MINERALVORKOMMEN IM TRONDHJEMGEBIET VON C. W. CARSTENS. D as in geologischer Beziehung sehr interessante Trondhjem­ gebiet ist leider an Mineralvorkommen sehr arm. Nur s�lten findet man bei den Untersuchungsarbeiten Mineralien , die wegen ihrer Krystallform, Grösse oder dgl. besondere Er­ wähnung verdienen. Im folgenden habe ich einige der wenigen bis jetzt genauer untersuchten Mineralien des Gebiets beschrieben. Die chemischen Analysen sind Trondhjem, liches teils durch Beiträge von H 0 i s k o I e f o n d e t, ausgeführt, teils sind Entgegenkommen von Herrn sie mir durch Disponent freund­ LENANDER, A / S 0 r k I a G r u b e r, gütigst zur Verfügun g gestellt worden. Ich übermittle dafür der Verwaltun g des Fonds sowie Herrn Disponent LENANDER meinen ergebensten Dank. Prochlorit von Dragset. In dem grossen Tagebau der Dragset Grube, in der sogenannten "Schieferstrosse'', hat das Gestein, das vom Betrieb unberührt geblieben ist, ein homogenes, stark schieferiges Aus­ sehen. Im Dünn schliff zeigt es sich, dass dieses Gestein zum überwiegenden Teil aus einem Chloritmineral besteht; untergeordnet treten kleinere Mengen von ganz Apatit, Kupferkies und Titanit auf. Die Farbe des Chlorits ist makroskopisch grünschwarz; unter dem Mikroskop ist das Mineral schwach pleochroitisch, oc= ß=hellgrün, y=farblos. Der Achsenwinkel 2 V=etwa 0°, der optische Charakter ist pos. Die Doppelbrechung ist schwach. MINERALVORKOMMEN IM TRONDHJEMGEBIET. 141 Eine Analyse des Gesteins wurde von NAIMA SAHLBOM ausgeführt. Das Resultat war: SiO " .... ......... Ti02.. .. ......... Al203 • .. •. • • • • • • . Fe20:, . ........... FeO ............. MnO ............. MgO ......... ... CaO............. NaoO . ........... K2 Ö . .......... . . P20o............. co2 . . . . . . . . . . . . . s................ (Cu .............. H20 + 105°....... 26,62 1,80 22,70 0,21 19,27 0,27 17,45 1,52 0,09 0,04 0,24 o,oo 0,64 0,63) 9,10 --- -;-QfürS ...... ... 100,58 0,16 100,42 Die Feuchtigkeit beträgt 0,20o;o. Dichte 18°C=2,918. Die Mineralberechnung geht aus der Tabelle I, Seite hervor. 144, Der in der Tabelle angeführte Rest, das Chloritmineral, erhält somit die unten unter I angeführte Zusammensetzung. Zum Vergleich sind beziehungsweise unter II und II I die Analyse eines Prochlorits von CALCI, Toskana, und die Analyse eines Prochlorits von LuDE, Schottland, angeführt worden 1. II Si02 26,97 Al20s. 24,24 0,23 Fe20s. FeO .. 19,79 0,29 MnO . 18,63 MgO . 0,00 Ca O 0,10 Na20. 0,04 K20 9,71 H20.. li I 26,14 24,66 23,65 23,19 0,64 18,38 20,58 0,29 19,48 17,79 0,40 0,56 11,93 12,12 100,00 100,14 99,67 t C.DüEL TER: Handbuch der Mineralchemie, li, 2, Dresden und Leipzig 1917, S. 647 und 649. 142 C. W. CARSTENS. Unter der Voraussetzung, dass die im Gestein auftretenden Mineralien die folgenden Dichten besitzen: Apatit Titanit Kupferkies erhält der Prochlorit die Dichte = = = Das in der Umgebung der 3,2 3,5 4,2 = 2,870. "Schieferstrosse" anstehende Gestein ist ein Saussuritbasalt (Grünstein) von dem gewöhnlichen Typ des Trondhjemgebietes 1• Es muss wohl somit als festgestellt betrachtet werden, dass das Chloritgestein von Dragset durch metamorphe Prozesse aus einem Basaltgestein gebildet worden ist. Epidot von Kvamskammen. An mehreren Stellen im Grubenrevier von Lökken treten kleine Quarz-Calcitgänge auf. Die