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01|ÜberdenAutor
wissen.de
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Seit 2000 bereiten wir aktuelle Wissensinhalte und
Allgemeinbildungsthemen auf. Unser umfangreiches Lexikon,
deutsche und fremdsprachige Wörterbücher und Wissens-Tests
rundendasAngebotab.
02|Inhalt
01
02
ÜBERDENAUTOR
INHALT
03
TITELSTORY
FliegendeSäugetiere
04
TIERWELT
01
DieMücke–derBlutsauger
02
AufRaubzug
03
DerKolibri-einFlugwunder
05
GUTZUWISSEN
Wie auf Hof Ahmen Milch zu Käse
wird
06
CHARLESDARWIN
EinLebenfürdieForschung
07
IMPRESSUM
03|TitelStory
FliegendeSäugetiere
VONWISSEN.DE
GemeinsameMerkmalederansonstenz.T.sehrunterschiedlichen
FledermausartensindvorallemdieanatomischenAnpassungenan
dasLebeninderLuft.
FLIEGENDESÄUGETIERE
G
nsame Merkmale der ansonsten z.T. sehr
unterschiedlichen Fledermausarten sind vor allem die
anatomischen Anpassungen an das Leben in der Luft.
AmwichtigstenisthiersicherlichdieUmbildungvonArm
und Hand zum Flugorgan. Der verlängerte Unterarm besteht bei
Fledermäusen nur aus der Speiche, während sich die Elle
zurückgebildethat.EntsprechendverstärkttrittdieSpeicheauf.
Auch die Handknochen haben sich besonders entwickelt: der 2. bis
5. Mittelhandknochen sind erheblich verlängert, ebenso die damit
verbundenenFinger.Währendder2.FingerauseinemGlied,der4.
und5.FingerausjeweilszweiGliedernbestehen,weistder3.Finger
drei Glieder auf. Interessant sind die T-förmigen Fingerenden, eine
ideale Befestigungsmöglichkeit der Flughaut. Der 1. Finger oder
Daumen hat seine Sonderstellung behalten und trägt eine scharfe
Kralle,diedenFledermäusendasKletternundHangelnermöglicht.
Zwischen den Gliedmaßen
spannt sich die Flughaut,
wobei meist auch der
Schwanz
in
sie
mit
einbezogen ist. Die Beine
helfen beim Spreizen der
Flughaut im Fluge. Außerdem
dienen die Krallen am
Fußende zum Aufhängen in
Ruhephasen
oder
Winterschlaf. Dazu sind die
HinterfüßeandersalsbeianderenSäugetierennachhintengerichtet.
Damit sich die Krallen nicht von selbst bei Entspannung der
Muskulatur lösen können, haben sie einen besonderen
Sperrmechanismus.
NebendiesenAnpassungendesSkeletts,sindz.B.auchdieOhrenan
die besonderen Sinnesleistungen angepasst: Meist sind sie im
Vergleich zum Kopf sehr groß, und die Form der Ohrmuscheln
ermöglicht einen hervorragenden Empfang der ausgesandten
Ultraschallsignale.
Ihr Gebiss ist typisch für Insektenfresser, fällt aber durch die
besonders großen Eckzähne (“Vampirzähne”) auf. Selbst die harten
Chitinpanzer von Käfern können mit den 32-38 Zähnen mühelos
geknacktwerden.
Fledermäuse haben ein mehr oder weniger dichtes Fell, wobei die
BauchseiteimmerhellergefärbtistalsdasRückenfell.Esbestehtnur
aus einer Haarart, das Wollhaar fehlt ihnen. Der Haarwechsel im
HerbstbringtbeieinigenArtenaucheinenleichtenFarbwechselmit
sich. Das Haarkleid kann sich auf Teile der sonst nackten Flughaut
ausdehnen.AuchOhrenundOhrdeckelsindinderRegelunbehaart.
DiebeiunsheimischenGlattnasenhabenlange,schmaleFlügel,eine
glatte Nasengegend, oft auf der Stirn miteinander verbundene
Ohren. Die Hufeisennasen fallen durch ihr Nasenblatt auf, dessen
hufeneisenförmiger unterer Teil die Oberlippe bedeckt. Ihre Ohren
sindziemlichgroß,dieAugeneherklein.
VerbreitungundLebensraum
Fledermäuse sind nahezu weltweit
verbreitet, nur in den subpolaren bis
arktischen Regionen fehlen sie. In
EuropasinddieGlattnasen-Fledermäuse
(ganz Europa), die Bulldog-Fledermäuse
(Südeuropa) und die Hufeisennasen
anzutreffen, letztere auf dem Kontinent
südlicheinerLinieBelgien-TschechienKaspischesMeerundaufdenbritischenInselnaußerSchottland.
Wichtigste Ansprüche an den Lebensraum sind Höhlen, Spalten o.ä.
als Ruhe- und Winterquartier (da sie keine Nester bauen) und ein
ausreichender Insektenbestand. So sind Fledermäuse grundsätzlich
in fast allen Biotopen anzutreffen, bestimmte Arten haben aber
deutliche Vorlieben (z.B. Gewässernähe). Wie wichtig Höhlen sind,
zeigt
die
Beschaffenheit
des
größten
bekannten
Fledermausvorkommens in Europa: In einem aus dem 2. Weltkrieg
stammenden Bunkersystem überwintern in den zahllosen Gängen
bis zu 30 000 Tiere in 12 Arten. In der Bad Seegeberger
Kalkberghöhlesindesimmerhinnoch12-15000Tiere.
Lebensweise
Fledermäuse sind dämmerungs- und nachtaktiv, einige Arten sind
aber gelegentlich auch tagsüber anzutreffen. Je nach Art beginnen
sie ihre Aktivität vor oder nach der Dämmerung am Abend und
gehenaufInsektenjagd.GeradegegenEndederDämmerung,wenn
der Himmel noch ein wenig hell ist, können Fledermäuse gut
beobachtet werden, weil jetzt kaum noch Vögel unterwegs sind. Ihr
faszinierender Zickzackflug ist meist auch gut vom Vogelflug zu
unterscheiden.EbenfallssehrauffälligistdieLautlosigkeit,mitdersie
sichfortbewegen.ImFlugsendensieihreUltraschallsignaleaus,um
Beuteinsekten per Echolot zu finden. Die Laute mit Frequenzen von
mehrals20000Hzsindnurvonmanchen,meistjungenMenschen
hörbar. Einige Laute werden aber auch im für uns hörbaren
Frequenzbereich ausgestoßen. Mit Hilfe so genannter BatDetektoren, die die Hochfrequenzen in tiefere übersetzen, lassen
sich Fledermäuse aufgrund ihrer artspezifischen Lautmuster
bestimmen,ohnedassmansiedirektsehenmuss.
