ANLEITUNGUrothelHelpap02.2011

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UROTHELAnleitungen01.2011
3F/C2(Qualitätskommission)
24/10/2011 HE/Wi
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Konsultationsfassung
zur
öffentlichen
Diskussion
bis
11.11.2011
Anleitungen zur pathologisch-anatomischen Diagnostik von
Tumoren des Nierenbeckens, des Ureters und der Harnblase
des Bundesverbandes Deutscher Pathologen
und der Deutschen Gesellschaft für Pathologie
2. Auflage
2
Vorwort
Auch diese zweite Auflage der Anleitungen
zur pathologisch-
anatomischen Diagnostik von Tumoren des Nierenbeckens, des
Ureters und der Harnblase“ orientiert sich an den Klassifikationen
von WHO [Mostofi et al. 1999, Eble et al. 2004] und UICC [2002,
2010] sowie an im Literaturverzeichnis erwähnten Publikationen
und Protokollen, unter anderem solchen, die in Abstimmung
zwischen
der
Deutschen
Krebsgesellschaft,
der
Deutschen
Gesellschaft für Pathologie und der Deutschen Gesellschaft für
Urologie publiziert wurden [Böhle et al. 1998, Sinn et al 2002,
Deutsche Krebsgesellschaft 2004], aber auch an den vom „College
of American Pathologists [CAP]“ herausgegebenen Protokollen
[Hammond et al. 1996 und 2000]: Reporting on Cancer Specimens
und den Monographien von D.C. Allen [Allen 2000 und 2006, Allen
und Cameron 2004] und dem Manual of Surgical Pathology [Lester
2006].
Diese Anleitungen sollen kein starres Korsett vorgeben, sondern
nur
eine
Orientierung
über
notwendige
und
sinnvolle
Untersuchungen und das zu erzielende Ergebnis bieten. Die
„Anleitungen“ liegen zwangsläufig bisher alle – soweit sie die
pathologisch-anatomische Diagnostik betreffen -, auf einer
niedrigen Evidenzstufe, da sie weder einem systematischen Review
entsprechen, noch auf Ergebnissen validierender Kohortenstudien
beruhen. Es handelt sich demnach um „Expertenmeinungen“
(Evidenzstufe 5).
-2-
3
Die Biopsie und vor allem die transurethrale Resektion aus der Harnblase
stellen, neben der Urinzytologie, die erste diagnostische Maßnahme beim
Urothelkarzinom der Harnblase dar.
Die Anleitung gibt Pathologen wie Urologen eine Hilfestellung für die optimale Registrierung,
Bearbeitung und Befunderhebung von Zytologien, Biopsien, transurethralen Resektionen
sowie Zyst(o)-(Prostat-)ektomiepräparaten. In der Anleitung werden für die einzelnen
Untersuchungsmaterialien jeweils folgende Themen abgehandelt:

Materialentnahme und Materialbehandlung

Informationen für den Pathologen

Makroskopische Beschreibung

Makropräparation („Zuschneiden“) mit Entnahme von Gewebe zur histologischen
Untersuchung

Mikroskopische Bearbeitung (z. B. Schnittebenen, Färbungen)

Mikroskopische Begutachtung (einschließlich Kriterien der Klassifikation)

Dokumentation
Angefügt
sind
Allgemeine
Erläuterungen
(die
für
alle
Untersuchungsmaterialien gelten) und Spezielle Erläuterungen für die
einzelnen Untersuchungsmaterialien. Dabei werden insbesondere die
Anwendung von Tumorklassifikationen, morphologische Hintergründe,
mögliche Unklarheiten und die Verwendung von Formblättern behandelt.
DIE HERAUSGEBER
-3-
4
A.
UNTERSUCHUNGSMATERIAL
Zytologisches Material oder Gewebe von Tumoren des Nierenbeckens, des Ureters und der
Harnblase kommt in den folgenden Formen zur pathomorphologischen Untersuchung:
1.
Sog. Provokation-Urin
2.
Spülflüssigkeiten aus Nierenbecken, Ureter und Harnblase
3.
Biopsien im Rahmen der präoperativen Diagnostik
3.
Schnellschnittuntersuchungen (intraoperative mikroskopische Untersuchung)
4.
Zystektomiepräparate
5.
Nephrektomie- und Ureterektomien (bzw. Segmententfernungen)
B.
VORGEHEN BEI DEN EINZELNEN
UNTERSUCHUNGSMATERIALIEN
B.1
Urin sowie Spülflüssigkeiten aus Nierenbecken, Ureter und Harnblase
B.1.1
Indikationen, Treffsicherheit, Materialentnahme und Materialbehandlung
Indikationen [Rathert und Roth 1995]

Abklärung einer Hämaturie

Kontrolle nach operativer Therapie

Kontrolle während intravesikaler Chemo(immun)therapie

Kontrolle nach Phenacetin-Abusus

Arbeitsmedizinische
Vorsorge-Untersuchungen
bei
aromatischen
Nitro-
oder
Aminverbindungen ausgesetzten Industriearbeitern

V.a. vesicoenterale Fisteln oder penetrierend wachsende extraurologische Tumoren

Zystoskopischer Verdacht auf Carcinoma in situ der Harnblase
Treffsicherheit
Die Sensitivität der Urinzytologie ist abhängig vom Malignitätsgrad, dem Stadium des
Tumors sowie der Zahl und dem Volumen der untersuchten Proben. Sie beträgt im
Literaturmittel 76,4%, ihre Spezifität 93,5%. Die Treffsicherheit steigt um gut 10%, wenn drei
Proben untersucht werden. Das Carcinoma in situ der Hanblase kann durch die Urinzytologie
bei bis zu 90% der Patienten nachgewiesen werden. Gut differenzierte Tumoren entgehen in
mehr als 62,8% der zytologischen Diagnostik [Jochims 2002].
Materialentnahme (siehe spezielle Erläuterungen B.1.1.)
-4-
5
Beim klinischen Verdacht auf einen Tumor im Bereich der Nierenbecken, der Ureteren oder
der Harnblase kann sog. Provokations-Urin auf Tumorzellen untersucht werden. Zusätzlich
kann gezielt Spülflüssigkeit aus den verdächtigen Abschnitten des Harntraktes gewonnen
werden, z. B. aus dem linken Ureter oder dem linken Nierenbecken.
Materialbehandlung
Die zytologische Untersuchung von Urin oder Spülflüssigkeiten aus den ableitenden
Harnwegen wird an Alkohol-fixierten Sedimentausstrichen oder ZytozentrifugationsPräparaten durchgeführt. Daneben existieren auch andere Präparationsverfahren für
Urothelzellen (z.B. Stempeltechnik: siehe Erläuterungen B.1.1).
Empfehlenswert ist eine Färbung nach Papanicolaou (aber auch andere sind anwendbar,
z. B. Giemsa-Färbung)
B.1.2
Information des Pathologen
Der Kliniker sollte Materialart, dessen Herkunft (Lokalisation), Art der Fixation, relevante
Vorerkrankungen und Therapien sowie seine Fragestellung auf dem Einsendungsschein
mittteilen (siehe allgemeine Erläuterungen 2)
B.1.3
Makroskopische Beschreibung
Menge, Fixation und Aussehen der erhaltenen Flüssigkeit (z. B. 50 ml, in Saccomanno´s
fixiert, klar, gelb, trüb, blutig, etc.) müssen vom Assistenzpersonal notiert werden.
B.1.4
Makropräparation
Ggf. sofortige Nachfixation, Anfertigen von Sediment-Ausstrichen und/oder
Zytozentrifugationspräparaten.
(siehe spezielle Erläuterungen B.1.5)
Ggf. ist die Anfertigung eines Zytoblocks zu empfehlen.
B.1.5
Mikroskopische Begutachtung

Aussagen zur Art, Herkunft und Repräsentativität des Materials

Beschreibung des zytomorphologischen Befundes
-5-
6

Diagnostische Kategorien laut Nomenklatur der Deutschen Gesellschaften für
Pathologie und für Zytologie für die extragenitale Zytodiagnostik (Böcking und
Freudenberg, 1998): Negativ, zweifelhaft, dringender Verdacht oder sicher positiv auf
bösartige Zellen.

Klartext-Diagnose anfügen, ggf. mit Tumortyp, Malignitätsgrad und Vorliegen einer
Entzündung (z. B. das Zellbild entspricht einem Urothelkarzinom Grad 3)
B.2
Prätherapeutische Diagnostik
B.2.1
Indikationen, Materialentnahme und Materialbehandlung (siehe spezielle
Erläuterungen B.2.1.)
Indikationen
Die Indikationen für Untersuchungen bei der prätherapeutischen (histopathologischen)
Diagnostik und bei der Untersuchung des Operationpräparates unterscheiden sich beim
Urothelkarzinom der Harnblase (des Nierenbeckens und des Ureters) von anderen
Organtumoren, da es
1.
(bislang) keine Screeningmethode auf mikroskopischer Grundlage gibt (Ausnahme
zytologisches Screening bestimmter Risikogruppen) und
2.
die diagnostische Resektion beim nicht invasiven papillären Urothelkarzinom
gleichzeitig meist den kurativen Eingriff darstellt.
Eine prätherapeutische Diagnostik gibt es beim Harnblasenkarzinom nur bei primär
inoperablen Karzinomen, bei denen bioptisch (oder zytologisch, siehe B.1) das
Urothelkarzinom gesichert werden muss, bevor über die Art der palliativen Therapie
entschieden wird. Nicht aus der Harnblase stammende Tumoren (Prostata, Rektum,
gynäkologische Tumoren, Metastasen von Karzinomen des Magens, von kleinzelligen
Lungenkarzinomen oder maligne Lymphome) müssen ausgeschlossen werden.
Materialentnahme (mikroskopische Untersuchungen bei transurethraler Resektion)
Zur histopathologischen Untersuchung können eingesandt werden:
1.
Tumor (bzw. Tumoren)
2.
Tumorgrund
3.
Seitliche Tumorränder (evtl. 1-4 Proben)
4.
Zusätzliche Biopsien aus eventuell vorhandenen suspekten Schleimhautarealen
(nachgewiesen z. B. durch Chromoendoskopie bzw. photodynamische Diagnostik)
(siehe spezielle Erläuterungen B.2.1)
5.
Eventuell Biopsien aus zystoskopisch normaler Schleimhaut (Mapping)
(siehe
Abbildung 1)
-6-
7
Materialbehandlung
Alle Präparate müssen einzeln nummeriert fixiert werden (in 4% gepuffertem Formalin). Im
Einsendungsantrag muss zu den einzelnen nummerierten Präparaten die Herkunft eindeutig
ersichtlich sein. Zur Information des Pathologen empfiehlt sich ein Formblatt wie in Abbildung
1 dargestellt.
B.2.2
Information des Pathologen (siehe allgemeine Erläuterungen 2)
B.2.3
Makroskopische Beschreibung
Anzahl und
Gewicht,
Oberfläche (papilläre Strukturen)
der
TUR
oder
Biopsien.
Detrusorstrukturen erkennbar? (siehe spezielle Erläuterungen B.2.3; Abbildung 2)
B.2.4
Makropräparation (siehe spezielle Erläuterungen B.2.4)
Das Tumormaterial sollte gewogen und komplett eingebettet werden, ggf. Ausrichtung nach
Detrusorstrukturen.
Bei palliativen Resektionen mit Befall des Detrusors erübrigt sich eine komplette
Aufarbeitung.
B.2.5
Mikroskopische Bearbeitung (siehe spezielle Erläuterungen B.2.5)
Proben aus dem Tumor, der in nur 1 oder 2 Kapseln untersucht wird, Proben aus dem
Tumorgrund, den seitlichen Tumorrändern und Biopsien aus suspekten und zystoskopischen
unauffälligen Schleimhautarealen sollen prinzipiell in Stufen bearbeitet werden (mindestens
3-5 Schnittstufen). Es sollte Restmaterial für eventuelle immunhistologische Untersuchungen
aufbewahrt werden. HE-Schnitte reichen in über 90% der Fälle für die Diagnose.
B.2.6
Pathohistologische Begutachtung und Dokumentation
Die Aussagen des pathohistologischen Gutachtens, die in jedem Fall zu treffen sind
(sogenanntes Minimalprogramm), sind in Abbildung 3 dargestellt.
Zusätzlich sind zu dokumentieren:
-7-
8

