Dermopharmazie und Allergie Christine Bender-Leitzig Fachapothekerin für Offizinpharmazie Ernährung Geriatrie [email protected] Bilder und Sonstiges.. • Umfangreiches Bildmaterial zu den einzelnen Erkrankungen finden Sie unter: Sonstige Quellen: • • • • • • • • • • Allgemeinpharmazie, Patrick Schäfer www.hautstadt.de DAZ, MMP, PTA heute Dermatologie, Jung,Moll Erkrankungen der Haut, Niedner Mykosen der Haut und Schleimhäute, Degitz, Bracher Dermatika, Niedner, Ziegenmeyer Hautkrankheiten im Blick, Niedner, Adler AWMF Leitlinien Bildmaterial: Wikipedia, Eucerin® Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 2 Der Aufbau der Haut • Die Haut stellt das größte Organ des Menschen dar, sie bedeckt 1,5-2m² • Die Haut stellt etwa 1/6 des Körpergewichts • Sie besteht aus 3 funktionellen Schichten – Epidermis (Oberhaut) – Dermis oder Corium (Lederhaut) – Subcutis (Unterhaut) • Die Epidermis erneuert sich alle 28 Tage Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 3 Felderhaut Feine Furchen: in den Schnittpunkten liegen Haarfollikel, das gesamte Integument wird in polygonale Felder eingeteilt Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 4 Leistenhaut Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 5 Hornschicht- Stratum corneum • Oberste Schicht der Epidermis • Zwischen den Korneozyten( Hornzellen) liegen die epidermalen Lipide • Interzelluläre Lipidmembranen bilden die Permeabilitätsbarriere gegen exogene Faktoren, außerdem regeln sie Elastizität und Festigkeit durch Ausgleich des Feuchtigkeitsgehalts • Das Eindringen von Mikroben, chemischen Substanzen und Allergenen wird verhindert • Der transepidermale Wasserverlust wird verhindert Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 6 Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 7 Primäreffloreszenzen • Kardinalsymptome der Dermatologie • Hauterscheinungen, die sich unmittelbar infolge einer pathologischen Veränderung ergeben – – – – – – Macula (Fleck) Papel (Knötchen) Nodus (Knoten) Vesikula (Bläschen) Pustel (Eiterbläschen) Urtica (Quaddel) Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 8 Primäreffloreszenzen • Macula: – Reine Farbveränderung ohne Konsistenz- oder Niveauänderung – Kann durch Entzündung rot erscheinen oder durch Pigmenteinlagerung alle Farben annehmen • Papel: – Epidermale Papel: Verbreiterung der Epidermis – Dermale Papel: Einlagerung in der oberen Dermis Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 9 Primäreffloreszenzen • Nodus: – Umschriebene Substanzvermehrung, größer als erbsengroß – In der Regel über Hautniveau erhoben • Vesikula: – In der Epidermis gelegene, leicht vorgewölbte, kleine mit Flüssigkeit gefüllte Hohlräume – Häufig in Gruppen angeordnet Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 10 Primäreffloreszenzen • Pustel: – Mit Eiter angefülltes Bläschen oder Blase • Quaddel: – Flüchtige, unscharf begrenzte, über das Hautniveau erhabene Effloreszenz – Ödem in der oberen Dermis Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 11 Sekundäreffloreszenzen • Sekundäre Effloreszenzen entstehen durch Fortschreiten der krankhaften Veränderungen, durch degenerative und reparative Prozesse, sowie durch Einwirkung von außen – – – – – – – Squama (Schuppe) Crusta (Kruste) Erosion (Oberflächengewebedefekt) Excoratio (Abschürfung) Ulkus (Geschwür) Cicatrix (Narbe) Lichenifikation (Flechtenbildung) Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 12 Sekundäreffloreszenzen • Erosion: – Oberflächengewebe-defekt • Exkoration: – Gewebedefekt mit Verletzung des Papillarkörpers (punktförmige Blutungen) • Ulkus: – Tiefer Gewebedefekt Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 13 Sekundäreffloreszenzen • Lichenifikation: – Scharf oder unscharf begrenzte Verdickung der Haut – Nicht fest haftende Hyperkeratose mit Schuppung der Haut – Randständige Hyperpigmetierung – Überdeutliche und vergröberte, flächige Felderzeichnung – Sehr häufig