V Vorlesung Ringvorlesung Forschungs- und Anwendungsfelder der Klinischen Psychologie Wintersemester 2016-2017 Forschungs- und Anwendungsfelder der Klinischen Psychologie - worum geht’s? • Die Klinische Psychologie ist ein komplexes Fach mit zahlreichen praxisrelevanten Inhalten • • • • Diagnostik Gesprächsführungstechniken Gesundheitspsychologische Anwendungen Interventionsverfahren • • • • Expositionsverfahren Entspannungsverfahren Kognitive Verfahren Usw. Forschungs- und Anwendungsfelder der Klinischen Psychologie - worum geht’s? Ursachen und Aufrechterhaltung nicht-normativen Verhaltens Klassifikation Definition und Beschreibung psychischer Störungen Anwendung Grundlagen Prävention Psychobiologie/ Neurobiologie von Verhalten Biopsychologie Diagnostik Psychische Aspekte bei somatischen Erkrankungen Rehabilitation Psychotherapie Forschungs- und Anwendungsfelder der Klinischen Psychologie - worum geht’s? Entwicklungspsychologie Lerntheorie Epidemiologie Familiengenetik Sozialpsychologie Anwendung Grundlagen u.v.a. … Biopsychologie Psychopharmakologie Neurologie/ Psychiatrie Interventionsforschung Forschungs- und Anwendungsfelder der Klinischen Psychologie - Ziele • Exemplarische Einführung in einzelne Störungs- und Forschungsbereiche • Überblick über Breite und Differenziertheit des Fachbereichs Klinische Psychologie • Überblick über Methoden und Zugangswege • Erkennen wesentlicher Schlüsselkonzepte • Erkennen der Grenzen des Faches • Vorbereiten auf die Bachelorarbeit und Wahl des Masterstudiengangs Forschungs- und Anwendungsfelder der Klinischen Psychologie - Ziele Am Ende des Semesters kennen Sie: • Verschiedene klinisch-psychologische Forschungsstränge • Grundlagen und Konzepten zu ausgewählten aktuellen Forschungsfragen • Methoden zur Annäherung an diese Forschungsfragen • Die Praxisrelevanz ("Was wird wie und zu welchem Zweck erforscht?") Forschungs- und Anwendungsfelder der Klinischen Psychologie - Konzept 3 inhaltliche Schwerpunkte: • Forschungsfeld I: Einblicke in die epidemiologische Forschung • Forschungsfeld II: Grundlagenforschung Charakteristika und Prozesse psychischer Störungen • Forschungsfeld III: Anwendungsfeld Psychotherapieforschung Forschungs- und Anwendungsfelder der Klinischen Psychologie - Programm Forschungsfeld I: • 17.10.16 - Dr. E. Asselmann: Einführung in die klinische Entwicklungsepidemiologie: Gegenstand, Methoden und aktuelle Ergebnisse • 24.10.16 - Dr. L. Pieper: Einblicke in die Arbeit am CELOS-Center anhand ausgewählter Forschungsprojekte • 07.11.16 - Dr. S. Knappe: Familiengenetische Grundlagen in der Epidemiologie Forschungs- und Anwendungsfelder der Klinischen Psychologie - Programm Forschungsfeld II: • 14.11.16 - DP J. Schäfer: Anwendung experimenteller Paradigmen zur Erforschung psychischer Störungen I: Trauma und PTBS • 21.11.16 - Dr. S. Trautmann: Anwendung experimenteller Paradigmen zur Erforschung psychischer Störungen II: Stress und Alkoholkonsum • 28.11.16 - DP Y. Stankevich: Der Verlust von Dopamin bei Parkinson: Auswirkungen auf Denkprozesse und Handlungsregulation • 05.12.16 - Dr. A. Kräplin: Die Rolle kognitiver Kontrollfunktionen für Entwicklung und Verlauf von Substanzstörungen und abhängigen Verhaltensweisen • 12.12.16 - DP S. Kuitunen-Paul: Strukturierte Tabakentwöhnung in Deutschland: Das Rauchfrei-Programm • 19.12.16 - DP K. Hilbert: Neurobiologie der Generalisierten Angststörung Forschungs- und Anwendungsfelder der Klinischen Psychologie - Programm Forschungsfeld III: • 09.01.16 - DP G. Wieder: Stimmanalyse emotionalen