Es sollte unbedingt neben dem Grading entsprechend der WHO-Klassifikation von
2004 auch das Grading entsprechend der WHO-Klassifikation von 1973 angegeben
werden (siehe Abb. 3 und spezielle Erläuterung)

Kommentar, wenn Tumordiagnose an nicht orthograd getroffenen Gewebeproben

Carcinoma in situ (CIS) vorhanden: ja oder nein

Carcinoma in situ in Brunnschen Epithelnestern sollte erwähnt werden

Tumorausdehnung innerhalb der prostatischen Urethra muss gesondert untersucht und
erwähnt werden

Muskulatur (Detrusor) vorhanden: ja oder nein
Zusätzliche Angaben (fakultativ)

Anzahl der positiven Biopsien

Immer klinisch angegebene Lokalisation berücksichtigen, vor allem bei Mapping

Infiltration der Muscularis mukosae , wenn nachweisbar

Blutgefäßinvasion (V1 = mikroskopische Veneninvasion)

Lymphgefäßinvasion (L-Klassifikation)

Andere relevante Befunde:
z. B. Ausmaß der Entzündung
Repräsentativität des Materials

nein, kein morphologisches Korrelat für einen suspekten Zystoskopiebefund

ja, ausreichendes morphologisches Korrelat für einen suspekten Zystoskopiebefund

fraglich
Nachweis von potentiellen präkanzerösen Läsionen

Dysplasie

Ausdehnung der Läsion, Nachresektion
Tumornachweis

Grading (s.o.)

Tumorausdehnung: Anzahl tumortragender Partikel und Größenangabe

Histologischer Tumortyp [WHO 2004]

TNM-Klassifikation 2010: Ta, mindestens T1, mindestens T2

Muskulatur (Muscularis propria) vorhanden: ja oder nein
Unklare Befunde
-8-
9

Abklärung durch Immunhistochemie

ggf. konsiliarische Mitbegutachtung
Für die Bearbeitung von Biopsien aus Nierenbecken und Ureter im Rahmen der
prätherapeutischen Diagnostik gelten gleiche Bestimmungen.
B.3
Schnellschnittuntersuchung (intraoperative mikroskopische Diagnostik)
Indikationen
zur
Schnellschnittuntersuchung
sind
zurückhaltend
zu
stellen.
Eine
Schnellschnittuntersuchung kann indiziert sein, wenn vom histologischen Tumortyp das
weitere operative Vorgehen abhängt, z. B. Ureterresektion bei Urothelkarzinomen des
Nierenbeckens.
Bei der Ureterresektion werden der proximale und der distale Resektionsrand untersucht.
Durch den intraoperativen Schnellschnitt werden bei der radikalen oder partiellen
Zystektomie metastasenverdächtige Lymphknoten untersucht. Obligat ist die Untersuchung
der Ureteren und des urethralen Resektionsrandes nach radikaler Zystektomie bei fehlender
präoperativer Biopsie der prostatischen Harnröhre. Bei der partiellen Zystektomie werden
obligat die seitlichen Resektionsränder untersucht.
B.4
Untersuchung von Zystektomiepräparaten
B.4.1
Materialbehandlung
Wenn
möglich,
wird
das
Präparat
uneröffnet
in
frischem
Zustand
unter
Schnellschnittbedingungen übersandt. Bei Postversand wird die Harnblase an der
Vorderwand mit einem Y-Schnitt eröffnet und auf einer Korkplatte (o.ä.) mit Nadeln
aufgespannt, Fixation in Formalin, dabei ausreichende Menge von Formalin (4% gepuffert).
Keine weiteren Einschnitte.
B.4.2
Information des Pathologen (Siehe allgemeine Erläuterungen 2)
B.4.3
Makroskopische Beschreibung
Die makroskopische Beschreibung umfasst:
-9-
10

übersandtes Material: totale oder partielle Zystektomie, mitentfernte andere Organe,
Maßangaben einschließlich Länge der entfernten Ureteren und Urethraanteile

Versand in frischem oder fixiertem Zustand

Tumorzahl und Lokalisation

Größte Tumorausdehnung

Makroskopischer Tumortyp

Beziehung zu Ureterostien und Blasenausgang

Minimale Entfernung zu Resektionsflächen: bei radikaler Zystektomie: urethral, Ureter
rechts, Ureter links; bei partieller Zystektomie: seitliche Resektionsränder

Mitentfernte Lymphknoten, gesondert eingesandte Lymphknoten
B.4.4

Makropräparation (Zuschneiden)
Prüfung des Zystektomiepräparates auf Vollständigkeit mit Abpräparation von Prostata,
Samenblasen und Ductus deferens-Stümpfen

Bei der Frau Abpräparation von Uterus und Adnexe

Makroskopische Begutachtung nach ausreichender Fixation (18 – 36 Stunden)

Inspektion von rechter und linker Seitenwand, Vorderwand, Hinterwand, insbesondere
Region der Uretermündungen, Blasendach und Trigonum

Maximale Wandstärke der Harnblase ausmessen, evtl. Farbmarkierung der pelvinen
Oberfläche im Tumorbereich

Gewebeblöcke vom Übergang des Blasenhalses bis in die prostatische Urethra in
Längsrichtung einbetten

Mapping der unauffälligen Harnblasenabschnitte aus der Nachbarschaft des Tumors

Jede Lokalisation suspekter Areale dokumentieren

Bei aufgespanntem Zystektomiepräparat evtl. Fotographie des Präparates mit
Eintragung aller makroskopischer Befunde ähnlich wie bei der Suche nach
Frühkarzinomen des Magens

Bei
der
Frau
Präparation
des
Überganges
zu
Uterusvorderwand
und
Vaginalvorderwand

Präparation von Lymphknoten des perivesikalen Fettgewebes (bzw. Bifurkation der Aa.
iliacae communes)

Alle makroskopisch erkennbaren Lymphknoten sollten präpariert und eingebettet
werden [UICC 2003]
Eingebettet werden:
1.
Ein Paraffinblock pro cm2 Tumor
-10-
11
2.
Urethrale Resektionsfläche sowie Resektionsflächen der Ureteren, bei partieller
Zystektomie seitliche Resektionsflächen
1.
Etwaige durch den Urologen markierte und makroskopisch auf Tumor verdächtige
Stellen an der pelvinen Oberfläche des Präparates (lokal nicht radikal)
2.
Beide Ureterostien
3.
Trigonum
4.
Rechte und linke Seitenwand, Hinterwand, Vorderwand
5.
Blasendach
6.
Alle tumorösen und ulzerösen Areale jeweils mit gesamter Wand, um die
Tiefenausdehnung des Tumors exakt feststellen zu können
7.
Beim Mann
Tuschemarkierung der Prostataaußenfläche. Aufarbeitung des Apex und von je 3
Blöcken
aus
rechtem
und
linkem
Prostatalappen
(zum
Ausschluss
einer
intraprostatischen Ausbreitung des Urothelkarzinoms bzw. zum Ausschluss eines
gleichzeitig bestehenden Prostatakarzinoms), intraprostatische Harnröhre; vollständige
Aufarbeitung der Prostata entsprechend der Leitlinien zum Prostatakarzinom muss bei
Diagnose eines Prostatakarzinoms im zweiten Aufarbeitungsschritt noch möglich sein!
8.
Sämtliche Lymphknoten getrennt nach Stationen
(Lymphknoten mit > 5 mm Dicke werden äquatorial halbiert bzw. in bis 5 mm dicke
Scheiben lamelliert und einzeln eingebettet, kleinere Lymphknoten einer Station
können jeweils ungeteilt zusammen in einer Kapsel eingebettet werden. Die Größe der
metastatischen
Lymphknoten
ist
zu
dokumentieren.
Eine
Untersuchung
von
mindestens 8 Lymphknoten ist für die pN-Klassifikation notwendig [UICC 2003].
Kapselüberschreitendes Wachstum der Metastasen ist zu dokumentieren.
B.4.5
Mikroskopische Bearbeitung
Stufenschnitte sind nicht notwendig, HE Färbung.
B.4.6
Pathohistologische Begutachtung und Dokumentation
Die erforderlichen Aussagen, die mit einem Minimalprogramm erbracht werden müssen, sind
in Abbildung 5 zusammengefasst.
Bei Vorliegen mehrerer synchroner Karzinome wird bei der TNM/pTNM-Klassifikation der am
weitesten fortgeschrittene Tumor berücksichtigt und der T/pT-Kategorie entweder (m) (für
multipel) oder die Zahl der synchronen Karzinome in Klammern zugesetzt. Dabei werden
papilläre Karzinome (invasiv und nicht-invasiv) und nicht-papilläre invasive Karzinome
-11-
12
gezählt. Das Vorkommen zusätzlicher in-situ-Karzinome wird durch den Zusatz “is“
angezeigt.
Fakultativ kann das Vorkommen ausschließlich von Mikrometastasen (< 0,2 cm) durch den
Zusatz von (mi) zu pN oder pM angegeben werden. Isolierte (disseminierte) Tumorzellen in
Lymphknoten oder z. B. Knochenmarksbiopsien werden mit „(i)“ gekennzeichnet.
Das Präfix „y“ wird der pTNM-Formel voran gesetzt, wenn eine präoperative Radio- und/oder
Chemotherapie voraus gegangen ist im Sinne einer neoadjuvanten Therapie.
B.4.7
Optionale, aber nicht obligate Untersuchungen
Derzeit sind immunhistologische Untersuchungen zur Klassifikation von Urothelkarzinomen
im Allgemeinen nicht erforderlich. Werden zusätzliche zytologisch-histologische und
immunhistochemische Parameter untersucht, soll das Ergebnis dokumentiert werden.
Gegebenenfalls soll die histopathologische Responsebeurteilung nach präoperativer Radiound/oder Chemotherapie vorgenommen werden (siehe A.5 und B.1.6).
Mit verschiedenen immunzytochemischen Markern (z.B. Lewis-X Antigen, ImmunoCyt: IM
344, LDQ 10, 19A211) kann die Sensitivität der Urinzytologie bis auf 94% angehoben
werden. Dies geht aber meistens zu Lasten der Spezifität, die dann bis auf 80% absinken
kann. Dennoch haben diese Verfahren in der Nachsorge therapierter Urothelkarzinome zur
Rezidiv-Diagnostik einen Stellenwert (Vermeidung von Zystoskopien bei negativem Befund)
[Planz et al. 2001, Lodde et al. 2004, Tetu et al. 2004].
Während der DNA-Durchflusszytometrie wegen zu geringer Sensitivität kein Stellenwert
zukommt, kann die DNA-Bildzytometrie durch Ablärung zytomorphologisch verdächtiger
Zellen die Sensitivität der Urinzytologie auf 87% anheben (Spezifität 100%] [Planz et al.
2001].
Dieselbe Indikation hat die chromosomale Fluoreszenz-in-situ Hybridisierung (FISH), mit
deren Hilfe die Sensitivität auf 81% angehoben werden kann (Spezifität 96%] [Bubendorf et
al. 2001, Dalquen et al. 2002, Halling et al. 2000, Sauter et al. 1993, 1997, 2002].
Mutationsanalysen für p53 und p63 werden in Hinblick auf ihre prädiktive Wertigkeit evaluiert
[Helpap et al. 2003, Moch et al. 1993,1994, Schmitz-Dräger et al. 2000, Wagner et al. 1995].
B.5
Nierenbecken- und Ureterkarzinome
-12-
13
Da bei Nierenbeckentumoren in der Regel auch die Ureteren mitentfernt werden, wird die
Makroskopie zusammen beschrieben.
B.5.1
Materialbehandlung
Wenn
möglich
wird
das
Präparat
uneröffnet
in
frischem
Zustand
unter
Schnellschnittbedingungen übersandt. Bei Postversand wird das Resektat in ausreichender
Menge von 4% gepuffertem Formalin fixiert (3 Teile Formalin zu 1 Teil Gewebe). Keine
weiteren Einschnitte.
B.5.2
Information des Pathologen (siehe allgemeine Erläuterungen 2)
B.5.3
Makroskopische Beschreibung