Fledermäuse leben die längste Zeit des Jahres in Gruppen
zusammen. Gerade auch zur Überwinterung ist diese
Gruppenbildungwichtig,dasiedenEnergieverbrauchderEinzeltiere
herabsetzt. Es finden sich sogar nicht selten verschiedene Arten zu
einer Schlafgesellschaft zusammen. Auch Wochenstuben mit
mehreren Arten sind öfters anzutreffen. In den großen Gruppen
stören sich die Fledermäuse durchaus, was Gezeter oder
Drohgebärden(Zähnezeigen)nachsichzieht.AuchbeiFledermäusen
ist das “Mach-mit-Verhalten” anderer sozialer Tiere zu beobachten:
Putzen oder Fressen der ganzen Gruppe wird dann von einem Tier
ausgelöst.
DeratemberaubendeFlugderFledermäuse-geradeinDämmerung
oder Dunkelheit - ist besonders eindrucksvoll. Eine
fluggeschwindigkeit von bis zu 105 km/h erreichen manche Arten
dabei. Die meisten Arten fliegen jedoch mit 15-20 km/h deutlich
langsamer.
Nahrung
Während die bei uns heimischen Fledermäuse Insektenfresser sind,
gibtesbeianderenArtenvielfältigeSpezialisierungen:VonFrüchten,
NektaroderPollenüberKleinwirbeltiere(Vögel,Frösche)undFische
bis hin zum Saft- und Blutlecken. Letzteres ist bei den echten
Vampiren der Neuweltblattnasen anzutreffen. Ihr Mund- und
Zungenbau erlaubt allerdings kein richtiges Saugen, so dass sie die
Haut des Tieres anritzen und das austretende Blut auflecken. Dank
rasiermesserscharferZähnemerktdasOpferhäufigdenKratzererst
spät. Zwar ist der Blutverlust gering, gefährlich sind aber die
Wundinfektionen.Sokannz.B.auchTollwutübertragenwerden.
Unsere Fledermäuse jagen
den Insekten mit Hilfe des
Ultraschalls nach, dessen
Echo sie wieder auffangen
und
auswerten.
Das
Ultraschallradar ist dabei so
feinauflösend,dassdieBeute
erkannt wird, die Fledermaus
also eine Auswahl treffen
kann. Ihren spezifischen
Jagdgebieten (offenes Gelände, Gewässer etc.) haben sie dabei
Flügelform, Flugstil und Ortungsrufe angepasst. Die Hufeisennasen
zeigen dabei besondere Anpassungen: Sie haben sich auf die
Erkennung des Flügelschlages der Insekten spezialisiert. Die Beute
wird direkt mit dem Mund oder mit den als Kescher gebrauchten
Armflughäutenerfasstunddannaufgenommen.Wasserfledermäuse
wiederum greifen sich die Beute mit den Fußkrallen von der
Wasseroberfläche.
Die Beute wird entweder sofort oder später an festen Fraßplätzen
gefressen. Da viele Fledermäuse erst die Flügel der Insekten
abstreifen, kann man diese Fraßplätze manchmal anhand der
Überrestefinden.
Fortpflanzung
Die europäischen Fledermäuse leben nicht als feste Paare. Sie
kommen ab Juli/August zusammen, um sich rechtzeitig vor dem
Winterschlaf zu verpaaren. Ein Männchen paart sich mit mehreren
Weibchen genauso wie auch ein Weibchen von verschiedenen
Männchen begattet werden kann. Bei einigen Arten legen sich die
MännchenregelrechtHaremszu,wobeisichabereherdieWeibchen
die Männchen aussuchen als umgekehrt. Bei der Paarung verbeißt
sichdasMännchenimNackenfelldesWeibchens.IsteszurPaarung
gekommen, erfolgt noch keine Befruchtung der Eizelle durch die
Spermien, vielmehr bleiben die Spermien im Körper des Weibchens
den ganzen Winter über lebensfähig, so dass es erst nach dem
WinterschlafzurBefruchtungkommt-einbeiSäugetiereneinmaliger
Vorgang. Er stellt sicher, dass die Jungen erst in der warmen
Jahreszeit geboren werden. Allerdings sind auch noch Begattungen
nach dem Winterschlaf möglich. Da sich der genaue Zeitpunkt der
Befruchtung kaum ermitteln lässt, ist auch die Tragzeit ungenau.
Etwa ab April schließen sich die trächtigen Weibchen in
WochenstubenzusammenGeborenwirddasJungeetwaimJuniund
zwarmeistamTage.DasWeibchensondertsichdannetwasabund
nimmt eine Geburtsstellung ein, bei der es sich mit allen Vieren auf
der Unterlage festhält. Die Haltung ist sehr unterschiedlich: mal ist
derKopfnachunten,malnachoben.NachderGeburtfälltdasJunge
in eine Tasche die durch die Schwanzflughaut gebildet wird. Daraus
klettertdasJungesofortempor,umsichanderZitzefestzusaugen.Je
nach Art öffnet es nach 3-10 Tagen die Augen. Die Haare wachsen
langsam. Etwa ab dem 10. Tag bricht das Gebiss durch. Nach 34 Wochen werden die Jungen flugfähig und nach 5-6 Wochen
endgültigentwöhnt.
Feinde
Natürliche Feinde der Fledermäuse sind vor allem Parasiten, sehr
selten Greifvögel. Am heftigsten setzt allerdings der Mensch den
Fledermäusenzu,indemerihreHabitatezerstört.
Häufigkeit/Gefährdung
InDeutschlandsindvonden21hierlebendenArten17indenRoten
Listen aufgeführt. Seit 1936 sind alle Arten geschützt. Häufigster
Grund für den Bestandsrückgang sind fehlende Höhlungen.
Renovierungen von Häusern, das Fällen alter Bäume und die
Beseitigung
anderer
Unterschlupf-
und
Überwinterungsmöglichkeiten sind die Hauptursache für ihren
Rückgang. Hinzu kommen Störungen durch den Menschen. Gerade
währenddesWinterschlafskönnensiefatalfürdieFledermäusesein.
1997sahderStatusderRotenListefolgendermaßenaus:
»
Kategorie 0: ausgestorben oder verschollen: Alpenfledermaus (seit
1951)undLangflügelfledermaus(seit1958)
»
Kategorie 1: vom Aussterben bedroht: Große und Kleine
Hufeisennase,WimpernfledermausundMopsfledermaus
»
Kategorie 2: stark gefährdet: Große Bartfledermaus, Graues Langohr
undNordfledermaus
»
Kategorie 3: gefährdet: Großes Mausohr, Fransenfledermaus, Großer
Abendsegler,BraunesLangohr
WeitereArtensindinschwächerenKategorienaufgeführt.
