Gelernt ist Gelernt Kontakt Die Themen Ihre Fragen und Anregungen zur Rubrik »GiG – Gelernt ist Gelernt« senden Sie uns bitte an: 81 ElEKTroinSTAllATion Gefahren durch elektrischen Strom 21 / 2011 Dipl.-Ing. (FH) Christiane Decker Lazarettstraße 4 80636 München 82 GrunDlAGEn Grundlegendes zum Asynchronmotor 84 Telefon: (0 89) 1 26 07-2 42 Telefax: (0 89) 1 26 07-1 11 E-Mail: [email protected] AuTomATiSiErunGSTEchniK Grundlagen der Steuerungstechnik (3) 85 ElEKTroinSTAllATion Aus der Praxis: Fehlerhafte Elektroinstallationen (62) Gefahren durch elektrischen Strom Die Gefahren durch elektrischen Strom sind vielfältig. Zum einen wären da die Brandgefahren, zum anderen hat der Stromfluss durch den menschlichen Körper physikalische und physiologische Wirkungen. Damit ein Brand entstehen kann, müssen folgende drei Voraussetzungen erfüllt sein: • Vorhandensein brennbarer Stoffe mit entsprechender Zündtemperatur (normal bei 200 … 500 °C), • Zündenergie, erzeugt von einer Wärmequelle mit ausreichender Leistung und Einwirkdauer und • Sauerstoff in ausreichender Menge. Fehlt auch nur eine dieser drei Komponenten, so kann kein Brand entstehen. Brennbare Stoffe werden nach DIN 4102 eingeteilt in • leicht entflammbar (leicht entzündlich), • normal entflammbar und • schwer entflammbar. Leicht entflammbare Stoffe (z. B. Holzspäne, Stroh, Heu, Staub, Holzwolle, dünne Bretter) lassen sich durch ein Streichholz innerhalb von 10 s entzünden und brennen von selbst weiter. Die Zündenergie beträgt hier ca. 10 Ws. Normal entflammbare Stoffe und schwer entflammbare Stoffe benötigen zur Entzündung eine Zündenergie von mehreren 100 kWs – je nach Material und Zustand. Oberfläche, Temperatur, Druck, Dichte und Verteilung bestimmen die Brandgefährlichkeit. Holz in Form von dicken Brettern gilt als schwer entflammbar; Holzstaub dagegen als explosiv. Die Einwirkdauer der Wärmequelle ist von großer Wichtigkeit für die Brandgefahr. Elektrische Anlagen und Betriebsmittel als Zündquellen Die elektrischen Anlagen und Betriebsmittel selbst können die Zündquellen bilden: • Heiße Oberfläche: Elektrische Betriebsmittel, die sich im Betriebszustand erwärmen, wirken bei Staubablagerungen bzw. für in der Nähe befindliche Stoffe als Zündquelle. • Falsch verwendete Betriebsmittel: Elektrogeräte mit Leistungen bis 20 W können bei Stauwärme nach etwa 1 h Schwelbrände auslösen. • Wärmestrahler: Scheinwerfer, Leuchten, Heizgeräte können leicht entzündliche, in der Nähe angeordnete Stoffe in Brand setzen. de 21 /2011 • Elektrischer Fehler: Bei Beschädigungen oder Alterung der Isolation einer elektrischen Leitung kann es direkt durch die Erwärmung an der Fehlerstelle zur Entzündung kommen. Der Isolationsfehler kann aber auch einen Kurzschluss zwischen den Leitern hervorrufen. • Kontakterwärmung: Wenn die Verbindungen von Leitern (Klemmen oder Steckvorrichtungen) nicht den nötigen Kontaktdruck haben, können hohe Übergangswiderstände auftreten, die bei hohen Stromstärken hohe Temperaturen hervorrufen. • Lichtbogen: Durch ungewollte Überbrückung von spannungsführenden Teilen (Kurzschluss) oder durch Isolationsfehler können Lichtbögen