Vorlesung F1 Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Allgemeine Psychopharmakologie Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Zentrum für Psychosoziale Medizin Universitätskrankenhaus Hamburg-Eppendorf (UKE) Vorlesung F1 Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Erstellung des Inhalts: Prof. Dr. Martin Lambert Lehrbeauftragter Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Zentrum Psychosoziale Medizin Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) Martinistr. 52, 20246 Hamburg Gebäude W37 Tel.: +49-40-7410-24041 Fax: +49-40-7410-52229 E-Mail: [email protected] Überblick Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Grundlagen • • • • Einteilung der Psychopharmaka Pharmakokinetik Pharmakodynamik Unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) und Arzneimittelinteraktionen Die wichtigsten Substanzklassen • Antidepressiva, Antipsychotika, Phasenprophylaktika, Benzodiazepine, Amtidementiva, Substanzen zur Behandlung von Alkohol- und Drogengebrauch Grundlagen der Pharmakotherapie Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Grundlagen: Einteilung der Psychopharmaka Einteilung der Psychopharmaka Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Einteilung psychoaktiver Substanzen nach verschiedenen Kriterien: Einteilung 1. Chemische Struktur 2. Pharmakodynamik (Wirkmechanismus) 3. Klinische Wirkung 4. Tradition Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Pragmatische Einteilung der Psychopharmaka Psychopharmaka Beispiele Antidepressiva (z.B. MAOHemmer, SSRI) Antipsychotika (z.B. Haloperidol) Phasenprophylaktika (z.B. Lithium) Anxiolytika, Sedativa & Hypnotika (z.B. Lorazepam, Diazepam) Antidementiva (z.B. Memantine) Medikamente bei Abhängigkeit und Entzugssyndromen (z.B. Clomethiazol) Medikamente bei sexuellen Funktionsstörungen (z.B. Sildenafil) Andere Medikamente (z.B. Opipramol) Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Grundlagen: Pharmakokinetik Grundlagen Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Pharmakokinetik Pharmakodynamik Definition: Gesamtheit aller Prozesse, denen ein Arzneistoff im Körper unterliegt. Definition: Lehre über die Wirkung von Arzneistoffen im Organismus Dazugehörig: Absorption Verteilung Biotransformation Elimination Dazugehörig: Wechselwirkung mit Rezeptoren Beeinflussung der Enzymaktivität Beeinflussung spannungsabhängiger Ionenkanäle Beeinflussung von Transportsystemen Hemmung von Biosynthesen in Mikroorganismen Pharmakokinetik (I) Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Ziele der Pharmakokinetik: Informationen zur optimalen Therapiegestaltung Festlegen, Erreichen und Erhalten therapeutischer Spiegel Vergleich von Zubereitungsformen gleicher Wirksubstanzen Beschreibung und Beurteilung pharmakokinetischer Interaktionen Bereiche Absorption Verteilung Metabolisierung Elimination KompartimentModelle Klassische Pharmakokinetik Prozess 1.Ordnung EinKompartimentModelle ZweiKompartimentModell Bioverfügbarkeit Nichtlineare Pharmakokinetik Zeitabhängige Übergangsraten Dosisabhängige Kinetiken Pharmakokinetik (II) Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Einflussfaktoren auf die Pharmakokinetik Einflussfaktoren Beispiele Genetik Alter Polymorphismen, CYP450 Renale Elimination Geschlecht Gewicht Hormonale Einflüsse Verteilung/Fett Allgemeinzustand Physiologische Zustände Leberfunktion Dosierung Administration Diät, Komedikation Temperatur, Proteine Zirkadiane Rhythmen Metabolismus Kumulation Oral, parenteral Antazida, diverse Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Grundlagen: Pharmadynamik Pharmakodynamik (I) Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Wirkung von Psychopharmaka auf den Organismus Pharmakodynamik (II) Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Pharmakodynamik (III) Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Acetylcholin gehört nach γAminobuttersäure (GABA) und Glycin zu den Neurotransmittern, die im Gehirn am häufigsten vorkommen. Viele kognitive Prozesse sind an Acetylcholin als Botenstoff gebunden So besteht beispielsweise bei der Alzheimerschen Krankheit durch Absterben von hauptsächlich Acetylcholin produzierenden Nervenzellen ein Mangel an Acetylcholin. Pharmakodynamik (IV) Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Noradrenalin ist ein Neurotransmitter und ein Hormon. Einige kognitive Prozesse sind an Noradrenalin als Botenstoff gebunden Im Locus caeruleus wird ein Großteil des Noradrenalins des ZNS produziert Benzodiazepine vermindern die Aktivität des Locus caeruleus und reduzieren damit den Transport von Noradrenalin zum Vorderhirn. Pharmakodynamik (V) Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Dopamin (DA) ist ein biogenes Amin aus der Gruppe der Katecholamine und ein wichtiger Neurotransmitter Die Wirkung hängt vom Dopamin-Rezeptortyp in der Postsynapse ab. Zur Zeit unterscheidet man fünf Dopamin-Rezeptoren (D1–D5). Bindet Dopamin an D1 oder D5 wird die nachgeschaltete Zelle depolarisiert (ein exzitatorisches postsynaptisches Potential entsteht). Eine Bindung an die Rezeptoren D2–D4 bewirkt eine Hyperpolarisierung der Postsynapse (inhibitorisches postsynaptisches Potential). Pharmakodynamik (VI) Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Im ZNS gibt es im Wesentlichen vier dopaminerge Verarbeitungspfade Mesostriatales System Mesolimbisches System Mesokortikales System Tubero infundibuläres System Ursprung Substantia nigra Ventrales Tegmentum Ventrales Tegmentum Nucleus arcuatus Endigung Basalganglien Limbisches System Frontallappen des Hypophysen- (Hippocampus, Cortex vorderlappen Amygdala, Corpus mamillare, Fornix etc.) Physiologische Bewegungs- Belohnungssystem Exekutive Funktionen, Regulierung der Funktion steuerung (Lust, Anhedonie) Motivation Prolaktin Sekretion Hyperaktivität Spätdyskinesien Positivsymptomatik Hypoaktivität: Prolaktinabfall Negativsymptomatik Blockade Extrapyramidal- Antipsychotische Antipsychotische motorische Wirkung: Wirkung: Störungen (EPS) Positivsymptomatik Negativsymptomatik Prolaktinanstieg Pharmakodynamik (VII) Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Serotonin ist