5 DIAGNOSE

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Diagnose, B. Schweiger
5
DIAGNOSE
5.1
Einleitung
5.2
Probengewinnung
5.3
5.3.1
5.3.1.1
5.3.1.2
5.3.1.3
Generelle Nachweisverfahren für Influenzaviren
Nachweis des viralen Genoms (PCR)
Konventionelle (klassische) PCR
Real-time-PCR
Real-time-PCR zum Nachweis der neuen Influenza A/H1N1
5.4
5.4.1
5.4.2
5.4.3
Antigennachweis
Immunfluoreszenz
Enzymimmunoassays
Schnellteste
5.5
Virusanzucht
5.6
Antikörpernachweis
5.7
5.7.1
5.7.2
5.7.3
Diagnostik resistenter Influenzaviren
Phänotypische und genotypische Resistenzanalyse
Resistenzen bei neuen Influenza A/H1N1v-Viren gegenüber antiviralen
Substanzen
Charakterisierung von Influenzaviren
5.8
Literatur
Besonders wichtige Arbeiten sind im Text und im Literaturverzeichnis fett gedruckt.
Diagnose, B. Schweiger
5.1
Einleitung
Bei Personen mit klinischem Verdacht auf eine Infektion durch Influenza A/H1N1i
insbesondere bei schwerer Erkrankung, Schwangeren, Säuglingen bis 6 Monate,
Personen ab dem 65. Lebensjahr und chronisch Kranken sollte eine
labordiagnostische Sicherung erfolgen. Goldstandard für die Diagnose ist der
Nachweis von viraler RNA durch die PCR-Analyse (Polymerasekettenreaktion).
Schnelltests, für die ohnehin keine Anwendungsempfehlung zur Fallklärung einer
neuen Influenza A/H1N1 besteht, sind dafür nicht ausreichend. Labordiagnostische
Nachweisverfahren sind insbesondere dann erforderlich, wenn hieraus
therapeutische Schlussfolgerungen für die Betroffenen oder Schutzmaßnahmen für
die öffentliche Gesundheit (z. B. häusliche Quarantäne von Kontaktpersonen)
abgeleitet werden können.
Die Probenentnahme erfolgt nach Absprache mit dem zuständigen
Gesundheitsamt und möglichst früh nach Symptomenbeginn mit einem Tupfer, der
für die Virusdiagnostik geeignet ist (Watte oder Bürstchen, befeuchtet).
Grundsätzlich ungeeignet sind die Tupfer für bakteriologische Untersuchungen.
Der Versand der respiratorischen Proben erfolgt in einem flüssigkeitsdichten
Probengefäß (Schraubröhrchen mit Tupfer + NaCl-Lösung oder Transportpuffer = Primärverpackung), welches von einem mit saugfähigem Material
gefüllten, flüssigkeitsdichten Schutzgefäß umgeben ist (verschraubtes
Umröhrchen = Sekundärverpackung). Die Außenverpackung besteht aus einer
bauartgeprüften, kistenförmigen Verpackung, die mit "Biologischer Stoff,
Kategorie B" und "Biological Substance, Category B" sowie einer Raute mit der
Inschrift "UN3373" und Name und Telefonnummer einer verantwortlichen Person
gekennzeichnet ist.
Das Probenmaterial wird an ein Vertragslabor versendet, das eine PCR-Diagnostik
für das neue Influenza A(H1N1)v-Virus anbietet. Bis zur Untersuchung sollte die
Lagerung der Probe bei 4°C erfolgen. Auskünfte über entsprechende Labore
geben die örtlichen Gesundheitsämter. Unklare Befunde oder Viren zur weiteren
Charakterisierung werden vom durchführenden Labor an das Nationale
Referenzzentrum für Influenza weitergeleitet.
5.2
Probengewinnung
Für den direkten Nachweis einer Influenzavirusinfektion werden klinische
Materialien des oberen Respirationstraktes wie Nasenabstrich, Nasenspülwasser,
Rachenabstrich, Rachenspülwasser oder Absaugsekrete aus dem Nasen/Rachenraum eingesetzt. Besteht der Verdacht auf eine Ausbreitung der Infektion
auf den unteren Atemwegstrakt, kann eine Bronchiallavage vorgenommen werden.
Werden Proben aus dem Nasen- und Rachenraum entnommen, so können diese
im Labor vereinigt werden, um sowohl die Sensitivität als auch die Effizienz zu
erhöhen.
Bei der Probenentnahme sollte bedacht werden, dass die Virusreplikation etwa am
dritten Tag nach Infektion ihren Höhepunkt erreicht hat. Die Wahrscheinlichkeit
eines positiven Nachweises ist daher am höchsten.
Für die Labordiagnostik bei Todesfällen sind Gewebeproben von Luftröhre, Lunge
und Herz von Bedeutung. Sie sollten keinesfalls in Formalin aufbewahrt werden,
da Nachweisverfahren wie die PCR gehemmt werden und eine Virusanzucht
ausschließen. Die Untersuchung von Blut könnte Auskunft über eine Virämie
geben, wie sie bei Infektionen mit dem hochpathogenen H5N1-Virus auftritt. Um
Besonders wichtige Arbeiten sind im Text und im Literaturverzeichnis fett gedruckt.
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Diagnose, B. Schweiger
auch die Möglichkeit einer Virusanzucht bieten zu können, sollten die Proben
entweder bis zum Versand an das Labor bei 4°C oder bei einer längeren Lagerung
bei –70°C aufbewahrt werden. Eine kurzfristige Lagerung kann auch bei –20°C
erfolgen.
5.3
Generelle Nachweisverfahren für Influenzaviren
Die Anzucht der Influenzaviren stellt das älteste Verfahren für den Nachweis einer
Influenzavirusinfektion dar. Später wurden schnellere Methoden wie die
Immunfluoreszenz (IF) und Enzymimmunoassays (EIA) entwickelt. In den
vergangenen Jahren hat die Polymerasekettenreaktion (PCR) auch in nicht
spezialisierten Laboren immer mehr an Bedeutung gewonnen. Probenqualität,
Zeitpunkt der Probenentnahme und Transportbedingungen sind weniger kritisch
als für die Virusanzucht oder den Antigennachweis, da lebensfähige Viren und
intakte Zellen keine Voraussetzung für die PCR darstellen. Serologische Verfahren
zum Nachweis von Antikörpern gegen humane Influenzaviren stehen schon seit
vielen Jahren zur Verfügung, haben aber zum Nachweis einer akuten Infektion an
Bedeutung verloren.