entstehen. Beim Lichtbogen handelt es sich um eine Gasentladung, bei der eine Temperatur in Höhe von bis zu 4 000 °C entstehen kann. Die unmittelbaren Brandschäden durch Zerstörung von Gebäuden, Mobiliar und elektrischen Anlagen können zu einer hohen finanziellen Belastung führen. Neben den Verlusten durch Wasserschäden infolge der Löscharbeiten und durch Betriebsausfälle kommen noch chemische Schäden hinzu, wenn Polyvinylchlorid (PVC) vom Brand betroffen ist. Bei Verbrennung von PVC wird Chlor frei, wobei durch Wasserzufuhr Salzsäure entsteht. Einfluss des elektrischen Stromes auf den menschlichen Körper Die Wirkung des elektrischen Stromes auf den menschlichen Körper ist nicht bei allen Menschen gleich. Der Körperwiderstand des Menschen schwankt in sehr weiten Bereichen. Er hängt vor allem von zwei Größen ab: • Körperbau (schwache, starke Gelenke), • Hautbeschaffenheit (dünne, dicke, hornige, feuchte und trockene Haut). Der menschliche Widerstand liegt je nach der Höhe der Spannung zwischen ca. 800 Ω und 3 000 Ω. Bei der Betrachtung der über den menschlichen Körper fließenden Ströme sind Stärke und Einwirkdauer maßgeblich. Als mittlere, untere Grenzwerte bei Wechselstrom mit einer Frequenz von 50Hz bis 60Hz gelten: 81 Gelernt ist Gelernt • 0,0045mA: Wahrnehmbarkeit mit der Zunge auf, wobei das Körperinnere einen vernach• 1,2mA: Wahrnehmbarkeit mit den Fingern lässigbar kleinen Wert aufweist. Geht man Z TE Z TE • 6mA: Muskelverkrampfung bei Frauen (Losvon einer Körperimpedanz von 500 Ω je Extrelassgrenze) mität aus, so ergeben sich bei 230 V Netzspan• 9mA: Muskelverkrampfung bei Männern nung folgende Körperwiderstände: Z TI (Loslassgrenze) • Hand- Hand: 1kΩ, entspricht 0,23A • 20mA: Verkrampfung der Atemmuskulatur • eine Hand und ein Fuß: 1kΩ, entspricht 0,23A • 80mA: Herzkammerflimmern, wenn die Ein• eine Hand und beide Füße: 750Ω, entspricht Z TE Z TE wirkdauer länger als 1s beträgt 0,31A Der elektrische Strom hat beim Fließen durch • beide Hände und beide Füße: 500Ω, entden menschlichen Körper physikalische und spricht 0,46A physiologische Wirkungen: • beide Hände und auf dem Boden sitzend: • Physikalische Wirkungen: 250Ω, entspricht 0,92A · Strommarken an der Stromeintrittsstelle Es gelten folgende Grenzwerte der Berüh· innere Verbrennungen z. B. an den GelenVereinfachtes Prinzipschalt- rungsspannung: ken bild der Körperimpedanzen • 50V AC bzw. 120V DC: Normale Anlagen · Flüssigkeitsverluste, Verkochungen (ZTE = Teilimpedanz der • 25V AC bzw. 60V DC: Medizinisch genutzte · Verbrennungen bei Lichtbogen Extremitäten, ZTI = TeilRäume · Blendungen bei Lichtbogen impedanz des Körperinnern) In Anlagen mit besonderer Gefährdung sind • Physiologische Wirkungen: kleinere Grenzwerte festgelegt: · Muskelkontraktion • ≤6V AC: Höchste Spannung bei medizinischen Geräten, die · Nervenerschütterungen in den Körper des Patienten eingeführt werden · Muskelverkrampfungen (Erstickungsgefahr) • ≤12V AC: bei Betriebsmittel, die in Badewannen und · Blutdrucksteigerung Duschen eingesetzt werden · Herzstillstand • ≤25V AC: Nennausgangsspannung von Sicherheitstransfor· Herzkammerflimmern matoren für