Lineare Algebra I (WS 12/13) Bernhard Hanke Universität Augsburg 18.12.2012 Bernhard Hanke 1 / 14 Ringe Definition Es sei (R, +, 0, ·, 1) ein Ring. I Ein Element a ∈ R heißt Einheit in R oder invertierbar, falls ein b ∈ R existiert mit ab = ba = 1. I Wir nennen R einen Körper, falls R kommutativ ist, falls 0 6= 1 und falls jedes a ∈ R \ {0} eine Einheit in R ist. Bemerkung Ist R ein Ring und a ∈ R eine Einheit, so gibt es genau ein b ∈ R mit ab = ba = 1. Wir bezeichnen dieses eindeutig bestimmte multiplikative Inverse von a mit a−1 . Bernhard Hanke 2 / 14 Ringe: Beispiele Beispiel I Die Einheiten im Ring Z sind die ganzen Zahlen ±1, I Die Ringe Q, R und C sind Körper, nicht jedoch der Ring Z, I Die Einheiten im Endomorphismenring End(V ) sind genau die Automorphismen V → V , I im Matrixring Mat(n, R) sind die Einheiten genau die invertierbaren Matrizen, also diejenigen Matrizen A ∈ Rn×n , die einen Isomorphismus Rn → Rn beschreiben. Wir bezeichnen die Menge der invertierbaren Matrizen mit GL(n, R). Bernhard Hanke 3 / 14 Lemma Es sei R ein Körper und a, b ∈ R. Falls a 6= 0 6= b, so gilt auch a · b 6= 0. Mit anderen Worten: Jeder Körper ist ein nullteilerfreier Ring. Definition Wir nennen eine von Null und Eins verschiedene Zahl p ∈ N eine Primzahl, falls für alle a, b ∈ Z gilt p|(ab) ⇒ p|a ∨ p|b . Die Liste der Primzahlen beginnt mit 2, 3, 5, 7, . . .. Primzahlen sind Gegenstand von vielen ungelösten Fragen der Mathematik: Bernhard Hanke 4 / 14 Berühmte Vermutungen I Gibt es unendlich viele Primzahlzwillinge, also Paare (p, q) von Primzahlen mit q = p + 2? I (Goldbachsche Vermutung) Kann jede gerade Zahl größer als 2 als Summe zweier Primzahlen geschrieben werden? Im Jahre 2012 bewies Terence Tao: Jede ungerade Zahl größer als 2 kann als Summe von fünf oder weniger Primzahlen dargestellt werden. Bernhard Hanke 5 / 14 Berühmte Vermutungen I Eine der großen ungelösten Fragen, die ebenfalls mit der Verteilung der Primzahlen zu tun hat, ist die Riemannsche Vermutung: Die Nullstellen s 6= −2, −4, −6, . . . der auf C \ {1} komplex differenzierbar fortgesetzten Riemannschen Zetafunktion ζ(s) := ∞ X 1 falls Re(s) > 1 ns n=1 haben alle den Realteil 1 2. Bernhard Riemann 1826 (Breselenz) - 1866 (Selasca) Bernhard Hanke 6 / 14 Proposition Der Ring Z/n ist genau dann ein Körper, falls n eine Primzahl ist. Wir haben noch keine Methode, wie wir das Inverse von invertierbaren Elementen in Z/n explizit berechnen. Dieses Problem löst man mit dem Euklidischen Algorithmus. Zunächst wiederholen wir Division mit Rest: Proposition (Division mit Rest) Es seien a, b ∈ N und b > 0. Dann existieren eindeutig bestimmte Zahlen m, r ∈ N mit 0 ≤ r < b so dass a = mb + r . Bernhard Hanke 7 / 14 Euklid 360 v. Ch. - 280 v. Ch. Bernhard Hanke 8 / 14 Euklidischer Algorithmus Seien a, b ∈ N und a, b > 0. Wir setzen r0 := b und erhalten durch wiederholte Anwendung der Division mit Rest eine eindeutig bestimmmte Folge von Gleichungen a = m 1 r0 + r1 r0 = m2 r1 + r2 r1 = m3 r2 + r3 .. . rn−1 = mn+1 rn + 0 wobei r0 , . . . , rn 6= 0 und 0 < rk < rk−1 für alle 1 ≤ k ≤ n. I 0 < rn < rn−1 < . . . < r1 < r0 = b. Insbesondere bricht der Algorithmus wirklich ab. I rn ist der größte gemeinsame Teiler von a und b, also rn = ggT(a, b). Bernhard Hanke 9 / 14 Definition Wir nennen zwei ganze Zahlen a und b teilerfremd, falls für alle n ∈ Z die folgende Implikation gilt: n|a ∧ n|b ⇒ n = ±1 Proposition Zwei ganze Zahlen a, b ∈ Z sind genau dann teilerfremd, falls es x, y ∈ Z gibt mit xa + yb = 1 und somit gilt [x] = [a]−1 in Z/b. Bernhard Hanke 10 / 14 Elementare Zeilenumformungen und Matrixmultiplikation Definition Es sei m ∈ N eine natürliche Zahl, λ ∈ R und 0 ≤ i0 , i1 , i2 ≤ m, wobei i1 6= i2 . I Wir definieren Ti1 ,i2 := (tij ) ∈ Rm×m durch 1, falls (i, j) = (i1 , i2 ) oder (i, j) = (i2 , i1 ), tij = 1, falls i = j und i, j 6= i1 , i2 , 0 sonst. I Wir definieren Ri1 ,i2 (λ) := (rij ) ∈ Rm×m durch 1, falls i = j, rij = λ, falls (i, j) = (i2 , i1 ), 0 sonst. Bernhard Hanke 11 / 14 Definition (Forsetzung) I Wir definieren Si0 (λ) := (sij ) ∈ Rm×m durch λ, falls i = j = i0 , sij = 1, falls i = j und i, j 6= i0 , 0 sonst. Die so definierten qudratischen Matrizen nennen wir Elementarmatrizen der Größe m. Bernhard Hanke 12 / 14 Proposition Ist A ∈ Rm×n , so gilt: I Ti1 ,i2 · A ist die Matrix A, wobei die Zeilen i1 und i2 vertauscht wurden, I Ri1 ,i2 (λ) · A ist die Matrix A, wobei das λ-fache der i1 -ten Zeile zur i2 -ten Zeile addiert wurde, I Si0 (λ) · A ist die Matrix A, wobei die i0 -te Zeile mit λ multipliziert wurde. Insbesondere sind die oben definierten Elementarmatrizen invertierbar. Proposition Es sei A ∈ Rn×n dann können wir A durch elementare Zeilenumformungen in einem Matrix überführen, die auf der Diagonalen nur Nullen oder Einsen stehen hat und sonst nur Nullen. Die Matrix A ist genau dann invertierbar, wenn nach dieser Prozedur die Einheitsmatrix entsteht (also auf der Diagonalen nur Einsen stehen). Bernhard Hanke 13 / 14 Proposition Es sei A ∈ Rn×n . a) A ist genau dann invertierbar, wenn A durch elementare Zeilenumformungen in die Einheitsmatrix En überführt werden kann. b) A−1 entsteht dadurch, dass man genau die gleichen Zeilenumformungen auf die Einheitsmatrix En anwendet. Bernhard Hanke 14 / 14