Beschreibung der Ureterpräparate mit minimalem und maximalem Durchmesser sowie
Länge

Dokumentation der Tumoren des Nierenbeckens und ihrer Beziehung zum peripelvinen
Fettgewebe sowie zum Nierenparenchym

Dokumentation der Abtragungsebene des Hilusfettgewebes
B.5.4
Makropräparation (Zuschneiden)
Tumoren des Nierenbeckens werden in ihrer Beziehung zum peripelvinen Fettgewebe, zum
Nierenparenchym und zur Abtragungsebene des Hilusfettgewebes beschrieben und entnommen.
Zusätzlich werden die Abtragungsebene des Ureters eingebettet und 1 - 2 Blöcke aus makroskopisch
tumorfreier Nierenbeckenschleimhaut und 1 Block aus dem tumorfernen Nierengewebe untersucht.
Bei einem Ureterpräparat werden zunächst die Absetzungsränder abgetrennt und getrennt
eingebettet. Danach erfolgt bei makroskopisch erkennbarer tumoröser Auftreibung des Ureters das
Lamellieren dieses Abschnittes soweit, bis kein Tumorgewebe kranial und kaudal dieser Läsion mehr
erkennbar ist. Die verbliebenen Segmente werden in Längsrichtung eröffnet. Neben dem komplett
einzubettenden Tumor wird pro 2 cm Länge des Präparates ein Paraffinblock hergestellt. Hängt eine
Niere an, wird der Übergang zum Nierenbecken gesondert gekennzeichnet. Auf die Beziehung eines
Uretertumors zur äußeren Präparatezirkumferenz ist zu achten und ggf. Gewebe für die Beurteilung
der Resektionsfreiheit einzubetten.
-13-
14
B.5.5
Mikroskopische Bearbeitung
Stufenschnitte sind nicht notwendig, HE Färbung.
B.5.6
Pathohistologische Begutachtung und Dokumentation

Operationspräparat komplett/Traumatisierung (wo?)/ggf. Zust. n. TUR

Größe und Sitz des Tumors, Multifokalität

Einbruch in Blut- oder Lymphgefäße, Perineuralscheideninfiltration

Histologischer Tumortyp [Eble et al. 2004]

Histologischer Malignitätsgrad
[Eble et al. 2004, entsprechend WHO-Klassifikation
2004 und WHO-Klassifikation 1973, fakultativ: nach Helpap 2002]

lokale Tumorausbreitung (T/pT-Kategorie; siehe Erläuterungen zur TNM-Klassifikation)

Andere relevante Befunde
- Carcinoma in situ
- Entzündung
- Prämaligne Läsionen
-
urotheliale Dysplasien
-
evtl. immunhistochemische Abklärung

