Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie, 2014

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Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie
Ergebnisse aus Psychotherapie, Beratung und Psychiatrie
Herausgeberinnen und Herausgeber:
Ulrike Lehmkuhl, Berlin; Albert Lenz, Paderborn; Franz Resch, Heidelberg; Georg Romer, Münster;
Maria von Salisch, Lüneburg; Svenja Taubner, Klagenfurt
Verantwortliche Herausgeber:
Univ.-Prof. Dr. med. Franz Resch, Klinik für Kinder und Jugendpsychiatrie, Zentrum für Psychosoziale
Medizin, Universitätsklinikum Heidelberg, Blumenstr. 8, D-69115 Heidelberg
Univ.-Prof. Dr. med. Georg Romer, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychosomatik und
-psychotherapie, Schmeddingstr. 50, D-48149 Münster
Redakteur: Dipl.-Psych. Kay Niebank (verantw. i. S. des niedersächs. Pressegesetzes), Hartwigstr. 2c,
D-28209 Bremen, E-Mail: [email protected]
Gegründet von A. Dührssen und W. Schwidder
Frühere Herausgeber: R. Adam, M. Cierpka, A. Dührssen, E. Jorswieck, G. Klosinski, M. Müller-Küppers,
W. Schwidder, I. Seiffge-Krenke, F. Specht, A. Streeck-Fischer
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Die in dieser Zeitschrift veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Übersetzungen,
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Druck- und Bindearbeiten: Hubert & Co, Göttingen.
Die Zeitschrift wird regelmäßig von den Literaturdatenbanken DIMDI, ETHMED, Psyc-INFO und
PSYNDEX und den Referatediensten „Current Contents“ (SSCI), „Psychological Abstracts“ und
„Psychologischer Index“ ausgewertet.
Gedruckt auf umweltfreundlichem, chlor- und säurefreiem Papier.
ISSN (Printausgabe): 0032-7034, ISSN (online): 2196-8225, ISSN (E-Journal): 0032-7034
1 Beilage: Pearson Assessment & Information GmbH
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Inhalt
Übersichtsarbeiten / Review Articles
Marina Zulauf Logoz
Die Revision und 5. Auflage des Diagnostic and Statistical Manual of Mental
Disorders (DSM-5) und ihre Auswirkungen auf die Diagnostik im Kinder-/
Jugendbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 562
The Revision and 5th Edition of the Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders
(DSM-5): Consequences for the Diagnostic Work with Children and Adolescents
Originalarbeiten / Original Articles
Lisa Steger, Maria Höllwarth, Gerhard Rumpold und Barbara Juen
Beziehungsmuster bei Müttern von Kleinkindern mit funktioneller Obstipation . . . 577
Relationship Pattern of Mothers with Functional Constipated Infants
Katrin Niemann und Frank Häßler
Seelische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in der stationären Jugendhilfe/
Heimerziehung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 590
Children’s and Adolescents’ Mental Health in Residential Youth Care Settings
Autoren und Autorinnen / Authors 607 | Buchbesprechungen / Book Reviews 608
Tagungskalender / Congress Dates 611 | Mitteilungen / News 613
Aus dem Inhalt des nächsten Heftes / Preview of the next Issue 613
Prax. Kinderpsychol. Kinderpsychiat. 63: 561 (2014), ISSN: 0032-7034 (print), 2196-8225 (online)
© Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen 2014
ÜBERSICHTSARBEITEN
Die Revision und 5. Auflage des Diagnostic and Statistical
Manual of Mental Disorders (DSM-5) und ihre Auswirkungen
auf die Diagnostik im Kinder-/Jugendbereich
Marina Zulauf Logoz
Summary
The Revision and 5th Edition of the Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders
(DSM-5): Consequences for the Diagnostic Work with Children and Adolescents
The present paper describes and discusses the major revisions in DSM-5 for children and adolescents. A major modification is that the separate chapter for disorders first diagnosed in childhood and adolescence was abandoned in favour of the integration of these clinical pictures into
the relevant disorder-specific chapters. Several new diagnoses and diagnostic groups were introduced: “Disruptive mood regulation disorder” is a new diagnosis; the different diagnoses for
autism were brought together into one, and a new diagnostic group for obsessive-compulsive
disorders has been established. The developmental approach of DSM-5 and the integration of
dimensional assessment tools are to be welcomed. Practice will show if the critiques afraid of
possible increases in prevalences or those who approve the changes will end up being right.
Prax. Kinderpsychol. Kinderpsychiat. 63/2014, 562-576
Keywords
DSM-5 – childhood – adolescence – mental disorders
Zusammenfassung
Die wichtigsten Änderungen im DSM-5 für den Kinder- und Jugendbereich werden erörtert. Sie
bestehen unter anderem darin, dass die klinischen Bilder in Kindheit und Jugend nun störungsspezifisch bei den jeweiligen Diagnosen eingeordnet wurden. Neu wurde „Disruptive mood regulation disorder“ als Diagnose eingeführt, die Autismus-Diagnosen zusammengefasst, und für die
Zwangsstörungen eine neue Diagnosegruppe gebildet. Zu begrüßen sind die Entwicklungsorientierung und der Einbezug dimensionaler Diagnoseinstrumente. Ob die Kritiker recht behalten,
dass es zu häufigeren Diagnosen kommt, oder die Befürworter, und sich die neuen Diagnosen und
neuen Kriterien positiv auf die Behandlung auswirken, wird die Praxis in Zukunft zeigen.
Prax. Kinderpsychol. Kinderpsychiat. 63: 562 – 576 (2014), ISSN: 0032-7034 (print), 2196-8225 (online)
© Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen 2014
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DSM-5 und Diagnostik im Kinder-/Jugendbereich������
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Schlagwörter
DSM-5 – Kinder – Jugendliche – psychische Störungen
1
Hintergrund
Im Mai 2013 ist die 5. Auflage des Diagnostischen und statistischen Manuals für psychische Störungen erschienen. Die Vorarbeiten dazu haben 2006 begonnen und umfassen Literaturreviews, Feldstudien, Datenanalysen sowie die Integration von Rückmeldungen aus wissenschaftlich und praktisch arbeitenden Fachkreisen. Im Jahr 2010
wurde der Entwurf von der American Psychiatric Association während sechs Wochen
online geschaltet, um den Text neben der Begutachtung durch Expertenkomitees auch
einer globalen Meinungsäußerung zugänglich zu machen. Ziele bei der Überarbeitung
der Vorgängerversion DSM-IV waren die Präzisierung unscharfer „NNB (nicht näher
bezeichnet) Diagnosen“, die verbesserte Überein-stimmung mit dem ICD-System der
Weltgesundheitsorganisation WHO, die Weiterentwicklung hinsichtlich der wissenschaftlichen und empirischen Fundierung von Diagnosen und der Einbezug dimensionaler Untersuchungsverfahren, um den Schweregrad von Störungen besser abzubilden (vgl. Zucker, 2012). Eine deutsche Übersetzung liegt noch nicht vor. Die folgende
Arbeit gibt im ersten Teil eine Übersicht derjenigen Veränderungen, die Kinder und
Jugendliche mit psychischen Störungen betreffen und evaluiert im zweiten Teil die
Konsequenzen für die Praxis (vgl. Zulauf Logoz, 2013). Für weiterführende Informationen, insbesondere den späteren Jugend- bis Erwach-senenbereich betreffend, sei auf
das Kapitel „Highlights of Changes from DSM-IV to DSM-5“ des DSM-5 (American
Psychiatric Association, 2013, S. 809-816) verwiesen. Es bietet einen kurzen Abriss
aller Veränderungen pro Diagnosegruppe. Grundsatzüberlegungen sind in der Einleitung des Manuals beschrieben.
1.1 Die grundsätzlichen Neuerungen
Die für den Kinderbereich wichtigste Änderung liegt bereits in der Grundstruktur des Manuals: Das DSM-5 ist nach einem „lifespan approach“ organisiert und
einem entwicklungsorientierten Ansatz verpflichtet. Im ersten Kapitel des DSM-IV
(American Psychiatric Association, 1994, dt. 1998) waren unter „Störungen, die
gewöhnlich zuerst im Kleinkindalter, in der Kindheit oder Adoleszenz diagnostiziert werden“ verschiedene, unterschiedliche Störungsbilder subsumiert. Daran
schlossen sich die Kapitel „Delir, Demenz, amnestische und andere kognitive Störungen“ / „Psychische Störungen aufgrund eines Medizinischen Krankheitsfaktors“
/ „Störungen im Zusammenhang mit Psychotropen Substanzen“ an, und schließlich
die Psychischen Erkrankungen im engeren Sinne bei Erwachsenen. Die Liste der
diagnostischen Kriterien und Diagnosekodes im neuen Manual DSM-5 folgt der
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Altersentwicklung, separiert aber Störungen des Kindesalters nicht mehr als störungsübergreifenden klinischen Bereich, sondern ordnet sie störungsspezifisch bei
den jeweiligen Diagnosen ein. Demnach finden sich am Anfang der Section II („Diagnostic Criteria and Codes“) des DSM-5 Störungsbilder, die bereits im Kindesalter
bestehen und entsprechend früh in der Entwicklung diagnostiziert werden können,
z. B. „Neurodevelopmental Disorders“, wie Intelligenzminderungen und Entwicklungsverzögerungen, Störungen der sprachlichen Kommunikation, Störungen aus
dem Autismus-Spektrum, Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsstörungen, spezifische Lernstörungen und Störungen der Motorik. Gefolgt werden diese Kapitel von
Beschreibungen derjenigen Störungsbilder, die sich typischerweise im Jugend- oder
Erwachsenenalter manifestieren, z. B. die Störungen des Schizophrenie-Spektrums,
Psychosen und Bipolare Störungen. Im Kapitel „Angststörungen“ finden sich neu
die Trennungsangststörung und der selektive Mutismus, die bisher im DSM-IV unter den Störungen des Kindesalters aufgelistet waren. Auch werden im DSM-5 neu
für jede einzelne Diagnosekategorie das typische Alter bei der Erstmanifestation,
Frühsymptome sowie empirisch belegte Entwicklungsbesonderheiten mit Risikocharakter beschrieben. Der Entwicklungsgedanke zeigt sich darüberhinaus in den
Unterabschnitten „Development and Course“ (d. h. Entwicklung und Verlauf): Hier
finden Kliniker möglichst präzise Hinweise und Altersangaben für früh erkennbare,
störungsspezifische Besonderheiten, die ein spezifisches Entwicklungsrisiko anzeigen können, sowie eine Darstellung möglicher Verläufe über die Lebensspanne
hinweg. Im dritten Teil des Manuals (Section III – Emerging Measures and Models)
findet sich eine Symptomcheckliste für Eltern bzw. für Bezugspersonen von Kindern
zwischen 6 und 17 Jahren. Sie bezieht sich auf 25 klinisch relevante Auffälligkeiten
in 12 Bereichen (z. B. Aufmerksamkeitsprobleme, Irritabilität, Psychosesymptome,
Suizidgedanken/-versuche) in den vergangenen 2 Wochen. Die Beurteilung erfolgt
in 2 Stufen: Level 1 entspricht einem Screening in 12 verschiedenen Bereichen und
Level 2 einer genaueren störungsspezifischen Beschreibung. Die Beurteilung der so
genannten „level-1-items“ erfolgt auf einer 5-stufigen Häufigkeitsskala (0 = nie, bis
5 = fast täglich). Nur für Substanzgebrauch und Suizidalität erfolgt die Beurteilung
dichotom (Ja/Nein/Unbekannt). Online (www.psychiatry.org/dsm5) ist ein entsprechendes Selbstbeurteilungsinstrument für Kinder/Jugendliche im Alter von 11-17
Jahren verfügbar (American Psychiatric Association, 2012). Bei erhöhten Werte
in einem der 12 Bereiche soll, ebenfalls online (s. o.) verfügbar, die passende störungsspezifische Symptomliste („level-2-items“) von den Eltern/Bezugspersonen
sowie von Patienten ab 11 Jahren bearbeitet werden. Die Resultate liefern keine normierten Werte, können aber eine gute Grundlage für die Beurteilung des Schweregrades durch eine klinische Fachperson bieten.
Section III im DSM-5 enthält zudem Störungsbilder, die zunächst provisorisch formuliert wurden (d. h. „weiterer Forschung bedürfen“). Folgende Störungsbilder sind für das
Kindes- und Jugendalters noch nicht ausreichend erforscht hinsichtlich ihrer Kriterien
und Prävalenzen und aktuell nicht als Diagnosen verwendbar: Die „Persistent Complex
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DSM-5 und Diagnostik im Kinder-/Jugendbereich������
565
Bereavement Disorder“ kann bei Kindern nach dem Verlust einer engen Bezugsperson
auftreten. Sie beinhaltet einen Zustand mit intensivem, beeinträchtigendem Leiden und
emotionale Veränderungen, die eine Anpassung auch sechs Monate nach dem Verlusterlebnis verhindern. Die „Internet Gaming Disorder“ tritt nach derzeitigem Erkenntnisstand
bei männlichen Jugendlichen zwischen 12 und 20 Jahren und in asiatischen Ländern
am häufigsten auf. Sie besteht in einem suchtartigen Gebrauch von Online-Spielen mit
Toleranzentwicklung, Kontrollverlust, Entzugserscheinungen und massiven negativen
sozialen Auswirkungen. Die „Neurobehavioral Disorder Associated with Prenatal Alcohol
Exposure“ umfasst neurokognitive, emotionale und soziale Beeinträchtigungen bei Kindern, deren Mütter nachweislich während der Schwangerschaft Alkohol in schädlicher
Menge konsumiert haben. Im Unterschied zum „Fetalen Alkoholsyndrom“ sollen nicht
die körperlichen Merkmale beim Kind ausschlaggebend für die Diagnose sein. „Nonsuicidal Self-Injury“ beginnt meist im frühen Teenageralter. An zumindest fünf Tagen
im vergangenen Jahr haben sich solche Jugendliche Blutung, Quetschung oder Schmerz
selbst zugefügt. Die Funktion des selbstschädigenden Verhaltens muss diagnostisch in
Zusammenhang mit der Erleichterung von negativen Gedanken/Gefühlen stehen, der
Lösung interpersoneller Konflikte und der Suche nach einem positiven Gefühlszustand.
Suizidale Absichten müssen dabei ausgeschlossen werden können.
2
Die Störungsbilder bei Kindern/Jugendlichen: Was ist neu?
Im folgenden werden Neuerungen anhand von Beispielen hervorgehoben. Sowohl
in der Reihe der European Journals of Child and Adolescent Psychiatry, z. B. Steinhausen (2013), Thomsen (2013), Lauritsen (2013) als auch in der Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie (2014) wurden Sonderhefte zu den Änderungen bei den
einzelnen Störungsbildern zusammengestellt. Hinsichtlich der „Autism Spectrum
Disorder“ (299.00) ergibt sich eine konzeptuelle Neuerung, die alle Störungen des
autistischen Spektrums zu einer einzigen, dimensional angelegten diagnostischen
Kategorie verbindet. Die bisher fünf verschiedenen Autismus-Diagnosen aus dem
DSM-IV (299.00 „Autistische Störung“; 299.10 „Desintegrative Störung im Kindesalter“; 299.80 „Rett-Störung“, 299.80 „Asperger-Störung“, sowie 299.80 „Nicht
näher bezeichnete tiefgreifende Entwicklungsstörung einschließlich Atypischer
Autismus“) wurden zur Diagnose 299.00 „Autism Spectrum Disorder“ zusammengefasst. Als Kernsymptome gelten 1. Defizite in der sozialen Kommunikation und
Interaktion und 2. eingeschränkte, repetitive Muster im Verhalten, den Interessen
und Aktivitäten der Betroffenen.
Beispielhaft für Essstörungen kann gesagt werden, dass der Bereich der Essstörungen
insgesamt weitgehend unverändert blieb. Es wurde aber die bisher provisorische Diagnosekategorie „Binge-Eating disorder“ 307.51 als valide und klinisch relevante Diagnose endgültig aufgenommen. Das Kriterium „Häufigkeit“ ist neu mit einem Essanfall pro Woche (statt wie zuvor zwei) während der vergangenen drei Monate (statt
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wie zuvor während 6 Monaten) erfüllt. Die Änderung des Häufigkeitskriteriums gilt
in gleicher Weise für die Diagnose 307.51 Bulimia Nervosa. Um die Diagnose 307.1
Anorexia Nervosa stellen zu können, ist neu das Kriterium „Amenorrhoe“ nicht mehr
erforderlich. Außerdem findet sich der neue Hinweis, dass bei Kindern und Jugendlichen das Kriterium „Untergewicht“ statt anhand des errechneten BMI (body mass
index < 17.7) anhand der altersentsprechenden BMI-Perzentile (PRBMI < 10) zu bestimmen ist. Hinzu kommt die präzisierte Formulierung, dass entweder eine Angst
vor Gewichtszunahme oder spezifische Verhaltensweisen zur Verhinderung von Gewichtszunahme bei den betroffenen Kindern/Jugendlichen festzustellen sind.
Die „Fütterstörung im Säuglings- oder Kleinkindalter“ (DSM-IV) wurde umbenannt
in 307.59 Avoidant/Restrictive Food Intake Disorder und die diagnostischen Kriterien
stark erweitert. Ein Beginn vor dem Alter von sechs Jahren ist nicht mehr erforderlich.
Es muss eine signifikante Mangel- oder Unterernährung bestehen, eine Abhängigkeit
von künstlicher Ernährung oder von Nahrungsergänzungsmitteln, und zudem ein negativer Einfluss der Störung auf psychosoziale Funktionen deutlich sein.
Im Kapitel „Depressive Disorders“ wurde eine ganz neue Diagnose 269.99 Disruptive
Mood Dysregulation Disorder für Kinder bis zum Alter von 18 Jahren geschaffen. Das
Hauptmerkmal dieser Stimmungsstörung ist chronische, schwerwiegende und überdauernde Irritabilität mit zwei Manifestationsarten: Erstens treten häufig (d. h. mindestens
dreimal pro Woche) Wutanfälle in Form von verbalen und/oder aggressiven Ausbrüchen
gegenüber Menschen oder Sachen typischerweise als Reaktion auf Frustration des Kindes
auf, und zwar seit mindestens einem Jahr in zwei verschiedenen Kontexten (z. B. sowohl
zuhause als auch in der Schule). Zweitens besteht auch zwischen den Wutausbrüchen fast
täglich und während des größeren Teils der Tage eine chronisch irritable, wütende Stimmungslage. Die irritable und wütende Verfassung muss für das Kind charakteristisch
und für Außenstehende erkennbar sein. Die Diagnose „Disruptive Mood Dysregulation
Disorder“ kann nicht komorbid mit einer Störung mit oppositionellem Trotzverhalten
oder einer bipolaren Störung diagnostiziert werden, hingegen können die Diagnosen
ADHS, Depression, Störung des Sozialverhaltens und Substanzmissbrauch gleichzeitig
gestellt werden. Bei Kindern, deren Verhalten sowohl die Kriterien der neue Diagnose als
auch die Kriterien einer Störung mit oppositionellem Trotzverhalten erfüllen, wird der
Diagnose „Disruptive Mood Dysregulation Disorder“ der Vorrang gegeben. Der Beginn
der Störung muss vor dem Alter von zehn Jahren liegen und die Diagnosestellung kann
ab einem Entwicklungsalter von sechs Jahren erfolgen. Falls bei einem Kind zu einem
früheren Zeitpunkt die Kriterien einer bipolaren Störung erfüllt waren, kann die Diagnose „Disruptive Mood Dysregulation Disorder“ nicht vergeben werden.
295.90 Schizophrenie: Die Aufteilung der Schizophrenie in die Subtypen Paranoider
Typus, Desorganisierter Typus, Katatoner Typus, Undifferenzierter Typus und Residualer Typus wurde aufgrund ihrer mangelhaften Evidenzbasierung aufgehoben. Neu
ist außerdem, dass die Diagnose zwar weiter auf mindestens zwei von fünf Symptomen
des Kriteriums A beruht, aber das Vorhandensein mindestens eines der Kernsymptome
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der Psychose erforderlich ist, das heißt Wahn, Halluzinationen oder desorganisierte
Sprechweise. Zudem wurde auf die Besonderheit verzichtet, dass die Diagnose einer
Schizophrenie bei Bizarrheit des Wahninhaltes, bei einer kommentierenden Stimme
oder bei mehreren miteinander kommunizierenden Stimmen allein anhand des Symptoms Wahn gestellt werden konnte. Kliniker sollen anhand der Rating-Skala „Clinician-Rated Dimensions of Psychosis Symptom Severity“ den Ausprä-gungsgrad von
Symptomen aus acht Bereichen beurteilen: Halluzinationen, Wahn, desorganisierte
Sprechweise, anormales psychomotorisches Verhalten, Negativsymptome, kognitive
Beeinträchtigungen, Depression und Manie. Die Ausprägungen umfassen fünf Stufen im Sinne von nicht vorhanden, uneindeutig-, leicht-, mäßig-, oder schwerwiegend
vorhanden und beziehen sich auf die vergangenen sieben Tage. Die Einschätzung hat
prognostische Bedeutung für die kognitive und neuropsychologische Beeinträchtigung. Für Kinder wird spezifiziert, dass visuelle Halluzinationen häufiger vorkommen
als bei Erwachsenen, und dass die halluzinatorischen und wahnhaften Inhalte weniger
elaboriert sein können als bei Erwachsenen. Die klare Unterscheidung zwischen kindlichen Fantasiespielen und visuellen Halluzinationen wird betont.
