01|ÜberdenAutor wissen.de www.wissen.deistdasWissensportalimdeutschsprachigenRaum. Seit 2000 bereiten wir aktuelle Wissensinhalte und Allgemeinbildungsthemen auf. Unser umfangreiches Lexikon, deutsche und fremdsprachige Wörterbücher und Wissens-Tests rundendasAngebotab. 02|Inhalt 01 02 ÜBERDENAUTOR INHALT 03 TITELSTORY FliegendeSäugetiere 04 TIERWELT 01 DieMücke–derBlutsauger 02 AufRaubzug 03 DerKolibri-einFlugwunder 05 GUTZUWISSEN Wie auf Hof Ahmen Milch zu Käse wird 06 CHARLESDARWIN EinLebenfürdieForschung 07 IMPRESSUM 03|TitelStory FliegendeSäugetiere VONWISSEN.DE GemeinsameMerkmalederansonstenz.T.sehrunterschiedlichen FledermausartensindvorallemdieanatomischenAnpassungenan dasLebeninderLuft. FLIEGENDESÄUGETIERE G nsame Merkmale der ansonsten z.T. sehr unterschiedlichen Fledermausarten sind vor allem die anatomischen Anpassungen an das Leben in der Luft. AmwichtigstenisthiersicherlichdieUmbildungvonArm und Hand zum Flugorgan. Der verlängerte Unterarm besteht bei Fledermäusen nur aus der Speiche, während sich die Elle zurückgebildethat.EntsprechendverstärkttrittdieSpeicheauf. Auch die Handknochen haben sich besonders entwickelt: der 2. bis 5. Mittelhandknochen sind erheblich verlängert, ebenso die damit verbundenenFinger.Währendder2.FingerauseinemGlied,der4. und5.FingerausjeweilszweiGliedernbestehen,weistder3.Finger drei Glieder auf. Interessant sind die T-förmigen Fingerenden, eine ideale Befestigungsmöglichkeit der Flughaut. Der 1. Finger oder Daumen hat seine Sonderstellung behalten und trägt eine scharfe Kralle,diedenFledermäusendasKletternundHangelnermöglicht. Zwischen den Gliedmaßen spannt sich die Flughaut, wobei meist auch der Schwanz in sie mit einbezogen ist. Die Beine helfen beim Spreizen der Flughaut im Fluge. Außerdem dienen die Krallen am Fußende zum Aufhängen in Ruhephasen oder Winterschlaf. Dazu sind die HinterfüßeandersalsbeianderenSäugetierennachhintengerichtet. Damit sich die Krallen nicht von selbst bei Entspannung der Muskulatur lösen können, haben sie einen besonderen Sperrmechanismus. NebendiesenAnpassungendesSkeletts,sindz.B.auchdieOhrenan die besonderen Sinnesleistungen angepasst: Meist sind sie im Vergleich zum Kopf sehr groß, und die Form der Ohrmuscheln ermöglicht einen hervorragenden Empfang der ausgesandten Ultraschallsignale. Ihr Gebiss ist typisch für Insektenfresser, fällt aber durch die besonders großen Eckzähne (“Vampirzähne”) auf. Selbst die harten Chitinpanzer von Käfern können mit den 32-38 Zähnen mühelos geknacktwerden. Fledermäuse haben ein mehr oder weniger dichtes Fell, wobei die BauchseiteimmerhellergefärbtistalsdasRückenfell.Esbestehtnur aus einer Haarart, das Wollhaar fehlt ihnen. Der Haarwechsel im HerbstbringtbeieinigenArtenaucheinenleichtenFarbwechselmit sich. Das Haarkleid kann sich auf Teile der sonst nackten Flughaut ausdehnen.AuchOhrenundOhrdeckelsindinderRegelunbehaart. DiebeiunsheimischenGlattnasenhabenlange,schmaleFlügel,eine glatte Nasengegend, oft auf der Stirn miteinander verbundene Ohren. Die Hufeisennasen fallen durch ihr Nasenblatt auf, dessen hufeneisenförmiger unterer Teil die Oberlippe bedeckt. Ihre Ohren sindziemlichgroß,dieAugeneherklein. VerbreitungundLebensraum Fledermäuse sind nahezu weltweit verbreitet, nur in den subpolaren bis arktischen Regionen fehlen sie. In EuropasinddieGlattnasen-Fledermäuse (ganz Europa), die Bulldog-Fledermäuse (Südeuropa) und die Hufeisennasen anzutreffen, letztere auf dem Kontinent südlicheinerLinieBelgien-TschechienKaspischesMeerundaufdenbritischenInselnaußerSchottland. Wichtigste Ansprüche an den Lebensraum sind Höhlen, Spalten o.ä. als Ruhe- und Winterquartier (da sie keine Nester bauen) und ein ausreichender Insektenbestand. So sind Fledermäuse grundsätzlich in fast allen Biotopen anzutreffen, bestimmte Arten haben aber deutliche Vorlieben (z.B. Gewässernähe). Wie wichtig Höhlen sind, zeigt die Beschaffenheit des größten bekannten Fledermausvorkommens in Europa: In einem aus dem 2. Weltkrieg stammenden Bunkersystem überwintern in den zahllosen Gängen bis zu 30 000 Tiere in 12 Arten. In der Bad Seegeberger Kalkberghöhlesindesimmerhinnoch12-15000Tiere. Lebensweise Fledermäuse sind dämmerungs- und nachtaktiv, einige Arten sind aber gelegentlich auch tagsüber anzutreffen. Je nach Art beginnen sie ihre Aktivität vor oder nach der Dämmerung am Abend und gehenaufInsektenjagd.GeradegegenEndederDämmerung,wenn der Himmel noch ein wenig hell ist, können Fledermäuse gut beobachtet werden, weil jetzt kaum noch Vögel unterwegs sind. Ihr faszinierender Zickzackflug ist meist auch gut vom Vogelflug zu unterscheiden.EbenfallssehrauffälligistdieLautlosigkeit,mitdersie sichfortbewegen.ImFlugsendensieihreUltraschallsignaleaus,um Beuteinsekten per Echolot zu finden. Die Laute mit Frequenzen von mehrals20000Hzsindnurvonmanchen,meistjungenMenschen hörbar. Einige Laute werden aber auch im für uns hörbaren Frequenzbereich ausgestoßen. Mit Hilfe so genannter BatDetektoren, die die Hochfrequenzen in tiefere übersetzen, lassen sich Fledermäuse aufgrund ihrer artspezifischen Lautmuster bestimmen,ohnedassmansiedirektsehenmuss. Fledermäuse leben die längste Zeit des Jahres in Gruppen