For s t Di agnoseRepor t2014 Di agnost i scheAr bei t enunt erbesonder er Ber ücksi cht i gungpi l z l i cherOr gani smen Landes k ompet enz z ent r um For s tEber s wal de Pr oduk t :Wal ds c hut z ber at ung( 222030) Pr oj ek t v er ant wor t l i c her :Dr .Paul Hey dec k Inhaltsverzeichnis Seite 1 Vorbemerkungen 3 2 Witterungsverlauf 2014 in Brandenburg 6 3 Ergebnisse der Determination pilzlicher Organismen auf untersuchten Pflanzenproben 11 4 Diskussion der mykologischen Befunde 12 4.1 4.1.1 4.1.2 Pilzliche Organismen an Früchten, Samen und Keimlingen „Schwarze Eichelfäule“ (Erreger: Ciboria batschiana [ZOPF] N. F. BUCHW.) Fusarium sp. 12 12 13 4.2 4.2.1 14 4.2.2 4.2.3 4.2.4 Nadelkrankheiten Vitalitätsminderung an Gemeiner Kiefer durch abiotische Faktoren mit nachfolgender Besiedelung durch verschiedene Kleinpilze “Kiefernschütte“ (Erreger: Lophodermium seditiosum MINTER, STALEY & MILLAR) ”Rhizosphaera-Nadelbräune“ der Fichte (Erreger: Rhizosphaera kalkhoffii BUBÁK) Sonstige Pilzarten an Nadeln 14 17 18 18 4.3 Pilzinfektionen an Blättern und Blattstielen 19 4.4 4.4.1 Besiedelung von Trieben, Rinde und Kambium “Diplodia-Triebsterben“ (Erreger: Diplodia pinea [DESM.] KICKX f. = Sphaeropsis sapinea [FR.] DYKO & B. SUTTON) „Sirococcus-Fichtentriebsterben“ (Erreger: Sirococcus conigenus [DC.] P. F. CANNON & MINTER) “Grauschimmelfäule” (Erreger: Botrytis cinerea PERS. / Teleomorphe: Botryotinia fuckeliana [DE BARY] WHETZEL) Sonstige Pilzarten an Trieben und Rinde 19 21 21 4.5 Tracheomykosen „Verticillium-Welke“ (Erreger: Verticillium spp.) 22 22 4.6 Pilzinfektionen an Wurzeln „Wurzelschwamm“ (Heterobasidion annosum s. l.) 23 23 4.7 Pilzbefall an Stammholz (einschließlich Holzverfärbungen) 24 4.8 Sonstige Befunde 24 5 Liste der im Jahr 2014 determinierten tierischen Organismen 25 - Verzeichnis der im Text angeführten Literatur 26 4.4.2 4.4.3 4.4.4 19 20 2 Bearbeiter: DAI (FH) C. Dahms, Dr. P. Heydeck Titelfotos: Kronenverlichtung bei Gemeiner Kiefer, verursacht durch das Diplodia-Triebsterben Diplodia-Triebsterben an Gemeiner Kiefer – Absterbeprozesse im Kronenbereich Konidiosporen des Kleinpilzes Truncatella conorum-piceae Teleutosporenlager des Rostpilzes Chrysomyxa abietis (Fichtennadelrost) an Stech-Fichte - im Text enthaltene Fotos: P. Heydeck Eberswalde, 20. Juni 2015 3 1 Vorbemerkungen Die folgende Dokumentation nimmt Bezug auf die im Jahr 2014 von Mitarbeitern des Fachteams Waldschutz durchgeführten Diagnose- und Beratungsleistungen für die forstliche Praxis. Im Mittelpunkt dieser Tätigkeit standen, wie schon in den vergangenen Jahren, Aufträge der Forstverwaltung des Landes Brandenburg (Tab. 1). Insgesamt wurden im Berichtszeitraum 134 Pflanzenproben untersucht. Das sind 30% mehr als im Jahr davor. Die Zahl der Einzelbestimmungen beläuft sich auf 198. Tab. 1: Struktur der im Jahr 2014 durchgeführten Diagnose- und Beratungsleistungen Auftraggeber Anzahl der untersuchten Proben Brandenburg - Forstverwaltung u. Inst. im Rahmen der Amtshilfe - private Forstbaumschulen, Privatfirmen und Privatpersonen Summe Brandenburg: Mecklenburg-Vorpommern Thüringen Sachsen Berlin Sonstige Auftraggeber Summe gesamt: Einzelbefunde pilzliche Organismen davon Insekten andere Ursachen 83 144 78 36 30 9 11 4 5 2 92 155 82 41 32 5 16 9 1 11 5 16 10 1 11 4 12 2 1 4 0 0 0 0 2 1 4 8 0 5 134 198 105 43 50 Anmerkung: Die Gesamtsumme der Einzelbefunde ist auch 2014 wesentlich höher als die Anzahl der untersuchten Proben, da in vielen Fällen mehrere Schaderreger oder Schadursachen gleichzeitig feststellbar waren. Aus Abb. 1 sind der Umfang und die zeitliche Verteilung der eingesandten Proben ersichtlich. Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren ging bereits im Vorfrühling eine beachtliche Anzahl von Pflanzenproben bei uns ein. Den Höhepunkt erreichte die Diagnosearbeit mit 24 Proben im Juli. Nach einem deutlichen Rückgang im August stieg die Einsendungstätigkeit im Herbst noch einmal an. Die wenigsten Aufträge wurden im Dezember bearbeitet. 4 Abb. 1: Umfang und zeitliche Verteilung der in den Jahren 2012 bis 2014 bearbeiteten Pflanzenproben Bei dem im Jahr 2014 untersuchten Pflanzenmaterial standen folgende Baumarten im Mittelpunkt: Gemeine Kiefer (Pinus sylvestris), ferner andere Pinus spp. Eiche (Quercus spp.) Fichte (Picea spp.) Rot-Buche (Fagus sylvatica) Tanne (Abies spp.) Auf die genannten Baumarten entfallen rund 60 % aller eingesandten Proben (Abb. 2). Die Kategorie „Sonstige“ enthält zahlreiche weitere Gehölze. In dieser Gruppe sind die Gattungen Erle (Alnus), Lärche (Larix), Ahorn (Acer), Robinie (Robinia), Weißdorn (Crataegus), Douglasie (Pseudotsuga) und Rosskastanie (Aesculus) am häufigsten vertreten. 5 Fagus 6,7% Picea 7,5% Abies 5,0% Pinus 29,9% Quercus 14,2% Sonstige 39,7% Abb. 2: Gliederung der eingesandten Pflanzenproben nach Baumgattungen Den Hauptanteil (53 %) der insgesamt 198 Einzelbefunde bilden mykologische Bestimmungsarbeiten (Abb. 3). Ungefähr 22 % beanspruchte die Diagnostik von Insekten. Abiotische Ursachen wurden in 17 % der Fälle erkannt. 2012 2013 2014 Abb. 3: Spektrum der in den Jahren 2012-2014 angefertigten Befunde 6 Bei der Bearbeitung des im Jahr 2014 erhaltenen Untersuchungsmaterials haben mitgewirkt: Diagnostik pilzlicher Organismen und Analyse witterungsbedingter Schäden - Dr. P. Heydeck - DAI (FH) C. Dahms - Frau C. Jacob Diagnostik tierischer Organismen - Dr. K. Möller - Dr. K. Hielscher - DFI M. Wenk - DFI (FH) P. Ebert - Herr K. Schwabe Die Anfertigung des Layouts für den Einband übernahm – wie schon in den vergangenen Jahren – das Team der Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des LFB (Finkenkrug). 