JC Relations - Jewish

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Jewish-Christian Relations
Insights and Issues in the ongoing Jewish-Christian Dialogue
| 01.12.2005
Einer neuer Geist in Kirche und Gesellschaft
Die internationale Tagung "Katholische Kirche und Judentum - 40 Jahre Konzilserklärung
Nostra Aetate" zog Bilanz über christlich-jüdische Beziehungen und diskutierte Themen
der zukünftigen Zusammenarbeit
Wien - Am 29. und 30. Oktober lud der Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische
Zusammenarbeit zu einer internationalen Tagung "Katholische Kirche und Judentum - 40 Jahre
Konzilserklärung Nostra Aetate". Die Veranstaltung wurde gemeinsam geplant mit der
Wochenzeitung Die Furche, dem Kardinal König Haus und den Theologischen Kursen Wien und
unterstützt von der Stiftung Pro Oriente. Förderungen des Bundesministeriums für Bildung,
Wissenschaft, Kultur, des Otto Mauer Fonds der Erzdiözese Wien und des Magistrats Wien, Abteilung
Wissenschaftsförderung haben diese Konferenz möglich gemacht.
Die Erklärung "Nostra Aetate" des 2. Vatikanischen Konzils vom 28. Oktober 1965 brachte eine
umfassende Neubewertung des Judentums durch die römisch-katholische Kirche. Nach
Jahrhunderten der Judenfeindschaft werden hier u.a. die bleibende Verbindung der Kirche mit dem
Judentum gewürdigt, die pauschale Verurteilung des jüdischen Volkes für den Kreuzestod Jesu
zurückgewiesen und jegliche Form des Antisemitismus verurteilt. Die Neuorientierung durch Nostra
Aetate war Richtung weisend für andere Kirchen. Durch die Umsetzung in Religionsunterricht und
Erwachsenenbildung trug diese kirchliche Stellungnahme auch zur Wertschätzung des Judentums als
Religion und Kultur in der ganzen Gesellschaft bei.
Kardinal Schönborn: Bibelworte nicht gegen das Judentum auslegen
Zu Beginn stand eine Messfeier in der Konzils-Gedächtniskirche in Wien Lainz, geleitet vom Pariser
Alt-Erzbischof Kardinal Jean-Marie Lustiger. In der Predigt unterstrich Kardinal Christoph Schönborn
die entscheidenden Weichenstellungen der Konzilserklärung Nostra Aetate für das Verhältnis von
Christentum und Judentum. Das zweite Vatikanische Konzil habe vor allem "endgültig" mit der
Vorstellung vom "Gottesmord" Schluss gemacht, betonte Schönborn. Sehr klar sage die
Konzilserklärung, dass man aus den Evangelien nicht folgern dürfe, dass die Juden von Gott
verworfen seien. Der Wiener Erzbischof erinnerte daran, dass im "Katechismus der Katholischen
Kirche" (KKK) die Formulierung des "Römischen Katechismus" des Tridentinischen Konzils zitiert wird,
wonach die Schuld am Kreuzestod Jesu vor allem bei jenen Christen zu suchen ist, "die wiederholt in
die Sünde zurückfallen".
Im historischen Rückblick unterstrich Kardinal Schönborn, dass die Kirche immer daran festgehalten
habe, dass das Alte Testament Wort Gottes sei. Dies sei zugleich ein Hinweis auf die "Kontinuität"
zwischen Altem und Neuem Bund. Freilich gebe es auch ein Element der "Diskontinuität", die
Christen und Juden "trennende und verbindende Frage", ob Jesus der Messias, der "Sohn des
Hochgelobten", ist.
Präsident Nausner: Katholische Erklärung bedeutsam für andere Kirchen
Der Vorsitzende des "Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit", Pastor
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Prof. Helmut Nausner, erinnerte bei der anschließenden Eröffnung der Tagung im Kardinal KönigHaus daran, dass Kardinal Franz König bereits 1967 festgestellt hatte, die Kürze der Erklärung Nostra
Aetate dürfe nicht über ihre Bedeutung hinwegtäuschen. Wie Nausner sagte, wurden bei der
Gründung des Weltkirchenrats 1948 die Kirchen aufgerufen, dem Antisemitismus als "Sünde gegen
Gott und die Menschen" abzusagen. Doch dann sei lange Zeit nichts erfolgt. So habe Nostra Aetate
auch für die nicht katholischen Kirchen entscheidende Bedeutung gehabt. Besonders begrüßte
Nausner die Gäste aus christlich-jüdischen Initiativen in den Nachbarländern Tschechien, Ungarn und
der Slowakei. Seit einigen Jahren habe es sich der Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische
Zusammenarbeit zur Aufgabe gemacht, hier Vernetzungsarbeit zu leisten und den
Gedankenaustausch im zusammenwachsenden Europa zu fördern.