Steckbrief
»
Wissenschaftlicher Name: Fledermäuse (Microchiroptera), eine
Unterordnung der Fledertiere mit 17 Familien und weltweit ca. 800
Arten
»
Familie:
17
Familien,
darunter
(Rhinolophidae),Glattnasen(Vespertilionidae)
Hufeisennasen
»
Ordnung:Fledertiere(Chiroptera)
»
Klasse:Säugetiere,Mammalia
»
Körpermaße:
Kopfrumpflänge:
3-16
cm
(Glattnasen:
4-
10cm;Hufeisennasen:3,5-11cm)
»
Schwanz/Flügel:
Schwanz:
0-6
cm;
Flügelspannweite:
15-
70cmGewicht:1,5-190g(Glattnasen:3-30g;Hufeisennasen:4-40g)
»
Verbreitung:weltweit
»
Lebensraum:
vielfältig;
Höhlen
(oder
andere
Unterschlupfmöglichkeiten) und Insekten als Nahrungsquelle sind
wichtig
»
Lebensweise:dämmerungs-odernachtaktiv
»
Nahrung:Insekten
»
Fortpflanzung: Glattnasen: 1 Junges nach 3-4 Monaten Tragzeit;
Hufeisennasen:1(-2)Jungesnach60-75TagenTragzeit
»
Feinde:ParasitenundMenschen
»
Höchstalter:Glattnasen:mehrereJahre;Hufeisennasen:über18Jahre
»
Gefährdung:alleArtenbeiunsmehroderwenigerstarkgefährdet
»
Bemerkung:keine
DiewichtigstenmitteleuropäischenArten
KleineHufeisennase(Rhinolophushipposideros)
Diese um die 4 cm lange Fledermaus (19-25 cm Spannweite) hat
ihren Namen durch einen hufeisenförmigen Hautsaum, der die
Nasenlöcher umgibt. Sonst ist sie zierlich gebaut und hat oberseits
bräunliches
Fell,
unterseits
grauweißes.
Sie
lebt
in
wärmebegünstigten Gebieten, wobei sie im Norden im Haus, im
Süden in Höhlen wohnt. Sie jagt nach Einbruch der Dunkelheit in
lichtenWäldernundParksinniedrigerFlughöhe(bis5m).
Wasserfledermaus(Myotisdaubentonii)
DieArtwirdumdie5cmlang(24-27cmSpannweite)undhatrelativ
kurzeOhren,derenRanduntenschwacheingebuchtetist.Dasoben
braungrauebisbronzefarbeneFellgrenztsichscharfvomunterseits
silbergrauenab.SielebtmeistimFlachland,inWäldernundParksin
Gewässernähe. Ihr Sommerquartier schlägt sie auch in Dachböden
auf,imWinteristsiedanninBunkern,KellernoderHöhlenzufinden.
Den Winterschlaf unterbricht sie bis zu zehnmal. Sie wandert eher
unter 100 km, aber auch deutlich mehr. Sie fliegt 30-60 Minuten
nach Sonnenuntergang aus, um die ganze Nacht durchzujagen, oft
nur wenige Zentimeter über dem Wasser in wendigem, schnellem
Flug.
Teichfledermaus(Myotisdasycneme)
Sie wird um die 6 cm lang bei einer Spannweite von 20-30 cm. Ihr
dichtes Fell ist oberseits braun oder graubraun mit seidigem Glanz.
Die Unterseite ist weißlich- bis gelblichgrau und scharf von der
Oberseiteabgetrennt.SieistinMittel-undOsteuropaetwazwischen
dem 48. und 60. Breitengrad in gewässerreichen Gebieten mit
Wiesen und Wäldern ansässig. Sie wandert zwischen den nördlich
liegendenSommerquartierenunddensüdlicherenWinterquartieren
zwischen 100 und 300 km. Ihre Jagd beginnt sie eine halbe bis
dreiviertel Stunde nach Sonnenuntergang. Sie jagt nicht nur 1060 cm über dem Wasser, sondern auch über Wiesen und an
Waldrändern.ImschnellenFlugerreichtsieeineFluggeschwindigkeit
vonbiszu35km/h.
GroßeBartfledermaus(Myotisbrandtii)
Sie wird 4-5 cm lang, ihre Flügel erreichen eine Spannweite von 1924 cm. Ihre schmalen Ohren haben am Außenrand deutliche
Einbuchtungen, das Fellhaar ist recht lang, oberseits hellbraun mit
Goldglanz,unterseitshellgrauundleichtgelblich.IhreVerbreitungin
Mittel-, Nord- und Osteuropa ist nicht immer geklärt, da sie früher
nicht von der Kleinen Bartfledermaus unterschieden wurde. Sie lebt
im Wald und an Gewässern, weniger in Menschennähe, obwohl sie
ihre Wochenstuben gern in Dachstühlen einrichtet. Als
Winterquartier bezieht sie Höhlen und Stollen, oft gemeinsam mit
der Kleinen Bartfledermaus. Zur Jagd fliegt sie schon in der frühen
Dämmerung in niedriger bis mittlerer Höhe in nicht zu dichtem
Baumbestand,aberauchüberGewässern.
KleineBartfledermaus(Myotismystacinus)
SiewirdnurunwesentlichkleineralsdieGroßeBartfledermausund
hat auch das etwas dunklere Fell. Richtig zu unterscheiden sind die
beiden Arten aber eher durch bestimmte Merkmale an den Ohren
(Ohrdeckel/Tragus und innerer Ohrrand sind bei der Kleinen
Bartfledermaus nicht aufgehellt). Sie ist in weiten Teilen Europas
verbreitet, im Norden bis zum 65. Breitengrad. Sie lebt in Wald und
an Gewässern, aber auch in Parks, Gärten und Dörfern. Die
Sommerquartiere sucht sie sich gerne zwischen Balken und
MauerwerkoderhinterFensterläden.Etwaabeinerviertelbishalben
StundenachSonnenuntergangbeginntsieihreJagdflügein1,5-6m
Höhe in Parks, im Wald oder über Fließgewässern. Vor und nach
dem Winterschlaf wird auch tagsüber gejagt. Gelegentlich sammeln
sieihreBeuteinsektenauchvonPflanzenab(z.B.Raupen).
Wimpernfledermaus(Myotisemarginatus)
Diese 4-5 cm lange Fledermausart hat eine Spannweite von 2224cmundihrenNamenvongekrümmtenHärchen,diedenhinteren
Rand der Schwanzflughaut überragen. Das wollige Fell ist oben
dreifarbig (grau-strohgelb-fuchsrot) und unterseits gelblich-grau. Sie
kommt in Mittel- und Südeuropa, etwa südlich der Donau-Linie vor.
