Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt

Werbung
TESLA INSTITUTE
ELEKTROTECHNIK
Grundlagen
Peter Witt
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis.........................................................................2
Elektrizität...................................................................................7
Atome.......................................................................................11
Weitere Atommodelle...............................................................12
Rutherford-Atommodell.........................................................13
Bohrsche Atommodell............................................................14
Orbitalmodell.......................................................................17
Elektrische Ladung......................................................................20
Anziehung durch Ausgleichsstreben elektrischer Ladungen.............21
Abstoßung durch Ausgleichsstreben............................................22
Einheit Coulomb für Ladung und Elementarladung........................23
Formeln für die elektrische Ladung.............................................24
Elektroskop und elektrische Ladung nachzuweisen........................25
Funktionsweise des Elektroskops.............................................26
Verschiedene Arten von Elektroskopen.....................................28
Ladungstrennung.....................................................................30
Reibungselektrizität: Ladungstrennung durch Reibung................31
Weitere Möglichkeiten der Ladungstrennung.............................32
Elektrische Spannung..................................................................33
Einheit und Formelzeichen für die Spannung................................34
Flussrichtung des Stroms..........................................................35
Formeln für elektrische Spannung..............................................37
Gleichspannung..........................................................................40
Gleichstrom im Vergleich zu Wechselstrom..................................41
Wechselspannung gleichrichten.....................................................44
Einweg-Gleichrichterschaltung...................................................45
www.tesla-institute.com
2
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Brücken-Gleichrichterschaltung..................................................46
Brückenschaltung mit Kondensator.............................................48
Unterschied zwischen technischer und physikalischer Stromrichtung...50
Elektrische Stromstärke und Ampere.............................................52
Vergleich des elektrischen Stroms mit einem Wassertank...............53
Einheit und Formelzeichen für die Stromstärke.............................54
Bewegungsrichtung des elektrischen Stroms................................55
Messen der Stromstärke...........................................................56
Formeln zum Berechnen der Stromstärke....................................57
Elektrischer Widerstand...............................................................59
Einfluss des spezifischen Widerstands auf die Leitfähigkeit.............61
Einfluss der Leitungslänge und des Leitungsquerschnitts auf den
Widerstand.............................................................................62
Schaltzeichen für den elektrischen Widerstand.............................63
Einheit, Formelzeichen und Formel für den Widerstand..................63
Messen des elektrischen Widerstands..........................................64
Ohmsches Gesetz........................................................................65
Formel mit Angabe der Leistung und der Stromstärke...................68
Widerstände als Bauteile..............................................................68
Optischer Unterschied zwischen Kohleschicht- und
Metallschichtwiderständen.........................................................69
Technische Unterschiede zwischen Kohleschicht- und
Metallschichtwiderständen.........................................................70
Preisliche Unterschiede zwischen Kohleschicht- und
Metallschichtwiderständen.........................................................70
Formel für die Dimensionierung der Widerstände..........................71
Verlustleistung der Widerstände ................................................72
Farbcodes für die Widerstandswerte............................................73
Widerstandsreihen E3 bis E96.................................................74
www.tesla-institute.com
3
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Widerstandswerte anhand der Farbringe ermitteln.....................75
Entschlüsseln der Farbkodierung mit 4 Farbringen....................77
Entschlüsseln der Farbkodierung mit 5 oder 6 Farbringen............79
Temperaturkoeffizient............................................................81
Werte der Widerstandsreihen (E-Reihen) berechnen......................82
Toleranzen in den Widerstandsreihen.......................................83
Berechnung der Werte einer Widerstandsreihe.............................84
Leiter und Nichtleiter...................................................................88
Elektrische Leitfähigkeit von Werkstoffen........................................88
Elektrische Leitfähigkeit und elektrischer Widerstand.....................91
Temperaturabhängigkeit der spezifischen Leitfähigkeit bzw. des
spezifischen Widerstands..........................................................91
Formel für spezifischen Widerstand bzw. für spezifische
Leitfähigkeit.........................................................................92
Halbleiter............................................................................93
Elektrische Leistung.....................................................................94
Einheit und Formelzeichen.........................................................95
Einheit Kilowattstunde für die elektrische Arbeit...........................96
Berechnung der elektrischen Leistung bei Gleichstrom...................96
Elektrische Leistung messen......................................................99
Wirkungsgrad........................................................................100
Elektrische Leistung beim Wechselstrom.......................................101
Sinusförmige Verlauf des Wechselstroms...................................102
Berechnung der Augenblickswerte für Stromstärke und Spannung mit
dem Drehwinkel.....................................................................103
Berechnung der Augenblickswerte mit der Kreisfrequenz und Zeit. 104
Augenblickswerte bei Phasenverschiebung.................................105
Elektrische Stromkreise..............................................................108
Stromkreise mit Reihenschaltung..............................................110
www.tesla-institute.com
4
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Stromkreise mit Parallelschaltung.............................................113
Stromkreis mit Gruppenschaltung.............................................116
Vorwiderstand an Verbrauchern................................................123
Erzeugung von Induktionsspannung.............................................128
Lorentzkraft und die Bestimmung mit der 3-Finger-Regel.............130
Bewegungsrichtung des Leiters und der Elektronen..................131
Erzeugen von Spannung durch Bewegung des Leiters im
Magnetfeld.........................................................................132
Erzeugung von Bewegung durch Anlegen einer Spannung.........133
3-Finger-Regel nach IBF.......................................................133
3-Finger-Regel nach UVW.....................................................134
3-Finger-Regel nach UVW bei Umwandlung von Energie in
Bewegung..........................................................................135
Transformatoren........................................................................137
Aufbau und Funktionsweise eines Transformators........................138
Elektrische Spannung hoch- und runtertransformieren.................140
Formel zur Berechnung der Spannung an der Sekundärspule........141
Stromstärke an Primär- und Sekundärspule...............................142
Verluste an Transformatoren....................................................143
Schaltzeichen für einen Transformator.......................................144
www.tesla-institute.com
5
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
www.tesla-institute.com
6
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Elektrizität
Bereits in der frühgeschichtlichen Zeit, weit vor Beginn der industriellen
Revolution, hatten die Menschen Erfahrung mit Elektrizität und den
daraus resultierenden Phänomenen. Vielfach wurden die Erscheinungen
mit Göttern in Verbindung gebracht, z.B. in Form eines Gewittergottes,
der
für
Blitze
verantwortlich
ist.
Es
gab
auch
Philisophen
und
Mathematiker wie Thales von Milet, Aristoteles oder Plinius, die sich
über Elektrizität Gedanken machten und Vermutungen aufstellten. Diese
Zeit kann man in der langen Geschichte der Elektrotechnik als die
Geburtsstunde der wissenschaftlichen Erforschung betrachten. Thales
von Milet rieb ein Stück Bernstein an einem Tierfell und machte dabei
die verblüffende Entdeckung, dass kleine Fellhaare am Bernstein
hängen blieben. Er konnte sich den Vorgang zwar nicht erklären, die
Elektrizität wurde jedoch entdeckt. Etwa 200 n.Chr. beschrieb Alexander
von Aphrodisios die elektrostatischen Erscheinungen am Bernstein,
wovon der Name Elektrizität abgeleitet wird, denn "elektron" ist das
griechische Wort für Bernstein. Die Grundlagen der Elektrotechnik
waren somit bereits sehr früh gelegt.
Auch
in
der
Zeit
danach
versuchten
viele
Wissenschaftler,
die
elektrischen und magnetischen Erscheinungen zu erforschen und zu
erklären. In der weiteren Entwicklung wurden die Eigenschaften von
elektrischer
Fortleitung
Ladung,
der
elektrischer
Elektrizität
und
Funken,
weitere
elektrische
wichtige
Kräfte,
die
Themengebiete
erforscht. Zum endgültigen Durchbruch der Elektrotechnik verhalfen
zwei Wissenschaftler bzw. Erfinder im 19. Jahrhundert. James C.
www.tesla-institute.com
7
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Maxwell schrieb 1873 das Werk "Treatise on Electricity" und beschrieb
dabei mit den maxwellschen Gleichungen vollständig die Elektrizität.
Thomas A. Edison begann, die Elektrizität gewinnbringend zu nutzen.
Er meldete viele Patente an und gründete viele Firmen. Unter anderem
entwickelte er die Glühlampe, die dafür sorgte, dass das elektrische
Versorgungsnetz sich rasant ausbreitete. So konnte eine komplette
Kette
aus
Stromerzeugung,
Stromverteilung
und
brauchbaren
Konsumentenprodukten aufgebaubt werden. Elektrische Energie war
deshalb bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts für viele Menschen
verfügbar und die Elektrifizierung der Welt begann.
Mit Elektrizität sind im Allgemeinen alle Erscheinungen gemeint, die auf
elektrische
Ladungen
zurückzuführen
sind.
Das
beinhaltet
auch
elektrische und magnetische Felder. Mit elektrischer Ladung sind, wie
bei der Reibung mit Bernstein, die Eigenschaften von Stoffen gemeint,
die elektrische Kräfte durch Anziehung oder Abstoßung hervorrufen
können. Abstoßung tritt bei gleich geladenen und Anziehung bei
unterschiedlich geladenen Körpern auf. Unterschiedlich geladene Körper
streben
immer
nach
Ausgleich
der
Ladungsdifferenz,
um
einen
neutralen Zustand zu erreichen. Treffen ungleich geladene Körper
aufeinander, erfolgt ein Elektronenübergang. Dabei gehen negativ
geladene Elektronen vom Körper mit Elektronenüberschuss zum Körper
mit Elektronenmangel und schaffen so einen neutralen Zustand.
www.tesla-institute.com
8
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Damit erhält man die wichtige Erkenntnis, dass ein Körper elektrisch
geladen ist, wenn die Anzahl der positiven Ladungen und die Anzahl der
negativen Ladungen unterschiedlich sind. Ein Körper kann positiv oder
negativ geladen sein. Ist der Körper positiv geladen, gibt es mehr
positive Ladungen als negative. Ist der Körper negativ geladen, gibt es
mehr negative Ladungen. Berührt ein geladener Körper einen anderen
Körper, der unterschiedlich geladen ist, erfolgt der Übergang der
negativen Ladungen und ein Ausgleich findet statt. Damit ist auch das
Phänomen mit dem Bernstein erklärbar. Reibt man ein Bernstein mit
einem Fell, wird der Bernstein negativ geladen und das Fell positiv,
indem die negativen Ladungen vom Fell zum Bernstein übergehen.
Diesen Vorgang nennt man Ladungstrennung. Hört man mit dem Reiben
auf, versuchen die negativ geladenen Elektronen auf dem Bernstein
einen Ausgleich zu schaffen und es erfolgt eine Anziehung mit den
Fellpartikeln.
Dadurch erhält man die nächste wichtige Erkenntnis, nämlich dass
elektrische Ladung durch Ladungstrennung entsteht. Man trennt die
negativen Ladungen von den positiven Ladungen und sorgt so für ein
Ausgleichsstreben. Positive Ladungen nennt man Protonen und negative
Ladungen werden Elektronen genannt. Es gibt auch neutrale Ladungen,
die Neutronen heißen. Im Normalzustand besitzt Materie die gleiche
Anzahl an Protonen und Elektronen und ist nach außen elektrisch
neutral.
www.tesla-institute.com
9
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Um zu verstehen, warum man durch Ladungstrennung Körper elektrisch laden
kann, betrachtet man die kleinste Einheit von Materie. Das ist das Atom und es
besteht aus Protonen, Neutronen und Elektronen. Die positiv geladenen Protonen
bilden mit den neutralen Neutronen den Kern des Atoms. Um den Kern herum sind
die negativ geladenen Elektronen, die als Hülle des Atoms fungieren. Im
Normalzustand sind die Anzahl der Elektronen und Protonen identisch. Ist ein
Atom elektrisch geladen, nennt man das Atom Ion. Deshalb nennt man den
Vorgang der Ladungstrennung auch Ionisieren. Um Materie zu ionisieren, wird
Energie benötigt. Das Ionisieren geschieht entweder in Kraftwerken (Kohle-, Gas-,
Wasser-, Atomkraftwerke etc.) oder durch andere Energieformen wie z.B. Windund Sonnenenergie.
www.tesla-institute.com
10
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Atome
Jedes Material, egal ob gasförmig, flüssig oder fest, besteht aus den
kleinsten Materien, die man Atome nennt. Früher galt ein Atom als
unteilbar, weil es das kleinste Stück Materie ist und nicht in weitere,
kleinere Materien zerteilt werden kann. Daher kommt auch der Name,
denn
das
griechische
Wort
"atomos"
bedeutet
"das
Unteilbare".
Mittlerweile weiß man zwar, dass Atome teilbar sind, der Name ist
jedoch geblieben.
Der Durchmesser eines Atomes beträgt bei einigen 10 −10 m. Das ist
eine so winzige Größe, dass man sie früher unter einem Mikroskop nicht
sehen konnte. Man konnte zwar nicht genau wissen, wie die Struktur
eines Atoms ist, durch umfangreiche Experimente wurden jedoch
www.tesla-institute.com
11
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
verschiedene Atommodelle entwickelt, um sie zu beschreiben. Ein
einfaches
Atommodell
besteht
aus
einem
Atomkern
und
einer
Atomhülle. Im Atomkern befinden sich die positiven und neutralen
Ladungen. In der Hülle befinden sich die negativen Ladungen und
kreisen um den Kern. Die positiven Ladungen werden Protonen
genannt, die negativen Ladungen Elektronen. Neutronen sind die
neutralen Ladungen.
Die Atomhülle hat kaum Gewicht, denn der Großteil der Materienmasse
befindet sich im Atomkern, der wiederum ca. 100 mal kleiner ist als die
Hülle. Die Anzahl der Protonen gibt die chemische Ordnungszahl der
Materie an. Neutronen sind elektrisch neutral, die Masse eines Neutrons
ist jedoch identisch mit dem eines Protons. Die Anzahl der Elektronen
ist identisch mit der Anzahl der Protonen und somit ist Materie in der
Grundform
elektrisch neutral.
Durch
Ladungstrennung
kann
man
erreichen, dass die Anzahl der Protonen nicht identisch ist mit der
Anzahl der Elektronen und den Körper elektrisch aufladen. Ein Atom,
das elektrisch aufgeladen ist, wird zu einem Ion. Den Vorgang der
Ladungstrennung nennt man daher auch Ionisation.
Weitere Atommodelle
Damit man die Struktur eines Atoms genauer beschreiben kann, wurden
viele Atommodelle entworfen. Zu den bedeutendsten zählen:
• Rutherford-Atommodell
• Bohrsche Atommodell
• Orbitalmodell
www.tesla-institute.com
12
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Rutherford-Atommodell
Die Grundlage für ein annährend realistisches Atommodell bildete
Ernest Ruthenford. Nach seinem Modell existiert eine Atomhülle und ein
Atomkern, das den grundlegenden Aufbau eines Atoms beschreibt. Im
Kern befinden sich die gesamten positiven Ladungen, wo sich die größte
Masse (99,9%) befindet und dementsprechend haben die Elektronen
kaum Gewicht. Innerhalb der Hülle kreisen die Elektronen auf beliebigen
Bahnen um den Atomkern, wodurch auch der Duchmesser eines Atoms
bestimmt wird. Der Raum zwischen den Elektronen ist leer. Durch die
elektrostatische Kraft zwischen den Elektronen und Protonen wird das
Atom zusammengehalten. Der Durchmesser der Atome beträgt ca. 10 10
m. Rutherford konnte zwar die Existenz von Neutronen nicht
nachweisen, er vermutete jedoch, dass im Kern noch eine andere
Ladung sein müsste, die neutral ist und dieselbe Masse hat wie das
Proton und gab hierfür den Namen Neutron.
www.tesla-institute.com
13
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Bohrsche Atommodell
Niels Bohr war ein Schüler von Rutherford und entwickelte das
Rutherford-Modell
weiter.
Auch
nach
seinem
Modell
kreisen
die
Elektronen um den Kern, jedoch nicht auf beliebigen Bahnen. Die
Elektronen haben unterschiedliche Energieniveaus und abhängig vom
Energieniveau sind die Abstände zum Kern. Durch die unterschiedlichen
Energieniveaus ergeben sich feste Bahnen für die Elektronen und die
Atome haben eine Schalenstruktur. Die Bahnen werden dabei K-, L-, M-,
N-, O-, P- und Q-Schalen genannt.
Auf der innersten Schale (K) kreisen Elektronen mit dem niedrigsten
Energieniveau. Je weiter der Abstand einer Schale zum Kern ist, umso
größer ist tendenziell das Energielevel. Aufgrund von Drehimpulsen
können Elektronen innerhalb einer Schale unterschiedliche Energielevels
haben,
die
mit
Nebenquantenzahlen
beschrieben
www.tesla-institute.com
werden.
Die
14
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Hauptquantenzahlen beschreiben die unterschiedlichen Energielevels
der Schalen. Man kann auch sagen, mit der Hauptquantenzahl definiert
man den Abstand zum Atomkern. Die Unterschiede in den Energielevels
sind nicht starr. Es kann z.B. durchaus vorkommen, dass ein Elektron
mit dem geringsten Energielevel einer Schale ein höheres Energielevel
hat, als das Elektron mit dem größten Energielevel der benachbarten
inneren Schale.
Es gilt die Regel, dass die inneren Schalen nicht vollständig besetzt sein
müssen, um äußere Schalen zu besetzen. Eine äußere Schale kann
jedoch nicht vollständig besetzt werden, wenn die benachbarte innere
Schale nicht bereits vollständig besetzt ist. Der Grund für das Verhalten
ist das natürliche Bestreben von Atomen, energetisch den geringsten
Zustand zu haben. Schalen, die nicht vollständig besetzt sind, nennt
man nicht gesättigte Schalen.
Die Schalen können nicht beliebig viele Elektronen aufnehmen. Die
maximale Elektronenanzahl und das Energieniveau (n) ist wie folgt
bestimmt:
• K-Schale: 2 Elektronen, Energieniveau 1
• L-Schale: 8 Elektronen, Energieniveau 2
• M-Schale: 18 Elektronen, Energieniveau 3
• N-Schale: 32 Elektronen, Energieniveau 4
• O-Schale: 50 Elektronen, Energieniveau 5
• P-Schale: 72 Elektronen, Energieniveau 6
• Q-Schale: 98 Elektronen, Energieniveau 7
Die maximale Besetzung einer Schale ergibt sich aus der Formel 2 · n².
Die
äußersten
Elektronen
werden
www.tesla-institute.com
Außenelektronen
oder
15
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Valenzelektronen genannt und bestimmen maßgeblich das chemische
Verhalten. Valenzelektronen haben das größte Energielevel und sind am
schwächsten
mit
dem
Kern
verbunden.
Sofern
sie
keine
Bindungselektronen sind, können sie sich vom Atomkern vollständig
lösen und stellen frei bewegliche Elektronen im Atomgitter dar. Die
Anzahl an freien Elektronen bestimmt darüber, ob und wie gut ein
Werkstoff den elektrischen Strom leitet. Das Atom, wovon das Elektron
gelöst wurde, wird dann zu einem Ion. Nach den "Borschen Postulaten"
dürfen Elektronen nicht strahlen, da sie ansonsten Energie verlieren und
die Bahn deshalb nicht halten können. Auch können Elektronen unter
Abstrahlung von einer äußeren in eine innere Schale springen.
www.tesla-institute.com
16
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Orbitalmodell
Das Atommodell, das am ehesten der Realität entspricht, ist das
Orbitalmodell. Das Bohrsche Atommodell kommt der Realität zwar sehr
nahe, enthält jedoch einige Mängel. Beispielsweise kann man bei
Quantenobjekten, zu denen auch Elektronen zählen, niemals den
Aufenthaltsort und gleichzeitig den Energiegehalt genau ermitteln.
Werner Heisenberg, ein bedeutender Physiker und Wissenschaftler im
20. Jahrhundert, erkannte dies und deshalb gab man für diese
Unbestimmtheitsrelation
den
Namen
"Heisenbergsche
Unschärferelation".
Der Grund hierfür ist, dass Quantenobjekte einerseits Teilchen- und
andererseits Welleneigenschaften (Impuls) haben. Ermittelt man den
Impuls, geht die Information über der Aufenthaltsort verloren bzw. ist
so ungenau, dass es unbrauchbar ist. Ermittelt man den Aufenthaltsort,
ist wiederum die Information über den Impuls unbrauchbar.