5.3.1
Nachweis des viralen Genoms (PCR)
Die PCR ist eine sehr sensitive und spezifische Methode. Bei Influenzaviren trägt
die virale RNA (Ribonukleinsäure) die Erbinformation. Daher werden hier definierte
Bereiche der RNA ausgewählt, um einen spezifischen Nachweis der Influenzaviren
zu ermöglichen. Dazu muss in einem ersten Schritt die RNA in eine
komplementäre DNA (cDNA) umgeschrieben werden. Mithilfe spezifischer
Startermoleküle (Primer) werden dann die gewünschten Genomsequenzen
vervielfältigt. Der DNA-Einzelstrang wird verdoppelt, dieser Doppelstrang
anschließend wieder getrennt, und in einem weiteren Schritt werden beide Stränge
erneut verdoppelt. So können nach 20 Schritten (PCR-Zyklen) theoretisch etwa
1 Million Kopien vorliegen. Diese PCR-Produkte werden mit verschiedenen
Techniken nachgewiesen.
5.3.1.1
Konventionelle (klassische) PCR
Frühere Assays beschränkten sich auf den Einsatz von Primern und die Analyse
des PCR-Produktes im Agarosegel [46]. Eine höhere Spezifität der PCR kann
jedoch durch den Einsatz spezifischer Sonden mittels Hybridisierungsblot oder
PCR-EIA erzielt werden. Die Sonden bestehen aus 20–30 Basen und binden an
eine ausgewählte Sequenz zwischen beiden Primern. Der Nachweis der viralen
RNA erfolgt über diese Sonde, die dazu entsprechend markiert werden muss [36].
Eine höhere Spezifität und Sensitivität des Nachweises kann auch durch eine
"nested-PCR" erfolgen. Ein Aliquot des ersten PCR-Produktes wird in einer
zweiten PCR mit einem Primerpaar, das innerhalb des ersten PCR-Produktes
bindet, vervielfältigt [47].
5.3.1.2
Real-time-PCR
Der Einsatz der PCR und der sich anschließenden Methoden zur Produktanalyse
in diagnostischen Laboratorien erfordert, dass diese Techniken einfach, schnell
und reproduzierbar durchzuführen sind. Diesen Ansprüchen werden neuere
fluoreszenzbasierte "Real-time-Verfahren" gerecht. Dazu zählt die PCR (TaqManPCR), die die 5'-3'-Nukleaseaktivität der Taq-DNA-Polymerase ausnutzt. Zusätzlich
zu den Primern befindet sich eine mit unterschiedlichen Reporter- und QuencherBesonders wichtige Arbeiten sind im Text und im Literaturverzeichnis fett gedruckt.
Diagnose, B. Schweiger
Farbstoffen markierte Sonde im PCR-Ansatz. Diese Sonde enthält ganz
spezifische Genomsequenzen, die zwischen den beiden Primern an die cDNA
binden. Während der Amplifikation wird die Sonde abgebaut, sodass sich Reporter
und Quencher nicht mehr in räumlicher Nähe befinden. Dadurch beginnt der
Reporterfarbstoff zu fluoreszieren. Diese Daten werden durch das PCR-Gerät
ermittelt. Das spezifische PCR-Produkt kann mithilfe der fluoreszenzmarkierten
Sonde bereits während der PCR durch Online-Messung detektiert werden, sodass
eine anschließende Produktanalyse entfällt. Spezifische Primer/Sonden-Sets
ermöglichen einen schnellen und sensitiven Nachweis von Influenzaviren im
Patientenmaterial. Ein großer Vorteil dieser Methode ist die Vermeidung von
Kontaminationen, da jeglicher Umgang mit PCR-Produkten entfällt.
Verwendet werden je nach Fragestellung Primer/Sonden, die an konservierte
Genombereiche interner Gene wie das Matrixprotein(M)-Gen binden und so den
generellen Nachweis von Influenza-A-Viren ermöglichen. Influenza-A- und -B-Viren
sind jedoch aufgrund ihrer Divergenz nicht mit einer universellen PCR zu erfassen.
Daher müssen sowohl Typ-A- als auch Typ-B-spezifische Primer und Sonden
eingesetzt werden. Um eine Differenzierung der Influenza-A-Viren in die
verschiedenen Subtypen vornehmen zu können, werden PCR-Assays für
spezifische Sequenzabschnitte auf den HA- und NA-Genen herangezogen [37].
5.3.1.3
Real-time-PCR zum Nachweis der neuen Influenza A/H1N1
Während der ersten Wochen der Ausbrüche der neuen Influenza wurde von vielen
Laboren ein ganzes Set von Testverfahren eingesetzt. Dazu zählten direkte
Antigennachweise wie Immunfluoreszenz und Schnellteste, die Virusanzucht, die
PCR zum generellen Nachweis von Influenza-A-Viren, PCRs zum spezifischen
Nachweis der saisonalen A/H1N1- und A/H3N2-Viren, eine Influenza-B-PCR sowie
die Sequenzanalyse [19].
Die PCR ist bisher die einzige breit einsetzbare Methode, die einen spezifischen
Nachweis der pandemischen A/H1N1-Viren ermöglicht. Die ersten Sequenzen
dieser Viren, die im April 2009 in Mexiko und den USA identifiziert wurden, waren
am 25./26. April über internationale Datenbanken verfügbar. Diese zeitnahe
Publikation der Sequenzdaten war die Voraussetzung, um eine spezifische
Diagnostik für die pandemischen A/H1N1-Viren aufzubauen. Ausgewählt wurde
dazu das Hämagglutinin- (HA-)Gen, das für eines der beiden Oberflächenproteine,
das HA, kodiert. Die vom Nationalen Referenzzentrum (NRZ) für Influenza
entwickelte PCR wurde Ende April auf den Internetseiten des Robert Koch-Instituts
publiziert, um einen schnellen Methodentransfer zu ermöglichen. Diese PCR
erlaubt eine eindeutige Abgrenzung von saisonalen Influenza A/H1N1- und
porcinen A/H1N1-Viren und zeichnet sich durch eine hohe Sensitivität aus, was an
vielen hundert Patientenproben bestätigt wurde [35]. Komplettiert wurde die
Methodik durch die Entwicklung einer weiteren PCR, die spezifisch das
Neuraminidase- (NA-)Gen der pandemischen A/H1N1-Viren nachweisen kann.