weitere Befunde

Lymphknotenstatus: Anzahl der Lymphknoten, Anzahl und Größe evtl. Metastasen
-14-
15
ALLGEMEINE ERLÄUTERUNGEN
1.
Allgemeine Erläuterungen zur Materialbehandlung
Operativ entferntes Gewebe ist unversehrt an das Institut für Pathologie zu übersenden. Eine
Gewebeentnahme, z. B. für molekularpathologische Untersuchungen, muss durch den
Pathologen erfolgen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass notwendige Klassifikationen eines
Tumors (besonders R- und TNM-Klassifikation) nicht beeinträchtigt werden dürfen. H. Höfler
[1995] hat in einer Stellungnahme zur Einrichtung von „Tumor/Gewebebanken“ festgestellt:
„Die Entnahme von Normal- und Tumorgewebe aus frischen Operationspräparaten
soll nur durch makroskopisch geschulte Pathologen erfolgen, die auch Erfahrungen
mit der Erstellung von pathohistologischen Befunden haben, optimalerweise von dem
das Präparat befundenden Pathologen selbst“.
Die Asservierung von Tumorgewebe zu nicht-diagnostischen Zwecken setzt in jedem Fall
eine präoperative Aufklärung mit schriftlicher Einwilligung des Patienten voraus [Höfler 2004,
Stellungnahme des nationalen Ethikrates 17. März 2004].
2.
Allgemeine Erläuterungen zur Information des Pathologen
Informationen an den Pathologen sind am besten (fakultativ) unter Verwendung eines
Formblattes (Abbildung 1) zu übermitteln: Patientendaten (Name, Identifikationsnummer),
Geburtsdatum, Geschlecht, verantwortlicher Arzt (Name, Telefonnummer), Tag der
Entnahme,
Indikation,
Lokalisationsangabe
(Trigonum,
Vorderwand,
Hinterwand,
Seitenwand, Urethra), klinische Angaben (Anamnese, Verdachtsdiagnose, bei Männern:
PSA-Serologie, T-Kategorie, ggf. Vorbefunde).
-15-
16
Abbildung 1.
Information des Pathologen bei transurethraler Resektion [modifiziert nach
Böhle et al. 1998]
Patientendaten ...........................................................
Operateur ................................
O Erstmanifestation
O Rezidivtumor
Angaben bei Rezidivtumor
Ersttumor Datum der Diagnose Monat _________________ Jahr _________________
Grading (WHO 1973)
Grading (WHO 2004)
T
O G1
O PUN PMP
O Ta
O Tis
O G2
O G3
O Low grade
O High grade
O T1
O T2
O T2aO T2b
Vorangegangene endovesikale Therapie
O Nein O Ja
Vorangegangene Radiotherapie
O Nein O Ja
Vorangegangene Chemotherapie (endoluminal)
O Nein O Ja
Vorangegangene Radiochemotherapie
O Nein O Ja
Angaben zum jetzigen Tumor
Verdachtsdiagnose ............................................................................................
T-Kategorie nach klinischer Beurteilung ............................................................
PSA-Serologie ................................................................................
Lokalisation
Seitenangabe
1
2
3
4
Blasenhals
O
O
O
O
Trigonum
O
O
O
O
Seitenwand
O
O
O
O
Vorderwand
O
O
O
O
Hinterwand
O
O
O
O
Fundus
O
O
O
O
Urachus
O
O
O
O
Rechts
O
O
O
O
Links
O
O
O
O
Zentral
O
O
O
O
-16-
17
Fortsetzung Abbildung 1
Lokalisation in Divertikel
Makroskopischer Typ
O
O
O
O
Flach
O
O
O
O
Papillär
O
O
O
O
Ulzerös
O
O
O
O
Verdacht auf Invasion von Nachbarorganen
O Nein
O Ja
Klinisch Fernmetastasen
O Nein
O Ja
Klinische R-Klassifikation (nur bei Zystektomie mit Prostatektomie)
Makroskopischer Residualtumor
O Nein
O Ja
Wenn ja: Lokalisation des Residualtumors
O Lokoregionär
O Fernmetastasen, Lokalisation der Fernmetastasen...............
Mikroskopische Bestätigung des Residualtumors?
O Nein
O Ja
....................................................
………………………………………………………….
Datum
Unterschrift
3.
Allgemeine Erläuterungen zur histologischen Typenbestimmung
Grundsätzlich gilt für das Typing von Harnblasentumoren, dass immer dann, wenn neben
nicht urothelial differenziertem Karzinomgewebe Anteile eines invasiven oder in situ
Urothelkarzinoms nachweisbar sind, dieser Tumor als Urothelkarzinom mit entsprechender
„metaplastischer“ Karzinomkomponente klassifiziert werden sollte. Tabelle 1 zeigt einen
Überblick über die WHO Klassifikation.
-17-
18
Tabelle 1.
WHO-Klassifikation Tumoren der Harnblase
[Eble et al. 2004]
Urotheliale Tumoren
Invasives Urothelkarzinom
8120/3
Mit plattenepithelialer Differenzierung
Glanduläre Neoplasien
Adenokarzinom
8140/3
Mit glandulärer Differenzierung
Intestinal
Mit trophoblastärer Differenzierung
Muzinös
8480/3
In Nestern
Siegelringzellig
8490/3
Klarzellig
8310/3
Mikrozystisch
Mikropapillär
8131/3
Lymphoepitheliom-ähnlich
8082/3
Villöses Adenom
8261/0
Lymphom-ähnlich
Neuroendokrine Tumoren
Plasmozytoid
Kleinzelliges Karzinom
8041/3
Sarkomatoid
8122/3
Karzinoid
8240/3
Riesenzellig
8031/3
Paragangliom
8680/1
Undifferenziert
8020/3
Nicht-invasives Urothelkarzinom
Melanozytäre Tumoren
Urotheliales Karzinom in situ
8120/2
Malignes Melanom
Nicht -invasives papilläres
8130/23
Naevus
8130/21
Mesenchymale Tumoren
8720/3
Urothelkarzinom, high grade
Nicht-invasives papilläres
Urothelkarzinom, low grade
Rhabdomyosarkom
8900/3
Nicht-invasiver papillärer urothelialer 8130/1
Leiomyosarkom
8890/3
Tumor mit niedrig malignem Potential
Angiosarkom
9120/3
8120/0
Osteosarkom
9180/3
8120/0
Malignes fibröses Histiozytom 8830/3
Urothelpapillom
Urothelpapillom,
invertierter Typ
Plattenepitheliale Neoplasien
Leiomyom
8890/0
Hämangiom
9120/0
Andere
Plattenepithelkarzinom
8070/3
Verruköses Karzinom
8051/3
Hämatopoietische Tumoren und Lymphome
Plattenepithelpapillom
8052/0
Malignes Lymphom
Plasmozytom
9731/3
Verschiedenartige Tumoren
Karzinom der Sken’schen, Cowper’schen und
Littre’schen Drüsen
Metastasen und direkt infiltrierende Tumoren
von anderen Organen
-18-
19
Invasives Wachstum des Urothelkarzinoms
Die Festlegung, ob ein invasives Wachstum vorliegt, gehört zu den schwierigsten Entscheidungen in
der urologischen Pathologie [Lopez-Beltran und Cheng 2003]. Die Gründe liegen zum einen in der Art
und
Qualität
der
entnommenen
Probe,
zum
anderen
in
den
Besonderheiten
des
Wachstumsverhaltens urothelialer Tumoren. Neben Kauterisierungsartefakten erschweren eine
tangentiale Schnittführung durch das Tumorgewebe die Beurteilung und insbesondere die
Identifizierung eines invasiven Wachstums.
Grundsätzlich gilt, dass ein invasives Urothelkarzinom wesentlich häufiger bei einem schlecht
differenzierten Karzinom zu erwarten ist als bei einem hoch- bis mäßig differenzierten Karzinom.
Der Begriff der Mikroinvasion ist beim Urothelkarzinom nicht verbindlich definiert. Während Farrow et
al. [1982] eine Definition von < 5 mm als Invasionstiefe angaben, halten Amin et al. [1997] eine
Definition für mikroinvasives Wachstum von weniger als 2 mm für angemessen.
Vergleich der WHO-Klassifikationen von 1973 [Mostofi et al. 1973] und 2004 [Eble et al. 2004]
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
WHO 1973
Papillom
WHO 2004
Papillom
PUNLMP
Grad 1
Low grade
Grad 2
Low grade (70%)
High grade (30%)
Grad 3
High grade
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Sonstige Tumoren
Zystadenom
8440/0
Nephroblastom (Wilmstumor)
8960/3
Rhabdoidtumor
8963/3
Keimzelltumoren
Dottersacktumor
9071/3
Seminom
9061/3
Embryonales Karzinom und Teratom
9081/3
Choriokarzinom
9100/3
Klarzelliges Adenokarzinom
8310/3
Neuere Arbeiten definieren für die Abschätzung des Progressionsrisikos bei T1-Karzinomen
> 1,5 mm oder > 1 Gesichtsfeld bei 400-facher Vergrößerung als mögliche Unterschei-
-19-
20
dungskriterien von minimal bzw. ausgedehnt invasiven Urothelkarzinomen [Cheng et al.
1999, van der Aa et al. 2005, Bertz et al. 2011].
------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Erläuterungen zu den neuroendokrinen Tumoren
Kleinzellige Karzinome zählen zu den malignen neuroendokrinen Tumoren und leiten sich vom
Urothel her. Histopathologisch sind die kleinzelligen Karzinome identisch mit denen der Lunge.
Die Prognose ist schlecht, die durchschnittliche Überlebenszeit beträgt weniger als ein Jahr.
Das Paragangliom der Harnblase leitet sich von den paraganglionären Zellen der
Harnblasenwand ab. Es ist histologisch identisch mit Paragangliomen anderer Lokalisation.
4.
Allgemeine Erläuterungen zum Grading
Grading der Urothelkarzinome
Das Grading urothelialer Tumoren ist seit Jahrzehnten einem kontinuierlichen Wandel unterworfen
und hat auch mit dem im Jahr 2004 veröffentlichen neuen WHO-Vorschlag noch keine dauerhaft
akzeptierte Form gefunden. Insbesondere die Einführung der neuen Kategorie des „papillären
urothelialen Tumors mit niedrig malignem Potenzial“ ist umstritten, da hiermit eine 5. Kategorie bei
den papillären Tumoren abgegrenzt wird. Morphologisch fällt nach den WHO-Kriterien ein Teil der
ehemaligen Ta, G1-Tumoren in diese Kategorie. In verschiedenen Studien wird diese Tumorkategorie
in 5 – 10% der nicht-invasiven papillären Tumoren diagnostiziert.
Das Grading der Urothelkarzinome betrifft nur die papillären nichtinvasiven und invasiven
Karzinome. Die WHO Klassifikation 2004 unterscheidet Papillome, papilläre urotheliale
Neoplasien von niedrig malignem Potenzial (PUNLMP) sowie papilläre nicht invasive
Urothelkarzinome vom low und high grade Typ. Die G1-Karzinome der alten WHO
Klassifikation werden dabei teilweise dem PUNLMP zugerechnet. In der low grade Gruppe
sind ebenfalls G1- und ein Teil von G2-Karzinomen zusammengefasst. Die high grade
Gruppe schließt den anderen schlechter differenzierten Teil der G2- und die G3-Karzinome
ein. Die Unterteilung der Grading Gruppe 2 entspricht dem Gradingssystem von Malmström
et al. [1987]. Die Diskussion über die verschiedenen Gradingsysteme ist immer noch im
Fluss [Bostwick und Mikuz 2002, Bush und Algaba 2002, Cheng und Bostwick 2000, Cheng
et al. 2000, Epstein et al 1998, Helpap 2002]. Eine endgültige Aussage über die klinische
Bedeutung und Sinnhaftigkeit des WHO-Gradings von 2004 ist zurzeit noch nicht möglich.
Da die zurzeit in der Klinik verwendeten Nonogramme zur Risikostratifizierung auf dem
Grading nach WHO 1973 beruhen [Sylvester et al. 2005], sollten die Grading-Systeme von
1973 und 2004 parallel angegeben werden.
-20-
21
Papilläre urotheliale Neoplasie mit niedrig malignem Potenzial (PUNLMP)
Papilläre Urotheltumoren mit niedrig malignem Potenzial stellen eine Gruppe von papillären
Urotheltumoren dar, in die sicher ein Teil der früheren Ta, G1-Tumoren (nach der WHO
Klassifikation von 1973) hineinfällt. Diese Tumoren haben ein minimales Progressionsrisiko,
entwickeln aber relativ häufig Rezidive.
Der Nachweis eines invasiven Wachstums schließt bei der Primärdiagnose diese
Tumorentität aus. Liegt eine papilläre urotheliale Neubildung mit den Charakteristika eines
Tumors mit niedrig malignem Potenzial vor, aber besteht zugleich eine invasive
Komponente, ist die Diagnose eines hochdifferenzierten papillären Urothelkarzinoms zu
stellen. Das Risiko nachfolgend Tumoren mit gleichartigem histologischem Bild oder
papilläre Urothelkarzinome zu entwickeln, ist erhöht.
Beim Grading von Urotheltumoren müssen folgende Prinzipien beachtet werden:
1.
Streng genommen gilt das Grading nur für papilläre nicht invasive Tumoren.
2.
Bei invasiven Karzinomen sollte unbedingt ein Grading nach WHO 1973 erfolgen (G2 oder G3).
Invasive hoch differenzierte Urothelkarzinome (G1) sollten mit äußerster Zurückhaltung
diagnostiziert und die Invasivität der Läsion verifiziert werden.
3.
Es sollten nur orthograd getroffene Schleimhautabschnitte zum Grading verwendet werden.
4.
Maßgeblich für das Grading ist der am schlechtesten differenzierte Tumoranteil.
5.
Das urotheliale Carcinoma in situ ist immer ein schlecht differenziertes nicht invasives Karzinom
und identisch mit der schweren Dysplasie.
5.
Allgemeine Erläuterungen zum Regressionsgrading
Bestrahlungen, BCG- oder Chemotherapien hinterlassen am Stroma nach chirurgischer
Entfernung von urothelialen Neoplasien zytologische und histologische Folgen wie
epitheloide
und
riesenzellige
Granulome,
lymphozytäre
Infiltrate
(BCG)
oder
Stromasklerosierung und Gefäßobliteration (Bestrahlungen). Im atypischen Urothel sind
Kernpyknosen, vermehrt Apoptosen, Schwund von prätherapeutisch prominenten Nukleolen
und
Mitosen,
Absinken
molekularbiologischen
bzw.
Faktoren
Fehlen
wie
des
p53,
MIB-1-Proliferationsindex,
etc.
nachweisbar.
Ein
Abfall
von
numerisches
Regressionsgrading wie bei Prostatakarzinomen wird nicht durchgeführt.
6.
Allgemeine Erläuterungen zur anatomischen Ausbreitung vor Therapie/pTNMKlassifikation
-21-
22
Für Karzinome des Nierenbeckens, des Ureters und der Harnblase wird die anatomische
Ausbreitung vor Therapie durch die TNM/pTNM-Klassifikation [7. Auflage, UICC 2010, UICC
2003, UICC 2005] beschrieben.
TNM-Klassifikation von Tumoren des Nierenbeckens (ICD-O C65) und des
Ureters (ICD-O C66)
T/pT-Klassifikation
(p)TX
Primärtumor kann nicht beurteilt werden
(p)T0
Kein Anhalt für Primärtumor
(p)Ta
Nichtinvasives papilläres Karzinom
(p)Tis
Carcinoma in situ
(p)T1
Tumor infiltriert subepitheliales Bindegewebe
(p)T2
Tumor infiltriert Muskularis
(p)T3
Nierenbecken: Tumor infiltriert durch die Muskulatur in das peripelvine
Fettgewebe oder Nierenparenchym
Ureter: Tumor infiltriert durch die Muskulatur in das periureterale Fettgewebe
(p)T4
Tumor infiltriert Nachbarorgane oder durch die Niere in
das perirenale Fettgewebe
Erfordernisse für pT
pTa, pTis, pT1, pT2 oder pT3
Histopathologische Untersuchung des Primärtumors ohne makroskopischen Tumornachweis
an den Resektionsrändern (mit oder ohne mikroskopisch tumorfreien Resektionsrändern).
pT4
Histologischer Nachweis der Invasion von perirenalem Fettgewebe oder benachbarter
Organe (zu denen auch das Peritoneum parietale zählt)
N/pN-Klassifikation
(p)NX
Regionäre Lymphknoten können nicht beurteilt werden
(p)N0
Keine regionären Lymphknotenmetastasen
(p)N1
Metastase(n) in solitärem Lymphknoten, 2 cm oder weniger in größter Ausdehnung
(p)N2
Metastase(n) in solitärem Lymphknoten, mehr als 2 cm, aber nicht mehr als 5 cm in
größter Ausdehnung, oder in multiplen Lymphknoten, keine mehr als 5 cm in größter
Ausdehnung
-22-
23
(p)N3
Metastase(n) in Lymphknoten, mehr als 5 cm in größter Ausdehnung
Erfordernisse für pN
pN0
Histologische Untersuchung von mindestens 8 tumorfreien Lymphknoten
pN1
Histologische
Bestätigung
von
Metastase(n)
in
einem
regionären
Lymphknoten
pN2
Histologische Bestätigung von Metastase(n) in einem solitären Lymphknoten,
mehr als 2 cm, aber nicht mehr als 5 cm in größter Ausdehnung, oder
histologische Bestätigung von Metastasen in multiplen Lymphknoten, keine
mehr als 5 cm in größter Ausdehnung
pN3
Histologische Bestätigung von Metastase(n) in Lymphknoten, mehr als 5 cm in
größter Ausdehnung
pM-Klassifikation
(p)M0
Keine Fernmetastasen (nur bei Obduktionsfällen)
(p)M1
Fernmetastasen
Erfordernisse für pM1
Mikroskopischer (histologischer oder zytologischer) Nachweis von Fernmetastasen
-23-
24
Schema zur TNM/pTNM-Klassifikation von Nierenbecken und Harnleiter, 7.