Arousals in der Psychotherapie • 16.01.16 - Dr. A. Pittig: Anwendung der Expositionstherapie in der psychotherapeutischen Praxis • 23.01.16 - MSc C. Voss: Ecological Momentary Assessment: Grundlagen und Anwendung erklärt am Beispiel von Suizidalität • 30.01.16 - Klausur für Studium Generale/ AQUA Ihre Dozentin für heute: Dr. Eva Asselmann Professur für Behaviorale Epidemiologie Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie Falkenbrunnen, Raum 260 [email protected] Forschungsinteressen: • Epidemiologie psychischer Störungen • Prävention und Frühintervention Gestresst? Angespannt? • Stress und Anspannung können Warnzeichen sein und das Risiko für körperliche und psychische Erkrankungen erhöhen • In einer von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanzierten Studie (EASY) untersuchen wir daher die Wirksamkeit eines gezielten Entspannungstrainings als Präventionsmaßnahme • Hierfür suchen wir Teilnehmer, kostenlos ein entsprechendes Training absolvieren möchten • INTERESSE? Testen Sie unter www.easy-studie.de, ob Sie vermehrt gestresst sind und eine Teilnahme für Sie infrage kommt Schwerpunkte und Ziele der heutigen Veranstaltung • Veranstaltungskonzept • Organisatorisches, Formalia und Prüfungsmodalitäten • Einführung in die Klinische Psychologie • Erklärung grundlegender Aspekte und Begriffe • Exemplarische Einführung in die epidemiologische Forschung Einführungsveranstaltung Formalia und Ansprechpartner Veranstalter: Dr. Eva Asselmann Professur für Behaviorale Epidemiologie Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie Falkenbrunnen, Raum 260 [email protected] Semester: WS 2016-17 Zeit / Ort: Montags, 3. DS (11:10 – 12:40) / ASB 0028 / H Bei inhaltsbezogenen Fragen zu den einzelnen Veranstaltungen wenden Sie sich bitte an den jeweiligen Dozenten. Einführungsveranstaltung Prüfungsmodalitäten Vorbereitung: • Lehrbuch Klinische Psychologie und Psychotherapie • Folien der einzelnen Lehrveranstaltungen • Mehrfachwahlaufgaben, Einfachwahlaufgaben, Freitext (ca. 20%) • Begriffe, Definitionen, Konzepte und Fakten Format: • BA Psychologie: Klausur (gesamtes KP-Modul: Klinische Psychologie, Gesundheitspsychologie, V Forschung- und Anwendungsfelder) im Sommersemester 2017 • Studium Generale: Klausur (benoteter/ unbenoteter Leistungsschein) mit Gewicht von 3.0 Wo gibt’s die Folien? 16 Fragen? Anmerkungen? 17 Was ist klinische Psychologie? Definition • Teildisziplin der Psychologie, die sich mit psychischen Störungen und den psychischen Aspekten somatischer Störungen/Krankheiten befasst • Dazu gehören u.a. die Themen: • • • • • Ätiologie/Bedingungsanalyse Klassifikation Diagnostik Epidemiologie Intervention (Prävention, Psychotherapie, Rehabilitation, Gesundheitsversorgung, Evaluation) Was ist klinische Psychologie? Definition • Erforschung, Diagnostik und Therapie der Gesamtheit psychischer Störungen bei Menschen aller Altersstufen • Interdisziplinarität und enge Beziehungen zu vielen anderen Wissenschaftsdisziplinen, z.B.: • • • • • Psychiatrie Soziologie Neurobiologie (Genetik, Psychopharmakologie) Neurologie Andere medizinische Fächer Störungsbezogene Aspekte Intrapersonell Grundbegriffe (Definitionen, Geschichte etc.) Gesundheit/Krankheit Wissenschaftstheorie Ethik Klassifikation Diagnostik Epidemiologie Ätiologie/Bedingungsanalyse • Methodische Gesichtspunkte • Allgemeine Determinanten (Genetik, Biologische Aspekte, Umwelteinflüsse: Sozialisation, Stress etc.) Intervention • Methodische Gesichtspunkte • Gesundheitsversorgung • Interventionen (Prävention, Psychotherapie, Rehabilitation) ........ Betrieb Schule Paar Gestörtes System ........ Neurodermitis Schmerz ........ Angststörung Gestörtes Funktionsmuster Depressive Störung ........ Lernen Denken Wahrnehmung Gestörte Funktion Interpersonell Familie Störungsübergreifende Aspekte Was sind Aufgaben und Ziel der klinischen Psychologie? • Beschreibung, Erklärung und Vorhersage von nichtnormativem Verhalten • Beeinflussung und Kontrolle – Prävention – Intervention – Rehabilitation • Reduktion von Leiden und Beeinträchtigung/ Verbesserung der Lebensqualität Was ist Psychotherapie? Definition • Klinische Psychologie ≠ Psychotherapie • Lediglich ein Teilbereich der Klinischen Psychologie • Jeweils eigenständiger wissenschaftstheoretischer und berufspolitischen Anspruch • Gemeinsame breite gesellschaftliche und gesundheitspolitische Verantwortung für die Diagnostik, Prävention, Therapie und Rehabilitation psychischer Störungen Was ist Psychotherapie? Definition • Bewusster und geplanter interaktionaler Prozess zur Beeinflussung von Verhaltensstörungen und Leidenszuständen, die in einem Konsensus (möglichst zwischen Patient, Therapeut und Bezugsgruppe) für behandlungsbedürftig gehalten werden • mit psychologischen Mitteln (durch Kommunikation) meist verbal, aber auch averbal, in Richtung auf ein definiertes, nach Möglichkeit gemeinsam erarbeitetes Ziel (Symptomminimalisierung und/ oder Strukturänderung der Persönlichkeit) • mittels lehrbarer Techniken auf der Basis einer Theorie des normalen und pathologischen Verhaltens • In der Regel ist dazu eine tragfähige emotionale Bindung notwendig (Strotzka, 1969, S. 32) Das Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der TU Dresden Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie Professur Professur Professur Professur Professur Klinische Psychologie und Psychotherapie Behaviorale Psychotherapie Behaviorale Epidemiologie Grundlagen und Interventionen bei Essstörungen Suchtforschung Prof. Dr. Jürgen Hoyer Prof. Dr. Katja Beesdo-Baum Prof. Dr. Corinna Jacobi Prof. Dr. Hans-Ulrich Wittchen Service-Plattformen (IAP, NIC, CELOS, CEPRIS) Prof. Dr. Gerhard Bühringer Forschung Lehre Patientenversorgung Wie werden psychische Störungen erfasst? Psychologische Diagnostik • Systematische, geplante Erhebung von Informationen, um eine bestimmte Fragestellung zu beantworten (z.B. erfüllt ein Proband die Kriterien einer psychischen Störung?) • Genaue Erfassung von Erleben und Verhalten, um eine bestimmte Entscheidung fällen zu können 25 Welche Arten von Diagnostik gibt es? • Klassifikatorische Diagnostik = Zuweisung von Diagnosen zum Symptomkomplex der Person • Funktionale Diagnostik = Bedingungsanalyse zur Mikroplanung der Indikation und Therapie • Prozessdiagnostik = Verlaufsmessung und Adaptation • Strukturdiagnostik = Zuweisung zu Typen von Behandlungskonstrukten, Interaktion mit dem Patienten • Diagnostisches Verhalten (z.B. Gesprächsführung) 26 Der klassifikatorisch-diagnostische Prozess Beschwerden, Klagen, Verhaltensweisen physiologisch, motorisch, sozial, kognitiv, affektiv Symptome/Befunde ausgewählte spezifisch und explizit definierte Aspekte Syndrom überzufällig häufige, theoretisch und empirisch sinnvolle Symptomkombination Diagnostische Hierarchien Ausschlusskriterien Störung Nach bestimmten Regeln 27 Klassifikationssysteme psychischer Störungen • ICD = International Classification of Diseases (Internationale Klassifikation der Krankheiten) Herausgeber: Weltgesundheitsorganisation (WHO) • DSM = Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen) Herausgeber: American Psychiatric Association (APA) 28 Klassifikatorische Diagnostik nach DSM-5 Alle Diagnosen werden… • eindeutig beschrieben (explizit und operationalisiert) • mit zwingend erforderlichen und evtl. optionalen Merkmale versehen (ohne Trauma keine PTSD) • nach Ähnlichkeit oder Kernmerkmalen gruppiert • ausführlich kommentiert 29 Klassifikatorische Diagnostik nach DSM-5 Systematische Beschreibung aller Störungen: • Hauptmerkmale • Nebenmerkmale • Alter bei Beginn • Verlauf • Behinderungen • Prädisponierende Faktoren • Prävalenz • Geschlechtsverteilung • familiäre Häufung • Differentialdiagnose 30 Wie werden psychische Störungen erfasst? Überblick über diagnostische Instrumente • Checklisten • Strukturierte Interviews • erfordern klinisch erfahrene Diagnostiker • Strukturiertes Interview für DSM-IV (SKID) • Diagnostisches Interview bei psychischen Störungen (DIPS), • Standardisierte Interviews • erfordern trainierte Einführung • Composite International Diagnostik Interview (CIDI) 31 Wie werden psychische Störungen erfasst? Das Composite International Diagnostic Interview • Offizielles Instrument der WHO für ICD und DSM • Weltweit am weitesten verbreitetes Instrument (v.a. in der Forschung) • Voll standardisiert und computerisiert • Kann auch durch unerfahrene trainierte Personen reliabel und valide eingesetzt werden • Ermöglicht die Erfassung zahlreicher psychischer Störungen inklusive ergänzender Informationen zu Beginn, Verlauf, Schweregrad und Beeinträchtigung 32 Was ist Epidemiologie? Etymologie „die Lehre über das Volk“ Epi auf, über Demos das Volk Lógos die Lehre griechischer Wortstamm Was ist Epidemiologie? Definition • Untersuchung der räumlichen und zeitlichen Verteilung von Erkrankungen oder anderen gesundheitsrelevanten Variablen in einer genau definierten Population • … sowie der Determinanten ihres Auftretens im Zusammenhang mit demographischen, genetischen, Verhaltens- und Umweltfaktoren • Deskriptiv • Analytisch 34 Was sind Aufgaben und Ziel der Epidemiologie? Feststellung der Krankheitsverteilung über Raum und Zeit in Abhängigkeit von Umwelt, Organismus und Persönlichkeit (deskriptive E.) Untersuchung von Entstehung, Verlauf und Ausgang von Erkrankungen (analytische E. / Vervollständigung der klinischen Forschung) Ermittlung von individuellen Krankheitsrisiken Prüfung von Hypothesen über kausale Beziehungen zwischen Umweltfaktoren, Krankheit und Person (analytische E.; quasiexperimentelle Designs) Entwicklung, Ableitung, Evaluation von präventiven Interventionen 35 Konzeptuelle Rahmenmodelle Das epidemiologische Trias 36 Konzeptuelle Rahmenmodelle Das Vulnerabilitäts-Stress-Modell Vulnerabilitäten Exposition Intraindividuell z.B. Geschlecht, Persönlichkeit Trigger z.B. stressreiches Lebensereignis Sozial z.B. familiäre Faktoren, Bildung Modifizierende Variablen Folgen Psychologisch z.B. Resilienz, Coping Akut z.B. berufliche & soziale Probleme, Hilflosigkeit Psychische Störung Entwicklungsbezogen z.B. neurobiologische Veränderungen (Pubertät) Initiale Symptome Beginn Langfristig z.B. Arbeitslosigkeit, Hoffnungslosigkeit Verlauf 37 Epidemiologische Methoden Querschnittstudien Vorteile: • Hohe Ökonomie • Hohe Teilnahmebereitschaft • Methode der Wahl zur Erhebung von (Punkt-)Prävalenzen und versorgungsepidemiologischen Fragestellungen • Hypothesengenerierung und Variablenauswahl für Längsschnittstudien ABER: • Keine Untersuchung zeitlicher Risikofaktoren möglich • Erinnerungsverzerrungen (insbesondere bei der