Real-time-PCRs zum spezifischen Nachweis der pandemischen A/H1N1-Viren
wurden auch auf den WHO-Internetseiten publiziert [45] und von einer Reihe
weiterer Arbeitsgruppen entwickelt [5, 30, 32, 43].
Da jedoch seit dem Auftreten der pandemischen A/H1N1-Viren auch saisonale
Influenzaviren zirkulieren, ist es wichtig, ein breites Methodenspektrum
einzusetzen, um auch diese zu erfassen. Das NRZ Influenza hat parallel eine PCR
zum universellen Nachweis von Influenza-A-Viren und eine weitere PCR zum
Nachweis von Influenza-B-Viren eingesetzt. Ist die Influenza-A-PCR positiv, aber
der spezifische Nachweis für pandemische A/H1N1-Viren negativ, wurde eine
weitere Subtypisierung angeschlossen. Dies betraf den spezifischen Nachweis für
die HA-Gene der humanen Subtypen H1 und H3 sowie die NA-Gene der humanen
Subtypen N1 und N2.
Besonders wichtige Arbeiten sind im Text und im Literaturverzeichnis fett gedruckt.
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Diagnose, B. Schweiger
Ein positives Ergebnis und somit der Nachweis von Influenzavirus-RNA in der
Patientenprobe wird in der Real-time-PCR durch eine ansteigende
Fluoreszenzintensität angezeigt. Der Schwellenwert (CT-Wert) für den Anstieg der
Intensität korreliert mit der Viruskonzentration und variiert somit von Patient zu
Patient. Typische Real-time-Ergebnisse für den Nachweis von pandemischen
A/H1N1-Viren und den seit vielen Jahren zirkulierenden saisonalen A/H1N1-Viren
sind in Abbildung 1 dargestellt. Niedrige CT-Werte um 20 sind eher selten. In der
Regel liegen die CT-Werte für einen positiven Nachweis zwischen 25 und 35. Eine
Analyse von über 1000 PCR-Daten zeigt, dass die CT-Werte für den Nachweis der
pandemischen A/H1N1- und der saisonalen A/H1N1-Viren vergleichbar sind. Die
Real-time-PCR ermöglicht auch eine quantitative Analyse der Viruslast in der
Patientenprobe. Grundlage dafür sind in der PCR mitgeführte definierte Standards
und die Ermittlung deren CT-Werte. Eine Gegenüberstellung von CT-Werten im
Patientenmaterial zeigt Tabelle 1.
CT-Wert
A/H1N1Variante
<20
(%)
20-24
(%)
25-30
(%)
>30
(%)
Saisonale
A/H1N1-Viren
1,8
4,5
40,4
53,3
Pandemische
A/H1N1-Viren
2,3
5,1
37,2
55,4
Tabelle 1 CT-Werte in der Real-time PCR als Indikator für die Viruslast in der Probe:
Vergleich von saisonalen A/H1N1- und pandemischen A/H1N1-Viren. Für diese
Zusammenstellung wurden 600 saisonale A/H1N1- positive und 550 für pandemische
A/H1N1-positive Patientenproben analysiert. Angegeben ist die Prozentzahl der Proben, für
die CT-Werte in den aufgeführten Bereichen ermittelt wurden. Der CT-Wert entspricht dem
PCR-Zyklus, der eine ansteigende Fluoreszenz und somit eine positive Probe anzeigt. Die
Viruslast (Genomkopien) in den Patientenproben variierte zwischen 2x10 8 Kopien/ml und
400 Kopien/ml. Viruslast in der Probe und CT-Wert stehen in engem Zusammenhang.
5.4
Antigennachweis
Antigennachweise können innerhalb weniger Stunden ein Ergebnis liefern. Sie sind
daher schneller als die Virusanzucht und aufgrund von Standardmethodik in jedem
Labor durchzuführen. Für den Nachweis einer saisonalen Influenza stehen
kommerzielle Teste als Immunfluoreszenz- (IFT-) und ELISA-Teste zur Verfügung.
Diese Verfahren geben recht gute Resultate, wenn ausreichend Virusantigene in
der Patientenprobe vorhanden sind. Die Spezifität dieser Teste ist meist sehr gut,
aber die Sensitivität ist geringer als die der PCR. Dies gilt auch für Schnellteste,
die auf der Basis eines Enzymimmunoassays fungieren.
5.4.1
Immunfluoreszenz
Die indirekte Immunfluoreszenz (IFT) ist eine einfache und schnelle Technik zum
Nachweis von Influenzaviren [25]. Positive Zellen können durch die Morphologie
des fluoreszierenden Bereichs und die typische apfelgrüne Fluoreszenz identifiziert
werden. Monoklonale Antikörper in kommerziellen Tests ermöglichen eine strenge
intranukleare Partikelfluoreszenz. Die Sensitivität dieser Teste wird, verglichen mit
der Virusanzucht, im Durchschnitt mit 70 % angegeben. Für dieses Verfahren
Besonders wichtige Arbeiten sind im Text und im Literaturverzeichnis fett gedruckt.
Diagnose, B. Schweiger
werden Zellen des Respirationstraktes auf einem Objektträger fixiert.
Influenzavirus-infizierte Zellen werden durch spezifische Antikörper nachgewiesen,
die direkt an einen Fluoreszenzfarbstoff gekoppelt sind. Bei der indirekten
Immunfluoreszenz bindet der spezifische Antikörper ebenfalls an das Antigen in
den Zellen. Die Detektion erfolgt jedoch über einen fluoreszenzmarkierten
Antikörper gegen den Anti-Influenza-Antikörper. Die indirekte Immunfluoreszenz
verfügt über eine etwas höhere Sensitivität, ist aber zeitaufwendiger.
