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Ein Besuch im Museum für Naturkunde in Berlin
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Klaus Detert
Die Ausstellung „Evolution in Aktion“
Ein Besuch im Museum für Naturkunde in Berlin
Vorwort
Bei meinem Besuch in Berlin im Januar 2008 habe ich dort das Museum für Naturkunde
besucht, weil ich die in 2007 dort neu geschaffene Ausstellung „Evolution in Aktion“
sehen wollte. Durch den wieder aufgeflammten Angriff auf die biblische Lehre von der
Schöpfung des gesamten Universums mit der dazu im Gegensatz stehenden Lehre von
der natürlichen Evolution der lebenden Natur hatte das Thema dieser Ausstellung besondere Aktualität gewonnen. Nach Auffassung der Museumsleitung zeigt die Ausstellung die Ergebnisse naturwissenschaftlicher Forschung, die die gegenwärtige Form der
Lehre von der Evolution bestätigen, ohne jedoch das Wirken eines göttlichen Wesens an
der Schöpfung ausschließen zu müssen.
Diese besondere Ausstellung, die einen kleinen Teilbereich des Museums umfaßt, ist der
Neugestaltung des Museums zu verdanken, die aus der Neuorganisation und Zusammenlegung aller staatlichen Museen in Berlin nach der Wiedervereinigung hervorgegangen ist. Im Museum für Naturkunde haben auch die Sammlungen des Naturforschers
Alexander von Humboldt einen neuen Platz gefunden.
Im Museum auf dem Weg zur Ausstellung
Wenn man die Eingangshalle des aus der Wilhelminischen Zeit stammenden Gebäudes
durchschritten hat, wird der Blick von dem in Naturgröße errichteten weltweit größten
Dinosaurier-Skelett eines „Brachiosaurus brancai“ gefangen genommen, das eine Höhe von
13,27m besitzt. In den Geräten der sogenannten Juraskopie wird dort auch diese Welt
der Dinosaurier in virtueller Animation lebendig vorgeführt. Man ist erleichtert, einer
vergangenen Welt gegenüberzustehen, weil vor etwa 65 Millionen Jahren diese monströse Tierwelt bei einer großen erdgeschichtlichen Katastrophe ausgestorben ist.
Der anschließende Saal behandelt das „System Erde“ und zeigt Einzelheiten dieser Katastrophe. Nach heutiger Erkenntnis stürzte damals ein riesiger Meteor mit einem geschätzten Durchmesser von 10 km in der Nähe der Halbinsel Yukatan in Mittelamerika
ins Meer. Durch den Einschlag müssen gewaltige Überflutungen durch Tsunamiwellen
verbunden mit starkem Erbeben und Vulkanausbrüchen hervorgerufen worden sein.
Beim Eindringen in die Atmosphäre hat der Meteor durch Reibungshitze die Luft so
hoch erwärmt, daß im weiten Umfeld der Einschlagstelle alles auf der Erdoberfläche
verbrannte. Aufgewühlte Gesteins- und Sandschichten der Erdoberfläche haben dann
als fein verteilter Staub, mit Asche vermischt, bis in die Stratosphäre hinein das Sonnenlicht monatelang in global ausgedehnten Umkreis abgedunkelt. Danach boten weite Bereiche der Erdoberfläche auf Monate hinweg der Tier- und Pflanzenwelt keine Lebenschance mehr, weil die Fotosynthese ausgesetzt hatte und durch die über Monate fehlende Sonnenstrahlung zu einer Eiswüste erstarrt ist. Aus den aufgewühlten Schichten der
Erdoberfläche sind vermutlich giftige Schwefeldämpfe und Kohlendioxid Gase ausgetre-
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ten. Man kann kaum ermessen, wie stark das Ausmaß der Veränderung der Lebenswelt
durch die Folgen dieses Einschlags des Riesenmeteors gewesen ist. Man schätzt jedoch,
daß bei dieser Katastrophe mehr als 70 % der auf dem Lande vorhandenen Pflanzen
und Tiere untergegangen sind.