302.6 Gender Dysphoria: Diese Bezeichnung löst die „Störung der Geschlechtsidentität“ des DSM-IV ab. Auf Kinder angewendet wird die Diagnose restriktiver
gehandhabt als bisher, da nun „ein starkes Verlangen, dem anderen Geschlecht anzugehören“ (Kriterium A1) neben fünf weiteren Merkmalen, das heißt, insgesamt
mindestens sechs erfüllten A-Kriterien, gefordert wird. Bisher konnte die Diagnose
mit vier aus fünf A-Merkmalen gestellt werden, wodurch das Kriterium A1 nicht
zwingend erfüllt sein musste. Eine weitere Änderung besteht darin, dass in A1
nun die spontane Äußerung des Verlangens, einem anderen Geschlecht anzugehören, nicht mehr gefordert wird. Dies soll eine Diagnosestellung bei Kindern auch
dann ermöglichen, wenn sie ihr Bedürfnis nicht direkt mitzuteilen wagen, sich aber
dementsprechend verhalten, z. B. heftige Reaktionen zeigen, wenn sie auf ihr biologisches Geschlecht angesprochen oder dementsprechend behandelt werden (vgl.
auch Möller u. Romer, 2014).
313.89 bis 309.9 Trauma- and Stressor-Related Disorders: Die DSM-IV-Diagnosen
309.81 Posttraumatische Belastungsstörung und 313.89 Bindungsstörung wurden bezüglich der Kriterien und ihrer Einordnung überarbeitet. Neu ist, dass für die Diagnose
einer posttraumatischen Belastungsstörung vier statt wie zuvor drei Symptombereiche
erkennbar sein müssen: 1. Wiedererleben des Traumas, 2. erhöhte Erregbarkeit (z. B.
Aggressivität, riskantes oder selbstschädigendes Verhalten, Schlafstörungen), 3. Vermeidung externer und interner Hinweisreize, die an das Trauma erinnern könnten,
und 4. negative Gedanken oder Gefühle. Der Symptombereich Vermeidung/emotionale Taubheit des DSM-IV wurde dafür in zwei Bereiche aufgeschlüsselt, nämlich
in die Vermeidung traumarelevanter Reize einerseits, und in überdauernde negative
Veränderungen von Gefühlen und Gedanken andererseits. Das Kriterium „Intrusi-
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onen“ (Wiedererleben) wird durch die Darstellung möglicher Manifestationsformen
bei Kindern ergänzt, z. B. als Wiederholung traumatischer Szenen im Spiel oder als
repetitives Spielverhalten hinsichtlich von Aspekten des Traumas. Zudem werden separate, altersspezifische Kriterien für die Diagnose der PTSD bei jungen Kindern bis
zum Alter von sechs Jahren beschrieben, die dementsprechend als 309.81 Posttraumatic Stress Disorder (includes Posttraumatic Stress Disorder for Children 6 Years and
Younger) aufgeführt ist. Traumatisierende Szenen, die über Filme oder elektronische
Medien erlebt werden, sind dabei als traumatische Ereignisse ausgeschlossen.
Neu ist insbesondere auch die Einordnung der Bindungsstörungen (313.89 Reactive
Attachment Disorder und 313.89 Disinhibited Social Engagement Disorder) in den Bereich der „Trauma- and Stressor-Related-Disorders“. Zuvor wurde die Bindungsstörung
im DSM-IV-Kapitel „Andere Störungen mit Beginn im Kleinkindalter“, zwischen „Selektiven Mutismus“ und der „Stereotypen Bewegungsstörung“ aufgeführt. Beide Formen der Bindungsstörung werden nun als klar voneinander abgegrenzte Diagnosen
beschrieben. Während eine überdauernde und schwere Vernachlässigung während der
ersten Lebensjahre als eine gemeinsame Ursache festgehalten wird, geht das DSM-5 davon aus, dass nur die reaktive Bindungsstörung mit einer unvollständig entwickelten oder
fehlenden primären Bindung zusammenhängt. Sie sei durch eine deutliche Reduktion
positiver Gefühlsäußerungen, die Abwesenheit von erwartungsgemäßem Bindungsverhalten und durch Episoden von Angst oder Irritabilität ohne äußere Auslöser gekennzeichnet. Insgesamt ist für diese Form der Bindungsstörung Depressivität und sozialer
Rückzug kennzeichnend. Hingegen könne die Bindungsstörung mit Enthemmung auch
bei vorhandenen primären Bindungsbeziehungen auftreten und manifestiere sich als
wahlloses und distanzloses Sozialverhalten bei Kleinkindern, im Vorschulalter zusätzlich durch eine gesteigerte Suche nach Aufmerksamkeit und in der mittleren Kindheit
zusätzlich durch gespielte Gefühlsäußerungen besonders im Kontakt mit Erwachsenen.
Im Jugendalter fallen neben wahllosem Sozialverhalten auch konflikthafte Gleichaltrigenbeziehungen auf. Diese Form der Bindungsstörung ist durch Enthemmung und externalisierende Verhaltensauffälligkeiten gekennzeichnet.
2.1 Dissoziative Störungen
300.14 Dissoziative Identitätsstörung: Die Kriterien der dissoziativen Identitätsstörung
wurden präzisiert. Die Feststellung von Symptomen plötzlich eintretender Veränderungen im Bereich des Bewusstseins, des Affekts sowie kognitiver, sensorischer und
motorischer Prozesse (Kriterium A.) kann neu sowohl auf Fremdbeobachtung oder/
und auf Selbstberichten basieren. Wiederholte Gedächtnisprobleme (Kriterium B.)
können sich neu nicht nur auf wichtige persönliche Informationen, sondern auch auf
Alltagsereignisse beziehen. Die Erstmanifestation der dissoziativen Identitätsstörung
kann ab der frühen Kindheit in jedem Alter festgestellt werden. Komorbid entwickeln
viele Betroffene eine Posttraumatische Belastungsstörung: Die Abgrenzung der beiden
Diagnosen besteht darin, dass spezifisch bei einer Dissoziativen Identitätsstörung a)
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Amnesien auch für normale Alltagsereignisse auftreten können, b) zudem auf posttraumatische flashbacks eine dissoziative Amnesie für die Inhalte folgen kann, c)
plötzlich eintretende dissoziative Zustände ohne Bezug zu traumatischen Inhalten das
Selbst- und Selbstwirksamkeitsgefühl beeinträchtigen können, und d) seltene, vollständige Wechsel zwischen verschiedenen Identitätszuständen eintreten können.
300.6 Depersonalization/Derealization Disorder: Wie aus dem neu zusammengesetzten
Namen ersichtlich wird, basiert die neu konfigurierte Diagnose a) auf dem Vorliegen des
wiederholt bzw. überdauernd erlebten Gefühls eigener Unwirklichkeit bezüglich verschiedenster Aspekte wie als unwirklich erlebte Gefühle, Körpersensationen, Zeitempfinden und anderes mehr (Depersonalisation), oder b) dem wiederholten bzw. überdauernden Eindruck einer als unwirklich erlebten Umwelt (Derealisation), oder c) dem
gemeinsamen Auftreten beider Phänomene. Im DSM-IV war Derealisation nicht in die
Kriterien der Depersonalisationsstörung integriert, sondern als separates Phänomen in
der Liste möglicher Beispiele für die „Nicht Näher Bezeichneten Dissoziativen Störung“
(300.15) aufgeführt. Die Depersonalization/Derealization Disorder beginnt nach DSM-5
meist im Jugendalter mit etwa 16 Jahren, kann aber prinzipiell auch früher diagnostiziert
werden. Unter den Risikofaktoren werden insbesondere bei dieser Form der Dissoziativen Störung das Erleben interpersonelle Traumata in der Kindheit diskutiert. Empirisch
bestehe ein relativ deutlicher Zusammenhang zu emotionalem Missbrauch und emotio­
naler Vernachlässigung. Auch körperliche Misshandlung, häusliche Gewalt, psychisch
kranke und ernsthaft beeinträchtigte Eltern zählen zu den psychosozialen Risikofaktoren für eine Erkrankung dieser Art, wogegen sexueller Missbrauch seltener gefunden
werde. Komorbid werde selten eine PTSD gefunden, jedoch eine erhöhte Prävalenz der
unipolaren Depression und/oder einer Angststörung.
2.2 Somatic Symptom and Related Disorders
Die Gruppe der im DSM-IV als „Somatoforme Störungen“ bezeichneten Diagnosen
wurde stark überarbeitet. Dies basiert einerseits auf der Zurückhaltung, körperliche
Beschwerden bei medizinisch nicht identifizierbarer Ursache automatisch einer
psychischen Störung zuzuschreiben, und andererseits auf Kritik an zu unscharfer
Abgrenzung der früheren einzelnen Diagnosen. Alle Störungen der Gruppe der Somatic Symptom and Related Disorders können altersunabhängig auftreten.
300.82 Somatic Symptom Disorder, 300.7 Illness Anxiety Disorder: Ein wesentliches diagnostische Kriterium im DSM-5 bezieht sich nun darauf, ob eher die körperlichen
Beschwerden im Vordergrund stehen oder vor allem die Angst, unter einer körperlichen Krankheit zu leiden. Die DSM-IV Diagnosen 300.81 Somatisierungsstörung,
300.81 Undifferenzierte Somatoforme Störung, 307 Schmerzstörung und 300.7 Hypochondrie wurden aufgehoben, da sich die entsprechenden klinischen Bilder zumeist in die oben genannten Hauptdiagnosen einordnen lassen. Zwei diagnostische
570 M. Zulauf Logoz
Restkategorien (300.89 Other Specified Somatic Symptom and Related Disorder) sind
für Zustandbilder vorgesehen, die entweder keiner der Diagnosen zugeordnet werden
können oder die nicht alle Kriterien ausreichen erfüllen (300.82 Unspecified Somatic
Symptom and Related Disorder). Beibehalten wurde die Konversionsstörung 300.11,
allerdings mit präzisierten Kriterien. Kriterium B. betont z. B., dass die beobachteten
Ausfälle neurologisch zu untersuchen sind und nur dann als Konversionssyndrom
gelten, wenn sie inkompatibel mit neurologischen Gegebenheiten auftreten. Psychologische Stressoren müssen für die Diagnose nicht mehr zwingend zum Untersuchungszeitpunkt feststellbar sein. Es kann spezifiziert werden, ob solche Stressoren bestehen,
und ob die Störung akut oder dauerhaft (mehr als sechs Monate) besteht. Die vorgetäuschte Störung 300.19 wurde beibehalten, und eine neue Diagnose eingeführt: 316.
Psychological Factors Affecting Other Medical Conditions.
Der Aspekt, dass bestehende körperliche Erkrankungen durch psychische Faktoren
verschlechtert werden können, wie z. B. durch mangelnde Kooperation in der medizinischen Behandlung, von der Krankheit verursachte Angst, oder Persönlichkeitszüge,
die mit einer Genesung interferieren, wie z. B. Wutausbrüche, wurde bisher außerhalb
der eigentlichen Diagnoseliste aufgeführt. Dies wurde als psychiatrische Diagnose neu
aufgenommen.
300.3 Zwangsstörungen: Die wichtige Neuerung in diesem Bereich besteht darin, dass ein
eigenes Kapitel „Obsessive-Compulsive and Related Disorders“ für die Zwangsstörungen
eröffnet wurde, während sie im DSM-IV unter den Angststörungen eingeordnet waren. Das Unterkapitel „Development and Course“ hält hier fest, dass 25 % der Patienten
bereits im Alter von 14 Jahren erkranken, und fast 25 % der männlichen Patienten bei
Störungsbeginn jünger als 10 Jahre alt sind. Zudem wird betont, dass ein Erkrankungsbeginn im Kindes- oder im Jugendalter zu einem chronischen, lebenslangem Verlauf
führen kann. Neben der Zwangsstörung (300.3) im engeren Sinn, der Körperdysmorphen Störung (300.7; im DSM-IV den somatoformen Störungen zugeordnet) und der
Trichotillomanie (312.39; im DSM-IV unter Störungen der Impulskontrolle) finden
sich zwei neue Diagnosen. Die „Hoarding Disorder“ (3003.3), bei der ein exzessives und
irrationales Bedürfnis, Dinge zu horten, im Vordergrund steht, kombiniert mit einer
deutlichen Beeinträchtigung des sozialen Funktionsniveaus, kann ab dem Alter von elf
Jahren durch erste Symptome erkennbar werden. Die „Skin-Picking Disorder“ 698.4 beinhaltet übermäßiges, schädigendes Zupfen der Haut und zeigt einen Beginn um die
Pubertät. Für jede Diagnose ist zusätzlich das Kriterium „Krankheitseinsicht“ nach der
Ausprägung „gut oder mäßig“, „schwach“ und „nicht vorhanden“ zu spezifizieren. Damit können Kinder, wie schon in DSM-IV, aber auch Erwachsene, die vom Realitätsgehalt ihrer Zwangsgedanken überzeugt sind, diese Diagnose erhalten.
314 Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung ADHS: Nach DSM-IV konnte gegenüber dem ICD-10 bereits zwischen Subtypen unterschieden werden (primär unaufmerksam, hyperaktiv/impulsiv, oder kombiniert), was zu einer höheren Prävalenz
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571
der Störung geführt hat. Dies wurde beibehalten, die Subtypen werden jetzt aber als
„presentations“, das heißt Manifestationsarten derselben Störung, bezeichnet.
315 Specific Learning Disorder: Unter den Lernstörungen als Diagnoseeinheit innerhalb der „Neurodevelopmental Disorders“ werden die bisherigen Diagnosen 315.00
Lesestörung, 315.1 Rechenstörung, 315.2 Störung des Schriftlichen Ausdrucks und
315.9 Nicht näher bezeichnete Lernstörung im DSM-5 kombiniert. Der Grundgedanke dabei ist, dass diese häufig gemeinsam auftreten, und dass ihnen diagnostisch
drei Kernmerkmale gemeinsam sind: Die Diskrepanz zur allgemeinen Intelligenz, der
Ausschluss organischer Befunde (Sehstörung, Hörstörung, motorische Behinderung)
und der Ausschluss unzureichender Beschulung im Bereich der Lernstörung.
3
DSM-5 und mögliche Folgen für die Praxis
3.1 Dem Überdiagnostizieren entgegenwirken: Disruptive Mood
Dysregulation Disorder
Die Diagnose wurde entwickelt, um dem potenziellen Überdiagnostizieren der bipolaren Störung bei Kindern entgegenzuwirken. Eine bipolare Störung bei Kindern
zeigt definitionsgemäß einen episodenhaften Verlauf mit klar abgrenzbaren Phasen,
in denen ein manisches oder hypomanischem Zustandsbild vorherrscht, das eindeutig nicht dem gewöhnlichen Verhalten des Kindes entspricht. Da auch kontinuierlich verlaufende Zustandsbilder mit ausgeprägter Irritabilität, das heißt andauernd
irritable Stimmung ohne abgrenzbare Phasen von (Hypo-)Manie und Depression
bei Kindern in den letzten Jahrzehnten vor allem in den USA immer häufiger als
bipolare Störung diagnostiziert wurde, hatte dies zu einem raschen Anstieg dieser
Diagnosen geführt. Hier könnte eine Fehldiagnose, das heißt eine zu häufige Diagnose „Bipolare Störung“, umgangen und der Fokus bei diesen Patienten stärker auf
psychotherapeutische und psychologischpädagogische Interventionen ausgerichtet
werden. Es kann damit allerdings auch zu Verschiebungen von Diagnosen kommen,
und zu Recht sollten die Kriterien auch für Disruptive Mood Dysregulation Disorder
nicht zu niederschwellig als erfüllt angesehen werden.
3.2 Unterdiagnostizieren im Bereich Autism Spectrum Disorder
Die Prävalenz des Autismus sei von der revidierten Diagnose nicht betroffen, betont der
Psychiater David Kupfer, Mitglied der DSM-5 Spitzengruppe und Chair der DSM-5 Task
Force an der Pressekonferenz im Mai 2013. Anderer Meinung sind Experten, die bereits
vor Erscheinen des Manuals auf den Entwurf reagiert hatten. Die Reduktion auf die beiden Kernkriterien „beeinträchtige soziale Interaktion und Kommunikation“ sowie „eingeschränkte Verhaltens-, Aktivitäts- und Interessensmuster“ führt zur Befürchtung, dass
572 M. Zulauf Logoz
in Zukunft weniger Kinder mit Autismus erfasst würden. Worley und Matson (2012)
zeigten an einer Stichprobe aus 208 Kindern und Jugendlichen mit einer Autismus-Diagnose nach DMS-IV, dass 32 % von ihnen bei Anwendung der DSM-5-Kriterien die
Diagnose nicht erhalten hätten. Obwohl die mit DSM-5 weiterhin als autistisch diagnostizierten Kinder schwerwiegendere Symptome im Bereich nonverbaler Kommunikation/sozialer Interaktion zeigten, waren die „herausgefallenen“ Kinder dennoch deutlich
beeinträchtigt und behandlungsbedürftig. Dies zieht die Befürchtung nach sich, dass bei
solchen Kindern die störungsspezifische Behandlung nicht mehr weiterfinanziert würde,
bzw. einige Kinder mit autistischen Symptomen im Kleinkindalter zukünftig gar nicht
erst erfasst und einer angemessenen Behandlung zugeführt würden. Wing, Gould und
Gillberg (2011) kritisieren, dass sensorische Überempfindlichkeit bei Menschen mit Autismus im DSM-5 nicht als essenzielles Kriterium enthalten ist. Die Frage, ob sensorische
Beeinträchtigungen als Hinweis auf eine Störung aus dem Autismus-Spektrum gelten
sollen, wird nach Ansicht von Wing et al. (2011) im DSM-5 nicht ausreichend einbezogen. Zudem beurteilen sie als problematisch, dass nach DSM-5 Autismus-Symptome
bereits in der Kindheit aufgefallen sein müssen. Für manche erwachsene Patienten würden nämlich gar keine entsprechenden Informanten zur Verfügung stehen. Gerade auch
für die Untersuchung weiblicher Jugendlicher und Frauen mit Autismus sei dies eine
Erschwernis, da einige erst spät in ihrer Entwicklung an den – komplexer gewordenen –
sozialen Anforderungen scheitern und deshalb entsprechend spät eine Untersuchung in
Anspruch nehmen würden.
3.3 Integration der klinischen Relevanz der Bindungsforschung
Der Stellenwert der Bindungsstörung im DSM-5, den das klinische Bild durch seine
Einordnung in die traumabedingten Störungen erhält, entspricht dem Stand entwicklungspsychopathologischer Forschung. Die Bindungsstörungen werden damit als ein
Zustand von Kindern beschrieben, der auf chronisch traumatisierende Entwicklungsbedingungen zurückgeht. Es würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, den Zusammenhang zwischen spezifischen Formen unsicherer Bindungsqualität, insbesondere der desorganisierten Bindung, und der Posttraumatischen Belastungsstörung bei
Kindern zu erörtern. Es wird beispielsweise deutlich, dass die verstört wirkenden Reaktionen unsicher-desorganisiert gebundener Kinder auf bindungsrelevante Themen
auch als Symptome einer PTSD aufgefasst werden könnten, bei der intensive Stressreaktionen während einer Konfrontation mit Hinweisreizen auftreten.
3.4 Dissoziative Identitätsstörung: Die Präzisierung des Kriteriums A.
Die Diagnose einer Dissoziativen Störung stellt hohe Anforderungen an die klinische
Expertise. Kriterium A. der Dissoziativen Identitätsstörung nach DSM-5 präzisiert nun
die möglichen Informationsquellen für dissoziative Symptome als Fremdbeobachtung
und/oder Selbstbericht. Zwar birgt auch dies Fehlermöglichkeiten in alle Richtungen,
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573
z. B. wenn eine der Informationsquellen einseitig zu stark gewichtet wird. Andererseits
wird dem Umstand Rechnung getragen, dass die Symptome durch ihr unkontrollierbares Auftreten während der Untersuchung nicht immer beobachtbar sind, und auch
von den Betroffenen nicht unbedingt bewusst wahrgenommen werden können.
3.5 Somatische Beschwerden nicht psychiatrisieren?
Dass die Möglichkeit einer noch nicht diagnostizierbaren körperlichen Erkrankung und
eine entsprechende deskriptive Diagnose Patienten prinzipiell vor ungerechtfertigten
psychologischen Deutungen schützen soll, scheint begrüßenswert. Es könnte aber bei
Kindern oder Jugendlichen dazu kommen, dass z. B. Bauch- oder Kopfschmerzen, Übelkeit oder Schlafstörungen nicht als Symptome einer Angststörung erkannt werden. Da
die Häufigkeit und klinische Relevanz der Angststörungen bei Kindern erst in den letzten
Jahren Beachtung gewonnen hat und es auch Eltern nicht immer leicht fällt, körperliche
Beschwerden ihres Kindes in Zusammenhang mit psychologischen Faktoren zu sehen,
könnte sich im Bereich der Angststörungen die diagnostische Sensitivität verringern.