Das
Bohrsche
Atommodell
mit
festen
Schalenabständen
und
Energieniveaus entspricht nicht der Heisenbergschen Unschärferelation.
www.tesla-institute.com
17
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Deshalb wurde das Orbitalmodell entwickelt, das dem gerecht wird.
Demnach bestimmt man den Aufenthaltsort eines Elektrons zwar nicht
genau, jedoch mit einer 90-prozentigen Wahrscheinlichkeit. So erhält
man gleichzeitig Ergebnisse über das Energieniveau, die gut mit den
gemessenen Werten übereinstimmen. Ein Orbital ist ein Raum, in dem
vereinfacht
gesagt
ein
Elektron
sich
mit
einer
90-prozentigen
Wahrscheinlichkeit aufhält. Nachfolgend die Darstellung der Orbitale
vom 1. und 2. Energielevel.
Auch im Orbitalmodell gibt es 7 Energielevel. Die Zahl am Anfang des Orbitals gibt
den Energielevel an. Der Buchstabe nach der Zahl signalisiert, um was für eine
Form es sich dabei handelt. Der Buchstabe s stammt vom "sharp" und signalisiert,
dass es sich um eine Kugelform handelt. Beim 1s-Orbital handelt es sich somit um
eine Kugel des 1. Energielevels. Der Buchstabe p stammt von "principal" und
signalisiert hantelförmige Orbitale. Für weitere Formen stehen die Buchstaben d
(diffuse, Doppelhantel) und f (fundamental, Rosette). Nach dem Buchstaben kann
mit einem weiteren Buchstaben die Ausrichtung des Orbitals zur X-, Y- und Z-
www.tesla-institute.com
18
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Achse bestimmt werden. Beim 2px-Orbital handelt es ich somit um einen Raum
des 2. Energielevels, der hantelförmig und zur X-Achse ausgerichtet ist.
www.tesla-institute.com
19
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Elektrische Ladung
Materie besteht aus Atomen, die wiederum aus Protonen, Neutronen
und Elektronen bestehen. Protonen sind positive, Neutronen neutrale
und Elektronen negative Ladungen. Gemäß den Atommodellen besteht
der Atomkern aus Protonen und Neutronen, die den Großteil der Masse
(99,9%)
der
Materie
ausmachen.
Als
Atomhülle
fungieren
die
Elektronen, die um den Atomkern kreisen. Im Urzustand sind Atome
nach außen elektrisch neutral. Sie sind elektrisch nicht geladen, weil die
Anzahl der Elektronen und Protonen identisch ist.
Eine elektrische Ladung kann durch Ladungstrennung erzeugt werden.
Dabei sorgt man dafür, dass die Anzahl der Protonen und Neutronen
unterschiedlich sind. Werden Atome durch Ladungstrennung elektrisch
geladen, nennt man sie Ionen, weshalb man den Vorgang der
Ladungstrennung auch Ionisation nennt. Bei einem Protonenüberschuss
ist das Ion positiv geladen. Bei einem Elektronenüberschuss ist das Ion
negativ geladen.
www.tesla-institute.com
20
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Anziehung durch Ausgleichsstreben
elektrischer Ladungen
Elektrisch geladene Ione haben immer ein Ausgleichsstreben. Dabei
ziehen sich unterschiedliche Ladungen an, weil durch die Berührung
ungleicher Ladungen ein Ausgleich geschaffen werden kann. Berührt ein
negativ
geladenes
Ion
ein
positiv
geladenes
Ion,
gehen
die
überschüssigen Elektronen vom negativ geladenen Ion auf das positiv
geladene Ion über. So wird versucht, ein Ausgleich zu schaffen, so dass
beide Ionen wieder zu neutralen Atomen werden.
www.tesla-institute.com
21
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Abstoßung durch Ausgleichsstreben
Durch das Ausgleichsstreben sind die Ione bestrebt, kein gleich
geladenes Ion zu berühren. Denn, zwischen zwei gleich geladenen
Ionen
kann
kein
Ausgleich
stattfinden.
Haben
z.B.
zwei
Ionen
Elektronenmangel, brauchen beide Elektronen. Sie stoßen sich ab, weil
zwischen den Ionen kein Ausgleich stattfinden kann. Elektrische
Ladungen sowie das Ausgleichsstreben kann man mit einem Elektroskop
nachweisen.
www.tesla-institute.com
22
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Einheit Coulomb für Ladung und
Elementarladung
Um die elektrische Ladung messen und damit rechnen zu können,
wurde eine Einheit benötigt. Die Ladung wird in der Einheit Coulomb
(Abkürzung C, Formelzeichen Q) angegeben. Die Einheit Coulomb kann
man mit der elektrischen Stromstärke Ampere oder mit der Anzahl der
Elektronen angeben.
Bei der Angabe mit Ampere bedeutet das, dass mit 1 Coulomb die
Ladung definiert ist, die in 1 Sekunde mit 1 Ampere (bei konstantem
Strom) durch einen elektrischen Leiter fließt.
Bei der Angabe mit der Anzahl der Elektronen muss man zunächst
einmal wissen, wieviel Coulomb 1 Elektron ist. Die kleinste in der Natur
vorkommende Ladung ist für Protonen und Elektronen identisch und
beträgt ca. 1,602177 · 10-19 Coulomb. In Dezimal ausgedrückt sind das
0,0000000000000000001602177
Coulomb.
Diese
Ladung wird als
Elementarladung (Formelzeichen e) bezeichnet. Damit man zwischen
Elektronen und Protonen unterscheiden kann, setzt man als Konvention
für
die
Elementarladung
eines
Elektrons
ein
Minus
(negative
Elementarladung = -e) und für die eines Protons ein Plus (positive
Elementarladung = +e).
Teilt man eine negative Ladung von -1 Coulomb durch die negative
Elementarladung, -1 : - (1,602177 · 10 -19), erhält man als Ergebnis
6241507648655548044 oder ≈ 6,241 · 1018. In Worten ausgedrückt
kann man sagen, dass ein Körper eine negative Ladung von 1 C hat,
www.tesla-institute.com
23
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
wenn der Elektronenüberschuss ≈ 6,241 · 10 18 Elektronen beträgt. Ein
positiv geladener Körper mit der Ladung von 1 C hat dagegen einen
Überschuss an 6,241 · 10 18 Protonen oder anders ausgedrückt einen
Mangel an 6,241 · 1018 Elektronen.
Elementarladung ist eine Konstante und der Begriff stammt aus der
Zeit, in er man annahm, dass dies die kleinste in der Natur vorhandene
elektrische Ladung ist. Mittlerweile hat sich diese Annahme jedoch als
als falsch herausgestellt. Quarks hat beispelsweise nur 1/3 der Ladung
eines Elektrons.
Formeln für die elektrische Ladung
Da 1 Coulomb die Ladung ist, die mit 1 Ampere in 1 Sekunde durch
einen Leitungsquerschnitt fließt,
kann man folgende
Gleichungen
aufstellen. Die Formelzeichen bedeuten:
• Q = Ladung
• I = Ampere
• t = Zeit
Rechnet man dagegen mit der Anzahl der Elektronen und der
Elementarladung, erhält man folgende Gleichungen. Die Formelzeichen
sind:
• Q = Ladung
www.tesla-institute.com
24
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
• N = Anzahl der Elektronen oder Protonen
• e = Elementarladung ≈ 1,602 · 10-19 (verkürzte Form)
Beispiel:
Stromstärke (I): 0,8 Ampere
Zeit (t): 10 Minuten = 600 Sekunden
Gesucht: Elektrische Ladung Q
Berechnung: 0,8 · 600 = 480 Coulomb
Elektroskop und elektrische Ladung
nachzuweisen
Menschen können elektrische Ladungen nicht direkt sehen. Sie können
jedoch die Auswirkungen der Kräfte wahrnehmen, die von elektrischen
Ladungen ausgehen. Es gibt Geräte, mit denen die Auswirkungen durch
die Kräfte sichtbar werden, um elektrische Ladungen nachweisen zu
können. Ein solches Gerät ist das Elektroskop.
Der Grundaufbau eines Elektroskops ist wie folgt:
• Es besitzt einen Ständer.
• Über dem Ständer befindet sich ein Gehäuse. Es ist meistens aus
Metall, es kann aber auch aus einem anderen Material sein. Für
die Funktionsfähigkeit des Elektroskops spielt das keine Rolle.
www.tesla-institute.com
25
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Auch die Form des Gehäuses ist unerheblich. Meistens ist es
jedoch kugelförmig.
• Es hat einen festen Träger, aus leitendem Material, z.B. Metall.
• Zwischen dem Träger und dem Gehäuse befindet sich eine
Kunststoffisolation, damit das Gehäuse den Träger nicht berührt.
So wird verhindert, dass elektrische Ladungen des Gehäuses auf
den Träger übergehen.
• Am Träger ist ein beweglicher Zeiger befestigt, der ebenfalls aus
leitendem Material ist.
• Am oberen Ende befindet sich der Kopf des Trägers.
Funktionsweise des Elektroskops
Die Funktionsweise eines Elektroskops ist einfach und genial zugleich.
Der Zeiger ist so ausbalanciert, dass er im neutralen Zustand nach
unten zeigt. Das erreicht man dadurch, indem man den Zeiger nicht
exakt mittig befestigt, sondern so, dass das untere Ende etwas länger
ist als das obere Ende. Berührt man den Träger mit einem ungeladenen
Stab, passiert nichts. Der Zeiger zeigt nach wie vor nach unten. Berührt
man den Träger mit einem negativ geladenen Stab, schlägt der Zeiger
aus.
www.tesla-institute.com
26
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
www.tesla-institute.com
27
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Der Zeiger schlägt deshalb aus, weil die negativ geladenen Elektronen
vom Stab auf den Träger und Zeiger übergehen. Beide Elemente, Träger
und Zeiger, sind somit negativ geladen. Gleich geladene Körper stoßen
sich ab. Der Träger ist unbeweglich und kann sich daher nicht abstoßen.
Der Zeiger ist jedoch beweglich und schlägt aus. Berührt man den
geladenen Stab mit dem Träger und entfernt danach den geladenen
Stab, bleibt der Zeiger ausgeschlagen, weil die Elektronen auf den
Träger und Zeiger übergehen und verbleiben. Wird der geladene Stab
jedoch lediglich dem Trägerkopf genähert und berührt diesen nicht,
bewegt sich der Zeiger und geht wieder in den Ursprungszustand
zurück, wenn man den geladenen Stab wieder entfernt, weil die
Elektronen nicht auf den Träger und Zeiger übergehen können.
Verschiedene Arten von Elektroskopen
Diese Art von Elektroskopen werden auch Zeigerelektroskopen genannt.
Da der Ausschlag umso größer ist, je größer die Ladung ist, kann man
an so einem Zeigerelektroskop auch eine Skala anbringen und die
elektrische
Ladung
messen.
Es
gibt
noch
weitere
Arten
von
Elektroskopen, z.B. Folienelektroskope, die auch Blättchenelektroskope
genannt werden. Dabei wird der Zeiger durch eine Folie aus Gold,
Aluminium oder Kupfer ersetzt. Die Folienhälften berühren sich dabei
nicht und haben einen Mindestabstand, damit sie nicht aneinander
heften. Berührt man den Trägerkopf mit einem geladenem Stab,
spreizen sich die Folienhälften aus.
www.tesla-institute.com
28
TESLA INSTITUTE
Außer
den
Elektroskopen,
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
genannten
z.B.
existieren
noch
Flatterblattelektroskop,
weitere
verschiedene
Kapillarelektroskop,
Fadenelektroskop, Doppelzeiger-Elektroskop.
www.tesla-institute.com
29
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Ladungstrennung
Im Urzustand ist die Anzahl der Elektronen und Protonen in einer
Materie identisch und die Körper sind elektrisch neutral. Durch
Ladungstrennung kann man erreichen, dass die Körper elektrisch
geladen werden. Den Vorgang nennt man Ladungstrennung, weil die
Gesamtmenge
der Ladungen
(Elektronen
oder
Protonen)
niemals
verloren geht. Die Ladungen werden von den Körpern getrennt, so dass
sie
auf
einen
anderen
Körper
übergehen.
Ein
Körper
mit
Elektronenmangel ist elektrisch positiv geladen und ein Körper mit
Elektronenüberschuss negativ. Die Atome elektrisch geladener Körper
nennt man Ione, weshalb man den Vorgang der Ladungstrennung auch
Ionisation nennt.
In Feststoffen sind Protonen unbeweglich. Daher gehen bei Feststoffen
während der Ladungstrennung die Elektronen auf den anderen Körper
über und nicht die Protonen. In Flüssigkeiten und Gasen sind auch die
Protonen beweglich und können auf eine andere Materie übergehen.
www.tesla-institute.com
30
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Reibungselektrizität: Ladungstrennung durch
Reibung
Es gibt verschiedene Möglichkeiten zur Ladungstrennung. Eine einfache
Möglichkeit ist die Reibung zweier Körper. Nimmt man z.B. ein Stück
Bernstein und reibt es mit einem Fell, gehen die Elektronen vom Fell
zum Bernstein über. Hört man mit der Reibung auf und trennt das Fell
vom Bernstein, ist das Fell positiv geladen und der Berstein negativ.
Weil die Ladungstrennung aufgrund von Reibung erfolgt, wird es
Reibungselektrizität genannt.
Von welchem Körper die Ladungen übergehen und welcher Körper die
Ladungen erhält, ist abhängig von der Art der Materie. Es gibt viele
sogenannte elektrische bzw. kontaktelektrische Spannungsreihen, bei
der Materialien auf einer Skala von Plus bis Minus aufgelistet sind. Dabei
gilt die Regel, dass bei einer Reibung zwischen zwei Materien der näher
www.tesla-institute.com
31
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
am Plus stehende Stoff Elektronen abgibt und der näher am Minus
stehende Stoff Elektronen aufnimmt. Die Abbildung zeigt eine solche
elektrische Spannungsreihe mit einigen Stoffen. Würde man z.B. Wolle
und Hartgummi reiben, würden die Elektronen von der Wolle zum
Hartgummi übergehen.
Weitere Möglichkeiten der Ladungstrennung
Ladungstrennung wird nicht nur durch Reibung erzeugt. Beispiele:
• Induktion
• Chemische Vorgänge
• Wärme
• Licht
• Druck
www.tesla-institute.com
32
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Elektrische Spannung
Materien können durch Ladungstrennung elektrisch geladen werden.
Hat man mehr Elektronen als Protonen, wird der Körper negativ
geladen. Bei einem Elektronenmangel wird der Körper positiv geladen.
Zwischen einem positiv und negativ geladenem Körper gibt es eine
Differenz an Elektronen. Diese Differenz sorgt für Druck auf die freien
Elektronen
und
hierfür
wird
der
Begriff
elektrische
Spannung
verwendet. Ein anderer Begriff für Spannung ist Potenzialdifferenz. Zur
Angabe der Spannung sind immer zwei Punkte notwendig, da man sonst
keine Differenz angeben kann (bis auf Ausnahmen).
Für die Ladungstrennung wird immer Arbeit aufgewendet. Je mehr
Arbeit aufgewendet wurde, umso größer ist die Spannung und je höher
die Spannung ist, umso größer sind die Druckkräfte, die auf die freien
Elektronen wirken. Deshalb gibt es eine Definition die besagt, dass die
elektrische Spannung die Arbeit angibt, die für die Verschiebung der
Ladungen (Ladungstrennung) benötigt wurde.
Man kann die Spannung auch mit einem Wassertank vergleichen, an
dem ein Wasserhahn angebracht ist. Das Befüllen des Wassertanks wird
dabei mit der aufgewendeten Arbeit verglichen. Je mehr der Wassertank
mit Wasser gefüllt ist, umso druckvoller ist der Wasserstrahl, der aus
dem Wasserhahn rauskommt. Ähnlich ist es bei der elektrischen
Spannung. Den Druck aus dem Wasserhahn vergleicht man mit der
elektrischen Spannung.
Verbindet man einen negativ und positiv geladenen Körper, würde es
www.tesla-institute.com
33
TESLA INSTITUTE
einen
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Elektronenübergang
geben,
da
elektrische
Ladungen
ein
Ausgleichsstreben haben. Die aufgewendete Arbeit wird durch den
Ladungsausgleich wieder abgegeben. Umgangssprachlich sagt man
dazu, dass Strom fließt. Somit ist die elektrische Spannung eine
Voraussetzung, damit Strom fließen kann.
Einheit und Formelzeichen für die
Spannung
Damit man die Spannung messen und damit Berechnungen durchführen
kann, benötigte man eine Einheit. Die Einheit wurde nach dem Physiker
Alessandro Volta benannt und heißt Volt. Die Grundeinheit ist 1 Volt und
das steht für die Arbeit von 1 Joule pro Coulomb , wobei die Menge für
ein Coulomb 6,241 · 1018 Elementarteilchen (Proton, Elektron) ist.
Früher betrug in Deutschland die Spannung in den Haushalten
standardmäßig 220 V. Im Rahmen der europäischen Vereinheitlichung
wurde die Spannung auf 230 V geändert und die Geräte sind darauf
ausgelegt. In anderen Ländern kann die Spannung abweichend sein.
Innerhalb der Elektrotechnik arbeitet man mit sehr kleinen bis sehr
großen Spannungen. Deshalb erfolgt die Angabe der Spannung häufig in
folgender Form:
www.tesla-institute.com
34
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
• Microvolt (µV): Millionstel-Volt
• Millivolt (mV): Tausendstel-Volt
• Kilovolt (kV): 1 Tausend Volt
• Megavolt (MV): 1 Million Volt
Das Kurzzeichen für Volt ist V. Das Formelzeichen ist U und ist abgeleitet
vom lateinischen Wort urgere. Das bedeutet in etwa drängen oder
drücken. Die Angabe der Spannung erfolgt häufig mit dem Zusatz AC
(Alternating
Current)
oder
DC
(Direct
Current).
AC
steht
für
Wechselstrom und DC für Gleichstrom.
Flussrichtung des Stroms
Die Flussrichtung des elektrischen Stroms ist physikalisch von Minus zu
Plus. Zwischen physikalischer und technischer Stromrichtung gibt es
jedoch Unterschiede und man verwendet in Schaltbildern meistens die
technische Stromrichtung. Auf manchen Schaltbildern wird die Richtung
der Spannung, die von einer Spannungsquelle geliefert wird, mit U und
einem Pfeil angegeben. Die Spannung kann durch Reihenschaltung
(Hintereinanderschaltung) mehrerer Spannungsquellen, z.B. mehrere
Batterien, erhöht werden. Eine Parallelschaltung bewirkt keine Änderung
der Spannung. Deshalb sind die Stromkreise in den Haushalten so
gelegt, dass die Verbraucher parallel geschaltet werden.
So ist
gewährleistet, dass überall dieselbe Spannung herrscht. Außerdem
würde bei einer Reihenschaltung ein Defekt eines Verbrauchers alle
übrigen
Verbraucher
lahmlegen,
wie
z.B.
bei
hintereinander
geschalteten Leuchten einer Lichterkette für den Weihnachtsbaum.
www.tesla-institute.com
35
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Zum Messen elektrischer Spannungen benötigt man ein geeignetes
Messgerät, das Voltmeter genannt wird und häufig in einem Multimeter
integriert ist. Mit einem Multimeter kann man weitere elektrische
Größen wie Stromstärke, Widerstand etc. messen. Das Messgerät wird
parallel zur Spannungsquelle oder zum Verbraucher angeschlossen. Die
beiden
Leiter
der
Spannungsquelle
werden
an
das
Voltmeter
angeschlossen und die Spannung kann analog oder digital abgelesen
www.tesla-institute.com
36
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
werden. Das Messgerät selbst verbraucht natürlich auch elektrische
Energie. Die verbrauchte Energie ist jedoch so gering, dass es in der
Regel vernachlässigbar ist.
Formeln für elektrische Spannung
Da
Spannung
die
Arbeit
angibt,
die
für
die
Ladungstrennung
aufgewendet wurde, kann man es mit folgender Formel berechnen:
• U = Spannung in Volt
• W = Arbeit in Joule (alternativ Nm, Ws)
• Q = Anzahl der Ladungen in Coulomb (alternativ As)
Je höher die Spannung ist, umso stärker ist die Stromstärke des
fließenden Stroms, die sich ergibt, indem man Spannung durch den
Widerstand des angeschlossenen Geräts dividiert. Diese Formel ergibt
www.tesla-institute.com
37
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
sich aus dem Ohmschen Gesetz. Stellt man die Formel auf U um, erhält
man folgende Gleichung:
• U = Spannung in Volt
• I = Stromstärke in Ampere
• R = Widerstand in Ohm
1 Volt wird auch als Strom zwischen zwei Punkten bezeichnet, die die
Leistung von 1 Watt bei einer Stromstärke von 1 Ampere umsetzt.
