der Medizinischen Klinik I St. Marienkrankenhaus · Salzburger Straße 15 · 67067 Ludwigshafen am Rhein · www.st-marienkrankenhaus.de Endoskopisch geführte Untersuchung von Gallengängen und/oder des Bauchspeicheldrüsenganges (endoskopische retrograde Cholangiopankreatikographie) Ihre behandelnde Ärztin/ ihr behandelnder Arzt hat Sie bei uns zu einer Untersuchung der Gallengänge und/oder der Bauchspeicheldrüse (ERCP) angemeldet. Auf den folgenden Seiten wollen wir Ihnen kurz erläutern, wie diese Untersuchung abläuft und was Sie als Patient dabei zu beachten haben. Untersuchungsablauf Bei der ERCP wird ein Untersuchungsschlauch (Endoskop) über die Speiseröhre und den Magen in den Zwölffingerdarm geführt. Damit die Untersuchung optimal durchgeführt werden kann, müssen Sie sich auf dem Bauch legen, wobei wir Ihnen empfehlen, dass Sie sich von uns eine Schlafspritze geben lassen. Unter Sicht und unter Lufteinblasung erfolgt dann die Beurteilung der so genannten Papille. Hier münden der Gallen- und der Bauchspeicheldrüsengang in den Zwölffingerdarm. Da wir davon ausgehen, dass bei Ihnen eine Erkrankung dieser Gänge vorliegt, werden wir einen feinen Katheter in sie einführen und sie nach der Gabe von Kontrastmittel röntgen. Dabei können wir Krankheiten an diesen Gängen bzw. Organen erkennen und behandeln. Werden solche Krankheiten gefunden, ist es meist erforderlich, den Eingang vorsichtig mit einem winzigen Messer vom Gang aus aufzuschneiden. Dann können Steine herausgeholt oder bei einer Enge ein Röhrchen eingelegt werden. Bei gesonderter Einwilligung können Säfte oder Proben auch zu wissenschaftlichen Zwecken verwendet werden. Sofern die seltene Situation vorliegt, dass wir keinen Zugang zu den Gängen bekommen, aber sehr wahrscheinlich eine Krankheit von Gallengängen oder Bauchspeicheldrüsengang vorliegt, kann es erforderlich sein, den Gang aufzuschneiden, ohne ihn vorher gefunden zu haben. Häufig kann man so Herausgeber: Dr. C. P. Trimborn Oberarzt Medizinische Klinik I August 2010 I bs Seite 1 / 3 den Gang dann doch finden. Da diese Art des Aufschneidens ohne Führung stattfindet, ist sie gefährlicher und wird nur in Ausnahmefällen angewendet. Bei Blutungen im oberen Verdauungstrakt, z.B. nach dem Aufschneiden einer Papille, können zusätzliche Maßnahmen zur Blutstillung erforderlich werden. So können gefäßverengende Medikamente (Adrenalin) in die Schleimhaut gespritzt, Gefäße mittels Fibrinkleber zugeklebt, mit einer Hitzesonde (Beamer) verödet oder mittels eines Metallclips abgeklemmt werden. Die Dauer der Untersuchung beträgt in der Regel 30 Minuten. Bei schwierigeren Untersuchungsbedingungen (z.B. nach Operationen) oder akuten Blutungssituationen kann sich die Untersuchungszeit verlängern. Mögliche Komplikationen Auch wenn Komplikationen insgesamt selten sind, muss auf die Gefahr eines Durchbruches mit ggf. erforderlicher Notoperation, einer Blutung (sehr selten nach Aufschneiden der Papille) oder einer mögliche Bauchspeicheldrüsenentzündung hingewiesen werden. Dabei ist die Bauchspeicheldrüsenentzündung nach einer ERCP die häufigste Komplikation, verläuft aber meist mild und trifft ca. jeden 20. Patienten. In sehr seltenen Fällen kann sich daraus eine schwelende Entzündung, unter Umständen mit der Notwendigkeit einer späteren Operation, ergeben. Falls eine Blutung auftritt, müssten Sie eventuell erneut gespiegelt werden. Es kann auch eine Blutübertragung oder in seltenen Fällen (z.B. unstillbare Blutung oder Durchbruch) eine Operation notwendig werden. Eine Infektion mit Krankheitserregern durch die bei der Untersuchung verwendeten Geräte ist theoretisch denkbar. Aufgrund der vollautomatischen Maschinen, die wir zur Aufbereitung der Geräte verwenden, kann eine Infektion allerdings weitgehend ausgeschlossen werden. Durch die Untersuchung besteht jedoch das Risiko, dass Bakterien aus dem Magen / Zwölffingerdarm des Patienten bei der Untersuchung in die Blutbahn, die Gallen- oder Bauchspeicheldrüsengänge oder in das umliegende Gewebe gelangen. Besonders bei Patienten mit stark vorgeschädigten Herzklappen kann dies zu einer Infektion der Herzklappe und / oder zu einer Blutvergiftung mit Darmbakterien führen. Wenn bei Ihnen eine Vorschädigung der Herzklappen bekannt ist, informieren Sie bitte die überweisende Ärztin/den überweisenden Arzt und die Untersucherin/den Untersucher. In einem solchen Fall haben Sie wahrscheinlich auch bereits einen Herzpass. Dann muss vor der Untersuchung und 6 Stunden danach ein Antibiotikum gegeben werden, dass die Infektion zuverlässig verhindert. Unabhängig von der eigentlichen Spiegelung kann es zu Überempfindlichkeitsreaktionen auf die Beruhigungsmittel oder das Kontrastmittel kommen. Deshalb wird bei jedem Patienten vor Gabe einer Beruhigungsspritze und während der Untersuchung der Blutdruck, der Puls und die Sauerstoffversorgung im Blut gemessen. Sofern Sie an einem grünen Star leiden (der Augeninnendruck ist dann erhöht), teilen Sie uns dies bitte vor der Untersuchung mit. Insgesamt ist das Komplikationsrisiko der ERCP gering, selbst wenn mit dem Endoskop behandelt wird (z.B. Einlage eines Röhrchens). Deshalb hat sich dieses Untersuchungsverfahren weltweit als Standardverfahren bei Erkrankungen von Gallenwegen und/oder Bauchspeicheldrüsenerkrankungen durch- Herausgeber: Dr. C. P. Trimborn Oberarzt Medizinische Klinik I August 2010 I bs Seite 2 / 3 gesetzt. Eine statt dessen vorgenommene Operation hätte ein wesentlich höheres Risiko, z. B. wenn man versucht, durch Operation Steine aus den Gallengängen zu entfernen. Die ERCP kann allerdings nicht Steine aus der Gallenblase entfernen, so dass beim Gallensteinleiden meist nach Entfernung von Steinen aus dem Gallengang durch die ERCP anschließend eine Gallenblasenentfernung durch eine Operation empfohlen wird. Aus rechtlichen Gründen benötigen wir Ihr Einverständnis vor der Durchführung der Untersuchung. Datenerfassung und -auswertung Die erhobenen Befunde werden EDV-gestützt erstellt und gespeichert. Hierbei wird strengstens auf die Einhaltung der ärztlichen Schweigepflicht und des Datenschutzes geachtet. Die Befunde werden im Anschluss ausschließlich Ihrem Hausarzt oder - auf Ihren ausdrücklichen Wunsch - einer anderen Person Ihres Vertrauens zugeschickt. Haben Sie noch Fragen? Dann rufen Sie uns bitte unter Tel.: 0621-5501-2376 an. Herausgeber: Dr. C. P. Trimborn Oberarzt Medizinische Klinik I August 2010 I bs Seite 3 / 3