2 Witterungsverlauf 2014 in Brandenburg Der Januar fiel im nordostdeutschen Tiefland – trotz eines Kälteeinbruchs in der zweiten Monatshälfte - insgesamt zu mild aus und folgte damit dem Trend der zurückliegenden Monate. Am 09.01. wurden verbreitet noch über 10 °C gemessen. Danach sanken die Temperaturen kontinuierlich ab. Am 20.01. begann mit Eisregen eine intensive Kältewelle, die bis zum Monatsende anhielt. Es bildete sich eine dünne Schneedecke. Auch tagsüber stieg das Quecksilber nicht über den Gefrierpunkt. Nachts wurden örtlich Werte unter -20 °C gemessen (z. B. am 25.01. in Doberlug-Kirchhain: -22,6°C in Bodennähe). Erst am Monatsende schwächte sich der Frost ab. Die Niederschlagssumme blieb im Januar unter dem langjährigen Monatsmittel. Anfang Februar lag die Lufttemperatur wieder im Plusbereich. Die Schneedecke taute langsam ab und bald schon wurden am Tag +8 bis +10 °C erreicht. Um die Monatsmitte stieg die Lufttemperatur sogar auf +13 °C an. Diese Entwicklung setzte sich weiter fort. Durch den Zustrom milder Luftmassen aus südlichen Regionen fiel der Februar wesentlich zu warm aus (bis 4 Kelvin). Auch im übrigen Teil Deutschlands war es außergewöhnlich mild, so dass der Monat als einer der wärmsten Februare seit 1901 in die Wetteraufzeichnungen einging. Nur in aufklarenden Nächten gab es vereinzelt geringen Frost. In weiten Teilen Brandenburgs war es mit Niederschlagsdefiziten zwischen 60 und 80 % wesentlich zu trocken. Hinzu kam eine außergewöhnlich hohe Sonnenscheindauer, welche die vieljährigen Mittelwerte deutlich übertraf (im Oderbruch 174 % der normalen Sonnenscheindauer). 7 Das Witterungsgeschehen im März blieb überwiegend durch Hochdruckeinfluss bestimmt. So war es - wie schon im Februar - ungewöhnlich warm, trocken und sehr sonnig. In Nächten mit wolkenlosem Himmel gab es noch leichten Frost. Deutschlandweit waren nur die Märzmonate der Jahre 1938 und 1989 wärmer. In Brandenburg lagen die Temperaturabweichungen teilweise über 3 Kelvin, die Niederschlagsmengen nur zwischen 28 und 67 %. Nach dem 20.03. blühten die Forsythien auf (sichtbares Zeichen für den Beginn des „Erstfrühlings“). Es folgten Zierkirschen und Magnolien. Am Monatsende hatte die Vegetationsentwicklung gegenüber dem normalen Verlauf einen Vorsprung von zwei bis drei Wochen erreicht. Im April setzte sich die deutlich zu warme Witterung der vergangenen Monate fort. Schon in den ersten Apriltagen begann die Ahornblüte. In den Nächten zum 16. und 17.04. trat verbreitet Spätfrost auf. Nach dem 20.04. stieg die Lufttemperatur regelmäßig auf Werte um 20 °C und darüber. Wärmster Tag war mit 23,8 °C der 26.04. (Wetterstation Potsdam). Die Niederschlagsverteilung im April war recht unterschiedlich. Während es in der Umgebung von Cottbus und Neuruppin sowie im Oderbruch intensiv regnete (Niederschlagssummen bis 186 %), blieb es in den übrigen Gebieten Brandenburgs meist zu trocken. Am 09.04. trat örtlich Hagel auf. Anfang Mai kühlte es sich merklich ab. Lokal wurde leichter Bodenfrost registriert. Häufig zogen Tiefdruckgebiete mit Schauern und Gewittern (einschließlich Hagel) über Brandenburg hinweg. Im Gegensatz zu den vorangegangenen Monaten zeigte sich der Mai verbreitet kühl, nass und sonnenscheinarm. Dabei fielen im Süden Brandenburgs tendenziell mehr Niederschläge als im Norden des Landes. Gebietsweise gab es länger anhaltenden Regen. In der dritten Monatsdekade stiegen die Temperaturen sprunghaft an. So wurden in der Wetterstation Potsdam am 22. Mai schon hochsommerliche Werte (30,6 °C) registriert. Zu Beginn des Monats Juni sank die Lufttemperatur örtlich noch einmal in den negativen Bereich. So trat beispielsweise in der Ruppiner Heide stellenweise leichter Nachtfrost auf. Um den 05.06. gab es einen drastischen Temperaturanstieg (30 °C). Das Pfingstwochenende (08./09.06.) war das wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Durch südliche Luftströmungen kam es zu einer kurzen, aber intensiven „Hitzewelle“ mit Temperaturen um 34 °C (Stationen Potsdam und Doberlug-Kirchhain), welche nach nur wenigen Tagen von heftigen Gewittern beendet wurde. Speziell im südlichen Teil Brandenburgs trat dabei verbreitet Hagelschlag auf. In anderen Teilen des Bundeslandes wurden in kurzer Zeit enorme Niederschlagsmengen registriert, z. B. am 11.06. in Gühlen Glienicke (Ruppiner Heide). Dort fielen innerhalb von 20 Minuten 30,2 mm Regen. In der 8 zweiten Monatshälfte kühlte es sich merklich ab (Einbruch kühler Luftmassen aus nördlichen Breiten). Trotz der von örtlichen Starkniederschlägen geprägten Witterung war es in den meisten Gebieten Brandenburgs insgesamt zu trocken. Anfang Juli erwärmte es sich deutlich. Bald wurden wieder Lufttemperaturen um 30 °C erreicht. Der Monat war durch hochsommerliches, sonniges Wetter – unterbrochen von starken Regenschauern - gekennzeichnet. Dabei fiel die Niederschlagsverteilung sehr unterschiedlich aus. Während in Nord- und Mittelbrandenburg lokal weit über dem Durchschnitt liegende Regenmengen registriert wurden, blieb es in den meisten anderen Gebieten zu trocken. Die enormen Abweichungen der Niederschlagssummen vom langjährigen Monatsmittel in Potsdam (233 %) und Neuruppin (304 %) resultierten