Dr. Cristina Eckert de Löwy - dr-eckert-de

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6. März 2007
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Dr. Cristina Eckert de Löwy
Zahnärztin Tätigkeitsschwerpunkt Implantologie
[email protected]
www.dr-eckert-de-loewy.de
Patienteninformation Parodontalerkrankung
Lieber Patient,
Bei Ihnen wurde eine Parodontalerkrankung festgestellt. Wir möchten Ihnen im folgenden die wichtigsten Zusammenhänge dieser komplexen Erkrankung erklären,
denn nur wenn sie diese verstehen, können wir sie gemeinsam erfolgreich behandeln. Bitte wenden Sie sich mit ihren offenen Fragen jederzeit an uns.
Was ist eine Parodontalerkrankung?
Es ist eine Entzündung des Zahnhalteapparates die mit der Bildung von Zahnfleischtaschen einhergeht, das sind Stellen - meist zwischen den Zähnen - aber
auch an der Aussen oder Innenseite des Zahnes- an denen das Zahnfleisch nicht
mehr fest am Zahn angewachsen ist. In diesem Spaltraum halten sich Millionen von
Bakterien in Form von harten oder weichen Zahnbelägen auf, die man mit der
Zahnbürste nicht erreichen kann. Die Entzündung mit der der Körper auf diese eingedrungenen Bakterien reagiert führt dazu, dass sich der Knochen um den Zahn
herum abbaut.
Wie kann es dazu kommen ?
Noch vor etwa 15 Jahren dachte man, daß allein mangelnde Zahnpflege die Ursache dieser Erkrankung wäre. Trotzdem waren in der Praxis immer wieder viele Fälle zu beobachten, bei denen es trotz perfekter Zahnpflege zu solchen Erkrankungen kam, oder umgekehrt, trotz sehr mangelhafter Pflege auch über Jahre keine
solche Erkrankung auftrat. Also forschte man nach den weiteren Ursachen. Bald
war klar, das die Erkrankung an sich eine Immunantwort des Organismus auf die
Aussenwelt darstellt bei der viele unterschiedliche Faktoren Einfluss haben. Grundlage für die erfolgreiche Behandlung bleibt aber immer die optimale Mundhygiene, ohne deren Einhaltung keine Heilung zu erwarten ist.
Welche Faktoren ausser der Zahnpflege sind noch wichtig?
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die Infektion mit bestimmten, besonders aggressiven Bakterien : Diese kann
man sich wie einen Schnupfen oder ähnliches von seinen Mitmenschen
„einfangen“. Die Bakterien führen aber nicht bei jedem Infizierten auch zu
einer entsprechenden Erkrankung. Falls wir im Laufe der Vorbehandlung den
Eindruck bekommen, dass diese Bakterien beteiligt sein könnten, werden wir
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eine mikrobiologische Analyse der Bakterien vorschlagen. Liegt eine Infektion vor, ist die Einnahme von Antibiotika zusätzlich zur mechanischen Reinigung der Taschen sinnvoll.
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Rauchen: Untersuchungen haben nachgewiesen, daß bei Rauchern der
Knochenabbau in Folge einer Parodontalerkrankung siebenmal schneller
fortschreitet als bei Nichtrauchern. Der Zigarettenrauch setzt die Abwehrmechanismen der Mundschleimhaut gegen eindringende Keime deutlich
herab und führt nach chirurgischen Eingriffen in der Mundhöhle zu Komplikationen.
➔
Stress: auch Stress beeinflusst die Immunabwehr negativ, was im Einzelfall zu
aggressiveren Krankheitsverläufen führen kann.
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Schlechte Ernährung: Speziell für den Parodontalpatienten ist ausreichend
Vitamin C und Magnesium wichtig, am besten aus natürlichen Quellen also
aus Obst und Gemüse, und nicht als Präparat eingenommen.
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Genetische Faktoren: Es gibt einen bestimmten Gendefekt, der bei einem
geringen Prozentsatz aller Parodontose-Patienten vorliegt, welcher zu einer
Parodontalerkrankung führen kann. Die familiäre Vorgeschichte kann darauf
einen Hinweis geben. Allerdings ändert die Tatsache, dass man von dem
Gendefekt weiss, nichts an der Therapie, allerdings kann ein Nachweis vielleicht der nachfolgenden Generation wichtige Hinweise geben.
Was ist das Behandlungsziel?
Durch die Behandlung möchten wir erreichen, das das Zahnfleisch wieder fest am
Zahn anhaftet und die Sondierungstiefe unter 3 mm liegt. Das Zahnfleisch sollte
dauerhaft frei von Entzündung sein und nicht bluten. Eventuell gelockerte Zähne
sollten wieder fest geworden sein.
Dieser Zustand sollte über unbestimmte Zeit hinweg stabil sein.
Wie kann man dieses Behandlungsziel erreichen?