Auflage (UICC 2010)
TNM
pTNM
Primärtumor kann nicht beurteilt werden
O TX
O pTX
Kein Anhalt für Primärtumor
O T0
O pT0
Nichtinvasives papilläres Karzinom
O Ta
O pTa
Carcinoma in situ (“flat tumour”)
O Tis
O pTis
Tumor infiltriert subepitheliales Bindegewebe
O T1
O pT1
Tumor infiltriert Muskularis
O T2
O pT2
Nierenbecken: Tumor infiltriert durch die Muskulatur in das
O T3
O pT3
O T3
O pT3
O T4
O pT4
Regionäre Lymphknoten können nicht beurteilt werden
O NX
O pNX
Keine regionären Lymphknotenmetastasen
O N0
O pN0
Metastase(n) in solitärem Lymphknoten, 2 cm oder weniger in
O N1
O pN1
O N2
O pN2
O N3
O pN3
Primärtumor
peripelvine Fettgewebe oder Nierenparenchym
Ureter: Tumor infiltriert durch die Muskulatur in das periureterale
Fettgewebe
Tumor infiltriert Nachbarorgane oder durch die Niere in das
perirenale Fettgewebe
Regionäre Lymphknoten
größter Ausdehnung
Metastase(n) in solitärem Lymphknoten, mehr als 2 cm, aber
nicht mehr als 5 cm in größter Ausdehnung, oder in multiplen
Lymphknoten, keine mehr als 5 cm in größter Ausdehnung
Metastase(n) in Lymphknoten, mehr als 5 cm in größter
Ausdehnung
Fernmetastasen
Keine Fernmetastasen
O M0
Fernmetastasen
O M1
O pM1
-24-
25
Klinische Stadiengruppierung
T
M0
M1
N0
N1, N2, N3
Ta
0a
-
-
Tis
0is
-
-
T1
I
IV
IV
T2
II
IV
IV
T3
III
IV
IV
T4
IV
IV
IV
Erläuterungen
Wenn T0 oder TX
-
sofern M1: Stadium IV
-
sofern M0N1-3: Stadium IV
-
sofern T4N0M0: Stadium IV
-
sonst: Stadium unbestimmt
Wenn M0
-
sofern T1N0: Stadium I
-
sofern T4N0: Stadium IV
-
sofern N1, 2, 3: Stadium IV
-
sonst: Stadium unbestimmt
Wenn NX
-
sofern M1: Stadium IV
-
sofern TaM0 oder TaM0: Stadium 0a
-
sofern TisM0 oder TisM0: Stadium 0is
-
sofern T1M0 oder T1M0: Stadium I
-
sofern T4: Stadium IV
-
sonst: Stadium unbestimmt
-25-
26
Definitive Stadiengruppierung
Für
die
definitive
Stadiengruppierung
sind
bezüglich
Primärtumor
und
regionäre
Lymphknoten pT und pN maßgebend. Nur wenn pTX bzw. pNX vorliegt, wird die klinische
T-bzw. N-Kategorie für die definitive Stadiengruppierung herangezogen. Bei Unterschieden
zwischen der klinisch festgestellten M-Kategorie und der pathologischen pM-Kategorie ist im
Einzelfall jeweils unter Berücksichtigung der Gesamtsituation festzulegen, welche Kategorie
für die Gesamtbeurteilung (Gesamt-M) bei der Stadiengruppierung maßgeblich ist.
Definitive Stadiengruppierung
T
Gesamt-M0
Gesamt-M1
pN0
pN1-3
pTa
0a
-
-
pTis
0is
-
-
pT1
I
IV
IV
pT2
II
IV
IV
pT3
III
IV
IV
pT4
IV
IV
IV
Erläuterungen
Wenn pTX und TX oder pTX und T0 oder pT0:
-
sofern Gesamt-M1: Stadium IV
-
sofern pN1-3: Stadium IV
-
sonst: Stadium unbestimmt
Wenn Gesamt-M0
-
sofern pTapN0: Stadium 0a
-
sofern pTispN0: Stadium 0is
-
sofern pT4: Stadium IV
-
sofern pN1-3: Stadium IV
-
sonst: Stadium unbestimmt
Wenn pNX und NX
-
sofern pTapN0: Stadium 0a
-26-
27
-
sofern pTispN0: Stadium 0is
-
sofern Gesamt-M1: Stadium IV
-
sofern pT4Gesamt-M0: Stadium IV
-
sonst: Stadium unbestimmt
TNM-Klassifikation von Tumoren der Harnblase (ICD-O C67)
T/pT-Klassifikation
(p)TX
Primärtumor kann nicht beurteilt werden
(p)T0
Kein Anhalt für Primärtumor
(p)Ta
Nichtinvasives papilläres Karzinom
(p)Tis
Carcinoma in situ („flat tumour“)
(p)T1
Tumor infiltriert subepitheliales Bindegewebe
(p)T2
Tumor infiltriert Muskulatur
(p)T3
(p)T2a
Tumor infiltriert oberflächliche Muskulatur (innere Hälfte)
(p)T2b
Tumor infiltriert tiefe Muskulatur (äußere Hälfte)
Tumor infiltriert perivesikales Fettgewebe
(p)T3a
Mikroskopisch
(p)T3b
Makroskopisch (extravesikaler Tumor)
(p)T4 Tumor infiltriert Prostata oder Uterus oder Vagina oder
Becken- oder Bauchwand
(p)T4a
Tumor infiltriert Prostata oder Uterus oder Vagina
(p)T4b
Tumor infiltriert Becken- oder Bauchwand
Erfordernisse für pT
pTa, pTis, pT1, pT2 oder pT3
Histopathologische Untersuchung eines partiellen oder totalen Zystektomiepräparates ohne
makroskopischen
Tumornachweis
an
den
Resektionsrändern
(mit
oder
ohne
mikroskopischen Tumornachweis).
Problematisch ist die Klassifikation von Blasentumoren nach einer transurethralen Resektion.
Die Bedingungen für eine Klassifikation nach pT können nur im Falle einer kompletten
Tumorresektion als erfüllt angesehen werden. Das bedeutet, dass jegliches makroskopisch
sichtbares Tumorgewebe aus der danach makroskopisch tumorfreien benachbarten
-27-
28
Blasenwand (tief und lateral) entfernt werden muss. Wenn diese zusätzlich entfernten und
separat eingesandten Gewebeproben histologisch tumorfrei sind, kann eine komplette
Resektion angenommen werden. Nur bei solchen Patienten können die Kategorien
pTaNXM0 oder pT1NXM0 als „pathologisch“ (p) angesehen werden.
pT4
Histologischer Nachweis der Invasion von jedem der folgenden: Prostata, Uterus, Vagina,
Beckenwand, Bauchwand, Dünndarm, Samenblasen, Peritoneum.
N/pN-Klassifikation
(p)NX
Regionäre Lymphknoten können nicht beurteilt werden
(p)N0
Keine regionären Lymphknotenmetastasen
(p)N1
Metastase(n) in solitärem Lymphknoten, 2 cm oder weniger in größter Ausdehnung
(p)N2
Metastase(n) in solitärem Lymphknoten, mehr als 2 cm, aber nicht mehr als 5 cm in
größter Ausdehnung, oder in multiplen Lymphknpoten, keine mehr als 5 cm in
größter Ausdehnung
(p)N3
Metastase(n) in Lymphknoten, mehr als 5 cm in größter Ausdehnung
Erfordernisse für pN
pN0
Histologische Untersuchung von mindestens 8 tumorfreien Lymphknoten
pN1
Histologische Bestätigung von Metastase(n) in einem regionären Lymphknoten
pN2
Histologische Bestätigung von Metastase(n) in einem solitären Lymphknoten, mehr
als 2 cm, aber nicht mehr als 5 cm in größter Ausdehnung, oder histologische
Bestätigung von Metastasen in multiplen Lymphknoten, keine mehr als 5 cm in
größter Ausdehnung
pN3
Histologische Bestätigung von Metastase(n) in Lymphknoten, mehr als 5 cm in
größter Ausdehnung
pM-Klassifikation
(p)M0
Keine Fernmetastasen
(p)M1
Fernmetastasen
Erfordernisse für pM1
Mikroskopischer (histologischer oder zytologischer) Nachweis von Fernmetastasen.
-28-
29
Schema zur TNM/pTNM-Klassifikation von Harnblase, 7. Auflage [UICC 2010]
Primärtumor
TNM
pTNM
Primärtumor kann nicht beurteilt werden
O TX
O pTX
Kein Anhalt für Primärtumor
O T0
O pT0
Nichtinvasives papilläres Karzinom
O Ta
O pTa
Carcinoma in situ („flat tumour“)
O Tis
O pTis
Tumor infiltriert subepitheliales Bindegewebe
O T1
O pT1
Tumor infiltriert Muskularis
O T2
O pT2
Tumor infiltriert oberflächliche Muskulatur (innere Hälfte)
O T2a
O pT2a
Tumor infiltriert tiefe Muskulatur (äußere Hälfte)
O T2b
O pT2b
Tumor infiltriert perivesikales Fettgewebe
O T3
O pT3
Mikroskopisch
O T3a
O pT3a
Makroskopisch (extravesikaler Tumor)
O T3b
O pT3b
Becken- oder Bauchwand
O T4
O pT4
Tumor infiltriert Prostata oder Uterus oder Vagina
O T4a
O T4a
Tumor infiltriert Becken- oder Bauchwand
O T4b
O pT4b
Regionäre Lymphknoten können nicht beurteilt werden
O NX
O pNX
Keine regionären Lymphknotenmetastasen
O N0
O pN0
Metastase(n) in solitärem Lymphknoten, 2 cm oder weniger in
O N1
O pN1
O N2
O pN2
O N3
O pN3
Tumor infiltriert Prostata oder Uterus oder Vagina oder
Regionäre Lymphknoten
größter Ausdehnung
Metastase(n) in solitärem Lymphknoten, mehr als 2 cm, aber
nicht mehr als 5 cm in größter Ausdehnung, oder in multiplen
Lymphknoten, keine mehr als 5 cm in größter Ausdehnung
Metastase(n) in Lymphknoten, mehr als 5 cm in größter
Ausdehnung
Fernmetastasen
Keine Fernmetastasen
O M0
Fernmetastasen
O M1
O pM1
-29-
30
Klinische Stadiengruppierung
T
M0
M1
N0
N1, N2, N3
Ta
0a
-
-
Tis
0is
-
-
T1
I
IV
IV
T2
II
IV
IV
T3
III
IV
IV
T4
IV
IV
IV
Erläuterungen
Wenn T0 oder TX
-
sofern M1: Stadium IV
-
sofern M0N1-3: Stadium IV
-
sofern T4N0M0: Stadium IV
-
sonst: Stadium unbestimmt
Wenn M0
-
sofern TaN0: Stadium 0a
-
sofern TisN0: Stadium 0is
-
sofern T1N0: Stadium I
-
sofern T4aN0: Stadium III
-
sofern T4bN0: Stadium IV
-
sofern N1, 2, 3: Stadium IV
-
sonst: Stadium unbestimmt
Wenn NX
-
sofern M1: Stadium IV
-
sofern TaM0 oder TaM0: Stadium 0a
-
sofern TisM0 oder TisM0: Stadium 0is
-
sofern T1M0 oder T1M0: Stadium I
-
sofern T4aN0: Stadium III
-
sofern T4bN0: Stadium IV
-
sonst: Stadium unbestimmt
-30-
31
Definitive Stadiengruppierung
Für
die
definitive
Stadiengruppierung
sind
bezüglich
Primärtumor
und
regionäre
Lymphknoten pT und pN maßgebend. Nur wenn pTX bzw. pNX vorliegt, wird die klinische Tbzw. N-Kategorie für die definitive Stadiengruppierung herangezogen. Bei Unterschieden
zwischen der klinisch festgestellten M-Kategorie und der pathologischen pM-Kategorie ist im
Einzelfall jeweils unter Berücksichtigung der Gesamtsituation festzulegen, welche Kategorie
für die Gesamtbeurteilung (Gesamt-M) bei der Stadiengruppierung maßgeblich ist.
Definitive Stadiengruppierung
T
Gesamt-M0
Gesamt-M1
pN0
pN1-3
pTa
0a
-
-
pTis
0is
-
-
pT1
I
IV
IV
pT2
II
IV
IV
pT3
III
IV
IV
pT4
IV
IV
IV
Erläuterungen
Wenn pTX und TX oder pTX und T0 oder pT0:
-
sofern Gesamt-M1: Stadium IV
-
sofern pN1-3: Stadium IV
-
sonst: Stadium unbestimmt
Wenn Gesamt-M0
-
sofern pTapN0: Stadium 0a
-
sofern pTispN0: Stadium 0is
-
sofern pT4: Stadium IV
-
sofern pN1-3: Stadium IV
-
sonst: Stadium unbestimmt
Wenn pNX und NX
-
sofern pTaGesamt-M0: Stadium 0a
-31-
32
-
sofern pTisGesamt-M0: Stadium 0is
-
sofern pT1Gesamt-M0: Stadium I
-
sofern Gesamt-M1: Stadium IV
-
sofern pT4Gesamt-M0: Stadium IV
-
sonst: Stadium unbestimmt
pT:
Die Kategorie Ta sollte nur vergeben werden, wenn ausreichend Grund- und Randbiopsien
vorliegen (siehe Seite .).
Bei unklarer Situation ist der Befund bei bioptischem Material mit der Beifügung „mindestens“ zu
versehen. Die Kategorie T1 wird in den aktuellen TNM-Klassifikationen nicht unterteilt. In der Literatur
wird jedoch auch eine Unterteilung in (p)T1a und (p)T1b vorgenommen. Hier entspricht die Kategorie
(p)T1a der Infiltration bis einschließlich in die Muscularis mucosae und die Kategorie (p)T1b einer
Tumorinfiltration jenseits der Muscularis mucosae bis zur Muscularis propria. Alternativ kann auch
eine semiquantitative oder morphometrische Analyse mit dem diskriminierenden Wert von 1,5 mm
angewendet werden [Cheng et al., 1999]. Ein weiterer Vorschlag ist die Quantifizierung des invasiven
Anteils in < 1HPF und > 1 HPF [van de Aa et al.2005, Bertz et al. 2011]. Welche Methode bei der
Unterteilung der Stadien angewandt wird, sollte unbedingt mit dem Urologen abgesprochen werden.
Eine direkte Infiltration des distalen Ureters wird über die Tiefe der Invasion in angrenzende Organe
klassifiziert.
Einige Harnblasenkarzinome zeigen eine assoziierte in situ Komponente mit Ausbreitung in
Prostatagänge oder Drüsen der Prostata ohne direkte Infiltration in die Prostata. Diese Karzinome
werden nicht T4 verschlüsselt, sondern sollten entweder mit der Vorsilbe „is“ , z. B. T2(is), durch die
Vorsilbe „is pu“ (Ausbreitung in die prostatische Harnröhre), „is pd“ (Ausbreitung in Prostatadrüsen), z.
B. T2 (is pu) oder T2 (is pd) dokumentiert werden.
Eine Infiltration eines Harnblasenkarzinoms in die prostatische Harnröhre entspricht einer Invasion in
die Prostata und wird somit mit T4 klassifiziert.
Die Infiltration der Samenblasen sollte mit T4a verschlüsselt werden.
Eine Infiltration der Lamina muscularis mucosae ist nicht gleichzusetzen mit einer Infiltration
der Muskularis, die sich auf die Lamina muscularis propria bezieht. Auch entspricht eine
Infiltration ins Fettgewebe nicht immer einer extravesikalen Ausbreitung, da Fettgewebe in
allen Schichten der Harnblase vorkommen kann.
Neben den Beckenlymphknoten zählen auch die inguinalen Lymphknoten zu den regionären
Lymphknoten der Urethra, wobei die Seitenlokalisation für die pN Klassifikation ohne Belang ist.
Seit der TNM-Klassifikation von 1997 existiert eine eigene Klassifikation bei Tumoren der Harnröhre
für Urothelkarzinome der Prostata bzw. der prostatischen Urethra.
Die direkte Ausbreitung eines Karzinoms in der Harnblase im Bereich der Ostien wird klassifiziert
durch die Tiefe der größten Invasion in eines der involvierten Nachbarorgane.
Bei mehreren synchronen Tumoren des Nierenbeckens und des Ureters wird der Tumor mit der
höchsten T-Kategorie klassifiziert und die Anzahl der Tumoren angegeben, z. B. T2 (m) oder T3 (2).
-32-
33
Bei synchronen Tumoren des Nierenbeckens und der Harnblase erfolgt die Klassifikation unabhängig
und getrennt für beide Tumoren.
Die Prognose von T3 Karzinomen des Ureters ist schlechter als die des Nierenbeckens und entspricht
T4-Karzinomen des Nierenbeckens, weshalb Ureter und Nierenbecken separat analysiert werden
sollten
Bei multifokalen Tumoren von Nierenbecken und Harnleiter mit Ta- und Tis-Tumoren sollte Tis
klassifiziert werden.
-33-
34
SPEZIELLE ERLÄUTERUNGEN
Spezielle Erläuterungen zu B.1. Zytologie
Die rein zytomorphologische Untersuchung von Urin besitzt eine hohe Spezifität, jedoch
weist sie bei hochdifferenzierten papillären Neoplasien des Urothels eine geringe Sensitivität
auf [Bastacky et al. 1999, Jensen und Cohen 2004, Malik und Murphy 1999]. ProvokationsUrin weist den großen Vorteil auf, dass dessen Untersuchung einfach durchführbar ist und
ohne weiteres wiederholt werden kann. Gezielt entnommene Spülflüssigkeiten oder
Katheter-Urin enthalten mehr und besser erhaltene Urothelien als Spontanurin (vor allem bei
Frauen). Dabei abgerissene, papillär erscheinende, regelrechte Urothelverbände bergen die
Gefahr falsch positiver Tumordiagnosen.
Essentiell für die zytologische Diagnostik von Urin oder Spülflüssigkeiten ist, dass seitens
der Kliniker eine Information erfolgt, auf welche Art und Weise und an welcher Stelle des
Harntraktes das zu untersuchende Material gewonnen wurde [Jensen und Cohen 2004].
Erläuterungen zu B.1.1
Materialentnahme
Morgen-Urin ist für zytologische Untersuchungen ungeeignet, da er meist nur noch
autolytische Urothelien enthält. Sog. Provokations-Urin, der nach dem Trinken von viel
Flüssigkeit gelassen werden kann, eignet sich am besten für die Zytodiagnostik des
Urothels.
Gezielte Spülungen der Nierenbecken, der Ureteren oder der Harnblase erfolgen mit
isotoner Kochsalzlösung. Diese Flüssigkeiten müssen unmittelbar nach ihrer Gewinnung
weiterverarbeitet werden. Das heißt, dass die enthaltenen Zellen sofort einer alkoholischen
Fixation zugeführt werden müssen, da sie ansonsten schnell autolytisch werden.
Nativ oder durch Katheterspülung gewonnener Urin sollte im Volumenverhältnis 1:1 in 50 70%
Alkohollösung
erfolgen,
da
dadurch
der
Erhaltungszustand
von
zellulären
Bestandteilen, insbesondere von DNA, RNA und Proteinen,besser ist [Jensen und Cohen
2004].
Begleitende Makrohämaturie, Harnwegsinfektionen, Harnsteinleiden, etc. schränken die
Spezifität durch falsch-positive Ergebnisse ein [Jensen and Cohen 2004, Stella et al. 2000].
Erläuterungen zu B.1.1 Materialbehandlung
Ziel ist eine sofortige Fixation der enthaltenen Zellen, entweder
-34-
35

