Schilddrüsenkrebs Ursachen Symptome Diagnose Behandlung Heilungschancen Eine Information der Krebsliga Schilddrüsenkrebs Die Schilddrüse ist eine unterhalb des Kehlkopfs liegende, die Luftröhre halbkreisförmig umfassende Drüse mit einem linken und einem rechten Lappen. Sie produziert lebenswichtige Hormone, die viele Stoffwechselvorgänge regeln, das Wachstum steuern und dafür sorgen, dass Nerven- Häufigkeit Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Schweiz das Land mit der höchsten Sterblichkeit an Schilddrüsenkrebs in Europa. Jodmangel, wie er im küstenfernen Binnenland (vor allem in Alpenregionen) häufig vorkommt, begünstigte die Kropfbildung. Seit mit Jod angereichertes Kochsalz angeboten wird, sind die Erkrankungen an Schilddrüsenkrebs stark zurückgegangen. system, Kreislauforgane, Drüsen und Muskulatur sich normal entwickeln und funktionieren. Gutartige Schilddrüsenvergrösserungen (Kröpfe) sind wesentlich häufiger als bösartige, die meist in einem schon vorher bestehenden Kropf und nur selten als rasch wachsende Einzelknoten vorkommen. Bei den bösartigen Schilddrüsentumoren unterscheidet man zwischen den «mässig bösartigen» (papilläre, follikuläre und medulläre Karzinome) und den «hochbösartigen» (anaplastische Karzinome). In rund 95 Prozent der Fälle handelt es sich um mässig bösartige Geschwülste, die bei frühzeitiger Behandlung relativ gute Heilungschancen haben. Heute erkranken in der Schweiz jedes Jahr etwa 300 Menschen an Schilddrüsenkrebs; davon sind mehr als zwei Drittel Frauen. Das sind 4 bis 5 Erkrankungen pro Jahr auf je 100'000 Einwohner. Von Schilddrüsenkrebs können Menschen jeden Alters betroffen sein: Von zehn Neuerkrankten sind zwei noch nicht 40jährig, vier sind zwischen 40 und 65 Jahre und weitere vier über 65 Jahre alt. (Quelle: Vereinigung Schweizerischer Krebsregister 1990-1994) Krankheitszeichen (Symptome) Die Anzeichen bösartiger Veränderungen in der Schilddrüse sind von denjenigen weniger gefährlicher oder chronisch-entzündlicher Veränderungen gelegentlich schwer zu unterscheiden. Nicht selten werden Erstdiagnosen an Tochtergeschwülsten (Metastasen) in Halslymphknoten, Lunge oder Knochen gestellt. Verdachtsmomente für ein bösartiges Wachstum von Schilddrüsentumoren sind knotige Vergrösserungen der Schilddrüse, Atemnot bei Anstrengungen, Schluckbeschwerden, schlechte Verschiebbarkeit der Haut über der Schilddrüse (Verwachsungen), die Entstehung eines Kropfes nach einer Röntgenbestrahlung des Halses in früher Kindheit, Wachstum und Verhärtung einzelner Knoten bei vorbestehendem Kropf, eine Blutung in einem vorbestehenden Knoten, das Wiederauftreten eines Kropfes nach bereits erfolgter Operation. Eine derbe, höckerige Oberfläche, tastbare Lymphdrüsen am Hals sowie Heiserkeit (Einwachsen des Tumors in den Stimmbandnerven) sind in der Regel Spätzeichen eines meist fortgeschrittenen bösartigen Tumors. Ursachen Risikofaktoren für die Entwicklung eines Schilddrüsenkrebses sind Röntgenbestrahlungen des Kopf-Hals-Bereichs im Kindesalter (z. B. wegen Lymphdrüsentumoren, Gefässtumoren oder Akne), die Entwicklung eines Kropfes (häufig in jodarmen Regionen), eine schwere Überfunktion der Schilddrüse (Basedow-Krankheit) sowie das familiär gehäufte Auftreten von Schilddrüsenkrebs. Dass eine aussergewöhnliche Strahlenbelastung Schilddrüsenkrebs verursachen kann, zeigt