Sie ist wärmeliebend und hat ihr Sommerquartier gern in warmen
Dachböden. Etwa eine dreiviertel Stunde nach Sonnenuntergang
beginntdieJagdin1-5mHöhe,auchüberdemWasser.Siesammelt
auchBeutevonHeckenab.
Fransenfledermaus(Myotisnattereri)
Die um 5 cm lange Art (24-28 cm Spannweite) hat den Namen von
zwei Reihen nach unten gekrümmter Borsten an der
Schwanzflughaut. Die Felloberseite ist grau, die Unterseite hell
weißgrau. Ohr und Schnauze sind relativ lang. Sie ist mit Ausnahme
des mittleren und nördlichen Skandinaviens in ganz Europa
verbreitet und lebt in Wäldern und Parks, die Gewässer haben.
Sommerquartiere werden in Baumhöhlen und Nistkästen gemacht,
imWinterschlafensieinStollen,HöhlenoderKellernbei3-8°C.Der
niedrige Jagdflug beginnt eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang
oder später im Wald oder über Wasser. Sie fliegt sehr wendig und
kannsogarrütteln.
Bechsteinfledermaus(Myotisbechsteinii)
Dieetwa4cmlangeFledermaushateineSpannweitevon25-28cm,
auffallend lange und breite Ohren und eine recht breite Schnauze.
DaslangeFellistoberseitsfahl-bisrötlichbraun,unterseitsgrau.Sie
bewohnt die gemäßigten Bereiche Europas bis Spanien und
Nordgriechenland.AlsWaldfledermausliebtsiefeuchteMischwälder,
Parks und Gärten. Ihr Quartier bewohnt sie eher allein, selten in
Gruppen bis 10 Tiere. Nach Einbruch der Dunkelheit beginnt sie
ihrengaukelnden,niedrigenFlug.SienimmtauchBeutevomBoden
oder von Zweigen auf (Raupen, Ohrwürmer, Laufkäfer), dazu
beherrschtsiedenRüttelflug.
GroßesMausohr(Myotismyotis)
Die große Art wird 7-8 cm lang bei einer Flügelspannweite von 3543 cm. Die langen Ohren haben außen 7-8 Querfalten. Das dichte,
kurze Fell ist auf der Oberseite hell graubraun, unterseits weißgrau.
Sie ist in Europa weit verbreitet außer in Großbritannien und
Skandinavien. Sie lebt in offenem Gelände, in lichten,
baumbestandenen Landschaften und Parks. Die Sommerquartiere
können z.B. auf Dachböden bis zu 45°C haben, den Winter
verschlafensiebei7-12°C,wobeisiesichhäufigzugroßenGruppen
zusammentun. Sie fliegen 20-45 Minuten nach Sonnenuntergang
aus,uminParks,Wiesen-undFeldlandschaftenteilsdichtüberdem
Boden zu jagen. Sie landet auf dem Boden, um dort Beutetiere
aufzunehmen. Außer Insekten oder Skorpionen wurde auch eine
SpitzmausalsBeutenachgewiesen.
KleinesMausohr(Myotisblythii)
Diese Art ist 6-7 cm lang mit einer Spannweite von 36-41 cm und
ähneltsehrdemGroßenMausohr,vondemessichvoralleminder
Ohrlängeunterscheidet.VerbreitetistesmehrinSüdeuropa(abden
Alpen) in wärmeren Gebieten mit lockerem Baumbestand, im Karst
oder in trockenen Grassteppen. Gejagt wird ab der späten
DämmerungüberdichtenGrasflächen.
GroßerAbendsegler(Nyctalusnoctula)
DieseArtwird6-8cmgroßbeieinerSpannweitevon32-40cm.Die
breitenOhrensinddreieckigmitabgerundeterSpitze.Daskurze,eng
anliegende Fell ist oberseits im Sommer rostbraun glänzend, im
Winter matt fahlbraun. Die Art ist in weiten Teilen Europas (außer
Nordskandinavien, Schottland und Irland) verbreitet und bevorzugt
Wälder und größere Parks. Die Wochenstuben werden gern in
Baumhöhlen eingerichtet. Im Winter dienen Lüftungsschächte oder
ähnlichesalsQuartier.Beispielweisebewohnenetwa5000Tiereeine
HochbrückebeiKiel.DieArtwandertimHerbstRichtungSüdwesten.
Der Jagdflug beginnt schon vor Sonnenuntergang und findet in
Höhen von 10-40 m, z.T. noch wesentlich höher statt. Schnelle
Wendungen und Sturzflüge sind über Wiesen, Seen, Müllplätzen
oderBaumkronenzubeobachten.
KleinerAbendsegler(Nyctalusleisleri)
Mit einer Länge von 5-7 cm und einer Spannweite von 26-32 cm ist
die Art deutlich kleiner als der Große Abendsegler, die Schnauze ist
etwas spitzer. Das kurze Fell ist an der Oberseite rotbraun, an der
Unterseite gelbbraun. Die Flughäute sind entlang des Körpers und
der Arme dicht behaart. Die Art ist fast genauso weit verbreitet wie
der Große Abendsegler, auch das Biotop ist ähnlich. Auch sie
wandert im Herbst Richtung Südwest. Die Jagd beginnt nach
SonnenunterganginniedrigerenHöhenalsderGroßeAbendsegler.
Breitflügelfledermaus(Eptesicusserotinus)
Auch diese Art ist mit 6-8 cm Länge und einer Spannweite von 3138cmrechtgroß.DieOhrensindkurz,daslanghaarigeFelloberseits
dunkel rauchbraun, unterseits gelbbraun. Die Flügel sind breit. Bis
auf Skandinavien, Schottland und Irland ist die Art europaweit
verbreitet. Sie lebt im menschlichen Siedlungsraum mit Parks und
Wiesen.SiefliegteinehalbeStundenachSonnenuntergangausund
jagtimlangsamenFlugin3-5mHöheingroßenKurvenüberGärten,
MüllplätzenundumStraßenlampen.
Nordfledermaus(Eptesicusnilssonii)
Bei 5-6 cm Länge beträgt die Spannweite 24-28 cm. Der Rand der
kurzen Ohren verbreitert sich zur Basis hin und erreicht fast die
Mundwinkel.DaslanghaarigeFellhatoberseitsgoldeneHaarspitzen,
unten ist es gelbbraun. Sie ist im nördlichen und östlichen Europa
verbreitet und lebt bei uns meist im Mittelgebirgsvorland in
aufgelockerten Busch- und Waldgebieten. Im Winterquartier
kommen sie kurzzeitig auch mit Frost bis -7°C zurecht. Der Ausflug
beginnt in früher Dämmerung, im Norden auch bei Tageslicht. Sie
jagtimoffenenGeländeoderüberWasser.
