Pflanzenschutzinformation Pflanzengesundheitskontrolle 46/2014 Pflanzenschutzdienst des Landes Brandenburg Müllroser Chaussee 54 15236 Frankfurt (Oder) Tel.: (0355) 49917159 Fax: (0331) 275483577 Bearbeiter: Frau Lange Herr Popko 14.08.2011 Der Bananentriebbohrer – eine neue Gefahr für Kulturen unter Glas ! Seit einigen Jahren wird mit Zierpflanzenarten subtropischer und tropischer Herkunft wiederholt und an Standorten in ganz Deutschland ein neuer gefährlicher Schädling eingeschleppt. Hier schädigt und vernichtet er Pflanzenbestände unter Glas in Tropenhäusern und Freizeitanlagen mit entsprechender Bepflanzung. Er ist aus Gründen wie unten beschrieben auch eine große Gefahr für unsere herkömmliche Zierpflanzen- und Gemüseproduktion in Gewächshäusern. Der Schädling Opogona sacchari (Bojer), Ordnung Lepidoptera, Familie Tineidae (Echte Motten) Bananentriebbohrer, Banana moth, Sugarcane moth (§§ 3, 13 und 13a Pflanzenbeschauverordnung). Bei Befall oder Befallsverdacht besteht gemäß § 1a der Pflanzenbeschauverordnung eine Meldepflicht an den Pflanzenschutzdienst. Herkunft und Verbreitung Opogona sacchari wurde erst außerhalb seiner afrikanischen Heimat zu einem bedeutenden Schädling; zunächst bei Bananen auf den Kanarischen Inseln, später in Teilen Süd- und Mittelamerikas. Mittlerweile kommt er auch in Europa (einschl. Deutschland und Nachbarländer) in Gewächshäusern vor. Neben der Einschleppung mit Zierpflanzenware aus subtropisch-tropischen Gebieten wird der Schädling bereits schon von europäischen Ländern aus weitergetragen, wie Lieferungen befallener Ware aus den Niederlanden nach Brandenburg zeigen. Wirtspflanzen Der Schädling ist sehr polyphag, d.h. zur Einschleppung bzw. als Wirt zum Weiterleben kann eine Vielzahl von Pflanzengattungen dienen, die in Deutschland eingeführt, kultiviert, produziert und gehandelt werden: z.B. Dracaena, Yucca, Arecaceae, Bambusa, Bromeliaceae, Cactaceae, Chamaedorea und andere Palmen, Ficus, Maranta, Musa, Strelizia sowie häufige Arten des einheimischen Produktionssortiments wie z.B. Begonia hybrids, Dieffenbachia maculata, Euphorbia pulcherrima, Hippeastrum hybrids, Monstera, Philodendron, Saintpaulia ionanthai, Sansevieria trifasciata, Tillandsia oder die Gemüsearten Capsicum annuum und Solanum melongena. Auch von Schäden an Cyclamen-Knollen wird berichtet. Beobachtungen in der Praxis zeigen, dass v.a. Pflanzen mit verdickten Stängeln, Knollen, starken Rhizomen oder fleischigen Wurzeln als Wirt angenommen werden. Ebenso findet man Larven an verholzten Baumteilen und auch an Verpackungsmaterial, sogar an Holzstäben in Blumentöpfen, Totholz und Rindenmulch. Aussehen der Entwicklungsstadien Falter: Körperlänge ca. 11 mm; Flügelspannweite 18-25 mm, Vorderflügel hell gelblich-braun mit dunkler Längsbänderung, bei Männchen mit dunklem Fleck; lange Fühler. (Abb.1 und 2) Larve: ca. 21-26 mm lang und 3 mm dick; schmutzig-weiß, leicht transparent (Innereien sichtbar); rötlich-braune Kopfkapsel. (Abb. 3) Puppe: eingesponnen in einem Kokon, weniger als 10 mm lang, braun; charakteristisch sind zwei gebogene Haken am Ende des Hinterleibes. Lebensweise Die Falter leben etwa 5-7 Tage und benötigen keine Nahrungsaufnahme zur Reife. Sie sind dämmerungs- und nachtaktiv (v.a. in den frühen Morgenstunden). Die Eier werden an Spalten in Gruppen von etwa 5 Stück in das Pflanzengewebe abgelegt. Die sehr gefräßigen Larven bohren im Pflanzengewebe, sind überaus mobil und meiden Licht. Die Entwicklungsdauer ist temperaturabhängig. Unter günstigen Bedingungen können jährlich bis zu 8 Generationen auftreten. In unserer Region überlebt der Schädling als tropische Art nur unter Gewächshausbedingungen. Ohne Zustimmung ist die Weitergabe an Dritte –auszugsweise oder im Original- nicht gestattet. Seite 1 von 3 2 Schadbilder Die Schadbilder variieren je nach Wirtspflanze. Eiablagen und die ersten Larvenstadien sind kaum aufzufinden. Die Larven fressen an der Oberfläche wie innerhalb befallener Pflanzen und auch an holzigen Pflanzenteilen. Auf Fraßschäden im Inneren von Pflanzen einschl. der Wurzeln deuten u.a. äußerlich Einbohrlöcher, eingesunkene weiche Stellen, Aushöhlungen oder welke und abfallende Blätter hin. Der Schaden kann bis zum Ab- oder Zusammenbrechen der Pflanzen führen und Fäule verursachen. (Abb.: 4 bis 6) An den Fraßstellen sind Bohrmehl und Kotkrümel auffällig. Überwachung Pflanzenzugänge müssen genau untersucht und zur weiteren Beobachtung separat unter Quarantänebedingungen gehalten werden. Blaulichtfallen und gelbe Leimtafeln zeigen ggf. das Auftreten von Faltern an. Chemische Bekämpfungsmaßnahmen sind aufgrund der verborgenen Lebensweise der Larven und wegen bereits bestehender Resistenz gegenüber Insektizidwirkstoffen schwierig. Alternativ ist der Einsatz von Nematoden möglich. Bei Anfragen oder Befallsverdacht bitte an den Pflanzenschutzdienst wenden. Bekämpfungsmaßnahmen Befallsfreie Pflanzenbestände sind von befallenen Pflanzen zu trennen. Für die befallenen Pflanzen nutzt man dafür am besten eine spezielle Unterbringung in einem Quarantäne-Gewächshaus. Diese Vorgehensweise ist besonders bei importierten Pflanzen aus Nicht-EU-Ländern und von den Kanarischen Inseln anzuwenden. Ebenfalls sind Pflanzen, die aus Gebieten Europas, die günstige Lebensbedingungen für den Schädling bieten, genau zu kontrollieren. Eine weitere Einschleppungsquelle ist Gewächshausware aus EU-Staaten wie Italien und den Niederlanden. Über Sicherheitsmaßnahmen, wie engmaschige Netze (Gaze) und evtl. Schleusen, sollte eine Verschleppung des Schädlings in andere Gewächshäuser oder im Sommer ins Freie unterbunden werden. Auch auf Waren aus weniger gefährdeten Ländern (auch bei innerhalb Deutschlands zugekaufter Ware) sollte ein besonderes Augenmerk gelegt werden. Abb.1: Falter Foto: LELF Brandenburg Abb.3: Larve Foto: LELF Brandenburg Abb.2 Falter Foto: LELF Brandenburg Abb.4: Fraßschaden an Ficus Foto: LELF Brandenburg 3 Abb.5: Fraßschaden an Monstera Foto: LELF Brandenburg Abb.6: Fraßschaden an Sansevieria Foto: LELF Brandenburg