Kinderspielzeug Das Bild zeigt ein vereinfachtes Prinzipschaltbild der Körperimpedanzen (menschlicher Widerstand) für verschiedene Elektromeister Otto Breitenlohner, Stromwege. Der Widerstand teilt sich auf die Extremitäten Innung für Elektro- und Informationstechnik, München Grundlegendes zum Asynchronmotor Das Prinzip der Asynchronmaschinen beruht auf elektromagnetischer Induktion. Man spricht deshalb auch von Induktionsmotoren. Die robusten, betriebsicheren und günstigen Käfigläufermotoren sind die am häufigsten eingesetzten Motoren. Nachteilig ist die relativ problematische Drehzahlsteuerung bzw. -regelung. Die Asynchronmaschine verfügt über eine dreiphasige Ständerwicklung, die an ein Drehstromnetz gelegt wird (Bild 1). Das Drehfeld, das im Ständer als unsichtbares Polsystem mit synchroner Drehzahl umläuft, induziert in den Läuferstäben des Kurzschlusskäfigs eine Spannung, die einen Strom zur Folge hat. Auf die vom Strom durchflossenen Leiter wird im Drehfeld eine Kraft bzw. ein Drehmoment ausgeübt, sodass sich der Läufer in die gleiche Richtung wie das Ständerdrehfeld bewegt. Im Augenblick des Einschaltens befindet sich der Läufer in Ruhelage, es fließt im Ständer ein hoher Strom (Magnetisierungsstrom). Der Läuferstrom hat in diesem Moment die gleiche Frequenz wie der Ständerstrom. Mit Zunahme der Drehbewegung eilt das Ständerdrehfeld langsamer voraus, und die Frequenz der Läuferströme nimmt ab. Da die induzierte Spannung geringer wird, nimmt auch der induzierte Läuferstrom ab (Grund: Die induzierte Spannung hängt von der Flussänderungsgeschwindigkeit ab). Also Folge davon sinkt der aufgenommene Ständerstrom ebenso. Der Läufer dreht also dem Ständerdrehfeld nach, ohne die Synchrondrehzahl des Drehfelds zu erreichen. Den Unterschied zwischen Drehfeld- und Läuferdrehzahl nennt man 82 Bild 1: Schnitt durch eine Asynchronmaschine de 21 /2011 Gelernt ist Gelernt Quelle: Danfoss Schlupf. Der Schlupf einer Maschine läuft annä3 / N PE AC 50 / 60 Hz Asynchronmaschine hängt hernd mit Kippmoment von der Belastung ab. an. Anwendung findet F1 Wird eine Asynchrondieses Verfahren beimaschine durch ein äußespielsweise bei SchwerQ1 res Drehmoment (an der anlauf, SteinbrechermaWelle) angetrieben, kehrt schinen. Ein weiterer F2 sich die Relativbewegung Vorteil besteht in der bezwischen Läufer und Drehgrenzten Drehzahlsteuefeld um (Läufer wird etwas rung durch Vorschalten T1 schneller als Ständerdrehverschiedener Widerfeld angetrieben) – die standsgruppen. M M M M Maschine geht in den GeB1 M1 3~ 3~ 3~ 3~ neratorbetrieb über. Bei Drehzahlregelung FrequenzStern-DreieckSoftstarter Direkter schnellen Abwärtsbeweumrichter Starter (Q2) Motorstart Die Drehzahl lässt sich gungen von großen Aufbeim Käfigläufermotor zügen tritt durch die ange- Bild 2: Übersicht über die verschiedenen Startvarianten durch Frequenzumrichter koppelte Last manchmal regeln. Hierbei wird z. B. durch Pulsweitenmodulation (PWM) eine Rückspeisung von Wirkleistung ins Netz auf. eine niedrigere Ständerspannung mit niedriger Frequenz erreicht. Innerhalb einer Halbperiode wird der Maximalwert Verluste der erzeugten Rechteckspannung (Impulse) konstant gehalten, jedoch die Weite der Impulse den Anforderungen angeFolgende Verlustarten unterscheidet man bei Asynchronpasst. Durch den Einsatz von Frequenzumrichtern lässt sich maschinen: bei dafür ausgelegte Asynchronmotoren die Drehzahl lastun• Eisenverluste (Ummagnetisierung), abhängig und stufenlos regeln, die Einschalt- und Ausschalt• Stromwärmeverluste (Kupferverluste), vorgänge können über Rampenzeiten eingestellt werden. • Reibungsverluste und • Zusatzverluste (Streufelder, Oberwellenfelder). Die Differenz von zugeführter Leistung und gesamter VerlustMotorschutz leistung ergibt die an der Welle abgegebene Wirkleistung: Ein Motorschutzschalter oder -relais bewirkt üblicherweise Pzu – Pv = Pab den Motorschutz. Der Unterschied besteht beim Auslösen über ein Bimetall im Einfluss auf die Schaltung. Das Verhältnis der abgegebenen Wirkleistung zur aufgenom• Der Motorschutzschalter schaltet den Last- oder Leistungsmenen Wirkleistung ist der Wirkungsgrad. Bei der auf dem kreis frei und muss über dafür ausgelegte Kontakte verfüLeistungsschild angegebenen Leistung handelt es sich um die gen. Es gibt auch Motorschutzschalter mit elektromagnetiLeistung, die bei Nennbelastung dauernd an der Welle abgeschem Auslöser (Kurzschlussschutz), womit die Vorsicherung geben werden kann. entfallen kann. In landwirtschaftlichen Betriebsstätten darf keine automatische Rückstellung erfolgen. Der Motorschutzschalter kann auch zum Ein- bzw. Ausschalten dienen Anlassverfahren und an der Maschine direkt angebracht werden. Man unterscheidet zwischen Ständeranlass- und Läuferanlass• Das meist direkt am Leistungsschütz angebrachte Motorverfahren: schutzrelais schaltet im Fehlerfall den Steuerstromkreis frei. • Beim Ständeranlassverfahren wird durch Einschalten von Eine selbsttätige Rückstellung lässt sich einstellen. Bei der Widerständen, Induktivitäten oder Transformatoren die Auswahl des Motorschutzes ist der jeweilige Nennstrom der Spannung an den Ständerwicklungen verringert. Dadurch Maschine zu beachten, z. B. bei der polumschaltbaren ergibt sich eine Begrenzung des hohen Anlaufstromes Maschine. Je nach Drehzahl und Leistungseigenschaften hat gegenüber dem direkten Einschalten (Bild 2). Eine weitere man auch bei der so genannten Dahlanderwicklung zu prüMöglichkeit, die Spannung am Ständer zu verringern, ist fen, ob zwei Motorschutzrelais eingesetzt werden müssen. der Stern-Dreieck-Anlauf oder die Kusa-Schaltung (KurzBeim Stern-Dreieck-Anlauf hat man zu prüfen, auf welchen schlussläufersanftanlauf-Schaltung). Ein so genannter Wert das Motorschutzrelais einzustellen ist (je nach EinbauSanftanlauf wird durch eine Thyristorenschaltung erreicht, ort). wobei der Effektivwert der Ständerspannung herabgesetzt • Eine weitere Möglichkeit bietet der Motorvollschutz. Hierwird und somit der aufgenommene Strom sinkt. Der Vorteil bei werden Thermistoren direkt in die Ständerwicklungen zeigt sich beispielsweise bei Bandstraßen, auf denen Flageschaltet, die bei Übertemperatur den Stromkreis unterschen bewegt werden (kein ruckartiges Einschalten, kleine brechen. Bei der PTC-Vollschutzeinrichtung ist eine