3.6 Differentialdiagnose der Zwangsstörung
Die Präzisierung der Ausprägung einer Krankheitseinsicht bei Zwangsstörungen kann
verhindern, dass zwangskranke Kinder und Jugendliche wegen ihrer irrationalen
Überzeugungen als psychotisch oder schizophren diagnostiziert würden, wenn sie
ihre zwanghaften Befürchtungen als zutreffend erleben und sich nicht davon distanzieren können. Dies ist auch von großer therapeutischer Bedeutung. Allerdings ist
die Einschätzung der Einsichtsfähigkeit dann wiederum abhängig vor allem auch von
der Erfahrung des Klinikers.
3.7 Späte ADHS-Diagnosen
Die Kernsymptome der ADHS mussten nach DSM-IV bis zum 7. Lebensjahr aufgetreten sein. Da bei Erwachsenen mit Verdacht auf ADHS diese Symptome nur noch
retrospektiv erhoben werden konnten, hat man sich auf ein neues Alterskriterium von
12 Jahren geeinigt. Die bisherige Symptomliste wurde nicht geändert, aber um typisch
jugendspezifische Symptome für das Alter ab 17 Jahren ergänzt. Zudem muss die
Symptomatik zwar noch situationsübergreifend auftreten, aber die Kontexte werden
nicht mehr zwingend vorgegeben. All dies wird sehr wahrscheinlich zu einer Zunahme der Diagnose führen.
3.8 Verlust der multiaxialen Diagnostik
Gerade im Kinder- und Jugendbereich sind die Umweltfaktoren von eminenter Bedeutung (Achse III mit somatischen Befunden, die auch als Ursachen ausgeschlossen werden
574 M. Zulauf Logoz
müssen, Achse IV, die psychosoziale Faktoren erfasst mit Störungen der innerfamiliären
Kommunikation, Ereignissen mit gravierenden Auswirkungen auf das Lebensumfeld
der Patienten und Achse V, die Beurteilung des psychosozialen Funktionsniveaus). Um
ein angemessenes Gesamtbild der Patienten mit ihren Schwierigkeiten zu erhalten und
ein Störungsmodell mit ihnen erarbeiten zu können, sind diese Aspekte ätiologisch und
therapeutisch ausgesprochen wichtig. In der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie Zürich, wie auch in den meisten deutschsprachigen Kliniken, wird deshalb
mit dem multiaxialen Klassifikationsschema nach ICD-10 (Remschmidt, Schmidt,
Poustka, 2006) gearbeitet. Ein Verzicht auf die multiaxiale Diagnostik wäre ein großer
Verlust für die klinische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, da sich unter anderem
aus der genauen Erfassung der psychosozialen Belastungsfaktoren Ziele für die Therapie
und für flankierende Maßnahmen ableiten. Auch normale oder überdurchschnittliche
kognitive Fähigkeiten können als Ressource auf Achse III des MAS-ICD-10 erfasst werden, was im DSM-5 nicht möglich ist. Die kognitive Testuntersuchung bringt hier wesentliche störungsspezifische Informationen ein, wie z. B. die Testprofile bei Kindern mit
ADHS oder mit Teilleistungsschwächen, was auch für Interventionsplanung im schulischen Bereich eine wichtige Grundlage ist.
4
Fazit
Es wurde versucht, die wichtigsten Veränderungen im DSM-5 für den Kinder- und
Jugendbereich mit ihren Auswirkungen auf die diagnostische Arbeit zusammenzufassen. Dabei war eine sachliche Darstellung für interessierte Fachpersonen das Ziel.
Das neue Manual wurde von der Task Force DSM-5 als optimiertes Manual präsentiert, das durch präzisere Kriterien, verbesserte Evidenzbasierung und Integration
moderner Erhebungsmethoden die Reliabilität der psychiatrischen Diagnostik erhöhen würde. Dies bewirke eine Qualitätssicherung für Patienten, Kliniker, Wissenschaftler und Leistungsträger. Allen Frances, chair der Task Force für das DSM-IV,
stellt in seiner Kritik des DSM-5 (Frances, 2013) die Abgrenzbarkeit von Normalität
und psychischer Störung grundsätzlich infrage und befürchtet eine Psychiatrisierung Gesunder durch die methodischen Neuerungen im DSM-5. Ob Kritiker wie
Frances recht behalten, dass es zu häufigeren Diagnosen kommt, oder ob die Befürworter recht behalten, und sich die neuen Diagnosen und neuen Kriterien positiv
auf die Behandlung auswirken, wird die Praxis in Zukunft zeigen.
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575
Was ist neu im Kinder- und Jugendbereich?
Beispiele:
• Nur noch eine Autismus-Diagnose, die sensitiver und spezifischer sein soll.
Fraglich ist, ob die symptomspezifische Behandlung der Kinder mit DSM-IVDiagnosen sichergestellt bleibt.
• Bindungsstörung als „Trauma- and Stressor Related Disorder“; Posttraumatische Belastungsstörung bei jungen Kindern.
• „Disruptive Mood Dysregulation Disorder“ statt zu häufiger Diagnose einer
bipolare Störung.
• Die Zwangsstörung ist keine Angststörung mehr.
• ADHS ist auch später diagnostizierbar.
• Verlust der Achsen III (Medizinische Krankheitsfaktoren), IV (Psychosoziale
Belastungsfaktoren) und V (Psychosoziale Anpassung).
Literatur
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Remschmidt, H., Schmidt, M., Poustka, F. (Hrsg.) (2006). Multiaxiales Klassifikationsschema
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Wing, L., Gould, J., Gillberg, C. (2011). Autism spectrum disorders in the DSM-V: Better or
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Worley, J., Matson, J. (2012). Comparing Symptoms of autism spectrum disorders using the
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576 M. Zulauf Logoz
Zucker, K. L. (2012). Towards DSM-5: What’s changing for children and adolescents? iacapap
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Zulauf-Logoz, M. (2013). Über- und Unterdiagnostizierung. Wie das neue DSM Kinder und
Jugendliche erfasst. Psychoscope, 11, 8-11.
Korrespondenzanschrift: Dr. phil. Marina Zulauf Logoz, Universitätsklinik für
Kinder- und Jugendpsychiatrie, KJPD Zürich, Neumünsterallee 3, CH-8032 Zürich,
Schweiz; E-Mail: [email protected]
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ORIGINALARBEITEN
Beziehungsmuster bei Müttern von Kleinkindern
mit funktioneller Obstipation1
Lisa Steger, Maria Höllwarth, Gerhard Rumpold und Barbara Juen
Summary
Relationship Pattern of Mothers with Functional Constipated Infants
The present article investigates whether or not mothers of infants with functional constipation have
a specific relationship pattern. This question is addressed by analyzing the data collected at the day
care clinic for infant regulation disorders with appropriate methods like the questionnaire for the
assessment of adjustment of mothers with children in infancy (EMKK, Engfer u. Codreanu, 1984)
described here. The evaluation of data was performed in two ways: first with regard to the clinical
study group of mothers with infants (age range from one to five years) suffering from functional
constipation, and then compared to a clinical control group of mothers with infants who are coping with regulation disorders (by definition per Papouŝek, Schieche, Wurmser, 2010). With this
comparison differences between the two groups are made visible and clinical interventions can be
deduced accordingly. If the groups do not differ in their pattern described by the EMKK, the possible interventions can be adopted from the well-studied area of regulation disorders. The focus on
analyzing the data of mothers with functional constipated infants serves as an important starting
point for providing the best possible alignment of clinical intervention.
Prax. Kinderpsychol. Kinderpsychiat. 63/2014, 577-589
Keywords
constipation – regularity problems – infants – mothers – relationship pattern
Zusammenfassung
Ausgegangen wird von der Annahme, dass Mütter von Kleinkindern mit funktioneller Obstipation ein spezifisches Beziehungsmuster aufweisen. Aspekte des Beziehungsmusters wurden
an der Ambulanz für Regulationsstörungen im Kleinkindalter der Universitätsklinik Innsbruck
1 Forschungsprojekt gefördert durch das Doktoratsstipendium aus der Nachwuchsförderung der
Leopold-Franzens-Universität, Innsbruck, Österreich.
Prax. Kinderpsychol. Kinderpsychiat. 63: 577 – 589 (2014), ISSN: 0032-7034 (print), 2196-8225 (online)
© Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen 2014
578 L. Steger et al.
unter anderem mithilfe des hier vorgestellten Fragebogens zur Erhebung der Einstellung von
Müttern mit Kindern im Kleinkindalter (EMKK, Engfer u. Codreanu, 1984) erhoben und operationalisiert. Für das Projekt erfolgte die Auswertung der Daten im Hinblick auf die klinische
Untersuchungsgruppe von Müttern mit Kleinkindern (von einem bis fünf Jahren), welche unter
einer funktionellen Obstipation leiden, im Vergleich zur klinischen Kontrollgruppe von Müttern mit Kindern mit Regulationsstörungen (nach Papouŝek, Schieche, Wurmser, 2010). Durch
diesen Vergleich kann sichtbar gemacht werden, ob sich die Mütter in ihrem Beziehungsmuster
unterscheiden und somit die Interventionen speziell angepasst werden sollten, oder aber die
Mütter sich nicht unterscheiden und daher die möglichen Interventionen bei funktioneller Obstipation von dem bereits gut erforschten Bereich der Regulationsstörungen (Definition nach
Papouŝek et al., 2010) übernommen werden können. Durch diese speziell auf das vorliegende
Krankheitsbild der kindlichen funktionellen Obstipation ausgerichtete Datenanalyse wird eine
Basis für die bestmögliche Ausrichtung von Interventionsmöglichkeiten geschaffen.
Schlagwörter
Obstipation – Regulationsstörungen – Kleinkinder – Mütter – Beziehungsmuster
1
Hintergrund
Chronische Verstopfung im Kindesalter ist ein häufiger Vorstellungsgrund bei niedergelassenen Pädiatern und Pädiatrischen Abteilungen an Kliniken – laut einer Metastudie von Van den Berg (2007) liegt die Prävalenzrate von Obstipation in der Kindheit
zwischen 0,7 und 29,6 %. Von den chronisch verstopften Kindern sind laut Rolle und
Till (2007) wiederum über 95 % bzw. nach Wülker (2007) 90-95 % einer funktionellen
Obstipation zuzurechnen, also einer Obstipation ohne physiologische Ursache.
Die Daten an der Ambulanz für Regulationsstörungen in Innsbruck zeigen, dass der
Prozentsatz von Kindern mit funktioneller Obstipation zu den restlichen Patientengruppen in den letzten zehn Jahren seit Bestehen der Ambulanz (Mai 2001 bis Mai
2011) bei insgesamt 938 vorstellig gewordenen Kleinkindern bei 4,58 % (43 Kinder)
liegt, wobei ein Anstieg vor allem im Jahr 2011 zu bemerken ist.
Nach den Leitlinien der Gesellschaft für Pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung (Koletzko u. Grosse, 2007) wird eine chronische Obstipation als Stuhlretention
infolge unvollständiger Stuhlentleerung mit einer Beschwerdedauer von mehr als zwei
Monaten beschrieben. Von den dort nach den internationalem Rom III Kriterien angeführten Symptomen müssen mindestens zwei erfüllt sein:
1. Weniger als drei Stuhlentleerungen pro Woche
2. Mehr als eine Episode pro Woche mit Stuhlschmieren
3. Stuhlmassen im Rektum oder Abdomen tastbar
4. Gelegentliche Entleerung großer Stuhlmassen.
5. Rückhaltemanöver
6. Schmerzhafter oder harter Stuhlgang
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Beziehungsmuster bei Müttern von Kleinkindern mit funktioneller Obstipation������
579
In manchen Familien kann es nun durch diese Verkettung von Verweigerung und
Unvermögen des geregelten Stuhlganges zu starken Konflikten zwischen Eltern und
Kind kommen (Clayden u. Agnarsson, 1991). Strauß und Schwark (2007) beschreiben sogar ein spezifisches psychosomatisches Beziehungsmuster in diesen Familien:
Rigidität, Konfliktscheu, Overprotectiveness sowie Harmonisierung.
Auch Papouŝek et al. (2010) beschreiben eine Kombination von frühkindlicher
Verhaltensregulationsproblematik, einem dysfunktionalen Kommunikationsmuster
in den für das Verhaltensproblem relevanten Kontexten und einem Überlastungssyndrom seitens der Bezugsperson als Problematik in Familien und fassen die daraus entstehenden Auffälligkeiten unter dem Oberbegriff Regulationsstörungen zusammen.
Bezogen auf die Regulationsstörungen besteht nun die Intervention nach Papouŝek
et al. (2010) darin, Eltern einen „kindorientierten Erziehungsstil“ nahezubringen, um
der erwähnten Trias als Auslöser für die jeweilige Regulationsstörung dahingehend
entgegenzuwirken, dass die „Entwicklungskrise sich in eine Entwicklungschance“
umwandelt. Dieser kindorientierte Ansatz bedeutet auch laut Largo und Benz-Castellano (2010) für die Eltern, sich bewusst auf die kindlichen Signale einzustellen und
sich zudem vom Kind selbst aktiv leiten zu lassen.
Den grundsätzlich positiven Anteil an der Beziehungsgestaltung, der von der primären Bezugsperson bzw. von beiden Elternteilen eingebracht wird, nennen Papouŝek
et al. (2010) „Intuitive elterliche Kompetenzen“, welche es den Eltern gestattet, adäquat auf die Bedürfnisse des Säuglings und später des Kleinkindes einzugehen und
somit einen „kindorientierten Erziehungsstil“ zu ermöglichen, der von Papouŝek et al.
(2010) als günstig empfohlen wird.
Der kindorientierte Erziehungsstil auf Basis der intuitiven elterlichen Kompetenzen (nach Papouŝek et al. 2010), aber auch die mütterliche Feinfühligkeit nach
Ainsworth (Ainswort, Hogan, Stayton, 1971) und die reflexive Kompetenz/Mentalisierungsfähigkeit nach Fonagy und Target (2003), ebenso wie die emotionale
Resonanz von Cramer (1991) beschreiben alle jene Fähigkeiten der primären Bezugsperson, sich auf die aktuellen Bedürfnisse des Kleinkindes einzulassen und auf
diese angemessen zu reagieren. Die durch das „emotionale Einstellen“ der Mutter zu
ihrem Kleinkind entstehende Wechselbeziehung bezeichnen Paar, von Hagen, Kriebel und Wörz (1999) als „Affect Attunement“, welche wiederum die Basis für die
Stärkung der Emotionsregulation des Kindes ist und somit eine Hauptbedingung
einer gesunden Entwicklung darstellt.
Als Therapieziel gilt daher, die Eltern dahingehend anzuleiten, dass es einerseits darum gehen soll, das Kind in seiner Eigenregulation adäquat von außen zu unterstützen,
jedoch andererseits nicht durch eine rigide Regelsetzung die eigentlichen Signale des
Kindes zu ignorieren. Vielmehr sollen diese kindlichen Signale als Orientierungshinweise für eine Erziehung auf dem Weg zu einem altersgerechten Selbstwirksamkeitserleben des Kindes gesehen werden. Diese Anleitung gelingt nur mit Kooperation der
Bezugspersonen, was wiederum die Gewährleistung eines „great deal of assistance“
(Bowlby, 1988) zu einer nötigen Basis für jede weitere Intervention macht.
580 L. Steger et al.
Die bestmögliche Unterstützung dieser elterlichen Kooperationsbereitschaft war
nun ausschlaggebend für das vorliegende Projekt, welches die Erhebung des Beziehungsmusters als Basis für die optimale Abstimmung des Interventionssettings in den
Forschungsfokus stellt. Laut Keller (2002) ist es nämlich gerade das Fehlen von Compliance, das den Hauptgrund für das Therapieversagen darstellt. Die nötige Compliance kann jedoch nur zustande kommen, wenn sich die Eltern mit ihren Kindern im
Therapiesetting auch gut aufgehoben und verstanden fühlen.
Neben der Definition von Regulationsstörungen durch Papouŝek et al. (2010) gibt es
noch andere Konzepte von Regulationsstörungen wie z. B. die Definitionen nach dem
Diagnostikmanual ZERO TO THREE, herausgegeben im Deutschen von Dunitz-Scheer
und Scheer (1999) sowie die „Leitlinien Regulationsstörungen, psychische und psychosomatische Störungen im Säuglings- und frühen Kleinkindalter“ (Berger et al., 2006).
Den genannten Bespielen gemeinsam ist jedoch, dass die funktionelle Obstipation
nicht zu den Regulationsstörungen gezählt wird. Zwar sehen Berger et al. (2006) dezidiert psychosomatische Erkrankungen als Teil der Klassifikation der Regulationsstörungen, nennen dabei jedoch nicht die unter der ICD-10 Diagnose F 45.32 fallende
funktionelle Obstipation (deutsche Version nach Remschmidt, Schmidt u. Poustka,
2002). Darum soll im vorliegenden Artikel das Krankheitsbild der funktionellen Obstipation mit Fokus auf das mütterliche Beziehungsmuster mit dem des Beziehungsmusters bei Regulationsstörungen verglichen werden. Die daraus resultierenden Ergebnisse geben einen ersten Hinweis, ob die funktionelle Obstipation dem Konzept
der Regulationsstörungen zugeordnet werden kann.
2
Methoden
2.1 Studiendesign und Stichprobe
Zusammengefasst liegt die Aufgabe der empirischen Untersuchung darin, das Beziehungsmuster der befragten Mütter erstens zu erheben, um zweitens das Antwortverhalten der Mütter von Kindern mit funktioneller Obstipation jenem der Müttern von
Kindern mit Regulationsstörungen nach Papouŝek et al. (2010) gegenüberzustellen.
Der optimale Stichprobenumfang zur Erreichung einer großen Effektstärke für unabhängige Stichproben liegt laut Bortz und Döring (1995) bei 20 Probanden je Untersuchungsgruppe. Um die Verwendung von teststärkeren parametrischen Verfahren zu
ermöglichen, wurde ursprünglich eine Probandengröße von 30 Müttern je Gruppe angestrebt. Diese Vorgabe musste aufgrund der sehr spezifischen Untersuchungsgruppe
bestehend aus den Müttern von Kindern im Kleinkindalter mit funktioneller Obstipation und den zeitlichen Vorgaben der Forschungsarbeit jedoch eingegrenzt werden.
Es konnten schließlich im Zeitraum von April 2011 bis Dezember 2012 in der Untersuchungsgruppe 21 Datensätze und in der Kontrollgruppe 24 Datensätze für die
Datenanalyse gewonnen werden. Die Mütter der Kontrollgruppe wurden aufgrund
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Beziehungsmuster bei Müttern von Kleinkindern mit funktioneller Obstipation������
581
folgender, an der Ambulanz verwendeter und unter den Überbegriff Regulationsstörungen fallender ICD-10 Diagnosen ihrer Kleinkinder zugeordnet: Schlafstörung,
Anpassungsstörung, Fütterstörung, nicht näher bezeichnete emotionale Störung im
Kindesalter sowie einem Kind mit einer Entwicklungsstörung, das aber gleichzeitig
unter einer Schlafstörung litt.
Für die 21 Kinder (100 %) der Untersuchungsgruppe mit funktioneller Obstipation (F 45.32) liegt die Verteilung der einzelnen Diagnosen in der Kontrollgruppe bei
29,2 % (n = 7) für F51.9 (Nicht näher bezeichnete nicht organische Schlafstörung)
und 12,5 % (n = 3) für F.43.2 (Anpassungsstörung). 16,7 % (n = 4) wurden mit F
98.2 (Fütterstörung im frühen Kindesalter) diagnostiziert, 25,0 % (n = 6) F 93.9
(Nicht näher bezeichnete emotionale Störung des Kindesalters) und 16,7 % (n = 4)
bekamen sowohl die Diagnose F 93.9 (Nicht näher bezeichnete emotionale Störung
des Kindesalters) als auch F 8 (Entwicklungsstörung).
2.2 Verwendete Instrumente
Der Fragebogen zur Erhebung der Einstellung von Müttern mit Kindern im Kleinkindalter (EMKK) wurde von Engfer und Codreanu (1984) entwickelt und findet an
der Ambulanz für Regulationsstörungen sowohl in der Kurz- wie auch in der Langversion Anwendung. Für die vorliegende Untersuchung wurde die Langversion mit
insgesamt 121 Items eingesetzt. Die Aussagen der Items werden von den Müttern
auf einer vierstufigen Skala von „trifft sehr zu“ bis „trifft gar nicht zu“ entsprechend
zugeordnet. Bei der Anwendung des EMKK ist es wichtig zu betonen, dass die Ladung umso höher ist, je niedriger der Konzept- bzw. Skalenmittelwert ausfällt. Mit
anderen Worten: je höher der Wert, umso positiver ist der jeweilige Aspekt der Mutter im Hinblick auf ihre Beziehung zum Kind.