aus intensiven, unwetterartigen Gewitterschauern. In Verbindung mit Starkniederschlägen kam es zu Sturmböen und Hagelschlag. Am wärmsten Juli-Tag des Jahres 2014 wurden in Cottbus 35,3 °C registriert (20.07.). Bemerkenswert war die hohe Anzahl heißer Tage. Statt der normalen drei Tage wurden im Angermünder Raum 14 Tage mit einer Höchsttemperatur von mindestens 30,0 °C erfasst. Anfang August war es noch immer sommerlich warm (Werte über 25 °C). Es blieb aber unbeständig. Verbreitet traten heftige Gewitter mit intensiven Regengüssen, Hagel und Sturm auf. Mitte August gingen die Temperaturen deutlich zurück. In der zweiten Monatshälfte war es fast schon herbstlich (beginnende Laubfärbung, z. B. bei Buche, Eiche, Ahorn und Birke). Insgesamt zeigte sich der August als zu kühler, wechselhafter Sommermonat. Die Niederschlagsverteilung ließ - wie im Juli - große Unterschiede erkennen. Außergewöhnlich hohe Regenmengen waren im Raum Cottbus zu verzeichnen (314 %). Nach dem etwas zu kalten August lagen die Monatsmitteltemperaturen im September wieder zwischen 1,5 und 1,8 Kelvin über dem langjährigen Durchschnitt. Am Monatsanfang erwärmte es sich bei überwiegend sonnigem Wetter noch einmal auf hochsommerliche Werte (25 °C und darüber). Auch in der zweiten Monatshälfte wurden tagsüber noch 18 bis 20 °C erreicht. Dabei war es überwiegend zu trocken. Die von den brandenburgischen Wetterstationen registrierten Niederschlagsmengen lagen größtenteils unter dem langjährigen Monatsmittel. Charakteristisch für den Oktober war der anhaltende Zustrom milder Luftmassen aus südlichen und westlichen Richtungen. Vor allem in der ersten Monatshälfte war es deutlich zu warm. An einigen Tagen wurden in Brandenburg 20 bis 25 °C gemessen. Dabei setzte 9 sich die Trockenheit zunächst noch fort. Erst zur Monatsmitte hin stellten sich vermehrt Regenschauer ein. Der Oktober 2014 zählte deutschlandweit zu den wärmsten Oktobern seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881. Am 24. und 25.10. kühlte es sich drastisch ab (auch am Tag einstellige Werte im Plusbereich). In den Nächten zum 28. sowie zum 29.10. gab es bei aufklarendem Himmel verbreitet Nachtfrost, nachdem der erste, leichte Bodenfrost bereits am 09.10. im Süden Brandenburgs registriert worden war. Auch Anfang November blieb es für die Jahreszeit deutlich zu warm. Die Nächte waren inzwischen wieder frostfrei. Luftmassen aus südlichen Regionen ließen die Temperaturen tagsüber auf 14 bis 18 °C ansteigen. In der zweiten Monatshälfte gingen die Werte schließlich zurück. Es stellte sich neblig-trübes Wetter ein. Ein von Osten kommendes Hoch führte in den letzten Novembertagen Kaltluft heran. Die Temperaturen lagen nun auch tagsüber unter dem Gefrierpunkt (Eistage). Insgesamt fiel aber der November deutlich zu warm aus. Bemerkenswert waren die hohen Niederschlagsdefizite (80 % und mehr). Beispielsweise fielen in Manschnow (Oderbruch) im gesamten Monat nur 5 mm Regen. Die Sonne zeigte sich relativ selten. Im Dezember herrschte zunächst überwiegend graues Wetter mit Dauerfrost (tagsüber um 2 bis -3 °C). Am 03.12. fiel im Süden Brandenburgs der erste Schnee. Nach dem 05.12. stiegen die Temperaturen wieder an. Der Dezember war der vierte Monat in Folge, in dem es deutlich zu warm war. Verantwortlich für die milden Temperaturen waren Ausläufer einer Reihe von Sturmtiefs, die in östliche Richtung zogen. Häufig kam es unter dichter Bewölkung zu Sprüh- bzw. Nieselregen. Am 29.12. fiel über Nacht Schnee, der jedoch wenige Tage später im Einfluss einer Warmfront wieder abtaute. Frost trat nur zu Beginn und am Ende des Monats auf. Zum Jahreswechsel lagen die Temperaturen im Plusbereich. Trotz einer kurzen, intensiven Kaltluftphase in der zweiten Januarhälfte zählte der Winter 2013/14 in Wetteraufzeichnungen Deutschland im Jahr zu 1881. den vier mildesten Bemerkenswert ist, seit Beginn dass sich der die Monatsmitteltemperaturen der Monate September bis Dezember ebenfalls deutlich über dem Durchschnitt einordnen. Damit war das Jahr 2014 in Deutschland das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Mit 10,3°C lag die Mitteltemperatur erstmals im zweistelligen Bereich. In Brandenburg fielen 9-10 Monate zu warm aus. Erhebliche Niederschlagsdefizite gab es vor allem im ersten Halbjahr und im November. 10 Abb. 5: Abweichung der Niederschlagssumme vom Abb. 4: Abweichung der Lufttemperatur vom langjährigen Monatsmittel, Wetterstation Angermünde langjährigen Monatsmittel, Wetterstation Angermünde (2014) (2014) Abb. 6: Abweichung der Lufttemperatur vom langjährigen Monatsmittel, Wetterstation Cottbus (2014) Abb. 7: Abweichung der Niederschlagssumme vom langjährigen Monatsmittel, Wetterstation Cottbus (2014) Abb. 8: Abweichung der Lufttemperatur vom langjährigen Monatsmittel, Wetterstation Potsdam (2014) Abb. 9: Abweichung der Niederschlagssumme vom langjährigen Monatsmittel, Wetterstation Potsdam (2014) Anmerkung: Die Diagramme (Abb. 4 bis 9) wurden nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (Offenbach a. M.) erstellt. 