Diagnose Borderline INHALTSVERZEICHNIS 1.1 Einführung in die Thematik........................................................................ 6 1.2. Historische Entwicklung des Borderline- Begriffs......................................... 6 1.3. Definition der Borderline - Störung.............................................................8 2.1. Objektbeziehungstheorie und Individuation in der Kindheit........................ 12 2.1.1. Die Differenzierungsphase (5 - 8 Monate)...........................................12 2.1.2. Die Übungsphase (8 - 16 Monate)..................................................... 13 2.1.3. Die Phase der Wiederannäherung ( 16 – 25 Monate)...........................13 2.1.4. Die Phase der Objektkonstanz ( 25 – 36 Monate)................................13 2.2. Traumata als mögliche Ursachen............................................................. 13 2.3. Anlagebedingte Faktoren.........................................................................16 2.3.1. Biochemisches Ungleichgewicht......................................................... 16 2.3.2. Neurologische Faktoren.....................................................................16 3.1. Erscheinungsbild und Persönlichkeit......................................................... 18 3.2. Wahrnehmung und Gefühlswelt – „Eine Mimose ist Beton gegen mich“.......20 3.2.1 Depressionen bei Borderline – Menschen ............................................22 3.2.2. Sexualität........................................................................................ 22 3.2.3 Aggressives Verhalten .......................................................................23 4.1 Was ist Selbstverletzung?.........................................................................25 4.2 Selbstverletzungen in Verbindung mit der Borderline - Persönlichkeitsstörung.. 26 4.3 Gründe für selbstverletzendes Verhalten....................................................27 5.1. Die psychoanalytisch orientierte Therapie................................................. 29 5.1.1. Die psychoanalytische Therapie......................................................... 29 5.2. Die unterstützende Therapie................................................................... 30 5.3. Psychodrama......................................................................................... 31 5.3.1 Doppeln............................................................................................31 5.3.2 Spiegeln .......................................................................................... 32 5.3.3 Rollentausch .................................................................................... 32 5.4 Spezielle Formen der Psychotherapie........................................................ 32 5.4.1 Gruppentherapie............................................................................... 32 5.4.2 Familientherapie................................................................................33 2 Diagnose Borderline 5.4.3. Expressive Psychotherapie................................................................ 34 5.5 Die medikamentöse Behandlung............................................................... 34 5.6 Die Therapie im Krankenhaus................................................................... 35 3 Diagnose Borderline VORWORT Psychische Störungen werden zunehmend zum Thema in unserer Gesellschaft. Immer mehr „neue“ Erkrankungen werden diagnostiziert, doch durch - meiner Meinung nach - unzureichende Information der Bevölkerung über eben diese Störungen, kommt es oft zu Abwertung und Stigmatisierung der Betroffenen. Da ich nicht zu diesen Menschen zählen möchte, die durch Unwissenheit psychisch Erkrankte abwerten, war meine Motivation für diese Fachbereichsarbeit, mich besser über eine dieser relativ unbekannten Erkrankungen, nämlich Borderline, zu informieren. Da ich selbst in stationärer Behandlung war, konnte ich einige Borderline – Patienten näher kennen lernen. Einige davon wurden richtige Freunde für mich. Ich möchte mit dieser Fachbereichsarbeit versuchen, Vorurteile gegenüber Borderline – Kranken zu bekämpfen und mich für mehr Akzeptanz in der Öffentlichkeit einzusetzen. Außerdem habe ich mich schon lange für die Borderline – Störung interessiert, weil sie für Außenstehende sehr rätselhaft ist. Ein Betroffener hat das folgendermaßen formuliert: „Borderliner sind schwierig. Es gibt schon viele Bücher über sie, aber immer noch kein Rezept, wie die Grenzgänger zu behandeln sind. Sie bestehen offensichtlich auf ihrer Einzigartigkeit. Das ist das, was mir an der Diagnose gefällt. Depressionen kennt jeder.“ Dieses unzulängliche Wissen um die Krankheit und die zahlreichen Facetten des Krankheitsbildes haben mich bewogen, mich mit großem Enthusiasmus und Wissbegierde in die Arbeit zu stürzen. 4 Diagnose Borderline „ Dabei hatte ich mir doch vorgenommen, alles anders zu machen. Ein hübsches, ruhiges Mädchen zu sein. Nicht mehr die Bohne nervös. Mich ernsthaft meinem Studium zu widmen, ernsthaft meinen Liebesgeschichten.(...) Mit der ganzen Welt gut Freund zu sein, Hunde zu lieben, Katzen, Einwanderer und Außerirdische, mit allen auf gutem Fuß zu stehen, auch mit den Beinamputierten...Doch mein Therapeut tief in seinem Sessel hat gesagt, ich habe eine kranke Persönlichkeit. Meine Persönlichkeit hat die Grippe. Nein, schlimmer noch, meine Persönlichkeit hat Krebs: eine Kugel, die in mir drin sitzt und sich von meinen Zellen ernährt, seit ich ganz klein bin. Ich bin borderline. Ich habe ein Problem mit Grenzen...“ Marie- Sissi Labrèche: Borderline 5 Diagnose Borderline 1. DIAGNOSE BORDERLINE 1.1 Einführung in die Thematik Das Borderline - Syndrom zählt mittlerweile zu den meist verbreiteten psychischen Erkrankungen und gehört zu den „emotional instabilen Persönlichkeitserkrankungen“. Die Betroffenen sind besonders impulsiv und leiden unter häufigen Stimmungsschwankungen. Zudem sind das eigene Selbstbild und Zielvorstellungen unklar und gestört. Charakteristisch für das Borderline-Syndrom ist auch die Neigung zu intensiven, aber unbeständigen emotionalen zwischenmenschlichen Krisen führen, die Beziehungen. oft mit Dies kann Suiziddrohungen zu bzw. Suizidversuchen oder Selbstverletzungen einhergehen.1 Schätzungen zufolge sind etwa 5% der Gesamtbevölkerung von Borderline betroffen. Dies stellt nach den Süchtigen und den Depressiven die drittgrößte Gruppe offiziell psychisch Kranker dar.2 Das Rätsel der Borderline-Störung liegt im zutiefst menschlichen Geheimnis der Grenze (borderline) zwischen gesund und krankvertraut und fremd, unabhängig und abhängig, sinnerfüllt und tödlich langweilig.3 1.2. Historische Entwicklung des Borderline- Begriffs 1884 wurde von C.H. Hughes erstmals der Begriff Borderline (damals „Borderland“) erwähnt. Kraepelin prägte 1893 für eine Untergruppe der 1 2 3 Vgl. Vgl. http://www.borderline.at : 25.09.2003 Joachim Gneist: Wenn Hass und Liebe sich umarmen. Das Borderline-Syndrom. München: Piper Verlag 2003, S.11 Gneist, a.a.0, S.13 6 Diagnose Borderline Psychosen die Bezeichnungen „Dementia praecox“, „Katatonie“ und „Dementia paranoides“, die heute Schizophrenie genannt werden. Somit ist der Begriff Borderline bzw. Borderland fast zehn Jahre älter als jener der Schizophrenie.4 Der Begriff Borderline selbst wurde 1938 von Adolph Stern geprägt, um jene Patienten zu beschreiben, die nicht in die primären diagnostischen Klassifikationen der „Neurosen“ und „Psychosen“ passten. Diese Patienten waren kränker als neurotische Patienten, aber dennoch interpretierten sie die reale Welt, nicht wie die Psychotiker, ständig falsch.5 1942 beschrieb Helene Deutsch eine Gruppe von Patienten, die ein inneres Gefühl von Leere durch eine chamäleonhafte Änderung ihrer inneren und äußeren emotionalen Erfahrungen überwanden, um sich den Menschen und Situationen, mit denen sie im Moment konfrontiert wurden, anzupassen. Sie bezeichnete diese Neigung, die Eigenschaften anderer anzunehmen, um damit ein Mittel zu haben, mit dem sie Liebe gewinnen oder behalten konnten, als die „Als ob-Persönlichkeit“.2 1953 erkannte Robert Knight, dass bestimmte Patienten eine gemeinsame Pathologie aufwiesen, obwohl sie ausgesprochen unterschiedliche Symptome zeigten und verschiedene Diagnosen hatten.7 Otto F. Kernberg veröffentlichte ab 1967 zahlreiche Werke über Borderline – Störungen, unter anderem das Standardwerk „Borderline-Störungen und pathologischer Narzissmus“. 