In diesem Raum des Museums werden auch die ständigen Veränderungen auf der Erdoberfläche gezeigt, wie Landmassen der Kontinente auseinandergerissen und dann wieder aufeinandergeschoben wurden. Man vermutet, daß diese Verschiebungen große Erdund Seebeben ausgelöst haben. So stellt sich die Erde als ein dynamischer Planet dar, auf
dem die belebte und unbelebte Natur durch vielfältige Wechselwirkung mit Kräften der
Erde und des Himmels einer dauernden Veränderung ausgesetzt ist.
Dann geht es weiter durch einen Saal, der die naturkundlichen Erkenntnisse des Zusammenhangs der Erdgeschichte mit dem „Sonnensystem“ behandelt. Sterne explodieren als Supernova. Planeten entstehen durch ausgeschleuderte Materie aus dem leuchtenden Zentralstern, der Sonne, aber auch durch Ansammlung von Meteoriten und
kosmischen Staub. Die Entstehung des Kosmos in Raum und Zeit aus dem Nichts bei
einem sogenannten Urknall wird erwähnt, wobei der Physiker sich fragt: Was konnte
dabei eigentlich knallen, wenn Energie und Materie erst daraus hervorgegangen sind? In
der Unermeßlichkeit des Universums stellt die Erde nur einen winzigen Planeten in einem Sonnensystem dar, dessen gewaltige Sonne doch nur als vergleichsweise kleiner
Stern in eine der bekannten Galaxien mit unzähligen Sternen enthalten ist. Auch die Galaxien mit ihren vielen Sternen sind in ständiger Bewegung. Die Frage drängt sich auf,
wer oder was bewegt und bestimmt ihre Bahn?
Die Ausstellung „Evolution in Aktion“
Man tritt jetzt in eine Halle, die durch Querwände aufgeteilt ist und die Ausstellung enthält, die Anlaß des Museumsbesuches ist. Im ersten Quergang der Halle wird der geschichtliche Verlauf wissenschaftlicher Erforschung der Vielfalt der Pflanzen- und Tierwelt der terrestrischen Natur auf dem ganzen Erdkreis behandelt. Wichtige Teile der naturkundlichen Sammlungen aus den Weltreisen des Forschers Alexander von Humboldt
(1769-1859) findet man hier. Die erste noch sehr fragmentarische Einteilung der lebenden Organismen nach Klassen, Ordnungen, Gattungen, und Arten an Hand der Lebensformen stammt schon von Carl von Linné (1707-1778). Die Botanikerin Amelie Dietrich
(1821-1891) wurde als Entdeckerin vieler neuer Arten besonders hervorgehoben. Heute
schätzt man die Zahl der verschiedenen Arten auf über 90 Millionen und immer noch
werden unbekannte Arten entdeckt.
Es wird gezeigt, wie sich die Vegetation auf bestimmte besonders fruchtbare Kernzonen
verteilt. etwa 70% aller Arten von Tieren und Pflanzen leben in diesen sog. „hotspots“,
die nur 1,4% der gesamten Erdoberfläche bedecken. Dazu gehören die Philippinen, die
Sundainseln, Madagaskar, Teile Kaliforniens, große Waldregionen an der atlantischen
Küste Brasiliens, die Anden in Kolumbien sowie Regionen im Mittelmeerraum. Diese
Regionen besitzen sehr fruchtbare Böden in den regenreichen Wärmezonen der Erde.
