Institut für Laboratoriumsmedizin Verzeichnis der Laboranalysen Stand: 09.03.2011 Schrankenstörung Liquor/Immunglobuline Liquor-Serum Analysencode: SSL Autor: C Probenmaterial (System BD Vacutainer) Probenmaterial (System Sarstedt Monovetten) Präanalytik: Einheit: Transport: Methodik: Für Liquoruntersuchungen stets Liquor und Serum einsenden. Für die Liquorprobe bitte weißes Etikett (L) verwenden. Mindestprobenmenge Erläuterungen Grundsätzlich ist die Blut/Liquor-Schranke für alle Proteine durchlässig, der Konzentrationsgradient ist abhängig von Molekülgrösse und Liquorfluß. Das Konzept der Blut/Liquor-Schrankenfunktion erlaubt eine Aussage zur Frage, ob ein bestimmtes Protein allein durch Diffusion in den Liquorraum gelangt ist oder dort durch Einwanderung von entsprechenden synthetisierenden Zellen produziert wurde (intrathekale Synthese). Als Maß für die Beurteilung hat sich das Verhältnis von Albuminkonzentration in Liquor und Serum (Albumin-Liquor/Serum-Quotient) bewährt, da Albumin ausschließlich in der Leber produziert wird und somit im Liquor nur über den Weg dieser Schranke auftreten kann. Es besteht eine deutliche Altersabhängigkeit aufgrund einer vermehrten Durchlässigkeit der Blut/Liquor-Schranke im frühen Lebensalter und eines verminderten Liquor-Turnovers im höheren Lebensalter. Die Höhe des Albuminquotienten kann einen Rückschluss auf die ursächliche Erkrankung erlauben: Albuminquotient, mögliche Ursache bis 10, Schrankenstörung ist "leicht" -Multiple Sklerose -Chronische HIV-Enzephalitis -Varizella zoster-Ganglionitis -Alkoholische Polyneuropathie -Amyotrophe Lateralsklerose bis 20, Schrankenstörung ist "mittelgradig" -Virale Meningitis -Opportunistische Meningoenzephalitis -Diabetische Neuropathie -Hirninfarkt -Großhirnrindenatrophie 10 bis 50, Schrankenstörung ist "schwer" -Guillain-Barré-Polyneuritis -Meningopolyneuritis -Bannwarth (Borrelien) -HSV-Enzephalitis Institut für Laboratoriumsmedizin Verzeichnis der Laboranalysen Stand: 09.03.2011 Schrankenstörung Liquor/Immunglobuline Liquor-Serum Analysencode: SSL Autor: C > 20, Schrankenstörung ist "extrem" -Tuberkulöse Meningitis -Eitrige Meningitis -"Stopp-Liquor" bei Bandscheibenprolaps bzw. Tumor Die Angaben gelten für die erste diagnostische Punktion; im weiteren Krankheitsverlauf kann sich der Albuminquotient entsprechend verändern. Nachweis einer intrathekalen Immunglobulinsynthese Die Blut/Liquor-Schrankenfunktionsstörung führt auch zum Konzentrationsanstieg der Immunglobuline im Liquor; im Rahmen von entzündlichen Geschehen kann es zudem nach Einwanderung von B-Zellen ab etwa der 2. Krankheitswoche auch zu einer intrathekalen Immunglobulin-Synthese kommen. Die Differenzierung zwischen Diffusion in den Liquorraum und intrathekaler Synthese gelingt mit dem „ReiberSchema“. Nach Bestimmung der Immunglobulinkonzentration im Liquor und Serum wird der Liquor/Serum-Quotient berechnet und dann in einem Diagramm auf der y-Achse gegen den zugehörigen Albuminquotienten (x-Achse) aufgetragen. Die Grenzlinie markiert eine mathematische Funktion (spezifisch für IgA, IgG und IgM), die eine Diffusion des Ig (unterhalb der Linie) von einer intrathekalen Produktion (oberhalb der Linie) differenziert. Besonders hervorzuheben ist, dass es im Liquor nicht anhand der Immunglobulinklasse unterschieden werden kann zwischen akuter und zurückliegender Infektion. Der im Serum typischerweise nachzuweisende Antikörperklassen-Switch von IgM bzw. IgA nach IgG wird im Liquor nicht beobachtet. Bei sehr frühzeitiger Behandlung einer Infektion kann eine Antikörperproduktion auch ausbleiben. Wird bei der ersten diagnostischen Punktion im Rahmen einer Entzündungsdiagnostik eine dominante intrathekale IgA-Synthese festgestellt, so kann dieses als typischen Hinweis auf eine bakterielle Genese gewertet werden. Die intrathekale Synthese von IgM oder IgA ohne weitere Hinweise auf das Vorliegen einer Entzündung (erhöhter QAlb) sollte auch immer an das Vorliegen eines intrazerebralen Myeloms denken lassen. Nachweis oligoklonaler Banden (IgG-spezifisch): Bei chronischen Entzündungen werden im Serum IgG-Antikörper gegen zahlreiche Antigene gebildet. Das Muster dieser polyklonalen IgG-Synthese findet sich auch im Liquor; es werden hier jedoch noch zusätzlich einige IgG-Antikörper in besonders hoher Konzentration nachgewiesen, die bei einem Vergleich von Serum und Liquor im IgG-Bereich als oligoklonale Banden sichtbar sind. Die Empfindlichkeit dieser Methode ist besser als der Nachweis über die Bestimmung von IgG im Liquor/Serum-Paar und Darstellung im Quotientendiagramm. Die Auswertung und Interpretation dieser Befunde erfolgt auf separatem Befundbericht. Institut für Laboratoriumsmedizin Verzeichnis der Laboranalysen Stand: 09.03.2011 Schrankenstörung Liquor/Immunglobuline Liquor-Serum Analysencode: SSL Autor: C Siehe hierzu auch "Oligoklonale Banden Liquor" Referenzbereiche Liquor/Serum-Quotient Albumin s. Erläuteru Albumin im Serum für Schrankendtörung 3500 - 5200 mg/dL IgG im Serum für Schrankendtörung 700 - 1600 mg/dL IgA im Serum für Schrankendtörung 70 - 400 mg/dL IgM im Serum für Schrankendtörung 40 - 230 mg/dL Albumin im Liquor Alter > 6 Jahre Alter 4-6 Jahre mg/dL - 39 mg/dL <=59 mg/dL IgG im Liquor < 3,4 mg/dL IgA im Liquor <=0,5 mg/dL IgM im Liquor <=0,1 mg/dL Alter < 4 Jahre 6 >=35 09.03.2011 Dr. O. Colhoun Institut für Laboratoriumsmedizin Verzeichnis der Laboranalysen Stand: 09.03.2011 Schrankenstörung Liquor/Immunglobuline Liquor-Serum Analysencode: SSL Autor: C