starker Juckreiz, der zu Kratzeffekten führen kann Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 14 Hautschutz • Übertriebene Hygienemaßnahmen vermeiden (Alkalineutralitätsfähigkeit ca. 0,5-1h) • Pflege durch hochwertige Pflegeprodukte (geringer Anteil von Mineralölen) • Waschen mit alkalifreien Syndets • Einsatz von Feuchthaltefaktoren (Harnstoff, Glycerin, Hyaluronsäure) • Möglichst geringer Einsatz von Konservierungsmitteln • Auf geringen Parfümgehalt achten • Feucht- und Nassarbeit einschränken • Bei Kälte Handschuhe tragen Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 15 Herpes simplex • Herpes labialis (HSV1) • • • • • Infektion häufig vor dem 6. LJ Tröpfchen- oder Schmierinfektion Ausbruch der Krankheit oft erst Jahre später Ca. 20% aller Virusträger entwickeln regelmäßig einen Herpes Manche Virusträger entwickeln lebenslang keinen Herpes • Herpes keratitis (HSV1) • Herpes genitalis (HSV2) Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 16 Krankheitsverlauf Herpes labialis Quelle: GSK Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 17 Kennen Sie Ihre Auslöser? • • • • • • • • • Fiebrige Erkältungskrankheiten, grippale Infekte Psychische Belastung wie Stress, Trauer, Ängste Ekelgefühle UV- Bestrahlung Starke körperliche Belastung Hormonelle Umstellung Klimawechsel Zahnbehandlungen Übermüdung Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 18 Therapie • Leichte Formen: – Aciclovir, Penciclovir topisch (Zovirax®, Fenistil®Pencivir) – Hydrokolloidpflaster (Compeed®) – Melissenextrakt (Lomaherpan®) • Schwere Verläufe: – Aciclovir topisch und oral • Herpes genitalis: – Aciclovir topisch und oral – Oxidierte Triglyceride (Clareva®) Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 19 Verhaltensmaßregeln Beratung! • Kein Kontakt zu Neugeborenen, Ekzempatienten und Immunsupprimierten • Die Bläschen möglichst nicht berühren, nach Kontakt Hände waschen • Trinkgläser, Zahnbürsten, Besteck nicht mit anderen Personen teilen • Kontaktlinsen nicht mit Speichel einsetzen • Fingernägelkauen unterlassen • Küssen verboten!! (vor allen Dingen Kinder) • Kein Oralsex • Kein Sport mit Hautkontakt (Ringen, Rugby..) • Mütter mit Herpes: Händedesinfektion vor dem Wickeln, Schnuller nicht ablecken • Schwangere: Cave: Herpes genitalis • Bläschen nicht öffnen, Schorf nicht entfernen Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 20 Herpes und Schwangerschaft • Therapie mit Aciclovir topisch möglich • Herpes genitalis muss mit dem Gynäkologen besprochen werden, CAVE: Geburt! (Prophylaxe Aciclovir oral) • Herpesausbruch direkt vor oder nach der Geburt: Mundschutz, Compeed Herpes Patch, Hygiene! Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 21 Stomatitis herpetica- Mundfäule • Erreger: HSV1 • Auftreten meist zwischen 3 Monaten und 10 Jahren • Geht meist mit hohem Fieber einher (bis zu 5 Tage) • Bläschen im gesamten Mundraum und evtl. Lippen • Hoher Speichelfluss, charakteristisch starker, säuerlich riechender Mundgeruch • Nahrungsverweigerung bei Kindern häufig • Therapie: symptomatisch, bei schweren Verläufen Aciclovir oral Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 22 Warzen • Sehr häufiges Krankheitsbild der Haut oder Schleimhaut • Verursacher: humane Papillomviren (HPV) und Poxviren (Dellwarzen) • Gutartige, über das Hautniveau ragende, „warzenartige“ Geschwülste der Haut • Bei manchen Virustypen: Risiko der malignen Entartung der Hautveränderungen • Meist aber gutartiger, selbstlimitierter Verlauf • Genitale Veränderungen zählen zu den sexuell übertragbaren Krankheiten Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 23 Epidemiologie • Übertragung von Mensch zu Mensch über direkten Kontakt oder unbelebte Vektoren (z.B.: Hautschuppen) • Selbstansteckung an bereits vorhandenen Warzen möglich • Inzidenzgipfel bei vulgären Warzen: 2. Lebensjahrzehnt • Durchseuchungsrate 60% • Inkubationszeit 1-8 Monate • HPV: ca. 100 