiere der Familien Canidae (wie z.B. Hund, Fuchs, Wolf), Procyonidae (wie z.B. Waschbären und Pandas) und Mustelidae (wie z.B. Frettchen, Dachs, Marder). 1994 traten auch bei Löwen im Serengeti Nationalpark Staupeerkrankungen auf. Die Staupe ist damit weltweit enzootisch. Die Virusausscheidung beginnt nach ca. 7 Tagen und kann bis zu 90 Tage post infectionem anhalten. In deren Verlauf kann es zu einer typischen zyklischen Infektion mit Leukozyten-assoziierter (evtl. auch nicht zellgebundener) Virämie kommen. Je nach Fähigkeit des Immunsystems neutralisierende Antikörper auszubilden verläuft das klinische Bild der Staupe. Hohe SerumAntikörpertiter sind hier eher als prognostisch günstig zu bewerten. Eine unzureichende Immunantwort begünstigt einen schweren, mitunter tödlichen Verlauf. l l e u t ak mittels PCR erfolgen, um ein Infektionsrisiko vor allem bei Schwangerschaft einer seronegativen Besitzerin abzuklären. IgG-Antikörper finden sich ab etwa drei Wochen p.I. und persistieren bei Vorhandensein von Tachy- oder Bradyzysten und sind damit eher bei einem klinischen Fall anzutreffen. Die ZNS-Symptomatik der Toxoplasmose beim Hund reicht von leichten Ausfalls-erscheinungen bis zu epileptiformen Anfällen meist ohne systemische Erkrankung. Häufig kommt es dabei zu einer Reaktivierung von latent im Gehirn oder dem Rückenmark vorkommenden Bradyzoiten. Ein Nachweis von IgM-Antikörpern im Liquor oder von Tachyzoiten mit Hilfe der PCR, ist ebenso möglich und von hohem diagnostischem Wert. Ein PCR-Nachweis im Augenkammerwasser (aqueous humour) ist bei der Katze bei Vorliegen von Präzipitaten differentialdiagnostisch zur Felinen Infektiösen Peritonitis (FIP) zu empfehlen. Die Infektion mit Neospora caninum -Neosporoseist vergleichbar mit der Toxoplasmose. Ausscheider ist hier allerdings der Hund. Gerade junge Hunde scheinen aber prädisponiert für einen klinisch manifesten Verlauf der Infektion zu sein. Die Symptomatik ist hier unter anderem Muskulatur assoziiert und es kommt zu Ausfällen in der Hinterhand sowie Tetraparesis. Bei älteren Hunden stehen Tremor, Kopfschiefhaltung, bis zu Blindheit oder Trigeminalneuropatien im Vordergrund. Bei der neurologischen Form der Staupe können Proben aus Serum und Liquor bei höheren Titern im Liquor zwischen Impf- und Infektionstitern unterscheiden. Antikörper im Liquor gelten bei intakter Blut-Hirnschranke und blutfreier Entnahme als pathognomonisch. IgG-Serumantikörper sind meist höher als Antikörper im Liquor und sind im positiven Fall pathognomonisch. Auch hier stellen allerdings entzündliche Vorgänge an der Blut-Hirn-Schranke eine Einschränkung der Diagnostik da. Eine PCR-Untersuchung kann dadurch auch hier hilfreich bei der Diagnostik sein. Da dies nicht immer gewährleistet werden kann oder die Blut-Hirn-Schranke durch Entzündungsvorgänge geschädigt ist, ist die Untersuchung des Liquors mittels Polymerasekettenreaktion (PCR) von Vorteil. Die Toxoplasmose, eine Infektionen mit Toxoplasma gondii, und die damit verbundene ZNSSymptomatik ist bei Hunden und Katzen relativ häufig im Labor und in der Praxis zu sehen. Während die Katze End- und Zwischenwirt sein kann, ist der Hund, wie der Mensch nur Fehlwirt. Im