Daraus kann man folgende Formel ableiten:
• U = Spannung in Volt
• P = Leistung in Watt
• I = Stromstärke in Ampere
Sollte nur die Leistung und der Widerstand bekannt sein, kann man
folgende Formel anwenden:
• U = Spannung
• P = Leistung
• R = Widerstand
www.tesla-institute.com
38
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Beispielberechnung:
Stromstärke (I): 4 Ampere
Widerstand (57,50) Ohm
Gesucht: Spannung U
Formel: U = I · R
Berechnung: 4 · 57,50 = 230 Volt
www.tesla-institute.com
39
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Gleichspannung
Damit Strom fließen kann, wird eine elektrische Spannung benötigt, die
durch Ladungstrennung erzeugt wird. Auf der einen Seite entsteht ein
Pluspol und auf der anderen Seite ein Minuspol. Verbindet man die
beiden Pole über einen elektrischen Leiter mit einem elektrischen Gerät,
fließen die Elektronen (physikalisch) über das Gerät vom Minuspol zum
Pluspol und treiben dadurch das Gerät an. In der Elektrotechnik wird
der Stromfluss zwischen zwischen Gleichstrom und Wechselstrom
unterschieden. Beim Gleichstrom fließen die Elektronen immer in die
gleiche
Richtung.
Spannungsquelle
Daher
immer
bleiben
gleich
Plusund
die
und
Minuspol
einer
Spannungsart
wird
Gleichspannung genannt.
Die elektrische Spannung muss dabei nicht konstant sein, sondern kann
auch pulsieren, weshalb hierfür der Begriff pulsierende Gleichspannung
verwendet wird. Es darf jedoch die Polarität nicht ändern, dass z.B. der
Minuspol zwischenzeitlich zum Pluspol wird und umgekehrt. Nachfolgend
sind
die
Spannungsverläufe
vom
"klassichen"
und
pulsierenden
Gleichstrom abgebildet.
www.tesla-institute.com
40
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Gleichstrom lässt sich mit Batterien, Solarmodulen, Brennstoffzellen
oder
Gleichstromgeneratoren
erzeugen.
Eine
pulsierende
Gleichspannung kann erzeugt werden, wenn man Wechselstrom mit
Gleichrichtern in Gleichspannung umwandelt. Diese Methode wird häufig
angewendet, wenn ein Gerät oder ein Bauteil Gleichstrom benötigt, als
Spannungsquelle
jedoch
Wechselspannung
zur
Verfügung
steht.
Umgekehrt kann Gleichstrom mit Wechselrichtern in Wechselstrom
umgewandelt werden.
Gleichstrom im Vergleich zu Wechselstrom
In den Anfangsjahren der Elektrotechnik stand die Menschheit vor der
grundsätzlichen
Frage,
ob
sie
Stromnetze
aus
Gleichstrom
oder
Wechselstrom aufbauen wollen. Auch wenn viele Geräte Gleichstrom
benötigen und bei diesen Geräten der Wechselstrom mit Gleichrichtern
aufwendig
umgewandelt
werden
muss,
hat
sich
die
Wechselstromtechnik durchgesetzt. Ein Hauptgrund hierfür ist, dass die
elektrische
Spannung
beim
Wechselstrom
www.tesla-institute.com
nahezu
verlustfrei
mit
41
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Transformatoren hoch- und runtertransformieren lässtl. So kann man
z.B. für große Strecken die elektrische Spannung hochtransfomieren,
den elektrischen Strom transportieren, am Zielort wieder auf die
gewünschte Spannung runtertransformieren und verteilen, z.B. an die
Haushalte.
Das Transformieren von Strom geht in den Haushalten weiter. Viele
Geräte benötigen eine niedrigere Spannung als die, die in den
Steckdosen bereitgestellt wird. Daher sind die Netzteile der Geräte
häufig mit einem kleinen Transformator (kurz Trafo) ausgestattet,
wodurch die elektrische Spannung auf das gewünschte Niveau reduziert
wird. Mit einem Transformator wird Wechselspannung auf einfache Art
und Weise hoch- oder runtertransformiert. Transformatoren können
jedoch nicht mit Gleichstrom betrieben werden und das ist einer der
Hauptgründe,
weshalb Wechselstrom
sich
gegenüber
Gleichstrom
durchgesetzt hat.
Denn, stromdurchflossene Leiter bauen ein Magnetfeld auf. Umgekehrt
www.tesla-institute.com
42
TESLA INSTITUTE
kann man
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
während
einer
Magnetfeldänderung
wieder
elektrische
Spannung erzeugen. Beim Gleichstrom gibt es diese Wechselwirkung
nicht. Ist ein Magnetfeld einmal aufgebaut, bleibt das Magnetfeld wie es
ist und ändert sich nicht. Da Transformatoren jedoch ein sich ständig
änderndes Magnetfeld benötigen, können sie mit Gleichstrom nicht
betrieben werden. Beim Wechselstrom ist dagegen diese Anforderung
gegeben.
Da immer mehr Wert auf Energieeffizienz gelegt wird, bekommt
Gleichstrom zunehmend eine verstärkte Beachtung. Insbesondere bei
der Übertragung über sehr große Distanzen bietet Gleichstrom Vorteile
gegenüber Wechselstrom bzw. Drehstrom, weil die Verluste hierbei
geringer sind. Daher wird bei Punkt-zu-Punkt Verbindungen vermehrt
auf
sogenannte
Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung
(HGÜ)
gesetzt. Dabei wird Drehstrom in Konverterstationen in Gleichstrom
umgewandelt,
umgewandelt.
übertragen
Eine
und
am
verlustarme
Zielort
wieder
Konvertierung
in
Drehstrom
ermöglichen
halbleitergestützte Umrichter.
In Gebäuden, in denen sehr viele Geräte betrieben werden, die
Gleichstrom benötigen, kann sich die direkte Stromversorgung mit
Gleichstrom ebenfalls lohnen. In Rechenzentren werden beispielsweise
viele
Server
betrieben,
die
mit
Gleichstrom
arbeiten.
In
der
Vergangenheit wurde der Strom bei allen Geräten mit Gleichrichtern auf
Gleichstrom umgestellt. Bei einer direkten Versorgung mit Gleichstrom
können viele Komponenten entfallen, da eine Umwandlung nicht mehr
notwendig ist. Somit entfallen auch Energieverluste, die bei jeder
Umwandlung auftreten und es muss weniger gekühlt werden.
www.tesla-institute.com
43
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Wechselspannung gleichrichten
Wenn als Spannungsquelle eine Wechselspannung zur Verfügung steht,
man jedoch eine Gleichspannung benötigt (z.B. wenn ein Bauteil nicht
mit
Wechselspannung
betrieben
werden
darf),
so
gibt
es
eine
Möglichkeit, die Wechselspannung in Gleichspannung umzuwandeln.
Dieser Vorgang wird auch Gleichrichten von Wechselspannung genannt.
Bei einer gewöhnlichen Wechselspannung verläuft die Spannungskurve
sinusförmig. Der Stromfluss ändert sich dabei ständig. Das Ziel bei der
Umwandlung von Wechselspannung in Gleichspannung ist, dass der
Strom nur in eine Richtung fließt. Hierfür bietet sich der Einsatz von
Dioden an. Denn, eine Diode kann in Durchlasspolung oder Sperrpolung
betrieben werden. In die eine Richtung lässt die Diode den Strom durch,
in die andere Richtung sperrt sie. Setzt man in einer elektrische
Schaltung eine Diode ein, würde der Strom nur noch in eine Richtung
durchgelassen werden und man hätte eine wichtige Voraussetzung für
einen Gleichstrom erfüllt.
www.tesla-institute.com
44
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Einweg-Gleichrichterschaltung
Setz man in eine elektrische Schaltung eine Diode, so wird diese
Schaltungsart
Einweg-Gleichrichterschaltung
Mittelpunktschaltung
genannt.
Die
Diode
sorgt
oder
dafür,
Einpulsdass
die
Flussrichtung des Stroms nur in eine Richtung geht, in dem der Strom
in die eine Richtung gesperrt und in die andere Richtung durchgeleitet
wird. Somit entfällt eine Halbwelle der Wechselspannung. Genau
genommen
hat
man
es
hierbei
nicht
mit
einer
klassischen
Gleichspannung zu tun, sondern mit einer Mischspannung aus Gleichund Wechselspannung, da der Strom zwar in eine Richtung fließt,
zeitlich jedoch nicht konstant ist. Man nennt das auch pulsierende
Gleichspannung.
www.tesla-institute.com
45
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Halbleiterdioden leiten den Strom nur ab einer bestimmten Spannung,
der sogenannten Schwellspannung, durch. Bei Siliziumdioden liegt die
Schwellspannung ca. bei 0,7 Volt. Diese Spannung fällt an den Dioden
ab. Daher ist der maximale Wert der Gleichspannung (U2 max) um die
Schwellspannung (UF) reduziert und somit geringer.
Brücken-Gleichrichterschaltung
Das Einweggleichrichten hat den Nachteil, dass die zweite Halbwelle
www.tesla-institute.com
46
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
quasi verloren geht. Wenn man auch die zweite Halbwelle nutzen
möchte,
kann
man
zusammenfassen.
mehrere
Hierbei
Dioden
benötigt
zu
man
einer
vier
Brückenschaltung
Dioden,
die
wie
nachfolgend abgebildet geschaltet werden.
Bei dieser Schaltung sind vier Dioden so angeordnet, dass der
elektrische Strom in beide Richtungen des Stromflusses durch zwei
Dioden
verläuft
und
die
Richtung
des
Stromflusses
durch
den
Lastwiderstand (RL) identisch bleibt. Somit wird jeweils eine positive
Halbwelle erzeugt. Dadurch, dass der Stromfluss durch zwei Dioden
erfolgt,
ist
die
Maximalspannung
(U2 max)
www.tesla-institute.com
um
die
doppelte
47
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Schwellspannung (UF) reduziert. Nachfolgend ist der Stromfluss in beide
Richtungen abgebildet.
Brückenschaltung mit Kondensator
Damit
man
die
Brückenschaltung
Wellen
einen
möglichst
glättet,
kann
Siebkondensator
man
in
einbauen.
die
Ein
Siebkondensator lädt sich auf, wenn die Spannungskurve nach oben
geht.
Dadurch
flacht
die
Spannungskurve
etwas
ab.
Wenn
die
Spannungskurve nach unten geht, entlädt sich der Kondensator und die
www.tesla-institute.com
48
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Spannungskurve sinkt nicht bis auf 0 ab. Auf dem nachfolgenden Bild
zeigt
die
rote
Spannungskurve
den
Verlauf
bei
einer
Brücken-
Gleichrichterschaltung ohne Kondensator und die blaue Spannungskurve
den Verlauf mit einem Kondensator.
Dadurch, dass die Spannungskurve in beide Richtungen abgeflacht wird,
erreicht
man
eine
Glättung.
Je
größer
die
Ladekapazität
des
Kondensators ist, umso besser ist die Glättungswirkung.
www.tesla-institute.com
49
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Unterschied zwischen technischer und
physikalischer Stromrichtung
Stoffe bestehen aus kleinsten Materien, die man Atome nennt. Ein Atom
besteht aus Neutronen und Protonen, die den Atomkern bilden. Um den
Atomkern kreisen die Elektronen. Bei Feststoffen sind die Atomkerne
fest. Das bedeutet, sie können sich nicht bewegen. Folglich ist die
Bewegung der Elektronen die Ursache für Ladungstrennung und somit
für die elektrische Spannung. Wenn man also davon spricht, dass
"Strom fließt", dann meint man im Grunde die Bewegung der
Elektronen, die sich vom Minuspol zum Pluspol bewegen. Die Richtung
des "Stromflusses", der eigentlich "Elektronenfluss" heißen sollte, nennt
man
physikalische
Stromrichtung,
da
die
Flussrichtung
der
physikalischen Realität entspricht.
www.tesla-institute.com
50
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Auf den meisten Schaltbildern verwendet man jedoch die technische
Stromrichtung, auch wenn das physikalisch falsch ist. Das bedeutet,
man geht davon aus, dass die Fließrichtung für den Strom so ist, dass
sich die Protonen vom Pluspol zum Minuspol bewegen. Der Grund
hierfür ist eine falsche Annahme in der Vergangenheit. Früher wusste
man noch nicht, dass der Stromfluss durch die Bewegung der
Elektronen erfolgt. Daher hatte man irrtümlicherweise angenommen,
dass die Flussrichtung vom Pluspol zum Minuspol ist und verwendete
diese Konvention auch in den Schaltbildern. Als man dann herausfand,
dass es eigentlich genau umgekehrt ist, wollte man den Elektrikern die
Umgewöhnung ersparen und behielt die alte Darstellungsweise des
Stromflusses. Somit kann man zusammenfassend sagen, dass der
Unterschied zwischen technischer und physikalischer Stromrichtung der
ist, dass bei der physikalischen Stromrichtung die Elektronen vom
Minuspol zum Pluspol gehen und bei der technischen Stromrichtung
vom Plus- zum Minuspol. Die unterschiedliche Betrachtungsweise sorgt
häufig für Verwirrung bei der Ermittlung der Lorentzkraft. Als Hilfsmittel
haben sich dabei 3-Finger-Regel bewährt, wobei man die linke Hand
nimmt, wenn man von der physikalischen Stromrichtung ausgeht und
die rechte Hand, wenn man von der technischen Stromrichtung
ausgeht.
www.tesla-institute.com
51
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Elektrische Stromstärke und Ampere
Die elektrische Aufladung von Materie erfolgt durch Ladungstrennung.
Dabei wird dafür gesorgt, dass Elektronen und Protonen voneinander
getrennt werden, so dass ein Pluspol (Protonenüberschuss) und
Minuspol (Elektronenüberschuss) entsteht. Durch das Ausgleichsstreben
ergibt die Ladungsdifferenz zwischen den zwei Polen eine elektrische
Spannung. Verbindet man ein negativ geladenes Pol und ein positiv
geladenes Pol, erfolgt ein Elektronenübergang und umgangssprachlich
wird dafür "Strom fließt" gesagt.
Die Menge der elektrischen Ladungen, die während des Stromflusses
bewegt werden, ist die elektrische Stromstärke. Sie gibt an, wieviele
elektrische Ladungen in einer bestimmten Zeit durch einen Körper bzw.
www.tesla-institute.com
52
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Leitung fließen. Dabei bewegen sich in Feststoffen lediglich die
Elektronen,
da
die
Atomkerne
mit
den
Protonen
fest
sind.
In
Flüssigstoffen können sich auch die Atomkerne und somit die Protonen
bewegen.
Vergleich des elektrischen Stroms mit
einem Wassertank
Die
prinzipielle
Funktionsweise
der
Ladungstrennung,
Spannungserzeugung und des Stromflusses kann man mit einem
Wassertank vergleichen, der mit Wasser befüllt wird und an dem unten
ein Wasserhahn angebracht ist.
Befüllen des Wassertanks:
• Das Befüllen des Wassertanks kann man mit der Ladungstrennung
vergleichen.
Denn,
beim
Befüllen
wird
Arbeit
aufgewendet,
genauso wie bei der Ladungstrennung.
Druck, mit dem das Wasser aus dem Hahn fließt:
• Je mehr Arbeit man aufwendet, umso höher ist der Wasserstand
und umso höher ist der Druck, mit dem das Wasser aus dem
Wasserhahn fließen würde.
• Den Druck beim Fließen kann man mit der elektrischen Spannung
vergleichen. Je mehr Arbeit für die Ladungstrennung investiert
wird, umso größer ist die elektrische Spannung.
Die Wassermenge, die pro Sekunde fließt
• Die Menge an Wasser, die in einer Zeit aus dem Wasserhahn
www.tesla-institute.com
53
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
rausströmt, kann man mit der Stromstärke vergleichen.
Die logische Folge aus dem Zusammenhang ist, dass je größer die
Spannung ist, umso größer ist die Stromstärke. Wie bei einem
Wassertank. Je höher der Druck ist, umso mehr Wasser kann z.B. in 1
Sekunde aus dem Wasserhahn strömen.
Einheit und Formelzeichen für die
Stromstärke
Wie bei anderen Größen benötigte man eine Einheit, damit man die
Stromstärke messen und rechnen kann. Die Stromstärke wird in der
Einheit Ampere angegeben, benannt nach dem französischen Physiker
und Mathematiker André-Marie Ampère. Als Kurzzeichen verwendet
man A, die Grundeinheit ist 1 Ampere und steht für das Fließen der
Ladungsmenge von 1 Coulomb in 1 Sekunde. 1 Coulomb wiederum sind
6,241 · 1018 elektrischer Ladungen. In normalen Haushalten kann man
aus den Steckdosen gewöhnlich bis zu 16 Ampere entnehmen. Die
meisten Geräte benötigen eine Stromstärke von weniger als 10 Ampere.
Bei mathematischen Berechnungen benutzt man für die Stromstärke
das
Formelzeichen
I
und
ist
abgeleitet
von
Intensität.
In
der
Elektrotechnik wird mit sehr kleinen bis sehr großen Stromstärken
gearbeitet. Daher wird die Stromstärke oft wie folgt angegeben:
• Microampere (µA): Millionstel-Ampere
• Milliampere (mA): Tausendstel-Ampere
www.tesla-institute.com
54
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
• Kiloampere (kV): 1 Tausend Ampere
• Megaampere (MV): 1 Million Ampere
Bewegungsrichtung des elektrischen
Stroms
Physikalisch gesehen ist die Bewegungsrichtung der Ladungsmenge von
Minus zu Plus. In Schaltbildern geht man jedoch häufig von der
technischen Stromrichtung (Plus zu Minus) aus. Der Unterschied
zwischen technischer und physikalischer Stromrichtung ist, dass die
physikalische
Stromrichtung
die
tatsächliche
und
die
technische
Stromrichtung eine "gedachte" Stromrichtung ist, weil man den Fluss
der elektrischen Ladungen früher nicht genau wusste und daher
fälschlicherweise annahm, dass die elektrischen Ladungen vom Pluszum Minuspol wandern. Wenn mehrere Verbraucher hintereinander
(Reihenschaltung) geschaltet werden, ist die Stromstärke bei allen
Verbrauchern
gleich.
Wenn
mehrere
Verbraucher
parallel
(Parallelschaltung) geschaltet werden, teilt sich die Stromstärke auf die
einzelnen Verbraucher auf und ist an diesen dementsprechend kleiner
als die Gesamtstromstärke. In Haushalten werden die Stromkreise so
gelegt, dass die Verbraucher parallel geschaltet werden. Dadurch ist
sichergestellt, dass alle Verbraucher dieselbe Spannung erhalten, die bei
einer Parallelschaltung bei allen Verbrauchern identisch bleibt.
www.tesla-institute.com
55
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Messen der Stromstärke
Die Stromstärke kann nicht wie bei der elektrischen Spannung parallel
zum Verbraucher oder zur Spannungsquelle gemessen werden, sondern
in Reihe. Hierfür muss man quasi die Stromleitung auftrennen und das
www.tesla-institute.com
56
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Messgerät so anschließen, dass der elektrische Strom durch das
Messgerät fließt. Deshalb kann man das Messgerät nicht direkt an die
Spannungsquelle anschließen. Denn, das würde einen Kurzschluss
ergeben. Als Messgerät verwendet man Amperemeter oder Multimeter,
in die ein Amperemeter integriert ist. Ein Multimeter ist ein Messgerät,
mit dem man viele elektrische Größen messen kann.
Formeln zum Berechnen der Stromstärke
Weil
die
Stromstärke
die
Ladungsmenge
ist,
die
in
einer
Zeit
transportiert wird, erhält man die Formel:
Wenn die Spannung größer wird, dann wird logischerweise auch die
Stromstärke größer. Abgebremst wird der Strom durch den Widerstand.
www.tesla-institute.com
57
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Daraus ergibt sich folgende Formel, die aus dem Ohmschen Gesetz
abgeleitet ist:
Da die elektrische Leistung das Produkt aus Stromstärke mal Spannung
ist, kann man folgende Formel ableiten:
Sind die Größen Leistung und Widerstand bekannt, kann man folgende
Formel anwenden:
Beispiel:
Spannung (U): 230 Volt
Widerstand (R): 57,50 Ohm
Gesucht: Stromstärke I
Formel: I = U : R
Berechnung: 230 : 57,50 = 4 Ampere
www.tesla-institute.com
58
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Elektrischer Widerstand
Materie besteht aus Atomen, die wie in einem Gitternetz angeordnet
sind und mit den angrenzenden Atomen das Material bilden. Solche
Anordnungen von Atomen nennt man daher Atomgitter. Ein Atom
besteht aus einem Atomkern mit (Protonen und Neutronen) und einer
Atomhülle mit Elektronen, die den Atomkern umkreisen.