Zwergfledermaus(Pipistrelluspipistrellus)
MiteinerLängevon3,5-5cmundeinerSpannweitevon18-24cmist
siediekleinsteeuropäischeArt.DiedreieckigenOhrensindkurzund
haben eine abgerundete Spitze. Das Fell ist an der Oberseite
rotbraun, an der Unterseite gelb- oder graubraun. Bis auf die
nördliche Hälfte Skandinaviens ist sie in ganz Europa bis nach
Nordafrika verbreitet. Als Hausfledermaus lebt sie in Dörfern und
GroßstädtensowieinWäldernundParks.Winterquartierewerdenin
großen Gruppen auch in Kirchen bezogen. In einer rumänischen
Höhle überwintern 100 000 Tiere. Kurz nach Sonnenuntergang
beginnt der Ausflug. Der schnelle Flug (bis 26 km/h) in 2-6 m Höhe
geht kreis- und ellipsenförmig. Sie jagt an Waldrändern, über
Teichen,inGärtenoderumLaternen.
BraunesLangohr(Plecotusauritus)
Die Art wird 4-5 cm lang mit einer Spannweite von 24-28 cm. Die
Ohrensindauffälliglangmit22-24Querfalten.
InMitteleuropasinddiemeistenArtenakutgefährdetundbrauchen
unserenSchutz.
04|Tierwelt
DIEMÜCKE–DERBLUTSAUGER
U
ieseparadiesischenBedingungenhattendie“Viecher”im
Sommer2009beispielsweiseinderChiemseeregionzur
Genüge. Die dortigen Anwohner sind darüber
verzweifelt, die Urlauber flüchten. Wegen der
Mückenplage wurde per Hubschrauber bereits großflächig das
Mückenbekämpfungsmittel BTI verteilt. BTI steht für das Bakterium
Bacillus thuringiensis israelensis. Das Mittel bewirkt, dass die
Verdauung des Mückentrakts der Larven zerstört wird. Angeblich
wirktBTInurgegendieMücken,fürMenschundsonstigeTiereseies
harmlos. Dennoch sind die Auflagen für den Spritzmitteleinsatz von
BTIextremhoch.AberzurückzudenTieren.
DieBlutmahlzeitfürWeibchen
Mücken sind meist langbeinige, zart gebaute und oft behaarte
Insektenmitlangen,fadenförmigenFühlern.
DasOpferistschongefunden.AlleindieweiblichenStechmückensaugenBlut,dassiefürdie
ProduktionihrerEierbenötigen.shutterstock.com
Nur die Mückenweibchen stechen Menschen und Tiere mit ihrem
RüsselundspritzenSpeichelunterdieHornschuppenindieHaut.Sie
benötigenProteine,umihreEierzubilden.DerSpeichelistesauch,
der das Blut flüssig hält und dafür sorgt, dass der Rüssel nicht
verklebt. Das erleichtert den Tieren das Blutsaugen. Dieser Speichel
löstbeiunsMenscheneinenunangenehmenJuckreizaus.
MitdemStichkommtdasJucken
WenndieMückebereitsihreSpurenhinterlassenhat,kühlenSiedie
StichstelleambestenmiteinemnassenTuch.InderApothekegibtes
Histamin hemmende Medikamente gegen den Juckreiz von
Mückenstichen.
DerSchutz
VersuchenSie,dieTieremitHilfeeinesFliegengitterserstgarnichtin
das Schlafzimmer gelangen zu lassen. Hilfen sind sicherlich auch
MoskitonetzeüberdemBett.SindSieinderfreienNatur,tragenSie
besserhelleKleidung.
Behaarte Stellen am Körper
sind bei den Parasiten
weniger
beliebt
als
unbehaarte,
weil
sie
schwieriger zugänglich sind.
Eine
Lieblingsstelle
der
Mücken am menschlichen
Körper sind angeblich die
Fußgelenke,
sorgen
Sie
deshalb mit langer Fuß- und
Beinbekleidungvor.
Mückenstiche.AufdiesemArmhabendie
StechmückenSpurenhinterlassen.Kühlung
schaffteineerste
Erleichterung.shutterstock.com
Mücken werden vom Duft
angelockt. Welche Düfte aber
für die Tiere besonders reizvoll sind, weiß man nicht im Detail.
Gerüche wie Lavendel, Minze und Zitrus mögen sie jedenfalls nicht
besonders.AllerdingsVorsichtmitätherischenÖlenaufderHaut.Sie
könnenReizeauslösen.
AUFRAUBZUG
B
gische Invasion: Dass die spanische Wegschnecke nicht
2.000 und mehr Kilometer gen Norden kriechend
zurücklegt, ist nachvollziehbar. Sie reist entspannter: als
Jetsetter. Genauso wie Käfer, Schnecken, Heuschrecken
und Co. Sie machen es sich nämlich mit Vorliebe im Urlaubsgepäck
oderimLaderaumvonFlugzeugenbequem.DieGlobalisierungwirkt
sichebenauchbeiderVerbreitungvonTierartenaus.
In diesem Fall spricht man von einer biologischen Invasion: Fremde
Arten verdrängen einheimische. Und damit bringen sie Unruhe in
dasökologischeGleichgewichtundverändernÖkosysteme.
In Deutschland gibt es angeblich allein 400 Pflanzenarten, die ihren
UrsprungineineranderenUmgebunghaben.
WanderheuschreckentreteninzweiFormenauf:DieTieredersolitärenPhase,wiediesesExemplar,
lebenalsEinzelgänger,jenederWanderphaseverhaltensichgeselligundzeigeneineauffällige
Bewegungsaktivität.RCSLibri;GrandiOpereSpAMilano/Ilmondodeglianimali
Oder Plage? Anders ist der saisonale Anstieg einer Art zu bewerten.
Bestimmte ökologische Voraussetzungen führen zu günstigen
Bedingungen für ihre Vermehrung. Zum Beispiel mehr Nahrung.
OdereinwärmeresKlima.ImExtremfallführenbeideErscheinungen
zueinerPlage.
WenndieschwarzenWolkenaufziehen
Im Frühjahr 1952 wird der Mittlere Osten von einer
Heuschreckenplage heimgesucht. Ein riesiger Schwarm von
WüstenheuschreckenverdunkeltdenHimmelübereinemVorortvon
Karatschi.