die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl (1986), bei der radioaktives Jod freigesetzt wurde: Als Folge der damaligen Strahlenexposition erkrankten im Umkreis von 270 km innert weniger Jahre Hunderte von Kindern an Schilddrüsenkrebs. Vorbeugung und Früherkennung Eine Verhütung dieser Krebsart ist nicht einfach. Schilddrüsenkrebs wird oft als Zufallsbefund entdeckt. Allerdings können gewisse Risikofaktoren eliminiert werden: In jodarmen Regionen muss jodhaltiges Kochsalz angeboten werden; eine Röntgenbestrahlung von Kindern ist nach Möglichkeit zu vermeiden. Bei vorhandenen Risikofaktoren sind Vorsorgeuntersuchungen wichtig, denn bei rechtzeitiger Therapie können viele Patienten geheilt werden. Trotz der sehr kleinen Wahrscheinlichkeit eines Reaktorunfalls haben die Schweizer Behörden Vorsorgemassnahmen getroffen: Rechtzeitig an die gefährdete Bevölkerung abgegebene Kaliumjodtabletten mit stabilem Jod würden im Ernstfall die Schilddrüse vor radioaktivem Jod schützen. Sicherung der Diagnose Eine präzise Diagnostik ist für die Patienten entscheidend, da bei frühzeitiger Behandlung bei den meisten Patienten eine Heilung möglich ist. Wenn ein isolierter Schilddrüsenknoten tastbar ist, erlaubt die Ultraschalluntersuchung die Grössenbestimmung des Knotens und das Feststellen allfälliger anderer Knotenbildungen (Lymphdrüsenbefall). Das Schilddrüsenszintigramm zeigt verdächtige, weil weniger Jod aufnehmende Knoten auf. Die Unterscheidung zwischen gut- und bösartigen Schilddrüsenknoten ist am ehesten durch eine Feinnadelbiopsie möglich (Punktion des verdächtigen Knotens und anschliessende Untersuchung der entnommenen Zellen). Weist die Feinnadelpunktion auf eine bösartige Erkrankung hin, muss der Tumor chirurgisch entfernt werden. Nicht bösartige Knoten müssen überwacht und bei geringstem Verdacht operiert werden. Tablettenform eingenommen werden. Die Patienten werden über Jahre immer wieder kontrolliert. Dank speziellen Untersuchungen mit bildgebenden Verfahren (Szintigraphie) ist es möglich, das allfällige Auftreten von Tochtergeschwülsten bei jodspeichernden Tumoren zu entdecken und mit Radiojod zu behandeln. Behandlung Bei einem mässig bösartigen Schilddrüsenkrebs im Frühstadium erfolgt eine komplette chirurgische Entfernung des betroffenen Schilddrüsenlappens sowie die teilweise Entfernung auf der Gegenseite. Bei fortgeschrittenen Stadien oder bei einem hochbösartigen Schilddrüsenkrebs müssen beide Lappen vollständig entfernt werden. Heutige Forschungsschwerpunkte Die Forschung konzentriert sich seit einiger Zeit vor allem auf genetische Fragestellungen. Es werden Veränderungen in der Erbsubstanz gesucht, die eine frühzeitige Diagnose gestatten. Bei einer relativ seltenen Art des Schilddrüsenkrebses (medulläres Schilddrüsenkarzinom), das häufig zusammen mit anderen hormonproduzierenden Tumoren auftritt, sind diesbezüglich in den letzten Jahren grosse Fortschritte erzielt worden. Nachsorge Da nach der Entfernung der Schilddrüse deren Hormonproduktion ausfällt, müssen die Schilddrüsenhormone lebenslänglich in Heilungschancen Mässig bösartige Schilddrüsenkarzinome haben eine sehr gute Prognose: Über 90 Prozent dieser Patienten überleben die ersten fünf Jahre nach der Operation. Bei sehr bösartigen Tumoren ist die Prognose wesentlich schlechter: Die 5-Jahres-Überlebensrate beträgt hier höchstens 20 Prozent.