Der besondere Vorteil der IFT besteht darin, dass diese Methode generell breit
eingesetzt wird und somit auch für kleinere Laboratorien mit geringerem
Probendurchgang geeignet ist. Ein wesentlicher Nachteil jedoch ist, dass bei
diesem Verfahren besonders hohe Anforderungen an das Probenmaterial zu
stellen sind. Grundlegende Voraussetzungen für eine sichere Diagnostik sind
ausreichend vorhandene Epithelzellen in der Probe sowie ein sehr kurzer Zeitraum
zwischen Gewinnung der Probe und Durchführung des Tests. Hervorzuheben ist
außerdem, dass die Auswertung im Fluoreszenzmikroskop sehr erfahrenes
Personal erfordert.
Kommerzielle IFT ermöglichen in der Regel nur eine Differenzierung zwischen
Influenza-A- und -B-Viren. Daher steht derzeit kein IFT zur Verfügung, der
spezifisch pandemische A/H1N1-Viren nachweisen kann. Über die Eignung des
IFT als Screeningtest für die neue Influenza sind bisher wenige Daten verfügbar.
Eine Fallstudie aus den USA berichtet über Patienten mit schwerer respiratorischer
Symptomatik, die ursprünglich IFT-negativ für Influenza A und B getestet wurden.
Aufgrund des klinischen Verdachts wurde noch eine PCR-Untersuchung
angefordert, die zeigte, dass diese Patienten an neuer Influenza erkrankt waren
[26]. Im Rahmen eines breiten Methodenvergleichs und der Analyse von über
6000 Patienten aus New York wurde dem IFT eine vergleichsweise geringe
Sensitivität für den Nachweis der neuen Influenza bescheinigt. Nur etwa die Hälfte
der Patienten wurde im Vergleich zur Virusanzucht (47,2 %) und im Vergleich zur
PCR (46,7 %) IFT-positiv getestet [19].
5.4.2
Enzymimmunoassays
Die Sensitivität des Enzymimmunoassays (EIA) ist derjenigen der
Immunfluoreszenz vergleichbar, der EIA kann aber auch freies Virus nachweisen
und ist nicht auf frisch gewonnenes Material angewiesen [20]. Ein solcher Test ist
leicht zu implementieren, da die EIA-Technik in den Laboratorien zu den
Standardmethoden zählt. Verfügbare Teste basieren auf einer FestphasenSandwich-Kolorimetrie-Technik. Monoklonale Antikörper sind an die Vertiefungen
in der Mikrotiterplatte gebunden und erlauben so die Bindung der in der
Patientenprobe vorhandenen Influenzaviren. Anti-Influenza-Antikörper sind mit
einem Nachweisreagens (Enzym) gekoppelt, das durch eine Farbreaktion das
Vorhandensein von Influenzavirus-Antigen in der Probe anzeigt. Von Vorteil im
Vergleich zum IFT ist die leichte und sichere Auswertung, die mittels Spektrometer
und einem festgelegten Schwellenwert (cut-off) erfolgt [38]. Derzeit liegen keine
publizierten Daten vor, die Auskunft zur Sensitivität des Nachweises der
pandemischen A/H1N1-Viren geben. Zu betonen ist auch hier, dass die
verfügbaren kommerziellen ELISA-Teste keine spezifische Diagnostik der neuen
Influenza ermöglichen, da das Testprinzip auf monoklonalen Antikörpern gegen
das Nukleoprotein (NP) beruht und somit nur einen generellen Nachweis von
Influenza-A-Viren ermöglicht.
5.4.3
Schnellteste
Antigenteste, die einen Nachweis von Influenzaviren ohne Laborausrüstung
innerhalb von 10–20 Minuten ermöglichen, werden als Schnellteste bezeichnet.
Besonders wichtige Arbeiten sind im Text und im Literaturverzeichnis fett gedruckt.
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Diagnose, B. Schweiger
Eine schnelle und akkurate Influenzadiagnostik ist vor allem für das
Patientenmanagement von großer Bedeutung. Dies betrifft aber auch die
Surveillance und somit die Identifizierung von neuen Virusvarianten oder anderen
als den saisonalen Influenzaviren. Diese Anforderungen an die Diagnostik gelten
auch für die antivirale Therapie und die Isolierung von Patienten in
Krankenhäusern zur Vermeidung nosokomialer Infektionen.
Derzeit verfügbare Schnellteste sind Enzym-Immunoassays, die sich sowohl in
ihrem Format als auch in der Testdurchführung etwas unterscheiden. Einheitlich
jedoch ist das Testprinzip: Monoklonale Antikörper gegen das NP-Protein von
Influenza-A- und -B-Viren sind an eine Membran gekoppelt. Liegen Influenzaviren
im Probenmaterial vor, so zeigt eine enzymvermittelte Farbreaktion das positive
Ergebnis an. Diese Teste können in der Regel zwischen Influenza-A- und -B-Viren
differenzieren. Alle Teste zeichnet eine hohe Spezifität aus. Die Angaben über die
Sensitivität zum Nachweis saisonaler Influenzaviren schwanken zwischen 60 und
100 % [41, 2, 14, 33, 1, 3]. Überwiegend wurden Virusanzucht und/oder IFT als
Referenzmethode eingesetzt. Die Sensitivität dieser Schnellteste ist vergleichbar
der von IFT und EIA [34]. Daten im Rahmen der Influenzasurveillance in
Deutschland ergaben, dass Schnellteste sehr effizient die virologische Surveillance
unterstützen können. Die Sensitivität lag im Vergleich zur PCR zwischen 65 und
70 %. Im Rahmen der Überwachung von importierten Influenzavirusinfektionen
wurde über eine ähnliche Sensitivität berichtet [42].
Nicht nur für die saisonale Influenza, sondern vor allem auch im Hinblick auf die
pandemische Influenza besteht dringender Bedarf, die Sensitivität der Schnellteste
zu erhöhen. Wie bei der IFT oder auch dem ELISA können im Schnelltest nur die
Antigenkonzentrationen nachgewiesen werden, die vorliegen. Daher ist
verständlich, dass die Virusanzucht, in der die vorliegenden Viren vermehrt
werden, und die PCR, in der die vorliegenden Genomkopien vervielfältigt werden,
eine höhere Sensitivität aufweisen. Derzeit stehen den Klinikern und
Epidemiologen jedoch keine Schnellteste einer neuen Generation zur Verfügung.
