Blutparasiten Frage 1: Welcher Parasit hält sich zu keiner Zeit seines Lebenszyklus im Blut auf? Stefan Winkler Universitätsklinik für Innere Medizin I Abteilung für Infektionen und Tropenmedizin Medizinische Universität Wien 1. 4. Schistosoma haematobium Leishmania donovani Ascaris lumbricoides Giardia intestinalis 5. Trichinella spiralis 2. 3. Hermann Nitsch: Levitikus Blutparasiten als „Global players“ Afrikanische Trypanosomiasis „Schlafkrankheit“: bis 100.000/Jahr? Amerikanische Trypanosomiasis „Chagas“: 8-10 Millionen, bis 60.000/Jahr? Malaria: 220 Millionen mit 660.000 Todesfällen/Jahr (2010) Babesiose:? Filariose: 200 Millionen Frage 1: Welcher Parasit hält sich zu keiner Zeit seines Lebenszyklus im Blut auf? 1. 2. 3. 4. 5. Schistosoma haematobium Leishmania donovani Ascaris lumbricoides Giardia intestinalis Trichinella spiralis 1 Afrikanische Trypanosomiasis „Schlafkrankheit“ „Tsetse“-Fliege 60 Millionen in Risikogebieten Verbreitung über 10 Millionen km² afrikanischer Landmasse Kennedy P. Lancet Neurol 2013 Zyklus Verlauf der Schlafkrankheit Eintrittspforte nach 5-15 Tagen evtl. als schmerzhafter Schanker frühes, oder „haemolymphatisches” Stadium (= Stadium I) Wenige Wochen für T b rhodesiense Einige Monate für T b gambiense Spätes, oder enzephalitisches Stadium (= Stadium II) Kennedy P. Lancet Neurol 2013 2 Verlauf der Schlafkrankheit - Stadium I 1–3 Wochen nach Tsetse-Stich Kopf/Gliederschmerzen, Gewichtsabnahme, intermittierendes Fieber mit Schüttelfrost (DD: Malaria) Lymphadenopathie, Splenomegalie, Myo-Pericarditis, Iritis, Keratitis… Endokrine Dysfunktion mit Gynäkomastie, Impotenz, Alopezie, Infertilität… Posteriore zervikale Lymphadenopathie als “Winterbottom`s sign” bei T b gambiense Fließender Übergang zu neurologischen Symptomen mit Tremor, Gangunsicherheit… Beim Reiserückkehrer akuter verlaufend mit anhaltend Fieber/Hepatitis/Ikterus/Diarrhoe, evtl. als gastro-intestinaler Infekt missverstanden Winterbottom`s sign Verlauf der Schlafkrankheit - Stadium II Variable Symptome einer progredienten Meningoenzephalitis (motorisch/sensorische Störungen, abnorme Reflexe...), Gang/Sprachstörungen, Tremor, Hyper/Hypo/Parästhesien... Typische Schlafstörungen bei ¾ aller PatientInnen mit Schlaf/Wach-Zyklus Umkehrungen, unkontrollierbaren Schlafattacken, patholog. Struktur des Schlafes Psychiatrische Symptome wie Halluzinationen, Delirium, Angst… Visuelle Probleme wie Opticus-Neuritis, Doppelbilder, Papillen-Ödem, Optikus-Atrophie… Beim Reiserückkehrer rascher verlaufend! Diagnose der Schlafkrankheit Blutausstrich, dicker Tropfen Lymphknotenpunktion Lumbalpunktion Molekularbiologie (PCR) mit ausgezeichneter Sensitivität/Spezifität Serologie? 3 Therapie der Schlafkrankheit Kennedy P. Lancet Neurol 2013 Amerikanische Trypanosomiasis - Chagas - Kennedy P. Lancet Neurol 2013 Chagas - Verbreitung CDC Trypanosoma cruzi Vektor: Triatominae (Raubwanzen) Übertragung: - Kontamination von Wunden und Schleimhäuten durch die Ausscheidungen der Wanze, selten kontaminierte Nahrung - Blutprodukte, Organtransplantation, Kongenital (Mutter-Kind) Ribeiro AL et al. Nat Rev Cardiol 2012 4 > 500.000 originäre LateinAmerikanerInnen in Europa Spender-Screening in Spanien/Frankreich Vom Spenden ausgeschlossen in UK und Italien Strasen J et al. Frage 