zusammen. Gerade auch zur Überwinterung ist diese Gruppenbildungwichtig,dasiedenEnergieverbrauchderEinzeltiere herabsetzt. Es finden sich sogar nicht selten verschiedene Arten zu einer Schlafgesellschaft zusammen. Auch Wochenstuben mit mehreren Arten sind öfters anzutreffen. In den großen Gruppen stören sich die Fledermäuse durchaus, was Gezeter oder Drohgebärden(Zähnezeigen)nachsichzieht.AuchbeiFledermäusen ist das “Mach-mit-Verhalten” anderer sozialer Tiere zu beobachten: Putzen oder Fressen der ganzen Gruppe wird dann von einem Tier ausgelöst. DeratemberaubendeFlugderFledermäuse-geradeinDämmerung oder Dunkelheit - ist besonders eindrucksvoll. Eine fluggeschwindigkeit von bis zu 105 km/h erreichen manche Arten dabei. Die meisten Arten fliegen jedoch mit 15-20 km/h deutlich langsamer. Nahrung Während die bei uns heimischen Fledermäuse Insektenfresser sind, gibtesbeianderenArtenvielfältigeSpezialisierungen:VonFrüchten, NektaroderPollenüberKleinwirbeltiere(Vögel,Frösche)undFische bis hin zum Saft- und Blutlecken. Letzteres ist bei den echten Vampiren der Neuweltblattnasen anzutreffen. Ihr Mund- und Zungenbau erlaubt allerdings kein richtiges Saugen, so dass sie die Haut des Tieres anritzen und das austretende Blut auflecken. Dank rasiermesserscharferZähnemerktdasOpferhäufigdenKratzererst spät. Zwar ist der Blutverlust gering, gefährlich sind aber die Wundinfektionen.Sokannz.B.auchTollwutübertragenwerden. Unsere Fledermäuse jagen den Insekten mit Hilfe des Ultraschalls nach, dessen Echo sie wieder auffangen und auswerten. Das Ultraschallradar ist dabei so feinauflösend,dassdieBeute erkannt wird, die Fledermaus also eine Auswahl treffen kann. Ihren spezifischen Jagdgebieten (offenes Gelände, Gewässer etc.) haben sie dabei Flügelform, Flugstil und Ortungsrufe angepasst. Die Hufeisennasen zeigen dabei besondere Anpassungen: Sie haben sich auf die Erkennung des Flügelschlages der Insekten spezialisiert. Die Beute wird direkt mit dem Mund oder mit den als Kescher gebrauchten Armflughäutenerfasstunddannaufgenommen.Wasserfledermäuse wiederum greifen sich die Beute mit den Fußkrallen von der Wasseroberfläche. Die Beute wird entweder sofort oder später an festen Fraßplätzen gefressen. Da viele Fledermäuse erst die Flügel der Insekten abstreifen, kann man diese Fraßplätze manchmal anhand der Überrestefinden. Fortpflanzung Die europäischen Fledermäuse leben nicht als feste Paare. Sie kommen ab Juli/August zusammen, um sich rechtzeitig vor dem Winterschlaf zu verpaaren. Ein Männchen paart sich mit mehreren Weibchen genauso wie auch ein Weibchen von verschiedenen Männchen begattet werden kann. Bei einigen Arten legen sich die MännchenregelrechtHaremszu,wobeisichabereherdieWeibchen die Männchen aussuchen als umgekehrt. Bei der Paarung verbeißt sichdasMännchenimNackenfelldesWeibchens.IsteszurPaarung gekommen, erfolgt noch keine Befruchtung der Eizelle durch die Spermien, vielmehr bleiben die Spermien im Körper des Weibchens den ganzen Winter über lebensfähig, so dass es erst nach dem WinterschlafzurBefruchtungkommt-einbeiSäugetiereneinmaliger Vorgang. Er stellt sicher, dass die Jungen erst in der warmen Jahreszeit geboren werden. Allerdings sind auch noch Begattungen nach dem Winterschlaf möglich. Da sich der genaue Zeitpunkt der Befruchtung kaum ermitteln lässt, ist auch die Tragzeit ungenau. Etwa ab April schließen sich die trächtigen Weibchen in WochenstubenzusammenGeborenwirddasJungeetwaimJuniund zwarmeistamTage.DasWeibchensondertsichdannetwasabund nimmt eine Geburtsstellung ein, bei der es sich mit allen Vieren auf der Unterlage festhält. Die Haltung ist sehr unterschiedlich: mal ist derKopfnachunten,malnachoben.NachderGeburtfälltdasJunge in eine Tasche die durch die Schwanzflughaut gebildet wird. Daraus klettertdasJungesofortempor,umsichanderZitzefestzusaugen.Je nach Art öffnet es nach 3-10 Tagen die Augen. Die Haare wachsen langsam. Etwa ab dem 10. Tag bricht das Gebiss durch. Nach 34 Wochen werden die Jungen flugfähig und nach 5-6 Wochen endgültigentwöhnt. Feinde Natürliche Feinde der Fledermäuse sind vor allem Parasiten, sehr selten Greifvögel. Am heftigsten setzt allerdings der Mensch den Fledermäusenzu,indemerihreHabitatezerstört. Häufigkeit/Gefährdung InDeutschlandsindvonden21hierlebendenArten17indenRoten Listen aufgeführt. Seit 1936 sind alle Arten geschützt. Häufigster Grund für den Bestandsrückgang sind fehlende Höhlungen. Renovierungen von Häusern, das Fällen alter Bäume und die Beseitigung anderer Unterschlupf- und Überwinterungsmöglichkeiten sind die Hauptursache für ihren Rückgang. Hinzu kommen Störungen durch den Menschen. Gerade währenddesWinterschlafskönnensiefatalfürdieFledermäusesein. 