Corbis-Bettmann,NewYork
Die Wanderheuschrecken gehören zu Afrika wie die Milchkuh zu
Deutschland. Doch in den vergangenen Jahren hat es eine
Veränderung gegeben: Die Heuschrecken in Afrika haben sich viel
weitervonNordwestenbisSüdostenbewegt.RiesigeSchwärmesind
über Mali, Niger, den Senegal, Mauretanien, die Küsten von Libyen
undÄgyptenhergefallen.
Mit fatalen Folgen: Die
Heuschrecken vernichten die
Ernte. Hilflos sehen die
Menschen zu, wie die
Insekten
ihre
Lebensgrundlage vertilgen.
Eine
Hungersnot
ist
unabwendbar.
Die
Welternährungsorganisation
1952,HeuschreckenplageimMittleren
Osten
FAO hat aufgrund dieser
Entwicklung ein Informationssystem eingerichtet, an das betroffene
Länder berichten. Darin sind unterschiedliche Grade von
Heuschreckenbefall definiert, so dass Notsituationen schneller als
solche erkannt und entsprechende Maßnahmen getroffen werden
können.DerAufbaueinerNahrungsreservewäreindiesemFalleine
Möglichkeit,Hungersnötenvorzubeugen.
Grundsätzlich gilt: Regen liefert Heuschrecken beste klimatische
Bedingungen für die Entwicklung der Folgegeneration. Ein strenger
Winter dagegen würde den Nachwuchs töten. Weniger
HeuschreckenwärendieFolge.
VorsichtAlgenalarm
WasfürOstsee-UrlauberderSupergauist,stelltinheißenSommern
ökologisch gesehen eine ernste Bedrohung für die Meerestierwelt
dar: die Algenpest. Die hohe Sonneneinstrahlung und anhaltende
Hitze führen zu einem explosionsartigen Anstieg bei den giftigen
Blaualgen. Strömung und Wind fügen die Algen zu unübersehbaren
Teppichen zusammen. Das Meer kann dieser Entwicklung nichts
entgegensetzen, denn es ist durch die in der Landwirtschaft
verwendeten Düngemittel überdüngt. Das Ökosystem bricht
zusammen.
Auf dem Meeresgrund erfolgt schließlich der Abbau der verblühten
Blaualgen.DafürwirdsehrvielSauerstoffbenötigt.Dieserwirdnicht
wieder vollständig ersetzt, da kaum ausreichend sauerstoffhaltiges
Wassereinfließt.DasGiftbleibterhalten.
Die ökologische Folge: Fische, Krebse, Muscheln und die
Meeresbewohner,dieamEndederNahrungskettestehen,sterben.
BohrenderSchädling
Er bevorzugt vor allem kranke oder geschädigte Bäume für sein
vernichtendes Werk: der Borkenkäfer. Aber auch gesunde Bäume
mager–mitVorliebeFichten.AngelocktvonDuftstoffenbohrensich
die Käfer ins Holz, paaren sich und legen ihre Eier ab. Die
Insektenlarven ernähren sich von den Saft führenden Schichten in
der Rinde. Da diese Schichten für das Überleben des Baumes
notwendigsind,führtderBefallmeistenszumBaumtod.
In extrem heißen Sommern findet der Borkenkäfer ideale
Lebensbedingungen vor: Fichten haben flache Wurzeln, trocknen
aus,könnenkeinenatürlicheAbwehrinFormvonHarzengegenden
Käferbilden.SiesindgeschwächtundsomiteinleichtesSpielfürdas
Krabbeltier.UmeinweiteresAusbreitenzuvermeiden,hilftnurnoch
dieKettensäge.
FürdieUmweltsindBorkentierplagenverheerend,daderWaldden
Treibhauseffekt durch seine Kohlenstoff bindende Wirkung
entschärft.
DERKOLIBRI-EINFLUGWUNDER
W
gerSummvogel
DieZungederKolibrisistdünnundröhrenförmigund
kann weit aus dem fast geschlossenen Schnabel
gestreckt werden. Wenn sie in einen Blütenkelch
eingeführtwird,fülltsiesichdurchKapillarkräftemitNektar.
Doch nicht nur seine Schnelligkeit ist bemerkenswert, auch seine
enormeWendigkeit:DerKolibrikannaufderStellefliegen,aberauch
vor- und rückwärts, seitwärts, auf- und abwärts. Seine
Flügelbewegungen malen dabei eine liegende acht. Die Flügel selbst
bleiben allerdings steif; sie werden über ein Kugelgelenk in der
Schultergekreist.
Die hohe Frequenz des Flügelschlags verursacht ein summendes
Geräusch.DiesemverdanktderKolibridenBeinamen“Summvogel”.
Kolibri
VielfraßundLeichtgewicht
Der Schwirrflug ist zwar wunderschön anzusehen, kostet den Vogel
aber enorm viel Energie, so dass er ständig Nahrung aufnehmen
muss. Seine Fähigkeit, auf der Stelle zu fliegen, kommt ihm dabei
zugute. Er kann im Flug seinen langen Schnabel in eine frei
hängende Blüte stecken und mit seiner langen Zunge den Nektar
sowiekleinereInsektenaufnehmen.
Kolibris sind echte Leichtgewichte. Sie bringen zwischen 2 und 20
Gramm auf die Waage. Dafür sind sie umso größere Esser und
vertilgen täglich
Körpergewichts.
ungefähr
das
zweifache
ihres
eigenen
NachtskommtihrStoffwechselzurRuhe.DafürkühltihrKörperauf
10° Celsius ab, die Atmung setzt zum Teil aus. Das nennt man auch
Torpor, ein Phänomen zur
Regulierung
des
Energiehaushalts, das mit
einer
Kältestarre
zu
vergleichenist.
Doppelrekordler
Die Bienenelfe als kleinste
Kolibri-Art hält sogar einen
Doppelrekord: Sie ist mit 2
Gramm Körpergewicht und
einer Größe von knapp 7
Zentimetern (gemessen von
der Schnabelspitze bis zum
Schwanzende) der kleinste
VogelaufderErde.
Kolibri.ImSchwirrflug»steht«dieserzuden
NordelfengehörigeKolibriinderLuftund
holtmitderweitvorstreckbaren
SaugzungeNektarundkleineInsektenaus
derBlüte.RCSLibriundGrandiOpereSpA
Milano/Ilmondodeglianimali
ÜberdenGlobusverteilt
Insgesamt gehören mehr als 300 Arten zu der Familie der Kolibris.
Sie leben ausschließlich in freier Wildbahn, und das auch nur in
Amerika,vonAlaskaimNordenbisnachFeuerlandimSüden.
05|Gutzuwissen
WieaufHofAhmen
MilchzuKäsewird
VONSILKEGOES
ImWacholderwegherrschtgroßeAufregung.Undwirkommenkeine
Minutezufrüh:„Los,Los!Kommt!Melken!“ruftAndreasSunderPlassmannüberdieWeideundklatschtindieHände.