Zur Ermittlung erster Daten zur Sensitivität der auf dem Markt befindlichen
Schnellteste zum Nachweis der neuen Influenza wurden Virusisolate in seriellen
Verdünnungen eingesetzt. Die Evaluierung von drei Testen zeigte, dass die
Nachweisgrenze in Abhängigkeit vom Virusisolat zwischen 105 TCID50/ml und
104 TCID50/ml schwankte [23]. Eine vergleichbare Nachweisgrenze für die
pandemischen A/H1N1-Viren wurde auch durch eine andere Gruppe beschrieben.
Sie lag bei fünf Schnelltesten für ein Isolat aus Hongkong zwischen 103,3 TCID50/ml
und 104 TCID50/ml und für ein Isolat aus den USA zwischen 103,9 TCID50/ml und
104,7 TCID50/ml. Interessant war auch die Analyse einer seriellen Verdünnung des
Nasopharynxaspirates (NPA) eines Patienten, dessen Viruskonzentration zuvor
bestimmt wurde. Hier variierte die Sensitivität zwischen 102,8 TCID50/ml und
103,5 TCID50/ml beim Vergleich von fünf Schnelltesten [11]. Beide Studien gaben
eine etwa 5- bis 10-fach höhere Sensitivität für saisonale Influenzaviren an.
Von größerer Bedeutung sind jedoch umfassendere Daten zur direkten Analyse
einer Vielzahl von Patientenproben im Vergleich zur PCR. Die bisher verfügbaren
Daten beruhen noch auf einer sehr geringen Anzahl von getesteten
Patientenproben. Die von den amerikanischen Centers for Disease Control and
Prevention (CDC) publizierte Studie berichtet über die Analyse von 45 Patienten,
bei denen pandemische A/H1N1-Viren mittels PCR nachgewiesen wurden.
Schnelltestergebnisse dreier Hersteller wurden mit den CT-Werten in der PCR
verglichen und somit indirekt in Korrelation zur Viruslast in der Probe gesetzt. Eine
sehr hohe Viruslast (CT <20) resultierte darin, dass 89 bis 100 % der Schnellteste
positiv waren. Bei CT-Werten ab 25 und somit weniger Virusmaterial in der Probe
ergaben die Schnellteste nur noch für 16 % der Patienten ein positives Ergebnis
(Abb. 1). Im Durchschnitt schwankte die Nachweisgrenze zwischen 40 und 69 %
im Vergleich zur PCR (Tab. 2). Die Nachweisgrenze für saisonale Influenzaviren
Besonders wichtige Arbeiten sind im Text und im Literaturverzeichnis fett gedruckt.
Diagnose, B. Schweiger
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lag zwischen 60 und 83 % [6]. Zwei dieser Schnellteste wurden in einer anderen
Studie mit vergleichbaren Sensitivitäten beschrieben [40]. Bei einem anderen Test
wurden 53 % im Vergleich zu 69 % der CDC-Daten angegeben (Tab. 2) Die im
Rahmen eines Schulausbruchs für einen weiteren Schnelltest evaluierte
Sensitivität lag bei 47 % [7]. Es liegen auch Berichte über weitaus niedrigere
Sensitivitäten vor, die je nach Schnelltest zwischen 10 und 40 % schwankten [18].
Die publizierten Schnelltestergebnisse waren Grundlage sowohl der Empfehlung
der CDCs als auch der Fachgesellschaften in Deutschland, Schnellteste derzeit
nicht für therapie- oder epidemiologierelevante Fragestellungen heranzuziehen.
Abbildung 1 Abhängigkeit der Schnelltest-Sensitivität von den CT-Werten in der PCR und
somit der Viruslast. Der CT-Wert stellt den Schwellenwert für den Anstieg der Fluoreszenzintensität in der Real-time PCR dar. Dieser Wert korreliert mit der Viruslast und variiert von
Patient zu Patient. (siehe 5.2.1.3).
Publikation
Test
Sensitivität (%)
Details
Vasoo et al.
Directigen
47
60 Patienten
CID, 49, 2009
Binax Now
38
Quick Vue
53
CDC
Directigen
49
MMWR, 58, 2009
Binax Now
40
Quick Vue
69
45 Patienten
Tabelle 2 Evaluierung von Schnelltesten zum Nachweis von pandemischen A/H1N1-Viren.
Referenzmethode zur Ermittlung der Sensitivität der Schnellteste war die vom Centers for
Disease Control and Prevention, Atlanta, USA (CDC) publizierte PCR zum spezifischen
Nachweis von pandemischen A/H1N1-Viren. Sowohl in der Studie von [40] Vasoo et al. (Clin
Infect Dis, 49, 1090-3, 2009) als auch in der des [6] CDC (MMWR, 58(30):826-29, 2009)
wurden Nasopharynx-Abstriche als respiratorische Proben eingesetzt.
Besonders wichtige Arbeiten sind im Text und im Literaturverzeichnis fett gedruckt.
Seite 10
Diagnose, B. Schweiger
5.5
Virusanzucht
Eine Isolierung von Influenzaviren erfolgt für saisonale Influenzaviren aufgrund der
technischen Voraussetzungen nur in spezialisierten Laboratorien unter
Bedingungen der Sicherheitsstufe 2. Die über Jahrzehnte verwendeten
embryonierten Hühnereier werden in der Routinediagnostik nur noch selten
eingesetzt. Dieses Verfahren ist jedoch für die Kultivierung von Referenzstämmen
und für die Viruscharakterisierung unerlässlich. Die Primäranzucht aus
Patientenmaterial findet fast ausschließlich in Zellkulturen statt. Besonders bewährt
haben sich Hundenierenzellen (Madin Darby Canine Kidney- [MDCK-]Zellen). Die
Anzucht kann wenige Tage bis zu zwei Wochen erfordern. Zur Beschleunigung
des Verfahrens ist es möglich, virusspezifische Antigene mittels Immunfluoreszenz
(Shell-vial-Methode) nachzuweisen [28]. Diese Schnellkultivierungen können nach
ein bis zwei Tagen ein Ergebnis liefern, sind aber weniger sensitiv. Aufgrund des
aufwendigen Verfahrens als auch des Zeitfaktors spielt die Virusanzucht daher
zum Nachweis einer Influenza weder im ambulanten noch im klinischen Bereich
eine Rolle.