An den äußeren Schalen befinden sich die Außenelektronen, die auch
Valenzelektronen genannt werden. Valenzelektronen können, müssen
jedoch nicht, Bindungselektronen sein. Ist ein Valenzelektron kein
www.tesla-institute.com
59
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Bindungselektron, so ist das ein freies Elektron und somit frei
beweglich. In Metallen sind alle Valenzelektronen freie Elektronen,
weshalb Metalle tendenziell gute elektrische Leiter sind, da sie viele
freie Elektronen haben, die für den Stromfluss benötigt werden. Diese
schwirren atmosphärengleich um die Atomrümpfe und bilden ein
sogenanntes Elektronengas.
Löst sich ein Valenzelektron vom Atom und ist frei, werden die Atome zu
Ionen bzw. Gitterionen. Sie werden auch Atomrümpfe genannt und
bestehen aus dem Atomkern und den restlichen Elektronen, die sich
näher am Atomkern befinden oder Bindungselektronen sind.
Wenn man Körper durch Ladungstrennung elektrisch auflädt, entsteht
elektrische Spannung. Verbindet man über einen elektrischen Leiter ein
Plus- mit dem Minuspol, sorgt die elektrische Spannung dafür, dass
Druck auf die freien Elektronen ausgeübt wird. Die Bewegung der freien
Elektronen, die vorher noch ungeordnet war, geht in eine gerichtete und
geordnete Bewegung Richtung Pluspol über. Im Sprachgebrauch fließt in
dem Moment Strom.
Der Weg der Elektronen ist jedoch nicht ungehindert. Während die
Elektronen sich bewegen, sind die Gitterionen ihnen im Weg und immer
wieder stoßen die Elektronen mit den Gitterionen, verlieren dabei
kinetische Energie und kommen durch die elektrische Spannung wieder
in Schwung. Die kinetische Energie der Elektronen geht nicht verloren,
sondern geht in die Gitterionen über. Dadurch kommen diese in
Schwingung und geben die erhaltene Energie in Form von Wärme ab.
Das macht sich in steigender Temperatur bemerkbar und der Körper
dehnt sich aus. Insgesamt werden die Elektronen in ihrer Bewegung
behindert und diese Behinderung wird elektrischer Widerstand genannt.
www.tesla-institute.com
60
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Einfluss des spezifischen Widerstands auf
die Leitfähigkeit
Vom elektrischen Widerstand hängt es unter anderem ab, ob der
elektrische
Strom
gut
(geringer
Widerstand),
schlecht
(hoher
Widerstand) oder gar nicht (sehr großer Widerstand) fließt. Mit
Ausnahme von Supraleitern, die nahezu widerstandsfrei sind, hat jede
Materie
einen
Widerstand
elektrischen
nicht
materialspezifische
bei
Widerstand,
allen
wobei
Werkstoffen
Leitfähigkeit
des
der
elektrische
identisch
elektrischen
ist.
Diese
Stroms
wird
spezifischer Widerstand genannt. Damit wird quasi angegeben, ob und
wie gut oder schlecht ein Werkstoff den elektrischen Strom leitet.
Je geringer der spezifischer Widerstand ist, umso besser ist die
elektrische
Leitfähigkeit
des
verwendeten
Werkstoffs.
Es
ist
ein
Kennwert der angibt, wieviel Widerstand ein Werkstoff mit einer Länge
von 1 m und einem Leitungsquerschnitt von 1 mm² bei einer
Temperatur von 20° Celsius dem elektrischen Strom entgegensetzt. Von
dieser Temperatur ausgehend, kann man z.B. den Widerstand eines
Leiters mit einer bestimmten Länge und Dicke berechnen. Ändert sich
die Temperatur, ändert sich auch der spezifische Widerstand. Bei
sinkenden Temperaturen ist es in der Regel sinkend und bei steigenden
Temperaturen
steigend.
Das
kommt
daher,
weil
bei
erhöhten
Temperaturen die Atome stärker schwingen und somit die fließenden
Elektronen öfter an die Gitterionen stoßen.
Je nachdem, ob die Werkstoffe den elektrischen Strom leiten oder nicht,
werden sie in Leiter und Nichtleiter unterschieden und entsprechend
www.tesla-institute.com
61
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
genutzt. Für beides hat man eine Verwendung. Elektrisch leitende
Werkstoffe nutzt man zur Übertragung des Stroms, nichtleitende
Werkstoffe nutzt man als Isolatoren. Es gibt auch Halbleiter, die je nach
Zustand Leiter oder Nichtleiter sind. Der Widerstand ist nicht nur ein
Ärgernis, den es zu umgehen gilt, sondern in vielen Fällen erwünscht.
Man nutzt es in technischen Produkten häufig, wie z.B. bei der
Glühlampe. Der gewendelte Glühdraht ist ein sehr dünner Draht und
meistens aus Wolfram, da es stabil ist und einen hohen spezifischen
Widerstand hat. Fließen die Elektronen durch den Wolframdraht, wird es
heiß und beginnt zu glühen, so dass Licht an die Umgebung abgegeben
wird.
Einfluss der Leitungslänge und des
Leitungsquerschnitts auf den Widerstand
Wenn sich die Elektronen durch die Leitung bewegen, dann werden sie
durch die Gitterionen behindert. Je länger die Leitung ist, umso mehr
Gitterionen müssen überwunden werden. Daraus kann man ableiten,
dass
der
elektrische
Widerstand
mit
zunehmender
Leitungslänge
ebenfalls zunimmt.
Ähnlich verhält es sich mit dem Leitungsquerschnitt, nur in umgekehrter
Proportionalität. Denn, je kleiner der Leitungsquerschnitt ist, umso
weniger Elektronen können in einer Zeit durch die Leitung fließen und
umso größer ist deshalb der elektrische Widerstand. Je größer der
Leitungsquerschnitt ist, umso mehr Elektronen können durch den Leiter
fließen und dementsprechend ist der Widerstand kleiner. Durch diese
www.tesla-institute.com
62
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
beiden Gesetzesmäßigkeiten und dem spezifischen Widerstand des
Werkstoffs kann man den Widerstand ermitteln.
Schaltzeichen für den elektrischen
Widerstand
Man kann elektrische Widerstände als Bauteile erhalten. Diese werden
häufig in elektrischen Schaltungen eingesetzt, um z.B. gezielt die
elektrische Spannung und somit auch die elektrische Stromstärke
herabzusetzen. Das Schaltzeichen für einen normalen Widerstand sieht
wie folgt aus.
Einheit, Formelzeichen und Formel für den
Widerstand
Die Einheit für den Widerstand ist Ohm und als Kurzzeichen verwendet
man den griechischen Buchstaben Omega (Ω). Das Formelzeichen ist R
und
stammt
Widerstand
vom
englischen
bedeutet.
Das
Wort
"Resistor",
Formelzeichen
für
was
den
auf
Deutsch
spezifischen
Widerstand ist ρ (griech. Rho) und wird in Ohm pro mm²/m angegeben.
Dadurch, dass der Widerstand materialabhängig ist, mit der Länge des
Leiters zunimmt und mit der Größe des Leitungsquerschnitts abnimmt,
www.tesla-institute.com
63
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
erhält man bei einer Temperatur von 20° Celsius folgende Gleichung:
Da in der Elektrotechnik mit unterschiedlichen bzw. von sehr kleinen bis
sehr großen Widerständen gearbeitet wird, werden sie häufig in
folgender Form angegeben:
• Microohm (µΩ): Millionstel-Ohm
• Milliohm (mΩ): Tausendstel-Ohm
• Kiloohm (kΩ): 1 Tausend Ohm
• Megaohm (MΩ): 1 Million Ohm
Messen des elektrischen Widerstands
Der Widerstand wird mit einem Ohmmeter oder einem Multimeter mit
integriertem Ohmmeter gemessen. Hierbei muss man einige Dinge
beachten. Beispielsweise kann man bei einer eingeschalteten Baugruppe
den Widerstand nicht direkt messen. Das heißt, das Bauteil darf nicht an
eine Spannungsquelle angeschlossen sein und dementsprechend muss
die Stromzufuhr zum Bauteil unterbrochen sein. Auch muss das Bauteil
ausgelötet bzw. bei abnehmbaren Bauteilen herausgenommen sein, weil
parallel liegende Bauteile und jede zusätzliche Leitung das Ergebnis
verfälschen. Indirekt kann der Widerstand gemessen werden, indem
man
mit
einem
Multimeter
die
elektrische
www.tesla-institute.com
Spannung
und
die
64
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Stromstärke gleichzeitig misst und mit der Formel nach dem Ohmschen
Gesetz den Widerstand berechnet.
Ohmsches Gesetz
Zusammenhang zwischen Spannung, Stromstärke und
Widerstand
Anfang
Physiker
des
und
19.
Jahrhunderts
Philosoph
Georg
experimentierte
Simon
Ohm
der
Mathematiker,
mit
verschiedenen
Werkstoffen. Unter anderem untersuchte er die Werkstoffe auf ihre
elektrische Leitfähigkeit und entdeckte dabei, dass nicht jeder Werkstoff
den elektrischen Strom gleich gut leitet, z.B. dass Kupfer den Strom
besser transportiert als Stahl. Ohm entdeckt auch, dass kurze und dicke
Leitungen mehr Strom transportieren als lange und dünne. Die Kraft,
die die Elektronen beim Stromfluss behindern, nannte er "Widerstand",
weshalb die Einheit dafür nach ihm benannt wurde.
Er fand jedoch mehr noch mehr heraus. Bis zu den Experimenten Ohms
war die gängige Meinung, dass Stromstärke und elektrische Spannung
www.tesla-institute.com
65
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
voneinander unabhängige Größen sind. Georg Simon Ohm erkennt aber
den mathematischen Zusammenhang, dass das Verhältnis zwischen der
elektrischen Stromstärke und der dazugehörigen elektrischen Spannung
konstant ist und die Konstante den elektrischen Widerstand bildet.
Dieser von Ohm beschriebener Zusammenhang ist eine sehr wichtige
Erkenntnis und gehört seitdem zu den Grundlagen der Elektrotechnik.
Ohm formulierte das nach ihm benannte Ohmsche Gesetz.
• Daraus geht hervor, dass die Spannung und die Stromstärke
proportional sind. Steigt der Widerstand, sinken proportional
Spannung und Stromstärke. Bei sinkendem Widerstand steigen
diese beiden Größen proportional.
• Wenn bei gleichem Widerstand die Spannung erhöht wird, dann
steigt automatisch auch die Stromstärke und umgekehrt.
• Wenn Spannung und Stromstärke proportional ansteigen oder
sinken, ändert das wiederum nichts am Widerstand (konstant).
Bei einem Spannungs/Stromstärkepaar von 200 Volt/10 Ampere
hat man den selben Widerstand wie bei 20 Volt/1 Ampere.
• Es kann auch vorkommen, dass die Spannung und der Widerstand
erhöht werden, z.B. durch Temperaturänderung des Leiters durch
den Stromfluss. In dem Fall gilt, dass die Zunahme der Spannung
nicht
zu
einem
proportionalen
sondern
unterproportionalen
Anstieg der Stromstärke führt, denn dafür steigt der Widerstand.
Von
der
anderen
Seite
betrachtet,
steigt
die
Spannung
überproportional, wenn die Stromstärke und der Widerstand
ansteigen.
Aus all den Folgerungen kann man folgende Formeln aus dem
Ohmschen Gesetz ableiten:
www.tesla-institute.com
66
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Die Formelzeichen und die dazugehörigen Einheiten sind:
• R = Widerstand mit der Einheit Ohm (Ω)
• I = Stromstärke mit der Einheit Ampere (A)
• U = Spannung mit der Einheit Volt (V)
Aus den Formeln kann man ableiten, dass 1 Ohm das Verhältnis
zwischen 1 Volt zu 1 Ampere darstellt (1 Ω = 1 V / 1 A).
Beispiel:
Spannung (U): 230 Volt
Stromstärke (I): 4 Ampere
Gesucht: Widerstand R
Formel: R = U : I
Berechnung: 230 : 4 = 57,50 Ω
Es ist wichtig zu erwähnen, dass das Ohmsche Gesetz nur bei
Widerständen gilt, bei den der Zusammenhang zwischen Spannung und
Strom linear ist. Solche Widerstände nennt man auch Ohmsche
Widerstände. An vielen Bauelementen kann der Widerstand nicht mit
dem Ohmschen Gesetz berechnet werden, da sie keinen linearen
Zusammenhang zwischen Spannung und Strom haben. Die Widerstände
haben häufig einen Wert, der unabhängig von Spannung und Strom ist.
Diese Werte können bei Berechnungen mit dem Ohmschen Gesetz als
Widerstandswert eingesetzt werden.
www.tesla-institute.com
67
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Formel mit Angabe der Leistung und der
Stromstärke
Ist die Stromstärke bekannt und die Spannung nicht oder ist die
Spannung bekannt und die Stromstärke nicht, kann man der Angabe
der
Leistung
folgende
Formeln
benutzen,
um
den
elektrischen
Widerstand zu berechnen:
Beispiel:
Stromstärke (I): 4 Ampere
Leistung (P): 920 Watt
Gesucht: Elektrischer Widerstand R
Berechnung: 920 : (4 · 4) = 57,50 Ω
Widerstände als Bauteile
In elektrischen Schaltungen benötigt man häufig Widerstände, um
gezielt die elektrische Spannung oder die elektrische Stromstärke zu
begrenzen. Hierfür sind Widerstände als Bauteile verfügbar. Diese
können z.B. als Vorwiderstand vor einem Verbraucher eingesetzt
werden.
Die
meisten
verwendeten
www.tesla-institute.com
Widerstände
sind
68
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Schichtwiderstände. Dabei wird eine Schicht eines schlecht leitenden
Materials auf ein nichtleitendes Material aufgetragen. Setzt man den
Widerstand in ein Stromkreis, bewirkt die aufgetragene Schicht, dass
der elektrische Strom zwar fließen kann, der Stromfluss aufgrund der
schlechten
nachdem,
Leitfähigkeit
welches
des
Material
Materials
jedoch
aufgetragen
wird,
gehemmt
wird.
unterscheidet
Je
man
zwischen Kohleschicht- und Metallschichtwiderständen. Daneben gibt es
noch
weitere
Widerstände
Metallfilmwiderstände,
wie
Metalloxidschichtwiderstände,
Drahtwiderstände
(Wickelwiderstände)
oder
Kohlemassewiderstände.
Das Schaltzeichen für einen normalen Widerstand sieht wie nachfolgend
abgebildet aus.
Optischer Unterschied zwischen
Kohleschicht- und
Metallschichtwiderständen
Ob
ein
Widerstand
ein
Kohleschichtwiderstand
oder
Metallschichtwiderstand ist, kann man daran erkennen, dass die
Metallschichtwiderstände meistens einen blauen oder grünen und die
Kohleschichtwiderstände einen ockerfarbenen (bräunlichen) Überzug
haben. Außerdem haben die Kohleschichtwiderstände meistens 4
www.tesla-institute.com
69
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Farbringe und Metallschichtwiderstände gewöhnlich 5 oder 6 Farbringe,
über die der Widerstandswert, die Toleranz und bei Vorhandensein des
6.
Ringes
der
Temperaturkoeffizient
ermittelt
werden.
Diese
Unterscheidungsmerkmale gelten leider nicht immer. Daher sollten beim
Kauf immer die Datenblätter der Hersteller beachtet werden oder die
Werte eines Widerstands sollte mit einem Ohmmeter gemessen werden.
Technische Unterschiede zwischen
Kohleschicht- und
Metallschichtwiderständen
Metallschichtwiderstände sind bei gleicher Größe belastbarer und haben
tendenziell
eine
geringere
Toleranz,
weshalb
sie
präziser
als
Kohleschichtwiderstände sind. Das Verhalten bei steigender Hitze sollte
ebenfalls nicht außer Acht gelassen werden. Der Widerstand von
Metallschichtwiderständen hängt nicht so stark von der Temperatur ab
und sie haben bei steigender Hitze einen eher höheren Widerstand.
Kohleschichtwiderstände neigen dagegen bei steigender Hitze dazu, den
Widerstand zu senken. Insbesondere beim Einsatz von Leuchtdioden
(LED's)
sollte
dieser
Umstand
berücksichtigt
werden.
Denn
ein
Absenken des Widerstands wie bei Kohleschichtwiderständen belastet
die Leuchtdioden. Kohleschichtwiderstände können außerdem verstärkt
rauschen, wobei das in den meisten Fällen als belanglos einzustufen ist.
Preisliche Unterschiede zwischen
Kohleschicht- und
Metallschichtwiderständen
www.tesla-institute.com
70
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Früher galt die Formel, dass Metallschichtwiderstände etwas teurer
waren als Kohleschichtwiderstände.
Das konnte insbesondere bei
großén Stückzahlen einen erheblichen Betrag ausmachen. Mittlerweile
sind die Preise jedoch nahezu ausgeglichen bzw. manchmal sind die
Kohleschichtwiderstände
günstiger
und
manchmal
sogar
die
Metallschichtwiderstände. Insbesondere um doppelte Lagerhaltung zu
vermeiden, wird häufig nur noch eine Variante verwendet. Wenn im
Schaltplan nicht explizit genannt wird, welcher Widerstand benötigt
wird, kann man unter Berücksichtigung der Toleranz in der Regel sowohl
auf das eine, als auch auf das andere zugreifen. Technisch gesehen ist
es meistens egal, welchen Widerstand man verwendet.
Formel für die Dimensionierung der
Widerstände
Damit man die Widerstände richtig dimensionieren kann, muss man
zunächst von der Betriebsspannung (U ges) die benötigte Spannung am
Verbraucher (UL) abziehen. Danach kann mit der Restspannung das
Ohmsche Gesetz (R = U/I) angewendet werden. Die folgende Formel
kann man verwenden, um zu ermitteln, welchen Wert der Widerstand
haben soll.
www.tesla-institute.com
71
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Beispiel:
Benötigte Spannung für Verbraucher: 3,4 Volt
Betriebsspannung: 12 Volt
Stromstärke: 20 mA = 0,02 A
Berechnung der Restspannung: 12 - 3,4 = 8,6 V
Berechnung für den Widerstand: 8,6 : 0,02 = 430 Ohm (Ω)
Verlustleistung der Widerstände
Die elektrische Spannung wird an den Widerständen reduziert. Die
elektrische Leistung geht dabei nicht verloren, sondern wird in Wärme
umgewandelt. Die in Wärme umgesetzte Leistung wird Verlustleistung
genannt.
Jeder
Widerstand
kann
eine
maximale
Verlustleistung
umsetzen. Gewöhnlich liegt die maximale Verlustleistung, je nach
Widerstand, in einem Bereich zwischen 0,1 Watt bis 1 Watt, wobei diese
Werte natürlich nicht für alle Widerstände gelten. Widerstände können
auch auf eine andere Verlustleistung ausgelegt sein.
Die maximale Verlustleistung sollte nicht ausgereizt werden, selbst
wenn die Widerstände das aushalten können. Die Widerstände können
nämlich bei Ausreizung der maximalen Verlustleistung ziemlich heiß
werden. Damit ein Widerstand nicht heiß wird, kann man es z.B. so
dimensionieren, dass die maximale Verlustleistung doppelt so hoch ist
wie die Mindestleistung, die vom Widerstand verlangt wird. Auf keinen
www.tesla-institute.com
72
TESLA INSTITUTE
Fall
sollte
die
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Verlustleistung
überschritten
werden.
Wird
sie
überschritten, wird der Widerstand zerstört (brennt durch) und erfüllt
seine Funktion nicht mehr. Einen durchgebrannten Widerstand kann
man an einem Brandfleck erkennen.
Die Mindestverlustleistung (PV) die vom Widerstand verlangt wird, kann
man durch Multiplikation der Restspannung (U R) mit der Stromstärke
(I) berechnen. Folgende Formel kann man dafür verwenden.