Labor werden sowohl IgM- als auch IgG-Antikörper bestimmt. IgM-Antikörper sind die primäre Immunantwort, die nur bei der Katze mit der Ausscheidungsphase der Oozysten korreliert. Somit sollte bei einem positiven IgM-Befund einer Katze eine Kotuntersuchung auf Oozysten Die Frühsommer-Meningo-Enzephalitis (FSME), einer Infektion mit Flaviviren ist aus der Humanmedizin bekannt. Es kommt zu einer Übertragung durch Ixodeszecken. In Endemiegebieten ist etwa eine von 500 Zecken infiziert. 90% der Infektionen verlaufen symptomlos, ca. 10% führen zu klinisch manifester Erkrankung unterschiedlicher Ausprägung. In den ersten 11 Tagen p.I. lassen sich Viren im Liquor mittels PCR nachweisen. Danach kommt es zur „Virusclearance“ und eine serologische Untersuchung im ELISA ist aussagekräftiger. Da die neurologischen Symptome meist nur in der zweiten Erkrankungsphase auftreten, ist das Virus schon aus Blut und auch Liquor verschwunden. Ein positiver Antikörpernachweis (IgG) ist daher LABOKLIN LABOR FÜR KLINISCHE DIAGNOSTIK GMBH & CO.KG Steubenstraße 4 • 97688 Bad Kissingen • Telefon: 0971-72020 • Fax: 0971-68548 • E-Mail: [email protected] www. laboklin.de Seite 2 von 2 beweisend für eine Infektion. Bei negativem-AK aus dem Liquor und klinischem Verdacht sollte zusätzlich ein Nachweis aus einer Serumprobe erfolgen, da hier die AK länger persistieren. Eine Impfung wie in der Humanmedizin gibt es leider nicht und so ist die einzige Vorbeugung eine gute Zeckenprophylaxe. Neben den schon genannten Infektionen kommen auch immer mehr Erreger wie Borrelia burgdorferi oder Anaplasma phagocytophilum in Verdacht bei ZNS-Erkrankungen des Hundes eine Rolle zu spielen. Ein direkter Erregernachweis mittels PCR konnte zwar noch nicht erbracht werden, doch kann eine Beteiligung an immunmediierter Meningoenzephalitis des Hundes nicht ausgeschlossen werden. Positive PCR-Ergebnisse eines Erregers sind beweisend für das Vorliegen einer entsprechenden Infektion. Negative Ergebnisse schließen eine Infektion nicht mit 100%iger Sicherheit aus, da in manchen Fällen der Erreger zwar im ZNS, aber nicht oder nicht mehr im Liquor vorliegt. Neben den infektiösen Ursachen können auch immunologische oder entzündungsmediatorische Ursachen bei ZNS-Erkrankungen des Kleintiers eine Rolle spielen. Bei einer gleichzeitige Erhöhung von Immunglobulin A (IgA) in Liquor und Serum ist diagnostisch an eine „steril-eitrige-Meningitis-Arteriitis“, auch Steroid-Responsive Meningitis-Arteriitis, SRMA genannt, des Hundes zu denken. Betroffen sind besonders junge Hunde großer Rassen, seltener auch kleinere Rassen wie der Beagle und Jack Russell Terrier. Die genaue Ursache der SRMA ist noch unbekannt, doch wird von einer Autoimmunerkrankung aus gegangen, die zu einer Entzündung der Meningen und Arterien führt. Die Erkrankung geht in der Regel mit Fieber und eingeschränktem Allgemein-befinden mit Inappetenz einher. Die Bewegung der Halswirbelsäule ist hochgradig schmerz-haft und die Tiere zeigen einen steifen Gang mit deutlich abgesenktem Kopf. Bei dieser Erkrankung sowie bei Tieren mit schwerwiegenden bakteriellen Entzündungen kommt es zudem noch zu einer Erhöhung der Akute-Phase-Proteine. Hier spielt