1997sahderStatusderRotenListefolgendermaßenaus: » Kategorie 0: ausgestorben oder verschollen: Alpenfledermaus (seit 1951)undLangflügelfledermaus(seit1958) » Kategorie 1: vom Aussterben bedroht: Große und Kleine Hufeisennase,WimpernfledermausundMopsfledermaus » Kategorie 2: stark gefährdet: Große Bartfledermaus, Graues Langohr undNordfledermaus » Kategorie 3: gefährdet: Großes Mausohr, Fransenfledermaus, Großer Abendsegler,BraunesLangohr WeitereArtensindinschwächerenKategorienaufgeführt. Steckbrief » Wissenschaftlicher Name: Fledermäuse (Microchiroptera), eine Unterordnung der Fledertiere mit 17 Familien und weltweit ca. 800 Arten » Familie: 17 Familien, darunter (Rhinolophidae),Glattnasen(Vespertilionidae) Hufeisennasen » Ordnung:Fledertiere(Chiroptera) » Klasse:Säugetiere,Mammalia » Körpermaße: Kopfrumpflänge: 3-16 cm (Glattnasen: 4- 10cm;Hufeisennasen:3,5-11cm) » Schwanz/Flügel: Schwanz: 0-6 cm; Flügelspannweite: 15- 70cmGewicht:1,5-190g(Glattnasen:3-30g;Hufeisennasen:4-40g) » Verbreitung:weltweit » Lebensraum: vielfältig; Höhlen (oder andere Unterschlupfmöglichkeiten) und Insekten als Nahrungsquelle sind wichtig » Lebensweise:dämmerungs-odernachtaktiv » Nahrung:Insekten » Fortpflanzung: Glattnasen: 1 Junges nach 3-4 Monaten Tragzeit; Hufeisennasen:1(-2)Jungesnach60-75TagenTragzeit » Feinde:ParasitenundMenschen » Höchstalter:Glattnasen:mehrereJahre;Hufeisennasen:über18Jahre » Gefährdung:alleArtenbeiunsmehroderwenigerstarkgefährdet » Bemerkung:keine DiewichtigstenmitteleuropäischenArten KleineHufeisennase(Rhinolophushipposideros) Diese um die 4 cm lange Fledermaus (19-25 cm Spannweite) hat ihren Namen durch einen hufeisenförmigen Hautsaum, der die Nasenlöcher umgibt. Sonst ist sie zierlich gebaut und hat oberseits bräunliches Fell, unterseits grauweißes. Sie lebt in wärmebegünstigten Gebieten, wobei sie im Norden im Haus, im Süden in Höhlen wohnt. Sie jagt nach Einbruch der Dunkelheit in lichtenWäldernundParksinniedrigerFlughöhe(bis5m). Wasserfledermaus(Myotisdaubentonii) DieArtwirdumdie5cmlang(24-27cmSpannweite)undhatrelativ kurzeOhren,derenRanduntenschwacheingebuchtetist.Dasoben braungrauebisbronzefarbeneFellgrenztsichscharfvomunterseits silbergrauenab.SielebtmeistimFlachland,inWäldernundParksin Gewässernähe. Ihr Sommerquartier schlägt sie auch in Dachböden auf,imWinteristsiedanninBunkern,KellernoderHöhlenzufinden. Den Winterschlaf unterbricht sie bis zu zehnmal. Sie wandert eher unter 100 km, aber auch deutlich mehr. Sie fliegt 30-60 Minuten nach Sonnenuntergang aus, um die ganze Nacht durchzujagen, oft nur wenige Zentimeter über dem Wasser in wendigem, schnellem Flug. Teichfledermaus(Myotisdasycneme) Sie wird um die 6 cm lang bei einer Spannweite von 20-30 cm. Ihr dichtes Fell ist oberseits braun oder graubraun mit seidigem Glanz. Die Unterseite ist weißlich- bis gelblichgrau und scharf von der Oberseiteabgetrennt.SieistinMittel-undOsteuropaetwazwischen dem 48. und 60. Breitengrad in gewässerreichen Gebieten mit Wiesen und Wäldern ansässig. Sie wandert zwischen den nördlich liegendenSommerquartierenunddensüdlicherenWinterquartieren zwischen 100 und 300 km. Ihre Jagd beginnt sie eine halbe bis dreiviertel Stunde nach Sonnenuntergang. Sie jagt nicht nur 1060 cm über dem Wasser, sondern auch über Wiesen und an Waldrändern.ImschnellenFlugerreichtsieeineFluggeschwindigkeit vonbiszu35km/h. GroßeBartfledermaus(Myotisbrandtii) Sie wird 4-5 cm lang, ihre Flügel erreichen eine Spannweite von 1924 cm. Ihre schmalen Ohren haben am Außenrand deutliche Einbuchtungen, das Fellhaar ist recht lang, oberseits hellbraun mit Goldglanz,unterseitshellgrauundleichtgelblich.IhreVerbreitungin Mittel-, Nord- und Osteuropa ist nicht immer geklärt, da sie früher nicht von der Kleinen Bartfledermaus unterschieden wurde. Sie lebt im Wald und an Gewässern, weniger in Menschennähe, obwohl sie ihre Wochenstuben gern in Dachstühlen einrichtet. Als Winterquartier bezieht sie Höhlen und Stollen, oft gemeinsam mit der Kleinen Bartfledermaus. Zur Jagd fliegt sie schon in der frühen Dämmerung in niedriger bis mittlerer Höhe in nicht zu dichtem Baumbestand,aberauchüberGewässern. KleineBartfledermaus(Myotismystacinus) SiewirdnurunwesentlichkleineralsdieGroßeBartfledermausund hat auch das etwas dunklere Fell. Richtig zu unterscheiden sind die beiden Arten aber eher durch bestimmte Merkmale an den Ohren (Ohrdeckel/Tragus und innerer Ohrrand sind bei der Kleinen Bartfledermaus nicht aufgehellt). Sie ist in weiten Teilen Europas verbreitet, im Norden bis zum 65. Breitengrad. Sie lebt in Wald und an Gewässern, aber auch in Parks, Gärten und Dörfern. Die Sommerquartiere sucht sie sich gerne zwischen Balken und MauerwerkoderhinterFensterläden.Etwaabeinerviertelbishalben StundenachSonnenuntergangbeginntsieihreJagdflügein1,5-6m Höhe in Parks, im Wald oder über Fließgewässern. Vor und nach dem Winterschlaf wird auch tagsüber gejagt. Gelegentlich sammeln sieihreBeuteinsektenauchvonPflanzenab(z.B.Raupen). Wimpernfledermaus(Myotisemarginatus) Diese 4-5 cm lange Fledermausart hat eine Spannweite von 2224cmundihrenNamenvongekrümmtenHärchen,diedenhinteren Rand der Schwanzflughaut überragen. Das wollige Fell ist oben dreifarbig (grau-strohgelb-fuchsrot) und unterseits gelblich-grau. Sie kommt in Mittel- und Südeuropa, etwa südlich der Donau-Linie vor. Sie ist wärmeliebend und hat ihr Sommerquartier gern in warmen Dachböden. Etwa eine dreiviertel Stunde nach Sonnenuntergang beginntdieJagdin1-5mHöhe,auchüberdemWasser.Siesammelt auchBeutevonHeckenab. Fransenfledermaus(Myotisnattereri) Die um 5 cm lange Art (24-28 cm Spannweite) hat den Namen von zwei Reihen nach unten gekrümmter Borsten