4 Vgl. 5 Vgl. 26 7 ebda Vgl. Birger Dulz/ Angela Schneider: Borderline – Störungen. Theorie und Therapie. Stuttgart: F.K. Schattauer Verlagsgesellschaft 2001, S. 3 Jerold J. Kreisman/ Hal Straus: Ich hasse dich – verlass’ mich nicht. Die schwarzweiße Welt der Borderline – Persönlichkeit. München: Kösel Verlag 2003, S.243 S.245 ebda, S. 245 7 Diagnose Borderline 1978 publizierten Gunderson und Kolb das „Diagnostische Interview für das Borderline - Syndrom“. Dieses Werk wird zum Standardverfahren der Wissenschaft bei der Identifizierung von Borderline – Patienten.8 1.3. Definition der Borderline - Störung Zur Diagnostik von Borderline verwenden Psychiater und Psychologen häufig das DSM. Dies bedeutet „Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders“ (zu deutsch: Diagnostische Kriterien und Differentialdiagnosen des diagnostischen und statistischen Manuals psychischer Störungen ) und wird von der American Psychiatric Association herausgegeben. 9 Das DMS-III nahm 1982 erstmals den Begriff der Borderline – Persönlichkeit auf. Die überarbeitete Fassung des DSM-III, das DSM-III-R, wurde 1987 veröffentlicht und schließlich 1993 das DSM-IV. Statt der fünf von acht Kriterien, die laut DSM-III erfüllt werden müssen, um Borderline zu diagnostizieren, gibt es im DSM-IV ein neuntes Kriterium.10 Laut dem DSM-IV ist ein Mensch dann mit großer Wahrscheinlichkeit vom Borderline – Syndrom betroffen, wenn er mindestens fünf der folgenden neun Kriterien aufweist: 1. Chronische Gefühle von Leere und Langeweile Personen mit einer Borderline – Störung haben oft ein chronisches Gefühl von Leere. Sie sind häufig gelangweilt und deshalb ständig auf der Suche nach Beschäftigung. 2. Starke Stimmungsschwankungen Personen mit einer Borderline – Persönlichkeitsstörung leiden unter Wut, Erregbarkeit und Angst. Diese Verstimmungen dauern gewöhnlich einige Stunden und selten länger als einige Tage. Die dysphorische Grundstimmung der 8 Vgl. 9 10 Vgl. Dulz/ Schneider, a.a.O., S. 7 ebda, S. 162 ebda, S. 5 f. 8 Diagnose Borderline Betroffenen wird häufig durch Zorn und Verzweiflung unterbrochen, in einigen Fällen können auch Perioden des Wohlbefindens und der Zufriedenheit auftreten. 9 Diagnose Borderline 3. Häufige und unangemessene Zornausbrüche Diese Menschen haben Schwierigkeiten ihre Wut zu kontrollieren, sie können extremen Sarkasmus und heftigen Zorn zeigen. Ihre Wut bricht oft dann aus, wenn sie von einer Bezugsperson oder einem Partner vernachlässigt oder zurückgewiesen werden. Nach den Zornausbrüchen folgen häufig Scham- und Schuldgefühle, die meistens zu dem Gefühl „schlecht zu sein“ führen. 4. Impulsivität bei selbstzerstörerischem Verhalten Die mangelnde Selbstkontrolle zeigt sich in sprunghafter, unberechenbarer Impulsivität als Reaktion auf starke Emotionen. Diese Impulsausbrüche dienen dem Ausagieren enormer innerer Spannungen. Die Betroffenen zeigen Impulsivität bei mindestens zwei potentiell selbstschädigenden Aktivitäten, wie beispielsweise Exzessen mit Alkohol, Drogen oder Nahrungsmitteln („Fressanfälle“), unverantwortliche Geldausgaben, Spielsucht, risikoreiches Sexualverhalten oder rücksichtsloses Autofahren. 11 5. Selbstverletzungen und Suiziddrohungen bzw. – versuche Menschen mit einer Borderline – Persönlichkeit neigen zu wiederkehrenden Selbstmorddrohungen, Selbstmordversuchen und Selbstverstümmelungen. Meistens sind die häufigen Drohungen und Selbstmordversuche ein Versuch der Betroffenen, ihren Schmerz mitzuteilen.12 6. Muster instabiler, aber intensiver Beziehungen Personen mit einer Borderline – Störung neigen zu intensiven, jedoch unbeständigen zwischenmenschlichen Beziehungen. Sie können plötzlich von einer Idealisierung in eine Entwertung anderer Menschen umschlagen. Die Betroffenen fordern viel gemeinsame Zeit ein und erwarten, dass der andere ihnen zur Erfüllung ihrer Bedürfnisse zur Verfügung steht. 11 12 Vgl. Vgl. www.borderline.at: 25.9.2003 Kreisman/ Straus, a.a.0, S. 59 10 Diagnose Borderline 7. Fehlen eines klaren „Ich“ – Identitätsgefühls Der Patient weiß oft nicht, wie und wer er eigentlich ist. Es kann unvermutet Veränderungen von Meinungen hinsichtlich des Berufsweges, der Art der Freunde oder von Wertvorstellungen geben. 8. Angst vor dem Verlassenwerden Menschen mit einer Borderline – Persönlichkeitsstörung sind verzweifelt bemüht, tatsächliches oder erwartetes Verlassenwerden zu vermeiden. Sie sind sehr empfindlich gegenüber Einflüssen aus ihrer Umgebung und erleben oft intensive Ängste vor dem Verlassenwerden, welches sie als Strafe interpretieren. Außerdem können die Betroffenen eine ungeheure Angst oder Wut entwickeln, wenn sie beispielsweise mit einer zeitlich begrenzten Trennung konfrontiert werden ( z.B. Angst oder Wut, wenn eine wichtige Bezugsperson sich nur wenige Minuten verspätet oder eine Verabredung absagt). 9. Paranoide Phantasien oder dissoziative Symptome Unter Stress oder starker Belastung können kurzzeitige paranoide Vorstellungen oder dissoziative Symptome (z.B. Depersonalisation) auftreten. Diese sind für gewöhnlich von sehr kurzer Dauer und rechtfertigen deshalb keine eigene Diagnose. Sie können als Reaktion auf tatsächliches oder vermutetes Verlassenwerden auftreten, die Rückkehr der Bezugsperson kann zur Rückbildung der Symptome führen. 13 2. URSACHEN UND MÖGLICHE AUSLÖSEFAKTOREN Die Theorien über die Ursachen der Borderline – Erkrankung konzentrieren sich besonders auf die Beziehungen zwischen Eltern und Kind während den ersten Lebensjahren. Dabei ist besonders das Alter von achtzehn bis dreißig Monaten von Bedeutung.14 13 14 Vgl. www.borderline.at: 25.9.2003 Vgl. Kreisman/Straus, a.a.0, S. 79 11 Diagnose Borderline 2.1. Objektbeziehungstheorie und Individuation in der Kindheit Margaret Mahler entwickelte 1978 die Objektbeziehungstheorie für die frühen Phasen der kindlichen Entwicklung. Dieser Theorie zufolge sind die Beziehungen des Kindes zu „Objekten“ (Menschen und Dingen) in seiner Umgebung für seine spätere Funktion entscheidend. Mahler behauptete, dass es in den ersten beiden Lebensmonaten zu einer Vergesslichkeit gegenüber allem, außer sich selbst, kommt (autistische Phase). In den nächsten vier bis fünf Monaten beginnt laut Mahler das Kind, andere in seiner Umgebung zu erkennen, jedoch nur als Erweiterung seiner selbst (symbiotische Phase).15 In der darauffolgenden Phase der Ablösung und Individuation, die vom zweiten bis zum dritten Lebensjahr dauert, entsteht für das Kind ein Ichgefühl. Es beginnt sich von seiner primären Bezugsperson zu lösen. Für Mahler ist es von größter Bedeutung, dass das Kind diese Entwicklungsphase erfolgreich durchläuft. Dies ist vor allem für die spätere geistige Gesundheit wichtig. 16 Während dieser Phase von Ablösung und Individuation beginnt das Kind, Grenzen zwischen sich und anderen zu ziehen. Mahler unterteilt diese Phase in vier Subphasen: 2.1.1. Die Differenzierungsphase (5 - 8 Monate) In dieser Phase beginnt sich das Kind einer Welt bewusst zu werden, die getrennt von seiner Mutter besteht. Das „soziale Lächeln“ entsteht - eine Reaktion auf die Umgebung, vor allem aber auf die Mutter. Die Umkehrung derselben Reaktion, nämlich das „Fremdeln“, findet am Ende dieser Phase statt. Das Kind beginnt, fremde Menschen in seiner Umgebung zu erkennen. 15 16 Vgl. Vgl. ebda, S. 80 ebda, S. 80 f. 12 Diagnose Borderline 2.1.2. Die Übungsphase (8 - 16 Monate) Das Kind beginnt, sich zunehmend von der Mutter fortzubewegen (durch Krabbeln, später durch Laufen) um nach kurzer Zeit wieder zurückzukehren. 2.1.3. Die Phase der Wiederannäherung ( 16 – 25 Monate) In dieser Phase erkennt das Kind, dass es eine Identität besitzt, die getrennt von den Menschen in seiner Umgebung besteht. Durch Wiedervereinigungen mit der Mutter und das Bedürfnis ihrer Zustimmung erkennt es, dass es und andere Menschen getrennte, reale Wesen sind. Besonders in dieser Phase kann es zu Konflikten zwischen Mutter und Kind kommen, die darüber entscheiden, ob das Kind später ein Borderline – Syndrom aufweisen wird. 2.1.4. Die Phase der Objektkonstanz ( 25 – 36 Monate) In dieser Phase lernt das Kind, sofern die vorangegangenen Phasen befriedigend abgeschlossen wurden, Ambivalenz und Frustration zu ertragen. Es erkennt, dass der Zorn der Mutter nur vorübergehend ist. Außerdem entwickelt es die Fähigkeit zu teilen und Mitleid zu haben. Das Kind reagiert nun stärker auf den Vater und andere Menschen. Es verwendet Übergangsobjekte, sogenannte Trostspender (Teddybären, Puppen, Schmusedecken), die die Mutter repräsentieren und überall mitgenommen werden. Sinn und Zweck derselben ist, den Trennungsschmerz zu verringern. Später wird das Übergangsobjekt aufgegeben und ein permanentes Bild der beschützenden Mutter verinnerlicht. 