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13. Entropie und Zweiter Hauptsatz
13.1 Entropie
Wir haben festgestellt, dass der reversible isochore und der reversible
isotherme Prozess durch die Konstanz einer Zustandsgröße
charakterisiert war (V bzw. T, U). Der adiabatische Prozess hingegen
wurde dadurch definiert, dass er ohne Austausch von Wärme abläuft,
also dQ = 0, wobei Q keine Zustandsgröße ist. Allerdings ist auch der
adiabatische Prozess durch die Konstanz einer Zustandsgröße
charakterisiert, nämlich der Entropie S, die folgendermaßen definiert ist:
dQrev
dS =
T
2
bzw.
dQrev
T
1
ΔS = S2 − S1 = ∫
Beim reversiblen adiabatischen Prozess bleibt also die Entropie S
konstant (dQrev=0 Æ ΔS = 0).
Die Einheit der Entropie ist Joule/Kelvin.
Die Entropie ist eine Zustandsgröße, ihre Änderung ist also nur durch
Anfangs- und Endzustand gegeben, unabhängig davon, ob das System
einen reversiblen oder einen irreversiblen Prozess durchlaufen hat.
Dies erlaubt die Berechnung der Entropieänderung auch im Falle einer
irreversiblen Prozessführung. Man wählt sich hierfür einen reversiblen
Ersatzprozess, der vom selben Anfangszustand zum selben Endzustand
führt und berechnet die Entropieänderung anhand der
Definitionsgleichung. Obwohl die ausgetauschte Wärmemenge dQrev im
reversiblen Ersatzprozess nicht derjenigen im irreversiblen entspricht,
erhält man für die Entropieänderung ein korrektes Ergebnis, eben weil
die Entropie eine Zustandsgröße ist.
Für die ausgetauschte Wärmemenge gilt im irreversiblen Fall:
dQirrev < dQrev = TdS
Unter Berücksichtigung des Vorzeichens (aufgenommene Wärme wird
positiv, abgegebene negativ gezählt) gilt, dass bei irreversibler
Entropiezunahme weniger Wärme aufgenommen wird als bei
reversibler Prozessführung, während bei irreversibler Entropieabnahme
mehr Wärme abgegeben wird als im reversiblen Fall.
Wir betrachten die Entropieänderung bei der Expansion eines Gases,
und zwar zunächst im reversiblen isothermen Fall:
V1, P1, T
V2, P2, T
Aus dem ersten Hauptsatz und ΔU = 0 (isotherm) folgt:
dU = 0 = dQrev − PdV = TdS − PdV
⇒ dS =
P
dV
dV = nR
T
V
⇒ ΔS = S2 − S1 = nR ⋅ ln
V2
V1
Die aufgenommene Wärme dQrev wurde einem Reservoir gleicher
Temperatur (reversibel!) entnommen, dessen Entropie um den
Entsprechenden Betrag ΔS abgenommen hat. Die Gesamt-Entropie von
Gas und Reservoir (Universum) bleibt im reversiblen Fall also konstant.
Für den vollständig irreversiblen Fall stellen wir uns vor, dass die
Trennwand plötzlich entfernt wird und das Gas frei in das vorher
evakuierte Teilvolumen einströmen kann. Das Gas ist thermisch isoliert,
so dass keine Wärme mit der Umgebung ausgetauscht werden kann
(dQirrev=0).
V1, P1, T
V2, P2, T
Hier wird keine Arbeit verrichtet, da das Gas frei ins Vakuum strömt
(keine Gegenkraft). Außerdem soll keine Wärme ausgetauscht werden,
so dass nach dem ersten Hauptsatz die innere Energie und damit die
Temperatur konstant bleiben.
Da die Entropie eine Zustandsgröße ist, hat sie sich um den gleichen
Betrag vergrößert wie im reversiblen Fall. Da sich das Gas jedoch in
thermischer Isolation befindet, bedeutet dies, dass die Gesamt-Entropie
(Gas plus Umgebung) zugenommen haben muss.
13.2 Zweiter Hauptsatz der Wärmelehre
Diese Beobachtung hat allgemeine Gültigkeit und ist Aussage des
zweiten Hauptsatzes der Wärmelehre:
Die Entropie ist eine Zustandsgröße und besitzt daher in jedem
Gleichgewichtszustand einen eindeutigen Wert, unabhängig davon, auf
welchem Weg das System in diesen Zustand überführt wurde.
