Spektroskopie - Geschichte aus astronomischer Sicht zusammengestellt von Dr. Hans Meinl, Zeiss-Planetarium Jena Zeitraum/Jahr Person Inhalt um 330 v.u.Z. Aristoteles (384 – 322 v.u.Z.) Licht existiert unabhängig vom menschlichen Auge um 295 v.u.Z. Euklid von Alexandria (322 - 285 v.u.Z.) Eine der frühesten wissenschaftlichen Theorien des Hellenismus (seit 323 v.u.Z.) 1. bekanntes Werk „Optik“: Umfasst alles, was mit dem direkten Sehen zu tun hatte, nicht Reflexion oder Lichtbrechung, grundlegender Begriff: „Sehstrahlen“ verlaufen gerade: Damit ein Objekt gesehen werden kann, muss es a) angestrahlt sein und b) man muss es anschauen Weiterentwickelt von Archimedes (287 - 212 v.u.Z.), Apollonius (282 - 180 v.u.Z.), Hipparchos (um 190 -125 v.u.Z.) in verlorenen Arbeiten Um 250 v.u.Z. Archimedes (287 - 212 v.u.Z.) kennt Brechung des Lichtstrahls, habe sich mit Phänomen „Regenbogen“ befasst (s.u.) Brennspiegel von Syrakus sind Legende um 55 v.u.Z. Titius Lukrez (97 - 55 v.u.Z.) Atome sind farblos, Farben entstehen durch Lichteinwirkung, Interesse durch zahlreiche Literaturverweise belegt: auch Diogenes Laertius, Plutarch, um 50 Lucius A. Seneca ( 4 v.u.Z. - 65) „Naturales quaestiones“: „Virgula vitrea“ mgl. kleiner Regenbogen durch ein Objekt aus Glas erzeugt („virgula“ kleine Stange), Glasobjekte, die, wenn sie von einem Sonnenstrahl getroffen werden, die Farben des Regenbogens ausstrahlen, Vergrößernde Wirkung einer Wassergefüllten Glaskugel beschrieben, Eigenschaft dem Wasser zugeschrieben um 50 Kleomedes ( 1. Jh.) beobachtet und beschreibt Brechung Lichtstrahlen um 145 Ptolemaios (90 – 168) „Optik“: u.a. Lichtbrechung und –reflexion, eher teilweise Rekonstruktion als Weiterentwicklung, Messung einiger Brechungswinkel um 180 Lucius Apuleius (125 - um180) „Apologia“ berichtet, auch Archimedes habe sich mit dem Phänomen des Regenbogens beschäftigt (s.o.) Seite 1 von 9 Zeitraum/Jahr Person Inhalt um 1028 Alhazen o. Ibn al-Haitam arab. Astronom, Optiker entwickelt Optik von Aristoteles und Ptolemaios weiter, (965 – 1040) Erscheinung der Farben durch Licht unterschiedlicher Beschaffenheit, Ausbreitung der Farben an Ausbreitung des Lichts gebunden, Theorie des Sehens, Aufbau des Auges, gläsernes Kugelsegment als „Lesestein“ 1154 Eugenios von Palermo ( Mitte 12. Jh.) Übersetzung Ptolemaios "Optic" ins Lateinische, beschreibt Untersuchungen zur Lichtbrechung zeitgenössisch 1289 Qutbaddin as-Sirazi (1236 - 1311) Erklärung Regenbogen aus Analogie Regentropfen und wassergefüllter Glaskugel über Brechung und Reflexion; ebenso: um 1270 Witelo, um 1305 Dietrich von Freiberg, ~1310 al-Farizi (Brechungsgesetz noch nicht bekannt; 1621 Willebord Snell van Royen, 1626/27 Rene Descartes ) 1575 Francesco Maurolico (1494 - 1575) erkennt als Erster Identität der Farben aus Lichtbrechung am Prisma und des Regenbogens Nach 1600 Middelburg Holland (zufällige) Erfindung des Fernrohrs; 1608: Hans Lipperhey beantragt Patent, erhält es nicht, da auch andere, ab April 1609 in Paris erhältlich 1609 Galileo Galilei (1564 - 1642) baut eigenes Fernrohr nach Beschreibungen: „Perspicilium“, 1610 Veröffentlichung astronomischer Entdeckungen (Venusphasen, Jupitermonde, Saturn-Erscheinung, Milchstraßensterne u.a.); weitere Gelehrte folgen 1626/27 1637 Rene Descartes (1596 - 1650) Leitet Brechungsgesetz der Optik in heutiger Form her Theorie des Regenbogens 1647 Giovanni B. Hodierna (1597 - 1660) Versuch: zerlegt Sonnenlicht im Prisma, formuliert vage Theorie des Farnspektrums und des Regenbogens (ging verloren) 1648 Johannes M. v. Kronland beschreibt Entstehung von Spektralfarben am Prisma, jede Farbe entspricht einem (1595 - 1667) speziellen Brechungswinkel Seite 2 von 9 Zeitraum/Jahr Person Inhalt 1666 Isaac Newton (1643 - 1727) Versuch: Zerlegung des Sonnenlichts mit einem Prisma in Spektralfarben er erkennt 6 Farben! wird von "theologisierenden Kollegen" überzeugt, Blau aufzuteilen -> 7 Farben, bleibt bis Anfang 19. Jh. ohne physik. Interesse, nur bei Optikern wegen Farbfehlern von Linsen 1789 Friedrich W. Herschel (1738 - 1822) „40-Fuß-Gerät“: seinerzeit größtes Spiegelteleskop 1,2 m Öffnung, 12 m Brennweite, 14 m lang Infrarote Strahlung im Sonnenlicht entdeckt 1802 Johann W. Ritter (1776 - 1810) durch Herschel angeregt: Ultraviolette Strahlung im Sonnenlicht entdeckt seine fotochemischen Versuche 1. Schritt Richtung Fotografie 1802 William H. Wollaston (1766 - 1828) 5 oder 7(!) schwarze Linien im Sonnenspektrum entdeckt 1814 Joseph v. Fraunhofer (1787 - 1826) entwickelte Spektroskop zur Brechzahlbestimmung von Gläsern, entdeckt gleiche Lage dunkler Linien (Absorption) im Sonnenspektrum und heller im Kerzenlicht (Emission) -> später Grundlage für Sp.- Analyse, beginnt Katalog von 475 Linien im Sonnenspektrum 1829 - 39 Louis J. M. Daguerre (1787 - 1851) Erfindung der „Daguerrotypie“ zusammen mit J.-N. Niepce 1839 Dominique F. J. Arago (1786 - 1853) als für Astronomie wertvolles Verfahren erkannt und bekannt gemacht 1840 Herschel & Mädler "Daguerrotypie" -> “Photographie“ 1840 1843 John W. Draper (1811 – 1882) 1.astronomische fotografische Aufnahme: Mond 1. gutes Foto des Sonnenspektrums 1848 Armand H. L. Fizeau (1819 – 1896) entdeckt unabhängig von Doppler (1842) Effekt, vermutet Rotverschiebung der Spektrallinien eines sich schnell fortbewegenden Objekts 1800 Seite 3 von 9 Zeitraum/Jahr Person Inhalt 1859/60 Robert Bunsen (1811 - 1899) Gustav R. Kirchhoff (1824 - 1887) Spektroskopie als wiss. Methode begründet, für jedes chemische Element besitzt ein bestimmtes, nur ihm eigenes Spektrum -> aus Spektrum chemische Analyse entdecken im Sonnenspektrum mehr als ein Dutzend bekannter Elemente, Spektralanalyse kosmischer Objekte möglich 1860 Anders J. Angström (1814 - 1874) Analyse von ~800 Linien im Sonnenspektrum -> findet u. a. H, Mg, Ti ab 1860 Angelo Secchi (1818 – 1878) Spektren von 4.000 Sternen 1863 1864 Sir William Huggins (1824 - 1910 ) Spektralanalyse von Sternen: alle Elemente bekannt spektroskopische Unterscheidung zwischen Gas- und Spiralnebeln spektroskopischer Nachweis: Orion-Nebel ist leuchtende Gaswolke, kein Sternhaufen berechnet aus Rotverschiebung Fluchtgeschwindigkeit des Sirius zu 48 km/sek. Angelo Secchi Einordnung der Sterne nach Farben und Spektrallinien in 3 später 5 Klassen I blau-weiß; II gelb-orange; III Rot IV rot mit C-Linien; V mit hellen Spektrallinien, Annahme: Abkühlen von Blau nach Rot 1868 Joseph N. Lockyer (1836 - 1920) angeregt durch Pierre Jansen bei Sofi unbekannte Linie in Chromosphäre -> Sonnengas "Helium" 1874 Hermann C. Vogel (1841 - 1907) Unterteilung der 3 Sternklassen in jeweils 2 Unterklassen, Sternentwicklungstheorie von Blau (heiß) nach Rot (kühl) Planetenspektren: entsprechen im wesentlichen Sonnenspektrum, Jupi + Sat auffallende dunkle Banden im Roten (Wasserdampf in Spektren Mars-, Saturn-Atmosphären -> bewohnbar!) 