17 2.2. Traumata als mögliche Ursachen Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Borderline – Persönlichkeitsstörung in der Jugend oder im Erwachsenenalter aufritt, kann durch schwere Traumata (Verlust der Eltern, Vernachlässigung, Abweisung, körperlicher oder sexueller Missbrauch) in den ersten Lebensjahren gesteigert werden. Als berühmtes Beispiel kann Marilyn Monroe genannt werden, die auch durch das Nichtvorhandensein eines Vaters an einer emotionalen Instabilität litt. 18 17 18 Vgl. Vgl. ebda, S. 81 ff. ebda, S. 87 f. 13 Diagnose Borderline Etwa 75 % aller Borderline - Patienten sind weiblich. Auffällig dabei ist, dass viele PatientInnen als Kinder misshandelt und sexuell missbraucht wurden. Es liegt daher der Gedanke nahe, dass es sich bei der Borderline – Erkrankung um eine posttraumatische Störung handelt. Allerdings gibt es einige Borderline – Patienten, die nie missbraucht worden sind. 19 Schätzungen des Deutschen Kinderschutzbundes zufolge werden 10 % aller Kinder von ihren Eltern massiv misshandelt. 1993 veröffentlichte der Psychiater K. Stauss eine Studie, wonach etwa 90 % der Borderline – Patientinnen sexuelle Missbrauchserlebnisse angaben. 20 Missbrauchte Kinder fühlen sich durch die erlittene Demütigung minderwertig und ausbeutbar: „Aufgrund einer Identifikation mit dem Täter hat dieser in der Phantasie des Opfers das Recht, ihm etwas Derartiges anzutun; das Opfer fühlt sich unwert, geliebt zu werden...“21 Bei einer Untersuchung von 42 Borderline – Patienten haben die Befragten im Rahmen einer stationären Psychotherapie konkrete Angaben über stattgefundene körperliche Misshandlungen und/oder sexuellen Missbrauch gemacht. Es stellte sich heraus, dass bei den männlichen Patienten die Misshandlungen, bei den weiblichen Missbrauchserfahrungen überwogen. Bei Männern traten vermehrt Fremdaggressionen auf, bei Frauen wurden vor allem Autoaggressionen registriert.22 Ein Betroffener schreibt über seine prägende Kindheit: „Ich hatte Angst vor meiner unberechenbaren Mutter (...), die meinte, mich oftmals bestrafen zu müssen, indem sie mit allen erdenklichen und greifbaren Gegenständen wie wild geworden auf mich einschlug. Ihr konnte man es nie, aber auch wirklich nie recht machen. Die immer etwas fand, um mich beschimpfen, beleidigen und erniedrigen zu können, und auch keine Hemmungen hatte, während ich schlief in mein Zimmer zu stürmen, um aus 1 9 Vgl. Erik Mertz: Borderline – Weder tot noch lebendig. Einzelheiten aus der subtilen Hölle des neuen Menschen. Stuttgart: Ferdinand Enke Verlag 2000, S. 243 20 Vgl. Dulz/ Schneider, a. a. O, S. 47 ff. 21 ebda, S. 53 22 Vgl. ebda. S. 54 14 Diagnose Borderline heiterem Himmel auf mich einzuprügeln. Ich musste immer darauf achten, dass man mir meine Gefühle nicht ansah. Ansonsten musste ich damit rechnen, ohne Vorwarnung ins Gesicht geschlagen zu werden. Ich durfte weder wütend noch beleidigt dreinschauen. (...) Aber auch vor meinem Stiefvater hatte ich große Angst. Denn er schlug noch härter zu. So hart, dass ich einmal eine so starke Gehirnerschütterung hatte, dass sich meine Körpermotorik verselbstständigte. (...) Die Gewissheit, dass es jederzeit wieder passieren konnte, dass beide Eltern gleichzeitig mit Gegenständen auf mich einprügelten, mich in eine mit beinahe kochendem Wasser gefüllte Badewanne schmissen oder sie beim nächsten Ostern, weil ich die Eier nicht gleich auf Anhieb fand, meinen Kopf wieder in die Toilette stecken könnten, machte mir Angst.“23 Mark Tiek 23 Andreas Knuf (Hg.): Leben auf der Grenze – Erfahrungen mit Borderline. Bonn: Psychiatrie Verlag 2002, S. 75 ff. 15 Diagnose Borderline 2.3. Anlagebedingte Faktoren Nach Meinung einiger Psychiater können biologische und genetische Faktoren bei der Entwicklung der Borderline – Störung eine entscheidende Rolle spielen. Obwohl bisher keine biologischen oder genetischen Kennzeichen, zum Beispiel ein Bluttest oder ein identifiziertes Gen, gefunden wurden, haben einige Untersuchungen zu erstaunlichen Ergebnissen geführt. 24 2.3.1. Biochemisches Ungleichgewicht Einigen Theoretikern zufolge können Borderline – Persönlichkeitsstörungen zumindest teilweise das Ergebnis eines biochemischen Ungleichgewichts sein, das auch bei anderen psychischen Störungen eine Rolle spielt. Diese Theorien werden dadurch bekräftigt, dass bestimmte Medikamente wie Antidepressiva, Beruhigungsmittel und Medikamente gegen Anfälle bei einigen Patienten zu einer deutlichen Verbesserung der Symptome geführt haben. In neueren Untersuchungen wurde eine Verbindung zwischen impulsiven Akten und Abnormitäten im Serotonin – Stoffwechsel festgestellt, einem chemischen Neurotransmitter, der bei Gemütsstörungen wichtig ist. Es wurde festgestellt, dass dieselbe Impulsivität, die bei Borderline – Patienten beobachtet wurde (möglicherweise auch bei Bulimikern und Drogenabhängigen) mit ähnlichen Stoffwechselstörungen zusammenhängen könnte. 25 2.3.2. Neurologische Faktoren Bestimmte neurologische Störungen, von denen einige erblich sind, wurden mit dem Borderline – Syndrom in Verbindung gebracht, z.B. Lernschwächen, Hyperaktivität, Epilepsie und Gehirnhautentzündung. In einigen Untersuchungen wurden bei Borderline – Patienten abnorme Hirnwellenaktivitäten im Bereich des 24 25 Vgl. Vgl. Kreisman/ Straus, a.a.O, S. 89 ebda, S.90 16 Diagnose Borderline Schläfenlappens festgestellt. Dies deutet auf eine Dysfunktion in diesem Teil des Gehirns hin. Außerdem wurde bemerkt, dass die Patienten im Schlaf eine gewisse Hirnwellenaktivität zeigten, die die Zeitspanne, die dem Träumen vorausgeht, verkürzt. Diese Muster wurden auch bei depressiven Patienten dokumentiert. 26 26 Vgl. ebda, S.91 17 Der Borderline – Mensch als Grenzgänger 3.DER BORDERLINE – MENSCH ALS GRENZGÄNGER 3.1. Erscheinungsbild und Persönlichkeit Das Fehlen einer grundlegenden Selbstidentität ist bei der Borderline – Störung ein besonders bedeutendes Symptom. Die Betroffenen haben meist ein verwirrtes oder widersprüchliches Bild von sich. Um ihr negatives Selbstbild zu überwinden, versuchen sie ihre Identitätsleere durch verschiedene Rollen, gleich einem Schauspieler, zu füllen. Sie passen sich wie ein Chamäleon an ihre Umgebung, eine bestimmte Situation oder an die augenblickliche Gesellschaft anderer an.27 Die Betroffenen leiden an einem Mangel an Selbstliebe und Selbstrespekt. Sie sind hochsensibel gegen falsches Lob, suchen jedoch ständig nach Bestätigung, was bis zur Provokation führen kann. Sie haben Schwierigkeiten, langfristige berufliche und andere Ziele zu planen bzw. zu erreichen. Die Stärken des Borderline – Menschen liegen in Spontaneität, Beweglichkeit und Idealismus. Außerdem sind Sprachgewandtheit, Witz und unterschwelliger Humor typisch für Borderline – Menschen.28 In Bezug auf Nähe und Distanz gelingt es den Betroffenen nur selten, sich von einer anderen Person abzugrenzen, die nah, aber auch bedrohlich erlebt wird. Dies führt zum Versuch, diesen Menschen ständig zu kontrollieren. Wut und Aggression kommen meistens als Bumerang zurück. Die einfache Projektion (= Hineinwerfen, Vorwerfen) funktioniert nicht, weil sich der Borderline – Mensch zugleich mit seinem Gegenüber identifiziert. Er ist also Angreifer und Angegriffener in einer Person. Im Gegensatz zu neurotischen und psychisch gesunden Menschen funktioniert das Freund/ Feind – Schema bei „Borderlinern“ nicht besonders gut.29 27 Vgl. Vgl. 29 Vgl. 28 Kreisman/ Straus, a.a.O, S.27 Gneist, a.a.0, S. 27 f. ebda, S.28 f. Der Borderline – Mensch als Grenzgänger Das Borderline – Syndrom ist von zahlreichen Symptomen geprägt. Körperliche Symptome wären Konzentrationsschwierigkeiten, Schlafstörungen, Alpträume und körperliche Anspannung. Die Betroffenen leiden auch unter Angstzuständen, Zwängen, innerer Leere und Hoffnungslosigkeit. Sie fühlen sich oft deprimiert und verzweifelt. Ihr Leben ist außerdem von antisozialem Verhalten, unangemessenen Zornausbrüchen, Autound Selbstaggressionen und Drogenmissbrauch geprägt. Charakteristisch für die Borderline – Persönlichkeitsstörung wären auch Essstörungen, massive Angst vor dem Alleinsein und Schwarzweiß – Denken. 