2: welche kardiale Manifestation ist klassisch für chronischen „Chagas“ 1. Koronare Herzkrankheit 2. Perikarditis Chagas – Klinik, akut 3. Aortenstenose mit Aortenaneurysma 4. Dilatative Kardiomyopathie 5. Hypertrophische Kardiomyopathie Meist asymtomatisch Evtl. Krankheitsgefühl mit Fieber, generalisierter Lymphadenopathie, Hepatosplenomegalie Selten Meningoenzephalitis, Myokarditis Chagoma oder Romaña-Zeichen (schmerzlose einseitige periorbitale Schwellung) an der Eintrittspforte selten 5 Chagas – Klinik, chronisch Chagas – Klinik, chronisch Rhythmusstörungen! Nach 4-8 Wochen Übergang in LatenzPhase (Pat. noch infektiös) 30-40% mit chron. Phase 10-30 Jahre nach Infektion Megacolon, Megaösophagus Dilatative Kardiomyopathie (CCC: hier nicht Comprehensive Cancer Center, sondern Chagastic Cardiomyopathy!) (Kombination aus Parasitenpersistenz, Inflammation durch Parasitenantigene, mikrovaskuläre und autoimmune Mechanismen) Sinusbradykardie, AV-Block I, Rechtsschenkelblock mit rechts-anteriorem Hemiblock, Repol-Störungen Oft auch Vorhofflimmern, VTs, AV-Block II und III… EKG-Veränderungen prädiktiv für CMP im Verlauf Frage 2: welche kardiale Manifestation ist klassisch für chronischen „Chagas“ 1. Koronare Herzkrankheit Chagas – Diagnose Direktnachweis im Blut (Akut und Latenzphase) 3. Aortenstenose mit Aortenaneurysma Serologie mittels ELISA, IIFT… 4. Dilatative Kardiomyopathie PCR (z.B. kongenitale Infektion, Reaktivierung bei Immunsuppression) 2. Perikarditis 5. Hypertrophische Kardiomyopathie 6 Chagas – Therapie Benznidazole (Rochagan®, Rodanil®, Roche) Nifurtimox (Lampit®, Bayer) lange Therapiedauer und viele UAW Ind.: jedenfalls in der akuten Phase, frühen chron. Phase < 18a, bei Immunsuppression (AIDS, TX), kongenitaler KH, bei pos. Organspender oder Empfänger, HochrisikoKontamination! Umstritten: späte, chronische Phase, bes. bei PatientInnen > 50a, auch mit Heilungsrate kardialer Beteiligung… Malaria Matta-Guedes PM et al. Trop Med Int Health 2012 Plasmodium falciparum =Malaria tropica P. vivax – P. knowlesi Vermehrte Berichte über letal verlaufende P. vivax Malaria Plasmodium vivax =Malaria tertiana SO-Asien (Papua Neuguinea): Chloroquin-Resistenz, Reiserückkehrer Klinische Merkmale: Respiratorische Insuffizienz, Anämie Plasmodium ovale Plasmodium knowlesi: „Affenmalaria“ =Malaria tertiana Mit P. malariae verwechselt Signifikanter Anteil der menschlichen Malaria Plasmodium malariae =Malaria quartana Schnelle Schizogonie (24h) Schnelle klinische Progression potentiell letal (bis 10% Letalität) 7 Malaria – „Chemie“ Malaria – Blutbild, Gerinnung Infektions-assoziierte Thrombopenie bei TropenrückkehrerInnen 19.473 TropenrückkehrerInnen (München) 732 (3,8%) mit Thrombopenie: 63% aller Malaria-Pat. 47% aller akuten HIV-Pat. 48% aller Dengue-Pat. 23% aller EBV-Pat. <15% Rickettsiosen und Typhus/Paratyphus Fieber nach Tropen klassische DD: Malaria versus Dengue Malaria und Dengue waren für 75% aller schweren (< 30.000/µl) Thrombopenien verantwortlich (aus Afrika und SO-Asien) Herbinger et al. Infection 2012;40:373-379 8 Malaria Dengue Aedes spp. Anopheles spp. Frage 3: welches Symptom ist NICHT typisch für die Malaria Inkubationszeit: Malaria: mind. 6 Tage Dengue: 4-8 Tage 1.Fieber 2.Exanthem 3.Kopfschmerzen 4.Gliederschmerzen 5.