durch Zentrifugation des gesamten Volumens für 5 Minuten bei 500 g und
anschließende Fixation des Sediments in 20ml Saccomannos Fixativ für mindestens
20 Minuten (empfehlenswert, kann auch durch den Einsender erfolgen), oder

durch Mischen des Urins mit demselben Volumen 96%igen Alhohols (weniger
empfehlenswert)

von dem neuerlichen Sediment (5 Minuten bei 500 g) können entweder

zwei Ausstriche (bei deutlich sichtbarem Sediment), oder

Zytozentrifugations-Präparate (bei kaum sichtbarem Sediment) hergestellt werden (z.B.
Rontina von Hettich)
[Für Details siehe: A. Böcking et al. 2005].
Möglich
ist
auch
eine
alkoholische
Sprayfixation
von
Sedimentausstrichen
oder
Zytozentrifugaten unfixierter Zellen. Stempeltechniken erlauben Abdrücke von an Filtern
haftenden Zellen direkt auf Objektträger.
Die am häufigsten angewandte und empfehlenswerteste Färbung ist die nach Papanicolaou
[Jensen und Cohen 2004, Papanicolaou und Marshall 1945]. Diese existiert auch als
Schnellfärbung für eine intraoperative zytologische Schnelldiagnostik.
Erläuterungen zu B.1.5
Mikroskopische Bearbeitung
Neue Techniken wie z.B. immunzytochemische Untersuchung oder FISH (Urovysion)
können zusätzlich zur zytologischen Diagnostik angewandt werden.
Ein neuer Test zum Nachweis von Zellen papillärer Urothelkarzinome ist NMP22, der, in
verschiedenen Studien geprüft, eine deutlich höhere Sensitivität aufweist als die
konventionelle Zytologie bei gleicher Spezifität [Moonen et al. 2005, Ponsky et al. 2001,
Poulakis et al. 2001].
Daneben gibt es eine Reihe von anderen Techniken, die hier nicht näher erläutert werden
sollen.
Erläuterungen zu B.1.6 Mikroskopische Begutachtung
Für die urinzytologische Befundung ist die Differenzierung von Urothelneoplasien in zwei
große
Gruppen
hilfreich.
Tumoren,
die
aus
mikroskopisch
weitgehend
normal
erscheinendem Urothel bestehen, sind von solchen zu unterscheiden, die von einem
zytomorphologisch deutlich als maligne erkenntlichen Urothel bedeckt werden. Flache
urotheliale Neoplasien zeigen in der Regel an der Oberfläche stark atypisches Urothel,
während papilläre Karzinome oft nur leichte bis mäßige bis schwere Zellatypien aufweisen.
-35-
36
An Hand dieser abgeschilferten, stark atypischen Urothelien sind die zytologischen
Diagnosen von hochmalignen invasiven Karzinomen, schweren Dysplasien bzw. in situ
Karzinomen zu stellen. Die Sensitivität und Spezifität liegt bei über 95% [Rübben et al.
1989].
Papillome und niedrig maligne Urothelkarzinome sind dagegen schwer oder gar nicht exakt
zytologisch zu erkennen und werden oft als suspekte Urothelien mit dem Verdacht auf
Malignität diagnostiziert. Nach präoperativer BCG- oder Chemo- bzw. Strahlentherapie wird
oft der Verdacht auf Tumorzellen geäußert. In diesen Fällen ist unbedingt ein Kontakt
zwischen Urologen und Pathologen zu suchen [Helpap et al. 1994, Griesser 2002].
Differentialdiagnostische
Raritäten
sind
plattenepitheliale
Differenzierungen
bzw.
Metaplasien in Urothelkarzinomen (5%), drüsige (2%) und kleinzellige neuroendokrine
Differenzierungen. Ferner sind Zellen in die Harnblase eingebrochener Karzinome, z. B. aus
dem Dickdarm, Prostata oder Uterus zu beachten.
Zytologische Merkmale maligner Urothelzellen – geringe Kernatypien –
[nach Griesser 2002]

Geringe Hyperchromasie der Zellkerne

Gering vergröbertes, gleichmäßig verteiltes Chromatin

Geringe Verschiebung der Kernplasmarelation

Im Spontanurin gesteigerter Urothelzellgehalt
-36-
37
Zytologische Merkmale maligner Urothelzellen –mäßige bis starke Kernatypien –
[nach Griesser 2002]