30 Der Borderline – Mensch nimmt widersprüchlich und bruchstückhaft wahr, er erschafft die Wirklichkeit immer wieder neu. Das macht seine Lebendigkeit und Kreativität, aber auch seine Verwirrung und Orientierungslosigkeit aus. Während das eine Verhalten positiv auffällt, führt das andere oft zu Ratlosigkeit und Angst bei den Mitmenschen, weil sie es nicht nachvollziehen können. 31 1990 untersuchten Swartz und Blazer fast 4000 Personen und stellten fest, dass 1,8 % von ihnen die Kriterien für eine Borderline – Störung erfüllten. Außerdem fanden sie heraus, dass „Borderliner“ zu einem Leben in der Stadt tendierten und unterdurchschnittlich selten geschieden waren. Ingesamt seien sie aber seltener verheiratet. Der Anteil der Frauen bei Borderline – Patienten beläuft sich auf 73,2%, wobei der Frauenanteil der Gesamtbevölkerung im Vergleich dazu nur 52,2 % ausmacht. 30 31 32 Vgl. Vgl. 32 www.borderline.at Gneist, a.a.0, S. 29 Dulz/ Schneider, a.a.0, S.8 Der Borderline – Mensch als Grenzgänger Allgemeine Probleme der mit Borderline – Diagnostizierten : Arbeitsplatzprobleme 31,1% (Gesamtpopulation 21,1%) Alkoholprobleme 57,1% (17,6%) Drogenprobleme 48,1% (22,2%) Sexuelle Probleme 30,7% (4,3%)33 Swartz und Blazer stellten außerdem fest, dass fast die Hälfte der als „Borderliner“ identifizierten Personen vier und mehr Diagnosen bekommen hätten. Zu diesen Diagnosen zählten bei: 56,4% eine allgemeine Angsterkrankung 41,1% eine einfache Phobie 40,7% eine schwere Depression 34,4% eine posttraumatische Stresserkrankung 9,6% eine Manie34 3.2. Wahrnehmung und Gefühlswelt – „Eine Mimose ist Beton gegen mich“ „Ich bin borderline. Ich habe ein Problem mit Grenzen. Ich unterscheide nicht zwischen außen und innen. Das liegt an meiner Haut, die ist umgekrempelt. Das liegt an meinen Nerven, die blank liegen. Mir ist es, als könnten alle Leute in mich hineinsehen. Ich bin durchsichtig. So durchsichtig, dass ich schreien muss, damit man mich sieht. Ich muss Lärm schlagen, damit man mich beachtet. Darum weiß ich auch nie, wann es genug ist. (...) Meine Grenzen sind verschwommen. Meine Wirklichkeit fasert aus. (...) Nichts ist festgelegt in meinem Leben: wer ich bin, was ich mal tun werde, was ich wert bin, worauf ich stehe...“3 5 Im Unterschied zum Schizophrenen ist der Borderline – Mensch durchaus fähig, die Wirklichkeit als solche einzuschätzen. Das Erleben von Wirklichkeit kann jedoch höchst unterschiedlich sein. Was anderen vertraut erscheint, kann vom Betroffenen 33 34 35 ebda, S. 8 ebda, S. 57 Marie – Sissi Labrèche: Borderline. München: Antje Kunstmann Verlag 2002, S.76 Der Borderline – Mensch als Grenzgänger als sehr fremdartig empfunden werden. Daraus ergibt sich ein oft nicht realitätsgerechtes Verhalten. Durch einen Mangel an Selbstkontrolle und an der Fähigkeit, Angst auszuhalten, fällt es dem Borderline – Menschen oft schwer, sich in schwierigen und unvorhersehbaren Situationen angemessen zu verhalten. 36 Erwähnenswert ist der Bezug, den ein Mensch mit Borderline – Syndrom zu seinem Körper hat. Der eigene Körper wird entweder gar nicht gefühlt oder als unbeschreiblich fremd empfunden. Einige Betroffene versuchten, dieses Gefühl in Worte zu fassen: „Mein Körper ist hohl, aber er klingt nicht.“ „Überall hat er Risse und Sprünge, wie lange hält er?“ „Die Mechanik von Schlucken, Verdauen und Ausscheiden haben Installateure eingebaut ohne Reparatur- und Bedienungsanleitung.“ „Es strömt nicht, es schießt durch mich hindurch.“ „Mein Körper – ist er weiblich oder männlich?“ „An Unterkühlung ist mein Körper schon oft gestorben, erkaltet bei der Nicht-Erfüllung von Sehnsüchten.“ „Einmal in Gang gekommen, eckt mein Köper überall an, verletzt und verletzt sich.“ „Mein Körper – mein ärgster Feind. Er quält mich, aber ich kann ihn nicht fassen. Es zieht mir die Haut ab, aber man gibt mir keine Folie. Ich verbrenne, aber es stinkt nicht. Was ist das, was höllisch brennt und doch keine Substanz hat? Mein Herz ist mehrfach gebrochen. Es passierte, als mein Körper noch wuchs, und es gab kein Wehren. Aber mein Herz schlägt. Meine Beine sind kaputt vom Fallen. Vom immer wieder aufrecht Gehen schmerzen sie. Früher habe ich gestrampelt, gestoßen und gebrüllt. Von meinem Körper war noch etwas zu spüren. Meine Stimme hat noch zu mir gehört. Sie ist jetzt geliehen, gekünstelt, verfremdet, das bin nicht ich. Mein Gehirn ist ein Computer ohne Programmierer. Mein Körper ist die Hölle, mein Leben eine Reise durch den Wahnsinn.“37 36 37 Vgl. Gneist, a.a.0, S. 29 ebda, S. 58 ff. Der Borderline – Mensch als Grenzgänger 3.2.1 Depressionen bei Borderline – Menschen Menschen mit einer depressiven Verstimmung im Zuge einer Borderline – Störung weisen im Gegensatz zu Menschen mit einer neurotischen oder psychotischen Depression keine Schuldzuweisungen gegen sich selbst oder Selbstvorwürfe auf. Sie spüren einfach eine große depressive Leere oder extreme Wut gegen sich selbst, was bis zu massiven Selbstverletzungen gehen kann. Menschen mit einer neurotischen oder psychotischen Depression lösen bei ihren Mitmenschen meist Impulse des Mitleids und der Hilfsbereitschaft aus, diese Gefühle werden von den Betroffenen teilweise auch exzessiv herausgefordert. Sie nehmen gerne Hilfe an, weil sie selbst nicht in der Lage sind, sich zu helfen. Depressive Borderline – Patienten fordern zwar Hilfe, können diese jedoch nicht wirklich annehmen. Deshalb wird eine Unterstützung oft abgewertet, was folglich zu einem Nachlassen der Hilfsbereitschaft führt. Durch diese Reaktion fühlen sich Borderline – Patienten bestätigt, dass ihnen niemand helfen wolle und sie immer im Stich gelassen werden.38 Typisch für Borderline – Menschen ist, dass sie auf Depressionen, Angst oder Frustration mit einem Anstieg derselben Gefühle reagieren. Durch ihren Perfektionismus und ihre Neigung, alles extrem schwarzweiß wahrzunehmen, versuchen sie, ihre Gefühle auszulöschen, statt diese zu verstehen und mit ihnen leben zu lernen. Durch die Erfahrung, dass derartige Gefühle nicht einfach abgelegt werden können, werden die Betroffenen meistens noch frustrierter oder depressiver.39 3.2.2. Sexualität Durch Schwankungen der inneren Ängste gibt es bei Borderline – Patienten keine Konstanz in ihrem sexuellen Verhalten. Die frühere Bezeichnung „polymorph – perverse Sexualität“, die früher typisch für Borderline – Betroffene angeführt wurde, wird heute kaum mehr verwendet. 38 39 Vgl. Vgl. Dulz/ Schneider, a.a.O, S. 19 Kreisman/ Straus, a.a.O, S. 155 Der Borderline – Mensch als Grenzgänger Von Perversionen spricht man generell, wenn ein Mensch stets die gleiche Abweichung in seinem sexuellen Verhalten zeigt, beispielsweise Pädophilismus oder Masochismus. Diese Menschen sind jedoch niemals gleichzeitig pädophil oder masochistisch. Durch die fehlende Konstanz in der Sexualität der Borderline – Patienten wenden die Betroffenen oft unterschiedliche, sich auch widersprechende, sexuelle Praktiken an, je nach innerer oder äußerer Situation. Dieses Verhalten dient den Betroffenen zur Entlastung der inneren Spannung, was jedoch nicht zu einer adäquaten Befriedigung führt, beispielsweise zu längerfristigen Beziehungen. Daher ziehen Fachleute statt „polymorph – perverse Sexualität“ den Begriff der „anhedonistisch – multivarianten Sexualität“ vor. Unter Anhedonie versteht man das Fehlen von Vergnügen und Genießen in lustvollen Situationen.40 Oft hat eine Rollenverwirrung der Borderline – Menschen eine nicht – geglückte sexuelle Orientierung zur Folge. Wissenschaftler schätzen, dass das Vorkommen von neurotischer Homosexualität, neurotischer Bisexualität und sexuellen Perversionen unter „Borderlinern“ besonders hoch ist.41 3.2.3 Aggressives Verhalten Wut gehört genauso zum Leben wie Hunger oder Durst. Unter bestimmten Umständen kann Wut jedoch negativ oder sogar zerstörerisch wirken. Bei den meisten Menschen kündigen sich Wutanfälle mehr oder weniger an, es lässt sich auch erkennen, wie stark jemand in Wut geraten wird. Außerdem fühlen sich die Beteiligten erleichtert, wenn der Zorn verraucht ist.42 Diese