Übelkeit 9 Malaria (AKH Wien, 120 Pat.) - Symptome Dengue-Virus Infektion in Europa - Symptome Symptome Symptome Anzahl der Pat. (%) Anzahl der Pat. (%) Fieber 215 (86) Fieber 117 (97,5) Kopfschmerzen 148 (59,2) Allgemeines KH-Gefühl 100 (83,3) Müdigkeit 108 (43,2) Gliederschmerzen 106 (42,4) Kopfschmerzen 72 (60) Gliederschmerzen 36 (30,8) Exanthem 73 (29,2) Übelkeit 31 (25,8) Durchfall 51 (20,4) Erbrechen 25 (20,8) Erbrechen 20 (8,0) Durchfall 23 (19,2) Respiratorische Probleme 15 (6,0) 5 (4,1) Neurologische Probleme 6 (2,4) Neurologisch Jelinek et al. Clin Infect Dis 2002;35:1047-1052 Frage 3: welches Symptom ist NICHT typisch für die Malaria 1. 2. 3. 4. 5. Fieber Exanthem Kopfschmerzen Gliederschmerzen Übelkeit 10 Definition der komplizierten Malaria tropica Komplizierte Malaria infektiologischer Notfall! Klinische Indikatoren Labor-Indikatoren Koma, eingeschränkte Vigilanz Hyperparasitämie (>2% bzw >5%) Wiederholte Konvulsionen (>2/24h) Hypoglykämie (<40mg/dl) Prostration, Keine orale Essensaufnahme Metabolische Azidose (HCO3 <15mmol/l) Respiratorische Insuffizienz, radiol. Lungenödem Normozytäre Anämie (<5g/dl) Hämodynamischer Schock (systol.: <70 mmHg bzw <50 mmHg) Hyperlaktatämie (>5 mmol/l) Blutungskomplikationen Nierenversagen (Kreatinin > 3mg/dl) Ikterus Hämoglobinurie Hämoglobinurie „Manson-Zusatzkriterium“: Falls der Arzt besorgt ist: Komplizierte Malaria Adaptiert nach WHO 2009 Malaria Treatment Guidelines Diagnostik Frage 4: Welche Routine-Methode eignet sich am besten für die SpeziesUnterscheidung bei Malaria? 4. Dicker Tropfen Blutausstrich Fieberverlauf Malaria-Serologie 5. Malaria-Schnelltest 1. 2. 3. 11 Malaria - Diagnostik Malaria - Diagnostik Mikroskopie Mikroskopie Immunchromatographie (Schnelltest) Molekularbiologie Serologie Typisch für P.falciparum: Uniformes Bild (alle Parasiten schauen +/- gleich aus) Hohe Parasitämien möglich: cave Synchronisierung! Keine Schizonten (alle P.f.-Teilungsstadien am Endothel, außer bei sehr hohen Parasitämien, dann auch Pigment in den Phagozyten!) Typische Gametozyten (Bananen-Zigarrenförmig) Keine Tüpfelung, rel. kleine Parasiten, häufiger Mehrfachbefall eines Erythrozyten, Doppelchromatin… P. falciparum 12 P. malariae P. falciparum P. ovale P. malariae 13 Malaria-Schnelltest immunchromatographische Antigendetektion Histidin-reiches Protein (HRP)-2 für P. falciparum, mehrere Hersteller HRP-2/Aldolase für P. falciparum/P. vivax (ovale und malariae), Now ICT P.f./P.v.® von Binax pLDH für P. falciparum/P. vivax (ovale und malariae), OptiMAL® von Flow Inc. P. vivax Malaria-Schnelltest Limitationen Falsch negativ 1. Alle Tests bei niedriger Parasitämie 2. HRP2 Tests: detektieren nur P. falciparum 3. Pan-spezifischer Aldolase und pLDH Test: schlechte P.ovale u. P. malariae Detektion 4. Pan-spezifischer Aldolase Test: niedrige Sensitivität für P. vivax Falsch positiv 1. Alle Tests beeinflussbar durch pos. Rheumafaktor 2. HRP2 Tests: Antigen persistiert 2-3 Wochen nach Therapie 3. Alle Tests können auch positiv sein, wenn „nur“ Gametozyten vorhanden sind 14 Malaria-Schnelltest... Frage 4: welche Routine-Methode eignet sich am besten für die SpeziesUnterscheidung bei Malaria? 4. Dicker Tropfen Blutausstrich Fieberverlauf Malaria-Serologie 5. Malaria-Schnelltest 1. ...ersetzt Mikroskopie nicht! (Jelinek T, J Clin Microbiol 1999;37:721) 2. 