Mittlere bis starke Hyperchromasie der Zellkerne

Scholliges, unregelmäßig verteiltes Chromatin

Mittlere bis starke Kernpleomorphie

Stark verschobene Kernplasmarelation

Nukleolen in einigen bis vielen Tumorzellen

Im Spontanurin gesteigerter Gehalt atypischer Zellen
Bedeutung der vergleichenden Betrachtung zystoskopischer und zytologischer
Befunde [nach Griesser 2002]
Zystoskopie
Zytologie
Interpretation
Papillärer Tumor
Keine atypischen
- Papillom
Zellen
- PUNLMP
-
Papillärer Tumor
papilläres Karzinom, low.grade (G1)
Suspekter/positiver
papilläresKarzinom
Befund
-
moderate grade (G2)
Hochmalignes papilläres
Karzinom, high-grade,
ggf. mit Cis
Kein Tumor
Suspekter/positiver
-
Carcinoma in situ (Cis)
Befund
-
Karzinom in Ureter/Nierenbecken
Erläuterungen zu B.2
Erläuterungen zu B.2.1
Aus den transurethralen Biopsien ergibt sich neben der
Malignitätsdiagnose die Indikation zur weiteren Behandlung,
abhängig von dem Grading, der Invasionstiefe und dem
Vorhandensein weiterer Läsionen, z. B. in zusätzlichen Biopsien
-37-
38
aus eventuell vorhandenen suspekten Schleimhautarealen, die
durch die Chromoendoskopie (photodynamische Diagnostik) oder
andere Methoden besser sichtbar gemacht werden können. Diese
Techniken verbessern die Sensitivität in der Detektion sehr kleiner
papillärer Tumoren oder flacher urothelialer Läsionen [Durek und
Jocham 2003, Riedl et al. 2001, Schmidbauer et al. 2004, Zaak et al.
2001].
Flache Urothelläsionen
Dazu gehören die flache Urothelhyperplasie, reaktive Atypie, urotheliale Atypie unbekannter
Signifikanz, Dysplasie und das Carcinoma in situ
-
Die reaktive (entzündliche) urotheliale Atypie kann bei akuten oder chronischen Entzündungen
gleich welcher Ursache auftreten.
-
Eine urotheliale Atypie unbekannter/unklarer biologischer Signifikanz könnte theoretisch
diagnostiziert werden, wenn das Maß reaktiver zytologischer Alterationen überschritten wird, so
dass eine Dysplasie nicht ausgeschlossen werden kann. Die Gefahr dieser rein deskriptiven
Kategorie ist, dass sie zum „waste basket“ für Läsionen wird, bei denen der Pathologe zögert,
sich auf eine Festlegung zwischen reaktiver Atypie und Dysplasie festzulegen. Klinische
Konsequenz dieser Diagnose ist, dass eine zeitnahe zystoskopische Kontrolle nach 3 bis 6
Monaten (bevorzugt mit photodynamischer Diagnostik) sowie urinzytologische Untersuchungen
erfolgen, um ein Carcinoma in situ auszuschließen.
-
Die urotheliale Dysplasie (niedriggradige intraurotheliale Neoplasie) ist in ihrer Wertigkeit als
präneoplastische Läsion einzustufen. Hierfür spricht ihr vorwiegendes Auftreten in Harnblasen
mit malignen urothelialen Tumoren, während sie in tumorfreien Blasen relativ selten anzutreffen
ist. Die Häufigkeitsangaben zur Urotheldysplasie schwanken zwischen 22-86% und erreichen
bei invasiven Karzinomen z.T. 100%. Wenngleich es molekularpathologische Hinweise gibt,
dass die urotheliale Dysplasie der Vorläufer von wenigstens einem Teil der Urothelkarzinome
ist, ist ihr biologisches Potential noch weitgehend ungeklärt. Es scheint, als ob bei bekanntem
Urothelkarzinom das Auftreten von Dysplasien das Rezidivrisiko und die Gefahr des Progresses
erhöht. Jedoch entwickelten auch bei primär isolierter Dysplasie fast 20% der Patienten im
weiteren Verlauf ein Carcinoma in situ oder ein invasives Karzinom.
-
Das Carcinoma in situ des Urothels (hochgradige intraurotheliale Neoplasie) umfasst nach der
neuen Definition auch den größten Teil der Fälle, die früher als mittelschwere Dysplasie
eingestuft wurden sowie praktisch alle Fälle der früheren schweren Dysplasie. Typisch für das
Carcinoma in situ ist, dass nicht zwingend ein kompletter Schichtungsverlust vorliegen muss.
Mehr als 90% der Carcinoma in situ finden sich bei Patienten mit papillären Karzinomen bzw. mit
invasiven Karzinomen. Nur 10% werden primär diagnostiziert bzw. entstehen de novo. Klinische
-38-
39
Verlaufsstudien haben gezeigt, dass bis zu 80% der Cis der Harnblase einen Progress zu einem
invasiven Karzinom entwickeln (T1G3).
Erläuterungen zu B.2.2
Informationen an den Pathologen können am besten unter Verwendung eines Formblattes übermittelt
werden (Abbildung 1)
Erläuterungen zu B.2.3 Makroskopischer Befund
Bei Biopsien werden die Anzahl und die Größe der Biopsien registriert. Bei mehr als drei Proben in
einem Gefäß werden die kleinste und die größte Biopsie ausgemessen. Falls eine papilläre
Oberfläche erkennbar ist, wird diese vermerkt.
Gewebsspäne einer TUR der Blase werden immer gewogen und sollten komplett eingebettet werden.
Bei inkompletter Einbettung richtet sich das weitere Vorgehen nach dem histologischen Befund. Es
sollte im Befund immer angegeben werden, wieviel Prozent der gesamten Späne untersucht wurden.
Von jedem Block werden zunächst 2 Stufen hergestellt.
Erläuterungen zu B.2.4 Mikroskopischer Befund
Findet sich bei inkomplett eingebetten Spänen histologisch ein Tumor ohne Invasion oder fehlt die
Muscularis propria, empfiehlt es sich, die verbliebenen Späne vollständig einzubetten (Abbildung 2).
Fehlt auch nach vollständiger Einbettung des Gewebes die Muskulatur,muß dies in der Begutachtung
insbesondere bei invasiven Tumoren ausdrücklich erwähnt werden!
Eine Ausdehnung eines Carcinoma in situ in von Brunn´sche Epithelnester ist zu dokumentieren, da
dies als Kontraindikation für eine topische Therapie diskutiert wird. Das genaue Ausmaß der
Beteiligung
der
prostatischen
Urethra
(Oberflächlichenepithel
vs.
prostatische
Gänge
vs.
Stromainvasion) ist aus therapeutischen und prognostischen Gründen zu dokumentieren.
-39-
40
Abbildung 2.
Aufarbeitungsrichtlinien für TUR-Späne der Harnblase
Ko mmenta r [k1 ]:
Aufarbeitungsrichtlinien für TUR Späne der Harnblase
Gewicht der TUR - Späne
<6g
Immer komplette
Einbettung
>6g
Detrusorinvasion +
palliative Resektion +
pTis +, pTa +, pT1 -Detrusorinvasion --
Inkomplett möglich
Rest Komplett
Kein Detrusornachweis
Rest Komplett
Erläuterungen zu B.2.6. Dokumentation
Die pathologisch-anatomischen Befunde sind zweckmäßigerweise unter Verwendung eines
Formblattes zu dokumentieren (Abbildung 3).
-40-
41
Abbildung 3.
Pathohistologisches Gutachten bei Harnblasenkarzinomen/ transurethrale
Resektion – Minimalprogramm [modifiziert nach Böhle et al. 1998] bei multiplen
Tumoren ist der am weitesten fortgeschrittene Tumor zu dokumentieren!
Patientendaten
1. Zahl der Tumoren ..............................
E-Nr. .................................................................
2. Angaben zur R-Klassifikation
F = Tumorfrei T = Tumorbefall X = Nicht untersucht
a) Befunde an Resektionsflächen
Tumorgrund
O
O
O
Seitliche Randproben
O
O
O
b) Falls verbindliche Aussagen über die klinische R-Klassifikation vorliegen:
Definitive R-Klassifikation
O
0 = Kein Residualtumor, 1 = Nur mikroskopischer Residualtumor (R1),
2= Makroskopischer Residualtumor, mikroskopisch nicht bestätigt (R2a),
3 = Makroskopischer Residualtumor, auch mikroskopisch bestätigt (R2b)
Falls Residualtumor, Lokalisation
Lokoregionär
Fernmetastasen
N = Nein
O
O
J = Ja
O
O
3. T-Klassifikation
O Ta O Tis O T1 O T2 O T2a O T2b O T3a O T3b
Muskulatur im Resektat enthalten
O Nein O Ja
Trennung der Proben in äußere und innere Muskulatur
O Nein O Ja
4. Histologischer Typ (WHO)
O Urothelkarzinom in situ
O Nicht invasives papilläres Urothelkarzinom, low grade
O Nicht invasives papilläres Urothelkarzinom, high grade
O Invasives Urothelkarzinom
O Sonstige____________________________________
5. Histologischer Differenzierungsgrad
Grading (WHO 1973) O G1O G2 O G3 O GX
Grading (WHO 2004)
O PUNLMP
6. Klinisch angegebene Lokalisation
7. Gefäßinvasion
Lymphgefäßinvasion
Veneninvasion
O Low grade
8120/2
8130/21
8130/23
8120/3
O High grade
C 67 .............................................
O Ja O Nein
O Nicht untersucht
O Unbekannt
O Ja, makroskopisch (V2) O Ja, mikroskopisch (V1) O Nein
O Nicht untersucht
O Unbekannt
8. Zusätzliche Angaben
Carcinoma in situ in Brunn’schen Epithelnestern
Infiltration der Muscularis mucosae
9. Assoziierte Harnblasenveränderungen
O
Dysplasie
O Ja O Nein
O Nicht untersucht O Unbekannt
O
Carcinoma in situ
O
Ausmaß der Entzündung .......................................................................
....................................................
………………………………………………………….
Datum
Unterschrift
-41-
Abbildung 4.
Diagnostik von nicht-invasiven papillären Urothelneoplasien
Bei mittlerer Vergrößerung bietet der Tumor
den Eindruck eines überwiegenden Musters von:
Ordnung von
Unordnung von
architektonischen und
architektonischen
zytologischen Parametern
und zytologischen Parametern
PUNLMP oder nicht-invasives
Papilläres Urothelkarzinom, low grade
Leicht erkennbare Variabilität von
Architektonischen und
Zytologischen Parametern
Nein
Ja
PUNLMP
Nicht-invasives, papilläres
nicht-invasives, papilläres
Urothelkarzinom, low grade
Urothelkarzinom, high grade
Erläuterungen zu B.2.6.
Kein Tumornachweis  Sampling error?