Podiumsdiskussion: Wachsamkeit vor dem Antisemitismus
Innenministerin Liese Prokop machte bei der Podiumsdiskussion "Antisemitismus - Geißel für
Gesellschaft und Kirchen" in ihrem Statement deutlich, dass die beliebte Formel "darüber wollen wir
nichts mehr hören" absolut inakzeptabel sei, wenn es um die Schoa und den Antisemitismus gehe.
Niemals dürfe man verdrängen, dass die Schoa von christlich geprägten Ländern ihren Ausgang
nahm. Wörtlich meinte die Innenministerin: "Wir dürfen den Antisemitismus nie mehr zur Geißel
heranwachsen lassen". Die Exekutive werde in der Aus- und Fortbildung umfassend geschult, um
dem Phänomen Antisemitismus entgegentreten zu können.
Die Leiterin der Europäischen Beobachtungsstelle für Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, Beate
Winkler, bezeichnete die Situation im Hinblick auf den Antisemitismus als "beunruhigend". Der
Antisemitismus gehe nur dann zurück, wenn öffentlich klar gemacht wird, dass er nicht
"gesellschaftsfähig" ist. Politik, Medien und Erziehung seien hier angefragt. Beate Winkler verwies
darauf, dass der Antisemitismus derzeit mit drei Masken auftritt: Als "alter" Antisemitismus
rechtsradikaler Prägung, als "neuer" Antisemitismus in Kreisen junger Immigranten mit islamischem
Hintergrund vor allem in westeuropäischen Ländern und als "Antizionismus" mit "linken"
Argumenten.
Der Studienleiter der Wiener Evangelischen Akademie, Pfarrer Roland Ritter-Werneck, erinnerte
daran, dass nach 1945 ein "unumkehrbarer Wandel" im Verhältnis von Juden und Christen
eingetreten sei. Eine wichtige Rolle hätten in diesem Zusammenhang die Thesen der "SeelisbergKonferenz" von 1947 gespielt, die zur Gründung des "Internationalen Rates von Christen und Juden"
(ICCJ) führten. Trotzdem habe es etwa in der evangelischen Kirche in Österreich erst 1998 eine
Synodalerklärung gegeben, die der Judenmission eine Absage erteilte und die antijudaistisch
geprägten Spätschriften Luthers ausdrücklich verwarf. Pfarrer Ritter-Werneck erinnerte zugleich
daran, dass man den Staat Israel aus dem christlich-jüdischen Gespräch nicht ausklammern könne.
Wenn das Existenzrecht Israels negiert werde - wie es jüngst durch den iranischen Staatschef
geschah - müsse "reagiert" werden. Im Hinblick darauf, dass die alten Schmähschriften des
europäischen Antisemitismus des 19./20. Jahrhunderts - wie die "Protokolle der Weisen von Zion" im islamisch geprägten Raum ständig neu aufgelegt und verbreitet werden, müsse man ein "ernstes
Gespräch mit den Muslimen führen".
Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg bezeichnete Nostra Aetate als einen "unglaublichen
Meilenstein". Für den Dialog von Juden und Christen sei es wichtig, etwa die Tora richtig zu
übersetzen, nicht als "Gesetz", sondern als "Lehre". In der hebräischen Bibel werde zugleich deutlich
gemacht, dass die Menschheit von einem Paar abstammt; es gebe also den Prägestempel gleicher
Abstammung trotz aller Verschiedenheit. Auch Eisenberg betonte die Notwendigkeit des Dialogs
zwischen Juden, Christen und Muslimen. Dabei gebe es unterschiedliche gemeinsame Interessen. So
seien etwa Juden und Muslime im Hinblick auf das Schächten in einem Boot; bei den evangelikalen
Christen wiederum gebe es einerseits eine überaus große Solidarität mit Israel, andererseits hätten
diese Christen noch nicht von der Idee der Judenmission Abstand genommen.