Für die Behandlung einer Parodontalerkrankung hat sich folgendes dreiteiliges Therapiekonzept in unserer Praxis bewährt. Es umfasst
1.Die Vorbehandlung
2.Chirurgische oder Konventionelle Kürettage der Taschen
3.Recall - Erhaltungstherapie
Jeder dieser drei Bausteine ist als gleich wichtig für den Langzeiterfolg anzusehen.
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➔ 1.Die
Vorbehandlung:
Die Vorbehandlung wird von einer entsprechend ausgebildeten Helferin
durchgeführt und umfasst 3 Sitzungen in denen Sie zunächst eine gründliche
Zahnreinigung erhalten. Durch Anfärben der Beläge wird eine für Sie
geeignete Zahnputztechnik ermittelt, die sie im Laufe der Vorbehandlung er
lernen. Dabei wird auch ein geeignetes Hilfsmittel für die Reinigung der Interdentalräume gefunden, mit dessen Handhabung wir sie vertraut machen. Der Fortschritt der Behandlung wird bei jeder Sitzung durch die Erhebung des API (Approximal Plaque Index) und des >SBI (Sulkus Bleeding Index) dokumentiert. Der API bezeichnet die Anzahl der Zahnzwischenräume,
die Zahnbelag enthalten. Der API sollte nach erfolgreicher Vorbehandlung
unter 30% liegen, um einen Erfolg in der Gesamtbehandlung zu erreichen.
Dies ist auch Bedingung von Seiten der gesetzlichen Krankenkassen, um die
Kosten der chirurgischen Parodontalbehandlung bzw Kürettage zu übernehmen.
Durch die Vorbehandlung können wir in vielen Fällen Taschen bis 5 mm zur
Ausheilung bringen. In leichten Fällen kann so der Behandlungsschritt der Kürettage ganz entfallen. Daher wird jetzt eine neue Taschenmessung gemacht. Für die verbliebenen Taschen stellen wir nun für den gesetzlich Versicherten einen Antrag an die Krankenkasse, die sich bei erfolgreicher Vorbehandlung an den Kosten für den folgenden Behandlungsschritt beteiligt.
2. Chirurgische oder konventionelle Kürettage
eventuell in Kombination mit Antibiotikatherapie und/oder Massnahmen
zum Knochenaufbau
➔
Dieser Behandlungsschritt umfasst die mechanische Reinigung aller nach
der Vorbehandlung verbliebenen Zahnfleischtaschen. Hierbei befolgen wir
das Prinzip der „Full mouth desinfection“, d.h. die gesamte Behandlung sollte
innerhalb von 24 h ablaufen um eine Wiederinfektion bereits gereinigter Bereiche durch Bakterien aus ungereinigten Gebieten zu vermeiden. Die Desinfektion der Mundschleimhäute durch Spülen mit 0,2 % Chlorhexidinlösung
entfernt auch die pathogenen Bakterien auf der Zunge und im Rachenraum.
Falls durch eine mikrobiologische Analyse nachgewiesen wurde, daß besonders gefährliche Bakterienstämme vorhanden sind wird parallel zur mechanischen Reinigung für 8 Tage ein Antibiotikum eingenommen.
Die mechanische Reinigung der Taschen erfolgt mit Handinstrumenten, sogenannten Küretten, die so gewinkelt sind, das man die Wurzeloberfläche
unter dem Zahnfleisch reinigen kann. Diesen Vorgang nennt man Kürettage.
Ab einer Taschentiefe von 6 mm ist eine vollständige Reinigung mit dieser
Technik nicht mehr möglich und es wird notwendig, das Zahnfleisch so vom
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Zahn zu lösen, daß die Wurzeloberfläche unter Sicht gereinigt werden kann.
Anschliessend wird das Zahnfleisch wieder um den Zahn gelegt und durch
eine Naht fixiert. Diesen Vorgang nennt man offene Kürettage.
Dabei ist es auch möglich, die Wurzeloberfläche mit einem speziellen Gel
(„Emdogain“ Firma Straumann) zu beschichten, welches Schmelzmatrixproteine enthält, die identisch sind mit denen, die bei der Entwicklung des Zahnes im Kindesalter die Hartsubstanzbildung steuern. So kann sich um den
Zahn verlorengegangener Knochen wieder neu bilden, was mit konventionellen Mitteln nicht möglich ist.
3.Recall – Erhaltungstherapie
Nach der eigentlichen Behandlung ist die Nachsorge, von uns auch Recall
genannt, besonders wichtig um den langfristigen Erfolg unserer Massnahmen zu sichern. Um Rückfälle zu verhindern sollte in regelmässigen Abständen, d. h. etwa alle 4-6 Monate eine professionelle Zahnreinigung mit Kontrolle des Zahnfleischsdurchgeführt werden.
➔
Was passiert, wenn man nichts unternimmt?