an der Schwanzflughaut. Die Felloberseite ist grau, die Unterseite hell weißgrau. Ohr und Schnauze sind relativ lang. Sie ist mit Ausnahme des mittleren und nördlichen Skandinaviens in ganz Europa verbreitet und lebt in Wäldern und Parks, die Gewässer haben. Sommerquartiere werden in Baumhöhlen und Nistkästen gemacht, imWinterschlafensieinStollen,HöhlenoderKellernbei3-8°C.Der niedrige Jagdflug beginnt eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang oder später im Wald oder über Wasser. Sie fliegt sehr wendig und kannsogarrütteln. Bechsteinfledermaus(Myotisbechsteinii) Dieetwa4cmlangeFledermaushateineSpannweitevon25-28cm, auffallend lange und breite Ohren und eine recht breite Schnauze. DaslangeFellistoberseitsfahl-bisrötlichbraun,unterseitsgrau.Sie bewohnt die gemäßigten Bereiche Europas bis Spanien und Nordgriechenland.AlsWaldfledermausliebtsiefeuchteMischwälder, Parks und Gärten. Ihr Quartier bewohnt sie eher allein, selten in Gruppen bis 10 Tiere. Nach Einbruch der Dunkelheit beginnt sie ihrengaukelnden,niedrigenFlug.SienimmtauchBeutevomBoden oder von Zweigen auf (Raupen, Ohrwürmer, Laufkäfer), dazu beherrschtsiedenRüttelflug. GroßesMausohr(Myotismyotis) Die große Art wird 7-8 cm lang bei einer Flügelspannweite von 3543 cm. Die langen Ohren haben außen 7-8 Querfalten. Das dichte, kurze Fell ist auf der Oberseite hell graubraun, unterseits weißgrau. Sie ist in Europa weit verbreitet außer in Großbritannien und Skandinavien. Sie lebt in offenem Gelände, in lichten, baumbestandenen Landschaften und Parks. Die Sommerquartiere können z.B. auf Dachböden bis zu 45°C haben, den Winter verschlafensiebei7-12°C,wobeisiesichhäufigzugroßenGruppen zusammentun. Sie fliegen 20-45 Minuten nach Sonnenuntergang aus,uminParks,Wiesen-undFeldlandschaftenteilsdichtüberdem Boden zu jagen. Sie landet auf dem Boden, um dort Beutetiere aufzunehmen. Außer Insekten oder Skorpionen wurde auch eine SpitzmausalsBeutenachgewiesen. KleinesMausohr(Myotisblythii) Diese Art ist 6-7 cm lang mit einer Spannweite von 36-41 cm und ähneltsehrdemGroßenMausohr,vondemessichvoralleminder Ohrlängeunterscheidet.VerbreitetistesmehrinSüdeuropa(abden Alpen) in wärmeren Gebieten mit lockerem Baumbestand, im Karst oder in trockenen Grassteppen. Gejagt wird ab der späten DämmerungüberdichtenGrasflächen. GroßerAbendsegler(Nyctalusnoctula) DieseArtwird6-8cmgroßbeieinerSpannweitevon32-40cm.Die breitenOhrensinddreieckigmitabgerundeterSpitze.Daskurze,eng anliegende Fell ist oberseits im Sommer rostbraun glänzend, im Winter matt fahlbraun. Die Art ist in weiten Teilen Europas (außer Nordskandinavien, Schottland und Irland) verbreitet und bevorzugt Wälder und größere Parks. Die Wochenstuben werden gern in Baumhöhlen eingerichtet. Im Winter dienen Lüftungsschächte oder ähnlichesalsQuartier.Beispielweisebewohnenetwa5000Tiereeine HochbrückebeiKiel.DieArtwandertimHerbstRichtungSüdwesten. Der Jagdflug beginnt schon vor Sonnenuntergang und findet in Höhen von 10-40 m, z.T. noch wesentlich höher statt. Schnelle Wendungen und Sturzflüge sind über Wiesen, Seen, Müllplätzen oderBaumkronenzubeobachten. KleinerAbendsegler(Nyctalusleisleri) Mit einer Länge von 5-7 cm und einer Spannweite von 26-32 cm ist die Art deutlich kleiner als der Große Abendsegler, die Schnauze ist etwas spitzer. Das kurze Fell ist an der Oberseite rotbraun, an der Unterseite gelbbraun. Die Flughäute sind entlang des Körpers und der Arme dicht behaart. Die Art ist fast genauso weit verbreitet wie der Große Abendsegler, auch das Biotop ist ähnlich. Auch sie wandert im Herbst Richtung Südwest. Die Jagd beginnt nach SonnenunterganginniedrigerenHöhenalsderGroßeAbendsegler. Breitflügelfledermaus(Eptesicusserotinus) Auch diese Art ist mit 6-8 cm Länge und einer Spannweite von 3138cmrechtgroß.DieOhrensindkurz,daslanghaarigeFelloberseits dunkel rauchbraun, unterseits gelbbraun. Die Flügel sind breit. Bis auf Skandinavien, Schottland und Irland ist die Art europaweit verbreitet. Sie lebt im menschlichen Siedlungsraum mit Parks und Wiesen.SiefliegteinehalbeStundenachSonnenuntergangausund jagtimlangsamenFlugin3-5mHöheingroßenKurvenüberGärten, MüllplätzenundumStraßenlampen. Nordfledermaus(Eptesicusnilssonii) Bei 5-6 cm Länge beträgt die Spannweite 24-28 cm. Der Rand der kurzen Ohren verbreitert sich zur Basis hin und erreicht fast die Mundwinkel.DaslanghaarigeFellhatoberseitsgoldeneHaarspitzen, unten ist es gelbbraun. Sie ist im nördlichen und östlichen Europa verbreitet und lebt bei uns meist im Mittelgebirgsvorland in aufgelockerten Busch- und Waldgebieten. Im Winterquartier kommen sie kurzzeitig auch mit Frost bis -7°C zurecht. Der Ausflug beginnt in früher Dämmerung, im Norden auch bei Tageslicht. Sie jagtimoffenenGeländeoderüberWasser. Zwergfledermaus(Pipistrelluspipistrellus) MiteinerLängevon3,5-5cmundeinerSpannweitevon18-24cmist siediekleinsteeuropäischeArt.DiedreieckigenOhrensindkurzund haben eine abgerundete Spitze. Das Fell ist an der Oberseite rotbraun, an der Unterseite gelb- oder graubraun. Bis auf die nördliche Hälfte Skandinaviens ist sie in ganz Europa bis nach Nordafrika verbreitet. Als Hausfledermaus lebt sie in Dörfern und GroßstädtensowieinWäldernundParks.Winterquartierewerdenin großen Gruppen auch in Kirchen bezogen. In einer rumänischen Höhle überwintern 100 000 Tiere. Kurz nach Sonnenuntergang beginnt der Ausflug. Der schnelle Flug (bis 26 km/h) in 2-6 m Höhe geht kreis- und ellipsenförmig. Sie jagt an Waldrändern, über Teichen,inGärtenoderumLaternen. BraunesLangohr(Plecotusauritus) Die Art wird 4-5 cm lang mit einer Spannweite von 24-28 cm. Die Ohrensindauffälliglangmit22-24Querfalten. InMitteleuropasinddiemeistenArtenakutgefährdetundbrauchen unserenSchutz. 