11 3 Ergebnisse der Pflanzenproben Determination pilzlicher Organismen auf untersuchten In der sich anschließenden Liste diagnostizierter pilzlicher Organismen (Tab. 2) sind die einzelnen Taxa lediglich nach praktischen Gesichtspunkten geordnet (entsprechend ihres Auftretens am Baum). Auf eine Gliederung nach systematischen Kriterien wurde bewusst verzichtet. Als Ordnungsprinzip innerhalb einer Kategorie diente die Anzahl der erstellten Befunde. Bei gleicher Häufigkeit wurde die Reihenfolge der Krankheitserreger nach alphabetischen Gesichtspunkten festgelegt. Tab. 2: Liste der im Jahr 2014 an eingesandtem Untersuchungsmaterial diagnostizierten pilzlichen Organismen Krankheitsbezeichnung, Besiedelungsstatus, Schadwirkung Kategorie / Taxon Früchte, Samen, Keimlinge: Ciboria batschiana Fusarium sp. Anzahl der Befunde Baumart(en), Substrat - „Schwarze Eichelfäule“ Besiedelung der Samenschale 6 1 EI, TEI RBU - auf vorgeschädigten Nadeln „Kiefernschütte“ auf vorgeschädigten Nadeln auf vorgeschädigten Nadeln auf abgestorbenen Nadeln „Rhizosphaera-Nadelbräune“ „Fichtennadelrost“ „Lärchenschütte“ „Tannen-Rhizoctonia“, früher: „Herpotrichia-Nadelbräune der Tanne“ (siehe BUTIN, 2014) 9 7 7 6 6 3 1 1 1 GKI GKI GKI GKI GKI GFI, PFI PFI ELA WTA Blätter, Blattstiele: Erysiphe alphitoides Botrytis cinerea Entomosporium mespili - „Eichenmehltau“ auf vorgeschädigten Blättern Blattflecken, vorzeitiger Blattfall 2 1 1 EI RKA Crataegus sp. Triebe / Rinde / Kambium: Diplodia pinea Sirococcus conigenus - 19 4 GKI, PFI, SKI, GFI, PFI Botrytis cinerea Allantophomopsis pseudotsugae Armillaria mellea s. l. - „Diplodia-Triebsterben“ „SirococcusFichtentriebsterben“ „Grauschimmelfäule“ „Phomopsis-Krankheit“ „Hallimasch“ (Abtötung des Kambiums) Trieb- und Rindenerkrankung 2 1 1 DG, TA DG EI 1 CTA Nadeln: Truncatella conorum-piceae Lophodermium seditiosum Sclerophoma sp. Cyclaneusma minus Lophodermium pinastri Rhizosphaera kalkhoffii Chrysomyxa abietis Mycosphaerella laricina Rhizoctonia sp., assoziiert mit Nematostoma parasiticum (= Herpotrichia parasitica) Cylindrocarpon spec. (Neonectria spec.) 12 (Fortsetzung Tab. 2) Phloeospora robiniae Phomopsis sp. Spilocaea pomi - auf vorgeschädigter Rinde auf abgestorbenen Triebspitzen auf absterbenden Trieben auf vorgeschädigter Rinde „Monilia-Triebsterben“ auf vorgeschädigten Zweigen „Rotpustelpilz“ (auf absterbender Rinde) Infektion der Triebspitzen auf vorgeschädigter Rinde Infektion der Triebspitzen Gefäßsystem: Verticillium sp. - „Verticillium-Welke“ 1 BAH Wurzeln: Heterobasidion annosum s. l. - „Wurzelschwamm“ (Wurzelinfektion, Weißfäule) 4 ELA, GKI, WKI Stammholz: Ophiostoma sp. - 1 RBU - Bläuepilz, saprotroph lebender Folgebesiedler „Austernseitling“ „Gelbstieliger Muschelseitling“ 1 1 EI EI - Weißfäuleerreger 1 RO - „Echter Hausschwamm“ „Sternsetenpilz“ „Strahlfüßiger Tintling“ Lackporling-Art „Löwenfrüchtchen“, Schleimpilz (gehört nicht zu den eigentlichen Pilzen) 2 1 1 1 1 an verbautem Holz auf abgestorbenem Holz GKI Cytospora sp. Disculina vulgaris Fusarium sp. Melanconium sphaeroideum Monilia laxa Myxofusicoccum coryli Nectria cinnabarina Pleurotus ostreatus Sarcomyxa serotina (= Panellus serotinus) ungeklärter Basidiomycet Sonstige Befunde: Serpula lacrymans Asteroma sp. Coprinus radians Ganoderma sp. Leocarpus fragilis - 1 1 1 1 1 1 1 SEI SER BAH SER STK HAS Crataegus sp. 1 1 1 RO GFI Sorbus torminalis - Abkürzungen für die in Tab. 2 genannten Baumarten: BAH = Berg-Ahorn, DG = Douglasie, CTA = Colorado-Tanne, EI = Eiche, ELA = Europäische Lärche, GFI = Gemeine Fichte, GKI = Gemeine Kiefer, HAS = Hasel, PFI = Pungens-Fichte (= Stech-Fichte), RBU = RotBuche, RKA = Rosskastanie, RO = Robinie, SEI = Stiel-Eiche, SER = Schwarz-Erle, SKI = Schwarz-Kiefer, STK = Spätblühende Traubenkirsche, TA = Tanne, TEI = Trauben-Eiche, WTA = Weiß-Tanne, WKI = Weymouths-Kiefer 4 Diskussion der mykologischen Befunde 4.1 Pilzliche Organismen an Früchten, Samen und Keimlingen 4.1.1 Schwarze Eichelfäule (Erreger: Ciboria batschiana [ZOPF] N. F. BUCHW.) An insgesamt sechs Eichensaatgut-Proben aus dem Bundesland Brandenburg konnte die „Schwarze Eichelfäule“ diagnostiziert werden. Das Innere der untersuchten Eichelfrüchte war 13 teilweise bereits mumifiziert und mit schwarzem Pilzmyzel überzogen. Mikroskopisch nachweisen ließ sich die Nebenfruchtform Rhacodiellea castaneae (BAINIER) PEYRONEL. Bei C. batschiana handelt es sich um einen samenbürtigen Krankheitserreger, der mit Hilfe seiner im Herbst gebildeten Ascosporen die am Boden liegenden Eicheln infiziert. Um Infektionen mit dem genannten Pilz einzudämmen, kommen folgende vorbeugende Maßnahmen in Betracht: frühzeitiges Einsammeln der Eicheln im Herbst, optimale Lagerungsbedingungen und erforderlichenfalls Desinfektion des Saatgutes durch Heißwasserbehandlung (Thermotherapie). 4.1.2 Fusarium sp. An Keimlingen von Fagus sylvatica (Probe aus dem Freistaat Sachsen) wurden mehrfach Entwicklungsstadien einer Fusarium-Art festgestellt. Fusarium spp. sind in Acker- und Waldböden weit verbreitet (bodenbürtige Pilze). Unter bestimmten Voraussetzungen können sie auch Pflanzenkrankheiten, darunter Keimlingsfäulen, hervorrufen. Meist treten diese nach physiologischen Beeinträchtigungen der Pflanzen (z. B. durch Wassermangel) in Erscheinung. Abb. 10: Makrokonidien einer Fusarium-Art 14 4.2 Nadelkrankheiten 4.2.1 Vitalitätsminderung an Gemeiner Kiefer durch abiotische Faktoren mit nachfolgender Besiedelung durch verschiedene Kleinpilze Anfang Juni 2014 gingen im Fachteam Waldschutz des LFE aus zahlreichen Revieren der brandenburgischen Forstverwaltung Meldungen über eine auffällige Gelb- bzw. Braunfärbung des vorjährigen Nadeljahrgangs in Beständen von Pinus sylvestris ein. Die Mitteilungen kamen speziell aus den mittleren und nordwestlichen Landesteilen (Randlagen des Flämings, Potsdamer Raum, Havelland, Prignitz). Betroffen waren Kiefern unterschiedlichen Alters, der Schwerpunkt des Schadgeschehens lag aber in mittelalten und älteren Beständen. Alle Berichterstatter wiesen auf das plötzliche Erscheinen der markanten Nadelverfärbung hin (Auftreten der Symptome binnen 1 bis 2 Wochen). In einigen Bestandeskomplexen zeigten die Kiefern – bedingt durch das Abfallen sterbender Nadeln und den sehr schwachen Austrieb – nur noch wenig Nadelmasse. Auffällig war zudem die intensive Zapfenbildung an vielen Bäumen. Bei genauerer Betrachtung war bei der Mehrzahl der Nadeln des Jahrgangs 2013 eine variabel strukturierte, meist unscharf ausgeprägte Fleckung bzw. Bänderung zu erkennen. Abb. 11: Deutliche Kronenauflichtung und schwacher Austrieb mit graugrün gefärbten, verkürzten Nadeln bei älteren Kiefern im Frühjahr 2014 15 Abb. 12: Braunfärbung und Abfallen der vorjährigen Nadeln Anfang Juni 2014 Unmittelbar nach dem Bekanntwerden erster Schäden erfolgte eine Besichtigung mehrerer Kiefernbestände in den genannten Schwerpunktbereichen durch Mitarbeiter des WaldschutzFachteams. Dabei wurde auf jeder Fläche Untersuchungsmaterial (Nadel- und Zweigproben) für labordiagnostische Zwecke entnommen. An laborativ verarbeiteten Nadelproben konnten im weiteren Verlauf keine Entwicklungsstadien relevanter Krankheitserreger diagnostiziert werden. Stattdessen fanden sich zahlreich und stetig Konidienlager des Kleinpilzes Truncatella conorum-piceae (TUBEUF) STEYAERT (9 Befunde). Dieser ist als überwiegend saprotroph lebender Folgebesiedler, beispielsweise nach abiotischen Beeinträchtigungen, bekannt. Häufig findet man ihn an meteorogen vorgeschädigten Koniferen, wo er möglicherweise auch als Schwächeparasit vorkommt. Ein primär-ursächlicher Zusammenhang mit der zur Diskussion stehenden Schädigung besteht nicht. Vereinzelt wurden auf absterbenden und toten Nadeln weitere, vorwiegend oder ausschließlich saprotroph lebende Pilzarten angetroffen (z. B. Sclerophoma sp. (7 Befunde) und Lophodermium pinastri [SCHRAD.] CHEVALL. mit 6 Befunden). Andere Spezies, wie Lophodermium seditiosum MINTER, STALEY & MILLAR (6 Befunde) und Cyclaneusma minus (BUTIN) DICOSMO, PEREDO & MINTER (6 Befunde), verfügen zwar über parasitische Fähigkeiten, können aber nur jüngere Kiefern stärker schädigen. – Aufgrund des Fehlens relevanter biotischer Schaderreger lag der Fokus bei 16 den nachfolgenden Untersuchungen auf einer Analyse des Witterungsgeschehens der zurückliegenden Monate. Dabei fiel auf, dass es in den Monaten davor erhebliche Abweichungen der Lufttemperatur, aber auch der Niederschlagssumme vom monatlichen Mittelwert gab. Aus Abb. 13 bis 16 sind diese beträchtlichen Differenzen ersichtlich. So lag die Lufttemperatur in Potsdam von Oktober 2013 bis April 2014 jeweils deutlich über dem vieljährigen Monatsmittel. Ähnlich war die Situation in Neuruppin. Besonders gravierend sind die Abweichungen in den Wintermonaten. Hinzu kommen ausgeprägte Niederschlagsdefizite im Zeitraum von Dezember 2013 bis März (April) 2014. Prozent Kelvin 5 1,8 2,9 100 1,5 2 0,8 105 3,4 3 4 3 150 3,9 58 23 50 0,8 0,4 1 0 -11 -28 0 -0,7 -1 -1 -2 -50 -29 -47 -67 -37 -80 -100 Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mär Apr Mai Abb. 13: Abweichung der Lufttemperatur vom langjährigen Monatsmittel, Wetterstation Potsdam (2013-2014) Jul Aug Sep Nov Dez Jan Feb Mär Apr Mai Prozent 3,3 4 2,7 150 2,7 3 97 2,4 77 100 1,3 60 1,3 8 0 0 -0,1 -0,5 -1 -50 32 26 50 0,5 0,3 1 Okt Abb. 14: Abweichung der Niederschlagssumme vom langjährigen Monatsmittel, Wetterstation Potsdam (2013-2014) Kelvin 2 20 -17 -14 -32 -38 -1,2 -72 -100 -2 Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mär Apr Mai Abb. 15: Abweichung der Lufttemperatur vom langjährigen Monatsmittel, Wetterstation Neuruppin (2013-2014) Anmerkung: Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mär Apr Mai Abb. 16: Abweichung der Niederschlagssumme vom langjährigen Monatsmittel, Wetterstation Neuruppin (2013-2014) Die Abbildungen 13 bis 16 wurden nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (Offenbach a. M.) erstellt. 17 Absterbeerscheinungen in Kiefernbeständen nach anhaltend milder Winterwitterung sind im ostdeutschen Raum schon in früheren Jahren aufgetreten. So berichten EBERT et al. (1978) über eine als „Kiefernsterben“ bezeichnete Erkrankung, welche nach Angaben der Autoren etwa seit 1956 in älteren Kiefernbeständen auftritt. Als Symptome werden eine schüttere Benadelung und das Absterben von Kiefern angeführt. Im Frühjahr verfärben sich die Nadeln vor der Maitriebbildung bräunlich und fallen im Frühsommer ab. Der Austrieb ist verzögert und deutlich reduziert, wobei die Nadeln stark verkürzt und graugrün bis gelblichgrün gefärbt sind („pinselförmiges Erscheinungsbild“ der Triebe). Es wird betont, dass die Krankheitserscheinungen „verstärkt nach anhaltenden Wärmephasen im Hochwinter“ auftreten. „Unter diesen Bedingungen“, so die genannten Autoren, „kann die Kiefer als Folge einer negativen CO2-Bilanz beim Gasstoffwechsel im Winter Stoffverluste erleiden, die zu einer nachhaltigen physiologischen Schwächung führen.