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Botschafter Ashbel: Ungeahnte Veränderungen seit Herzls Papst-Audienz
Am Sonntag Vormittag fand die Veranstaltung in den Räumlichkeiten der jüdischen B"nai B"rith Loge
statt. Botschafter Dan Ashbel bekräftigte in einem Grußwort die Bedeutung der diplomatischen
Beziehungen des Vatikan zum Staat Israel. Aufgenommen im Jahr 1993, fast 30 Jahre nach der
Erklärung, seien sie eine Frucht der durch Nostra Aetate ausgelösten Neubewertung des Judentums
durch die römisch-katholische Kirche. "Im Jahr 2004 begingen wir den hundertsten Todestag des
Wiener Journalisten und modernen Propheten der Wiedererstehung des jüdischen Staates im Lande
Israel, Theodor Herzl. Vier Monate vor der Versammlung des ersten zionistischen Kongresses in
Basel, im Jahr 1897, wurde in "Civiltà Cattolica" ein Artikel mit der Überschrift "Die Zerstreuung der
Juden in der Welt Diaspora" veröffentlicht. Dieser Artikel erklärte, dass nach dem Neuen Testament
die Juden zu einer ewigen Knechtschaft in der Diaspora verurteilt wären. Die Juden haben über sich
selbst und über ihre Kinder einen ewigen Fluch gebracht. Weiter hieß es in diesem Artikel, dass es
undenkbar wäre, den Juden die Verantwortung für die heiligen Plätze zu übergeben, geschweige
denn der Aufbau Jerusalems als Hauptstadt der Juden, was gegen die Worte Christi selbst ist. Es
dauerte fast 70 (genauer 68) Jahre, zwei Weltkriege und die Schoa bis diese Haltung geändert
wurde. Es ist daher kein Wunder, dass mit aller Achtung für die Nostra Aetate-Erklärung auch das
Gefühl weiter besteht, dass sie sehr spät gekommen ist."
Professor Thoma: Kardinal Bea führte das Konzil
An der Formulierung der Konzilserklärung waren mit Kardinal Franz König und Prälat Johannes
Österreicher zwei Personen aus Österreich maßgeblich beteiligt. Ausgehend vom Judaistik-Institut
der Universität Wien unter der Leitung von Professor Kurt Schubert und dem Informationszentrum im
Dienste der christlich-jüdischen Verständigung, das von der Sionsschwester Hedwig Wahle
gegründet und betrieben worden ist, sind Impulse dieser Neubewertung des Judentums in Wien und
ganz Österreich gesetzt worden. Der Luzerner Judaist Prof. Clemens Thoma stellte in seines Vortrags
ausgewählte Protagonisten auf dem Weg zu Nostra Aetate vor: den jüdischen Historiker und
Johannes XXIII.-Freund Prof. Jules Isaac, den gebürtigen Wiener und später in den USA lehrenden
Prälaten Johannes Österreicher sowie Kardinal Augustin Bea. Johannes XXIII. wollte, dass die Juden
von der absurden Anklage des "Gottesmordes" freigesprochen werden. Für ihn, wie für Jules Isaac,
war dieses Anliegen ein "Lebensthema". Von Jules Isaac 1960 darauf angesprochen, stimmte
Johannes XXIII. zu, dass es an der Zeit wäre, diese folgenschwere Anklage fallen zu lassen. Er habe
die Vorbereitung einer diesbezüglichen Erklärung Kardinal Augustin Bea anvertraut, dem Leiter des
Sekretariates für die Förderung der Einheit der Christen. Wesentliche Vorarbeiten für Bea habe Prälat
Österreicher in einer Bittschrift an das Einheitssekretariat geleistet. Bea hat sich auch öfters mit
Abraham Josua Heschel beraten. In einem Nachruf auf Kardinal Bea 1968 schrieb der American
Jewish Congress: "Seine Erinnerung soll im jüdischen Volk auf der ganzen Welt gesegnet sein."
Gerhard Riegner würdigte Kardinal Bea, dieser hätte das Dekret über die Religionsfreiheit als
Hauptaufgabe des Konzils gesehen.
Österreichers Anliegen in seiner Bittschrift, die Verbundenheit der Christen mit dem Judentum in der
Liturgie deutlich zum Ausdruck zu bringen, sieht Thoma bis heute nur teilweise erfüllt. Hildegonda
Rijksenová, evangelische Pfarrerin aus Olmütz, präsentierte im Rahmen der Tagung eine Ausstellung
über die Jugendjahre von Johannes Österreich: Seinen Geburtsort Stadt Libau und die Gymnasialzeit
in Olmütz.