ein Gewebshormon und Neurotransmitter. Befindet sich in den serotoninergen Nervenbahnen in den Raphe-Kernen. Serotonin beeinflusst: Stimmungslage (=Unruhe, Euphorie,=Depression) Schlaf-Wach-Rhythmus (=Schlaflosigkeit,=Vermehrter Schlaf) Appetit (=Steigerung,=Reduktion) Schmerz (=Aktivator,=Reduktion) Temperaturregulation (=Hyperthermie,=Hypothermie Sexualverhalten (=Steigerung,=Reduktion) Pharmakodynamik (VIII) Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie γ-Amino-Buttersäure (GABA) Stärkster und häufigster inhibitorischer Transmitter im ZNS Etwa 30-40% aller zerebralen Rezeptoren sind GABA-Rezeptoren GABA-Interaktion verbessert die Leitfähigkeit für Chloridionen Der verstärkte Cl-Influx hyperpolarisiert die postsynaptische Membran und somit die Hemmung der Glucagonsekretion Benzodiazepine (Tranquilizer) potenzieren diese Wirkung GABA: u.a. im Kortex, Hippocampus, Kleinhirn und den Basalganglien Synthese aus Glutamat (Aminösäure). Inaktivierung durch Reuptake (Neuronen und Glia) und enzymatischen Abbau Pharmakodynamik (IX) Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Pharmakodynamik (X) Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Neurotransmitter und Funktion Ach NA DA 5-HT GABA Kognition ✔ ✔ Schmerz (✔) ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ Physiologische Funktion Bewegung ✔ ✔ ✔ Sexualität (✔) Pathophysiologie Depressionen Schizophrenien ? ✔ ? (✔) ✔ Angststörungen M- Alzheimer M. Parkinson ✔ ✔ ✔ ✔ (✔) ✔ ✔ ✔ (✔) (✔) (✔) Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Grundlagen: Unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW), Arzneimittelinteraktionen Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) Jährlich sterben etwa 100.000 in den USA an UAW 50-80% der UAW sind vermeidbar In der BRD sterben jährlich etwa 10.000 bis 60.000 Menschen an UAW 5% der jährlichen Krankenhauseinlieferungen sind auf UAW zurückzuführen Ursachen: Mangelhaft angepasste Dosis, vor allem im Alter Niereninsuffizienz Lebermetabolismus Arzneimittelinteraktionen (I) Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Erhöhtes Risiko für Arzneimittelinteraktionen: (1) Hohe Proteinbindung (2) Cytochrom P450 abhängiger Metabolismus (3) Geringe therapeutische Breite Arzneimittelinteraktionen (II) Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Arzneimittelinteraktionen (III) Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Arzneimittelinteraktionen (IV) Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Arzneimittelinteraktionen (V) Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Arzneimittelinteraktionen (VI) Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Formel für die Berechnung der Interaktionen: n2-n/2 Beispiel: 6 verschiedene Medikamente= 36-6/2= 15 Interaktionen! Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Die wichtigsten Substanzklassen Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Hauptindikationen der Psychopharmaka Anxiolytika / Hypnotika Antidepressiva Antipsychotika (Neuroleptika) Schlafstörungen + (+) (+) Erregungszustände + Angst/Panikstörungen + Erkrankung Andere + + Zwangsstörungen + Depressionen + (+) Psychotische Zustände/Schizophreni en (+) Demenzen (+) (+) (+) Antidementiva + (+) (+) Clomethiazol Abhängigkeit/Entzug Sexuelle Fkt.störungen (+) + Mood Stabilizer Bipolare Störungen + (+) Sildefanil Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Antidepressiva Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Antidepressivaklassen mit dazugehörigen Beispielen Antidepressivaklassen Substanz (Handelsname, Beispiele) Klassische Antidepressiva Trizyklika Amitryptilin (Saroten®, Amineurin®), Nortryptilin (Nortrilen®), Doxepin (Aponal®), Imipramin (Tofranil®) Tretrazyklika Maprotilin (Ludiomil®) MAO-Hemmer (irreversiblel) Tranylcypromin (Jatrosom N®) MAO-Hemmer (reversiblel) Moboclemid (Aurorix®) Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) Selektive Noradrenalin-WiederaufnahmeHemmer (SNRI) Duale selektive Serotonin- und NoradrenalinWiederaufnahme-Hemmer (SSNRI) Präsynaptische Alpha-2-Antagonisten mit 5HT2/5HT3-Antagonismus (NaSSA) Selektive Noradrenalin-DopaminWiederaufnahme-Hemmer (SNDRI) Fluoxetin (Fluctin®), Fluvoxamin (Fevarin®), Paroxetin (Seroxat®), Citalopram (Cipramil®), Sertralin (Zoloft®) Reboxetin (Edronax®) Venlafaxin (Trevilor®), Duloxetin (Cymbalta®) Mirtazapin (Remergil®) Bupropion (Elontril®) Anwendungsprinzipien Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Prinzipien Inhalt Wirkmechanismen akut substanzabhängig: NA, 5-HT, DA, ...? chronisch: second messenger, ß-down-Regulation wichtig: ausreichende Dosis und ausreichende Dauer langsame Dosisänderungen auf Nebenwirkungsprofil achten Interaktionen beachten, Kontrolluntersuchungen! Fahrtüchtigkeit u.a. abhängig von Substanz Antidepressiva machen nicht abhängig fraglich, 7-28 Tage, auch Sofortwirkungen frühes Ansprechen prädiziert Response mit Psychotherapie, Stimmungsstabilisierer mit BZD oder Antipsychotikum möglich substanzabhängig, v.a. TZA (anticholinerge) substanzabhängiges Risiko für Manien (switch) Durchführung Wirklatenz Kombination Nebenwirkungen Trizyklische Antidepressiva Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Substanz Handelsname (Bsp.) NA 5-HT AcH Sedierung Amitryptilin Saroten® + ++ +++ ++ Trimipramin Stangyl® + (+) ++ ++ Doxepin Aponal® ++ + ++ ++ Nortriptylin Nortrilen® ++ (+) + - Clomipramin Anafranil® + +++ ++ - Imipramin Tofranil® ++ ++ ++ - Nebenwirkungen (UAW) und Behandlungsrichtlinien UAW: Mundtrockenheit, Obstipation, Akkomodationsstörungen, Müdigkeit, Schwindel, Orthostatische Dysregulation, Krampfanfälle, Blutbildschädigungen, Arrythmien, Gewichtszunahme, sexuelle Funktionsstörungen CAVE: Delir, Harnverhalt, Glaukomanfall Kontraindikationen beachten, Kontrolluntersuchungen! MAO-Hemmer Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Substanz Handelsname (Bsp.) NA 5-HT AcH Sedierung Tranylcypromin Parnate® +++ +++ ++ - Nebenwirkungen (UAW) und Behandlungsrichtlinien UAW: Unruhe, Hypotonie, Tremor, Schwindel, Palpitationen Tyraminarme Diät erforderlich CAVE: Hypertensive Krisen, Suizidalität (Antriebssteigerung), zentrales Serotoninsyndrom