Beispiel:
Benötigte Spannung für Verbraucher: 3,4 Volt
Betriebsspannung: 12 Volt
Stromstärke: 20 mA = 0,02 A
Berechnung der Restspannung: 12 - 3,4 = 8,6 V
Berechnung der Verlustleistung für den Widerstand: 8,6 · 0,02 =
0,172 Watt
Ein Widerstand mit einer maximalen Leistung von 0,25 Watt würde hier
evtl. schon ausreichen, ohne zu heiß zu werden.
Farbcodes für die Widerstandswerte
www.tesla-institute.com
73
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Auf vielen Widerständen sind farbige Ringe aufgebracht. Diese sind
nützlich, wenn man z.B. ein Gerät reparieren und dabei einen
Widerstand austauschen muss. Denn, damit man einen Widerstand mit
identischen bzw. ähnlichen Werten einbaut, muss man wissen, welchen
Wert der defekte Widerstand hat.
Die Farbringe fungieren dabei als Farbcodes für die Widerstände. Sie
sind international nach IEC DIN 62 genormt. Damit kann man den
Widerstandswert, die Toleranz und evtl. den Temperaturkoeffizienten
ermitteln. Jede Farbe hat dabei, abhängig von der Position, eine
bestimmte Bedeutung. So können die Widerstände auch bei sehr
kleinen Baugrößen mit Werten gekennzeichnet werden.
Widerstandsreihen E3 bis E96
Die Werte der Widerstände sind nach einem bestimmten System
abgestuft. Diese Wertestaffel nennt man Widerstandsreihe oder in
Anlehnung an die Namen der Reihen E-Reihe. Es wurden die Reihen E3,
E6, E12, E24, E48, E96 und E192 definiert, wobei E3 praktisch nicht
verwendet wird. Die Zahl Zahl hinter dem E gibt an, wieviele Werte
innerhalb einer Dekade existieren. E6 bedeutet z.B. 6 Werte pro
Dekade. Eine Dekade geht z.B. von 0,1 bis 1 Ω, 1 bis 10 Ω, 10 bis 100
Ω
usw.
Zur
Berechnung
der
Werte
einer
www.tesla-institute.com
E-Reihe
wird
eine
74
TESLA INSTITUTE
Rechenmethode
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
mit
einer
Konstante
angewendet,
der
zunächst
ermittelt werden muss. Danach wird mit der Zahl 1,0 begonnen und mit
der Konstante multipliziert. So erhält man den nächsten Wert. Um den
übernächsten Wert zu ermitteln, muss der nächste Wert erneut mit der
Konstante multipliziert werden. Dieser Vorgang wird solange wiederholt,
bis man alle Werte einer E-Reihe ermittelt hat.
Widerstandswerte anhand der Farbringe
ermitteln
Als
die
Widerstände
noch
groß
genug
waren,
wurden
die
Widerstandswerte darauf abgedruckt. Da sie immer kleiner wurden, hat
sich international ein System mit Farbringen durchgesetzt, wodurch
man in der Lage ist, den Widerstandswert zu ermitteln. Auf die
Widerstände werden mehrere Farbringe aufgetragen und jeder Farbring
hat eine Bedeutung. Kohlechicht-Widerstände haben 4 Farbringe,
Metallschicht-Widerstände haben 5 oder 6 Farbringe. Die Farbringe
müssen dabei in der richtigen Reihenfolge gelesen werden, weshalb es
wichtig ist zu erkennen, welcher Farbring der 1. und welcher der letzte
ist. Der einfachste Weg dabei ist, den letzten Farbring zu ermitteln. Der
letzte Farbring ist entweder von den übrigen etwas abgesetzt oder der
Abstand zum Rand des Widerstandskörpers ist größer als der Abstand
vom 1. Farbring zum Rand.
Der letzte Farbring bei Kohleschicht-Widerständen (4 Farbringe):
www.tesla-institute.com
75
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Der letzte Farbring bei Metallschicht-Widerständen mit 5 Farbringen:
Der letzte Farbring bei Metallschicht-Widerständen mit 6 Farbringen:
Eine falsche Leserichtung ergibt häufig keinen Wert in der zugehörigen
E-Reihe. Beispielsweise ist die Farbe Gold oder Silber für den 1. Ring
nicht vorgesehen und ist somit nicht zulässig.
www.tesla-institute.com
76
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Entschlüsseln der Farbkodierung mit 4
Farbringen
Entschlüsseln
der
Farbkodierung
bei
Widerständen
mit
4
Farbringen
Die Farbringe sind bei Kohleschichtwiderständen (4 Farbringe) wie folgt
zu deuten:
• 1. Farbring: 1. Ziffer (Zehner).
• 2. Farbring: 2. Ziffer (Einer).3. Farbring: Multiplikator. Die Zahl,
die sich aus den ersten beiden Ziffern ergibt, wird multipliziert.
• 4. Farbring: Toleranz.
• Die Farben haben je nach Position folgende Bedeutung:
www.tesla-institute.com
77
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Beispiel für einen Widerstand mit 4 Farbringen
• 1. Ring ist rot: Ziffer 2
• 2. Ring ist violett: Ziffer 7
• 3. Ring ist schwarz: Multiplikator 1
Berechnung: 27 x 1 = 27 Ω
• 4. Ring ist goldfarben: Toleranz ± 5%
www.tesla-institute.com
78
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Entschlüsseln der Farbkodierung mit 5 oder 6
Farbringen
Entschlüsseln der Farbkodierung bei Widerständen mit 5 oder 6
Farbringen
Die Farbringe sind bei Metallschichtwiderständen (5 oder 6 Farbringe)
wie folgt zu deuten:
• 1. Farbring: 1. Ziffer (Hunderter).
• 2. Farbring: 2. Ziffer (Zehner).
• 3. Farbring: 3. Ziffer (Einer).
• 4. Farbring: Multiplikator.
• 5. Farbring: Toleranz.
• 6. Farbring: Temperaturkoeffizient. Der 6. Farbring ist nicht immer
vorhanden.
Die Farben haben je nach Position folgende Bedeutung:
www.tesla-institute.com
79
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Beispiel für einen Widerstand mit 6 Farbringen
• 1. Ring ist rot: Ziffer 2
• 2. Ring ist orange: Ziffer 3
• 3. Ring ist violett: Ziffer 7
• 4. Ring ist schwarz: Multiplikator 1
Berechnung: 237 x 1 = 237 Ω
• 5. Ring ist braun: Toleranz ± 1%
• 6. Ring ist gelb: Temperaturkoeffizient 25 x 10-6/K
www.tesla-institute.com
80
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Temperaturkoeffizient
Der Widerstandswert ist auf eine bestimmte Temperatur ausgelegt. Bei
einer Änderung der Temperatur kann sich auch der Widerstandswert
ändern. Bei empfindlichen Schaltungen kann es notwendig sein, dies zu
berücksichtigen. Die Angabe des Temperaturkoeffizenten erfolgt mit
dem 6. Farbring. Der Wert wird in ppm (parts per million) angegeben.
Das
bedeutet,
in
Millionstel
je
°Celsius.
Ist
der
6.
Farbring
beispielsweise braun, dann verändert der Widerstand um maximal 100
Millionstel pro °Celsius Temperaturänderung. Das wären maximal
0,01%.
Folgende
Formel
Widerstandsänderung
mit
kann
Hilfe
man
des
benutzen,
um
die
Temperaturkoeffizienten
auszurechnen.
Beispiel:
6. Farbring: Braun
Temperaturkoeffizient: 100ppm
Temperaturänderung: 30 °Celsius
Gesucht: Widerstandsänderung
Berechnung: 100 · 30 : 1000000 = 0,003 = 0,3%
www.tesla-institute.com
81
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Werte der Widerstandsreihen (E-Reihen)
berechnen
Mit der Normung der Widerstände wurde ein System geschaffen, in der
die Werte der Widerstände gestaffelt sind. Die Staffelung erfolgt nach
sogenannten Widerstandsreihen, in Anlehnung an die Namen der
Reihen auch E-Reihen genannt. Es gibt die Reihen E3, E6, E12, E24,
E48, E96 und E192. Die Reihe E3 wird praktisch nicht verwendet, da die
Staffelung zu gering ist. Mit der Zahl nach dem E wird angegeben,
wieviele Werte es innerhalb einer Dekade gibt. Bei der Reihe E12 gibt es
somit 12 Werte pro Dekade. Eine Dekade geht z.B. von 0,1 bis 1 Ω, 1
bis 10 Ω, 10 bis 100 Ω usw. Nachfolgend sind die Werte für die E-Reihen
E3, E6, E12 und E24 abgebildet. Bei E48, E96 und E192 sind die
Abstufungen noch feiner.
Mit den aufgelisteten Werten kann man die Widerstandswerte einer EReihe innerhalb einer Dekade ablesen. Beispielsweise können die
Widerstände in der Reihe E12 folgende Werte haben:
www.tesla-institute.com
82
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Innerhalb der Dekade 0,1 - 1Ω:
• 0,1Ω, 0,12Ω, 0,15Ω, 0,18Ω, 0,22Ω, 0,27Ω, 0,33Ω, 0,39Ω, 0,47Ω,
0,56Ω, 0,68Ω, 0,82Ω
Innerhalb der Dekade 1 - 10Ω:
• 1Ω, 1,2Ω, 1,5Ω, 1,8Ω, 2,2Ω, 2,7Ω, 3,3Ω, 3,9Ω, 4,7Ω, 5,6Ω, 6,8Ω,
8,2Ω
Innerhalb der Dekade 10 - 100Ω:
• 10Ω, 12Ω, 15Ω, 18Ω, 22Ω, 27Ω, 33Ω, 39Ω, 47Ω, 56Ω, 68Ω, 82Ω
Innerhalb der Dekade 100 - 1000Ω:
• 100Ω, 120Ω, 150Ω, 180Ω, 220Ω, 270Ω, 330Ω, 390Ω, 470Ω,
560Ω, 680Ω, 82Ω
Für die nächsthöheren Dekaden müssen die Werte jeweils mit 10
multipliziert werden.
Toleranzen in den Widerstandsreihen
Da die Widerstandsreihen jeden Wert abdecken sollen, ergeben sich
daraus
zwangsläufig
die
Toleranzen.
Wenn
man
z.B.
die
Widerstandsreihe E12 betrachtet und einen Widerstand mit 110Ω hat,
so kann man diesen als Widerstand mit 100Ω und 10% Toleranz
verkaufen. Man könnte es auch als Widerstand mit 120Ω und 10%
Toleranz
verkaufen.
In
beiden
Fällen
wäre
es
innerhalb
der
Toleranzgrenze. Keinesfalls könnte man es jedoch als 100Ω- oder 120Ω-
www.tesla-institute.com
83
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Widerstand mit 5% Toleranz verkaufen, denn der Wert 110Ω wäre in
beiden Fällen deutlich außerhalb der 5%-Toleranzgrenze. Eine E-Reihe
hängt
somit
zwangsläufig
mit
der
Toleranz
zusammen
und
die
Widerstandsreihe E12 ist folgerichtig eine E-Reihe mit 10% Toleranz.
Für die einzelnen E-Reihen ergeben sich daher folgende Toleranzen:
• E3: > ± 20%
• E6: ± 20%
• E12: ± 10%
• E24: ± 5%
• E48: ± 2%
• E96: ± 1%
• E192: ± 0,5%
Würde man wie in diesem Beispiel einen 110Ω-Widerstand mit 5%
Toleranz verkaufen wollen, müsste man es in die Widerstandsreihe E24
einordnen. In E24 gibt es den Wert 1,1 und innerhalb der Dekade 100 1000Ω wäre es mit 110Ω exakt passend. Man könnte es natürlich auch
als 110Ω-Widerstand in die Widerstansreihen E48, E96 oder E192
einordnen.
Da mit einer höheren E-Reihe auch eine feinere Sortierung verbunden
ist und die Sortierung in der Regel mit höheren Kosten verbunden ist,
sind Widerstände in den höheren E-Reihen tendenziell etwas teurer als
in den darunter liegenden E-Reihen.
Berechnung der Werte einer
Widerstandsreihe
Der 1. Wert jeder Widerstandsreihe ist 1,0. Um die übrigen Werte zu
ermitteln, benötigt man zuerst eine Konstante für die Widerstandsreihe.
Danach beginnt man mit dem Wert 1,0 und multipliziert es mit der
www.tesla-institute.com
84
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Konstante. Als Ergebnis erhält man den 2. Wert. Möchte man den 3.
Wert ermitteln, multipliziert man den 2. Wert erneut mit der Konstante.
Diesen Vorgang widerholt man für die übrigen Werte einer E-Reihe.
Nachfolgend ein Beispiel anhand der Widerstandsreihe E6.
1. Schritt: Konstante ermitteln
Die
erste
Aufgabe
besteht
darin,
die
Konstante
für
eine
Widerstandsreihe zu ermitteln. Die Formel für die Konstante ist
ausgesprochen die x-te Wurzel aus 10. Für die Berechnung der
Konstante der E6-Reihe würde das die 6. Wurzel aus 10 bedeuten.
Die Formel kann auch wie folgt umgestellt werden.
Ergebnis für die Konstante von E6: 1,4677. Für die übrigen E-Reihen
erhält man folgende Konstanten.
• E3 = 2,1544E12 = 1,2115
www.tesla-institute.com
85
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
• E24 = 1,1006
• E48 = 1,0491
• E96 = 1,0242
• E192 =1,0120
2. Schritt: Die Werte mit der Konstante ausrechnen
Nachdem man die Konstante für die Widerstandsreihe berechnet hat,
kann man damit beginnen, den 2. und darauf aufbauend die übrigen
Werte zu berechnen. Der 1. Wert muss nicht berechnet werden, der ist
nämlich bei allen E-Reihen immer 1,0. Für die Berechnung eines Werts
wird die Konstante mit dem vorherigen Wert multipliziert. Wenn man
also den 2. Wert berechnen möchte, muss man die Konstante mit dem
(vorherigen) 1. Wert multiplizieren.
• 2. Wert von E6: 1,4677 · 1,0 = 1,4677 (Konstante mit 1. Wert
multipliziert)
• 3. Wert von E6: 1,4677 · 1,4677 = 2,1541 (Konstante mit 2. Wert
multipliziert)
• 4. Wert von E6: 1,4677 · 2,1541 = 3,1615 (Konstante mit 3. Wert
multipliziert)
• 5. Wert von E6: 1,4677 · 3,1615 = 4,6401 (Konstante mit 4. Wert
multipliziert)
• 6. Wert von E6: 1,4677 · 4,6401 = 6,810 (Konstante mit 5. Wert
multipliziert)
Alternative Variante für die Berechnung der Werte
Da bei den Berechnungen im Grunde die Konstante potenziert wurde,
kann man für die Berechnung auch folgende Variante wählen:
www.tesla-institute.com
86
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
• 2. Wert von E6: 1,46771 = 1,4677
• 3. Wert von E6: 1,46772 = 2,1541
• 4. Wert von E6: 1,46773 = 3,1615
• 5. Wert von E6: 1,46774 = 4,6401
• 6. Wert von E6: 1,46775 = 6,810
Die Ergebnisse werden bis auf eine Nachkommastelle gerundet und in
die E-Reihe eingetragen.
www.tesla-institute.com
87
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Leiter und Nichtleiter
Elektrische Leitfähigkeit von Werkstoffen
In der Elektrotechnik werden verschiedene Werkstoffe verwendet, um
einerseits den elektrischen Strom durch Leitungen zu transportieren und
andererseits durch Isolierung des elektrischen Stroms die Umgebung
davor zu schützen. Materialien, die den elektrischen Strom leiten, nennt
man Leiter und nichtleitende Materialien werden Nichtleiter genannt.
Ein gutes Beispiel für die Kombination eines Leiters mit einem
Nichtleiter ist ein elektrisches Kabel. Es besteht innen aus einem
leitenden Material. In Standardkabel besteht der Leiter meistens aus
Kupfer, da es eine gute elektrische Leitfähigkeit hat und dazu noch
günstig ist. Man könnte als Leiter z.B. auch Gold benutzen. Das wäre
www.tesla-institute.com
88
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
jedoch sehr teuer und praktisch unbezahlbar. Die Hülle eines Kabels
besteht aus einem Nichtleiter, meistens aus Kunststoff. So wird die
Umgebung vor dem elektrisch leitendem Material geschützt.
Warum manche Materialien den elektrischen Strom gut leiten, manche
schlecht und manche gar nicht, wird bei einem Blick auf ein Atomgitter
ersichtlich. Zum Transport des elektrischen Stroms benötigt man freie
Elektronen. Das sind Valenzelektronen (Außenelektronen), die keine
Bindungselektronen sind und daher mit dem Atomkern nicht fest
verbunden sind. In Metallen sind alle Valenzelektronen freie Elektronen.
Liegt keine elektrische Spannung an, bewegen sich die freien Elektronen
ungeordnet im Atomgitter. Sobald Spannung anliegt, bewegen sie sich
geordnet und gerichtet, wobei die Richtung zum Pluspol führt. Daraus
wird ersichtlich, dass die elektrische Leitfähigkeit von der Anzahl der
freien Elektronen sowie deren Beweglichkeit im Atomgitter abhängt.
Gute Leiter haben viele freie Elektronen und deren Bewegungsspielraum
im Atomgitter ist groß. Schlechte Leiter haben weniger freie Elektronen
und der Bewegungsspielraum ist eingeschränkt. Nichtleiter haben kaum
oder
keine
freie
Elektronen
und
haben
kaum
oder
kein
Bewegungsspielraum im Atomgitter.
www.tesla-institute.com
89
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
www.tesla-institute.com
90
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Elektrische Leitfähigkeit und elektrischer
Widerstand
Die Anzahl der freien Elektronen und deren Beweglichkeit in einem
Werkstoff bestimmt, wie gut oder schlecht die elektrische Leitfähigkeit
des Werkstoffs ist. Diese Eigenschaft ist abhängig vom verwendeten
Werkstoff und deshalb wird die werkstoffabhängige Leitfähigkeit auch
spezifische
Leitfähigkeit
Leitfähigkeit
ist
der
genannt.
spezifische
Der
Kehrwert
Widerstand.
zur
Hierbei
spezifischen
wird
nicht
betrachtet, wie gut ein Werkstoff den Strom leitet, sondern das
Gegenteil. Nämlich, welchen Widerstand ein Werkstoff dem elektrischen
Strom entgegensetzt. Wenn man also von einem Werkstoff spricht, der
eine gute spezifische Leitfähigkeit hat, dann bedeutet das einen
geringen spezifischen Widerstand. Bei Werkstoffen mit schlechter
spezifischer Leitfähigkeit ist der spezifischer Widerstand dagegen hoch.
Nichtleiter haben kaum spezifische Leitfähigkeit und somit einen sehr
hohen spezifischen Widerstand.
Temperaturabhängigkeit der spezifischen
Leitfähigkeit bzw. des spezifischen
Widerstands
Die spezifische Leitfähigkeit bzw. der spezifische Widerstand ist nicht
nur
materialabhängig,
sondern
auch
temperaturabhängig.
Das
bedeutet, wenn die Temperatur steigt, dann steigt üblicherweise auch
der spezifische Widerstand bzw. die elektrische Leitfähigkeit sinkt. Die
www.tesla-institute.com
91
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Angaben zu diesen beiden Größen beziehen sich üblicherweise auf eine
Temperatur von 20° Celsius.
Einheit und Formelzeichen
• Spezifische Leitfähigkeit: Formelzeichen κ (griech. Kappa), Einheit
m/Ω · mm² oder S/m (Siemens/Meter)
• Spezifischer Widerstand: Formelzeichen ρ (griech. Rho), Einheit Ω
· mm²/m
• Elektrischer Widerstand: Formelzeichen R, Einheit Ω (Ohm, griech.
Omega)
• Leitungslänge: Formelzeichen l, Einheit m (Meter)
• Fläche des Leitungsquerschnitts: Formelzeichen A, Einheit mm²
(Quadratmillimeter)
In manchen Fällen wird für die spezifische Leitfähigkeit auch das
Formelzeichen γ (griech.
Gamma) verwendet,
da es
hier keine
einheitliche Konvention gibt.
Formel für spezifischen Widerstand bzw. für
spezifische Leitfähigkeit
Da der spezifische Widerstand und die spezifische Leitfähigkeit im
Kehrwert zueinander stehen, gelten für sie die nachfolgenden Formeln.