2.3 Verwendete statistische Verfahren
Die Auswertung und Analyse der so erhaltenen Daten erfolgte mittels IBM SPSS 20.
Für die vorliegende Arbeit werden folgende statistische Verfahren verwendet:
• T-Test für eine Stichprobe zum Vergleich Gesamtstichprobe/Normstichprobe
• T-Test für unabhängige Stichproben (EMKK-Skalen 2, 3, 4)
• Mann-Whitney-U-Test (EMKK-Skalen 1, 5, 6, 7, 8, 9)
Als Modifikationen wurde die Umpolung bei folgenden Items vorgenommen:
• Items 1, 16, 31, 46, 61, 76, 85, 93 und 101 der Skala Mangelende Freude am Kind;
• Items 32 und 94 der Skala Rigidität;
• Item 110 der Skala Niedrige Frustrationsschwelle; sowie
• Items 8, 14, 23, 83 und 117 der Skala Unglückliche Kindheit
582 L. Steger et al.
Fehlende Werte wurden mit -99,0 definiert. Bei mehr als einer Antwort pro Frage
wurde für die statistische Berechnung der Mittelwert des jeweiligen Itemscores herangezogen. Für die Reliabilität empfehlen Janssen und Laatz (2005) Werte mindestens zwischen 0,7 und 0,8. Wie in Tabelle 1 ersichtlich wird, fällt die Reliabilität der
Skalen Mangelnde Freude sowie Rigidität unter diesen Wert.
Tabelle 1: Darstellung Cronbach-Alpha je Item
EMKK-Skalen
N
Items
Cronbach Alpha
EMKK gesamt
EMKK 1 Mangelnde Freude
EMKK 2 Rigidität
EMKK 3 Überforderung
EMKK4 Tendenz zu Strafen
EMKK 5 Niedrige Frustrationsschw.
EMKK 6 Überfürsorge/Angst
EMKK 7 Rollenumkehr
EMKK 8 Unglückliche Kindheit
EMKK 9 Depressivität
45
45
45
45
45
45
45
45
45
45
121
9
14
11
16
15
17
7
17
15
0,930
0,440
0,646
0,813
0,701
0,866
0,803
0,806
0,960
0,849
3
Auswertung und Ergebnisse
Die in Tabelle 2 dargestellten Ergebnisse zeigen für die Skala Mangelnde Freude mit
einem mittleren Rang von 21,98 der Untersuchungsgruppe im Vergleich mit dem der
Kontrollgruppe von 23,90 keinen signifikanter Unterschied (U = 230,500; p = 0,622).
Es wird jedoch ersichtlich, dass die Kontrollgruppe tendenziell mehr Freude am Kind
angibt. Hinsichtlich der Skala Niedrige Frustrationsschwelle mit dem mittleren Rang
von 25,02 zeigt zwar der Vergleich mit der Kontrollgruppe von 21,23 (U = 209,500;
p = 0,333) einen höheren Wert der Untersuchungsgruppe an, jedoch ist auch dieser
nicht signifikant. Allerdings lässt der höhere mittlere Rang tendenziell auf eine höhere
Frustrationsschwelle bei der Untersuchungsgruppe schließen.
Desgleichen besteht bei der Skala Überfürsorge aus Angst kein signifikanter Unterschied (U = 187,500; p = 0,142) zwischen der Untersuchungsgruppe mit dem mittleren
Rang von 19,93 und der Kontrollgruppe mit 25,69. Die Kontrollgruppe weist allerdings
ebenso tendenziell einen höheren mittleren Rang auf als die Untersuchungsgruppe
und scheint somit weniger überfürsorglich aus Angst zu sein.
Für die Skala Rollenumkehr mit dem mittleren Rang 19,55 der Untersuchungsgruppe im Vergleich mit dem der Kontrollgruppe (26,02) besteht ebenfalls kein signifikanter Unterschied (U = 179,500; p = 0,098). Auch hier zeigt die Kontrollgruppe einen
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Beziehungsmuster bei Müttern von Kleinkindern mit funktioneller Obstipation������
583
tendenziell, jedoch nicht signifikant höheren mittleren Rang und weist somit auf eine
geringere Neigung zur Rollenumkehr in der Mutter-Kind-Beziehung hin.
Die Skala Unglückliche Kindheit mit dem mittleren Rang von 23,74 der Untersuchungsgruppe unterscheidet sich nicht signifikant im Vergleich mit dem mittleren
Rang der Kontrollgruppe von 22,35 (U = 236,500; p = 0,724). Der höhere mittlere
Rang zeigt aber eine minimal glücklichere Kindheit der Mutter bezogen auf die Untersuchungsgruppe an.
Gleichermaßen konnte bezogen auf die Skala Depressivität kein signifikanter Unterschied (U = 229,500; p = 0,608) zwischen der Untersuchungsgruppe mit dem mittleren Rang von 24,07 und der Kontrollgruppe mit 22,06 gefunden werden. Tendenziell
lässt sich hier allerdings ebenfalls ein höherer mittlerer Rang und somit eine geringere
Depressivität für die Untersuchungsgruppe vermerken.
Tabelle 2: Darstellung EMKK-Skalen Mann-Whitney-U-Test
EMKK-Skalen
EMKK 1
Mangel Freude
EMKK 5
Nied. Frustration
EMKK 6
Überforderung a. Angst
EMKK 7
Rollenumkehr
EMKK 8
Unglückliche Kindheit
EMKK 9
Depressivität
Gruppe
MüfOb
MüRegSt
MüfOb
MüRegSt
MüfOb
MüRegSt
MüfOb
MüRegSt
MüfOb
MüRegSt
MüfOb
MüRegSt
N
21
24
21
24
21
24
21
24
21
24
21
24
Mittlerer
Rang
21,98
23,90
25,02
21,23
19,93
25,69
19,55
26,02
23,74
22,35
24,07
22,06
M-/W-U
Sign.
230,500
0,622
209,500
0,333
187,500
0,142
179,500
0,098
236,500
0,724
229,500
0,608
Bezogen auf die in Tabelle 3 beschrieben Skala konnte hinsichtlich der Rigidität laut TTest für unabhängige Stichproben kein signifikanter Unterschied zwischen klinischer
Untersuchungsgruppe und klinischer Kontrollgruppe gefunden werden (T = -0,342;
p = 0,734). Tendenziell ist allerdings eine geringere Rigidität hinsichtlich der Kontrollgruppe zu vermerken.
Dies gilt ebenfalls für die Skala Überforderung: Auch hier konnte kein signifikanter
Unterschied zwischen klinischer Untersuchungsgruppe und klinischer Kontrollgruppe gefunden werden (T = 0,807; p = 0,424). Es wird aber eine minimal höhere Tendenz
der Kontrollgruppe in Richtung Überforderung ersichtlich.
Auch für die Skala Tendenz zu Strafen besteht kein signifikanter Unterschied zwischen klinischer Untersuchungsgruppe und klinischer Kontrollgruppe (T = 0,485;
p = 0,630). Es wird jedoch ersichtlich, dass die Untersuchungsgruppe tendenziell
weniger zu Strafen neigt.
584 L. Steger et al.
Tabelle 3: Darstellung EMKK-Skalen T-Test für unabhängige Stichproben
EMKK-Skalen
EMKK 2
Rigidität
EMKK 3
Überforderung
EMKK 4
Tendenz Strafen
Gruppe
MüfOb
MüRegSt
MüfOb
MüRegSt
MüfOb
MüRegSt
N
21
24
21
24
21
24
MW
3,0627
3,0968
3,2424
3,1402
3,4154
3,3768
SD
0,37052
0,29758
0,36628
0,46835
0,26906
0,26443
T
df
Sign.
-0,342
43
0,734
0,807
43
0,424
0,485
42,003
0,630
Die oben dargestellten Ergebnisse zeigen deutlich, dass sich die klinische Untersuchungsgruppe nicht von der klinischen Kontrollgruppe unterscheidet. Zwar können
Tendenzen bezüglich der einzelnen Müttergruppen festgestellt werden, allerdings
sind diese Unterschiede nicht signifikant. In Tabelle 4 folgt daher nun eine Gegenüberstellung der Summenmittelwerte der gesamten Stichprobe (klinische Untersuchungs- wie auch Kontrollgruppe) im Vergleich zur Normstichprobe bezogen auf die
einzelnen Skalen des EMKK. Die Berechnung erfolgt mittels T-Test für eine Stichprobe. Zuvor ist jedoch darauf hinzuweisen, dass es sich bei der Gesamtstichprobe
(Untersuchungs- wie auch Kontrollgruppe) um eine klinische Kohorte handelt.
Gerade im Hinblick auf dieses klinische Setting gilt es für eine optimale Umsetzung
der Interventionsstrategien ein Höchstmaß an Behandlungsqualität zu gewährleisten.
Je spezifischer dabei auf die Mütter – sowohl der klinischen Untersuchungsgruppe,
wie auch der klinischen Kontrollgruppe – eingegangen werden kann, umso positiver
für die mütterliche Compliance und damit den Behandlungserfolg (s. z. B. Berger,
2006; Keller, 2002; Papouŝek et al., 2010). So konnten bereits Papouŝek et al. (2010)
signifikante Unterschiede der Mütter von regulationsgestörten Kleinkindern im Vergleich zu Müttern von Kindern ohne manifeste Regulationsstörung bezogen auf die
Skalen des EMKK finden.
Die Normstichprobe besteht aus Datensätzen von 171 Müttern aus dem Jahre 1984
(Engfer u. Coudreanu, 1984) mit auf Summenmittelwert, Varianz, Kronbach-Alpha
und Kuder-Richardson-Formula begrenzten Angaben je Skala.
Wie Tabelle 4 entnommen werden kann, unterscheidet sich die untersuchte klinische Gesamtstichprobe signifikant von der Normstichprobe in acht Skalen: Mangelnde Freude am Kind (T = 42,060; p < 0,001), Rigidität (T = 20,118; p < 0,001), Überforderung (T = 20,980; p < 0,001), Tendenz zu Strafen (T = 33,886; p < 0,001), Niedrige
Frustrationsschwelle (T = 23,293; p < 0,001), Überfürsorge aus Angst (T = 18,698;
p < 0,001), sowie Unglückliche Kindheit (T = 11,141; p < 0,001) und Depressivität
(T = 10,741; p < 0,001). Bezogen auf die Skala Rollenumkehr besteht kein signifikanter Unterschied (T = 0,399; p = 0,692).
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Beziehungsmuster bei Müttern von Kleinkindern mit funktioneller Obstipation������
585
Tabelle 4: Darstellung der Gesamtstichprobe im Vergleich zur Normstichprobe
EMKK 1
EMKK 2
EMKK 3
EMKK 4
EMKK 5
EMKK 6
EMKK 7
EMKK 8
EMKK 9
4
EMKK-Skalen
Mangelnde Freude/Kind
Rigidität
Überforderung
Tendenz zu Strafen
Niedrige Frustrations.
Überfürsorge aus Angst
Rollenumkehr
Unglückliche Kindheit
Depressivität
MW- MWItems ges.
Norm
9
30,43 14,75
14
41,03 26,49
11
35,07 20,54
16
53,74 29,36
15
50,40 26,33
17
53,32 31,83
7
17,87 17,64
17
54,24 34,36
15
48,18 26,71
Var.Var.ges.
Norm T-Wert df
6,26
9,94 42,060 44
23,52 35,05 20,118 44
21,58 33,91 20,980 44
23,30 46,12 33,886 44
48,05 52,80 23,293 44
59,46 58,82 18,698 44
16,00 21,44
0,399 44
143,36 124,04 11,141 44
179,76 57,90 10,741 44
Sign.
< 0,001
< 0,001
< 0,001
< 0,001
< 0,001
< 0,001
0,692
< 0,001
< 0,001
Diskussion
Durch die Auswertung der vorliegenden Daten kann sichtbar gemacht werden, dass
die Mütter von funktionell obstipierten Kleinkindern zwar nicht signifikant, aber
tendenziell weniger zu Überforderung, Tendenz zu Strafen sowie einer glücklicheren
Kindheit neigen. Außerdem weisen die Ergebnisse darauf hin, dass sie im Vergleich
zu den Müttern mit regulationsgestörten Kindern eine höhere Frustrationsschwelle
haben und weniger depressiv zu sein scheinen. Die Ergebnisse zeigen jedoch, dass
die untersuchten Mütter von obstipierten Kleinkindern eher geringere Freude am
Kind und mehr Rigidität aufweisen sowie zu mehr Überfürsorge aus Angst und
Rollenumkehr neigen. Diese Beziehungsaspekte können auch im praktischen Alltag
an der Ambulanz für Regulationsstörungen im Umgang mit den Müttern erfahren
werden. Überraschend ist, dass diese Beziehungsaspekte zwar tendenziell für diese
Müttergruppe spezifisch sind, im Vergleich zur klinischen Kontrollgruppe jedoch
nicht signifikant waren.
Insgesamt zeigen sich also trotz tendenzieller Unterschiede zwei statistisch homogene Gruppen in Bezug auf das mütterliche Beziehungsmuster. Wir können nun daraus schließen, dass bei den Interventionsstrategien für die funktionelle Obstipation
ebenfalls das Behandlungskonzept der Regulationsstörungen (Papouŝek et al., 2010)
berücksichtigt werden kann, sowie zur Diskussion stellen, die funktionelle Obstipation unter den Überbegriff Regulationsstörungen einzugliedern.
Bereits die Studie zum Thema „Psychische Konstellation der Mütter regulationsgestörter Säuglinge und Kleinkinder“ Papouŝek und von Hofacker (1998, zit. nach
Papouŝek et al., 2010) zeigt spezifische Besonderheiten im Vergleich zu Müttern mit
unauffälligen Kleinkindern. Es lassen sich hier signifikante Unterschiede in den Bereichen chronischer Erschöpfung, Depressivität, Frustration, ängstliche Überfürsorge
sowie negative Kindheitserinnerungen feststellen.
586 L. Steger et al.
Bei Papouŝek et al. (2010) wurde die klinische Untersuchungsgruppe mit Müttern gesunder Kinder verglichen. Für die vorliegende Arbeit schien es hingegen von primärem
Interesse, das klinische Setting als den wesentlichen Forschungskontext zu sehen, weshalb der Fokus auch auf den Vergleich zweier klinischer Gruppen gelegt wurde.
Die Skalen Mangelnde Freude am Kind, Rigidität, Überforderung, Tendenz zu Strafen, Niedrige Frustrationsschwelle, Überfürsorge aus Angst sowie Unglückliche Kindheit und Depressivität sind alle signifikant höher in der klinischen Gesamtstichprobe
ausgeprägt. Dies stellt ein überraschendes Ergebnis dar, da höher ausgeprägte Werte
auf den EMKK-Skalen auf ein für das Kind positiver ausgelegtes erhobenes Konstrukt hinweisen. Somit wäre die klinische Gruppe im Hinblick auf die einzelnen
Skalen positiver in ihrer Einstellung dem Kind gegenüber. Die klinische Gesamtstichprobe setzt sich nun aber aus Müttern zusammen, die an der Klinik zur Beratung im Hinblick auf die vorliegende Problematik (funktionelle Obstipation bzw.
Regulationsstörung) vorstellig wurden. Daher kann man davon ausgehen, dass sich
bezogen auf die einzelnen Skalen doch Problembereiche im Vergleich zur gesunden
Population finden lassen.
An dieser Stelle ist darauf hinzuweisen, dass die vorliegende Untersuchung klinische
Daten aus einem vorgegebenen Datenpool und einer eingegrenzten Zeitspanne (April
2011 bis Dezember 2012) analysiert. Eine Vergleichbarkeit zur Gesamtpopulation
ist daher nur mit diesem Verweis sinnvoll. Es wurde durch den Vergleich der einzelnen Beziehungsaspekte kein eigenes, spezifisches Muster der Mütter mit obstipierten
Kleinkindern in Abgrenzung zur Kontrollgruppe der Mütter mit regulationsgestörten
Kleinkindern festgestellt.
5
Praktische Relevanz
Aus den vorliegenden Ergebnissen lässt sich also schlussfolgern, dass für die funktionelle Obstipation ebenfalls das Behandlungskonzept der Regulationsstörungen
(Papouŝek et al., 2010) berücksichtigt werden kann. So sehen Papouŝek et al. (2010)
wie bereits erwähnt eine Kombination aus einer frühkindlichen Problematik in der
Verhaltensregulation, einem schlecht funktionierenden Kommunikationsmuster in
den für das Verhaltensproblem relevanten Kontexten und einem Überlastungssyndrom auf Seiten der Hauptbezugspersonen als ausschlaggebend für die Entstehung
und Aufrechterhaltung von Störungen. Diese kindorientierte Anleitung kann im
praktischen Kontext Hand in Hand mit der klinischen Intervention und den ergänzenden Modifikationen im Hinblick auf die bei Müttern von funktionell obstipierten Kleinkindern gefundenen Tendenzen gehen.
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Beziehungsmuster bei Müttern von Kleinkindern mit funktioneller Obstipation������
587
6
Grenzen und Ausblick
Mit dem Fokus der vorliegenden Arbeit auf die Mutter selbst mussten andere Forschungsansätze für den Moment noch ausgeklammert werden. Auch ist auf die Größe
der untersuchten Population hinzuweisen. Da diese aufgrund der sehr spezifischen
Patientengruppe relativ klein ist und die Daten sowohl der Untersuchungsgruppe wie
auch der Kontrollgruppe zudem im Zuge eines klinischen Settings gewonnen wurden,
ist der Vergleich mit der Gesamtpopulation nur unter Vorbehalt möglich. Auch wäre
es denkbar, dass bei einer größeren Stichprobe die in der vorliegenden Untersuchung
nur tendenziell gemessenen Unterschiede eventuell signifikanter ausfallen würden.
Bezüglich der Verwendung des EMKK ist anzumerken, dass dieser an der Ambulanz
für Regulationsstörungen routinemäßig angewendet und auch gerne in verschiedenen
Studien im Kleinkindbereich eingesetzt wird (s. dazu z. B. Glöggler u. Pauli-Pott, 2008;
Mertesacker, Bade, Haverkock, Pauli-Pott, 2004). Die deutsche Version wurde jedoch
seit 1984 nicht mehr überarbeitet und es stellt sich daher die Frage nach der Aktualität
der Normstichprobe. Ebenso hinterfragt die geringe Reliabilität einzelner Skalen die
inhaltliche Gemeinsamkeit der jeweiligen Items.
Die Hauptaufgabe der vorliegenden Untersuchung bestand darin, zum ersten Mal
den Status Quo zum Beziehungsmuster bei Müttern von Kleinkindern mit funktioneller Obstipation mittels Querschnittstudie zu erheben. Für den weiteren Forschungsverlauf wäre eine Längsschnittstudie zum Vergleich wünschenswert.
Fazit für die Praxis
Die vorgelegten Ergebnisse bieten eine Ausgangsbasis für die Ableitung nötiger
Interventionen, um die bestmögliche Behandlungsqualität zu gewähren und die
Compliance durch die Mütter als primäre Bezugsperson im klinischen Setting
zu erhöhen. Es kann zudem der Interventionsansatz nach Papouŝek et al. (2010)
aus dem bereits gut erforschten Bereich der Regulationsstörungen auch für die
Gruppe der Mütter von funktionell obstipierten Kindern empfohlen werden.
Ebenso kann der empirische Forschungsfokus auf die Beziehungsaspekte der
Mütter als Basis für weitere Forschungen in diesem Bereich dienen, sowie die
Aufnahme des Krankheitsbildes der funktionellen Obstipation im Kleinkindalter
unter den Oberbegriff der Regulationsstörungen zur Diskussion gestellt werden.
588 L. Steger et al.
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589
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Korrespondenzanschrift: Lisa Steger, Univ.-Klinik für Pädiatrie I, Neuropädiatrie,
Anichstraße 35, A-6020 Innsbruck
Barbara Juen, Leopold-Franzens-Universität Innsbruck; Gerhard Rumpold, Univ.-Klinik für medizinische
Psychologie in Innsbruck; Maria Höllwarth, Univ.-Klinik für Psychiatrie des Kindes- und Jugendalters in
Innsbruck; Lisa Steger, Univ.-Klinik für Pädiatrie in Innsbruck
Seelische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen
in der stationären Jugendhilfe/Heimerziehung
Katrin Niemann und Frank Häßler
Summary
Children’s and Adolescents’ Mental Health in Residential Youth Care Settings
Young people in residential youth care show a higher prevalence of mental problems than
other children. This study gives an overview about the current situation of children and young
people in the residential youth welfare service in Rostock (Mecklenburg-Western Pomerania,
Germany). In 2008 a similar study for the rural district Bad Doberan (Mecklenburg-Western
Pomerania, Germany) was conducted by Engel, Pätow, and Häßler (2009). This research was
carried out with two measuring times over a period of eight months starting 2010. 48 young
people and their keyworker as well as teachers answered Achenbach’s self- and third-partyassessment forms for mental problems. Furthermore the Barrat-Impulsiveness Scale (BIS-11)
and the Youth-Psychopathic Inventory were used to get information about traits of Psychopathy. The result showed that 51 % of the young people rated themselves as clinical relevant.