Neu beim Menschen identifizierte Influenzaviren wie die pandemischen A/H1N1Viren oder hochpathogene aviäre Influenzaviren von Subtyp H5 oder H7 dürfen nur
unter Sicherheitsbedingungen der Stufe 3 angezüchtet werden. Diese
Restriktionen betreffen nicht die Patientendiagnostik, denn dafür wird in der Regel
die PCR eingesetzt. Virusisolate sind jedoch Voraussetzung für die
Viruscharakterisierung
und
somit
für
die
nationale
und
globale
Influenzavirusüberwachung. Aufgrund der weiten Verbreitung der pandemischen
A/H1N1-Viren ist die Virusanzucht seit dem 1.09.2009 wieder unter S2Bedingungen möglich.
In einer Reihe von Speziallaboren wurde auch die Virusanzucht zur Diagnostik der
neuen Influenza eingesetzt. Da dieses Verfahren von verschiedenen Faktoren wie
Zeitpunkt und Qualität der Probenentnahme, Transportbedingungen und dem
Vorhandensein lebensfähiger Viren im Patientenmaterial abhängig ist, liegt die
Sensitivität der PCR für saisonale Influenzaviren um bis zu 20 % höher als die der
Virusanzucht [17, 37]. Vergleichbare Daten wurden auch für die pandemischen
A/H1N1-Viren beschrieben [19].
5.6
Antikörpernachweis
Influenzaspezifische Antikörper im Serum können entweder als Gesamtantikörper
nachgewiesen oder auch in einzelne Antikörpersubklassen (IgA, IgM, IgG)
differenziert werden. Zu den in Routinelaboren am breitesten eingesetzten
Methoden zählen Komplementbindungsreaktion (KBR), Enzymimmunoassay und
Immunfluoreszenz. Eine Influenzavirusinfektion resultiert in einem lang
anhaltenden IgG-Titer, aber auch ein KBR-Titer kann über längere Zeit erhöht sein.
Daher sollte für den Nachweis einer akuten Infektion ein Serumpaar (im akuten
Stadium und etwa 20 Tage nach Beginn der Erkrankung) untersucht werden. Als
positiver Nachweis wird ein vierfacher Titeranstieg gewertet. Verfahren wie
Hämagglutinationshemmtest (HHT) und Neutralisationstest erfordern neben
Spezialreagenzien auch sehr erfahrenes Personal und werden daher nur in
wenigen Laboratorien durchgeführt. Diese Teste zeichnen sich dadurch aus, dass
sie Auskunft darüber geben können, welche Virusvariante für die Infektion
verantwortlich
war.
Antikörpernachweise
spielen
jedoch
weder
für
Therapieentscheidungen noch für das Patientenmanagement eine Rolle, da sie
viel zu spät vorliegen. Serologische Verfahren zum Nachweis einer Infektion durch
Antikörper sind daher vor allem im Rahmen epidemiologischer Studien, bei
Besonders wichtige Arbeiten sind im Text und im Literaturverzeichnis fett gedruckt.
Diagnose, B. Schweiger
Untersuchungen zur Effizienz der Impfung oder bei der Aufklärung von
Ausbrüchen von Bedeutung.
Die Erfahrungen und Methodik zum serologischen Nachweis einer saisonalen
Influenza sind keinesfalls einfach auf Infektionen des Menschen mit anderen als
saisonalen Typ-A-Viren zu übertragen. Das zeigte sich bei Infektionen mit dem
hochpathogenen Vogelgrippevirus A/H5N1. Hier gilt der Mikroneutralisationstest
(MNT) als Goldstandard, da andere Verfahren weder die erforderliche Sensitivität
noch Spezifität aufweisen. Derzeit stehen hinsichtlich der Sensitivität
verschiedener serologischer Verfahren zum Nachweis von Antikörpern gegen die
pandemischen A/H1N1-Viren kaum Daten zur Verfügung. Erste vergleichende
Analysen liegen für den MNT und den HHT vor. Eingesetzt wurden Serumpaare
von Kleinkindern, Erwachsenen und älteren Menschen, bei denen die neue
Influenza mittels PCR diagnostiziert wurde. Im Gegensatz zu A/H5N1-Infektionen
erwies sich auch der HHT mit Truthahn- oder Meerschweinchenerythrozyten als
geeignet, um Antikörper gegen die pandemischen A/H1N1-Viren nachzuweisen.
Generell war die Korrelation zwischen HHT und MNT recht gut. Mit dem MNT
konnten mehr Serokonversionen nachgewiesen werden als mit dem HHT. Es ist zu
betonen, dass die Probandenanzahl mit 28 Kleinkindern, 30 Erwachsenen und 43
älteren Menschen über 60 Jahre sehr niedrig war (CDC 2009). Erste vom NRZ
Influenza durchgeführte serologische Untersuchungen erbrachten ähnliche
Resultate. Eine Analyse von Referenzstämmen und Patientenseren ist in Tabelle 3
dargestellt. Der obere Bereich zeigt, dass die Referenzstämme nur mit dem
homologen Immunserum reagieren. Im unteren Teil der Tabelle sind serologische
Ergebnisse für einige Patienten dargestellt, in deren respiratorischen Proben
pandemische A/H1N1-Viren nachgewiesen wurden. Analysiert wurden
Serumpaare, bestehend aus einem Akut- und einem Rekonvaleszenzserum. Ein
vierfacher Titeranstieg wird als positiver Antikörpernachweis gewertet. Bei einigen
Seren konnten auch Antikörper gegen saisonale Influenzaviren detektiert werden.