Somit kann man mit beiden Größen den elektrischen Widerstand
berechnen.
www.tesla-institute.com
92
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Beispiel:
Spezifischer Widerstand Kupfer (ρ): 0,0178 Ωmm²/m
Spezifische Leitfähigkeit Kupfer (κ): 56 m/Ωmm²
Leitungslänge (l): 3 m
Leitungsquerschnitt (A): 1,76 mm²
Gesucht: Widerstand R
Berechnung mit dem spezifischen Widerstand: 0,0178 · (3 :
1,76) = 0,03 Ω
Berechnung mit der spezifischen Leitfähigkeit: 3 : (56 · 1,76) =
0,03 Ω
Halbleiter
Neben Leitern und Nichtleitern gibt es auch sogenannte Halbleiter. Das
sind Werkstoffe, die bei geringen Temperaturen keine oder fast keine
freien Elektronen besitzen und somit den elektrischen Strom nicht
leiten. Halbleiter besitzen jedoch die Eigenschaft, unter Licht oder
Wärme Elektronen freizugeben und somit aus einem nichtleitenden
Zustand in einen leitenden Zustand überzugehen. Durch Dotierung kann
der Effekt verstärkt werden. Das kann z.B. bei der Stromerzeugung mit
Sonnenenergie
genutzt
werden,
indem
die
Halbleiter
durch
Sonneneinstrahlung freie Elektronen abgeben.
www.tesla-institute.com
93
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Elektrische Leistung
Elektrische Geräte werden umgangssprachlich Verbraucher genannt,
wobei der Begriff nicht exakt zutreffend ist. Denn, jedes elektrische
Gerät benötigt zwar elektrische Energie, diese gehen in den Geräten
jedoch nicht verloren, sondern werden in eine andere Energieform
umgewandelt, z.B. in Form von Wärme (Wasserkocher), Bewegung
(Motoren), Akustik (Lautsprecher) etc. Bei der Umwandlung der
elektrischen Energie wird elektrische Arbeit verrichtet, da hierfür
elektrische Ladungen durch die Leiter bewegt werden. Hierbei gibt es
deutliche Unterschiede. Beispielsweise kann eine Glühlampe heller
leuchten als andere. Ein Motor kann eine Last in derselben Zeit höher
heben als andere Motoren. Demzufolge verrichten manche Geräte in
einer Zeit mehr Arbeit als andere.
Wie viel Arbeit ein Gerät in einer Zeiteinheit verrichtet, wird in
elektrischer Leistung angegeben und man kann die Leistungsangaben in
der Regel mit den Betriebsbedingungen auf den Typenschildern der
Geräte ablesen. Bei der Berechnung der elektrischen Leistung wird
www.tesla-institute.com
94
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
zwischen Gleichstrom und Wechselstrom/Drehstrom unterschieden.
Denn, bei induktiven und kapazitiven Widerständen sind Strom und
Spannung beim Wechselstrom oder Drehstrom nicht phasengleich und
bei
der
Berechnung
muss
die
Phasenverschiebung
berücksichtigt
werden. Bei induktiven Widerständen wird die maximale Stromstärke
später erreicht, nachdem bereits die Spannung ihr Maximum erreicht
hat. Der Strom läuft der Spannung nach. Bei kapazitiven Widerständen
ist es umgekehrt und die maximale Spannung wird später erreicht,
nachdem die Stromstärke ihr Maximum erreicht hat. Hier läuft die
Spannung der Stromstärke nach. Beim Wechselstrom wird daher
zwischen Blindleistung und Wirkleistung unterschieden, wobei beides die
Scheinleistung ergibt.
Einheit und Formelzeichen
Das Formelzeichen für die elektrische Leistung ist P und wird von
"Power" abgeleitet. Die Grundeinheit ist Watt (Kurzzeichen W). Da in
der
Elektrotechnik
mit
sehr
kleinen
bis
sehr
hohen
Leistungen
gearbeitet wird, erfolgt die Angabe häufig in folgender Form:
• Microwatt (µW): Millionstel-Watt
• Milliwatt (mW): Tausendstel-Watt
• Kilowatt (kW): 1 Tausend Watt
• Megawatt (MW): 1 Million Watt
• Gigawatt (GW): 1 Milliarde Watt
Mit 1 Watt Leistung kann man eine mechanische Arbeit von 1 Joule in 1
Sekunde (1 J/s) verrichten oder bei einer Spannung von 1 Volt einen
www.tesla-institute.com
95
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
elektrischen Strom von 1 Ampere (1 VA) fließen lassen. Betrachtet man
die elektrische Leistung zur Erwärmung von Wasser, so kann mit der
Leistung von 1 Watt in 1 Minute 1 Gramm Wasser um ungefähr 14,3 K
erwärmt werden.
Einheit Kilowattstunde für die elektrische
Arbeit
Die von den Energieversorgern bereitgestellte Energie, mit der Arbeit
verrichtet wird, wird in der Regel in Kilowattstunde, Kurzform kWh,
angegeben und mit der Stromrechnung abgerechnet. Beispielsweise
beträgt bei einer Glühbirne mit 10 Watt die in Anspruch genommene
Energie bei 1 Stunde Betriebsdauer 10 Wattstunden. Das entspricht
0,01 kWh. Bei einer Betriebsdauer von 100 Stunden würde man 1000
Wattstunden (1 kWh) in Anspruch nehmen. Kostet 1 kWh beim
Energieversorger 20 Cent, dann betragen die Kosten bei 1 Stunde
Betriebsdauer 0,2 Cent, bei 50 Stunden 10 Cent und bei 100 Stunden
20 Cent. Private Haushalte benötigen im Durchschnitt ca. 4.000 kWh
pro Jahr. Das entspricht ca. 330 kWh pro Monat bzw. 11 kWh pro Tag.
Berechnung der elektrischen Leistung bei
Gleichstrom
Die Berechnung der elektrischen Leistung erfolgt bei Gleichstrom
unterschiedlich
zu
Wechsel-
und
Drehstrom,
da
es
hier
keine
Phasenverschiebung gibt. Je nachdem, welche elektrischen Größen
gegeben sind, kann man verschiedene Formeln benutzen. Da die
www.tesla-institute.com
96
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
elektrische Leistung die Arbeit angibt, die in einer Zeiteinheit verrichtet
wird, ist die Grundformel wie folgt:
• Elektrische Leistung: Formelzeichen P
• Elektrische Arbeit: Formelzeichen W (nicht verwechseln mit der
Einheit W)
• Zeit: Formelzeichen t
Eine andere Formel ergibt sich daraus, dass die elektrische Arbeit mit
der elektrischen Stromstärke, der elektrischen Spannung und der Zeit
berechnet werden kann. Die Formel lautet dabei W = U · I · t. Anstelle
von W kann man daher U · I · t einsetzen. Die beiden Formelzeichen für
die Zeit (t) über und unter dem Bruchstrich heben sich gegenseitig auf
und man erhält folgende Formel:
• Elektrische Leistung: P
• Elektrische Spannung: U
• Elektrische Stromstärke: I
• Zeit: t
www.tesla-institute.com
97
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Aus der Formel ist ersichtlich, dass die elektrische Leistung größer ist, je
größer die elektrische Spannung oder die Stromstärke ist. Wenn man
z.B. einen Versuch mit einer Glühbirne durchführt, dann stellt man fest,
dass die Glühbirne stärker leuchtet, wenn die elektrische Spannung
oder die elektrische Stromstärke erhöht wird. Die Formel P = U · I kann
wiederum geändert werden, indem man U/R anstelle von I einsetzt, da I
= U/R ist. Man erhält dadurch folgende Formel:
• Elektrische Leistung: P
• Elektrische Spannung: U
• Elektrische Stromstärke: I
• Elektrischer Widerstand: R
Man könnte auch die Formel P = U · I soweit ändern, dass man I · R
anstelle von U einsetzt, da U = I · R ist. So kann man die elektrische
Leistung bei Gleichstrom berechnen, wenn nur der Widerstand und die
Stromstärke bekannt sind. Die Formel lautet:
www.tesla-institute.com
98
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Elektrische Leistung messen
Die elektrische Leistung kann entweder indirekt oder direkt gemessen
werden. Bei der indirekten Messung werden Stromstärke und Spannung
gemessen und gemäß der Formel P = U · I ausgerechnet. Eine
eventuelle Phasenverschiebung wird bei der indirekten Messmethode
nicht
berücksichtigt.
Scheinleistung,
die
Daher
bei
rein
entspricht
ohmschen
der
gemessene
Widerständen
Wert
der
gleich
die
Wirkleistung ist.
Die elektrische Leistung kann auch direkt mit einem Wattmeter
gemessen werden. Diese enthalten eine Spannungspule, um die
Spannung zu messen und eine Stromspule, um die Stromstärke zu
www.tesla-institute.com
99
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
messen. Phasenverschiebungen werden dabei berücksichtigt und der
ermittelte Wert entspricht der Wirkleistung.
Wirkungsgrad
Die Leistung, die den Verbrauchern zugeführt wird, entspricht in der
Regel nicht zu 100% der Leistung, die von den Verbrauchern abgegeben
wird. Durch Reibung und sonstige, unerwünschte Nebenwirkungen wird
es verringert. Das Verhältnis zwischen abgegebener und zugeführter
Leistung
wird
Wirkungsgrad
genannt.
Wenn
beispielsweise
die
zugeführte Leistung 1000 Watt beträgt und die abgegebene Leistung
500 Watt ist, dann ist der Wirkungsgrad genau 0,5.
www.tesla-institute.com
100
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Elektrische Leistung beim
Wechselstrom
Bei der Berechnung der elektrischen Leistung wird zwischen Gleichstrom
und Wechselstrom unterschieden. Der Grund hierfür ist, dass die
elektrische Spannung und die Stromstärke bei Gleichstrom phasengleich
verlaufen. Der elektrische Strom fließt nur in eine Richtung. Die
Stromstärke und die elektrische Spannung bleiben gleich. Daher kann
die elektrische Leistung beim Gleichstrom einfach mit der Formel
P=U·I
berechnet werden. Beim Wechselstrom, wozu auch der Drehstrom zählt,
sind
elektrische
Spannung
und
Stromstärke
zwar
ebenfalls
phasengleich, jedoch nur bei ohmschen Widerständen. Für die
momentane elektrische Leistung verwendet man dieselbe Formel, wobei
die Formelzeichen in Kleinbuchstaben geschrieben werden. Außerdem
wird hinter den Formelzeichen in Klammern ein (t) für die Zeit
angehängt, um die zeitliche Abhängigkeit der Werte zu verdeutlichen,
da diese aufgrund der ständig ändernden Werte unterschiedlich sind
und von der Zeit abhängen. Die Formel für die momentane elektrische
Leistung beim Wechselstrom ist bei ohmschen Widerständen p(t) =
u(t) · i(t). Die Leistung ist bei ohmschen Widerständen sowohl beim
Gleichstrom, als auch beim Wechselstrom nicht negativ, selbst wenn
beim Wechselstrom die Strom- und Spannungskurven sich im negativen
Bereich befinden, da bei der Multiplikation negativer Werte das Ergebnis
www.tesla-institute.com
101
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
positiv ist (Minus x Minus ergibt Plus).
Sinusförmige Verlauf des Wechselstroms
Beim Wechselstrom ändert sich der Wert und die Richtung für die
elektrische Spannung periodisch mit der Zeit, wobei der Mittelwert einer
Periode Null ist. Dasselbe gilt für die Stromstärke. Je nach Verlauf der
Spannungssägezahn-,
und
Stromlinie
dreieck-,
unterschieden.
In
der
wird
dabei
rechteck-
und
Elektrotechnik
unter
anderem
zwischen
sinusförmigem
Verlauf
kommt
hauptsächlich
der
sinusförmige Verlauf des Wechselstroms zur Anwendung und das
www.tesla-institute.com
102
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
entspricht dem Sinus in einem Einheitskreis.
Berechnung der Augenblickswerte für
Stromstärke und Spannung mit dem
Drehwinkel
Wenn
man
Scheitelwert
beim
û
sinusförmigem
Verlauf
(Maximalspannung,
des
Wechselstroms
Amplitude)
als
Zeiger
den
im
Einheitskreis darstellt, dann stellt die Gegenkathete (Sinus) den
Augenblickswert für die elektrische Spannung dar. Ist der Drehwinkel α
und der Scheitelwert û bekannt, so kann die momentane Spannung mit
den Winkelfunktionen berechnet werden. Nachfolgend ist die Formel für
den Augenblickswert u(t) der elektrischen Spannung sowie analog dazu
für
die
momentane
Stromstärke
i(t)
abgebildet,
wobei
î
das
Formelzeichen für die maximale Stromstärke ist:
www.tesla-institute.com
103
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Mit beiden Werten kann die momentane elektrische Leistung p(t) mit
der Formel p(t) = u(t) · i(t) berechnet werden.
Berechnung der Augenblickswerte mit der
Kreisfrequenz und Zeit
Nicht immer sind die Aufgabenstellungen so einfach, dass man lediglich
anhand der Winkelfunktion die Augenblickswerte berechnen kann.
Häufig ist nur die Frequenz (f) und die Zeit (t) angegeben, um die
Spannung bzw. die Stromstärke zu ermitteln. Die Frequenz gibt an, wie
häufig der Strom pro Sekunde hin und her schwingt (Anzahl der
Perioden pro Sekunde), wobei jede Schwingung (Periode) einer 360°Drehung im Einheitskreis entspricht. Die Einheit für die Frequenz ist
Hertz (Hz) und bei normalen Wechselspannungen in Haushalten liegt
die Frequenz bei 50 Hz.
Eine 360°-Drehung im Einheitskreis entspricht im Bogenmaß 2π und
das wiederum entspricht einer Kreisbogenlänge im Einheitskreis. Das ist
die abgekürzte Form von 2 · π · r, da r im Einheitskreis 1 ist und somit
entfallen kann. Wenn man den Wert für die Frequenz hat, dann weiß
man im Grunde, wie vielen Umdrehungen das im Einheitskreis pro
Sekunde entspricht und das wird Kreisfrequenz (Formelzeichen ω)
genannt. Somit kann die Kreisfrequenz mit der Formel ω = 2 · π · f
ermittelt werden. Die Maßeinheit für die Kreisfrequenz ist 1/s oder s-1.
Die Kreisfrequenz bei normalen Wechselspannungen mit 50 Hz beträgt
www.tesla-institute.com
104
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
aufgerundet 2 · π · 50 = 314,16 s-1.
Jedem Winkel kann eine eindeutige Kreisfrequenz zugeordnet werden.
Denn, die Kreisfrequenz wächst proportional mit dem Winkel und der
Winkel beginnt nach jeder vollen Umdrehung (2 · π) neu bei 0°. Bei
einer Frequenz von 2 beträgt beispielsweise der Winkel nach 1 Sekunde
360° und die Kreisfrequenz beträgt 2 · π · 2 = 12,566 s -1 (2 volle
Umdrehungen). Bei einer Frequenz von 4 beträgt der Winkel nach 1
Sekunde ebenfalls 360° und die Kreisfrequenz liegt bei 2 · π · 4 =
25,132 s-1 (4 volle Umdrehungen). Somit braucht man nur noch die
Kreisfrequenz (ω) mit der Zeitdauer (t) zu multiplizieren, um den Winkel
und daraus wiederum die augenblickliche Spannung bzw. Stromstärke
zu ermitteln. Folgende Formeln können aus den Zusammenhängen
abgeleitet werden:
So erhält man die Augenblickswerte u(t) und i(t) und kann die Formel
p(t) = u(t) · i(t) anwenden.
Augenblickswerte bei Phasenverschiebung
Es kann sein, dass die elektrische Spannung und die Stromstärke nicht
phasengleich verlaufen, sondern phasenverschoben. Beispielsweise läuft
www.tesla-institute.com
105
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
bei realen Spulen die elektrische Stromstärke der Spannung nach. Das
wirkt sich dahingehend aus, dass wenn z.B. die elektrische Spannung
seinen Höchstwert bei einem Phasenwinkel von 90° im Einheitskreis
erreicht, die Stromstärke zu dem Zeitpunkt unterhalb des Höchstwertes
liegt. Dementsprechend ist der Phasenwinkel für die Stromstärke nicht
bei 90°, sondern darunter. Die Differenz zwischen dem Phasenwinkel
der Spannung und der Stromstärke ist der Phasenverschiebungswinkel
(φ).
Ist die Stromstärke der Spannung nacheilend, muss bei der Berechnung
der
momentanen
Stromstärke
Phasenverschiebungswinkel
φ
reduziert
der
Wert
werden.
Die
um
Formeln
den
bei
nacheilender Stromstärke sind wie folgt:
Es kann vorkommen, dass die Stromstärke der Spannung voreilt. In
solchen Fällen ist Stromstärkeverlauf nach links verschoben.
www.tesla-institute.com
106
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Die Formel für Stromstärke
ändert sich dahingehend,
dass der
Phasenverschiebungswinkel addiert wird.
Normalerweise wird bei einer Phasenverschiebung davon ausgegangen,
dass ein Signal (Stromstärke oder Spannung) zum Zeitpunkt t=0 mit
dem Winkel φ = 0° beginnt. Es kann auch vorkommen, dass das nicht
der Fall ist und dass sowohl die Stromstärke, als auch die Spannung
beim Zeitpunkt t=0 einen Winkel ungleich 0° hat.
www.tesla-institute.com
107
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Elektrische Stromkreise
Damit der elektrische Strom genutzt werden kann, baut man elektrische
Stromkreise auf. Ein einfacher elektrischer Stromkreis besteht aus
folgenden Elementen:
• Spannungsquelle: Als elektrische Spannungsquellen kommen in
der Regel Batterien, Solarmodule oder Generatoren in Frage. Die
Spannung, die man aus den Steckdosen entnehmen kann, ist
meistens mittels Generatoren in Kraftwerken erzeugt und wird
über Leitungen in die Haushalte transportiert und dort zur
Entnahme bereitgestellt. Bei der Spannungsquelle wird zwischen
Gleichstrom und Wechselstrom unterschieden.
• Leiter: Strom kann nur zwischen geschlossenen Kreisläufen
fließen. Daher werden Spannungsquellen über elektrische Leiter,
mit den Verbrauchern verbunden. Mit Ausnahmer einfacher
Stromkreise wie z.B. bei Fahrraddynamos, wo nur Hin- und
Rückleitung vorhanden sind, haben Leiter in der Regel mehrere
Ader. Der Leitungsquerschnitt muss so dimensioniert gewählt
werden, dass der Leiter durch den Transport der Elektronen
keinen Schaden nimmt, z.B. durch Überhitzung.
• Schalter: Damit die Verbraucher nicht dauerhaft eingeschaltet
werden, sondern nur bei Bedarf, setzt man vor den Verbrauchern
Schalter ein.
Durch Betätigen der Schalter kann man die
Stromzufuhr in den Leitern unterbrechen oder wieder in Gang
bringen. Bei der Schaltern wird zwischen Öffnern und Schließern
www.tesla-institute.com
108
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
unterschieden.
• Verbraucher: Als Verbraucher sind alle Produkte gemeint, die den
elektrischen Strom verbrauchen und wodurch meistens eine
Funktion erfüllt wird, z.B. die Erhellung der Räume durch
Glühlampen, die Erhitzung des Backofens, das Drehen eines
Motors, das Erhitzen von Kochwasser, den Empfang von Radiooder Fernsehsendern etc. Dabei wird die elektrische Energie nicht
so "verbraucht", dass es sich auflöst, sondern in eine andere
Energieform umgewandelt wird und sich dadurch bemerkbar
macht, z.B. durch Hitze und Bewegung.
Elektrische Ströme können nur in einem geschlossenen Kreislauf, bzw.
Stromkreislauf fließen. Erst wenn Spannungsquelle, Verbraucher und
Leiter miteinander verbunden sind, können die Elektronen fließen und
den Verbraucher funktionieren lassen. Man kann in einem Stromkreis
nicht
nur
einen
Unterschieden
Verbraucher
wird
dabei
anschließen,
zwischen
sondern
mehrere.
Reihenschaltung
und
Parallelschaltung. Üblich ist die Anwendung der Parallelschaltung mit
www.tesla-institute.com
109
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
mehreren Schaltern und Verbrauchern bzw. Verbraucherstellen wie
Steckdosen.
So
kann
man
mehrere
Verbraucher
unabhängig
voneinander betreiben und so ist sichergestellt, dass alle Verbraucher
dieselbe elektrische Spannung erhalten.