3. Frage 5: welches Antibiotikum wirkt NICHT bei der Malaria 1. Malaria-Therapie 2. 3. 4. 5. Gentamicin Doxycyklin Clindamycin Sulfonamid/Trimethoprim Tigecyclin 15 Plasmodium falciparum - unkomplizierte Malaria - Antiparasitäre Behandlung - P. vivax, P. ovale, P. malariae Chloroquin-Base (Resochin®): 25mg/kg PO über 3 Tage (10/10/5) Primaquin: 0,25mg/kg PO 1xtgl über 14d, oder bei G6PD-Defizienz 0,45mg/kg 1x wöchtl. über 8 Wochen (nur bei P. vivax u. P. ovale) bei Versagen doppelte Dosis Plasmodium falciparum - komplizierte Malaria Substanzname Dosis Handel Dauer Kommentar Atovaquon + Proguanil 15mg/kg + 6mg/kg (1xtgl 4 Tabletten) Malarone Tag 1-3 Kombinationspräparat; relativ langsamer Wirkungseintritt, Einnahme nach dem Essen Mefloquin 25mg/kg (Tag1 15mg/kg; Tag2 10mg/kg) Lariam Tag 1-2 Neurolog/psych. Nebenwirkungen Nicht gleichzeitig Chinin Artemether + Lumefantrin 20mg + 120mg 4 Tabl bei Diagnose, dann nach 8, 24, 36, 48, 60h (24 Tbl.) Riamet Tag 1-3 Nicht gleichzeitig Chinin Artesunat versus Chinin Chinin-dihydrochlorid 20mg/kg als loading-dose dann alle 8h 10mg/Kg in 5% Glukose langsam (2-4h) IV über 3 Tage und Clindamycin (Dalacin®) 2 x 5-8mg/kg über 5 Tage White NJ et al. Lancet 2013 Artesunat besser Chinin besser Chinin adieu? 16 Medikamentöse Therapie der komplizierten Malaria tropica mit Artesunat: Therapieschema: Tag 1: 0h: 12h: Tag 2: 24h: 2,4 mg/kg Körpergewicht Artesunat 2,4 mg/kg Körpergewicht Artesunat 2,4 mg/kg Körpergewicht Artesunat Tag 3: 2,4 mg/kg Körpergewicht Artesunat kombiniert mit Clindamycin (2xtgl 5-10mg/kg über 5-7 Tage) Mefloquine (8mg/kg über 3 Tage) Atovaquone/Proguanil (500mg/200mg über 3 Tage) Doxycyclin (3mg/kg über 5-7 Tage) Frage 5: welches Antibiotikum wirkt NICHT bei der Malaria 1. 2. 3. 4. 5. Gentamicin Doxycyklin Clindamycin Sulfonamid/Trimethoprim Tigecyclin SOP, Abtlg. für Infektionen und Tropenmedizin, AKH Wien Adjuvante Therapie-Strategien? Malaria-Prophylaxe 17 Expositionsprophylaxe Überträgermücken (Anopheliden) stechen in der Dämmerung! Aufenthalt in klimatisierten Räumen, Drahtgitter vor Tür- und Fensteröffnungen Schlafen unter Moskitonetzen (intakt und mit mückenabweisenden Mitteln imprägniert, z.B. Permethrin: 0,2g/m2) Einreiben unbedeckter Hautstellen mit Repellentien wie N,N-diethylmetatoluamid (DEET) oder Ethylenhexanediol (z.B. No-bite oder Autan) Tragen von hautbedeckender, heller Kleidung Chemoprophylaxe II Atovaquon/ Proguanil (Malarone) 250mg/100mg 1-2 Tage vor bis (= 1 Tbl.) täglich 7 Tage nach für > 40kg KG Aufenthalt im Malariagebiet Doxycyclin (Vibramycin) 100 mg (= 1Tbl.) pro Tag (nicht für Kinder < 8 Jahren) 1-2 Tage vor bis 4 Wo nach Aufenthalt im Malariagebiet 30 mg pro Tag (= 2 Tbl.) (0,5mg/kg/Tag) 1-2 Tage vor bis 7 Tage nach Aufenthalt im Malariagebiet Primaquin Chemoprophylaxe I Chloroquin (Resochin) 300mg ChloroquinBase (= 2 Tbl.) pro Woche Proguanil (Paludrine) 200 mg pro Tag nur in (2x1 Tbl./Tag) Kombination mit Chloroquin 250mg 1-2 Wo vor bis (= 1 Tbl.) pro 4 Wo nach Aufenthalt im Woche Malariagebiet Mefloquin (Lariam) 1 Wo vor bis 4 Wo nach Aufenthalt im Malariagebiet Chemoprophylaxe-Effektivität Atovaquon/ Proguanil (Malarone) Doxycyclin (Vibramycin) Mefloquin (Lariam) Chloroquin (Resochin) + Proguanil (Paludrine) > 90% 1% Abbruch/NW ?