04|Tierwelt DIEMÜCKE–DERBLUTSAUGER U ieseparadiesischenBedingungenhattendie“Viecher”im Sommer2009beispielsweiseinderChiemseeregionzur Genüge. Die dortigen Anwohner sind darüber verzweifelt, die Urlauber flüchten. Wegen der Mückenplage wurde per Hubschrauber bereits großflächig das Mückenbekämpfungsmittel BTI verteilt. BTI steht für das Bakterium Bacillus thuringiensis israelensis. Das Mittel bewirkt, dass die Verdauung des Mückentrakts der Larven zerstört wird. Angeblich wirktBTInurgegendieMücken,fürMenschundsonstigeTiereseies harmlos. Dennoch sind die Auflagen für den Spritzmitteleinsatz von BTIextremhoch.AberzurückzudenTieren. DieBlutmahlzeitfürWeibchen Mücken sind meist langbeinige, zart gebaute und oft behaarte Insektenmitlangen,fadenförmigenFühlern. DasOpferistschongefunden.AlleindieweiblichenStechmückensaugenBlut,dassiefürdie ProduktionihrerEierbenötigen.shutterstock.com Nur die Mückenweibchen stechen Menschen und Tiere mit ihrem RüsselundspritzenSpeichelunterdieHornschuppenindieHaut.Sie benötigenProteine,umihreEierzubilden.DerSpeichelistesauch, der das Blut flüssig hält und dafür sorgt, dass der Rüssel nicht verklebt. Das erleichtert den Tieren das Blutsaugen. Dieser Speichel löstbeiunsMenscheneinenunangenehmenJuckreizaus. MitdemStichkommtdasJucken WenndieMückebereitsihreSpurenhinterlassenhat,kühlenSiedie StichstelleambestenmiteinemnassenTuch.InderApothekegibtes Histamin hemmende Medikamente gegen den Juckreiz von Mückenstichen. DerSchutz VersuchenSie,dieTieremitHilfeeinesFliegengitterserstgarnichtin das Schlafzimmer gelangen zu lassen. Hilfen sind sicherlich auch MoskitonetzeüberdemBett.SindSieinderfreienNatur,tragenSie besserhelleKleidung. Behaarte Stellen am Körper sind bei den Parasiten weniger beliebt als unbehaarte, weil sie schwieriger zugänglich sind. Eine Lieblingsstelle der Mücken am menschlichen Körper sind angeblich die Fußgelenke, sorgen Sie deshalb mit langer Fuß- und Beinbekleidungvor. Mückenstiche.AufdiesemArmhabendie StechmückenSpurenhinterlassen.Kühlung schaffteineerste Erleichterung.shutterstock.com Mücken werden vom Duft angelockt. Welche Düfte aber für die Tiere besonders reizvoll sind, weiß man nicht im Detail. Gerüche wie Lavendel, Minze und Zitrus mögen sie jedenfalls nicht besonders.AllerdingsVorsichtmitätherischenÖlenaufderHaut.Sie könnenReizeauslösen. AUFRAUBZUG B gische Invasion: Dass die spanische Wegschnecke nicht 2.000 und mehr Kilometer gen Norden kriechend zurücklegt, ist nachvollziehbar. Sie reist entspannter: als Jetsetter. Genauso wie Käfer, Schnecken, Heuschrecken und Co. Sie machen es sich nämlich mit Vorliebe im Urlaubsgepäck oderimLaderaumvonFlugzeugenbequem.DieGlobalisierungwirkt sichebenauchbeiderVerbreitungvonTierartenaus. In diesem Fall spricht man von einer biologischen Invasion: Fremde Arten verdrängen einheimische. Und damit bringen sie Unruhe in dasökologischeGleichgewichtundverändernÖkosysteme. In Deutschland gibt es angeblich allein 400 Pflanzenarten, die ihren UrsprungineineranderenUmgebunghaben. WanderheuschreckentreteninzweiFormenauf:DieTieredersolitärenPhase,wiediesesExemplar, lebenalsEinzelgänger,jenederWanderphaseverhaltensichgeselligundzeigeneineauffällige Bewegungsaktivität.RCSLibri;GrandiOpereSpAMilano/Ilmondodeglianimali Oder Plage? Anders ist der saisonale Anstieg einer Art zu bewerten. Bestimmte ökologische Voraussetzungen führen zu günstigen Bedingungen für ihre Vermehrung. Zum Beispiel mehr Nahrung. OdereinwärmeresKlima.ImExtremfallführenbeideErscheinungen zueinerPlage. WenndieschwarzenWolkenaufziehen Im Frühjahr 1952 wird der Mittlere Osten von einer Heuschreckenplage heimgesucht. Ein riesiger Schwarm von WüstenheuschreckenverdunkeltdenHimmelübereinemVorortvon Karatschi. Corbis-Bettmann,NewYork Die Wanderheuschrecken gehören zu Afrika wie die Milchkuh zu Deutschland. Doch in den vergangenen Jahren hat es eine Veränderung gegeben: Die Heuschrecken in Afrika haben sich viel weitervonNordwestenbisSüdostenbewegt.RiesigeSchwärmesind über Mali, Niger, den Senegal, Mauretanien, die Küsten von Libyen undÄgyptenhergefallen. Mit fatalen Folgen: Die Heuschrecken vernichten die Ernte. Hilflos sehen die Menschen zu, wie die Insekten ihre Lebensgrundlage vertilgen. Eine Hungersnot ist unabwendbar. Die Welternährungsorganisation 1952,HeuschreckenplageimMittleren Osten FAO hat aufgrund dieser Entwicklung ein Informationssystem eingerichtet, an das betroffene Länder berichten. Darin sind unterschiedliche Grade von Heuschreckenbefall definiert, so dass Notsituationen schneller als solche erkannt und entsprechende Maßnahmen getroffen werden können.DerAufbaueinerNahrungsreservewäreindiesemFalleine