Diese Befunde waren zu erwarten, da die Patienten durchaus in den letzten Jahren
auch an einer saisonalen Influenza erkrankt sein konnten. Derzeit gibt es noch
keine kommerziellen serologischen Verfahren, die Antikörper gegen pandemische
A/H1N1-Viren spezifisch nachweisen können. Die Beantwortung der Frage, ob in
bestimmten Bevölkerungsgruppen kreuzreaktive Antikörper gegen pandemische
A/H1N1-Viren nachweisbar sind, ist ebenfalls von Bedeutung. Dies war im
Wesentlichen nur bei Personen der Fall (34 %), die vor 1950 geboren wurden [21].
Abbildung 2 Elektronenmikroskopische Darstellung von pandemischen A/H1N1Influenzaviren (Stamm A/Berlin/84/2009. Aufnahme L. Moeller, Dr. N. Banner, Robert KochInstitut, Berlin, mit frdl. Genehmigung).
Besonders wichtige Arbeiten sind im Text und im Literaturverzeichnis fett gedruckt.
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Diagnose, B. Schweiger
Serum
Referenzstämme
Immunserum
A/Cal/7
A/H1N1v
A/Bri/59
A/H1N1
A/Bri/10
A/H3N2
B/Bri/60
B/VicLinie
B/Flo/4
B/YamLinie
A/Cal/7/09
320
<10
<10
<10
<10
A/Bri/59/07
<10
320
<10
<10
<10
A/Bri/10/07
<10
<10
1280
<10
<10
B/Bri/60/08
<10
<10
<10
640
<10
B/Flo/4/06
<10
<10
<10
<10
320
A-S1
<10
<10
<10
<10
20
A-S2
160
<10
<10
<10
20
B-S1
<10
40
640
40
20
B-S2
40
40
640
40
20
C-S1
<10
<10
<10
<10
<10
C-S2
80
<10
<10
<10
<10
D-S1
<10
160
20
40
20
D-S2
<10
160
20
40
20
Patientenserum
Tabelle 3 Nachweis von Antikörpern gegen pandemische Influenza A/H1N1-Viren mittels
Hämagglutinationshemmtest (HHT). Die Analysen wurden am NRZ Influenza durchgeführt.
Die HHT-Ergebnisse sind als reziproke Titer angegeben. Der obere Teil der Tabelle zeigt
die spezifische Reaktion der Frettchenimmunseren mit dem homologen Stamm. Folgende
Referenzstämme und entsprechende Immunseren wurden eingesetzt:
A/Cal/7/09: A/California/7/2009 (H1N1v), A/Bris/59/07: A/Brisbane/59/2007 (H1N1),
A/Bris/10/07: A/Brisbane/10/2007 (H3N2), B/Bris/60/08: B/Brisbane/60/2008 (Victoria-Linie),
B/Flo/4/06: B/Florida/4/2006.
Patientenseren sind durch die Buchstaben A-D gekennzeichnet. Serum 1 (S1) wurde in der
Akutphase entnommen und Serum 2 (S2) etwa 2-3 Wochen nach Symptombeginn. Bei den
Patienten A-C wurden Antikörper gegen pandemische Influenza A/H1N1-Viren
nachgewiesen. Das Serum von Patient D stammt aus der Saison 2007/08, in der noch keine
pandemischen Influenzaviren zirkulierten.
Besonders wichtige Arbeiten sind im Text und im Literaturverzeichnis fett gedruckt.
Diagnose, B. Schweiger
5.7
Diagnostik resistenter Influenzaviren
Zur Therapie und Prophylaxe der Influenza sind derzeit Medikamente zweier
Wirkstoffklassen verfügbar: die Neuraminidaseinhibitoren Oseltamivir und
Zanamivir und aus der Gruppe der Adamantane die M2-Channel-Inhibitoren
Amantadin sowie das in Deutschland nicht zugelassene Rimantadin [22]. Eine
Resistenz gegenüber M2-Inhibitoren ist mit Aminosäuresubstitutionen im M2Protein assoziiert. Amantadin-resistente saisonale A/H3N2-Viren zirkulieren seit
einigen Jahren weltweit, während eine Amantadin-Resistenz gegen saisonale
A/H1N1- und aviäre A/H5N1-Viren seltener beobachtet wurde [13]. Influenzaviren,
die gegen Neuraminidaseinhibitoren (NAI) resistent sind, weisen charakteristische
Mutationen in den Neuraminidasegenen auf, die typ- und subtypspezifisch sind.
NAI-resistente Influenzaviren wurden bis zum Winter 2007 seltener beobachtet.
Daher war das Auftreten und die schnelle Verbreitung Oseltamivir-resistenter
saisonaler A/H1N1-Viren ein unerwartetes Ereignis [15, 29].
5.7.1
Phänotypische und genotypische Resistenzanalyse
Eine phänotypische Resistenzanalyse gibt Informationen darüber, ob und wie sich
das Virus in Anwesenheit antiviraler Substanzen vermehrt. Hierbei wird mithilfe
eines Replikations-Assays die Inhibitorkonzentration bestimmt, bei der die
Virusvermehrung zu 50 % gehemmt ist (IC50). Da diese Methode sehr aufwendig
ist, hat sich schon seit Längerem die Bestimmung der Neuraminidaseaktivität mit
einem fluorometrischen Enzymassay (MUNANA-Test) als Goldstandard etabliert.
Voraussetzung ist jedoch auch für diese Methode das Vorliegen eines isolierten
Influenzavirus. Im Gegensatz zum Replikations-Assay kann mit dem MUNANATest nur die phänotypische Auswirkung auf die Neuraminidase untersucht werden,
nicht aber die Wirkungen möglicher Mutationen im Hämagglutinin.
Für die genotypische Resistenzanalyse steht schon seit vielen Jahren die Methode
der DNA-Sequenzierung zur Verfügung. Die Länge des zu sequenzierenden PCRProduktes hängt davon ab, ob nur bereits bekannte resistenzassoziierte
Mutationen oder das gesamte Neuraminidase-Gen analysiert werden sollen.