In einem abgeschlossenen System ist die Änderung der
Gesamt-Entropie bei reversiblen Prozessen gleich null, bei irreversiblen
Prozessen größer null.
Warum ist die eben diskutierte freie Expansion irreversibel?
Warum sammeln sich nicht alle Gasteilchen spontan wieder im kleineren
Teilvolumen V1?
In der Tat wäre dies nicht im Widerspruch zum ersten Hauptsatz, also
verträglich mit der Energieerhaltung.
Betrachten wir ein einzelnes Teilchen: Die Wahrscheinlichkeit, es zu
einem bestimmten Zeitpunkt innerhalb des Teilvolumens V1 anzutreffen,
ist p1 = V1 / V2. Für zwei Teilchen ist die Wahrscheinlichkeit p2 = (V1 /V2)2,
beide gleichzeitig innerhalb von V1 anzutreffen. Für N = n NA Teilchen gilt
schließlich:
⎛V
pN = ⎜⎜ 1
⎝ V2
⎞
⎟⎟
⎠
N
Diese Zahl ist für makroskopische Stoffmengen unvorstellbar klein.
Eine solche spontane Ansammlung der Gasteilchen im kleineren
Teilvolumen V1 wäre mit einer negativen Entropieänderung verbunden:
ΔS = nR ln
V1
<0
V2
⎛V
V
= Nk B ln 1 = k B ln⎜⎜ 1
V2
⎝ V2
N
⎞
⎟⎟ = k B ln pN
⎠
Die Entropieänderung ist also offenbar verknüpft mit der
Wahrscheinlichkeit, dass das System in dem einen oder anderen
Zustand vorliegt.
Die Erkenntnisse des zweiten Hauptsatzes lassen sich also auch so
formulieren: eine Abnahme der Entropie im Gesamtsystem wäre
gleichbedeutend damit, dass das System von einem sehr
wahrscheinlichen in einen sehr unwahrscheinlichen Zustand übergeht.
Daher wird die Entropie des Gesamtsystems immer ansteigen oder – im
reversiblen Fall – bestenfalls gleich bleiben.
Der Gleichgewichtszustand ist stets der Zustand maximaler Entropie,
den das System einnehmen kann.
Man spricht auch vom Zustand maximaler Unordnung.
13.3 Wärmekraftmaschinen
In der Technik sind Maschinen, die Wärme in mechanische Arbeit
umwandeln, von großer Bedeutung. Als Beispiel für eine solche
Wärmekraftmaschine betrachten wir den Verbrennungsmotor:
Im Verdichtungstakt wird das kalte Luft-Benzin-Gemisch adiabatisch
komprimiert. Dadurch erhöhen sich P und T. Anschließend wird das
Gemisch gezündet, wodurch sich bei praktisch gleich bleibendem
Volumen der Druck und Temperatur weiter erhöhen. Der hohe Druck
bewegt den Kolben, wodurch das Gemisch adiabatisch expandiert und
mechanische Arbeit leistet. Schließlich wird das verbrannte Gemisch
ausgelassen und durch neues, kaltes Gemisch ersetzt. Der Zyklus
beginnt von neuem.
Für unsere Diskussion sind wir nicht an den Details der technischen
Realisierung interessiert, sondern an den thermodynamischen
Prinzipien. Entscheidend ist, dass der Maschine eine Arbeitssubstanz
zugrunde liegt (Verbrennungsmotor: Benzin-Luftgemisch,
Dampfmaschine: Wasserdampf), die Wärme und mechanische Arbeit
aufnehmen und abgeben kann. Wichtig ist außerdem, dass
Wärmekraftmaschinen zyklisch arbeiten, also Anfangs- und Endzustand
eines Prozesses gleich sind und sich wiederholen. Der Zyklus eines
Verbrennungsmotors sieht vereinfacht etwa so aus:
(a-b): adiabatische Kompression.
Die Arbeit W1 wird der Substanz zugeführt
(b-c): isochore Erwärmung.
Die Wärme Qw wird zugeführt
(c-d): adiabatische Expansion.
Die Arbeit W2 wird verrichtet
P
c
b
d
(d-a): isochore Abkühlung.