“ Somit kann der für die Maitriebbildung erforderliche Bedarf an Stoffreserven die physiologische Belastung noch steigern. Schließlich wird darauf verwiesen, dass den Wärmephasen im Hochwinter nachfolgende sehr tiefe Temperaturen den bereits frostentwöhnten Kiefern auch Frostschäden an Wurzeln und Nadeln zufügen. Über das Phänomen „Kiefernsterben“ wird auch aus anderen europäischen Ländern berichtet, wobei dort ebenfalls Klimaextreme als auslösende Faktoren angenommen werden (vgl. HELLRIGL & MINERBI, 2006). Zusammenfassende Bewertung: Die im Frühjahr bzw. Frühsommer 2014 in Brandenburg festgestellten Absterbeerscheinungen in meist älteren Kiefernbeständen sind mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die Einwirkung meteorogener Faktoren zurückzuführen. Relevante biotische Schaderreger konnten an dem entnommenen Untersuchungsmaterial nicht diagnostiziert werden. Für die lokale Ausprägung der Schäden sind offenbar standörtliche Komponenten von Bedeutung. 4.2.2 Kiefernschütte (Erreger: Lophodermium seditiosum MINTER, STALEY & MILLAR) Sieben Befunde entfallen auf den Erreger der Kiefernschütte, wobei L. seditiosum 7-mal im Kronenbereich meteorogen vorgeschädigter Altkiefern festgestellt werden konnte (siehe Abschnitt 4.2.1). Hier besitzt der Pilz keine Bedeutung als Krankheitserreger. Ein weiterer Nachweis betrifft eine Probe von Jungpflanzen aus einer Kiefernnaturverjüngung in Mittelbrandenburg. Die Kiefernschütte wurde früher im nordostdeutschen Tiefland umfangreich mit chemischen Mitteln bekämpft. Inzwischen hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Anwendung von Fungiziden gegen die Krankheit im Wald kaum Vorteile bringt. Zudem ist gegenwärtig kein zugelassenes Präparat für die Anwendung in der Forstwirtschaft verfügbar. Hingegen wird 18 man in Baumschulen zur Abwehr von L. seditiosum auch künftig kaum auf die Applikation chemischer Präparate verzichten können. 4.2.3 Rhizosphaera-Nadelbräune der Fichte (Erreger: Rhizosphaera kalkhoffii BUBÁK) Der Kleinpilz Rhizosphaera kalkhoffii wurde im Berichtsjahr dreimal an untersuchten Pflanzenproben nachgewiesen. Zwei Einsendungen (Picea pungens, P. abies) stammen aus Brandenburg, eine dritte Probe (P. abies) kam aus Thüringen. Der genannte Erreger besiedelt Nadeln verschiedener Picea-Arten. Umfangreichere Schäden (Nadelverluste) sind jedoch nur bei Zierfichten, wie P. pungens, zu befürchten. Physiologisch beeinträchtigte Bäume werden bevorzugt infiziert. 4.2.4 Sonstige Pilzarten an Nadeln Tab. 3: Liste der jeweils einmal nachgewiesenen Taxa Erreger, Pilzart (Taxon), Krankheitsbezeichnung Lebensweise / begünstigende Faktoren Vorkommen des Pilzes und Herkunft des Untersuchungsmaterials Chrysomyxa abietis (WALLR.) UNGER, „Fichtennadelrost“ Nadelverfärbungen, Nadel- und Picea pungens (Brandenburg) Zuwachsverluste, kein Wirtswechsel, Krankheit wird durch hohe Luftfeuchtigkeit begünstigt Mycosphaerella laricina (R. HARTIG) MIG., „Lärchenschütte“ „Braunfleckigkeit der Lärche“, Begünstigung durch wiederholte Niederschläge und stagnierende Luftfeuchtigkeit Larix decidua (Mecklenburg-Vorp.) Rhizoctonia sp. „TannenRhizoctonia“ (siehe BUTIN, 2014), assoziiert mit Nematostoma parasiticum (= Herpotrichia parasitica) früher: „HerpotrichiaNadelbräune der Tanne“ hauptsächlich an Abies, kommt überwiegend in Dickungen und Jungbeständen vor, Befallsschwerpunkte: Mittel- und Hochgebirgslagen Abies alba (Thüringen) 19 4.3 Pilzinfektionen an Blättern und Blattstielen In dieser Kategorie wurden folgende Pilzarten diagnostiziert: - Erysiphe alphitoides (GRIFFON & MAUBL.) U. BRAUN & S. TAKAM., „Eichenmehltau“: obligater Parasit, weiße Überzüge auf Blättern (Konidienbildung), 2 Befunde an Quercus sp., Bundesland Brandenburg - Botrytis cinerea PERS. / Teleomorphe: Botryotinia fuckeliana (DE BARY) WHETZEL, „Grauschimmelfäule“, befallen wird speziell junges Pflanzengewebe, feucht-kühle Witterung begünstigt Entwicklung des Pilzes, 1 Befund an Aesculus hippocastanum, Freistaat Thüringen - Entomosporium mespili (DC.) SACC./ Teleomorphe: Diplocarpon mespili (SORAUER) SUTTON: kleine schwarze Blattflecken, infizierte Blätter fallen vorzeitig ab, 1 Befund an Crataegus sp., Bundesland Brandenburg 4.4 Besiedelung von Trieben, Rinde und Kambium 4.4.1 Diplodia-Triebsterben (Erreger: Diplodia pinea [DESM.] KICKX f. = Sphaeropsis sapinea [FR.] DYKO & B. SUTTON) Auch im Jahr 2014 wurde als häufigster Schaderreger an eingesandten Pflanzenproben der Kleinpilz Diplodia pinea diagnostiziert. Der Krankheitserreger ließ sich an insgesamt 19 Pflanzenproben mit Symptomen des „Diplodia-Triebsterbens“ nachweisen, davon 16 aus Brandenburg, zwei aus Thüringen und eine aus Mecklenburg-Vorpommern. Die am meisten betroffene Baumart war die Gemeine Kiefer, zwei Proben stammen von Schwarz-Kiefer und eine von Stech-Fichte. D. pinea ist ein weltweit verbreiteter Wund- und Schwächeparasit, der auch als Saprobiont bzw. Bläueerreger auftreten kann. Meist infiziert der Pilz junges, noch nicht verholztes Pflanzengewebe. Verbreitet findet man ihn auch symptomlos (endophytisch) in lebenden Kieferntrieben (LANGER et al. 2011). Nach einer Beeinträchtigung der Bäume (z. B. durch anhaltenden Wassermangel) vermag der Pilz parasitische Eigenschaften anzunehmen. Bei der Infektion können auch Rindenverletzungen prädisponierend wirken (Hagelschlag). Die prognostizierte Zunahme extremer Witterungsereignisse lässt eine weitere Verbreitung des Diplodia-Triebsterbens erwarten. 