Politik- Jein danke! – Kurzdokumentation von Luis Immendorf und Heike Blanck Wie wollen sich junge Menschen engagieren? Welche Interessen an Politik haben sie? Was wollen Jugendliche bewegen, welche Rahmenbedingungen brauchen sie dafür? Welche Angebote können Stadtteilbeiräte ihnen machen, um sie für ein Engagement im Stadtteil zu gewinnen? Bürgermeister Dr. Carsten Sieling lud am 25. Oktober 2016 ins Bremer Rathaus ein und diskutierte mit engagierten Jugendlichen aus Bremen. Im Vorfeld hatten sich das Landesinstitut für Schule, das LidiceHaus, die Service Agentur „ganztägig Lernen“ und die Senatskanzlei zusammengetan, um eine öffentliche Fortbildung zur Engagementförderung im Stadtteil, in der Schule und im Jugendfreizeitheim in vier Veranstaltungen zu planen. Zum Auftakt holten sie Dr. Stefanie Hanke von der Friedrich-Ebert-Stiftung mit ins Boot. Sie brachte Ergebnisse der aktuellen Studie zum Engagement von Jugendlichen Jung–politisch– aktiv?! ein. Grit Thümmel (Radio Bremen) moderierte den Abend. Die Diskussionsrunde im Kaminsaal des Bremer Rathauses Im Folgenden werden einige Eindrücke von der Veranstaltung dokumentiert: • • • Folien der Präsentation der Referentin, Dr. Stefanie Hanke, Illustrationen der Flipchartgestalterin Janine Lancker und Statements aus der Diskussion, (festgehalten von Mitveranstaltenden/rosa Karten). Kein Interesse an Politik? Dass Jugendliche sich nicht für Politik interessieren, ist ein weit verbreitetes Vorurteil. Durch die Studie und im Laufe der Diskussion wurde dieses Vorurteil eindeutig widerlegt. Grundlegende politische Kenntnisse sollten in der Schule vermittelt werden. Immerhin 42 % der Jugendlichen engagieren sich gesellschaftlich. Zu welchen Ergebnissen kommt die Studie zum Jugendengagement? Dr. Stefanie Hanke wies auf die Rolle des Alters hin: „Je älter und je gebildeter der Mensch, desto politisch aktiver und engagierter ist er“. Formen jugendlichen, politischen Engagements sind unterschiedlich. Unter dem ausdrücklich politischen Engagement war „Wahlbeteiligung“ stark vertreten. Wie zeigen Jugendliche Engagement? Jugendliche engagieren sich vielfältig in der Gesellschaft, aber nicht unbedingt in Parteien, im parlamentarischen System oder Vorständen, sondern oftmals eher durch z.B. öffentliche Veranstaltungen, soziale Medien oder selbst initiierte Projekte und Themen. Was halten Jugendliche von Parteien? Für viele Jugendliche sind Politiker und Parteien einfach nicht attraktiv, da sich junge Menschen oftmals nicht langfristig in feste Strukturen binden möchten. Um Jugendlichen dennoch ein politisches Engagement zu ermöglichen, gab es Vorschläge wie, eine Mitarbeit auch ohne Mitgliedschaft zu ermöglichen. Projektarbeit und flexible Arbeitsformen sind attraktiver. Jugendliche aus verschiedenen Projekten diskutieren: Jugendliche vom THW, der Flüchtlingsarbeit, einer Konzert- und Festivalgruppe, von Schulprojekten und den Jugendbeiräten formulierten Eindrücke und Forderungen. Sie forderten Unterstützung und Respekt von Seiten der Politik. Viele Statements machten deutlich, dass Jugendliche sich in der Verantwortung für andere, den Stadtteil oder ihre Stadt sehen und deshalb aktiv werden. Eingeladen waren auch die Jugendorganisationen verschiedener politischer Parteien. Ein Schwerpunkt war die Jugendbeteiligung im Stadtteil. Ein von Jugendlichen und Erwachsenen anerkanntes Mittel zur Jugendbeteiligung im Stadtteil sind Jugendbeiräte. Die Jugendlichen forderten, dass es Mittel für erwachsene Begleitungen geben müsse. Ein flexibler Umgang mit Jugendbeiratsarbeit und den Modellen zur Jugendbeteiligung wurde gefordert. Beteiligung muss nicht zum Jugendbeirat führen. Kontakt mit allen anderen Interessensgruppen soll möglich sein. Kritisiert wurde, dass viele Jugendliche, nie etwas von Jugendbeiräten gehört haben oder denken, dass diese nichts ändern können. Welches Politikverständnis wurde zugrunde gelegt? Deutlich wurde, dass viele Jugendliche Politik nicht nur im Parlament verorten. Sie sehen vielfältige Möglichkeiten und Anlässe, sich politisch zu engagieren. Diese Möglichkeiten müssen sichtbar, flexibel und zugänglich für sie sein. Gesellschaftliches Engagement macht eine demokratische Gesellschaft aus.