Zystitis zystica, granulomatöse chronische Zystitis

TUR-Granulome,
Atypien
mit
unklarer
Bedeutung,
glanduläre
Metaplasien,
myofibroblastäre Proliferationen, postoperativer Spindelzellknoten, fibröser Polyp

Metaplasien und viele andere (s. TUR)
Die transurethrale Resektion erlaubt nur die Unterscheidung zwischen Ta, T1 und T2. Die
endgültige pT-Klassifikation kann nur an der Zystektomie erfolgen. Eine Infiltration der
Lamina muscularis mucosae ist nicht gleichzusetzen mit einer Infiltration der Muskularis, die
sich auf die Lamina muscularis propria bezieht.
Bei Harnblasenbiopsien, die keine urotheliale Bedeckung aufweisen und keine tumorösen
Infiltrate im Stroma enthalten, sollte bei der Aussage zur Dignität nur die Formulierung „Kein
Nachweis eines invasiven Karzinoms“ gewählt werden, da ein Carcinoma in situ (vom
„denuding Typ“) nicht ausgeschlossen werden kann. Eine Aussage wie „Kein Anhalt für
Malignität“ würde hier zu weit gehen.
43
Abbildung 6.
Flußdiagramm zur Entwicklung von low und high grade Karzinomen
der Harnblase [modifiziert nach WHO 2004]
putative modell of bladder
cancer development
hyperplasia
non-invasive
stable
pTa G
1/2low-grad
genetically stable
normal
normal
urothelium
dysplasia
unstable
G 2/3
CIS
high-grad
invasive
pT1
genetically unstable
pTa
pt 2 - 4
Unterteilung von T1
In der WHO Klassifikation [2004] und vorangegangener Literatur werden bei den T1Tumoren der Harnblase unterschieden
1.
zwischen einer Infiltration der Lamina propia oberhalb der Muscularis mucosae,
2.
einer Infiltration der Lamina muscularis mucosae und
3.
einer Infiltration über die Muscularis mucosae hinaus.
Die Kategorien werden mit T1a, 1b und 1c bezeichnet [Angulo et al. 1995, 1997, Eble
et al. 2004, Helpap 2002]. Hilfreich bei der Abgrenzung T1a und T1b ist der Nachweis
des Palisading des atypischen Urothels. Bei Infiltration der Lamina muscularis
mucosae ist das Palisading aufgehoben und die Zytokerationexpression 34ßE12 ist
nicht mehr nur auf die basale Urothelschicht beschränkt, sondern wird diffus. Die
Rezidivrate nimmt ab (p)T1b zu [Helpap und Köllermann 1999, 2000a, 2000b, Helpap
2002] Alternativ ist auch eine morphometrische Analyse mit dem diskriminierenden
Wert von 1.5 ((p)T1a/1b) oder die semiquantitative Abschätzung des Ausmaßes der
-43-
44
Tumorinfiltration (< 1 HPF od. > 1 HPF) anzuwenden [Cheng et al. 1999, van de Aa et
al.2011, Bertz et al. 2011)].
Wenn das zu untersuchende Material keine Muskulatur enthält, sollte T1 angewandt werden. Jedoch
muss der Kliniker darüber benachrichtigt und eine Rebiopsie empfohlen werden.
Eine Unterscheidung zwischen T2a und T2b im TUR-Material kann nur erfolgen, wenn im
eingesandten Material eine klare Trennung zwischen äußerer und innerer Muskulatur vorliegt,
ansonsten erfolgt T2.
Erläuterungen zu B.4
Erläuterungen zu B.4.1 Materialbehandlung
Alternativ kann die nicht eröffnete Harnblase mit Formalin aufgefüllt werden, ehe sie im
Ganzen fixiert wird.
Erläuterungen zu B.4.4 Makropräparation (Zuschneiden)
Da ein Urothelkarzinom auch per continuitatem durch die Harnblasenwand oder über das perivesikale
Fettgewebe in die Prostata einwachsen kann („echtes“ pT4a), was mit einer noch schlechteren
Prognose verbunden ist, sollte zur Abklärung des Ausbreitungsweges eines Urothelkarzinoms in die
Prostata
die
Urethra
median
und
beidseits
paramedian
in
Längsrichtung
(möglichst
Großflächenschnitte) zugeschnitten werden. Bei der radikalen (Zysto-)Prostatektomie muss ganz
bewusst auch das Urothel der prostatischen Urethra angesehen werden.
Erläuterungen zu B. 4.6
Die Dokumentation sollte am besten anhand eines Formblattes erfolgen (Abbildung 5).
-44-
45
Abbildung 5.
Pathohistologisches
Gutachten
bei
Harnblasenkarzinomen
/Zystektomie/Ureterektomie/Nephroureterektomie -
Minimal-programm
[modifiziert nach Böhle et al. 1998]
Name des Patienten: ................................................... Geb.-Datum................................
Eingangsnummer:
...............................................
Einsender...................................
Eingangsdatum
...............................................
Ausgangsdatum.........................
Untersuchungsmaterial:
O T=totale Zystektomie
O U = Ureterektomie
O P=partielle Zystektomie
O N = Nephreureterektomie
A = Andere
(Klartext)..........................................................................................................................
1. Lokalisation des Primärtumors
CO
O Harnblase
O Ureter rechts O Ureter links
O Nierenbecken rechts O Nierenbecken links
Nähere Angaben bei Harnblasenkarzinom
Tumorbefallen
Tumorfrei
Blasenhals
O
O
Trigonum
O
O
Seitenwand rechts
O
O
Seitenwand links
O
O
Vorderwand
O
O
Hinterwand
O
O
Fundus
O
O
Ureterostium rechts
O
O
Ureterostium links
O
O
Urachus
O
O
Divertikel
O
O
/
2. Histologischer Tumortyp
Invasives Urothelkarzinom
8120/3
Plattenepithelkarzinom
8070/3
Plattenepithelialer Differenzierung
Verruköses Karzinom
8051/3
Glandulärer Differenzierung
Plattenepithelpapillom
8052/0
Adenokarzinom
8140/3
Trophoblastärer Differenzierung
Mikropapillär
8131/3
Lymphoepithelial-ähnlich
8082/3
Lymphom-ähnlich
Muzinös
8480/3
Siegelringzellig
8490/3
Sarkomatoid
8122/3
Klarzellig
8310/3
Riesenzellig
8031/3
Villöses Adenom
8261/0
Undifferenziert
8020/3
Fortsetzung Abbildung 5
-45-
46
Neuroendokriner Tumor:
Nicht-invasives Urothelkarzinom
Kleinzelliges Karzinom
8041/3
Urotheliales Karzinom in situ
8120/2
Karzinoid
8240/3
Papilläres Urothelkarzinom
8130/21
Paraganglion
8680/1
8130/23
Andere……………………………………
low grade
Papilläres Urothelkarzinom
high grade
Papilläre Urothelneoplasie mit 8130/1
niedrig malignem Potenzial
Urothelpapillom
8120/0
Urothelpapillom,
8120/0
invertierter Typ
3. Histopathologisches Grading
O G1
O G2
O G3
O L=low grade (G1, G2)
O GX
O H=high grade (G2, G3,)
4. Lymphgefäß-, Blutgefäß- und perineurale Infiltration
OLO
OL1
OVO
OV1
O PnO
OPn1
5. pTNM-Klassifikation
y
(y)|__| pT|__|__| is
m
pT
is
m
pN
pM
pN|__| pM|__|
Anzahl untersuchter regionärer Lymphknoten
|__|__|
Anzahl befallener regionärer Lymphknoten
|__|__|
Zahl der Fernmetastasen
|__|__|
Lokalisation mikroskopisch bestätigter Fernmetastasen
(Klartext).........................................................................
-46-
47
Fortsetzung Abbildung 5
5. Daten zur R-Klassifikation
Befunde an den Resektionslinien
F=Tumor-
N=Nichtinva-
I=Invasiver
Y=Nicht
frei
siver Tumor
Tumor
untersucht
Ureter rechts
O
O
O
O
Ureter links
O
O
O
O
Urethra
O
O
O
O
Perivesikal
O
O
O
O
Harnblase seitlich
O
O
O
O
Perivesikal
O
O
O
O
Periureteral
O
O
O
O
Ureteral
O
O
O
O
Totale Zystektomie
Partielle Zystektomie
Falls verbindliche Aussagen zur R-Klassifikation vorliegen:
Definitive R-Klassifikation
R
O Kein Residualtumor (R0)
O Mikroskopischer nichtinvasiver Residualtumor (R1is)
O Mikroskopischer invasiver Residualtumor (R1)
O Makroskopischer Residualtumor (R2)
Falls Residualtumor, Lokalisation
N = Nein
Lokoregionär
J = Ja
O
Fernmetastasen
O
O
6. Örtliche Tumorzelldissemination
O Nein
O Ja
7. Assoziiertierte Harnblasenveränderungen
Dysplasie
Carcinoma in situ
O Ja
O Nein
O Ja
O Nein
....................................................
...................................................................................
Datum
Unterschrift
-47-
48
Konventionelle morphologische Prognosefaktoren
Als etablierte morphologische Prognosefaktoren gelten das Staging und das Grading.
Da 80% der Blasenkarzinome bei Erstdiagnose in der Kategorie Ta, Tis oder T1 sind, ist eine
weitere prognostische Stratifizierung letzterer Tumorkategorie von besonderer Bedeutung.
Dabei ist zu bedenken, dass in den bei Erstdiagnose vorliegenden TUR-Spänen in
durchschnittlich 50% ein Understaging des Karzinoms im Vergleich zum definitiven Befund
am Zystektomiepräparat vorliegt. Das histologische Grading in TUR-Spänen der Harnblase
korreliert signifikant mit dem definitiven Staging des Zystektomiepräparates.
Staging der muskelinvasiven Tumoren
In der Kategorie pT2 scheint, einer Reihe von Untersuchungen zurfolge, die prognostische
Relevanz eines weiteren Substaging nach dem Ausmaß der Tiefeninvasion in die Muscularis
propria (pT2a und pT2b) gering zu sein. Wertvoller ist möglicherweise die Klassifikation nach
dem größten Tumordurchmesser, wobei ein Tumordurchmesser von mehr als 3 cm eine
diskriminierende Größe darstellt. So beträgt das metastasenfreie und krebsspezifische
Überleben für muskelinvasive Tumoren < 3 cm 100% bzw. 94% im Gegensatz zu 68% und
73% für derartige Tumoren mit einem Durchmesser ≥ 3 cm. Ein weiteres prognostisch
potenziell relevantes Kriterium ist das Wachstumsmuster. Ein infiltratives Wachstumsmuster
ist mit einer schlechteren Prognose assoziiert als noduläre oder trabekuläre Muster.
Grading
Der
Differenzierungsgrad
des
Urothelkarzinoms
ist
ein
wichtiger
Prognosefaktor
für
die
Rezidiventstehung wie für die Progression. Die Problematik liegt in einer unzureichenden
Stratifizierung der im klinischen Verhalten heterogenen großen Gruppe der G2-Tumoren der WHO
Klassifikation.
Multizentrizität
Das primäre Carcinoma in situ ist selten, tritt meist
multifokal auf und ist mit einem invasiven
Urothelkarzinom assoziiert. 80% der Cis gehen in invasive Karzinome über (T1G3-Karzinome)
[Köllermann und Helpap 2001]. Multizentrizität von Urothelkarzinomen geht im Vergleich zu
unizentrischen Tumoren mit einer erhöhten Rezidiv – und Progressionsrate einher.
Lymph- und Blutgefäßinvasion
Eine Lymph- und/oder Blutgefäßinvasion lässt sich bei sorgfältiger Suche unter Anlegung strenger
Kriterien in 10-12% von z.T. papillären T1-Tumoren nachweisen, wobei die Häufigkeit mit dem
Malignitätsgrad zunimmt. Angioinvasive T1-Karzinome verhalten sich prognostisch schlechter als
solche ohne Gefäßinvasion. Im Gegensatz zu muskelinvasiven Karzinomen erwies sich der Status der
Angioinvasion bei T1-Tumoren als unabhängiger prognostischer Marker.
-48-
49
Erläuterungen zu B.5.
Erläuterungen zu B.5.4 Makropräparation (Zuschneiden)
Urothelkarzinome des Nierenbeckens sind in der Regel nicht invasiv. Wenn ja, dann zeigen
sie eine Invasion des Nierenparenchyms über das Hohlraumsystem (bei der Einbettung
berücksichtigen) und eine Invasion des hilären Fettgewebes einschließlich Lymphgefäße.
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Verfasser
Prof. Dr. med. B. Helpap (Singen)
Prof. Dr. med. A. Hartmann (Erlangen)
Im Auftrag des Berufsverbandes der Deutschen Pathologen und der Deutschen Gesellschaft
für Pathologie
Unter beratender Mitwirkung von
Prof. Dr. med. F. Hofstädter (Regensburg)
Prof. Dr. med. Ch. Wittekind (Leipzig)
Fassung vom: Dezember 2011
Revision geplant: Januar 2014
Adresse der Autoren
Prof. Dr. med. B. Helpap
Institut für Pathologie
Hegau-Bodensee-Hochrhein-Kliniken
Postfach 72o
78207 Singen
Prof. Dr. med. A. Hartmann
Pathologisches Institut der FAU
Krankenhausstrasse 12
91054 ERLANGEN
Ch. Wittekind
25/10/2011
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