Mächtigkeit dieser Gänge beträgt im allgemeinen einige cm oder dm. ist Quarz; Das H auptmineral Calcit kommt gewöhnlich nur untergeordnet vor. Wo diese Gänge die gabbroiden Gesteine (Gabbros und Basalte) durchqueren, kommt in den meisten Fällen Epidot als neues Mineral hinzu. Epidotführende Quarz-Calcitgänge sind vielerorten schön aufgeschlossen, z. B. in der Nähe der Schiessbahn von Björnli (im Gabbro), in dem grossen Strasseneinschnitt von Björnli (im Grünstein) und auf der Anhöhe von Kvamskammen, nörd­ lich von Reberg (im Grünstein). Der Epidot ist fast immer stengelig ausgebildet (parallel der krystallographischen b-Achse); beträgt gewöhnlich mehrere cm. die Die Länge der Stenge! Epidotstengel strahlen im allgemeinen vom Sahlband ungefähr senkrecht zur Streich­ richtung der Gänge hellpistaziengrün, heraus. Die Farbe ist makroskopisch unter dem Mikroskop ist das Mineral nur schwach pleochroitisch, citronengelb bis fast farblos. Die Spaltbar­ keit nach (00 I) und (100) tritt deutlich hervor. Der Auslöschungs­ 3,5 Die Doppelbrechung ist sehr stark, y-x=0,045 Universalokular gemessen). Der Achsenwinkei2V=etwa 75°. winkel (im t cy / = °. C. W. CARSTENS: Der unterordovicische Vulkanhorizont im Trondhjem­ gebiet, Norsk Geol.Tidsskr. Bd. VII, Kristiania 1924, S. 192 ff. 143 MINERALVORKOMME;\1 IM TRONDHJEMGEBIET. Der optische Charakter ist neg. Die Achsendispersion ist deutlich, p > u. Die Bisektrizendispersion ist nicht merkbar. Die Doppel­ brechungsdispersion ist deutlich, u > p. Den oben angeführten Daten entspricht ein Epidotmineral von der folgenden chemischen Zusammensetzung 1 epidot und ö8°!o (32°/o Eisen­ Aluminiumepidot): Si02 .•••••••••••• Al203 .• . .•• .• • .• . Fe203 ........... . CaO ............. H20 ............ . 37,74 22,28 14,15 23,37 1,86 100,00 Da mir die starke Doppelbrechung des fast farblosen Epidots etwas auffallend erschien, habe ich das Mineral analysieren lassen. Das Resultat der Analyse, die von K. BR Y N ausgeführt wurde, war: Si02 ............. Ti02..••• .••• ..•• Al203 • . . . • .. • •• . • Fe203 . •• .• • • ...• . FeO .......... ... CaO ........... .. H20 -- 105°....... 41,57 0,02 20,57 13,25 0,37 22,78 1,90 100,46 In dem analysierten Stücke kamen kleinere Quarzkörner in messbaren Quantitäten vor. Nach genaueren Untersuchungen wurde der Quarzgehalt auf rund 6°/o geschätzt. Die Mineralberechnung ergibt sich aus der Tabelle Il. Der in der Tabelle angeführte Rest, das Epidotmineral, erhält auf diese Weise die unten unter I angeführte Zusammensetzung. Zum Vergleich ist unter I I die auf o ptische m Wege gefundene Zusammen­ setzung wiederholt worden: SiO ,. .... . T i02 ...' . Al,O s ..... Fe20" .... FeO . .. ... CaO ..... H20... ... !I 37,66 0,02 21,78 14,03 0,39 24,12 2,00 100,00 1 S iehe: 37,74 22,28 14,15 23,37 1,86 100,00 P. NIGGLI: Lehrbuch der Mineralogie, Berlin 1920. 