Female probands reached higher scores than the male. The third-party assessment displayed
45 % in clinical scores. These scores, presented by a dimensional assessment, confirm the
higher prevalence of mental problems in residential youthcare settings. A long term improvement of the life situation of psychological stressed children and adolescents, who are living in
residential care homes, can only be achieved by an intensive cooperation of all the involved
institutions and professions. The basis for this is the realisation of this necessity as well as the
deduction and implementation of appropriate curricula, which imparts the required abilities
needed for the conversion in the respective professions.
Prax. Kinderpsychol. Kinderpsychiat. 63/2014, 590-606
Keywords
mental health – residential youthcare – prevalence of mental health problems
Zusammenfassung
Im Vergleich zur Normalpopulation weisen Kinder und Jugendliche in stationärer Jugendhilfe
hinsichtlich psychischer Belastungen höhere Prävalenzraten auf. Diese Untersuchung versucht,
einen Überblick über die derzeitige Lage und die Bedingungen, unter denen Kinder und Jugendliche heute in der stationären Jugendhilfe in der Hansestadt Rostock (MV) aufwachsen, zu
vermitteln. Eine vergleichbare Studie wurde 2008 im Landkreis Bad Doberan durchgeführt (Engel et al., 2009). Die Untersuchung wurde mit zwei Messzeitpunkten über einen Zeitraum von
acht Monaten vorgenommen. Es beteiligten sich 48 Jugendliche im Alter von 11-20 Jahren. Als
Prax. Kinderpsychol. Kinderpsychiat. 63: 590 – 606 (2014), ISSN: 0032-7034 (print), 2196-8225 (online)
© Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen 2014
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Seelische Gesundheit in der stationären Jugendhilfe/Heimerziehung������
591
Untersuchungsinstrumente dienten die standardisierten Fremd- und Selbstbeurteilungsbögen
Child-Behavior-Checklist (CBCL 4-18), Teacher-Report-Form (TRF), Youth-Self-ReportForm (YSR), Youth-Psychopath-Inventory (YPI) und Barratt-Impulsiveness-Scale (BIS-11).
Insgesamt schätzten sich im Selbsturteil 51 % der befragten Teilnehmer als klinisch auffällig ein,
wobei die weiblichen Probanden internal höhere Werte aufwiesen als die männlichen Teilnehmer. Im Fremdurteil liegen die klinischen Werte bei 45 %. Die hier dimensional erfassten Werte
zeigen deutlich, dass in der Jugendhilfe stationär untergebrachte Kinder und Jugendliche häufig
klinisch relevante psychische Auffälligkeiten aufweisen und hier eine noch stärkere Vernetzung
zwischen Jugendhilfe und der Kinder- und Jugendpsychiatrie erfolgen muss.
Schlagwörter
Prävalenz psychischer Störungen – seelische Gesundheit – stationäre Jugendhilfe
1
Hintergrund der Studie
Der bundesweit durchgeführte Kinder- und Jugendsurvey (KiGGS) zeigte, dass von
den 14.478 befragten Kindern und Jugendlichen im Alter von 0-17 Jahren 11,5 %
der Mädchen und 17,8 % der Jungen verhaltensauffällig bzw. grenzwertig auffällig waren (Hölling, Erhard, Raven-Sieberer, Schlack, 2007; Erhart, Hölling, Bettge,
Ravens-Sieberer, Schlack, 2007). Erfasst wurde dieses Ergebnis über den Strengths
and Difficulties Questionnaire (SDQ). Im Rahmen einer großen Längsschnittuntersuchung, der Jugendhilfe-Effekte-Studie (JES; Schmidt et al., 2002; Schmid, 2000;
Knab u. Macsenaere, 1997), wurden die Maßnahmen der Jugendhilfe hinsichtlich
ihrer Angemessenheit und ihrer Effekte bei verhaltensauffälligen Kindern im Alter zwischen 5 und 13 Jahren dargestellt. Die Studie hatte nicht den Anspruch, die
Prävalenz psychischer Störungen zu untersuchen; dennoch zeigte sich, dass die psychischen Belastungen der Kinder in stationären Maßnahmen der Jugendhilfe sehr
hoch sind, bei gleichzeitig eher unzureichend ausgeprägten sozialen Kompetenzen.
Durch eine fremdbeurteilte Einschätzung der Verhaltensauffälligkeiten mit einem
Fragebogen (Child Behavior Checklist, CBCL/4-18; Arbeitsgruppe Deutsche Child
Behavior Checklist, 1998) wurden bei den untersuchten Kindern Belastungswerte
beschrieben, die deutlich über den Werten der Normpopulation lagen.
In einer in Süddeutschland an stationären Jugendhilfeeinrichtungen (689 Teilnehmer) durchgeführten Studie zur Prävalenz psychischer Belastungen anhand eines
standardisierten klinischen Interviews konnten bei etwa 60 % der Probanden behandlungsbedürftige psychische Störungen festgestellt werden (Fegert, Goldbeck, Schmid,
Nützel, 2005), wobei multiple Symptombelastungen (Störungen des Sozialverhaltens,
Hyperaktivität sowie einhergehende emotionale Störungen) beschrieben wurden.
Noch höher (72.1 %) lag der Anteil der im Erzieherurteil als verhaltensauffällig
beschriebenen Kindern und Jugendlichen. Unter der Prämisse, dass seelische Ge-
592 K. Niemann, F. Häßler
sundheit mehr umfasst als nur die bloße Abwesenheit einer diagnostizierbaren psychiatrischen Störung (Ford et al., 2007), ist diese Tatsache bedeutsam und unterstreicht den großen Hilfe- und Unterstützungsbedarf dieser Hochrisikopopulation.
Diese Zahlen stehen im Einklang mit den Ergebnissen internationaler Studien, die
bei bis zu 80 % der Kinder und Jugendlichen im stationären Jugendhilfesektor über
bedeutsame emotionale oder Verhaltensauffälligkeiten berichten (McCann, James,
Wilson, Dunn, 1996; Farmer et al., 2001; Garland et al., 2001; Meltzer et al., 2003;
Blower, Addo, Hodgsen, Lamington, Towlsen, 2004; Burns et al., 2004; Mount, Lister,
Bennun, 2004; Costello et al., 2003). Für eine gesicherte Aussage zu Prävalenzraten
psychischer Störungen gibt es zu wenige Studien, die dem Anspruch strukturierter
klinischer Interviews gerecht werden.
In einer britischen Studie an Jugendlichen aus Einrichtungen der stationären Jugendhilfe im Alter von 13-18 Jahren wiesen 67 % der Befragten die Kriterien mindestens einer psychischen Störung auf, wobei externalisierende Verhaltensauffälligkeiten am häufigsten auftraten (McCann et al., 1996). In einer neueren britischen
Untersuchung wird die Prävalenz psychischer Störungen in der Gruppe von im Jugendhilfesektor betreuten Kindern mit 45-49 % angegeben, wobei in der Gruppe der
Kinder aus stationären Jugendhilfeeinrichtungen („residential care“, n = 279) bei 71 %
psychiatrische Störungen diagnostiziert wurden (Ford et al., 2007).
Diese Resultate lassen keine andere Schlussfolgerung zu, als dass Kinder und Jugendliche in stationären Jugendhilfeeinrichtungen vielfachen Belastungen ausgesetzt sind und die Prävalenz psychischer Störungen in dieser Gruppe im Vergleich
zur Normalpopulation deutlich erhöht ist.
Je nach Forschungssetting liegen die Prävalenzzahlen zwischen 44 % und 96 %.
(Blower et al., 2004; McCann et al., 1996; Meltzer et al., 2003). Die Spannweite der
hier aufgeführten Prävalenzraten ist hauptsächlich durch unterschiedliche Messinstrumente und Stichprobeneffekte erklärbar.
Zu den häufigsten Störungsbildern von Kindern und Jugendlichen in Heimerziehung zählen Störungen des Sozialverhaltens, depressive Störungen, Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsstörungen (Blower et al., 2004; McCann et al., 1996).
Eine Befragung der sich in stationärer Heimunterbringung befindlichen Jugendlichen aus dem Landkreis Bad Doberan/Mecklenburg Vorpommern mittels der
Achenbachskalen (YSR und TRF) im Jahr 2008 ergab, dass sich im Selbsturteil 57 %
der Befragten als psychisch belastet einschätzten. Die weiblichen Probanden wiesen
hier deutlich stärkere Belastungen auf der internalisierenden Ebene auf. Diese Studie zeigte, dass eine Vernetzung von Jugendhilfe und Kinder- und Jugendpsychiatrie
von großer Bedeutung ist, um adäquate psychiatrisch-psychotherapeutische Arbeit
vor Ort zu gewährleisten.
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Seelische Gesundheit in der stationären Jugendhilfe/Heimerziehung������
593
2
Methode
2.1 Zusammensetzung der Stichprobe
Die Studie umfasste zwölf Wohngruppen im Bereich Rostock, die vier Trägern der
Jugendhilfe zugeordnet sind. Zum Zeitpunkt der Erhebung lebten 66 Jugendliche in
diesen Einrichtungen. In weiteren gemeinsamen Gesprächen der Betreuer mit den
Jugendlichen wurden diese über die Freiwilligkeit der Teilnahme und die Anonymität bei der Datenauswertung aufgeklärt.
Von den insgesamt 66 gemeldeten Teilnehmern an dieser Studie haben sich letztlich
nur 48 Probanden (26 Jungen, 22 Mädchen) im Alter zwischen 11 und 20 Jahren bereit
erklärt, an der Untersuchung teilzunehmen bzw. wurde die Einwilligung der Sorgeberechtigten erteilt. Zum Zeitpunkt der zweiten Befragung standen von den ursprünglich 48 nur noch 29 Probanden, 17 Jungen und 12 Mädchen, zur Verfügung. Von
den restlichen Teilnehmern waren 10 inzwischen aus den Einrichtungen ausgezogen.
Eine Einrichtung (3 Probanden) hatte die Arbeit einstellen müssen und 6 Jugendliche
wollten keiner 2. Befragung zustimmen.
2.2 Untersuchungsverlauf
Um Aussagen zur Effizienz der stationären Jugendhilfe treffen zu können, wurden im Rahmen dieser Studie zwei Messzeitpunkte im Abstand von acht Monaten
festgelegt. Die erste Messung erfolgte im Juli 2010. Nach einem Zeitraum von acht
Monaten wurde im April 2011 mit den Jugendlichen, die an der ersten Messung
teilnahmen und weiterhin in den jeweiligen Wohngruppen/Heimen wohnten, eine
zweite Befragung durchgeführt, um den Vergleichsdatensatz zu Feststellung möglicher Veränderungen zu erstellen. Die praktische Durchführung konnte in einem
Zeitraum von zwei Wochen pro Messung abgeschlossen werden.
2.3 Erhebungsinstrumente
Für die Durchführung der Studie wurden die Fragebögen der Arbeitsgruppe Deutsche Child Behavior Checklist, die inhaltlich aufeinander abgestimmt sind und alle
für die Befragung in der Altersgruppe von 11-18 Jahre geeignet sind, verwendet:
Der Fragebogen für Jugendliche – YSR (Youth-Self-Report 11-18 Jahre) – vom Jugendlichen selbstständig oder unter Anleitung auszufüllen, der Elternfragebogen über
das Verhalten von Kindern und Jugendlichen – CBCL (Child Behavior Checklist 4-18
Jahre) – der in dieser Studie vom Bezugsbetreuer auszufüllen war, und der Lehrerfragebogen über das Verhalten von Kindern und Jugendlichen – TRF (Teacher’s Report
Form 5-18 Jahre) – auszufüllen vom Lehrer.
Weiter wurden zur Erfassung von Persönlichkeitseigenschaften hinsichtlich der
Psychopathy das Youth-Psychopathic-Traits-Inventory – YPI (Andershed, Gustafson,
594 K. Niemann, F. Häßler
Kerr, Stattin, 2002) und zur Erfassung von Impulsivitätsmerkmalen die Barratt Impulsiveness Scale – BIS-11 (Barratt, 2000) eingesetzt.
2.4 Statistische Analyse
Die durch die Befragung erhobenen Daten wurden in MS Excel erfasst und mit der
Software „SPSS für Windows“ (Version 16) statistisch ausgewertet. Die allgemeinen
Aussagen zu den Stichproben wurden mittels Bestimmung der relativen Häufigkeiten und Mittelwerte der jeweiligen Variablen getroffen.
Für die CBCL und die TRF werden die Mittelwerte der Skalenrohwerte bezüglich des
Geschlechts, des Alters und der Zugehörigkeit zu einer diagnostischen Gruppe abgebildet und erläutert. Zur Berechnung signifikanter Mittelwertunterschiede wurden T-Tests
für unabhängige Stichproben beziehungsweise einseitige Varianzanalysen (ANOVA)
durchgeführt und diese durch anschließende Post-Hoc-Analysen überprüft.
Die Zuordnung der Kompetenzen und Auffälligkeiten der Probanden zu den Kategorien „nicht auffällig“, „grenzwertig auffällig“ und „klinisch auffällig“ ergab sich aus
den erreichten T-Werten, die zu den jeweiligen Kompetenz- und Syndromskalen des
Youth-Self-Report (YSR), der Child-Behavior-Checklist (CBCL) und der Teacher’s
Report-Form (TRF) ermittelt wurden. Es wurden die Syndrom- und Dimensionsskalen der Fragebögen in ihrer originalen Form verwendet und auf einen Nachweis des
Zutreffens der Einteilung verzichtet, obwohl es Quellen und Untersuchungen gibt, in
denen die vorliegende Einteilung nach Döpfner angezweifelt wird (Henger, 2006).
Eine probeweise durchgeführte Faktoren- und Clusteranalyse für den CBCL dieser Stichprobe bestätigte ebenfalls nicht die gewählten Einteilungen, was aber höchstwahrscheinlich auf die zu geringe Stichprobengröße zurückgeführt werden kann.
Beim Youth-Psychopathic-Traits-Inventory (YPI) wurden zunächst die Befragungsrohwerte der Subskalen summiert und nach Andershed et al. in den drei
Hauptskalen zusammengefasst und anschließend Z-transformiert (Andershed et al.,
2002). Anhand der Summen-Z-Werte der Subskalen erfolgte dann die Einordnung
der Probanden in die Domänen „normal“, „mittel“ und „hoch“ der psychopatischen
Charakterzüge und aus der Kombination der Eigenschaften in den Hauptgruppen
wurde die Gesamtauffälligkeit ermittelt.
Die Barratt-Impulsiveness-Scale (BIS-11) wurde über die Aufsummierung der normalisierten Rohdaten in den drei Subskalen, der Bildung einer Gesamtsumme und die
Zuweisung einer entsprechenden Perzentile aufbereitet und so der Grad der Impulsivität
bestimmt. Um die Aussagen zur Impulsivität mit denen des Teils des YPI, der sich auf
die Impulsivität bezieht, vergleichen zu können, erfolgte eine weitere Reduktion der Impulsivitätsgrade auf die drei Stufen „kaum impulsiv“, „impulsiv“ und „hoch Impulsiv“.
Mit dem Kolmogorov-Smirnov-Test wurde die Stichprobe einer Überprüfung auf
Normalverteilung unterzogen, welche für alle Parameter eine signifikante Abweichung
von der Normalverteilung ergab. Daher war der Korrelationskoeffizient nach Spearman
als Maß für die Stärke von Zusammenhängen zwischen den Subskalen maßgebend. Für
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Seelische Gesundheit in der stationären Jugendhilfe/Heimerziehung������
595
die weitere statistische Betrachtung wurde wegen der relativ geringen Stichprobengröße
der Schwellenwert für die Irrtumswahrscheinlichkeit auf 20 % angehoben.
3
Ergebnisse
3.1 Sozialstruktur
Der größte Teil der Probanden besucht zum Zeitpunkt der Untersuchung eine sonderpädagogische Einrichtung (35 % Förderschule, 8 % Schule für individuelle Lebensbewältigung und 4 % Lerntherapeutische Werkstatt innerhalb der stationären
Einrichtung), gefolgt von Jugendlichen, die sich in einer Ausbildung befinden (19 %),
auf die Regional- und Gesamtschule (je 10 %), Realschule (8 %), Gymnasium und
Grundschule (je 4 %) gehen. 2 % der Kinder- und Jugendlichen sind derzeit in keinem Beschulungs- oder Ausbildungsverhältnis.
Lediglich bei 33 % der Befragten leben beide Elternteile noch zusammen. 22 % der
Eltern leben getrennt oder in instabilen Beziehungen, in denen teilweise der Kontakt
vom getrennt lebenden Elternteil verweigert wird. 23 % der Jugendlichen sind Halbwaisen, ein Jugendlicher Vollwaise. Bei 19 % der Jugendlichen lagen keine Angaben
vor. Fast alle Jugendlichen stammen aus sozioökonomisch schwachen Verhältnissen.
46 % der Väter sind berufstätig und 27 % der Mütter. Im Bereich „arbeitslos“ ist der
Anteil der Väter gering (2 %) während 17 % der Mütter sich in keinem Arbeitsverhältnis befinden. Für 44 % der Väter bzw. 25 % der Mütter liegen keine Informationen vor
bzw. wurden keine Angaben gemacht.
Fast zwei Drittel der Untersuchungsgruppe lebt wegen Überforderung der Eltern/
eines Elternteils in stationärer Heimunterbringung (61 %) und werden nach den §§ 27
und 34 SGB VIII betreut. Vier Jugendliche werden im Rahmen des § 35a SGB VIII –
Eingliederungshilfe für seelisch beeinträchtigte Kinder- und Jugendliche – betreut.
3.2 Psychische Belastungen zum Zeitpunkt des ersten Messzeitpunkt
Die Ergebnisse der Skalen in Tabelle 1 zeigen, dass die Jugendlichen aus den Heimen
psychisch stärker belastet sind als ihre Altersgenossen. Als Vergleichsbasis werden
die Ergebnisse der deutschen Normierung mit T-Wert 50 und Standardabweichung
(SD) 10 angesetzt.
Die Mittelwerte beim Fremdurteil liegen bei den internalisierenden Störungen
um eine halbe Standardabweichung (SD) und bei den externalisierenden Störungen
sowie dem Gesamtscore um eine Standardabweichung über denen der Normalpopulation. Betrachtet man ergänzend noch den Prozentsatz der Jugendlichen, die im
Grenzbereich der klinischen Auffälligkeit und darüber liegen, bestätigt dies die Aussage der psychischen Belastung von Heimkindern, da nur ca. 2 % der Normalpopulation in diesem Bereich scoren. Bei der Selbsteinschätzung wird dieser Unterschied
596 K. Niemann, F. Häßler
zur Normalpopulation noch deutlicher, da hier 51 % der Jugendlichen den eigenen
Angaben zufolge im klinischen Bereich liegen. Der Mittelwert des Gesamtscore liegt
mit 68 (SD = 8,13) um fast 2 SD über dem Normal-T-Wert. Das Fremdurteil der
Lehrer ergibt ein ähnliches Bild. 39 % der beurteilten Schüler der Heimstichprobe
bewegen sich im klinischen Bereich (MW = 60, SD = 8,76).
Tabelle 1: Ergebnisse der einzelnen Instrumente (CBCL, YSR, TRF)
Skala
Mittelwert
Standardabweichung (SD)
% im klinischen Bereich
CBCL (n = 44)
Gesamtscore
60,30
8,76
Int. Störungen
56,64
10,26
Ext. Störungen
59,23
9,04
45 % > 59 T - Wert Pkt.
16 % > 69 T - Wert Pkt.
32 % > 59 T - Wert Pkt.
9 % > 69 T - Wert Pkt.
27 % > 59 T - Wert Pkt.
16 % > 69 T - Wert Pkt.
YSR (n = 44)
Gesamtscore
68,23
8,13
Int. Störungen
57,37
10,22
Ext. Störungen
59,23
9,68
Gesamtscore
60,39
8,496
Int. Störungen
58,74
8,489
Ext. Störungen
59,74
9,227
51 % > 59 T - Wert Pkt.
37 % > 69 T - Wert Pkt.
28 % > 59 T - Wert Pkt.
12 % > 69 T - Wert Pkt.
37 % > 59 T - Wert Pkt.
14 % > 69 T - Wert Pkt.
TRF (n = 44)
39 % > 59 T - Wert Pkt.
16 % > 69 T - Wert Pkt.
45 % > 59 T - Wert Pkt.
3 % > 69 T - Wert Pkt.
45 % > 59 T - Wert Pkt.
10 % > 69 T - Wert Pkt.
Signifikante1 Unterschiede gab es jedoch in der Kategorie „körperliche Beschwerden“ (p = 0,161*) für die Mädchen der Altersgruppe 11-15 Jahre, die hier höhere
Werte erreichten. Auch die Ergebnisse in der Kategorie „zwanghaft/schizoid“ sind
bei den Mädchen – besonders in der Altersgruppe der 11- bis 15-Jährigen – auffälliger (p = 0,236).