An diesen Orten haben viele der reichlich vorhandenen Arten ihren genetischen Spielraum zur Bildung vieler Untergruppen, den Familien, ausgefüllt. Manche Familien sind
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im äußeren Erscheinungsbild ihrer Organismen so verschieden, daß man nicht glauben
will, daß sie zur gleichen Art gehören. Dann wurden Lebewesen abgebildet, die sich so
ähnlich sind, daß man nicht vermutet, daß sie aus Familien unterschiedlicher Arten
stammen. Bei den Familien der Schmetterlinge finden sogar Metamorphosen der Lebensformen statt. Erscheinungsbild und Körpermerkmale der Exemplare einzelner Familien eignen sich daher schlecht zum Auseinanderhalten von Arten. Die Artengrenzen
werden heute nach der Fähigkeit zur sexuellen Fortpflanzung bestimmt. Wenn sich Lebewesen unterschiedlicher Familien durch Paarung fortpflanzen, dann gehören die Familien zu der gleichen Art. Doch in vielen Fällen fehlt noch eine genaue Bestimmung
der Fortpflanzungsbarrieren.
Seit Darwin kennt man den Selektionsdruck, den Umweltbedingungen auf die Lebensformen von Pflanzen und Tieren ausüben. Man kann ihn bei der besonderen Ausbildung
der Rassenmerkmale von Familien in der Tier- und Pflanzenwelt erkennen, die in isolierten Räumen leben wie auf Inseln, die weit genug vom Festland entfernt liegen. Aber
auch in unwirtlicheren Gegenden sorgt der harte Kampf ums Überleben dafür, daß sich
dort nur eine beschränkte Zahl von Familien und Arten halten konnte, deren Rassenmerkmale besonders günstig an die äußeren Bedingungen angepaßt sind. Die Ausstellung zeigt einen besonders komplex ausgebildeten Selektionsdruck, bei dem mehrere
Faktoren zum Überleben von Zebras in der Savanne in Zentralafrika geführt haben.
Rinder und Pferde, die zur gleichen Art gehören, hat man dort nicht als Wildtiere in freier Natur angetroffen, weil sie dort nicht überleben. Das liegt nicht an den in dieser Region gleichfalls lebenden Raubtieren sondern an der Verbreitung der Tsetsefliege. Bekanntlich übertragen diese Fliegen bei Rindern, Pferden aber auch bei Zebras die meist
tödlich verlaufende Nagana Infektionskrankheit. Man hat aber herausgefunden, daß Tiere mit Streifenmuster für das Fliegenauge sehr schwer zu erkennen sind, so daß die Zebras von Stichen der Tsetsefliege verschont bleiben.
Die Morphologie der Lebensformen, mit denen sich Lebewesen auch bei gleichen Arten
unterscheiden, lassen sich nicht allein auf Selektionsdruck erklären. Man findet überall
eine Vielfalt von Gattungen, Rassen und Familien der gleichen Art nicht nur in den kargen Gegenden. Auch in den „Hotspots“, in denen eine hohe Vielfalt der Lebensformen
zu finden ist, unterscheiden sich Lebewesen verschiedener Familien und Gattungen
deutlich von einander.
Zur Entstehung der Arten
Im mittleren Bereich der Ausstellung „Evolution in Aktion“ findet man eine Büste von
Charles Darwin (1809-1882) mit einer akustischen Erklärung seiner Biographie. Dazu
dient ein interessantes Gerät, das auch bei anderen Exponaten vorhanden ist. Hier wird
ohne Kopfhörer nur durch Aufstützen der Ellbogen an vorgeschriebenen Punkten und
Auflegen der Hände auf die eigenen Ohren der gesprochenen Text hörbar gemacht.