20 Abb. 17: Diplodia-Triebsterben an Gemeiner Kiefer (Bundesland Brandenburg) 4.4.2 „Sirococcus-Fichtentriebsterben“ (Erreger: Sirococcus conigenus [DC.] P. F. CANNON & MINTER) Vier Befunde entfallen auf das Sirococcus-Fichtentriebsterben (Herkunft des Probenmaterials: Freistaat Thüringen). Betroffen sind die Baumarten Picea abies und Picea pungens ‘Glauca‘. Der genannte Pilz kommt bei uns hauptsächlich an Picea abies vor; daneben können auch P. pungens, P. sitchensis und weitere Koniferen befallen werden. Die Krankheit tritt überwiegend an Sämlingen und Jungpflanzen auf (Baumschulen), erfasst bei entsprechender Prädisposition aber auch ältere Bäume. Hohe Luftfeuchtigkeit im Frühjahr sowie Nährstoffmangel (besonders Magnesium und Kalzium) begünstigen die Infektion. Auf den abgestorbenen Triebspitzen entstehen ab Mai dunkelbraune Pyknidien, in denen spindelförmige, zweizellige Konidien gebildet werden, die der Neuinfektion dienen. Das Auftreten des Pilzes wird durch stagnierende Feuchtigkeit und erhöhten Dichtstand der Bäume begünstigt. Zur Verbesserung des Mikroklimas empfiehlt es sich deshalb, mittels rechtzeitiger Durchforstung für eine gute Durchlüftung der Bestände zu sorgen. Zudem kann es bei intensivem Befall sinnvoll sein, stark befallene Bäume zwecks Reduzierung des Infektionsdruckes zu entnehmen. 21 4.4.3 “Grauschimmelfäule” (Erreger: Botrytis cinerea PERS. / Teleomorphe: Botryotinia fuckeliana [DE BARY] WHETZEL) Botrytis cinerea konnte im Berichtsjahr zweimal an eingesandtem Pflanzenmaterial nachgewiesen werden (Abies sp., Pseudotsuga menziesii). Beide Proben kamen aus Brandenburg. Der überwiegend saprotroph lebende Pilz kann unter bestimmten Voraussetzungen auch parasitische Fähigkeiten entfalten. Unter günstigen Bedingungen (feucht-kühle Witterungsperioden) ist er in der Lage, die Maitriebe verschiedener Nadelbäume zu besiedeln. Betroffen sind vor allem die Gattungen Larix, Pseudotsuga, Picea und Abies. Eine Bekämpfung der Grauschimmelfäule mit chemischen Mittel ist nur bei der Pflanzenanzucht effektiv. 4.4.4 Sonstige Pilzarten an Trieben und Rinde Tab. 4: Liste der jeweils einmal festgestellten Taxa Erreger, Pilzart (Taxon), Krankheitsbezeichnung Lebensweise / begünstigende Faktoren Allantophomopsis pseudotsugae (M. WILSON) NAG RAJ / Teleomorphe: Phacidium coniferarum (G. G. HAHN) DICOSMO, NAG RAJ & W. B. KENDR., „PhomopsisKrankheit“ der Douglasie Saison- bzw. Schwächeparasit, aber auch Saprobiont und Bläueerreger, parasitischer Angriff zur Zeit der Vegetationsruhe, erhöhtes Infektionsrisiko bei Wassermangel und nach Astung (Schmuckreisiggewinnung) Pseudotsuga menziesii (Mecklenburg-Vorp.) Armillaria mellea s. l. (“Hallimasch”) Armillaria-Arten: wurzelbürtige Primär- und Schwächeparasiten, Abtötung des Kambiums, Weißfäuleerreger, auch saprotroph an abgestorbenen Bäumen Quercus sp. (Brandenburg) Cylindrocarpon sp. Nadelfall, Harzfluss, Rindenkrebs, (Teleomorphe: Neonectria Absterben von Trieben bzw. ganzer sp.) Bäume (Krankheitsbild wurde im nordostdeutschen Tiefland erstmalig festgestellt) Cytospora sp. Vorkommen des Pilzes und Herkunft des Untersuchungsmaterials Abies concolor (Brandenburg) Saprobiont und Schwächeparasit auf Quercus robur vorgeschädigten Trieben (Brandenburg) 22 (Fortsetzung Tab. 4) Saprobiont auf abgestorbener Rinde, Alnus glutinosa Disculina vulgaris (FR.) (Sachsen) B. SUTTON / Teleomorphe: auch Schwächeparasit? Cryptosporella suffusa (FR.) L.C. MEJÍA & CASTL. Fusarium sp. Fusarium-Arten: Saprobionten und Schwächeparasiten Acer pseudoplatanus (Thüringen) Melanconium sphaeroideum Saprobiont auf abgestorbener Rinde Alnus glutinosa (Thüringen) Monilia laxa (EHRENB.) SACC. / Teleomorphe: Monilinia laxa (ADERH. & RUHL.) HONEY ex WHETZEL, “MoniliaTriebsterben” kann Blütenfäule und Triebspitzendürre hervorrufen, besonders auf Prunus-Arten, Infektion wird durch feuchte Witterung stimuliert Prunus serotina (Brandenburg) Myxofusicoccum coryli DIED. Saprobiont auf abgestorbener Rinde, Corylus avellana auch Schwächeparasit? (Brandenburg) Nectria cinnabarina (TODE: FR.) FR., “Rotpustelkrankheit” Saprobiont und Wundparasit, kann unter gewissen Voraussetzungen Absterbeerscheinungen an Laubgehölzen hervorrufen Crataegus sp. (Brandenburg) Phloeospora robiniae (LIB.) HÖHN., “Phloeospora-Krankheit” der Robinie verursacht unregelmäßig geformte, hellbraune Blattflecken, im vorliegenden Fall Infektion der Triebspitzen Robinia sp. (Brandenburg) Phomopsis sp. Phomopsis-Arten: Schwächeparasiten und Saprobionten auf absterbender bzw. toter Rinde Picea abies (Mecklenburg-Vorp.) Spilocaea pomi FR. / Teleomorphe: Venturia inaequalis (COOKE) G. WINTER, “Apfelschorf” verursacht Schorf an zahlreichen Pflanzenarten, besondere Bedeutung im Obst- und Zierpflanzenbau, an untersuchter Probe Triebspitzeninfektion Sorbus torminalis (Thüringen) 4.5 Tracheomykosen „Verticillium-Welke“ (Erreger: Verticillium spp.) An einem Stammabschnitt von Acer rubrum wurden Symptome der Verticillium-Welke gefunden. Es gelang im vorliegenden Fall aber nicht, den Erreger auf künstlichem Nährboden zu isolieren. Ebenso gab es keine Hinweise auf einen anderen Verursacher. Verticillium spp. verfügen über ein weites Wirtsspektrum. Die Baumgattung Acer gehört zu 23 den anfälligsten Gehölzen. Befallen werden nicht nur Jungpflanzen, sondern auch heranwachsende, ja sogar ältere Bäume. Abb. 18: Olivgrüne Verfärbungen im Holz von Acer pseudoplatanus, verursacht durch Verticillium sp. 4.6 Pilzinfektionen an Wurzeln „Wurzelschwamm“ (Heterobasidion annosum s. l.) Auf den Wurzelschwamm entfallen im Jahr 2014 vier Befunde. Betroffen waren die Baumarten Larix decidua, Pinus strobus und