Lange Wirkdauer, Umstellungszeit Keine Kombination mit SSRI Substanz Handelsname (Bsp.) NA 5-HT AcH Sedierung Moclobemind Aurorix® ++ ++ + - Nebenwirkungen (UAW) und Behandlungsrichtlinien UAW: Übelkeit, Schlafstörungen Keine Diät erforderlich, keine hypertensiven Krisen, kurze Umstellungszeit Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) Substanz Handelsname (Bsp.) NA 5-HT AcH Sedierung Fluoxetin Fluctin® - ++ - - Fluvoxamin Fevarin® - ++ - - Paroxetin Seroxat® - ++ - - Sertralin Zoloft® - +++ (+) - Citalopram Cipramil® - +++ - - Escitalopram Cipralex® - +++ - - Nebenwirkungen (UAW) und Behandlungsrichtlinien UAW: Unruhe, Agitiertheit, Schlafstörungen, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Schwindel, Kopfschmerzen, sexuelle Funktionsstörungen CAVE: Suizidalität Auf Arzneimittelinteraktionen achten (CYP450) Neuere Antidepressiva Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie NA 5-HT AcH Substanz Handelsname (Bsp.) Venalfaxin Trevilor® ++ ++ Duloxetin Cymbalta® ++ ++ Nebenwirkungen (UAW) und Behandlungsrichtlinien UAW: Appetitlosigkeit, Übelkeit, Unruhe NA 5-HT AcH Substanz Handelsname (Bsp.) Mirtazapin Remergil® ++ ++ ++ Nebenwirkungen (UAW) und Behandlungsrichtlinien UAW: Müdigkeit, Benommenheit, Gewichtszunahme CAVE: Leukopenien NA 5-HT AcH Substanz Handelsname (Bsp.) Reboxetin Edronax® +++ (+) Nebenwirkungen (UAW) und Behandlungsrichtlinien UAW: Mundtrockenheit, Schwitzen, Hypotonie, Übelkeit, Kopfschmerzen CAVE: Harnverhalt NA 5-HT AcH Substanz Handelsname (Bsp.) Buproprion Elontril® +++ +++ Nebenwirkungen (UAW) und Behandlungsrichtlinien UAW: Leberfunktionsstörungen, Übelkeit, Kopfschmerzen, Krampfanfallsrisiko Sedierung - Sedierung ++ Sedierung - Sedierung - Nebenwirkungsüberblick (I) Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Generischer Name Übelkeit/ AntiSchlaflosigkeit/ Sexuelle Orthostatische Gewichts- Spezifische unerwünschte gastroSedation cholinergb Erregung Dysfunktion Hypotension zunahme Nebenwirkungen intestinal Agomelatin – + + + – – – Amitriptylin +++ – +++ – + +++ Bupropion + + – + – Citalopram – ++ – ++ Clomipramin +++ + + Doxepin +++ – Duloxetin – Escitalopram Letalität bei Überdosierung CYP1A2-Substrat gering +++ EKG-Veränderungenc; Senkung Krampfschwelle hoch – – kann die Krampfschwelle herabsetzen gering ++ – – QTC-Verlängerung > 40 mg/d gering + +++ ++ ++ EKG-Veränderungenc; Senkung Krampfschwelle mittel +++ – + +++ +++ ++ – ++ + – – – ++ – ++ ++ – – QTC-Verlängerung > 20 mg/d gering Fluoxetin – ++ – ++ ++ – – inhibitorische Wirkungen auf CYP2D6d gering Fluvoxamin – ++ + ++ ++ – – inhibitorische Wirkungen auf CYP1A2, CYP2C19d gering ++ – + ++ + ++ ++ EKG-Veränderungenc; Senkung Krampfschwelle hoch Imipramin hoch gering Kategorien der Stärke der Nebenwirkungen: +++ (hoch/stark), ++ (moderat), + (gering/schwach), – (sehr gering/keine) a die Nebenwirkungsprofile der Antidepressiva sind nicht vollständig und nur für einen groben Vergleich geeignet. Details zu den verwendeten Medikamenten, wichtige Warnhinweise und Wechselwirkungen sollten in einem Lehrbuch oder in Reviews (z. B. Kent 2000; Benkert und Hippius 2011), in der Originalliteratur, im Beipackzettel oder in der Roten Liste nachgelesen werden b diese beziehen sich auf Symptome, die gewöhnlich durch muskarinerge Rezeptorblockade ausgelöst werden, einschließlich Mundtrockenheit, Schwitzen, verschwommenes Sehen, Konstipation und Urinretention c Reizleitungsverzögerungen d Es werden nur die inhibitorischen Wirkungen auf hepatische CYP-450-Enzyme gezeigt, die klinisch relevant sind; für Details s. Brosen (1998) und Kent (2000) e Erhöhtes Risiko mit Nahrungsmitteln, die einen erhöhten Tyramingehalt haben, und mit Sympathikomimetika f in Kombination mit serotonergen Medikamenten Nebenwirkungsüberblick (II) Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Generischer Name Übelkeit/ AntiSchlaflosigkeit/ Sexuelle Orthostatische Gewichts- Spezifische unerwünschte gastroSedation cholinergb Erregung Dysfunktion Hypotension zunahme Nebenwirkungen intestinal Letalität bei Überdosierung Maprotilin ++ – ++ – + ++ ++ erhöhtes Anfallsrisiko/Krampfrisiko hoch Mianserin + – ++ – – + + Blutdyskrasie (selten) gering Mirtazapin – – ++ – – + +++ Restless Legs gering Moclobemid + + – + – – – Nortriptylin + + + + + + EKG-Veränderungenc; Senkung Krampfschwelle hoch Paroxetin + ++ – ++ ++ – + inhibitorische Wirkungen auf CYP2D6d gering Reboxetin – + – ++ + ++ – gering Sertralin – ++ – ++ ++ – – gering Tranylcypromin + + + ++ + ++ + Hypertensive Krisee; Gefahr eines Serotonin-Syndromsf hoch Trazodon – + ++ – ++ + + Priapismus (selten) gering ++ – +++ – + ++ ++ EKG-Veränderungenc; Senkung Krampfschwelle hoch – ++ – ++ ++ – – Hypertension gering Trimipramin Venlafaxin gering Kategorien der Stärke der Nebenwirkungen: +++ (hoch/stark), ++ (moderat), + (gering/schwach), – (sehr gering/keine) a die Nebenwirkungsprofile der Antidepressiva sind nicht vollständig und nur für einen groben Vergleich geeignet. Details zu den verwendeten Medikamenten, wichtige Warnhinweise und Wechselwirkungen sollten in einem Lehrbuch oder in Reviews (z. B. Kent 2000; Benkert und Hippius 2011), in der Originalliteratur, im Beipackzettel oder in der Roten Liste nachgelesen werden b diese beziehen sich auf Symptome, die gewöhnlich durch muskarinerge Rezeptorblockade ausgelöst werden, einschließlich Mundtrockenheit, Schwitzen, verschwommenes Sehen, Konstipation und Urinretention c Reizleitungsverzögerungen d Es werden nur die inhibitorischen Wirkungen auf hepatische CYP-450-Enzyme gezeigt, die klinisch relevant sind; für Details s. Brosen (1998) und Kent (2000) e Erhöhtes Risiko mit Nahrungsmitteln, die einen erhöhten Tyramingehalt haben, und mit Sympathikomimetika f in Kombination mit serotonergen Medikamenten Ansprechraten von Antidepressiva Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Strategie Pharmakologische Augmentation Lithium Quetiapin Aripiprazol Olanzapin Risperidon Carbamazepin Valproat Lamotrigin Pindolol Buspiron Stimulanzien Bromocriptin Pergolid Reserpin Hormonelle Augmentation Triiodthyronin (T3) L-Thyroxin (L-T4) Östrogen (nur Frauen) Dehydroepiandrosteron (DHEA) Sonstige Ketoconazol, Metyrapon L-Tryptophan Nicht-pharmakologisch Elektrokrampftherapie (EKT) Repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) Vagusnervstimulation (VNS) Pharmakologische Strategien bei therapieresistenter Depression Mechanismus/Klassifizierung Evidenzlevel Stimmungsstabilisierer Atypisches Antipsychotikum Atypisches Antipsychotikum Atypisches Antipsychotikum Atypisches Antipsychotikum Antikonvulsivum/Stimmungsstabilisierer Antikonvulsivum/Stimmungsstabilisierer Antikonvulsivum/Stimmungsstabilisierer 5-HT1A-Autorezeptor-Antagonist, Beta-Rezeptor-Blocker 5-HT1A- und D2-Rezeptor-Agonist Dopamin- und Noradrenalin-Ausschüttungs- und Wiederaufnahmehemmung Dopamin(D2)-Agonist Dopamin(D1/D2)-Agonist Wiederaufnahmehemmung der biogenen Amine A A A B B C C D C C C C C C Schilddrüsenhormon Schilddrüsenhormon Ovariales Steroidhormon Adrenales androgenes Hormon B C C C Periphere Cortisolsuppression Essenzielle Aminosäure, 5-HT-Vorläufer C C Elektrische Stimulation um einen generalisierten Krampfanfall auszulösen Nicht-invasive Stimulation des zerebralen Kortex Autonome Signale zu limbischen und kortikalen Arealen A B C Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Antipsychotika Definition Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Definition: Als Neuroleptikum (etwa „Nervendämpfungsmittel“) oder Antipsychotikum wird ein Medikament bezeichnet, das als psychotrope Substanz eine antipsychotische, sedierende und psychomotorische Wirkung besitzt und vor allem zur Behandlung von Psychosen eingesetzt wird. Wirkort (I) Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Wirkort (II) Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Im ZNS gibt es im Wesentlichen vier dopaminerge Verarbeitungspfade Mesostriatales System Mesolimbisches System Mesokortikales System Tubero infundibuläres System Ursprung Substantia nigra Ventrales Tegmentum Ventrales Tegmentum Nucleus arcuatus Endigung Basalganglien Limbisches System Frontallappen des Hypophysen- (Hippocampus, Cortex vorderlappen Amygdala, Corpus mamillare, Fornix etc.) Physiologische Bewegungs- Belohnungssystem Exekutive Funktionen, Regulierung der Funktion steuerung (Lust, Anhedonie) Motivation Prolaktin Sekretion Hyperaktivität Spätdyskinesien Positivsymptomatik Hypoaktivität: Prolaktinabfall Negativsymptomatik Blockade Extrapyramidal- Antipsychotische Antipsychotische motorische Wirkung: Wirkung: Störungen (EPS) Positivsymptomatik Negativsymptomatik Prolaktinanstieg Wirkmechanismus (I) Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Wirkmechanismus (II) Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Stoffklassen Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Antipsychotikastoffklassen Einteilung: Beispiele Trizyklische Neuroleptika: Phenothiazine und Thioxanthene Phenothiazine: Chlorpromazin, Fluphenazin, Levopromazin, Perain, Promazin, Triflupromazin Thioxanthene: Chlorprothixen, Flupentixol Dibenzepine Clozapin, Olanzapin, Quetiapin, Zotepin Butyrophenone und Diphenylbutylpiperidine Haloperidol, Melperon, Bromperidol, Pipamperon, Fluspirilen, Pimozid Benzamide Sulpirid, Amisulprid Benzisoxazol-Derivate, andere Stoffe Risperidon, Ziprasidon, Aripiprazol Neuroleptische Potenz Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Definition: Neuroleptika wirken umso stärker antipsychotisch, je größer ihre extrapyramidal-motorischen Nebenwirkungen sind. Man führte daher den Begriff der neuroleptischen Potenz ein, der ein Maß für diese Nebenwirkungen ist. Die neuroleptische Potenz wird im Chlorpromazin-Index (CPZi) angegeben. Beispiel: CPZ-Äquivalent: 1 mg der Substanz entspricht x mg Chlorpromazin. Chlorpromazin als Standardwirkstoff hat einen CPZi = 1, Haloperidol CPZi = 50, dies heißt, dass 1 mg Haloperidol eine neuroleptische Potenz vergleichbar mit 50 mg Chlorpromazin hat. Einteilung: Niederpotente Neuroleptika (CPZi ≤ 1,0) Mittelpotente Neuroleptika (CPZi = 1,0-10,0) Hochpotente Neuroleptika (CPZi > 10,0) Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Einteilung nach neuroleptischer Potenz Neuroleptikum (Beispiele) Hochpotente Neuroleptika Benperidol Haloperidol, Bromperidol, Flupentixol, Fluspirilen, Olanzapin, Pimozid, Risperidon Fluphenazin Trifluoperazin Perphenazin Mittelpotente Neuroleptika CPZ-Äquivalent X 75 Alle 50 40 25 15 Zuclopenthixol Clopenthixol Chlorpromazin, Clozapin, Melperon, Perazin, Quetiapin Niederpotente Neuroleptika 5 2,5 Alle 1 Pipamperon, Triflupromazin, Chlorprothixen Prothipendy Levomepromazin, Promazin, Promethazin Amisulprid, Sulpirid Alle 0.8 0.7 Alle 0.5 Alle 0.2 Rezeptorprofile (Beispiele) Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Antipsychotikum D1 D2 D3 5-HT2 M1 α1 H2 ++ +++ + + +++ ++++ + +++ +++ ++ ++ +++ ++ ++ + + + + + ++ 0 ++ ++ +++ +++ +++ + +++ +++ +++ 0 0 0 +++ +++ 0 0 0 0 0 0 + + + + + + ++ ++ + 0 + + +++ +++ + ++ + 0 ++ +++ +++ + +++ +++ +++ +++ + + ++ +++ +++ + + +++ ++ ++ + +++ +++ ++ + + + ++ +++ +++ + +++ ++ ++ 0 ++ ++ ++ + 0 + ++ ++ ++ ++ ++ 0 0 0 0 + 0 0 0 0 ++ 0 + 0 0 0 0 +++ + + + + ++ 0 ++ ++ + ++ ++ 0 + 0 +++ 0 0 +++ + ++ 0 0 ++ + +++ ++ 0 0 0 +++ Antipsychotika der 2. Generation Amisulprid Aripiprazol Asenapin Clozapinb Olanzapinb Paliperidonc Quetiapin Risperidon Sertindol Ziprasidonb 0 0 + ++ ++ 0 + 0 ++ + Antipsychotika der 1. Generation Benperidol Bromperidol Chlorprothixen Flupentixol Fluphenazin Fluspirilen Haloperidol Levomepromazin Melperonb Perazin Perphenazin Pimozidb Pipamperon Sulpirid Zuclopenthixol 0 + ++ ++ ++ + + 0 0 0 0 0 0 0 ++ +++ sehr stark, ++ stark, + schwach, +/-sehr schwach, 0 nicht wirksam Zulassung und Darreichungsformen (Beispiele) Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Antipsychotika Zugelassen für1 Tabletten/Kapseln/D Schmelztablette ragée(in (Wafer) (in Dosierungen) Dosierungen) wirksames Liquid/Tropfen(verf Kurz Depot(in ügbar) Dosierungen) Lang wirksames Depot(in Dosierungen) Antipsychotika der 2. Generation Amisulprid S 50, 200, 400 – – – – Aripiprazol S, ABE, MTBD 5, 10, 15, 20, 30 10, 15, 20, 30 ja in Erprobung in Zulassung (FDA) Asenapin ABE – 5, 10 – – – Clozapin S 25, 50, 100, 200 – – – – Olanzapin S, ABE, ABD, MTBD 