Möglichkeit,Hungersnötenvorzubeugen. Grundsätzlich gilt: Regen liefert Heuschrecken beste klimatische Bedingungen für die Entwicklung der Folgegeneration. Ein strenger Winter dagegen würde den Nachwuchs töten. Weniger HeuschreckenwärendieFolge. VorsichtAlgenalarm WasfürOstsee-UrlauberderSupergauist,stelltinheißenSommern ökologisch gesehen eine ernste Bedrohung für die Meerestierwelt dar: die Algenpest. Die hohe Sonneneinstrahlung und anhaltende Hitze führen zu einem explosionsartigen Anstieg bei den giftigen Blaualgen. Strömung und Wind fügen die Algen zu unübersehbaren Teppichen zusammen. Das Meer kann dieser Entwicklung nichts entgegensetzen, denn es ist durch die in der Landwirtschaft verwendeten Düngemittel überdüngt. Das Ökosystem bricht zusammen. Auf dem Meeresgrund erfolgt schließlich der Abbau der verblühten Blaualgen.DafürwirdsehrvielSauerstoffbenötigt.Dieserwirdnicht wieder vollständig ersetzt, da kaum ausreichend sauerstoffhaltiges Wassereinfließt.DasGiftbleibterhalten. Die ökologische Folge: Fische, Krebse, Muscheln und die Meeresbewohner,dieamEndederNahrungskettestehen,sterben. BohrenderSchädling Er bevorzugt vor allem kranke oder geschädigte Bäume für sein vernichtendes Werk: der Borkenkäfer. Aber auch gesunde Bäume mager–mitVorliebeFichten.AngelocktvonDuftstoffenbohrensich die Käfer ins Holz, paaren sich und legen ihre Eier ab. Die Insektenlarven ernähren sich von den Saft führenden Schichten in der Rinde. Da diese Schichten für das Überleben des Baumes notwendigsind,führtderBefallmeistenszumBaumtod. In extrem heißen Sommern findet der Borkenkäfer ideale Lebensbedingungen vor: Fichten haben flache Wurzeln, trocknen aus,könnenkeinenatürlicheAbwehrinFormvonHarzengegenden Käferbilden.SiesindgeschwächtundsomiteinleichtesSpielfürdas Krabbeltier.UmeinweiteresAusbreitenzuvermeiden,hilftnurnoch dieKettensäge. FürdieUmweltsindBorkentierplagenverheerend,daderWaldden Treibhauseffekt durch seine Kohlenstoff bindende Wirkung entschärft. DERKOLIBRI-EINFLUGWUNDER W gerSummvogel DieZungederKolibrisistdünnundröhrenförmigund kann weit aus dem fast geschlossenen Schnabel gestreckt werden. Wenn sie in einen Blütenkelch eingeführtwird,fülltsiesichdurchKapillarkräftemitNektar. Doch nicht nur seine Schnelligkeit ist bemerkenswert, auch seine enormeWendigkeit:DerKolibrikannaufderStellefliegen,aberauch vor- und rückwärts, seitwärts, auf- und abwärts. Seine Flügelbewegungen malen dabei eine liegende acht. Die Flügel selbst bleiben allerdings steif; sie werden über ein Kugelgelenk in der Schultergekreist. Die hohe Frequenz des Flügelschlags verursacht ein summendes Geräusch.DiesemverdanktderKolibridenBeinamen“Summvogel”. Kolibri VielfraßundLeichtgewicht Der Schwirrflug ist zwar wunderschön anzusehen, kostet den Vogel aber enorm viel Energie, so dass er ständig Nahrung aufnehmen muss. Seine Fähigkeit, auf der Stelle zu fliegen, kommt ihm dabei zugute. Er kann im Flug seinen langen Schnabel in eine frei hängende Blüte stecken und mit seiner langen Zunge den Nektar sowiekleinereInsektenaufnehmen. Kolibris sind echte Leichtgewichte. Sie bringen zwischen 2 und 20 Gramm auf die Waage. Dafür sind sie umso größere Esser und vertilgen täglich Körpergewichts. ungefähr das zweifache ihres eigenen NachtskommtihrStoffwechselzurRuhe.DafürkühltihrKörperauf 10° Celsius ab, die Atmung setzt zum Teil aus. Das nennt man auch Torpor, ein Phänomen zur Regulierung des Energiehaushalts, das mit einer Kältestarre zu vergleichenist. Doppelrekordler Die Bienenelfe als kleinste Kolibri-Art hält sogar einen Doppelrekord: Sie ist mit 2 Gramm Körpergewicht und einer Größe von knapp 7 Zentimetern (gemessen von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende) der kleinste VogelaufderErde. Kolibri.ImSchwirrflug»steht«dieserzuden NordelfengehörigeKolibriinderLuftund holtmitderweitvorstreckbaren SaugzungeNektarundkleineInsektenaus derBlüte.RCSLibriundGrandiOpereSpA Milano/Ilmondodeglianimali ÜberdenGlobusverteilt Insgesamt gehören mehr als 300 Arten zu der Familie der Kolibris. Sie leben ausschließlich in freier Wildbahn, und das auch nur in Amerika,vonAlaskaimNordenbisnachFeuerlandimSüden. 05|Gutzuwissen WieaufHofAhmen MilchzuKäsewird VONSILKEGOES ImWacholderwegherrschtgroßeAufregung.Undwirkommenkeine Minutezufrüh:„Los,Los!Kommt!Melken!“ruftAndreasSunderPlassmannüberdieWeideundklatschtindieHände. WIEAUFHOFAHMENMILCHZUKÄSEWIRD I cholderweg herrscht große Aufregung. Und wir kommen keine Minutezufrüh:„Los,Los!Kommt!Melken!“ruftAndreasSunderPlassmannüberdieWeideundklatschtindieHände. Seine Schäfchen sind tatsächlich welche und schwingen die Hufe.EingutesDutzendSchwarzesinddarunterundeinigeLämmer. Insgesamt 70. Bis auf die Lämmer haben alle zwei Marken im Ohr. Eine links und eine rechts. „Das ist Vorschrift in der EU“, erklärt der 52-Jährige, „um auch später bei Bedarf die Herkunft feststellen zu können.“SelbstgeschlachtetwirdaufHofAhmenallerdingsnicht. Mittlerweile sind wir am Melkstand angekommen. Und das vielstimmige, aufgeregte „Mäh“ bedeutet ohne Zweifel: „Endlich Hafer!