Eigenschaften, vor allem die Einschätzung der Wutanfälle, fehlen den Borderline – Menschen. Diese Menschen fühlen sich schutzlos und durch andere nicht bewahrt, sie fühlen sich manchmal sogar herausgefordert, wütend zu werden. Ihre Selbstkontrolle ist extrem niedrig. Die Auslöser für ihre Wut stehen oft 40 41 42 Vgl. Vgl. Vgl. Dulz/ Schneider, a.a.O, S. 20 Kreisman/ Straus, a.a.O, S. 113 Gneist, a.a.O, S. 86 Der Borderline – Mensch als Grenzgänger in keinem vernünftigen Verhältnis zum Wutausbruch. Für Borderline – Patienten ist es schwer, die Spannung nach einem Wutanfall abzubauen, unter anderem weil die Wutanfälle oft nicht vorhersehbar und ungewöhnlich stark sind. Für die Mitmenschen ist es besonders schwierig den Betroffenen zuzusehen, wie sie die Kontrolle über ihr Ich verlieren. Am schlimmsten ist es jedoch für die Patienten selbst. Sie fühlen sich nicht erleichtert, sondern meist ängstlich und voller Schuldgefühle. Auch ihre Wut scheint mehr aktiviert als ausgelassen zu sein. Fachleute sprechen von einem Kipp – Phänomen: In die augenblicklich freundliche Stimmung kann plötzlich der Blitz einschlagen. Borderline – Menschen scheinen eine Art Wackelkontakt zu sich selbst, zu ihren Nächsten und zur Wirklichkeit zu haben.43 43 Vgl. ebda, S. 87 f. SELBSTVERLETZENDES VERHALTEN UND SUIZID BEI BORDERLINE – PATIENTEN 4.SELBSTVERLETZENDES VERHALTEN UND SUIZID BEI BORDERLINE – PATIENTEN 4.1 Was ist Selbstverletzung? Es gibt verschiedene Methoden um sich selbst zu verletzen, dazu gehören: Schneiden Stechen Abzupfen von Wundschorf Regelmäßiges Öffnen von verheilenden Wunden Verbrennen und Verätzen der Haut Heftiges Schlagen bis hin zu Blutergüssen und Knochenbrüchen Schlagen des Kopfes gegen harte Oberflächen Abschnüren einzelner Körperteile, um die Durchblutung zu behindern Einnahme geringer Mengen giftiger Substanzen oder Verschlucken von Gegenständen Für gewöhnlich verstecken die Betroffenen ihre Verletzungen aus Schuld- und Schamgefühlen. Wenn die Wunden dennoch von anderen entdeckt werden, werden sie häufig als Unfallfolgen hingestellt. 1989 wurde in Amerika eine Studie veröffentlich, für die 240 Frauen befragt worden sind. Die Frauen sollten angeben, an welchen Körperteilen sie sich am häufigsten verletzten. Es ergaben sich folgende Prozentzahlen: Arme (speziell Handgelenke) 74% Beine 44% Bauch 25% Kopf 23% Brust (Brustkorb und Brüste) 18% Genitalbereich 8% SELBSTVERLETZENDES VERHALTEN UND SUIZID BEI Selbstverletzendes Verhalten beginnt BORDERLINE – PATIENTEN meistens im frühen Erwachsenenalter, im Alter zwischen sechzehn und fünfundzwanzig. In der Regel sind Verletzungen, die sich jemand in diesem Alter zufügt, deutlicher als Selbstverletzung zu erkennen. In diesem Alter werden sich die Betroffenen des gesellschaftlichen Drucks auf sie stärker bewusst, während sich ältere Frauen den gesellschaftlichen, persönlichen und sexuellen Anforderungen weniger ausgesetzt fühlen.44 4.2 Selbstverletzungen in Verbindung mit der Borderline Persönlichkeitsstörung Selbstverletzungen bei Borderline – Patienten sind weit verbreitet. Außerdem neigen sie zu Selbstmorddrohungen und wiederholten Suizidversuchen. Vollendete Suizide kommen bei 8 – 10% der Betroffenen vor. Den selbstschädigenden Handlungen gehen meistens massive innere Spannungen oder Erlebnisse drohender Trennung bzw. Zurückweisung voraus.45 Es gibt unterschiedliche Erklärungen für selbstverletzendes Verhalten bei Borderline – Patienten. Ein Grund dafür wäre das Bedürfnis der Betroffenen, sich endlich selbst zu fühlen. Der Schmerz kann aber auch zur Ablenkung von anderen Leidensformen dienen, beispielsweise um Einsamkeit oder Angst zu überwinden. Manche Betroffenen wiederum verletzen sich selbst, um für ihre Sünden (auch wenn sie sich diese nur einbilden) und das Gefühl des Schlechtseins zu büßen. Selbstzerstörerisches Verhalten kann aber auch durch das Bedürfnis nach Mitleid oder Rettung ausgelöst werden.46 „Ich tat es, um mich zu bestrafen. Dafür, dass ich da war. Dafür, dass ich ich war. Ein Teil von mir war der Meinung, ich verdiene Strafe dafür, dass ich es nicht schaffte, jemand zu sein, den meine Mutter hätte lieben können. Ich tat es auch, um mich zu spüren. Zu spüren, dass ich da war, dass ich existierte, ähnlich vielleicht jemandem, der sich in den Arm kneift, um sich zu versichern, wach zu sein. Manchmal habe ich es auch getan, damit irgendjemand 44 Vgl. 45 Vgl. Vgl. 46 Smith, Cox, Saradjian: Selbstverletzung – „Damit ich den inneren Schmerz nicht spüre“. Stuttgart – Zürich: Kreuz Verlag 2001, S. 16 ff. www.borderline.at Kreisman/Straus, a.a.0, S. 61 f. SELBSTVERLETZENDES VERHALTEN UND SUIZID BEI BORDERLINE – PATIENTEN es sehen möge. Meine Mutter würde es vielleicht sehen. Und dann würde sie mich vielleicht ansehen, mit einem besorgten Blick, und würde fragen, was passiert sei. Und ich würde wissen, dass ich ihr – oder irgendjemandem – vielleicht doch ein bisschen wichtig wäre, dass sich einfach jemand um mich kümmert, dass ich jemand kümmere.“47 Sandra Die Arme von selbstverletzenden Borderline – Patienten weisen oft komplett vernarbte Arme auf und sind schon fast als diagnostischer Hinweis auf das Vorliegen einer Borderline – Störung zu werten. Daher werden diese vernarbten Arme auch „Borderline – Arme“ genannt.48 Abbildung 1: Arm eines Borderline - Patienten 4.3 Gründe für selbstverletzendes Verhalten Die Selbstverletzung wirkt wie ein Beruhigungsmittel gegen Zustände völliger Depression, Leere und Hoffnungslosigkeit. Es gibt verschiedene Funktionen, die selbstzerstörerisches Verhalten erfüllt: Es wirkt antidepressiv: Gefühle von völliger Hoffnungslosigkeit und Einsamkeit werden unterdrückt. Es dient als narzisstisches Regulativ: Das Gefühl „Ich bin eine Ritzerin“ löst bei den Betroffenen oft Gefühle von Stolz, Stärke und Mut aus. Die Schmerzunempfindlichkeit ist meist das Einzige, worauf die Patienten wirklich stolz sind. 47 48 Vgl. Knuf (Hg.), a.a.0, S. 34 Dulz/ Schneider, a.a.0, S. 19 SELBSTVERLETZENDES VERHALTEN UND SUIZID BEI BORDERLINE – PATIENTEN Es dient der Suizidvorbeugung: Selbstverletzung ist eine Art die Aggression gegen sich selbst zu richten, jedoch in abgeschwächter Form. Meistens ist dies ein Kompromiss zwischen Lebenswillen und destruktiven Impulsen. Es ist ein Ausdruck der Depersonalisation: Das Blut ist für die Betroffenen ein Zeichen des Lebens. Der Schmerz verleiht ihnen das Gefühl von Lebendigkeit.49 „Der eine Grund für mein „Schnippeln“ ist, dass ich mich manchmal nicht spüren kann, dass alles so unecht wirkt. Meine Ebenen verschieben sich und ich verliere den Bezug zur Realität. (...) Dann ist der Schmerz ein klares Signal, jedenfalls wenn er stark genug ist (...), wenn ich tief oder großflächig genug geschnitten habe. (...) Wenn ich das Gefühl habe, innerlich zu verbluten, dann ist dieses Blut nach außen ein Sichtbar-, Begreifbar- und Kontrollierbarmachen meines inneren Schmerzes. Der andere Grund meines „Schnippelns“ ist mein hilfloser Versuch, Kontakt herzustellen und Aufmerksamkeit zu bekommen. Wenn ich zu Hause sitze und die Einsamkeit nicht mehr aushalte, überlege ich, mit welcher Begründung ich die Ambulanz (...) im Krankenhaus aufsuchen kann, um das Alleinsein zu unterbrechen, bevor es mich umbringt. (...) Den Arm ziehe ich erst mal mehrfach weg und dieses „Schnippeln“ tut immer verdammt weh. Aber ich habe einen Grund, in die Ambulanz zu gehen.