Da die meisten Parodontalerkrankungen chronisch verlaufen und über Jahre sehr
langsam fortschreiten, verläuft die schleichende Zerstörung des Zahnhalteapparates meist vom Patienten unbemerkt. Ein bißchen Zahnfleischbluten oder das gelegentliche Anschwellen des Zahnfleisches wird dann schon fast als normal angesehen. Wenn die deutlichen Symptome wie Zahnlockerung, Verschieben und „Längerwerden“ der Zähne, starker Mundgeruch, Schmerzen durch eiternde Taschen
etc. da sind, ist die Erkrankung in einem Stadium in dem es schwer ist noch etwas
zu retten. Dann müssen meist ein großer Teil der Zähne, in Extremfällen alle, entfernt
werden.
Welche Auswirkungen hat eine unbehandelte Parodontalerkrankung auf den Gesamtorganismus?
Durch die starke Besiedlung der Zahnfleischtaschen mit Bakterien kommen immer
wieder Bakterien in die Blutbahn. Die Fläche auf der dieser Austausch stattfindet
entspricht bei einer mittelschweren Parodontalerkrankung zusammengerechnet
der Fläche einer Hand. Die Bakterien in der Blutbahn fördern die Entstehung einer
Arteriosklerose. Insbesondere Männer unter 50 mit einer unbehandelten Parodontalerkrankung haben dadurch ein um den Faktor 2,5 erhöhtes Risiko einen Herzinfarkt zu erleiden. Bei den Frauen lässt sich vor allem ein statistisch signifikant erhöhter Anteil von Frühgeburten nachweisen.
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Wie sehen die Heilungschancen aus?
Im allgemeinen gut. Natürlich muss beim Patienten das Bewusstsein entstanden
sein, daß man lebenslang „hinterher“ sein muss und sowohl die häusliche Zahnpflege wie auch die regelmässige Durchführung der professionellen Zahnreinigung
auch lange nach der Behandlung nicht wieder schleifen lassen sollte. Ausserdem
ist klar, das bei einer Erkrankung in der so viele verschiedene Faktoren eine Rolle
spielen, die Kontrolle bzw. das dauerhafte Ausschalten dieser Faktoren sehr wichtig
sind. Ist beides gewährleistet und Patient und Zahnarzt ziehen am gleichen Strang
so steht den für beide Seiten erfreulichen Halbjahreskontrollen nichts mehr entgegen, in denen man nichts weiter zu tun hat als sich gemeinsam über den erreichten Erfolg zu freuen.
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Erklärung der wichtigsten Fachbegriffe:
Antibiotika
für die Behandlung von Parodontalerkrankungen haben sich besonders Amoxicillin und
Metronidazol bewährt, die über 8 Tage eingenommen werden müssen.
API = Approximal Plaque Index
wird nach Anfärben durch Auszählen der mit Zahnbelag verunreinigten Zahnzwischenräume ermittelt und als Prozentzahl angegeben
mikrobiologische Analyse
dafür entnehmen wir etwas Flüssigkeit mit einer sterilen Papierspitze aus verschiedenen
Zahnfleischtaschen und lassen diese auf spezielle, besonders aggressive Bakterien in einem Labor untersuchen.
parodontalpathogene Bakterien
sind insbesondere:
Aktinobacillus aktinomycetem comitans
Prevotella intermedia
Porphyromonas gingivalis
Diese Bakterien führen zu agressiven Krankheitsverläufen mit starkem Knochenabbau. Sie
siedeln vor allem in den Zahnfleischtaschen, breiten sich aber von dort aus auch auf die
Mundschleimhäute aus.
SBI = Sulkus Bleeding Index
Bezeichnet die Anzahl der blutenden Stellen in Prozent zu den nicht blutenden, nachdem
man mit einer speziellen Sonde die Taschentiefe gemessen hat.
Taschentiefe: Mit einer speziellen Taschensonde, die am Ende ein kleines Kügelchen hat
um nicht zu verletzen, fährt man am Zahnhals unters Zahnfleisch bis man einen Widerstand
spürt. Dies ist die Stelle, an der das Zahfleisch wieder am Zahn angewachsen ist. Die Sondierungstiefe wird an der Millimeterskala der Sonde abgelesen und ist identisch mit der
Taschentiefe (TT).
Zahnbelag : ein weisslicher, relativ stark am Zahn haftender Belag aus Bakterien und deren
Abbauprodukten der durch die Aufnahme von Mineralien aus dem Speichel zu Zahnstein
wird. Innerhalb der Zahnfleischtasche härtet der Belag durch Aufnahme von Bestandteilen
aus dem Blut dunkel bis schwarz aus und ist wesentlich härter und schwerer zu entfernen.
Eine einzelne Kratzbewegung mit einer Kürette befördert 4 Milliarden lebende Bakterien
aus der Tasche.
Zahnhalteapparat: bezeichnet die um den Zahn befindlichen Gewebe bestehend aus
dem Knochenfach in dem der Zahn durch Fasern federnd aufgehängt ist, dem Zement
auf der Wurzeloberfläche in dem diese Fasern verankert sind und dem Epithel, das dem
Abschluss zur Mundhöhle dient.
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