Pinus sylvestris. Das gesamte Untersuchungsmaterial stammt aus Brandenburg. Schwerpunkte des Auftretens von H. annosum in Brandenburg bilden nach wie vor Kiefernbestände in der Bergbaufolgelandschaft sowie Ackeraufforstungen. Ist der Wurzelparasit erst einmal in den Bestand eingedrungen, besteht kaum noch die Möglichkeit, ihn erfolgreich zu bekämpfen. Sowohl die selektive Entnahme infizierter Bäume als auch eine großzügige „Rändelung“ der Befallsherde (Sanitärhiebe) bleiben weitgehend wirkungslos. In noch befallsfreien Beständen sollte darauf geachtet werden, dass anstehende Durchforstungen in den Wintermonaten erfolgen (bei Temperaturen unter 0°C oder geschlossener Schneedecke). Alternativ könnte dort auch eine prophylaktische Stubbenbehandlung zur Abwehr des Wurzelschwammes veranlasst werden (z. B. mit Harnstoff oder dem Riesenrindenpilz – allerdings nicht in Wasserschutzgebieten). Bei starkem Befall wäre eine Bestandesumwandlung diskutabel. Laubbäume zeigen eine 24 deutlich geringere Anfälligkeit gegenüber dem Wurzelschwamm als Koniferen. Wird nichts unternommen, schließen sich die entstandenen Sterbelücken erfahrungsgemäß allmählich mit Laubbäumen. Auf nährstoffärmeren Standorten erscheinen meist Birke und Aspe. 4.7 Pilzbefall an Stammholz (einschließlich Holzverfärbungen) Ophiostoma sp. im vorliegenden Fall an Fagus sylvatica, Freistaat Thüringen (1 Nachweis), Auftreten des Pilzes könnte durch die im Holz vorhandenen Insekten begünstigt worden sein Pleurotus ostreatus (JACQ.) P. KUMM., „Austern-Seitling“ an Quercus sp., Bundesland Brandenburg (1 Nachweis), Schwächeparasit und Saprobiont an Laubholz, Weißfäuleerreger Sarcomyxa serotina (PERS.) P. KARST. (= Panellus serotinus [PERS.] KÜHNER), „Gelbstieliger Muschelseitling“ an Quercus sp., Bundesland Brandenburg (1 Nachweis), Saprobiont und Schwächeparasit an Laubholz, nur selten an Nadelholz Basidiomycet (nicht näher det.) an Robinia pseudoacacia, Bundesland Brandenburg (1 Nachweis) 4.8 Sonstige Befunde Serpula lacrymans (WULFEN) J. SCHRÖT., „Echter Hausschwamm“: gefährlichster Gebäudezerstörer, Braunfäuleerreger, an verbautem Holz, Bundesland Brandenburg (2 Nachweise) Asteroma sp., „Sternsetenpilz“: Holzzerstörer, benötigt hohe Feuchtigkeit, Weißfäuleerreger, an verbautem Holz, Bundesland Brandenburg (1 Nachweis) Coprinus radians (DESM.) FR., „Strahlfüßiger Tintling“: Saprobiont, sehr rasche Fruchtkörperentwicklung, Niederschläge wirken stimulierend, an abgestorbenem Holz, Bundesland Brandenburg (1 Nachweis) 25 Ganoderma sp., „Lackporling“: Ganoderma-Arten sind fakultative Parasiten an Laub- und Nadelgehölzen, Weißfäuleerreger, Fruchtkörperprobe aus Berlin (1 Befund) Leocarpus fragilis (DICKS.) ROSTAF., „Löwenfrüchtchen“: Schleimpilz, häufig auf morschem Holz und Rinde oder an Zweigen bzw. in der Streu, Schleimpilze greifen das Substrat nicht an, sondern ernähren sich von verschiedenen Mikroorganismen, vorliegende Probe von Pinus sylvestris, Bundesland Brandenburg (1 Befund) 5 Liste der im Jahr 2014 determinierten tierischen Organismen Aegosoma scabricornis Agrilus biguttatus Anania hortulata Biorhiza pallida Brachonyx pineti Cinara pinea Cryphalus abietis Dypterygia scabriuscula Epinotia fraternana Körnerbock Zweipunktiger Eichenprachtkäfer Brennnesselzünsler (2) Eichenschwammgallwespe (2) Kiefernnadelscheidenrüßler Kienlaus Gekörnter Fichtenborkenkäfer Trauereule Formica rufa Gonepteryx rhamni Haltica quercetorum Lachnus roboris Lasius fusiginosus Leucaspis loewii Leucaspis pini Rote Waldameise (3) Zitronenfalter Eichenerdfloh Eichenbaumlaus (2) Glänzendschwarze Holzameise Deckelschildlaus (2) Malacosoma franconica Malacosoma neustria Palaeococcus fuscipennis Phyllobius pyri Prionus coriarius Retinia resinella Sphrageidus similis Thecodiplosis brachyntera Tischeria ekebladella Frankfurter Ringelspinner Ringelspinner (2) Grünrüssler Sägebock Kiefern-Harzgallenwickler Schwan Kiefernnadelscheiden- Gallmücke (2) Tomicus minor Tomicus piniperda Xiphydria sp. Kleiner Waldgärtner (2) Großer Waldgärtner (2) Xyleborus dispar Ungleicher Holzbohrer 26 Daneben wurden folgende tierische Organismen festgestellt: Acanthocinus aedilis (Zimmermannsbock), Apoda limacodes (Großer Schneckenspinner), Hylurgops palliatus (Gelbbrauner Fichtenbastkäfer), Ips acuminatus (Scharfzähniger Kiefernborkenkäfer), Phyllonorycter roboris, Phyllonorycter sp., Pityophthorus sp., Trypodendron lineatum (Linierter Nutzholzborkenkäfer) Verzeichnis der im Text angeführten Literatur BUTIN, H. (2011): Krankheiten der Wald- und Parkbäume. Stuttgart: Ulmer. BUTIN, H. (2014): Die „Herpotrichia“-Nadelbräune der Tanne – Ein Irrtum und seine Berichtigung. Forstschutz Aktuell 59: 12-14. EBERT, W.; JARISCH, O.; KESSLER, W. (1978): Bestimmungsbuch der wichtigsten Kiefernschädlinge und -krankheiten. Berlin: Deutscher Landwirtschaftsvlg. HELLRIGL, K. & S. MINERBI (2006): Klimaextreme und Schädlinge als Faktoren des Kiefernsterbens. Forest observer, Vol. 2/3: 145-156. LANGER, G.; BRESSEM, U.; HABERMANN, M. (2011): Diplodia-Triebsterben der Kiefer und endophytischer Nachweis des Erregers Sphaeropsis sapinea. AFZ-Der Wald 66, 11, 28-31. 27 Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft Landesbetrieb Forst Brandenburg Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde (LFE) Alfred-Möller-Straße 1 16225 Eberswalde Tel: (03334) 2759 - 203 Fax: (03334) 2759 - 201 E-Mail: [email protected] www.forst.brandenburg.de