“50 Lisa 49 50 Vgl. www.borderline.at Knuf, a.a.0, S. 184 THERAPIEMÖGLICHKEITEN BEI BORDERLINE – PERSÖNLICHKEITSSTÖRUNGEN 5.THERAPIEMÖGLICHKEITEN BEI BORDERLINE – PERSÖNLICHKEITSSTÖRUNGEN Es gibt eine ganze Reihe von Behandlungsmöglichkeiten bei Borderline: Die psychoanalytisch orientierte Psychotherapie Die sogenannte „unterstützende“ Psychotherapie Psychodrama Spezielle Formen der Psychotherapie wie Gruppen-, Familien- und expressive Psychotherapie (Tanz, Kunst, Musik) Die medikamentöse Behandlung Die Therapie im Krankenhaus51 5.1. Die psychoanalytisch orientierte Therapie 5.1.1. Die psychoanalytische Therapie Vor allem der feste Rahmen einer analytischen Therapie bietet Borderline – Patienten viel Halt. In dieser Therapiemethode wird versucht, Vergangenheit und Gegenwart eines Menschen zu verknüpfen. Durch die aufmerksame Anwesenheit des Therapeuten werden bei den Patienten Gefühle, Gedanken, Erinnerungen und Phantasien ausgelöst. Diese Gedankengänge und Vorstellungen haben mit nahen Personen der frühen Lebensgeschichte ebenso wie mit aktuellen Beziehungspartnern und mit dem Therapeuten zu tun. In dieser Therapieform ist es wichtig, sich auf die Kindheit und Entwicklungsprobleme zu konzentrieren.5 2 51 52 Vgl. Vgl. Kreisman/Straus, a.a.0, S. 179 Gneist, a.a.0, S.189 THERAPIEMÖGLICHKEITEN BEI BORDERLINE – PERSÖNLICHKEITSSTÖRUNGEN 5.1.2. Die erforschende Psychotherapie Diese Therapie ist eine Abwandlung der klassischen Analyse und wurde von Otto Kernberg und James Masterson geprägt. Die Form der Einzeltherapie ist sehr zeitintensiv, meistens werden drei bis vier Sitzungen pro Woche abgehalten. Ziel dieser Therapie ist es, die Persönlichkeitsstruktur der Patienten zu verändern. Der Therapeut versucht dem Patienten keine direkte Anleitung dazu zu geben, sondern den Betroffenen zu ermuntern, sich mit seiner Persönlichkeit selbst auseinanderzusetzen. Die Hauptziele in den Anfangsstadien der Behandlung sind, selbstzerstörerische Verhaltensweisen zu verringern, die Verpflichtung des Patienten, sich zu ändern, zu festigen und eine vertrauensvolle, verlässliche Beziehung zwischen Patient und Therapeut aufzubauen. 53 In späteren Stadien wird versucht, Prozesse, die zu einem Akzeptieren der Identität führen, zu betonen. Weiters sollen die Patienten beständige und vertrauensvolle Beziehungen entstehen lassen und außerdem den Zustand des Alleinseins und der Trennungen tolerieren lernen. Therapeuten schätzen die Behandlungsdauer auf mindestens vier Jahre, wobei sie sich auch über sechs bis zehn Jahre erstrecken kann.54 5.2. Die unterstützende Therapie Diese Form der Therapie bei Borderline – Störungen wird am häufigsten angewendet und findet ungefähr einmal pro Woche statt. Bei der unterstützenden Therapie wird versucht, sich mehr auf aktuelle, praktische Fragen zu konzentrieren. Damit versucht der Therapeut selbstmörderische und andere selbstzerstörerische Verhaltensweisen zu hemmen, statt sie bis in jede Einzelheit zu untersuchen. Diese Art der Therapie macht den Patienten weniger vom Therapeuten abhängig, sie dauert für gewöhnlich vier bis fünf Jahre. 53 54 Vgl. Vgl. Kreisman/Straus, a.a.0, S. 193 ebda, S. 194 ff. THERAPIEMÖGLICHKEITEN BEI BORDERLINE – PERSÖNLICHKEITSSTÖRUNGEN Einige Ärzte sind der Meinung, dass die unterstützende Therapie kaum zu dauerhaften Veränderungen bei Borderline – Patienten führt. Andere hingegen konnten mit dieser Therapieform gute Erfolge erzielen. Die Therapie wird erst dann langsam beendet, wenn dauerhafte Beziehungen entstehen und wenn befriedigende Aktivitäten von außen im Leben des Patienten wichtiger werden. 5.3. Psychodrama Als Begründer des Psychodramas gilt der Wiener Arzt und Künstler J.L. Moreno (1889-1974). Seiner Meinung nach kann Psychodrama „ die Wahrheit der Seele durch Handeln ergründen“. Der Mensch wird als aktiv Handelnder innerhalb seines Umfelds, der Natur und des Kosmos gesehen. Psychodrama wird vorwiegend in der Gruppe durchgeführt. Ziel ist, aus dem reichen, oft unbewussten Innenleben eines Gruppenteilnehmers durch das Ausspielen von Rollen und Szenen etwas im Gruppenraum sichtbar und greifbar zu machen. Psychodrama ist eine mögliche Hilfe dabei, die Bedürfnisse und Gefühle von Borderline – Patienten besser zu verstehen und auch zu verändern.55 Drei wesentliche Psychodrama - Elemente sind: 5.3.1 Doppeln Der Patient soll im Monolog aussprechen, was in ihm vorgeht. Wenn ein Gruppenteilnehmer zu verwirrt oder niedergeschlagen ist, um ein Wort oder nur Bruchstücke herauszubringen, versucht sich der Therapeut oder ein Gruppenmitglied einzufühlen und mit einfachen Worten auszudrücken, was in dem Betroffenen gerade vorgehen könnte. Das wird solange versucht, bis der Betroffenen durch die äußere Unterstützung wieder Vertrauen zu seinen Gefühlsäußerungen bekommt und selber formulieren kann, was er fühlt. 55 Vgl. Gneist, a.a.0, S. 181 THERAPIEMÖGLICHKEITEN BEI BORDERLINE – PERSÖNLICHKEITSSTÖRUNGEN 5.3.2 Spiegeln Der Patient schaut sich eine von ihm selbst aufgebaute Szene von außen an. Ein Gruppenmitglied kann seine Haltung nachahmen und seine Handlungen wiederholen, so dass der Betroffene zu sich selbst Stellung nehmen kann. Die Wirkung ist oft erstaunlich und kann erschreckend oder befreiend sein. 5.3.3 Rollentausch Der Patient sieht sich mit den Augen einer anderen Person. Das kann beispielsweise ein Kollege sein, der gar nicht wirklich da ist. In der Phantasie nimmt der Betroffene dessen Platz ein und reagiert so, wie dieser reagieren könnte. Kommt ein Paar in die Therapie und streitet, so können beide ihre Plätze tauschen und in der Rolle ihres Gegenübers nachempfinden und handeln, wie sie es zuvor jeder vom anderen gesehen und/oder gehört haben oder wie sie es sich wünschen.56 5.4 Spezielle Formen der Psychotherapie 5.4.1 Gruppentherapie Erst nach gewissen Erfolgen in der Einzeltherapie wird den Borderline – Menschen eine Teilnahme an einer Gruppentherapie, die speziell für „Borderliner“ konzipiert ist, angeboten. Diese findet ungefähr zweimal die Woche für jeweils 60 Minuten statt und sollte nicht mehr als sechs Teilnehmer umfassen. Bei mehr als sechs Patienten sind die Therapeuten schwerer in der Lage, jeden einzelnen Borderliner im Auge zu behalten, was jedoch für die Borderline – Patienten ein wichtiger Vorgang ist, um Unsicherheiten und die daraus resultierende Angst zu reduzieren. Der Therapeut soll deshalb die Gruppenteilnehmer aufmerksam beobachten, da diese Betroffenheit nicht immer verbal äußern, sondern ihre Gefühle oft durch andere Reaktionen zeigen, beispielsweise durch Ballen der Fäuste oder nervöses Fußwippen.57 56 57 Vgl. ebda, S. 182 ff. Dulz/ Schneider, a.a.0, S. 78 THERAPIEMÖGLICHKEITEN BEI BORDERLINE – PERSÖNLICHKEITSSTÖRUNGEN Jede Gruppensitzung wird dadurch eingeleitet, dass jeder Patient kurz sein Befinden schildert. Daraus ergibt sich meistens das sogenannte „Oberthema“. Von den Therapeuten wird gefordert, bei Abschweifungen die Gruppenteilnehmer auf das „Oberthema“ hinzuweisen oder auch Gespräche zu entschärfen ( wenn es zu Beleidigungen kommt).58 Für den Borderline – Patienten ist es in der Gruppe leichter, seinen Kampf zwischen emotionaler Nähe und Entfernung zu kontrollieren. Der Betroffene kann hier, anders als bei der Einzeltherapie, die Aufmerksamkeit der Gruppe entweder auf sich lenken oder vermeiden. Rivalität kommt häufig in Beziehungen von Borderlinern zu ihren Mitmenschen vor. Solche „Wettbewerbskämpfe“ werden in der Gruppe lebhaft demonstriert und können so identifiziert und angesprochen werden, was in der Einzeltherapie nie möglich gewesen wäre. Da die Gruppentherapie jedoch sehr große Anforderungen an den Borderline – Patienten stellt, wird von den meisten Therapeuten eine Kombination aus Gruppen- und Einzeltherapie empfohlen.59 5.4.2 Familientherapie Da eine Borderline – Störung meistens durch Probleme in der Kindheit, vor allem mit den Eltern, entsteht, ist die Familientherapie eine wichtige Methode zur Behandlung von Borderline. Die Familien von Borderline – Patienten verweigern oft aus verschiedenen Gründen eine Behandlung. Sie fühlen sich beispielsweise an den Problemen des Betroffenen mitschuldig und wollen dafür nicht zur Rechenschaft gezogen werden. Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen werden der Patient, dessen Eltern und manchmal auch die Geschwister in die Familientherapie einbezogen. Bei erwachsenen Borderline – Patienten werden die Partner, wenn der Betroffene verheiratet ist oder eine feste Beziehung hat, und eventuell die Kinder des Paares einbezogen. 58 59 Vgl. Vgl. ebda, S. 79 Kreisman/ Straus, a.a.0, S. 197 THERAPIEMÖGLICHKEITEN BEI BORDERLINE – PERSÖNLICHKEITSSTÖRUNGEN Grundsätzlich lassen sich zwei verschiedene Familienstrukturen feststellen: Entweder sind die Familienmitglieder sehr fest miteinander verbunden oder sehr distanziert. Eine Aussöhnung zwischen den Familienmitgliedern ist sehr wichtig für den Therapieverlauf. Ziel der Familientherapie ist es, strenggehütete Familiengeheimnisse zu offenbaren, um dadurch eine bessere Kommunikation der Familienmitglieder zu erreichen. 