zusätzLeistungsaufnahme gegenüber konventionellen Anlassverliche Steuerelektronik erforderlich. Bei den meisten Vollfahren). schutzeinrichtungen kann der Schutz durch Motorschutz• Beim Läuferanlassverfahren werden in den Läuferkreis Wirelais oder Motorschutzschalter entfallen. derstände eingeschaltet, damit der ohmsche Anteil steigt. Dies führt zu einer geringen Stromaufnahme und einer geringeren Phasenverschiebung. Daraus kann sich bei geJochen Wallenwein, ringer Drehzahl ein großes Drehmoment entwickeln – die Wonfurt de 21 /2011 83 Gelernt ist Gelernt Grundlagen der Steuerungstechnik (3) Im ersten Teil des Beitrags (»de« 19/2011, S. 85) ging es um Schalter und Taster. Der zweite Teil des Beitrags (»de« 20/2011, S. 83ff.) beschäftigte sich mit Druck- und Temperatursensoren sowie mit Näherungsschaltern. Hier folgt nun Grundlegendes zu Relais und Schützen. Steuerkreis + – S1 Elektromagnet Kontakte Relais und Schütze bestehen aus einer Magnetspule mit Eisenkern und mehreren Schaltkontakten (Bild 11). Diese elektromagnetischen Schalter können mehrere Stromkreise gleichzeitig schalten. Sie gehören zu den so genannten Aktoren. Relais werden meist im Steuerstromkreis zum Realisieren von logischen Funktionen verwendet, sie haben Hilfskontakte mit geringer Schaltleistung. Schütze verfügen über Hauptkontakte, deren Schaltleistung sehr hoch sein kann, sie dienen zum Ein- und Ausschalten von größeren Lasten. Bei Schützen unterscheidet man verschiedene Gebrauchskategorien, z. B. AC 3, AC 4. Eisenanker S2 Bild 11: Funktionsweise (re.) und Aufbau (u.) eines Relais ~ Arbeitskreis Schaltkontakte A1 13 23 31 A2 14 24 32 Magnetspule Funktionsweise Liegt Spannung an der Magnetspule eines Relais und fließt Strom hindurch, wird der Anker angezogen. Dadurch werden die Schaltkontakte betätigt; sie gehen nach Abschalten der Spannung wieder in ihre Ausgangslage zurück. Es gibt Relais, die erst nach einer gewissen Zeit ihre Kontakte schalten, sie heißen Zeitrelais. Bei den Zeitrelais unterscheidet man zwischen: • Relais mit Anzugverzögerung (Bild 12), bei denen die Kontakte zeitverzögert nach Einschalten der Spule schalten und • Relais mit Abfallverzögerung (Bild 13), bei denen die Kontakte zeitverzögert nach dem Abschalten der Spule schalten. Die einzelnen Kontakte werden mit Ordnungs- und Funktionsziffern bezeichnet: • Ordnungsziffer -> Lage der Kontakte in den Relais, • Funktionsziffer -> Funktion der einzelnen Kontakte. Handelt es sich wie in den Bildern 11, 12 und 13 um einen Schließer an erster Stelle, so hat er die Ordnungsziffer 1. Schließer erhalten als Funktionsziffer 3 und 4 – die Kontaktbezeichnung ist somit 13 und 14 (Bild 11). Öffner haben die Funktionsziffer 1 und 2 (Bild 11), zeitverzögerte Schließer 7 und 8, zeitverzögerte Öffner 5 und 6 (Bild 12 und 13). Bild 14 zeigt ein Beispiel für den Schaltweg s eines Schützes: • Kontakt 27 – 28 schließt bei einem Schaltweg von 6mm – es handelt sich um einen Frühschließer • Kontakt 35 – 36 öffnet bei einem Schaltweg von 8mm – es ist ein Spätöffner • Kontakt 43 – 44 (Schließer) schließt bei einem Schaltweg von 9mm • Kontakt 11 – 12 (Öffner) öffnet bei einem