Stromkreise mit Reihenschaltung
Werden mehrere Verbraucher bzw. Widerstände hintereinander mit dem
Stromkreis
verbunden,
so
nennt
man
diese
Schaltungsart
Reihenschaltung. Ein anderer Begriff hierfür ist Serienschaltung, damit
ist jedoch dasselbe gemeint. Hat man z.B. mehrere Lampen in Reihe
geschaltet und betätigt den Schalter, so leuchten alle Lampen. Das
Prinzip wird beispielsweise bei Lichterketten für den Weihnachtsbaum
angewendet.
www.tesla-institute.com
110
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Die Besonderheit bei der Reihenschaltung ist, dass alle Widerstände
intakt bleiben müssen, so dass der Stromkreis geschlossen bleibt. Fällt
z.B. bei der Lichterkette eine Glühbirne aus und unterbricht den
Stromkreis, dann leuchten auch alle anderen Glühbirnen nicht.
Die Stromkreise bzw. die Steckdosen in den Haushalten sind gewöhnlich
nicht auf Reihenschaltung ausgelegt, sondern auf Parallelschaltung.
Denn, würde man die Stromkreise in Haushalten auf Reihenschaltung
auslegen, würde das bedeuten, dass ein Gerät nur funktioniert, wenn
auch alle anderen Steckdosen mit Geräten belegt sind und diese auch
eingeschaltet wurden. Ein Ausfall eines Geräts würde, wie bei der
Lichterkette, alle anderen Geräte lahmlegen.
Wenn die Widerstände in Reihe geschaltet werden, ergeben sich einige
mathematische Formeln für die Berechnung von Spannung, Stromstärke
und Widerstand.
Elektrischer Widerstand bei Reihenschaltung
Die Summe aller Teilwiderstände ergibt den Gesamtwiderstand. Hat
man z.B. 3 Einzelwiderstände mit jeweils 30 Ω, 20 Ω und 10 Ω haben,
ergibt das einen Gesamtwiderstand von 60 Ω (30 + 20 + 10).
Elektrische Stromstärke bei Reihenschaltung
Da bei einer Reihenschaltung an den Widerständen überall derselbe
Strom fließt, ist die Stromstärke an allen Widerständen identisch wie die
Stromstärke vor dem ersten Widerstand.
www.tesla-institute.com
111
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Elektrische Spannung bei Reihenschaltung
Bei der elektrischen Spannung verhält es sich analog zum elektrischen
Widerstand. Die Gesamtspannung teilt sich an den Widerständen auf.
Somit ergibt die Summe der Teilspannungen den Gesamtwiderstand.
Teilspannungen, Teilwiderstände und Verhältnisse
An den Widerständen liegen Teilspannungen an. Diese verhalten sich
analog zum Widerstand. Das bedeutet, je größer der Widerstand, umso
größer ist die Teilspannung. Die Stromstärke ist überall gleich. Es lassen
sich folgende Gleichungen ableiten.
Die Gleichungen können weiter umgestellt werden, so dass man
beispielsweise folgende Gleichungen erhält.
www.tesla-institute.com
112
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Stromkreise mit Parallelschaltung
Wenn in einem Stromkreis die Widerstände hintereinander geschaltet
werden, dann wird diese Schaltungsart Reihenschaltung genannt. Der
Strom teilt sich dabei nicht auf und durchfließt alle Widerstände mit der
selben Stromstärke. Man kann mehrere Widerstände auch so schalten,
dass sich der Strom vor den Widerständen aufteilt. Diese Schaltungsart
wird Parallelschaltung genannt, da die Widerstände hierbei parallel
angeordnet sind.
Der Vorteil der Parallelschaltung ist, dass in einem Stromkreis nicht alle
Geräte funktionsfähig und eingeschaltet sein müssen, damit man ein
Gerät betreiben kann. Bei einer Reihenschaltung sorgt bereits der
Ausfall eines Geräts dafür, dass alle Geräte nicht mehr funktionieren, da
www.tesla-institute.com
113
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
der Stromkreis unterbrochen wird, wie z.B. bei einem Glühbirnendefekt
einer Lichterkette. Solche Nachteile hat man bei einer Parallelschaltung
nicht und man kann mehrere Geräte zeitlich unabhängig voneinander
betreiben.
Außerdem sind elektrische Geräte auf eine bestimmte Spannung
ausgelegt. Bei einer Reihenschaltung verringert sich die elektrische
Spannung an den Widerständen, bei einer Parallelschaltung nicht. Daher
sind die Stromkreise in gewöhnlichen Haushalten auf Parallelschaltung
ausgelegt.
Anders als bei der Reihenschaltung ist die elektrische Stromstärke nicht
überall gleich. Vor der Verzweigung fließt der Gesamtstrom (I ges) und
teilt sich auf die einzelnen Widerstände auf. Dadurch ist die elektrische
Stromstärke an den Widerständen kleiner als die gesamte Stromstärke
(Iges). Bei der Planung der Elektroinstallation muss dementsprechend
der höhere Gesamtstrom bei der Dimensionierung der Leitungen
berücksichtigt werden. Es ergeben sich verschiedene mathematische
Formeln,
um
das
Verhältnis
zwischen
elektrischer
Spannung,
Stromstärke und Widerstand zu berechnen.
Elektrischer Widerstand bei Parallelschaltung
Dadurch, dass die elektrische Spannung an allen Widerständen gleich
bleibt und der Gesamtstrom mit jedem zusätzlichen Widerstand
ansteigt,
sinkt
der
Gesamtwiderstand
mit
jedem
zusätzlichen
Widerstand und ist kleiner als der kleinste Einzelwiderstand. Für die
Berechnung
des
Gesamtwiderstands
ergibt
sich
daher
folgende
Gleichung.
www.tesla-institute.com
114
TESLA INSTITUTE
Bei
nur
zwei
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Widerständen
kann die Gleichung auch wie folgt
umgeformt werden.
Elektrische Stromstärke bei Parallelschaltung
Der Gesamtstrom teilt sich bei der Parallelschaltung in mehrere
Teilströme
auf.
Daher
ergibt
die
Summe
der
Teilströme
den
Gesamtstrom (Iges) und folgende Gleichung kann hierfür aufgestellt
werden.
Elektrische Spannung bei Parallelschaltung
Die elektrische Spannung bleibt bei der Parallelschaltung an allen
Widerständen gleich. Daraus ergeben sich folgende Gleichungen.
www.tesla-institute.com
115
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Teilströme, Teilwiderstände und Verhältnisse
Die elektrische Spannung bleibt bei einer Parallelschaltung gleich und
die Widerstände beeinflussen die Teilströme. Diese verhalten sich
nämlich entgegengesetzt zu den Widerständen. Ist der Widerstand
klein, wie z.B. bei niederohmigen Widerständen, dann hat das eine hohe
Stromstärke zur Folge. Ist der Widerstand ein hochohmiger Widerstand
und somit groß, ist die Stromstärke klein. Daraus resultieren folgende
Gleichungen.
Die
Formeln
können
weiter
umgestellt
werden
und
man
erhält
beispielsweise folgende Gleichungen.
Stromkreis mit Gruppenschaltung
Widerstände werden häufig nicht nur ausschließlich in Reihe oder
Parallel geschaltet, sondern in Kombination der beiden Schaltungsarten.
Diese Art wird auch gemischte Schaltung oder Gruppenschaltung
genannt. Dabei wird zwischen erweiterten Reihenschaltungen und
www.tesla-institute.com
116
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
erweiterten Parallelschaltungen unterschieden. Bei der erweiterten
Reihenschaltung erfolgt eine Abzweigung nach einem oder mehreren
Widerständen, die in Reihe geschaltet sind und die Abzweigung führt zu
parallel
geschalteten
Widerständen.
Bei
der
erweiterten
Parallelschaltung führt eine Abzweigung zu Widerständen, die in Reihe
geschaltet worden sind.
www.tesla-institute.com
117
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Wie bei der Reihen- oder Parallelschaltung kann der elektrische
Widerstand, die Spannung und die Stromstärke berechnet werden. Bei
der erweiterten Reihenschaltung berechnet man den Bereich mit der
Parallelschaltung und betrachtet danach den Bereich im Ganzen als Teil
einer Reihenschaltung. Bezogen auf die Abbildung würde das bedeuten,
dass man die beiden Widerstände R3 und R4 zusammenfasst, zuerst mit
den Formeln der Parallelschaltung ausrechnet und das Ergebnis als
dritten Wert in eine gewöhnliche Berechnung zur Reihenschaltung
einsetzt. Bei der erweiterten Parallelschaltung verfährt man ähnlich, nur
in umgekehrte Richtung. Zunächst würde man den Teilbereich R 1 und
R3 mit den Formeln der Reihenschaltung ausrechnen. Danach würde
man mit dem Ergebnis und dem Widerstand R 2 die Parallelschaltung
ausrechnen.
Gesamtwiderstand bei Gruppenschaltung als erweiterte
Reihenschaltung
Bei der Gruppenschaltung gibt es keine Standardformel zur Berechnung
des Gesamtwiderstands. Bei der Berechnung muss man die Formel
gemäß der Schaltungslogik mit Parallel- und Reihenschaltung selbst
zusammensetzen. Bezogen auf das Beispiel mit zwei Widerständen in
Reihe (R1 und R2) sowie zwei parallelen Widerständen (R 3 und R4) in
einer erweiterten Reihenschaltung kann die folgende Formel verwendet
werden.
www.tesla-institute.com
118
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Gesamtwiderstand bei erweiterter Parallelschaltung
Bei dem Beispiel mit der erweiterten Parallelschaltung, in dem das
Widerstandspaar R1 und R3 in Reihe geschaltet sind und parallel dazu
der Widerstand R2, kann man die nachfolgende Formel verwenden, um
den Gesamtwiderstand auszurechnen. Im Ganzen ist die Formel eine
Parallelschaltung und enthält als Term eine Reihenschaltung.
Elektrische Spannung bei einer Gruppenschaltung als
erweiterte Reihenschaltung
Die Gesamtspannung wird berechnet, indem man die Teilspannungen
addiert, die in Reihe geschaltet sind und eine Teilspannung aus der
Parallelschaltung hinzu addiert. Man muss von der Parallelschaltung nur
eine Teilspannung zur Addition hinzufügen, da die elektrische Spannung
bei einer Parallelschaltung sich nicht aufteilt und somit identisch ist.
www.tesla-institute.com
119
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Bei den Teilspannungen hat man einmal die Möglichkeit, das Ohmsche
Gesetz
anzuwenden
Gesamtspannung
zu
oder
die
übrigen
subtrahieren.
Teilspannungen
Einige
Beispielformeln
von
der
für
die
Teilspannungen. Auch hierbei muss man beachten, dass man bei der
Subtraktion der Teilspannungen von der Gesamtspannung nicht beide
Teilspannungen
der
Parallelschaltung
subtrahieren
darf,
da
die
Spannung sich nicht aufteilt.
Elektrische Spannung bei erweiterter Parallelschaltung
Das
Ohmsche
Gesetz
Gesamtspannung
werden.
Da
einer
bei
kann
auch
erweiterten
einer
bei
der
Berechnung
Parallelschaltung
Reihenschaltung
die
der
angewendet
Teilspannungen
die
Gesamtspannung ergeben, kann man auch mit der Addition der
Teilspannungen U1 und U3 die Gesamtspannung berechnen. Da bei
Parallelschaltungen
die
elektrische
Spannung
sich
nicht
aufteilt,
entspricht die Teilspannung U2 ebenfalls der Gesamtspannung.
Auch bei der erweiterten Parallelschaltung kann das Ohmsche Gesetz
angewendet werden, um die Teilspannungen zu berechnen. Man kann
auch bei den in Reihe geschalteten Widerständen eine Teilspannung von
der
Gesamtspannung
subtrahieren,
um
www.tesla-institute.com
die
andere
Teilspannung
120
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
auszurechnen. Nachfolgend einige Beispielformeln.
Elektrische Stromstärke bei erweiterter Reihenschaltung
Bei einer Reihenschaltung fließt der selbe Strom wie der Gesamtstrom.
Daher sind die Teilströme I1 und I2 identisch mit dem Gesamtstrom. Bei
der Parallelschaltung teilt sich der Strom auf und die Addition der
Teilströme I3 und I4 ergibt den Gesamtstrom.
Bei
den
Teilströmen
kann
man
ebenfalls
das
Ohmsche
Gesetz
anwenden. Bei der Subtraktion von Teilströmen vom Gesamtstrom muss
man
beachten,
Gesamtstrom
dass
identisch
die
Ströme
sind
und
in
der
Reihenschaltung
Strom
sich
erst
mit
an
dem
der
Parallelschaltung aufteilt. Man kann daher lediglich den Teilstrom I 3
berechnen, indem man den Teilstrom I 4 vom Gesamtstrom subtrahiert
oder den Teilstrom I4 berechnen, indem man I3 vom Gesamtstrom
subtrahiert.
Elektrische Stromstärke bei erweiterter Parallelschaltung
Da die Stromstärke sich bei einer Parallelschaltung aufteilt, ergibt die
www.tesla-institute.com
121
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Addition eines Teilstroms mit der Addition eines Teilstroms des anderen
Zweigs den Gesamtstrom.
Da sich der Strom bei der Parallelschaltung aufteilt, kann ein Teilstrom
berechnet werden, indem man einen Teilstrom des anderen Zweigs vom
Gesamtstrom
subtrahiert.
Das
Ohmsche
Gesetz
kann
ebenfalls
angewendet werden. Einige Beispiele.
Alle aufgeführten Formeln beziehen sich auf Schaltungen, die auf den
beiden Bildern abgebildet sind. Bei anderen Konstellationen von
Gruppenschaltungen müssen die Formeln gemäß der Schaltungslogik
und den Regeln der Parallel- und Reihenschaltung hergeleitet werden.
Eine gute Methode ist, Schritt für Schritt vorzugehen und z.B. zuerst
den Bereich mit der Parallelschaltung auszurechnen und danach den
Bereich mit der Reihenschaltung oder umgekehrt.
www.tesla-institute.com
122
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Vorwiderstand an Verbrauchern
Viele elektrische Bauteile arbeiten mit einer vorgegebenen elektrischen
Spannung.
Beispielsweise
liegt
die
benötigte
Spannung
von
Leuchtdioden (LED's) je nach Ausführung bei ca. 1,5 Volt bis 2,5 Volt.
Häufig ist es jedoch so, dass die Versorgungsspannung wesentlich höher
ist, z.B. 12 Volt. Würde man z.B. die Verbraucher direkt an die höhere
Versorgungsspannung
anschließen,
könnten
sie
entweder
zerstört
werden oder die Funktionsfähigkeit wäre eingeschränkt. Damit dies
nicht geschieht, muss eine Lösung gefunden werden, um an den
Verbrauchern die Versorgungsspannugn herab zu senken.
www.tesla-institute.com
123
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Eine Lösung, um die elektrische Spannung herab zu senken, ist eine
Kombination aus Verbraucher und Widerstand in Reihenschaltung.
Denn, die elektrische Spannung teilt sich bei einer Reihenschaltung
proportional zu den Widerständen auf. Das Verhalten kann man nutzen,
um mit dem Verbraucher, z.B. mit einer Leuchtdiode und einem
Widerstand
eine
Reihenschaltung
zu
bilden
und
so
die
Versorgungsspannung auf den gewünschten Wert zu senken.
Ob man den Widerstand vor oder nach dem Verbraucher plaziert, spielt
gemäß den Rechenregeln der Reihenschaltung keine Rolle. Trotzdem
wird der Widerstand bei einer Konstellation aus Verbraucher und voroder nachgeschaltetem Widerstand in Reihenschaltung Vorwiderstand
genannt.
Die
Aufgabe
des
Vorwiderstands
besteht
im
Grunde
darin,
die
Versorgungsspannung auf die notwendige Spannung herab zu setzen
und den Strom zu begrenzen. Die elektrische Spannung wird dabei
zwischen dem Verbraucher und dem Vorwiderstand proportional zu den
Widerständen
aufgeteilt.
Viele
elektrische
Bauteile
haben
bereits
integrierte Vorwiderstände. Diese müssen jedoch sorgfältig ausgewählt
werden, da sie auf eine bestimmte Betriebsspannung ausgelegt sind.
Ein Verbraucher kann natürlich nicht nur mit einem Vorwiderstand
kombiniert werden, sondern mit mehreren. Denkbar wäre z.B. die
Bildung
eines
Stufenreglers
mit
mehreren
Vorwiderständen
und
mehreren Anschlüssen. Je nach gewählter Stufe könnten z.B. 1, 2 oder
3
Vorwiderstände
zugeschaltet
werden,
um
so
unterschiedliche
Drehzahlen eines Verbrauchers zu realisieren.
Die Energie geht bei den Vorwiderständen natürlich nicht verloren. Sie
wird
gewöhnlich
in
Wärmeenergie
umgewandelt,
www.tesla-institute.com
weshalb
die
124
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Vorwiderstände während des Betriebs häufig warm werden. Das
bedeutet, dass hierbei Energie verbraucht wird, ohne dass man einen
Nutzen davon hat. Deshalb werden Vorwiderstände üblicherweise bei
kleinen Strömen verwendet, die im mA-Bereich liegen. Bei größeren
Strömen
wären
wirtschaftlich.
Transformatoren
die
Energieverluste
Deshalb
zur
werden
bei
Herabsetzung
enorm
und
größeren
der
das
wäre
Strömen
elektrischen
nicht
häufig
Spannung
verwendet.
Damit
der
Verbraucher
oder
die
Vorwiderstände
im
Falle
einer
Überhitzung geschützt sind, könnte man zu deren Schutz zusätzlich eine
Thermosicherung einbauen. Diese schmelzen bei einer zu hohen Hitze
und unterbrechen den Stromkreislauf.
Berechnung des Vorwiderstands
Um den Vorwiderstand richtig zu dimensionieren, kann man das
Ohmsche Gesetz anwenden und den erforderlichen Wert für den
Vorwiderstand ausrechnen. Hierfür muss man neben der Stromstärke
(I)
den
Spannungsabfall
am
Vorwiderstand
(U V)
kennen.
Der
Spannungsabfall ist die Differenz zwischen der Versorgungsspannung
(Uges) und der Spannung, die am Verbraucher (U L) anliegen muss. Das
L am Formelzeichen UL steht für Last. Die folgenden Gleichungen
können für den Vorwiderstand R V aufgestellt werden. Die Formelzeichen
sind dabei wie folgt definiert:
• Gesamtspannung: Uges
www.tesla-institute.com
125
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
• Spannung am Vorwiderstand: Formelzeichen UV
• Spannung beim Verbraucher: Formelzeichen UL
• Widerstand beim Vorwiderstand: Formelzeichen RV
• Widerstand beim Verbraucher: Formelzeichen RL
• Stromstärke: Formelzeichen I
• Elektrische Leistung beim Vorwiderstand: PV
In den seltensten Fällen gibt es für den berechneten Wert einen
Widerstand mit exakt demselben Wert bzw. es kommt bei der
Berechnung eine "krumme Zahl" heraus. In solchen Fällen rundet man
auf oder ab und nimmt den nächstgrößeren bzw. nächstkleineren
Widerstand aus der Widerstandsreihe. Je nachdem, ob der auf- oder
abgerundete Wert näher am berechneten Wert liegt und ob mit dem
gewählte
Widerstand
nach
wie
vor
die
Funktionsfähigkeit
des
Verbrauchers gewährleistet ist.
Für die Berechnung des Lastwiderstands (RL) kann folgende Gleichung
verwendet werden.
www.tesla-institute.com
126
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Elektrische Spannung
In einer Reihenschaltung ergibt die Summe der Teilspannungen die
Gesamtspannung. Möchte man eine Teilspannung ausrechnen, muss
man die andere Teilspannung von der Gesamtspannung subtrahieren.
Das Ohmsche Gesetz kann ebenfalls angewendet werden. Somit können
für die Teilspannungen folgende Gleichungen aufgestellt werden.
Verhältnis zwischen den Spannungen und Widerständen
Die
Teilspannungen
entsprechend
proportional
den
Widerständen.
Folgende Gleichungen können daraus abgeleitet werden.
www.tesla-institute.com
127
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Erzeugung von Induktionsspannung
Zu
den
wichtigsten
Arten
zur
Spannungserzeugung
gehört
die
Induktionsspannung. Es bildet die Grundlage für Generatoren, mit
denen in vielen Kraftwerken die Ladungstrennung durchgeführt wird,
um
elektrische
Spannung
zu
erzeugen
und
die
Menschen
mit
elektrischer Energie zu versorgen. Das Grundprinzip dabei ist, dass
Bewegungsenergie mit Hilfe des Magnetfelds in elektrische Energie
umgewandelt wird.