% Abbruch/NW 6% Abbruch/NW < 70% 2% Abbruch/NW > 90% > 90% Hogh. Lancet 2000;356:1888; Overbosch. Clin Infect Dis 2001;33:1015 18 8.10.2013 RTS,S/Adjuvans – Vakzine (GSK) zentrales B-Zell repeat Epitop des circumsporozoite proteins (CSP) („R“), mit der T-Zell Epitop-Region des CSP („T“), verbunden mit dem Hepatitis B surface Antigen („S“), formuliert mit einem Adjuvans… RTS,S/Adjuvans – Vakzine 15.000 Kinder in sieben afrikanischen Ländern. 18 Monate nach Impfung war bei Kindern im Alter von 5 bis 17 Monaten eine 46% Reduktion des Risikos einer MalariaErkrankung im Vergleich zu den nichtGeimpften festzustellen. Bei Kindern, die zum Zeitpunkt der Impfung 6 bis 12 Wochen alt waren, war die Risiko-Reduktion aber nur 27%... Malaria? 63 jähriger Patient mit seit 2 Wochen bestehendem Fieber Initial beim HA viraler Infekt diagnostiziert, zunehmende Beschwerden: Spital 8 Wochen zuvor für 1 Woche in Managua/Nicaragua! Labor: Thrombozyten 28 G/L Hb 8,4 g/dL LDH 1392 U/L, normal <248 AST 152 U/L, normal <35 U/L ALT 48 U/L, normal <45 U/L CRP 14 mg/dL, normal <0,5 mg/dL 19 Malaria? Ausstrich: Plasmodium falciparum Malaria Malaria-Schnelltest wiederholt negativ Schnelle klinische Verschlechterung mit Intensivpflichtigkeit: komplizierte Malaria (Schock, ANV, beginnendes Lungenödem) Therapie mit Chinin/Clindamycin: am 4. Tag keine Parasiten mehr nachweisbar: Entlassung von der ICU Seltsam: IKZ 6 Wochen ohne Prophylaxe für P.f. Sehr niedriges Infektionsrisiko in Managua Malaria-Schnelltest negativ? Interessanter Ausstrich Malaria? Anamnestisches Detail: Patient war nach Nicaragua für 4 Wochen in Massachusetts/USA Blut für PCR: Babesia microti 20 Babesiose - Übertragung Zeckenstich Bluttransfusion über einen Spender mit asymptomatischer BabesiaInfektion (Kein Test für Screening) Selten kongenitale Übertragung (während SS oder Geburt) Zecke Wirbeltier Sporozoit Zygote Strahlenkörper Gametozyt Schnittger L et al. Infect Genet Evol 2012 Babesiose - Verbreitung Babesiose – Klinik, Diagnose, Therapie • IKZ 1-9 Wochen • Von asymptomatisch bis zu lebensbedrohlichen Verläufen, Persistenz der Parasiten ohne Symptome als Risiko für Bluttransfusionen! • Immunstatus (Splenektomie!) für den Verlauf wahrscheinlich wichtiger als die Spezies • Fieber, Kopfschmerzen,…schwere Verläufe wie bei komplizierter Malaria (Multiorgan-Versagen) • Diagnose mit Ausstrich und PCR • Therapie: traditionell mit 7 Tagen Chinin/Clindamycin; besser toleriert und gleich effizient: Azithromycin/Atovaquone über 7 Tage Schnittger L et al. Infect Genet Evol 2012 Krause PJ et al. N Engl J Med 2000;343:1454-8. 21 Welche Parasiten findet bzw. diagnostiziert man noch im Blut? Humanpathogene Filarien im Blut Wuchereria bancrofti lymphatische Filariasis Brugia malayi lymphatische Filariasis Brugia timori lymphatische Filariasis Onchocerca volvulus Loa loa Flußblindheit Afrikanischer Augenwurm Mansonella perstans Mansonellose Mansonella streptocerca Mansonellose Mansonella ozzardi Mansonellose Hermann Nitsch: Levitikus Loa loa – Afrikanischer Augenwurm Lymphatische Filariose Wuchereria bancrofti Brugia malayi Brugia timori Wuchereria bancrofti Loa loa PLoS Negl Trop Dis. 2011 Jun;5(6):e1210. Epub 2011 Jun 28. 22 Danke für Ihre Aufmerksamkeit! Eosinophilie! 23