5, 7,5, 10, 15, 20 5, 10, 15, 20 – 10, 20 150, 210, 300, 405 Paliperidon S 3, 6, 9 (ER) – – – 25, 50, 75, 100, 150 Quetiapin IR S, ABE, ABD 25, 50, 100, 200, 300, 400 – – – – Quetapin XR S, ABE, ABD 50, 200, 300, 400 – – – – Risperidon S, ABE 0,5, 1, 2, 4 0,5, 1, 2, 3, 4 ja – 25, 37,5, 50 Sertindol S 4, 12, 16, 20 – – – – Ziprasidon S, ABE 20, 40, 60, 80 – ja 20, 40 – Zotepin S 25, 50, 100 – – – – Ausgewählte Antipsychotika der 1. Generation Benperidol S 2, 4, 10 – ja 2 – Chlorpromazin S, ABE 25, 50, 100 – ja – 25, 50 Flupenthixol S 0,5, 5 – ja – 10 (2 %), 20 (2 %), 100 (10 %) Fluphenazin S 1, 3, 4, 5, 6 – ja 5 12,5, 25, 50, 100, 250 Haloperidol S, ABE 1, 2, 5, 10, 20 – ja 5 50, 100 Perphenazin S 2, 4, 9, 16 – ja Ja 100 Zuclopenthixol S 2, 10, 25 – ja 50, 100 200 1 Schizophrenie = S, Akute Bipolare Manisch/Gemischte Episode = ABE, Akute Bipolare Depression = ABD, Maintenance Treatment of Bipolar I Disorder = MTBD Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Zulassung und Darreichungsformen (Depotantipsychotika) Dosierungsmultiplikationsfaktor1 Startdosis (in mg) DI2, Tmax3 und andere Behandlungshinweise 28 150 mg monatlich = 12 mg/Tag (Paliperidon oral) 75 mg monatlich = 6 mg/Tag (Paliperidon oral) 150 Monatliche Gabe empfohlene 150 an Tag 1 und 100 an Tag 8 deltoidal Dosierung 75 empfohlene monatliche Erhaltungsdosis monatlich 75mg deltoidal oder gluteal Tmax: Tag 13 gluteale oder deltoidale Applikationen 25 37,5 50 14 25 mg alle 2 Wochen = nach Dosis 2/Tag Risperidon oral oral 37,5 mg alle 2 Wochen = 3–4mg/Tag Risperidon oral 50 mg alle 2 Wochen = 5– 6mg/Tag Risperidon oral Olanzapin Depot 210 300 405 14 28 150 mg = 10 oral nach Dosis alle 2–4 Wochen 210 mg/2 Wochen = 15 mg oral therapeutische Plasmaspiegel mit der oral ersten Injektion (= kein verzögerter 405 mg/4 Wochen = 15 mg Wirkungseintritt) oral gluteale Applikationen 300 mg = 20 mg oral 210–300 Flupenthixol Decanoat (2 %)–10 (0,5 ml) (2 %)–20 (1 ml) (10 %)–100 (1 ml) 14 3–5 20 20–60 Haloperidol Decanoat 50 (1 ml) 150 (3 ml) 28 10–15 50 alle 4 Wochen Tmax: 3–9 Tage gluteale Applikationen 50–150 Zuclopenthixol Decanoat 200 (1 ml) 14 5–10 100 alle 2–4 Wochen Tmax: 4–7 Tage gluteale Applikationen 100–300 Antipsychotikum Verfügbare DosierungsDosierungen(i intervall n mg) (DI, in Tagen) Paliperidon Palmitat 25 50 75 100 150 Risperidon Microspheres 1 2 3 alle 2 Wochen Wirkungseintritt nach 3 Wochen Tmax: 4–6 Wochen gluteale oder deltoidale Applikationen alle 2–3 Wochen initiale Dosierung: 20 Tmax: 4–7 Tage gluteale Applikationen Dosierung des Depotantipsychotikums im Verhältnis zur oralen Form = vorhergehende orale Dosierung × Multiplikationsfaktor. DI = Dosierungsintervall. Tmax = Zeit bis zum Erreichen der maximalen Plasmakonzentration. Zieldosis (in mg/pro DI) 25–50 Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Antipsychotikum International Consensus Study zu antipsychotischen Dosierungen Äquivalenzdosis (Median zu 20mg Olanzapin) DI Vorgeschlagene Dosierungen (in mg pro Tag im Median) 1 Startdosis Zieldosis Maximaldosis (1)–2 1 2 2–(4) 1 1 IR:2, XR:1 1-2 1 2 2-(4) 100 (5) 10 10-20 (12.5) 25 5 3 100 2 4 40 50 400-800 5-30 10-20 200-500 10-20 6-9 400-800 4-6 12-20 120-160 100-300 1000 30 20 800 30 12 2 1000 2 8.5 22 200 2 400 1-2 2 1 2–3 (1)–2 1 1–3 1-2 1-2 1-3 0.5 100 3 3 3 50 8 2 100 20 1-3 300-600 5-12 5-15 5-10 150-400 12-24 4-6 300-600 20-60 3.5 800 18 20 20 500 42 10 1000 80 Antipsychotika der zweiten Generation Amisulprid Aripiprazol Asenapin 5 Clozapin Olanzapin 4 Paliperidon Quetiapin IR / XR 3 Risperidon Sertindol Ziprasidon Zotepin 700 30 10 400 20 (Referenz) 9 750 6 20 160 300 Antipsychotika der ersten Generation Benperidol Chlorpromazin Flupenthixol Fluphenazin Haloperidol Levopromazin Perphenazin Pimozid Sulpirid Zuclopenthixol 5 600 10 12 10 400 30 8 800 50 Gardner et al. Am J Psychiatry 2010; 167: 686–693. Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Antipsychotika: Einteilung nach typisch / atypisch Definition: Als „atypisch“ werden Neuroleptika bezeichnet, die die typischen Nebenwirkungen der Neuroleptika seltener hervorrufen, insbesondere extrapyramidal-motorische Störungen (EPMS) und Spätdyskinesien. Typische Neuroleptika (Beispiele) Benperidol Haloperidol Bromperidol Flupentixol Fluphenazin Fluspirilen Perphenazin Pimozid Trifluoperazin Atypische Neuroleptika (alle) Amisulprid Aripiprazol Clozapin Olanzapin Paliperidon Quetiapin Risperidon Sulpirid Ziprasidon Zotepin Indikationen im Überblick Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Klassische Indikationen: Akute psychotische Zustandbilder Chronisch-verlaufende schizophrene Psychosen und psychotische Residualzustände Rezidivprophylaxe bei chronisch-rezidivierenden, zumeist schizophrenen Psychosen Psychomotorische Erregtheit Neuere Indikationen (Beispiele): Akute Bipolare Manisch/Gemischte Episode Akute Bipolare Depression Rezidivprophylaxe bei Bipolar-I-Störungen Nebenwirkungen (I) Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Kategorie Dazugehörig Akute extrapyramidal-motorische Störungen (EPMS) Spätdyskinesien (tardive Dyskinesien) Gewichtszunahme mit Risiko für kardiovaskuläre Folgeerkrankungen Parkinsonoid (Rigor, Tremor, Akinese) Akathisie Endokrinologische Störungen und sexuelle Funktionsstörungen Kardiologische Nebenwirkungen Andere Nebenwirkungen Adipositas Dyslipidämie Mezabolisches Syndrom Diabetes mellitus (Typ II) Prolaktinanstieg Galaktorrhoe Gynäkomastie Dys-/ Amenorrhoe QT-Verlängerung Orthostatische Hypotonie Sedation Malignes Neuroleptisches Syndrom Agranulozytose Nebenwirkungen (II) Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Nebenwirkung Haloperidol Amisulprid Aripiprazol Asenapin Clozapin Olanzapin Quetiapin IR/XR Paliperidon Risperidon Sertindol Ziprasidon EPMS +++ 0–+ + 0–+ 0 0–+ 0–+ 0–++ 0–++ 0–++ 0–+ Tardive Dyskinesie +++ (+) ? ? 