WIEAUFHOFAHMENMILCHZUKÄSEWIRD
I
cholderweg herrscht große Aufregung. Und wir kommen keine
Minutezufrüh:„Los,Los!Kommt!Melken!“ruftAndreasSunderPlassmannüberdieWeideundklatschtindieHände.
Seine Schäfchen sind tatsächlich welche und schwingen die
Hufe.EingutesDutzendSchwarzesinddarunterundeinigeLämmer.
Insgesamt 70. Bis auf die Lämmer haben alle zwei Marken im Ohr.
Eine links und eine rechts. „Das ist Vorschrift in der EU“, erklärt der
52-Jährige, „um auch später bei Bedarf die Herkunft feststellen zu
können.“SelbstgeschlachtetwirdaufHofAhmenallerdingsnicht.
Mittlerweile sind wir am Melkstand angekommen. Und das
vielstimmige, aufgeregte „Mäh“ bedeutet ohne Zweifel: „Endlich
Hafer!“ Eine halbe Handvoll bekommt jedes Schaf. Und das zweimal
am Tag. Da ist der Andrang vor dem Hochstand natürlich groß. Als
StädterhierdenÜberblickzubehalten,istunmöglich.DochAndreas
Sunder-Plassmann hält plötzlich inne und sagt: „Zwei Lämmer
fehlen!“ Die Mutter hatte ihr Fehlen noch gar nicht bemerkt. In
WindeseilelaufenwiraufdieWeide.IneinerKuhleentdeckenwirdie
beiden.Sieliegenengbeieinanderundschlafen.„KeinezweiTagealt
sind sie“, sagt der Schäfer und nimmt die Kleinen zärtlich in seine
Vorbereitungenzum
Melken.SilkeGoes
Arme.ZurückamHochstandbeginntdas
Melken. Zuvor boxt Andreas SunderPlassmanndenSchafenzwei-,dreimalin
den Euter. „Das stimuliert die
Milchproduktion“, erläutert er. Und wir
erfahren, dass die Milch zu diesem
Zeitpunkt erst noch in das Euter fließen
muss.
DerTraumvomAussteigen
Schafmilch ist besonders nahrhaft. Sie enthält doppelt so viel Fett
und Eiweiß wie Kuhmilch. Dass sie auf Hof Ahmen außergewöhnlich
gutist,liegtauchanderQualitätdesWeidegrases.Undnatürlicham
Hafer. Im Sommer gibt jedes Schaf einen Liter pro Melkzeit. Im
November ist es nur noch ein Viertel davon. „Unsere Schafe sind
wenig durchgezüchtet“, sagt Andreas Sunder-Plassmann, „deswegen
können sie auch nicht das ganze Jahr über gemolken werden. Das
heißt: Von November bis April ist Winterpause. Das Melken selbst
dauert rund zweieinhalb Stunden. Und da es immer wieder der
gleiche Vorgang ist, fragen wir, ob eine Schafkäserei schon immer
seinTraumwar.DerHofherrlachtundsagt:„Dasnichtgerade.Aber
NaturhatfürmichschonalsKindeinegroßeRollegespielt.“Studiert
hat er in Berlin allerdings nicht Agrarwissenschaft, sondern
Architektur.Anfangder1980erJahrehaterdannvonseinemOnkel
aus den USA eine sechsstellige Summe geerbt. Genug Geld, um
auszusteigen. „Als wir den damals rund 120 Jahre alten,
reetgedeckten Hof entdeckten, war schnell klar: Das ist es!“ Mit
einigen Freunden und seiner späteren Frau Luise begann er mit
ökologischerLandwirtschaft.„EinewildeZeitwardasdamals“,sagter
–undgrinst.AufSchafeunddieKäsereispezialisierthatersicherst
inden1990erJahren.
RosenblütenfürdenKäse
„Unsere Käserei ist eigentlich ein altes Gewächshaus“, sagt Andreas
Sunder-Plassmann, nachdem die ersten knapp 30 Liter gemolken
sind. Der Weg dorthin ist kurz. Nur einmal durch den Garten. Hier
lagert ein großer Topf mit der Milch von gestern. Ganz oben eine
LuiseSunder-Plassmannbei
derHerstellungvon
Frischkäse.SilkeGoes
Schicht aus Molke. Für die
Käserei zuständig ist Luise
AndreasSunder-Plassmannundzwei
seinerLämmer.SilkeGoes
Sunder-Plassmann. Unsere
Fragen beantwortet sie geduldig „Nach dem Melken filtern wir die
Milch zunächst und lassen sie dann einen Tag stehen. Später
kommen Käsekulturen und Lab dazu und wir erwärmen das Ganze
auf 32 Grad. Nach einer dreiviertel Stunde ist die Milch dick wie
Joghurt. Mit Gewichten pressen wir dann nach und nach die Molke
heraus. Aus dem einen Teil machen wir Schnittkäse, aus dem
anderenFrischkäse.“
Das Besondere an dem
Frischkäse auf Hof Ahmen
sind
die
beigemengten
Kräuter. Je nach Saison sind
es Bärlauch und Basilikum,
Schnittlauch
oder
Rosenblüten. Wir dürfen
Letzteren probieren auf
einem Bett von RhabarberMousse. Ein ungewohnter,
aber herrlicher Genuss.„Der
andere Teil der Galerte, der
zum Schnittkäse werden soll,
kommtvierbissechsWochen
in den Reiferaum“, erklärt die
studierte Theologin. „Bevor
wirsieallerdingsindieRegale
legen, müssen die kleinen
Laibe noch einen Tag in
Salzlakebaden.“
Am Ende hat der Käse eine
DerHartkäsereiftvierbissechs
Wochen.SilkeGoes
Konsistenz wie Gouda und schmeckt überhaupt nicht streng,
sondernvielmehrcharakteristisch-würzig.95ProzentderProduktion
geht an Wiederverkäufer – vor allem an Bioläden. „Den Rest
verkaufenwirdortdirektabHof“,sagtLuiseSunder-Plassmann.Und
diewissendieQualitätdesBio-SchafkäsesseitJahrenzuschätzen.
06|CharlesDarwin
EinLebenfürdie
Forschung
VONWISSEN.DE
VonKindheitanhattesichDarwinmitderNaturbeschäftigtundwar
mitihrsehrvertraut.