Auf der Skala der externalisierenden Verhaltensweisen erzielen die Jungen höhere
Werte, die sich jedoch nicht signifikant von denen der Mädchen unterscheiden. Auffälliger ist hier die Altersgruppe 11-15 Jahre im Bereich aggressiven Verhaltens.
1 ns. = p > .5 (nicht signifikant), * = p ≤ .2 (signifikant), ** = p ≤ .1 (sehr signifikant), *** = p ≤ .01
(hoch signifikant)
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Seelische Gesundheit in der stationären Jugendhilfe/Heimerziehung������
597
T - Wert
70
68,125
68,37
Beim Selbsturteil (YSR) Gesamtscore gibt es keine auffälligen Unterschiede
zwischen den Geschlechtern. Auf der Skala der internalen Verhaltensweisen
fällt in der Altersgruppe 16-20 Jahre jedoch die Gruppe der Mädchen durch
hohe Werte im Bereich „ängstlich/depressiv“ auf (p = 0,127*). Ähnliche Ergebnisse für diese Altersgruppe zeigen sich in den Kategorie „sozialer Rückzug“
(p = 0,189*) und „Aufmerksamkeitsprobleme“ bei den gemischten Störungen.
Für die Altersgruppe 11-15 Jahre beider Geschlechter zeigen sich keine signifikanten Unterschiede.
Die externalen Verhaltensweisen sind im Bereich „aggressives Verhalten“ als auffällig zu bezeichnen. Die Werte befinden sich an der Signifikanzgrenze (p = 0,219). Hier
schätzten sich besonders die Jungen der Altersgruppe 11-15 Jahre hoch ein.
Die Ergebnisse der TRF zeigt Geschlechterunterschiede im internalen Bereich,
die jedoch nicht signifikant sind (p = 0,279). Auf der Subskala „schizoid/zwanghaft“ in der Kategorie der gemischten Störungen werden die Mädchen als auffälliger eingeschätzt, wobei diese Beurteilung besonders auf die Altersgruppe der
16- bis 20-Jährigen zutrifft. Gleiches trifft auf die Kategorie der „Aufmerksamkeitsstörung“ zu. Die Mädchen erzielten auch in diesem Bereich höhere Werte und
auch hier trifft diese Einschätzung besonders auf die Mädchen der Altersgruppe
16-20 Jahre zu. External sind keine signifikanten Geschlechterunterschiede zu
verzeichnen (vgl. Abb. 1).
61,82
59,6
59,9
59,45
61,00
57,5
59,25
57,95
56,625
58,32
60,4
60,16
59,44
58,95
60
56,2
57,21
65
55
50
45
40
Int CBCL
Ext CBCL
Ges CBCL
Jungen
Int YSR
Mädchen
Ext YSR
Ges YSR
Normalpopulation
Int TRF
Ext TRF
Ges TRF
Abbildung 1: Geschlechtsspezifische Mittelwertunterschiede in den Gesamtskalen (CBCL, YSR und TRF)
598 K. Niemann, F. Häßler
3.3 Vergleich erster und zweiter Messzeitpunkt
Zwischen dem ersten und zweiten Befragungszeitpunkt lag eine achtmonatige Pause.
Zum Zeitpunkt der zweiten Befragung standen von den ursprünglich 48 nur noch 29
Probanden, 17 Jungen und 12 Mädchen, zur Verfügung. Der Vergleich bezieht sich
hier auf die 29 Probanden, die am ersten und zweiten Messzeitpunkt teilnahmen.
Bei der CBCL wurden 56 % der Jungen und 50 % der Mädchen als auffällig eingeschätzt, im Gegensatz zum ersten Messzeitpunkt, zu dem das nur auf 28 % der
Jungen und 26 % der Mädchen zutraf. Der Anteil der sich im Grenzbereich angebenden Jungen (6 %) und Mädchen (17 %) stieg in der zweiten Befragung bei den
Jungen auf 16 % und sank bei den Mädchen auf 11 %. Im Gesamtbild ergibt sich ein
signifikanter Anstieg im Bereich „aggressives Verhalten“ (p = 0,057**). Dieser ist signifikant den Jungen (p = 0,086**) der Altersgruppe 16-20 Jahre (p = 0,052**) zuzuordnen. Im Bereich der internalisierenden Störungen stieg der Anteil der Mädchen
(p = 0,032**) der Altersgruppe 11-15 Jahre (p = 0,043**), die von den Betreuern
im 2. Messzeitpunkt im Bereich „körperliche Beschwerden“ auffällig eingeschätzt
wurden. Die älteren Mädchen sind bei „sozialer Rückzug“ (p = 0,077**) auffälliger
geworden. Die Jungen der Altersgruppe 11-15 Jahre weisen gesunkene Werte bei
„Angst, Depressivität“ (p = 0,127*) und „delinquentes Verhalten“ (p = 0,145*) und
höhere Ergebnisse bei „soziale Probleme“ (p = 0,022**) auf.
Für die Auswertung des TRF lagen nach der zweiten Messung nur noch die Daten von 13 Jungen und 5 Mädchen vor. Signifikante Unterschiede zum ersten Messzeitpunkt ergaben sich für den Bereich „Aufmerksamkeitsprobleme“ (gesunken, p =
0,088**) und „delinquentes Verhalten“ (gestiegen, p = 0,036**). Während der Anstieg
in der erstgenannten Kategorie den älteren Jungen zugeordnet werden kann, ist dies
bei der 2. Nennung eindeutig den weiblichen Probanden (p = 0,078**) und insbesondere den jüngeren (p = 0,006***) zuzuschreiben. Einen geringfügigeren Anstieg gibt
es aber auch bei den älteren Jungen (p = 0,173*). Signifikant gesunken ist der Gesamtscore, den die jüngeren Mädchen erzielten (p = 0,118*).
Beim Selbsturteil (YSR) ergaben sich folgende Unterschiede: Nach den acht Monaten schätzen sich 25 % der Jungen als unauffällig bzw. grenzwertig ein und 50 % als
auffällig. Bei den Mädchen sind es 17 % im grenzwertigen und 83 % im auffälligen
Bereich. Keines der Mädchen schätzte sich als unauffällig ein. Im Gesamtbild des YSR
ergibt sich ein signifikanter Unterschied in den Bereichen „sozialer Rückzug“ (gestiegen, p = 0,079**) und „körperliche Beschwerden“ (gesunken, p = 0,176*) zwischen
den beiden Messzeitpunkten.
Bei internalisierenden Verhaltensweisen schätzen sich 19 % (13 %) der Jungen und
17 % (32 %) der Mädchen als grenzwertig und 6 % (32 %) der Jungen und 33 % (16 %)
der Mädchen als auffällig ein. Prozentwerte in Klammern sind die Vergleichswerte der
ersten Befragung.
Im Vergleich erzielten die Mädchen zum zweiten Messzeitpunkt höhere Werte im
Bereich „sozialer Rückzug“ (p = 0,097**). Der Anteil, der sich im Bereich „körperliche
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Seelische Gesundheit in der stationären Jugendhilfe/Heimerziehung������
599
Beschwerden“ als auffällig beschrieben hat, sinkt von 11 % auf 8 % (Signifikanzgrenze). Auf der Subskala „Angst/Depressivität“ liegt dagegen ein signifikanter Anstieg vor
(p = 0,123*). Damit erreichen die Mädchen auf der Dimension „internalisierende Störungen“ eine signifikante Ausprägung der Auffälligkeit (p = 0,159*). Bei den Jungen
ist der Wert bei „körperliche Beschwerden“ signifikant gesunken (p = 0,023**), wobei
sich kaum jemand als auffällig (4 %) und nur 6 % (8 %) als grenzwertig einschätzten. Die
Mädchen weisen gestiegene Werte in der Kategorie „schizoid, zwanghaft“ (p = 0,032**)
auf. Bei den Jungen hat sich in der Selbsteinschätzung das aggressive Verhalten erkennbar verbessert (p = 0,029**), während der Trend bei den Mädchen umgekehrt
ist (p = 0,098**). Sie erbringen auf der Dimension „externalisierende Störungen“
signifikant angestiegene Werte (p = 0,070**).
3.4 Vergleich der Studien Bad Doberan (Land) und Rostock (Stadt)
Zum Zeitpunkt der zweiten Befragung füllten aus Bad Doberan 23 und aus Rostock
29 Probanden die Fragebögen aus. In der Gesamtbetrachtung unterscheiden sich in
der Rostocker Heimstichprobe die Jungen nicht signifikant von den Mädchen. Dies
deckt sich auch mit den Ergebnissen aus Bad Doberan (s. Tab. 2 und Tab. 3). Nach
der zweiten Messung ergab sich für beide Standorte das in den Tabellen 4 und 5
gezeigte Bild.
Tabelle 2: Geschlechtsspezifische prozentuale Verteilung von Auffälligkeiten im Selbsturteil (1. Befragung)
Sozialer Rückzug
Körperliche Beschwerden
Angst/Depressivität
Internalisierende Störungen
Dissoziales Verhalten
Aggressives Verhalten
Externalisierende Störungen
Soziale Probleme
Schizoid/zwanghaft
Aufmerksamkeitsprobleme
Gesamtauffälligkeiten
grenzw. (67 ≤ T ≤ 70;
unauffällig
( T ≤ 60; T≤ 67)
60 ≤ T ≤ 63*)
% Rang YSR 95 %
% Rang YSR 3 %
Jungen Mädchen Jungen Mädchen
Rostock/Doberan
92 / 90
74 / 50
4/5
16 / 23
88 / 85
74 / 73
8 /10
16 / 4
83 / 90
79 / 50
13 / 5
11 / 9
67 / 60
53 / 32
21 / 20
16 / 18
79 / 50
74 / 55
13 / 5
16 / 18
71 / 70
100 / 82
8 / 15
0 / 14
46 / 25
53 / 32
21 / 15
16 / 18
88 / 90
89 / 59
8 / 10
11 / 27
88 / 90
79 / 82
8 /5
5/9
83 / 80
74 / 50
8 / 15
16 / 14
17 / 35
5 / 27
13 / 10
37 / 14
* Syndromskalen erster und zweiter Ordnung
auffällig
( T> 70; T > 64*)
% Rang YSR 2 %
Jungen
Mädchen
4/5
4/5
4/5
13 / 20
8 / 45
21 / 15
33 / 60
4/0
4 /5
8 /5
71 / 55
11 / 17
11 / 14
11 / 24
32 / 36
11 / 36
0 / 10
32 / 55
0 /7
16 / 7
11 / 21
58 / 57
600 K. Niemann, F. Häßler
Tabelle 3: Geschlechtsspezifische prozentuale Verteilung von Auffälligkeiten im Fremdurteil durch die
Lehrkräfte (1. Befragung)
unauffällig
( T ≤ 60; T≤ 67)
% Rang TRF 95 %
Jungen
Mädchen
Sozialer Rückzug
Körperliche Beschwerden
Angst/Depressivität
Internalisierende Störungen
Dissoziales Verhalten
Aggressives Verhalten
Externalisierende Störungen
Soziale Probleme
Schizoid/zwanghaft
Aufmerksamkeitsprobleme
Gesamtauffälligkeiten
85 / 94
88 / 83
71 / 78
55 / 50
78 / 55
80 / 66
35 / 28
74 / 94
94 / 89
80 / 94
55 / 33
73 / 76
91 / 71
91/ 76
45 / 57
82 / 57
91 / 76
64 / 34
55 / 62
73 / 86
73 / 81
27 / 28
grenzw. (67 ≤ T ≤ 70;
60 ≤ T ≤ 63*)
% Rang TRF 3 %
Jungen
Mädchen
Rostock/Doberan
5/0
13 / 19
12 / 17
9 / 10
9/5
9/5
10 / 17
18 / 5
17 / 28
9 / 24
10 / 17
0 / 14
30 / 17
9 / 14
16 / 0
27 / 33
6 / 5,5
27 / 4
20 / 0
18 / 19
15 / 17
27 / 10
auffällig
( T> 70; T > 64*)
% Rang TRF 2 %
Jungen Mädchen
10 / 6
0/0
0 / 17
35 / 33
6 / 17
10 / 17
35 / 55
11 / 6
0 / 5,5
0/6
30 / 50
27 / 5
0 / 19
0 / 19
36 / 38
9 / 19
9 / 10
27 / 52
18 / 5
0 / 10
9/0
45 / 62
* Syndromskalen erster und zweiter Ordnung
Tabelle 4: Geschlechtsspezifische prozentuale Verteilung von Auffälligkeiten im Selbsturteil (2. Befragung)
Sozialer Rückzug
Körperliche Beschwerden
Angst/Depressivität
Internalisierende Störungen
Dissoziales Verhalten
Aggressives Verhalten
Externalisierende Störungen
Soziale Probleme
Schizoid/zwanghaft
Aufmerksamkeitsprobleme
Gesamtauffälligkeiten
grenzw. (67 ≤ T ≤ 70;
unauffällig
( T ≤ 60; T≤ 67)
60 ≤ T ≤ 63*)
% Rang YSR 95%
% Rang YSR 3%
Jungen Mädchen Jungen Mädchen
Rostock/Doberan
94 / 80
83 / 77
0/0
8/0
94 / 90
92 / 70
6 / 10
0 / 15
100 / 100
67 / 77
0/0
0/8
75 / 50
15 / 46
19 / 20
17 / 15
88 / 60
92 / 62
6 / 20
0 / 15
94 / 80
58 / 84
0 / 10
42 / 8
63 / 50
25 / 54
25 / 10
25 / 15
81 / 90
67 / 92
6/0
33 / 0
88 / 80
67 / 92
0 / 10
25 / 0
81 / 70
83 / 77
0 / 10
17 / 8
25 / 40
0 / 39
25 / 30
17 / 23
* Syndromskalen erster und zweiter Ordnung
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auffällig
( T> 70; T > 64*)
% Rang YSR 2%
Jungen
Mädchen
6 / 20
0/0
0/0
6 / 30
6 / 20
6 / 10
13 / 40
13 / 10
13 / 10
19 / 20
50 / 30
8 / 23
8/ 15
33 / 16
33 / 39
8 / 23
0/8
50 / 31
0/8
8/8
0 / 15
83 / 39
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Seelische Gesundheit in der stationären Jugendhilfe/Heimerziehung������
601
Tabelle 5: Geschlechtsspezifische prozentuale Verteilung von Auffälligkeiten im Fremdurteil durch die
Lehrkräfte (2. Befragung)
Sozialer Rückzug
Körperliche Beschwerden
Angst/Depressivität
Internalisierende Störungen
Dissoziales Verhalten
Aggressives Verhalten
Externalisierende Störungen
Soziale Probleme
Schizoid/zwanghaft
Aufmerksamkeitsprobleme
Gesamtauffälligkeiten
unauffällig
grenzw. (67 ≤ T ≤ 70;
( T ≤ 60; T≤ 67)
60 ≤ T ≤ 63*)
% Rang TRF 95%
% Rang TRF 3%
Jungen
Mädchen
Jungen
Mädchen
Rostock/Doberan
86 / 100
75 / 93
14 / 0
13 / 7
86 / 91
63 / 71
14 / 0
25 / 22
79 / 73
75 / 86
7 / 18
0/0
57 / 36
75 / 43
14 / 36
0 / 29
71 / 64
63 / 79
29 / 27
13 / 7
93 / 64
50 / 79
0 / 27
13 / 7
50 / 36
38 / 36
21 / 18
13 / 36
86 / 82
88 / 79
7 / 18
0 / 21
93 / 100
100 / 86
7/0
0 / 14
93 / 100
88 / 93
7/0
13 / 7
71 / 36
38 / 36
0 / 27
0 / 29
auffällig
( T> 70; T > 64*)
% Rang TRF 2%
Jungen Mädchen
0/0
0/9
14 / 9
29 / 27
0/9
7/9
29 / 46
7/0
0/0
0/0
29 / 36
13 / 0
13 / 7
25 / 14
25 / 29
25 / 14
28 / 14
50 / 29
13 / 0
0/0
0/0
63 / 36
* Syndromskalen erster und zweiter Ordnung
4
Diskussion der Ergebnisse
In der Selbst- sowie auch in der Fremdbeurteilung liegen beide Geschlechter nach der
ersten Befragung über den Werten der Normpopulation. 37 % der befragten Mädchen
und 32 % der Jungen liegen beim CBCL im klinischen Bereich (T-Wert > 70). Beim YSR
liegen 71 % der Jungen und 58 % der Mädchen im auffälligen Bereich. Bei den externalisierenden Störungen tendieren die männlichen Jugendlichen zu aggressiven Verhaltensweisen, während die Mädchen höhere Werte im Bereich delinquenten Verhalten aufweisen. Die Annahme, dass Mädchen im Vergleich zu den Jungen internal auffälliger sind,
kann in dieser Studie teilweise bestätigt werden. In der Selbsteinschätzung (YSR) sind
die Mädchen in einem wesentlich größerem Umfang als die Jungen in den Dimensionen „sozialer Rückzug“, „körperliche Probleme“, „ängstlich/depressiv“ und „Internale
Auffälligkeit“ auffällig beziehungsweise klinisch auffällig. Somit stimmen die Ergebnisse
mit anderen Studien zur Prävalenz psychischer Störungen in der Allgemeinbevölkerung
und in stationären Jugendhilfeeinrichtungen überein (Fergusson, Horwood, Lynskey,
1993; McGee et al., 1990; Schmid, 2007; Cohen et al., 1993). Handwerk et al. (2006)
bestätigen, dass weibliche Jugendliche stärker psychosozial belastet sind und vor allem
mehr internalisierende Symptome aufweisen, die aber im Verlauf der Maßnahme erfolgreicher bearbeitet werden können als die externalisierenden Symptome. Die Stichprobe
dieser Untersuchung ist sehr gering und die Effekte hinsichtlich der Symptome können
sich auf mehrere Ursachen zurückführen lassen. Zum einen kann diese Stichprobe be-
602 K. Niemann, F. Häßler
sonders psychosozial belastet sein. Mädchen reagieren eher internal auf Belastungen als
Jungen. Des Weiteren können die Ergebnisse auch Folge isolierter Traumata sein. Mädchen, die traumatischen Ereignissen ausgesetzt waren, reagieren eher mit Dissoziation
und depressiven Symptomen (Huber, 2003), während Jungen zu aggressivem und risikoreichem Verhalten, Alkohol-, Substanzmissbrauch und Hyperarousal neigen. Schneider (1995) geht davon aus, dass auch die Art der Traumatisierung für diesen Unterschied
der Geschlechter verantwortlich ist. Jungen werden häufiger Opfer körperlicher Gewalt,
während Mädchen oft sexuelle Missbrauchserfahrungen haben. Weiterhin sollte auch
der soziale Background bei der Betrachtung der Ergebnisse beachtet werden. In der Unterschicht sind Rollenaufteilungen wesentlich stärker ausgeprägt als zum Beispiel in der
Mittelschicht (DeVol, Payne, Smith, 2011). Der größte Anteil der Befragten dieser Untersuchung stammt aus sozial benachteiligten Familien.
Aufgrund der geringen Stichprobengröße dieser Untersuchung zu den jeweiligen
Messzeitpunkten konnte keine repräsentative Anzahl an Probanden erreicht werden.
Dies führt zu einer relativ hohen statistischen Unsicherheit.
Die Auswertung der CBCL und YSR weisen bezüglich der Gesamtauffälligkeit einen höheren Anteil Jugendlicher im klinischen Bereich aus, während der Anteil der
unauffälligen Jugendlichen sich nicht signifikant verändert. Die TRF gibt eine positive
Entwicklung im Gesamtscore für die Mädchen an. Aufgrund der Übereinstimmung
im Selbst- und Fremdurteil hinsichtlich der Gesamtveränderungen könnte man vermuten, dass sich die psychische Belastung der Jugendlichen gegenüber der Erstbefragung nur minimal reduzierte. Für eine Verbesserung würden die positiveren Werte
der Kompetenzskalen der CBCL, des YSR und TRF sprechen, aber auch der BIS, denn
die Impulsivitätswerte haben sich auch hier zum Positiven verändert.
Der Anteil an external auffälligen weiblichen Probanden ist im Vergleich zur ersten
Befragung für den YSR und die TRF gestiegen. Die Betrachtung des Anteils an unauffälligen Mädchen zeigt keine Übereinstimmung zwischen Selbst- und Fremdurteil. So
errechnet sich eine deutliche Zunahme an external unauffälligen weiblichen Jugendlichen nur beim YSR. Bei den männlichen Jugendlichen zeigt sich wiederum keine
gravierende Veränderung gegenüber dem ersten Messzeitpunkt.
Im YPI, das Persönlichkeitseigenschaften erfragt, ist eine Zunahme der Probanden
zu beobachten, die hohe Werte im Bereich der Eigenschaften erreichten, die Kennzeichen der Psychopathie beschreiben. Diese Eigenschaften stehen mit externalisierendem Verhalten in Zusammenhang (Andershed. Kerr, Stattin, Levander, 2002) und
könnten für die in der CBCL, YSR und TRF gemessenen externalen Auffälligkeiten
sprechen. Hinsichtlich der internalen Auffälligkeiten steigt der Anteil der Jugendlichen im auffälligen Bereich. Selbst- und Fremdurteil zeigen eine ähnliche Tendenz.