“ Eine halbe Handvoll bekommt jedes Schaf. Und das zweimal am Tag. Da ist der Andrang vor dem Hochstand natürlich groß. Als StädterhierdenÜberblickzubehalten,istunmöglich.DochAndreas Sunder-Plassmann hält plötzlich inne und sagt: „Zwei Lämmer fehlen!“ Die Mutter hatte ihr Fehlen noch gar nicht bemerkt. In WindeseilelaufenwiraufdieWeide.IneinerKuhleentdeckenwirdie beiden.Sieliegenengbeieinanderundschlafen.„KeinezweiTagealt sind sie“, sagt der Schäfer und nimmt die Kleinen zärtlich in seine Vorbereitungenzum Melken.SilkeGoes Arme.ZurückamHochstandbeginntdas Melken. Zuvor boxt Andreas SunderPlassmanndenSchafenzwei-,dreimalin den Euter. „Das stimuliert die Milchproduktion“, erläutert er. Und wir erfahren, dass die Milch zu diesem Zeitpunkt erst noch in das Euter fließen muss. DerTraumvomAussteigen Schafmilch ist besonders nahrhaft. Sie enthält doppelt so viel Fett und Eiweiß wie Kuhmilch. Dass sie auf Hof Ahmen außergewöhnlich gutist,liegtauchanderQualitätdesWeidegrases.Undnatürlicham Hafer. Im Sommer gibt jedes Schaf einen Liter pro Melkzeit. Im November ist es nur noch ein Viertel davon. „Unsere Schafe sind wenig durchgezüchtet“, sagt Andreas Sunder-Plassmann, „deswegen können sie auch nicht das ganze Jahr über gemolken werden. Das heißt: Von November bis April ist Winterpause. Das Melken selbst dauert rund zweieinhalb Stunden. Und da es immer wieder der gleiche Vorgang ist, fragen wir, ob eine Schafkäserei schon immer seinTraumwar.DerHofherrlachtundsagt:„Dasnichtgerade.Aber NaturhatfürmichschonalsKindeinegroßeRollegespielt.“Studiert hat er in Berlin allerdings nicht Agrarwissenschaft, sondern Architektur.Anfangder1980erJahrehaterdannvonseinemOnkel aus den USA eine sechsstellige Summe geerbt. Genug Geld, um auszusteigen. „Als wir den damals rund 120 Jahre alten, reetgedeckten Hof entdeckten, war schnell klar: Das ist es!“ Mit einigen Freunden und seiner späteren Frau Luise begann er mit ökologischerLandwirtschaft.„EinewildeZeitwardasdamals“,sagter –undgrinst.AufSchafeunddieKäsereispezialisierthatersicherst inden1990erJahren. RosenblütenfürdenKäse „Unsere Käserei ist eigentlich ein altes Gewächshaus“, sagt Andreas Sunder-Plassmann, nachdem die ersten knapp 30 Liter gemolken sind. Der Weg dorthin ist kurz. Nur einmal durch den Garten. Hier lagert ein großer Topf mit der Milch von gestern. Ganz oben eine LuiseSunder-Plassmannbei derHerstellungvon Frischkäse.SilkeGoes Schicht aus Molke. Für die Käserei zuständig ist Luise AndreasSunder-Plassmannundzwei seinerLämmer.SilkeGoes Sunder-Plassmann. Unsere Fragen beantwortet sie geduldig „Nach dem Melken filtern wir die Milch zunächst und lassen sie dann einen Tag stehen. Später kommen Käsekulturen und Lab dazu und wir erwärmen das Ganze auf 32 Grad. Nach einer dreiviertel Stunde ist die Milch dick wie Joghurt. Mit Gewichten pressen wir dann nach und nach die Molke heraus. Aus dem einen Teil machen wir Schnittkäse, aus dem anderenFrischkäse.“ Das Besondere an dem Frischkäse auf Hof Ahmen sind die beigemengten Kräuter. Je nach Saison sind es Bärlauch und Basilikum, Schnittlauch oder Rosenblüten. Wir dürfen Letzteren probieren auf einem Bett von RhabarberMousse. Ein ungewohnter, aber herrlicher Genuss.„Der andere Teil der Galerte, der zum Schnittkäse werden soll, kommtvierbissechsWochen in den Reiferaum“, erklärt die studierte Theologin. „Bevor wirsieallerdingsindieRegale legen, müssen die kleinen Laibe noch einen Tag in Salzlakebaden.“ Am Ende hat der Käse eine DerHartkäsereiftvierbissechs Wochen.SilkeGoes Konsistenz wie Gouda und schmeckt überhaupt nicht streng, sondernvielmehrcharakteristisch-würzig.95ProzentderProduktion geht an Wiederverkäufer – vor allem an Bioläden. „Den Rest verkaufenwirdortdirektabHof“,sagtLuiseSunder-Plassmann.Und diewissendieQualitätdesBio-SchafkäsesseitJahrenzuschätzen. 06|CharlesDarwin EinLebenfürdie Forschung VONWISSEN.DE VonKindheitanhattesichDarwinmitderNaturbeschäftigtundwar mitihrsehrvertraut. EINLEBENFÜRDIEFORSCHUNG C es Darwin wurde am 12. Februar 1809 als Sohn eines Arztes geboren und nach dem frühen Tod seiner Mutter 1817 von seinen beiden Schwestern aufgezogen. Von Kindheit an hatte sich Darwin mit der Natur beschäftigt undwarmitihrsehrvertraut.DereherängstlicheJungefischte,jagte, sammelte verschiedenste Steine, Insekten und Muscheln, suchte nach Vogeleiern und wollte wissbegierig jeden Pflanzennamen erfahren. Dennoch ging er 1825 auf Wunsch seines Vaters, den er immer gerne auf Krankenbesuchen begleitet hatte, zur Universität vonEdinburgh,umdortMedizinzustudieren.Darwinwarjedochfür das Medizinstudium nicht zu begeistern. So lernte er bald naturwissenschaftlich interessierte Studenten kennen und trat der “Plinian Society” bei, einer Runde wissbegierig über naturwissenschaftlicheThemendiskutierenderStudenten. 