Magnete haben einen Nord- und Südpol. Jedes Magnet erzeugt ein
magnetisches Feld, dessen Richtung innerhalb des Magnets von Süd
nach Nord und außerhalb des Magnets von Nord nach Süd geht.
Innerhalb der Schenkeln eines Hufeisenmagneten, dessen Nordschenkel
oben und Südschenkel unten ist, wirken die Magnetkräfte von oben
nach unten. Bewegt man innerhalb der Schenkeln ein elektrisch
leitendes Material, z.B. ein Metallstab, wirkt auf diesen während der
Bewegung die Lorentzkraft, wodurch eine Ladungstrennung und somit
elektrische
Spannung
erzeugt
wird.
Diesen
Vorgang
nennt
man
elektromagnetische Induktion, die erzeugte Spannung wird daher
Induktionsspannung genannt.
Bewegt man den Metallstab nach rechts, wandern im Innern die freien
Elektronen zum Betrachter hin. Bewegt man den Metallstab nach links,
wandern
die
Elektronen
vom
Betrachter
weg.
Dementsprechend
unterschiedlich ist das Plus- und Minuspol am Stab, woran man
theoretisch einen Verbraucher wie z.B. eine Glühlampe anschließen
www.tesla-institute.com
128
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
könnte. Die Spannung ist am größten, wenn man den Metallstab
senkrecht zu den magnetischen Feldlinien bewegt.
Die Induktion wirkt nur innerhalb des Magnetfelds. Hat man z.B. ein
scharf begrenztes Magnetfeld und ist das Metallstab länger als das
Magnetfeld, so dass die Stabenden über das Magnetfeld hinausragen,
liegt die Spannung genau genommen nicht zwischen den Stabenden
sondern zwischen den Stellen des Stabs, wo das Magnetfeld grenzt.
Hört man mit der Bewegung auf, verschwindet auch die Lorentzkraft
und somit die Induktionsspannung. Auch wenn das Metallstab parallel
zu den Feldlinien des Magnetfelds bewegt wird, beim Beispiel mit dem
Hufeisenmagneten von oben nach unten oder umgekehrt, tritt keine
Lorentzkraft auf.
www.tesla-institute.com
129
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Lorentzkraft und die Bestimmung mit der
3-Finger-Regel
Mit der Lorentzkraft wird die Kraft genannt, die beim Zusammenspiel
zwischen einem elektrischen Leiter, Bewegung, einem Magnetfeld und
elektrischer Spannung auftritt. Die Lorentzkraft ist die Grundlage für die
elektromagnetische Induktion bzw. Induktionsspannung. Folgende zwei
Phänomen treten beim Zusammenspiel der genannten Elemente auf:
• Bewegt man einen elektrischen Leiter, z.B. Kupferdraht, in einem
Magnetfeld senkrecht zu den Magnetfeldlinien, erzeugt man
während
der
Bewegung
elektrische
Spannung,
die
auch
Induktionsspannung genannt wird.
• Lässt man den Kupferdraht im Magnetfeld liegen und setzt diesen
dafür
unter
elektrische
Spannung,
dann
bewegt
sich
der
Kupferdraht.
Dadurch kann man folgende Aussage treffen:
• Mit
Hilfe
elektrische
der
Lorentzkraft
Energie
kann
man
umwandeln
und
Bewegungsenergie
genauso
in
umgekehrt
elektrische Energie in Bewegungsenergie.
Die Lorentzkraft ist eine wichtige Grundlage der technisierten Welt und
wird
überall
auf
der
Welt
genutzt.
Beispielsweise
basieren
Elektromotoren darauf und nutzen die Möglichkeit zur Umwandlung der
elektrischen Energie in Bewegungsenergie (rotierender Motor). In vielen
Kraftwerken werden Turbinen durch fossile Brennstoffe angetrieben und
die
Bewegung
Spannung
zu
der Turbinen wird dafür genutzt,
erzeugen.
Auch
Dynamos
an
um
elektrische
Fahrrädern
oder
Lichtmaschinen in Autos funktionieren nach dem selben Prinzip, lediglich
www.tesla-institute.com
130
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
in Kleinformat.
Bewegungsrichtung des Leiters und der
Elektronen
Folgende Dinge spielen bei der Lorentzkraft eine wichtige Rolle:
• Die Richtung der Elektronen, wenn man den Leiter bewegt.
• Die Richtung des Leiters, wenn man es unter Spannung setzt.
Die Standarderklärung, dass die Lorentzkraft immer senkrecht zur
Bewegungsrichtung der Ladungen und den Magnetfeldlinien wirkt, ist
insbesondere für jemanden, der sich zum ersten Mal damit beschäftigt,
verwirrend. Das hat unter anderem folgende Gründe:
• Man hat einerseits den Fall, in dem man den Leiter bewegt und
Spannung erzeugt und andererseits Spannung vorhanden ist und
der Leiter bewegt wird. Daher erzeugt die Lorentzkraft im einem
Fall Spannung, im anderen Fall Bewegung.
• Der Begriff Bewegung kann für die Bewegung der Elektronen und
des Leiters verwendet werden.
• Beim Stromfluss kann man die technische oder physikalische
Stromrichtung betrachten.
• Die senkrechte Kraft zu Magnetfeldlinien und zu Bewegung des
Leiters kann zwei Richtungen bedeuten.
Aufgrund
der
unterschiedlichen
Betrachtungsweisen
gibt
es
unterschiedliche Aussagen zu dem Thema. Auf den nachfolgenden
Bildern wird gezeigt, wie durch die Lorentzkraft beim Bewegen des
Leiters Spannung erzeugt und wie ein Leiter durch Spannung bewegt
www.tesla-institute.com
131
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
wird.
Erzeugen von Spannung durch Bewegung des
Leiters im Magnetfeld
In einem Hufeisenmagneten wird der elektrische Leiter einmal nach
rechts und einmal nach links bewegt. Während der Bewegung nach
rechts wandern die Elektronen zum Betrachter. Bei einer Bewegung
nach links wandern die Elektronen vom Betrachter weg.
www.tesla-institute.com
132
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Erzeugung von Bewegung durch Anlegen einer
Spannung
Setzt man den elektrischen Leiter über zwei Schienen unter Spannung,
so dass aus der Sicht des Betrachters die vordere Schiene am Minuspol
und die hintere Schiene am Pluspol angeschlossen wird, bewegt sich der
Stab nach rechts. Vertauscht man Plus- und Minuspol, bewegt sich der
Leiter nach links.
3-Finger-Regel nach IBF
Um die Richtung der Lorentzkraft zu bestimmen, verwendet man als
Hilfsmittel häufig die 3-Finger-Regel. Dabei hält man den Daumen, den
Zeigefinger und den Mittelfinger so, dass sie jeweils in einem 90°-
www.tesla-institute.com
133
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Winkel zueinander stehen. Die Verwirrung ist hierbei besonders groß,
weil man einmal die linke Hand und einmal die rechte Hand benutzen
kann. Auch existieren für die Deutung der Finger verschiedene
Varianten.
Die eine Variante ist die IBF-Regel. Wobei I mit dem Daumen die
Stromrichtung
zeigt,
B
mit
dem
Zeigefinger
die
Richtung
der
Magnetfeldlinien und F mit dem Mittelfinger die Kraftrichtung. Die
Unsicherheit bei der IBF-Regel ist, dass bei der Umwandlung von
Bewegungsenergie in elektrische Energie (Bewegung eines Leiters) kein
Strom
im
herkömmlichen
Sinne
fließt,
sondern
durch
eine
Ladungstrennung Spannung erzeugt wird und dadurch die Elektronen
sich bewegen. Man muss also wissen, was anstelle des fließenden Strom
eingesetzt werden muss, Bewegungsrichtung des Leiters, die Bewegung
der Elektronen bei der Ladungstrennung oder gar die technische
Stromrichtung.
3-Finger-Regel nach UVW
Die verständlichere Variante ist die UVW-Regel. Dabei werden die Finger
als Ursache, Vermittlung und Wirkung gedeutet. Hierbei ist es wichtig,
welche Hand benutzt wird. Geht man von der Richtung der Elektronen
(physikalische Stromrichtung) aus, egal ob bei der Umwandlung von
Bewegungsenergie in elektrische Energie oder umgekehrt, nimmt man
die linke Hand. Geht man von der technischen Stromrichtung aus,
nimmt man die rechte Hand. Der Daumen zeigt in Richtung Ursache.
Der
Zeigefinger
die
Vermittlung,
womit
die
Richtung
der
Magnetfeldlinien gemeint ist. Der Mittelfinger zeigt die Lorentzkraft. Die
nachfolgende Abbildung zeigt die 3-Finger-Regel nach UVW bei der
www.tesla-institute.com
134
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Umwandlung von Bewegungsenergie in elektrische Energie.
Auf dem Bild wird die linke Hand benutzt. Man geht also von der
physikalischen Stromrichtung aus. Der Daumen zeigt in Richtung
Ursache und das ist die Bewegung des Leiters nach rechts. Der
Zeigefinger zeigt in Richtung der Magnetfeldlinien. Der Mittelfinger zeigt
die Lorentzkraft. Da hierbei die linke Hand benutzt wird, zeigt die Kraft
in Richtung der Elektronenbewegung.
3-Finger-Regel nach UVW bei Umwandlung von
Energie in Bewegung
Das
Prinzip
der
3-Finger-Regel
nach
UVW
bleibt
auch
bei
der
Umwandlung von Energie in Bewegungsenergie bestehen. Der einzige
Unterschied besteht darin, dass die Ursache anders gedeutet und somit
die Richtung der Finger dementsprechend geändert werden muss.
Denn, die Ursache bei Umwandlung von Energie in Bewegungsenergie
www.tesla-institute.com
135
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
ist fließender Strom. Wenn die linke Hand benutzt wird, ist die Ursache
somit die Bewegung der Elektronen. Der Daumen muss deshalb in diese
Richtung zeigen. Die Richtung des Zeigefingers bleibt bestehen. Der
Mittelfinger zeigt in Richtung der Bewegung des Leiters, denn in dem
Fall wirkt die Lorentzkraft in diese Richtung.
Die Hand auf dem Bild muss man sich leicht im Uhrzeigersinn gedreht
vorstellen, so dass der Mittelfinger in die Bewegungsrichtung des Stabs
zeigt und der Daumen in Richtung des Elektronenflusses. Merkregel bei
dieser Variante ist, dass bei der Betrachtung von Bewegungsenergie in
elektrische Energie als Ursache die Bewegung betrachtet werden muss.
Bei der Umwandlung von elektrischer Energie in Bewegungsenergie ist
als
Ursache,
sofern
Elektronenbewegung
die
linke
zu betrachten.
Hand
Falls
benutzt
nicht die
wird,
die
physikalische,
sondern die technische Stromrichtung betrachtet wird, benutzt man die
rechte Hand. Die Bedeutung der Finger bleiben dabei bestehen.
www.tesla-institute.com
136
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Transformatoren
In einem elektrischen Stromkreis werden auf verschiedenen Ebenen
Transformatoren eingesetzt. Diese dienen dazu, die elektrische
Spannung hoch oder runter zu setzen. Beispielsweise kann den
elektrischen
Strom
vor
einem
Transport
über
lange
Strecken
hochtransformieren, den Strom transportieren und am Zielort wieder
auf das gewünschte Niveau herunter transformieren und verteilen. Das
Prinzip ist mit ein Grund dafür, dass sich die Energieversorgung über
Wechselstrom
gegenüber
Gleichstrom
durchgesetzt
hat.
Transformatoren sind auch in vielen Geräten und Bauteilen eingebaut
bzw. der Netzstecker enthält einen integrierten Transformator. Häufig
arbeiten die Geräte mit einer geringeren Spannung als der Spannung,
die an den Steckdosen zur Verfügung gestellt wird und die Spannung
muss mittels Transformatoren (kurz Trafo) runtergesetzt werden.
www.tesla-institute.com
137
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Aufbau und Funktionsweise eines
Transformators
Die Hauptbestandteile eines Transformators sind zwei Spulen, die in der
Regel aus Kupferdraht gewickelt und Primärspule und Sekundärspule
genannt werden. Um den Induktionseffekt zu verstärken, werden die
Spulen in der Regel links und rechts um die Arme eines geschlossenen
Eisenkerns gewickelt. Ein Eisenkern bündelt das Magnetfeld, ist für die
Funktion eines Transformators jedoch nicht zwingend notwendig. Um die
Funktionsweise eines Transformators zu verstehen, sind folgende Dinge
wichtig:
• Ein Stromdurchflossener Leiter erzeugt ein Magnetfeld
• Der Effekt wird durch Aufwicklung des Leiters zu einer Spule
verstärkt
• Ein sich änderndes Magnetfeld erzeugt elektrische Spannung
(Induktionsspannung)
An die Primärspule wird eine elektrische Spannung angelegt. Die
Primärspule wird von Strom durchflossen und erzeugt daher ein starkes
Magnetfeld. Da bei der Wechselspannung das Plus- und Minuspol sich
ständig abwechseln, ändert sich auch mit der gleichen Frequenz das
Magnetfeld. Das sich ändernde Magnetfeld wird auf die andere Seite des
Eisenkerns zur Sekundärspule übertragen. Da sich das Magnetfeld auf
der Sekundärspule ebenfalls ständig ändert, wird auf der Sekundärspule
eine elektrische Spannung erzeugt. In Kurzform können die Vorgänge
wie folgt zusammengefasst werden:
• An Primärspule wird Wechselspannung angelegt
• Die Wechselspannung erzeugt ein sich änderndes Magnetfeld
www.tesla-institute.com
138
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
• Das sich ändernde Magnetfeld wird auf die Sekundärspule
übertragen
• Elektrische Spannung wird an der Sekundärspule durch das sich
ändernde Magnetfeld erzeugt
Betrachtet man die Vorgänge an der Sekundärspule, dann erkennt man,
dass das System sich nicht auf Gleichstrom übertragen lässt. Denn, nur
ein sich änderndes Magnetfeld erzeugt (während der Änderung) eine
elektrische Spannung. Beim Gleichstrom wird zwar auch ein Magnetfeld
aufgebaut, dieser ändert sich jedoch nicht. Abgesehen von der sehr
kurzen Zeit, in der das Magnetfeld direkt nach dem Anlegen der
elektrischen Spannung aufgebaut wird. Ist das Magnetfeld jedoch
aufgebaut, bleibt es wie es ist und ändert sich nicht. Das ist der
entscheidende Grund, warum ein Transformator nicht mit Gleichstrom
funktioniert.
www.tesla-institute.com
139
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Elektrische Spannung hoch- und
runtertransformieren
Mit den Primär- und Sekundärspulen allein lassen sich elektrische
Spannungen nicht hoch- oder runtertransformieren. Entscheidend ist die
Anzahl der Windungen bzw. das Verhältnis der Windungen zwischen
Primär- und Sekundärspule. Hat die Primärspule mehr Windungen als
die Sekundärspule, wird die elektrische Spannung runtertransformiert.
Hat die Primärspule weniger Windungen als die Sekundärspule, wird die
Spannung hochtransformiert. Entscheidend ist dabei das Verhältnis der
Windungen und die Spannungen verhalten sich synchron mit den
Windungen der Spule.
www.tesla-institute.com
140
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Formel zur Berechnung der Spannung an
der Sekundärspule
Der Grund für das Verhalten ist, dass das sich ändernde Magnetfeld an
der Sekundärspule pro Windung eine bestimmte Spannung erzeugt. Die
Spannung, die pro Windung erzeugt wird, ist abhängig von der
Spannung und von der Windungsanzahl an der Primärspule. Es lässt
sich ausrechnen, indem man an der Primärspule die Spannung durch
die Anzahl der Windungen teilt. Liegt z.B. an der Primärspule mit 1000
Windungen eine Spannung von 230 Volt an, wird pro Windung 230 :
1000 = 0,23 Volt übertragen.
Das Ergebnis braucht man nur noch mit der Anzahl der Windungen an
der Sekundärspule zu multiplizieren und man erhält die Spannung an
der
Sekundärspule.
Wenn
die
Sekundärspule
z.B.
nur
aus
500
Windungen besteht, dann ist die Spannung an der Sekundärspule 0,23 ·
500 = 115 Volt. Bei 1000 Windungen an der Primärspule und 500
Windungen an der Sekundärspule hat man ein Verhältnis von 2:1. Die
Spannung an der Sekundärspule ist daher die Hälfte von der Spannung,
www.tesla-institute.com
141
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
die an der Primärspule anliegt und 115 Volt ist die Hälfte von 230 Volt.
Daraus lässt sich die nachfolgende Formel ableiten und umstellen.
• UP = Spannung an Primärspule
• US = Spannung an Sekundärspule
• NP = Anzahl der Windungen an Primärspule
• NS = Anzahl der Windungen an Sekundärspule
Stromstärke an Primär- und
Sekundärspule
Hat
die
Sekundärspule
eine
geringere
Windungszahl,
fällt
die
Stromstärke nicht wie bei der elektrischen Spannung, sondern sie
steigt. Ist die Windungszahl an der Sekundärspule größer, steigt die
Spannung, dafür fällt die Stromstärke. Der Energieerhaltungssatz, dass
die abgeführte Energie der zugeführten Energie entspricht, gilt auch
hier.
Würde z.B. bei einer größeren Windungszahl an der Sekundärspule
neben der Spannung auch noch die Stromstärke steigen, würde das
bedeuten, dass die elektrische Leistung (P), berechnet aus Spannung
(U) x Stromstärke (I), größer wäre als an der Primärspule. Solche
www.tesla-institute.com
142
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
"Wundergeräte" bräuchte man nur noch in Reihe schalten und man
hätte am Ende der Kette eine wesentlich höhere Leistung und könnte
alle Energieprobleme der Welt lösen. Das ist natürlich nicht der Fall und
es gelten folgende Regeln:
• Windungszahl an Sekundärspule geringer = Geringere Spannung,
höhere Stromstärke
• Windungszahl an Sekundärspannung höher = Höhere Spannung,
geringere Stromstärke
• Die Stromstärke verhält sich umgekehrt proportional zu den
Windungszahlen. Stellt man die Formel mit dem Verhältnis
zwischen Spannung und Windungszahl um und erweitert diesen
mit der umgekehrten Proportionalität der Stromstärke, erhält man
folgende Beziehungen zueinander:
Wie hoch die Stromstärke an Primär- und Sekundärspule ist, hängt von
der Last an der Sekundärspule ab und kann z.B. mit I S = US/RS
(Ohmsches Gesetz) berechnet werden. Damit kann die Stromstärke an
der Primärspule berechnet werden, indem man die Formel umstellt auf
US · IS : UP.
Verluste an Transformatoren
Die genannten Formeln gelten nur für ideale Transformatoren, in den
keine Wärmeverluste auftreten. In der Praxis treten jedoch geringe
www.tesla-institute.com
143
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
Wärmeverluste auf. Diese können minimiert werden, indem man für den
Eisenkern
kein
Volleisen
verwendet,
sondern
geblättertes
oder
gesintertes Eisen.
Schaltzeichen für einen Transformator
Bei den Schaltzeichen gibt es leider nicht überall eine einheitliche
Handhabe. Nachfolgend sind vier verwendete Schaltzeichen abgebildet,
wovon die Schaltzeichen 1 und 2 die gängigsten sind. Beim 4.
Schaltzeichen besteht die Gefahr einer Verwechslung mit einem
Widerstand. Es ist durchaus möglich, dass man weitere Varianten zu
sehen bekommt.
Es kann vorkommen, dass zwischen den Spulen kein Strich, ein Streich,
www.tesla-institute.com
144
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
ein Doppelstrich oder eine gestrichelte Linie eingezeichnet wurde. Kein
Strich bedeutet bei Übertragern, dass die Kopplung über Luft erfolgt und
somit kein Kern vorhanden ist. Ein Strich signalisiert einen Eisenkern
ohne Luftspalt. Da Transformatoren normalerweise fast immer einen
Eisenkern ohne Luftspalt besitzen, wird häufig auf den Strich verzichtet.
Es besteht somit eine Verwechslungsgefahr mit Übertragern, bei denen
die Kopplunt über Luft erfolgt und man muss aus der Anwendung
heraus wissen, ob ein Übertrager oder Transformator gemeint ist. Eine
gestrichelte Linie signalisiert einen Eisenkern mit Luftspalt und ein
Doppelstrich eine ideal feste Kopplung.
www.tesla-institute.com
145
TESLA INSTITUTE
Elektrotechnik Grundlagen - Peter Witt
www.tesla-institute.com
146
Herunterladen