1885 Johann J. Balmer (1825 - 1898) Serie charakteristischer H-Linien besonders bei A-Sternen (Wega, Sirius) H-alpha 656,3 nm 1868 1866 1868 Seite 4 von 9 Zeitraum/Jahr Person Inhalt 1887/88 Hermann C. Vogel (1841 - 1907) Radialgeschwindigkeit von Sternen aus Dopplerverschiebung Spektrallinien Sirius -8 km/s; Prokyon -3 km/s 1889 Edward Ch. Pickering (1846 - 1919) Spektroskopische Doppelsterne im Teleskop nicht auflösbar, periodische Verschiebung Spektrallinien: Kapella, Spika 1895 James E. Keeler (1857 - 1900) Spektr. Untersuchung Bewegung Saturnringe innen und außen -> Keplerbahnen -> keine starre Scheibe 1896 Pieter Zeeman (1865 – 1943) Aufspaltung von Spektrallinien durch Wirkung Magnetfeld -> Zeeman-Effekt 1890 Anny Jump Cannon (1863 – 1941) u.a. an Harvard Observatory: aufbauend auf Secchi 17 Spektralklassen A – Q für 10.351 Sterne ( W. P. Flemming, A. C. Maury) 7 Spektralklassen mit dezimalen Untergruppen: O-B-A-F-G-K-M rechts dazu R-N rechts dazu S von IAU übernommen 1904 George E. Hale u. a. (1868 - 1938) Sonnenfleckenspektrum: kühler als Umgebung 1906 Theodore Lyman (1847 - 1954) entdeckt Linien von H in UV, bestätigt Balmers Spektralformeln Lyman-Alpha-Linie 121,6 nm 1951 im Sonnen-UV nachgewiesen 1911 Viktor F. Hess ( 1883 - 1964 ) Entdeckung der radioaktiven kosmischen Strahlung 1912 Vesto M. Slipher (1875 – 1969) Spektrum M 31 -> Blauverschiebung -> Annäherung an MW 1901 1908 1922 Seite 5 von 9 Zeitraum/Jahr Person Inhalt 1913 Ejnar Hertzsprung (1873 – 1967) Entdeckung roter Riesen- und Zwergsterne bei gleicher Oberflächentemperatur Veröffentlichung des Temperatur-Leuchtkraft-Diagramms, später bekannt als Hertzsprung-Russel-Diagramm der Sterne Nachweis Sonne aus etwa 3:1 Wasserstoff zu Helium Henry N. Russel ( 1877 – 1957) 1914 Walter S. Adams u. a. (1876 - 1956) Spektroskopische Parallaxen: Bestimmung absoluter Sternhelligkeiten aus Intensität und Schärfe von Sp.-Linien -> aus scheinb. Helligk. Entfernung +-10% Spektrum von Sirius B: extrem heiß und sehr klein (Erdgröße) -> neue Sternklasse "Weißer Zwerg" 1916 Albert Einstein (1879 - 1955) ART: relativistische Rotverschiebung in kosmologischen Größenordnungen 1922 Vesto M. Slipher Katalog rot verschobener extragalaktischer Spiralnebel -> Galaxien 1922 Alexander A. Friedmann (1888 - 1925) Expansion des Universums theoretisch vorher gesagt 1924 Edwin P. Hubble (1889 - 1953) M 31 als extragalaktische Galaxie mittels Cepheiden-Methode nachgewiesen Nachweis Expansion des Universums 1932 Karl Jansky (1905 - 1950) 1.Empfang kosmischer Radiosignale 1949 USA Röntgenstrahlung der Sonne nachgewiesen, Messgerät in A-4 1950 England Jodrell Bank: großes Radioteleskop D = 76 m 1957 UdSSR 1.künstlicher Erdsatellit Sputnik-1 1958 USA, UdSSR 1.Satelliten mit wiss. Geräten 1915 1929 Seite 6 von 9 Zeitraum/Jahr Person Inhalt 1960 Alan R. Sandage (*1926) Entdeckung: optisch kleines Objekt mit starker RadioStrahlung im Stb. Dreieck, 3C48, Benennung „Quasar“ 1962 Riccardo Giacconi u.a. (*1932) 1.starke Röntgenquelle außerhalb Sosy: Scorpius X-1, E = 1 TLJ ab 1962 USA, UdSSR Satelliten zur Messung von UV-, Röntgen-, Gamma-Strahlung 1963 Maarten Schmidt (*1929) Entdeckung: starke Rotverschiebung im Spektrum von 3C48, sehr große Entfernung, ca. 2 Mrd. LJ 1964 Arno A. Penzias (*1933) Entdeckung: kosmologische Mikrowellen- Hintergrundstrahlung ( 