Man erfährt, daß Darwin auf seiner Weltreise als Naturforscher 1832 bei den Tierarten
auf den Galapagosinseln im Pazifik vor der Küste Südamerikas besondere Rassenmerkmale entdeckt hatte, die bei gleichen Artgenossen auf dem Festland fehlen. Dazu gehö-
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ren die Beobachtungen von Finkenfamilien mit krummem Schnabel, die als DarwinFinken bekannt geworden sind. Diese Beobachtungen führten zu der wichtigen Erkenntnis, daß auch in der Natur durch Umgebungseinflüsse natürliche Züchtungen von
bestimmten Rassenmerkmalen möglich sind. Menschliche Züchtungserfolge an Tieren
und Pflanzen begleiten die menschliche Kultur schon seit prähistorischer Zeit. Darwin
wurde aber erst durch sein 1859 erschienenes Buch über die Entstehung der Arten („On
the Origin of Species…“) berühmt. Man vermißt allerdings in der Ausstellung den Hinweis, daß Darwin damit nur eine Annahme verfolgt hat, die behauptet, daß Selektionsdruck der Natur in Verbindung mit einer gerichteten Abfolge der sog. Mutationen bei
der Fortpflanzung durch Paarung nicht nur neue Rassen entstehen läßt sondern auch
höhere Arten schaffen könnte. Derartige Vorgänge sind bisher jedoch nie beobachtet
worden. Dennoch hat dann Darwin 1871 daraus seine Deszendenz durch Evolution abgeleitet, um die Abstammung der höheren Arten der mehrzelligen Lebewesen der Gegenwart -darunter auch den Menschen- als natürliche Entwicklung von primitiven Urformen, z.B.Pantoffeltierchen, erklären zu können. („The Descent of Men…“). Die Annahme Darwins, daß durch die bei der Vererbung zufällig auftretenden Mutationen ebenso zufällig zu einer Abfolge vorteilhafter Mutationen zum Überspringen von Fortpflanzungsbarrieren führen könne, damit neue lebensfähige Arten mit höherer Komplexität entstehen, wird heute auch bei Neodarwinisten nicht für möglich gehalten. Man
muß Darwin zu gute halten, daß ihm dieser Prozeß damals plausibel erschien. Er wußte
noch nichts über die Vererbungslehre von Mendel, die es unwahrscheinlich macht, daß
bei der Vererbung der vererbbare genetische Spielraum der einzelnen Familien erweitert
wird. Die Ergebnisse der Molekularbiologie waren in seiner Zeit noch ebenso unbekannt
wie die Entdeckungen der Gentechnik. Neodarwinisten haben anstelle der zufälligen
Abfolge eine neue Annahme eingeführt, nach der durch Selbstorganisation in der Natur
eine gerichtete Abfolge infolge Bevorzugung vorteilhafter Mutationen erfolgt. Bisher ließ
sich aber auch diese Annahme nicht bestätigen. In der Ausstellung werden Erklärungsansätze bei der Beobachtung der Veränderung der Vielfalt von Lebensformen durch
Selbstorganisation jedoch nicht erörtert.
Von den Ergebnissen der Forschung auf dem Gebiet der Molekularbiologie berichtet die
Ausstellung, wie 1868 die Substanz der Zellkerne isoliert und als organische Säuren identifiziert wurde. 1920 wurde der Nachweis geführt, daß die Chromosomen im Zellkern
die fadenartigen Makromoleküle, zu Knäueln aufgewickelt, enthalten. Oswald Avery hat
1944 ermittelt, daß die Anordnung der sog. Nucleotide in diesen DNA Makromolekülen
die genetische Information enthalten. Man findet ferner in der Ausstellung eine Kopie
des Originals der Veröffentlichung von James D.Watson und Francis H.C.Crick aus dem
Jahr 1953 in der Zeitschrift Nature, wo die molekulare Struktur der DNA mit ihren
paarweisen Fadenmolekülen in Gestalt einer Doppelhelix beschrieben wurde. Da jedes
Lebewesen in seinen Zellkernen ein ganz spezifisches DNA-Molekül enthält, bezeichnet
man dieses Molekül auch als genetischen Code. In 1962 haben die Autoren für diese
Entdeckung den Nobelpreis bekommen. Einen Hinweis über den Einfluß der Entde-
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ckungen in der modernen Gentechnik auf die von Darwin entwickelte Abstammungslehre sucht man in der Ausstellung vergeblich.