der Nachweis von C-reaktivem Protein (CRP) die wichtigste Rolle. Es wird in der Leber gebildet und ins Blut abgegeben. Als unspezifische Entzündungsparameter werden die Akute-Phase-Proteine unter anderem zur Beurteilung des Schweregrades entzündlicher Erkrankungen herangezogen. In Studien war das CRP im Blut und Liquor der Hunde mit SRMA signifikant höher als das aller anderen Gruppen mit Ausnahme der Hunde mit Sepsis. Das C-reaktive Protein (CRP) kann beim Hund bei bakteriellen Infektionen stark erhöht sein. Bei bakteriellen Meningitiden steigt CRP im Blut stark an, bei viralen Meningitiden hingegen ist dieser Wert nur ganz leicht erhöht. Dieses Verhalten des CRP lässt sich auch im Liquor nachvollziehen und gilt damit als zentraler Entzündungsparameter der im Liquor unterhalb der Nachweisgrenze liegen sollte. Generell sind aber auch erhöhte GesamteiweißWerte im Liquor ein unspezifischer Indikator für Erkrankungen des ZNS und können durch eine durchlässige Blut-Hirn-Schranke oder eine intrathekale IgG-Produktion verursacht sein. Lumbaler Liquor ist normalerweise eiweißarm (ca. 0,5 % des Serumeiweißes). Proteinanstiege sind bedingt durch Permeabilitätsstörung der Blut-Liquor-Schranke und/oder durch verlangsamten Liquorfluss (bei entzündlichen, degenerativen und malignen Prozessen). In einigen Fällen kann auch eine Glukosebestimmung im Liquor sinnvoll sein. Normale Konzentrationen liegen bei 60-80% der Blutglukose. Diese ist ebenfalls bei gestörter Blut/Hirnschranke erhöht. Erniedrigte Glukose-Konzentrationen können hinweisend auf eine Infektion durch Pilze oder Bakterien sein. Eine erhöhte Glukosekonzentration ist dagegen diagnostisch nicht relevant und spricht lediglich für eine Hyperglykämie. Bei Liquor-Proben ist zu beachten, das leider eine schlechte Stabilität der zellulären Bestandteile besteht. Die zytologische Untersuchung sollte daher so rasch wie möglich, spätestens innerhalb von 30 min. erfolgen, da sonst die Zellen zerfallen. Bei einer Einsendung ins Labor kann der Liquor in einem EDTA-Röhrchen versandt werden. Die Stabilität kann verlängert werden durch Zugabe von 1/3 einer 10% Lösung von Rinderalbumin in 0.9% NaCl oder durch Zugabe von 10% autologem Serum oder HAES (1:2). Die normale Zellzahl liegt bei < 5 Leukozyten /μl. Bei akuter Erkrankung liegt eine massive Pleocytosis vor. Trotz normaler Zellzahl, kann jedoch die Differenzierung Hinweise auf verschiedene pathologische Geschehen sein. Erythrozyten sollten im Liquor nicht vorkommen und weisen, bei blutfreier Entnahme, wiederum auf eine Schädigung der Blut-Hirn-Schranke hin. Mittels einer Liquoruntersuchung können eine Reihe von ZNS-Erkrankungen und Infektionen abgeklärt werden und ersparen somit manchmal weitere Untersuchungen wie MRT und EEG. Mittels eines von Laboklin angebotenen Neurologie-Profils beim Hund können die Infektionserkrankungen FSME, Toxoplasmose, Neosporose und Anaplasmose sowie die Untersuchungen auf IgA, CRP und Gesamteiweiß durchgeführt werden. Benötigt werden dazu 0,5 ml Liquor. LABOKLIN LABOR FÜR KLINISCHE DIAGNOSTIK GMBH & CO.KG Steubenstraße 4 • 97688 Bad Kissingen • Telefon: 0971-72020 • Fax: 0971-68548 • E-Mail: [email protected] www. laboklin.de