144 C. W. CARSTENS. Die Übereinstimmung der chemischen und optischen Unter­ suchungsmethoden scheint somit ganz befriedigend zu sein. Gewöhnlich sind Epidotmineralien mit einem - wie im vorliegenden Fall- sehr grossen Fe203-gehalt im Dünnschliff stark gelblich gefärbt. Welche Stoffe aber, die hier (eventuell als Komplementärfarbe) die Entfärbung verursacht haben, lässt sich wohl nicht leicht entscheiden. Man könnte vielleicht an FeO in Verbindung mit Ti02 denken; dafür scheint jedoch der Ti02-gehalt gar zu gering zu sein. Tabelle I. 0 Cf) Apatit Kupferkies Titanit q ö i= � 0 .,, w.. I 0 <!) w.. 0 0 0 :;;:; :;;:; u bJJ <== 0,72 I "' 0 .;; z 0 �· 9. :r: �tfl� 1 I 0,24 0,32 S umme Rest __ 1,26 + 1 <!) E E ::l Cf) 0,02 0,01 0,57 0,16 1,83 4,41 0,64 0,63 ------ ------- -------1 , ---I I I -1 , 1,35 1,80 0 _ 1 1 1,58 1,35 1,80 0,72 0,24 0,64 0,63 0,02 0,17 6,81 ___ 25,27 0,09 0,04 9,I 0 22,70 0,21 18,55 0,27 17,45 93,68 Zu wenig in der Analyse ......... . .. ... 0,06 Tabelle 1!. Quarz ....... \ I I 1----,-6,00 __ S umme ...... Rest ....... . __ ____ 6,00 ___ 6,00 35,57 0,02 20,57 13,25 0,37 22,78 6,00 1,90 94,46 MINERALVORKOMMEN IM TRONDHJEMGEBIET. 145 Desmin ( BREITHAUPT ) von Rove. In den Einschnitten der neuen Strasse am südwestlichen Ufer des Orkedalsfjords, in der Gegend von Rove, kommt auf Klüften der dortigen kristallinen Schiefer ein hellrotes Mineral vor. Die Krystalle sind teils nach einer Richtung ausgezogen und in sphärolitischen Aggregaten von etwa 3 bis 4 cm Durch­ messer angeordnet, teils sind sie auch isometrisch ausgebildet und ganz unregelmässig aggregiert. Die Korngrösse beträgt durchschnittlich 0, 1-0,2 mm. Parallel der optischen Achsenebene tritt eine vollkommene Spaltbarkeit auf. Die Lichtbrechung ist niedrig, ß ist ein ganz wenig kleiner als Benzol (n die Doppelbrechung ist schwach, y-x = = I ,502); 0,006 bis 0,007. Der Achsenwinkel 2V = 37" (im Universalmikroskop gemessen), der optische Charakter ist neg. Die Achsendisp. ist merkbar, u > p. Die oben angeführten optischen Konstanten zeigen uns ganz eindeutig, dass das in Betracht kommende Mineral ein Desmin­ mineral ist, nur scheint der Achsenwinkel vielleicht einige Grade grösser als gewöhnlich zu sein. Leider liegen aber in der Literatur nur spärliche Angaben über die Achsenwinkelgrösse vor. Einige Gramm des eingesammelten Materials wurden sorg­ fältig gereinigt und chemisch analysiert. im Die Analyse wurde chemischen Laboratorium des geologischen Instituts von Sv. HASSEL ausgeführt. Das Resultat war: SiO� ............. Al20" .. .. ...... .. Fe203 • • .• • • • • • • • MgO ... . .. .. .. .. CaO ... . ......... Na20 ... ....... . . K20 .. .. . .... .. .. !--120 ... .. . .... .. . . 57,07 16,02 0,31 S pur 7,63 0,71 0,32 17,55 99,61 Das Material wurde vor der Analyse e1mge Exsikkator über 40°/o-iger Schwefelsäure getrocknet. Tage im Da der Wasserdampfdruck im Exsikkator ungefähr dem durchschnitt­ lichen Druck des Wasserdampfes im Laboratorium im Monat j anuar, als die Analyse ausgeführt wurde, entsprach, erfuhr der Wassergehalt nach dem Aufenthalt im Exsikkator somit fast keine Änderung. 146 C. W. CARSTENS. Aus der untenstehenden Tabelle geht unmittelbar hervor, dass der Desmin von Rove eine ziemlich normale Desmin­ zusammensetzung besitzt 1. Mol. prop. Si 02 .............. 951 157 2 CaO .... . ......... 136 Na,O .............. 12 3 K20 .... . . ..... ... H20 .. .. . ..... .... 975 Al203.............. Fe20" ............. Auf Al,03 �- Fe20s �I bezogen } } 5,98 1,00 0,95 6, 13 Theoret. Zusammen­ setzung \f } 6, 00 1.00 1, 00 6, 00 Trondhjem im Februar 1925. I Siehe auch: G. TscHERMAK: Der chemische Bestand und das Verhalten der Zeolithe. !I Teil. Akad. Wissensch. Wien. Math.-Nat.Kl. Sitzungs­ berichte. Abt. I. Bd. 127, Wien 1918, S. 256.