60 5.4.3. Expressive Psychotherapie Zur expressiven Psychotherapie gehören Beschäftigungstherapie, Musiktherapie, Tanztherapie und Bewegungstherapien. In der Beschäftigungstherapie geht es um den kreativen Umgang mit Materialien, zum Beispiel Ton oder Seide. Beispielsweise werden in der Gruppe Bilder gemalt, die die Gefühle der Patienten widerspiegeln sollen. Diese Bilder werden anschließend von den Gruppenteilnehmern gedeutet, was den Teilnehmern oft eine andere Sichtweise für ihre Gefühle ermöglicht.61 In der Musiktherapie haben die Patienten die Möglichkeit, ihre Gefühle, die sie verbal nicht äußern können, über diverse Musikinstrumente auszudrücken. Dies kann zu einer Reduktion der inneren Spannung führen, was besonders für Borderline – Menschen von großer Bedeutung ist. Außerdem dient die Musiktherapie zur Förderung der Kommunikationsbereitschaft. Die Tanztherapie ermöglicht ähnliche Vorgänge und verknüpft Körper und Psyche. Die Bewegungstherapie ist insofern für Borderline – Patienten wichtig, da körperliche Aktivitäten ebenfalls die inneren Spannungen und Unruhezustände abbauen können. 5.5 Die medikamentöse Behandlung 60 61 Vgl. Vgl. ebda, S. 200 ff. Dulz/ Schneider, a.a.0, S. 89 THERAPIEMÖGLICHKEITEN BEI BORDERLINE – PERSÖNLICHKEITSSTÖRUNGEN Da die Wirksamkeit von Medikamenten bei der Behandlung von Borderline noch nicht ausreichend erforscht ist, werden in der Regel Medikamente gegen Depressionen und Schizophrenie verabreicht. Obwohl sich durch Antidepressiva und andere Psychopharmaka einige Symptome lindern lassen, ändern sich die Persönlichkeitsmerkmale und Verhaltensmuster kaum. Bei einer medikamentösen Behandlung ist außerdem zu beachten, dass Borderline – Patienten schnell eine Drogenabhängigkeit entwickeln können. Ein wesentliches Problem bei der medikamentösen Therapie von Borderline – Patienten stellen die unterschiedlichen Meinungen der Betroffenen dar. Einige Patienten halten die Psychotherapie für den einzigen Weg zur Besserung und lehnen eine medikamentöse Behandlung entschieden ab. Sie empfinden diese Form der Therapie als eine Art Geisteskontrolle. Die andere Gruppe von Betroffenen akzeptiert die Einnahme von Medikamenten als einzige wissenschaftliche Methode bei der Heilung ihres „chemischen Ungleichgewichts“. Die Betroffenen lehnen die Psychotherapie gänzlich ab, eher beginnen sie mit eine medikamentöse Behandlung.62 5.6 Die Therapie im Krankenhaus Viele psychiatrische Einrichtungen sind unzureichend für die Behandlung von Menschen mit einer Borderline – Persönlichkeitsstörung eingerichtet. Oft fehlen eine ausreichende Qualifikation und Erfahrung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Außerdem sind kontinuierliche Supervisionen und stationsinterne Absprachen für das Personal kaum möglich. Diese Zustände führen häufig zu einer Überforderung der Mitarbeiter.63 Borderline – Patienten machen einen beachtlichen Anteil aller Patienten in der Psychiatrie aus. Es ist typisch für den Borderline – Menschen, dass er sich anfangs gegen eine Einweisung wehrt. Die meisten Betroffenen leben sich dann aber derart gut ein, dass sie oft sogar Angst vor der Entlassung haben. 62 63 Vgl. Vgl. Kreisman/ Straus, a.a.0, S. 206 Knuf, a.a.0, S. 199 THERAPIEMÖGLICHKEITEN BEI BORDERLINE – PERSÖNLICHKEITSSTÖRUNGEN Die therapeutischen Maßnahmen im Krankenhaus hängen in erster Linie von der Dauer des Aufenthalts ab. Ein kurzer Krankenhausaufenthalt erstreckt sich meistens über mehrere Wochen, dauert aber kaum mehr als drei Monate. Ein langfristiger Krankenhausaufenthalt dauert mindestens sechs Monate, einige Patienten bleiben aber zwei bis drei Jahre in stationärer Behandlung.64 Eine stationäre Aufnahme ist meistens die Folge einer Krise, beispielsweise Selbstmordversuche, psychotische Einbrüche, Magersucht oder Bulimie. Zu den wichtigsten Zielen eines kurzen Krankenhausaufenthalts gehört die Bewältigung der vorausgegangenen Krise, die Beendigung selbstzerstörerischen Verhaltens und die Linderung schwerer Depressionen und Ängste. Außerdem konzentriert sich die Behandlung auf leicht anwendbare Mittel gegen die Unruhe der Borderline – Patienten. Indikatoren für einen längeren Krankenhausaufenthalt sind eine chronisch niedrige Motivation und unzureichende oder schädliche soziale Unterstützung. Neben aktuellen Problemen wird auch das Verhaltensmuster des Patienten untersucht. Eine langfristige stationäre Behandlung führt bei den meisten Borderline – Patienten zu einer größeren Kontrolle über die eigenen Impulse, einem besseren Identitätsgefühl und einer höheren Frustrationstoleranz.65 „Genesung ist etwas, das sich irgendwie einstellt, man kann sie nicht erwerben. Nach meinem Verständnis bekommt man sie geschenkt, wenn es Zeit ist, vielleicht hat es etwas mit Reife zu tun. Genesung könnte zum Beispiel sein: etwas weniger Wahnsinn pro Tag, täglich eine Lüge weniger oder wenigstens einmal pro Tag ehrlich sein, einmal am Tag still sein und sich spüren, sich einmal täglich wirklich etwas Gutes tun, vielleicht eine Pause einlegen.“66 64 65 66 Vgl. Vgl. Vgl. Kreisman/ Straus, a.a.0, S. 208 ebda, S. 209 f. Knuf, a.a.0, S. 194 INTERVIEW MIT EINER ÄRZTIN 6 INTERVIEW MIT EINER ÄRZTIN Am 23.11.2003 konnte ich mit Frau Dr. Martina Cejtek – Schönauer ein Interview führen. Aufgrund ihres gedrängten Terminkalenders wurde das Gespräch am Telefon geführt. Frau Dr. Cejtek-Schönauer ist Fachärztin für Neurologie und Psychiatrie, außerdem arbeitet sie als Psychotherapeutin. Sie ist auf Patienten mit Borderline – Persönlichkeitsstörung spezialisiert und ist Oberärztin an der Psychiatrie des Universitätsklinikums Graz. Wie viele Borderline - Patienten gibt es momentan an Ihrer Klinik und wie alt sind die Patienten durchschnittlich? Momentan sind drei Patienten auf unserer Station. Die Anzahl der Borderline – Patienten pendelt meistens zwischen zwei und vier Patienten. Durchschnittlich sind die Patienten zwischen 20 und 30 Jahre alt. Die Diagnose Borderline darf überhaupt erst ab 18 Jahren gestellt werden, weil bis dahin die Persönlichkeit noch nicht vollständig entwickelt ist. Gibt es Zusammenhänge zwischen der Borderline – Störung und Selbstverletzungen bzw. Essstörungen? Zu den neun Symptomen des Borderline – Syndroms gehören selbstverletzendes Verhalten, Selbstmordversuche und selbstzerstörerisches Verhalten. Selbstverletzungen kommen bei unseren Patienten sehr häufig vor, aber auch diverse Essstörungen. Häufig werden Essstörungen zuerst diagnostiziert, bevor die Borderline – Störung erkannt wird. Wie gehen die Fachleute Ihrer Klinik nach der Diagnose Borderline vor? Am wichtigsten ist es, die Patienten zu lehren, wie sie mit ihrer Krankheit umgehen können. Meistens sind die Betroffenen sehr offen und lassen sich gerne helfen. Es INTERVIEW MIT EINER ÄRZTIN wird beispielsweise versucht, ihnen sogenannte „Skills“, also Tipps zu geben, wie sie Selbstverletzungen vermeiden können. Den Patienten wird vermittelt, wie sie ihre Spannungen abbauen können, ohne sich weh zu tun. Einen Eiswürfel unter die Zunge zu legen oder Bewegung zu machen, kann beispielsweise dieselbe Wirkung erzielen wie das Schneiden oder Ritzen. Ziel der ganzen Therapie ist, den Patienten Eigenverantwortung beizubringen. Welche Gemeinsamkeiten in Bezug auf Kindheitserfahrungen zeigen die Schicksale der Betroffenen? Grundsätzlich kann man sagen, dass nicht nur ein Faktor für die Entwicklung einer Borderline – Persönlichkeitsstörung verantwortlich ist. Meistens führen mehrere Traumata zu dieser Störung, darunter auch körperliche und seelische Gewalt. Der wichtigste Auslöser sind jedoch die Bezugspersonen, die nicht auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen. Die Kinder erleben nie das Gefühl, dass es so richtig ist, wie sie fühlen. Wie lange dauert eine Therapie bzw. stationäre Behandlung bei einer Borderline – Störung generell? Momentan beträgt die Aufenthaltsdauer für Borderline – Patienten in unserer Klinik 3 Wochen, 6 Wochen wären besser, aber durch Einsparungen mussten wir die Dauer reduzieren. Besonders wichtig ist es für die Patienten, dass sie nach ihrer Entlassung eine ambulante Therapie in Anspruch nehmen. Haben Sie das Gefühl, dass es immer mehr Borderline – Patienten gibt? Ich würde schon sagen, dass eine Borderline – Störung immer häufiger diagnostiziert wird. Das liegt wahrscheinlich an den heutigen Gesellschaftsformen und der Strukturlosigkeit, die es auf unserer Welt gibt. Viele Kinder wachsen ohne Vorbilder auf und können ihre Persönlichkeit nicht voll entwickeln. INTERVIEW MIT EINER ÄRZTIN Gibt es Heilungschancen für Menschen mit einer