Der Polymerchemiker Bruno Vollmert hat 1985 in seinem Buch „Das Molekül und das
Leben“ darauf hingewiesen, daß bei der Befruchtung einer Eizelle durch die Samenzelle
eine neue DNA in der befruchteten Zelle entsteht, die aus einer Transkription hervorgeht, die dem Vorgang beim Zellwachstum entspricht. Der Prozeß der Replikabildung
bei der Transkription erklärt die Mendelschen Gesetze aber auch die Fortpflanzungsbarrieren bei zu großen Unterschieden in den Strukturen der DNA der beiden Elternteile
und macht verständlich, warum selbst kleine Mutationen bei der Replikabildung selten
auftreten. Vor allem aber kann man auch durch eine mehrmalige Folge von mutierten
Elterngenerationen keine nennenswerte Veränderung der DNA Moleküle zu höherer
Komplexität erwarten. Vollmert weist auf Verfahren in der Polymerchemie hin, daß man
durch Copolymerisation aus kürzeren Abschnitten von Polymerketten lange Fadenmoleküle herstellt, wie z.B. Nylon. Ähnliche Prozesse zur Bildung neuartiger DNA Moleküle mit größerer Länge und Komplexität, hält Vollmert für denkbar. Als reine Zufallsprozesse sind sie nicht zu erklären. Dazu wäre ein gezielt gesteuerter Prozeß erforderlich.
Die Biologie hat bisher diese Überlegung von Vollmert nicht verfolgt und sie wird auch
in der Ausstellung nicht erwähnt.
Artenvielfalt durch Migration
In der Ausstellung „Evolution in Aktion“ hat man nicht erörtert, ob die in der Paläontologie bestimmen Veränderungen in der Natur während des Lebensalters der Erde auf
gezielt gesteuerte Vorgänge hindeuten, um eine Umwelt zu schaffen, die für hochkomplex aufgebaute Lebewesen, wie den „homo sapiens“, Lebensbedingungen bietet.
(Anthropisches Prinzip). Man hat sich in der Ausstellung auf Hinweise aus Forschungsergebnissen in der Paläontologie und Geologie beschränkt, die das Entstehen bestimmter Grundtypen der Organismen des Lebens voraussetzen, aus denen die Vielfalt der
Lebensformen in der Natur, wie wir sie heute kennen, hervorgegangen ist. Fragen, wann
und wie diese Grundtypen entstanden sind, wurden offen gelassen.
Die Migration beim Ausbreiten der terrestrischen Tier- und Pflanzenwelt von den Ursprungsorten der Grundtypen in neue Lebensräume wurde erläutert. Man hat dabei auf
die seit der Frühzeit der Erde erfolgten Kontinentalverschiebungen hingedeutet, die
Landbrücken entstehen und vergehen ließen, was die interkontinentale Ausbreitung von
Tieren und Pflanzen ermöglicht hat. Mit der Migration war auch eine Vergrößerung der
Vielfalt eigenständiger Lebensformen verbunden. Man hat dabei nicht den Begriff der
Arten verwendet sondern den der Untergruppen, der Familien. Man vermutet aber, daß
unterschiedlicher Selektionsdruck in den verschiedenen Lebensräumen auf der Erde zu
der Vergrößerung der Artenvielfalt beitragen könnte durch folgenden Vorgang: Die unterschiedlichen Ausprägungen von Lebensformen der ausgewanderten Familien in den
verschiedenen Regionen der Erde nahmen im Laufe der Zeit immer stärker zu. Doch die
Bandbreite der Fortpflanzungsfähigkeit zwischen den in verschiedenen Regionen lebenden Familien wurde eingeschränkt. Die Paarung aus Familien verschiedenen Regionen
wurde trotz ihres Ursprungs aus dem gleichen Grundtyp nicht mehr möglich. Nach der
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Definition von Ernst Meyer sind dadurch Artengrenzen neu entstanden. Die Artenvielfalt wurde somit erhöht. Doch eine Fortpflanzungsbarriere zu höheren Arten mit einer
komplexeren Struktur ihrer DNA wurde dabei nicht übersprungen.