Trotz statistischer Unsicherheiten kann insgesamt davon ausgegangen werden, dass
sich die psychische Befindlichkeit der Probanden im Untersuchungszeitraum nicht
eindeutig verbessert hat. Es ist eine Zunahme der klinisch auffälligen Jugendlichen
zu verzeichnen, auch wenn sich die Kompetenzbereiche und die Gesamtauffälligkeit
leicht verbessert zu haben scheinen.
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Seelische Gesundheit in der stationären Jugendhilfe/Heimerziehung������
603
Während der Untersuchung schieden viele Jugendliche aus der Befragung aus, sei
es aufgrund Erreichen der Volljährigkeit, Wechseln des Betreuungsverhältnisses oder
auch durch Rückführung ins Elternhaus. Die verbleibenden Jugendlichen könnten
diejenigen mit den größten Belastungen sein. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer
der verbleibenden Probanden betrug 5 Jahre, Durchschnittsalter bei der Aufnahme
in die stationäre Unterbringung 14,5 Jahre. Nun könnte vermutet werden, dass der
stationäre Aufenthalt für die Jugendlichen nicht erfolgreich war oder sie im Zeitraum
der Befragung nicht profitiert haben. Hukkanen et al. (1999) weisen in ihrer Studie
mit finnischen Heimkindern keinen statistischen Zusammenhang zwischen der Unterbringung im Heim und negativen Auswirkungen auf die Psyche nach. Auch die
Verbesserung des psychischen Zustandes kann ebenfalls nicht mit Sicherheit dem
Heimaufenthalt zugeschrieben werden (Hukkanen et al., 1999). Dennoch könnte vermutet werden, dass die psychischen Belastungen der Jugendlichen ohne diese Betreuungsform ausgeprägter wäre.
Trotz der statistischen Unsicherheit aufgrund der geringen Teilnehmerzahl, aber
mit Hinblick auf die Widerspiegelung von Ergebnissen und Trends aus anderen Studien, können wichtige praxisrelevante Erkenntnisse für die Jugendhilfe gewonnen
werden. Das Hauptproblem, inwieweit die Jugendhilfe auf den sehr hohen Anteil von
psychisch belasteten Jugendlichen vorbereitet ist und reagieren kann, bleibt bestehen.
Wie sieht es mit dem fachlichen Austausch zwischen der Kinder- und Jugendpsychiatrie und der stationären Jugendhilfe aus? Eine intensiver am individuellen Bedarf
orientierte, kooperativ und parallel erfolgende Zusammenarbeit der am Hilfeprozess
beteiligten Institutionen und Berufsgruppen wäre ein anzustrebendes Ziel. Die vorliegenden Ergebnisse sprechen in diesem Zusammenhang für einen Ausbau dieser Zusammenarbeit unter intensiverer Nutzung der Möglichkeiten der Eingliederungshilfe
nach § 35a SGB VIII. Aus dem Missverständnis über die Nutzung des §35a SGB VIII
und der tatsächlichen psychischen Belastungen der Kinder und Jugendlichen kann
man schlussfolgern, dass §35a SGB VIII in der Praxis der stationären Unterbringung
zu wenig zum Einsatz kommt. Im Hilfeplanungsprozess nach §36 SGB VIII werden
psychotherapeutische bzw. psychiatrische Kompetenzen außerdem sehr zurückhaltend einbezogen (Schmid, 2007). Ein Großteil der sehr kostenintensiven vollstationären Maßnahmen könnte vielfach über den §35a SGB VIII verbucht werden, wenn
man ebenfalls die Kostenfrage einer Maßnahme aus jugendhilfepolitischer Sicht berücksichtigt. Vielfach wird aber auf die Gefahr der Stigmatisierung von Jugendlichen
hingewiesen, weshalb auf die Zuhilfenahme des §35a verzichtet wird und über §27
„Hilfen zur Erziehung“ in Verbindung mit §34 SGB VIII die Kinder und Jugendlichen
eingliedert. Jedoch ist zu hinterfragen, inwieweit die adäquate Hilfe bzw. Förderung
der zum Teil massiv belasteten Kinder und Jugendlichen damit gewährleistet wird.
Die stationäre Heimunterbringung steht oft am Ende vorangegangener, gescheiterter,
niedrigschwelliger und kostengünstiger Hilfeangebote. Viele Jugendliche befinden
sich dann in einer Lebensphase des Autonomiebedürfnisses und der Identitätsfindung. Damit sind sie für pädagogische und therapeutische Interventionen schwerer
604 K. Niemann, F. Häßler
erreichbar, denn Verhaltensprobleme können sich manifestiert haben. Auch sind Kinder und Jugendlichen mit Vorerfahrung hinsichtlich anderer Jugendhilfemaßnahmen
belasteter als andere Probanden. Somit ist zu hinterfragen, wie früh die Indikation
einer Heimunterbringung geprüft wird und wie konsequent diese eingeleitet wird, um
die Erfahrung des Verlustes weiterer Bezugspersonen zu vermeiden. Dazu gehört auch
die Bereitstellung geschulten Personals und ein entsprechend angepasster Personalschlüssel, um den Kindern und Jugendlichen adäquate und kompetente Unterstützung gewährleisten zu können.
Fazit für die Praxis
Eine langfristige Verbesserung der Lebenssituationen psychisch belasteter Kinder
und Jugendlicher in stationärer Heimunterbringung kann nur durch eine intensive
Kooperation aller beteiligten Institutionen und Berufsgruppen erreicht werden.
Grundlegend dafür ist, diese Notwendigkeit zu erkennen sowie entsprechende
Ausbildungscurricula abzuleiten und zu implementieren, die die zur Umsetzung
erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten in den jeweiligen Professionen vermitteln. Neu entwickelte sowie bereits bestehende Konzepte und Arbeitsmodelle
sollten sich einer kontinuierlichen empirischen Evaluierung stellen, in die auch
sozial- und gesundheitsökonomische Aspekte einfließen. Der Focus sollte auf die
Investition in die Zukunft eines Staates – nämlich in die Kinder und Jugendlichen –
gerichtet sein. Zusätzlich zum bestehenden Engagement der in den verschiedenen
Ausbildungszweigen tätigen Pädagogen, Therapeuten und Ärzten bedarf die Arbeit
in der Jugendhilfe – hier im besonderen der stationären Jugendhilfe – auch der
Unterstützung und Wertschätzung der Gesellschaft.
Literatur
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605
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Schattauer.
Korrespondenzanschrift: Dipl.-Päd. Katrin Niemann, Hohe Düne 13 B, 18119 Rostock;
E-Mail: [email protected]
Katrin Niemann, Berufsschule Ecolea in Warnemünde/Rostock; Frank Häßler, Klinik für Psychiatrie,
Neurologie, Psychosomatik und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter der Universitätsmedizin
Rostock
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AUTOREN UND AUTORINNEN
Barbara Juen, Ao. Univ.-Prof. Dr., klinische und Gesundheitspsychologin, Leopold-FranzensUniversität Innsbruck, Lehrtätigkeit im Bereich klinische Psychologie und Entwicklungspsychologie, seit 1989 im Bereich Krisenintervention tätig.
Frank Häßler, Prof. Dr. med., Facharzt für Neurologie, Psychiatrie sowie Kinder- und Jugendpsychiatrie. Seit 2003 Direktor der Klinik für Psychiatrie, Neurologie, Psychosomatik und
Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter der Universität Rostock.
Maria Höllwarth, Mag., klinische und Gesundheitspsychologin, Universitätsklinik für Psychiatrie des Kindes- und Jugendalters in Innsbruck, Sprechstunde für frühkindliche Regulationsstörungen, Psychotherapeutin, Eltern-Säuglings-Kleinkind-Psychotherapie.
Katrin Niemann, Dipl.-Päd. und Förderschullehrerin, Fachbereichsleiterin für Sozialwesen an
der Privaten Berufsschule Ecolea in Warnemünde/Rostock. Davor zwei Jahre Teamleiterin in
einer Respite Care Unit für Autisten in Long Stratton, UK sowie drei Jahre Primary Mental
Health Worker (PMHW) bei CAMHS.
Gerhard Rumpold, PD. Dr., klinischer und Gesundheitspsychologe, Universitätsklinik für medizinische Psychologie in Innsbruck, Leitung des psychotherapeutischen und klinisch-psychologischen Konsiliar-Liasondienstes, Lehrtätigkeit im Bereich somatoforme Störungen.
Lisa Steger, Mag. PhD., klinische und Gesundheitspsychologin, PhD.-Studium an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, aktuell Universitätsklinik für Pädiatrie in Innsbruck,
Neuropädiatrie, Sprechstunde für Entwicklungsdiagnostik.
Marina Zulauf Logoz, Psychotherapeutin und Lehrbeauftragte an der Universitätsklinik für
Kinder- und Jugendpsychiatrie KJPD Zürich. Psychologiestudium an der Universität Marburg, Promotion 1996 an der Universität Zürich. Weiterbildung in Kinder- und Familientherapie, derzeit Weiterbildung zur Verhaltenstherapeutin.
Prax. Kinderpsychol. Kinderpsychiat. 63: 607 (2014), ISSN: 0032-7034 (print), 2196-8225 (online)
© Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen 2014
BUCHBESPRECHUNGEN
Rost, D. H. (2013). Handbuch Intelligenz. Weinheim: Beltz, 655 Seiten, 68,- €.
Intelligenz stellt einerseits ein Reizwort in der öffentlichen Diskussion dar, andererseits
ist es eines der bedeutendsten und am besten erforschten Konstrukte der Psychologie.
Dies gilt insbesondere für den Bereich der klinischen Kinderpsychologie. Ergebnisse
von Intelligenztests gehören zu den wichtigsten psychologischen Prädiktoren, insbesondere was Schul- und Berufserfolg anbelangt. Der Autor des vorliegenden Buches
ist im deutschen Sprachraum ein ausgewiesener Experte auf diesem Gebiet. In acht
Kapiteln bearbeitet er Themenbereiche wie begriffliche Umschreibung des Konstrukts,
relevante theoretische Konzeptionen, so genannte „alternative“ Intelligenztheorien,
psychometrische Aspekte mit unter anderem interessanten Hinweisen zu Test-Profilinterpretationen, Einfluss von sozialen Variablen, neuropsychologische, neurobiologische
und somatisch-genetische Aspekte der Intelligenz, der IQ als bedeutsamer Prädiktor für
akademische Leistungen sowie Konstanz, Stabilität und Wandlungsmöglichkeiten von
Intelligenzmessungen. Detlef Rost wendet sich gegen unqualifizierte Äußerungen und
unbrauchbare, vielfach schon lange widerlegte Ansätze im Bereich der Intelligenzpsychologie, die dennoch immer wieder periodisch die öffentliche Meinung beherrschen,
und trägt in beeindruckender Fleißarbeit (127 Seiten Literaturverzeichnis! 20 Seiten
Sachregister) Ergebnisse der empirischen Intelligenzforschung zusammen.
Die Lektüre des Buches hilft, die Spreu vom Weizen zu trennen. Jedes Kapitel wird
am Ende durch eine pointierte Zusammenfassung ergänzt. Bedeutsame empirische
Forschungsarbeiten werden immer wieder exemplarisch in ihren Ergebnissen und
ihrer Bedeutung dargestellt. Rost arbeitet die zentrale Relevanz des Spearmanschen
Generalfaktors der Intelligenz (g) heraus. Er argumentiert scharfzüngig gegen eine
zunehmende Verwässerung des Intelligenz-Begriffs und beschreibt ein heutzutage
von nahezu allen empirisch arbeitenden Intelligenzforschern weltweit akzeptiertes
hierarchisches Modell der Intelligenz mit g an der Spitze. Allerdings fließen neuere
Erkenntnisse aus dem Bereich der so genannten CHC-Theorie zur Struktur kognitiver
Fähigkeiten (zusammengefasst in Schneider u. McGrew, 2012) nur begrenzt in das
Buch ein. Sie werden eher angedeutet. Kritisch und grimmig hält der Autor fundiert
Gericht über „alternative“ Intelligenz-„Theorien“ (z. B. emotionale oder multiple Intelligenz) mit ihrer essayistischen Inflation der „Intelligenzen“ sowie ignoranten oder
fehlerhaften Darstellungen bisheriger Intelligenzforschung, die immer wieder von
Laien oder in der pädagogischen Fachwelt teilweise begeistert aufgegriffen werden. So
beschreibt er zutreffend, dass „all diese Variablen … lediglich gemeinsam haben, dass
sie kaum etwas miteinander gemeinsam haben“ (S. 146). „Wenig überzeugende theoretische Überlegungen sind einerseits mit mangelhafter Diagnostik und andererseits
mit schwacher Empirie verknüpft“ (S. 185). Ernsthafte Intelligenzdiagnostiker finden
Prax. Kinderpsychol. Kinderpsychiat. 63: 608 – 610 (2014), ISSN: 0032-7034 (print), 2196-8225 (online)
© Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen 2014
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Buchbesprechungen 609
hier eine Fülle wissenschaftlicher Befunden, um sich gegenüber pseudowissenschaftlichen Ansätzen, die oft genug die psychometrische Intelligenzdiagnostik als gefährlich brandmarken, wirkungsvoll abgrenzen zu können. Unbeirrt bearbeitet der Autor
auch heiße Eisen der gesellschaftlichen Diskussion im Bereich der Intelligenz. Dies
betrifft z. B. den Zusammenhang zwischen Intelligenz und gesellschaftlichem Erfolg,
wie er sich etwa im sozioökonomischen Status niederschlägt, also insgesamt die Frage,
wie gleich oder ungleich Menschen sind, aber auch gemacht werden.
Aus meiner Sicht stellt dieses Buch ein „Muss“ für all diejenigen dar, die sich im
Bereich der Intelligenzforschung und -diagnostik kompetent äußern und betätigen wollen.
Schneider, W. J., McGrew, K. S. (2012). The Cattell-Horn-Carroll Model of Intelligence. In D.
P. Flanagan, P. L. Harrison (Hrsg.), Contemporary Intellectual Assessment (3. Aufl., S. 99144). New York: Guilford Press.
Manfred Mickley, Berlin
Fröhlich-Gildhoff, K. (2013). Angewandte Entwicklungspsychologie der Kindheit.
Begleiten, Unterstützen und Fördern in Familie, Kita und Grundschule. Stuttgart:
Kohlhammer, 243 Seiten, 28,90 €.
Klaus Fröhlich-Gildhoff, Professor für Entwicklungspsychologie und Klinische Psychologie an der Evangelischen Hochschule Freiburg, formuliert, dass im Mittelpunkt
des Buches die „Möglichkeiten, Methoden (und Programme) der Unterstützung einer gesunden Entwicklung von Kindern im Altersbereich von der Geburt bis zum
Ende des Grundschulalters“ (S. 22) stehen. Bei der Angewandten Entwicklungspsychologie geht es um die Übertragung der Ergebnisse der Grundlagenforschung auf
das Handeln in alltäglichen, pädagogischen, beraterischen oder therapeutischen
Zusammenhängen.
Nach einem einleitenden Kapitel werden das bio-psycho-soziale Entwicklungsmodell vorgestellt und einzelne Aspekte sowie das Konzept der Risiko- und Schutzfaktoren, entwicklungsfördernde Umwelten und relevante Entwicklungsdimensionen
(die Bedeutung früher Bindungserfahrungen, von Emotionsregulation, Perspektivenübernahme, Selbstwirksamkeit und Problemlösekompetenzen) diskutiert.
Anschließend werden Fragen der Diagnostik im weitesten Sinne thematisiert,
unter anderem Beobachtung und Kriterien für und Beispiele von diagnostischen
Verfahren. Nur bei einem Erkennen und Abschätzen von Auffälligkeiten und Störungen können passgenaue Antworten gefunden werden.
Entwicklungsförderung gestaltet sich in der „Zone der nächsten Entwicklung“ (Wygotsky). Dort ist auch Förderung effektiv. Fröhlich-Gildhoff bespricht die Förderung
kindlicher Normalentwicklung in unterschiedlichen Entwicklungsumwelten, in der
610 Buchbesprechungen
Familie, weitaus ausführlicher in den Umwelten Kindertagesstätte und Grundschule, aber auch ein erweitertes Umfeld (Gemeinde, Politik) findet Beachtung. In den
nächsten Kapiteln mit ähnlicher Gliederung werden Möglichkeiten der gezielten Prävention von Verhaltens- und Entwicklungsauffälligkeiten und der Unterstützung und
Therapie bei diagnostizierten manifesten Verhaltensauffälligkeiten ausführlich behandelt. Ein abschließendes Kapitel stellt die Zusammenarbeit von Bildungsinstitutionen
und Eltern heraus und endet mit der Vorstellung spezifischer Elternkurse, wiederum
gegliedert in die Bereiche einer primären, sekundären oder tertiären Prävention.
Nach einem umfangreichen Literaturverzeichnis werden alle erwähnten Konzepte und Programme in Tabellenform zusammengefasst. Dies ist auch sehr hilfreich, denn die Vielzahl der Programme führt mitunter zur Verwirrung, so gibt
es beispielsweise SAFE® (Sichere Ausbildung für Eltern) und SaFE (Schools and
Families Educating Children).
Insgesamt ist es ein sehr empfehlenswertes Buch, das einen guten Überblick über
Fördermöglichkeiten für Kinder im Säuglingsalter bis zur Ende der Grundschulzeit
und der Unterstützung der Eltern gibt. Es werden die vielfältigen Programme prägnant, die über Kindertagesstätte und Schule hinausgehenden unterstützenden Institutionen, von Frühförderung bis Jugendhilfe, ausreichend umfangreich dargestellt.
Lothar Unzner, Dorfen
Die folgenden Neuerscheinungen können zur Besprechung bei der Redaktion
angefordert werden:
–– Bernard-Opitz, V. (2014). Visuelle Methoden in der Autismus-spezifischen Verhaltenstherapie (AVT). Stuttgart: Kohlhammer, 180 Seiten, 49,99 €.
–– Hammel, S. (2014). Therapie zwischen den Zeilen. Das ungesagt Gesagte in Psychotherapie,
Beratung und Heilkunde. Stuttgart: Klett-Cotta, 288 Seiten, 29,95 €.
–– Lauth, G. W. et al. (Hrsg.) (2014). Interventionen bei Lernstörungen. Förderung, Training
und Therapie in der Praxis. Göttingen: Hogrefe, 589 Seiten, 49,95 €.
–– Plassmann, R. (Hrsg.) (2014). Die Kunst, seelisches Wachstum zu fördern. Transformationsprozesse in der Psychotherapie. Gießen: Psychosozial-Verlag, ca. 300 Seiten, 32,90 €.
–– Romer, G. et al. (Hrsg.) (2014). Kinder krebskranker Eltern. Manual zur kindzentrierten
Familienberatung nach dem COSIP-Konzept. Göttingen: Hogrefe, 265 Seiten, 34,95 €.
–– Scholz, D. (2014). Systemische Interventionen bei Internetabhängigkeit. Heidelberg: CarlAuer, 224 Seiten, 24,95 €.
–– Walg, M., Lauth, G. W. (2014). Erziehungsschwierigkeiten gemeinsam meistern. Informationen und Übungen für gestresste Eltern. Göttingen: Hogrefe, 157 Seiten, 16,95 €.
–– Winkelmann, I. (2014). Systemisch-ressourcenorientiertes Arbeiten in der Jugendhilfe. Heidelberg: Carl-Auer, 240 Seiten, 29,95 €.
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TAGUNGSKALENDER
26.-28.9.2014 in Lindau am Bodensee:
65. Jahrestagung der DGPT. IDENTITÄTen
Auskunft: Geschäftsstelle der DGPT, Johannisbollwerk 20, 20459 Hamburg; Tel.: 040-75664990,
Fax: 040-756649929, E-Mail: [email protected], Internet: http://jahrestagung2014.dgpt.de
2.10.2014 in Essen:
Fachtagung des ifs. Kinder in der Familientherapie, Eltern in der Kindertherapie – wer ist
zu viel, wer fehlt?
