Lineare Algebra I (WS 13/14) Alexander Lytchak Nach einer Vorlage von Bernhard Hanke 10.01.2014 Alexander Lytchak 1/9 Erinnerung: Zwei ganz wichtige Gruppen I Für jede Gruppe (G , ◦) und jedes Element g ∈ G gibt es genau einen Gruppenhomomorphismus φ : (Z, +) → (G , ◦), mit φ(1) = g . I Für jede Gruppe G gibt es einen injektiven Homomorphismus φ : G → SymG . Jede endliche Gruppe mit höchtsens n Elementen ist isomorph zu einer Untergruppe der symmetrischen Gruppe Sn . I Man hat damit gute Chancen, etwas über alle Gruppen zu verstehen, wenn man etwas über Z oder über Sn versteht. I Ein weiteres Ziel der nächsten Vorlesungen ist es, unseren Zoo aus algebraischen Objekten zu erweiteren. Insbesondere werden wir wichtige Beispiele von Körpern kennenlernen. Alexander Lytchak 2/9 Die ganzen Zahlen Auf der Menge der ganzen Zahlen Z gibt es zwei Verknüpfungen · und +, die uns sehr gut vertraut sind. Wir werden nun einige einfache Eigenschaften dieser arithmetischen Verknüpfungen untersuchen. Proposition Sei H eine Untergruppe von (Z, +). Dann gibt es eine eindeutige Zahl n ∈ N, so dass H die Form nZ = {nm|m ∈ Z} hat. Definition Für zwei Zahlen x, y ∈ Z sagen wir, dass x die Zahl y teilt, falls es ein m ∈ Z gibt, mit m · x = y . In diesem Fall schreiben wir x|y . Die Zahl x heißt ein Teiler der Zahl y . Und y heißt teilbar durch x. I Es gilt x|0 für alle x ∈ Z. I Es gilt 1|y für alle y ∈ Z. Die Zahl 1 ist nur teilbar durch ±1. I Jede Untergruppe von (Z, +) ist die Menge aller durch irgendeine feste Zahl n ∈ Z teilbaren Zahlen. Alexander Lytchak 3/9 Teilbarkeit I I I I I Gilt x|y so auch ±x ein Teiler von ±y . Damit kann man sich bei Teilbarkeitsfragen auf natürliche Zahlen beschränken. Jede Zahl y ∈ Z \ {0} hat nur endlich viele Teiler. Jeder Teiler x ist vom Betrag kleiner als |y |. Jede natürliche Zahl y ≥ 2 hat mindestens zwei positive Teiler 1 und y . Sind es die einzigen positiven Teiler, so heißt y eine Primzahl. Aus x|y folgt x|(ay ) für alle a ∈ Z. Aus x|y1 und x|y2 folgt x|(y1 + y2 ). Definition Für zwei ganze Zahlen a, b, die nicht beide gleich 0 sind, bezeichnen wir als ggT (a, b), (in Worten, größter gemeinsamer Teiler von a und b) die größte ganze Zahl die a und b teilt. Die Zahlen a und b heißen teilerfremd, wenn ggT (a, b) = 1 gilt. Jedes b ∈ Z ist teilerfremd zu 1. Ist a eine Primzahl, so sind a und b teilerfremd genau dann, wenn b nicht teilbar durch a ist. Alexander Lytchak 4/9 Satz von Bézout Proposition Seien a, b positive ganze Zahlen. Dann ist ggT (a, b) die kleinste positive ganze Zahl, die man in der Form ax + by mit ganzen Zahlen x, y schreiben kann. Folgerung Zwei positive ganze Zahlen a, b sind teilerfremd genau dann, wenn es ganze Zahlen x, y gibt, so dass ax + by = 1 gilt. Alexander Lytchak 5/9 Division mit Rest und Euklidischer Algorithmus Proposition Seien a ≥ 0 und b > 0 ganze Zahlen. Dann gibt es eindeutige ganze Zahlen q ≥ 0 und 0 ≤ r < b mit a = qb + r . Wir sagen, a hat den Rest r modulo b. I Für a, b, q, r wie oben, gilt ggT (a, b) = ggT (b, r ). I Diesen Schritt kann man iterieren, um ggT (a, b) zu bestimmen. Dieses Verfahren heißt Euklidischer Algorithmus. I Setze r = r1 und q = q1 . D.h. a = q1 b + r1 . Sei r1 > 0. I Finde q2 ≥ 0 und 0 ≤ r2 < r1 mit b = q2 r1 + r2 . Sei r2 > 0. I Finde q3 ≥ 0 und 0 ≤ r3 < r2 mit r1 = q3 r2 + r3 . I Nach endlich vielen Schritten erhalten wir rn+1 = 0. I ggT (a, b) = ggT (b, r1 ) = ggT (r1 , r2 ) = ... = ggT (rn , rn+1 ) = rn . Alexander Lytchak 6/9 Anwendung und Beispiel I Man kann nun auch eine explizite Darstellung von ggT (a, b) als ax + by bestimmen: I ggT (a, b) = rn = = rn−2 − qn rn−1 = rn−2 − qn (rn−3 − qn−1 rn−2 ) = −qn rn−3 + (1 + qn qn−1 )rn−2 = = ..... = xa + yb I Als Beispiel bestimmen wir ggT (99, 78). I 99 = 1 · 78 + 21; 78 = 3 · 21 + 15; 21 = 1 · 15 + 6; 15 = 2 · 6 + 3; 6 = 2 · 3 + 0. Damit gilt ggT (99, 78) = 3. I Und wir können 3 als 78x + 99y wie folgt schreiben: 3 = 15−2·6 = 15−2·(21−1·15) = 3·15−2·21 = 3·(78−3·21)−2·21 = 3 · 78 − 11 · 21 = 3 · 78 − 11 · (99 − 1 · 78) = 14 · 78 − 11 · 99. Alexander Lytchak 7/9 Vater der strengen Beweise Euklid Um 300 v. Chr. (Alexandria) Alexander Lytchak 8/9 Zerlegung in Primfaktoren Die Folgenden Sätze, die sich bereits bei Euklid finden, stehen am Beginn der elementaren Zahlentheorie. Proposition Ist p eine Primzahl, und sind a, b ∈ Z, so gilt p|ab genau dann, wenn p|a oder p|b gilt. Satz Jede natürliche Zahl m ≥ 2 hat eine eindeutige Darstellung als Produkt von Primzahlen m = p1 · p2 · ... · pl mit p1 ≤ p2 ≤ .... ≤ pl . Satz Es gibt unendlich viele Primzahlen. Alexander Lytchak 9/9