Als Beispiel wurden Migrationswsege aufgezeigt, die in der letzten Epoche des Erdalters,
im Quartär, vermutet werden, das vor etwa 1-2 Millionen Jahren begonnen hatte. An
diesen Wanderungen waren auch schon Familien der Menschen beteiligt, Manche der
heute in verschiedenen Regionen unterschiedlich ausgeprägten Rassenmerkmale konnte
man auf unterschiedliche Lebensbedingungen zurück führen, wie z.B. Hautfarben, die
mit der Intensität der Sonnenstrahlen und den verschiedenen Spurenelemente in der
Atmosphäre zusammenhängen..
Zeitliche Veränderung der globalen terrestrischen Fauna und Flora.
Die Ausstellungsstücke dieser Sonderausstellung zeigen viele Beispiele, wie sich die terrestrische Fauna und Flora auf der Erdoberfläche in Laufe der Erdgeschichte verändert
haben. Dabei wird der Zeitraum betrachtet, der etwa 540 Mio. Jahre zurückreicht, weil
man annehmen kann, daß sich bereits im Paläozoikum erste terrestrische Ökosysteme
ausgebildet hatten, die bereits einer Vielfalt von verschiedenen Lebewesen der Pflanzenund Tierwelt Lebensbedingungen boten, in denen sich ein stabiles Ökosystem bilden
konnte.
Vor etwa 250 Millionen Jahren entsteht im Jungpaläozoikum eine neuartige Flora und
Fauna. Neue Familien der Lebensformen verbreiteten sich auf den Kontinenten bis zum
Ende der Kreidezeit im Mesozoikum. Eine besonders große Vielfalt der Pflanzen entwickelte sich im warmen Klima dieser Epoche. Es ist das Ökosystem des Lebens der Reptilien und Saurier mit den Wäldern aus Riesenschachtelhalmen und Riesenfarnen. Vor 65
Millionen Jahren ging diese terrestrische Welt bei der großen Katastrophe durch den
Einschlag des Riesenmeteoriten unter.
Danach aber erholte sich die Tier und Pflanzenwelt und es entstand das Ökosystem der
Neuzeit. Die Bedrohung der Tier und Pflanzenwelt war mit den großen Raubsauriern
verschwunden. Jetzt breiteten sich Säugetiere im kühleren Klima aus und es entstehen
große Nadelwälder. Erst im Quartär vor 1-2 Mio. Jahren fand man bei Fossilien der Säugetiere auch typische Knochenreste von menschlichen Lebewesen. Im Neozoikum traten größere Temperaturschwankungen auf als in der früher vergangenen Epoche, was
mit größerer Aktivität von Vulkanen und Erdbeben und ihren Staub- und Aschewolken
erklärt wird aber auch mit schwankender Intensität der Sonnenstrahlung. Bis in das
Quartär hinein haben die Temperaturschwankungen dazu geführt, daß zeitweilig große
Teile der Eroberfläche mit Eis bedeckt waren. So wird die Gegenwart als Zwischeneiszeit bezeichnet, die vor etwa 10 000 Jahren eine lange Eiszeit abgelöst hat. Die dabei auftretende Klimaerwärmung hat bis heute noch nicht zum Abschmelzen des Eises an den
Polen der Erde geführt. Das Vordringen und Zurückgehen des Eises im Neozoikum war
mit starken Migrationen der Tier- und Pflanzenwelt verbunden, was auch zu deutlichen
Schwankungen der Lebensformen und ihrer Vielfalt in den verschiedenen Erdregionen
geführt hat. Insgesamt hat die terrestrische Population im gesamten Neozoikum nicht
die Dichte des Mesozoikums erreicht. Die letzten 100 Jahre sind von zunehmendem Ar-
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tensterben geprägt, obwohl ein leichter globaler Temperaturanstieg beobachtet wurde.
