2-Grad-Ziel, Anforderungen und Konsequenzen

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Umweltschutzreferat
Az.: III/015 we
Filderstadt, 12.09.2013
2-Grad-Ziel, Anforderungen und Konsequenzen
Um die globale Erwärmung auf weniger als zwei Grad gegenüber dem Niveau vor
Beginn der Industrialisierung zu begrenzen, hat sich die internationale Klimapolitik –
allen voran die deutsche Bundesregierung und später die Europäische Union – das
2-Grad-Ziel verordnet. Dieses Ziel ist eine politische Festsetzung, die auf Grundlage
wissenschaftlicher Erkenntnisse über die wahrscheinlichen Folgen der globalen Erwärmung erfolgte.
Da die Erderwärmung seit Beginn der Industrialisierung (circa 1850) etwa 0,8° C beträgt, verbleiben rechnerisch noch 1,2° C, um das 2-Grad-Ziel einzuhalten. Um dies
zu erreichen, müssten die weltweiten Treibhausgas-Emissionen bis 2050 um mindestens 50 Prozent, in den Industrieländern um 80 bis 95 Prozent sinken (jeweils gegenüber 1990). Die Emissionsreduktion muss im Laufe der 2010er Jahre einsetzen, ansonsten besteht keine realistische Aussicht mehr, das 2-Grad-Ziel einzuhalten.
In Anbetracht der unsicheren weiteren Entwicklung des weltweiten Klimaschutzes,
des steigenden Energiebedarfs und der nur schleppenden Umsetzung bisher eingegangener Reduktionsverpflichtungen bestehen bei manchen Beobachtern ernsthafte
Zweifel, ob das Ziel überhaupt noch erreichbar ist (1).
Die Stadt Filderstadt hat indes schon Anfang der 90er Jahren erkannt, dass Klimaschutz und die CO2-Reduzierung sehr wichtig sind und ist dem Klimabündnis für europäische Städte und Gemeinden bereits im Jahr 1992 beigetreten.
Durch verschiedenste Aktionen der Stadtverwaltung wurde die Öffentlichkeit über
Möglichkeiten zur Energieeinsparung, Energieeffizienz, Erneuerbare Energien und
auch die möglichen Auswirkungen des Klimawandels auf die Tier- und Pflanzenwelt in
der Vergangenheit informiert.
In der Ausstellung „Frühbucherrabatt zum Klimawandel – Europa mit nassen Füssen“,
die bereits 2006 stattfand, haben wir dieses Szenario für die Vogelwelt, den Filderstädter Wald sowie die heimischen Pflanzen durchgespielt:
„Leben bald Flamingos im Bombachtal?
Anders als Bäume oder Pflanzen sind Vögel sehr mobil und reagieren sehr rasch auf
Klimaveränderungen. Es kommt z. B. zu einem verspäteten Wegzugtermin, früherer
Rückkehr in die Brutgebiete, gänzlichem Kurswechsel in andere Gebiete oder auch
zur Überwinterung vor Ort. Erhebliche Auswirkungen auf das Konkurrenzverhalten
untereinander sind die Folgen. Zudem kommt es zu Lebensraumverlusten für Bewohner von Feuchtgebieten, die immer mehr austrocknen. Eine Prognose von Experten
beziffert die Artenreduzierung um bis zu 25 Prozent bis 2050 durch den zu erwartenden Klimawandel.
Allgemein wird angenommen, dass eine Erhöhung um 2° C für den Wald verkraftbar
ist. Aber auch der Wald hat zu kämpfen: Im Filderstädter Wald leiden die an gemäßigte Temperaturen und regelmäßige Niederschläge angepassten Arten wie Buche,
Weißtanne und Fichte sehr stark durch die Erwärmung.
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Luftschadstoffe, Ozonbelastung und Insektenbefall führten – vor allem nach den Stürmen Lothar und Wiebke – zu einem Zwangseinschlag seit 1999 von 45.000 cbm Holz.
Überwiegend betroffen sind die Nadelhölzer. Von 2003 auf 2004 ist der Anteil der
Waldfläche mit deutlicher Kronenverlichtung um 11 Prozent auf 40 Prozent gestiegen
(Komplexkrankheiten, Sommertrockenheit, Insektenbefall, Spätfröste). Fazit: Die Bewirtschaftung muss angepasst und auf Baumarten mit weiter Temperatur- und Feuchtigkeitstoleranz umgestellt werden, denn eine Temperaturerhöhung um 1° C bedeutet
eine Vegetationsverschiebung um 200 km nach Norden bzw. 180 Höhenmeter. Klimaangepasste Baumarten sind Eichen und Edellaubhölzer wie Walnuss, Ahorn oder
Speierling. Für eine Naturverjüngung, d. h. dass die Samen der Bäume ganz natürlich
wachsen dürfen, zur Förderung der Stabilität und Baumartenvielfalt muss gesorgt
werden.
Innerhalb der Pflanzenwelt reagieren viele Arten auf den Klimawandel mit Verschiebung ihrer Arealgrenzen und veränderten Blühzeitpunkten. Dadurch kommt es bei uns
zur Einwanderung wärme- und trockenheitsliebender Arten. Manche Pflanzenarten
blühen früher, andere plötzlich zweimal im Jahr oder dehnen ihre Blütezeit bis in den
Spätherbst aus (2).“
Auch die forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg in Freiburg
beschäftigte sich im Rahmen des Projektes Auswirkungen des Klimawandels auf
die Wälder Baden-Württembergs intensiv mit der Frage der zukünftigen Eignung
der Hauptbaumarten Südwestdeutschlands bei sich ändernden klimatischen Bedingungen.
Ein erstes Zwischenergebnis dieses Projektes sind Karten, die eine Neueinschätzung
der Eignung der Baumarten Fichte, Buche und Traubeneiche in Baden-Württemberg
im Maßstab 1:50.000 auf Landkreisebene darstellen.
Unterstellt wurde eine Erhöhung der Jahresmitteltemperatur bis zum Jahr 2050 von
1,95° C und eine Verringerung des Jahresniederschlages von rund 25 mm (IPCC –
Szenario B2), mit einer höheren Abnahme der Niederschläge in der Vegetationszeit,
somit eine deutliche Veränderung der Umweltbedingungen (3).
Das Kartenmaterial kann bei der forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt BadenWürttemberg abgerufen werden:
http://www.fva-bw.de/forschung/bui/klimakarten/ES_Fi2010.pdf;
http://www.fva-bw.de/forschung/bui/klimakarten/ES_Fi2050.pdf
http://www.fva-bw.de/forschung/bui/klimakarten/ES_Bu2010.pdf
http://www.fva-bw.de/forschung/bui/klimakarten/ES_Bu2050.pdf
http://www.fva-bw.de/forschung/bui/klimakarten/ES_TrEi2050.pdf
Einzelnachweise:
(1) Wikipedia, die freie Enzyklopädie: „2-Grad-Ziel“, 2013
(2) Andrea Weber: „Frühbucherrabatt zum Klimawandel – Europa mit nassen Füßen“
– Rückblick auf die Ausstellung 2006, „Natur- und Umweltschutz in Filderstadt 2007,
Spezialthema Wasser“, 2006
(3) Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg, 2013
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