Die Untersuchung eines größeren Probenaufkommens wird durch neue Methoden
wie die Pyrosequenzierung (PSQ) erleichtert. Ein PSQ-Assay zur Analyse der
resistenzassoziierten Mutationen im M2-Gen wurde schon vor einiger Zeit
beschrieben [4]. Das NRZ Influenza hat verschiedene PSQ-Assays entwickelt, um
die Neuraminidase auf Resistenzmutationen bei Influenza-A- (H1N1-, H5N1-,
H3N2-) und Influenza-B-Viren zu untersuchen [16]. Im NRZ Influenza wurde jetzt
auch ein PSQ-Assay zur genotypischen Resistenzanalyse der pandemischen
A/H1N1-Viren entwickelt.
5.7.2
Resistenzen bei neuen Influenza A/H1N1v-Viren gegenüber
antiviralen Substanzen
Mit Ausnahme der seit 2007 zirkulierenden Oseltamivir-resistenten saisonalen
A/H1N1-Viren wurden NAI-Resistenzen selten und überwiegend nur bei
immunsupprimierten Patienten beobachtet [24]. Daher war auch der Nachweis
Oseltamivir-resistenter pandemischer A/H1N1-Viren bei immunsupprimierten
Personen nicht unerwartet. Dies betraf bisher zwei an Leukämie Erkrankte in den
USA. Oseltamivir-resistente A/H1N1-Viren wurden am Tag fünf bzw. sieben nach
Therapiebeginn nachgewiesen [9]. Ein anderer Bericht über Oseltamivir-resistente
pandemische A/H1N1-Viren betrifft die Entstehung während der Prophylaxe. Es
wird jedoch vermutet, dass die beiden im Zusammenhang mit einem Ausbruch
stehenden Personen zum Zeitpunkt des Prophylaxebeginns schon infiziert waren.
Damit hätte die Virusreplikation unter suboptimalen Oseltamivir-Konzentrationen
Besonders wichtige Arbeiten sind im Text und im Literaturverzeichnis fett gedruckt.
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Diagnose, B. Schweiger
stattgefunden und wahrscheinlich eine Resistenzentstehung begünstigt [10]. Aus
Hongkong kam der erste Report über ein Oseltamivir-resistentes pandemisches
A/H1N1-Virus, das nicht im Zusammenhang mit Therapie oder Prophylaxe stand.
Daher geht man hier von der Übertragung eines resistenten Virus aus. Eine
Übertragung dieses resistenten Virus von der infizierten Schülerin auf andere
Personen war jedoch nicht nachweisbar [26]. Zusammenfassend ist
hervorzuheben, dass Oseltamivir-resistente pandemische A/H1N1-Viren bisher nur
vereinzelt identifiziert wurden und kontinuierliche Resistenzanalysen in den USA,
Deutschland und vielen anderen Ländern keinen Hinweis auf die Zirkulation
Oseltamivir-resistenter pandemischer A/H1N1-Viren geben (AGI 2009).
5.7.3
Charakterisierung von Influenzaviren
Eine antigene und molekulare Charakterisierung der Influenzaviren ist für eine
primäre Patientendiagnostik und Überwachung der Influenzaaktivität nicht
erforderlich. Diese Daten sind jedoch von grundlegender Bedeutung zur
Erforschung der Evolution sowohl der saisonalen als auch der pandemischen
A/H1N1-Viren. Zuständig für eine umfassende Charakterisierung der in
Deutschland zirkulierenden Influenzaviren ist das NRZ Influenza am Robert KochInstitut in Berlin.
Zur Untersuchung der antigenen Eigenschaften der Influenzaviren wird eine
Palette spezifischer Immunseren eingesetzt, um die Ähnlichkeit mit
Referenzstämmen und Impfstämmen zu bestimmen. Dazu werden die
zirkulierenden Viren mit spezifischen Immunseren im Hämagglutinationshemmtest
(HHT) untersucht. Die bisher in Deutschland isolierten pandemischen A/H1N1Viren haben sich in ihrem Antigenprofil noch nicht verändert und sind dem
Referenzstamm A/California/7/2009 sehr ähnlich.
Eine umfassende Charakterisierung der zirkulierenden Influenzaviren erfordert
neben der antigenen auch eine molekulare Analyse. Dies betrifft in erster Linie die
Gene, die für die beiden Oberflächenproteine Hämagglutinin und Neuraminidase
kodieren, um detaillierte Informationen über die Evolution der Influenzaviren und
beginnende Driftereignisse zu erhalten. Von besonderem Interesse sind solche
Mutationen, die den Austausch von einer oder mehreren Aminosäuren zur Folge
haben und in den bekannten Antigendomänen liegen.
Eine phylogenetische Analyse des HA-Gens der pandemischen A/H1N1-Viren ist
in Abbildung 4 dargestellt. Es wurden über 500 Sequenzen aus der Datenbank
analysiert, um die Variabilität dieser Viren zu studieren. Trotz der hohen
Sequenzhomologie ist die Kozirkulation mehrerer Subgruppen nachweisbar.
Vertreter dieser Subgruppen wurden ausgewählt und in eine phylogenetische
Analyse des HA-Gens von pandemischen A/H1N1-Viren eingebunden, die am
NRZ Influenza isoliert wurden. Auch die in Deutschland identifizierten
pandemischen A/H1N1-Viren können verschiedenen Gruppen zugeordnet werden.
Mehr als die Hälfte dieser Viren sind Vertreter einer Gruppe, die durch eine
Aminosäuresubstitution nahe einer Antigendomäne charakterisiert ist.
Besonders wichtige Arbeiten sind im Text und im Literaturverzeichnis fett gedruckt.
Diagnose, B. Schweiger
Abbildung 4 Phylogenetische Analyse des Hämagglutiningens von pandemischen A/H1N1Viren. Die in anderen Ländern isolierten Viren wurden als repräsentative Stellvertreter für
600 analysierte pandemische A/H1N1-Viren ausgewählt. Viele der in Deutschland isolierten
pandemischen A/H1N1-Viren sind durch eine Aminosäuresubstitution and Position 203
charakterisiert (Substitution von Serin durch Threonin). Diese Analyse zeigt auch die
Variabilität der in Deutschland detektierten Viren auf, denn sie lassen sich verschiedenen
„Gruppen“ zuordnen.
Besonders wichtige Arbeiten sind im Text und im Literaturverzeichnis fett gedruckt.
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Diagnose, B. Schweiger
5.8
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