Professor Schubert: Nostra Aetate-Absage an den Antisemitismus ist für
das Judentum bedeutsam
Kurzfristig war Prof. Kurt Schubert, Gründer und Ehrenvorsitzender des Koordinierungsausschusses
für christlich-jüdische Zusammenarbeit, als Referent eingesprungen. Er behandelte das Thema "Was
has Nostra Aetate den jüdischen Gemeinden gebracht" aus historischer Sicht: Schubert stellte
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anschaulich christlich-jüdische Polemiken und Disputationen in der Kirche dar und beschrieb so die
Negativfolie zum Vergleich mit heutigen christlich-jüdischen Begegnungen. Der Judaist äußerte
Verständnis für jüdische Fragestellungen an die Kirche. Diese Anfragen seien anders, weil die
theologischen Themen von Nostra Aetate christliche Fragen, aber keine jüdische seien. So sei das
große Konzilsthema des Weiterbestehens des Bundes Gottes mit dem Volk Israel für einen Juden
nicht diskussionsmöglich. "Was die Juden an Nostra Aetate interessiert, ist die Verurteilung des
Antisemitismus", so Schubert.
Christinnen und Christen müssten auch im Dialog mit Muslimen die existenziellen Sorgen der Juden
sehen, betonte der Doyen der Judaistik-Wissenschaft: "Es sollte so sein, dass in jeder Dialog-Runde
die muslimischen Partner um eine bejahende Stellungnahme zum Existenzrecht des Staates Israel
gebeten werden", so Schubert.
Professor Pawlikowski: Hebräerbrief ist nicht Ausgangspunkt für das
christlich-jüdische Gespräch
Prof. John Pawlikowski, der in Chicago lehrende Präsident des Internationalen Rats der Christen und
Juden, sprach zu aktuellen theologischen Diskussionen im christlich-jüdischen Verhältnis. Die
Konzilserklärung Nostra Aetate bedeutete einen absoluten Neuanfang der lehramtlichen Haltung
zum Judentum: "Wenn man Kapitel vier von Nostra Aetate genauer anschaut, findet man kaum eine
Referenz zu den üblichen Quellen, die normalerweise in Konzilstexten zitiert werden: Kirchenväter,
päpstliche Aussagen und Zitate aus früheren konziliaren Texten. Die Erklärung bezieht sich eher auf
Römer 9-11, als ob sie damit sagen möchte, dass die Kirche gerade dabei ist, dort anzusetzen, wo
Paulus uns zurückgelassen hat, als er darauf beharrte, dass Juden nach der Auferstehung Teil des
Bundes bleiben, abgesehen von der theologischen Mehrdeutigkeit, die ein solches Statement birgt.
Ohne es so explizit zu sagen haben die 2.221 Konzilsteilnehmer, die für Nostra Aetate gestimmt
haben, damit eigentlich ausgedrückt, dass alles was über die christlich-jüdischen Beziehungen seit
Paulus gesagt worden war, in eine Richtung ging, die sie nicht mehr länger unterstützen konnten."
Pawlikowski strich heraus, dass Nostra Aetate die zahlreichen Passagen im Hebräerbrief nie erwähnt,
in denen der ursprüngliche Bund mit Israel nach Christus aufgehoben zu sein scheint und das
jüdische Gesetz überholt (Hebr 7,12; 8,13 und 10,9). Der Referent bedauerte es, dass Nostra Aetate
diese Passagen als zulässigen Ausgangspunkt für die Theologie einer heutigen christlich-jüdischen
Beziehung deutlicher abgelehnt hätte. Aber angesichts der interpretativen Rolle eines Konzils in der
katholischen Kirche sei diese Auslassung der Texte aus dem Hebräerbrief theologisch dennoch
theologisch bedeutend. Pawlikowski: "Sie zeigt, dass die Konzilsväter diese als theologisch
ungeeignete Quelle für zeitgemäßes Denken über die Verbindung von Kirche und dem jüdischen Volk
beurteilten."