Schaltweg von 2mm Die mit Frühschließer und Spätöffner bezeichneten Kontakte werden aufgrund ihrer Lage und somit des Schaltweges in Steuerungen eingesetzt, bei denen es aufgrund zeitlicher Abläufe nötig ist. (Fortsetzung folgt) Ordnungsziffern Funktionsziffern A1 17 27 35 A2 18 28 36 Magnetspule Bild 12: Aufbau eines anzugverzögerten Zeitrelais A1 17 27 35 A2 18 28 36 Magnetspule Bild 13: Aufbau eines abfallverzögerten Zeitrelais 11 – 12 35 – 36 43 – 44 27 – 28 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Schaltweg s 11 27 35 43 12 28 36 44 Bild 14: Beispiel für den Schaltweg eines Schützes Jochen Wallenwein, Wonfurt 84 de 21 /2011 Gelernt ist Gelernt Aus der Praxis: Fehlerhafte Elektroinstallationen (62) In diesem Teil des Beitrags werden mehrere Aufnahmen gezeigt, die im Zuge eines E-Checks in einem Kindergarten entstanden sind und zu denen der Einsender mehrere Fragen hat. Hier zunächst die Fragen des »de«-Lesers: • In welcher Norm muss man für einen Kindergarten die Vorschriften nachschlagen? • Sind die schon mit Berührungsschutz (Kindersicherung) ausgeführten Steckdosen so in einem Waschraum zulässig? • Wie lassen sich die beiden Verteilungen beurteilen? Zur ersten Frage Für Kindergärten, Schulen und ähnliche Einrichtungen gibt es keine besonderen Anforderungen in den VDE-Bestimmungen, d. h., es gelten die allgemeinen Normen der Reihe DIN VDE 0100 (VDE 0100). Dies schließt nicht aus, dass es von Seiten der örtlichen Kommunen zusätzliche Vorgaben geben kann bzw. manchmal erteilen auch die Gemeindeunfallversicherer zusätzliche Vorgaben. So gibt es z.B. eine Richtlinie für Kindergärten – Bau und Ausrüstung (GUV SR 2002) von 1992, in welcher im Abschnitt 5 gefordert wird, dass Steckdosen mit einer Kindersicherung mit zweipoliger Verriegelung versehen sein müssen. Eine Forderung nach einem zusätzlichen Schutz durch Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen (RCDs) mit einem Bemessungsdifferenzstrom nicht größer als 30 mA gibt es in dieser Richtlinie nicht. Hinweis: Für neue Steckdosen bis 20 A im Innenbereich bzw. bis 32 A im Freien muss (nicht nur in Kindergärten) nach Abschnitt 411.3.3 DIN VDE 0100-410 (VDE 0100-410) seit 1.6.2007 (mit Übergangsfrist bis 1. 2. 2009) ein solcher zusätzlicher Schutz vorgesehen werden. Zur zweiten Frage Die in Bild 274 gezeigte, fest installierte Steckdose ist bezüglich der Anordnung neben/unter dem Waschbecken im Einklang mit den Normen der Reihe DIN VDE 0100 (VDE 0100). Ich gehe auch davon aus, dass es keine anderen Einschränkungen in anderen Unterlagen gibt. Allerdings gehört die Verwendung der »Verlängerungsleitung« nicht gerade zur feinen Art eines elektrischen Anschlusses. Es ist zu vermuten, dass dies von den Angestellten des Kindergartens in Eigenregie vorgenommen wurde. Hier sollte man sich eine bessere Lösung überlegen. Zur dritten Frage Bei Betrachtung von Bild 275 lässt sich nichts Aufregendes feststellen. Lediglich die ungeschützt verlegte Mantelleitung gibt Grund zur Beanstandung. In Bild 276 lassen sich einige Nachverdrahtungen erkennen, die nicht fachgerecht ausgeführt sind, da die Leiter zum Teil nicht richtig