Subtypen • Neigung zur Spontanheilung nach Wochen bis Jahren (zelluläre Immunreaktion) • Psychogene Faktoren werden dafür verantwortlich gemacht • Meist lebenslange Immunität nach spontaner Abheilung Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 24 Formen der Infektion mit HP-Viren • Stachelwarzen (Verrucae vulgares) • Häufigste virusbedingte Warzenform, rund 70% • Vor allen Dingen junge Patienten, starkes Schwitzen, Durchblutungsstörungen, Atopie, Immunsuppression begünstigt Manifestation • Auf Handrücken, Fingern und im Nagelbereich vorkommende harte Knötchen mit rauer Oberfläche Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 25 Formen der Infektion mit HP-Viren Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 26 Formen der Infektion mit HP-Viren • Feigwarzen (Condylomata acuminata) • Weltweit häufigste sexuell übertragbare Krankheit • Relativ schnelle Vermehrung: blumenkohlartige Knoten oder großflächige Beete • Sehr selten Spontanheilung • Arztbesuch dringend anraten! Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 27 Formen der Infektion mit HP-Viren • Pinselwarzen (Verrucae filiformes) • Fadenförmige Warzen an zarter Haut (Gesicht, Hals) • Kaum Beschwerdesymptome • Evt. Juckreiz oder Druckschmerz Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 28 Warzenbehandlung von vulgären Warzen • Ablösung der verhornten Haut durch – Verätzung – Vereisung – Operation – Homöopatische Behandlung • Wichtig: Alle Behandlungsarten können die Infektion nicht heilen, sondern nur den Körper bei der Ausheilung unterstützen Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 29 Ablösen von Warzen • Salicylsäure ( Guttaplast® Pflaster) • Salicylsäure/ Milchsäure (Clabin plus®, Duofilm®, Warzab®) • Salicylsäure/ Essigsäure (Verrucid®) • Salicylsäure/ Fluorouracil (Verrumal®) Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 30 Anwendung • Gesunde Haut mit Fettcreme abdecken • Exakt auftragen (nur betroffene Hautstelle, Zahnstocher..) • Vor jedem erneuten Auftragen, abgestorbene Haut entfernen • Nicht schneiden oder manipulieren! • Bei Entzündung: Therapiepause Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 31 Verätzen von Warzen • Chloressigsäure (Acetocaustin®) • Silbernitrat (Höllenstein-Ätzstift®) – Beratungshinweise: • Eng anliegender Schmuck (Ringe) müssen vor der Anwendung abgelegt werden • Schutz der gesunden Haut mit Fettcreme, o.ä. • Vorsichtig dosieren, Überdosierung kann mit tiefen Wunden und Narben einhergehen Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 32 Vereisen von Warzen • Flüssiger Stickstoff ( nur in Arztpraxen möglich) • Dimethylether- Propan-Gemische (Wartner ®, Warzenentferner®, Verrukill®, Scholl Freeze®) – Unter der Warze bildet sich eine Blase, Warze „schwimmt“ auf, fällt nach einigen Tagen ab – Nicht geeignet für Kinder unter 4 Jahren – Zum Teil sehr schmerzhaft – Depigmentierung der betroffenen Stelle möglich Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 33 Dellwarzen • Molluscum contagiosum, werden ausgelöst durch Poxviren • Stark ansteckend, meist limitierter Verlauf von ca. 1,5Jahren • Stecknadel- bis erbsengroße Knötchen, die auf Druck aus der Delle in der Mitte das sog. Molluscumkörperchen absondern • Ansteckung verläuft über Schmierinfektion, Kinder haben eine erhöhte Erkrankungswahrscheinlichkeit Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 34 Therapie • Entfernen durch chirurgisches Auslöffeln • Exprimieren des Molluscumkörperchen (zum Teil sehr schmerzhaft) • Desinfektion mit Polyvidon-Iod • Kaliumhydroxid- Tinktur (Infectodell®) • Kryotherapie • Lasertherapie Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 35 Unterstützung bei Dellwarzen • Sorgfältige Hautpflege • Häufiges Baden und Duschen vermeiden (Hautbarriere) • Punktuelles Auftragen der Therapeutika um Reizungen zu vermeiden • Nicht kratzen, Läsionen abdecken um Ansteckungsgefahr zu mindern Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 