EINLEBENFÜRDIEFORSCHUNG
C
es Darwin wurde am 12. Februar 1809 als Sohn eines
Arztes geboren und nach dem frühen Tod seiner Mutter
1817 von seinen beiden Schwestern aufgezogen. Von
Kindheit an hatte sich Darwin mit der Natur beschäftigt
undwarmitihrsehrvertraut.DereherängstlicheJungefischte,jagte,
sammelte verschiedenste Steine, Insekten und Muscheln, suchte
nach Vogeleiern und wollte wissbegierig jeden Pflanzennamen
erfahren. Dennoch ging er 1825 auf Wunsch seines Vaters, den er
immer gerne auf Krankenbesuchen begleitet hatte, zur Universität
vonEdinburgh,umdortMedizinzustudieren.Darwinwarjedochfür
das Medizinstudium nicht zu begeistern. So lernte er bald
naturwissenschaftlich interessierte Studenten kennen und trat der
“Plinian Society” bei, einer Runde wissbegierig über
naturwissenschaftlicheThemendiskutierenderStudenten.
1828
kam
er
nach
Cambridge,
um
dort
Theologie zu studieren. Zu
dieser Zeit gehörten die
meisten Naturforscher dem
Klerus
an.
Es
waren
Menschen, die die Welt im
göttlichen
Zusammenhang
begreifen
wollten.
In
Cambridge
lernte
er,
vermittelt
durch
seinen
Mentor, den Geistlichen und
Botaniker Professor John
Henslow, Captain Fitzroy
kennen, der ihm vorschlug,
als naturwissenschaftlicher
Beobachter auf der “Beagle”,
einem Forschungs- und
Vermessungsschiff,
eine
Weltreisemitzumachen.
DarwinsForschungsreise
Diese Weltreise, die vom 27. Dezember 1831 bis 29. Oktober 1836
dauerte,warentscheidendfürDarwinsEntwicklung.AufdieserReise
betrieb er geologische Forschungen und beschrieb die
Lebensgewohnheiten vieler Tiere. Nach seiner Rückkehr ließ er sich
alsWissenschaftlerinLondonnieder.Von1838bis1841warDarwin
Sekretär der Geologischen Gesellschaft und begann mit dem Buch
“ÜberdenBauunddieVerbreitungderKorallenriffe”.1859erschien
dann sein Lebenswerk “The Origin of Species” (“Über den Ursprung
der Arten”), in dem er seine Selektionstheorie darlegte und die
daraus abgeleitete Erkenntnis, dass alle Lebewesen von einem
gemeinsamenVorfahrenabstammen.
Er stellte sich damit gegen die Anhänger der biblischen
Schöpfungslehre, von der er selbst einst überzeugt gewesen war.
DasserauchdenMenschenindieseVorstellungeneinbezog,führte
zu heftigen Kontroversen und brachte ihm Hohn und Spott ein.
Allerdings wurden seine Ausführungen, dass der Mensch und die
heutigen Menschenaffen wie Gorilla und Schimpanse von einem
gemeinsamen Vorfahren, einem “Uraffen” gewissermaßen,
abstammen, von den meisten Zeitgenossen missverstanden und
darauf verkürzt, “der Mensch stamme
vonAffenab”.
1839 heiratete er seine Cousine Emma
Wedgwood und zog sich 1842 in das
südlichvonLondongelegeneDorfDawn
zurück. Bis 1846 befasste er sich hier
noch mit biologischen Arbeiten, nach
1859 überwiegend mit botanischen
Forschungen. Charles Darwin starb am
19. April 1882. Beigesetzt wurde er in
derWestminsterAbbey.
DASERBEDARWINS
nsErbe
Seit Charles Darwin in der Mitte des 19.
JahrhundertsseinebahnbrechendeTheorievonderEntstehungderArten
durchnatürlicheAusleseentwickelthat(“Ontheoriginofspeciesbymeans
of natural selection” 1859, “dt. Über die Entstehung der Arten durch
natürlicheZuchtwahl”,1893),istdasKonzeptderEvolutionzumtragenden
Fundament der Biologie geworden. Darwin hatte umfangreiches
Tatsachenmaterial
zusammengetragen
und
dadurch
dem
Evolutionsgedanken zum Sieg verholfen. Unsere Vorstellungen von den
Rahmenbedingungen und Mechanismen der biologischen Evolution wie
auch von ihrem Verlauf haben sich in den letzten Jahrzehnten nicht
grundlegend geändert, allerdings erheblich verfeinert. Zu dieser Evolution
der
Evolutionstheorie
selbst
haben
so
unterschiedliche
Wissenschaftsdisziplinen wie Chemie, Molekular- und Zellbiologie,
Populationsgenetik, Morphologie, Paläontologie, Entwicklungsbiologie,
Verhaltensforschung und Computerwissenschaften beigetragen. Die
Grundzüge des historischen Darwinismus, also der von Darwin
begründeten Evolutionstheorie, wurden jedoch vor allem durch die
moderneGenetikbestätigt.
AusblickundVerantwortung
Als im 19. Jahrhundert Naturforscher
wie Charles Darwin oder Alexander von Humboldt die Tropenwälder
besuchten, staunten sie über die ungeheure Artenvielfalt, die hier
herrschte. Sie berichteten von unglaublicher Formenmannigfaltigkeit bei
Schmetterlingen,Vögeln,KäfernundAffen.InderTatistderArtenreichtum
verblüffend. Während es in ganz Europa nur etwa 50 verschiedene
Baumarten gibt, existieren auf Regenwaldflächen von der Größe zweier
Fußballfelder oft über 500. Als in den 1980er Jahren Wissenschaftler
begannen, mit Hilfe von Kletterausrüstungen und Strickleitern die schwer
zugängliche Kronenregion der Regenwälder zu erforschen, öffneten sich
nochmalsneueDimensionen.IneinereinzigenBaumkronefandensieüber
600 verschiedene Käferarten. Etwa 150 davon waren ausschließlich auf
diese Baumart spezialisiert. Auf einem Hektar Regenwald können
vermutlich20.000verschiedeneInsektenartenvertretensein.Ungefähr400
VogelartenlebeninZentralamazonienaufeinemGebietvon7mal7km.
Vor allem wegen der Zahl der in den Bäumen lebenden Insekten,
aber auch der hoch oben wachsenden Pflanzen, musste der
ArtenreichtumderErdeganzneubeurteiltwerden.Esgibtwohlnicht
nur zwei Millionen Arten auf der Erde, wie Wissenschaftler noch in
den 1950er Jahren angenommen hatten, sondern 20, 30, vielleicht
sogar 40 Millionen! Über 80 Prozent davon bewohnen die
Regenwälder. Wenn dieser unermessliche Schatz an genetischer
Vielfalt zerstört wird, ist er unwiederbringlich verloren. Wir sollten
deshalb bewusst und umsichtig mit der uns anvertrauten Erde und
den Ergebnissen ihrer Jahrmillionen andauernden Evolution
umgehen.
Evolutionstheorie
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