in den Klemmen stecken. Häufig werden auch nicht »fingersicher« ausgeführte Betriebsmittel beande 21 /2011 Bild 274: Anordnung der fest installierten Steckdose neben bzw. unter dem Waschbecken ist im Einklang mit den Normen der Reihe DIN VDE 0100 (VDE 0100); empfehlenswert ist, eine bessere Lösung statt der Verlängerungsleitung zu finden Bild 275: Nicht okay: ungeschützt verlegte Mantelleitung im Fußbereich standet. Hier gilt jedoch, dass sich Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen (RCDs), Leitungsschutzschalter und Sicherungen mit der Zwischenabdeckung ohne Gefahr betätigen lassen. Das Entfernen der Zwischenabdeckung fällt unter Arbeiten an und in der Nähe spannungsführender Teile, was ohne besondere andere Vorsichtsmaßnahmen unzulässig ist – d. h., auch eine Elektrofachkraft darf nicht ohne Weiteres bei abgenommener Abdeckung solche Einrichtungen betätigen. Auch bei den »fliegenden« Klemmen (im Bild oben links) kommt es immer wieder zu Diskussionen, weil es in den Normen keine klaren Vorgaben hierzu gibt. In der für Verteiler zutreffenden Grundnorm DIN EN 60439-1 (VDE 0660-500), die inzwischen durch DIN EN 61439-1 und -2 (VDE 0660-600-1 und 2) mit langer Übergangsfrist ersetzt wurde, gibt es den Hinweis, dass »Flickstellen« nicht erlaubt sind. Was man unter einer »Flickstelle« zu verstehen hat, ist nicht festgelegt. Eine solche Klemme muss nicht unbedingt als Flickstelle betrachtet werden. Eine zusätzliche Betriebsmittelkennzeichnung an den Betriebsmitteln selbst wäre wünschenswert. Lediglich die Klingelleitungen im Verteiler müssten getrennt von den Leitungen des Spannungsbereiches II verlegt sein. Außerdem sollten die abisolierten Leiter am oberen rechten Rand von Bild 276 isoliert oder mit Klemmen versehen werden, um eine Spannungsverschleppung zu vermeiden. Ich bin der Meinung, dass man diese Mängel mit ein paar wenigen Handgriffen beseitigen kann. Eine wirkliche Gefährdung sehe ich bei der Ausführung in Bild 276 nicht. Die Bilder 277 und 278 zeigen einen weiteren Verteiler, bei dem z. B. für die nachgerüsteten Betriebsmittel die Betriebs- 85 Gelernt ist Gelernt Bild 276: Hier stecken die Leiter zum Teil nicht richtig in den Klemmen (2. v.o., 3. v.o., u. li.); außerdem sind die Klingelleitungen getrennt von den Leitungen des Spannungsbereiches II zu verlegen (u. re.); darüber hinaus sollten die abisolierten Leiter (o.) isoliert oder mit Klemmen versehen werden Bild 277: Hier fehlen für die nachgerüsteten Betriebsmittel die Betriebsmittelkennzeichen mittelkennzeichen fehlen. Die unsachgemäß abisolierte Mantelleitung dürfte als Schönheitsfehler durchgehen. Bleibt noch festzuhalten, dass es schwer ist, anhand der Bilder exakte Aussagen zu treffen, insbesondere wenn von Seiten des Einsenders keine Hinweise auf seine »Bauchschmerzen« ausgeführt sind. Alles in allem aber wäre es schon ein Gewinn, wenn viele Verteiler in elektrischen Anlagen zumindest so ausgeführt wären. Man kann natürlich immer etwas besser machen. (Fortsetzung folgt) Werner Hörmann, Autor der Rubrik »Praxisprobleme« Bild 278: Müsste nicht sein: unsachgemäß abisolierte Mantelleitung 86 de 21 /2011