Auskunft: ifs – Bochumer Str. 50, 45276 Essen; Tel.: 0201-8486560, E-Mail: [email protected],
Internet: www.ifs-essen.de
11./12.10.2014 in München:
13. Internationale Bindungskonferenz. Bindung und Migration
Auskunft: Internet: www.bindungskonferenz-muenchen.de
16.-18.10.2014 in Alpbach, Tirol, Österreich:
22. Internationale Wissenschaftliche Tagung. Kongress Essstörungen 2014
Auskunft: Netzwerk Essstörungen, Templstraße 22, A-6020 Innsbruck, Österreich;
Tel.: +43-512-576026, Fax: +43-512-583654, E-Mail: [email protected]
21./22.10.2014 in Essen:
Workshop: Systemisch pflegen? Impulse für den Pflege- und Erziehungsdienst in der Kinder- und Jugendpsychiatrie
Auskunft: ifs – Bochumer Str. 50, 45276 Essen; Tel.: 0201-8486560, E-Mail: [email protected],
Internet: www.ifs-essen.de
24./25.10.2014 in Bochum:
22. Wissenschaftliches Symposium für Psychotherapie: Das Gedächtnis in Biographie, Psychopathologie und Psychotherapie
Auskunft: Frau C. Beyer, Tel.: 0234-5077-3440, E-Mail: [email protected],
Internet: www.lwl-klinik-bochum.de,
31.10.-1.11.2014 in Essen:
Workshop: Traumatherapie mit komplextraumatisierten Kindern und Jugendlichen
Auskunft: ifs – Bochumer Str. 50, 45276 Essen; Tel.: 0201-8486560, E-Mail: [email protected],
Internet: www.ifs-essen.de
Prax. Kinderpsychol. Kinderpsychiat. 63: 611 - 613 (2014), ISSN: 0032-7034 (print), 2196-8225 (online)
© Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen 2014
612 Tagungskalender
17./18.11.2014 in Essen:
Kursbeginn Marte Meo Grundkurs
Auskunft: ifs – Bochumer Str. 50, 45276 Essen; Tel.: 0201-8486560, E-Mail: [email protected],
Internet: www.ifs-essen.de
26.11.2014 in Essen:
Fachtagung des ifs. Anleitung zum Andersdenken – Die Idee des Konstruktivismus.
Auskunft: ifs – Bochumer Str. 50, 45276 Essen; Tel.: 0201-8486560, E-Mail: [email protected],
Internet: www.ifs-essen.de
29.11.2014 in München:
Internationales und interdisziplinäres Symposium: Kognitive Entwicklung, Begabung und
Lernen bei Kindern mit besonderem Förderbedarf
Auskunft: Internationale Akademie für Entwicklungs-Rehabiliation in der Theodor-Hellbrügge-Stiftung, Heiglhofstr. 63/II, 81377 München; Tel.: 089-72469040, Fax: 089-7193610,
Internet: www.theodor-hellbruegge-stiftung.de
09./10.12.2014 in Essen:
Workshop: Stärke statt Macht – Neue Autorität
Auskunft: ifs – Bochumer Str. 50, 45276 Essen; Tel.: 0201-8486560, E-Mail: [email protected],
Internet: www.ifs-essen.de
16.1.2015 in Essen:
Beginn der Seminarreihe Hypno-Systemisches Arbeiten in Beratung und Therapie
Auskunft: ifs – Bochumer Str. 50, 45276 Essen; Tel.: 0201-8486560, E-Mail: [email protected],
Internet: www.ifs-essen.de
27./28.1.2015 in Essen:
Workshop: Systemische Beratung/Therapie mit multikulturellen Klienten
Auskunft: ifs – Bochumer Str. 50, 45276 Essen; Tel.: 0201-8486560, E-Mail: [email protected],
Internet: www.ifs-essen.de
12.2.2015 in Essen:
Beginn der Seminarreihe KOF – Kinderorientierte Familientherapie
Auskunft: ifs – Bochumer Str. 50, 45276 Essen; Tel.: 0201-8486560, E-Mail: [email protected],
Internet: www.ifs-essen.de
12.-15.2.2015 in Brixen/Südtirol:
Start der Fortbildung tiefenpsychologisch fundierte Gruppentherapie für Kinder und Jugendliche
Auskunft: Ärztliche Akademie für Psychotherapie von Kindern und Jugendlichen e.V., Spiegelstr. 5, 81241 München; Internet: www.aerztliche-akademie.de
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Tagungskalender 613
7./8.3.2015 in Bremen:
64. Kindertherapietage an der Universität Bremen
Auskunft: Eva Todisco, Zentrum für Klinische Psychologie der Universität Bremen, Grazer
Straße 6, 28359 Bremen; Tel.: 0421-218-68603, Fax: 0421-218-68629,
E-Mail: [email protected], Internet: www.zrf.uni-bremen.de
19./20.9.2015 in Bremen:
65. Kindertherapietage an der Universität Bremen
Auskunft: Eva Todisco, Zentrum für Klinische Psychologie der Universität Bremen, Grazer
Straße 6, 28359 Bremen; Tel.: 0421-218-68603, Fax: 0421-218-68629,
E-Mail: [email protected], Internet: www.zrf.uni-bremen.de
MITTEILUNGEN
Hermann Emminghaus-Preis 2015 – Teilnahmeberechtigt sind Wissenschaftler, die
empirische Forschung auf dem Gebiet der Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, insbesondere der biologischen Kinder- und Jugendpsychiatrie, betreiben und in der Regel nicht länger als zehn Jahre im Fach wissenschaftlich tätig sind.
Psychodynamisch, genetisch oder zerebralorganisch orientierte Untersuchungen
kommen ebenso für eine Bewerbung in Betracht wie epidemiologische, katamnestische oder therapeutische Studien. Die Arbeit ist in Deutsch oder Englisch einzureichen. Es können ausschließlich Arbeiten eingereicht werden, die noch nicht
anderweitig ausgezeichnet worden sind. Der Preisträger wird mit der Hermann
Emminghaus-Medaille und einem Preisgeld in Höhe von 5.500 Euro gewürdigt. Bewerbungsschluss ist der 5. November 2014.
Weitere Informationen zum Hermann Emminghaus-Preis und zu den Teilnahmebedingungen sind unter www.emminghaus-preis.de zu finden.
Aus dem Inhalt des nächsten Heftes
K. Sarimski: Familiäre Belastungen in Pflege- und Adoptionsfamilien mit Kindern mit
fetalem Alkoholsyndrom – M. Suing et al.: Das Kompetenzanalyseverfahren (KANN):
Autismus-Spektrum-Störungen und/oder ADHS im Vergleich – C. Ulke et al.: Auswirkungen struktureller Interventionen auf wiederholte kritische Ereignisse – J. Quitmann et al.: Wie erleben betroffene Kinder und Jugendliche ihren Kleinwuchs?
Ein Leitfaden für die Anwendung der OPDKJ-2-Achse in der therapeutischen Praxis
Die Konfliktachse der OPD-KJ-2
Ein Fallbuch für die klinische Arbeit
Von Inge Seiffge-Krenke, Heiko Dietrich, Petra
Adler-Corman, Helene Timmermann, Maike
Rathgeber, Sibylle Winter, Christine Röpke.
2014. 164 Seiten, mit 2 Abb. und 6 Tab.,
kartoniert
€ 19,99 D
ISBN 978-3-525-40244-3
eBook: € 15,99 D
ISBN 978-3-647-40244-4
Die Konfliktachse der OPD-KJ-2 stellt eine Bereicherung für die therapeutische
Arbeit dar. Wie sie im Einzelnen hilfreich einbezogen werden kann, zeigt dieses
Buch aus der Praxis für die Praxis.
Die Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik liegt seit 2013 in überarbeiteter Fassung vor (OPD-KJ-2). Im Zentrum dieses Buchs steht die Konfliktachse.
Es zeigt, welche typischen intrapsychischen, entwicklungshemmenden Konflikte
bei Kindern und Jugendlichen diagnostiziert und wie sie behandelt werden können. Therapeutische Vorgehensweisen in Kurz- und Langzeitbehandlungen, die
Elternarbeit und die Anwendung der OPD-KJ-2 bei der Berichterstellung an den
Gutachter werden anschaulich beschrieben. Zahlreiche Fallbeispiele aus der Praxis und Supervision verdeutlichen die Relevanz der Konfliktachse für den Alltag
in Psychotherapie, Beratung sowie Kinder- bzw. Jugendlichenpsychiatrie und
-psychosomatik.
www.v-r.de
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Karina Weichold
Rainer K. Silbereisen
Karina Weichold · Rainer K. Silbereisen
Suchtprävention
in der Schule
Suchtprävention
in der Schule
IPSY – Ein Lebenskompetenzenprogramm
für die Klassenstufen 5-7
mit CD-ROM
Auch als
IPSY – Ein Lebenskompetenzenprogramm für die Klassenstufen 5-7
2014, 146 Seiten, Großformat,
inkl. CD-ROM, € 36,95 / CHF 49,90
ISBN 978-3-8017-2129-9
E-Book
Gerhard W. Lauth · Matthias Grünke
Joachim C. Brunstein (Hrsg.)
Interventionen bei
Lernstörungen
Förderung, Training
und Therapie in der Praxis
Förderung, Training und
Therapie in der Praxis
2., überarbeitete
und erweiterte Auflage
Auch als
als pädagogische
Herausforderung
Ein Programm zur Förderung der
Medienkompetenz im Jugendalter
mit CD-ROM
Auch als
2., überarbeitete und erweiterte
Auflage 2014, 589 Seiten,
€ 49,95 / CHF 66,90
ISBN 978-3-8017-2486-3
Auch in der überarbeiteten und erweiterten Neuauflage
präsentiert dieses Buch zahlreiche effektive Möglichkeiten der Lernförderung. Führende Expertinnen und
Experten stellen Interventionen mit einer empirisch
gut belegten Wirksamkeit so dar, dass sie im (Förder-)
Unterricht, in Trainings und in Therapien leicht umgesetzt werden können. Im ersten Teil geht es um die
wichtigsten Formen von Lernstörungen. Der zweite Teil
enthält Informationen über Interventionen zur Förderung spezifischer Lernleistungen. Im dritten Teil werden
bereichsübergreifende Techniken präsentiert, die sich
bei der Behandlung von Lernschwierigkeiten als nützlich
erwiesen haben.
Ingrid Möller · Barbara Krahé
Mediengewalt
Interventionen
bei Lernstörungen
E-Book
Das Lebenskompetenzenprogramm IPSY wurde für
die Klassenstufen 5 bis 7 basierend auf dem aktuellen
Forschungsstand zur Entstehung von jugendlichem
Substanzmissbrauch entwickelt und erfolgreich evaluiert. Es soll Jugendliche umfassend in ihrer Persönlichkeitsentwicklung fördern und ihnen Kompetenzen
vermitteln. Das Programm fördert darüber hinaus
nachweislich Lebenskompetenzen und die Bindung
an die Schule bei Jugendlichen. Auch das Miteinander
im Klassenverband wird positiv beeinflusst.
Das Buch bietet eine nutzerfreundliche Handreichung
der Arbeitsmaterialien zur Durchführung des Programms im Schulalltag.
Ingrid Möller · Barbara Krahé
Gerhard W. Lauth · Matthias Grünke
Joachim C. Brunstein (Hrsg.)
Mediengewalt
als pädagogische
Herausforderung
Torsten Porsch · Stephanie Pieschl (Hrsg.)
Neue Medien
und deren Schatten
Mediennutzung, Medienwirkung und
Medienkompetenz
E-Book
Das Manual beschreibt ein sieben Einheiten umfassendes Trainingsprogramm zur Konsumreduktion von
Gewaltmedien und zur Förderung der kritischen Auseinandersetzung mit gewalthaltigen Medieninhalten bei
Jugendlichen. Es enthält ausführliche Durchführungsanleitungen sowie zahlreiche Trainingsmaterialien,
wie z.B. Eltern- und Schülerbroschüren, Arbeitsblätter
sowie ein Medientagebuch. Das Training wurde hinsichtlich seiner Wirksamkeit sowie seiner Praktikabilität zum Einsatz im Schulalltag erfolgreich evaluiert.
Neue Medien und
deren Schatten
Mediennutzung, Medienwirkung
und Medienkompetenz
Ein Programm zur Förderung der
Medienkompetenz im Jugendalter
2013, 89 Seiten, Großformat,
inkl. CD-ROM, € 34,95 / CHF 46,90
ISBN 978-3-8017-2445-0
Torsten Porsch · Stephanie Pieschl
(Hrsg.)
2014, 336 Seiten,
€ 34,95 / CHF 46,90
ISBN 978-3-8017-2479-5
Auch als
E-Book
ll vieler Kinder, Jugendlicher
Medien sind aus ddem Alltag
und Erwachsener nicht mehr wegzudenken. Der Band
beschäftigt sich mit Fragen der Mediennutzung und
Medienwirkung und geht dazu auf verschiedene in der
Wissenschaft zum Teil kontrovers diskutierte Themen,
wie z.B. Gewalt in Computerspielen, Cybermobbing
und sexuelle Belästigung im Internet, ein. Er liefert
einen Überblick zum Forschungsstand und zeigt insbesondere am Beispiel Cybermobbing auf, welche Punkte
bei der Entwicklung von Präventions- und Interventionsmaßnahmen beachtet werden sollten.
Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG
Merkelstraße 3 · 37085 Göttingen · Tel.: (0551) 99950-0 · Fax: -111
E-Mail: [email protected] · Internet: www.hogrefe.de
Präventives Bindungstraining
für Alleinerziehende
Matthias Franz
wir2
Bindungstraining für Alleinerziehende
Unter Mitarbeit von Tanja Buddenberg, Jörn
Güttgemanns, Daniela van Buggenum.
2014. 500 Seiten, mit 37 Abb., 6 Tab. und
einer CD, gebunden
€ 44,99 D
ISBN 978-3-525-40463-8
Alleinerziehende Mütter geraten aufgrund von Stress und Überforderung schnell
in depressive Strukturen, was auch die Beziehung zu ihrem Kind beeinträchtigen
kann. Das Gruppentraining wir2 beugt dem vor, indem es positive Mutter-KindBindungen fördert.
wir2 – mit früherem Namen PALME – ist ein präventives Bindungstraining, das
sich an psychosozial belastete alleinerziehende Mütter mit Kindern im Vorschulalter richtet. Ziel ist es, das Befinden von Mutter und Kind und ihre Beziehung
zueinander zu verbessern. Die emotionszentrierten und bindungsorientierten
Gruppensitzungen werden von einem speziell geschulten Leiterpaar durchgeführt.
Wirksamkeit des Programms, theoretische Grundlagen sowie Inhalte und Ablauf
der 20 Sitzungen sind in dem didaktisch sorgfältig aufbereiteten Manual ausführlich beschrieben. Auf der beiliegenden CD finden sich Druckvorlagen für Arbeitsmaterialien.
www.v-r.de
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RIAS
Reynolds Intellectual Assessment
Scales and Screening
Deutschsprachige Adaptation der Reynolds Intellectual Assessment Scales (RIAS)TM
& des Reynolds Intellectual Screening Test (RIST)TM
von Cecil R. Reynolds und Randy W. Kamphaus
von Priska Hagmann-von Arx & Alexander Grob
Die RIAS sind ein zeitökonomisches, leicht
zu handhabendes Testverfahren zur Intelligenzeinschätzung über praktisch die
gesamte Lebensspanne (3 bis 99 Jahre).
Sie umfassen einen Verbalen Intelligenz
Index (VIX) und einen Nonverbalen Intelligenz Index (NIX), die sich jeweils aus zwei
Untertests zusammensetzen. Die T-Werte
der vier Untertests lassen sich aufsummiert in den Gesamtintelligenz Index
(GIX) umwandeln, der eine Schätzung
der globalen Intelligenz darstellt. Ein
Gesamtgedächtnis Index (GGX) wird über
zwei zusätzliche Gedächtnisuntertests
gebildet. Die Intelligenzindizes entsprechen gängigen IQ-Werten. Der integrierte
RIST ermöglicht als Screening-Version
eine noch ökonomischere, reliable und
valide Intelligenzeinschätzung.
RIAS Test komplett, bestehend aus:
Manual, 20 Protokollbogen RIAS,
20 Protokollbogen RIST, Stimulusbücher 1,
2, und 3, Sichtschutz und Koffer
Bestellnummer 03 172 01,
€ 650.00/CHF 873.00
Zu beziehen bei Ihrer Testzentrale:
Herbert-Quandt-Str. 4 · D-37081 Göttingen · Tel.: 0049-(0)551 999 50-999 · Fax: -998
E-Mail: [email protected] · www.testzentrale.de
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Die Besonderheiten bei Kindertrauer –
in Theorie und Praxis
Franziska Röseberg /
Monika Müller (Hg.)
Handbuch Kindertrauer
Die Begleitung von Kindern, Jugendlichen
und ihren Familien
2014. 547 Seiten, mit 27 Abb. und 9 Tab.,
gebunden
€ 49,99 D
ISBN 978-3-525-40227-6
eBook: € 39,99 D
ISBN 978-3-647-40227-7
Dieses Handbuch bündelt mit fachlicher Expertise die große Bandbreite der Aspekte, die mit Trauer von Kindern zusammenhängen. Die elementaren Unterschiede zur Erwachsenentrauer machen solch ein Nachschlagewerk unentbehrlich.
Das Buch gibt einen praxisbezogenen und theoretisch fundierten Einblick in die
Thematik Trauer von Kindern und deren Familien. Trauer ist dabei weit gefasst
und bezieht sowohl Erfahrungen vom Tod nahestehender Menschen, das Erleben
von Sterben als auch andere Verlustsituationen ein. Hierbei werden die besonderen
Bedürfnisse von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen berücksichtigt.
Die langjährig erfahrenen Autorinnen und Autoren beschreiben Unterstützungsmöglichkeiten in der Familie, in Institutionen sowie in spezifischen Trauerbegleitungsangeboten. Praxisbeispiele oder Aussagen von Betroffenen leiten in die
thematischen Aspekte ein.
www.v-r.de
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No risk, no fun!
158 Seiten, Kt, 2014
€ 21,95
ISBN 978-3-8497-0039-3
217 Seiten, Kt, 2014
€29,95
ISBN 978-3-8497-0018-8
283 Seiten, 41 Abb., Kt, 2014
€ 29,95
ISBN 978-3-8497-0034-8
249 Seiten, Kt
2., unveränd. Aufl. 2013
€ 27,95
ISBN 978-3-89670-766-6
287 Seiten, 62 Abb., Kt
4. Aufl. 2011
€ 29,95
ISBN 978-3-89670-804-5
252 Seiten, Kt
3., unveränd. Aufl. 2013
€ 24,95
ISBN 978-3-89670-674-4
Carl-Auer Verlag • www.carl-auer. de
Bei www.carl-auer.de bestellt, deutschlandweit portofrei geliefert!
Yecheskiel Cohen
Das traumatisierte Kind
Psychoanalytische Therapie im Kinderheim
Mit dem Film Die zweite Geburt (DVD)
Herausgegeben von Sybille Drews
und Manfred Endres
284 S., € 34,90, geb. Großoktav
ISBN 978-3-95558-052-0
Cohen entwickelte ein therapeutisches Konzept,
das seit Jahren erfolgreich umgesetzt wird. Die Behandlungsergebnisse zeigen eine beeindruckende
Resozialisierungsrate.
Der Film »Die zweite Geburt« (als DVD beigelegt)
schildert anschaulich die tragenden Säulen der
Therapie traumatisierter Kinder.
Hans Hopf
Schulangst und Schulphobie
Wege zum Verständnis und zur Bewältigung
Hilfen für Eltern und Lehrer
212 S., € 19,90, Pb. Großoktav
ISBN 978-3-95558-035-3
Sowohl Eltern als auch Lehrer werden in das Geschehen um Schulängste hineingezogen. Das ist
nicht immer einfach, und so bieten die Erfahrung
und Kompetenz von Hopf in Sachen Angststörungen eine verlässliche Grundlage, um ein komplexes psychisches Geschehen im sozialen Raum
zu verstehen. Hopf gelingt es, dies auf anschauliche Weise hervorragend zu vermitteln.
Bitte fordern Sie auch unseren kostenlosen Psychoanalysekatalog an:
Brandes & Apsel Verlag: E-Mail: [email protected] • www.brandes-apsel-verlag.de
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Weil jedes Kind es wert ist!
Martin Baierl / Kurt Frey (Hg.)
Praxishandbuch
Traumapädagogik
Lebensfreude, Sicherheit und Geborgenheit
für Kinder und Jugendliche
2014. 294 Seiten, mit 23 Abb. und 1 Tab.,
kartoniert
€ 29,99 D
ISBN 978-3-525-40245-0
eBook: € 23,99 D
ISBN 978-3-647-40245-1
Lebensfreude ist Grundhaltung, Transportmittel und pädagogisches Ziel in der
Traumapädagogik. Wie traumatisierte Kinder und Jugendliche das Leben wieder
lieben lernen, zeigt dieses Buch aus der stationären Jugendhilfe-Praxis.
Es gehört zu den grundlegenden Zielen in der Arbeit mit traumatisierten Kindern
und Jugendlichen, sie darin zu unterstützen, wieder Vertrauen in sich und andere
zu setzen, und sie zu ermutigen, das Leben in die eigenen Hände zu nehmen. Je
schlimmer das Geschehen und je größer die Verletzung, desto wichtiger ist es, sich
auf die gesunden Anteile zu konzentrieren, sie zu würdigen und zu stärken. Doch
wie kann dies im erzieherischen Alltag gelingen? Mit dem Praxishandbuch lassen
sich traumapädagogische Kompetenzen weiterentwickeln. Es vermittelt aktuelles
traumatologisches Grundwissen und steckt voller erprobter Methoden und wertvoller Praxiserfahrungen.
www.v-r.de
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