1828 kam er nach Cambridge, um dort Theologie zu studieren. Zu dieser Zeit gehörten die meisten Naturforscher dem Klerus an. Es waren Menschen, die die Welt im göttlichen Zusammenhang begreifen wollten. In Cambridge lernte er, vermittelt durch seinen Mentor, den Geistlichen und Botaniker Professor John Henslow, Captain Fitzroy kennen, der ihm vorschlug, als naturwissenschaftlicher Beobachter auf der “Beagle”, einem Forschungs- und Vermessungsschiff, eine Weltreisemitzumachen. DarwinsForschungsreise Diese Weltreise, die vom 27. Dezember 1831 bis 29. Oktober 1836 dauerte,warentscheidendfürDarwinsEntwicklung.AufdieserReise betrieb er geologische Forschungen und beschrieb die Lebensgewohnheiten vieler Tiere. Nach seiner Rückkehr ließ er sich alsWissenschaftlerinLondonnieder.Von1838bis1841warDarwin Sekretär der Geologischen Gesellschaft und begann mit dem Buch “ÜberdenBauunddieVerbreitungderKorallenriffe”.1859erschien dann sein Lebenswerk “The Origin of Species” (“Über den Ursprung der Arten”), in dem er seine Selektionstheorie darlegte und die daraus abgeleitete Erkenntnis, dass alle Lebewesen von einem gemeinsamenVorfahrenabstammen. Er stellte sich damit gegen die Anhänger der biblischen Schöpfungslehre, von der er selbst einst überzeugt gewesen war. DasserauchdenMenschenindieseVorstellungeneinbezog,führte zu heftigen Kontroversen und brachte ihm Hohn und Spott ein. Allerdings wurden seine Ausführungen, dass der Mensch und die heutigen Menschenaffen wie Gorilla und Schimpanse von einem gemeinsamen Vorfahren, einem “Uraffen” gewissermaßen, abstammen, von den meisten Zeitgenossen missverstanden und darauf verkürzt, “der Mensch stamme vonAffenab”. 1839 heiratete er seine Cousine Emma Wedgwood und zog sich 1842 in das südlichvonLondongelegeneDorfDawn zurück. Bis 1846 befasste er sich hier noch mit biologischen Arbeiten, nach 1859 überwiegend mit botanischen Forschungen. Charles Darwin starb am 19. April 1882. Beigesetzt wurde er in derWestminsterAbbey. DASERBEDARWINS nsErbe Seit Charles Darwin in der Mitte des 19. JahrhundertsseinebahnbrechendeTheorievonderEntstehungderArten durchnatürlicheAusleseentwickelthat(“Ontheoriginofspeciesbymeans of natural selection” 1859, “dt. Über die Entstehung der Arten durch natürlicheZuchtwahl”,1893),istdasKonzeptderEvolutionzumtragenden Fundament der Biologie geworden. Darwin hatte umfangreiches Tatsachenmaterial zusammengetragen und dadurch dem Evolutionsgedanken zum Sieg verholfen. Unsere Vorstellungen von den Rahmenbedingungen und Mechanismen der biologischen Evolution wie auch von ihrem Verlauf haben sich in den letzten Jahrzehnten nicht grundlegend geändert, allerdings erheblich verfeinert. Zu dieser Evolution der Evolutionstheorie selbst haben so unterschiedliche Wissenschaftsdisziplinen wie Chemie, Molekular- und Zellbiologie, Populationsgenetik, Morphologie, Paläontologie, Entwicklungsbiologie, Verhaltensforschung und Computerwissenschaften beigetragen. Die Grundzüge des historischen Darwinismus, also der von Darwin begründeten Evolutionstheorie, wurden jedoch vor allem durch die moderneGenetikbestätigt. AusblickundVerantwortung Als im 19. Jahrhundert Naturforscher wie Charles Darwin oder Alexander von Humboldt die Tropenwälder besuchten, staunten sie über die ungeheure Artenvielfalt, die hier herrschte. Sie berichteten von unglaublicher Formenmannigfaltigkeit bei Schmetterlingen,Vögeln,KäfernundAffen.InderTatistderArtenreichtum verblüffend. Während es in ganz Europa nur etwa 50 verschiedene Baumarten gibt, existieren auf Regenwaldflächen von der Größe zweier Fußballfelder oft über 500. Als in den 1980er Jahren Wissenschaftler begannen, mit Hilfe von Kletterausrüstungen und Strickleitern die schwer zugängliche Kronenregion der Regenwälder zu erforschen, öffneten sich nochmalsneueDimensionen.IneinereinzigenBaumkronefandensieüber 600 verschiedene Käferarten. Etwa 150 davon waren ausschließlich auf diese Baumart spezialisiert. Auf einem Hektar Regenwald können vermutlich20.000verschiedeneInsektenartenvertretensein.Ungefähr400 VogelartenlebeninZentralamazonienaufeinemGebietvon7mal7km. Vor allem wegen der Zahl der in den Bäumen lebenden Insekten, aber auch der hoch oben wachsenden Pflanzen, musste der ArtenreichtumderErdeganzneubeurteiltwerden.Esgibtwohlnicht nur zwei Millionen Arten auf der Erde, wie Wissenschaftler noch in den 1950er Jahren angenommen hatten, sondern 20, 30, vielleicht sogar 40 Millionen! Über 80 Prozent davon bewohnen die Regenwälder. Wenn dieser unermessliche Schatz an genetischer Vielfalt zerstört wird, ist er unwiederbringlich verloren. Wir sollten deshalb bewusst und umsichtig mit der uns anvertrauten Erde und den Ergebnissen ihrer Jahrmillionen andauernden Evolution umgehen. Evolutionstheorie 07|Impressum wissen.deeMagazine KonradinMedienGmbH Ernst-Mey-Straße8 70771Leinfelden-Echterdingen Geschäftsführer:PeterDilger Geschäftsleitung:KostaPoulios,+49(0)711/7594-0 AmtsgerichtStuttgart,HRB220398 UST.-Idnr.DE811236132 Bezugspreise EinzelpreiseMagazine:1,99EURinkl.MwSt. Leserservice Leserservice wissen.de eMagazine, Ernst-Mey-Str. 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen E-Mail:[email protected] Phone:+497117594–302 Gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung des Autors, nicht unbedingt die der Redaktion dar. Für unverlangt eingesandte Manuskripte keine Gewähr. Alle in wissen.de eMagazines erscheinendenBeiträgesindurheberrechtlichgeschützt.AlleRechte, auch Übersetzungen, vorbehalten. Reproduktionen, gleich welcher Art,nurmitschriftlicher Genehmigung des Verlages. Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart. 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