Es wird auf die Aktivitäten des Menschen durch Umwandlung der Natur zu Industrielandschaften aber auch auf das beschleunigte Wachstum der menschlichen Bevölkerung
zurückgeführt, die von weniger als 2 Mia. auf über 6 Mia. in diesem Zeitraum gewachsen
ist. Man rechnet, daß die heute lebenden Arten, die auf 90 Mio. geschätzt werden, nur
1% der Gesamtzahl aller Arten und Lebewesen umfassen, die jemals auf der Erde gelebt
haben.
Man darf sich aber diese Zeiträume mit unterschiedlichen Systemen der Pflanzen- und
Tierwelt nicht so vorstellen, als ob alle Arten der Tier- und Pflanzenwelt in ihrer Epoche
ganz untergegangen und dann völlig neu entstanden sind. Einzelne Familien und Arten
haben sich von Anfang an bis in die Neuzeit hinein gehalten. Man hat z.B. Fossilien aus
dem Paläozoikum gefunden, die von kleinen Lebensformen der Säugetiere stammen.
Man schließt daraus, daß Familien dieser Art bis in die Neuzeit erhalten geblieben sind,
sich dann aber zu größeren Populationen entwickelt haben. Fossilien von Menschen hat
man bisher jedoch noch nicht aus Zeiten vor dem Quartär finden können. Andere Arten
wie die Dinosaurier sind erst in der Kreidezeit entstanden und zum Ende der Kreidezeit
wieder untergegangen. Im gesamten Zeitraum der Erdgeschichte wurde das Anwachsen
der Zahlen von Familien mit neuartigen Lebensformen auch vom Aussterben begleitet.
Folgende Erscheinungen werden in der Ausstellung beim Artensterben unterschieden:
• das gleichförmige Arternsterben, das ohne erkennbare Auslesefaktoren erfolgt,
• das Artensterben durch globale erdgeschichtliche Katastrophen, mit denen ein
Massensterben der Lebewesen auf der Erde einhergegangen ist,
• das Aussterben bei Mängeln in der Anpassung bestimmter Familien und Arten bei
veränderten Umweltbedingungen durch Klimaänderungen,
• regionales Aussterben durch Vulkanismus oder Meteoriteneinschlag,
• Aussterben durch Einschränkung der Lebensräume, wenn die Beschaffenheit der
Böden verändert wird, so daß sie ihre Fruchtbarkeit verlieren. Z.B. durch Austrocknung oder durch Versiegelung der Böden durch menschliche Besiedelung
oder durch Abholzen der Regenwälder.
Mit globalem Artensterben stehen große erdgeschichtlichen Katastrophen im Zusammenhang, die im Zeitraum vom Paläozoikum bis heute inzwischen vermutet werden.
1. vor 445 Mio. Jahren,
2. vor 360 Mio. Jahren,
3. vor 250 Mio. Jahren hat eine besonders große globale Katastrophe etwa 90% aller
Lebewesen mit ihren Arten und Familien ausgelöscht.
4. vor 200 Mio. Jahren,
5. vor 65 Mio. Jahren durch den Einschlag eines riesigen Meteoriten.
.
Zusammenfassender Überblick
Die Ausstellung vermittelt einen umfassenden Eindruck von dem ungeheuren Umfang
der Veränderungen von Lebensformen in der Natur auf den Kontinenten der Erde während der letzten 530 Mio. Jahre. Bei manchen Beschreibungen der gezeigten Darstellun-
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gen kann man nicht ausreichend unterscheiden, was von seriösen Forschungsergebnissen der Paläontologie gestützt wird und was phantasievoller Spekulation zuzurechnen ist.
Doch umstrittene Befunde werden zurückhaltend beschrieben. Zu den Streitfragen, ob
die Lehre von der Evolution gilt oder das Konzept einer intelligent geplanten Schöpfung
wird nicht Stellung bezogen. Man beschränkt sich auf die Beschreibungen der naturwissenschaftlichen Beobachtungen und ihrer Deutung. Für die Lösung der Rätsel, wie das
Universum entstanden ist, wie das Leben auf der Erde begann, wie aus den Anfängen
des Lebens die heutigen Arten der Flora und Fauna in ihrer Vielfalt entstanden ist, wie
die Abstammung des Menschen zu erklären ist, hat die Ausstellung keine Hinweise geboten.