0 (+) ? (+) (+) (+) ? Senkung der Krampfschwelle + 0 (+) 0 ++ 0 0 0 0 0 0 Gewichtszunahme3 + + + ++ +++ +++ ++ ++ ++ + 0–+ Dyslipidämie (+) (+) 0 ++ +++ +++ ++ ++ ++ + 0 Glukose-Abnormalitäten (+) (+) 0 ++ +++ +++ ++ ++ ++ + 0 QTc-Verlängerung (+) (+) 0 (?) (+) (+) (+) (+) (+) (+) ++ + Orthostatische Hypotonie + 0 + ++ +++ (+) ++ (+) (+) 0 + Verstopfung + ++ 0 + +++ ++ + ++ ++ 0 0 Prolaktinerhöhung +++ +++ 0 (+) 0 (+) (+) ++ ++ (+) (+) Galaktorrhö ++ ++ 0 0 0 0 0 ++ ++ 0 0 Dys-/Amenorrhö ++ ++ 0 (+) 0 0 (+) ++ ++ 0 0 Sedierung +++ 0–+ 0 ++ +++ +–++ ++ + + 0–(+) 0–(+) Malignes neuroleptisches Syndrom (MNS) (+) ? (+) (+) (+) (+) (+) (+) (+) ? ? 0 0 0 0 + 0 0 0 0 0 0 Agranulozytose Erklärungen: 1 Häufigkeit und Schwere der Nebenwirkungen stammen von Informationen der pharmazeutischen Industrie, der FDA, entsprechender Literatur und verschiedenen Behandlungsrichtlinien (z. B. APA, CPA etc.). 2 0 = Kein Risiko, (+) gelegentlich, vielleicht keine Differenz zu Placebo, + = mild (weniger als 1 %), ++ = manchmal (weniger als 10 %), +++ = häufig (> 10 %), ? = keine Beurteilung möglich wegen fehlender Daten. 3 Gewichtszunahme während der ersten 6–10 Wochen: + = niedrig (0–1,5 kg), ++ = mittel (1,5–3 kg), +++ = hoch (> 3 kg). Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Phasenprophylaktika (Stimmungsstabilisierer (‚Mood stabilizer‘) Definition und Einteilung Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Definition: Medikamente, die geeignet sind, zukünftige Krankheitsphasen (Manie oder Depression) zu verhindern oder deren Ausmaß und Dauer zu reduzieren Einteilung Substanzklasse Medikamente Lithium Einige Antiepileptika Carbamazepin, Valproinsäure, Lamotrigen Einige Antipsychotika Olanzapin, Quetiapin, Risperidon, Quetiapin, Ziprasidon Hauptindikation Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie ICD-10 Indikation F2 Schizoaffektive Störungen F3 – F31 Bipolar-I-Störung Bipolar-II-Störung F3 – F33 Rezidivierende depressive Störung Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Zulassung Lithium Valproinsäure Carbamazepin Lamotrigen Aripiprazol Olanzapin Quetiapin Risperidon Ziprasidon Zulassungsstatus der Medikamente bei Bipolaren Störungen in der BRD Akute Depression Akute Manie Phasenprophylaxe Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Substanz Gruppe Lithium (Quilonum Retard®, Lithiumsalze Hypnorex®) Carbamazepin Antiepileptikum (Tegretal®, Timonil®) Valproinsäure (Ergenyl®, Orfiril®) Antiepileptikum Medikamente zur Rezidivprophylaxe bipolarer Störungen DosierungProphylaxe Wichtige unerwünschte Arzneimittelwirkungen Wesentliche Nachteile Zielserumspiegel 0,6– 0,8 mmol/l Tremor, Polyurie, Polydipsie, Geringe therapeutische Breite; bei unsachgemäßer Gewichtszunahme, Diarrhö, Anwendung Gefahr der Intoxikation mit bleibenden Schilddrüsenfunktionsstörung neurologischen und renalen Schäden en Serumspiegel 4–7 mg/dl Müdigkeit, Schwindel, Doppelbilder, Erhöhung der Leberwerte, allergische Hautreaktionen Pharmakokinetische Interaktionen (Leberenzyminduktion) mit anderen Psychopharmaka beachten (Blutspiegelkontrollen!); mäßig ausgeprägte Wirksamkeit nur in Lithium-Vergleichsstudien belegt Serumspiegel 50–100 mg/dl Übelkeit, Tremor, Müdigkeit, Gewichtszunahme, allergische Hautreaktionen Pharmakokinetische Interaktionen mit Lamotrigin und Carbamazepin (Cave: Serumspiegelanpassung); Risiken für Embryo bei Einnahme in Schwangerschaft und für Entwicklung polyzystischer Ovarien bei Frauen 200–300 mg/Tag Lebensbedrohliche Hautreaktionen bei zu schneller Aufdosierung; Interaktionen mit Valproat Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen, allergische undCarbamazepin; rezidivprophylaktische Wirkungen Hautreaktionen nur für depressive, aber nicht manische Episoden nachgewiesen Lamotrigin (Lamictal®) Antiepileptikum Olanzapin (Zyprexa®) Atypisches Antipsychotikum 10–20 mg/Tag Metabolische Folgen der Gewichtszunahme; Gewichtszunahme, Müdigkeit, eingeschränkte Zulassung (bei Patienten, die auf Hyperglykämie Olanzapin in der Akutbehandlung der Manie angesprochen haben) Quetiapin (Seroquel®) Atypisches Antipsychotikum 300–600 mg/Tag Sedierung, orthostatische Fraglich metabolische Folgen der Gewichtszunahme Hypotonie, Gewichtszunahme Aripiprazol (Abilify®) Atypisches Antipsychotikum 10–20 mg/Tag Akathisie, Unruhe Rezidivprophylaktische Wirkungen nur für manische, aber nicht depressive Episoden nachgewiesen Lithium (Quilonum®, Hypnorex®) Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Eigenschaften Inhalt Pharmakologische Eigenschaften Wirkungsweise: Weitgehend unbekannt, da es auf zahllose Prozesse im menschlichen Körper einwirkt. Es wird vermutet, dass Lithium bei manischen Episoden einen Noradrenalinüberschuss senkt und bei depressiven Episoden die Serotoninproduktion aktiviert. Nebenwirkungen Tremor, Polyurie/Polydipsie, Übelkeit, Diarrhoe, Müdigkeit, Muskelschwäche, Ödeme, Gewichtszunahme Hypothyrose, Euthyreote Struma (Schilddrüsenhormone !) Nierenfunktionsstörungen (cave: Diuretika, Natriumarme Diät) Dosierung Dosierung nach Plasmaspiegel Rezidivprophylaxe: 0.5 - 0.8 mmol/l (antimanisch: 1.0 - 1.2 mmol/l) Intoxikation Lebensbedrohlich (> 1.5 - 1.8 mmol/l) -> ggf. Hämodialyse Tremor, Erbrechen, Ataxie, Dysarthrie, Bewusstseinstrübung - Koma Carbamazepin (Tegretal®, Timonil®) Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Eigenschaften Inhalt Pharmakologische Eigenschaften Wirkungsweise: Noch nicht vollständig geklärt. Blockade von Natriumkanälen in den Axonen der Nervenzellen. Nebenwirkungen Sedierung, Benommenheit, Schwindel, Doppelbilder, Nystagmus, Ataxie, Appetitverlust, Unruhe, aggressives Verhalten, Übelkeit, Erbrechen, Sprachstörungen, allergische Hautreaktionen (LyellSyndrom), Transaminaseerhöhungen, Hyponatriämie, Leukopenien Dosierung Erwachsene zu Beginn 2x 200 mg Carbamazepin retard pro Tag, eine Erhöhung um 200 mg findet jeden 2. bis 3. Tag statt. Zieldosis zwischen 400 und 1600 mg pro Tag. Wechselwirkungen Durch Aktivierung von Cytochrom-P450-Isoenzymen beschleunigter Abbau von anderen Medikamenten (z.B. Antibabypille, Antidepressiva, Neuroleptika) Der Plasmaspiegel wird durch andere Substanzen erhöht (z.B. Fluoxetin oder Fluoxamin) oder gesenkt (z.B. Valproinsäure oder Theophyllin) Überprüfung der Serumspiegel und Dosisanpassung notwendig Valproinsäure (Ergenyl®, Orfiril®) Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Eigenschaften Inhalt Pharmakologische Eigenschaften Wirkungsweise: Noch nicht vollständig geklärt. Antiepileptische Wirkung u.a. durch Blockade von erregenden Ionenkanälen (Natrium-Kanäle und Calcium-Kanäle) und Verstärkung der Wirkung des hemmenden Neurotransmitters GABA (Hemmung des Abbaus und Aktivierung der Synthese) erklärt Nebenwirkungen Schläfrigkeit, Zittern (Tremor), Ernährungsproblemen (geringer oder übermäßiger Appetit), Durchfall, übermäßiger Speichelbildung und vorübergehendem Haarausfall. Dosierung Wirkung setzt etwa 1-4 Tage nach erreichen des Plasmaspiegels von 50-100g/ml ein. In der Regel Behandlung mit 500-1000mg/Tag Wechselwirkungen / Geringe Gefahr Intoxikationen Lamotrigen (Lamictal®) Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Eigenschaften Inhalt Pharmakologische Eigenschaften Wirkungsweise: Lamotrigin blockiert Natrium- und spannungsabhängige Calciumkanäle der Nervenzellen und verhindert die Freisetzung der erregenden Neurotransmitter Aspartat und Glutamat. So können sich Reize nur noch vermindert von einer Nervenzelle zu einer anderen ausbreiten. Nebenwirkungen Dosierung Lamotrigin ist in der Regel gut verträglich. Bei zu schneller Aufdosierung kann es aber zu gefährlichen Haut- und Schleimhautreaktionen (Exanthem, exfoliative Dermatitis, StevensJohnson-Syndrom) kommen. 1. und 2.Woche: 25 mg/Tag, 3. und 4. Woche: 50 mg/Tag Übliche Erhaltungsdosis: 100 – 200 mg/Tag, auf einmal oder in 2 Teilen. Die Dosissteigerung bis hin zum bestmöglichen therapeutischen Effekt soll maximal 50 – 100 mg Lamotrigin alle 1 bis 2 Wochen betragen. Wechselwirkungen / Geringe Gefahr Intoxikationen Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Anxiolytika, Sedativa und Hypnotika Anxiolytika und Hypnotika Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Definition: Medikamente, die zur Behandlung von Angstund Spannungszuständen bzw. Schlafstörungen verwendet werden Klinische Effekte Anxiolytika Hypnotika Angstlösung Schlafförderung Beruhigung Schlafinduktion Emotionale Entspannung Schlafverlängerung Indikationsspektrum Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Psychogene und psychoreaktive Störungen mit Angst und/oder Erregungszuständen (breite Anwendung!) Symptomatisch bei psychiatrischen Störungen Notfallmedikation (z.B. Myokardinfarkt) 15% der Bevölkerung leidet unter Schlafstörungen (fragliche Indikation!) Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Überblick Wirkung der Benzodiazepine 1. Beruhigend (sedativ) 2. Schlaffördernd (hypnotisch) 3. Krampflösend (antikonvulsiv) 4. Angstlösend (anxiolytisch) 5. Zentral muskelrelaxierend Pharmadynamik (I) Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Pharmadynamik (II) Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Name Wirkdauer Überblick Benzodiazepine mit Wirkdauer Häufigster Handelsname Sedativa/Hypnotika Brotizolam Kurz Lendormin® Estazolam Mittel Pro-Som® Flunitrazepam Kurz/Mittel Rohypnol® Flurazepam Lang Dalmadorm® Haloxazolam Lang Somelin® Loprazolam Mittel Dormonoct® Lormetazepam Kurz Noctamid® Midazolam Kurz Dormicum® Nimetazepam Lang Erinin® Nitrazepam Mittel Mogadan® Temazepam Kurz Planum® Triazolam Kurz Halcion® Wirkdauer Häufigster Handelsname Alprazolam Kurz Tafil® Bromazepam Lang Lexotanil® Chlordiazepoxid Lang Librium® Clobazam Lang Frisium® Clonazepam Mittel Rivotril® Clorazepat Lang Tranxene® Clotiazepam Kurz Trecalmo® Cloxazolam Lang Sepazon® Delorazepam Lang En® Diazepam Lang Valium® Ethyl loflazepat Lang Meilax® Fludiazepam Kurz Erispan® Halazepam Lang Pacinone® Ketazolam Lang Anseren® Lorazepam Kurz/Mittel Tavor® Medazepam Lang Rudotel® Nordazepam Lang Stilny® Oxazepam Kurz Adumbran® Oxazolam Lang Tranquit® Pinazepam Lang Domar® Prazepam Lang Demetrin® Tetrazepam Kurz Musaril® Name Anxiolytika Behandlung von Insomnien Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Substanz Dosierungsbereich (mg/d) Initiale Dosis (mg) Halbwertszeit Bes. zu beachtende Nebenwirkungen (Auswahl) Kurzzeitbehandlung (Tage, 1–2 Wochen) Zolpidem 5–10 5 1–3,5 h Toleranz und Abhängigkeit, Sturzgefahr, Rebound-Insomnie, gelegentlich Amnesie Zopiclon 3,75–7,5 3,75 ca. 5 h Toleranz und Abhängigkeit, Sturzgefahr, Rebound-Insomnie, gelegentlich Amnesie Schlaffördernde Substanzen, besonders bei chronischen Insomnien, kein Abhängigkeits- und Toleranzrisiko (Auswahl) Trazodon 25–100 25 ca. 4–11 h Trimipramin* 12,5–50 12,5–25 23–24 h selten Priapismus Tagessedierung, gastrointestinale, kardiovaskuläre und urogenitale NW 15–20 h Tagessedierung, gastrointestinale, (Metabolit kardiovaskuläre und urogenitale NW; deutlich länger) Gewichtszunahme Doxepin* 10–50 10–25 Mirtazapin# 7,5–15 7,5 20–40 h Melperon 25–100 25 4–6 h Blutdruckabfall Pipamperon 20–80 20 17–22 h Blutdruckabfall Prothipendyl 40–80 40 2–3 h Blutdruckabfall Quetiapin+ 25–100 25 ca. 7 h Blutdruckabfall, Tagessedierung, Leberwerterhöhungen Tagessedierung, Gewichtszunahme, Restless Legs-Syndrom * in der Depressionsbehandlung und bei schweren Insomnien auch höhere Dosierungen bis 150 mg # in der Depressionsbehandlung auch höhere Dosierungen bis 60 mg + bei anderen Indikationen wie Psychosen oder bipolaren Störungen deutlich höhere Dosierungen; auch bei Insomnien ggf. höhere Dosierungen Klinischer Umgang Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Antidementiva Demenzen: klinische Phasen Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Überblick Antidementiva Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Substanz Substanzklasse Donepezil Acetylcholinesteraseinhibitor Galantamin Memantin Rivastigmin Acetylcholinesteraseinhibitor Nikotinrezeptoragonist Standarddosis (pro Tag) 5–10 mg 8–24 mg NMDA-Antagonist 10–20 mg Acetylcholinesteraseinhibitor Max. Dosis (pro Tag) 10 mg 24 mg 20 mg 9,5 mg (transdermal) 6– 12 mg 12 mg (oral) Mittlere Empfohlene Einige besonders relevante Zugelassen für Halbwertszeit Plasmaspiegel Interaktionen 50–70 h 8–10 h 30–75 ng/ml 30–100 ng/ml leichte bis mittelschwere AlzheimerDemenz keine Kombination mit Cholinergika oder Betablockern; bei Kombination mit CYP2D6-Inhibitoren (z. B. Paroxetin) Anstieg der Plasmaspiegel leichte bis mittelschwere AlzheimerDemenz keine Kombination mit Cholinergika oder Betablockern, Hemmung