Ausführlich ging Pawlikowski auf verschiedene Versuche ein, das christlich-jüdische Verhältnis heute
theologisch zu deuten: als Schisma, als zwei Bekenntnisse in einem Bund, als zweifacher Bund, als
Geschwister oder als Zwillinge. Er kam zu dem Schluss: "Wir sind immer noch ganz am Anfang des
Prozesses, die Theologie der christlich-jüdischen Beziehung zu überdenken, sogar vierzig Jahre nach
der beachtlichen Wende in dieser Frage durch das Zweite Vatikanum. Wir müssen uns vor Augen
halten, dass fast zwei Jahrtausende lang an der negativen Theologie dieser Beziehung, die das
Zweite Vatikanum widerrufen hat, geschmiedet wurde."
Erinnerungen an die Zeit des Konzils: Absage an Judenmission
In einer Gesprächsrunde tauschten Zeitzeuginnen und Zeitzeugen Erinnerungen rund um das Konzil
aus. Der Wiener Weihbischof Helmut Krätzl betonte, es sei schon im Jahr seines Dienstantritts im
Sekretariat von Kardinal Franz König - noch vor Nostra Aetate - von der Wiener Kirchenführung keine
Judenmission mehr gewollt worden. Kardinal König habe sich schon damals die Sichtweise des
Konzils angeeignet. Für Ruth Steiner, Vorstandsmitglied des Koordinierungsausschusses für christlich-
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jüdische Zusammenarbeit und des österreichischen Mauthausen Komitees, ist es wesentlich, dass
jüdische Gläubige nicht von Christinnen und Christen missioniert werden. Um das verstehen zu
können, müssten Christen ausreichend Information über das Judentum und seine bleibende
theologische Würde haben. Steiner berichtete vom Zeugnis ihrer katholischen Großmutter, die
bereits in den 30er Jahren Jesus als jüdischen Menschen verstanden hatte. Sie meinte jedoch damals,
Juden sollten Christus als einen der ihren nicht verleugnen. Diesen Standpunkt hätte ihre Großmutter
nach Nostra Aetate wahrscheinlich aufgegeben.
Bischof Krätzl betonte, in dieser Welt gäbe es so viele Menschen, die ihr Herz an falsche Götter
hängten oder auf der Suche nach Halt wären. Ihnen solle die frohe Botschaft gebracht werden und
nicht jenen, die ohnehin im Bund mit dem Gott Abrahams stünden. Krätzl sagte, die Judenmission sei
heute ersetzt durch "kennen Lernen und Information". Dies sei der Weg, an den er sich als Priester
und Bischof gehalten habe.
Für Professor Kurt Schubert stand bei aller Zuneigung zum Judentum nie zur Diskussion zu
konvertieren. "Als Christ habe ich ohnehin Anteil an den Verheißungen des Volkes Israel und
umgekehrt sind sie bereits dort, wo Christen erst hin müssen: in die bleibende Bundestreue Gottes",
betonte er.
Sr. Mechthild Vahle, langjährige Generaloberin der Kongregation "Unsere liebe Frau von Sion"
erzählte vom Erneuerungsprozess ihrer Gemeinschaft weg von allen Bemühungen, Juden zu
missionieren. Heute sieht es der Orden als seine Aufgabe an, Zeugnis für die jüdischen Quellen des
Christentums zu geben, über das Judentum zu informieren und Möglichkeiten der Zusammenarbeit
konkret wahrzunehmen. Ein beispielhaftes Leben dafür führte Sr. Hedwig Wahle, deren
segensreiches Wirken hier in Wien noch gut in Erinnerung sei.
Kardinal Lustiger: "Juden ausrotten bedeutet, Gott selbst auszurotten"
Das Wort Papst Benedikts XVI. von den an "wachsendem Vertrauen orientierten geschwisterlichen
Beziehungen zwischen Judentum und Christentum" stellte Kardinal Jean-Marie Lustiger am
Sonntagabend im Wiener Kardinal-König-Haus in den Mittelpunkt seines Abschlussvortrags beim
Symposion zum 40. Jahrestag der Konzilserklärung Nostra Aetate". Das Vertrauen zwischen Juden
und Christen sei - ausgehend von Nostra Aetate - dank "der Gesten und der inspirierten Worte
Johannes Pauls II. wieder gefunden" worden, sagte der Pariser Alterzbischof.
Kardinal Lustiger erinnerte zugleich daran, dass die - ebenfalls 1965 verabschiedete Konzilserklärung über die Religionsfreiheit ("Dignitatis Humanae") betont habe, dass die katholische
Kirche die Freiheit eines jeden respektieren muss, "um ihrem eigenen Glauben treu zu bleiben".