36 Pilzinfektionen der Haut und Hautanhangsgebilde • Weltweit ca. 100000 geschätze Pilzarten, aber nur ca. 200 Arten humanpathogen • Erregerspektrum: D-H-S-System • Dermatophyten – Trichophyton-Arten – Microsporum-Arten – Epidermophytonarten • Hefepilze – Candida – Malassezia-Arten • Schimmelpilze – Aspergillus-Arten – Scopulariopsis-Arten Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 37 Erkrankungen durch Dermatophyten= Tinea • Weitaus häufigste Ursache für Hautmykosen • Übertragung häufig von Mensch zu Mensch, durch direkten Kontakt oder indirekt durch infizierte Materialien (Hautschuppen), aber auch von Tier zu Mensch • Haut, Haare und Nägel können befallen werden • Genauere Unterscheidung nach Körperregionen Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 38 Tinea pedis und manuum • Fußpilz ist die häufigste Dermatophyten-Infektion • Infektion erfolgt über Hautschuppen • Typischer Befall der Zehenzwischenräume, zw. 3.+4. und 4.+5. Zeh • Befall äußert sich durch Rhagaden, matschiger Hautschuppung, Brennen, Juckreiz, Hyperkeratose • Infektion kann sowohl auf Fußrücken als auch auf –sohle übergreifen (Mokassin-Form) • Häufig Infektion der Hände ausgehend vom Befall der Füße Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 39 Grenzen der Selbstmedikation • • • • • Ausgedehnter Befall: Mokassin-Tinea Diabetes mellitus Periphere Arterielle Verschlusskrankheit Bereits gescheiterte Selbstmedikation Starke Entzündungszeichen Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 40 Therapie des Fußpilz • Azole • Clotrimazol (Canesten®, Antifungol®) • Miconazol (Daktar®) • Bifonazol (zusätzlich entzündungshemmende Komponente) (Canesten Extra®, Mycospor Creme®) – 2x tägliche Anwendung – 2-3 Wochen Therapiedauer • Terbinafin (Lamisil®) – 1x täglich anwenden – 1Woche Therapiedauer • Ciclopirox (Selergo®) – 2x täglich, ca. 2+1 Wochen Therapiedauer Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 41 Praxistipps: • • • • • • • • • Füße und Zehenzwischenräume immer gut trocknen Badeschuhe tragen Handtücher regelmäßig wechseln Wäsche bei mindestens 60°C waschen oder Hygienespüler verwenden Atmungsaktive Strümpfe und Schuhe tragen Möglichst täglich Schuhe wechseln, auslüften und trocknen lassen Schuhe desinfizieren Regelmäßige Kontrolle der Füße auf Erkrankungszeichen Desinfektionsmittel-Sprühanlagen meiden Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 42 Onychomykosen • 20% aller Nagelerkrankungen beim Menschen • Häufig durch Dermatophyten verursacht, aber auch andere Erreger möglich, z.B.: Candida albicans, Schimmelpilze • Onychomykosen entwickeln sich leichter an vorgeschädigten Nägeln als an gesunden • Vorschädigungen durch Sport, Nagellacke, übermäßige Pflege, systemische Faktoren wie Diabetes, HIV, Tumorerkrankungen • Beginn der Erkrankung meist zwischen Ende der Nagelplatte und Fingerbeere • Vorsicht vor Verwechslung mit Nagelpsoriasis oder Besiedlung mit Pseudomonas aeruginosa (schwarz-grünliche Pigmentierung) Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 43 Grenzen der Selbstmedikation • Nur bei geringem Befall ist Selbstmedikation möglich!! – Weniger als 50% der Nagelplatte befallen – Weniger als 3 Nägel betroffen • Pilzbefall muss gesichert sein, andere Ursache mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen! Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 44 Äußerliche Therapie • Nagellacke: – Ciclopirox wasserlöslich (Ciclopoli®) • 1x/Tag, Wasser meiden für 6h, Nagelhaut mitbehandeln – Ciclopirox (Nagel-Batrafen®) • Im 1.Monat jeden 2.Tag auftragen, im 2. 