Borderline – Störung? Ein Forschungsprojekt in den USA hat bewiesen, dass eine Langzeittherapie wirklich hilft. Dies stellt zwar einen intensiven Zeitaufwand dar, aber besonders für die jungen Patienten lohnt sich diese Investition. Nach fünf Jahren Therapie zeigt sich meistens eine deutliche Besserung der Störung. Außerdem ist erwiesen, dass ab dem Alter von 40 Jahren die Symptome drastisch zurückgehen. Die Patienten haben dann seltener Stimmungsschwankungen und sind ruhiger und gelassener. INTERVIEW MIT EINER BETROFFENEN 7. INTERVIEW MIT EINER BETROFFENEN Am 20.12.2003 hatte ich die Möglichkeit in der Psychiatrie des Universitätsklinikums Graz mit Bianca, einer Borderline - Patientin, über ihr Leben mit der Persönlichkeitsstörung zu reden. Danke, dass du dir Zeit genommen hast mit mir dieses Interview zu führen. Zu allererst: Wie alt bist du und weswegen bist du hier? Ich bin 25 Jahre alt und momentan wegen Angstzuständen aufgrund einer Borderline-Störung in stationärer Behandlung. Wann und wie hast du bemerkt, dass du eine Persönlichkeitsstörung hast? Zum ersten Mal ist mir mit 19 Jahren, nach meiner Schwangerschaft aufgefallen, dass etwas mit mir nicht stimmt. Ich hatte starke Stimmungsschwankungen und war sehr unzufrieden mit meinem Leben. Allerdings dachte ich zuerst, dass ich eben einfach so bin. Wie äußert sich bei dir die Borderline-Störung? Mein Hauptproblem ist, dass ich mich selbst überhaupt nicht wahrnehmen kann. Ich weiß nicht, was mir gut tut und was nicht. Besondere Probleme habe ich mit dem Alleinsein. Ich brauche ständig jemanden, der mich unterhält. Außerdem bin ich immer auf der Suche nach Veränderungen in meinem Leben, um die Leere in mir und meine Unzufriedenheit zu kompensieren. Beispielsweise rede ich mir ständig ein, dass ich unbedingt in eine neue Wohnung ziehen muss, weil dann bestimmt alles besser wird. Da fliege ich sehr oft „auf die Schnauze“. Auch bei Beziehungen geht es mir gleich. Ich bin ständig auf der Suche nach etwas, ich weiß aber nicht wonach. Wodurch wurde deiner Meinung nach die Borderline-Störung ausgelöst? INTERVIEW MIT EINER BETROFFENEN Ich denke, das kommt von meiner Kindheit, also durch meine Mutter. Sie hat mich dauernd geschlagen und eingesperrt, ansonsten hat sie sich nie um mich gekümmert. Meinen Vater habe ich nie kennengelernt. Ich bekam einfach nie, was ich brauchte. Wie hat dein Umfeld auf die Diagnose reagiert? Eigentlich sehr positiv! Mein damaliger Ehemann riet mir früher schon zu einer Therapie, denn er kannte meine Vergangenheit. Es hat ihn also nicht überrascht. Mein jetziger Freund sieht das Ganze auch nicht so eng, er nimmt es eher mit Humor. Das tut mir echt gut, weil er mich oft zum Lachen bringt. Leider teste ich trotzdem regelmäßig aus, ob er vertrauenswürdig ist oder nicht! Mein Bruder beschäftigt sich mit meiner Krankheit eher weniger, er ist ja auch erst 16 Jahre alt. An meiner Mutter zieht das alles irgendwie vorüber, sie ist mit sich selbst so beschäftigt. Ist dein momentanes Leben durch diese Störung eingeschränkt? Ja klar! Vor allem durch mein „Austesten“ und meine Angstzustände. Ich trinke jetzt keinen Schluck Alkohol, weil ich dadurch total die Kontrolle verliere. Früher habe ich exzessiv Drogen konsumiert, von Marihuana bis Kokain war alles dabei. Dann hatte ich einmal eine Strychnin-Vergiftung, danach fingen meine Angstzustände an. Seitdem nehme ich keine Drogen mehr. Mit meinen Zornausbrüchen habe ich auch große Probleme. Wenn ich einmal wütend bin, bin ich so angespannt, dass ich mich kaum beruhigen kann. Meistens werfe ich dann alles durch die Gegend, was ich in die Finger bekomme. Einmal habe ich sogar einen Sessel durch die Wohnung geworfen. Oder ich renne zum Küchenschrank und schmeiße die Teller auf den Boden. Einen lasse ich aber immer übrig, sonst hätte ich nichts mehr, wovon ich essen kann! Welche Hilfen hast du bis jetzt in Anspruch genommen? Bis jetzt war ich dreimal stationär in der Psychiatrie und hatte psychologische Weiterbehandlung. Doch mein damaliger Therapeut war überfordert und konnte mir INTERVIEW MIT EINER BETROFFENEN kaum helfen. Jetzt bin ich bei einem sehr netten Therapeuten, mit dem ich gut auskomme. Spürst du eine Besserung durch die Therapien? Bis jetzt hatte ich keine wirklichen Therapien. Es wurde lediglich versucht, mich etwas ruhiger zu machen und meine Angstzustände zu mindern. Durch die medikamentöse Therapie merke ich keine Besserung, deshalb nehme ich auch die meisten Tabletten nicht. Die Ärzte haben mir schon mindestens 15 verschiedene Tabletten gegeben, keine hat wirklich geholfen. Die Lebensqualität hat sich nicht wirklich verbessert. Welche Ziele hast du für dein weiteres Leben? Natürlich will ich, dass die Krankheit aufhört und die Leere in mir verschwindet. Primär will ich, dass die Angstzustände nachlassen und ich besser mit mir umgehen kann. Durch die fehlende Selbsteinschätzung dessen, wer ich bin, was ich brauche und was ich will, habe ich auch diese Panikattacken. Ich will mich einfach richtig kennenlernen! NACHWORT NACHWORT „Viele Merkmale des Borderline – Syndroms wie Impulsivität, stürmische Beziehungen, Identitätsverwirrung und Stimmungsinstabilität ähneln den Hauptproblemen des Jugendlichen während der Pubertät. Tatsächlich ist die Etablierung einer Kernidentität für den Teenager wie für Borderliner das wichtigste Ziel.“67 Dieser Vergleich von Jerold Kreisman und Hal Straus ist sehr aufschlussreich. Was Jugendliche mit Borderlinern verbindet, ist der fehlende Einklang mit dem „wise mind“, also der fehlende Einklang mit sich selbst. Abschließend kann ich sagen, dass mich die Recherchen für meine Fachbereichsarbeit sehr bereichert, aber auch erschüttert haben. Ich möchte mich herzlichst bei Frau Professor Gertrude Maierhofer – Schneider, die mir mit soviel Bestärkung und Wärme entgegengekommen ist, bedanken. Ein besonderer Dank gilt auch Herrn Professor Gerald Schlemmer, der seine ohnehin streng limitierte Freizeit für die Formatierung meiner Arbeit geopfert hat. Außerdem danke ich meinen beiden Lektorinnen, die mit wachsamem Auge meine Sprachkompetenz überprüften. Zum Abschluss möchte ich den Mädchen der Psychiatrie Graz, Station 1, danken. Sie haben mich drei Wochen lang an ihrem Leben mit der Borderline – Störung teilhaben lassen und mir gezeigt, wie Borderliner denken und fühlen. Ihnen möchte ich auch meinen Abschlusssatz widmen, der so manche Nacht erhellen kann: „Stay cool if you’re a maniac.“ Carola Pojer, Februar 2004 LITERATURVERZEICHNIS DULZ, BIRGER / SCHNEIDER, ANGELA: Borderline Störungen; Theorie und Therapie. Stuttgart: Schattauer Verlagsgesellschaft 2001. GNEIST, JOACHIM: Wenn Hass und Liebe sich umarmen – Das Borderline Syndrom. München: Piper Verlag 2003. 67 Vgl. Kreisman/ Straus, a.a.0, S. 34 NACHWORT KNUF, ANDREAS (Hg.): Leben auf der Grenze – Erfahrungen mit Borderline. Bonn: Psychiatrie – Verlag 2002. KREISMAN, JEROLD/ STRAUS, HAL: Ich hasse dich – verlass’ mich nicht; Die schwarzweiße Welt der Borderline Persönlichkeit. München: Kösel Verlag 2003. LABRÈCHE, MARIE SISSI : Borderline. München : Verlag Antje Kunstmann 2002. MERTZ, J. ERIK: Borderline – Weder tot noch lebendig; Einzelheiten aus der subtilen Hölle des neuen Menschen. Stuttgart: Ferdinand Enke Verlag 2000. SMITH, GERRILYN u.a.: Selbstverletzung – Damit ich den inneren Schmerz nicht spüre. Stuttgart – Zürich: Kreuz Verlag 2001. http://www.borderline.at ABBILDUNGSVERZEICHNIS ABBILDUNGSVERZEICHNIS Abbildung 1: Arm eines Borderline - Patienten.................................................... 27 PROTOKOLL PROTOKOLL TERMINE BESPRECHUNGSINHALT 12.09.2003 Titelfestlegung, Gedanken zum Inhalt 16.09.2003 Ausfüllen des Antragsformulars, Grobdisposition 23.09.2003 Einführung in die Zitiertechnik 03.10.2003 Literaturbesprechung 06.10.2003 Klärung diverser Fragen 22.10.2003 Besprechung eines ersten Exzerpts 05.11.2003 Besprechung eines weiteren Exzerpts 19.11.2003 Vorbereitung des Interviews mit Dr. Martina Cejtek-Schönauer 23.11.2003 Telefonisches Interview mit Frau Dr. Cejtek-Schönauer 22.12.2003 Interview mit einer Betroffenen in der Psychiatrie Graz 07.01.2004 Abgabe eines Exzerpts 13.01.2004 Nachbereitung des Interviews 27.01.2004 Besprechung des letzten Kapitels 05.02.2004 Abgabe eines letzten Exzerpts 09.02.2004 Analyse des Nachworts 10.02.2004 Letzte Besprechung vor der Abgabe