Wörtlich sagte der Pariser Alterzbischof in diesem Zusammenhang: "Was immer auch geschehen
mag, eine neuerliche Inquisition wird es nicht geben". Nur das Vertrauen und die gegenseitige
Achtung ermöglichten es, praktisch zusammenzuarbeiten "in der Verteidigung und Förderung der
Menschenrechte und der Heiligkeit des menschlichen Lebens, für die Werte der Familie, für soziale
Gerechtigkeit und für den Frieden in der Welt", wie es Papst Benedikt XVI. bei seinem Besuch in der
Kölner Synagoge formuliert habe.
Eingangs hatte Kardinal Lustiger an das Wort Johannes Pauls II. von den Juden als den "älteren
Brüdern" der Christen bei dessen Besuch in der römischen Synagoge erinnert. In der Heiligen Schrift
gebe es unterschiedliche Beispiele für die Beziehungen von Brüdern, das Buch "Genesis" führe ein
erstes Beispiel vor Augen, das erschaudern lässt: Abel und Kain. Lange Zeit habe er gedacht, dass
diese Polarität es ermöglicht, die Ausrottung der Juden in ihrer geistigen Natur zu erfassen, sagte
Lustiger. Tatsächlich sei aber das nazistische Unterfangen in der Schoa weiter gegangen: Denn Juden
auszurotten, bedeute, Gott selbst anzugreifen, "da die Juden jenes Volk darstellen, das für immer
Zeuge der Offenbarung auf dem Sinai ist und durch das die Kenntnis der Gebote allen Völkern
übertragen wird". Die letztendliche Erklärung des Wahnsinns der Schoa bestehe im "Trachten nach
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der Allmacht".
Lange Zeit habe nach dem Bild von Jakob und Esau auch die so genannte "Substitutionstheorie"
(dass die Kirche an die Stelle des Volkes Israel getreten sei) das Verhältnis von Christen und Juden
bestimmt, erinnerte Kardinal Lustiger. Um diese Theorie zu legitimieren, habe es nicht an
Beschuldigungen gegen die Juden gefehlt. Trotzdem habe die Kirche niemals der Versuchung des
Marcion nachgegeben, der im 2. Jahrhundert jede Spur des Ersten Testaments aus der Bibel
austilgen wollte.
Ein drittes Beispiel brüderlicher Beziehungen werde in der Bibel genannt, betonte der Pariser
Alterzbischof: Die Begegnung Josephs mit seinen Brüdern in Ägypten. In diesem Zusammenhang
zitierte Kardinal Lustiger das Wort Benedikts XVI. bei der Begegnung in der Synagoge von Köln: "Wir
müssen uns noch viel mehr und viel besser gegenseitig kennen lernen". Der Papst habe aber auch
dazu aufgerufen, "Fortschritte zu machen in der theologischen Einschätzung der Beziehung zwischen
Judentum und Christentum". Dabei gehe es darum, so Lustiger, den Standpunkt des jeweils Anderen
"zu verstehen und zu akzeptieren", nicht nur ihn zu tolerieren. Hier gelte ein weiterer Ratschlag
Benedikts XVI.: "In diesem Dialog kann es nicht darum gehen, die bestehenden Unterschiede zu
übergehen oder zu verharmlosen: Auch und gerade in dem, was uns auf Grund unserer tiefsten
Glaubensüberzeugung voneinander unterscheidet, müssen wir uns gegenseitig respektieren".
Über hundert christliche und jüdische Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung nutzten die
Gelegenheit, sich mit einem anspruchsvollen Programm auseinander zu setzen. Der Bogen reichte
von aktuellen politischen Fragen von der Gefahr des Antisemitismus bis zu einer Solidarität der
Christinnen und Christen mit dem Staat Israel, hin zu zukünftig zu entwickelnden theologischen
Perspektiven. Die Frage der Judenmission wurde im Publikum kontrovers diskutiert. Die Pausen
wurden intensiv für Diskussion und Begegnung genützt. Möge der Impuls dieses Wochenendes auf
die Kirche(n) ausstrahlen und sie ermutigen, entschieden dem Antisemitismus entgegen zu treten
und den Weg der christlich-jüdischen Erneuerung weiter zu gehen.
Editorial remarks
Kathpress, Markus Himmelbauer
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