Betrachtung langer Zeiträume) 40 Epidemiologische Methoden Längsschnittstudien Vorteile: • Ermöglicht die Untersuchung von intraindividuellen Entwicklungsverläufen und zeitlichen Risikofaktoren ABER: • Zeit- und kostenintensiv • Geringere Teilnahmebereitschaft, höhere Dropout-Rate (ggf. Selektionseffekte) • Keine Untersuchung kausaler Risikofaktoren möglich (erfordert experimentelle Designs oder Interventionsstudien) 41 Was sind Merkmale guter epidemiologischer Studien? Stichprobenziehung • Repräsentativität, Response-Rate, Stichprobengröße Datenerhebung • Einsatz bewährter standardisierter Verfahren und diagnostischer Interviews, optimierte Durchführung • Angemessene Auswahl der zu untersuchenden Variablen Auswertung und Ergebnisdarstellung • Angemessene und nachvollziehbare statistische Auswertung und Interpretation • Aussagen zu Limitationen und Generalisierbarkeit 42 Einblicke in die epidemiologische Forschung Die Early Developmental Stages of Psychopathology Study Parents (T1/T3) Respondents (T0/T1/T2/T3) 1995 1996/7 1998/9 2003/4/5 Interval T2 to T3 Family genetic study Respondents childhood development 12 month T3 Interval T0/T1-T2 parental mental disorders Wave 4 (T3) disorders and syndromes Wave 3 T2 12 month T2 Wave 3 (T2) Wave 2 (T1) Interval T0-T1 12 month T1 Baseline (T0) Lifetime T0 12 month T0 Assessments T0: N=3,021 age 14-24 T1: N=1,228 age 15-19 T2: N=2,548 age 17-28 T3: N=2,210 age 21-34 43 Einblicke in die epidemiologische Forschung Ein Praxisbeispiel Fragestellung: • Sagen Paniksymptome die spätere Entwicklung, d.h. das erstmalige Auftreten (Inzidenz) psychischer Störungen vorher und eigenen sich zur frühen Identifikation von Hoch-RisikoGruppen? • Ist ein höheres Ausmaß an Paniksymptomen mit einem höheren Risiko für spätere Störungen assoziiert? 44 Definition von Panikattacke und Panikstörung in DSM Panikattacke: • Klar abgrenzbare Episode intensiver Angst und Unbehagens, bei der mindestens vier von 13 Symptomen abrupt auftreten und innerhalb von 10 Minuten ihren Höhepunkt erreichen Panikstörung: • Wiederkehrende unerwartete Panikattacken • Bei mindestens einer der Panikattacken folgte mindestens ein Monat mit mindestens einem der folgenden Symptome: • anhaltende Besorgnis über das Auftreten weiterer Panikattacken • Sorgen über die Bedeutung der Panikattacken oder ihre Konsequenzen • deutliche Verhaltensänderungen infolge der Panikattacken 45 Definition von Fearful Spells • Angstanfälle, die nicht die vollständigen Kriterien von Panikattacken erfassen müssen • Erfassung mithilfe der Stammfrage der Angstsektion des Munich Composite International Diagnostic Interview (MCIDI): • “Hatten Sie schon einmal einen Angstanfall, manche nennen das auch Angstattacke, Panikanfall oder Panikattacke, bei dem Sie ganz plötzlich von einem Gefühl starker Angst, Beklommenheit oder Unruhe überfallen wurden?” 46 Beziehung zwischen Fearful Spells, Panikattacken und Panikstörung FS PA PD 47 Methoden • Early Developmental Stages of Psychopathology Study • Erfassung von Paniksymptomen und psychischen Störungen zu allen Erhebungswellen mithilfe des Munich Composite International Diagnostic Interviews (M-CIDI) FS-only PA Inzidente Störungen 10 Jahre Lifetime T0 T1 T2 T3 48 60 * 40 * 20 * * 0 * * * ng s ts tö ru So ng zi al e Ph ob ie D ep re M ss aj or io n D ep re ss io n D Irg y st .S hy ub m st ie an Al zs ko tö ru ho ng lm is sb ./ab h. N ik ot M in ab is sb h. ./A bh .i lle g. ie G en .A ra ph ob un g ni Pa Ag o ks tö r un g tö r ng s ts tö r .S I rg .A Irg * * Ergebnisse: Fearful Spells sagen inzidente Angstund depressive Störungen vorher un g % mit Störung Ergebnisse: „Reine“ Fearful Spells sagen inzidente Angst- und depressive Störungen vorher kein(e) FS/PA FS-only 49 60 * 40 * 20 ** * * * * * * * * ** ot M in ab is sb h. ./A bh .i lle g. N ik b. / -a bh . g lm is s zs Al ko ho .S ub FS-only tö r m st an ys th y D I rg kein(e) FS/PA un ie n ss io n M aj o rD ep re ss io ie D Ph ob le ia So z ep re g un ie ho b .A ng ap st st ör g or Ag Pa ni ks tö r un un G en Irg .A ng st st ör un tö r .S * * * Ergebnisse: Fearful Spells sagen inzidente Angstund depressive Störungen vorher g 0 Irg * * g % mit Störung Ergebnisse: Panikattacken sagen inzidente Angst-, depressive und Substanzstörungen vorher PA 50 kein(e) FS/PA .S ub FS-only .i lle g. * bh ab h. * M is sb ./A ot in g bh . un b. / -a tö r ie * N ik is s zs m n * lm st an ys th y ss io n * D ep re ss io ie * * Al ko ho I rg rD Ph ob g * M aj o le * * ep re ia ie un ho b * D So z ap g 0 ** st st ör or un g g * .A ng Ag tö r un un 20 ks st st ör tö r 40 Pa ni .A ng .S % mit Störung ]* ]* 60 G en Irg Irg Ergebnisse: Irgendeine Angststörung und Alkoholmissbrauch/-abhängigkeit sind stärker mit Panikattacken als mit „reinen“ Fearful Spells assoziiert * * * ** PA 51 inzidente Panikstörung 30 30 20 10 0 0-1 2-3 4-5 6-7 8-9 (N=27) (N=93) (N=92) (N=53) (N=41) 10-11 12-13 (N=9) (N=4) gststörung (%) Anzahl an DSM-IV Paniksymptomen 20 10 0 0-1 2-3 4-5 6-7 8-9 (N=27) (N=93) (N=92) (N=53) (N=41) 10-11 12-13 (N=9) (N=4) 10-11 12-13 (N=7) (N=3) ]* 40 inzidente Angststörung (%) ]* inzidente Panikstörung (%) Ergebnisse: Eine höhere Anzahl an Paniksymptomen bei Personen mit Fearful Spells oder Panikattacken erhöht das Risiko für die Entwicklung einer Panikstörung und irgendeiner Angststörung Anzahl an DSM-IV Paniksymptomen 40 30 20 10 0 0-1 2-3 4-5 6-7 8-9 (N=26) (N=80) (N=79) (N=43) (N=30) Anzahl an DSM-IV Paniksymptomen 40 30 20 52 Einblicke in die epidemiologische Forschung Ein Praxisbeispiel Fazit: • Nicht nur Personen mit Panikattacken, sondern auch leichteren Angstanfällen weisen ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung zahlreicher psychischer Störungen auf • Das Risiko für einige Störungen variiert dabei in Abhängigkeit vom Schweregrad der Paniksymptome • Personen mit Paniksymptomen könnten von gezielten Präventionsmaßnahmen profitieren, um der Entwicklung manifester Störungen frühzeitig vorzubeugen 53 Einführungsveranstaltung Zusammenfassung Was nehmen Sie heute mit? • Überblick über Breite und Vielfalt der Klinischen Psychologie • Kenntnis wesentlicher Begriffe (Klinische Psychologie, Psychotherapie, klinische Diagnostik, Epidemiologie) • Kenntnis wesentlicher Ziele, Aufgaben, Methoden und Konzepte der Epidemiologie • Einblicke in die epidemiologische Forschung in der Praxis 54 Fragen? Anmerkungen? 55 Literatur • Wittchen, H. U. & Hoyer, J. (2011). Was ist Klinische Psychologie? Definitionen, Konzepte und Modelle. In H.U. Wittchen & J. Hoyer. (Eds.), Klinische Psychologie & Psychotherapie (pp. 3-26). Heidelberg: Springer. • Wittchen, H. U. (2011). Diagnostische Klassifikation psychischer Störungen. In H.U. Wittchen & J. Hoyer. (Eds.), Klinische Psychologie & Psychotherapie (pp. 27-56). Heidelberg: Springer. • Wittchen, H. U., & Jacobi, F (2011). Epidemiologische Beiträge zur Klinischen Psychologie. In H.U. Wittchen & J. Hoyer. (Eds.), Klinische Psychologie & Psychotherapie (pp. 57-90). Heidelberg: Springer. Danke für Ihre Aufmerksamkeit …und einen erfolgreichen Start ins neue Semester! 57