Die Wärme Qk wird abgegeben
a
V
Kehrt das System nach einem vollen Umlauf an seinen Ausgangspunkt
zurück, ist die Änderung der inneren Energie null. Nach dem ersten
Hauptsatz gilt dann
ΔU = W1 + Qw − W2 − Qk = 0
a →a
Die netto verrichtete Arbeit ist W = W2 – W1, also gleich der von den
Kurven eingeschlossenen Fläche. Daraus folgt
W = Qw − Qk
Man definiert den Wirkungsgrad ε einer Wärmekraftmaschine als das
Verhältnis aus der netto verrichteten Arbeit und der aufgenommen
P
Wärme:
c
W Qw − Qk
Qk
ε=
=
=1 −
Qw
Qw
Qw
Es wird also stets nur ein Teil der
aufgenommenen Wärme in Arbeit
Umgesetzt. Der Rest wird in Form der
Wärme Qk an die Umwelt abgegeben.
b
d
a
V
Beispiel:
Eine Wärmekraftmaschine nimmt eine Wärmemenge von 200 J aus
einem heißen Reservoir auf, verrichtet die Arbeit W und gibt 160 J an ein
kaltes Reservoir ab. Wie hoch ist der Wirkungsgrad ε?
13.4 Der Carnot-Prozess
Der französische Ingenieur Carnot hat im Jahr 1824 gezeigt, dass
zwischen zwei gegebenen Wärmereservoirs die reversibel arbeitende
Wärmekraftmaschine den größtmöglichen Wirkungsgrad besitzt.
Wir betrachten den Carnot-Kreisprozess:
(a-b): isotherme Expansion (T = Tw)
(b-c): adiabatische Expansion
(c-d): isotherme Kompression (T = Tk)
(d-a): adiabatische Kompression
P
T
Tw
a
b
Tk
Tw
d
c
a
b
d
c
Tk
V
S1
S2
S
Bei reversibler Prozessführung sind die Verhältnisse im TS-Diagramm
besonders übersichtlich. Die aufgenommene Wärme in jedem Umlauf
entspricht gerade der rot eingerahmten Fläche:
Qrev = Qw − Qk = (Tw − Tk )(S2 − S1 )
Nach dem ersten Hauptsatz îst dies gleich der verrichteten Arbeit W,
also der rot eingerahmten Fläche im PV-Diagramm.
P
T
Tw
a
b
Tk
Tw
d
c
a
b
d
c
Tk
V
S1
S2
S
Für den Wirkungsgrad gilt
ε=
W Qw − Qk
Q
=
=1 − k
Qw
Qw
Qw
Bei reversibler Prozessführung ist dQrev = TdS, also
ε rev = 1 −
Qk
T (S − S1 )
T
=1 − k 2
=1 − k
Qw
Tw (S2 − S1 )
Tw
Selbst bei reversibler Prozessführung kann der Wirkungsgrad einer
Wärmekraftmaschine also nur theoretisch eins werden, wenn nämlich
die Temperatur des kälteren Wärmebades gleich dem absoluten
Nullpunkt ist.
Bei irreversibler Prozessführung ist wegen dQirrev < dQrev die
aufgenommene Wärmemenge Qw kleiner und die abgegebene
Wärmemenge Qk größer (Vorzeichen!) als im reversiblen Fall.
Dann gilt also:
ε irrev < ε rev = 1 −
Tk
Tw
Wir fassen dies nochmals zusammen:
•
Eine zyklisch arbeitende Wärmekraftmaschine kann selbst bei
reversibler Prozessführung niemals die gesamte aufgenommene
Wärmemenge in mechanische Arbeit umwandeln. Ein Teil der
aufgenommene Wärme muss an ein kälteres Wärmebad abgeführt
werden.
•
Bei gegebenem Tw und Tk wird der maximale Wirkungsgrad bei
reversibler Prozessführung erreicht (Carnot-Prozess).
irreversibel
reversibel
Tw
Tw
Qw
Qw
W
W
Qk
Qk
Tk
Tk
13.5 Kältemaschinen und Wärmepumpen
Kältemaschinen und Wärmepumpen basieren auf dem Prinzip, dass in
einem Kreisprozess Wärme aus dem kälteren Reservoir entnommen
wird (dieses sich also weiter abkühlt) und dafür Wärme an das wärmere
Reservoir abgegeben wird (dieses sich also weiter aufwärmt).
Das kann erreicht werden, indem der Arbeitszyklus einer
Wärmekraftmaschine umgedreht wird, wobei dann natürlich netto
mechanische Arbeit dem System zugeführt werden muss.
Für den reversiblen Fall:
reversibel
P
T
Tw
b
b
Tw
a
Qw
W
a
Tw
c
d
Tk
c
Qk
d
Tk
Tk
V
S1
Man definiert die Leistungszahl cL für
Kältemaschinen und Wärmepumpen:
S2
S
cL =
Qk
W
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