des Abbaus von Galantamin durch Kombination mit Inhibitoren von CYP2D6 (z. B. Chinidin, Paroxetin oder Fluoxetin) oder CYP3A4 (z. B. Ketoconazol oder Ritonavir) Vorsicht bei Kombination mit Anticholinergika oder Dopaminagonisten wegen möglicher Wirkverstärkung; bei Antipsychotika Abschwächung der Wirkung möglich; Risiko von Intoxikation bei Kombination mit Cimetidin, Ranitidin, Procainamid, Chinidin, Chinin oder Nicotin; Dosisanpassung bei Niereninsuffizienz keine Kombination mit Cholinergika oder Betablockern 70–160 h 90–150 ng/ml mittlere bis schwere AlzheimerDemenz 1–2 h 8–20 ng/ml 1–2 h nach oraler Einnahme, 5– 13 ng/ml 1 h vor Verabreichung eines neuen Pflasters mit 9,5 mg/d leichte bis mittelschwere AlzheimerDemenz, Demenz bei idiopathischem ParkinsonSyndrom Medikamente Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Substanz Dosierung (mg/d) Verordnungshäufigkeit/Tag Cholinesterasehemmung Donepezil 5–10 1× + Galantamin 8–24 2× + Rivastigmin 6–12 2× + Wirksamkeit Butyrylcholinesterasehemmung Bindung am nikotinischen Acetylcholinrezeptor + + wurde in klinischen Studien und darauf basierenden Metaanalysen belegt, zeitlich begrenzte Verzögerung der Symptomprogression Nebenwirkungen ähnlich bei allen Substanzen: Übelkeit, Erbrechen, Gewichtsverlust, Diarrhö, Bradykardie Neue Applikationsformen Substanz Applikationsform Initiale Dosis (mg/Tag) Durchschnittliche Dosis (mg/Tag) Verordnungshäufigkeit/Tag Donepezil Schmelztabletten 5 5–10 1× Kps. retardiert 8 8–24 1× orale Lösung 2×4 12–24 verteilt auf 2 Einzeldosen 9,5 1× 6–12 verteilt auf 2 Einzeldosen Galantamin Rivastigmin transdermales Pflaster 4,6 mg orale Lösung 2 × 1,5 Die Aufdosierung erfolgt langsam (siehe Fachinformationen) Evidenz Medikamente Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Substanz Dosierung (mg/d) Wissenschaftliche Evidenz Therapieempfehlung Donepezil 5–10 Ia ✓ Galantamin 8–24 Ia ✓ Rivastigmin 3–12 Ia ✓ Memantin 10–30 Ia ✓ 120–240 Ib inkonsistente Datenlage 60–90 inkonsistente Befunde eingeschränkt 4–8 * keine überzeugend belegte Wirksamkeit Piracetam* 2,4–4,8 g * keine überzeugend belegte Wirksamkeit Acetylsalicylsäure 100–300 Ginkgo-bilobaTrockenextrakt Nimodipin Dihydroergotoxin* hämodynamisch wirksam Evidenz Therapiekontrolle Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Beurteilungsebenen Vor Beginn der Therapie Im Behandlungsverlauf alle 3 Monate Kognitive Funktionen (z. B. MMST) ✓ ✓ Alltagskompetenz und klinischer Gesamteindruck (z. B. klinischer Befund) ✓ ✓ Verfahren Informationsquellen MMST NPI Strukturierte Interviews, psychometrische Testverfahren Patient, Betreuer Mini-Mental-Status-Test Neuropsychiatrisches Inventar Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Substanzen zur Behandlung von Alkoholund Drogengebrauch Überblick Alkoholerkrankungen Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Eingesetzte Medikamente/Stoffklassen in den verschiedenen Indikationsbreichen bei Alkohol-bezogenen Störungen Entzug Entwöhnung Intoxikation Delir Clomethiazol Acamprosat Haloperidol Clomethiazol Alternativ: BZD Benzodiazepine Naltrexon Carbamazepin Clonidin Tiaprid Antipsychotika Disulfiram Haloperidol Alkoholentzug Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Medikamente Dosierung und Schemata Clomethiazol (Distraneurin®) Beginn mit 2-4 Kps In den ersten 2h 6-8 Kps. Möglich Dann alle alle 2h nach Symptomatik 2 Kps. Höchstdosis 24 Kps. täglich CAVE: Atemdepression Oxazepam (Adumbran®) Tag 1: Beginn mit 25-50mg, Tageshöchstdosis 300mg Tag 2: Verteilung der (hochgerechneten) Tagesdosis auf 4 Einzeldosen Ab Tag 3: Reduktion um 25mg täglich 25mg Oxazepam = ca. 2 Kps. Clomethiazol Clonidin Bei sehr hohen RR-Werten zusätzlich Carbamazepin oder Valproat Bei vorherigen Krampfanfällen im Entzug oder entsprechenden EEG-Veränderungen Alkoholdelir Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Medikamente Dosierung und Schemata Clomethiazol (Distraneurin®) Beginn mit 2-4 Kps In den ersten 2h 6-8 Kps. Möglich Dann alle alle 2h nach Symptomatik 2 Kps. Höchstdosis 24 Kps. Täglich CAVE: Atemdepression Haloperidol (Haldol®) Üblich sind Dosierungen von 1–2 mg schweregradabhängig alle 2–4 h (entsprechend Tagesdosen im Bereich von 1–25mg) Bei älteren Patienten deutlich niedrigere Dosen, z.B. 0,25– 0,5 mg schweregradabhängig alle 4 h Bei starker psychomotorischer Erregung werden auch deutlich höhere Dosen eingesetzt Achten auf EPMS und auf Verlängerung der QTc-Zeit mit Gefahr Herzrhythmusstörungen Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Überblick andere Suchterkrankungen Substanz Entzug Entwöhnung Intoxikation Opiate Methadon Clonidin Naltrexon Buprenorphin Naloxon Kokain, Crack Benzodiazepine Antidepressiva Haloperidol Benzodiazepine Benzodiazepine - BZD Antipsychotika LSD, Meskalin - - BZD Antipsychotika Cannabis - - BZD Antipsychotika Nikotin Pflaster Buproprion - Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Grundlagen der Pharmakotherapie Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Prinzipien der Psychopharmakotherapie Dosis in der Regel nie abrupt ändern Psychopharmakologische Monotherapie anstreben Notwendige Komedikation beachten Nebenwirkungen beachten: häufiges Risiko Metabolisches Syndrom, QTc-Verlängerung (EKG, K+) Plasmabindung beachten bei Komedikationen Bei Substanzen mit hepatischem Metabolismus: Abbau-Induktion v.a. durch Rauchen, Carbamazepin Cave: Inhibitoren von v.a. CYP1A2, CYP2D6, CYP3A4 Dosisanpassung bei Leber- und/oder Niereninsuffizienz Interaktionspotential beachten Einfluß auf Compliance beachten Non-Adhärenz Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Etwa 50% der Patienten sind innerhalb eines Jahres nonadhärent mit der Therapie! Non-Adhärenz erhöht die Rückfallwahrscheinlichkeit um das etwa 5fache! Mit zunehmender Komplexität des Medikamentenregimes erhöht sich die Non-Adhärenz Verordnung 4mal täglich: 70% Non-Compliance Verordnung 3mal täglich: 60% Non-Compliance Verordnung 2mal täglich: 30% Non-Compliance Verordnung 1mal täglich: 7% Non-Compliance Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Bei Fragen bitte unter: http://www.uke.de/kliniken/psychiatrie/index_2512.php