Die Fülle der Darstellungen von Veränderungen der Lebensformen stützt die Auffassung von einer „Evolution in Aktion“, wenn man unter dem Begriff Evolution vor allem
Veränderung und Anpassung verstehen will. Die Ausstellung enthält keine Ansatzpunkte
dafür, daß die Erde ein relativ junger Planet sein könnte mit einem Alter von höchstens
100 000 Jahren, wie es manche Kreationisten vermuten.
Die Ausstellung bestätigt jedoch, daß auch in der Biologie das Zitat gilt: Naturwissenschaft vermag die Vorgänge in der Natur zu beschreiben. Doch die Erklärung ihrer tieferen Ursachen und der letztgültigen Zielsetzung der Naturvorgänge bleibt ihr verborgen.
Sie bekräftigt auch, daß wissenschaftliche Forschung immer im Fluß ist. So stellen auch
die in der Ausstellung gezeigten Forschungsergebnisse einen Momentanwert dar, der
durch den Fortschritt der Wissenschaft morgen bereits überholt sein kann. Bei der Fülle
so vieler noch ungesicherter Hypothesen in der Paläontologie sind noch manche Überraschungen durch zukünftige Forschung zu erwarten.
Im letzten Quergang der Ausstellungshalle lädt eine Bankreihe zum Ausruhen von der
anstrengenden Besichtigung ein. Der Blick fällt dann auf eine breite Leinwand, auf der
Spruchbänder mit vielen Zitaten von Naturforschern, Philosophen und Theologen entlanglaufen. Diese Zitate wurden zu folgenden Fragen ausgewählt:
„Was bedeutet uns Natur?
Was ist der Sinn des Lebens?
Was ist Evolution?
Was ist Leben?
Was ist Wissenschaft?
Was macht den Menschen zum Menschen?
Was sagt Wissenschaft über Gott?“
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Zum Verständnis der als Antworten zu den Fragen vorgestellten Zitate liest man die folgende Erläuterung:
„Seit uns schriftliche Überlieferungen erhalten sind, reflektieren sie die Vielfalt des Denkens über unser
Verständnis der Natur.
Eine streng an die Beobachtungen der Natur gebundenen Betrachtungsweise ist eine Möglichkeit, über
die Entwicklung des Lebens nachzudenken, Religion und die Frage nach Gott sind eine andere.
Im Hintergrund all dieser Aussagen stellt sich immer die Frage nach dem Sinn des Lebens.
Einen Ausschnitt dieser Vielfalt des Denkens zeigen die hier zusammengetragenen Zitate zu den oben
zitierten Fragen.
Die Antworten stellen der biologischen Diversität eine geistige Diversität gegenüber.“
Nachwort
Hinter den Fragen mit ihren Zitaten verbirgt sich eine Spur, welche die Ausstellung andeutet:
In der naturwissenschaftlichen Forschung stellt sich das Leben auf der Erde als
Teilausschnitt eines großen dynamischen Systems dar. Jedes Lebewesen und mit
ihm jeder einzelne Mensch hat darin seinen Platz und seine eigene Aufgabe, um
sich mit seiner Eigenart und seinen Fähigkeiten angemessen in die Schöpfung
des großen und gewaltigen Universums so einzuordnen, damit sich der Sinn der
Schöpfung erfüllt. Sinn und Ziel der Schöpfung kann man aus der Natur nur ablesen, wenn man dazu auch eine andere Quelle der Wahrheit aufsucht.
So erfüllt sich der Ausspruch des Kernphysikers und Nobelpreisträgers Werner Heisenberg:
„Der erste Schluck aus dem Becher der Wissenschaft führt zum
Atheismus; doch am Grunde des Bechers wartet Gott!“
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