3 K ) Robert W. Wilson (*1936) (1978 Nobelpreis) 1967 Anthony Hewish (*1924) Jocelyn Bell (*1945) Entdeckung: 1.Pulsar CP 1919, strahlt im Radiobereich, zwischen Wega und Atair, sehr kleines Objekt 1968 Thomas Goldman Postulat: Pulsar = rotierender Neutronenstern 1970 C.T. Bolt Entdeckung: Doppelstern Cygnus X-1 mit starker Röntgenquelle, Begleitstern mit 5-8 M° unsichtbar: 1.Kandidat für ein Schwarzes Loch 1979 Dennis Walsh u. a . Entdeckung: 1. Gravitationslinse „Doppelquasar“, 2 Bilder durch Gravitationslinseneffekt, Q 0957+561 A,B im Sextant, gleiches Spektrum 1986/1987 Lick Observatorium, Kalifornien/McDonald Observatorium, Texas Beginn systematischer Suchprogramme bei zahlreichen sonnenähnlichen Sternen mit Radialgeschwindigkeitsmethode Wobble-Technik: Dopplerverschiebung Spektrallinien 1987 Clarence . R. Lynds u. a. Entdeckung: 1. Einstein-Bogen bei Abell 370 im Walfisch (*1928) ebenso in Wassermann Seite 7 von 9 Zeitraum/Jahr Person Inhalt 1989 USA COBE: Satellit zur Messung Mikrowellen-Hintergrundstrahlung 1990 USA Hubble-Space-Telescope: 2,4-m-Spiegel, visuell, nahes IR 1992 George F. Smoot (*1945) Auswertung COBE-Daten: CMB -> Schwarzkörperstrahlung von 2,725 K John c. Mather (*1946) mit Fluktuationen von ~5/100.000 K (2006 Nobelpreis) 1992 A. Wolszczan & D. A. Frail Nachweis mittels Wobble-Technik: 2 Körper von Planetenmasse um Pulsar PSR 1257+12 1995 M. Mayor & D. Queloz Nachweis mittels Wobble-Technik: ein Planet bei dem sonnenähnlichen Stern 51 Pegasi in 47 LJ Entfernung 1999 G. Marcy & P. Butler Nachweis mittels Wobble-Technik: System aus 3 Planeten um γ Andromedae 2000 W. Charbonneau & Th. Brown Spektraler Nachweis mit HST: Planetenatmosphäre bei Begleiter von HD209458 bei Transit, "Hot Jupiter", U: 3,5 d Nachweis von Natrium Nachweis von Sauerstoff, Kohlenstoff A. Vidal-Madjar u.a. Genauere spektrale Untersuchung mit HST und Spitzer-ST: heißer Wasserstoff in oberen Schichten Atmosphäre von HD209458b, kein Wasser oder Methan 2001 2004 2007 Seite 8 von 9 Wichtigste Quellen: Verfasser/Titel/Herausgeber Verlag Elemente einer Geschichte der Wissenschaft/Michale Serres Suhrkamp Volker Bialas / Vom Himmelsmythos zum Weltgesetz Ibera Wien Jürgen Hamel / Geschichte der Astronomie Birkhäuser Große Gestalten der griechischen Antike/Kai Brodersen C-H-Beck Die großen Physiker/Karl von Meyenn C-H-Beck Isaac Asimiv/500000 Jahre Erfindungen und Entdeckungen Bechtermünz Harenberg Schlüsseldaten Astronomie Harenberg Emilio Segre/Die großen Physiker und ihre Entdeckungen Piper Martin Kuckenberg/...und sprachen das erste Wort ECON Jost Herbig/Der Fluss der Erkenntnis Hoffmann und Campe Andre Pichot/Die Geburt der Wissenschaft Campus Lexikon der Naturwissenschaftler Spektrum Schlote/Chronologie der Naturwissenschaften Harri Deutsch Russo/Die vergessene Revolution Springer J.H.von Mädler/Geschichte der Himmelkunde Wolf/Geschichte der Astronomie Diesterwegs populäre Himmelskunde Jahr 1998 1998 1998 1999 1997 1996 1996 1997 1998 1991 1995 1996 2002 2005 ISBN 3-518-28955-1 3-900436-525 3-7643-5787-8 3-406-44893-3 3-406-41151-7 3-86047-141-4 3-611-00537-1 3-492-03950-2 3-430-15771-4 3-455-08419-2 3-88059-978-5 3-8274-1026-6 3-8171-1610-1 3-540-20938-7 1873 1877 1921 aktuelle Quellen astronomy.com, spaceref.com, spacedaily.com, space.com, space telescope science institute (hst), eso, subaru u.a. 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