2x/Woche, dann 1x/Woche • Regelmäßiges Abtragen des erkrankten Nagels • Hygienemaßnahmen beachten – Amorolfin (Loceryl Nagellack®) • Anwendung 1(-2)x/Woche • Ansonsten wie Nagel-Batrafen • Lasertherapie des Nagelpilzes Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 45 Intertriginöse Candidose • Intertriginöse Bereiche weisen optimale Vorraussetzungen für eine Candidainfektion auf • Scharf begrenzte nässende Erytheme mit einzelnen Pusteln • Sonderform: Windeldermatitis (Säuglinge und inkontinente Patienten) • Therapie: – Austrocknende Maßnahmen unter Anwendung externer Antimykotika (Miconazol, Nystatin, Clotrimazol) – Verhindern weiterer mechanischer Reizung Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 46 Erysipel Notfall! • Akute Infektion der Haut in den Lymphspalten durch ßhämolysierende Streptokokken, seltener Staphylococcus aureus • Bakterien dringen durch verletzte Haut in die Lymphspalten ein (Pilzinfektionen) • Meist scharf begrenztes Erythem, oft mit Schüttelfrost, Lympfknotenschwellung, Fieber • Therapie: hochdosiert parenteral Penicillin (Erythromycin, Clindamycin), Bettruhe, Hochlagerung betroffener Gliedmaße, Therapie der Begleiterkrankung Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 47 Furunkel, Karbunkel • Tiefe, bakterielle Entzündung, vom Haarfollikel ausgehend • Meist ausgelöst durch Staphylococcus aureus • Häufig Spontanentleerung nach außen, aber auch Resorption möglich • Beetartige Furunkel: Karbunkel • Therapie: lokale Anwendung von Ichthyol®, evt. Eröffnen des Furunkel, Nachbehandlung mit antiseptischen Salben; bei lymphogener oder hämatogener Aussaat: systemische Behandlung • Ist das Gesicht betroffen, sollte Bettruhe gehalten werden und körperliche Anstrengung gemieden werden (Triangle of death) Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 48 Heuschnupfen Allergische Konjunktivitis Akutes allergisches Ekzem Allergie Anaphylaktischer Schock Atopisches Ekzem Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 49 Entstehung einer Allergie Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 Aus P. Schäfer Allgemeinpharmazie 50 Heuschnupfen Allergische Konjunktivitis Akutes allergisches Ekzem Allergie Anaphylaktischer Schock Atopisches Ekzem Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 51 Ekzemerkrankungen • Akute Kontaktdermatitis – Toxisch – Allergisch • Chronisches Kontaktekzem – Kumulativ-toxisch – Allergisch • Atopisches Ekzem (Neurodermitis) • Seborrhoisches Ekzem • Mikrobielles Ekzem Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 52 Akutes allergisches Kontaktekzem • Antigenspezifische, T-Zell-vermittelte, verzögerte Immunreaktion vom Typ IV nach wiederholter Exposition mit Kontaktallergenen • Immunologisches Geschehen: Sensibilisierung, Auslösephase, kutane Entzündung • Therapie: mittlere bis starke Kortikosteroide in wässriger Grundlage, auch evt. fett-feuchte Behandlung mit Umschlägen (Handschuhen) Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 53 Möglichkeiten der Selbstmedikation • Nur kleine Stelle betroffen, Auslöser möglichst bekannt • Dauer der Erkrankung max. 2 Wochen • Therapie: – Auslöser finden und meiden – Hydrocortison 0,5% in passender Grundlage – Hautschutz (siehe Folie Hautschutz) Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 54 Heuschnupfen Allergische Konjunktivitis Akutes allergisches Ekzem Allergie Anaphylaktischer Schock Atopisches Ekzem Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 55 Heuschnupfen • Typische Typ-1-Reaktion • Typische Allergiesymptome: – Schleimhautschwellung – Juckreiz – Sekretproduktion (flüssig und klar) – Bronchialverengung – Kreislaufreaktionen • Erkältungssymptome: – Körpertemperatur erhöht – Halsschmerz und Hustenreiz – Sekret zäh und verfärbt Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 56 Grenzen der Selbstmedikation • Ersterkrankung (Diagnose muss immer ärztlich gesichert sein) • Kinder, Schwangere • Engegefühl im Brustbereich, Atemnot auch anfallsartig, pfeifende Atemgeräusche – Vorsicht Etagenwechsel! Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 57 Christine Bender-Leitzig 58 Mastzellstabilisatoren • Cromoglycinsäure (Vividrin® NS/ATR) – 4-6x täglich • Lodoxamid-Trometamol (Alomide® ATR) – 4x täglich Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 59 H1-Antihistaminika, systemisch • Cetirizin (Zyrtec® TAB, SAF, TR) – 1x täglich abends • Levocetirizin (Xusal® TAB, SAF) – 1x täglich abends • Loratadin (Lorano® TAB) – 1x täglich abends • Desloratadin (Aerius® TAB) – 1x täglich abends Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 60 H1-Antihistaminika, lokal • Azelastin (Allergodil® ATR, NS) – 2x täglich – Schmeckt bitter • Levocabastin (Livocab® ATR, NS) – 2x täglich – Schütteln nicht vergessen! Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 61 Glucocortikoide • Beclomethason (Ratioallerg®) – 1-2x täglich • Mometason (Mometahexal®) – 1x täglich 1-2 Sprühstöße – Schütteln nicht vergessen! • Maximaler Wirkeintritt nach 2-3 Tagen Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 62 Praxistipps für Allergiker • Pollenfilter im Auto und am Fenster verwenden, regelmäßig wechseln • Abends duschen, Haare waschen • Getragene Kleider nicht im Schlafzimmer aufbewahren • Wäsche nicht draußen trocknen • Sinnvoll lüften: Land abends, Stadt morgens • Urlaubsreisen in pollenarme Gebiete planen und in die Zeit der stärksten Pollenbelastung legen • Kreuzallergene meiden • Hausstauballergiker: Sanierung des Bettes Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 63 Primäre Allergieprävention • Meidung von nachgewiesenen Nahrungsmittelallergenen während der Schwangerschaft • Stillen über 4 Monate • hydrolisierte Säuglingsnahrung (hypoallergen) als Muttermilchersatz • Beikost ab dem 5. Monat • normales Körpergewicht bei Kindern • kein Tabakrauch in der Wohnung • Sorgfältige Hautpflege bei entsprechender Veranlagung • Impfung gemäß STIKO Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 64 Allergie in der Schwangerschaft • Cromoglycinsäure • H1- Antihistaminika möglichst nach Arztrücksprache • Unterstützende Maßnahmen Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 65 Heuschnupfen Allergische Konjunktivitis Akutes allergisches Ekzem Allergie Anaphylaktischer Schock Atopisches Ekzem Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 66 Anaphylaktischer Schock Inzidenz: 7 – 50 / 100.000 x Jahr Auslöser: Kinder Erwachsene Nahrungsmittel 58% 16% Insektengifte 24% 55% Arzneimittel 8% 21% Alarmsymptome: Parästhesien, Pruritus, Schwächegefühl (Aura), Todesangst Betablocker und ACE-Hemmer können die Symptome verstärken. Mittel der ersten Wahl: Adrenalin = Epinephrin (Suprarenin, Jext 300, Fastjekt (§15 Abs.1 ABetrO)) Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 67 1. Hilfe bei anaphylaktischem Schock Patient ansprechbar, Atmung normal: Stabil lagern, Selbstbehandlung nach Anweisung des Patienten Patient ansprechbar, Atmung behindert: stabil lagern, Selbstbehandlung nach Anweisung des Patienten, Notarzt Patient schlecht ansprechbar, Atmung normal: stabile Seitenlage, Notarzt, Atmung beobachten Patient schlecht ansprechbar, Atmung behindert: stabile Seitenlage, Notarzt, Atmung beobachten Atemstillstand oder Herzstillstand: Notarzt, Herz-Lungen Wiederbelebung 30+2 Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 68 Hyposensibilisierung (spezifische Immuntherapie) Christine Bender-Leitzig 69 Hyposensibilisierung • Voraussetzungen: – Sicherer Allergennachweis Allergenprodukte mit Wirksamkeitsnachweis – möglichst früh (noch wenige Allergien) – effiziente Allergenkarenz nicht möglich • Wirksamkeitsnachweis bei: – Birke, Erle, Hasel, Gräser, Hausstaubmilben, einigen Schimmelpilzsporen, Bienen-Wespengift Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 70 Hyposensibilisierung Umsetzung SCIT: s.c.-Injektion im Oberarm, steigerndes Schema Vorsichtsmaßnahme: in Notfalltherapie trainiertes Personal SLIT: Sublinguale Immuntherapie, nur für Gräser langzeit belegt 3 – 7 Anwendungen/Woche, keine schweren systemischen NW Kontraindikationen: unkontrolliertes Asthma, Tumorerkrankungen, Autoimmunerkrankungen, Immunsuppression, Kleinkinder Bender-Leitzig Dermopharmazie- Allergie17 71